1844 / 8 p. 4 (Allgemeine Preußische Zeitung) scan diff

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bei dieser Gelegenheit in deu Tuilerieen erschienen ist. Wohl nit mit Unrecht hat man darin eine von den Repräsentanten der Natio- nal- Garde auch ihrerseits beabsichtigte förmlihe Demonstration und Protestation gegen die Vorgänge zu London gesehen, und wer nicht vor den Thatsachen die Augen verschließen oder wissentlih täuschen will, oder wer nur cinige Kenntniß von der wirklichen Verfassung der Gemüther und der Meinungen 1 Frankreih hat, wird zuge- stehen müssen, daß die unermeßliche Mehrheit der Franzosen mehr und mehr die Wohlthaten zu erkennen beginnt, die sie der Regierung König Ludwig Philipp's verdankt, und daß die Demon- stration der Offiziere der National - Garde nur der getreue Ausdruck der Gesinnungen der großen, weit überwiegenden Mehrheit dieser selbst war. Das pariser Volk nahm auch diesmal an der offiziellen Auf- fahrt des diplomatischen Corps, der Mitglieder beider Kammern, der höchsten Staatswürdenträger u, \. w. den lebhaftesten Antheil, und so lange die Aufwartungen dauerten, war eine dichtgedrängte Menge rings um das Tuilerieen-Schloß, namentlih an den Haupt-Eingängen, am Gitter des Schloßhofes, auf dem Carousselplaße, sowie in der Rue Rivoli versammelt, und ließ sich selbst durch das später gegen 2 Uhr Nachmittags eintretende Regenwetter nicht abhalten, beharrlich seine Plätze zu behaupten.

Die Pairs-Kammer hat bereits den Herzog von Broglie mit Abfassung des Adreß-Entwurfs auf die Thron-Rede beauftragt, und es unterliegt kaum einem Zweifel mehr, daß in demselben so manche . Punkte berührt werden dürften, welche in der Thron-Rede selbs um=- gangen wurden. Man versichert, daß ein Tadel der Theilnahme meh- rere Mitglieder der Pairs-Kammer an den Demonstrationen für den Herzog von Bordeaux zu Londou einen dieser Punkte bilden werde, und daß man in diesem Falle mit Gewißheit der Zuftimnrung der großen Majorität der Kammer zur Aufnahme eines derartigen Pa- ragraphen in die Adresse entgegensehen dürfe. Heute versammelt sich nun auch die Deputirten - Kammer in ihren Büreaus, um die neun Mitglieder zu ernennen, welche die Adreß - Kommis Es wäre wohl möglich, daß man heute noch niht mit allen Ernennungen in den verschiedenen Büreaus zu Stande fommt, namentlich in denjenigen Büreaus nicht, wo die

Opposition in besonders starker Zahl vertreten ist. Man sieht stür= *

mischen Debatten darin entgegen, und die Ernennungen werden von - beiden Seiten hart bestritten werden. Diese Debatten können als - ein Vorspiel zu dem eigentlihen Kampfe in der Kammer selbst be= ; trahtet werden. Unter den in der Thron - Rede berührten Fragen werden hauptsächlich die Angelegenheiten Spaniens Stoff zu lebhaf- ten Erörterungen bieten; im Allgemeinen aber dürften auch hier ge- rade jene Punkte, welche die Thron - Rede übergeht, vorzugsweise Stoff zur Diskussion geben, so die Sache der Legitimisten, die Frage der Dotation des Herzogs von Nemours, das Durchsuchungs -= Recht, welches Herr Billault wieder anzuregen, die Absicht hat, und noch manche andere, Ob in den Adressen der beiden Kammern abermals

: Hand in Paris verleben. * ben diese Nacht uns verlassen, um nah Spanien zurückzukehren. Bis zu dem leßten Augenblick \hmecihelten sie si, die Ex-Regentin nach “Madrid zu geleiten.

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52 machen. So z. B. wird im vorliegenden Falle, wo eine Phrase mit Anspie- lung auf die Reise des Herru Berryer und der übrigen legitimistishen Deputirten in die Adresse eingerückt werden soll, die Opposition, welche gegen die erwähnte Phrase a priore gestimmt is, nicht unterlassen, von Herrn Guizot die Mittheilung der zwischen unserem Minister des Aeußeren und Lord Aberdeen gepflogenen diplomatischen Korrespondenz über die Gegenwart des Herzogs von Bordeaux in England zu begeh= ren. Der Gegenstand is aber zu delikat, als daß Herr Guizot sich bewogen fühlen sollte, dergleichen diplomatische Dokumente zur Deffent- lichkeit zu bringen. Die Opposition wird sich folglich aus der Weige- rung des Ministers eine mächtige Waffe machen, um die einzurückende Phrase bei der Diskussion der Adresse lebhaft zu bekämpfen.

So auffallend es scheinen mag, daß die dynastische Opposition hierin niht für die Regierung gegen die Legitimisten sich aussprechen sollte, so gewiß is es, daß die Linke dem Herrn Berryer ihre Unter- stüßung versprochen hat, um gemeinschaftlich die besprochene Phrase zurückzuweisen. Herr Thiers wird in diesem Kampfe äußerlich neutral bleiben, heimlich aber die Phrase bekämpfen.

Was die Dotation zu Gunsten des Herzogs von Nemours an- belangt, so is es ausgemacht, daß Herr Guizot keine Kabinets-Frage mehr daraus machen will, nahdem die Majorität der Konservativen gegen die Dotation zu stimmen entschlossen is, Man zählt höchstens hundert Deputirtén, welche sich bereden lassen würden, die Dotation zu bewilligen, alle übrigen politischen Nüancen, nämlich: äußerste

SLinke, Linke, linkes Centrum (mit Ausnahme der Herren Thiers und

Vivien), beiläufig die Hälfte der Centrums, und die Legitimisten wer- den, wie es scheint, gegen die Dotation stimmen. Alle Bemühungen des Kabinets, die Konservativen eines Anderen zu bereden, sollen ge= \cheitert sein. A s

Das Journal des Débats bestätigt in einer gestrigen Num- mer, was ih bei der ersten Nachricht der Sendung der Herrn Donoso und Ros Olano nah Paris behauptete, nämlich, daß die Königin Marie Christine der Einladung des spanischen Kabinets, nach Madrid “zurüczukehren, vor der Hand nicht folgen würde. Das Journal des Débats will zwar wissen, die Ex - Regentin hätte versprochen, im Laufe des nächsten Monates die Rückreise nach Spanien anzutre= ten, um die Vormundschaft ihrer jüngeren Tochter , der Prinzessin Louise, zu übernehmen. Sicheren Erkundigungen zufolge aber hat die Ex-Regentin keine Zeit ihrer Rückehr nah Spanien bestimmt, son=- dern nur den Herren Donoso und Ros Olano erklärt, daß, wenn einmal ihre Vormundschafts = Rehnungen von den Cortes richtig und genau befunden sein würden, sie sih veranlaßt finden könnte, nach Madrid zurü{zureisen, doch wolle sie jedenfalls den Winter vor der Die Herren Donoso und Ros Olano ha=

Sie sind ziemlich verstimmt von hier abgereist. Herr Martinez de la Rosa, der neu ernannte Botschaster der

ein Paragraph über die polnische Nationalität siguriren wird, ist dies- mal noch keinesweges sicher. i :

Nachschrift. (Kurz vor Post-Abgang.) In aller Eile theile ih Jhuen noch schnell das Resultat der heutigen Versammlung der Deputirten - Kammer in den Büreaus mit. In mehreren derselben wurde die Theilnahme der legitimistishen Deputirten an den Vorgän= gen zu London zur Syrache gebracht; aber die Herren Berryer, Bechard und Herzog von Valmy, als Betheiligte, erklärten, daß sie nux vor versammelter Kammer selbst Erklärungen über ihr Benehmen geben würden. Herr de Chambolle, von der dynastischen Opposition, erflärte sich ebenfalls gegen jene Vorgänge und gegen die Theilnahme von Deputirten daran, doch ist er gegen ein Gese, welches dem ähn= lich wäre, das seiner Zeit gegen die Anhänger der Stuarts in Eng= land erlassen wurde. Die ernannten Mitglieder sind: im 1sten Bü= reau Herr St. Marc Girardin, im 2ten Herr Nisard, im 3ten Herr Ducos, im Aten Herr Demousseaux de Givré, im S5ten Herr Bignon (dieser wurde erst nach dreimaligem Skrutinium durch= geseßt und zwar mit Zustimmung der Opposition, die den Marschall Sebastiani, welcher der eigentlihe konservative Kandidat war, nicht annehmen wollte), im 6ten Herr Bethmont, im 7ten Herr Baume (Herr Thiers erhielt nur 10 Stimmen gegen ihn), im s8ten Herr Hebert, im 9ten Herr Fr. Delessert, Davon gehören nur die Herren Ducos und Baume der Opposition an. Auf den Juhalt der künf- tigen Adresse läßt sich hieraus ein Schluß ziehen,

m Paris, 2. Jan. Der Herzog von Broglie, der zum Berichterstatter der Adreß-Kommission in der Pairs-Kammer ernannt wurde, hat in dem Adreß-Entwurfe, welcher heute der Kammer vor- gelegt wurde, eine Phrase eingerückt, worin auf die Reise des Her- zogs von Richelieu, Mitglied der Pairs-Kammer, nah London ange- spielt wird, Der Berichterstatter äußert darin das Bedauern, daß Mitglieder der einen und der anderen Kammer so weit die Heiligkeit des dem Köuige der Franzosen geschworenen Eides verleßen founten, daß sie sih der Theilnahme an den Umtrieben, wozu die Gegenwart des Herzogs von Bordeaux in England Anlaß gab, schuldig machten. Man erwartet, daß der Herzog von Richelieu sih veranlaßt finden wird, das Wort zu begehren, um sich gegen den vom Berichterstatter der Adreß-Kommission an ihn gerihteten Vorwurf zu vertheidigen. Nichts- destoweniger kann man schon jeßt annehmen, daß die Phrase des Herzogs von Broglie beinahe einstimmig von der Pairs-Kammer wird angenommen werden. Der Marquis von Dreux - Brézé, der einzige Legitimist in der Pairs-Kammer, welcher Rednergabe besißt, liegt gefähr= lih frank darnieder, Der Herzog von Noailles, ebenfalls Legitimist, gehört heimlich zu den ralliirten Legitimisten, welche nur eine geschickte Gelegenheit abwarten, um \ich der Juli-Dynastie anzuschließen. Er wird also \{werlich dem Herzog von Richelieu zu Hülfe kommen wollen. Sonst giebt es kaum einen oder zwei Pairs von seiner po- litischen Farbe, Bei so ungleichen Streitkräften kann der Sieg der Regierungspartei nicht eine Sefunde lang zweifelhaft bleiben.

Eben das beinahe einstimmige Votum, womit die Phrase des Herzogs von Broglie admittirt werden dürfte, veranlaßte, wie es scheint, das Kabinet, der Adreß - Kommission der Deputirten - Kammer eine ähnliche Phrase zur Einschaltung in den Entwurf der Adresse mi- zutheilen, Zu diesem Zwecke wurden alle ministeriellen Deputirten auf heute, durch besondere Einladung des Kabinets, in die Büreaus der Deputirten -= Kammer beschieden, wo um 1 Uhr die Wahl der Mitglieder der Adreß-Kommission beginnt, Von allen zu ernennenden Kommissionen is} keine so wichtig, als die Adreß - Kommission, welche als das politische Thermometer der Lage des Ministeriums zu gelten pflegt. Gewöhnlih fällt die Zusammenseßung dieser Kommission so aus, daß von neun Mitgliedern höchstens zwei zur Opposition gehö- ren. Vor einem Jahre zählte diejelbe sogar nur eines, nämlich Herrn Odilon Barrot. Ein einziges Mitglied der Opposition reicht hin, dem jedesmaligen Kabinet Verlegenheiten zu bereiten. Die Kom- mission der Adresss hat das Recht, die Mittheilung der geheimsten Aktenstücke vom Ministerium zu verlangen und besonders in Betreff der auswärtigen Politik alle diplomatischen Dokumente, welche zur

Verfügung des Ministers des Aeußeren stehen, \ich vorlegen zu asen Die Mitglieder der Opposition ermangeln selten, hierin dem Minister des Aeußeren manche Forderung zu machen, die Leh- terer aus diplomatischen Konvenienzen nicht erfüllen kann. Dadurch wissen sie dann geschickt die Diskussion der Adresse nur erbitterter zu

* Königin Fsabella am Hofe der Tuilerieen, wird bis zum 15ten l. M.

“auf seinem hiesigen Posten erwartet, Er läßt bereits sein Haus in Paris einrichten, welches auf einem schr glänzenden Fuße unterhalten erden soll. Da Herr Martinez de la Rosa unvermählt ist, so wird, Heißt es, die Herzogin von San Carlos, deren Gemahl Grande von Spanien erster Klasse is und in Paris sih aufhält, die Honneurs im Hotel des neuen spanischen Botschafters machen,

Grossbritanien und Irland.

London, 2. Jan, Jhre Majestät die Königin ließ am gestri- gen Neujahrstage an die Armen von Windsor Brod und Fleisch aus-= theilen und wohnte, in Begleitung ihres Gemahls, mit dem ganzen Hofstaate dieser Vertheilung in der Reitschul® selbst bei,

Es ist eine alte Gewohnheit, daß die Journale beim Jahres- wechsel an ihre politischen Raisonnements Rückblicke auf die Ercignisse des vergangenen Jahres knüpfen, die, je nah der Parteifarbe der Blätter, zu Angriffen gegen oder zur Vertheidigung von Regierungs- Maßregeln dienen. Der ministerielle Standard sieht im Jahre 1843 den Frieden gesichert, die Staats-Cinnahme geordnet, die Manufaktur= Sndustrie neu belebt, neue und unbeschränkte Kanäle den Handels- Ünternehmungen geöffnet und ein ausgedehntes Stück Land gewonnen. „Zwölf Monate“, sagt dagegen die Morning Post, das Organ ber Ultra- Section der Tories, sind nun verstrihen, da wir am Schlusse des Jahres 1842 ungern und mit Bekümmerniß die Art und Folgen der politischen Richtung kennen lernten, welche vor den Wahlschranken von konservativen Kandidaten angeklagt, im Parlament von konservativen Gesebgebern unterstüßt wurde. Wir hofften da- mals noch Besseres von der Zukunft, aber die Zukunft brachte feine Beschränkung, viel weniger eine Entfernung der Ursachen, welche un- serer Bekümmerniß zum Grunde liegen,“ Der Zwiespalt in der ei-= génen Partei der Regierung ist ein Grund mehr, worauf die Oppo= sitions-Journale ihre bekannten Angriffe gegen das Peel-Ministerium stüßen. Ein Blatt, welches, ursprünglich radikal, seit einiger Zeit aber sich mehr zur Peelschen Tory - Politik hinneigt, der Spec- tator, bringt gleichfalls Rückblicke auf das vergangene Jahr und stellt Vergleiche zwischen dem gegenwärtigen und dem gleichzeitig vor- jährigen Zustande an. „Selbst die trivialen Ereignisse der leßten Woche“, schreibt der Spectator, „deuten auf einen ungeord= neteren politishen Zustand hin und zeigen mehr Agitation im Lande, als die entsprechende Zeit des vergangenen Jahres. Die

Waliser Unruhen waren neu unter den Volksbewegungenz sie lassen ihren Schatten in der Untersuchungs -= Kommission zurück,

um den Unterschied zwisheu Neujahr 1843 und 1844 zu bezeichnen.

Ju den ländlichen Distrikten Englands flammen zur Nachtzeit zerstö= rende Feuersbrünste; neue Zeichen eines vagen und fast ziellosen Miß-= vergnügens unter der. Baueruschaft. Am leßten Neujahr waren die Vertreter der Agrikultur-Juteressen auf dem besten Wege, zur Aus= söhnung mit dem neuen Korngeseße zu gelangen, jeßt hat die Agitation der League solche Ausdehnung gewonnen, is der Glaube an die Standhaftigkeit der einsichtsvollsten Protektionisten so er=- hüttert, daß die Vertheidiger des Korngeseßes zu zweifeln an= fangen, ob Sir R. Peel bei dem veränderten Geseße wird stehen bleiben können, Jrland is in größerer Aufregung. Das vorige Jahr {loß mit einer Einschläferung der Repeal-Agitation ; seitdem haben die „Monster Meetings stattgefunden , und die Staats =- Verfol= gungen größere und immer größere Aufregung verursacht. ,„, Das Repeal =Jahr ist zwar in der That ohne Repeal vorübergegangen, aber daß O'Connell \ein Versprechen nicht erfüllt, vermindert noch nicht die Verlegenheit der Regierung. Die große irländische Maß-= regel der leßten Session, die Waffenbill, is in Ausführung gefom- men, aber ihre Wirksamkeit is in Folge der den Behörden ertheilten Befugnisse \olher Art, daß die Regierung einschreiten muß, um dem Vorwurfe von Seiten der Opposition zu begegnen, daß sie die“ protestantishen Tories bewafsne und die fatholishen Liberalen e Yam mache. Jm Ganzen genommen giebt es denn, troßdem daß eine außerordentliche Milde der Jahreszeit, eine reichliche Aerndte und ein theilweises Wiederaufleben des Handels die dringendsten Be= sorgnisse vor dem Winter entfernt haben, doh eine mißmuthigere Bewegung unter dem Volke als im vorigen Jahre, Die Ministe- riellen seben mit Bangen in die Zukunft; die Whigs beginnen zu

hoffen und rüsten sich zu ihrem Wiedereintritt in die Verwaltung.

Seine Königl. Hoheit der Herzog von Bordeaux is am 30. v, M. in Plymouth angekommen.

Uiederlande.

Delft, 2. Jan. (Amsterd, Handelsbl.) Heute um zwölf Uhr Mittags trafen die sterblichen Ueberreste des Königs Wilhelm Friedri, Grafen von Nassau , von Rotterdam hier cin und wurden vou Sr. Majestät dem Könige und den Königlichen Prinzen an der neuen Brücke außerhalb der Stadt empfangen und iu der durh das Programm vorgeschriebenen Weise in dem Königlichen Familien - Be- gräbnisse in der neuen Kirche beigeseßt.

Italie hn,

Neapel, 24. Dez. (A. Z) Es bestätigt sih jebt auf das bestimmteste, daß der Graf Trapani, Prinz Franz de Paula, jüngster Bruder des Königs beider Sicilien, wirklih als Gemahl der Königin Ssabella von Spanien in Vorschlag gebracht ist. Diese Verbindung wird von England und Frankreich unterstüßt, Ob dieser Gedauke in Syauien selbst Popularität gewinnen wird, zumal jebt nah dem Sturz Olozaga?s, muß die nächste Zukunft lehren. Der Prinz, erst 46 Jahr alt, hat im Collegio dei Nobili zu Rom noch seine Studien zu vollenden, besißt also gar keine Welt - Erfahrung. Bei der An-= wesenheit des Fürsten von Carini in Madrid und der Anerkennung der spanischen Regierung von Seiten Neapels spielt natürlich jene Verbindung, wenn man sie auch fürs Erste noh im Hintergrunde hält, die Hauptrolle.

Die mehrbesprohene Aufhebung des Einfuhrzolls auf Getraide soll, wie man aus sicherer Quelle vernimmt, nicht stattfinden, und nach wie vor bezahlt dieser Artikel 10 Carlini unter neapolitanischer und 20 Carlini unter fremder Flagge für jeden Cantároz nur den Brod - Lieferanten für die Truppen is} die freie Einfuhr seit einiger Zeit gestattet. Wie verlautet, beabsichtigt die Regierung, den armen Klassen für ihre Rechnung Brod zu mäßigeren Preisen und in besse- rer Qualität, als fie sich solches seit einiger Zeit bei den Bäckern ver schaffen können, verkaufen zu lassen, welche lobenswerthe Maßregel unter den Getraide-Spekulanten Bestürzung hervorgebracht hat.

Man erinnert sich nit leiht in dieser Jahreszeit einer so {chü- nen Witterung, als wir sie hier seit mehreren Wochen anhaltend ha= ben, Das Erdreich is durh die heißen Sonnenstrahlen so ausge trocknet, daß die Blumenbeete in den Gürten, welche jeßt im {chön- sten Flor stehen, jeden Morgen begossen werden müssen.

S P V e.

XX Paris, 1. Jan. Die Barceloneser beklagen sich über die Ein quartirung, die man ihnen, in Ermangelung der Zahlung der Fahnen- Steuer, durch welche diese Last gewöhnlich abgetauft wird, in die Häuser gelegt hat. Das Geschrei nah Schleifung der Mauern und Wälle von Barcelona wird alle Tage lauter, allein es steht nicht zu erwarten, daß die Regierung die geringste Notiz davon nehmen werde. Die sogenannten passiven Klassen in Barcelona, welche seit neun Monaten feine Zahlung von der Regierung erhalten hatten, haben jeßt endlich eine Anweisung auf eine Wochenzahlung ihrer Pensionen bekommen, gerade genug, sagt der Jmparc ial, um sie in Stand zu seben, das Weihnachtsfest mit einer Schüssel Kartoffeln zu feiern. Wie sehr übrigens auch in Spa nien das religiöse Gefühl geschwächt is, dafür bildet eine Verordnung der Behörden von Barcelona über die Begehung des Weihnachts= festes einen sprechenden Belag. Jn dieser Bekauntmachung werden nämlich die Barceloneser nachdrücklich ermahnt, der Christmette mit Sammlung und Austaud beizuwohnen, wenn sie sich nicht der härf= sten Ahnung für jeden Verstoß gegen die der Religion gehührende Ehrfurcht aus\seßen wollen.

Die leßten Nachrichten aus dem Maestrazgo sind etwas besser, als man sie seit einer Reihe von Monaten aus diesem unglücklichen Landstriche zu erhalten gewohnt war, der von jeher der Haupt-Tum= melplaß der Banden gewesen is, welche die Fahne der Legitimität aufpflanzen, um dem Staate auf eigene Rehnung den Krieg zu machen. Durch eine beharrlihe Verfolgung, zu welcher drei Batail lone Linientruppen, und außerdem eine große Anzahl von freiwilligen National-Gardisten verwendet wurden, ist es gelungen, das Land bei- nahe gänzlih von den Factiosen zu säubern, welche unter der Führung des el Groh, Lacobàs und einiger anderer weniger bedeutender Häuptlinge die ganze Bevölkerung beständig in Angst und Schrecken hielten. Einige der Factiosen sind getödtet, mehr als 50 haben sich gegen die Zusage der Straflosigkeit ergeben, und die übrigen sind vertrieben, so daß der so übel heimgesuhte Maestrazgo jeßt wenigstens für einen Augenblick Ruhe hat, denn lange werden die erreichten Wirkungen freilih niht vorhalten,

X Paris, 2. Jan. Ein französischer Staatsmann, der sich seit mehreren Monaten in Madrid aufhält, wo er irgend eine poli- tische Aufgabe zu verfolgen s{heint, über deren Natur man bis jeßt im Ungewissen is, äußert in einem Briese, der mir mitgetheilt wird, seine Ansichten über die gegenwärtige Lage der Dinge in Spanien, und über deren vermuthliche weitere Wendung. Die Meinung dieses Mannes is um \o wichtiger, als derselbe, obgleich er durchaus kleinen offiziellen Charakter hat, sowohl mit der spanischen Regierung, als mit den Häuptern der verschiedenen Parteien in dem engsten Verkehre steht, und sich \somit auf dem günstigsten Gebiete befindet, um die Be- obachtungsgabe und den politishen Scharfsinn, welche ihm auh von seinen Gegnern zugestanden werden, auf die spanischen Verhältnisse anzuwenden, ; | :

Jn dem fraglichen Briefe nun wird vor allen Dingen auf die Frage von der Vermählung der Königin Isabella Gewicht gelegt. Um diese Frage, heißt es darin, dreht sich für jeßt das gauze Getriebe der Partei-Politik, und eben deshalb scheint eine befriedigende Lösung derselben unmöglich zu sein. Die Interessen, welche jedem der ein- zelnen Bewerber um die Hand der Königin Jsabella entgegenstehen, sind zahlreih und stark genug, um einem jeden jener verschiedenen Ver= mählungs-Projekte unübersteigliche Hindernisse in den Weg zu wälzen. Ein negpolitanischer Prinz ist auf dem Throne neben der jungen Jsa- bella aus ähnlichen Gründen unmöglich, wie ein französischer; eine Wahl dieser Art würde das nationale und das dynastishe Gefühl des ganzen Volkes und die direkten Interessen der einflußreihsten Parteien beleidigen. Was den Sohn des Jnfanten Don Francisco de Paula betri, so liegt in der gar zu unbedeutenden Persönlich=- feit dieses Prinzen ein Bedenken, welches, zusammengehalten mit dem bekannten herrschsüchtigen und ehrgeizigen Charakter seiner Mut= ter, zu einer unermeßlichen Schwierigkeit wird, zumal in die- sem Falle die Königin Christine voraussichtlihermaßen auf die Seite der Gegner des genannten Bewerbers treten wird, Der Sohn des Don Carlos endlich, so wünschenswerth in gewisser Hinsicht es sein würde, wenn die junge Königin ihn zu ihrem Gemahl wählt, hat die unbesiegbaren Vorurtheile der ganzen liberalen Partei gegen sih, welche si eine solhe Heirat unzertrennlih denkt von einer ab= solutistishen Reaction. Denn man is überzeugt, daß der Gemahl der Königin in Spanien unter allen Umständen eine ganz andere und viel bedeutendere Rolle spielen wird, als dies in anderen Ländern der Fall ist, wo das constitutionelle Regiment tiefe Wurzeln geschlagen hat, und wo überhaupt die Person des Thron-Jnhabers und dessen indi- viduelle Ansichten und Neigungen weit weniger unmittelbaren Einfluß auf

das Staatswesen haben. Jm heutigen Spanien lauten freilich die Grund- säbe in diesem Sinne, aber die Thatsachen sind weit entfernt, mit den Grundsäßen übereinzustimmen, Wenn nicht die positive Gewalt, so ist doch die moralische Macht des Thrones in Spanien noch immer so groß, daß nah Umständen das ganze Schicksal des Landes dadur bestimmt werden kann. Der Gemahl der Königin Fsabella wird aber, aller Wahrscheinlichkeit nah, der eigentlihe König werden, und somit i vom Standpunkte der liberalen Partei, nah der Meinung des ge- naunten Staatêmannes, von einem in den Prinzipien der Legitimität erzogenen Prinzen Alles zu fürchten, selbst wenn dieser auf den bisher in seinem Namen erhobenen Auspruch verzichten sollte, als Mitkönig Tsabella’s II. anerfannt zu werden.

Der Verfasser des Briefes, der uns beschäftigt, gesteht übrigens zu, daß die karlistishe Partei in Spanien die zahlreihste von allen sei, Für die mächtigste dagegen erklärt er die der Esparteristen, theils, weil dieselbe einen starken militairischen Anhang häbe, theils, weil sie eine große Anzahl der an Geld und an Einfluß reichsten Männer Spauiens zu ihren Mitgliedern zähle, theils, weil sie in den drei wichtigsten Städten des Landes, in Madrid, Saragossa und Barce- lona, vorherrsche. Wenn die Wahlen in der leßtgenannten Stadt gleihwohl ausshließlich auf die Kandidaten der gemäßigten Partei gefallen, so sei die Ursahe davon darin zu suchen, daß in Barcelona selbs nur 150 Stimmen abgegeben wor den, so daß also bei den leßten Wahlen die Stimmen der kleineren Provinzialstädte den Ausschlag gegeben. Von der Ankunft der Kö- nigin Christine in Madrid verspricht sich der fragliche Brief durchaus feine günstigen Wirkungen, er meint vielmehr, daß die ehemalige Re- gentin der unvermeidlihen Gefahr entgegengehe, vou der Opposition für alle wirklichen oder angeblihen Mißgriffe der Regierung verant- wortlich gemaht zu werden. Hier in Paris glaubt man, daß die Königin Christine wider den Rath des Kabinets der Tuilerieen auf die Einladung der madrider Regierung eingegangen sei, daß sie aber nicht abreisen werde, so lange Herr Gonzalez Bravo Minister bleibt.

Griechenland.

Athen, 21. Dez, (A. Z.) Das hier erscheinende Aeon meldet in seiner heutigen Nummer, daß Lord Aberdeen dem Gesand ten Englands bei König Otto cine vom 29. November datirte De pesche übersandt habe, welche sich auf die Lage Griechenlands und die Arbeiten der National-Versammlung beziehe und deren Jnhalt im Wesentlichen folgendermaßen laute :

q ¿Die finanzielle Lage Griechenlands veranlaßte im leßten April die Vereinigung der Konferenz in London, von welcher vier Protokolle ausge- gangen sind. Während der Verhandlungen haben die drei Mächte in Eîn- verständniß und völliger Uebereinstimmung der Ansichten gehandelt. Da dem Nepräsentanten von Rußland die erforderlichen Vollmachten fehlten, um diese Protokolle definitiv zu genehmigen, konnten diese nicht publizirt, mußten vielmehr nah St,. Petersburg geschickt werden, um die Unterschrift des Kaisers zu erhalten. Nach den Ereignissen des 3. September ward Fürst von Oettingen-Wallerstein von Sr, Majestät dem König von Bayern beauftragt, der Konferenz in London eine Note zu überbringen und sich insbesondere mit den Höfen von Paris und London hinsichtlich der Ju- teressen Griechenlands zu verständigen. Nach dieser Note schien der König von Bayern entschlossen, die in Griechenland angenommene Repräsentativ Regierung anzuerkennen, weil König Otto seinem Königlichen Bater am 25. September geschrieben hatte, daß die constitutionellen Jnstitutionen in diesem Lande nicht allein nüßlich, sondern auch nothwendig wären, König Ludwig drückte den Wunsch aus, daß die Mächte dazu beitragen möchten, daß die Rechte des Thrones geachtet und die zu begründende Regierung stark werde. Die Negierungen von England und Frankreich haben in Ueber- einstimmung beschlossen, ihren Repräsentanten in Griechenland spezielle Jn- structionen zu ertheilen in Betreff der Verhältnisse, in welchen sich das Königreich gegenwärtig befindet, besonders in Bezug auf die Arbeiten der Natitnal-Vtfammitüa. Sir Edm. Lyons is angewiesen worden, dieselben als Rathschläge mitzutheilen, damit sie nicht wie ein Eingriff in die Würde des Thrones und der Nation betrachtet werden könnten, Frankreich wird seinem Repräsentanten noch detaillirtere Justructionen ertheilen,“

Lord Aberdeen fügt noch hinzuz „Sie werden der Regierung, den Kommandanten und den einflußreichsten Mitgliedern der National-Versamm- lung die hier folgenden Grundzüge vorlegen, auf welchen die constitutionelle Monarchie basirt sein muß, wenn sie die Kraft haben will, das Land auf die Wege des Fortschritts und des Gedeihens zu lenken. Die Person des Königs ist unverleßlih. Der König ernennt alle Civil- und Militair- Beamten. Die National - Vertretung bildet zwei Kammern; die eine wird vom Volke erwählt, wobei das Eigenthum zur Basis des Wahlrechts ge- nommen wird z die Mitglieder der anderen werden als erbliche Nepräsentan- ten oder auf Lebenszeit vom König ernannt, Die Kammern treten alljähr- lich zusammen. Sie votiren die Steuern und die Ausgaben des Staats Der König hat das Necht, Gesebe vorzuschlagen und an deren Redaction Theil zu nehmen, Das Recht, die Ausgaben vorzuschlagen, kommt nur der Regierung zu.“ a

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x Paris, 2. Jan, Der Kongreß von Texas is vom Prä- sidenten Houston auf den 1, Dezember zusammenberufen worden General Houston hat bereits eine Art öffentliher Erklärung an seine Mitbürger abgegeben, die, der Botschaft des Präsidenten Solér von den Vereinigten Staaten gegenüber und dem, was diese über das Verhältniß zu Texas sagt, nicht ohne Bedeutung is, insofern man daraus einiges Nähere ersieht über die Stellung, welche Teras einerseits den Vereinigten Staaten gegenüber, andererseits gegen Eng“ land, einnimmt. Jch theile Jhnen daher die betreffende Stelle aus dem Dokumente des Präsidenten Houston mit:

„Gestatten Sie mir (sagt er) meine lieben Mitbürger, eine einzige

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Frage rücksihtlih Englands an sie zu rihten. Was hat E a2 És alia kein Geheimniß ob, was es betrifft, ich sage L e Bur Teras bedarf, daß ihm der Friede gesichert werde durch die Dazwischenkunst der drei großen Mächte. England hat uns erklärt, daß wir auf seine freund- shaftlihen Gesinnungen renen können, es hat keine Bedingung daran ge- fnüpft. Das Wort Abolition is gänzlich unbekannt in den Archiven der Negierung. Man hat das Recht, uns Rathschläge zu ertheilen und wir sind berechtigt, sie zurückzuweisen. Die Mächte wollen keinesweges durch Zwang auf uns wirken, England nimmt kein Recht in Anspruch, das un- verträglih wäre mit den Jnteressen unseres Landes, Was die Vereinigten Staaten betrifft, so bin ih sehr in Verlegenheit darüber, wie ih mich aus- dien soll.

„Seyen Sie den Fall, daß England Ländereien in Texas besäße, und daß man nach einer geseßlichen Beschlagnahme derselben von seiner Seite die Beschlagnahme mit offener Gewalt umstoßen wollte, welhes Geschrei würde man nicht erhoben haben? oder seßen Sie den Fall, daß englische Offiziere texianische Truppen, die in Kraft der Befehle der Regierung han- delten, gefangen genommen, entwaffnet, dann aber mörderischen Angriffen preisgegeben hätten, ohne daß sie sich vertheidigen köunten, so wäre dies ein höchst \trafbares Vorschreiten von Seiten der Engländer. Jch hoffe, daß die Regierung der Vereinigten Staaten in seinem ganzen Umfange den Nachtheil wieder erseßen wird, den uns ihre Offiziere zugefügt haben, Dies wäre der Großherzigkeit ihres Charakters würdig. Unsere Truppen sind in einer Entfernung von hundert (engl.) Meilen von der Gränze auf unserem Gebiete entwaffnet worden" und das hat ein Offizier im Dienste der Verei- nigten Staaten gethan, und do behandeln sie uns wie Banditen und See- räuber. JZhr General erklärt, man werde Convois nöthigenfalls bis an den Rio Grande \{chicken. Was würden wir sagen, wenn die Engländer so handelten? Was würden die Engländer sagen, wenn die Vereinigten Staa- ten so in Kanada handelien? oder die Vereinigten Staaten, wenn die Eng- länder \o in New - York handelten? Sie würden sagen, das is ein Aft schreiender Feindseligkeit.“ /

Aus dem Vorstehenden geht jedenfalls die Bestätigung der That-

sahe hervor, wie es scheint, daß zwishen England und dem Präsi

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denten Houston geheime Unterhandlungen stattgefunden haben, wie die nordamerikanishen Blätter seit einiger Zeit schon meldeten, und worauf au die Botschaft des Präsidenten Tyler anspielt, „Das ort Abolition is unbekannt in den Archiven der Regierung von Texas“, sagt General Houston: ein Grund mehr, daß man wünschen muß, daß Texas sich_ nicht den Vereinigten Staaten anschließe. Denn geschähe der Anschluß, so würde die Sache der Sklaverei in Texas selbst niht nur noch größeren Halt bekommen, sondern die Sklaven haltenden Staaten des Südens der nordamerikanishen Union würden auch ihrerseits durch Texas eine neue Stüße erhalten, und die Sache der Emancipation von neuem wieder in die weite Ferne hinausge-

rüdckt werden, E. -

Alle texianishen Blätter beschäftigen sich lebhaft mit den Ver= hältnissen zu England; nah denselben zu \{ließen, ginge der Plan des Generals Houston keinesweges auf einen Verkauf des texianischen Gebiets an England, sondern England strebte nur dahin, Texas wie- der zur Rükehr in die mexikanische Confederation zu bewegen und die Abschaffung der Sklaverei dajelbst durchzuseßen. Die Minister der Vereinigten Staaten, in Mexiko sowohl, als in Texas, sollen darüber unverwerflihe Beweise in Händen haben, so wie über die Zustimmung des Präsidenten Houston und seiner Regierung dazu, Es hieß sogar, diese beiden Diplomaten sollten zu Veracruz eine Zu= \sammenkunft haben, welche lebhaft die öffentlihe Neugierde anregte. Die texianishen Blätter wollen als einen Anfang zum Vollzuge des bemeldeten Planes die Ausbietung von zwei Schiffen der texianischen Marine zum Verkauf erblicken, und fügen bei als Beweis der öffent= lichen allgemeinen Entrüstung über diese Thatsache, daß kein Angebot darauf gemacht worden sei. Jndeß hat der General Houston öffentlich und feierlich das ganze ihm unterstellte Projekt Lügen gestraft, und auch sein Benehinen gegen den Commodore Moore und die Marine in einer Weise gerechtfertigt, die kaum einen Zweifel darüber läßt, daß alle von seinen Gegnern aus Parteigeist und Leidenschaft gegen ihn vorgebrachten Beschuldigungen und Verleumdungen grundlos wa- ren. Ueberhaupt muß wiederholt bemerkt werden, daß von nirgends= her wohl eine solhe Masse von Erfindungen, Entstellungen der Wahr= heit und Uebertreibungen berihtet werden, als eben von Texas, von woher alle Nachrichten stets nur bedingte Glaubwürdigkeit verdienen.

HYandels- und Börsen - Uachrichten. Vörsen - Bericht.

Berlin, 6. Jan. Seitdem wir es übernommen, allwöchentlih über den Geschäftsgang unserer Fonds -Börse zu berichten , ließen wir es in der Haup!sache uns angelegen sein, nicht allein Cours-Notizen zu liefern, son- dern auh die Veränderungen der Course in den Eisenbahn- Actien und anderen Fonds zu motiviren und die Begeben- heiten an unserer Börse sachgemäß zu besprechen. Um dicse Aufgabe in jeder Hinsicht vollständig lösen zu können, suchten wir uns überall genau zu informiren, wodurch wir uns veranlaßt sahen, hin und wieder Ansichten zu entwickeln, die auf das Mißverhältniß in den Coursen einiger Eisenbahn - Actien hindeuteten, Es darf uns gewiß der Vorwurf nicht treffen, unmotivirte Angaben hingestellt zu haben, und wenn \sich denno (anscheinend ein mit der jeßigen Natur des Geschäfts durchaus nicht Ver= trauter) beikommen läßt, in einem Artikel (siehe Vossische Zeitung Nr. 2 vom 3ten d. M.) die Entwickelung unserer Ansichten mit dem Worte Prophezciung zu bezeichnen, so tönnen wir solche Angriffe nur gehässig finden und dem Herrn Einsender feinen besseren Rath ertheilen, als die Prüfung unserer Berichte besser Unterrichteteren anheimzugeben, Wir sind weit entfernt, aus unserem Bericht ine Polemik zu machen, werden aber im Interesse des Gesammt-Publikums nicht aufhören, uns stets von Allem an faite zu halten, besonders wenn es darauf ankommt, zu manchen Eisen- bahn-Unternehmungen Kommentare zu liefern, welche den Spekulanten mit- unter ganz fehlten. Daß durch die rihtige Besprehung auch eine folge- rechte Wirkung nicht fehlen kann, hat sih erst ganz fürzlih dur unsere Auseinandersezung bei den Oberschlesischen Eisenbahn-Actien herausgestellt.

Unsere vorwöchentlich ausgesprochene Meinung, daß das überslüssige Geld an unserer Börsc ferner auf den Cours der Eisenbahn-Actien günstig wirken muß, hat sich vollkommen bestätigt, denn sie sind fast alle bedeutend gestiegen, und man bemerkt tägli, wie sih ansehnliche Kapitalien aus allen Provinzen den Unternehmungen für Eisenbahnen zuwenden, Die Ge- \châfte an unserer Börse werden dadurch sehr beträchtlich, wenngleich nicht zu leugnen is, daß einige Eisenbahn-Actien weniger durch Geld-Anlagen, als durch Speculationen in die Höhe getrieben sind, Am besten bemerkt man dies bei einigen Actien an den Cours-Unterschied der Ankäufe auf Zeit gegen Cassa. Wir wüßten kein Papier, worin die Umsäße in dieser Woche nicht gleih bedeutend gewesen wären, Anfangs der Woche be- reits war díe Frage na allen Eisenbahn-Actien sehr lebhaft und nur die Regulirung des Ultimo's behinderie noch das vollkommen regsame Geschäft, sodann aber entwickelte sich eine Thätigkeit an unserer Börse, wie sie lange Zeit nicht dagewesen.

Zunächst ging in den Quittungsbogen der Berlin-Hamburger Eisenbahn-Actien viel um, und stieg der Cours von 1075 bis 108! %, wozu heute per Cassa Käufer bliebenz es is davon noch viel in erster Hand zurügeblieben und dürften diese Stücke erst flott werden, nachdem noch mehrere Einzahlungen gemacht worden, und die ersten Zeichner der Entlassung ihres Obliga's näher kommen, i j Köln-Mindner sind von 1037 bis 104 % gestiegen, wozu heute Käufer und Abgeber blieben; die fortwährenden Gewinn-Realisirungen dieser Actien hemmen offenbar den ferneren Aufschwung der. Course, da wir, #o lange nur von piojekirten Unternehmungen die Rede is, keinen Grund an Mid wissen, warum diese Actien niedriger als andere dergleichen Papiere stehen.

Niederschlesiscche erhalten sich fortwährend pr. Kassa gefragt und sind heute bis 1065 % bezahlt worden z die Verkäufer sind sehr zurückhal- tend, da die Aussicht zu einer Pari-Partialbetheiligung, den Werth der Actien unzweifelhaft erhöhen muß.

Für Sächsish-Görlißer war bereits die ganze Woche über Be- gehr für Leipziger Rechnung z heute steigerte sich derselbe durch die Effektui- rung ansehnliher Kaufordres dermaßen, daß man anfangs der Börse à 105 % verkaufte, dann aber 1057 a 5% bezahlte.

Ober-Schlesische Eisenbahn-Actien Lin. A,, die bereits in der vorigen Woche zu steigenden Coursen gefragt blieben, haben ferner faveur genommen und gingen durch verschiedene Kassa-Käufe, bis 116 %, wozu heute Geld und Brief blieb, Die projektirte Neißer Zweigbahn, worüber, gemäß eines Resfkripts des Herrn Finanz-Ministers Excellenz vom 12ten 9, M., am 15ten d. M. in Breslau eine General-Versammlung stat!finden soll, fann nur günstig auf den ferneren Cours dieser Actien wirken, da der Verkehr dieser ÄAnschlußbahn für die Ober-Schlesische sehr ersprießliche Fol- gen haben muß. Wir haben den Bericht dieser Bahn vom 31. Januar v. I. zur Hand, der uns für den Betrieb vom 22, Mai bis 3, August bis Ohlau, und vom 3. August bis 31. Dezember bis Brieg einen Betriebs- Ueberschuß, nah Deckung der Zinsen, von circa 11,000 Rthlr. nachweist, und dürfen nah vorläufigen Bengchrichtigungen mit Nächstem in den Stand gescßt werden, noch bei weitem erfreulichere Resultate mittheilen zu können,

Oberschles. Litt. B., die mit den Litt. A., wie wir bereits früher auseinandergeseßt, gleiche Vortheile genießen, nur, weil der Staat diese mit 32 % garantirt hat, später nah und nah amortisirt werden, sind in dieser Woche besonders begehrt geblieben und {lossen heute 109% % pro Cassa Geld. Die komptanten Stücke machten sih sehr knapp an der Börse, ads he davon behufs der vollen Einzahlung nah Breslau remittirt wor- en sind.

Wir kommen nun zu den bereits seit längerer Zeit im vollen Betriebe geseßten Eisenbahnen und müssen zunächst bemerken, daß unsere Notirungen ohne Dividenden-Scheine zu verstehen sind.

Berlin - Frankfurter, welche fortdauernd für Rechnung unserer Privaten stark gekauft werden, sind anhaltend im Steigen geblieben und bleibt dun bis Verh p. Cassa bezahlt. Die Meinung für dies Papier

und ze i Ö Ä it nux selten Äbgeber, zeigen \sich zu höheren Courfen auf längere Zeit

Berlin-Potsdamer (eb-nfalls ohne Dividende) sind bis 1607 % bezahlt und erhält sh fortdauernd gute Frage dafür.

Berlin-Anhalter is fast das “einzige Papier, welches nicht mit dem lebhaften Umsaye der übrigen Actien gleihen Schritt halten konnte und besonders heute durch einige Verkaus-Ordres etwas flauer war. Bei den enormen Einnahmen müssen wir annehmen, daß auch diese Actien der Bewegung unserer Börse folgen werden, sobald nur irgend si eine Ge- wißheit über das fernere Verhältniß dieser Bahn herausgestellt haben wird. Wir dürfen nach der am 15ten d, M. statifindenden cneraï-Versammlun ein lebhaftes Geschäft erwarten, da auch über die Vertheilung der acts bedeutenden Dividende manche Zweifel {winden werden, Heute blieb der Cours (exkl. Dividende) 1454 à 5 % und also doch bedeutend höher, als in voriger Weche.

Berlin-Stettin-Stargardter Eisenbahn-Actien bildeten einzig und allcin Gegenstand der Speculation auf spätere Termine, während pr. Cassa immer Verkäufer waren z daher bezahlte man auch hohen Ressort auf 1 a 2 Monate und wurde namentlich heute bedeutend, anscheinend für aus- wärtige Nehnung auf lange Termine gekaustz pr. Cassa blieb 118% % Brief und Geld, während der Cours in voriger Woche 118 % Brief {loß.

Magdeburg- Leipziger sind bereits bis 1915 % inkl. Dividende bezahlt, konnten sich jedoch nicht behaupten und wurden heute à 1847 % (ohne Dividende) pr. Cassa bezahlt. Die früheren Speculationen ín diesem Papier pr. Masse in Leipzig scheinen daselbst die Regulirung zu er- schweren, weshalb manche Stücke hier zum Verkauf kommen. j

Für Breslau-Schweidniß-Freiburg fanden sich auch in dieser Woche nur selten Abgeberz heute is bis 116% pr. Cassa dafür bezahlt,

Rheinische Eisenbahn-Actien waren anfangs der Woche in kleinen Posten gesucht und wurden bis 732 % bezahlt; seitdem is feine Frage dafür, und heute à 73% anzukommen gewesen. eia

Düsseldorfer bleiben ganz ohne Umgañg, weil es augenblicklih an Abgebern darin fehlt. Wir tönnen den Cours excl. Coupons vom v. J- 74 a 75% annehmen, wozu fleine Posten gesucht blieben. ä

Kaiser Ferdinands-Nordbahn, welche seither nur auf Umsäße unserer Börsen-Spekulanten beschränkt waren , blieben in dieser Woche für Rechnung von Privaten gesucht; außerdem unternimmt auch seit kurzer Zeit Leipzig viel in diesen Actien und es erfolgte ein sehr bedeutender Auf- schwung. Nachdem Anfangs der Woche noch à 1284 verkauft wurde, bezahlte man heute bis 1357 %

Eine gleiche Veranlassung steigerte den Cours der Wien-Glogg- nitzer, die heute bis 1187 a 7% bezahlt wurden,

Mailand-Venedig werden ebenfalls viel zu Geld-Anlagen gekauft und gingen ansehnliche Posten p. Cassa zu höheren Coursen um. Auch auf Zeit finden si viel Liebhaber, wodurch deren Cours seit voriger Woche um ca. 1% gestiegen ist.

In Staats-Effekten war das Geschäft auch ziemlich lebhaft und Preuß. Staatsschuld\cheine, Prämienscheine, sto wie Pfand- briefe gingen höher, Die Bekanntmachung, betreffend den Um- tausch Preuß.-Englischer Obligationen gegenStaatsschuld- scheine, fann den Juhabern nur schr erwünscht sein, da die durch Ver=- loosung herausgekommenen Obligationen, außer dem Verlust des Agio's noh ca. 2% damno zu tragen hatten. Wir zweifeln nicht, daß von allen Inhabern der Umtausch bewirkt werden wird und halten diese Operation für den Staat, wie für die Besizer, gleih vortheilhaft. Da durch diesen Umtausch mehr Staatsschuldscheine herauskommen, so ging deren Cours heute bis 102% % zurüd, dagegen war es natürlich, daß Preuß.- Englische Anleihe höher ging.

Fast alle ausländischen Fonds waren ebenfalls sehr gesucht, und die Umsäße darin sehr belangreich; besonders stiegen Russ. Hope und Stieglih, so wie Poln. alte und neue Pfandbriefe; vornäm- lih aber blieben Fl. 500 und Fl. 300 Poln. Partial-Obliga- tionen zu fortwährend steigenden Coursen begehrt. Holl. 25 % Inte- grale flauer und ohne Geschäft, | S

Markt - Bericht.

Berlin, 6. Jan. Die Geschäfte am Kornmarkt werden immer unbe- deutender , und man bemerkt für keine Getraide - Gattung irgend Unterneh- mungslust, Wir dürften vorläufig diesen shleppenden Geschäftsgang noch behalten, bis die Witterung und der Stand der Saaten auf den Feldern Speculatiouen hervorruft, deun ohne dergleichen Veranlassungen is \{wer- lich eine Veränderung zu erwarten, Die ganze Woche über konnten wir feine Umsäße von irgend einer Bedeutung wahrnehmen, daher wir abermals auf Preis-Notirungen beschränkt bleiben, / /

__ Weizen würde vielleicht auf Speculation Käufer gefunden haben, wenn die Abgeber ihre Forderungen ermäßigt hätten, so aber halten diese noch auf die vorwöchentlichen Preise, daher es zu Abschlüssen niht kam. Weißer \chles, auf 54 a 55 Rthlr.,, gelber \chle s. auf 51 a 53 Rthlr. gehalten; weißer poln. 55 a 56 Rthlr., bunter poln. 50 a 51 Rthlr. zu notiren.

__ Von Roggen bleiben die Vorräthe bedeutend, und daher besonders leichte Waare sehr {wer verkäuflich, Wir notiren den Preis nah Qua- lität von 33 a 345 Rthlr, p. Wspl. Auf Lieferung p. Frühjahr is mehr Frage und sind die Abgeber zurückhaltender geworden; das Geschäft blieb indeß auch nur sehr beschränkt, doch haben die Preise angezogen, und wir notiren 8244. 343 Rthlr. bezahlt und Geld, 844. 35 a 4 Rthlr. p. Wspl, 3 p. Juli wurde für 844. 36 Rthlr. p. Wspl. bezahlt. ¿

Gerste, große, in loco à 235 Rthlr., pro Frühjahr à 24 Rthlr. verkauft; für leßten Termin blieben Käufer, während Abgeber auf höhere Preise hielten.

Hafer fortwährend fest im Preise, is loco 17 à 16 Rihlr. nah Qualität bezahlt; pro Frühjahr 1757 für 509pfünd, und 17 Rthkr. für 48pfünd. anzukommen.

Oelsaaten fortwährend flau und ohne Fragez es is uns nur der Verkauf 2ter Ladungen Sommer -Rübsen à 55 Rthlr. pr. Wspl. bekannt geworden.

Kleesaat in feinster weißer Waare hat den Preis von 30 Rihlr. yr. Ctr. erreicht, ohne daß disponible Vorräthe aufzufinden sindz fein míttek 24 à 28 Rihlr. pr. Ctr., mittel 22 à 25 Rh, ord 17A 19 Rthlr, pr, Ctr.z feinstes rothes Saat bleibt ebenfalls begehrt und 17 à 18 Rihlr, dafür zu bedingenz fein mittel 15 Rthlr. zu notiren ; mittel und ordinaire Gattungen sind offerirt und zwischen 11 à 14 Rthlr. pr, Ctr. käuflih. Thymothee 13 à 125 Rihlr. pr. Ctr,

Rüböl gewann beim Beginn das Ansehen, als sollten die Preise sich heben, denn besonders pr. Frühjahr stellte sich mehrfache Frage dafür ein z jedenfalls wurde diese übrigens nur sehr beschränkte Nachfrage durch das eingetretene Frostwetter hervorgerufen, und nahm eben so rasch wieder ab so daß wir diese Anregung nur als sehr vorübergehend betrachten können, Meistens werden nur Loco-Verkäufe zur Consumtion gemacht und dafür 1177 a 4 Nthlr. bewilligtz über 11 Rthlr, blieb nicht geboten. Fe - bruar/März 117 Nthlr. bezahlt u. Brief, April /Mai 114 Rihlr, be- zahlt u. Brief, pr. September/Ofktober d. J, 145 a 5 Rthlr. pr. Ctr.

Leinöl à 105 und 105 Rthlr. Einiges gemachtz pr, Frühjahr auf 11 Rthlr, gehalten. Mohnöl 157 Rthlr, Südseethran 107 Nthlr. zuleßt bezahlt. i _ Spiritus 15 Nthlr, für 10,800 % bezahlt, blieb dazu käuflihz auf Lieferung pvr. Frühjahr fanden sich einige Käuferz es kam indeß zu feinen Abschlüssen, da fest auf 16 Rihlr, gehalten wird,

Berlin, 7. Jan. An heutiger Halle war das Geschäft fast in allen Eisenbahn-Actien wieder sehr bedeutend, und namentlich blieben Oberschle- ae Litt. B., Köln-Minderer und Dresden-Görlißer zu erhöhten Coursen gefragt. ; i

Jn Mailand - Venediger ging ebenfalls viel zu besseren Coursen umz Nordbahn und Gloggnißer zu der gestrigen Notiz gut zu lassen.

N Jahres - Bericht über den Handel von Königsberg.

4 Königsberg, 3. Jan. Der Getraidehandel hat im vorigen Jahre hier und in den meisten deutschen Ostsechäfen einen Umfan D pre er früher noch niht da gewesen is und die Ausfuhr von allen Getraide- sorten hat an Bedeutung alle früheren Jahre, auch die günstigsten für die- sen Handelszweig, weit hinter sich gelassen. Bei uns allein hat sie das Quantum von 63,800 Lasten erreicht, Wenn auch im vorjährigen Jahres- Bericht auf die große Ergiebigkeit der Aerndte von Ostpreußen , Li und Masuren aufmerksam gemacht wurde, so konnte man doch entfernt nicht an einen so großen Ueberschuß, besonders von Roggen den

Lg,