1844 / 10 p. 1 (Allgemeine Preußische Zeitung) scan diff

E I L E T A T B T" A ee H ermer “me ewcemdzee-ier tw

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Kabinet vez Beschluß gefaßt habe, den Grafen de Grey von seinem Vice-Königthume Jrlands abzurufen. Es f fein wahres Wort in dieser Nachricht, welche selbst den Schatten einer Begründung nicht hat. Die Amts =- Kollegen des edleu Grafen haben vielmehr allen Grund, mit des De ma E De Borj Ee ieri mte zufrieden, ja demselben dafür dankbar zu sein, un e aht E us eldes seinen Posten unter solhen Umständen verläßt, in welchen Jrland sich gegenwärtig befindet. Die Fabel, welcher wir widersprechen, ist ein natürlihes Produkt der Jahreszeit, und der aufmerksame Leser wird bemerkt haben, daß solche Gerüchte zur jeßigen Zeit eben so regelmäßig wiederkehren, wie die furzen Tage. Graf de Grey ist Lord - Lieutenant von Jrland und wird so lange Lord-Lieutenant von Jrland bleiben, als es ihm gefällt; und wir hoffen, daß es ihm gefallen wird, auf seinem Posten zu bleiben, um jenen friedlichen Triumph zu feiern, zu welchem er größtentheils den Grund gelegt hat.“

X London, 2. Jan. Unter den mannigfachen Wirren im Junern der verschiedenen Theile und abhängigen Besißungen des bri= Fischen Reichs erregt der Zustand Kanada's eine nit geringe Besorg- niß, und wenn in der That die politische Lage dieser Provinz nicht noch größere Befürchtungen hat entstehen lassen, so geschieht dies nur, weil von den Männern aller“ Parteien auf das Urtheil und die Festigkeit Sir Charles Metcalfe's, des jeßigen General - Gouverneurs vom britishen Nord - Amerika, das unbegrenzteste Vertrauen geseht wird, Dieser Maun, dessen Dienste und Erfahrungen im Osten ihm einen zu unserer Zeit fast beispiellosen Grad von Ansehen verschafft haben, repräsentirt als das ausgezeichnetste Beispiel jene Schule großer Kolonial - Staatsmänner, welche meistentheils im Dienste der Östindischen Compagnie nt und dur deren Sorge mehr als durch seine See- und Landmacht das britishe Reich erhalten und regiert wird. A

Wie immer die Zukunft Kanada?s beschaffen sein mag, so is so- viel gewiß, daß Sir Charles Metcalfe bis zum gegenwärtigen Au- enblick durhaus noch unbezwungen und uneingeschüchtert dasteht. Auch kann man nicht wohl annehmen, daß die politische Fähigkeit eines so großen Mannes, geschüßt dur die Streitkräfte des Mut- terlandes, nicht ausreihen werde, Kolonial - Parteiungen zu bewälti- gen, und wenn es nöthig is, Kolonial - Revolten zu unterdrücken.

Jh habe häufig zu bemerken Gelegenheit gehabt, daß die Schwierigkeiten, welhen ein britisher Minister zu begegnen hat, hauptsählich in den Bedingungen bestehen, unter welhen er die ver- schiedenen Theile des Reichs regieren muß. Er ist nicht allein dem Reichs-Parlamente für seine Handlungen verantwortlich, sondern es giebt auch keinen Theil der Königlichen Besißungen, mit Ausnahme des indischen Reichs, in welchem nicht jede Handlung der Regierung demselben geseßlichen und verfassungsmäßigen Widerstande ausgeseßt is, als im Herzen von England selbst. Der leßte Aufstand in Ka- nada veranlaßte oder zwang vielmehr selbst die damalige Whig= Verwaltung die Constitution dieser Provinz zu suspendiren, und ihre Angelegenheiten allein unter Kontrolle des brittischen Par= laments zu verwalten. Aber unter den vielen gefährlichen Vermädcht= nissen, welche das vorige Kabinet dem jeßigen hinterlassen hat, war vielleicht keins gefährliher als die Wiederherstellung der geseßgeben- den Gewalten der vereinigten Provinz Kanada, noch ehe die Ele= mente der Revolution vertilgt waren, und selbst die persönlichen Leidenschaften, welche den leßten Kampf aufgeregt , sich zu beruhigen Zeit gehabt hatten. Diesen Versuch mate zuerst Lord Sydenham, den indeß ein früher Tod von dem Schauplaß entfernte, auf dem auch seine Gewandtheit die Ruhe nicht hätte herstellen können. Bei der Ankunft seines Tory = Nachfolgers, Sir C. Bagot, hatte das kana- dische Versammlungshaus sih bereits mit einer Majorität von elf Stimmen gegen eine zu Gunsten der Politik erklärt, welche man ge= meinhein als die der französischen Partei bezeihnet, Der General= Gouverneur, treu den Grundsäßen der Constitution, willigte in die

Forderungen der Vertreter der Provinz, und ein liberales Kabinet

‘wurde in Kingston gebildet. Es is} bis jet noch nicht ret bekannt,

worauf die Meinungs =- Verschiedenheit \ihch gründet, welhe Sir C. Metcalfe überzeugt hat, daß das Fortbestehen dieser Berwaltung in der Kolonie mit den Grund-Prinzipien der britischen Regierung unvereinbar sei; aber es is gewiß, daß nichts Anderes, als eine solche Ueberzeugung ihn veranlaßt hat, eine unmittelbare Kollision mit ciner zahlreichen und reizbaren Volks -= Majorität herbeizuführen. Die Gefahr mag groß sein, aber sie ist kleiner als diejenige, welche aus einer Befol= gung der ge genge eten Politik droht. Die Führer der französt- \chen Partei können überdies, weder in Hinsicht ihrer Fähigkeit, noch ihrer Treue gegen die Krone, mit den hartköpfigen britishen Kanadiern verglihen werden, welche sie verdrängt hatten, und wenn sie jeßt fich selbs auf den Fuß unversöhnliher Feindshast mit einer Regierung seßen, welhe ihnen Freund zu sein und sie anzustellen wünschte, so sind sie auf dem Wege, einen so unheilvollen Fehler zu begehen, als wenn sie einen anderen Aufstand bereiteten.

Spanien.

3 Madrid, 28. Dez. Jn beiden Kammern wurde gestern ein Königliches Dekret verlesen, kraft dessen die Sißungen der Cortes suspendirt werden. Diese Maßregel hat allgemeine Ueberraschung erregt und Niemand weiß sih von den Gründen Rechenschaft zu ge- ben, welche die Regierung veranlaßten, sih der Mitwirkung der Na- tional-Vertretung gerade zu einer Zeit zu berauben, da sie mehrere wichtige Geseße, über welhe die Entscheidung der Cortes noch uicht erfolgt ist, zur Anwendung zu bringen beabsihtigte. Auch die Frage, ob der nah Portugal entwichene Olozaga in Anklagestand verseht werden solle, bleibt nun für jeßt unentschieden, und auf diese Weise sieht sih die Kommission des Kongresses, welche über diesen Gegen- stand zu berichten hatte, aus einer großen Verlegenheit gezogen. Die Majorität dieser Kommission, aus entschiedenen Progressisten, den Herren Lopez, Cortina und Madoz bestehend, wünscht nämlich der Anklage vorzubeugen, und kann doch nicht unberüsihtigt lassen, daß Olozaga selbst im Kongresse darauf bestand, in Anklagezustand verseßt zu werden, Vermuthlih fühlen die jugendkräftigen Minister, welche das junge Spanien vertreten, sich stark genug, um ohne Mit- wirkung dec Cortes zu regieren, und befürhten auf der an- deren Seite, „durch die vielen von der Oppositionspartei im

Kongreß angekündigten Juterpellationen sich in Verlegenheit geseht und in ihrer Thätigkeit gehemmt zu sehen. Die Deputirten der reten Seite und des Centrums halten heute in der Wohnung des Herrn Carriquiri eine Versammlung. Offenbar hegen sie die Besorg= niß, daß die Suspendirung der Sißungen auf lange Zeit ausgedehnt und mit einer Auslösung der Cortes geschlossen werden möchte. Die

Gaceta giebt heute das traurige Bild der Aufregung und Verwir--

rung, welches der Kongreß in seinen leßten Sibungen dargeboten hätte, als Veranla ung der Suspendirung der ab 4; item die Regierung hoffe, daß mit der Zeit die erhißten Garni er sih abküh= len und zur Be M L fommen würden. Erst vorgestern ernannten die Minister me rere Senatoren für die Provinz Barcelona unter ihnen den Marquis von E i:

Bis heute is noch feine Antwort von Seiten der Königin Chri= stine auf die an sie er fe Einladung, si hierherzubegeben, ein- gegangen, und es läßt sich wohl annehmen, bag die verwittwete

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; Königin alle Verhältnisse reiflih erwäge, ehe sie einen Entschluß faßt, dessen Folgen s\ih us feine ne iben lassen, Allgemein erkennt man zwar die Nothwendigkeit, daß der jungen Königin, wenn auh nur Anstandes halber, eine Dame höchsten Ranges zur Seite gestellt werden müsse, und Niemand bezweifelt wohl, daß der Einfluß, den die lang entbehrte Gegenwart einer Mutter auf das unbefangene Gemüth der Beherrscherin Spaniens ausüben werde, nur em wobl- thätiger sein könne. Die Geschichte der Regentschaft Christinen's dürfte freilich darthun, daß dieser Fürstin die Neigung zur Herrshsuht fremd is. Der größte von ihr begangene Fehler

Pronunciamientos gemachten Zumutbßungen stets nahgzb und end- lih nach und nah, und troß aller Warnungen, die ganze Staats- gewalt zu ihrem eigenen Verderben zur Verfügung eines undank- baren Heerführers stellte. Die Befürchtung, daß die Königin Chri- stine, falls sie hierher käme, im Namen 1hrer Tochter nach eigener Willkür regieren werde, is daher ein leerer Vorwand, den hier selbst die Blätter Espartero’s niht aufzustellen wagen, „Fm Gegentheil erklären diese Blätter, daß sie die Mutter der Kömgin Jsa- bella als eine um das Land hoh verdiente Fürstin begrüßen, und ohne Argwohn an der Seite ihrer Tochter erblicken werden, Die Frage aber, ob Marie Christine geneigt sein werde, diesen Zu- sicherungen Glauben zu schenken und die Reize eines ruhigen Privat= lebens aufzugeben, um einen Boden wieder zu betreten, dessen oulfa- nishe Natur ihr bekannt is, läßt sich von hier aus nicht wohl beantworten, und s{chwerlich dürfte selbst in Paris irgend Jemand es auf sich nehmen, der verwittweten Königin anzurathen, der an sie ergangenen Eiuladung, für jeßt wenigstens, Folge zu leisten. Der Ueberbringer dieser Einladung, Herr Donoso Cortes, n als bevollmächtigter Minister der diesseitigen Regierung bei Jhrer Majestät n Königin Christine aufgetreten; eine Aumaßung, die auf die Ent s{ließung dieser Fürstin {chwerlich einen Einfluß äußern wird, da Herr Cortes eine höchst untergeordnete Stelle in ihrer Umgebung einnahm. Hier aber erregt diese augebliche Gesandtschaft um o mehr Befremden, als man der Ansicht ist, daß es schickliher gewesen wäre, einen so wichtigen, an eine so hohe Person gerichteten Auftrag einem

oder mehreren durch ihre Stellung und erworbenen Verdienste Ver= trauen einflößenden Staatsmännern anzuvertrauen. Uebrigens hat au die Provinz Asturien beschlossen, zwei Abgeordnete, den Grafen von Revillagigedo und Herrn Cañedo, nah Paris zu schicken, um die Königin Christine zur Rückkehr an die Seite ihrer Töchter einzuladen.

Der Herzog von Qsuña is vorgestern von hier nah Paris ab= gereist, um sih von dort nah seinen Besibungen im Königreich Nea= pel zu begeben. Seine Reise hat durchaus keine politischen Zwee.

Die Ernennung des Herrn Martinez de la Rosa zum Botschafter am französischen Hofe wird nächstens erfolgen und gegen die Mitte Ja- nuars wird dieser Staatsmann auf seinen Posten abgehen. Ob Herr Sancho, der diesseitige Gesandte in London, den seinigen behalten werde, i noch zweifelhaft. Die Regierung erwartet, ehe sie in dieser Beziehung einen Entschluß fasse, Depeschen von ihm, in denen er si bestimmt darüber zu erklären hat, ob sie auf seine aufrichtige Mit- wirkung renen könne. Der neue englishe Gesandte, Herr Lytton Bulwer, wurde, da er am 22sten von Paris abgehen wollte, binnen weniger Tage hier erwartet, Nun aber is die Nachricht eingegangen, daß der plößlich eingetretene Todesfall seiner Mutter eine Aenderung seines Reiseplanes verursachen könnte, Ein Beamter des auswärtigen Departements von London, Herr Paget, der ihm während der Bb= wesenheit des Herrn Scott, ersten Attahs, als Hülfsarbeiter bei- gegeben ist, befindet sihch bereits in Bayonne. Wie verlautet, wartet der französishe Botschafter, Grof Bresson, mit Ungeduld auf die Ankunft des Herrn Bulwer, indem er, seinen Justructionen gemäß, entschlossen i, niht ohne völliges Einverständuiß mit leßterem Diplo= maten in die hiesigen politischen Verhältnisse einzugreifen. : 1

Es hat sich hier die Nachricht verbreitet y der päpstliche Inter= nuntius am portugiesishen Hofe, Monsignor Cappaccini, habe den Auftrag erhalten, sich hierher zu begeben.

Mit großem Antheil hat man hier das unglücklihe Ende des in Deutschland im Zweikampf erschossenen Herrn Sarachaga, dessen Wittwe, eine geborne Fürstin Labanoff, sih hier befindet, vernommen, Herr Sarahaga bielt sich, in Begleitung seines Freundes, des gleichfalls im Duell gebliebenen Herrn vou Göler, im vergangenen Winter längere Zeit hier auf, und Leßterer, der sih dem damaligen Regenten vor- stellen ließ, machte sich auch den spanischen Offizieren, wenn gleich ohne Blutvergießen, als Waffenkundiger bemerkbar.

XX París, 3. Jan, Die Suspension der Cortes wird hier in Paris auch von den Freunden der spanischen Regierung gemißbilligt, um so mehr, als man überzeugt ist, daß die Majorität dem Ministerium auf jeden Fall bis ans Ende treu geblieben sein würde, wenn dasselbe seinen ursprünglichen Plan ausgeführt, und von den Cortes vor ihrer Verta- gung ausgedehnte Vollmachten in Bezug auf Steuer=Crhebung und auf Regulirung der Verhältnisse der Ayuntamientos, der Provinzial = De- putationen, und der National - Garde verlangt hätte, Die Lage, in welche sich die spanische Regierung durch die fragliche Maßregel ver- seßt hat, is doppelt peinlich, weil es noch bei aller Welt in frischem Andenken is, daß das große Verbrechen des Herrn Olozaga der Sache nah gerade in der Absicht, die Cortes aufzulösen, bestanden hat, eine Absicht, welche jeßt von seinen Nachfolgern unter verändertem Namen bereits ausgeführt ist, oder doch allem Anscheine nach ausgeführt wer= den wird. Die Gaceta de Madrid motivirt die Vertagung der Cortes durch die leidenschaftlihe Stimmung, welche sih der einzelnen Parteien des Kongresses bemächtigt, und welche gedroht habe, die Verfolgung des regelmäßigen Ganges der Geschäfte unmöglich zu machen, und das amtlihe Organ der Regierung fügt hinzu, daß das Ministerium den Parteien nur Zeit geben wolle, sih abzukühlen, da- mit der Kongreß seine Arbeiten dann bei ruhigerem Blute wieder= aufnehmen und mit besserem Erfolge zu Ende Mea könne, Diese Erklärung und das derselben beigefügte Versprechen, finden indessen hier in Paris nur geringen Glauben, man i} vielmehr überzeugt, daß es der Regierung lediglich darum zu thun gewesen sei, si für einige Zeit von der Kontrolle der Cortes zu befreien, und daß der Vertagung die Auflösung bald nachfolgen werde. Das Ministerium Gonzalez Bravo hat sich mit diesem Schritte hon jeyt über die be- stehende Verfassung, welche die Erhebung der Steuern von der Be=

indessen, daß die spanische Regierung noh andere und vielleicht noch bedenklichere Schritte thun wolle, die ebenfalls mit der Verfassung im entschiedensten Widerspruche stehen würden. So is namentlich die Rede von der Promulgirung eines noch niht von den Cortes genehmigten, und überhaupt nur im Senate zur Verhandlung gekom- menen Gesebes über die Ayuntamientos, dessen Bestätigung die Re- ei nachträglich von der National-Repräsentation einzuholen ge- onnen (a Es würde überflüssig sein, auf die Gefahren der Bahn aufmerksam zu machen, in welche die spanische Regierung mit solchen Maßregeln einlenkt. Die Ereignisse werden uns vermuthlich bald sagen, ob sie den Beruf zu Wagnissen dieser Art hatte oder nicht.

ortugal. A Lissabon, 23. Dez. Nur mit wenigen Worten zeige ih

Jhnen an, daß gestern eine telegraphische Depesche aus Castello Branco

bestand vielmehr darin, daß sie den ihr auf dem Wege der |

willigung der Cortes abhängig macht, offen hinweggeseßt, Es scheint

hier eingetroffen ist, welche meldet, daß am 19ten d, M, Herr Olo- zaga, Ex-Práäsident des leßten spanischen Kabinets, daselbst angekom- men is. Wie der heutige Correio Portuguez sagt, steilte er si den dortigen Behörden mit einem Passe vor, der von einem der auswärtigen Minister zu Madrid ausgefertigt war, und der auf einen Kaufmann lautete. Herr Olozaga soll erklärt haben, er sei dur außerordentlihe Umstände zur Flucht aus seinem Vaterlande genöthigt ins und bitte um eine Zufluchtsstätte in Portugal. Nach der

ersiherung vieler Personen soll er bereits hier im englischen Bot- [RReION sih befinden. Wir werden bald Gewißheit darüber er- halten.

Ju den lebten Tagen waren wir hier ganz unerwartet von einer ernstlichen Minister-Krise bedroht, Zwischen dem Herzog von Terceira, Kriegs-Minister, und dem Herrn Costa Cabral, Minister des Junern, zwi- hen welchen Beiden ein in vielfacher Beziehung ähnliches Verhältniß herrsht, wie zwishen dem Marschall Soult und dem Herrn Guizot im französisheu Kabinet, war es zu ernstlichen Mißverständnissen ge- fommen, in Folge deren Alle ihre Entlassung anboten. Jm Palaste aber, wo man mit Recht dem gegenwärtigen Ministerium und beson= ders dem Herrn Costa Cabral volles Vertrauen schenkt, sie als die festesten Stüßen des Thrones und als beste Bürgschaft für Aufrecht- haltung der Ordnung betrachtet, wurden diese Mißverständnisse wie- der beseitigt und ausgeglichen, die Minister nahmen ihre Entlassungs= gesuche wieder zurück, und so wurde die bereits drohende Gefahr wieder beschworen zum Heile der Monarchie und des ganzen Landes, das nichts mehr bedarf, als Stabilität der Verwaltung nah fo lan- gen und vielen Wechselfällen.

Handels - und Börsen - Uachrichten.

Berlin, 8. Jan, An heutiger Börse war das Geschäft im Allgemei- nen schr beschränlt und nur in Hamburg-Frankfurter und Köln-Mindener ging Mehreres zu besseren Coursen als am vorigen Posttag um,

Beri. BO E. Den S. Januar 18414.

Pr. Cour. | Pr. Cour.

Grossb. Pos. do. 4| 105% | 105! L | e | N i . do. Prior. Obl. |4| 977 E de. x dn, : (0bi: 20041: HOOL E S L: A

P

Fonds. |g Aclien. |ch "| Brief. | Geld. | Brief. | Geld. | Gem. | | | z [l » lau] BrI. Pots. Eisenb. D 3 St. Sehuld-Seb. |35| 162% t E B 41 164 Is Pr. Engl. O0b1.39./ 4 | 102% E R l : Die Fu D | E Mgd. Lpz. Eisenb.|— 5 | ‘äm Sch.d.Seeb.|—| 905 | C B O i S Oas | | 9 z | 90 do. do. Prior. Obl.) 4 | 104 1032 | E a | Brl. Anb. Eisenb.|—| 145% 144; Schuldverschr. 34 101 | z 1 1 2 el Sade Ok [zt 1G as do. do. Prior. Obl. 4 | 104% | 1037 n, E E t Düss.Elb. Eiseub.|5| 74 | E e u 31 101 | als do. do. Prior. Obl.| 4 | 96% 967 | estpr. Pfandbr. 35 E eo ib 0 2E | |

Berl. Frankf. Eisb.

» N11} ditt | 33-

pi y aab s! 1012 | 103 do. do. Prior. Ob1.| 4 h 1047 103% à 140 Kur- u. Neum, do. 35 102 | O Sees 0 162 701 | Schles1sche do. [32 101% | O LEN: E 110 i 109% |

E 2 S B.-St.E.Lt. A u.B|—) 1195 | 1185 | Gold al marco. Si —_ |— Magdeb. - Halber-| | | | Friedrichsd’or. | —| 13 25 13! städter M, 4A] X | | And.Gldm,. à 5 Th.| —| T22 | 115 |BresI- Schweidau.- i | | Disconto, ( S 4 Freibg.Risenb,| 4 | 117 5 | 1 16!

Auswärtige Börsen.

Amsterdam, 4. Jan. Niederl. wirkl. Sch. 55, 5% do. 992-.

5% Span. 20S. 3% do. 315. Pass. 5B-, Ausg. —. Zinsl. 65. Preuss. Pre. Sch. —. Pol, —. Oesterr. 1095. 4% Russ. Hope 91%. Antwerpen, 3. Jan. Zinsl. —. Neue Aul. 20%,

Frankfurt a. M., 5.Jan. 5% Met. 1125 G. Bank-Actien 2020. p. ult, 2023. Bayr. Bank - Actien 680 G6. Hope 90. Stiegl. 897. Int. 547. Poln. 300 Fl. 94%. do. 500 FI. 964. do. 200 Fl. 31% 6.

Hamburg, 6. Jan. Bank-Actien 1690 Br. Eugl. Russ. 112.

Pa ris, 3. Jan. 5% Rente fin cour. 124. 50. 3% Rente fin cour. §2, 60), 5% Neapl. au compt. 107. 5% Span, Rente 30. Pass. 5.

Wien, 4. Jan. 5% Met. 110%. L 4% 100. 4, Anl. de 1834 ohne Umsatz. de 1839 116. {. Nordb, 1267; a 127% zurück bis 1257. L §0 geblieben. Mail. 100%. F seblossen 10077. *. Gloggn. 109 a 10853. 5. Livorn. 95 a 947. Banuk- Actien 1656. 58.

Meteorologische Beobachtungen.

Nachmittags | Abends

1844, 2 Ubr. | 10 Ubr.

7, Jan.

Morgens

6 Ube.

Nach einmaliger

Beobachtung.

Luftdruck... [329,35 Par. [329,80 Par. 331 50” Par. | Quellwärme 6,3° R, Lufiwärme „.. ine 51° R. +4 5,9° R. + 1,0° R. Flusswärme 2,4° R.

Thaupunkt ... a R. 4,0° E 1,2° R.| Bodenwärme 9,0° R, Dunstsättiguug 88 pi. | 86 pCt. | 82 pCt. Ausdüustung 0,010 Rh. Wel aas trüb, Regen, | regnig. Niederschblag 0,089 Rh, Wid ive W. W. | W., Wüärmewechsel + 6,0" Wolkenzug. « . e | W. _— =— L R

Tagesmittel: 330,22" Par... +4,0°R... +2,1°R... 85 pct. W.

Königliche Schauspiele.

Dienstag, 9. Jan, Zum erstenmale wiederholt: Der fliegende Holländer, romantische Oper in 3 Aufzügen, von Richard Wagner.

Im Konzertsaale: 1) Le coifleur et le perruquier, vaude- ville en 1 acte, par Scribe, 2) La première représentation de: Un péché de jeunesse, vaudeville nouveau en 1 acte, par MM. Samson et de Wailly. 3) Les premières amours, vaude- ville en 1 acte, par Scribe.

Mittwoch, 10. Jan, Die seltsame Wette, Lustspiel in 1 Aft, frei nah dem Französischen. (Dlle, Stich: Konstanze von Dallwig.) Hierauf, zum erstenmale: Der Steckbrief, Lustspiel in 3 Abth., von R. Benedix.

Donnerstag, 11, Jan. Der Sohn der Wildniß. (Herr Löwe, vom Königl. Hof-Theater zu Stuttgart: Ingomar, als Gastrolle.)

Königsstädtisches Theater.

Dienstag, 9. Jan. Gast-Vorstellung des Kinder=Ballets des Herrn Price aus Kopenhagen, in 3 Abtheilungen. Erste Abtheilung (nah dem Vorspiel): La Gitanua, spanischer Nationaltanz, mit Kastaguetten, ausgeführt von Clara. Zweite Abtheilung (nah dem zweiten Akt des Stück): Zum erstenmale : Mädchen-Launen, polnischer Solotanz, ausgeführt von Rosa. Dritte Abtheilung (zum Schluß) : Steyerisches Pas de deux, ausgeführt von Clara und Rosa. Dazu: Steffen Langer aus Glogau, oder : Der holländische Kamin, Original- Lustspiel in 4 Akten und einem Vorspiel : Der Kaiser und der Seiler, in 1 Aft. (Dlle. Simon, vom Stadt = Theater zu Magdeburg: Klärchen Buren, als Gastrolle)

Mittwoch, 10. Jan, (Jtalienishe Opern-Vorstellung.) Zum erstenmale wiederholt in dieser Saison: Lucrezia Borgia. Opera in 3 Atti. Musíca del Maestro Donizelti.

Verantwortlicher Redacteur Dr. F, W. Zinkeisen, Gedruckt in der Decker schen Geheimen Ober-Hofbuchdruckerei,

Das Abonnement beträgt: 2 Rthlr. für % Iahr. 4 Rthlr. - 5 Iahr. 8 Rthlr. - 1 Iahr. in allen Theilen der Monarchie ohne Preiserhöhung. Insertions-Gebühr für den Raum einer Zeile des Allg. Anzeigers 2 Sgr.

Allgemeine

Preußische Zeitung.

Alle Post-Anstalten des In- und Auslandes nehmen HKestellung auf dieses Slatt an, für Berlin die Expedition der AÂug. Preuss. Zeitung: Friedrihchsstrasse Ur. 72.

Berlin, Mittwoch den 106m Januar

1844.

Inhalt. Y icher Theil. Aud, É tettin. Kommunal-Landtag für Altpommern.

eutsche Bundesstaaten. Bayern. München, Hofnachrichten,

—Simtae Notiz. Sachsen. Dresden. Durchreise des Groß- herzogs von Mecklenburg-Schwerin. General von Hausen +. Han- nover. Stade. Schuy hannoverscher Unterthanen im Oriente. Von der Ems. Der Emszoll, Baden, Karlsruhe, Vorlage der Nachweisungen über den Eisenbahnbau in zweiter Kammer, Berg- werks-Vercin. Freie Städte. Schreiben aus Frankfurt a. M, (Dombau.) : Í

Oesterreichische Monarchie. Schreiben aus Wien. (Fürst von S f Fürst Schwarzenberg zu seinem Nachfolger designiriz Sparkassen.

Frankreich, Paris. Glücwunsh-Reden der Präsidenten beider Kam- mern und Antwort des Königs auf diese und auf die Gratulationen des Staats - Raths, des Cassationshofes , des Unterrichts - Conseils und des Instituts. Arbeiten und Beschlüsse der Adreß-Kommission. Urtheile der Presse über die Suspendirung der Cortes. Schreiben aus Paris, Ec in den Büreaus der Deputirten - Kammer z Preß - Pro- zesse.

Großbritanien uud Jrland., London, Die Tory- und Whig- Presse über die kanadischen Angelegenheiten.

Niederlande. Schreiben aus dem Haag, (Das Journal der Sepa- ratisten von Limburg und sein System der Trennung.)

Spanien. Madrid. Erklärung des Conseils-Präsidenten über die Sus- pendirung der Cortes - Sizungen, Brief aus Paris, (Adresse der Provinz Guipuzcoa an die Königin; Stand der Dinge in Figuerasz Proclamation der Rebellen von Figuerasz beunruhigender Zustand der Hauptstadt.)

Griechenland. Schreiben aus München, (Die neuesten Berichte aus Athenz die Adresse; Finanznoth; Zustand der Hauptstadt und des Lan- desz Lage der Deutschen.)

Türkei. Konstantinopel. Tod der Tochter des Sultans und der E des preußischen Gesandten. Abreise Reschid Pascha’s nah Paris.

Eisenbahnen. Karlsruhe. Eröffnung der Bahn nah Offenburg. Paris, Die Nordbahn. Amsterdam, Die holländische Eisenbahn- Gesellschaft ersucht die zweite Kammer um Revision des Expropriations- Gesetzes.

Handels - und Börsen - Nachrichten. Berlin. Börsen - und Marktberiht. Stettin, Marktbericht, Paris, Börse.

Königl. Schauspielhaus. (Wagner's Opert „Der fliegende Holländer.) Schreiben aus Darmstadt. (Duller's Biographie des Erzherzogs Karl.)

i Amtlicher Theil.

Berlin, den 8. Januar 1844. Se, Majestät der König sind nah Magdeburg gereist.

Se. Majestät der König haben Allergnädigst geruht : Dem Pastor Mundt zu Bandekow, Regierungs-Bezirk Stettin, den Rothen Adler-Orden vierter Klasse zu verleihen.

Jhre Königl. Hoheiten der Prinz von Preußen und der Prinz Karl sind nah dem Magdeburgischen abgereist.

Die Ziehung der 1sten Klasse 89ster Königl. Klassen - Lotterie wird nah planmäßiger Bestimmung den 11ten d. M. früh 8 Uhr ihren Anfaug nehmen; das Einzählen der sämmtlichen 85,000 Zie=- hungs-Nummern aber, nebst den 4000 Gewinnen gedachter 1ster Klasse, heute Nachmittags 3 Uhr dur die Königl. Ziehungs-Kommissarien öffentlih und im Beisein der dazu besonders aufgeforderten hiesigen Lotterie - Einnehmer Stadtrath Seeger und Mabdorff im Ziehungs- saal des Lotteriehauses stattfinden.

Berlin, den 10. Januar 1844.

Königl. General-Lotterie-Direction.

Akademishe Preis-Bewerbung in der Geschichts- Malerei. Die Königliche Akademie der Künste wird in diesem Jahre eine Preis-Bewerbung in der Geschihts-Malerei veranstalten, deren Prä- mie für Juländer in einem Reise-Stipendium von jährlih 500 Rthlrn.

auf drei nah einander folgende Jahre besteht. Die Akademie ladet alle befähigten jungen Künstler, insbesondere ihre Eleven, so wie die Eleven der Kunst = Akademie zu Düsseldorf, zur Theilnahme an die- ser Preis - Bewerbung hierdurch ein, Um zu den Vorarbeiten zuge- lassen zu werden, muß man entweder die Medaille im Aftsaale der Akademie oder in der Klasse für Composition gewonnen und die bei der Akademie vorgeschriebenen Studien gemacht haben oder ein Zeug- niß der Fähigkeit von dem Direktor der Akademie zu Düsseldorf oder einem anderen ordentlihen Mitgliede der Königlichen Akademie der Künste beibringen. Die Meldungen der Konkurrenten müssen bis zum 6. April d. J. bei dem unterzeichneten Direktor der Akade=- mie persónlich gemaht worden sein, Die vorläufigen Uebungen be- ginnen am 15. April. Die Haupt - Aufgabe wird am 22. April er= theilt und über die Zulassung der Bewerber zu der definitiven Kon= furrenz am 27. April entschieden; worauf den als befähigt anerkann- ten Konkurrenten vom 29. April bis zum 3. August d. J. vierzehn Wochen zur Ausführung ihrer Gemälde in Oel in den Ateliers des Akademie = Gebäudes bewilligt werden. Die fertigen Bilder werden in die diesjährige am 15, September zu eröffnende große Kunst= Ausstellung aufgenommen, und die Zuerkennung des Preises erfolgt am 15. Oktober d, J. bei der Feier des Geburtsfestes Sr, Majestät des Königs in öffentliher Sißung der Akademie, Berlin, den 5. Januar 1844. Direktorium und Senat der Königlihen Akademie der Künste. Dr, G, Schadow, Direktor.

Abgereist: Der General-Major und Commandeur der vierten Division, von Holleben, nah Magdeburg.

Uichtamtlicher Theil. Inland.

Berlin, 9. Jan. Se. Majestät der König haben Allergnä= digst geruht, dem General-Lieutenant von Wrangel, kommandiren- den General des 2ten Armee-Corps, die Erlaubniß zur Anlegung der Großkreuze des Königl. hannovershen Guelphen - Ordens und des Herzogl. braunshweigshen Ordens Heinrich's des Löwen zu ertheilen.

Stettin, 5. Jan, Der funfzehnte Kommunal - Landtag für Alt - Pommern wird am 15. Februar d. J. hier eröffnet werden. Die zu demselben zu machenden Anträge und Anmeldungen sind, wie das Königliche Ober-Präsidium durch das heutige Amtsblatt in Er= innerung bringt, dem Vorsißenden, Herrn Geheimen Regierungs-Rath, Landrath von Schöning zu Stargard, in Gemäßheit des §. 9 der Verordnung vom 17. August 1825 wegen zukünftiger Verfassung der Kommunal = Landtage für die Provinz Pommern, einzureichen. Die Königlichen Behörden haben sih wegen der vor den Landtag zu brine- gendèn Gegenstände an den Ober - Präsidenten zu wenden.

Ausland.

Deutsche Bundesstaaten.

Bayern. München, 4. Jan. (A. Z.) Jhre Königl. Hoheiten der Kronprinz und die Kronprinzessin werden, wenn nicht anders verfügt wird, am 13ten d. M. München verlassen, um sich nah Bamberg zu begeben. Ende April werden Höchstdieselben wieder hier eintreffen. —- Laut heute erschienenem Auszug aus den Kirchen- büchern wurden in der hiesigen protestantishen Stadtpfarrei vom ersten Advent 1842 bis dahin 1843 geboren 205 Kinder, getraut 88 Paare und beerdigt 214 Personen, Jn statistisher Hinsicht scheint diese Notiz nicht uninteressant, wenn man bedenkt, daß die Ansässig= machung des ersten Protestanten in München vom Jahr 1800 datirt.

Sachsen. Dresden, 6. Jan. (L. Z.) Se. Königl. Hoheit der Großherzog von Medcklenburg - Schwerin is gestern Abend hier eingetroffen und hat heute früh die Reise nah Jtalien über Prag und Wien fortgeseßt.

Dresden, 6. Jan. (D. A. Z.) Gestern ward der (am 2ten d. M. verstorbene) General - Major Freiherr von Hausen, Bri= gadier der Infanterie, seinem Wunshe gemäß ohne militairisches Gepränge auf dem katholischen Friedhofe zu Friedrichstadt beerdigt z die große Mehrzahl der hiesigen Offiziere und viele höhere Staats=- diener erwiesen ihm jedoch durh ihre Begleitung zum Friedhofe die leßte Ehre. Geboren 1786 zu Ehrenbreitstein, trat er als zehnjäh= riger Knabe in das Kadettenhaus zu Dresden ein, ward 1804 Offizier und zeichnete sih als Major während des verhängnißvollen Feldzugs nah ‘Rußland aus. Während der Beseßung Frankreihs durh die Alliirten stand er zu Tourgoing im Departement du Nord und kom- mandirte das 1ste Bataillon des 2ten provisorischen Linien-Jnfanterie= Regiments, Jm Jahre 1823 ward er Kommandant der Garde-Di= vision, dann General - Adjutant mit dem Charakter eines Obersten, und nachdem er sodann einige Zeit das 1ste Jufanterie - Regiment kommandirt hatte, Brigade - General. Er war Ritter des Königlich sächsischen St. Heinrihs-Ordens, des Ordens der Ehren-Legion und Großkreuz des bayerishen St, Michaels-Ordens.

Hannover. Stade, 2. Jan. Das Jutelligenz=-Blatt für die Herzogthümer Bremen und Verden enthält folgende Bekannt= machung der Königl. Landdrostei hierselbst vom 29sten v. M. u. J.: „Nachdem auf den Antrag der diesseitigen Königl. Regierung die Kaiserl. österreihishe Regierung sih bereit erklärt hat, aebi der Kaiserl. Jnternuntiatur zu Konstantinopel, als den im osmanischen Reiche angestellten österreichischen Konsuln die Anweisung zu ertheilen, alle hiesigen Unterthanen, welche sich in der Türbei aufhalten, unter ihren Schuß zu nehmen, \o bringen wir dies im Auftrage des Küö= nigl. Finanz = Ministeriums hierdurch zur Kenntniß des Handel- und Schifffahrt treibenden Publikums, mit der Aufforderung, sih in vor= fommenden Fällen an die im osmanischen Reiche angestellten diploma= tishen und fonsularishen Agenten der Kaiserl. österreichishen Regie= rung zu wenden,“

Von der Ems, 30. Dez. (Wes. Z.) Ju der Beilage Nr. 287 des zu Münster erscheinenden Westphälischen Merkurs vom 1. Dezember findet sich ein ausführlicher Aufsaß „über den Emszoll““, der offenbar aus der Feder eines sahkundigen Mannes geflossen und mit gründlicher Unparteilichkeit die obwaltenden Verhältnisse darstel= lend und beleuhtend, allgemeines Juteresse bei uns hannoverschen Anwohnern der Ens erregt hat.

Der Verfasser, ein Königl, preußischer Unterthan, rügt darin mit Rech, daß die Königl. hannoverschen Unter-Behörden durch ihre im Oktober 1843 ergangenen Erlasse alle preußischen Transitogüter dem im Emsschifffahrts - Vertrage vom 13. März 1843 zwischen der Krone Preußen und Hannover für beiderseitige Unterthanen gleih= mäßig stipulirten Emszolle unterworfen, dagegen aber Alles, was die hannoverschen Unterthanen über die Ems beziehen, ausführen oder innerhalb des Landes versenden, von diesem Zolle bis auf Weiteres befreit haben.

Er findet darin eine Verleßung der zwischen Preußen und Han- nover bestehenden Verträge und glaubt, daß der Mißgriff blos durch ein Versehen der hannoverschen Unter - Behörden geschehen sei, die hannoversche Regierung aber demselben baldigst abhelfen werde.

,„Wenn man bemerkt““, sagt der Verfasser jenes Aufsaßes im Westphälishen Merkur, „daß jede Verminderung der Trans= portkosten dazu dient, den Verkehr zu erleihtern und das Handels- gebiet der Ems zu erweitern; daß dur diese Vortheile in den ost- friesishen Seepläßen Handels -Unternehmungen gemacht werden kön= nen, wofür der Absabkreis bisher zu beengt warz dann kann man mit Grund der Hoffnung Raum geben, daß die hannoversche Regie= rung immer mehr zu der Ueberzeugung gelangen wird, daß die gänz= liche Aufhebung des als Finanzquelle unbedeutenden Emszolles nicht blos den preußischen Unterthanen zum Vortheil gereiht, sondern zur Beförderung des Wohlstandes ihrer eigenen Unterthanen wesentlich beitragen wird, und daß ste in Folge dessen über kurz oder lang die gänzliche Aufhebung desselben beschließen werde.“

Diese Hoffnung theilen auch die hannover\chen Anwohner der Ems auf das lebhasteste und haben deshalb auch den Behörden und kaufmännischen Deputationen der ostfriesishen Haupt - Handels= pläße Emden und Leer sich in diesem Sinne mehrfach in ihren be=

Königliches Schauspielhaus. Wagner's Oper: „Der fliegende Holländer“.

Die Mythe vom fliegenden Holländer gehört in derselben Richtung, wie die vom ewigen Juden, der Legendar- Poesie an, Wie Ahasver f lange wandern muß, „bis der Heiland kommt“, weil er aus Unbarmherzig- feit den fkreuzshleppenden Christus geschlagen, o muß der Befehlshaber eines holländischen Schiffes, weil er dur frehen Fluch den Himmel her- ausgefordert, so lange das Weltmeer „, durchfliegen “, bis eins ein treues Weib aus Liebe für ihn stirbt. Eine alte Seemanns-Sage, die von allen rechtgläubigen Matrosen geglaubt wird z ihre Heimat is wohl in den ge- spenstischen Weiten des Südmeers zu suchen; von dort verbreitete sie sich zu allen Völkern, die, „dreifaches Erz um die Brust “, den Muth haben, „die shwanke Barke dem rauhen Meere anzuvertrauen“, Welchem eng- lischen Bootêmann wäre die Sage vom Flying Duthman unbekannt, deren Grundzüge Washington Jrving in seinem Brace-Bridge-Hall („das Sturmschif“) wiedergab, während Capt. Marryat dieselbe späterhin in einer Erzählung, die zu seinen besten gehört, zu einer ausführlichen Dar- stellung benußte! Sie klingt wieder aus den skandinavischen Fjorden und Skären, und in Dänemark im Besonderen hat sie noch ein Seitenstück an der Sage vom „Wassermann““, der , als shmuder Ritter gekleidet, ans Land steigt und sich ohne viele Umstände eine Braut vom Altare wegholt. (Das betreffende Original - Gedicht ward von Herder im zweiten Vheil seiner „Stimmen der Völker in Liedern‘““ übertragenz Kerner und Kopisch lieferten Nachklänge dazu.) Bei den Schotten giebt es treffliche Balladen vom „Geisterschif‘/z auch die Franzosen kennen eine vaisseau fantôme, die Hol- länder natürlih ebenfalls, und Freiligrath hätte, als er unter ihnen weilte, diese seinem dichterischen Naturell so ganz adäquate Sage behandeln sollen. Zugleich bildet sie den Jnhalt einer beliebten deutschen Novelle, welche vor Jahren längere Zeit die Aufmerksamkeit der Leser der „Didaskalia“ fesselte z auch in die deutsche Balladen-Poesie is sic übergetreten (vgl. O, L. B. Wolffs poetischen Hausschaÿ der Deutschen),

Richard Wagner war früher Musik - Direktor in Riga, hörte, als er auf einer Seefahrt nah den Küsten Schwedens verschlagen ward, von den Matrosen des Schiffes, worauf er sih befand, die Sage vom fliegenden Holländer erzählen, wurde davon ergriffen und dichtete, nach ihr, sich selber ein Textbuch, welches er nachher komponirt hat. Man weiß, daß er mit seinen Compositionen unter den Franzosen (die, beiläufig bemerkt, {hon einen Hektor Berlioz besizen) kein Glück machte, als er sich von Riga nach Paris wandtez dagegen gefielen sie in Dresden, wo er gegenwärtig als Königlich sächsischer Hos-Kapellmeister lebt, Am Sonntag den 7. Januar wurde seine Oper: „Der fliegende Holländer“ auch zu Berlin auf- geführt, Hier is das Publikum bekanntlich eben so kondescendent und freundlich gegen seine einheimishen Künstler, als strenge, mitunter unerbitt- lih gegen auswärtige; der Muth des Dichter-Komponisten, diesem Publikum ein aller Jntrigue, so wie jeder Verwickelung der Handlung, entbehrendes nacktes Märchen, ohne einen thatsächlich eingreifenden Chor, ohne Tanz, Prunk und sonstige Modernitäten, in Person vorzuführen , kann nur in fünstlerishem Selbstbewußtsein seine Quelle haben, und freuen muß es da- her, daß die Vermuthung, jenes grausenhafte aller humoristischen oder iro- nischen Vermittelung entbehrende Nachtgemälde, das von einer eben #9 unheimlihen und von harmonischen Eigensinnigkeiten wimmelnden Musik umrauscht ist, würde in Berlin seine Wirkung verfehlen, nur eine halbge- gründete war. S

Vor Allem wollen wir hier bemerken, daß der Komponist vielleicht besser g hätte, seinen Text von einem Anderen dichten zu lassen, als daß er Selbstverfasser desselben geworden is, Wie er in der Mufik frei- willig Schwierigkeiten auf Schwierigkeiten gehäust, so hat er sich deren auch im Libretto eine nicht kleine Zahl aufgeschichtet, Ein Operntext-Dichter soll und darf nur andeutenz dem Komponisten ist das Ausmalen überlassen, Hier aber finden wir endloses Anhäufen von Worten, die der Tonkünstler faum zu bewältigen vermag und den Vortrag für den Sänger ungemein schwierig machen. Dazu nirgend eine Abwechselung im Bersmaßz überall E Zeilen, und fast noch länger als Alexandriner z ferner kein Wech- el der Situationen, und in der Motivirung der Fakten für das Märchen

zu wenig und für das lyrische Drama zu viel. Da ein Gespenst immer ein denkend Gedachtes is, fo is es z. B. durchaus unmotivirt, daß der Holländer seine Geliebte, die nicht darauf sinnt, ihm treulos zu werden, blos deshalb verläßt, weil er im Behorchen ihres Gesprächs mit Erik eine Phrase auffaßt, wonach er sie für treulos halten zu müssen glaubt, Auch ist die ganze Liebesgeschichte nicht reht psychologish begründet; mag es in der Wirklichkeit, nah dem Bericht von Reisenden, in Skandinavien auch viele geisterhafte und nahtwandlerishe Mädchennaturen geben, so ist es doch immer naturwidrig, daß Senta, von einem sie aufrichtig liebenden, frischen und wagemuthigen Jägerburschen umgeben, nichts von diesem wissen will und sich in das in ihrem Kämmerlein hangende Bild eines gespenstischen Mannes, auf den ihre Gespielinnen grausenhafte Balladen singen, so ver- liebt, daß sie sih, als statt des Portraits das Gespenst selbst zu ihr tritt, leßterem zum Opfer dahingiebt:

Wenn Wagner noch einmal ein Seemärchen (und welche ergiebige Ausbeute bieten dieselben für die musikalishe Auffassung!) zu komponiren Lust haben sollte, so möchten wir ihm andere Stoffe empfehlen, worin nicht blos Callotsche Schreckbilder und Achenbachsche Stürme vorkommen. Er lese einmal zu diesem Zweck die wunderlieblichen Seemärchen des Dänen Andersen, namentlich dessen „Seejungfrau““, die vor einigen Jahren auch durch das Magazin für die Literatur des Auslandes verdeutscht ward.

Was die Musik zum „, fliegenden Holländer betrifft, so ist nicht zu leugnen, daß der Komponist bei der Bchandlung des N eoibüien Sil es einen shweren Standpunkt gehabt hat. Nicht nur bot das an und für sh etwas unmusikalishe und ohne rehte Bühnen- Kenntniß voerarbeitete Süjet weni Gelegenheit, lyrische Empfindungen auszusprechen und mannig- faltige Affekie eintreten zu lassen: auch die langsam fortschreitende Hand- lung und der so wortreiche Text legten ihm, wie gesagt, häu seln an, ohne ihn dafür durch wirklich dramatische Situationen und zu ent- schädigen. Der ungewöhnliche Stoff und das Trachten, Neues und O nelles zu schaffen , \heinen aber den talentvollen Komponisten zu ma Mißgriffen verleitet zu haben. Obgleich die Musik von vieler