1844 / 10 p. 2 (Allgemeine Preußische Zeitung) scan diff

treffenden Eingaben an die Königl. hannoversche Regierung ausge-

prochen , und wir bezweifeln nit, daß diese nahdrücklichen Vorstel- en Eingang finden werden.

Baden. Karlsruhe, 4. Jan. (K. Z.) In der estrigen

tlihen Sizung der zweiten Kammer zeigte das efreta- roy g me din E da der Abg. Sander eine Motion folgenden

inden gedenke: „Se. Königl. Hoheit den Großher- E, Dae eines Gesebes zu bitten, wonah 1) die Unwählbar- feit der Lokal- Beamten in die zweite Kammer nah §. 37 der Ver- fassungs-Urkunde bei veränderter Nees Der foyang auf die Amts- richter, auf die Bezirks-Strafrichter und auf die bei den Bezirks- Strafgerichten angestellten Staats - Anwälte und deren Stellvertreter in ihren Bezirken ausgedehnt werde; 2) wonach ausgesprochen werde, daß jeder Abgeordnete der zweiten Kammer, welher während der Dauer seiner Landstandshaft ein mit Besoldung oder mit Diäten aus öffentlichen Kassen verbundenes ständiges Staats- und Kirchen-Amt an- nimmt, oder welcher aus dem Pensionsstand wieder in aktive Staatsê- dienste tritt, alsbald aus der Kammer auszutreten habe; 3) wonach jeder Abgeordnete, der bereits ein Staats-Amt oder Kirhen-Amt be- sißt und darin eine Beförderung auf eine höhere Stelle oder einen höheren Titel oder Rang, oder eine Besoldungs = Zulage erhält und annimmt, gleichfalls aus der Kammer alsbald auszutreten habe; 4) wonach jeder Abgeordnete, der einen inländischen oder ausländischen Orden annimmt, gleichfalls alsbald aus der Kammer auszutreten hat. Von dieser Bestimmung sollen jedoch Militair - Verdienst- Orden für militairische Auszeichnung im Felde ausgenommen sein. Vom Abg. Bissing wird ferner eine Motion angekündigt, betreffend die Abänderung einiger Paragraphen des Volks-Schulgeseßes. / Staatsrath Frhr. von Rüdt macht hierauf eine Vorlage, be- treffend die Nahweisungen über den Eisenbahnbau in der verflossenen Budgetperiode, so wie über das Budget derselben für die zwei näch- sten Budgetjahre. Der Vortrag, mit dem Herr von Rüdt diese Vorlage Géglettete, enthält folgende Angaben: Die Gesammt - Aus- gabe vom Beginu des Baues bis zum 1. Oktober v. J. beträgt 8,954,250 Fl. Der Aufwand für die 167 badishe Wegstunden lange Bahnstrecke zwischen Mannheim und Karlsruhe beträgt 3,725,103 Fl. oder auf die Stunde 229,237 Fl., welcher Betrag, im Vergleich mit anderen Bahnen, als sehr mäßig erkannt werden muß. Könnte die ganze Landesbahn von 623 Stunden, wie freilich nicht der Fall ist, verhältnißmäßig hiernah hergestellt werden, so würde der ge- sammte Bau - Aufwand 14,398,375 Fl. betragen und noch um 567,517 Fl. unter dem ursprünglichen Kosten - Uebershlag von 414,965,892 Fl. bleiben. Der Bahutheil von Karlsruhe bis Kehl, beziehungsweise Offenburg, 195 Stunden messend, wurde mit der bereits verwendeten Summe (3,745,828 Fl.) \o weit gefördert, daß er im nächsten Frühjahr ebenfalls dem Betriebe übergeben wer- den fann. Auf der weiteren Bahnstrecke von Offenburg bis Freiburg ist die Güter - Erwerbung bis auf einige unbedeutende Anstände vollendet, die Erdarbeiten sind in Angri} genommen, die Baupläne und Kostenübershläge für die Brücken, Viadukte und Dohlen sind gefertigt, die Gründungs-Arbeiten für die bedeutenderen Uebergangs- Werke eingeleitet 2c. 2c. Obgleich auf diesem Bahntheil, dessen Länge 14 Stunden mißt, vielfahe Schwierigkeiten zu überwinden sind, so darf man doh mit Bestimmtheit annehmen, daß der Be- trieb guf demselben im Frühjahr 1845 erövsfnet werden kann, Von Freiburg aufwärts bis Schliengen sind die Expropria= tions - Geschäfte vollendet und steht dem Beginne der Erd- arbeiten, wiewohl die Entschädigungs - Frage noch nit erledigt ift, nihts mehr entgegen, da die Güterbesißer den Angriff ihres Eigen- thums unabhängig von derselben erklärt haben. Ueber die Bahn von Schliengen bis zur südlichen Landesgränze bemerkte unter Ande- rem Staatsrath Freiherr von Rüdt im Verlaufe seines Vortrags, daß der früher lebhaft ausgesprohene Wunsch, die Bahn nah der östlihen Seite des shliengener Berges, also mehr durch das Jnnere des Landes, zu führen, durch die vorgenommenen ausgedehntesten Un= tersuhungen sich als unausführbar dargethan hätte, daß die Bahn am Rheine hín dur den isteiner Kloß bis Efringen geführt, dann entweder in Weil oder bei Leopoldshöhe, in der Nähe von Basel, sih enden miisse, und eine Fortseßung nah dieser Stadt in Aus-= sicht lasse; für diesen leßteren Zug habe sih die Regierung entschie- den und diesen zur Ausführung genehmigt. Der Herr Minister sebte alle in die Augen \pringenden Vortheile des Punktes bei Leopolds- höhe aus einander und bemerkte weiter, daß wegen Herstellung einer weiteren Bahn von Leopoldshöhe nah der Stadt Basel Unterhand= lungen mit dieser Kantons = Regierung im Laufe seien. Der neue Haupt - Ueberschlag (bemerkte der Minister weiter) verlangt für den Bau (also aussBließlih des Betriebs - Materials, das von der Post-Verwaltung angeschafft wird) im Ganzen die Summe von 19,131,381 Fl. und übersteigt somit den Kosten - Ueberschlag von 1840, der 14,965,892 Fl. in Aussicht stellte, um 4,165,489 Fl. Die Gründe dieser Differenz sind durch die unter den Vorlagen be- findlihen Nachweisungen besonders erläutert. Schließlih bemerkte Frhr. von Rüdt: „Wir zweifeln nicht, daß der Betrieb der Bahn bis zum Frühjahr 1846 bis nach Schliengen ausgedehnt werden kann, und wollen auh nit säumen, die Herstellung der weiteren Streckte bis zur Landesgränze thunlichst zu beschleunigen, So, meine Herren, werden wir alsobald das Großherzogthum Faner ganzen Länge nach

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von dem schnellsten bekannten Communicationsmittel durhzogen, in dieser Weise gleichsam arrondirt, die verschiedenen Landestheile enger mit einander verknüpft und die vielfahen Vortheile allmälig si ent- wickeln sehen, die eïne solche engere Verbindung, namentlich wenn sie gleichzeitig, wie geschieht, auch über die Nachbarländer sih ausdehnt, mit sih bringen muß.“ ;

Ministerialrath von Marschall legt das Budget für den badi- chen Antheil an der Main-Neckar-Eisenbahn und für die Zweigbahn von Friedrihsfeld nah Mannheim vor. Jn dem begleitenden Vor= trag zu diesem Geseß-Entwurf heißt es: „Nach einer aufgestellten Berechnung beläuft sich der Gesammtaufwand für Herstellung der Main-Neckar-Eisenbahn in betriebsfähigen Stand auf 6,809,367 Fl., und der von Baden zu tragende Theil auf 1,134,895 Fl., oder nah Abzug der Einnahme, die ihm für den abzutretenden Theil des Bahndam- mes mit 50,000 Fl. zu gut kommt, auf 1,084,895 Fl. Was die Zweig= bahn zwischen der Main=Neckar-Eisenbahn und Mannheim betrifst, so ist deren Ausführung noch nicht defiuitiv beschlossen, da man hierzu erst die ständische Geldbewilligung abwarten wollte. Die Regierung fann aber an dieser Bewilligung keinen Augenblick zweifeln, indem es niht nur im speziellen Jnteresse der Stadt Mannheim, sondern auch im allgemeinen Landes= Juteresse sehr wesentlih begründet is, daß dieser Stadt und dem dasigen bedeutenden Rhein - Hafen neben der direkten Eisenbahn - Verbindung nach Süden, noch eine direkte, im Betriebe ununterbrohene Eisenbahn nah Norden gewährt werdez die Regierung kaun an der Bewilligung um so weniger zweifeln, als sie durch die abgeschlossenen Staats-Verträge die Verhältnisse bereits so gestaltet hat, daß diese Zweigbahn mit verhältnißmäßig äußerst ge- ringem Aufwand nicht nur hergestellt, sondern auch fortwährend betrieben werden fann.“ Hierauf folgt die Berathung über den Be= richt, das Steuer-Ausschreiben für den Monat Dezember 1843 betref= fend. Finanz-Minister von Böckh behauptet, es sei niht möglich gewesen, das Steuer- Ausschreiben zu verschieben, bis die Stände ver= sammelt gewesen. Das Steuer-Ausschreiben für den Dezember vom 10. November sei eine Anticipation gewesen, welche die Regierung im guten Glauben gemacht habe, indem sie den §. 66 der Verfassungs= Urkunde für anwendbar erachte, weil er ganz allgemein \preche. Er giebt übrigens zu, daß im vorliegenden Fall das Provisorium durch zeitigere Einberufung der Stände hätte vermieden werden können. Dagegen führen Sander und Andere aus, daß nah dem Organis=- mus der Verfassungs - Urkunde für die Steuer- Bewilligung und Er= hebung eine ganz gesonderte Geseßgebung bestehe, daß gerade darin, daß die Steuer - Erhebung an die Zustimmung der Stände gebun= den sei, der indirekte Zwang für die Regierung liege, die Stände zur rechten Zeit einzuberufen, daß mithin ein provisorishes Geseh nah Maßgabe des §. 66 der Verfassungs-Urkunde bei den Steuern nicht anwendbar sei. Der Antrag auf nachträglihe Genehmigung des Steuer-Ausschreibens wird angenommen. Die eigentliche Streit- frage aber, ob die Regierung auch in Form von provisorischen Ge- seßen direkte Steuern ausschreiben dürfe, bleibt unentschieden, da hierüber kein Antrag gestellt is, mithin auch keine Abstimmung stattfindet.

Freie Städte. XX Fraukfurt a. M., 5. Jan. Das neulich verbreitete Gerücht, daß sich zum Ausbau unseres Domthurmes eine Ge- sellschaft gebildet habe, is nicht ganz ungegründet, doch is ein eigentlicher Verein zu diesem Zwecke noch nicht ins Leben getreten. Der in seiner Spiße aus Eisen gebaute, sehr gelungene gothishe Thurm der für. den protestantischen Gottesdienst in der Restauration begriffenen Ni= folai - Kirche {chuf die Jdee, die Spibe des Domthurmes auf diese Weise auszubauen, und es wird bereits ein Modell dazu entworfen. Se. Majestät der König von Bayern hat auch bei seinem Hiersein in diesem Sommer lebhaft bedauert, daß der Dom der Spibe entbehre, denn er ist sonst ein sehr imponirendes Gebäude.

Oesterreichische Monarchie.

O Wien, 2. Jan. Durch den vor einigen Tagen erfolgten Tod des Obersthofmeisters, Fürsten Rudolph Joseph von Colloredo Mannsfeld, is die erste Hofcharge erledigt worden. Als Nachfolger des Fürsten in diesem hohen Amte wird der Standesherr des glanz= vollen Geschlehtes der Schwarzenberge, Fürst Adolph (geb. 22. Mai 1799) bezeichnet; eine Wahl, die des allgemeinen Beifalls um so sicherer is, da Fürst Schwarzenberg, wie an Geburt und Einkommen eine hervorragende Stellung einnehmend, so auch in Hinsicht jener Eigenschaften des Geistes und Herzens, die den Menschen überhaupt adeln, in allen Ständen allgemeine Verehrung und den Ruhm eines wahren Vaters der zahlreichen Unterthanen seiner umfangreihen Be- sißungen in den meisten Provinzen der Monarchie genießt. Die gro- ßen Güter des fkinderlos verstorbenen Fürsten Colloredo meist in Böhmen liegend und eines der größeren Majorate mit einem Netto- Einkommen von mehr als 250,000 Fl, C. M. bildend gehen an seinen Neffen, den Grafen Franz Colloredo in Prag, über, der, im Jahre 1802 geboren, Oberst des 1sten Jäger - Regiments is, Sohn des durch die Schlacht von Kulm berühmten Generals Colloredo.

Einen erfreulihen Beweis für das Gedeihen der so wohlthätigen Sparkassen auch in kleinen Orten, liefert der so eben veröffentlichte Jahres-Abschluß jener, des einige Stunden von hier entfernten Städt- chens Hollabrunn, mit ungefähr nur 3000 Einwohnern. Jm Jahre 1825 mit einem Einlags - Kapitale von blos 13,972 Fl. gegründet,

zählt dieselbe jeßt 10,231 Theilnehmer, mit einem Guthaben von 1,322,270 Fl. mit einem eigenen Reserve-Fonds-Kapital von 77,349 Fl. Solche Erfolge widerlegen wohl am besten das Vorurtheil gegen die Etablirung dieser segensbringenden Anstalten in kleineren Orten, wo sie in der That uicht minder nüßlich sind, als in großen Städten, Wäh= reud in diesen Luxus und Wohlleben Viele abhalten, ihren Spar- pfennig fruchtbriugend anzulegen, sollte der in kleineren Städten mehr herrschenden Neigung zum Sparen au häufiger die Gelegenheit hier- zu in der Nähe geboten werden, da die Einsendungen der Provinzial- Bewohner uach den Sparkassen der Hauptkstädte mit mancherlei Um- ständlichkeiten verknüpft sind, die oft das gänzliche Unterbleiben der Einlagen zur Folge haben. 7

Frankreich.

Paris, 4. Jan. Die öffentlihen Blätter theilen nah und nah sämmtliche Reden und Antworten mit, welche zum neuen Jahr zwischen dem Könige und den Organen der verschiedenen öffentlichen Körperschaften ausgewechselt worden. Von allgemeinerem Juteresse dürften indeß, außer den bereits mitgetheilten Anreden des diploma- tischen Corps und der Geistlichkeit nebst den Königlichen Erwiederun= gen, nur die Beglückwünschungen der beiden Kammern sein und was Se. Majestät darauf antwortete. Außerdem werden wir nur noch aus den Antworten des Königs an andere Corporationen einige Stel- len hervorheben. Der Präsident der Pairs-Kammer, Baron Pas- quier, redete den König folgendermaßen an:

„Sire! Die Pflicht, welche die Pairs - Kammer erfüllt, wenn sie zu den Füßen des Thrones Ew. Majestät die Huldigung ihrer Ehrerbietung und ihrer Wünsche niederlegt, bietet ihr stets die glücklichste Gelegenheit, die Gesinnungen -auszudrücken, von denen sie durchdrungen iz sie sind vor allen von der Dankbarkeit eingegeben, niht von einer solchen, wie sie die Wohlthaten eines Tages, wie außerordentlich sie auh erscheinen, mit wel- cher Freigebigkeit sie auch bewilligt sein möchten, erzeugen, denn eine Er- innerung dieser Art erstirbt zu schnell. Unser Dank beiuht auf einer weit festeren Grundlage. Sire, wir sehen in Jhnen den Wohlthäter nicht allein unseres, sondern auch der folgenden Zeitalter. Diese werden Sie ohne Zweifel in die erste Reihe jener Auserwählten stellen, jener Fürsten , welche die Vorsehung aufbewahrt und, wenn der bestimmte Tag gekommen, mit einer glorreichen Botschaft aussendet, damit sie Alles wiederherstellen, Alles befestigen, wo Alles erschüttert worden is, damit sie der öffentlichen und geseßlichen Ord- nung die Kraft und Stärke verleihen, welche die Quellen allen Glückes sind und ohne welche kein Glück in irgend welcher Richtung gesichert werden fann. Giebt es einen herrliheren Ruhm, als diesen, und kann ihn Jemand besser verdient haben, als Sie? Möchten Sie ihn mit all dem Glücke ge- nießen, das die Gegenwart Jhnen bieten kann, und wenn es uns erlaubt ist, diese Hoffnung durch einen Schluß aus dem von gewissen Vorbedeu- tungen unzertrennlichen Einflusse zu begründen, so werden wir dieselben mit Freuden in der denkwürdigen Zusammenkunft erblicken, bei welcher sih un- längst erhabene Sympathicen so deutlich geofenbart haben z vor Allem aber müssen Sie dieses Glück, Sire, das Ziel unserer Wünsche, in der edlen und glänzenden Familie finden, von der Sie umgeben sind, die der Himmel mit seinen schönsten Gaben zu \{chmüdcken Sorge getragen hat, und die vermöge des Gebrauchs, den sie davon zu machen weiß, täglih immer mehr zeigt, daß sie nicht hinter den großen Pflichten zurückbleibt, welche ihr gegen Sie und gegen Frankreich auferlegt sind. Eine große Genugthuung, welche die Pairs-Kammer lebhaft empfun- den hat, is Jhnen durch die vor kurzem von einem der Prinzen, Fhrer Söhne, eingegangene Verbindung zu Theil geworden. Auf der Laufbahn, auf welcher seine frühreife Gewandtheit, sein unermüdlicher C ifer, seine glück- liche Kühnheit ihm so rasch glänzende Erfolge gebracht haben, mußte ihm Alles gelingen , indem er, den Gang der ihm auferlegten Arbeiten verfol- gend, sich von Gestade zu Gestade bis zu dem geführt sah, wo er die junge Prinzessin finden und mit sich hinwegführen sollte, die seiner Wahl so wür- dig ist, so würdig, und in vieler Hinsicht, des neuen Vaterlandes, welchem sie sih hingegeben, und des Playes, den sie in diesem Palast inmitten all der Tugenden, Verdienste und Anmuth, die dessen schönste Zierde bilden, eiíngenommen hat. Jndem wir Ew. Majestät die Glückwünsche dar- bringen, welche dies Ereigniß uns einflößt, tragen wir keine Scheu, hinzu- zufügen, daß sie in unseren Herzen unwillkürlih mit den heilig bewahrten Erinnerungen an ihn, den ih nicht zu uenuen brauche, sich vereinigen, an ihn, den wir mit so viel Stolz in unserer Mitte sahen; es is, als wäre er noch lebend unter uns in diesen Mauern, stets theilnehmend an der anhal- tenden, wacbsamen Sorgfalt, welche den kostbaren Pfändern gewidmet wird, die er uns hinterlassen, und unseren Wünschen, ja, ih wage zu sagen, un- seren Freuden sich anschließend, in Allem, was das Loos der Wesen, denen er so theuer war, und die er so zärtlih liebte, besser und glücklicher zu machen vermag.“ /

Auf die Anrede des Barons Pasquier entgegnete der König:

„Jch bin von den so eben vernommenen Worten so gerührt, sie haben die Trauer, welche in Meinem Herzen unauslöschlih bleibt, so stark aufge- regt, daß Jch Mich fast unfähig fühle, auf Jhre rührende Anrede so zu ant- worten, wie Jch es gern möchte. Dennoch fühle Jh Mich gedrungen, Jhnen zu erklären, daß die Glückwünsche, welhe Sie Mir darbringen, uns wedch- se!seitig gemeinsam sindz denn nur durch die Eintracht aller Staatsgewalten haben wir das Ergebniß erlangt, wozu Sie Mir Glück wünschen, Lassen Sie uns hoffen , daß alle Meinungen, selbst jene, deren Uebertreibung nur zu oft so viele Gemüther verführt hat, sh endlich zur Anerkennung der Vortheile eines solchen Ergebnisses vereinigen werden, wenn sie die Wohlfahrt sehen, welhe Frankreich erreicht hat, den Aufschwung aller seiner Fabriken und das allgemeine Glück, welches aus der Wohlfahrt jedes Einzelnen entspringt. Nichts konnte Meinen Gefühlen zusagender seine als von Jhuen unter die günstigen Vorbedeutungen, welche das verwichen, Jahr uns hinterlassen hat, eine Zusammenkunft gerechnet zu schen, welche Mir die lebhafteste Befriedigung verursacht hat, und deren Erinnerung Mir stets theuer sein wird, Jch danke Jhnen für Ihre Aevßerungen hinsichtlich der Heirath Meines Sohnes und nehme freudig Jhre Voraussagung an,

Kraft zeugt, so is doch die Melodie zu Gunsten der Harmonie, die oft etwas gesucht erscheint, offenbar vernachlässigt worden; die Gedanken, zwar immer edel, entwickeln si selten zur vollen Neife, und die einzelnen Musik- stücke haben, bei aller ihnen inwohnenden Phantasie, keine gehörig abgerun- dete Form ein Mangel, der si bei einem Kunstwerke, welcher Gattung es auch sei, immer dur sich selbs straft. Auch die Orchestermittel, beson- ders die Blech-Jnstrumente, sind etwas zu vershwenderisch benußt, so daß die Singstimmen häufig ganz bedeckt und untergeordnet erscheinen, nicht als wenn sie, sondern als ob das Orchester die Hauptsache und die Oper nur eine dramatishe Symphonie mit Gesang wäre. Doch wie schon oben angedeutet wurde, suchen wir die Quelle diefer der Sache Eintrag thuenden

G ee Seiten lediglih in dem excentrischen Stoffe und sind überzeugt, daß der noch junge, so reih begabte Komponist bei künftiger Bearbeitung eines passenderen Operntextes gewiß ein in aller Beziehung gelungeneres Kunstwerk liefern werde.

Die Ouvertüre, t eilweise aus Motiven der Oper selbst (z. B. der Ballade Senta's) bearbeitet, konnte, ihrer rein phantastischen, etwas zer- rissenen Behandlung und ihrer zu großen Setneng wegen, keinen recht

erwärmenden Eindruck hervorbringen, obgleich das äu ck vom Orchester durchaus éluñgen ausgeführt wurde. erste Akt bietet, bei seiner tigen Handlung, in musikalischer Beziehung

{Ÿen Daland und e bar, als eiwa den Schluß des Duetts in Nr, 3 zwi- alt

erst s{chwierige Musik- uch der ganze

aland und dem Holländer, wo jeder eine eigene Melodie in seinem er singt, vie, wenn beide zusammen einklingen, eine vortreffliche Wir- kung machen und von der Geschidl des Kon onisten Bui gebés,

Im zweiten Akt, der vom Publikum {on Vébeuteith" wärmer aufge-

d wurde aBrsiel gleich a 4) der inn - Chor der Mädchen, e

Baliale See ciertides usistück; vann zunächst die hon erwähnte

länders {chwärme welche in ihren Moll-Tönen,, vie für das Bild des Hol-

R bride Mita agigerisce Seef. t ter treffend bezeichnend,

E 6 “Er e 4 beso a us die Stelle in der dritten Strophe: | Y nie ein treues Weib er fand,“

piu lento und von der Sängerin mit gesteigertem Ausdruck vorgetragen, einen tiefen Eindruck zurück. Vorzüglich beifällig wurde zum Schluß des Aktes in Nr. 6 das Duett und Terzett zwischen Senta, dem Holländer und Daland aufgenommen, Den besten Beweis, daß der Komponist auch für Melodie hinreihend Talent habe, liefert im Duett die kantable Stelle, die erst der Holländer allein und dann Senta unter Begleitung des Leßteren singt; möge er es fleißig kultiviren.

Der dritte Akt führt uns, wie der erste, das Treiben der Seefahrer vorz zwei Chöre, der norwegischen Matrosen und der Mädchen , zu denen sich nachher noch der Chor der Mannschaft des fliegenden Holländers ge- sellt, suchen sich, vom Orchester unterstüßt, gegenseitig durch Lärmen zu überbieten, so daß sih ein wahres Chaos vor unseren Ohren eröffnet. Jn der leßten Nr. (8) wäre noch der Cavatine des Jägers Erik zu erwähnen, in welcher er Senta, während sie vom Holländer behorht werden, an ihre Liebe erinnert; ebenfalls ein ret zartes und melodiöses Gesangstük, das vem Hörer nach den vorhergegangenen rauschenden Piecen sehr wohl thut.

So viel über die Musik selbst, Die Ausführung derselben unter der eigenen Leitung des Komponisten, war in jeder Hinsicht vortrefflih zu nennen, Die Hauptrolle, den Holländer, gab Herr Bötticher so vorzüglich, wie wir es von diesem, der Meisterschaft immer mehr entgegenstrebenden geschickten Sänger erwartetenz er führte die äußerst hwierige, anstrengende und häu- fig len undankbare Gesangspartie von Anfang bis zu Ende gelungen durch, und suchte auch durch seine äußere Erscheinung und durch sein Spiel, so weit es der vom Dichter aufgestellten dbateer nah möglich war, die dä- monische Erscheinung des maritimen Ahasver treulih wiederzugeben. BVe- sonders ausdrucksvoll und \hön trug er die hon angeführte kantable Stelle im Duett am Schluß des zweiten Aktes vor, unv völler Kraft und Feuer wirkte er, sich mit seiner kflangreichhen mächtigen Stimme immer Bahn durch die Orchestermassen brehend, auch im folgenven Terzett so beifällig mit, daß das Publikum ihn und Dlle, Marx na dem Fallen des Vorhanges stürmisch hervorriefz Beide erschienen, vom Komponisten, der ebenfalls ge- rufen ward, vorgeführt. Die Partie der Senta, welche nah der des Hol- länders am meisten hervortritt, warde durh die eben genannte Sängerin

mit dem, vom Dichter ihr zugewiesenen Anfluge von Schwärmerei und mysteriösem Tiefsinn, und, vom wirklichen Erscheinen des {hon im Bilde von ihr geliebten Holländers an, mit jener Hoheit und jenem Muthe, dessen nur das wahrhaft liebende Weib fähig ist, ebenfalls meisterlich dargestellt, Der Ausdruck im Gesange und Spiel, z. B, gleich in ihrer Ballade, im Duett des zweiten und im Finale des dritten Akts, war oft von ergreifender Wir= kung, und außer nah dem zweiten Aufzuge wurde sie auch noch am Schluß der Oper mit dem Komponisten und Herrn Bötticher gerufen. Die an- deren, weniger hervortretenden, Rollen des Jägers Erik, des veneean ra Seefahrers Daland, des Steuermanns (welche leßtere Partie wir P komponirt gewünscht hätten) und der Amme, waren durch die Herren in tius, Z\hie\che, Ditt und Mad, Valentini würdig vertreten, Auch dic Chöre gingen gut, und das Orchester, dem in der That eine wahre Rie- \en-Aufgabe gestellt war, löste dieselbe mit ät fünstlerisher Vollendung, Die Violinen, und überhaupt die Saiten-Jnstrumente, hatten jedo bei der {wachen Besepung, die ihnen im Schauspielhause wegen Mangels an Raum zu Theil werden muß, Mühe, gegen das Heer der Blase- und be- sonders der mit äußerster Vorliebe behandelten Blech - Jnstrumente anzu- kämpfen, Jm Opernhause würde die Wirkung bei doppelter Beseyung der Streich - Justrumente viel gleichmäßiger gewesen sein, Decoration und Maschinerie leisteten, nimmt man auf die beschränkte Lokalität Rücksicht, das

Mögliche. U,

% Darmstadt, 4, Jan. Es bestätigt sih, daß der geachtete Dr. Ed, Duller eine Biographie Sr. Kaiserl. Hoheit des Erzherzogs Karl vou Oesterrei schreibt und eine Reise, die er in diesem Frühjahre nah Wien antritt, mit der Förderung dieses von dem gefeierten Helden mit Wohlwol- len aufgenommenen Werkes, daß mit großer Pracht ausgestattet werden soll, in Verbindung steht.

aan anin

daß seine Brüder und er fortfahren werden, wie sie es bisher gethan, den

Erwartungen Frankreichs würdig zu entsprehen, und daß sie niemals un-

terlassen werden, die ihnen obliegenden großen Pflichten treu zu erfüllen.“ Diesen Worten folgte der laute Ruf: „Es lebe der König!

Herr Sauzet sagte im Namen der Deputirten-Kammer:

„Sire! Jahre des Friedens und der Civilisation folgen einander. Jedes derselben steigert die öffentliche Dankbarkeit gegen den constitutionellen Thron und drück unseren Jnstitutionen den Stempel der Dauerhaftigkeit aufz nicht etwa, Sire, einer trägen und unfruchtbaren Dauerhaftigfkeit, welche Nationen crmüdet und Regierungen abnußt, sondern einer zugleich thätigen und fruchtbaren, welche jedem Dinge ringsum Leben und Stärke einflößt. Auf allen Seiten schen wir eine reiche Bewegung sozialer Er- weiterung si entfalten; der Geist des Menschen ersinnt nügliche Verbesse- rungen ; der Gewerbfleiß bereitet seine Wunder für die große nationale Aus- stellung vor; unermeßlihe Werfe durchschneiden und ve:wandeln die Ober- fläche des Landes ; und während alle diese Bestrebungen sich verwirklichen, kündigt Ew, Majestät uns die Rüfkehr jenes finanziellen Gleichgewicbts an, welches die Vertreter der Nation freudig begrüßen und welches sie mit cifersüch- tiger Sorgfalt aufrecht erhalten werden, wohl wissend, daß darin die Sicherheit der Gegenwart und die Bürgschaft der Zukunft liegt, Wer, Sire, sollte nicht mit Vertrauen in die Zukunft blicken, wenn er alle die Bürgschaften der Dauer erblickt, welhe der Himmel Jhrem Hause bewilligt. Bereits mehren sich die jungen Sprößlinge unter dem Schatten des Thrones rings um das Königliche Kind, welches der Gegenstand so vieler Erinnerungen und Hoffnungen is, während Jhre Söhne dieser aufwachsenden Generation die edlen Beispiele überliefern, welche sie von Ew. Majestät empfangen haben. Einer von ihnen hat der Königin eine neue Tochter gegeben, die es wohl verdient, ihren Play in dem Gefolge von Tugenden und Anmuth zu nehmen, welches den Thron mit so holdem Glanze shmückt und aus Jhrem Palast ein Muster für die Familien und eine Lehre für die Höfe macht, (Hier wurde der Präsident von dem“ Ruf: Es lebe der König! unterbrochen.) An jedem Punkte sind Jhre Söhne, Sire, die ersten Diener des Staats, Auf den Meeren, inmitten unserer tapferen und treuen Armee, in unseren großen Städten und in den entlegensten Landschaften sehen wir sie alle Bedürfnisse des Volkes studiren, sich in alle Reihen mischen und überall Eindrücke der Freude und der Hoffnung zurücklassen, wovon ich mit der Rührung und Autorität eines Augenzeugen sprehen zu können o glücklich bin. Wenn sie fremde Länder besuchen, so geschieht es, um die Ehre unserer Flagge zu sichern, um Liebe für unsere Jnstitutionen ein- zuslößen und um die Herzen der Völker durch ihre Gegenwart und ibr Beispiel zu gewinnen. So geschieht es, daß unser Königthum von 1830 seine Wirksamkeit und seine Wohlthaten vervielfältigt, ohne an seiner Ein- heit und Stärke etwas zu verlieren, Aus solchen Zügen wird eine wahr- haft voltksthümliche Dynastie erkannt, welche wir mit demselben Nachdruck vertheidigen werden, wie unsere Freiheiten, weil sie das Symbol und die sicherste Stüge derselben ist. Freuen Sie sih, Sire, eines solchen Schau- spiels, Wenn wir unseren theuersten Wünschen vertrauen dürfen, \o sind JZhrer Regierung noch lange Tage verhcißenz aber bereits treten die der Geschichte als Zeugen auf: sie wird von Jhren Prüfungen und Jhren Dienstleistungen sprechenz sie wird Alles erzählen, was Sie durch die bloße Herrschast der Geseze zu besiegen vermochten, Alles, was Sie blos durch die Mitwirkung des Landes zu Stande brachten, Sie wird eines Tages das unsterbliche Bündniß zwischen Jhren Nachkommen und den unsrigen begrüßen, Möge dieses Vertrauen Jhre edelste Krone und die süßeste der Tröstungen sein, welche die Vorsehung für Sie aufbewahrt hat.“

Diese Rede hatte zu wiederholten Malen lebhafte Zustimmungs= bezeigungen hervorgerufen, und es folgte ihr der nochmalige Ruf: Es lebe der König! Se. Majestät antwortete :

„Jch bin innig gerührt von den Wünschen , welhe Sie Mir Namens der Deputirten-Kammer für Mich und Meine Familie in so beredten Worten ausgesprochen haben, Nicht minder erkenntlih bin Jch für die Gefühle, welche Sie aus Anlaß der Vermählung Meines Sohnes kundgeben. Seine Brü- der und er, gleich Mir, Frankreich ergeben, haben nie einen anderen Ehrgeiz als den gekaunt, ihm wohl zu dienen. Verzeihen Sie Mir die Wiederho- lung dieser Ausdrückez denn Mein Herz is so voll von diesen Gefühlen, daß sie ihm ganz von selbs entströmen. (Lauter Ruf: Es lebe der König!) Es is Mir süß, Jhre Glückwünsche zu empfangen und Jhnen die Meinen darzubieten, Wenn Jch im Stande“ war, das große Werk zu vollenden, von welchem Jhr Präsident so eben eíne so glühende Schilderung entwarf, so gelang es, weil Jch in Jhnen jene Stüße fand, welche Mich, indem sie die Herrschaft der Geseße fest und dauerhaft machte, über jedes Hinderniß obzusiegen in Stand seßte, Das Land weiß, daß seine Regierung unausgeseßt beschäftigt is, Jedem die freie Ausübung seiner Rechte zu sihern und unsere Jnstitutionen gewissenhaft aufrecht zu erhalten. So is es uns durch wechselseitige Anstrengungen gelungen, Frank- reich jenes Vertrauen auf die Zukunft einzuflößen, welches Sicherheit für die Gegenwart und zugleich die Kraft gewährt, welche zur Verbürgung ihrer beständigen Fortdauer nöthig ist. Mit Vergnügen wiederhole Jch, daß Jch die Mitwirkung, die Sie Mir stets geleistet haben, vollkommen zu würdigen weiß. Jch lade Sie ein, Mir diese Beihülfe auch ferner mit der nämlichen Ergebenheit und Aufrichtigkeit zu leisten, und wenn wir niht mehr sein werden, so wird die Nachwelt Jhre Namen segnen, so wie Mich Jhr Prä- sident hoffen ließ, daß sie den Meinen segnen werde,“

Diese leßten Worte, welhe der König mit großer Rührung sprah, wurden mit dem einstimmigen und wiederholten Rufe: „Es lebe der König! ““ begrüßt.

Jn der Antwort, welhe_ der König auf die Glückwünsche des Staatsraths ertheilte, sagte Se. Majestät unter Anderem:

„Was Meine Aufgabe erleichtert hat, ist die Unterstüßung, welche Jch bei den ihrem Lande ergebenen, freimüthig national gesinnten Männern, wie Jch es Zeit Meines Lebens gewesen bin, gefunden habe, Diese Män- ner fühlten, daß man auf die Zukunst blicken müsse, um in ihr das Ver- trauen zu schöpfen, welches die Feinde unserer Justitutionen entmuthigt. Der jeyige Zustand Frankreichs, die Ruhe, deren es genießt, D ne sichere Bürgschast dafür, daß es sich nicht zu gefährlichen Täuschungen wird fortreißen lassen. Die guten Beispiele werden in allen Klassen der Gesell- schaft vollends jene Rechtschaffenheit, jene Aufrichtigkeit, jenes Pflichtgefühl herstellen, die allen Bürgern so nöthig sind, um die verschiedenen Bahnen, welche sich vor ihnen öffnen, würdig zu durchlaufen,“

Die Erwiederung auf die Rede des Präsidenten des Cassations= hofes {loß der König mit folgenden Worten:

„Wir können mit Recht stolz darauf scin, daß es uns gelungen is mit Hülfe des Richterstandes und durch Mitwirkung aller Staatsgewalten jenen so lange für chimärisch gehaltenen Wunsch zu verwirklihen, daß Alle vor dem Geseh gleich seien, und daß das Geseh für Alle gleich sei, Aber lassen Sie uns uicht aus den Augen verlieren, daß, um diese Vortheile zu bewahren, die Freiheit in den Gränzen des Gesezes gehalten werden muß denn die Freiheit, welche diesen Kreis verläßt, führt zu einer Sklaverei die eben so hart is, wie die, welhe der Despotismus erzeugt.“ f

Der Schluß der Königlichen Antwort auf die Glüdwünsche des Unterrichts-Conseils, welhe Herr Villemain darbrachte, lautet :

„Wichtig vor Allem iff| es, der öffentlihen Erziehung jene sittlihe und religiöse Nichtung zu geben, die so nöthig ist, um die Jugend zu tüchtiger Vollbringung ihrer Lebensaufgabe vorzubereiten. Dies is der Wunsch Meines Herzensz die Sorge, ihn zu erfüllen, ist in so guten Händen, daß Jch auf den Erfolg vertrauen darf.“ i

Der Deputation des Jnstituts sagte der König unter Anderem:

„Es is gut, wenn Sie die Ueberlieferungen des großen Jahrhunderts nicht verloren gehen lassen z" aber vergessen wir auch nicht, daß, wenn die Völker nicht von Kricgserschütterungen Agenommen sind, eine jede Gene- ration den emgas Punkt zum Ausgang wählt, auf welchen die vorhergehende Generation die menschlichen Kenntnisse gebracht hat, daß sie diese selbs wieder auf eine höhere Stufe bringt und ihrerseits den kommenden Ge- N die Sorge hinterläßt, deren Gränzen noch weiter hinaus zu rüden, G s

Die mit der Redaction des Adreß-Entwurfs der Pairs-Kammer beauftragte Kommission hat sich heute versammelt und die Arbeit des Herzogs von Broglie genehmigt. Man versichert, die Kammer werde mor en einberufen werden, um den Bericht zu vernehmen, doch glaubt man, daß die Diskussion nicht vor nächstem Montag beginnen werde. Der Herzog von Broglie soll einen guf die Reise der Legitimisten

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* bezüglichen Paragraphen in den Entwurf aufgenommen haben. Die

Adreß-Kommission der Deputirten-Kammer versammelte sih heute in dem Kabinet des Präsidenten und beshloß, ers die Minister zu hören, ehe sie zur Erörterung der einzelnen Paragraphen der Thron-Rede shreite. Der Präsident soll daher die Minister ersuchen, den Tag zu bestimmen, an welchem sie bereit wären, der Kommission Erklä= rungen zu geben. : L E i

Fast sämmtliche hiesige Blätter betraten die Suspendirung der spanischen Cortes als eine äußerst ernste Maßnahme und als den ersten Schritt des Generals Narvaez zur Diktatur, Nur das Jour- nal des Débats und die Presse siud ohne Besorgniß und mei- nen, die Suspendirung werde nur von kurzer Dauer sein.

Espartero soll bei der französishen Regierung angefragt haben, ob man ihm den Aufenthalt in Bordeaux oder Bayonne gestatten werde, die Antwort soll aber verneinend ausgefallen sein.

5 Paris, 3. Jan, Die Adreß-Kommission zählt unter ihren Mitgliedern sieben Konservative und zwei der Opposition angehörige; im vorigen Jahre war dies Verhältniß wie 3 zu 6. Jun der Dis- kussion, welhe der Ernennung der Kommissarien vorherging, hat der Dotations - Geseh - Entwurf ein ganz neues Ansehen gewonnen. Die Minister glaubten, auf die an sie gerihteten Jnterpellationen nicht antworten zu müssen, weil, wie sie sagten, die Thron - Rede der Do- tation nicht erwähne, und sie sich in Betreff dieser Angelegenheit auf feine Weise binden wollten, Zur Vergeltung haben \ich fünf oder sechs konservative Deputirte, die zu den bedeutendsten dieser Partei gehören, fategorisch gegen die Dotation ausgesprochen. So die Herren Fulchiron und Delessert, Man sagt: das Ministerium selb} habe diese Opposition veraulaßt, um dem Könige einen Wink zu geben. Wie dem auch sei, diese Manifestation der konservativen Deputirten ändert bedeutend den Stand der Frage und die Lage des Ministeriums. Es ist jedo, troß der von dem Ministerium selbst| im Schooße der Kammer befolgten Taktik, niht gewiß, daß der König auf seine Jdee verzichtet; aber man sieht, daß der Geseß-Entwurf nicht günstig aufgenommen werden wird und daß, wenn man nicht dem den Ministern ertheilten Winke nachgiebt, er denselben wahrscheinlich cine Niederlage bereitet. Man hat in den Büreaus der Kammer die Reise der legitimistishen Deputirten nah London zur Sprache gebracht und die Herren Berryer, Valmy und Larcy hatten auf verschiedene an fíe gerihtete Juterpellationen zu antworten. Herr Berryer sprach sich etwa in folgender Weise aus: „Wenn ih die Gesebe verleßt habe, so stelle man mich vor Gericht; wenn ih mich gegen die Kammer vergangen habe, so werde ih mich vor der Kammer ver- antworten.“ Auch die Herren von Valmy und von Larcy erklärten, daß sie vor der Kammer Rede stehen würden, im Falle man Fragen an sie richte. Jm siebenten Büreau hat Herr Thiers die Aufrichtigkeit des guten Willens der englishen Regierung in Zweifel gezogen und gefragt, ob die beiden Regierungen sich über die Angelegenheiten Spauiens und Griechenlands, sowie über das Durhsuchungs-Re(cht verständigt hätten. Die Antwort des Herrn Guizot schien Herrn Thiers nicht zu befrie- digen. Der Minister sagte, daß Unterhandlungen erö}ffnet worden scien, um eine Revision der Verträge von 1831 und 1833 herbeizu- führen. Herr Thiers interpellirte das Ministerium auch noch wegen des angekündigten Geseß - Entwurfs über den Unterricht. Er fragte, ob man in Betreff der kleinen Seminare einen Entschluß gefaßt habe, Herr Martin (du Nord) gab eine ausweichende Antwort, indem er die guten Absichten der Regierung und zugleich die Hoffnung aus- sprach, daß bald jeder Konflikt WGm der Universität und der Geist- lihkeit aufhören werde,

Die Junstruction der Prozesse gegen die legitimistischen Journale wird eifrig betrieben, Die Gérants dieser Blätter sind bereits zwei- mal vor dem Junstructions-Richter erschienen. Man sucht den Prozeß so viel wie möglih auszudehnen, So hat man, obgleich nur eine Nummer der Quotidienne in Beschlag genommen wurde, vier derselben inkriminirt; eben so is man mit der France verfahren, Die Haupt - Anklagen sind: Beleidigung des Königs; Anhänglichkeit an eine andere Regierungsform; die Verantwortlihkeit des Königs für die Handlungen seiner Regierung; Angriff gegen das im Jahre 1830 angenommene politische Prinzip und endlich Aufreizung zum Haß und zur Verachtung der Regierung. Zu gleicher Zeit instruirt man auch einen Prozeß gegen einen Gerichts - Beamten, der dem Herzog von Bordeaux einen Besuch in London abgestattet hat. i

Grossbritanien und Irland.

_ London, 3. Jan, Die fanadishen Angelegenheiten beschäf- tigen heute vorzugsweise unsere Blätter, in denen eine fast durch gängige Zufriedenheit über das Benehmen des General - Gouverneurs sih ausspriht. Man erkennt und würdigt die s{wierige Lage dessel- ben, aber bis auf die radifalen Blätter sehen alle die Möglichkeit einer Lösung der kanadishen Wirren nur auf dem Wege, welchen Sir Charles Metcalfe behauptet. Die ganze Frage dreht sih um die Zulässigkeit des Prinzips einer verantwortlihen Kolonial -Regie- rung, wie es die Kanadier beanspruchen, wie es aber von allen Gou- verneuren bisher mit den Juteressen des Mutterlandes für unverein- bar erachtet worden i, So schreibt der whiggistishe Globe: „Es geht aus den angeführten Thatsachen hervor, daß die Frage, welche dem gesunden Sinne und der Loyalität der Kolonie vorliegt, sich darauf beshränkt, ob der Repräsentant des Souverains von Groß- britanien in jener Kolonie überhaupt irgend eine Machtvollkommenheit ausüben soll, sa ob dem Souverain selbs das Recht erhalten werden soll, die Maßregeln des Kolonial - Parlaments zu genehmigen oder zu verwerfen. Es is mit anderen Worten die Frage, ob Kanada in serer Verbindung mit Großbritanien bleiben will oder nicht; denn Beistand und Schuß von der einen Seite bedingen die Aner- kennung der Autorität von der andern. Ein britisher Gouverneur und britische Truppen können nirgends als stumme Personen behan- delt werden z sie müssen thätig sein; ihre Thätigkeit aber is unmög-= lih, wenn der Repräsentant Jhrer Majestät ohne Erlaubniß eines Lokal-Conseils nicht die unbedeutendste Stelle vergeben darf, und die wichtigste Maßregel des Provinzial-Parlaments (welche auch zufällig verfassungswidrig sein kaun) nicht der Krone und der Reichs-Legis- latur zur Prüfung submittirt wird, bevor sie in Kraft tritt,“ Die Times stellt die Frage noch klarer, und entscheidet sie in demselben Sinne : „die Wahrheit ist‘, {reibt die Times, nba eine „verant wortliche Regierung‘ in einer Kolonie nicht dasselbe Ding is und sein fann, als eine verantwortlihe Regierung in einem selbstständigen Staate. Die Stellung des Monarchen und seiner Rathgeber im Mutterlande is nicht în jeder Beziehung analog der Stellung des General - Gouverneurs und seines lokalen Ministeriums in der Pro-= vinz. Der König oder die Königin von England können „nicht feh= len‘’; sie sind (persönlich) unverantwortlih, was aber ihr Repräsen- tant in Kanada nicht is. Dieser is dort Premier-Minister und Ab- geordneter der Krone zu gleicher Zeit, Er is ein Minister, mit sol= hen Gewalten bekleidet und solhen Functionen beauftragt, welche zu Hause auf keinen Abgeordneten der Krone übertragen, f\ondern von der Majestät selbst ausgeübt werden. Für die Ausübung dieser Gewalten is er deshalb der Reichs -Krone als derjenigen Macht, welche ihm dieselben übertrug, einzig und allein verantwortlih, Er ist dagegen au wiederum ein eben solcher Minister wie diejenigen, welche das Lokal - Kabinet bilden und von ihm zum Beistande in der

Regierung gewählt werden, Seine Verantwortlichkeit ist hier so we- sentlich und nothwendig , als die seiner Kollegen, deren Verantwort= lichkeit dur die seinige beshränkt werden muß, Wenn das nicht der Fall ist, wenn die leßteren unbeschränkte Oberhoheit erlangen, dann ist die Abhängigkeit der Kolonie zu Ende, und „, verantwortliche Re= gierung ‘/ heißt daun statt einer gerechten Vertretung des Volks in dem obersten Rathe des Staats soviel als Trennung und Zerstücke= lung des Reichs,

Aus Kanada wird berichtet, daß der General - Gouverneur sich durch den Abgang der Mitglieder des Executive Council genöthigt gesehen habe, das Colonial - Parlament vom 9. Dezember bis zum 15. Januar zu vertagen; zuvor hatte das House of Assembly mit 46 gegen 23 Stimmen eine Adresse an ihn votirt, um ihm sein Bedau= ern über den Austritt des Herrn Lafontaine und seiner Genossen auszusprehen. Eine von den Zeitungen publizirte Korrespondenz zwishen dem General-Gouverneur und Herrn Lafontaine macht es deutlih, daß der Austritt des Lebteren durch Maßnahmen des Sir Charles Metcalfe veranlaßt worden is, in welhen die Prärogative der E mehr als die Rechte des Volkes gestatten, berücksichtiget wurde.

Uicderlande.

Aus dem Haag, 4. Jan. Wir haben hier die ersten Nummern des neuen Journals erhalten, welhes im Herzogthum Lim= burg erscheint und sich zum Organ der projektirten Trennung des Herzogthums von Holland gemacht hat. Das Banner der Treanun ist jeßt öffentlih aufgepflanzt und das Hinarbeiten auf dies Ziel ift ausgesprochen. Die Separatisten versprehen den Bewohnern von Limburg goldene Berge; sie sind so kühn oder so unschuldig , ihnen zu sagen, daß sie von der Nationalschuld nichts zu bezahlen haben und bezahlen werden, und auf dies unfehlbare Raisonnement gründen sie bereits ein Budget, das voll von Ersparungen und Gewinn ist, indem ste das Budget von Luxemburg als ein Luxus= Budget dar-= stellen, während das des getrennten Herzogthums, auf die größte Sa zurücckgeführt, der Typus der ökonomischen Budgets ein werde.

Der neue Schöpfer der Ersparungs-Budgets läßt unter den Aus=- gaben alle diejenigen Kapitel weg, die ihm überflüssig scheinen und fommt zu dem Schlusse, daß mit 1,100,000 Gulden alle Ausgaben des Herzogthums Limburg gedeckt sein würden. Für die Festungen Mastricht und Venloo hätte man, nah der Meinung der Separatisten, eben so wenig etwas zu zahlen, wie für die Schuld, weil, in Folge der Verträge, der König des Landes souverainer Eigenthümer derselben sei. Nach diesem Raisonnement würde daher Holland diese Festungen verlieren, ohne Ansprüche auf die geringste Entschädigung zu haben und zwar aus dem wunderbaren Grunde, daß diese festen Städte ihrem Könige gehören. Es is dies eine wunderlihe An= wendung des Saßes: „Gebet dem Kaiser, was des Kaisers ist!“

Wir anderen Holländer sind erstaunt über ein solhes Raisonne= ment, und obgleih wir im Allgemeinen ziemlich langsam sind in den Entscheidungen über diese oder jene Frage, so haben wir den großen Zweck, den diese Separatisten erreichen wollen, bereits errathen : sie wollen nämlih niht mehr zum Mutterlande gehören, welches auch die Folgen hiervon für das Volk sein mögen; denn bisher streute man ihm nur Sand in die Augen, um es durch \{ön klingende E und durch Phrasen von trügerishen Ersparungen blind zu machen,

Ein heftiger Kampf zwischen den verschiedenen Organen der pe- riodischen Presse des Herzogthums Limburg hat begonnen; man sagt sich von beiden Seiten Jnjurien, man nennt die Namen, und der Skandal is fertig! Wir wenden unsere Augen von diesem unedlen Kampfe ab und halten uns an die Thatsachen.

Worüber beklagen sih die Bewohner Limburgs? Ueber die Lasten, die sie zu tragen haben? Sie haben Recht; aber sie leiden wie alle Bewohner der Niederlande. Ueber finanzielle Ungerechtigkeiten ? Aber die Gesebe sind für alle dieselben, und Holland hat auch seine ackerbauenden Provinzen, die, statt ein großes Geschrei zu erheben, die glücklichen Augenblicke benußen, wo der Ertrag des Bodens einen Werth hat, wie er seit vielen Jahren niht vorgekommen ist, Ueber ihre Jndustrie? Ach! in dieser Beziehung is die Klage ge- rechter, und ein guter Handels-Vertrag zwischen Holland und Belgien würde manchem Uebel abhelfen, Nach dieser Seite hin muß das Herzogthum Limburg arbeiten, aber niht auf eine Trennung, die seinen Untergang herbeiführen würde.

Was die gemeinsamen Lasten betrifft, so ist dies eine andere Sache. Unsere Mitbürger in Limburg sind im Jrrthum, und es ist uns leiht, ihnen zu zeigen, daß man sie über ihre gegenwÄär-= tige Lage und über ihre Zukunft täuscht, daß sie sich nicht in einer traurigeren Lage befinden, als die meisten unserer Provinzen, und daß, wenn die gegenwärtigen Lasten drückend sind, dies für die ganze Bevölkerung des Königreichs der Fall ist. Wir wollen That= sachen anführen, die man zu ignoriren scheint. Die Einkünfte, welche der Staat aus Limburg bezieht, betragen etwa zwei Millionen Guldenz die Bevölkerung des Herzogthums besteht ungefähr aus 200,000 Seelen; dies giedt für jeden Einwohner etwa 10 Gulden an Steuern aller Art. Und man scheut sih nicht, zu sagen, daß jeder Bewohner des Herzogthums 19 Fl. bezahle! Die übrigen Provinzen, mit 2,700,000 Seelen, steuern zum Staats -= Budget 99—096 Millionen Gulden bei; also jeder Einwohner etwa 20—21 Fl, Auf welcher Seite is die größere Last ? Man mag sih mit Raisonue= ments bekämpfen; das Feld der Meinungen i ein sehr weites z aber Zahlen-Angaben lassen si nicht hinwegdisputiren. Wir wollen nicht behaupten, daß Limburg in derselben Weise zu den Bedürfnissen des Staats beisteuern soll, wie wir, Aber man muß nicht über Unge-= retigkeit Flagen, wo feine vorhanden is, Die obigen Zahlen-Angaben sagen mehr, als aller Eifer unserer Publizisten,

S panien.

Madrid, 29. Dez. (F. J.) Die Deputirten vom Centrum und von der Rechten ernannten gestern eine aus den Herren Olivan, Rosada, Nocedal u. st. w. gebildete Kommission, welche sih direkt an die Regierung wenden sollte, um Aufklärungen über das Pro= gramm zu erhalten, welches dieselbe zu befolgen beabsichtige. Es verfügte sich diese Kommission zu dem aa N, Dieser nahm sie sehr gut auf und erklärte zu wiederholten Malen, das Mi-= nisterium habe keine andere Absicht, als constitutionell zu regieren z die Sihungen der Cortes seien nur suspendirt worden, um den Au= genblick der Vorlage verschiedener dringender Geseß= Entwürfe, na=- mentlih in Bezug auf die Aguntamientos und die Organisation der Nationalgarde zu beschleunigen ; man werde kaum 20 bis 25 Tage bedürfen, um die betreffenden vorbereitenden Arbeiten zu vervollstän= digen, worauf die Kammern wieder zusammenberufen werden sollt und das Ministerium werde si dann beeilen, eine Indemnitätsbill zu verlangen, die es auch zu erhalten hoffe, ;

XX Paris, 3. Jan. Die Provinz Guipuzcoa hat der Kö=- nigin dur die Herren Aldamar, Senator, und C LEE und Lizar= zaburru, Mitglieder des Kongresses, eine auf die L olährigfeits «Er.

hen lassen

der Wortführer jener Deputirten hat bei dieser G

Flärung bezüglihe Glückwünshungs- Adresss ü stehende Anrede an Jsabella 11, gehalten; 6E JUOE