1844 / 12 p. 2 (Allgemeine Preußische Zeitung) scan diff

der Bericht über den Adreß - Entwurf diejer

geben. Man glaubt, 5 Woche erstattet werden

Kammer werde niht vor Ende der nächsten fönnen. F E Man bemerkte in den leßten Tagen viel Bewegung in den uis lerieen. Der König empfing vorgestern die Herren MANE, E j F c [ »j “Pr ‘el ; e l=- italivet. Es hat sich die Meinung verbreitet, daß D!

M IA meel erielle 2 Büreaus gegen die vom

& » ministerielle Deputirte in den i S REG ee lihte Dotation des Herzogs von Nemours bei der F der Adreß-Kommission abgegeben, leiht eine ministerielle Krisis zur úFo ? onnte. E E endes, der spanische Geschäftsträger, welcher von sei ner Regierung zurückberufen ist, stellte vorgestern dem Könige, der Königlichen Familie und dem Minister der auswärtigen Angelegen- heiten seinen Nachfolger, den ersten Secretair der neuen Botschaft, Herrn Aguilera, vor. S j :

Heute begaben sich etwa 1 500 Studenten in das Hotel des Herrn Laffitte, um denselben zu beglückwünshen. Es wurde der Demonstration kein Hinderniß in den Weg gelegt, und Alles ging ruhig vorüber. ;

“Ein Abbé Combalot, der sich apostolischer Missionair nennt, hat eine Broschüre veröffentlicht, welhe das Journal des Débats für die heftigste unter allen bis jeßt gegen die Universität gerichteten flerifalishen Diatriben erklärt.

Das Civil-Tribunal des Seine-Departements hat sih am Zten d. in der neulich erwähnten Sache wegen einer Forderung Louis Napo leon’s an den Staatsschaßz, zum Belauf von 1,800,000 Fr., für in fompetent erflärt und den Kläger in die Kosten verurtheilt.

Der Univers meldet nah einem Schreiben von der Jusel Bourbon vom 1. September, daß die Engländer von Diego Suarez, einem vortrefflihen Hafen auf Madagaskar, Besiß genommen.

Von der Expedition nah Oceanien hat man Nachrichten bis zum 4. September erhalten. Sie war damals zu Valparaiso. Die Ein- wohner der Marquesas-Jnseln hatten sih in der leßten Zeit friedlich gegen die Franzosen bezeigt und sie unbelästigt das Land durchforschen lassen. Der Tod des Kommandanten Halley und seines Lieutenants war nicht, wie es früher hieß, daß Werk heimliher Ermordung, son- dern das Ergebniß offener Feindseligkeiten gewesen. Später erfolgte eine Verständigung, welcher die Eingebornen vollkommen treu blieben,

Alexander Dumas soll sich gegen einen pariser Buchhändler ver bindlih gemacht haben, im nächsten September eine dreijährige Reise nach dem indishen Ocean, nah China, dem stillen Meere, dem nörd- lichen und südlichen Amerifa und nach den afrikanischen Küsten zu machen und seine Reise - Eindrücke in nicht weniger als zwanzig Bänden nie derzulegen; er würde, sagt man, für jeden Band 50,000 Fr. erhalten.

= Paris, 6. Jan. Die Debatten der Pairs-Kammer über die Adresse werden unverzüglich beginnen ; dieselben werden diesmal besonders lebhaft werden und einen größeren Wiederhall finden, als gewöhnlich in Folge der Anregung der Frage wegen der Legitimisten und der den Pairs und Deputirten obliegenden treuen Beobachtung des dem Könige geleisteten Eides der Treue, Der Herzog von Richelieu, das einzige Mitglied der Pairs-Kammer, das nach London zu dem Herzog von Bordeaux ging und an den anstößigen Vemou- strationen zu Gunsten dieses Prinzen Theil nahm, hat bereits gestern, als der Adreß - Entwurf des Herzogs von Broglie in den Büreaus dieser Kammer verlesen und besprochen wurde, an der Debatte Theil genommen , aber vorläufig sich auf ähnliche Erklärungen beschränkt, wie diejenigen, welche die in gleichem Falle befindlichen legitimistishen Deputirten in den Büreaus der Deputirten - Kammer gegeben haben. Auch der Herzog von Richelieu wird in der Pairs - Kammer bei der Avzcß = Debatte selbst das Wort nehmen und sich zu rechtfertigen suhen. Daß auch der Graf von Montalembert im Jutcresse der Le gitimisten sprehen werde, wird zwar von einigen Seiten versichert, dürfte jedoh noch zweifelhaft sein.

Der Graf von Montalembert wird vielmehr und dies ist so gut als gewiß als Organ der Forderungen des Klerus in Betreff der sogenannten Freiheit des Unterrichts, seine Stimme geltend machen, und alle die Argumente dafür vorbringen, die wir schon aus dem Univers und den legitimistishen Blättern kennen. Daß der Graf von Mon talembert genau dieselben Argumente gebrauchen, also mit den nämlichen Waffen kämpfen wird, wie der Univers, kann um so weniger einem Zweifel unterliegen, als der Univers bekanntlich zu ihm in der in nigsten Verbindung steht, und wie man allgemein behauptet, der edle Graf, an dessen Polemik in Sache der Freiheit des Unterrichts einen überwiegenden Antheil hat. Jndeß hat sich die Meinung der Mehr= heit in beiden Kammern über diese Frage schon jeßt so unzweideutig zu Gunsten der Aufrechthaltung des Rechtes der Oberaufsicht und Oberleitung des ganzen Unterrichtêwesens durch den Staat ausgespro

Umfangs 5 Druckbogen) vollendet sein wird. Sind die Herausgeber in diesen drei ersten Bändchen auch erst bis zum Artikel „Alessandrino““ ge- kommen, so giebt dics doch nicht der Befürchtung Raum, als ob das Ganze, welches durch die Großartigkeit der Jdce, so wie durch die Ausführung zu den be- deutendsten Erscheinungen des deutschen Buchhande!s gehö:t, nicht in den vom Verleger ge:ogenen Gränzen vollendet werden könnte: denn bekanntlich nimmt der Buchstabe A in allen Wörterbüchern einen unverhältnißmäßig großen Raum gegen die übrigen Buchstaben ein. Als gewissenhafter Berichterstatter haben wir die Artikel insgesammt durchlesen und, wenn auch nicht gerade Neues, doch meist Richtiges in guter Anordnung und klarer - Darstellung gefunden. Die größeren Abhandlungen über die äginetische Kunst, Aey- kunst, über Afrifa und Acgvopten sind überaus belehrend ; die kleineren No- tizen erfüllen meist ibren Zweck, den Leser rasch zu orientiren. Daß dabei auch manches Mangelhafte, ja Grundfalsche (z. B. suh voce „aachener

Masse“) unterläuft, wie wäre das bei einem solchen umfassenden Werke zu vermeiden? So fehlt z. B. bei der Schilderung Adalbert's, des preußischen Apostels, das Jfkonographiiche ganz, was doch in einem

Kunst - Leriklon die Hauptsache wäre; bei Ercole Abbate is das Leben®2ge- schichtliche übergegangenz in der Er:ählung vom Martyrium der h. Agnes findet sih ein ungeeigneter massiver Ausdruck; wenn der namenlose Lehrer des Malers Jan van Afen (der aus Köln gebürtig war und nah der Heimat seines Vaters Johann von Aachen zubenaunt ward) Jerig oder Georg genannt wird, so muß ersteres Wort unstreitig Jörg heißen (der kélnische Volks-Auedruck für Georg, im Diminutio Jörgelchen). Der neue- sten Meister wird nur flüchtig erwähnt; Achenbach z. B. wird mit sechs

eilen abgefunden, Unter decn vielen beigelieferten Holzschnitten zeichnet sich die Darstellung tes Aeußern und Jnnern der weltberühmten Kathedrale zu Alby in Süd - Frantreich besonders aus. Dru und Papier sind zu loben, und das Unternehmen verdient, allen Kunstfreunden angelegentlich empfohlen zu werden. R

Der elektro : magnetischze Telegraph zwischen St. Petersburg und Zarsfoje - Selo.

Ér F j E L E UEO nl dung der Akademie der Wissen-

en zu St. Peteréb om 24, Novembe H j S über diesen Gegenstand : M ede Minen. DAEAg

Ih habe die Ehre, der Akademie anzu ß di

„or i oe Demi zeigen , daß die eleftro-telegra-

phische Verbintung, die Se. Majestät der Kaiser Silen dem Kabinet 4 Majestät im Alexander-Palast zu zzarsfoje-Selo und dem Hotel des Mini- ficré ter öffentlichen Arbeiten, Grafen Kteinmichel, zu St. Petersbur L her- | 4d y befohlen tat, in diesem Sommer vollendet worden if. Dieser Te- egraph verbintet zwei Punkte, die 23 Werste 170 Sashenen von einander

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hen, daß auch nicht ein Schein von Hoffnung für die Sache der Zeloten vorhanden ift. N

Unter den konservativen Blättern hier nimmt der erst seit eini- gen Jahren bestehende Globe bereits eine niht unbedeutende Stelle ein und würde ohne Zweifel noch größeren Einfluß üben, wenn nicht in den häufig sehr gut treffenden sarkastishen Wiß, womit der Globe namentlih die Plattheit und Hohlheit der anderen Blätter, ohne Unterschied der Farbe, bekämpft und lächerlich macht, gar zu oft auch Persönlichkeiten sich mischten, wie sie in keinem Blatte, dem es blos um die Vertheidigung der Dinge und der Grundsäße zu thun ist und das damit die Beachtung der- Geseße der Schicklichkeit verbindet, vorkommen sollten. Diesen niht ungegründeten Vorwurf abgerechnet, den man dem Globe mit Recht macht, gehört er ohne Zwei fel, unter der Leitung des geistvollen Granier de Cassagnac, mit zu den bestredigirten Blättern. Es wäre auch nur noch zu

wünschen, daß er in der so wichtigen Frage der Sklaven

Emancipation eine etwas weniger zweideutige Politik befolgte : denn wie sehr er auch sich hütet, der Beibehaltung der Sklaverei geradezu das Wort zu reden, wie sehr er auch sich

Mühe giebt, glauben zu machen, als wolle auch er die Emancipation und als handele es sich blos um eine Meinungs=Verschiedenhcit über die zweckmäßigste Weise ihrer Durchführung, so is das doch nichts weiter als leerer Schein, und der Globe, so wie das gleichfalls von Herrn Granier de Cassagnac hier herausgegebene, seinem größten Theile nah in spanischer Sprache und unter dem spanischen Titel El Correo de Ultramar erscheizende Blatt, gehen Hand in Hand in Vertheidigung dcs Stalus quo in den Kolonicen Frankreichs und Spaniens, d. i. der Beibehaltung der Sklaverei; ja das lebtere Blatt ist ganz besonders zu diesem Zwecke mit dem Gelde der Pflanzer in den französishen und spauishen Kolomeen Westindiens, _wozu noch Unterstüßungen aus den gleichfalls betheiligten südlichen Staaten der nordamerifanischen Union fommen, gegründet worden. Heute zeigt unt der Globe n, Las En Dri Ee au an der Redaction den thätigsten Antheil nehmende Directeur

Gérant des Blattes, Herr Theodore Lechevalier, in dieser Stellung durch Herrn Felix Solar, bisherigen Redacteur des zu Bordeaux erscheinenden und von ihm zusammen mit dem verstorbenen bekannten

| Publizisten Herrn Fonfrede gegründeten Courrier de la Gironde,

erseßt worden is. Bei diesem Anlasse bringt nun der Globe eine Wiederholung des schon früher gemachten Glaubensbefenntnisses und der Grundsäße, von denen die auch ferner unter der Leitung des Herrn Granier de Cassagnac stehende Redaction sih leiten lassen wird. Darunter findet sich auch das Versprechen, „daß er an der Emancipation der Neger mitarbeiten werde, wenn man ihm einen Plan vorschlüge, der die Sklaven civilisire und die Herren nicht ruinire.“ Diese so ziemlih auf Schrauben gestellte Erklärung beweist hinreichend, daß der Globe nah wie vor in dieser Frage dieselbe Politif verfolgen wird.

Nachschrift. Die Ernennung des Berichterstatters der Adreß-= Kommission der Deputirten-Kammer wird kaum vor nächsten Dienstag oder Mittwoch erfolgen, da man noch immer nicht mit Vernehmung der Aufschlüsse der Deputirten-Kammer zu Ende is, und noch die einzelnen Artikel der Thron-Rede, welche beantwortet werden sollen, so wie etwaige Zusäße, vorher zu besprechen sind, ehe man zur Wahl des Berichterstatters schreitet.

Grossbritanien und Irland.

London, 6. Jan. Die Vorbereitungen zur Wiederaufnahme des O’Connellschen Prozesses, welche bekanntlich auf den 15ten d. M. angeseßt ist, beschäftigen jeßt shon die Behörden und die Einwohner Dublins. Als sich nämlich im bisherigen Laufe des Prozesses her- ausstellte, daß die Geschwornen = Liste, aus welcher die Spezial - Jury gezogen werden sollte, niht geseßmäßig angefertigt worden war, namentlich die fatholishen Liberalen der Grafschaft Dublin sich darin

nicht, wie ihnen rechtlich gebührte, vollständig vertreten fan- den, erhoben die angeklagten Repealer Beschwerde über diese Liste Und“ ‘verlangten aus diesem Grunde mit den Aufschub

des Prozesses, um dem Ausspruche der aus der neu angefertigten Geschwornenliste gezogenen Spezial-Jury sich unterwerfen zu können, Der 3, Januar war demzufolge als der Tag bestimmt, an welchem diese Jury gebildet werden sollte. Da indeß die neue Jurgliste, welche übrigens auch nicht viel besser ausgefallen ift als die frühere, und von 700 Personen, welche sie aufführt, 450 Konservative zählt, an dem bestimmten Tage noch nicht veröffentlicht war, so mußte die Wahl der Jury noch aufgeschoben bleiben, bis beiden Parteien die neue VListe mitgetheilt war. Nach den heute eingegangenen Nachrich ten Dublin vom ten d. wurde an diesem Tage die Jury aus

aus L der Liste unter manuichfachen aber vergeblichen Protestationen von

entfernt sind, und ich becile mich, eine kurze Uebersicht von seiner Con- struction zu geben.

„Der galvanische Leiter, durch den die Uebertragung des Stromes be- wirkt wird, besteht aus zwei Kupferdräthen von etwa ck- Zoll Die, die mit einer Hülle von Kautschuk umgeben sind. Diese Dräthe sind cinfach in die Erde gelegt und ruhen da, wo die Natur des Terrains diese Vor- sicht nöthig machte, auf einer Sandschicht, Die Signale werden gegeben, indem man eine Taste (touche) leise berührt, und sie erscheinen zugleich auf beiden Stationen sehr zierlich und vollkommen regelmäßig auf einer matt geschliffenen Platte von weißem Glase, Jeder Zug is von dem An- {lagen einer Glocke begleitet, welches zur Kontrolle dient, Als Zeichen, um die Aufmerksamkeit zu erregen, e: folgen mehrere solcher Glockenschläge hintcr einander. Eine schr mäßige galvanische Batterie, die nur aus 24 Daniellschen Elementen besteht, die man aber später durch die sehr öko nomische Batterie des Fürsten Bagration erseßcn wird, giebt eine für die Thätigkeit dieses Telegraphen mehr als hinreichende Kraft. Die besondere Sorg- falt, welche ih angewendet habe, um die Hülle eines mehr als 25,000 Toisen langen Drathes selbs zu prüfen, eine Arbeit, die niht nur anstrengend und mühsam, sondern auch noch mit physischen Schmerzen verbunden war, indem der geringste Fehler in dieser Hülle sih durh fürchterliche elektrische Schläge, die ich erhielt, bemerkbar machten, diese Sorgfalt, sage ic, so wie die glücklichen Combinationen in dem telegraphischen Apparat, haben es möglich gemacht, die Zwischen - Station, welche man anfangs auf der Hälfte des Weges im Dorfe Kamenka anzulegen beabsichtigte, aufzugeben, so daß die beteutende Strecke von beinahe 24 Werst ohne Unterbrehung durchlaufen wird. Î

„Bei Anlegung dieses Telegraphcn hat man sich niht nach dem rich- ten können, was bercits anders\vo vorhanden war, so daß Alles neu ge- schaffen werden mußte. Auch hat unser Telegraph mit denen, die man in Deutschland und England anzulegen versucht hat, nichts gemein , als die in beiden Fällen stattgehabte Anwendung der bekannten Phänomene des Galvani3mi1s, i:

__ „Fügen wir noch hinzu, daß die bei dieser Gelegenheit gemachten wis- senschafilicen Versuche zu Resultaten geführt haben, die eben so nüzlich für die praktische Anwendung, als für die Theorie sind. Man hat sich diesmal zweier Leitungs-Dräthe bedient. Aber frühere Versuche, die im vorigen Jahre auf eine Strecke von 9 Werst angestellt wurden und über die ich der Akademie Bericht erstattete, haben gezeigt, daß die Erde selbst, auch auf groyen Entsernungen, den zweiten Drath erscßen könnte. Um diese Ver- suche in einem noch größeren Maßstabe zu wiederholen, hat man in Zars- foje-Selo eine Zink-Platte und in St. Petersburg eine Kupfer-Platte, jede von nur 10 Quadrat-F-ß, in die Erde gegraben, und es so eingerichtet, daß der galvanische Strom durch dic Erde und das zwischenliegende Wasser geht, das auf diese Weise als zweiter Leiter dienen wird. Die vor-

Seiten der Angeklagten gezogen, d. h. 48 auf der Liste befindliche Namen wurden durchs Loos ausgeworfen, damit aus ihnen die zwölf gewählt werden könnten, welhe das Schuldig oder Nichtschuldig in dem vorliegenden Staats- Prozesse aussprächen. Von diesen 48 Namen werden am nächsten Tage von den Sachwaltern der Krone, so wie von den der Angeklagten 24 gestrichen, von jeder Partei 12 worauf vou den übrigbleibenden 24 die ersten 12 Personen, welche beim Auf-= ruf ihrer Namen antworten , die wirklihe Spezial-Jury konstituiren. Unter den 48 gezogenen Namen befinden sich 11, welhe Repeal- Mitgliedern angehören. Die Theilnahme für die Repealsache scheint, so lange O’'Counell auf seinem Landsiße in Derrynane verweilt, im Abnehmen begriffen; wenigstens sind die wöchentlichen Versamm-

lungen wenig besuht, und die Rente war bis auf 174 Pfd. gesunken, Einiges Aufsehen erregte in Dublin die Rede, mit welher der bisherige Lord -= Mayor, Herr Roe, ein Kon-

servativer, beim Jahreswechsel seinem Nachfolger, Herrn O’Brien, sein Amt übergab. Herr Roe äußerte sich in versöhnlicher Weise zu Gunsten einer an die Regierung zu richtenden Petition, den s{chwe= benden Prozeß fallen zu lassen und eine allgemeine Amnestie in Jrland zu proklamiren. Die Rede des Herrn Roe fand wenig Beifall und ist sowohl von den irländischen Liberalen wie von den englishen Re- gierungs-Blättern ungünstig aufgenommen worden. Man scheint auf beiden Seiten nihts mehr von Aussöhnung wissen zu wollen.

Der Morning Herald, welcher scine Eigenthümer und Re- dactoren gewechselt hat, zeigt an, daß seine Grundsäbe ferner die eines gemäßigten Konservatismus in Kirhe und Staat sein würden.

Der Morning Post zufolge is die Stelle eines Ober-Richters zu Hong-Kong bereits sieben englischen Juristen vergebens angeboten worden, obgleich der Gehalt dieser Stelle 3000 Pfd. St. betrage. Als Grund giebt man das ungesunde Klima an, oder auch die Schwie rigfeit, welche sich bei der Rechtsprehung dadurch ergebe, daß neben den englischen Geseßen auh noch die einheimishen Rechtsgebräuche zu berüdsihtigen seien.

Dee

Brüssel, 7. Jan. Ucbermorgen werden die Kammern nach den Weihnachts - und Neujahrs -Ferien ihre Sißungen wieder auf=- nehmen. Das Journal de Liège, ein Organ der Opposition, erwaetet uun erst die eigentliche Eröffnung der Session. „Denn““, sagt es, „in den sechs verflossenen Wochen haben zwar einige vor läufige Debatten stattgefunden, aber die Session hat noh durch keine eigentlih politische Diskussion die parlamentarische Taufe erhalten, Man glaubt allgemein, daß diese Debatte erst bei dem Budget des Jnnern stattfinden werde, aber es wäre auch möglich, daß schon bei der noch zu beendigenden Verhandlung über das Justiz-Budget der- gleichen Erörterungen stattfänden. Ueberdies i es zu wün hen, daß die Kammer endlich eine bestimmte Farbe erhielte, denn das Land bedarf der Aufklärung über die Lage, in welcher seine Regierung sich befindet, es muß wissen, woran es sich hinsicht» lich der wirklichen Stärke des Ministeriums zu halten hat, Es scheint nämlich, daß die Dauer des Ministeriums keinesweges gesichert is, denn in der Kammer hat es erstens alle Führer der liberalen Partei ge gen sich, ohue die Führer der katholischen Partei für sih zu haben ; zweitens wird es von den Herren de Theux, Dumortier uud Malou zurückgewiesen ; drittens wirkt auf die Deputirten von Antwerpen die Unzufriedenheit ihrer Stadt ein, und diese Unzufriedenheit is groß, seitdem die unbestimmten und ausweichenden Antworten des Herrn Nothomb in Betreff der Differenzialzölle die ganze Partei, welche für solche Zölle ist, gegen das Ministerium eingenommen haben ; viertens fühlt sich auch Herr von Merode sehr verleßt dadurch, daß das Ministerium sich mit der großen Angelegenheit von Guatimala, auf welche er und seine Freunde ein so hohes Ge wicht legen, durchaus nicht befassen will; fünftens is Alles, was an der belgishen Bank hängt, gegen Herrn Mercier aufgebracht, weil er die Einlösung der vom Staat geließenen 3 Millionen verlangt, und zwar, wie die Bank glaubt, auf Antrieb der Société Générale; sechstens nagen an Herrn Desmaisières zwei bittere Gedanken, ein-= mal, daß ihm von Herrn Nothomb übel mitgespielt worden sei, und dann, daß man ihn zweimal hinter einander aus der Verwaltung ve! drängte. Auch Herr von Mulenaere soll Auntipathie gegen das jebige Kabinet hegen, das i aber kaum glaublih. Was nun die offenen Stüßen des Ministeriums betrifft, so bestehen diese eigentlich nur in den Herren van Cutsem und Hoffshmidt, und selbst diese sind eigent lich nur die Freunde des Finanz-Ministers, Herrn Mercier, Die Bi- lanz steht also nichts weniger als günstig für das Ministerium, und in je- dem anderen constitutionellen Lande würde es bei so schwachen Grundlagen nicht eine Stunde leben, aber hier ift es anders. Die katholische Partei hat feine hinlänglih unternehmende Majorität, um sich der Zügel der Gewalt

läufigen Messungen der Wirkungen dieser Combination haben dargethan, daß die übertragene Kraft zweimal größer ist, als in dem Falle, wo man sih zweier Fäden bedient; da überdies die Beförderung von Depeschen durch Erde und Wasser hindurch vollkommen gelungen ist, so wird man wahrscheinlich in Zukunft nur einen stärkeren und mit einer dickeren Kaut- {chuk-Hülle umgebenen Drath anwenden. Die erlangten Resultate sind um so merfwürdiger, als der Drath sclbst in der Erde liegt, statt in der Luft auf Pfählen zu ruhen, wie es, nach einem nur in schr wenigen Fällen an- wendbaren Plane, an anderen Orten ausgeführt worden ist,

„Die Kosten für die hier angewendeten telegraphischen Leitungen be tragen nur cin Drittel von dem, was nach offiziellen Dokumenten die bei einigen Eisenbahnen in England befindlichen Leitungen gekostet haben. Es ist daher erlaubt , zu glauben, daß der für den unmittelbaren Dienst Sr. Majestät des Kaisers hier ausgeführte Telegraph die wichtige Frage der cleftrischen Telegraphen sowohl in doppelter Beziehung, nämlich sowohl hin- sichilih der Entfernung, in der man ohne Zwischenmittel fommuniziren kann, als hinüchtlih der Anulegungs-Kosten eitschieden hat, (Bullet. de la Classe physico-mathématique de P'Acad. Imp. des sciences de St. Pétersbourg-)“

Die belgischen Beginen.

Wenn der Neiscnde in der „Perle von Flandern““, dem prächtigen und öden Brügge, vom Malberg, der alten Gerichtsstätte aus, sich wesiwa:ts wendet, an den Gräbern Karl's des Kühnen und der {hönen Marie ver- über: so iritt er endlich jenseits des Spitals von St. Johannes, aus den statilichen aber einsamen Giebelreihen in eine ländlichere Gegend der Stadt, wo die Häuser niedriger und das Gras in den Sirayen höher ivird. _ Unter den Bäumen am Wasser entlang sipen Frauen und Mädchen, emsig Spipen flöppelnd; um sie her spiclen die Kinder im Grase, andere 11ßen angelnd an der Brücke, deren Bogen hohes Nohr umwächst. Jenscits shlicßt ein nie- driger Thurm den Ucbergangz ein Muttergotteëbild blickt aus dichten Schling- gewächsen über den shwerbeschlagenen Thorflügeln herab, i denen nur ein fleines Pförtchen sich öffnet. Hohe Baumreihen empfangen den Eintreten- denz sie bilden einen weiten grünen Hof, von Wasser und einer niederen Mauer umgeben, an dessen Rande ringsum niedrige Häuser zerstreut liegen, alle shneeweiß angestrichen, doch feines dem anderen ganz gleich, Hier ist der Giebel fcin verziert; da sicht ein kleines Bogenfenster aus dem Wein- laube hervor; dort bildet ein geschmücter Spißbogen die niedrige Thür, während alles andere ganz einfach und ärmlich ijt; die Kunst ist hier mensch- lih geworden, wie vornchme Frauen um Weihnachten durch die Hütten der Armuth gehen; und man fühlt was armselig heißt, Manche der kleinen Häuser sind ganz von Epheu umrankt; bei anderen {mückt ein Rosenstock die weiße Wandz Blumen stehen in kleinen Gärichen oder wenigstens vor

sterliche Einsamkeit angewiesen, die Beginen sicht man fast eben so viel draußen als drinnen, und einen Theil ihrer Thätigkeit führt sie, wie die

zu bemächtigen, und sie findet ihre Juteressen einstweilen bei der jeßigen Verwaltung zur Genüge geförder. Von Herrn Nothomb hat sie eben erst durch die Ernennung zweier Geistlihen zu Direftoren der beiden Normal-Schulen des Staats, so wie dur die Ernennung der Civil-Jnspektoren für die Primär-Schulen, wozu lauter Jndivi- duen gewählt werden, die dem fklerifalishen Juteresse zugethan sind, neue Unterpfänder seiner Ergebenheit erhalten, und so sind alle Agen ten des öffentlihen Unterrichts dem Einfluß der hohen Geistlichkeit unterworfen.“ Von der liberalen Partei s{chweigt das genannte Blatt ganz, es scheint also wohl zu fühlen, daß diese zu s{chwach ist, um dem jeßigen Ministerium einen erheblihen Wider= stand entgegenzuseßen, wie es auch die bisherigen Abstimmungen in den Kammern deutlih genug gezeigt haben. Die Zweifel, welche das liberale Blatt hinsichtlich einer längeren Dauer des bestehenden Kabinets ausspricht, möchten daher für dieses niht ehen schr besorg nißerregend sein, da ungeachtet der Oppositions-Elemente, welche in obi- gem Artikel gegen das Ministerium aufgestellt werden, die Wirkung dieser Elemente sich bei den parlamentarischen Entscheidungen bis jebt durchaus nicht fühlbar gemacht hat.

Jn Antwerpen geht man mit dem Plane um, eine regelmäßige Schifffahrts-Verbindung zwischen der Schelde und dem Rhein, Ant werpen und Köln, herzustellen, um den Häfen des Niederrheins die Kosten der Umladung und zweiter Expedition, wenn die Waaren mit der Eisenbahn weiter versendet werden, zu ersparen.

Tati

Nom, 31. Die, (A. 3) Prinzessin Albrecht von Preußen verließ unsere um sih auf dem Laudwege über Florenz ohne nah Berlin zu begeben.

Die preußischen Professoren der Mathematik und Astronomie Dirichlet und Jacoby hatten die Ehre, dem Papste in einer Privat- Audienz vorgestellt zu werden. Beide Gelehrte waren über die spe zielle Kenntniß, welche der Papst in einer dreiviertelstündigen Unter-= haltung über ihre Fachwissenschaften entwickelte, gleih sehr erstaunt. Astronomie war früher ein Lieblings-Studium des Papstes.

Jhre Königl. Hoheit die Frau Stadt heute früh, zwischen - Aufenthalt

Pen

Madrid, 31, Dez. Das Ministerium hegt die Ueberzeugung, das Geseß über die Aguntamientos, welches die heutige Gaceta nebst Darlegung der Gründe enthält (S. das gestrige Blatt der Allg. Preuß, Ztg. ), werde feine Veranlassung zu neuen Unruhen in den Provinzen geben, ist aber entschlossen, in jedem Falle mit Festigkeit durchzugreifen. Das Geschß über die Befugnisse der Provinzial - De- putationen wird ia diesen Tagen durh Ordonnanz veröffentlicht wer den. Der politische Chef von Madrid hat schon Befehl erhalten, die Mitglieder des Ayuntamiento's zu versammeln, um sie den Eid auf das neue Geseß {wören zu lassen. Man hofft, daß das Benehmen der Hauptstadt in allen Provinzen nachgeahmt werden wird. Gestern Abend schon sind gedruckte Exemplare dieses Gesetzes in alle Provin zen versendet worden; auf diese Weise erhalten die Lokal - Behörden hon 48 Stunden früher von dem Jnhalte des Dekrets Nachricht, als die offizielle Zeitung die amtlihe Bestätigung bringt. Sobald die Kommission des Staatsraths ihre Arbeit vollendet hat, wird ein Dekret, wodurch diese Behörde organisirt wird, erscheinen. Die Op position, die hon zweimal bei Herrn Madoz versammelt war, ist nicht im Stande, das Ministerium, das festen Schrittes vorwärts geht, aufzuhalten.

Der Finanz-Minister, der {hon für den laufenden Dienst gesorgt hat, beshäftigt sich so eben mit den Grundlagen eines Arrangements in Bezug auf die Liquidation der öffentlichen Schuld. Er findet bei den bedeutendsten Kapitalisten das bereitwilligste Entgegenkommen.

Man spricht von einer in Madrid entdeckten Vershwörung, das Militair is an den Thoren, die geschlossen sind, aufgestellt ; sonst hat man aber noch nihts Beunruhigendes bemerkt. Einige Verhaftungen ohne Bedeutung haben stattgefunden. Man glaubt, der ganze Lärm gehe von dem Ministerium aus, um die Stimmung der Einwohner- haft zu prüfen.

Z¿ Madrid, 31. Dez. Die unerwartete Einstellung der Sihungen der Cortes führt eine neue Lage herbei und verseßt das Ministerium in die Nothwendigkeit, bei diesem ersten Schritte nicht stehen zu bleiben. Der Plan der Minister bestand darin, vor allen Dingen die Angelegenheit Olozaga's zu einer durch die Vertreter der Nation zu fällenden Entscheidung zu bringen. Denn indem Herr Gonzalez Bravo es auf sih nahm, die feierlihe Erklärung der nigin den Cortes vorzulegen, verpflichtete er sich zugleih dazu, der verleßten Würde des Thrones Recht und, wie er sich ausdrückte, der

| | | | | Cortes erhalten und dadurch

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Wahrheit des Ausspruchs der Königin die vollste Anerkennung zu verschaffen. Der Kongreß der Deputirten hat sich darauf beschränkt, | der Königin sein Leidwesen in Betres des bewußten Vorfalles dar- | zulegen. Der Senat konnte dieser Maßregel nicht beitreten, weil er | vermittelst ihrer im voraus ein Urtheil gefällt haben würde, ehe er noch den Charakter einer richterlihen Behörde annahm. Das Mini= | sterium war daher entschlossen, durch seine Freunde im Kongresse die Verseßung Olozaga’s in Anklagestand betreiben und sich dur die | Cortes zur vorläufigen Aufstellung verschiedener, von den Kammern noch niht votirter Gesebe, so wie zur Erhebung der Steuern für das be | vorstehende Jahr, ermächtigen zu lassen, che es die Einstellung der Sihun gen versügte. Unterdessen scheint aber der französische Botschafter von seiner Regierung die Anweisung erhalten zu haben, die förmliche Verurtheilung Olozaga's um jeden Preis zu hintertreiben, und, wenn gleih die Gründe, durch welche das Kabinet der Tuilerieen zu dieser Entschließung bestimmt wurde, niht verlauten, so is doch so viel gewiß, daß der französishe Botschafter dem Minister-Präsidenten, Herrn Gonzalez Bravo, die Einstellung jedes weiteren Verfahrens gegen Olozaga anfangs als eine von ihm persönlih gewünschte Maß regel anrieth, dann aber, als der Minister Einwendungen dagegen erhob, förmlih auf Abbrehung der ganzen Angelegenheit bestand, und in der Suspension der Sibungen der Cortes den Ausweg er- blicken ließ, auf welchem man die Frage, wenn auch nicht lösen, doch | bei Seite schieben fonnte, Da uun der General Narvaez den An sichten des französischen Botschafters beigetreten war, und das vicht seiner eigenen Stimme im Ministerrathe geltend zu machen wußte, Herr Gonzalez Bravo aber es nicht wagen darf, sich in Wide spruh zu dem Befehlshaber der Besaßung der Hauptstadt zu ver seßen, so gab er nah, und verfügte die Einstellung der Sitzungen der Cortcs. Diese Maßregel verseßt die Minister in eine \{chwierige Stellung. Denn nunmehr sehen sie sich genöthigt, dieselbe {chlüpfrige Bahn zu betreten, welche Espartero’s Rathgeber zu ihrem und seinem Verderben einshlugen, indem sie die Vorschriften der Constitution verleßten, und zu ihrer Entschuldigung anführten, daß sie darauf rechneten, späterhin durch eine sogenannte Judemnitätsbill gerecht fertigt zu werden, Ohne Zweifel würde das gegenwärtige Ministe rium ohne Weiteres die in Frage stehenden Ermächtigungen von den den Anschein vermieden haben, als oh es vorzöge, absichtlih die Bahn der Ungeseblichkeit zu betreten und das Land vermöge Allerhöchster Dekrete zu regieren, Gerade heute ist das Ministerium mit einer solchen Verfügung hervorgetreten, indem es, fraft eigener Willkür, dekretirt, daß das in Barcelona am 14. Juli 1840 sanctionirte Geseß über die Einrichtung und Befugnisse der Munizipalitäten, mit einigen die Ernennung der Alkalden betreffeuden Abänderungen, sofort in der ganzen Monarchie in Kraft treten solle. Dabei wird zugesagt, daß die Regierung den Cortes bei deren Wie- derzusammentreten Rechenschaft über dieje Versügung und deren Er gebnisse ablegen werde. Das in Kraft tretende Geseß kam bekanntlich auf verfassungsmäßigem Wege zu Stande, wurde aber von den Fein den der Königin Christine zum Vorwande genommen, um die Revo lution vom September 1840 und die Vertreibung der Regentin her- beizuführen. Ein einfaches Dekret der provisorishen Regentschaft seßte es damals außer Kraft, und die jeßigen Minister halten {ich demnach für befugt, es durch ein bloßes Dekret wiederherzustellen, jedoch den Artikel, welcher der Krone eine Einwirkung auf die Ernennung der Alkalden einräumte, auszuschließen. Alle Freunde der Orduung siud über die Nothwendigkeit der Abschaffung des bestehenden Munizipalgesebes das gus der Constitution von 1812 hervorging, einverstanden, nich aber darüber, daß die Regierung wohl thut, ohne vorausgehende Ermächtigung von Seiten der Cortes, eine so wihtige Maßregel ins Werk zu s\eten.

3 Ge

Jn Folge der ersten Ueberraschung, welche die Prorogation de1 Kammern, selbst bei den Freunden der Regierung, den Moderirten und dem Centrum, hervorrief, hielten diese eine Berathschlagung, in der man sich keinesweges zu einem gemeinschaftlihen Beschlusse verstän= digen fonnte. Die Maßregel der Vertagung selbst, und der zur Au- wendung gebrachte Einfluß eines fremden Diplomaten, fanden zaghl- reichen Widerspruch, und nicht wenige Deputirte und Senatoren sollen erklärt haben, willkürlichen Handlungen der Regierung niemals ihre Genehmigung ertheilen zu wollen. Heute findet eine zweite Ver- sammlung statt, da wenigstens die leitenden Personen der beiden be- zeihneten Parteien von der Ueberzeugung durchdrungen sind, daß man einem offenen Bruche um jeden Preis vorbeugen müsse.

Die der Regierung feindliche Partei, die Progressisten, sehte eine aus den Herren Madoz, Cortina und Serrano bestebende Kom- mission nieder, welche die Grundzüge des einzushlagenden Verfahrens zu entwerfen hatte. Diese werden heute im Espectador veröffentlicht. „Die progressistischen Deputirten““, heißt es darin, „werden ibren ganzen

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den runden Fensterscheibenz und ein Kranz oder ein Blumenstock ziert das Heiligenbild über der Thür, das dem Hause Schuß und Name gicbt; denn feins heißt nah seinen Bewchnern, keines hat eine Nummer, sondern da wohnen der Zuschrift nach: der heil. Antonius, der heil. Joseph, die heil. Katha ina, dic heil. elftausend Jungfrauen u. st. w, Und in der That, man sollte glau- ben, daß Menschen hier nicht wohnien; denn man sieht Niemand, nichts unterbriht die Stille des Sommernachmittags, als zuweilen ein \{werm.i- thiges Volkslied, das jenseits des Wassers die Mädchen zur Arbeit singen, und das Glockenspiel, das von zehn zu zehn Minuten vom Thurme der Halle herüberflingt. Aber wenn gegen Abend die Glocke der lleinen weißen Kirche mitten unter den Linden zum Salut ruft, so öffnet sich bald da bald dort cine Thür, und eine Menge shwarzer Gestalten, ein weißes Tuch auf dem Haupte, wandeln daraus einzeln schweigend der Kirche zu, Hier, beim Schein weniger Kerzen kniet jede nieder, hüllt sih dann in den weiten weißen Schleier, und nur das leise Fallen der Kugeln am Rosenkranz unterbricht faum hörbar die Stille, bis mit einem Male alle das Salus anstimmen. Zst es geendet, so wandelu sie wieder fort , shweigend , wie sie gekommen ; jede verschwindet in der Dämmerung in ihrer Pforte, und der Hof ist still und cinsam wie zuvor, Das ist der Beginenhof in Brügge,

Die Beginen gehören zu den ganz cigenthümlichen Erscheinungen, welche Belgien dem Fremden so merkwürdig machen, Manche unserer Leser werden das anzichende Bild kennen, welches Lady Morgan in ihrem geistreichen Buche uthe princess or the Béguine“ von ihnen entworfen hat, ein Bild dessen Auffassung eben so lebensvoll als wahr is , wenngleich hinter der Poesie seiner Ausführung die Wirklichkeit ziemlich oft zurübleibt, Nament- lich bitten wir die Leserinnen jenes Buches, sih die Beginen ja nicht zu ideal und idyllisch zu denken. Es sind Jungfrauen oder Wittwen, welche sich vereint haben, um von der bürgerlihen Gesellschaft getrennt, unter einem Pfarrer und selbstgewählten Vorsteherinnen fromm , arbeitsam und keush zu leben doch nur auf beliebige, unbestimmte Zeit, und ohne Gelübde, Diese Frei- heit, zu jeder Zeit ins bürgerliche Leben zurückzutreten, und auch zu hei» rathen, ist das Eigenthümliche dieses Justituts, sie entspricht ganz dem bel- gischen Charakter, der von jeher eifersüchtig auf seine Freiheit war, und sich lieber leiten als zwingen läßtz sie erklärt auch, warum die Beginen ununterbrochen fortbestanden, während die Nonneuklöster untergingen. Die Nonnen haben stets eine oft strenge Ordensregel ; die Beginen sollen sich nur eines mäßigen Lebens bcfleißigenz jene geloben Gehorsam und Keusch- heit auf ewig, diese nur auf beliebige Zeit; jene geben ihr Eigenthum gänzlich auf, diese behalten freie Verfügung darüber; Nonnen sind auf

soeurs grises, in die Welt hinein. Sie wohnen innerhalb einer gemein- schaftlichen Ringmauer in kleinen Häuserchen , cinzeln oder zu 2, 3 und 4;

aber jede führt ihre Haushaltung für sich z auch essen sie niht zusammen,

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wie die Nonnen. Die Wohlhabenden leben auf ihre Kosten nah Be- licben; Aerme:e nähren sih durch Handarbeiten, wofür dic Beginen be- rübmt sind; sie unterrichten auch wohl junge Mädchen im Lesen, Schreiben und in tveiblichen Arbeiten. Krankenpflege ist eine viel und segensreih { von ihnen geübte Beschäftigung, und dadurh kommen sie mehr mit dem Leben in Berührung, als es oft scheinen sollte. Allgemeine Statuten laben sie nicht; jeder Bischof gab solche für seinen Sprengel; der von Mecheln verbot ihnen unter Anderem bei Strafe, Hunde zu halten und musikalische Jnstrumente zu spielen; auch mußten bei Bestrafung Einer die Anderen, auf den Ruf ciner besonderen Glocke, zugegen sein, um eîn Exempel zu nehmen.

Das Jnstitut der Beginen is zwar längst nicht mehr in der Blüthe, wie im 13ten Jahrhundert, wo alleín in Cambrai deren 1400 lebten; aber doch is es als Schuß und Unterkommen für allcinstehende Witiwcn und Jungfrauen, ohne allen Zwang, sehr segensreich. Es besteht jczt nux noch in Belgien, und Belgien is auch seine Wiege. Denn hier, in Lüttich, stiftete Lambert Le Begues, ein beredter Priester, ums Jahr 1180 aus cigenen Mitteln den ersten Hof, um ehrbare Jungsrauen und Wittwen vor den Verführungen der Welt zu schüßen und sie zu reinem, gottgefälligen Leben zu vereinigen, und nah ihm wurden sie Beginen genannt. So is dies Jnstitut eine von den vielen Aeußerungen christliher Begeisterung, die das Ende des 12ten Jahrhunderts zu cinem der merkwürdigsten in der Ge- schichte der europäischen Menschheit machen. Daß dies ihr Anfang sci, darüber war bis vor 209 Jahren Niemand in Ungewißheit; da aber fam in dic Geschichte ihres Ursprungs aus höchst wunderlihen Beweggründen cine seltsame Verwirrung, und die absichtliche Entstellung genoß allgemeinen Glauben, bis sie jeßt aufs bündigste nachgewiesen ist von einem Deutschen in der „Geschichte des Ursprungs der belgischen Beghinen, nebst einer authentishen Berichtigung der im 17ten Jahr- hundert durch Verfälschung von Urkunden in derselben angestifteten Verwirrung. Von Dr, Eduard Hallmaun. Berlin, Reimer. 1843, Mit Abbildungen auf drei Tafeln.“ Bei dieser interessanten kleinen Schrift ist es merkwürdig, daß ihr Verfasser qa fein Geschichtsforscher, sondern ein praktischer Arzt is, und daß einem olchen gelang, Schwierigkciten urkundlich und vollständig zu lösen, die selbst bewährte Forscher vom Fach, ein Mosheim und Gieseler, nicht aufzuklären vermocht hatten. So geringfügig die Sache auf den ersten Anblick er- scheint, so merkwürdig wird sie dur den tiefen Blick, den der Verfasser uns hier in das Verfahren und die Treue gewisser Geschichtsschreiber thun läßt.

Jm Anfange des 17ten Jahrhunderts nämlich erhoben sih plötzlich mebrere Stimmen, die h, Bagga, die Urältermutter Karl’s des Großen, sei als Stifterin der Beginen zu verehren; und als Widerspruch erfolgte, er- schienen drei Urkunden, worin der Beginen hon im Jahre 1065 Meldung geschieht folglich sind sie von der h, Bagga gestiftet! So lossen zwei

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tigen Blick und praktischen Takt bewiesen. Allem jene Urkunden ins Auge fassen müßte; er wußte sih das Archiv zut eröffnen, aus dem sie herstammen sollten, und hat uns mit äußeren, wie mit inneren Gründen unwiderleglih dargeihan, daß jene Urkunden von rem ersten Herausgeber absichtlih verfälsch t sind. eigenthümliche Schauspiel, zu schen, wie ein Erzbischof, ein Rektor der Uni- veisität Löwen, ein General-Historiograph und noch drei sich feierlich st verbürgen für die Echtheit von Urkunden , die zwei von ihnen eben erst fabrizirt hatten. Verfasser Treue der kirhlihen Schriftsteller des 17ten Jahrhunderts îm Allgemeinen

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Einfluß anwenden, damit die öffentlihe Ordnung nicht gestört werde.

p + ; Ï E s é | Ste werden dem Volke die Ueberzeugung einzuflößen suchen, daß die

erste Garantie der öffentlihen Freiheit darin besteht, feine Steuer oder Auflage zu bezablen, die niht durch das Budget oder ein be=- sonderes Geseß bewilligt worden is.“ Außerdem druckt der Espec- tador heute die von der Königin auf die Constitution geleistete Ei- desformel und die Artikel 12, 72 und 73 der Constitution selbst mit großen Buchstaben ab und sucht darzuthun, daß diese drei Artikel be=- reits dur die Regierung verleßt worden wären. Dem Soldaten, welcher die Vergiftung des Generals Narvaez übernommen hatte, so wie zweien der Mörder des unglücklihen Ba- ceti, is es vor einigen Tagen gelungen, aus ihrem Gefängnisse zu entfommen, nachdem sie ihre Verbrechen vollständig bekannt hatten. Ver Haupt =- Anstifter des Mord - Anschlages, ein gewisser Jglesias, Mitredacteur des Espectador, hat sich nach Frankreich gerettet.

Nachschrift. Diesen Abend is der englishe Gesandte, Herr Bulwer, hier eingetroffen. : f

_*&=*& Paris, 6. Jan. Wir lesen in den heutigen bayonner

Blättern die folgenden Nachrichten aus Catalonien. Am Abende des 27. Dezembers schickte Amettler einen Parlamentair an den General de Meer ab, welcher denselben annahm, und eine Stunde lang mit im in Berathung blieb. Nach dem Abgange des Unterhändlers wur= den die Feindseligkeiten cingestellt, es wurde jedoch Befehl gegeben, die Jnsurgenten nicht herankommen zu lassen, sondern auf sie zu seuern, wenn sie Miene machen sollten, sich zu nähern. Die Arbeiten an den Schanzwerken wurden inzwischen fortgeseßt und die Blokade blieb in voller Kraft bestehen. Am Morgen des folgenden Tages ging der Bataillons-Chef Moy, Adjutant des Geueral-Capitains, auf das Schloß oan ¿Fernando, um die angefnüpften Unterhandlungen weiter zu führen. Bald darauf traf ein Courier im Haupt - Quartier ein, welcher dem General de Meer den Königlichen Befehl überbrachte, den Rebellen feine Capitulation zuzugestehen, sondern nur eine unbe- dingte Unterwerfung anzunehmen. Nichtsdestoweniger wurden die Unterhandlungen auch am 209sten fortgeseßt und der Waffenstillstand dauerte fort. Am Abend des leßtgenannten Tages hatte der Gene- ral de Meer cine Zusammenkunft mit Amettler, in welcher man über die Grundlagen einer Capitulation einig wurde. Die Punkte, hin- sihtlih deren man sich nicht sogleich verständigen konnte, sind nur von untergeordneter Bedeutung, und man hoffte, daß die Differenzen in Bezug auf dieselben si ziemlich leiht ausgleihen lassen würden.

Ein am 29sten v. M. in Perthus angekommener Ausreißer vom Schlosse San Fernando hat versichert, daß die Rebellen voll- tommen demoralisirt seien. Sie baben 130 Verwundete und eine große Zahl Fieberkranfe. Jhre Kleider befinden sich in dem kläglich= sten Zustande, und sie werden von Ungeziefer aufgefressen. Wenn diese Angaben, wie gewöhnlich alle ähnlichen Schilderungen der Ueber= läufer, auch vermuthlich übertrieben sind, \o is es doch gewiß, daß große Unzufriedenheit im Schlosse Sau Fernando herrs{cht. Die Be- lagerten wissen, daß der beste Geist unter den Truppen Prim's herrscht, und sie werden überdies dadurch entmuthigt, daß sie sehen, wie ihnen nach und nach alle Auswege versperrt werden, auf welchen sie im \chlimmsten Falle entkommen zu können hofften. Man alaubt aus allen diesen Gründen, daß eine baldige Beendigung der lebten Kriegs- scenen in Catalonien sehr wahrscheinlich sei. ' i ; : Der General de Meer hat dás Belagerungsheer zum größten Theile von den Truppen der Frei-Corps gesäubert, welche seit dem durch Prim und Milans del Bosch bewirkten Aufstande von Reus und anderen catalonischen Städten unter die regelmäßigen Regimenter gemischt waren. Die Guiden Prim's sind schon sämmtlich nach Hause geschickt, und im Ganzen is kaum noch der vierte Theil der Freiwil= ligen unter den Waffen, welche der General Prim anfangs zur Be- lagerung von San Fernando verwendet hatte. i

x Paris, 6.Jat J! Holl det Königin Christine ist man bereits eifrigst mit den Anstalten und Vorbereitungen zur Abreise die- ser Fürstin beschäftigt, die indeß wohl \{chwerlich vor Ende dieses Monats erfolgen dürfte. Weder die von den gouvernementalen Blät= tern hier geäußerten Bedenklichkeiten, noch die Rathschläge, welche ihr die mehr oder minder aufrihtig es meinenden Oppositions - Blätter gaben, vermochten einen Einfluß zu äußern auf den Entschluß der Königin, der besonders, in Erwägung der neuesten Phase der Dinge, die 1n den spanischen Angelegenheiten eingetreten ist, und in Betracht= nahme der von fast allen Organen der spanischen Presse ohne Unter- schied der politischen Meinung geäußerten Ansichten zu Gunsten der Rückkehr der Königin Mutter gefaßt wurde, Die Zukunft wird leh= ren, ob diese Rückkehr die günstigen Resultate haben wird, welche

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inan sich davon für diese Fürstin selbst, für das Juteresse des spanischen

löwener Theologen in zwei dickleibigen Büchern. Sechs gelehrte Theologen den Erzbischof von Mecheln an der Spitze, bezeugten die Echtheit; den Zweiflcrn wurde bedeutet, sie möchten shweigen, und vor der Urkunde schwieg dann auh Jedermann bis auf heutigen Tag. Jn der That, es ge- hörte Kühnheit dazu, so hohe Autoritäten eines Falsums zu beschuldigen z der Verf. hat es gewagt, und in der Art, wie er diesen Beweis führt, ris

Er ‘erkannte gleich, daß ‘man vor

j! ih- S0 haben wir hier das

gelehrte Theologen

l . Welches Vertrauen aber fragen wir mit den soll der Geschichtsforsher nah solhen Erfahrungen noch in die

Und wie steht es um ähnliche Theile der Geschichte, deren Quellen

nicht mehr vorhanden sind ?7““

trags zur historischen Kritik. Schärfe und Klarheit, womit er überall auf den Grund der Sache dringt 7 ,

Dies is das Nesultat dieses kleinen aber höchst \chäßenswerthen Bei- Man erkennt den Mann der Praris an der

noch dazu einer Sache, die seinen Berufs-Studien so ganz fremd warz und auch die lichtvolle Methode der Untersuchung könnte selbst mancher Histori- fer vom Fach sich zum Muster nehmen. Die Wissenschaft aber ist für jeden Beitrag dankbar, der Jrrthümer aufflärt und absichtliche Täuschungen so zu entlarven weiß. A

Nom, 31. Dez. (A. Z.) Jm Namen der römischen Akademie der

Alterthums-Wissenschaften ladet der Präsident derselben, Fürst Pietro Odes-

(f ein: „dimostrare col snssidio

‘alchi, die Gelehrten Europa's zur Bearbeitung folgender Preis - Aufgabe

dei monnmenti quale sìa 11 più antico

dei cimeteri cristiani nei dintorni di Roma. Die Dissertationen können in lateinischer, italienischer oder französisher Sprache abgefaßt sein, und müssen dem Secretair der Akademic, Cavaliere P. E. Visconti, bis No-

vember 1844 eingesandt werden.

Jeder is eine des Verfassers Namen ent-

haltende versiegelte Schedula, die mit der Dissertation gleiches Motto trägt,

beizufügen. Die beste Abhandlung wird in

den atti dell Accademia ge-

drucktz ihr Autor erhält eine goldene Medaille von zwanzig Zechinen Werth.

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