1844 / 14 p. 2 (Allgemeine Preußische Zeitung) scan diff

‘a nvrinzessin bekannt geworden, eben so thätig is jeder Lauchtigsten Kro iht, dem allverehrten Königssohn und Höchstdes- sen vielgeliebtesten hohen Gemahlin etnen ret erfreulichen, Mere Empfang zu bereiten, Auf allen Thürmen der Stadt prangen_g e Festfahnen. Mit freiwilliger Zuvorkommenheit werden die L ema es forirt, Festzüge der Bürger wie der hiesigen Studirenden g is und eine eigene Lebhaftigkeit bewegt jeßt unsere Stadt. ad 1

Verzierungen sieht man _in aller Geschäftigkeit fördern. E ach e en erbaltener Nachricht tressen die höchsten Herrschaften lünftigen Sonn- tag mit einem Gefolge von 70 Personen und 40 Pferden hier ein.

Karlsruhe, 8. Jan. Der Mans Os O “œFontli Zi6una der Kammer der Abgeordneten wurde von dem gene S Elligabé der Gemeinde Maunheim, die Einmündung der Main-Neckar-Eisenbahn betreffend, angezeigt, worin die Kammer gebeten wird, „durch alle ihr zu Gebote stehenden Mittel dahin wir- fen zu wollen, daß die Ausführung der friedrihsfelder Line verhin- dert und das Woh! des Landes, wie das der Stadt Mannheim, im Sinne des mit dem Großherzogthum Hessen im Jahre 1838 _abge- \{lossenen Staats - Vertrags befördert werde.“ Staatsrath Rüdt übergab das Budget der Bade - Anstalten. - Basserman n fragt bei dieser Gelegenheit, ob die Kammer nicht bald das nachträgliche und außerordentliche Budget erhalten werde. Freiherr von Rüdt entgegnet, daß das nachträglihe Budget sehr bald, das außerordent= liche, welches nicht so dringend sci, etwas spâter werde vorgelegt werden. Der Präsident giebt der Kammer Nachricht von einem Schreiben des Abgeordneten Kuenzer, worin derselbe anzeigt, daß ihm der nahgesuhte Urlaub von der Kurie abgeschlagen worden, und fügt bei, daß er die betreffenden Akten über diesen Gegenstand dem- nächst vorlegen werde. Auf den von den Abgeordneten von Jbstein und Sander geäußerten Wunsch, den Abgeordneten Kuenzer zur Beschleunigung der angekündigten Vorlagen zu veranlassen, sagt das

Präsidium dies zu, falls die Akten in einigen Tagen nicht eintreffen sollten. ; :

Der Abgeordnete Schaaf berichtet im Namen ter von der Kammer niedergescßten Kommission über die Vorlagen, betreffend die Wahlbestehungen in Seelbach (Land-Bezirk Lahr). Der Bericht ver- breitete sich zuerst über die Wahl des Deputirten, welche auf den Ober-Amtmann Lichtenguer in Buchen fiel, und die Kommission würde auf die Gültigkeit derselben antragen, wenn nicht die in einer Petition an den vorigen Landtag behaupteten Bestehungen in Seelbach vor= lägen, welche dur die angeordnete Untersuchung in der Art heraus= gestellt wurden, daß von beiden Seiten der Blauen und der Gelben (von Lobbeck und Völker) Geldbestehungen und andere verwerfliche Mittel zur Gewinnung von Stimmen angewendet worden sind. Es ist er- wiesen, daß zehn Wähler Geld empfangen haben, darunter ein Unterzeich= ner der Petition, welche die Bestehungen anzeigte ; ein Anderer nahm von den Blauen einen Kronenthaler und von den Gelben einen kleinen Thaler, Die Wahlmänner dagegen sind bei diesen Vorgängen nicht betheiligt, Das Amt erkannte diese Wahl auf gepflogene Untersuchung für un gültig, und die Kommission trägt ebenfalls darauf an, gesteht aber dem Amt nicht die Kompetenz zu, das Urtheil zu fällen, \fondern spricht dieselbe für die Kammer an. Vor der Deputirtenwahl habe, nach Ansicht der Mehrheit der Kommission, die Administrativ-Behörde über streitige Urwahlen zu erkennenz nach vollzogener Deputirtenwahl dagegen müsse die Entscheidung der Kammer zustehen. _ Abgesehen von dem amtlichen Erkenntniß, stellt die Kommission einstimmig den Antrag, die Deputirtenwahl sür ungültig zu erklären, bemerkt aber dabei, daß der jeßt gewählte Deputirte bei den Seelbacher Vorgän=

Baden.

gen nicht betheiligt sei. Der Bericht wird gedruckt und die Berg- thung auf eine der nächsten Tagesordnungen gejeßt werden. Russland und Polen Warschau, 9. Jan. Vorgestern langte Se. Kaiserl. Hoheit

der Großfürst Thronfolger hier an und seßte nah Einnahme cines Dejeuners seine Rückreise nah St. Petersburg fort.

Frankre. Paris, 7. Jan. Die verschiedenen Minister, welche bis jeßt in den Büreaus der Deputirten-Kammer über das Durchsuchungs

oft schr angenehme und interessante Wirkungen durch dicse Ton - Kontraste hervorgebracht,“

Gráfin Hahn -Hahn.

Einem Briefe aus Kahira vom 13. Dezember v. J. entnehmen wir die Nachricht, daß die Gräfin Hahn-Hahn daselbst angelommen is, Der Verlauf der bis dahin von derselben zurückgelegten Reise is in kurzen gen folgender: S

Ende August verließ die Gräfin Wien und brachte den größten Theil des Septembers in Konstantinopel zu, von dort ging es über Nho- dos und Cypern nah Beirut (5. Oftober)z; dcr Rest dieses Monats ward benußt, um Balbek, Damaskus, die Küste von Syrien und den zugänglichsten Theil von Palästina zu besuchen. Am 1, November traf die Gräfin in Jerusalem ein, wo sie das reichste Material zu den interessantesteza Mitiheilungen sammelte, Am 15:en gelangte sie nach (G aza und mußte das gewohnte Pferd mit dem ungewohnten und unbequemen Kameel vertauschen. Nachdem der nicht erquicklihe Zug durch dic kleine Wüste vollendet, traf die Reisende am 1. Dezember in Kahira ein. In Kahira, das zur cinen Scite die Wüste, zur anderen die üppigste Vegetation mit reicher Staffage \{hönster sarazenischer Bauwerke zeigt, wohnt die Gräfin in einem ganz nach europäischer Art eingerichteten sehr guten Gasthof. Am 12ten bestieg die unermiüdlich Vordringende nicht ohne Anstrengung die große Pyramide des Cheops. Dann wird sie den Nil, wo möglich bis zu den zweiten Katarakten, befahren. Endlich im März oder April nah Griechen- land gehen und im Mai nah Deutschland zurückkehren, wo sie dem Publi- fum die Resultate dicser großartigen und interessanten Neise in cinem neuen Werke zu übergeben hofft.

Gustav Adolph.

Leben Gustav Adolph's Il, Königs von Schweden. Aus dem Schwedischen des And. Fryxel nach der zweiten Auslage überseßt und mit den nöthigen Anmerkungen versehen von T. Somberg. 2 Theile. 8. Leipzig, 1843, J. C. Hein- rihssche Buchhandlung,

Wenige Geschichten sind \o oft ü s V i ) j und fast unter allen Völfern Europas pital E als die Gustav Adolph's. Die Literatur derselben ist pit eia Ga aber theils durch ihr Alter und ihre Seltenheit unzu- gängli A pur) zu große Weitschweifigkeit und veraltcte Sprachformen GULINLEE atTeAY s E d aber scihten Bearbeitung des Ge-

Í » Vie Wichtigkeit der Erschei i H sci

größer, immer wieder neu anerkannter Einsug urs ble Cniiitelina ih neueren Geschichte, insbesondere Deutschlands, verdienen es oft die Blicke auf ihn zu richten und sich an ihm im Geiste zu erheben. Ein treues Bild von ihm zeigt uns die dreifache hehre Gestalt eines großen Feldherrn, cines 2e Bitte A e. eue hochsittlichen Menschen auf dem "Gipfel

rdischer Größe. ver nicht minder wichtig und groß w i

welche die Vorsehung diese ausgezeichnete Persönlichkeit % brr Entwickelun,

90

Recht gesprochen, haben einstimmig erklärt, daß die Verhandlungen noch obs{hwebten und sie deshalb nicht in der Fassung seien, sih auf | weitere Angaben einzulassen. Allein man will wissen, daß seit Mo- | naten keine Note in dieser Beziehung geweselt worden und die Sache seit der vorigen Sibung keinen Schritt vorwärts gerückt sei; dem Vernehmen nah, will die Opposition diesen Punkt in der Diskussion über die Adresse in jeder Beziehung ausbeuten.

Ein Offizier der National-Garde von Lille, Herr Vogelsand, der in Belgrave-Square bei dem Herzog von Bordeaux gewesen war, ist auf zwei Monate seiner Functionen entseßt worden. Er war auf leßten Mittwoc§ vor den Präfektur - Rath geladen worden, um sein Benehmen zu rechtfertigen, allein er erschien nicht, und der Rath sprah die Suspension aus.

Herr Laffitte hat die ihm von einer Auzahl Studenten über- reichte Adresse niht nur wie einen Trost in seiner jeßigen Zurüd- seßung aufgenommen, sondern auch seinem politischen Mißmutÿ, da derselbe in der Deputirten-Kammer so wenig Anklang gefunden , den jungen Leuten gegenüber von neuem in einer aufregenden Antwort an dieselben Luft gemacht. „Meine Herren“, sagte er zu den Ueber= bringern der Adresse, „ih bin gerührt von den Gesinnungen, die Sie mir bezeugen, und ih danke Jhnen dafür, Jhr Patriotismus, Jhre Einsicht und Jhr Muth sind mir seit langer Zeit bekannt ; vielleicht haben Sie nicht vergessen, daß ungeachtet des Geschreies der Partei, welche jeßt herrscht, ich Jhren Diensten, Jhrer Ergebenheit zu einer anderen Zeit eine glänzende und feierlihe Gerechtigfeit zu verschaffen wußte. Die Juli-Revolution hatte damals das Wortz sie hat dasselbe seitdem verloren durch die Undankbarkeit der Einen, durch die Sorglosigkeit der Anderen, und Sie wissen, wie man auf diejenigen hört, die ihren Ver-= \prehungen und ihren Verpflichtungen treu geblieben sind. Jch habe die Kammer an ihre Verantwortlichkeit gegenüber den Gefahren, die uns bedrohen, und gegenüber der Bestehung, die uns verächtlich gemacht hat, erinnert; die Kammer hat mich nicht begreifen wollen, Was mich betrifft, meine Herren, so bin ih dem Grabe näher als einer von Jhnen seiner Wiegez aber bis ans Ende werde ih meine Pflicht thun, und mein Herz, ih s{chwöre es Ihnen, wird ute aufhören, für die Freiheit und das Glück Frankreichs zu schlagen.“ Das Journal des Débats, welches sowohl die Adresse der Studenten wie die Autwort Laffitte’s mittheilt, indem es dabei bemerkt: „Man fann woh! denken, daß wir dem ersteren dieser beiden Stücke nicht die min- deste Bedeutung beilegen. Was das zweite betrifst, so hätten wir fast besorgt, daß wir durh weitere Verbreitung desselben gegen die Rücksichten verstießen, welche man dem Alter schuldig ist, und die wir gegen den Senior der Kammer nicht aus den Augen seßen wollen, Indeß, die Gerechtigkeit muß ihren Lauf haben, und da der ehren=- werthe Herr Laffitte die Anrede dieser jungen Leute, denen es Vergnü- gen macht , Republikaner zu sein, bis Alter und Erfahrung sie zu Vernunft kommen lasseu, da er diese Aurede ernst genommen hat, so müssen wir, was es uns auch koste, beide Reden dem Publikum mittheilen. ““

=— Paris, 8. Jan. Zu der heutigen Sißung der Pairs- Kammer hatte sih ein zahlreiches Publikum auf den Gallericen cinge= funden, auch eine große Anzahl von Deputirten waren im Saale selbst hinter den Bänken der Pairs und in den Vertiefungen der Ausgänge anwesend. Die Sibung begann um 17 Uhr. Der Her- zog von Broglie verlas den von ihm verfaßten und von der ganzen Kommission genehmigten Entwurf zur Adresse auf die Thron-Rede, Ich theile Jhnen für heute nur den besonders wichtigen Schluß- Paragraphen mit, der auf die Legitimisten Bezug hat, da die übri- gen meist nur eine Umschreibung der Thron-Rede sind. Er lautet :

„Sire! Jhre Familie is die unsrige, Frankreich schäßt sich glüc- ih wie Sie, ein Kind mehr zu zählen in der jungen Prinzessin, deren Gegenwart einen neuen Trost zu denen hinzusügt, welche Gott Jhnen vorbehalten hat ; Frankreich sieht mit Stolz in dic Reihen unserer braven Armee von Algerien einen Jhrer Söhne nach den Anderen das Beispiel geben und empfangen von jenem unerschütterlichen Muthe, von jener unverwüstlihen Ausdauer, welche jeden Widerstand der Menschen, wie jedes Hinderniß der Natur, bewältigt, So große Anstrengungen

f in Algerien wird bald

werden ihre Früchte tragen; unsere Herrschafl l ) allgemein und ruhig sein. Gott hat Sie gesegnet, Sire, indem er

Eurova's zu lösen auserschen hatte, Jn Deutschland, dem Herzen Europa's, in welchem mit der Reformation und den großen sie vorbereitenden und be- gleitenden Erfindungen das Licht der neueren Civilisation aufgegangen, war nah hundertjährigem Kampfe die religiöse und politische Frel- heit gefährdet. Da trat Gustav Adolph, der kaum anerkannte Kong eines fast einflußlosen, nordischen Landes in die Schranken, rettete dur die plößliche Wendung, welche er dem Kampfe gab, die Güter, tvelche hon unwiederbringlich verloren schienen, und besiegelte mit seinem Blute die ewige Wahrheit des Prinzips, für welches er im Leben und im Tode gekämvft. Wenn die Aufopferung für eine große, die Völker auf der Bahn der Civilisation und Humanität vorwärts führende Jdee der wahre Maßstab für die Größe des Menschen ist, so gebührt gewiß Gustav Adolph der unvergängliche Lorbeer. j :

Dank der Vorschung und dem Helden, den sie 1630 n die Schranken sendete, wurde in Deutschland die Resormation nicht un- terdrückt, die politishen Rechte der Fürsten und der Stände nicht vernichtet, die Mannigfaltigkeit der Entwickelung der deutschen Zustände er- halten, die katholischen und protestantischen Kirchen bestanden neben einan- der, und, wegen dieser Rivalität um so aufmerksamer sich selbst bewachend, vermieden sie ihren eigenen Verfall, Deutschland war zwar schwächer gegen außen, aber desto regeres und ernsteres Leben war in seinem Jnnern, und als au manche Formen abgestorben, die den Stürmen von außen nicht wider- stehen konnten, entwickelte cs doch neue Kräfte in einem solchen Verhältniß, daß cs keine blutige Revolutionen zu fürchten, wohl aber eine allmä- lige, heilbringende Entwickelung durch vernünftige Reformen zu hoffen hat,

Der Leser verzeihe uns diese einleitenden Bemerkungen, die wir [ux nöthig hiclten, um den Standpunkt zu bezeichnen, aus welchem wir die Erscheinung des großen Schweden - Königs betrachten, Die vorliegende Biographie Gustav Adolph's, die wir für die beste halten, welche uns bis jeßt bekannt geworden, is die Uebersezung des sechsten Theils der „Erzählungen aus der schwedischen Geschichte“ von Fry xell, von welchen der Verf., wie uns der Uebersezer in seiner Vorrede erzählt, selbst sagt, „daß er gleichsam ein biographisches Lesebuch liefern wolle, durch welches seine Landsleute den großen Männern ihrer Vorzeit nahe treten sollten, um durch die Erkenntniß ihres Wesens und ihrer Thaten auch zu einem edleren Leben sich begeistern zu lassen,“ Aus diesem Gesichtspunkte werden den Lesern die Begebenhciten und Charaftere der Borzeit in einer fla:en, einfachen und anspruchslosen Darstellung vorübergeführt, welche in gleichem Maße unterhaltend, belchrend und erwärmend ist. Das Werk er- füllt also seine Aufgabe und is gleich empfehlenswerth als Lektüre für die heranwachsende Jugend, wie für das reifere Alter. Es hat aber auch noch einen tieferen historishen Werth, denn der Verf. hat zu seinen Studicn nicht nur viele bisher noch wenig oder gar nicht ausgeschlossene schwedische A:chive benutzt (siche die Vorrede), scndern auch ausdrücklich eine Neise nah Deutschland unternommen, um in den deutschen Archiven nah Origi- nal-Nachrichten über seinen Helden zu forschen und dessen Geschichte zu er- gänzen , zu sichten und zu berichtigen. Man erkennt dieses theils an dem Reichthum dcs Jnhalts und den interessanten Details mancher Begeben- heiten, theils an den von früheren abweichenden Darstellungen Anderer, theils an der Auslassung solcher, welche sich fälschlih in früheren Bearbci- tungen eingeshlichen hatten. Es is nur schr zu bedauern , daß der Verf. es ünterlässen hat, dur häufigere Anziehung der betreffenden Stellen aus

den benußten Materiglien über seine neue Ausbeute genauere Recheaschast

Jhuen Kinder gab, die Jhrer und der Nation würdig sind, deren erste Stüßen sie sind. So befestigen sich die Dynastieen, so ver= \{hmelzen sich in einem einzigen und höchsten Juteresse die Königlichen Geschlechter und die Völker. Die geschworene Treue, die wechselsci= tige Zuneigung machen das Band unauflösbarz der König hat bei seiner Thron-Besteigung versprochen, uns sein ganzes Dasein zu weihen, nichts zu thun, als was für den Ruhm und das Glück Frankreichs dient; Frankreich hat ihm Treue versprochen, Der König hat seine Eidshwüre ge-= haltenz welcher Franzose könnte die seinigen vergessen oder ihnen ungetreu werden?

Nach Verlesung des Adreß =- Entwurfs nahm zuerst der Herzog von Richelieu das Wort (bekauntlih der einzige Pair, der zu London gewesen), um sich zu rechtfertigen. Er habe den 1830 geforderten und von ihm geleisteten Eid in nichts ver= leßt; dem Herzog von Bordeaux habe er seitdem die Gefühle ausgesprochen, die er sich stets zur Chre rechnen werde. Diese Erklärungen über sein Benehmen würden der Pairs - Kammer hoffentlich genügen, wo nicht, so möge man ihn vor den Pairsgerichts= (of stellen, er werde sich verantworten. Nach einer oft unterbrochenen unbedeutenden Rede des Marquis de Boissy sprah Herr Guizot, um ihm zu antworten, Hiermit {loß die allgemeine Diskussion. Nach ciner Rede cines Pairs, die er aber \o leise ablas, daß man nur im Allgemeinen hörte, daß er von der Reise der Legitimisten nach London sprach, antwortete Herr Guizot dem Herzog von Richelieu unter allgemeiner Stille. Die Zeit erlaubt mir aber für heute nicht, auf seine Rede schon einzugehen. Die Adresse wurde mit 115 gegen 14 Stimmen angenommen.

m Paris, 8. Jan. Die Adreß-Kommission der Deputirten= Kammer hatte heute ihren Berichterstatter zu wählen. Man glaubte allgemein, die Wahl würde auf Herrn Saint-Marc Girardin fallen, aber Herr Hebert is an dessen Stelle ernannt worden. Man gibt als Ursache davon die Ansichten des Herrn Saint -=Marc Girardin gegen das Durchsuchungs-Recht an, worüber vorgestern zwischen dem Minister des Aeußern und einigen Mitgliedern der Adreß-Kommission lebhafte Debatten stattfanden. Die Herren Ducos und Bethmont, Mitglieder der Opposition und zugleich der Adreß-Kommission, ver= langten, Herr Guizot möchte der Kommission die Dokumente mitthei= len, welche sich auf die in Betreff der Abschaffung des Durchsuchungs- Rechts zwischen Frankreih und England eingeleiteten Negociationen beziehen. Der Minister des Aeußern wendete dagegen ein, eine vor= eilige Mittheilung der verlangten diplomatischen Aktenstücke könnte mur dem Resultate der obshwebenden Unterhandlungen schaden, und behauptete, es wäre hinlänglih, wenn ein Minister unter seiner persönlichen Verantwortung versichere, daß England hierin den Wünschen der französischen Kammern nachzugeben si bereit erklärte. Die Mitglieder der Opposition erwiederten darauf, es gäbe eue doppelte Art von Mittheilung diplomatischer Aktenstücke. Nach der ersten theile die Regierung nur der Adreß-Kommission gewisse Do fumente mit, welche geheim zu bleiben haben, indem die Mitglieder der Adreß-Kommission auf Wort und Ehre sih verpflichten, davon nichts zu veröffentlichen, Nach der zweiten Art und Weise läßt das Kabinet die mitzutheilenden Dokumente entweder drucken, und unter den Vepu= tirten vertheilen, oder dieselben im Archiv der Kammer niederlegen, wo die Deputirten Einsicht davon nehmen fönnen. Herr Ducos for- derte Herrn Guizot auf, das erste System zu befolgen, und nur der Kommission der Adresse die Dokumente mitzutheilen, aus welcher die Kom mission die Ueberzeugung gewinnen könnte, daß die vermeintlichen von Herrn Guizot in London erhaltenen Konzessionen kein Vor= wand seien, die Kammer mit eitlen Versprehungen zu täuschen. Herr Saint-Marc Girardin und Herr Bignon pflichteten dem Antrage des Herrn Ducos bei, Herr Guizot jedoch verweigerte jede Mitthei= lung. Dem Vernehmen nah_ beabsichtigt nun Herr Ducos, in dem Entwurfe der Adresse eine Stelle einzurücken, worin der von der Kammer ausgesprochene Wunsch wegen Abschaffung der Verträge von 1831 und 1833 wiederholt werden soll, um so Herrn Guizot zu nü-= thigen, die fraglichen Dokumente zur Einsicht der Kammer vorzulegen. Der Minister des Aeußern wird die Einrückung der erwähnten Stelle lebhaft bekämpfen, und da die Majorität der Adreß-Kommission mini-

zu geben. Auch is es unbequem, daß der Ueberseßer die wenigen vorhan- denen solcher Citate an den Schluß des Werks verlegt hat, statt sie unter dem Text zu lassen, wo sie im schwedischen Original sind. Der Verf. führt oft die handelnden Personen redend ein, und dabei is es um so mehr zu bedauern, daß es meist, aus Mangel an Nachweisung der Quellen, zwei- felhaft bleibt, ob die handelnde Person wütklich so gesprochen, oder ob er selbst oder frühere Geschichtschreiber nur in dieser Form die wahrscheinlichen Gedanlen derselben auszudrücken versucht haben.

Da die vorliegende Biographie aus dem größeren Werke Fryxell's herausgerissen is, so hat sih der Ueberseßer die sehr danfenswerthe Arbeit gemacht, nach den historischen Werken Fryxell’s und Geijer auf 24 Seiten eine Einleitung zu geben, welche einen kurzen Abriß der Geschichte Schwe- dens unter den 5 ersten Königen des Hauses Wasa enthält. Das Werk selbst is in Kapitel getheilt, von denen der 248 Seiten enthaltende 1ste Theil 41, der 2e Theil auf 238 Seiten 59 umfaßt, :

Der Verf. giebt niht, was wir keinesweges loben wollen, eine an einem zusammenhängenden Faden, nach der Neihefolge der Zeit und in fortlaufeuder Entwickelung der Wirkungen aus den Ursachen sich abwickelnde Geschichts - Erzählung, eine pragmatische Geschichte sondern hat den historischen Stoff, man möchte sagen, nach Materien, geordnet, wodurch das Ganze mehr rhapsodish wird. So enthält das 1ste Kap, „Ueber Gustav Adolph's Jugend“ einen sehr kurzen Abriß derselbeu, das 2e seine Thronbesteigung, das 2e den Krieg mit Dane- mark, das 4e den Krieg mit Rußland. Aus beiden Kriegen werden nur einzelne Momente, nicht der fortlaufende Gaug, im Zusammenhange mit den übrigen, gleichzeitigen Begebenheiten dargestellt, ohne daß wir er- fahren, ob Mangel au Nachrichten eine zusammenhängende Geschichte der- selben hindert, Dann folgen Kapitel 5. „Ueber Herzog Johann“. 6, „Ueber Herzog Karl Philipp.“ 7. „Ueber die verwittwete Königin Christine“. 8, „Ueber Prinzessin Katharina“'z historische Nachrichten über das Leben dieser Personen, Das 9e Kapitel „Gustav Adolph und Ebba Brahe“, enthält die erste Jugendliebe des Königs und deren Schicfsal ; das 10te seine Vermählung mit Maria Eleonore von Brandenburg. Aus diejem jet uns eine kurze Mittheilung vergönnt. E |

„Maria Elenore, Tochter des Kurfürsten Johann Sigismund, war eine Prinzessin von ausgezeichneter Schönheit, Der Kurfürst, der wegen Ost- preußen in Streitigkeiten mit Polen verwickelt war, wünschte aus Politif cine Verbindung mit Schweden, und der schwedische Gesandte in Berlin, Birkhalt, wußte die Prinzessin seinem Hofe nicht genug zu rühmen. So fam hon 1615 eine Vermählung n Anregung, allein Gustav Adolph in seiner Liebe für Ebba Brahe hatte für eine andere Verbindung feinen Sinn. Als er aber diese reine Flamme Familien- und Staats-Rücksichten zum Opfcr gebracht, und Ebba Brahe sich mit Ja'ob de la Gardie ver- heirathet hatte, reiste der König 1m August 1618 im strengsten Jnkognito nah Deutschland, um die Prinzessin selbst zu sehen, und war in 14 Tagen wieder in Schweden, wo alle Welt, außer seine wenigen Vertrauten, glaubten, er sei nur, um ‘einige neue Kriegsschiffe zu versuchen, auf der Ostsce herumgefahren, Mittlerweile hatie aber Johann Sigismund seine ostpreußischen Angelegenheiten mit Polen geordnet, er und seine nächsten Rathgeber waren zur reformirten Religion übergetreten, und deëhalb nicht mehr für eine engere Verbindung mit dem streng lutherischen Könige von Schweden, Die Kurfürstin Anna aber, eine unternchmende Frau, hatte auch gegen den Willen ihres Gemahls ihre Töchter in ihrem Glaubens-

steriell gesinnt is, so dürfte es dem Herrn Ducos {werlich gelingen, sein Vorhaben durhzuseßen. Herr Ducos giebt sih jedoh nicht für ge- schlagen, und gedenkt, wenn die Majorität der Adreß-Kommission die von ihm vorgeschlagene Stelle verwirst, leßtere in Form eines Amendements der Kammer vorzulegen. Es is somit wahrscheinlich, daß das Durchsuchungs-Recht bei der Diskussion der Adresse abermals eine wichtige Rolle spielen wird. Herr Dupin der Aeltere, heißt es unter Auderem, wird das Wort gegen das Durhsuchungs-Recht führen.

Nach dem Wunsche des Kabinets hat die Adreß - Kommission bestimmt, daß in dem Entwurfe der Adresse auf die Reise der legiti- mistischen Deputirten nach London angespielt und die Heiligkeit des Eides in Schuß genommen werde. Nur die Herren Ducos, Betÿ= mont und Bignon bekämpften die Einrückung einer solhen Phrase, indem sie meinten, es wäre rathsamer, der Reise der Legitimisten nach London gar nicht zu erwähnen, um nicht die Jdee entstehen zu lassen, daß die Juli-Regierung in dem Herzog von Bordeaux einen gefähr= lichen Prätendenten erblickt.

Das Journal des Débats enthielt gestern eine Note, worin behauptet wurde, die Kommission der Adresse in der Deputirten-Kam- mer hätte sich mit den Erflärungen des Herrn Lacave - Laplagne in Betreff des Zustandes unserer Finanzen sehr befriedigt erklärt. Aber die Revue de Paris giebt ebenfalls in der gestrigen Nummer den Schlüssel dazu. Der Finanz-Minister hat im Budget von 1845 die Ausgaben für außerordentliche öffentliche Arbeiten gar nicht angeführt, als wenn im Jahre 1845 an der Errichtung der Eisenbahnen nicht fortgearbeitet werden sollte. Dadurch müssen natürlich die Ausgaben beiläufig um 8 100 Millionen niedriger ausfallen, während ande- rerseits der Finanz-Minister die rückständige Emission der Anleihe von 150 Millionen als eine Staats = Einnahme betrachtet und um o viel höher die Einnahmen überhaupt steigen läßt. Es stellt sich immer deutlicher heraus, was ih gleich am Tage, wo die Thron-Rede un- sere Finanzen als so blühend schilderte, bemerkte, nämlich, daß die in Aussicht gestellte Bilanz des Budgets von 1845 nur eine künstliche zu sein scheint. /

Die Gesundheit der Madame Adelaïde, Schwester Ludwig Phi= lipp's, }lößt der Königlichen Familie lebhafte Besorguisse ein. Bei dem feierlichen Empfange der Kavaliere am 5ten l. M. Abends in den Tuilerieen war die Prinzessin abwesend. Man sagt, die Aerzte hâtten ihr das Treppensteigen gänzlich untersagt, weil sie an einem Asthma leidet, das ihr große Beschwerdeu verursacht, Die Prinzessin bewohnt seit lange das untere Geschoß des Pavillon de Flore, um das Treppensteigen so viel als möglih zu vermeiden, Auch die Prinzessin von Joinville is fortwährend unpäßlih. Die Aerzte finden, daß die Prinzessin sih sehr {wer an das naßkalte Klima von Paris wird gewöhnen fönnen, und rathen ihr, jedes Jahr ein paar Monate in den südlicheren Gegenden zu verleben, bis sie das Klima Frank= reis wird vertragen können, welhes von dem von Rio Janeiro freilid) sehr verschieden ist. i

Die Journale von Neapel, welche wir heute über Marseille er halten, melden, daß die neapolitanische Escadre, welche die Prinzes sin Therese, die Gemahlin des Kaisers Dom Pedro, nah Rio Janeiro überführte, am verflossenen 24, Dezember Abends, nach etner glücklichen Rückfahrt von 86 Tagen, in der Rhede vou Neapel die Anker geworsen hat. Der Graf von Aquila, welcher die Escadre befehligte, i sogleih ans Land gestiegen, um die Königliche Familie zu umarmen, welcher er die fostbarsten Geschenke von Seiten des Kaisers Dom Pedro überbringt.

Grossbritanien und Irland.

London, 6, Jan. Bei der nahe bevorstehenden Eröffnung der diesjährigen Parlaments =-= Session und der \{chwierigen Stellung der Peelschen Verwaltung in mehreren Hauptfragen der inneren Po= litik, welche in dieser Session ihre Lösung finden sollen, is die Frage : „welche Aussichten hat Sir R. Peel für die Behauptung seiner Stel- lung?“ jeßt natürlich und zeitgemäß. England bietet im gegenwär- tigen Augenblicke für jede Regierung Schwierigkeiten z für eine Tory- Regierung sind dieselben von doppelter Art, einmal wegen der man- nichfachen Uebelstände im Lande selbst, daun wegen des Widerstandes, auf welchen die Tory - Maßregeln bei der Mittelklasse des Volks stoßen, welche Klasse immer mehr die Hauptmasse der Nation zu bil=

bekenntnisse erzogen, und wünschte jene Verbindung. Sie seßte, da der Kurfürst seiner Kränklichkeit wegen sich nur wenig um Geschäfte befümmerte, ihren Willen durch, und {on 1619 erwartete man die Königliche Braut in Schweden.

„Aber nun traten neue Hindernisse ein. Johann Sigismund starb, und Georg Wilhelm folgte ihm. Dieser, reformirt wie scin Vater, hegte einen heimlihen Widerwillen gegen die lutheische Verschwägcrung, und ward in dieser Gesinnung durch einige auswärtige Höfe noch mehr bestärkt. Katholische Fürsten, und besonders König Sigièmund von Polen, fürchteten nämlich die Macht, welche durch eine nähere Verbindung zwischen Schweden und Brandenburg entstehen könnte. Daher wiedeirieth Sigismund überhaupt die ganze Vermählung und hielt schließlich um Maria Elenorens Hand für seinen eigenen Sohn, den Prinzen Uladislaus, an. Der Kurfürst, welcher gerade Polens zur Befestigung in seinem Erbrechte auf Preußen bedurfte, hätte sich Sigismund gern gefällig bewiesen, doch so groß {var das Ansehen der verwittweten Kurfürstin, daß er es nicht wagte, sich ihr offenbar zu widerseßen. „Jh glaube nicht das Recht zu haben“, \chrieb er nah Polen, „über meiner Schwester Hand gegen ihren cigenen und ihrer Mutter Willen zu bestimmmen,“ E S

„Da unter diesen Umständen die Sache sih in die Länge zu ziehen schien, beschloß Gustav Adolph, sich in eigener Person hinzubegeben, um eine endliche Entscheidung zu bewirken. i

„Die Reise ging ohne Pracht und beinahe heimlich vor \ich, indem nur die nächsten Rathgeber beider Höfe davon wußten, und die Ge!ellschaft bestand blos aus dem Pfalzgrafen Johann Kasimir (Gustav Adolph's Schwager) und einigen wenigen anderen Personen. An einem Sonnabend Abend des Frühlings 1620 ritt Gustav Adolph in Berlin ein, und ward an zwei Gasthöfen hintereinander abgewiesen, weil die Leute glaubten, daß er zu gewissen englischen Micthstruppen gehöre, welche gerade lärmend und Muthwillen ausübend dur die Stadt zogen. Endlich gelang es ihm Aufnahme zu finden, und nun ließ er heimlich die verwittwete Kurfürstin von seiner Ankunft benachrichtigen, und erhielt die Antwort, den folgenden Tag sich in der Schloßkirche cinzufinden.“

„Schon um 9 Uhr Morgens war er an der bezeichneten Stelle, und fand dasclbst den ganzen kleinen Hof versammelt, Seine einfache aber doch rciche Kleidung, das schöóne und edle Aniliy, die vornehme, majestätische Haltung, erweckten gleih die Aufmerksamkeit der Hofleute, und überall sah man neugierige Blicke und hörte flüsternd fragen: „wer der geheimnifßvolle Fremdling doch wohl sein möge?“ Die Neugier vermehite sich noch, da die Kurfürstin Anna ihn einlud, ihr ín ihre inneren Gemächer zu folgen, und alle Anderen davon ausschloß, Nun sahen Gustaf Adolf und Maria Eleo- nora einander zum erstenmal, und dieser Anblick war hinreichend, um auf immer beider Schicksal zu bestimmen, Die einundzwanzigjährige Maria Eleonora, durch sorgfältige geshmackvolle Kleidung, noch mehr aber durch die volle Anmuth der Jugend geschmückt, übertraf Alles, was Gustav Adolph sich, nah unvollfommenen Abbildungen und einem flüchtigen Anblif, von ihr vorgestellt hatte, und Maria Eleonora sah vor sih den Helden verwürk- licht, dessen Bild, mit männlicher Schönhe!t geschmückt, mit fürstliher Tugend und dem Lorbeer kriegerischen Ruhmes gekrönt, schon seit langer Zeit ihrer Fantasie vorschwebte und in ihrem Herzen herrschte. Die Verlobung ward mit Herz und Hand, und unter der Mutter wärmsten Segen geschlossen.“

„Von Berlin aus nahm Gustav Adolph cine Reise nah den Rhein- gegenden vor, um dort wohnende Geschlechts- und Glaubens-Verwandte zu

91

den anfäugt. Die Repealer in Jrland, die freien Kirhlihen in Schottland, die Pächter in Wales, die Chartisten und die League in England sind die Elemente von Volfksbewegungen, welche auf tief wurzelnde Uebelstände hinweisen, für deren radikale Beseitigung Sir R. Peel entweder keine Maßregel findet, oder durchzuseßen im Stande ist. Betrachtet man den nächsten Augenblick, so zeigt sich die Stel- lung des Ministers zwar weniger ungünstig, denn er hat überall Zeit gewonnen, Hoffnungen erregt und Vertrauen erweckt, so daß, wenn seine Maßregeln in der nächsten Session nur diese Hoffnungen zu er- halten vermögen, seine Stellung für die nächste Zukunft gesichert er- scheint, aber der Sturm, welcher aus jenen Bewegungen einmal doch hervorzubrechen droht, ist uicht beshworen , weil die Uebelstände, die ihnen zu Grunde liegen, nit geheilt sind. Jrland i} ruhig unter militairisher Besaßung, und die Verzögerung des Prozesses gegen O'Connell is der Regierung eher willkommen, als nicht, weil die in den nächsten gerichtlichen Verhandlungen offenbarten Umtriebe der Repealer die nationalen Gefühle des dann versammelten Parlaments aufregen und desto leichter die Bewilligung strengerer Unterdrückungs - Maßre= geln zur Folge haben dürften, Dazu sind in Jrland Hoffnungen auf eine Verbesserung des Zustandes erregt. Dasselbe stimmt in Wales die Gemüther zur Ordnung und Ruhe. Schottlands Kirchen = Ver

hältnisse liegen dem Bereiche ministerieller Wirksamkeit ferner, und die freie Kirche entfremdet sich vorläufig selbst durch ihre wiederholten Geldeinsammlungen allmälig die Herzen ihrer Anhäuger; die Char= tisten endlich ruhen aus nach ihren vergeblichen und bestraften Jnsur- rections= Versuchen. So bleibt allein die League noch übrig, und sie ist in der That für die nächste Zukunft hon die größte Schwierig

keit Peel’s, Kommt der Minister diesem Bunde nicht durch ein Auf- geben der wenigen seinem Ministerium noch anhängenden ultratorygistischen Prinzipien entgegen, so dürfte leiht bei dem Anhange, welchen jener Bund in der Mittelklasse des Volks, der Städte-Aristokratie, mit 1h- rem mächtigen Organe, der Times, gefunden hat, die jeßige Ma- jorität des Ministeriums durch die nächsten Wahlen in eine Vinorität verwandelt und den Anhängern der League der Weg in die Verwal= tung geöffnet werden. Sir R. Peel indeß hat es wiederholt erklärt und in vielen Stücken bewiesen, daß er zu liberalen politishen Grund- säßen sih bekennt; es steht darum zu erwarten, daß er Mittel finden wird, eine Vereinigung der ihm fremder werdenden Städte = oder Geld-Aristokratie mit der Land=-Aristokratie zu Stande zu bringen und den radikalen Bestcebungen der League, so wie der Birminghamer Soeetion ein Zie zu jeben, Este dor Regieruna eut êlges bene Monatsschrift, das Blackwoods Magazine, bespricht in ihrem leßten Január - Heste die seßige Stellung des Mi- nisters, und obschon darin für die unveränderte Fortseßung des eingeschlagenen Weges der Regierung Partei genommen wird, so

enthält doch die Motivirung der aufgestellten Ansicht eine getreue

Charakteristik der Peelshen Partei und Politik, welche eine Aenderung

in der bisherigen Regierungs = Politif und die Erreichung jenes für

das allgemeine Beste wünschenswerthen Ziels als sehr wohl möglich

erscheinen läßt, Es wird darin zugegeben, daß die Reform-Akte von 1832 die Tory - Partei fast gänzlich vernichtet hat, und daß fortan nach rein toryistischen Prinzipien England nicht mehr regiert werden kann. Die an die Stelle der alten Tories getretene jetzige konserva-

tive Partei mit ihrem Haupte Peel, sei eine Partci von gemäßigt liberalen Gesinnungen, welche auf dem Wege des Fortschritts die nü= thigen Aenderungen in der Gesetzgebung veraulasse, aber die Grund= lage der großen Jnstitutionen in Kirche und Stgat aufrecht erhalte, „Das erste Reform-Parlament““, heißt es in dem Artikel über die Bildung dieser konservativen Partei, „bestand nur aus 187 Tories und 471 Whigs unt Radikalen. Wir erinnern uns noch sehr wohl der Niedergeschlagenheit und der Verzweiflung, welche in den Reihen unserer Partei herrschte. Eine Ausnahme davon machte indeß Sir Robert Peel, der durch sein damaliges Benehmen sich den ewigen Dank jedes Konservativen, ja jedes wahren Patrioten, verdient hat. Mit überraschender Tlätig= feit, Ruhe und Vorsicht begaun er sogleich selbs unter den damaligen entmuthigenden Umständen an der Vildung jener großen fonservativen Partei zu arbeiten, deren anerkfanntes Haupt er jetzt is. Er selbst belehrte vor den allgemeinen Wahlen im Jahre 1841 seine Partei über die Grundsätze, welche er seit 1832 befolgt hatte, mit folgenden Worten: „Jh sahe damals das Gute voraus, welches die Gründung

_

besuchen. Auf diesem Akstecher gab er sich für einen s{chwedischen Haupt- mann Namens Gars [G(ustavus) A(dolsus) R(ex) S(ueciae)| aus,“

Diese Reise lehrte ihm die inneren Verhältnisse Deutschlands aus eige- ner Anschauung kennen, und war gewiß niht ohne großen Einfluß auf seine spätere Unternehmung nach Deutschland. Der Verf. theilt über die- selbe interessanie Details mit. Nach Gustav Adolph’s Nückkehr wurde am 28. November 1620 in Stockholm die Vermählung mit Maria Eleonora mit aller Pracht gefeiert, welche die bedrängte Lage des durch lange Kriege erschöpften, und damals noch obencin durch die Pest heimgesuchten Landes gestattete.

Wie das innige Verhältniß diescr Ehe, durch die wunderlihen Eigen- thümlichkeiten der Königin, welche ihren Gemahl bis zu s{wärmerischer Abgötterei liebte, getrübt wurde, finden wir in demselben Kapitel, so wie das abenteuerliche Leben der Königin nah Gustav Adolph's Tode im 57sten Kapitel des 2ten Theils,

Das 12te Kapitel giebt eine kurze Uebersicht des 12jährigen polnischen Krieges von 1617 bis 1629, und in den Kapitcln 13 bis 25 werden ein- zelne Begebenheiten aus demselben ausführlicher erzählt. Die Kapitel 26 bis 35 find der Charakteristik Gustav Adolph's selbst, Axel Oxenstierna's, der übrigen bede!tenden s{hwedishen Zeitgenossen und der inneren Verhältnisse des Reichs, des Volks und der Armee gewidmet. Mit dem 36sten Kapitel beginnt die Einleitung zum 30jährigen (deutschen) Kriege und Gustav Adolph's3 Theilnahme an demselben, und mit der Abreise des Königs nach Deutschland schließt der erste Theil. Der zweite bchandelt ausführlich die Geschichte jenes Krieges von der Landung bis zum Tode Gustav Adolph's, in einer zusammenhängenden Darstellung. Für cine eigentliche Kriegsge- schichte sind aber die Verhältnisse von Zeit und Naum, so wie die Opera- tionen der detaschirten Corps beider Partcien zu wenig berücksichtigt; auch die Motive für die Operationen sind durch die Zusammenstellung der That- sachen noch zu wenig ins Licht gestellt, wenngleich wir dankbar anerkennen, daß mancher neue \chäubare Beitrag zum Verständniß derselben geliefert ist, doch bleiben noch Lücfen auszufüllen, für welche es nicht an Materialien fehlt. Hin und wieder merft man, daß der Verfasser nicht selbs Militair ist. So wird ohne weitere Anmerkung die Sage welche freilich alle frü- heren Geschichtschreiber mittheilen nachgeschrieben+ daß des Königs Flotte in 2 Stunden von Lebin nach der Odenburg bei Stettin 6 Mci!en gese- gelt, was nur cine Uebertreibung damaliger Zeitungsschreiberei sein kann. Des Königs ester Aufenthalt in Eifurt, der militairish und politisch nicht unwichtig war, wird gar nicht erwähnt. Uebcr den Rückzug Tilly?s von Leipzig, seinen Marsch durch den niedersächsischen , westphälischen und ober=- rhcinischen Kreis wird uur schr. wenig und Unzusammenhängendes mitge- theilt. Das interessante Unternehmen auf Hanau fehlt ganz. Vor der Schlacht von Lützen soll Gustav Adolph die Absicht haben, sich wo möglich von Naumburg übcr Pegau mit dem Herzog von Lüneburg zu vereinigen, was, da der Herzog auf d:m rechten Elb-Ufer von Magdeburg auf Torgau marschirt war, gar nicht seine Absicht sein konnte u. st. w.

_ Troy aller Vorzüge des vorliegenden Werts bleibt eine genügende Kriegsgeschichte der Feidzüge Gustav Adolph's, mit welchen die Nestauration der neueren Kriegskunst beginnt, noch eine würdige Aufgabe für einen mili= tairischen Geschichtschreiber.

Obgleich eine gewisse Vorliebe für seinen Helden, wie sie jedem Bio- graphen mehr oder weniger eigen sein muß, unverkennbar is, so verhindert sie doch den Verf, nicht, auch die Schattensciten Gustav Adolph's darzu-

| | | E An q 17 . - A Q »Î D) C cr | Abend nah fünf Uyr brach im Marine-Ministerium Feuer aus, wo= l | | | \ î

einer großen konservativen Partei im Staate zur Folge haben würde, die auf die Fundamental-Jnstitutionen des Landes sich- stüßte, die keineê=- weges irgend im Laufe der Zeit oder im Wechsel der Umstände noth= wendigen Aenderungen sih widerseßte, aber entschlossen wäre, auf der alten Grundlage unsere großen Justitutionen in Staat und Kirche zu erhalten. Um diese Partei indeß zu bilden, war cs nothwendig, vor allen Dingen die Basis zu erweitern, auf welcher sie stehen sollte, in unseren Bund Männer zu ziehen, welhe bisher Mei- nungs =- Verschiedenheiten vou uns getrennt hielten, die aber nun nicht mehr existirten. Mein großer Zweck war, diesen großen Parteibund zu stisten, welher nah und nah in unse=- rem Laude Stärke gewonnen, welher nah und nach seine Grund=- lage erweitert und von Zeit zu Zeit von seinen eigeneu Gegnern Kräftigung erhalten hat.“ (Rede Sir R. Peei's in Tamworth an seine Wähler am 28. Juni 1841).

Der Schreiber des Artikels in Blackwood Magaziue er- kennt schr wohl den Fortschritt, welhen die Tory-Partei auf dem Wege des Lberalismus gemacht hat, und erklärt die gemäßigte Politik Sir R. Pecel’s als unerläßlich für die Behauptung seiner Stellung als Minister; er bemerkt ferner sehr richtig, daß „wer irgend die jeßige Stellung der Parteien, und die Tendenz | threr respektiven Grundsäße erfannt hat, begreifen muß , daß der zur Zeit s{hwebende Kampf nur zwischen Konservativen und Ra= difalen stattfinde, daß die Kräfte, welhe Sir R. Peel aus dem | Amte trieben, sofort ein Kabinet herstellen würden, das zu radikalen | und darum destruktiven Prinzipien sich bekennen müßte“ aber er behauptet dennoch, Sir Robert Peel handele konsequent und thue wohl, „wenn er sich verpflichtet, das Prinzip des Schußes der Agrikultur= Znteressen aufreht zu erhalten und die schwankende Zoll -Sfala dem | festen Zolle vorzieht.“ Wenn man dagegen die Sprache des

Ministers in seiner oben angeführten Rede zu Tamworth vergleicht,

sich dabei die allgemein im Lande herrshende Stimmung zu Gunsten | sreieren Handels vergegenwärtigt, welche selbst echt konservative ! Männer zu Anhängern der League macht, wenn man ferner die Ge- fahren beachtet, welhe aus dem Widerstande gegen diese Stimmung | | l

sür das Land drohen, da die Forderungen der Liberalen mit der Zeit stets höher gespannt werden, so begreift man, daß eine Einwilligung von Seiten Sir R. Peel's in den allgemeinen Wunsch des Landes nicht allein konsequent mit seinen politischen Grundsäßen i}, son- dern auh als nothwendig für das Wohl des Landes erscheint. Der Minister kann vielleiht noch mit seiner zögernden Politik die nächste Session über das Land hinhalten ; er kann vielleicht durch einige Ver= \esserungen im Armenwesen sih den Beistand aller Parteien und durch

diesen die vorläufige Sicherung seiner Stellung gewinnen, aber für

die Dauer erlangt er hierdurch nichts, denn es wird immer von seis nen Maßregeln zur Beschwichtigung der mahnenden Stimmen im Lande abhängen, ob er seinen Versprehungen treu bleiben und sich des Ruhmes werth zeigen kann, „eine Partei gegründet zu haben, welche die Fundamental = Justitutionen in Kirhe und Staat aufrecht= erhält, aber zugleich zeitgemäße Aenderungen in denselben zu fördern weiß,“

Mie eriane

Aus dem Haag, 9. Jan, (Ams, Handelsbl.) Gestern

durch der linfe von dem Marine-Minister bewohnte Flügel ganz und das übrige Gebäude, welches die Büreaus enthält, theilweise zerstört sind. Das Archiv i} gerettet, aber der Minister hat Alles verloren.

S

Madrid, 1. Jan. (J. des Déb.) Der Kriegs-Minister

hat allen Genera!- Capitainen in einem Cirkular angezeigt, daß die Kömgin alle Offiziere, welche in die Convention von Bergara mit einbegriffen oder ihr beigetreten sind, in ihren Rang und Stand wie dereinzuseben beschlossen habe, sobald sie innerhalb zweier Monate, von der Bekanntmachung dieses Beschlusses in der Gaceta an, in der gehörigen Form darum nahsuchen. Wer dies unterläßt, von dem wird angenommen, daß er auf seine Ansprüche verzichtet.

Die Gaceta enthält folgendes vom 29, Dezember v. J. da- tirtes Königliches Dekret: „Jh nehme die von Don José de Olo=

| stellen. Die Heftigkeit seiner Gemüthsart, und dadurch veranlaßte Ueber- eilungen, welche einen Charafterzug des ganzen Geschlehtes der Vasa bil- den, traten auch in ihm bei mehreren Gelegenheiten hervor. Ueber die Er- oberungsvläne Gustav Adolph's theilt der Verf. Alles mit, was er darüber hat ausmitteln fönnen (11. Th. Kap. 33). Es is erwiesen, daß Gustav Adolph dem Plane, ihn zum Könige von Polen zu wählen, nicht fremd geblieben, aber wahrscheinlich, daß er auf die, ihm deshalb von der Partei Radziwil’s gemachten Anträge mehr eingegangen, um seine Feinde zu schwä- chen, als um wirilich selbst diesen Thron zu besteigen, dessen glänzendes Elend ihm seines Vetters Sigièmund Schicksal als warnendes Beispiel vor Augen stellte. Wichtiger is der Gustav Adolph zugeschriebecne Plan, mischer Kaiser zu werden, oder wenigstens einen Theil des: nördlihen Deutschlands Schweden unterwürfig zu machen.“ Der Verf. führt alle die historischen Thatsachen an, welche auf einen sölchent Plan schließen lassen, Gustav Adolph behandelte zwar die Anspielungen auf seine Erhebung zum römischen Kaiser, welche ihm häufig von deutschen Fürsten gemacht, aber von seinen schwedischen Umgebungen mißvergnügt angehört wurden, als Scherz, aber in den Fricdens - Vor|chlägen , welche um die Zeit des Aufenthaltes des Königes in Fran!furt a. M., dem Kai- ser gemacht wurden, soll auch die Bedingung enthalten gewesen sein daß Gustav Adolph zum römischen Könige, d. i. zum Thronfolger nach Ferdi- nand angenommen werde. Schwerlich aber erwartete man wohl im Ern} daß der streng katholische Ferdinand cine solche Bedingung von einem pro- testantischen Fürsten jemals annehmen werde. Ernsthafter erscheinen dage- gen die Pläne, welche nach Frrexell (1, pag. 145 148) mit dem Hause Brandenburg berathen wurden. Der junge Kurprinz Friedrich Wilhelm der nachmals den Beinamen der große Kurfürst erwarb, hatte auf Gustas Adolph einen sehr günstigen Eindruck gemacht, und dieser wünschte, scine einzige Tochter, die nahmalige Königin Christine, mit ihm zu vermählen, um so aus Schweden, Brandenburg, den sämmtlichen Ostsee-Ländern und den Provinzen, welhe man noch in Deutschland erwerben fönnte, ein gro- ßes nordisches Neih zum Schuy des Protestantismus gegen den im Sü- den vorherrschenden Katholiziómus zu gründen. Schon bei seiner Anwe- senheit in Berlin, 1631, hatte der König den Wunsch einer solchen Fami- lien-Verbindung ausgesprochen; ein Brief an Orenstierna, aus dem An- fange des Jahres 1632, enthält ausdrücklihe Justruciionen zu den des- halb zu pflegenden Unterhandlungen, welchen nur der plöglihe Tod des Königs, in der Mitte sciner Heldenlaufbahn, ein Ende machte. Welche Combinationen fnüpfen sih an den Gedanken, daß dieser Plan zur Aus- führung gekommen! Welche Entwickelung würde das Schicksal Deutsch- lands, Europa’s im 17ten Jahrhundert genommen haben, wenn der große Kurfürst an der Spiße einer solhen Macht an den Kämpfen desselben Theil genommen hätte!

\

_ Berichtigung. Jn dem gestrigen Bericht über die 4te Symphonie- Soirée Z. 4 v. u. lies: faßliche statt „festliche“, und in dem Bericht über Kirchen - Musik Sp. 2 Z. 13 v. u. muß es heißen: „daß sich. seine Orgelstücke durch häufige Anwendung sehr stark gewürzter“ u. #, w.

————ck———--—