1844 / 15 p. 4 (Allgemeine Preußische Zeitung) scan diff

Spanien.

Madrid, 3. Jan. Gestern war eine große Versammlung spanischer Granden bei dem Marquis von Miraflores, die eigens veranstaltet war, um den Grafen Bresson dem ganzen fastilianischen Adel vorzustellen. i

_ Es heißt, der Kriegs - Minister Mazarredo werde aus dem Mi- nisterium treten, weil er die Verantwortlichkeit für gewisse, von dem Ministerium für nothwendig erkannte, strenge Magregeln nicht habe übernehmen wollen; Narvaez habe eingewilligt, an seiner Stelle das Ministerium des Krieges zu übernehmen.

Der Gaceta zufolge soll das Munizipal-Geseß in den Pro- vinzen überall günstige Aufnahme gefunden haben.

Aus Catalonien wird berichtet, daß die Capitulation, zufolge welcher die Citadelle von Figueras übergeben werden soll, aus drei Artikeln bestehe: 1) Die Soldaten der Armee und der Freicorps sollen aht Jahre lang in der Armee dienen, die National =Gardisten aber entwaffnet in ihre respektiven Wohnorte zurüdfehren und unter Po= lizei - Aufsicht gestellt werden. 2) Die Chefs kehren in die Bürger= klasse zurück. 3) Die Jusurgenten, welhe Vermögen besißen, sollen mit demselben für jeden Privatpersonen zugefügten Schaden haftbar sein. Es scheint, daß der General-Cayitain diese Capitulation ange- nommen hat, ohne die Ermächtigung dazu von Madrid abzuwarten, weil er geglaubt habe, den günstigen Augenblick, in welchem si Uneinigkeit in der Festung zeigte, nicht ungenüßt vorübergehen lassen zu dürfen,

Griechenland.

O Athen, 25. Dez. Vor fünf Tagen rieb ih am Vor-= abend des Geburtstages unserer Königin, also an einem Tage, an welchen sich für uns Deutsche, die wir seit Jahren hier sind, noch sehr lange freundliche Erinnerungen knüpfen werden. Die Feier des Geburtstages selbst ließ übrigens nichts zu wünschen übrig. Ver- schiedene einflußreihe Abgeordnete hatten sich der zur Gratulation erwählten Deputation angeschlossen, und Alle drückten Jhrer Majestät ihre Ehrerbietung in Worten aus, die nicht nur geziemend lauten, sondern auch herzlich. Königin Amalie empfing alle Aufwartenden, auch die Gesandten und deren Frauen, im National-Kostüm und mit all’ der ihr eigenen, alle Herzen gewinnenden Grazie. Als Jhre Majestäten spät am Tage ausfuhren, wurden Höchstdieselben vom Volke mit lebhaftem Zuruf empfangen. Die Ruhe der Stadt is seit dem 2sten dur nichts gestört worden, und man fängt an, sich den besten Hoffnungen um so lieber hinzugeben, als au in der Umgegend und wo sonst her wir Nachrichten haben, sich wenigstens nichts ver- \{limmert hat. Möchte es in den Möglichkeiten liegen, daß die wie- der beginnenden Berathungen in der National - Versammlung einen Gang nähmen, der ruhig genug wäre, um nicht zur Wiederausregung der Leidenschaften zu führen. Nach den Gesinnungen zu urtheilen, welche viele Abgeordnete haben laut werden lassen, seitdem die huld= volle Antwort König Otto's auf die Adresse bekannt geworden ist, sollte man sich versucht fühlen, an einer ferneren Opposition zu

weifeln. i led ein zweites gutes Zeichen is da. Die Kommission für die Prüfung des Verfassungs-Entwurfes hat ihre Arbeiten, dem Verneh- men nah, bereits beendigt und sih über die Hauptfragen fast ein= stimmig ausgesprochen. Das Zweikammer - System darf als adoptirt cngesehen werden; denn die Gegner desselben werden auch in der National-Versammlung außerordentlich in der Minorität sein. Auch darf vielleicht angenommen werden, daß die Opposition auf diesen Punkt ihre Haupt-Angriffe gar nicht machen, sondern alle ihre Kräfte bis zur Diskutirung der Nebenfrage iber die Natur der ersten Kam=

mer sparen werde. Hoffentlich kann ih Jhnen hon mit der näch=

sten Post Näheres melden. : Morgen verlassen einige Landsleute Griechenland mit dem Damps= boot. Etwa funfzig oder sechzig werden am 28sten mit Segelschiff- Gelegenheit abgehen. Jh kann dies niht erwähnen, ohne eines Mannes lobend zu gedenken, welchem, unseren Zeitungs-Mittheilungen nah zu urtheilen, in deutschen Blättern sehr mit Unrecht zu nahe getreten worden scin muß. Es ist dies der bayerische Minister-Resi= dent, Herr von Gasser. Ob es demselben zum Vorwurf gereichen fönne, daß er von jeher zu den excentrischen Griechenfreunden gehört, und ob er unmittelbar vor, an und nah dem 15. September si auf der reten diplomatischen Höhe gehalten habe, das gehört nicht hierher. Wohl aber hat er treu und redlih gethan, was in seinen Kräften lag, ja er hat vielleicht seine Kräfte selbst mitunter überboten, um den zur Heimkehr genöthigten Bayern jede nur immer mögliche Hülfe angedeihen zu lassen. Daß sih der Bestgesinnte und Emsigste in folhen Fällen oft mehr Undank und Feindschaft, als Dank und Liebe bereitet, ist eine alte Wahrnehmung. Auch Herr von Gasser wird diese Erfahrung vielfach machen müssen und hat sie, wie es scheint, nicht nur dahier, sondern auch in der Heimat shon gemacht; aber ebensowenig wird es an Personen fehlen, die sein Verfahren zu würdigen vermögen und in Folge davon sein ehrenwerthes Verfahren anzuerkennen, als Pflicht erachten.

Handels- und Börsen - Uachrichten.

Börsen - Bericht.

Berlin, 13. Jan. Wenngleich [wix in unserem Schluß-Bericht vom vorigen Jahre bereits darauf hingedeutet, daß die Geschäfte in Eisenbahn- Actien immer bedeutender werden müßten, so übertrifft die Ausdehnung der Umsäße im Laufe dieser Woche doch unsere Erwartungen. Wer die Börse eine Reihe Jahre besucht hat, wird unserer Behauptung beipflichten, daß zu feiner Zeit das Fonds - Geschäft so umfangreich gewesen." Recht erfreulich übrigens is es, hierbei wahrzunehmen, daß die Unternehmungen nicht mehr einzig und allein auf politische Evennements basint und davon abhängig sind, sondern meistentheils durch Umsäße und effektive Geld - Anlagen her- vorgerufen werden. Die Berliner Fonds-Börse nimmt in ihrer jeßigen Gestalt unstreitig mit den ersten Rang ein, denn sie entwickelt eine Kraft, die in der That bewunderungswürdig erscheint. Wir sind zu genau von den Geldmitteln, die unserer Börse täglih zu Gebote stehen, unter- richtet, als daß wir den vielfältigen Ansichten Raum geben könnten, die Geschäste würden durch shwindelnde Unternehmungen erzeugt ; fortgepflanzt allerdings werden sie durh Speculationen, angefacht aber immer durch be- deutende Geld-Anlagen. Stünde unsere Börse auf schwachen Füßen, so dürften wir gewiß häufig große Schwankungen, nicht selten aber selbst be- deutende Reactionen erleben. Unter den angeführten Umständen aber, und

mit Hinweisung auf unsere früheren Besprehungen über diesen Gegenstand, lehrt die Erfahrung täglich, daß ein kleines Weichen der Course nie lange anhält. Auf Etwas glauben wir unsere Leser noch aufmerksam machen zu müssen, und zwar auf die Wichtigkeit, welche unser Play bereits auf andere bedeutende Börsen ausübt. Wir haben gerade in neuester Zeit die Bemerkung gemacht, daß Wien dem Jmpuls aferir Börse gefolgt is, und halten dies für ein siztlih gutes Zeichen, mit Bezug auf den ferneren E ç z i Im Laufe dieser Woche aren die Umsäye i i Actien fast gleich bedeutend, am, ausgedepuie E 78 ean rungs\cheinen der Köln-Mindener Eisenbahn. Seït der ver- E aa landesherrlichen Konzession is eigentlich so recht das Vertrauen r dies Unternehmen hervorgetreten und ansehnliche Ankäufe steigerten den Cours von 104 bis 105%, woz! heute sehr bedeutende Posten umgingen,. Gewinn-Realisirungen veranlaßten ¿war eine kleine rükgängige Bewegung,

und vermehrte sich heute noch, so daß man am Schluß der Börse 1065 a #% bewilligte.

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es blieben indeß à 104% % noch fortwährend Käufer. Man sprach heute wieder von der Depositalfähigkeit dieser Papiere und wollte sogar wissen, daß die Directionen die Erlaubniß nahsuchen würden, auf die vom Staat mit 35% Zinsen garantirten Eisenbahn-Unternehmungen nah Ermessen der Actionaire volle Einzahlungen annehmen zu dürfen. Úns scheint dieses leh- tere Gerücht aller Haltbarkeit zu entbehren,

Niederschlesi\ch- Märkische sind ebenfalls und zwar im Laufe

diescr Woche von 1065 bis 1077 % bei gleich bedeutendem Geschäft gestie- gen. Auch dieser Steigerung fehlte es an Gründen nicht, indem man von einer projektirten Posener Ciscnbahn spra, welche sich der Niederschle- sischen Bahn anschließen solle.

Jn Berlin-Hamburger wurde nur anfangs der Woche zu besse-

ren Coursen viel gemacht, später indeß blicb das Geschäft darin nur ge- ringfügig, ohne daß der Cours sich niedriger stellte; wir notiren diese Pa- piere 108% Geld und bemerkten heute Kauflust dafür auf spätere Termine.

Dresden-Görliter sind neuerdings beträchtlich gestiegen und schei-

nen hauptsächlih für sächsishe Rechnung bedeutende Kauf - Ordres ausge-

c .

führt worden zu sein, in Folge dessen bereits beim Beginn dieser Woche ansehnliche Posten a 106 % bezahlt wurdenz die Kauflust dafür hielt an,

1

Jn Oberschlesischen Actien Lin. A. wurde wenig gemacht, der gestiegene Cours dieser Acticn hat manche Verkauf - Ordres von Breslau

hergebracht, wodurch diese Papiere hier etwas flauer geworden sind ; heute

war über 115% dafür nicht zu bedingen. 7 Ob'erschlesische Actien Litt. B. wurden bedeutend gekauft, und

gingen im Laufe der Woche bis 1105 %, fonnten diesen Cours jedoch nicht behaupten, weil auch hiervon viel zum Verkauf fam, und schlossen heute gegen unsere vorwöthentliche Notiz ziemlich unverändert, :

Berlin-Frankfurtesr Actien sind aufs neue und zwar sehr be-

trächtlich gestiegen; unsere vorwöchenitliche Notirung war 138 %;z durch die allgemein günstigen Ansichten für diese Bahn abcr, rcichten einige Ankäufe hin, den Cours um circa 5 % zu steigern, und blieb heute 143 % ver- gebens p. Kassa geboten. Der von der Direction veröffentlichte Rech- nungs-Abschluß pro 1843 liefert recht befriedigende Resultate, und unläug- bar dürfen wir dem Gedeihen dieser Bahn für die Folge die allergünstig- sten Aussichten einräumen.

Berlin-Potsdamer“ halten sich fortwährend gefragt, scheinen

jedo in schr feste Hände gelommen zu sein. Die nächste Folge kann dem Handel in diesem Papief eine größere Ausdchnung geben, da es sich in

furzer Zeit wird entscheiden müssen, ob dieser Schienenweg zu der direkten Magdeburger Bahn benußt werden wird.

Berlin-Anhalter Actien erfuhren wesentliche Schwankungen z es

traten nicht unbedeutende Reactionen ein und wi der Cours bis 1424 %, hob sih jedo bald wieder auf 144 und schloß heute bei lebhafter Frage

,

1452 Geld pr. ult. d. M. Wenngleich die Unternehmungen in diesen Actien durch die bevorstehende General-Versammlung sehr gehemmt sind, so stehen die dieêwöchentlichen Schwankungen damit gar nicht in Verbindung, sondern sind vielmehr dem Einfluß des Abrechnungstages in Leipzig, welcher gestern, als am Zahltag, daselbst stattgefunden, zuzuschreiben z die flaue Hal- tung dieser Actien in Leipzig is offenbar den früheren beträchtlichen Ankäufen und in Folge dessen den starken Realisirungen anzurechnen und konnte auf unserer Börse nit ohne Wirfung bleiben. Jm Allgemeinen ist die Börse übrigens sehr günstig für dies Papier gestimmt, und betrachtet, bei der Ren- tabilität, die direkte Verbindung mit Magdeburg durchaus für feine Lebens- frage. Es verbreitete sich am Schluß der Börse das Gerücht, als solle

überhaupt die direkte Verbindung nach Magdeburg vorläufig noch sistirt bleiben. Inwiefern dies Gerücht begründet scin mag, muß die nächste Folge lehren ; wir möchten fast glauben, daß der gordische Knoten nit besser zu

lósen sei, als durch das Ausschieben des neuen Projekts bis

zu der Zeit, wo eine direkte Verbindung mit Dresden über

Riesa, durch die jeyigen Anhalter Actionaire ins Werk ge- Erichtet is. Berlin-Stettin-Stargardter Actien waxen in dieser E Roche im Steigen und die Ankäufe auf Zeit dauerten fort; nicht minder T stellte sich Begehr für comptante Stücke ein, o daß wir eine Steigerung ® von über 5% gegen unsere vorwöchentliche Notiz melden können. Heute | waren vicl Verkauf-Ordres hier, wodurch der Cours si (gestern bis 1235 %

p. ult. d. M. bezahlt), heute bis 121 % drückiez am Schluß der Börse trat wieder eine günstigere Stimmung ein.

Magdeburg-Leipziger blieben in dieser Woche fast ganz außer Verkehr und waren à 185 % fäuflih; Anfangs der Woche wurden einige Posten à 1845 begeben, später sind uns feine Umsäße bekannt geworden,

Rheinische Eisenbahn-Actien bleiben im Allgemeinen sehr \{chwach, und nur hin und wieder hebt der Cours sih durch kleine Kauf- Ordres. Unsere Börse beschäftigte sih nur wenig mit diesem Papier. Heute wurde zwar etwas à 73% bezahlt, größere Posten aber blieben un- ter Notiz offerirt.

Düsseldorfer, welche bereits seit längerer Zeit fortwährend gesucht waren , erfuhren eine beträchtliche Steigerung z; es verlautete an der Börse, der Staat beabsichtige, eine Eisenbahn von Elberfeld nah Arnheim zu bauen. Hierdurh würde die Düsseldorfer Bahn sehr gewinnen; außerdem wollte man wissen, daß der vorjährige Betrieb günstigere Resultate geliefert und die Verwaltung in den Stand seßt, den Actionairen einen Zinsgenuß von 3% zu gewähren. Hicrauf stieg der Cours von 75 bis 82% und hielt sich seit gestern, ohne daß sich Abgeber fanden.

Magdeburg-Halberstädter wmden offenbar nur durch die stei- gende Tendenz der übrigen Actien mitgenommen, denn die Einnahme dieser Bahn betrug vom 16. Juli bis ult. November nur 46,876 Rithlr., welches Resultat lange nicht befriedigend is, um den Cours von 117% %, wozu heut Käufer blieben, zu rechtfertigen.

Kaiser Ferdinand's Nordbahn-Actien blieben anfangs der Woche ziemlich unverändert, und die Umsäge darin nur geringfügig. Unscre vorwöchentlihe Steigerung aber hat auf die Wiener Börse einen so gün- stigen Einfluß ausgeübt, daß täglich höhere Notirungen von dort eintrafen, worauf denn auch hier zu höheren Coursen mchrercs darin umging. Sehr bedeutcnd war das Geschäft indeß in diesen Actien nicht, weil die Aufmerk- samkeit unsercr Börse sich den übrigen Ocsterreichischen Eisenbahn- A ctien zugewendct hat, Nordbahn schlossen heute 41365 a 137 % pr. ult. Geld. x

Wien - Gloggniter erfuhren einen sehr anschnlihen Aufschwung und eben so Mailand-Venedig. Jn beiden Effelten war das Geschäft beträchtlih. Erstere stiegen von 1185 bis 1225 % und lehtere von 103 bis 1052 a 4106 %, wozu heute namentlich p. Ende d. M. bedeutende Summen gchandelt worden sind.

Für Staats - Effekten stellte sich am Schluß dieser Woche, für Staatsschuldscheine, Preuß? Prämienscheine und fast \ämmt- liche Pfandbriefe zu besseren Coursen Frage cin, und die Umsäße waren mitunter sehr bedeutend.

Von ausländischen Fonds sind nur Russ. Engl. Anleihe heute sehr begehrt geblieben und höher bezahlt, in den übrigen Effekten ging wenig um und die Course blieben ohne Veränderung. : |

Markt - Bericht.

Berlin, 14. Jan. Das eingetretene Frostwetter hat unserem G e - traide-Geschäft, wie cs sich nicht anders erwarten ließ, eine entschieden günstigere Gestalt gegeben und die völlige Stagnation hat einem lebhafte- ren Vertrieb Plaß gemacht, Je mehr si die Aussicht auf den Bestand der deo G Witterung hervorthut, desto mehr ziehen sich die Abge- ber sämmtlicher Getraide - Gattungen vom Maikt zurück, oder stellen ihre Forderungen o hoch, daß die Umsäßge sehr erschwert werden.

An Weizen würde manches auf Lieferung pr. Frühjahr ge- macht werden, wenn sich Abgeber fänden, so aber bleibt das Geschäft hier nur auf den loco-Bed ark beschränkt. Für weißen schles. Weizen wurde von 53 a 55 Rthlr. p. Wspl. bezahlt und höher gehalten; gelben \ch les. 52 a 525 Rihlr. bezahlt und Geld; bunten poln. 515 a 52 Rthlr., weißen poln. bis 554 Rihlr, zu bedingen ; märkischer Weizen a 52 Rthlr. offerirt ohne Nehmer.

Für Roggen haben si die Forderungen zwar schr gesteigert, jedoch bewilligte man bis jeßt nur für \chwere Gattungen circa 1 Rthlr. über unsere vorwöchentlihe Notizz loco 85/86. auf 367 Rthlr. gehalten, doch über 352 Rihlr. {wer zu bedingen; für 85. wurde 35 Rthlr, bezahlt, 8441. auf 352 Rthlr. gehalten, kann über 345 Rthlr. nicht holen, und 82/83. {loß 34 Rthlr. bezahlt und anzukommen. Ziemlich ausgebreitet war der Handel in Roggen pro Frühjahr k, J.,/ und durch anhaltende Kauf-

Ordres stieg der Preis für 824. von 345 bis 355 Rithlr., wozu gestern Einiges gehandelt worden. Heute fonnte man a 355 Rthlr. kaufen. Für 844. pro April is 36 Rihlr. be E i y

Große Gerste ist fortwährend gestiegen, und in loco bis 26 Rihlr. für shwere Waare bezahlt; pr. Frühjahr sind viel Käufer aufgetreten, jedoch fehlen die Ubgeher und es kam selbst zu den Geboten von 25 a 26 Rihlr, zu keinen bedeutenden Umsäßen. : f

Hafer 48/50pf. von 165 a 18 Rthlr. p. Wspl. locoz pr, Früh- jahr 48pf. 175 a 17, 50pf. 17% Rthlr. geboten auf 18 Rihlr, gehalten,

Oel-Saaten gewinnen mehr Meinung, und nachdem die Vorräthe am Wasser ziemlich als geräumt betrachtet werden können, sind nur noch Boden-Läger vorhanden, wofür die Forderungen hoch sind. Einige La- dungen Sommer-Saat wurden noh von 56 à 563 Rihlr. begeben, und ferner wird auf 60 Rthlr. pr. Wispel gehalten. Winter-Rapps und Rübsen von 72 à 69 Rthlr. zu notiren, Für Leinsaat wird 52 Rihlr. gefordert, doch is nichts darin umgegangen.

Kleesaat hält sich im Preise unverändert, es ist nichts darin um- gegangen. Rothes fein 18 Rthlr., fein mittel 14—16 Rthlr., mittel 13 a 15 Rthlr., or d. 14 a 125 Rthlr. zu notiren. Weißes Saat nah Qualität von 22 a 32 Rthlr. p. Ctr. Thymothee auf 13 Rthlr, ge- halten, 12% Nthlr. bezahlt. Rüböl ist in dieser Woche gestiegen und gestern loco mit 112 Rthlr, bezahlt. Auf Licferung bemerkte man einige Speculationslust und es ging Mehreres p. April /Mai von 11a - Rihlr. um. Heute wurde 117 Rihlr. vergebens geboten und auf 115 Rihlr. p. Ctr. gehalten, Leinöl loco 40% Rihlr. p. Ctr, ohne Geschäft; auf Lie- ferung p. Frühjahr 11 Rthlx. Brief. /

Spiritus loco 155 Rthlr. für 10,800 % bezahlt und Brief; das Geschäft darin beschränkt sich nur auf den loco - Bedarf und ist auch pr. Frühjahr ohne alle Bedeutung.

Berlin, 14. Jan. An der heutigen Halle waren keine neue Wiener Course bekannt, daher der Umsay in Nordbahn und Gloggniyzer unbedeu- tend, die Course gegen gestern aber unverändert, Schr beträchtliche An- fäufe fanden dagegen in Mailand - Venediger statt, welche abermals circa 1 % besser gingen.

Am bedeutendsten war wieder der Handel in Köln-Mindener, welche über die gestrige Schluß-Notiz bezahlt wurden; nächstdem blieben Görliger zu besseren Coursen gefragt. Stettiner und alle übrigen Actien fest im Course ohne wesentliche Veränderung.

Königsberg, 10. Jan. Weizen 53 bis 66 Sgr. p. Schfl,, Roggen 33 bis 38 Sgr., große Gerste 30 bis 35 Sgr., kleine Gerste 27 bis 30 Sgr., Hafer 18 bis 20 Sgr., graue Erbsen 32 bis 38 Sgr., weiße Erbsen 30 bis 38 Sgr., das Schock Siroh 140 bis 150 Sgr. Die Zufuhr war gering.

Magdeburg, 12, Jan. Höchster und niedrigster Getraide-Marktpreis pro Wispel: L Weizen: 46 43 Rthlr. Gerste: 285— 275 Rthlr. Roggen: 35—33 » Hafer: 18— 16 » Auswärtige Börsen. Amsterdam, 10. Jan. Niederl. wirkl. Sch. 54 fc» 5% do. 99K. 5% Span, Lis 3% do. 313. Pass. 5%. Au, _ZinsI. 67. Preuss, Pr. Sch. —. Pol. —. Oesterr. —-. 4% Russ. Hope 91-77 Antwerpen; 9, Jan. Zinsl. —. Neue Anl. 20%. G Frankfurt a. M., 11. Jan. 5% Met. 1125. Bank-Actien 2023 p. ult. 2024. Bayr. Bank - Actien 682 G. Hope 90. Stiegl. 893. Int. 545; Poln. 300 Fl. 954 G. do. 500 FI. 963. do. 200 Fl. 315 G. Hamburg, 12. Jan. Bank-Actien 1695 Br. Engl, Rass. Paris, 9. Jan. 5% Rente fin cour. 124,40, 3% Rente fin cour. 5% Neapl. au compt. 10s. 50. 5% Span, Rente 29k. Pass. 9 E Wien, 10. Jan. 5% Met. 1105. 111. 4% 1017. ú Anl, de 1839 117. L, Bank-Actien excl. Div. 1633. 1634. Nordb. 129. 1295. Raab, 1147. 7 Mail. 104. 104. Livorn. 755.

Berichtigung. Im gestr. Bl. der All g. Preuß, Ztg, Beilage, S. 93, Sp. 2, 3. 25; i stait: „1s Pce. pro Ctr. zu lesen: 15 Pce. pro Pfund, und Z. 52 v. u. statt: „1 Sh. 4 Pce.““

Meteorologische Beobachtungen.

r

1844, | Morgens Nacbmittags | Abends | Nach einmaliger 13, Jan. | 6G Ubr. 2 Ubr. | 10 Ubr. | Beobachtung.

Luftwärme ...|— 8,6° R. |— 4,2° R.— 6,8° R.| Flusswärme 0,0 R.

Thaupunkt 4 1,8! R. Dunstsättigung ) pCt. 76 vCt | 92 pCct. | Ausdünstung 0,010 Rb.

Wetter iter. heiter heiter. | Niederschblag O. s Wind S0. | OSO. 0), Wärmewechsel 41 Tolk è das | _—— 99 R W OIEENZUS e S 65° 8K S O 00 Tagesmittel: 339,54 Par... 0,5 R... S8, …. 88 pCt. 0SO.

7 | t r T \ 2 Z Luftdruck .…. i ' Par. 339,28 Par./338 97 Par. | Quellwärwe 61° R.

7,6° R. | Bodenwärme 0 R. |

Königliche Schauspiele.

Montag, 15. Jan, Zum erstenmale wiederholt : Der Stedck- brief, Lustspiel in 3 Abth. , von R. Benedix. Hierauf : Humoristi= he Studien, Schwank in 2 Abth., nach Andrieux, rei bearbeitet von C. Lebrün. (Herr Löwe, vom Königlichen Hof - Theater zu Stutt=

art: Brauser, als Gastrolle.) e e

: A 16. O Die Hugenotten. (Mad. Schröder-Devrient, vom Königl. Hof-Theater zu Dresden: Valentine, als erste Gastrolle. Herr Härtinger, vom Königl. Hof-Theater zu München : Raoul, als Gastrolle.)

Anfang der Oper halb 6 :

Preise der Pläße: Ein Billet zu einer Loge des ersten Ranges 1 Rthlr. 10 Sgr. 2c.

Im Konzertsaale: 1) Le

et Compagnie. / Mittwoch, 417. Jan. Zum erstenmale : Christoph und Reuata,

oder : Die Verwaisten, Schauspiel in 2 Akten, frei nah Aucroy, von C. Blum, Vorher : Adele.

Chevalier du guet, 9) Moiroud

Königsstädtisches Theater. 5 ieni Lucia di Montag, 15. Jau. (Italienische Opern-Vorstellung.) L aae Opera in 3 Atti. Poesia C e u . Musiíca del Maestro Gaetano Donizél , V Beias: 46, Sin, ‘Dir Vater vér Debütantin. Vorher: Das war ih! (Dlle. Simon, vom Stadt-Theater zu Magdeburg: Die

Base, als lebte Gastrolle.)

Verantwortlicher Redacteur Dr. F. W. Zinkeisen,

Gedruckt in der Dek ersçhen Geheimen Ober - Hofbuchdrukerei.

Schweiz, Zürich, Die

La Plata- Staaten. Montevideo geht ciner Krisis entgegen ; neral-Konsuls zu Gunsten der Ausländer.)

Der gegenwärtige Zustand dcs Secundair- Unterrichts in Frankreich.

Neue Züricher Zeitung über die Jesuiten. Schrciben aus Paris. (Die Belagerung von

Vorstellung des französischen Ge-

Ueber Auswanderungen nah Nord - Amerika,

Ausland. S M Wei,

Die Neue Züricher Zeitung, so ziem- eit des Züricher Kantons, enthält einen Artikel: „Die Stellung der Schweiz zum Auslande und zu den Je-= suiten“‘“, welcher entschieden und kräftig auseinanderseßt, wie groß die Gefahr für Geistesfreiheit und Fortschritt in Helvetien jeßt sei, nach- dem sich die Jesuiten, welche kein Vaterland kennen, nun endlich des Vororts der katholishen Schweiz bemächtigt haben, Luzerns, worin ihnen der überwiegende Einfluß nicht durh die Schnellkraft einer po- ¡tischen Aristofratie bestritten werde, eine schweizerische Nothwendigkeit für alle Eidgenossen anerkannt wer= den müsse, werde in kurzer Zeit ißre Wirksamkeit verlieren, da, wo die Jesuiten den Boden, auf dem sie stehen, durch wissenschaftliche Jugend - und religiöse Volksbildung (in ihrem Styl) unterhöhlen

Nicht der heilige Jesuiten -Orden sei es gewesen, welcher den Vorältern zur Freiheit verholfen habe, aber er werde es sein welcher dem schweizerischen Ur-Element, der Demokratie, den Todes- stoß zu verseßen suche. „Gegen radikale Uebel helfen nnr] radikale Mittel!“ heißt es am Schluß des Artikels, welcher alle Folgen einer solchen Kur auf die Urheber des Ucbels, die Luzerner Großräthe zum voraus zuxückwirft, E

Zürich, 6. Jan. lich das Organ der Mehrh

Die Regeneration, welche als

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Ueberschüsse der Einnghmen der Kollegien werden zum Ankaufe von Renten verwendet, welhe dann die eigenen Einkünfte derselben ver-

mehren.

den bestehende Hierarchie der Königlichen Kollegien in den Provinzial

Schulgeldes u. \. w. bedingt. An der Spiße eines jeden Königlichen Kollegiums steht der Pro

Rechenschaft über die Ausgaben und Einnahmen des Kollegiums ab

an sieben der Königlichen Kollegien angestellt, nämlich an denen Lud

goulème.

rif, der Physik und der höheren Mathematik; die zweite Klasse wird

La Plata“- Staaten.

Aus den La Plata -= Staaten hat man Nad 3 Ende Ÿ Man \ah damals einem Gefechte zwischen den Streitkräften der in Montevideo Belagerten und der Belagerungs-Armee unter Oribe entgegen. 1 Hülfe der französischen Hülfs-Legion die Offensive ergreifen und einen Angriff auf das Belagerungs demnächst dem Eintreffen von] wichtigeren Nachrichten entgegensehen,

2 Paris, 8, Jan, Nachrichten bis Ende Oftober.

Die ersteren wollten mit

Corps versuhen. Man darf also

Montevideo erscheinende . langes Aftenstück, General - Konsul daselbst abgefaßt Ausländern zur Unterzeihnung vorgelegt hat, um Gouverneur zu überreichenz allein der englishe Commodore Pur= Jn diesem Dokumente werden die Leiden und Opfer der Bevölkerung, die auf der Regierung haftende Schuldenlast, der {were Druck der Besteuerung, die hauptsächlich dem auswärtigen Handel zur Last fällt und denselben hemmt, gus=- 1 Alle Hoffnung zu Aufhebung der Belagerung wird darin als eitel dargestellt und darauf hingedeutet, daß die Armee und die Stadt bald aller Zufuhren beraubt sein werden. wesenheit der Ausländer sei es beizumessen, daß die Streitkräfte von Buenos Ayres bis jeßt die Stadt nicht angegriffen, und man solle daher nicht eine Verlängerung des Krieges zu ihrem Nachtheil er= Die Regierung von Montevideo habe Sklaven bewaffnet ‘ie neutralen Ausländern abnehmend, die diesen auferlegte Patent- Allen, die nicht die Waffen ergriffen, Ausländer hätten das Material zu der Befestigung der Stadt geliefert, eine Auflage von % habe man Die Unterfertigten bäten also, ihnen zu gestatten, als Vermittler zwischen den kfriegführenden Parteien auf- Sollte dies ihnen abgeschlagen werden, so bâten sie, daß man die den Ausländern auferlegten {chweren Lasten erleichtern möge.

vis verweigerte seine Unterschrift.

einandergesebt.

Nur der An-

steuer verdoppelt und außerdem eine Wochensteuer auferlegt.

sogar auf das Brod gelegt.

Der gegenwärtige Zustand des Secundair-Unter- richts in Frankreich.

A Paris, 8. Jan. Die Verfassung der Gelehrten - Schulen und der mit denselben auf gleicher Linie stehenden anderen Lehr- em Jahre zum erstenmale Gegen= and eines umfassenden amtlichen Berichts an den König geworden. welche eine jährliche öffentliche Rechen- und den Bestand des Secundair=

Anstalten in Frankreich ist in dies

Fine Ordonnanz Napoleon's, hafts-Ablage über die Fortschritte Unterrichts vorschrieb, is niemals zur Ausführung gekommen, weil, wie Herr Villemain sagt, ein solcher Bericht in jener Periode oft gezeigt haben würde, deren Bekanntmachung nicht im Jn=

ung lag. Auch zur Zeit der Restauration und wäh- bisherigen Periode der Juli - Regierung kamen die Unterrihtswesens auf amtlichem V s dieselben mit dem Budget Jn dieser Lage der Dinge und mit aus- die bevorstehenden legislativen Verhand= der Freiheit des Unterrichts hat Herr alten, dem Könige und dem ganzen ins Einzelne gehende Darstellung der Secundair= Unterrichts un-=

teresse der Regier rend der ganzen

Verhältnisse des Secundair nux insofern zur ö im Zusammenhange stehen. drückliher Bezugnahme auf lungen über die Frage von Villemain es für zweckmäßig gehalten, Lande cine vollständige und bis gegenwärtigen Mittel und Resultate des terzubreiten.

Der Minist gien, deren Einrichtung und dem Charakter der deutschen Gymnasi wie jene zugleich Pensions- Die Zahl der Königlichen Ko im Jahre 1812 befanden sich französishen Reiches nur 36, Lyceen führten.

Die Königlichen Kollegien ziehen i rem eigenen Vermögen, theils Staates, theils aus den städtisch eine größere oder fleinere Zahl ih aus den Jahr= und Schulgeldern Die Gesammt-Einnahme der 4 den Rechnungen des vorigen Ja welche zur zweckmäßigen Ausstattung Staat trug zu jener Summe nur 1, \hnittlich 29,000 für jedes Kollegium, bezahlten Freistellen nit mitbegriffen si gefähr 600,000 Fr. belaufen. Die . beträgt gegenwärtig nur noch 1691;

ffentlichen Kenntniß, al

er beginnt scinen Bericht mit den Königlichen Kolle- Aufgabe in allen wesentlihen Punkten en entspricht, nur daß diese nicht “auswärtige Zöglinge bilden. [legien beläuft sih gegenwärtig auf 46; deren in dem heutigen Gebiete des welche damals den Namen Kaiserlicher

Anstalten für

hre Einnahmen theils aus ih= jährlihen Zuschüssen des en und Departemental-Kassen, welche von Freistellen bestreiten, theils end- , welche die Zöglinge bezahlen, lihen Kollegien belief sih, nah hres, auf 8,697,976 Fr., eine Summe, dieser Anstalten hinreicht. 334,872 Fr., d. h. also durch= bei, worin jedo die von ihm nd, deren Kosten sich auf un- hl der Königlichen Freistellen der ursprünglichen Bestimmung

von den Lehrern der Geschichte und der Humaniora gebildet ; zur drit- ten gehören die Lehrer der Elementar - Mathematik und der Gram

matik. Außer den eigentlihen Lehrern giebt es noch bloße Klassen- Aufseher, maitres d’êtude, welche die Aufsicht über die Zöglinge in ihren Arbeitsstunden, bei ihren gemeinschaftlichen Spielen, in den Schlafstuben u. #. w. führen. Neben den Professoren der alten Sprachen sind in leßter Zeit noch an allen Königlichen Kollegien Lehrer ciner oder mehrerer lebenden Sprachen angestellt. Die Kolle= gien halten überdies Zeichnen-, Schreib=, Sing= und Turnlehrer. Die Besoldungen dieser verschiedenen Klassen von Beamten wechseln je nah dem Range, welchem das Kollegium angehört. Das Mari- mum des festen Gehalts ist für den Proviseur 5000 Fr., für den Censor 3500 Fr., für den fatholischen Geistlichen 3000 Tr, für den pro= testautischen Geistlichen 1200 Fr., für den Wirthschaftsführer 3000 Fr. für den Professor erster Klasse 3000 Fr., für den Professor zweiter Klasse 2500 Fr., für den Professor dritter Klasse 2009 Fr. , für den Klassen-Aufseher 1200 Fr., für den Sprachmeister 1509 Fr., für den Zeichnenlehrer 1500 Fr., für den Schreibmeister 1000 Fr., für den Singlehrer 1500 und für den Turnlehrer 2400 Fr. Zu diesen festen Gehalten fommen aber für die Beamten der Kollegien bis zu den Professoren dritter Klasse herunter noch bedeutende Acc\denzien aus dem Schulgelde u. #. w., die sich zuweilen eben so hoch, ja wohl noch höher belaufen, als die eigentliche Besoldung. So haben mehrere der Provisoren der pariser Kollegien neben ihrem festen Gehalte von 5000 Fr., 3000 Fr. Nebeneinkünfte, bei einigen Censoren belaufen sich die leßten auf 2500 Fr., bei einem Wirthschaftsführer gar auf mehr als 4000 Fr., und bei verschiedenen rofessoren dritter Klasse, die unr 2000 Fr. Gehalt haben, auf 2500 Fr. Der Minister Flagt in seinem Berichte an den König über die niedrigen Säße dieser Be- soldungen, von denen er mit den Worten Rover Collard's sagt, daß sie die sletesten seien, welche der Staat in irgend einem Zweige des öffentlichen Dienstes zahle. Bei Beseßung der Lehrstühle an den Kollegien fand bis 1830 feine Befolgung fester Regeln statt, nach denen die Fähigkeiten und Ansprüche der Bewerber ‘erprobt worden wären. Erst seit 1830 is der Grundsaß aufgestellt und ziemlich streng befolgt wordeu, daß künftig jede Anstellung an einem Kollegium durch den Universitäts-Grad des Bakkalaureus, oder, bei den höheren Stel- len, des Licentigten, bedingt sei, Die Kandidaten zu den Professuren müssen überdies eine gemeinschaftlihe Prüfung bestehen, in deren Folge sie dieser oder jener Klasse des Unterrichts „aggregirt““ werden, w0= durch sie dann die vollständige Anstellungs-Fähigkeit erhalten. Unter dem gegenwärtigen Personale des öffentlichen Unterrichts befinden sich

übrigens noch viele Männer, welche diese Bedingungen nicht erfüllt haben. Man zählt uuter den gegenwärtig im Amte befindlichen 1216

Lehrern der Königlichen Kollegien 440 Licentiaten und 79 Doktoren,

und 385 vou ihnen haben die Prüfung bestanden, in deren Folge sie

aggregirt sind.

_ Das Unterrichts - System, welches in den Königlichen Kollegien befolgt wird, ist das alte System der Universität von Paris und von Port Royal. „Dies System“‘‘, sagt Herr Villemain, „ist auf cine lange Erfahrung gegründet, und es entspricht allen wirklichen Bedürf= nissen und allen neueu Jdeen, deren Ausführung der jeßige Zustand der Gesellschaft zuläßt. Es is im Wesentlichen dasselbe System, welches seit 200 Jahren für den Beamtenstand und für die öffent= lichen Geschäfte so viele tüchtige Männer und so viele helle Köpfe gebildet hat. Die Errichtung der Universität im Jahre 1808 war eine erste Rückkehr zu diesem Systeme, Der erste Großmeister der Universität, Herr de Fontanes, gab den Anstoß zu dieser Bewegung, welche, troß mancher theilweisen Veränderungen, noch immer in der- selben Richtung fortgeht, und welche sogar in den leßten Jahren an Stärke zugenommen hat. Man hat nur, neben dem vorherrschenden Studium der alten Sprachen, das ganz besonders geeignet is, den Geist zu üben und zur Reife zu bringen, dem Geschichts - Unterrichte mehr Tiefe gegeben und eine Reihenfolge mathematisher Studien, von dem vorbereitenden und Elementar-Unterrichte an bis zu höheren und vollständigen Vorträgen, beibehalten. Zu gleicher Zeit ist der Unterricht in den lebenden Sprachen besser geregelt worden, so daß er den klassishen Studien in die Hand arbeitet, statt von denselben abzuziehen. Aus dieser Mischung der bewährtesten Ueberlieferungen der Vergangenheit mit den neuen Erfahrungen is eine Methode des Unterrichts hervorgegangen, welhe am geeignetsten zu sein scheint, eine allgemeine Vorbereitung zu allen gelehrten Laufbahnen zu geben und den Geist und das Herz des Menschen zu bilden.“ I cut Behufe des Religions - Unterrichts sind die sämmtlichen

hüler des Kollegiums in drei Klassen eingetheilt. Die unterste der- selben, aus den jüngsten Schülern bestehend, erhält wöchentlich zwei= g die beiden anderen jede wöchentlich einmal eine Lection des Geist=- ichen, der außerdem an Sonn- und Festtagen vor dem versammelten

Beilage des Gründers der Universität zufolge, sollen deren 6400 sein,

Kollegium Frie Vorträge in der Kapelle hält.

Die Königlichen Kollegien werden je nah der Wichtigkeit der Städte, wo sie si befinden, in mehrere Klassen cingetheilt. Den ersten Rang unter denselben nehmen die fünf Königlichen Kollegien

| zu Paris ein, denen außerdem das pariser Kommunal - Kollegium,

| Rollin und das. auf einer Privat =- Stiftung beruhende Kollegium

Stanislaus gleichgestellt werden. Diese sieben Kollegien und das von

Versailles bilden den Sprengel der Akademie von Paris, und ihre

Zöglinge werden jährlich einer gemeinschaftlichen öffentlichen Prüfung

unterworfen. Nächst den pariser Kollegien folgt eine aus drei Gra-=

städten. Die erste Klasse derselben besteht aus ses Kollegien (zu Versailles, Lyon, Bordeaux, Marseille, Rouen und Straßburg) , die zweite aus neunzehn, die dritte aus sechzehn. Diese Classijication hat nur insofern eine administrative Bedeutung, als sie größere oder geringere Unterschiede in den Besoldungen und in dem Betrage des

viseur, welcher die oberste Verwaltung der Anstalt führt, und der sür Alles verantwortlich ist, Er hat einen Wirthschaftsführer (¿conome) unter sih, welcher Caution leisten muß, und der dem Rechuungshofe

zulegen hat, Ein gleichfalls unter der Aufsicht des Proviseurs ste= hender Censeur hat über den Fleiß, die Sitten und die Disziplin der Zöglinge zu wachen. Der religiöse Unterricht is einem oder mehreren Geistlihen anvertraut. Protestantishe Geistliche sind nur

wig's des Heiligen und Ludwig's des Großen zu Paris, an denen zu Straßburg, zu Montpellier, zu Nimes, zu Tournon und zu An=

1D D e L 5 F F 6 e

Die Lehrer, mit welchen die verschiedenen anderen Zweige des Unterrichts beseßt sind, werden in drei Klassen eingetheilt. Zu der ersten derselben gehören die Professoren der Philosophie, der Rheto=

Montag den 15 Januar.

Jn den unteren Klassen der Königl. Kollegien, iu denen die Elementarkenntnisse vorausgeseßt werden, wird in der französischen, lateinischen und griechischen Grammatif unterwiesen, werden Gedächt= nißübungen angestellt , einige Versuche im Ueberseßen gemacht und wird außerdem Unterricht im Rechnen, in der biblishen und in der römischen Geschichte und in der damit im Zusammenhange stehenden Geographie ertheilt. Das Studium der lebenden Sprachen beginnt in der vierten Klasse. Die dritte und die zweite sind fast aus\hließ=- lich den alten Sprachen gewidmet, und man hat vor einigen Jahren durch Beschränkung des geometrischen Unterrichts neuen Plaß für dieselben gewonnen. Geschichtliche Studien gehen mit dem fklassi- schen Unterrichte Hand in Haud, und außerdem wird der französi= hen Litteratur einige Zeit gewidmet. Jun der ersten Klasse be- | schließt die sogenannte Rhetorif diesen Abschnitt der Gymnasial=- studien, Der Kursus der Rhetorif dauert gewöhnlich zwei Jahre, die vorzugsweise durch Abfassung \chriftliher Arbeiten, durch das Lesen alter und neuer Klassiker und durch das Studium der Landes- | geschichte ausgefüllt werden, Das leßte Jahr des Kollegien-Unter=

richts ist einem philosophischen Kursus gewidmet, welher Logik, | Psychologie, Moral und die Lektüre und Érkflärung der Werke alter und neuer Philosophen umfaßt. Unter den leßteren nennt Herr Villemain namentlich Bacon Descartes, Mallebranche, Arnaud, Bossuet, Fenelon, Locke und Euler als diejenigen, deren Arbeiten vorzugsweise zum Gegenstande der philosophischen Studien des leß- ten Jahres des Kollegien-Unterrihts gemacht werden. Gleichzeitig mit jenen philosophischen Disziplinen ‘werden Mathematik, Physik, Chemie und Naturgeschichte betrieben. „Diese Gegenstände ‘‘, sagt der Bericht des Ministers, sind freilich zu mannigfaltig, als daß eine völlige Ergründung derselben dur die Schüler möglih wäre, aber die obersflächlihe Kenntniß, welche diese davon erlangen, is wenigstens hin=- reichend, um die natürlichen Anlagen cines Jeden zu erwecken, und um die allgemeine Bildung zu geben, welche in unserer Zeit von allen Männern von Erziehung gefordert wird.“ Diejenigen Zöglinge, welche tiefer in die positiven Wissenschaften eindringen wollen , finden die Gelegenheit dazu in cinem ferneren einjährigen Kursus der Phy-= sif und der Mathematik, in welchem sie sih namentlich für die poly- technische Schule vollständig vorbereiten können.

Die Zahl der Schüler der sämmtlichen Königlichen Kollegien be-= trug im Dezember v. J. 18,697, so daß jede dieser Anstalten im Durchschnitte 406 Zöglinge hat. Von jener Gesammtzahl sind

1691 auf Kosten des Staates erhaltene Freischüler. 49) »» DOVATTOINICIUS » » der Gemeinden » » besonderer Stiftungen erhaltene Freischüler.

von ihren Familien unterhaltene Pensionaire der Anstalt,

in ihren Familien lebende Zöglinge, welche nur dem Unter=-

riht im Kollegium beiwohnen.

Pensionaire von Privat-Unterrichts=Anstalten, die nur an ge-

wissen Unterrichtsstunden theilnehmen. ; f Neben den Königlichen Kollegien bestehen i1 Frankreich die auf städtische Kosten unterhaltenen Kommunal = Kollegien, deren Zahl sich gegenwärtig guf 312 beläuft. Jm Jahre 1812 waren deren 337 allein wenn demnach ihre Zabl ein wenig abgenommen hat, fo ist auf der anderen Seite ihre Bedeutung außerordentli gestiegen. Jedes französishe Departement hat wenigstens ein Kommunal - Kollegium : das durch Reichthum und Volkszahl ausgezeichnete Nord Departement unterhält allein siebenzehn dieser Anstalten. : Die Munizipal- Behörde führt die Aufsicht über die Kommunal= sowohl, als über die Königlichen Kollegien, und sie ernennt alle Be- amte derselben. Neben sedem Kommunal-Kollegium besteht ein B waltungs = Rath, der aus einigen Mitgliedern der Munizipalität und anderen Notabilitäten des Ortes besteht. Dieser Verwaltungs =- Ratl steht in Korrespondenz mit der Universität, und er bildet zugleich den Vermittler zwishen dem Kollegium und der Stadt, welcher dasselbe angehört. Nur die kleinere Zahl der Kommunal - Kollegien wird di= rekt von der Stadt unterhalten. Diese macht in den meisten Fällen einen Bausch - Kontrakt mit einem Unternehmer, Prinzipal geheißen der gegen eine runde Summe die Führung des Kollegiums auf sich nimmt. Von 312 Kommunal - Kollegien befinden sich 288 in diesem leßteren Falle. Es muß hierbei bemerkt werden, daß, was freilich der Bericht des Herrn Villemain nicht sagt, durch diese Einrichtung die städtischen Unterrichts - Anstalten nicht selten zu ganz gemeinen Geld-Speculationen herabgewürdigt werden, bei denen das Interesse der Jugendbildung völlig Nebensache ist. L

Die Zuschüsse, welche die städtishen Kassen zur Unterhaltung der Kommunal-Kollegien zahlen, belaufen sich auf 1,997,000 Franken Die Gesammt - Einnahme dieser Anstalten besteht in 7,647,763 Fr., welche, außer jenen Zuschüssen, durch die Zinsen eigenen Vermögens und dur die Jahr- und Schulgelder der Zöglinge zusammengebracht werden; der Staat trägt durchaus nichts dazu bei. Von jener Ge-= sammt - Summe kommen 3,235,411 Fr. auf die Gehalte der Lehrer und anderen Beamten. j i Die inneren Einrichtungen, die Studienpläne und die Leistungen der Kommunal - Kollegien sind unendlih verschieden. Die einzige amtliche Classification, welche unter denselben stattfindet, scheidet sie in zwei Theile, je nahdem ihr Unterricht die nöthige Vorbereitung zum Bakkalgureat darbietet oder nicht. Die erste diefer Kategorieen umfaßt 148, die zweite 164 Kommunal - Kollegien. 4 ' Die Zabl der Lehrer, welhe an den sämmtlichen Kommunal-= Kollegien angestellt sind, beträgt 2528, unter denen si, außer den Religions - Lehrern, 165 Geistliche befinden. Die Zahl der Zöglinge der Kommunal-Kollegien beläuft sich auf 26,584, “S Die Darstellung des Zustandes der übrigen Anstalten für den Secundair =- Unterricht in Frankreich behalten wir einem zweiten Ar-= tifel vor.

Ueber Auswanderungen nach Nord-Amerika.

Die in Curopa ziemlich allgemeine Unkenntniß der amerikanischen Verhältnisse, so wie die absichtliche Entstellung derselben von Seiten einer gewissen Klasse von Leuten in Amerika und in anderen Ländern welche von den Auswanderern durh Ertheilung falscher verführeri- her Juformationen Gewinn zu ziehen hoffen, haben so viele Irrthü- mer über das Fortkommen der Fremden in Amerika entstehen lassen daß eine gründliche Erörterung dieses so überaus wichtigen Gegen- standes für alle diejenigen von Interesse sein muß, welche Gutes zu stiften und Uebles zu verhindern bemüht sind. Uns liegt ein Privat- \hreiben aus Boston vor, welches aus der zuverlässigsten Quelle hier- über Bericht erstattet und zugleich die Mittel und Wege angicbt deren Auswanderer sich bedienen müssen, um zu einem einigermaßen günstigen Ziele zu gelangen. Zur Belehrung für alle deutschen Äus- wanderer entnehmen wix demselben folgende beahtenswerthe Bemer- kungen und Thatsachen. ;

És i eine bekannte Sache, daß diejenigen, welche aus fremden

Ländern nah Amerika auswandern, allen möglichen. Betrügereien