1844 / 27 p. 2 (Allgemeine Preußische Zeitung) scan diff

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j aus ähnlich und die viele Jahre bereits fortgesebten aiminter bude 4 citimisten nach Kirchberg oder Görz sind vou Sei- ten Oesterreichs ebeu so wenig gestört worden, als jeßt von Seiten Englands. Es liegt in der Natur der Verhältnisse, daß, wenn Frank=

d seße seiner Regierung niht gestatten, französishe Untertha-=

E S erefema eines französischen Kron-Prätendenten im Aus- lande, zur Recheuschaft zu ziehen; Fraufreich noch ungleich weniger

ein fremder Staat geseßlich dazu befugt sei. R A fan. Lol: Stang sagt ues ,, Der Brite kann ín seinem Lande ungestraft und ungehindert, Personeu, Sachen, Grund= säße eines fremden Staats angreifen, shmähen, und so weit es an ihm is, untergraben, ein Wiedervergeltungsrecht hat er niht zu fürch=- ten. Die Vossische Zeitung scheint hiernach vergessen zu ha= ben, daß sie selbst shou oft Erkenntnisse mittheilte, dur welche wahrheitswidrige und verlä umderisch e Angriffe von Englän= dern gegen das Ausland, nach britischen Geseßen härter gestraft wur= den, als solches z. B. nach unseren Geseben geschehen könnte. Der= gleichen Straf-Erkeuntnisse kommen bekanntlih in England sogar weit häufiger vor als bei uns, weil entweder unsere Censur maßlose An= griffe verhindert, oder auch die strengere deutsche Sitte manche Rede= weise für unanständig der Form nah hält, Der Engländer hat aller= dings volle Freiheit, über einen fremden Staat und dessen Angehörige zu veröffentlichen, was ihm beliebt; allein sobald er dabei die Grän= zea der Wahrheit böswillig überschreitet, is er der geseßlichen Strafe blosgestellt. | Das Wiedervergeltungs-Recht ist auch in Deutschland ledig= lich durch Geseße beshräuft; sonstige Rücksichten können nicht in Betracht kommen, denn die Betheiligten würden stets mit günstigem Erfolge sih unter den Schuß der Gesebe stellen. Daß aber unsere Geseßgebung der freimüthigsten Besprehung britischer Zustände kein Hinderniß in den Weg legt, bedarf wohl keines Beweises, Wel= chen Ursprung und Zweck Artikel öffentlicher Blätter von der Färbung des hierin Besprochenen haben, überlassen wir den Lesern selbst sich zu beantworten. Wie unwürdig, wie unpatriotisch aber es ist, wenn deut sche Blätter sich abmühen, aus jedem politi= schen Ereignisse einen Beweis deutscher Schwäche oder deut-= sher Nachgiebigkeit zu entwickeln; wenn deutsche Blätter jede noch so unpassende Veranlassung ergreifen, um, ohue Unterschied

Geseße und Einrichtungen des Auslandes auf Kosten der Gesebe -

unseres Vaterlandes, mit Lobpreisungen zu überschütten: das muß jeder wahre Freund Deutschlands ticf fühlen. Wenn übrigens aus der von dem Verfasser gemachten Vergleichung in Betreff der Kraft oder der Schwäche der Koutinentalmähte und Englands, eiue logische Folgerung gezogen werden sollte, so würde sie nur zum Nachtheil Englands ausfallen. Denn es dürfte allerdings bedauernswerth erscheinen, daß- cine Regierung nicht die Macht in Händen hat, bei sich Vorfälle zu verhindern, welche mit deren in= ternationalen Beziehungen zu einer befreundeten Macht in Widerspruch stehen. Es möchte keinesweges der englischen Regierung zu beneiden sein, daß die Gesebe ihr niht Gewalt verleihen, Vorfälle zu verhin=- dern, welche zu Klagen Anlaß geben, auf die sie nur durch Beru- fung auf ihre eigene Shwäche und durch eine mahtlose De= monstration (wie der Nicht - Empfang des unglüdcklichen Prinzen am Hofe is) zu autworten im Stände war. Jun Berlin, Wien und

Dresden is} dieser Prinz mit der seinem Range und seinem Unglük gebührenden Achtung bei Hofe empfangen worden, und dies konnte ohne alles Bedenken geschehen, weil die betreffenden Regierungen die Macht besaßen, alles Austößige und Unpassende, von welcher Seite es auch beabsichtigt worden wäre, zu verhindern. Da die englische

Regierung diese Kraft nicht besaß, suchte sie der fran=- zösischen Regierung eine Art von Genugthuung zu geben, die unserem deutschen Gefühle vou Selbstständigkeit sowohl, als von der dem Unglück gebührenden Rücksicht auf das eutschiedenste wider= sprochen haben würde, Was daher die Vossische Zeitung Frei= heit britischer Unterthanen nennt, glauben wir richtiger durch Schwäche der englishen Regierung bezeichnen zu können. Hier= auf Rücfsiht zu nehmen stand der französischen Regierung frei, doch würde sie dies s{werlich gethan haben, wenn sie in dem ziemlich harmlosen „Skandal von Belgrave-=Square““ eine wirkliche Feindseligkeit oder Gefahr erfannt hätte.

Ausland.

Deutsche Bundesstaaten.

Bayern, © München, 19, Jan. Seit dem 15ten sind in alleu Kreisen des Königreichs die Landräthe einberufen und haben auch bereits ihre Sibungen begonnen. Da diese selbst uiht öffentlich siud, so kaun über den Gang und über die Resultate der Berathungen etwas Zu- verlässiges erst berichtet werden, wenn die Protokolle im Druck vorz liegen.

Die öffentlichen Mittheilungen über die freundliche Aufuahme, welche unser Tenorist Härtinger in Berlin gefunden hat, erregen hier viele Freude, um so mehr, als bei uns selbs in mehr denn einer Beziehung eben jeßt weit mehr Unerfreulihes als Erfreulihes in Bezug auf VBühnuen= Zustände vorkommt, Leider nur, daß unter solchen mitunter selbst Besseres total zu Grunde geht, wie z. B. nur erst in den jüngsteu Tagen H. Laube's „Moualdeschi““, welcher beinahe wie absihtlih als lebendige Leiche zu Grabe getragen worden ist. Bis zu diesem Au- genblick verlautet noch immer nichts Gewisses darüber, wer an des abtreteuden Grafen v. Yrsh Stelle Theater-Jutendant werden wird,

Schwanthaler, welcher in jüngster Zeit wieder sehr leidend war, befindet sih wohler und leitet die ihm von den verschiedensten Seiten her übertragenen Arbeiten, mit deren Ausführung zahlreiche junge Künstler in tem Atelier beschäftigt sind.

Kurhessen, Kassel, 23. Jan. (K. A. Z.) Ju der Sihung der Stände-Versammlung vom 19ten war die Berathung des Berichts des Ausschusses für Eisenbahnen über die betreffende Mittheilung des Ministeriums des Junern vom ten d. M, an der Tages-Ordnung, worin der Ausschuß umständlih ausführt, wie er in der Eröffnung vom Aten d. keine Entscheidung für die wichtige Angelegenheit und keine befriedigende Auskunft über die erhobenen Fragen finden fönne und vorschlägt, nicht auf die Proposition einzugehen, vielmehr das Ausfunfts-Ersuchen vom 14. November v. J. zu wiederholen. na Der Herr Lanttags-Kommissar verlas in höherem Auftrage cine Er- eun, a us Ait und Weise, wie der Ausshuß-Bericht über die vor- L A v nl A enheit si äußere, in mehrfacher Beziehung ungeeignet und K set sei 49 ung des berihienden Ausschusses, unoch der Age ange- Versa z a ü n erselbe mit der nußlosen und unpassenden Kritik des u elennen g egierung in der Eisenbahn-Angelegenheit, ohne dic Gründe Derselbe überhebe sh dercegbertn Kenntniß bemüht zu haben, beschäftige. Slände- Versammlung, nige, ‘oln isten gegen die Regierung und Mittel und Quellen sich zu efinden darüb, eli e iger Srtenmnißp- die Eisenbahn-Angelegen eit zu betreiben \ i 1 05 Conte Meinung na, welche nit allcin die Sachlage und alle ei und gelange zu Anträgen,

ten, sondern auch mít ditt igenén An L Le "Aus sses 5 die

rderung der Einrichtung von Eisenbahnen im Wider streite ständen an glaube daher, den Znhalt des erwähnten Berichts zurückweisen zu

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müssen, und erwarten zu dürfen, daß er die Billigung der Stände-Ver- sammlung uicht finden werde,

Herr vou Baumbach 11l, wünschte diesen Vortrag dem Ausschusse überwiesen, ehe weiter disfutirt werde; es müsse dcm Ausschusse gestattet sein, seine Ansicht darüber zu entwickeln.

Es entspanu sich hierauf eine wcitläustige Erörterung darüber, ob dem Antrage des Herrn von Baumbach entsprochen werden, oder ob man ohne Weiteres zu der Berathung über den Ausschuß - Bericht übergehen solle.

Herr Schwarzenberg war der leßten Ausicht, Er äußerte: Jhm sei die Mittheilung des Ministeriums wahrhaft räthselhast, der Ausschuß verdiene Dank, daß er die Sache in- gründlicher und geziemender Weise behandelt habe, Er trage fein Bedeuken, dieses auszusprechen und glaube, daß die ganze Stände-Versammlung, das Publikum und Jeder, welcher den Bericht ge- lesen habe, ín gleicher Weise sih aussprechen werde. Der Herr Landtags-Kom- missar hoffte und glaubte nicht, daß der Bericht schon ins Publikum gckommen und verbreitet sei. Herr Schwarzenberg. Das sci allerdings gesche- hen. Der Herr Landtags-Kommissar. Dann müsse er sih dagegen verwahrénz cs sei ordnungswidrig, wenn die sür die Mitglicder bestimmten Berichte, che sie öffentlich disfutirt wären, ins Publikum kämen und wenn der Herr Deputirte dazu Veranlassung gegeben habe, so werde der Herr Präsident gewiß zum geeigneten Verfahren Notiz davon nchmen und ins- besondere den Herrn Deputirten Schwarzenberg darüber ins Auge fassen. Herr Schwarzenberg. Was hier öffentlich verhandelt werde, könne jeder im Volke erfahren, es sei kein Grund vorhanden, daraus ein Geheim niß zu machen. Der Herr Landtags-Kommissar: Er werde cin spezielles Ersuchen an den Herrn Präsidenten richten, um eine etwa vorge- gangene Ordnungswidrigkeit zu entdecken. Der Herr Präsident: Ueber ene o:dnungswidrige Veröffentlichung sei ihm nichts bekannt geworden, Der Herr Landtags-Kommissar: Es sci versichert woiden, daß der Bericht ins Pub!ifum gekommen z Herr Schwarzenberg werde das Nähere darüber angeben können z es liege eine Anzeige vor, welche das Präsidium beachten müsse. Herr Eberhard: Die Mitthcilung berühre blos das Formelle des Be- richts und mache daher eine besondere Prüfung nicht nothwendig. Die Stände- Versammlung habe sich Auskunft von der Regierung erbeten, diese sei aber abgelehnt worden, und deshalb nicht abzusehen gewesen, was ein weiteres Ersuchen des Ausschusses um Auskunft hätte nüßen können, Herr von Baumbach 111.: Er habe cine weitere Berathung im Ausschuß für nöthig gehalten, damit dieser sich rechtfertigen könnez halte die Stände-Ver- sammlung dieses nicht für nöthig und wolle sie zur Berathung des Berichts übergehen, so liege darin die beste Nechtfertigung für den Ausschuß ; er wolle daher seinen Antrag zurück:iehen, Herr Lon Trott nahm diesen Anirag auf, Herr Wippermann: Wenn der Herr Landtags-Kommissar cikläre, die Regierung habe dem Ausschusse noh besondere Mittheilungen zu machen, oder e:achte cs wünschenswerth, daß ihrerseits dem Ausschusse solche ge- macht würden, che zur Diskussion geschritten werde, dann sci er der Mei- nung, dic Diskussion sofort abzubrechen und den Ausschuß zu beauftragen, dicse Mittheilung entgegen zu nehmen. So lange das nicht der Fall sei, sche er keine Veranlassung, den Ausshuß mit weiteren Aeußerungen zu behelligen, Der Herr Landtags-Kommissar: Eine solche Erklärung habe er niht gemacht und werde sie uiht machen. Bezüglich der Ver- handlungen zwischen dem Ministerium des Junern und dem Ausschusse über cine Konferenz ersuche er den Herrn Präsidenten, zu veranlassen, daß das Schreiben des Ausschusses an die Landtags Kommission wegen einer zu haltenden Konferenz, die Antwort des Ministeriums des Innern und das weitere Schreiben des Ausschusses verlescn würden, damit die Stäude- Versammlung klar sche und die Thatsache vorgelegt werde, daß der Aus- {uß keine Neigung gezeigt habe, dic Gründe nur keunen zu lernen, auf denen die Proposition beruhe. Herr von Waih verlas das Schreiben des Ausschusses an die Landtags-Kommissionz das Schreiben des Ministe- riums des Junern dagegen fand sich nicht in den dem Referenten vorlie- genden Papypierea.

Der Antrag des Herrn vou Trott wurde hiernach mit 24 gegen 19 Stimmen angenommen, worauf die Versammlung zu einer vertraulichen Sißung überging,

Frankreich.

Deputirten - Kammer. Sihung vom 20. Januar, Nach Entscheidung der Kammer über die Wahl des Herrn Charles Laffitte, welche, mit Ausnahme von zwei oder drei Mitgliedern des rechten Centrums, einstimmig von der ganzen Versammlung, auch die Minister mit eingeschlossen, für ungültig erklärt wurde, so daß Herr Charles Laffitte die Kammer sogleich zu verlassen genöthigt war, er= hob sich Herr Guizot, um auf die am Abeud vorher von vier Op= positions - Mitgliedern gegen die auswärtige Politik des Ministeriums gerihteten Angriffe zurückzuweisen, „Meine Herren“, so begann der Minister, „der ehrenwerthe Herr Billault hat gestern in Bezug auf den 4ten Paragraphen der Adresse erklärt, daß er nicht die politische, sondern die nationale Frage in Betracht ziehe. Jh nehme diese Unterscheidung nicht an. Es gereiht dem Ministerium zur Ehre, die Geschäfte der Nation zu besorgenz andere Geschäfte giebt es niht, Die ministerielle Politik ist vor Allem eine nationale Politik ; in diesem Siune handeln, iu diesem Sinne regieren, is der einzige Reiz der Gewalt, Js unsere Politik national oder nicht, das ist die Frage,“ Nach dieser Erklärung suchte Herr Guizot die Uebereinstimmung, das herzliche Einverständniß, das in der spanischen und griechischen Frage zwischen Fraukreih und England herrsche, uach- zuweisen. Ju Bezug auf Spauien, behauptete er, sei das Ministerium mit Würde und Unparteilichkeit zu Werke gegangen. Es habe auch wirklih durchaus günstige Resultate erzielt. 1840 habe eíne gegen Frankreich feindlih gesinnte Regierung dort die Macht in Händen ge- habt, und Marie Christine habe ihr Heil in der Flucht suchen müssen, Zebt sei die gemäßigte Partei am Ruder. Marie Christinens Ri:ck- kehr werde verlangt, ein französischer Gesandter sei wieder in Madrid, Dies die Folge der Politik der französischen Regierung, tieses Re= sultat sci unter Englands Beistimmung erzielt worden. Dies Ziel zu erreichen, habe übrigens das Kabinet kein Juteresse geopfert, keine Konzession gemacht. Das Ministerium sei fest überzeugt, daß in der Frage hinsichtlich der Vermählung Jjabella's kein gegen Frank= reich feindlicher Einfluß überwiegen werde. Auch im Orient habe Frankreich nichts verloren; auch da könne es mit England uur zu= frieden sein, * England habe begriffen, daß es im Orient dasselbe JZuteresse habe, wie Fraukreih, Die Unabhängigkeit der Türkei , das Wohl der Bewohner Syriens zu sihern und dieses doppelte Ziel in Uebereinstimmung mit den großen europäischen Mächten zu erreichen, aber nicht zu dulden, daß es das aus\cließlihe Patrimonium einer derselben werde, diese drei Regeln und Prinzipién der französischen Politik im Orient habe die Regierung im Orient erstrebt, dieses Ziel zu erreichen, habe sich England mit ihr vereint. Die beiderseitigen Gesandten hätten stets im Einverständniß gehandelt. Ju den speziellen Gragen mache sich dasselbe Resultat, dasselbe Zusammenwirken be- merklich. Ju Jerusalem sei diese Vereinigung nicht nothwendig ge= wesen, es habe sich dort nie um rein Französische Fragen gehan- delt, England habe seine Unterstüßung angeboten, Frankreich habe sie ausgeschlagen. Bei aller Schonung für die Pforte sei eine befriedigende Genugthuung erlangt worden. Die Verwaltung îín Koustantinopel sei zu Gunsten und im Sinne Frankreichs umgestaltet worden. Jn Serbien stehe Rußland der Türkei gegenüber. Das ame nlae Kabinet habe in Wien angefragt, was man zu thun ge= denke, Die Antwort habe gelautet: Die my sei eine russische, feine europäische. Zu London habe man dieser Ansicht beigepflichtet, damit sei Alles zu Ende gewesen, und Frankreich habe neutral bleiben müssen. Das Ministerium glaube nicht, daß Frankrei alle Fragen allein P fönne, Jn Griechenland habe Frankreich die Mitwirkung wiedergefunden, welche ihm Eugland in Jerusalem angeboten und die es hier nicht angenommen, Jn Griehculand, wie in Spanien, hät- ten beide Mächte aus freien Stücken sich vereinigt, um deu vou ihnen in Europa vertretenen Grundsäßen den Sieg zu verschaffeu, Folge

aber daraus, daß die beiden Völker immer nur identishe Ju-= teressen in der ganzen Welt haben müßten, daß von ihnen stets ein und derselbe Weg einzuschlagen sei? Gewiß nicht. Zwei Mächte wie Fraukreich und England, hätten auch die Mühen ihrer Größe zu tragen, wie sie den Ruhm derselben davon trügen, sie hät- ten auf ihre Gefahr deu ihnen auf dem Erdball gebührenden Platz eiuzunehmenz; aber sih selbs und der Welt, die auf sie blicke, der Civilisation, die sie vertreten, seien sie es schuldig, die untergeordne= ten Fragen den Fragen von höherem Gewicht nachzuseßen. Dies sei die Politik, welche die Regierung seit drei Jahren befolgt habe. Nach dieser Uebersicht von der Rede des Ministers heben wir noch einige besonders interessante Stellen derselben näher hervor: Was zunächst die spanischen Angelegenheiten betrifst, so äußerte sich Herr Guizot folgendermaßen über die Bemühungen zwischen Fraukreih und Eng= land, eine übereinstimmende Politik hinsichtlich derselben, namentlich auch in Betreff der Vermählungs = Frage herzustellen :

Wir wandten uns an das englische Kabinet, wir beriefen uns auf sein gesundes Urtheil, auf seine Nedlichkeit. (Jronisches Lachen auf der äußer sten Linken. Der Präsident fordert die Kammer zum Schweigen auf.) Ich bin, ih gestehe es, über dieses Murren sehr erstaunt. Wie! Unter Männern, unter Regierungen, die sich achten, sollte es nicht erlaubt sein, zu sagen, daß sie sich gegenseitig auf ihre Redlichkeit berufen hätten! Eine solche Beleidigung würde ih für meine Regierung nicht hinnehmen und ich weisc sie auch für die befreundete Negicrung zurück, mit der wir in guten und loyalen Verhältnissen stehen. (Von allen Seiten: Sehr gut! Sehr gut !) Wir fragten das englische Kabinet, ob die Feindseligkeit, der beständige Kampf zwischen Frankreich und England in Spanien ernste, triftige, wirklihe Gründe habe, oder ob es nicht vielmehr ein Kampf aus Gewohnheit und Ueberlieferung, als aus wabrem, gegenwärtigem und mächtigem Jnteresse sei. Dies wurde in London wie in Paris anerkanut, Man erkannte an, daß die bciden Ne- gierungen und ihre Nepräseutanten in Madrid in der That nicht nöthig hätten, sich an die Spiße zweier verschiedenen Parteien in Spanien zu stel- len, daß vielmehr beide Regierungen eigentlih nur ein großes, gemeinsames Interesse hätten, das Juteresse, daß Orduung und Wohlstand in Spanien wiederkehre, daß die constitutionelle Monarchie sich daselbst befestig: und entwickle. Hierauf schritten wir zu bestimmteren und zarteren Fragen, zu der Frage über die Vermählung der Königin von Spanien. Wir erkannten, daß es für Frankrcich in dieser Frage zwei große Interessen gäbe, das cine, daß kein Spanien feindlicher und von Frankreich durch die Natur der Dinge getrennter Einfluß sich durch die Ver- mählung jenseits der Pyrenäen festseßez das andere, ein Interesse, welches der ehrenwerthe Herr Dupin gestern auf seiner Bank durch einen Ausruf hervorhob, und welches eben so wesentli is, nämlich, daß Frankreich nicht tief, innig und nothwendig in die spanischen Angelegenheiten verflochten und dabei fompromittirt werde; daß nicht cin gebieterisches Familienband sich schlinge, welches die Nation und ihre Politik fortzureißen und zu be- herrschen pflegt. Eine befreundcte, wohlwollende, sichere Negierung in Spa- nien und zugleich eine solche Regierung, daß Frankreich nicht stets und bei jeder Gelegenheit für dieselbe einzustehen nöthig habe, (Lcb- hafter Beifall.) Wir erkannten, daß dies Frankreichs wahres Interesse sei, Dieser doppelte Gedanke hat uns also bei unserer Handlungswcise in der Vermählungs-Frage geleitet. Die Kammer wird es natürlich und angemessen finden, daß ich hier nicht auf Eigennamen eingehe. Jch darf es nicht. Jch bezeichne nur die Regeln, nach denen wir gehandelt und füge hinzu, daß auch das englische Kabinet, indem es wie wir die gebührende Unabhängigkeit Spaniens achtet und begründet schen will, diese Verfahrungs - Nege!n ge- billigt und angenommen hat. Wir haben uns also auch hier, wie in der Frage über die allgemeine Politik, in jenem guten Vernchmen und herzlichen Einverständniß befunden, wovon die Thron - Rede spricht, Es bleibt noch die Frage über die Handels - Verhältnisse zu berühren, Meine Herren, n dieser Beziehung habe ih nur ein Wort zu sagen: Wir haben unsere voll- fommene Unabhängigkeit bewahrt. Wir sind durchaus entschlossen, die Ju- teressen der Jndustrie und die Elemente des Wohlstandes unseres Landes niemals blos als Mittel des Erfolgs und als Ausg!eichungs-Münze in den politischen Fragen dienen zu lassen. (Beifall, ) Wir begreifen die Wich= tigkeit dieser Juteressen und die ihnen gebührende Rücksicht; wir sind also entschlossen und befinden uns in der Lage, diese Juteressen in allen un- seren Bezichungen zu Spanien in ihrem ganzen Umfange geltend zu machen, Aequivalente, wirkliche und gehörige Acquivalente in Judu- strie - Angelegenheiten, das sind die einzigen Zugeständnisse, mit denen wir uns begnügen würden, Wir sind, ich wiederhole es, in dieser Hiusicht feine Verbindlichkeit eingegangen, (Beifall) Und nun frage ih Sie, ob Spauiens Lage in Europa sih nicht auch bedeutend verbessert hai? Eben so, wie Frankreichs Verhältnisse zu Spanien, eudlih wie Frankreichs und Englands gegenseitige Verhältnisse in Spanien im Vergleich zu 1840 bei weitem besser geworten sind, Und gilt die Anerkennung von Seiten Nea- pels für nicht8? Js die Herstellung der Eintracht unter den verschiedenen Zweigen der in Spauien herrschenden Königsfamilie von keiner Bedeutung? Ohne Zweifel ist noch viel zu thun übrig z es sind noch viel Schwierigkci- ten zwischen England und uns in Spanien zu besiegen, es wird an neuen Zufällen nicht fehlen, welche die erlangten Resultate durhkreuzen werden ; aber wir sind auf gutem Wege, wir haben viel Terrain gewonnen, das E Einverständniß hat genug eingebraht und wenig gekostet, (Sen- ation.)

Die Verhältuisse zu der Pforte betreffend, verweilte der Mi- nister —, nachdem er, wie oben erwähnt, die allgemeinen Grund- sähe der französischen Politif im Orient dargelegt, und darauf hinge= wiesen hatte, daß Frankrei bei den Unterhandlungen über Genug- thuung wegen Beschimpfung der französischen Flagge in Jerusalem und über Abschaffung der auf den Uebertritt der Mohamedaner zum Christeuthum stehenden Todesstrafe stets zu berücksichtigen gehabt habe, wie sehr es in Frankreichs Jnteresse liege, daß das Ansehen des Sultans, dessen Autorität unter seinen eigenen Unterthauen “nicht herabgeseßt und geshwächt werde —, sodaun etwas länger bei Er= örterung der serbischen Angelegenheiten :

In Serbien, sagte Herr Guizot, handelte es sih nicht blos um Frankrcich und England allein; andere Mächte waren bei dieser Frage be- theiligt, und näher und mit unmittelbarcrem Juteresse, als wir bei der dor- tigen Frage, handelte es sich um Auslegung eines zwischen Rußland und der Pforte bestehenden Traktais. Die Pforte zeigte sich geneigt, sih au die anderen europäischen Mächte zu wenden und dieselben um eine Art von Bermittelung in der Auslegung der Verträge zu ersuchenz es war dies eine

ute und ausgezeichnete Gelegenheit, die Angelegenleiten der Pfor:e wieder

in das curopäische Völkerrecht zurück zu verseßen, Wir fragten bei derjeni- gen Macht an, die am unmittelbarsien bei dieser Frage bctheiligt war, bei Oeslerreich nämlich, was es zu thun gedenke, Ohne Oesterreich fonnte man in einer solchen Angelegenheit nichts unternehmen. Das wiener Kabinet antwortete, es betrachte diese Frage als eine solche, die zwishen Rußland, und der Pforte allein zu verhandeln sei, nicht als eine europäische Frage, bei welcher Europa's Dazwischenkunft nüpylih scin könnte. Diesem Gut- achten des wiener Kabinets, welches bei dieser Angelegenheit am meisten interessirt und auch vermuthlich am besten darüber aufgeklärt war, {loß das londoner Kabinet sich an. Da mußten wir inne halten und cine ganz außerhalb der Frage liegende Stellung beibehalten; wir wollten weder der Pforte zu Täuschungen Anlaß geben, noch Nußland unnüße Ungelegenhci- ten bereiten, Wir hielten es nicht für Frankreichs Pflicht, für sich allein Fragen dieser Art durchzuführen, wir glaubten nicht, daß es in unserem Interesse liege, uns allein mit Angelegenheiten zu behelligen, die von an- deren, näher dabei Betheiligten aufgegeben wurden, (Sehr gut !)

Hierauf ging der Redner zu den griehishen Ereiguissen und Zuständen über , und dieser Theil seines Vortrags wurde von der Versammlung mit besonderer Aufmerksamkeit angehört.

Auch hier hat man seit zehn Jahren fortwährend behauptet, sagte der Minister, welches Unheil die häufige Rivalität und Feindseligkeit zwi- schen dem französischen und englischen Einfluß erzeugt habe. Es i} unge-

ründet, daß in diesem Kampf des Einflusses die constitutionellen Wünsche stets vou London, die entgegengeseßten von Paris ausgegangen seien z nein, es gab Augenblicke, wo die constitutionellen Wünsche für Griechenland auch von Paris ausgingen, (Herr Billault: Es war abwechselnd so und so.) Das wollte ich eben sagen. Als ih Minister wurde, beschäftigte ich mich sogleich mit dieser Frage, Schon im März 1841 machte ich alle großen Mächte auf den

Zustand der griechischen Angelegenheiten aufmerksam. Abgeschen von der Finanz-Frage deutete ih an, welche Uebel sür Griechenland eine s{chwache, unthätige, dem Lande immer mehr entfremdete Verwaltung zur Folge haben könne, Jch habe damals weder Revolution, noch Constitution herbeirufen wollen. Wenn man einem Lande zur Einführung von Reformen behülflich sein will, muß man von möglichen und auf regelmäßigem Wege zu voll- bringenden Neformen sprechen, von Reformen, hinsichtlich deren der Wille der Regierung selbst und der des Landes ih sich vereinigen fkön- nen, Die Pflicht einer fremden Negierung is, niemals die Völker zum Alleinhandeln, zum Ergreifen der Jnitiative über ihr cigenes Geschick zu veranlassen, Was thaten wir also für Griebenlaud? Wir bezeichne- ten ein System von Verwaltungs - Rcformen und Institutionen ,/ welches, ware es angenommen worden, einen Theil der Uebel hätte abhelfen können, über die das Land sih mit Necht beklagte ; in diesem Vorschlage wurden wir von dem englischen Kabinet aufrichtig und kräftig unterstüßt, Die Neformen wurden nicht zur rechten Zeit von der griechischen Negierung ange- nommen, Das gricchische Volk hat nun selbst die Jnitiative in seinem Geschick er- grissen. Wir erfuhren hier zuerst davon und auf der Stelle, ohue vorherige Verabredung, ohne selbs irgend eíne befreundete Regicrung zu Rathe ge- zogen zu haben, war unser Entschluß gefaßt, Wir nahmen sogleich die in Griechenland vollbrachten Thatsachen an, und ließen dem Könige und dem griechischen Volke diejenigen Nathsbläge zukommen, welche uns dazu ge- eignet schienen, Bcide auf der von ihnen betretenen neuen und gefahrvollen Bahn zu leiten. Jch bitte die Kammer um Erlaubniß, ihr die Justructionen vorlesen zu dürfen, welche ih damals an den französishen Gesandten in Griechenland richtete. Sie sind Jhrer Kommission mitgetheilt worden,

Zch schrieb am 27, September an Herrn Piscatorv, zwei Tage, nach- dem ich die Nachricht von den Ereignissen in Griechenland erhalten hatte : „Mein Herr! Jhre Depesche vom 15ten d. M. und die Ereignisse, über die Sie mir berichten, haben die ganze Aufmerksamkeit und Sorgfalt des Königs und seiner Negierung erregt. Scit langer Zeit haben wir das, was in Griechenland sih zugetragen, vorausgesehen und cs im voraus bctlagt. Wir haben dem Könige Otto den nah unserer Ansicht einzig möglichen Nath ertheilt, nämlich dem zuvorzukommcn. Jeht,- da die Thatsachen vollen- det und vom Könige Otto angenommen worden sind, der nirgends, weder in scinem Lande, noch an seinem Hose Unterstüßung fand, um denselben Widerstand leisten zu können, jeht bleibt nichts übrig, als sie in den richti- gen Gränzen zu erhalten und ihre Folgen gut zu leiten, Der König Otto wird vielleicht versucht sein und selbst unter den Männern, die ihn im Au- genblicke der Gefahr uicht unterstüßten, werden sich, wie Sie bereits ange- deutet, Einige finden, die ihm dazu rathen, ein entgegengefetes Verfahren zu beobachten, das, was ex versprochen, zurückzunehmen, das, was er an- genommen, zu zerstören, und der neuen Orduung der Dinge, worin er offiziell eine Stellung cingenommen hat, unter der Hand den Untergang zu bereiten, Ein solches Verfahren, das sind wir tief überzeugt, wäre eben so wenig flug, als ehrenwerth. Es ist zuwcilen die Pflicht der Könige, die von ihnen verlangten Zugeständnisse zu versagen ; abcr wenn sie dieselben angenommen haben, so is es auch ihre Pflicht, af loyale Weise gegen ihr Volk zu+ handeln. Die Treue gegen die cingegangenen Verbindlichkeiten, die Achtung vor dem gegebenen Worte, is ein heilsames Beispiel, das stets vom Throne aus gegeben werden muß und das früher oder später den gro- ßen und wahren Zuteressen des Königthums von Nuyen ist,“

Der König Otto hat Jhnen selbs gesagt, daß er mit sih darüber zu Rathe gegangen sei, ob er das, was man von ihm verlange, bewilligen oder abdanken sollez und daß díe vorauszusehende Anarchie, die sciner

- Weigerung folgen werde, so wie die daraus für Grieche»land entstehenden

Gefahren, ihn bestimmt hätten, nicht abz :danfen. Wir glauben, daß er weise gehandelt hat und daß er in sciner neuen Stellung Griechenland un- ermeßliche Dienste leisten und seine Krone mit Wide tragen kann, Er wird gewiß viele Mittel befißen, um auf die künftige Constitution des Staates, die er in Gemeinschast mit der National-Versammiung zu ordnen hat, einen geseßlichen Einfluß auszuüben, Möge er dieselben ohne Zöge- rung und ohne Nückhalt zur Anwendung bringen; möge er theils selbst, theils durch seine Rathgeber dahin zu wirken suchen, daß in diesem großen Werke die monarchischen Jdeen und die zu einer regelmäßizen Regierung noth- wendigen Bedingungen vorherrschen. Er wird unstreitig auf große Schwie- rigkeiten stoßen, er wird noch traurige Täuschungen erfahren z allein die Stabilität des Thrones und die Stärke der Negierung sind zu offenbar das erste Jnteresse Griechenlands, als daß uicht das so intelligente griechische Volk dies selbst einschen und bereit scin sollte, das Königthum mit der Würde, der Autorität und den Mittein zur Thätigkeit zu umgeben, die sie, wie große Beispicle auf glänzende Weise darthun, unter dem constitutionellen Negierungs-Syvstem schr wohl besißen kann.

Wenn dagegen der König Otto den Versuch machen sollte, wieder umlenfkfen uud seine Zugeständnisse zurücknehmen sollte; wenn er einen Weg der Schwaunkung, der Doppelsinnigkeit, der geheimen Umtricbe gegen scine öffentlichen Handlungen und gegen seine offizielle Stellung betreten sollte, dann würden wir für ihn noch härtere Prüfungen , als die sind, die er so eben bestanden hat, und für Griechenland alle die Gefahren befürch- ten, denen er es entreißen wollte, als er sich entschloß, seine Krone nicht nicderzulegen.

Dies, mein Herr, sind die Nathschläge, die aus aufrichtiger und, wie wir das Necht haben, zu glauben, weiser und aufgeklärter Gesinnung der König und seine Regierung dem Könige Olto zu erthcilen sich erlauben. Dies sind die Ansichten, die wir uns bemühen werden, bei den Shußmäch- ten Griechenlands geltend zu machen. Jch fordere Sie auf, Jhre Sprache, Jhre Schritte und Alles, was Sie von gejezlichem Einflusse besigen, beständig in diesem Sinne anzuwendenz bemühen Sie sich, ohne Zögern alle ihrem Lande ergebenen Griehen um den Thron zu versammeln, ihnen begreiflich zu machen, wie wichtig cs für sie sei, das Königthum, diesen Schlüssel des sozialen Gebäudes, diesen Centralpunkt der Regierung, diese erste Garantie der öffentlichen Freiheiten zu konsolidiren und zu kräftigen, Vornehmlich in ei nem werdenden Staate, der von mächtigeren Staatcn umgeben is, müssen die Schwächung der Königlichen Autorität, die Hestigkeit und Häufigkeit der inneren Kämpfe unheilvoll werden. Jch hoffe, daß der gute Sinn des

riechischen Volks in der schwie:igen Krisis, die es freiwillig herbeigeführt bat, jene gefährliche Klippe vermeiden wird. Die Regierung wird dem Wohlwollen, welches sie stets gegen Griechenland bewiesen, treu bleiben und unter allen Umständen thun, was in ihren Kräften steht, um seinen wahren und dauernden Juterssen zu dien

Diese Rathschläge, meine Herren, welche wir in Athen ertheilten, wur- den von dem englischen Kabinet sogleich mit der aufrichtigsten Zustimmung angenommen und von ihm ebenfalls ertheilt. Die Verhältnisse behielten indeß noch immer ihre Schwierigkeiten ; Frankreich und England waren nicht die einzigen , welche sich offiziell mit den Angelegenheiten Griechenlands zu beschäftigen hatten; auch Nußland war, so wie Frankreich und England, durh den Traktat selbst, der den griechischen Staat begründet hat, dazu berufen, Rußlands Ansichten, Meinungen und Kundgebungen in Bezug auf die Vorgänge in Griechenland waren von den duseigen sehr verschieden, England aber stand nicht an, sich uns anzuschließen, um ín Griechenland denselben Einfluß auszuüben, wie wir. Der Erfolg, ich sage es ohne Bedenken, beginnt son diescs Werk zu krönen ; die Einigkeit, welche zwischen den beiden Kabinetten hinsichtlih der griechischen Angelegenheiten besteht, ist auh in Gricchenland selbsst| zwischen den Parteien vor- handen, die man die englische und die französische Partei zu benen- nen pslegtez diese Benennungen fangen au zu verschwinden, die bci- den erlauchten Anführer, welche sür die Häupter dieser beiden Par- teien galten, die Herren Kolettis und Maureokordatos, gehen loyal und wirksam Hand in Hand, bei der Begründung einer regenerirten und mo- narchischen Verfassung iu ihrem Lande. Sie bekunden Beide gleichen Pa- triotismus , gleiche Hingebung und gute Gesinnungz ihr hochherziger und aufrihiiger Sinn und ihr Beispiel pflanzen sich rings um sie fort, ihre An- hänger vereinigen sich ebenfalls und arbeiten în demselben Geiste an dem- selben Werke, so daß dieses im Westen Europa?s gegebene Beispiel von herzlichem Einverständniß im Osten seincn Widerhall gefunden hat und dort bereits seine Früchte trägt; und wahrscheinlih wird die monarchische Verfassung Grie- chenlands, ciues nech so shwachen und dur innere Parteifämpfe bisher so durhwühlten und gespaltenen Landes, diese Verfassung und ihr Erfolg werden wahrscheinlich dem eben erwähnten Beispiel von herzlihem Einver= ständniß zu verdanken sein,“ (Sehr gut.) Der Minister sprach daun noch über Algier, Tunis, Tripolis, über die Sandwichs-Jnseln und andere aus- wärtige Verhältnisse, axs welchem Theil seiner Nede wir uns einen Nach- trag vorbehalten, :

Als der Minister seinen Vortrag beendigt hatte, replizirte Herr

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Billault noch Einiges, worauf man zur Abstimmung über dessen Ameudement übergehen wollte, Da aber Herr Thiers den Wunsch äußerte, daß die Diskussion am nächsten Montag fortgeseßt werden möchte, weil er die Rede des Ministers beantworten wolle, so beshloß die Kammer, diesem Wunsch entsprechend, die Vertagung der Debatte.

Paris, 21. Jan. Nach der gestrigen Sizung der Deputirten= Kammer begab sich Herr Guizot in die Tuilericen, wo er mit dem Könige eine fast zweistündige Konferenz hatte. _Man glaubt , das Ministerium werde eine Majorität vou etwa 40 Stimmen gegen das Amendement des Herrn Billault zum vierten Paragraphen des Adreß= Entwurfs haben. Die Opposition s{meichelt sich zwar noch damit, cin anderes Ergebniß zu bewirken und dem Ministerium eine Nieder- lage zu bereiten. Sie hat ihre Ministerliste schon fertig, die nah einem Journale folgendermaßen zusammengeseßt wäre: Billault, Ju=- neres; Dufaure, Justiz; Carné, Kultus; Passy, Finanzen ; Marschall Valée, Krieg; Admiral Bergeret, Marine; Cousin, öffeutlicher Unter= richt; Bignon, Handel; Gouiu, öffentlihe Arbeiten, Daß eine solche Combination aber nur die Frucht ciner müßigen Phantasie is, braucht wohl kaum bemerkt zu werden.

Diesen Morgen wurde in allen Kirhen von Paris ein Todten- amt aus Aulaß des Jahrestages des Todes Ludwigs X VI. gehalten.

Die Königin Christine soll sich nun doch entschlossen haben, Paris zu verlassen, um nah Spanien zurücckzukehren. Jhre Abreise wird, wie es heißt, in der nächsten Woche erfolgen.

x Paris, 19, Jan, Der Moniteur bringt wieder eine Uebersicht der Production und des Verbrauches au Runkelrübenzucker seit dem Aufange der Campagne von 1843—44. Man ersieht daraus, daß im Jahre 1843 im Ganzen 324 Fabriken in Thätigkeit gewesen waren, also um 49 weniger als im Jahre 1842, Die Ge- sammtmasse der fabrizirten Quantitäten mit Inbegriff der vom An= fang der Campagne noch gebliebenen Ueberreste hat sih auf 18,716,104 Kilogr. belaufen, was einen Minus =- Unterschied gegen 1842 von 2,582,908 Kilogr. ergiebt, Zum Verbrauh kamen 10,643,832 Kilogr., also 1,477,225 Kilogr. weniger als im Jahre 1842, Ende Dezembers 1843 beliefen sich die Ueberreste auf 8,072,272 Kilogr.; Ende Novembers 1842 überschritten sie diese Ziffer um 1,105,683 Kilogr. Die im Jahre 1843 bezahlten Abga- ben davon beliefen sich auf 7,391,736 Fr., wonach sich also ein Mehr = Ertrag von 1,583,989 Fr. zu Gunsten vou 1842 ergiebt, Troß dieser Abnahme in der fabrizirten Masse des Rübenzukers ist die Lage der Pflanzer in den Kolonieen doch nicht besser ge= worden, was sih aus einer eiufachen Vergleichung der Productions= Kosten daselbst mit den von dem Erzeugnisse erzielten Preisen ergiebt. Diese stehen im Hafen von Havre fortwährend zwischen 55 und 57 Fr. für die 50 Kilogramme z die Productions-Kosten aber stellen si nach genauen Berechnungen auf 63 Fr. und darüber heraus, \o daß also sür den Pflanzer ein effektiver Verlust von 6 bis 8 Fr. sich er- giebt, nicht angeschlagen uoch die Waguiß und. Gefahr, welche mit dem Transporte über See aus so weiter Ferne, wie namentlich von Bourbon her, verknüpft ist. Das Resultat des durch das neue Zuker= geseß bis jeyt geschaffenen Zustandes läßt sich also dahin zusammen-= Pfffen, daß der Zustand der Kolonieen derselbe geblieben is, wie zu= vor, ohne daß die Rübenzucker-Fabrication dabei gewonnen hat. Die leßtere fommt nur durch die neuerl. ch entdeckte verbesserte Fabrica= tionsweise gegen den Kolonial-Zucker in Vortheil.

Die Verurtheilung der Quotidienne (die jedoh auch Beru= fung gegen das Urtheil des Assisenhofes ergriffen hat) auf der einen und die wenige Tage nachher erfolgte Freisprechung der Gazette de France auf der andcren Seite, haben den inneren Krieg unter den verschiedenen Organen der legitimistishen Partei und nameutlich zwischen den zwei genannten Blättern aufs neue angefaht, Die Stellung der beiden sich nun wieder bekämpfenden Blätter: ist ganz charafteristisch hervorgetreten, Der Quotidienne muß man die Gerechtigkeit widerfahren lassen, daß sie ofen und klar ihre Grund- säße, ihre Meinungen ausspricht und auch stets kousequent mit sich selbst behauptet hat. Man weiß, wie man mit ihr daran i, ihr Glaubensbekenntniß is das rein legitimistishe oder royalisti- he, wenn man lieber die leßtere Bezeichnung will, QDie Gazette de France aber hat ihren doppelzüngigen und doppelfarbigen Charakter selbs vor den Schranken des Gerichtes zur Schau getragen, und während sie die Welt desungeachtet noh an ihre Ergebenheit für das Königthum glauben machen will, durch das Organ ihres Vertheidigers, des Advokaten Cremieux, geradezu erklä= ren lassen, daß die Gazette die fonstituirende Souverainetät des Königs nicht anerkenne, im Gegensaß zu der Quotidieune, welche ausdrücklih dem entgegengeseßten Grundsaße huldigt. Die Ga-= zette de France hatte zwar sih nicht gescheut, troß der Notorie- tät der Erklärung ihres Advokaten, dieselbe zu verdrehen, und sogar ein geachtetes und wegen der Genauigkeit seiner Berichte bekauntes gerihtlihes Blatt, den Droit, einer falschen Angabe in dieser Be- ziehung zu bezüchtigen. Aber ein Schreiben des Herrn Cremieurx an die Redaction der Quotidienne sagt ausdrücklich, daß Pflicht und Nothwendigkeit es von ihm erheischt hätten, zur Vertheidigung der Gazette de France zu sagen, daß sie die konstituirende Sou- verainetät des Königs nicht anerkenne. Sie huldigt also dem von der Quotidienne und mit derselben von allen wahren Legitimisten niemals dem Prinzip nah, weun au für den Augenblick faktisch, anerkannten Grundsaße der National-Souverainetät. Wenigstens hat sie in dem Falle ihres Prozesses, aus diesem Grundsaße Vortheil zu ziehen, leinen Anstand genommen, als sie sab, daß sie mit dem Ge- gentheile wahrscheinlih derselben Verurtheilung sich aussette, wie die Quotidiennez während also die lehtere mit offenem Visire, mit aufgezogener Flagge kämpft, steckt die Gazette de France eben das Bauner auf, das ihr für jeden gegebenen Fall am besten zusagt, und sollte dieses Banner auch das des Feindes selb} sein.

Herr Martinez de la Rosa ist hier angeklommen. Daß derselbe am Königlichen Hofe dahier, so wie auh im Allgemeinen eine gute Aufnahme findèn wird, is keinem Zweifel unterworfen, da man von allen Seiten seinem makellosen «Charakter, seiner Redlichkeit, seiner Einsicht, Geschäftskenntniß und staatsmännischen Erfahrung Gerech= tigkeit widerfahren läßt, Herr Martinez de la Rosa gehört zu den wenigen Männern in Spauien, die selbs ihren erbittertsten politischen Widersachern Achtung abgenöthigt haben. Andererseits konnte die spanische Regierung Herrn Martinez de la Rosa, wenn er denn doch einmal einen diplomatischen Posten an einem der auswärtigen großen Höfe einnehmen sollte, siherlih keinen angenchmeren für ihn über= tragen, als den eines Botschafters zu Paris, wo er in Folge der politischen Stürme und Wechselfälle seines noch immer von Partci= kämpfen zerrissenen Vaterlandes zu wiederholten Malen lange Zeit, einmal sogar nahe an zwölf Jahre nacheiuauder, in uothgedrungener oder freigewählter Verbannung gelebt und zahlreiche Freunde sih er- worben hatte, Auch die französishe Akademie wird dur die Wie- derkehr des Herrn Martinez de la Rosa wieder eiuen eben so geist- reihen als eifrigen und thätigen Mitarbeiter mehr gewinnen.

, Außer zwei deutschen Blättern erscheinen gegenwärtig hier in fremden Sprachen uoch einige poluishe, ein spanisches von den Sklaven „haltenden Pflanzern der französishen und spa- nischen Kolonieen bezahltes und in deren Juteresse geschrie-

benes, der neulich {hon erwähnte Correo de Ultramar von Herrn Granier de Cassagnac, und ein euglishes, der bekannte Galignani’s Messenger, der außer seiner sorgfältigen und durch Unparteilichkeit sich auszeihnenden Redaction auch wegen der Sonderbarkeit bemerkenswerth is, daß der Herausgeber ein Jta= liener, der Verlagsort die französische Hauptstadt, das Blatt selbst aber ín englischer Sprache, und im- Ganzen auch mit überwiegend englischer Tendenz geschrieben is. Ju finanzieller Bezichung dürfte Galignani’'s Messenger deu bedeutentsten Organen der franzü= schen Presse an die Seite zu stellen scin. Vom 11. Februar an soll mm auch eine englishe Wochenschrift hier erscheinen unter dem Titel Paris and Conlinental Spectator, die sich mit Literatur, Kunst, Wissenschaft, Theater, Jagduotizeu, Eisenbahnwesen, Handel, Mauufakturen befassen will, und nebstdem jede Woche eine Uebersicht der wichtigsten Vorkomnuisse in Paris und auf dem Koutinent zu geben verspriht. Nah dem darüber erschienenen Programm soll diese Schrift hauptsächlih dazu dienen, den aus dem zunehmend freundlichen Ver= hältnisse zwischeu England und Frankreich bei beiden Völkern natür= licherweise erwahten Wunsch, sih näher und besser kennen zu lernen, zu befriedigen. Der Preis des Jahrganges ist für Paris auf 20, für die Departements auf 24, für Englaud auf 30 Fr. festgestellt.

x Paris, 21. Jan. Die gestrige Rede des Herrn Guizot hat der Debatte wieder jene Höhe, jenen Ernst gegeben, die fie seit einigen Tagen. verloren hatte, Herr Guizot hat sih abermals als Meister der Redekunst gezeigt, Was sind nun die unaufhörlichen Detail-Angriffe des Herrn Billault geworden? Herr Billault spricht außerordentlich viel und mít einer seltenen Zungengeläufigkeit und ift, man kaun ihm dies immerhin zugestehen, manchmal wibig, shneidend, scharf und glücklich in der Wahl seiner Worte; eine klare Darstellung ist ihm nicht abzusprehen, so wie er auch durch cin mehr als ge=- wöhnlich gutes Gedächtniß bei Entwickelung der Thatsachen, auf welche er seine Argumentation begründet, unterstüßt wird; aber troß alle dem blickt überall der Advokat dur, der als solcher plaidirt, Neben= dingen häufig die Bedeutung von Hauptpunkten beizulegen sucht, daraus die unerwartetsten Folgerungen zieht, die eben wegen des Unerwar=- teten, das sie charafterisirt, sogar manchmal Aufmerksamkeit erregen ; aber Herr Billault ist dessenungeachtet nicht der große Redner , als welcher er sich in der Kammer geriren möchtez er is eben so wenig ein gewandter, praktisher Staatsmann, er ist einer jener Plänkler, denen es vor Allem darum zu thun is, nur recht viel zu reden und von sih reden zu machen; er is ein Kämpfer auf dem parlamenta= rischen Wahlplabe, der als Hülfsgenosse wohl manchmal dem Führer seiner Partei Dienste leisten kaun, der selbst aber unfähig i}, die Führung zu übernehmen. Es geht ihm jener feste Takt, jene ruhige Haltung, jener sichere sharfe Blick, und vor Allem jeue höhere Aufs fassung der Dinge ab, welche Eigenschaften namentlich Herrn Guizot auszeichnen. Wenn man die Reden des Herrn Billault hört, machen sie einigen Eindruck durch eine gewisse Lebhaftigkeit, mit der sie vorge= tragen werden, und die Kammer schenkt ihm in der Regel ziemliche Aufmerksamkeit, ohne daß es ihm gelänge, sie je zu beherrschen ; wenn man sie aber liest, so drängt sich unwillkürlich der Mangel an allen höheren Jdeen auf, an einem allgemeinen leitenden Grundsatze, an den dann die Einzelnheiten sich anreißen und dem sie sich unterord= nenz wenn man eine Rede des Herrn Billault gelesen hat, \o hat man wohl eine Menge geschickt gruppirter Thatsachen die Musterung passiren lassen, aber diese lassen keinen bleibenden Total-Eindruck zu= rück, Es war daher sür Herrn Guizot etwas Leichtes, einen solchen Gegner zu schlagen. Herr Thiers will morgen selbst seine Batterieen eröffnen, und die Debatte wird also ein neues Juteresse gewinnen Herr Guizot wird die Entgegnung nicht fehlen lassen.

Grossbritanien und Irland.

London, 20. Jan. Jhre Kénigl. Hoheit die Herzogin von Cambridge und deren Tochter, Prinzessin Marie, sind von ihrer Reise aus Deutschland wieder zurückgekehrt.

Es besteht fast kein Zweifel mehr darüber, daß der Prozeß der Regierung in Jrland gegen O'Connell mit der Verurtheilung des Agitators enden wird, nachdem der General-Prokurator in seiner aus= führlihen Darlegung der Thatsachen, auf welche die Auklage ge= gründet is, erwiesen hat, daß die bestehenden Gesebe eine Verurtheilung auf Grund dieser Thatsachen bedingen. Die Rede des Herrn Smith zeichnet sich zwar nicht eben durch große Beredtsamkeit aus, aber sie ist klar, ausführlich und mäßig gehalten, und erreiht somit ihren Zwedckz namentlich muß der leßte Theil derselben die Jury überzeugen, daß die shuldgegebenen Verbrechen vorliegen, da hier aus den Reden des Agitators über die Zwecke der Repeal-Bewegung die ein Verbrechen in sih schließenden unzweideutigen Stellen hervorgehoben, kommentirt und als authentisch erwiesen werden. Solche Worte, wie sie O'Connell in den Versammlungen zu Roßcommeon, Mullaghmast, Tara 2c. gus= gesprochen hat, lassen keine falshe Deutung zu und wurden vom Ge= neral-Prokurator als verbrecherisch und geen fonstatirt. Wenn O'Connell z, B. gesagt hat, „es is so klar, wie die Sonne, daß wir F nirgend woher Beistand zu erwarten haben, wenn wir uns nicht f selbst Abhülfe verschaffen können““, oder „wir wollen die Repeal durh= F schen und bis zum leßten Mann uns erheben“, oder „die irländische F Armee is die tapferste, wenn sie aber gegen Jrlands Volk Krieg F führt, wird dies Land Weiber genug haben, um die Streitkräfte der F

Königin zu schlagen u. #, w.“, F folgerte Herr Smith richtig, # daß die Absicht vorhanden war, den Zweck der Repeal - Bewe= gung durch verbrecherische Mittel herbeizuführen, worauf sih ebenX die Anklage O’Connell’s wegen „„conspiracy“ gründet. Es ist shon® genug, das Schuldig der Jury zu begründen, wenn dieselbe nux 2 überzeugt wird, daß die Aufhebung der Union dur Einschü terung erzielt worden sei, da die Anklage auch auf Mißverhalten und Verz {wörung lautet, und es ist deshalb zur Unterstüßung der Anklage gar nicht nöthig, daß die Jury eine wirklihe Empörung in der Ab= sicht der Angeklagten vorausseßen muß. So G das Ende des Repeal = Prozesses wohl mit ziemliher Gewißheit voraus zu sehen, ob auch ebenso das Ende der Repeal - Bewegung, steht dahin. Der neue Lord-Mayor von Dublin, Herr Smith O'Brien, befanntes Parlaments-Mitglied für Limerick, der bis zur Verwerfung seines vorjährigen Antrages im Parlamente zur Verbesserung der ir= ländischen Zustände dem O'Connellschen Repealtreiben abgeneigt war, hat sih jeßt dieser Sache desto eifriger angenommen. Ein neuer Plan is von ihm dem Repeal-Vereine über die Art und Weise vor= gelegt worden, wie die Zwecke desselben ferner c iel werden follen. Er beabsichtigt, nicht in der bisherigen tribunicishen Weise O'Con- nell’s die Bewegung zu leiten, sondern alle Männer, welche dur Rang, Einsicht und politische R hervorragten, zu en und auf dem Wege der Petition an die Königin die legislative Trennung der Union zu bewirken, Die Times bedauert rshwendun von Kräften, welche ein so aufridtigee Patriot, wie Herr Smit O'Brien, vom Jrrthum befangen, für eine unmöglihe Sache auf- wendet. N Die Ausstreihung der Katholiken aus der Ges

Dublin hat in Glasgow, unter den dortigen zahli ge e Auscegung verursaht. Am 15ten fand unter

ishof Murdah in der Stadthalle eine große