1844 / 32 p. 2 (Allgemeine Preußische Zeitung) scan diff

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1s von Neumann von Berlin hier ein und seßte gegen 3 Uhr sene Res mittelst eines Extrazuges nah Riesa fort, von wo der-

elbe sich nach Jahnishausen zu einer daselbst vom Prinzen Johann

veranstalteten Jagd begiebt.

Baden. Karlsruhe, 27. Jan. (Nach bad. Bl.) Jn der gestrigen Sigung der zweiten Kammer wurde über verschiedene finan=- zielle An elegenheiten, namentli über die Voranschläge und Rehnungs- Ergebnisse des Justiz - Ministeriums aus den Jahren 1839 40 2c. vedaibelt. Es wurde beschlossen, eine Petition der Stadt Kehl über die Bestimmung des dasigen Eisenbahnhofes dem Ministerium zu überreichen und dieses zu bitten, den Bau einstweilen einzustellen.

Sachsen-Weimar. X Weimar, 29. Jan. Nachrichten Æ aus Gotha zufolge, sind Se. Durchlaucht der regierende Herzog von j sen-Koburg-Gotha, heute früh 64 Uhr, sanst verschieden.

Seit einigen Wochen waren wir ängstlich besorgt um unsere ge=- liebte und verehrte regierende Frau Großherzogin, welche wegen eines grippenhaft katarrhalishen Unwohlseins das Bett hüten mußte, Nach dem heutigen Bülletin is aber Besserung eingetreten, und wir hoffen, die hohe Frau bald wieder völlig hergestellt zu sehen.

Eine freudige Nachricht, die alle Bewohner des Großherzogthums mit den frohesten Hoffnungen erfüllt, ist die Gewißheit, daß Jhre Königl. Hoheit die Frau Erbgroßherzogin \ich in gesegneten Umstän= den befindet.

Oldenburg. Oldenburg, 27. Jan, Heute Nachmittag um 4 Uhr wurde Jhre Königl. Hoheit die Frau Großherzogin, nach Furzer, aber heftiger Krankheit, in Folge des Wochenbettes, den Jhri= gen durch den Tod entrissen. Der große \{merzliche Verlust, der hierdurh entsteht, wird von Allen tief empfunden, und die Bestürzung, die Trauer und die Klage sind allgemein. Schon hatte man der Hoffnung Raum gegeben, die Gefahr als überstanden betrachten zu dürfen, und um so zershmetternder trifft uun dieser Schlag. Wer Gelegenheit gehabt hat, das häusliche Leben der Großherzoglichen Familie zu beobachten, der wird die ganze Größe der Wunde, die dieser Tod unserem theuren Großherzoge, unserem verehrten Regenten-= hause \{chlägt, ermessèn können.

Holstein. Altona, 29, Jan. Unter dem 21sten is dem Geheimen Konferenz - Rath, Ober = Präsidenten Grafen von Blücher= Altona, erlaubt worden, das ihm von der Stadt Hamburg ertheilte Ehrenbürgerrecht anzunehmen, Ferner ist unter dem 17ten v. M. den Offizieren und der übrigen Besaßung, welche auf dem Wacht- \{hi}ffe bei Altona, während des Brandes von Hamburg, im Monat Mai 1842, stationirt waren, gestattet worden, die vom hamburger Senat für sie bestimmten Medaillen und Patente anzunehmen, so wie die Medaillen anzulegen und zu tragen. ; i

Das Ehren - Bürgerreht der Stadt Hamburg, von welchem in Obigem die Rede, is außerdem noch dem Bürgermeister Smidt in Bremen und dem Königlich preußischen Ober-Präsidenten Flottwell in Magdeburg , welche, wie unser Ober - Präsident, sich persönlih nah Hamburg verfügt hatten, um der vom Brande heimgesuhten Stadt Hülfe zu bringen, ertheilt worden. Es bildet mit den an die ver= schiedenen Staaten gerichteten Dankes - Urkunden und den an die Mannuschasten aus den Schwesterstädten, so wie aus Preußen, Han= nover und von hier vertheilten Medaillen, die Reihe von Ehren-Ge-= schenken, durch welche das dankbare Hamburg die ihm von auswärts in der Noth geleistete Hülfe anerkannt hat. Die Urkunde des Ehren= Bürgerrehts besteht in einem ges{chmackvoll verzierten Diplom auf

Pergament, welhem das, in einer aus dem unversehrt gebliebenen Holze des Rathhauses angefertigten Kapsel verschlossene, Stadtsiegel

angehängt ist. Oesterreichische Monarchie.

Wien, 23. Jan. (A. Z.) Unsere Kaiserfamilie is durch das in verflossener Nacht erfolgte plößlihe Hinscheiden der Erzherzogin Marie Karoline, erstgebornen Tochter Sr. Kaiserl. Hoheit des Erz- herzogs Rainer, Vice-Königs des lombardisch= venetianischen König- reis, in tiefe Trauer verseßt worden. Die verewigte Prinzessin war am 6, Februar 1821 geboren uud seit kurzem die verlobte Braut des Prinzen Eugen von Savoyen-Carignan. Sie wax schon seit längerer Zeit leidend, was auch die Ursache des mehrmaligen Aufschubs der Abreise der Erzherzoglihen Familie ist; allein, wenu das Uebel für eine \päte Zukunst Besorgnisse bieten mochte, so war man doch fürs erste feinesweges in Unruhe und auf eine so nahe Katastrophe durh- aus nicht gefaßt, Natürlich ist den kaum erst begonnenen Lustbarkeiten des Faschings in den höchsten Cirkeln durch diesen Trauerfall {nell ein Ende gemacht worden, wie auch der auf heute angekündigte große Ball bei dem englischen Botschafter bereits abgesagt is. Die beiden Kaiserlichen Hoftheater bleiben heute geschlossen.

Eine kroatishe Deputation aus Agram is dieser Tage hier an= gekommen, Jhre Mission bezieht sich auf den bekannten ungarisch- kroatishen Sprachenstreit.,

putiren. Auf die hin und wieder gemachte Bemerkung, diese beiden Theile ständen in keinem rechten inneren Zusammenhange, ist rihtig bemerkt wor- den, dies sei doch der Fall, denn der in jenem ersten Theil lächerlich gemachte Dionysos sei eben nihts Anderes, als eine Verspottung der ohnmächtig ge- wordenen Tragödie, die durch euripideishe Menschlichfeiten die großartigen Charaktere der mythishen Vorzeit nur verpfuschen konntez er liefert den faftishen Beweis von dem, was der Dichter beweisen wollte, daß die Tra- öbie gestorben und nur in der Unterwelt zu finden sei. Wenn übrigens üripides in den Schatten gedrängt wird, so sind doch auch die Mängel und Schwächen des bevorzugten Aeschylos nicht verhehlt, und Aristophanes stellt sich somit auf die chst e Höhe der Kritik, in der das Menschliche da r dem Auge entrtickt wird und nur die sittlich-religiöse Bedeutung er Kunst glänzt, „„_ Wir kommen nun zur Musik Commer's, Die Satyre, deren Macht sich über alle Künste ausdehnt, is nur vom Bereich der Musik ausgeschlossen, sofern wir den Begriff Satyre im engeren Sinne nehmen und darunter die horazische und juvenalische verstehen, Es giebt keine satyrischen Compositio- nen, und die Auffassung von Uhland's „Frühlingslied des Rezensenten ‘“ durch Schnyder von Wartensee ist nur ein kontrapunkftistisher Spaß. Mit der Chor-Poesie der aristophaneischen Komödien is es aber cin anderes; lehz- tere sind nämlich, was die äußere Form betrifft, ganz den Tragödien ähn- i, und die Chorlicder, welche sie enthalten, oft sogar von erhabenem Cha- rafter, Wo dieser nicht vorwaltet,, tritt das uthwillige, Schäkernde und amort ervor, das allerdings dem Bereich der Musik anheimfällt, B ur gan) e\onderes Element it in der aristophaneischen Komödie schon fter tragte Busit zugewiesen, daß lehtere, was wohl außer Zweifel steht, | che Chöre parodirte ; für uns ist dieser komische Genuß natürlich nicht mehr vorhanden, va jene Chormusik verloren gegangen. Die Komödie der Alten war mit Tanz durchweb, der sich oft zum künstlichen Ballet stei- erte, au mit Solopartieen untermischt war Än musikalischen Element ehlte cs also nit, und zwar am allerwenie{, | Ran erwenigsten in den „Fröschen““, die schon

Æ Bts en Thieren bd wit bunter Scenerie und reden- ne besondere Eigenthümlichkeit der alten Ko, i

d, i. die Ansprache des Chors an ‘die Zuhreo L nade Ta! Aufs

des Dichters, diesen Bl end, R Genen ertheilend, oder Betrachtungen

er Zeitverhältnisse anstellend, Die e Parabasen sind ernster und bemessener

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Russland und Polen.

St. Petersburg, 25. Jan. Se. Durchlaucht der- Land- graf Wilhelm von Hessen is am 21sten d. hier angekommen.

Frankreich.

Deputirten - Kammer. Sißung vom 24. Januar. Ueber die Organisation des Unterrichtswesens unter dem Kaiserreich und die darauf begründete jeßige Einrichtung desselben bemerkte der Minister des öffentlichen Unterrichts, Herr Villemain, in der Rede, womit er das Verlangen des Herrn von Carné nach vollkommener Greigebung des Unterrichts beautwortete, unter Anderem noch Folgendes :

Hat Napoleon, zum Nachtheil der intellektuellen Entwickelung des Lan- des, Neuerungen eingeführt? Sie werden hierüber urtheilen: Jm Jahre 1801 giebt er das Konkordat, im Jahre 1802 die organischen Ärtikel die- ses Konkfordats, im Mai 1802 das Gescß, welches ein großes Unterrichts- Svstem, unter der Aussicht des Staats, organisirt; im Jahre 1806 endlich die Organisation der Universität, welche den Zweck hatte, zugleich den Un- terriht und die Erziehung wiedéèr zu heben. Und hier muß ich eine große Thatsache berühren, welche dem vorigen Nedner gänzlich entgangen zu sein scheint; ih meine die Nothwendigkeit, die Erziehung in Verhältniß mit dem Zustande der Gesellschast zu seyen. Die (Gesellschaft hatte sich säkularisirt, die Erzichung mußte weltlich werden und doch religiós und moralisch bleiben, Hat das Dekret von 1806, wie man dies ge- sagt hat, cine Körperschaft von mönchischen Laien konstituirt? Es be- steht ein ausdrüliher Text, welcher sagt, daß die Professoren verhei- rathet sein können, daß sie aber dann im Allgemeinen nicht die Universitäts- Anstalten bewohnen sollen. Dies is Alles, Seicn wir daher nicht unge- recht gegen die Vergangenheit. Zu welcher Zeit ist die Universität für un- zureichend gehalten worden? Zu einer Zeit, an welche wir nicht gern er- innern, im Jahre 1815 nämli, wo man die Männer, weldc am meisten für unseren National -Ruhm gewirkt hatten, verfolgte. War ein Grund, cin Vorwand zu diesen Beschuldigungen vorhanden? War das Institut der Universität seiner Aufgabe niht gewachsen? War cs nicht der Ver- besserungen fähig? Hat es deren nicht hon cine große Anzahl empfan- gen? Verwirklicht es deren nit jeden Tag cine? Es lag, ich gestehe es, eiwas zu Gebieterisches, zu Miitairisches in dem Svstem unserer alten Collége’s, etwas zu Beschränktes in dem Unterricht. Diese Nachtheile wa- ren nicht der Universität eigenthümlich, sondern sie rührten aus dem Wesen der ruhmvollen und mächtigen Negierung her, welcher sie ihren Ursprung verdankten, Wollen Sie davon einen Beweis? Jh werde Sie mit ciner Note bekannt machen, welce der Kaiser eines Tages diftirte und die sorgfältig in den Registern der Universität aufbewahrt worden ist, „Die Universität“, sagte der Kaiser, „ist niht herrschend genugz sie reprä- sentirt nicht thätig genug die Macht des Kaiserreichs und die Einheit Frank- reichs, Man muß die Privat-Jnstitute schließen, bis jedes Lyceum dieje- nige Anzahl Pensionaire hat, die es aufnehmen kann, Diese Aufbebung muß so geschchen, daß man mit den schlecht organisirten Anstalten beginnt; denn was gut is, muß beibehalien weiden.“ Wohlan, meine Herren, diese Note wurde an die Universität, in das Conseil gesandt, in welchem Cuvier und andere Männer saßen, die sich unter verschiedenen Gesichtspunkten mit allen sozialen Verbesserungen beschäftigten; und als man ihnen dieselbe mit- theilte, antwortete man, daß dem nicht so wärez die Universität müsse ein Uebergewicht, aber lein Monopol ausüben; man müsse den Erfolg der Konkurrenz selbst abwarten. Scitdem hat die Universität die Zahl der freien Zöglinge sich beständig vermehren sehen, Unter 53,000 Zöglingen zählt man 19,500 Pensionaire. Kann man also be- haupten, daß das Familienreht unterdrückt sei? Das Aeußere des Kaiserlichen Svstems ist zwar beibehalten worden, aber in der Praxis traten große Milderungen ein, So 3, B, is die Verbindlichkeit für die Privat - Unterrichts - Anstalten, ihre Zöglinge den Colléges zuzusenden, damit sie deren Kursus auch durhmacben, ganz besonders beschränkt wor- den, Unter 1000 Instituten oder Pensionen sind 700, welche sih an diese Colléges nicht anschließen, Ferner kommen die meisten Externen nicht aus der Privat-Anstalt, sondern aus dem älterlichen Hausez sie werden von ihren Aeltern gesandt, folglih kann man nicht sagen, daß das Recht der Fami- lienväter unterdrückt wurde. Allerdings sind die Universitäts-Einrichtungen noch der Verbesserung fähig; allein diese sollten den Traditionen der alten Parlamente, jener ängstlihen Wächter über bürgerliche und religiöse Frei- heit, nicht einer sophistishen Doktrin entnommen werden, welche die entge- gengescßten Grundsäße unter einander mengt und das gemeine Recht zum Vortheil des Mißbrauchs und des Privilegiums ausbeutet.

Sibung vom 25. Januar, Die Diskussion über den zwei- ten Theil des siebenten Paragraphen in Bezug auf den Unterricht wurde fortgeseßt.

Herr von Tracy erklärte sich für die Freiheit des Unterrichts. „Der Art, 69 der Charte““, sagte er, „ist nicht wie ein Wunsch formulirt, er legt vielmehr cine Verpflichtung auf, Diese Freiheit ist aus demselben Grunde und eben so nöthig, als die anderen. Alle Freiheiten verketten , verbinden sich, Mit den Ausnahmen verhält es sich eben soz und durch diese gelangt man zum Despotismus, Die Freiheit des Unterrichts is so wesentlich, wie die Freiheit des Gewissens, wie die Freiheit der Presse. Sie siud alle nur die Elemente der Freiheit des Gedankens, welche das Ziel aller freien Ver- fassungen is. Der Herr Minister und die Kammer scheinen die Details dieser Frage auf den Augenblick hinausschieben zu wollen, wo der Gescy- Entwurf über den Secundatr - Unterricht vorgelegt werden soll, Jch bin damit cinverstanden ; mein Zweck war nur die Erklärung, daß der betref- fende Artikel der Charte im liberalsten Sinne abgefaßt ist.“

Herr Nisard: Jh wünsche, daß in Betreff des Unterrichts keine Neuerung cingeführt werde, daß die Universität fortbestehen möge. Es han- delt sih hier um ein offenbares Bedürfniß, das Jedermann fühlt, Das Recht, in den Unterricht einzugreifen, hat dem Staate stets zugestanden. Die

Art und streifen {hon an die Lehrpoesie, Sie wurden gegen die Mitte des Stücks gesprochen, wenn die Bühne leer war, doh mit eingeflochtenen Ge- sängen. s i Rote Commer hat die Schwierigkeiten, die sich ihm bei Lösung seiner Aufgabe entgegenstellten, scharf ins Auge gefaßt, dabei aber sowohl dem wissenschaftlichen Jnteresse, als den ästhetishen Ansprüchen, nach Lage der Sache ziemlich Genüge gethan. Die Auffassung einer solchen Arbeit zeugt vor Allem von künstlerisher Uncigennügzigkcit, da hierbei gleich ‘von vorn auf den Beifall des großen Publikums Verzicht geleistet und mit Hintan- seßung aller jeyt bekannten Mittel hauptsächlich das Historische möglichst im Auge gehalten werden mußte, ;

Die griechische Musik, oder die Musik der alten Griechen, bestand, so viel wir davon wissen, aus einer streng rhythmisch gegliederten Recitirung des Textes, die Melodie entstand aus dem Rhythmus, Zur Begleitung diente ihnen die Flöte und die Lyra. Will man sich nun eíne Veranschau- lihung machen, wie eine Musik der Art gewirkt haben fann, so is das erste Erforderniß, auf alle Mittel der Jeytzeit zu verzichten und dahin zu stre- ben, das rhythmische Element als Hauptbasis vorwalten zu lassen, Commer hat es sich zur Aufgabe gemacht, die Chöre im Rhythmus des Versmaßes mit Musik zu begleiten, und zwar in der Art, daß der Chor auch nöthigen Falls nur gesprochen werden darf und die Musik doch dazu passen muß, Da wir von der Harmonie der Griechen nichts kennen, so hat er zugleich versucht, einen Theil der Chöre im Einklange zu segen; die mehr- stimmigen Chöre sind ebenfalls streng rhythmisch gehalten, und die Harmonisirung ist nur deshalb dabei, um einer Monotonie vorzu- beugen, Was die Begleitung betrifft, so is das Streben unverkenn- bar, mit möglich geringen Mitteln eine möglichst große Wirkung zu erzie- lenz sodann wurden nur jene Justrumente benußt, die si so viel als mög- lih im Alterthume nachweisen lassen. Die Lyra wurde durch die Harfe er- seßtz die Flöte, als das befannteste Jnstrument der Alten, hat fortwährend die Melodie des Chores mítzuspiclen, Die übrigen Instrumente bilden leihsani die Leinwand zu diesem Tongemälde: sie treten daher nicht selbst-

ändig hervor, sondern umgeben das Ganze nur wie ein Gedanke. Ge-

wählt sind“ dazu abwechselnd Hörner uud Posaunen. Leßtere mit besonde- rem Fug, da vielleicht kein Blas - Jnstrument mehr Klang - Effekte zu erzeu- gen im Stande ist, als die Posaune.

Die Begleitung der Antistrophen geschieht bei Commer nur mit Be-

Geschichte des öffentlihen Unterrichts in Frankreich zeigt, wie der Staat auf dieses sein Recht, eines der natürlichsten Attribute der öffentlihen Macht, immer eifersüchtiger wird. Es arbeiteten: bald die Könige, dur Statuten, bald die Parlamente, durch Beschlüsse, darauf hin, daß die Gleichförmigkeit des Unterrichts hergestellt würde. Die Organisation des Unterrichts hat dieselben Wechscl bestanden, wie unsere politishe Einheit. Warum sollte der Staat, den wir zur Leitung der bürgerlichen , politishen und fommer- ziellen Jnteressen, von denen die Nationen ihr Bestehen ableiten, geeignet halten, nicht auch im Stande sein, das wichtigste aller Jnteressen, das Jn- teresse der Zukunft, den öffentlichen Unterricht, gleichfalls zu reguliren ? Wie fönnte der Staat, wie er heutzutage von der öffentlihen Gewalt unter der Kontrolle einer freien Presse repräsentirt wird, zugeben, daß es außer ihm, in dem, was den Unterricht betrift, eine sicherere Weisheit geben könne, als die seine? Der Unterschied zwischen Unterricht und Enlcbang, den man aufstellen will, ist nicht vorhanden. Während des literarischen Unterrichts hat der Professor tausend Gelegenheiten, moralische Maximen aufzustellen, welche den Zögling auf die Pflichten gegen den Staat, gegen die Familie vorbereiten, Die Professoren sind meistens verheirathet, sie sind Familien- väter, gute Bürger, Niemand also kann die Jugend zu den bürgerlichen und politischen Pflichten besser heranbilden,

Herr Dupin: Man hat im Namen der Religion eine Art von Krieg gegen den moralischen Theil der Universität eröffnet, um ihr Anschen in den Augen der Familienväter zu zerstören, Dies is eine bloße Wiederho- lung früherer Angriffe, bei denen man si der unverantwortlichsten Mittel bediente, Was läßt sich, frage ih, in moralischer Hinsicht, gegen eine An- stalt sagen, welche Männer wie Gerson, Nicher und Rollin uuter ihren Häuptern zählte? Und doch greift man sie an, und stets unter dem Bor- wand der Freiheit und der freien Konkurrenz, welhem nur das Verlangen uach Herrschaft zu Grunde liegt, Zum Beweis, daß keine Unterrichts-Än- stalt, so vollkommen sie au war, jemals feindseligen Angriffen entgehen fonnte, weise ich nur auf Port Royal hin, welches das religiöseste Institut war. Dennech ruhten seine Gegner nicht eher, bíîs sie die Jansenisten von dort vertricben und ihre Wohnung geschleift hatten. Aber dies geschah aus herrschsüchtigem Geist, der sich unter dem Namen der Konkurrenz verkappte. Die Engländer haben, wie Sie wissen, eine schr feine parlamentarishe Sprache, mit welcher sie, felbst der Krone gegenüber, Alles sagen und zu verstehen geben, was sie wollen. Als nun König Ja- fob I. dem Pailamente nicht aufrichtig erschien, und man ihn für einen geheimen Begünstiger des Papstthums hielt, da beschuldigten ihn die Eng- länder, zu höflich, um ihn für unredlih zu erklären, einiger Un- aufrichtigkeit. (Gelächter.) So möchte auch ih sagen, daß sich die- jenigen, welhe im Namen der Freiheit dic Universität angreifen, einiger Unaufrichtigkeit \{uldig machen. (Neues Gelächter.) Was man verlangt, das fordert man nicht im Juteresse des Episkopats, auch nicht in dem der niederen Geistlichkeit, die sich stets durch gute Werke auszeichnet; sondern es haben einige Bischöfe die Schwäche auf Einge- bungen, die niht von der Geistlichkeit herrühren, einzugehen, Es giebt allerdings Unterrichts-Anstalten für religiöse Erziehung, die Seminarien, welche für den Klerus das sind, was die polytechnishe Schule für den Staatsdienst, oder die Marine-Schule sür das Scewesen, oder die Gewerb- Schulen für die Verbesserung der Jndustrie, Jndeß möchte ih dech keines- weges rathen, diese religiösen Anstalten der Aufsicht des Staats zu ent- zichen, Wenn man die bestehenden Geseye angreift, so geschieht dies, behaupte ih, nur zu Gunsten der Congregationen, Nun sagt man, diese Congregationen düiften nicht größere Beschränkungen erleiden, als andere Vereine, Hierauf erwiedere ih jedoch, daß jeder Verein der Erlaub- niß der Regierung bedarf, welche diesclbe ertheilen oder versagen kann, Das einzige jeyt gegen die Congregationen bestehende Gesep_ ist das, welches Mönchsklöster verbictct, Wenn man also die Mönche in Frankreich wieder dulden wollte, so müßte ein Gese dieserhalb gegeben werden. Keine Con- gregation darf ungestraft thun, was das Geseh verbietet, So darf fein Vermächtniß zu Gunsten einer Congregation gemacht werden, sondern man muß es auf irgend eine audere Person einschreiben lassen, welche die Stelle der Congregation vertritt, Die berüchtigte Gesellschaft der Jesui- ten is es besonders, welche mit dem Verlangen nach Unterrichts - Freiheit auftritt. Sie wollen nur, daß man sie nicht hindere, daß man sich nicht in ihre Sachen mische, daß man ihnen nur das Recht, zu lehren, gebe. Diese Leute aber, die gern wieder den Unterricht der Jugend in ihre Hände be- fommen möchten, ‘stehen unter dem Befehl eines fremden Oberhauptes, dem sie cinen Eid leisten, welcher ihnen auferlegt, dem Willen desselben so ge- horsam zu sein, wie ein Blinder dem Stabe, der ihm zur Leitung auf sei- nem Pfade dient, Der öffentliche Unterricht, wie diese Leute ihn verstehen, ist das völlige Gegentheil von dem, was jeder Freund seines Landes wün- schen muß. Der Artikel 69 der Charte hat ein Geseß übcr den öffentlichen Unterricht versprochen, und wir haben bereits das über den Primair-Unter- richt erhalten, welches die besten Früchte getragen hat. Jett soll der Se- fundär-Unterricht an die Reihe kommen, Ohne Zweifel war jenes Verspre- chen der Charte ein Freiheits-Versprechen, aber wenn man darin das Recht erblicken will, die Kinder im Widerspruch zu den Bedürfnissen der gesell- schaftlichen Ordnung zu erziehen, wenn man irgend etwas Anderes erwar- tete, als sub lege libertas, so hat man sich schr getäuscht, Jch für mein Theil kenne keine andere Freiheit, als eine solche, welche durch Geseße bc- schränkt und geordnet ist, Das zu gebende Geseß wird also eben so sehr ein Geseß der Freiheit, als ein Gesey der Regierung sein. Der allge- meine Unterricht im Staate muß von Laien ausgehen, denn die Gesell- haft braucht nicht blos Priester, sondern auch andere Mitglieder, die zu allen öffentlihen Functionen geeignet sind. Es muß also ein dem angemessenes Unterrichts - System geben, und dieses Prinzip findet sich in der Universität. Selbst unter dem alten Negime hielt man den Laien - Unterricht für nöthig, um Bürger für den Staat zu bilden, Die Geistlichkeit bildet allerdings einen wesentlichen Theil in dem Ruhm und der Wohlfah1t eines Volkes, wenn sie sih weise und geseylich verhält; aber in das bürgerliche Leben einzudringen, darf man ihr nicht gestatten, Die ranzosen sind ein religiöses Volk, aber der Herrschast des Klerus werden

gleitung der Flötez dieselbe spielt die Melodie der Strophe und der Redner spricht dazu streng rhythmisch den Text. Was die Tonarten anbelangt, so sind so viel als thunlich die alten beibehalten und vorzugsweise die dorische und äolische benugzi. E :

Die Einleitung (D-moll) soll eben nur eine Einleitung sein; es tre- ten in derselben diejenigen Justrumente auf, welche im Verfolg der Hand- lung mitwirfen z die Flöten haben eine kleine Melodie im Rhythmus der Chôre ; die Posaunen, Hörner und Harfen bilden nur die Begleitung, Der erste Chor i der der Frösche mit dem uns von der Schule her in den Ohren flingenden Boezezexës xoai x0. Die Singstimmen, Soprane, gehen im Einklange, die Flöte spielt die Melodie mit, cine Oboe und eine Klarinette führen die Mittelstimme aus, und das Horn als Grundron (gleichsam einen großen Frosch andeutend) hat dur den ganzen, aus mchr als 300 Taften bestehenden Chor aus dem einen Tone g zu blasen. Ver zweite Chor in H dur, der dritte in C-dur, der vierte in D, der fünfte in B-dur und der sehte in A-dur sind vierstimmig, die E) ene abwechselnd aus Hörnern, Posaunen und Harfen, 2 in Min Arta

i ie S i ver siebe / auch bei allen anderen die Melodie. Der s in bar dorischen, der elfte

der achte in der äolischen, der neunte 1 ; Ae : O S ' find im Einklange gescbt , hier tritt die ganze in der äolishen Tonart sind im indem die Begleitung nur in

T nts hervor, ibi UeR Ufforver ius Mie dazu bildet, Der zwölfte Chor A-dur und

i P ind wieder vierstimmig, der vierzehnte und funf- De ite R S der sehszehnte und siebzehnte in F-dur vierstim- mig. 1

iele sind streng vermieden, j gs Abaescban a der Schwierigkeit der Arbeit, hatte die Ausführung selbst,

hon durch die Ungewöhnlichkeit der tonlichen Auffassung, ihre Klippen , die

jedo mit sicherer Hand umschift wurden. Um so anerkennenswerther sind“

bei den wenigen Proben, welche stattfinden konnten, die Leistungen der Míit- wirkenden und namentlich die der Fnstrumentisten, welche Nichts zu wünschen übrig ließen.

T OO Atrlepung, wonach die „Frösche“ gelesen wurden, war von Pro- fessor Franz, es herrschte in der Versammlung nur Eine Stimme über die Vorzüglichkeit derselben, u,

——“

Die Chöre stören die Handlung durchaus nicht; alle Vor-, Zwischen-

sie sich nicht unterwerfen. Frankreich wünscht ein Geseg über den Sekun- där-Unterricht, welches alle mögliche Freiheit gebe, aber es will nicht, wie der Minister des öffentlichen Unterrichts sehr richtig bemerkte, daß religiöse oder andere Spekulanten sich gleichsam durch Spalten des Geseyzes in die Unterrichts - Function einschleihen möchten. Wir vertheidigen die Univer- sität gegen den Klerus, wie wir den Klerus gegen dic Universität verthei- digen würden, wenn diese ihn angriffe,

Herr O. Barrot machte bemerklich, daß weder die Thron-Rede, noch die Adresse der Entscheidung der Unterrichts - Frage irgendwie vorgegriffen hätten; er rieth daher auch der Opposition an, daß sie dics niht thun möchte z seiner Meinung nach könnten die verschiedenen vorgeschlagenen Amendements dem Zweck nur hinderlich sein, den sie zu erreichen beabsichtigten ; er empfahl daher scinen Freunden, ihre Amendements zurückzunehmen und die Minister ihren Geseß-Entwurf auf ihre eigene Verantwortlichkeit cinbringen zu lassen z f für sein Theil wollte jedenfalls für den Paragraphen der Kommission

immen,

___ Herr Bouillaud hielt diese Ansicht für berüsichtigenswerth, meinte jedoch, daß man wenigstens statt des Ausdrucks „Willen der Charte“, hätte „Versprechen der Charte“ sagen sollen. Ucbrigers wünschte er von dem Kultus - Minister einige Aufschlüsse über dcn zwischen dem Klerus und der Universität s{chwebenden Sireit zu erhalten.

Herr Martin du Nord, der Kultus - und Justiz - Minister, sagt, daß er die Tribüne schon eher bestiegen haben würde, wenn er nicht fo ausgezeihneten Rednern, wie die Herren Villemain und Dupin es seien, den Vorrang hätte lassen wollen. Man hat, sagte der Minister dann, von dem despotischen und herrschsüchtigen Geist des Klerus gesprochen und dies sowohl von dem Klerus vor der Revolution, von 1789, wie von dem heutigen, ausgesagt. Aber Sie wissen, meine Herren, daß der Klerus heut-

zutage nicht mehr die Besorgnisse cinflößen kann, wie vor 1789. Damals war er ein Stand ím Staate, er besaß eine unermeßliche Dotation, er nahm Theil an den Rathschlägen der Krone, und noch aus anderen Grün- 2 den hatte er unter ciner unumschränkten Monarchie eine unbegränzte Ge-* walt. Jetzt is dies Alles anders; die Dotation existirt niht mehr, der? Klerus hat fein Privilegium, seine Mitglicder sind nur noch chrenwerthe? e können also nicht mehr zu den Besorgnissen An

und geachtete Bürger , si laß geben, wie in anderen Zeiten, Wenn die Geistlichkeit jeßt zu frühere Mißbräuchen zurücfchren wollte, so würde die Presse dies sogleich rügen man würde auf dieser Tribüne dagegen auftreten, und es müßte ein Endé nehmen. Man hat au wohl die Auklage der Herrschsucht zu leihthin gegen die Bischöfe erhoben. Jch kaun wenigstens versichern, daß dem hohen Würdenträger, der an der Spiße des französischen Klerus steht, ein fol- cher Gedanke mit Unrecht zugeschrieben wird, (Zeichen des Zweifels auf der linken Seite.) Allerdings hat sich eine Anzahl von Geist- lichen, aber eine sehr geringe im Vergleiche zu dem ganzen Klér: s, leidenschaftlih und ungerecht vernehmen lassen, Aber man darf diese That- sache durchaus nicht zu einer allgemeinen machen, Unter 80 Bischöfen ha- ben fünf ihre Ansichten über den öffentlichen Untcrricht publizirt, Auch dle anderen haben Alle diesem Gegenstande ihre Aufmerksamkeit gewidmet und ihre Meinung darüber geäußert, sie haben dieselbe aber nux privatim derx Regierung zukommen lasscn, wozu sie berechtigt waren. Wie könnte map der Geistlichkeit ein Recht nehmen wollen, welches sie mit allen anderen Bürgern theilt, wenn dasselbe nur in den gehörigen Gränzen ausgcübt wird, Die Regierung ist entschlossen, unaultorisirte Gemeinschaften niht an dem öffentlichen Unterricht Theil nehmen zu lassen. Sie dürfen dies jezt nicht, und die Universität wird dafür sorgen, daß sie es in der Folge eben so wenig dürfen. Jch kann versichern, daß die Negierung stets die größte Wachsamkeit über die kleinen religiösen Unterrichts - Anstalten ausgeübt hat, in denen junge Leute zu Priestern gebildet wer- den. (Wiederholte Zweifel auf der linken Seite.) Es wundert mich, dies bezweifeln zu hören, denn ich kann die Wahrheit meiner Erklä- rung durch Thatsachen beweisen. Die Kammer wird sich erinnern, daß die Verordnung vom Juli 1828 alle Mitglieder unautorisirter religiöser Con- gregationen von der Theilnahme an dem öffentlichen Unterricht ausschloß. Als nun das jeßige Ministerium seine Verwaltung begann, glaubte es, jene Verordnung von neuem einschärfen zu müssen, und es hat dies im Mai 1843 durch ein Cirkular gethan, Hiernach wird man die Absichten des Ministeriums unmöglich mißdeuten können.

Herr Jsambert wollte jedoh nit zugeben, daß jenc Verordnung streng beobachtet werde, sie sci im Gegentheil in sebr vielen Diözesen un- ausgeführt geblieben, so wie denn {hon im Jahre 1828 der Erzbischof von Toulouse mit den Worten Etiamsi omnes, ego non dagegen protestirt habe. Der Redner ging dann näher auf das ein, was er als Mißbräuche des Klerus bezeichnete. Er behauptete sogar, daß nah dem Jahre 1830 ein französischer Bischof cine neue Ausgabe gewisser religiöser Schriften ge- nehmigt habe, in deren ciner gesagt sei, daß man cinen Mord begehen dürfe, wenn Gott es befehle, und daß ein Oberst an der Spitze seines Ne-

iments cher desertiren, als Befehlen gehorchen dürfe, die dgen Gottes Willen wären. Einige in diesen Schriften enthaltene Lehren, behauptete er, seien so abscheulich, daß man sie auf dteser Tribüne gar nicht nennen könne ? Er {loß mit der Anempfehlung, daß alle Religionsbücher unter Aufsicht des Staats gestellt, und alle kleinere Unterrichts - Anstalten streng von der Regierung in Zucht und Ordnung gehalten werden möchten.

Nachdem hierauf der Kultus-Minister, ohne gerade auf die Behauptungen einzugehen, welche der vorige Redner hinsichtlich ge= wisser unmoralischer Schristen und Lehren aufgestellt, im Uebrigen den Ansichten desselben über die Gesinnung der Geistlichkeit entschieden entgegengetreten war und nohmals die Versicherung gegeben hatte, daß die Verordnung von 1828 durchaus beobachtet werde, und daß die Regierung Alles thue, um etwaige gesebwidrige Handlungen von Congregationen oder einzelnen Individuen in Religions= und Unter= rihts-Angelegenheiten zu verhindern, wurden sämmtliche zu dem 7ten Paragraphen vorgeschlagenen Amendements von ihren Antragstellern zurückgenommen und auch dieser Paragraph von der Kammer unver=

ändert genehmigt.

Paris, 26. Jan. Die Armee hat wieder einen ihrer alten berühmten Krieger verloren. Der Marschall Drouet, Graf von Erlon, Pair von Frankreich, ist gestern früh in Folge eines mehrsährigen fatarrhalishen Leidens hier in Paris gestorben, Er hatte ein Alter von 78 Jahren erreicht. : :

Das Journal des Débats triumphirt darüber, daß während der ersten zchn Sibßungen bei der Adreß = Diskussion das Ministerium allen Angriffen mit einem seltenen Talent die Spiße geboten habe, obgleich seine Gegner sich die Einen auf die Anderen gestüßt, obgleich die Amendements und die Fragen sih vervielfältigt und die Diskussion jeden Augenblick eine andere Gestalt angenommen. Aus den Bemer- kungen dieses Blattes über die Unterríchts-Debatte ist hervorzuheben, daß es dabei nicht vollkommene Uebereinstimmung mit dem Kultus Minister, Herrn Martin du Nord, zeigt, wonach es wahrscheinlih wird, daß das Gerücht niht Unrecht hatte, welches behauptete, daß dieser Minister in dem Streit zwischen Klerus und Universität seinen an- deren Kollegen in ihren Maßregeln gegen die Angriffe der Bischöfe mit einigem Widerstreben gefolgt sei. Das ministerielle Blatt sagt nämlich, wenn Herr Zsambert in seinen Anschuldigungen gegen die kleinen geistlichen Seminarien und gegen die religiösen Con- gregationen zu weit gegangen sei, Herr Martin seinerseits dagegen vielleicht in seinem Vertrauen zu diesen Anstalten und Vereinen etwas zu weit gehe, und daß ihm zu rathen sei, in seiner Wachsamkeit niht nachzulassen, sich durch trügerishen Schein nicht täuschen zu lassen, sondern sich vielmehr einige der Bemerkungen des Herrn Jsambert zu Nuzte zu machen.

Der neu ernannte Finanz-Agent der spanischen Regierung in Paris, Herr Ferrere, hat Folgendes zur öffentlichen Kenntniß ge= braht: „Der spanishe Finanz- Agent in Paris benachrichtigt die spanishen Staatsgläubiger, daß die Regierung Jhrer Majestät ange- legentlichst damit beschäftigt ist, ihre Lage zu bessern und zugleich mit der moralishen und materiellen Ordnung des Landes eine neue Vertheilung der Abgaben zu begründen, wodurch sie sich in den Stand geseht sehen wird, einen Theil der Einkünfte zu Gunsten der

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National =Gläubiger, sowohl der Besiber der 3pCt., als der 5pCt., zwischen welchen die Regierung keinen Unterschied macht, zu verwen- den. Die Regierung erkennt an, daß alle Gläubiger dieselben An- sprüche haben, und hofft dieselben Gefühle der Reziprozität und Ge- rechtigkeit bei allen Personen zu finden, welhe dazu berufen sind, ihre Bestrebungen zu unterstüßen.“

Herr Brunet hat als General-Konsul der texianishen Republik in Paris das Exequatur des Königs erhalten,

J Paris, 26. Jan. Wie. vorauszusehen war, i gestern der Paragraph über den öffentlichen Unterricht mit großer Majorität an- genommen worden, und heute sonach fam der achte, neunte und der leßte Paragraph, das Verhalten der legitimistishen Deputirten be- treffend, an die Reihe. Wie Sie wissen, sind eine große Anzahl von Amendements zu demselben von Mitgliedern der vershiedenen Nüan- cen der Opposition, und je uach der politischen Farbe des Mannes, von dem jedes Einzelne ausging, mehr oder minder energisch, aber alle hinter den sharfen Ausdrücken des ursprünglichen Paragraphen im Adreß-Entwurf selbst weit zurückbleibend, in Vorschlag gebracht worden, Voraussichtlich werden mehrere davon schon im Laufe der Diskussion zurückgezogen werden, deren Urheber sich anderen Amen- dements anschließen. Den Legitimisten is es vor Allem darum zu thun, das Wort llétrit, wodurch ihr Benehmen gebrandmarkt wer- den soll, zu beseitigen, und darauf werden die Bemühungen der bei- den von dieser Partei ausersehenen Vorkämpfer, der Herren Berryer und Bechard, hauptsächlich hinzielen. Wie zu erwarten stand, waren heute die Tribünen, auf welhen das Publikum in den leßten Tagen weni= ger zahlreih gewesen war, wieder mehr als je gefüllt, Gegen 2 Uhr begann die Sibung. Man bemerkt, wie Herr Berryer die Bänke der äußersten Rechten und Linken durcheilt und mit den Herren Cremieux und von Lamartine sih lebhaft bespriht. Ju der Vertiefung rechts bemerkt man eine Gruppe von Deputirten der Rechten im Gespräche, darunter erkenne ih Herrn von Larcy, den Herzog von Valmy, den Grafen Laroche =Jacquelin und Herrn Blin de Bourdon, sie Alle waren in London bei dem Herzog von Bordeaux gewesen. Der Prä- sident liest den Paragraph 8 des Adreß - Entwurfs, betreffend die Vermählung des Prinzen von Joinville, der ohne Diskussion ange= nommen wird, Bei Paragraph 9 über Algier erklärt Herr Gu stav von Beaumont eine erschöpfende Diskussion über Algerien für noth=- wendig; da aber die Frage bei den Supplementar= Krediten für Algier ohnedies zur Sprache komme, so wolle er seine Bemerkungen darüber vertagen, Der Paragraph wird sofort angenommen. Der Präsident verkündet, daß man nun beim leßten Paragraphen angekommen und daß der Verfasser des Entwurfs das Wort verlangt habe. Allgemei= ner Ruf: Ruhe! Ruhe! Herr Stk. Marc Girardin ergreift das Wort, um der Kammer Rechenschaft zu geben über die Berathungen und den Beschluß der Kommission hinsichtlich des lebten Paragraphen. Sie habe pflihtgemäß die allgemeine Politik und die sih daran knüpfenden individuellen Akte richten zu müssen geglaubt, aber feine Untersuchungs - Kommission über das Benehmen einiger Individuen vorschlagen wollen, Sie glaubte, eine Partei habe einen Prätendenten proklamiren, eine Fahne der anderen, einen König einem Könige, eine Regierung einer Regierung, mit einem Worte das Prinzip der Legiti= mität dem der National-Souverainetät entgegenstellen wollen. Deshalb habe die Kommission in ihrem Paragraphen die National-Souverainetät proklamirt. Jndem sie dem Eid ihre Huldigung gebracht, habe sie ge- wissen Oppositions-Organen antworten zu müssen geglaubt, nach wel hen der der National - Souverainetät geleistete Eid nicht verbindliche Kraft habe, nicht so heilig \ci, als ein anderer. Die National-Sou= verainetät sei aber kein Prinzip, das den Cidbruch heilige. Die Kommission habe in der Versammlung zu London Thatsachen gesehen, welche das öffentlihe Gewissen tadle, und welche sie habe brandinar= fen (flétrir) müssen. (Beifall.) Daher schlage sie vor, den Para=- graphen so zu fassen: „Ja, Sire, Jhre Samilie is wahrhaft natio= nal, Zwischen Frankreih und Jhnen is das Bündniß unaguflösbar. Jhre Eide und die unsrigen haben diese Vereinigung besiegelt. Die Rechte Jhrer Dynastie bleiben unter die unzerstörbare Bürgschaft der Unabhängigkeit und der Loyalität der Nation gestellt, Die Rechte Ihrer Dynastie sind auf das unverwüstliche Prinzip der National-= Souverainetät gegründet. Das öffentlihe Gewissen brandmarkt straf=- bare Manifestationenz unsere Juli=Revolution hat in Bestrafung des Eidbruches bei uns die Heiligkeit des Eides geweiht.“ Herr Bechard bekämpft den Paragraphen und beschwört dic Kammgax, sih nicht fort- reißen zu lassen, der ihr vorgeschlagene Akt sei ernst, er erinnere an

marke nicht ungestraft eine ganze Partei, seine Kollegen, denen man täglich die Hand drücke, Welche Tage würden einer ganzen Seite der Kammer durch Aunahme des Paragraphen bereitet? Bereits sei das Geseß in der Sache des Herrn Defontaine verleßt wor= den. Herr Dupin (bekanntlih General - Prokurator am Cassations= hofe) sagt, der Cassationshof habe die Veröffentlichung des Urtheils gegen Herrn Defontaine verweigert, au er habe es uicht mitgetheilt, die Veröffentlichung sei ganz allein vom Minister der Justiz ausge-= gangen, der sich zu entschuldigen wissen werde. (Bewegung. ) Herr Odilon Barrot erklärt dies für beispiellos, Der Minister der Justiz vertheidigt sein Recht der Veröffentlichung des Requisitoriums. Nachdem dieser Zwischenfall beseitigt, spricht Herr Demousseaux de Givré gegen Herrn Bechard. Als ih die Kammer verließ, nahm Herr Berryer unter großer Aufregung das Wort. Man glaubt, die Diskussion werde heute zu Ende kommen,

A Paris, 26. Jan. Keine der bisherigen politischen Debatten der Kammern hat eine so große Theilnahme innerhalb und außerhalb des Palast Bourbon gefunden als die gestrigen Verhandlungen über die kirchlihe Frage. Ohne das lebhafteste Juteresse der Versammlung selbst wäre es gar niht möglich gewesen, diese Diskussion, von der Jedermann einräumte, daß sie noch nicht an der Zeit sei, daß sle bis zur Vorlage des Gesez= Entwurfs über die Freiheit des Unterrichts vershoben werden míisse, über die vorgestrigen Reden der Herren Carné und Villemain hinaus zu verlängern, Die Herren Dupin und Jsam= bert, die systematischen Gegner aller hierarhishen Ansprüche der Geist= lichkeit, waren offenbar nur die Organe, durch welche sich die in der Kammer entschieden vorherrschenden Gesinnungen auêësprachen. Wenige andere Deputirte würden gewagt haben, sich mit solher Schärfe in dieser’ Sache auszusprehen wie Herr Dupin, wenige andere Deputirte würden in der Aeußerung einer leidenschaftlichen Antipathie gegen alles ultramontane Wesen so weit gegangen sein, als Herr Jsambert, aber die Grundstimmung, welche aus den Reden dieser beiden ehren- werthen Abgeordneten hervorklang, fand bei der gewaltigen Mehrzahl ihrer Kollegen ein lebendiges, deutliches Echo. Die herbe Polemik der Herren Dupin und Jsambert wurde um \o günstiger aufgenom=- men, als viele Deputirte si selbst sagen mußten, daß sie niemals den Muth gehabt haben würden, das Alles so derb und vernehmlich auszusprehen, was sie gemeinschaftlich mit jenen beiden Männern fühlten und dachten. Die Antworten des Justiz - Ministers konnten, einer solhen Stimmung gegenüber, nur eine geringe Wirkung hervor= bringen, obgleich sie in einzelnen Punkten die Berichtigung von nicht unbe- langreichen Thatsachen enthielten, auf welche sich namentli die Angriffe des Herrn Jsambert stüßten, Herr Martin ist übrigens, wie man weiß, bei=

nahe das einzige Mitglied des ganzen Kabinets, welches die Ansprüche der

die Vorgänge der s{limmsten Epochen der Revolution. Man brand= |

firhlichen Partei am meisten begünstigt, und man erinnert si, daß seine Differenzen mit Herrn Villemain über diesen Punkt vor einiger Zeit beinahe eine Kabinets - Krisis herbeigeführt hätten. Trob seiner un= zweifelhaften Sympathieen für die Ultramontanen mußte indessen Herr Martin gestern erklären, daß der Gesetz = Vorschlag über die e des öffentlichen Unterrichts, den die Regierung ausarbeiten lassen, die Mitglieder der verbotenen Mönchs - Orden, und also namentlich die Jesuiten, von dem Lehr - Amte .ausschließe. Diese Erklärung des Justiz-Ministers hat die kecksten Hoffnungen der überkatholishen Par- tei gebrochen, welche sich schon stark in den Gedanken hineingearbeitet hatte, der Staatsgewalt die Lehrfreiheit auch für die Jesuiten ab=- troßen zu fönnen. Der heutige Ton ihrer Organe und Wortführer zeugt von einer tiefen Muthlosigkeit. Die Ultramontanen werden sich indessen ohne Zweifel bald wieder sammeln, und es dürfte niht be=- fremden, wenn sie jeßt den Krieg auf Leben und Tod gegen den Staat anfingen, mit welchen sie, unter Berufung auf das Beispiel Belgiens, schon oft gedroht haben.

Ein beahtenswerther Zwischenpunkt der gestrigen Verhandlungen wurde dadurch herbeigeführt, daß Herr Jsambert auf das Lehrbuch der Philosophie des Bischofs von Angers auspielte, dessen wir vor einiger Zeit gedaht haben, und in welhem unter Anderem der Grundsaß aufgestellt wird, daß jeder Bürger die Pflicht habe, einen Usurpator wie einen öffentlichen Uebelthäter zu tödten, „si legiti- mus princeps expresse jubeat“. Als Herr Jsambert diese Lehre hervorgehoben und der Kammer zur Würdigung an= heimgestellt hatte, erhob \sich der Marquis Laroche =- Jacquelín mit der Erklärung, daß die fraglihe Citation nihts beweise, indem der Bischof von Angers keinesweges zu der legitimistishen Partei gehöre, sondern im Gegentheil einer der eifrigsten Anhänger der ge= genwärtigen Ordnung der Dinge sei. Jnsofern diese Bemerkung des Herrn Laroche - Jacquelin den Zweck hatte, die legitimistishe Partei gegen die jolidarishe Verantwortlichkeit für jenen aller Moral Hohn sprehenden Grundsaß zu verwahren, war dieselbe ohne Zweifel ganz am reten Orte. Aber diese Protestation war offenbar zugleich und an und für sich selbst eine vollständige Verdammung jenes Buches, eine Ver= dammung, welche der firhlihen Partei um so empfindlicher sein muß, als. sie von einem Chef der legitimistischen Partei ausgeht, mit welchen sie sih sonst immer so gut versteht, Bis jet is überhaupt noch nicht ein öffentlihes Wort zur Vertheidigung der „Philosophie“ des Herrn Bouvier, Bischofs von Angers, gewagt worden, Wenu man aber weiß, daß dieses Bu in vielen der französishen Seminarien dem philosophi= hen Unterrichte zum Grunde liegt, so hat man einen ungefähren Maßstab für die Zulässigkeit der Forderung der Geistlichkeit, daß die unter ihrer Leitung stehenden Lehr-Anstalten vollends von der Ober= Aufsicht des Staats befreit worden, welche sih schon jeßt so ungenü= gend zeigt.

Die Adreß-Kommission hat \sih heute Morgen versammelt, um, wie man glaubt, in dem leßten Sabe der Thron-Rede das gegen die Pilger von Belgrave Square gerihtete Wort llétrit, im Einverständ= nisse mit dem Ministerium, mit einem milderen Ausdrucke zu ver=- tauschen.

Die Gazette des Tribuneagux enthält eine in der De= fontaineshen Sache abgegebene Erklärung, welche, und, wie es scheint, mit gutem Grunde, der Feder des Herrn Dupin selbst zuge= schrieben wird. Jn diefer Erklärung wird zunächst versichert, daß Herr Dupin sein Requisitorium gegen den Gerichts = Beamten von Lille Niemandem mitgetheilt, daß er vielmehr den Zeitungen , welche eine Abschrist davon verlangt , dieselbe abgeschlagen habe. Weiter wird dann darin konstatirt, daß das fraglihe Requisitorium nebst den übrigen Prozeß-Akten den vorschriftêèmäßigen Weg in die Archive der Justiz gegangen sei, und zuleßt erfolgt tie dürre Angabe, daß der Justiz-Minister es dem Moniteur zur Veröffentlichung habe zustellen lassen. Es ist nicht anzunehmen, daß die ministeriellen Blätter nach dieser Erklärung ihr bisheriges Schweigen über jene peinliche Ange= legenheit noch länger werden behaupten fönnen.

Grossbritanien und Irland.

London, 26. Jan. Jm Oberhause wird Graf Eldon die Antworts - Adresse auf die Thron - Rede der Königin beantragen und Lord Hill dieselbe unterstützen. s

Die Verhandlungen des dubliner Gerichts im Prozesse O’Con= nell’s haben einen langsamen und nachgerade ermüdenden Fortgang Das Verhör der Belastungs - Zeugen wurde am 23sten und Asten unausgeseßt fortgeseßt, und so wihtig das Resultat desselben für den Ausgang des Prozesses au sein muß, so waren die Verhandlungen doch nicht geeignet, das allgemeine Interesse rege zu halten. Der General-Prokurator brachte in den beiden Sibungen noch sieben Zeu= gen vor, meistentheils Polizei-Konstabler, welche einzelne Stellen aus den Reden, welche O’'Connell und die übrigen Angeklagten im vori= gen Jahre gehalten hatten, vorlasen, au wohl die ganzen Reden mittheil= ten, und so nach dem Ausdrucke des ministcriellenStandard ¡die Authen= tizität der in der Anklage-Akte den Verklagten zugeschriebenen Reden“ er= wiesen, Jn der vorgestrigen Sizung ging der General-Prokurator zur Vor= legung der in seiner Rede angeführten Dokumente über und bezeichnete da= mit den bevorstehenden Schluß des Anhörens der Belastungszeugnisse. Nach vergeblichen Einsprüchen gegen die Zulässigkeit dieser Dokumente nämlich einzelner Artikel aus den Repeal-Organen Pilot, Nation, Freemans Journal, welche die Angeklagten auf den Mangel der nöthigen förmlichen Bewecisgründe für die Aechtheit der Artikel grün= deten, wurden mehrere derselben vorgelesen, die Fortseßung auf den nächsten Tag verschoben und die Sizung bis dahin vertagt. Man er= wartet nunmehr mit Bestimmtheit den Schluß des Belastungszeugen= Verhörs mit der nächsten Post aus Dublin, und is niht weni “_ge= spannt auf den Weg, welchen die Angeklagten zu ihrer Vertheidigung einschlagen werden, besonders auf die Rede O'Connell's, der seine Defen= sion selbst zu übernehmen beschlossen hat. Der Geschäftsgang des Gerichts nämli bringt es mit si, daß die Verklagten in derselben Weise, wie die Kläger der Jury, die vorliegende Sache referiren und durch ihre eigenen Zeugen, Entlastungszeugen, alsdann ihre Aussagen bestätigen lassen. Die Kläger haben dagegen in diesem Falle wie= derum das Recht, das Verhör von ihrem Sachwalter durch alle he= liebigen Fragen unterbrehen zu lassen und das Kreuz - Examen zu ihrem Vortheile zu wenden. Der Prozeß wird hiernach übrigens noch eine geraume Zeit währen, da, wie es heißt, die Angeklagten an 400 Zeugen beizubringen gedenken, ;

„Wir LA s wiederholt und dringend “, \creibt das leitende Whigblatt, die Morning Chronicle, „jedes Mitglied der libera- len Partei auf, an dem ersten Abend der Eröffnung des Parlaments auf seinem Playe zu erscheinen. Sir R. Peel's Anhänger berihten mit Zuversicht, daß der Minister sogleich Bs über die Korn= Gesetze und Jrland aussprechen werde. Es ist ni t unwahrscheinlih. Seine Anhänger scheinen entschlossen, weder Stillschweigen noch Ausflüchte dulden zu wollen, und es is wohl möglich, daß des Ministers Ab- hängigkeit von seiner Partei ihn veranlaßt haben mag, eine frei und unumwunden sich aussprechende Rede für seine Souverainin abzufassen. Jn diesem Falle wird die Adresse wahrscheinlich niht ohne den Vor= shlag eines Amendements durchgehen, und wir hoffen, daß die Thei=- f des Ds alsdann jedes liberale Mitglied auf seinem Posten

nden wird. Ff

Die von den französischen Blättern zuerst verbreitete Nag E