1844 / 34 p. 2 (Allgemeine Preußische Zeitung) scan diff

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; j tungen melden die Berufung des Prosektors

d B g ta y v berliner Universität, Dr. Reichert, zum

E tlichen Professor der Anatomie und des Privat-Dozenten an att

Universität zu Kiel, Dr. Osenbrüggen, zum ordentlichen Professor des L S Universität Dorpat. E a

E en Anfange dieses Jahres is ein neuer Etat für die ka-

Mit dem teses r Gat Or E Lg- j istli ( des russischen Reichs in Wir samke denen e E en ere Etat wird an E fünf fatholishen Semina-

E L Anzahl von Zöglingen auf Kosten der Krone unterhalten

rien folgende 2 40 l en, shitomirschen und kamenez- werden: im wilnaschen 40, im telschs{en, hi 20G die Zöglinge der

e 18 in jedem, und im minsfischen, E E Mde schen Eparchie unterrichtet werden sollen, 55 Zöglinge,

Frankreich.

irten - Kammer. Sißung vom 26. Januar, O a bewegte und interessaute Debatte dieser Sibung zurüdfommen, haben wir zuvörderst ein paar Stellen in den gestrigen Mittheilungen, bei deuen wir zum Theil nah G alignanis Mes- senger referirt hatten, nach dem Text des Moniteur zu berih= tigen. Der Marquis von Larohe-Jacquelin hatte erstens nicht in so herausforderndem Tone, wie es nah jener Version schien , von dem Besuch in Belgrave - Square gesprochen, sondern vielmehr mit einer defensiven Wendung sih so ausgedrückt: „Sie sagen zu uns, wir seien nah London gegangen, um den König von grankreih zu besuhen, Nein, meine Herren; sondern den, der es gewesen sein würde, wenn die alte französische Verfassung geachtet und wenn die neue von Jedermann geachtet worden wäre.“ Bon größerer Wichtig- feit aber is, daß die Anrede des Herzogs von Fibjames an Herrn von Chateaubriand: „Nachdem wir den König von Frankreich be- grüßt, kommen wir, den König der Jutelligenz zu begrüßen An Chateaubriand's Salon nicht in Gegenwart des Herzogs von Bordeaux, wie es dort hieß, sondern, nach der Version des Moniteur, vielmehr in dessen Abwesenheit, also ohne Absicht einer Manifestation, in vertrautem Kreis politischer Freunde unter si, stattgefunden hatte. Eine dritte Berichtigung is, daß es allerdings nicht der bloße ironische Ausruf des Herrn Bereveri „Sie sprehen uns von politischer Moralität ! war, sondern ziemlich unumwundene Bezeichnungen der politischen Präcedenzien des Herrn Guizot, denen der Marquis von Laroche- Jacquelin auch noch den Namen des Ministers selbst hinzufügte, was Lebteren veranlaßte, sih mit solcher Lebhaftigkeit und Ausdauer, unter fortwährenden Recriminationen der linken Seite, wegen der Rolle, die er während der hundert Tage gespielt, zu rechtfertigen.

Aus der Rede des Herrn Duchäâtel, des Ministers des Junern, ist | 7

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noch eine Stelle hervorzuheben, in welcher derselbe die Ansicht der déssert, Keuiritio! ér :s6 giüßes. Una brathte: ver’ wáre beibehalten worden, so hätten wir uns Jbnen angeschlossen, um diese Manöver zu unterdrücken (ironisches Gelächter) z gegen den jezigen Paragraphen aber, der wider Manifestationen, wider \{lihtes Verfahren gerichtet is, bin ih zu protestiren verpflichtet.

jeßigen Regierung von dem politishen Eide und seinen Verpflichtun- gen unter dem gegenwärtigen System entwielte,

Der Eid, sagte der Minister, is ein Vertrag, (Jm Centrum: Ganz recht.) Wenn vedEid also auf der einen Seite bindet, verpflichtet er auch eben so sehr von der anderen, Das is das Grundprinzip unseres politi- |

glauben, Väter _yalte Í 1 schen , und daß sic besser für die Monarchie taugten, | wegung.) Man hat von den Fehlern der Vergangenheit gesprochen. Aber welche Meinung, welche Partei hätte über ihre Vergangenheit sich nichts vorzuterfen ? i l stellen wollten und es uns erlaubt wäre, Alles zu sagen, mchr als Sie würden vorbringen können.

mehr möglich, und es ist wohlgethan, sich niht darauf einzulassen. Zur Ordnung! zur Ordnung!) Jch rede von Kriegen vor 1800.

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i ertrag gesprochen worden z wir begreifen, was dies sagen will. Jch g Gib b omas elesen, wollen Sie mir erlauben, Jhnen den- fiben vorzulesen? (Herr Dupin: Der Köni hat ihn E ay essen.) Jh las ihn, ehe ih den meinigen leistete. Er lautet: „,„„BVor A Mee ih, die constitutionelle Charte treu zu bcobachten, nur durch die Geseße D nah den Gesezen zu regieren, einem Jeden nach scinem Nechte gte O strenge Gerechtigkeit widerfahren zu lassen und in allen Dingen a at Hinsicht auf das Wohl, das Glück und den Ruhm des französischen Br fes zu handeln.“ Und Sie glauben, ih könnte gegen einen solchen Ei

und gegen eine Regierung, die eine solche Verpflichtung hielte, Lies iu Due Verschwörung einlassen! Wem von uns läge nicht das Wohl, das e 1nd der Nuhm des französischen Volkes eben so am Herzen / als irgen

Jemanden ? Meine Herren, Sie kennen mich alle; in meinem tiefsten Zunern din ich durchaus Legitimist, ich erkläre dies laut. Und wissen Sie warum? Weil ich die synallagmatischen Verträge fürchte. Und wissen Sie wieder warum? Weil ih nicht weiß, wer zwischen dem König und der Nation, den beiden fontrahirenden Theilen, Richter sein soll. Bei meinem Prinzip handelte es sich nicht blos von dem, der kontrahirte, sondern von allen denen, zu deren Gunsten man fkontrahirte. Jch glaube nicht an das göttliche Recht, denn wohin führt dasselbe? Wir dürfen weniger als Andere dergleichen Ideen hegen. Sie erinnern sich, was Graf Adalbert auf Hugo Capet's Frage: „Wer hat Dich zum Grafen gemacht ?“ antwortete: „Wer hat Dich zum König gemacht?“ Nicht wir sind es, die an das göttliche Recht glau- ben, aber wir haben noch die Grundsäße unserer Väter ; wir dienen unse= rem Lande unter cinem anderen Prinzip, das hindert uns jedoch nicht, zu daß in Frankreíhs eigenem Juteresse die Prinzipien unserer Werth hatten, als diejenigen, welche heutzutage herr-

mehr k (Gelächter und Be-

Es scheint mir, daß wir, wenu wir uns auf das Terrain

(Gelächter) Jch gestehe, daß mir der leßte Paragraph des Adreß - Entwurfs merfwürdig s{lecht ausgesonnen zu sein scheint. Zuerst war stait „Manifesta*ionen‘““ das Wort „Manöver“ gebraucht. Bei leßterem Worte würden wir uns leicht haben beruhigen könnenz denn es hâtte auf ctwas hingezielt, was der Königliche Piofurator verfolgen muß, und was ein Deputi:ter niht auf sich beziehen kann. Was is ge- schehen? Ward etwa Vürgerk:ieg versucht? Nein. Er wurde früher unter- nommen und sehr mit Grund. (Unterbrehung.) Gegenwäitig ist E

Ruf :

Herr Berrver mit großem Erust: Aber ih sage Jhnen, Herr von

Laroche - Jacquelin, daß Bürgerkriege zu allen Zeiten schrecklih und bekla- genswerth sind. Es is gräßlih, eine Nation sich selbst zerfleischen zu sehen. (Lauter Beifall und Aufregung.)

Marquis von Laroche-Jacquelin: Jch bebaure, daß Herr Ber- ver es angemessen gefunden, mir zuvorzukommen. Jch wollte selb} chin-

usezen, daß Niemand den Bürgerkrieg mehr beklagen könne, als ich, über i Wenn das Wort Manö-

(Großer Lärm,) Schließlich rkfläre ih, daß der Jbnen vorgeschlagene Paragraph keinen Sinn hat, daß r weder Jemand in dieser Kammer, noch irgend einer Person, die ih kenne,

' i Si . i- c #0 hen Glaubens-Bekenntnisses, dem wir 1830 den Sieg verschafften. Kei noch mir selbst gelten kann, (Die größte Aufregung folgte bieser Rede und

nesweges aber gestattet der Eid allen politischen Meinungen, selbst denen,

die ben Vrikcip Are Regierung entgegen sind, am Umsturz des Bestehenden

zu arbeiten, Allerdings herrscht die größte Freiheit in dieser Kammer und

für alle Staats-Gewalten, wenn es sih um Berathungen über die großen Interessen des Landes handeltz wenn unter dieser Freiheit jedoch eine solche mitbegriffen wäre, eine Regierungs-Umwälzung zu wünschen und zu erstre- ben, wozu nüßte dann die Anerkennung eines Eidcs? Den Eid anerken- nen, wenn ihm die Auslegung, die man ihm giebt, allen Werth nimmt, das is kein sehr großes Zugeständniß, Worauf es ankömmt, meine Her- ren, das is, zu wissen, ob der Eid, so wie man ihn versteht, mit solchen Maunifestationen vereinbar is, daß man einen durch den Nationalwillen seiner Rechte auf den Thron für verlustig erklärten Prinzen König von Frankreih nennen und Ansprüche auf die Regierung unseres Landes zu scinen Gunsten geltend machen darf,

Wie es \sich nach der Erzählung des Marquis von Laroche- Jacquelin ad der Bezeichnung des Herzogs von Bordeaux als Kö= nig von Frankreich verhalten , ist schon mitgetheilt, Nachdem der Marquis hierüber Aufschluß gegeben, fuhr er fort:

Herr Berryer hat Jhnen \o eben auseinandergeseßt (\, das gestrige Blatt), wie er den Eid verstehe. Jch besie nicht seine Beredsamkeit , aber ih will es Jhnen ganz einfach sagen: Treue dem Könige! (Ein Mitglied des Centrums: Der Franzosen!) Allerdings, der Franzosen! (Allgemeines Gelächter.) Heißt das aber etwa: Liebe, Hingebung? Treue heißt: Nicht in Verschwörungen sich einlassen, nichts gegen Jemand thun. Heißt es mehr? Bedeutet es das, was man sonst meinte, nämlich die Aufopferung von Gut und Leben? Das ist doch wohl nicht Jhre Meinung? (Nein, Nein! Herr M S S Raue) Wohl is es die Meinung Vieler unter uns.) Nun, meine Herren, wenn die Kammer den dem Könige der Franzosen ge- leisteten Eid der Treue so wie wir versteht, dann hat er für uns nit dieselbe Bedeutung wie der Eid, welchen man chemals leistete. (Lebhafte Verneinungen, Herr Raguet - Lépine: Was hat man denn 1830 zum Opfer gebracht?) Es ist von einem synallagma-

die Sizgung ward eine Zeit lang unterbrochen.)

Herr Hébert, der General - Prokurator, der zuerst wieder das Wort

nahm, sagte: Wenn die Legitimisten meinen, ihrer Sache durch Groß-

thuerci und Späße aufhelfen zu können, so werde ih in diesem Style nicht fortreden , da die jeßt der Erörterung unterliegende Sache sehr ernsthaft ist. Wir beabsichtigen durch den Paragraphen, an die Heiligkeit des Eides zu erinnern und strafbare Manisestationen zu brandmarken. Heißt dies zu weit gehen? Unbestreitbar fanden Manifestationen statt, und waren gegen die jeßige Regierung gerichtet, Sie (zur Rechten gewendet) nahmen Theil daran, und darin fehlten Sie. (Beifall.) Ein Prätendent, die Milde unserer jeßigen Gesche benuzend, kam in ein Nachbarland ; die Journale meldeten scine Ankunft, und sofort eilte cine Schaar von Legitimisten hinüber, sich um diesen König der Zukunft zu schaaren, DVerhchlen wir uns nichts: es ward ein kleiner Hof in London cingerichtetz man sprah zu dem Prätendenten, als wäre er ein Kön'‘g, und er benahm sich so. Sind wir demnach zu weit gegan- gen? (Lauter Ruf: Nein! Nein!) Man sagt uns, daß keine straffälligen Manöver stattfanden, daß Sie keinen Bürgerkrieg zu entzünden suchten. Jh will diese unklugen Aeußerungen nicht ausbeuten, aber ih muß den- noch erklären, daß Jhr Benchmen höchst tadclnswerth war, und daß Nie- mand über Jhren Zweck den mindestin Zweifel hegen kann. Wir hoben übrigens jeßt eine feierliche Gelegenheit zu einer Maniífestation gegen die Legitimisten, Mögen daher Alle, welche wünschen, daß die Fahne dieser Partei für immer daniederliege, und daß strafbare Manifestationen aufhö- ren, um nie mehr vorzukommen, für den Paragraphen stimmen! Dies Votum wird sicherlih genügen, nicht um die Ruhe zu cihalten, denn diese ist, Gott sei Dank, nie gestört worden, sondern um die Eintracht im Lande zu befestigen,

Marquis von Laroche-Jacquelin: Als ih vom Bürgerkriege sprach, dachie ih an vergangene Zeiten, Herr Hébert sprach aus Anlaß unserer Reise nach Londcn vom Bürgerkriege, Wollen Sie hören, was ih zu dem jungen Prinzen sagte? (Ja! Ja!) Jch sagte zu ihm, daß

Niemand den Bürgerkrieg won, und daß er in dieser Beziehung hiínter- isti athgebern ja fein Gehör geben möge. - L

Ee E Prt der hierauf, wie schon erwähnt, seine früheren An- sichten über die Nothwendigkeit einer starken Rüge des Benehmens der Le- gitimisten, weil es sih- um Geltendmachung der politischen Moralität handle, wiederholte, {loß mit folgenden Worten: Wenn sie, meine Herren , die Ausdrücke Jhrer Kommission nicht als die Gesinnung der Kammer gench- migen, wenn Sie dieselben zu mildern, zu s{hwächen suchen, so wird P dic Partei, die Faction, zu deren Gunsten Sie dies Zugeständniß machen würden, laut ausrufen, daß sie gesiegt habe; morgen werden Sie schen, daß sie die beabsichtigte Wirkung verfehlt haben, und in 6 Monaten, in einem Jahre werden Sie die Erneuerung ähnlicher Versuche erleben. (Beifall.) Herr Berryer: Die-eben vernommenen Worte sollen mih nicht aufregen; ih wünsche blos, daß Sie ihre ganze Bedeutung ermessen. Jch

will des Vergangenen nicht gedenken, will nicht fragen, wie Diejenigen sich früher benahmen, die jcßt den Namen ,„ politische Moralität anrufen. (Heftiges Murren auf mehreren Bänken.) Politishe Moralität! Lassen

Sie uns doch einmal schen, was vorgegangen is, Ju einer Zeit tiefen

Friedens, wo nichts unsere Institutionen bedroht, macht ein junger Prinz eine Reise nah England; Männer, die dem Lande treu, anhänglich sind,

besuchen den Prínzenz Männer, welche glauben, daß das politische Prinzip,

das diesen prosfkribirten Prinzen auf den Thron berufen könnte, eine hohe

und mächtige Garantie, eine Stütze für die innere Entwickelung des Landes, für seine gute Stcllung nach außen sci. Auer Diese Männer sagen dem Prinzen, das erste Bedürfniß des Landes sei, in Frieden zu leben; und doch sagt man uns jeßt, daß diese Fernhaltung jedes Gedankens an Nuhestörung ein Bruch unseres Eides sei! Und unter welchen Umständen sagt man uns dies! Jch frage, wenn wir vor den Thoren Frankreichs gewesen wäre, während Europa unter Waffen gegen uns stand, wenn wir zu einer solchen Zeit vor den Thoren Frantre(Ge ge- wesen wären, um dahin was? politische Rathschläge zu bringen, Ÿ Ee dann gegen die politische Moralität gefchlt hätten? Sie P ni t Sie haben sich dessen gerühmt, (Unterbrehung im nten) m, s für mein Theil, ich sage nicht, daß ich Nathschläge zu bringen, oder mi Rathschlägen cines Anderen bcauftragt, meine Reise gemacht habe ; ich sage, daß ich das Unglück begrüßen und zu dem, in desscn Herzen wohl eine Er- innerung an die Vergangeuheit, an Alles, was man ihm geraubt, erwachen fonnte, zu sagen: „Lassen Sie Frankreich in Frieden!“ Und er antwortete mir: „Es möge Alles den Gescßen unterworfen und im Gehorsam gegen die Institutionen des Landes verbleiben.“ Dies war seine Antwort. (Lärm.) Erwartete ih etwa Unglücksfälle, um meinen Rathschlägen durch ihr schmerzliches Band den Sieg zu verschaffen? War das meine Lage?

Meine Herren! Jh erkenne aus tiesen Vorwürfen verleßter Bür- gerpflichten und beleidigter politischer Moralität, daß man uns zum Acußersten zu bringen wünscht, daß man uns zwingen möchte,

diese Versammlung zu verlassen, (Murren.) Sie hoffen, daß Männer nicht länger in einer Versammlung bleiben werden, welche sie mit solchen Be- schuldigungen brandmarkt. Wohlan, Sie legen entweder den Worten keine Bedeutung bei, Sie bedenken nicht, was Sie sagen, Sie mißbrauchen Jbre Majorität, oder Sie brauchen den Ausdru blos, um uns zum Austrítte zu zwingen, Meine Gesinnungen sind denen bekannt, die mh zum Depu- tirten wähltenz und so lange Sie nicht förmlich aussprehen, was Sie durh jene Worte meinen, werde ih Jhre Sprache blos als die Sprache gereizter politischer Gegner betrachten. Jch lege Jhren Worten keinen Sinn unterz ih kann sie nicht auf mich anwenden, und dennoch wähnen Sie, daß ih mih vor Jhnen beugen und ausrufen soll: Die Lage ist zu pein- lich für mihz ih muß zurücktretenz ich kann meine Pflichten nicht erfüllen ! Ich wiederhole, daß Männer, die geseßlich mit Tadel gebrandmarkt sind, unmöglich in der Kammer bleiben können z entweder legt also die Kammer ihren Worten keine solhe Bedeutung unter, oder sie muß uns, um ihrer eigenen Ehre willen, R O, und zwar regelrecht und ohne Doppelsinnigkeit, (G1oße Aufregung. L j

E gon A mit Leidenschaftlichkeit: Sie wol- len sagen, wir seien keine Ehrenmänner. Sie haben kein Recht, uns zu brandmarken. Jch bin erstaunt, daß Herr Guizot, im Angesicht dessen, was er 1815 gethan, im Angesicht der Unterstüßung, die er den Gräueln im südlichen Frankreich gewährte, es wagt, mich zu brandmarken.

Herr Guizot: Meine Herren, ih muß hier eine rein persönliche Sache zur Sprache bringen (Sensation), eine Sache, die weder des Königs Ne- gierung, noch das gegenwärtige Kabinet, noch den Minister der auswärtigen Ungelegenheiten, sondern mich, Guizot, persönlich betrifft. Als ich in diese Kammer trat und Theil an den Geschäften des Landes nahm, faßte ih den Entschluß, vor allen Dingen ein Laster zu vermeiden, nämlich die Heuchelei, die Scheinhciligkeit, die Falschheit, den Mangel an Uebereinstimmung zwischen der Lage der Dinge und meinem Benehmen, zwischen Wort und Treue und Schein und Wescn, Jh möchte wohl wissen, was, wenn ich 1815 als Mitglied der Kammer der Repräsentanten nah Gent zu Ludwig XV111, gegangen und gleich nachher in diese Kammer zurückgekehrt wäre, was, sage ih, man in dieser Kammer dann über mich geurtheilt haben würde ? Jch habe schon beme1kt, daß die Kammer weiß, was mich bewog, nach Gent zu gehen, (Herr Ernst von Girardin: Sie gingen dort hin, um gegen das Land zu dienen.) Der ehrenwerthe Deputirte möge sich deut- licher erklären, (Herr von Girardin: Jch will sagen, daß es um die politische Moral sehr \{chlecht in cinem Lande stehe, wo ein solches Beneh- men gerechtfertigt werden kann.) Jh ging nah Gent (Unterbrechung von der Linken her), Diese Störungen können meine Erklärung verzögern, aber sie werden mich nicht zum Schweigen bringen, Jch ging nah Gent, um Ludwig XVIl1, Rath zu ertheilen (Unterbrechung). Ehrenwerthe Mitglie- der scheinen nicht zu wissen, daß es ctwas giebt, was viel ausdauernder ist, als alle diese Unterbrechungen und dieses Murren, ich meine, feste Man-

rung des Gutenberg-Fust-Schöffer-Monuments noch 10,000 Fl, aufgebracht werden,

Zur Statistik des Kantons Zürich.

Zürich , im Januar. (Const, Neuchat.) Der Archivar, Herr Meyer von Knonau, hat eine sehr interessante Ärbeit über den Kanton Bürich bekannt gemacht. Man crsicht daraus, daß die Bevölkerung dieses

antons bereits auf 240,000 Seelen gestiegen ist, und daß, wenn die Zu- nahme in dem nämlichen Verhältnisse fortgeht, bald die des Kantons Ap- penzell erreichen wird, der, im Verhältnisse zu seinem Flächen-Jnhalte, unter allen Kantonen am stärksten bevölkert is, Jm Jahre 1467 hatte der Kan- ton Zürich, dessen Umfang derselbe geblieben is, eine Bevölkerung von 92,000 Seelen; im Jahre 1610 von 139,000 Seclen; im Jahre 1771 von 152,000 Scelen, Die stärkste Zunahme hat in der Hauptstadt und ihrer S stattgehabt ; im Jahre 1826 zählte man innerhalb ihrer Mauern 14, inwohner; heutzutage wird mit Einschluß der benachbarten, zu a Mrdsdiele gehörenden Dörfer und Weiler diese Zahl bald 30,000 erreicht haben.

Der Flächen - Inhalt des Kantons beträgt 480,090 Morgen z - davon

nd 80,000 Morgen nicht kulturfähig, 96,000 Morgen Wald, 130,000 Morgen Wiesen und Weide, 160,000 Morgen kulturfähig und Gärten, 15,000 Morgen Weinberge, Nirgends vielleicht is das Eigenthum so ge- , wie hier; man findet sehr selten cin Sim von 100 Morgen,

und es giebt nicht fünf Eigenthümer, die 200 ltorgen besien. Außerdem ind die Grundstücke so zerßtüdelt, daß selbst das Eigenthum kleiner Grund- esiyer aus tUeinen, von einander getrennten Parzellen besteht, deren Bear- eilung ihnen vicl Zcit raubt, Die Masse der auf dem Grund-Ei enthum lenden ln - iden a L 80 a Diens S ne O L Un vielen Dörfern giebt es nicht einen Zoll breit \{ul- A rtgin, wel dem Zütcher - See giebt es kleine Besipungen die at a E von 10,000 Fr. haven, und deren Eigenthümer die nsen des Kapitals und die Ernährung ihrer Fanuilien

I i Geher Rue, 0 eugieste Arbeit und die g1ößte Sparsamkeit möglich geshäyt, Nur

Pein

tige Kapital wird auf 220 Mill Fr h 000 Fr, De Wert S vou mehr als einer Million, 30 04 Gulden, Obglilh et L ded der versicherien Häuser beträgt 144 Mill.

culation zugeschriebenen deuerdbrinte c in Sen der häufigen, der Spe-

zwungenen Verkäufen selten den Preis, wie er im Kataster eingetragen is, Jn den Jahren 1809 bis 1831 fanden 444 Feuersbrünste und von 1831 bis 1840 371 Feuersbrünste statt z für die ersteren wurden 1,208,000 Fr, für die leßteren 1,400,000 Fr. vergütigt. Der Werth der Häuser siukt im Allgemeinen und die Bauwuth hat schr nachgelassen; dennoch is der Mieth- preis fast seit sünf bis sechs Jahren derselbe geblieben, was der bedeuten- den Vermehrung der Bevölkerung zuzuschreiben ist. e

Die Zahl der Weinhäuser, welche im Jahre 1823 987 betrug, is im Jahre 1834 auf 1706 gestiegen und beträgt heutzutage 1764, also 1 auf 1338 Einwohner (in Winterthur 1 auf 67, in Zürich 1 auf 101, in Basel 1 quf 150), Man bemerkt, daß der Verbrauch des Weines abnimmt, da- ge4en der des Branntweins und Bieres zunimmtz Bierhäuser giebt es 564,

Eine betrübende Jdee von dem moralischen Zustande des Landes giebt der Umstand, daß in dem Kanton im Ganzen auf 25 Geburten eine unehe- liche, und in der Stadt Zürich selbs 1 auf 10 kommtz in den vom Cen- trum weiter entfernten Distrikten is dies Verhältniß kaum wie 1 zu 30, Jn den Gegenden, wo das Vermögen weniger bedeutend, aber dabei weniger ungleich vertheilt is, und wo mithin die Bedürfnisse weniger groß sind, be- merkt man daß die Ehen zahlreicher sind als da, wo der immer mehr slei- gende Luxus ihnen hemmend entgegentritt.

Vom Jahre 1832 1842 kamen 217 Selbstmorde vor, und zwar auf das Jahr 1842 allein 28. Seit dem Jahre 1742 haben nur zwei Perso=- nen ein Alter von mehr als 100 Jahren erreiht, Es giebt in dem Kan- ton 163 Blinde und 266 Taubstumme. Seit 1804 1831 haben 271 Ea das zürcherische Bürger-Recht erlangt; seit 1831—1842 387 Per= onen, worunter mehrere politishe Flüchilinge, Jn demselben Zeitraume (von 11 Jahren) is 18,500 Personen dic Erlaubniß ertheilt worden, sich im Kanton aufzuhalten, oder sich daselbst niederzulassen, Während im Jahre 1743 in Zürich der Geshmack an theologischen Studien so groß war, daß unter einer Bevölkerung von 6000 Seelen nicht weniger als 389 si dem

eistlichen Stande widmeten, (zu dieser Zeit waren alle reformirte Prediger n den Kantonen Zürich, Thurgau und im Rheinthal Züricher Bürger), giebt es im Jahre 1843, obgleich jeder Bürger des Kantons ohne Aus- nahme sich dem geistlichen Stande widmen kann, nur 263 züricher Geist- liche, von denen 20 außerhalb des Kantons angestellt sind, Dagegen zählte man im Jahre 1800 im Kanton Zürich nur 11 Presscn, während gegen- wärtig 35 Pressen und 10 lithographische Anstalten in Thätigkeit sind,

Neapel, 6, Jan. (A. Z.) Der Mangel an gutem Tri fw Neapel hat si in neuerer Zeit besonders durch die täglich wiafente, ‘üble Beschaffenheit der berühmten Wasserleitung von Carmignano sehr fühlbar

die Veranschl ä a deutend vermindert worden ist, so i| d agung der Häuser be beue Werth dex Häuser als z hoch anueschen; mus igggotasier angege:

gemacht, Jugenieure und gudere Sachverständige haben mannigfache Pläne

und Vorschläge gemacht, diesem Uebelstand abzuhelfen. Alles scheiterte jedoh bisher an den großen Kosten, welchen das sogenannte Corpo der Stadt, dem die Sache obliegt, auch für den Augenbli noch nicht gewachsen scheint, Ein paar sehr gute Schristen behandeln diese Angelegenheit gründ- lih und sogar mit historischer und archäologischer Gelehrsamkeit, Monticelli : „Memoria sulla origine delle acque del Sebeto. Nap. 1840,” F. Abate: „Delle acque pubbliche della cutta di Napoli. 41840”, und besonders Luigi Cangiano : „Sulle acque pubbliche potabili di Napoli. 1843.

Von Letterem ist auch ein Weik betitelt: „Memoria su 1 pozzi Artesianmi

Nap. 1842” erschienen, und es heißt allgemein, daß der ciste Versuch mit dem Erbohren von artesishen Brunnen alsbald nach der täglich zu erwar- tenden Ankunft der in Paris bestellten zwedienlichen Geräthschaften und Maschinen im Königlichen Schloß gemacht werden soll.

Die Stadt Neapel empfängt ihr Trinkwasser aus zwei Wasserleitungen und aus sunf Quellen in der Siadt und den Vorstädten. Unter den ley=- teren liefert die acqua del leone an der Mergellina allen Reisenden durch die statilihe in der Nähe befindliche Palme wohl bekaunt das reinste, leichteste und beste Wasser, dessen sich auch die Königliche Familie bedientz leider sprudelt sie nicht allzu reihlih, Die beiden Wasserleitungen heißen: Acqua vecchia oder della Bolla, und Aequa nuova oder Car- mignana. Erstere hat ihre Quelle in vier Miglien Entfernung, am Meuv 3 ein Theil derselben bildet das Flüßchen Sebeto, dessen so oft in der Ge- schichte Erwähnung geschieht. Mit diesem Wasser wurde hon die alte Neapolis versorgt , !und später drang Alphons von Aragonien durch eine dazu gchörige unterirdishe Wasserleitung in die Stadtz an vielen Stellen soll ganz deutlich römische, wo nicht noch viel ältere griechische Architektur zu erkennen sein, Die Wasserlcitung, 0 B E u More durch Durst zu bezwingen , gehörte {werlich der Acqua vecchia an, wv Neqpel deni mit Wasser verförat blieb, und ausdrüflih bei Schrift- stellern vom Vernichten der über der Erde befindlichen Arkaden die Rede ist, weiche der genannten Leitung fehlten. Der Aquädukt von Carmignano is von dem Mathematiker A, Ciminello und dem Edelmann Cesare Carmig- nano von 1627 bis 1629 auf eigene Kosten erbaut, nachdem unter Phi- lipp 11, die Einwohnerzahl sich sehr vermehrt hatte, und vergebliche Versuche zur Wiederherstellung der alten römischen Aquädukte und der Wasserleitung von Serino gemacht worden waren. Das Wasser kommt vom Fuße des Monte Taburxno , ans der Gegend von Moniesarchio, Cervinara, Paolisi und S, ‘Agata dei Goti. Jm Jahre 1631 zerstöite ein Ausbruch des Ve- suvs dies herrliche Werk der beiden Patrioten; es wurde aber dennoch von denselben innerhalb 25 Jahren wieder Vergalen, Jeyt geht es, wie eben erwähnt, mit raschen Schritten dem Verfall entgegen,

—— P

nes - Entschlossenheit, ( Beifall, Neue Unterbrechung, Man hat dem Angríffe ruhig zugehört, ich verlange im Juteresse der freien Diskussion, daß man în Betreff der Vertheidigung ein Gleiches thue.) Jch habe das Necht und die Pflicht, hier zu reden, und wiederhole noch einmal, daß keine Unterbrehung, kein Murren mich davon abhalten soll. Und so sage ích denn noch cinmal, ih ging nach Gent, um Ludwig XVIl1. den Rath constitutioneller Novalisten zu ertheilen, die voraussahen, was jeder verständige Mann begriff, die Wahrscheinlichkeit, daß er nah Frankreich zurücfehren würde, (Geräusch und Unterbrechung.) Herr Luneau ruft: Vorher mußten französishe Armeen nieder emegelt werden. Großer Tumult auf allen Seiten. Der Präsident:

Wenn der Tumult fortdauert, so muß ich mich bedccken. Herr Bethmont: Fragen Sie, Herr Minister, was der Marschall

Soult davon denkt, der is niht nach Gent gegangen. Herr Havin: Man kann unmöglich bei kaltem Blute bleiben, wenn man solche Apologic des Verraths hören muß, Herr Dubois mit Heftigkeit: Jch bin in Gent gewesen, ih war in Londonz was thut das? Frankreich bleibt. Drüen Sie denn den Gedanken Frankreichs aus! Mehrere Mit- glieder verlangen das Wort. Der Präsident beshwört die Kam- mer im Namen des freien Wortes, den Minister ausreden zu lassen. Nachdem noch von mehreren Seiten Recriminationen erhoben worden sind, legt sich endlih der Tumult.) Jch muß um so mehr über diese Unter=- brechung erstaunen, über dieses Geschrei, da die Kammer ja schon gehört hatte, was ih sagen wollte. (Eine Stimme; Ja, und mit den-

selben Gefühlen, die sich auch heute wieder Luft machen.) Die Kammer hat es schon gehört. Jch bin erstaunt über den Fort- schritt, welchen die Freiheit seitdem gemacht hat, (Herr Joly: Es

darf keine Freiheit zum Verrath geben. Der Präsident: Zur Ord- nung!) Was man im vorigen Jahre sagte, soll man heute nicht sagen dürsen? Anklagen, die man in einer ruhigen Kamrzer widerlegen kaun, vermag man heute nicht mit der geeigneten falten Ruhe abzuweisen. (Sich zur Linken wendcend: ) Jch bin in Wahrheit erstaunt über die Fortschritte, welche sie hier die Freiheit machen lassen ! (Herr Ledru--Rollin: Man fühlt diesen Unwillen über Jhre Hartnäigkeit.) Meine Herren! Man kann meine Kräfte ershöpfen, aber nicht meinen Muth, darauf verlassen sie sich. (Sehr gut.) Jch bin nah Gent gegangen, (Unterbrehung.) Wenn nun einmal Ludwig XVU1. nach Frankreich zurückehren sollte, wäre es dann etwa gleichgültig, ob er wiederkam mit der Charte in der Hand oder mit der Contre - Nevolution? (Unterbrehung von der Linken und Rech- ten her. Herr Odilon Barrot: So hören Sie do, meine Her- ren!) Jch will meinen Gedanken ganz aussprehen, oder es soll sich herausstellen, klar herausstellen für diese Kammer und das ganze Land, daß das hestige Benehmen dieses Theils der Versammlung (lebhafter Beifall im Centrumz Juterpellationen zur Linken) bei dem Wechselfalle, den ich für möglich crachtete, und der auch eintrat Herr von Chambolle: So können alle Verräther sprehen! (Zur Ordnung! Ruhe! Endlich einmal Ruhe!) Wenn ich nicht in Gent geivesen wäre, würden darum die Ereignisse eine andere Wendung genommen haben? (Herr von Beagu- mont: Jch schlug mich bei Waterloo für mein Vaterland, als der Herr Minister in Gent es verrieth, Wer will, wer kann mich zur Ordnung rufen?) Jch verlange hier nur einen kleinen Theil Freiheit und Gerechtigkeit, und es is eben kein Verdienst dabei, mir ihn zu bewilligen, Man mußte, sage ich, annchmen, daß der Kampf möglicherweise zu Gunsten Ludwig's XVIII. ausfallen fonnte. Bei dieser Voraussicht war es von großem Belang, daß Ludwig XV111. na Frankreich unter dem constitutio- nellen Banner und mit den Grundsägen der Charte zurückkam, um diese aufrecht zu erhalten, sie zu entwickeln und nicht, um sie in Frage zu stellen, Und um das zu bewirken, ging ih nach Gent! (Herr von Laroche- Jacquelin; Und nach der Nückehr die Prevotalgerichte? Mehrere Stimmen: Ganz ret! Sehr gut!) Der ehrenwerthe Abgeordnete spricht von Dingen, die er nicht kennt. Dem Geseße über diese Gerichte und allen darauf bezüglichen Maßregeln bin ich völlig fremd geblieben, Mein Verhalten zu jener Zeit is von Feind wie von Freund gebilligt worden, Alle überhäuften mih mit Lobsprüchen, sie bezeugten mir in den zehn Jahren, während welcher die Opposition gegen die Restauration kämpfte, ihre Sympathie, Jn Zeitungen und Neden wurde ich mit Danksaguugen über- häuft, auch von Legitimisten. Jch habe stets nur Einer Sache gedient. (Eine Stimme: Der Sceinheiligkeit , der Heuchelei.) einmal Nein, sondern der Sache der constitutionellen Monarchie , und das müssen mir Freunde und Feinde bezeugen! Das tiefe Gefühl meines poli- tishen Bewußtseins giebt mir Kraft, den Gefahren der Lage zu trogen, in welcher ih mi gegenwärtig befinde, Schon damals, als ih Ludwig XVITI, den Rath eines Freundes der constitutionellen Monarchie gab, hörte ich je- nes Murren, welches mich jezt überwältigen will, das mich aber doch nicht zum Schweigen bringt, denn ih habe das Land für mich. (Geräusch, Un- terbrechung zur Linken.) Ja, ih wiederhole, das Land is auf meiner Seite, (Von der Linken: Nein, nein!) Ja, stets war ih ein Vertheidiger der constitutionellen Monarchie, Jm Jahre 1820 saß ih nicht in der Kam- mer, aber dennoch ließ ih mich des Amtes entseßen und duldete Alles, um der constitutionellen Monarchie treu zu bleiben, um ihr zu dienen, als sie besiegt und bedroht war, wie ih ihr gedient hatte in besseren Tagen, Ja, ich habe das Land für mich, Aber Sie, die sie jet so gewaltig toben, hat das Land je Jhren Ansichten und Jhrem Verfahren zugestimmt? (Jm Centrum + Niemals! Unruhe auf der Linken.) Sind Sie nicht seit 25 Jah- ren mit allen Kräften dieser Regierungsform bewaffnet? Und wie haben Sie sich derselben zu bedienen gewußt ? (Reclamationen der Linlen,) Haben Sie dieselben für den Nuhm und die Nuhe des Landes zu gebrauchen ver- standen? Haben Sie die Regierung des Landes begründet? (Herr Gar- nier-Pagès: Wir haben die Juli - Revolution gemacht.) Was ih vor- ausgesehen, traf ein, Durh den Willen der Vorsehung (Eine Stimme; Der Verrätherei!) Wenn die Vorsehung jene Ereignisse nicht gemacht, so hat sie dieselben doch geschehen lassen; das werden Sie nicht abstreiten.

Der Redner seßt dann aus einander, welchen Antheil er an den Begebenheiten genommenz wie er fünf Jahre lang ein treuer Diener der Restauration gewesen und als solcher gegen die Reaction ange= fämpft. Auf den Vorwurf des Herrn Lherbette, daß er 1814 in einer Flugschrift die Censur anempfohlen, entgegnet Herr G uizot: „Es is wahr, daß ih weder die Preßfreiheit, noch andere Freiheiten jemals in der Weise verstanden habe, wie Sie.“ Dann folgen wieder Beschuldigungen und Gegenbeschuldigungenz Herr Guizot behauptet, die Opposition habe stets der Freiheit und Macht nur Schaden ge- braht und bemerkt weiter, er sei immer ein Anhänger der Grundsäbe von 1789 gewesen. Darum sei er auch unter der Restauration in die Reihen der nationalen und constitutionellen Opposition eingetreten und dafür zehn Jahre lang mit Lob überhäuft worden z aber nie habe er Komplotte gemacht, nie Emeuten, nie si gewaltthätig gezeigt, nie einem wahrhaften Landes=Juteresse geschadet.

„Zch habe damals, wie jeßt“, fuhr der Minister fort, „Vertrauen in die Tüchtigkeit unserer Jnstitutionen gehabt, wie früher gegen die Angriffe der alten Regierung, so seit 1830 gegen die Bestrebungen ter Anarchie der freiwilligen wie der unfreiwilligen, der zufälligen oder vorbedachten. Und als diese zehnjähnige legale Opposition zu Ende ging und die Stunde fam, wo die Fehler und Verbrechen der Regierung das Land a" friefen eine Handlung der Souverainetät auszuüben, bin ih hinter Niemand zu rügeblieben in den Bemühungen, die Freiheit und die Regierung zu er-

obern, Jch erwarte Störungen. Also das ist eine ausgema te Sache, Jch will Jhnen die drei Haupt - Abschnitte meines Lebens k

charakterisiren : Ich war der constitutionellen Monarchie ergeben unter der Restauration ; ich war ihr ferner ergeben, als ih Opposition machte unter der Restauration, und ih bin ihr ergeben unter der Regierung seit 1830, Das sind ganz einfache Thatsachen , die Frankreich und ganz Europa kennt, Und wenn ih hier in cinem neuen Kampfe die Sache derselben Regierungsform vertheidige und dieselben Grundsäße der Re- volution, dann treten Rovalisten aus der Restauration auf . und wollen mir vorwerfen, daß ih zu Ludwig XVII1I. gesprochen! Und Constitutionelle wollen mir ein Verbrechen daraus machen, daß ih mit Ludwig XVIII, von Verfassung und Freiheit redete! Jch weiß wohl, worauf das abzielt. Sie hätten gewünscht, venigstens von Jhrem Parteistandpunkte aus, daß Frank- rcih einen unmöglichen Krieg gegen Europa foriführte, dessen nothwendige Folge aber eine völlige Erschöpfung hätte scin müssen, Jch gehöre zu den Männern, welche 1815 sich der constitutionellen Monarchie zuwandten, weil

Herr Dupin: ;

Nein, und noch *

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wir in derselben mehr Sicherheit und Freiheit fanden, als in jeder anderen.

Und alle diese Heftigkeit, dieses Geschrei und Geräusch, mag es kommen, woher es wolle, soll mich niht abwendig machen von dem einmal einge- schlagenen Gange. Jh vertraue auf den gesunden Sinu des Landes, mit dessen Hülfe und Unterstüßung wir seit 1830 auf unserer mühevollen Lauf- bahn gewandelt sind, Man mag Verleumdungen und Beleidigungen nohch so sehr häufen und vervielfältigen, sie werden nie die Höhe der Verachtung erreichen, die ich ihnen entgegenseze.

Herr Odilon Barrot: Der Minister hat gesagt, daß politische Mo- ralität einer feierlichen Geltendmachung bedürfe; ih bin derselben Ansicht, denn nie is sie so wie jeßt erschüttert worden, Wer aber die constitutionelle Freihcit seines Vaterlandes kräftigen will, soll nicht ins Ausland gehen und dort dienen, am allerwenigsten soll er über ein mit französischen Leichen besäctes Schlachtfeld dorthin gehen. Jch e:kläre mich gegen den harten Ausdruck im Paragraphen, gegen das Wort Brandmarken, Man kann nicht Sachen brandmarfen, ohne zugleich die Personen mit zu treffen, Wir, die Oppo- sition, düzfen nicht zugeben, daß eine große Partei in der Kammer auf diese Art bezeichnet wirdz ih weise alle Komplizität in dieser Hinsicht zurü. Unsere Pflicht ist, die Erinnerungen der Nestauration zu bekämpfen und die Forderungen der Zukunft ins Auge zu fassen. Die Regierung wind mehr Unterstüßung finden, wenn sie sih enger an die Bedürfnisse der Zeit an- {ließt und dieselben nah Gebühr berüfsichtigt.

Herr Guizot: Was wir tadeln, hat sih vor den Augen von ganz Europa begeben. Und Sie wollen es zugeben, daß Leute dem Prätendenten ihre Gesinuungen ausdrüen, ohne daß die Kammer sagt, was sie darüber denft! Ueber Leute, die sich in London etwas zu Schulden kommen licßen, soll man in Paris kein Urtheil fällen! Giebt es denn in der Gesellschaft blos Gerichtshöfe und Klagen? Geben wir nicht jeden Tag politische Ur- theile ab? Sind nicht die Abstimmungen der Kammer und die Adresse auch Urtheile über das Verfahren der Regierung? Jch finde es unbegreiflich, daß man über das Benehmen zu Belgrave - Square hier kein Urtheil fällen

soll. Das hieße, der Kammer wie der Negierung die Axt an die Wurzel legen! Es giebt Darlegungen der öffentlichen Meinung „des Voltsgefühls,

die nothwendig sind. Wenn Sie Jhre Ansichten nicht aussprechen, meine Herren, wenn Sie stumm bleiben, so erniedrigen Sie sich selbs.

Hiermit wurde die Diskussion über den Paragraphen geschlo}sen und die über die dazu vorgeschlagenen Amendements auf den nächsten Abend vertagt. Die Versammlung trennte sih in der größten Auf regung.

Sibßung vom 27. Januar. Es is schon gemeldet, daß die Herren Cordier, von Courtais und Emil von Girardin heute ihre Amendements, welche sämmtlich die Aeußerung des letzten Paragra= phen des Adreß-Entwurfs über die legitimistischen Vorgänge in Bel- grave-Square mildern sollten, zu Gunsten des dasselbe bezweckenden Amendements des Herrn Lasteyrie zurücknahmen und, um Ueberein- stimmung in die Opposition gegen die Fassung der Kommission zu bringen, diesem lebteren sich anschlossen, welches au die Stelle der Worte des Paragraphen: „Das öffentliche Gewissen brandmarkt strafbare Manifestationen‘“ folgende gesetzt sehen wollte: „Die öüffent= liche Vernunft hat töllkühnen Plänen und eitlen Demonstrationen ihre Gerechtigkeit widerfahren lassen.“ Unter den Rednern, welche in die= ser Sibung im Sinne der Amendements sihch vernehmen licßen, er- regte besonders Herr von Lamartine die Aufmerksamkeit der Kam- mer, weil er in dieser Session noch nicht das Wort genommen und seit der vorigen eine entschieden radikale politische Tendenz in seinen publizistishen Arbeiten eingeschlagen hatte. Der Redner sagte im Wesentlichen:

,„Man hat sehr viel von politischer Moral gesprochen. Auch ih glaube an dies Gefühl. Die gestrige Sizung hätte mich, falls ich geschwankt, dazu befehrt. Wie sollte man nicht an die politische Moral glauben, wenn man so ausgezeichncte und charafiervolle Männer von der Falschheit einer zweideutigen Stellung fast nicdergedrükt sieht? Jn diesem Falle wird das ge- ringste Unrecht, selbs wenn es seit langer Zeit vergessen worden, zu einem Hinderniß. Seien wir denn nicht so-strengz suchen wir nicht Gefühle zu brand- marken, die innerhalb der ihnen vorgezcichneten Gränze chrenwerth sind. Eine wcchselscitige Svmpathie, cine liberale Toleranz sind dem entgegen. Anstatt auf die Diskussion zu verzichten, sollten Sie, so viel von Jhnen abhängt, den Ausdruck Jhrer Anhänglichkeit an die Regierung, die Sie gegründet haben, mildern, mäßigen. Jn diesem Sinne unterstüßze ih die Amendements, Jch brauche hier nicht zu erklären, daß das Prinzip der Par- tei, gegen die cin Tadel gerichtet ist, nicht mein Prinzip, daß ihr Dogma nicht das meine is, Jh glaube vor Allem an díe unabänderliche, unver- gängliche Souverainetät des Landes, Aber ich sche in der Thatsache nichts, vas die beantragte Strenge motiviren könnte. Ein junger Prinz nähert sich seinem Vaterlande; es betreten, kann er niht. Dieser junge Prinz reist in Europa, um seine Erziehung zu vollenden. Er ist unschuldig durch seine Geburt, wie dur seinen Sturz. Warum die ihm dargebrachten Huldigungen verdächtigen? Warum nicht glauben, daß tiese Huldigungen unschuldig sind? Die Reise der Legitimisten enthält zweierlei Fragen in sich : eine Frage der hohen Konvenienz und eine Frage des Verbrechens, Was die erste Frage betrifft, so bin ih mit Jhnen einverstanden, stimme ich vollkommen mit Jhren Ansichten überein. Es stand unseren Kollegen nicht zu, diese Neise zu unternehmen und ein solches Aufheben davon zu machen, Wenn die Kam- mer, diesen Manifestationen gegenüber, einen Aft vornchmen will, der die Anhänglichkeit an den Eid kund geben soll, so möge sie es thun, ih bin dabei, Aber man \chlägt keinen Akt dieser Art ver; man erhebt das Ge- schrei des Bürgerkrieges, Erinnern Sie sich an die gestrige Sißung, an die Bewegung, in welche {hon eine solche Ungewißheit die Negierung des Königs verseßen kann. Das is oftmals die Wirkung eines einzigen Wortes. Ih bin deshalb dafür, daß dasselbe gestrichen, und dann durch cines der zahlreichen Amendements ersezt werde. Ih hänge an der Juli - Re- volution; aber ich gestehe, daß die Beibehaltung der fraglichen Worte meinen Geist beunruhigt. Es ist dies eine moralische A Ein Ausdruck, der eine Partei entehrt, verdrängt sie auch,

ellt sie außerha!b des Gesetes. Der Nedner wandte sich schließlich an die Legitimisten und sagte ihnen: „Es kommt nichts Gutes dabei heraus, venn man das Heil seines Landes im Auslande sucht; suche man sich vielmehr in dem constitutionellen Prinzip oder in dem Prinzip der Monar- hie, aber man bleibe im Julande, und man suche das Glück des Landes nur im Jnnern. Scien Sie überzeugt, man ist fein ehrenhafter Legitimist, fein wahrhafter Liberaler, kein eter Patriot, kein großer Staatsmann, wenn man nicht vor Allem ein guter Bürger ist.“ (Beifall von der linken Seite.)

Die anderen Redner wurden von der Kammer, die endlich dieser Debatten müde zu werden schien, nur noch mit Ungeduld angehört. Als zur Abstimmung geschritten werden sollte, theilte der Präsident den Paragraphen, und der erste Theil desselben : 1a, Sire, Jhre Gamilie is wahrhaft volfksthümlih ; das Bündniß zwischen Frankreich und Jhnen is unauflöslich ; die Rechte Jhrer Dynastie, auf das un= vergängliche Prinzip der National -Souverainetät gestellt (dies war bekanntlih eine schon von der Kommission beschlossene Aenderung in dem Adreß - Entwurf), sind durch Jhre und unsere Eide verbürgt“, wurde einstimmig angenommen, denn Niemand erhob sich da- gegen. Darauf kam das zu der zweiten Hälfte des Para= graphen vorgeschlagene Amendement des Herrn vou Lasteyrie an die Reise. Die ganze linke Seite, ein Theil des linken Centrums, die Herren von Salvandy, Grandin, Leyraud, Billault, Duvergier de Hauranne, vou Remusat, Leon de Malleville und andere Mitglieder der verschiedenen Sectionen der rechten Seite erhoben sich sür das Amendement, eine beträhtlihe Masse der Centra und viele Mitglie= der der Sectionen der Rechten gegen dasselbe. Die Herren Berryer, von Laroche - Jacquelin, Dugabé, von Valmy, von Larcy und noch etwa zwanzig Mitglieder derselben politisheu Nüancen nehmen an der Abstimmung keinen Theil, Nach der Erklärung des Präsidenten ergab sih eine unzweideutige Majorität gegen das Amendement. Als nun der zweite Theil des Paragraphen zur Abstimmung gelangen sollte,

welcher lautet: „Das öffentliche Gewissen brandmarkt strafbare Ma-

nifestationen; unsere Juli - Revolution, beshwornen Treue bestraste, hat die Heiligkeit des Eides bei uns ge- weiht“, erhob sich Herr von Larohe-Jacquelin und erklärte:

Falls die Kammer diescn Paragraphen annchmen zu müssen glaubte würde ih zwar mi nicht für gcbrandmarkt halten, wenn sie mih nicht aus ihrem Schoß ausstieße; ih fordere Sie zu dieser Gewalthandlung nicht auf ; aber es würde mir unmögli sein, länger meinen Plaß unter Jhnen zu behalten, ohne von meinen Wählern ein neues Mandat erhalten zu haben. (Sehr gut.) Es giebt politische Gegner unter uns, aber nicht chrlose Männer, und ich würde ein solcher zu sein anfangen. (Nein, nein) Jch würde der erste sein, und das will ih niht. Sie wissen, daß ih ein Mann von Ehre bin; ich berufe mich auf Ehrenmänner, und Sie werden begrei- fen, warum ich Jhnen hier die Eiklärung eines Ehrenmannes gegeben habe. (Anhaltender Beifall, Mehrere Stimmen: Sie werden Jhre Entlassung doch nicht einrcihenz; Sie werden sih schon besinnen !)

Nun {lug Herr Aylies noch vor, das Wort llétrit (brand= markt) durch das Wort réprouve (verwirft) zu erseßen. Ein Mit= glied: Man will also die Legitimisten zu Verworfenen machen ! (Gelächter) Dies Amendement wurde ebenfalls verworfen, obwohl die linke Seite gegen die Erklärung des Präsidenten, als dieser dies als das Resultat der Abstimmung durch Aufstehen verkündete, lebhafte

Reclamationen erhob; das Ergebniß der ersten Abstimmung darüber war nämlich von dem Präsidenten selbst für zwei= felhaft erflärt worden, und es hatte zu einer zweiten ge= schritten werden müssen. Herr Odilon Barr ot rief der

Majorität zu, da diese zu triumphiren schien: „Sie haben Jhren Sieg nur denen zu verdanken, die Jhre Bänke schon verlassen haben z hätten dieselben an der Abstimmung theilgenommen ,. so würden Sie nicht die Majorität haben.“ Hierauf wurde endlih der zweite Theil des leßten Paragraphen selbst zur Abstimmung gebraht und vom Präsidenten für angenommen erflärt; es hatte sich wieder die ganze Unke, und auch die Herren Thiers und von Salvandy, dagegen er= hoben. Nun erfolgte zum Schluß durch Kugelwahl die Abstimmung über den ganzen, bis auf Einschaltung der Stelle von der National= Souverainetät unverändert gebliebenen Entwurf der Adreß-Kommission. l

Zahl der Stimmenden .….... 410 Ubsolute Majorität... 206 Weiße Kugêln .. 220 S@Wchwarzè Kugeln.) 0065 . 4190

Dies Resultat, die Annahme der Adresse mit 220 gegen 190 also nur mit einer relativen Majorität von 30 und gar nur mit einer absoluten Majorität von 14 Stimmen, erregte nicht geringe Sensation, und Mitglieder der linken Seite riefen den Ministern zu: Sie sind noch so davongekommen! Mit 14 Stimmen über die noth= wendige Ziffer der Majorität!“

__ Paris, 28. Jan, Graf Bastard, Vice - Präsident der Pairs= Kammer und Präsident des Cassationshofes, ist vor einigen Tagen und der gelehrte und anmuthige Schriftsteller Charles Nodier vor= gestera mit Tode abgegangen.

Herr Arago hat der Akademie der Wissenschaften angezeigt, daß Herr Daguerre eine neue Erfindung gemacht habe, wodurch derselbe im Stande sei, ein Lichtbild in dem tausendsten Theil einer Sekunde aufzunehmen,

__ m Paris, 28. Jan. Das End-Resultat der Adreß=Diskussion ist gestern gerade so ausgefallen, wie sich beim Beginn der Dis= fussion gewärtigen ließ. Der Kreuzzug gegen die Legitimisten hat nur dem Kabinet geschadet, dessen ohnehin etwas prefäre Stellung seit zwei Tagen nicht eben an Festigkeit gewonnen hat. Die Phrase des Adreß - Entwurfs gegen die Legitimisten is zwar gestern nach einer zweifahen Abstimmung (das Resultat der ersten Abstimmung wurde als zweifelhaft betrachtet) durhgegangen, aber nur dadurch,

daß die Legitimisten sih enthielten, dabei zu stimmen. Hätten die Legitimisten mitgestimmt, so wäre wahrscheinlih das Resultat ein anderes gewesen. Auch ergreifen die Oppositions - Blätter aller Nüancen heute die Partei der Legitimisten gegen die Regierung; die ganze dynastishe Opposition, Herrn Thiers und Herrn Dupin d. Nelt, an der Spize, hat gestern zu Gunsten der Legitimisten gestimmt. Man hat die Legitimisten politisch vernihten wollen, aber statt dessen hat man fast die Sympathieen der Opposition ihnen gesichert und ihnen eine ganz eigenthümlihe Stellung verschafft, die sie wohl nicht so leiht zu erringen hofften.

Man begreift wohl, daß nah der gestrigen Abstimmung die parlamentarische Majorität des Ministeriums uicht eben sehr bedeutend erscheint, Eine absolute Majorität von blos 15 Stimmen bej dem Votum der Adresse, welche die wahre Lebensfrage jedes Ministeriums bildet ist kein günstiges Wahrzeichen, denn wie das Journal la Presse bemerken läßt, haben mehrere Deputirten nur darum zu Gunsten der Adresse gestimmt, um der Mühe überhoben zu werden, eine neue Adreß-Kommission zu ernennen, und die betreffenden Debatten von neuem zu beginnen. Ueber die Hälfte der Legitimisten haben sich enthalten, an der Abstimmung der Adresse Theil zu nehmen. Hätten dieselben eine s{chwarze Kugel in die Urne werfen wollen, so hâtte das Kabinet leiht die V:rweifung der Adresse erlebèn können was seit 1830 keinem Ministerium widerfahren ist. j

Man ist gegenwärtig sehr gespanut auf die Kabinet vom 29, Oktober bei der Abstimmung über die geheimen Fouds zu bestehen haben wird, Der betreffende Geseß=Entwurf soll wie es heißt, in den nächsten Tagen an die Kammer gelangen. E

Probe, welche das

7 Paris, 28, Jan. Alles is beendigt! irgend ein Amendement und mit einer Majorität von 30 Stimmen angenommen worden. Das is wenig unter gegenwärtigen Umstän= den, und wenn die Fraction Dufaure, welche eine der Nüancen des linken Centrums bildet, nicht für das Ministerium gestimmt hätte, so würde das Kabinet auffallend kompromittirt worden sein. Die gestrige Sibung war noch sehr belebt, Herr von Laroche - Jacquelin prote= stirte heftig, und er scheint seine Entlassung nehmen zu wollen, um sih von neuem vor seinen Wählern zu stelleu. Herr Guizot darf sich zu dem Resultate der Debatten der leßten vierzehn Tage nicht unbe= dingt Glück wünschen. Er hatte es sih zur Aufgabe gestellt, die schlum= mernuden PLeidenschaften wieder zu erwecken und dur eine offizielle und öffentliche Brandmarkung eine ganze Partei zu erbittern. Diese Partei ist zwar für die öffentliche Ordnung nicht zu fürchten, aber wäre Mäßi= gung nicht besser gewesen? War es nicht weiser und politischer , die Aufregung durch Stillschweigen zu besänftigen, als durch Aussprehung eines übertriebenen Tadels gegen die legitimistishen Deputirten welche die Reise nah London gemacht, dem noch lebhaften Hasse

Die Adresse is obne

neue Nahrung zu geben? Es giebt in Frankreich bereits genu Keime der Zwietracht, ohne daß man erst nötbig bâtte politische

Gegner so zu reizen, Herr Guizot hat alle usd

Adresse mit der äußersten Hartnäckigkeit Veeia, M N bes Paragraphen, welcher die fünf Deputirten wegen ihres Besuchs beim Herzoge von Bordeaux brandmarkt, in die Adresse aufgenommen, Was hat er dadurch gewonnen? Steht das Miniteriat etwa jebt fester, als vor jenen stürmischen Sibungen, in denen man die \hmerz=- lichsten Erinnerungen wieder aufgefrisht hat? Wir glauben nicht, und die Majorität, welhe das Ministerium erhalten at, ist eine der shwästen, die seit dem Jahre 1830 vorgekommen sind. 30 Stim- men! Das is niht genug, wenn man sich einer zwei lhaften Fraction

indem sie die Verleßung der

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