1844 / 36 p. 2 (Allgemeine Preußische Zeitung) scan diff

_ Allerdings werde sich der unmittelbare Bomterg eet S ét, wenn Hessen feine Eisenbahn anlege, ry Bahn zuwenden; aber der Zwischeuverkehr, der Verkehr im M E 1e unserem Lande nit entzogeu werden, zumal die Bahn ad angelegt werde, denn eine andere Bahn

, ( it l 9 vier: pu R ertr mögli, da der Spessart, der Thü= in dieser Nl F Rhön unübersteigliche Hindernisse darböten. Werde ringer Wald V Is die bessische Bahn nüglih sei, dann werde sie E n eittetbaren Verkehr zwischen Leipzig und Frankfurt bald aud au sih ziehen, weil die hessische Bahn kürzer werde, als jene, E verhalte sich mit den Eisenbahnen feineêweges wie mit den Landstraßen wo ganz andere Verhältnisse obwalten, Auch fänden sich t s bayerischen Bahn bedeutende Hindernisse. Bayern habe zwar zu einer Actien = Unternehmung aufgefordert ; doch werde auf die ge- stellten Bedingungen hin wohl s{hwerlich der Anfang alsbald gemacht werden, ebeu wegen der bedeutenden Terrain-Schwierigfkeiten ; erst ein Drittel der im Bau begriffenen Strecke der Bahn sei gebaut, und zwei Drittel des Anlage - Kapitals seien schon aufgewendet. Jene Bahnstrecke werde auch niht unter fünf Jahren vollendet sein, und die Furht, umgangen zu werden, brauche niht so groß zu sein. Deshalb werde aber auch für Kurhessen noch Zeit genug sein, auch scine Verhältnisse erst vorher genau zu erwägen. Wenn indeß eine Ermittelung der gewerblichen und merkfantilishen Verhältnisse es wünschenswerth erscheinen lasse, Eisenbahnen zu er= halten, so müsse Alles gethan werden, um deren Anlage zu be- werkstelligen, Der Bericht catyalte einen Widerspruch, denn wäh= rend derselbe nur die Vortheile der Eisenbahnen ausführe, sei der Antrag keinesweges geeignet, eine Förderung der Angelegenheit selbst hervorzurufen, Um diejen Widerspruch zu heben, und in dem Vertrauen, welches die Regierung seither bethätigt, indem sie die Sache mit Vorsicht und nicht übereilt betrieben habe, stellte der Herr Redner seinen hon mitgetheilten Antrag. Zwar sei die Summe von 50,000 Rthlr. für unser Budget {hon groß, aber er hoffe, daß die Regierung nah einer weisen Erforschung Alles dessen, was noth= wendig, nüßlih und heilbringend erscheine, nicht gehindert werde, eine Cisenbahn anzulegen, (Sort, Folat)

Großh. Hessen. Darmstadt, 30. Jan. (Gr. H. Z.) Der Präsident des Großherzogl. Gewerbvereins hat die vorzüglicheren Jndustriellen des Landes davon in Kenntuiß gesebt, daß die Königlich Preußische Regierung eine Ausstellung für die Judustrie - Erzeugnisse gus dem gesammten Zollverein in bevorstehendem Sommer in Berlin veranstalten werde, indem si diese hohe Regierung die nähere Mit- theilung wegen des Beginnes der Ausstellung, sowie in Betreff der sonstigen zum Grunde zu legenden Bedingungen noch vorbehalte. Der Präsident des Gewerbvereins spricht in seiner desfallsigen Ein- ladung den lebhaften Wunsch aus, daß die vorzüglicheren Jndu- striellen des Landes bei dieser Ausstellung in solcher Weise sich bethei- ligen möchten, um die Judustrie des Großherzogthums neben den Erzeugnissen der übrigen Vereinsstaaten würdig vertreten zu sehen,

Sachsen - Weimar. X TSeimar, 2. Februar. Zum heutigen Geburtsfeste Seiner Königlihen Hoheit des Großherzogs war noch gestern Abend die Prinzessin von Preußen Königli= hen Hoheit hier eingetroffen, so wie auch die preußisheu Gene= rale von Trigalsky, von Bresser, von Hedemann und von Beyer aus Erfurt und der Oberst von Graeve aus Langensalza, nebst meh= reren Glücfwünschungs-Bevollmächtigten der benachbarten befreundeten Höfe. Leider wurden die Festlichkeiten des heutigen Tages durch die Trauer-Nachrichten aus Gotha und Oldenburg sowohl, als auch be= sonders durch den betrübenden Umstand gestört, daß unsere Frau Groß= herzogin Kaiserl. Hoheit denselben niht beiwohneu konnte, weil die größte Schonung, bei der gottlob eingetretenen Rekonvalescenz, dies nit erlaubte; die 1a beshränkten sich daher blos auf die Festtafel im Residenzschlosse und auf das Theater, in welhem die Oper von Auber: Der Herzog von Olonna, neu in die Scene geseht war, Hier empfing der Großherzog bei einer glänzenden Versamm= lung diejenigen lauten Aeußerungen treuer Liebe und Anhänglichkeit an seine höchste Person, welche dankbare Empfindungen, die bei jedem Weimaraner in dieser Hinsicht hervorgerufen werden und sih nicht zurückhalten lassen.

Sahsen-Koburg=Gotha, X Gotha, 2. Febr. Heute ist die Leiche des höchstseeligen Herzogs Ernst im Schlosse parade=

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ih reiche meine Entlassung ein. J habe «die Ehre, zu sein u. s. w.““, zwar in die Protokolle der Kammer cingetragen, aber nit an deu Minister des Jnnern überwiesen werden solle, um dem ehrenwerthen Deputirten Zeit zum Nachdenken und zur Abkühlung seiner dur die leßten Debatten aufgeregten Stimmung zu gewähren, weil derselbe sich dann gewiß überzeugen würde, daß es niht in der Absicht der Kammer gelegen habe, Persouen anzugreifen. Als jedoch der Prä= sident diesen Antrag zur Abstimmung brachte, beschloß die Kammer mit großer Majorität, indem nur dreißig bis vierzig Mitglieder der äußersten reten und linken Seite sih für den Antrag erhoben, dar= über zur Tages-Ordnung überzugehen, also das Schreiben des Mar- quis von Laroche = Jacquelin nicht nur zu Protokoll zu nehmen, son- dern auch an den Minister des Junern zu übersenden, der danach ein neues Wahl - Ausschreiben zu erlassen hat, An der Tages = Ordnung war nun die Diskussion des Gesez-Entwurfs über die desinitive Re= gulirung der Rehnungen von 1841. Herr Rihouet verlas eine lange Denkschrift über den Zustand der Marine und über gewisse Mißbräuche , die si, seinen Behauptungen zufolge, auf den Werften eingeschlichen haben sollten; er klagte besonders darüber, daß die Aus= gaben nicht einer festen Kontrolle unterworfen seien, Der Marine= Minister, Admiral Mackau, erwiederte, es sei über diesen Gegenstand im April v. J. eine Kommission niedergeseßt und von dieser ein aus

mäßig ausgestellt und wird morgen früh einstweilen beigeseßt, bis das Mausoleum fertig sein wird, wel hes, leßtwilligen Verfügungen zufolge, auf einem Berge bei Koburg erbaut werden soll. Bei der Section der Leiche hat man eine sehr starke Verengung des Darmkanals, vershlungene Gedärme und eine sehr kleine Lunge gefunden,

Gotha, 29. Jan. Das von dem nunmehrigen Herzoge Ernst bei seinem E 0 erlassene (und bereits in Nr. 33 er- wähnte) Patent lautet folgendermaßen : : :

„Wir Ernst, von Gottes Gnaden Herzog zu Sachsen - Koburg und Gotha, Jülich, Kleve und Berg, auh Engern und West- phalen, Landgraf in Thüringen, Markgraf zu Meißen, ge-= fürsteter Graf zu Henneberg, Graf zu der Mark und Ravens=

f berg, Herr zu Ravenstein und Tonua 2c, 2c,

ügen hiermit zu wissen :

i: 6s hat dee etiichen Vorsehung nach ihrem uncrforschlichen Rath und Willen gefallen, Unseres geliebtesten Herrn Vaters, des Durchlauchtigsten Herzog Ernst, Herzog zu Sachsen-Koburg und Gotha Durchlaucht und Gnaden, heute Morgens nah 5 Uhr durch einen sanften Tod aus dieser Welt abzuberufen, und durch diesen großen Verlust Uns und Unser Herzogliches Haus in tiefste Trauer zu verseßen, Nachdem Wir in Folge dieses s{merzlichen Ereiguisses, Kraft der in Unserem Herzoglichen Hause bestehenden Erbfolge-Ord- nung, die Regierung der auf Uns vererbfällten Herzoglich Sachsen= Koburg=- und Gothaischen Lande übernommen haben, eröffnen Wir solhes allen Behörden und Unterthanen Unserer Herzogthümer, be= gehren von ihnen, daß sie Uns als ihren rechtmäßigen Landesherrn anerkennen, verweisen sie guf den Uns bereits eventuell geleisteten Erb gn gs, und versehen Uns zu ihnen, daß sie Uns dessen eingedenk mit denselben treuen und pflichtmäßigen Gesinnungen zugethan sein und bleiben werden, die sie gegen Unseres, nunmehr in Gott ruhenden Herrn Vaters Gnaden bethätigt haben.

Wir ertheilen ihnen dagegen die Versicherung, daß Wir es mit ihnen kreulih meinen und Uns unablässig bestreben werden, ihrer Aller Bestes auf jede Weise zu befördern.

Urkundlich haben Wir dieses Patent eigenhändig vollzogen und durch Unser Herzogliches Siegel befräftigen lassen.

So gegen Gotha, am 29, Januar 1844,

(L. 5.) Ern, Herzog zu Sachsen-Koburg und Gotha 2c.“

Frankreich.

Deputirten - Kammer. Sihung vom 29. Jgnuuar. Nicht der Minister des Junern, Herr Duchätel. sondern C Dozon war es, der den Antrag stellte, daß das Schreiben des Marquis von Laroche - Jacquelin, welches ganz einfach lautete: „Herr Präsident,

142 Artikeln bestehender Bericht abgestattet worden, worauf man eine genaue Untersuhung aller einzelnen Punkte für angemessen erachtet habe. Die Diskussion wurde hicrauf vom Präsidenten mit der Anzeige unterbrochen, daß er der Kammer ein Schreiben vorzulegen habe, welches er so eben empfangez es war der Protest der Herren Berryer, von Valmy uud von Larcy gegen den leßten Paragraphen des Adreß = Entwurfs, welchem diese drei legitimistishen Deputirten am Schluß die Einreichung ihrer Entlassung beifügen. Herr Berryer war Deputirter für Marseille, der Herzog von Valmy für das De- partement der oberen Garonne und Herr von Larcy für das des Hérault. Jhr gemeinschaftlicher Protest lautet :

„Paris , 29. Jan. Herr Präsident! Der leßte Paragraph der in der Sißung vom 27. Januar votirten Adresse ist in unseren Argen ein An- griff auf die Unabhängigkeit und Würde mehrerer Mitglieder dieser Kam- mer. Eine zweifelhafte Abstimmung hat bereits im Schoße der Versammlung cine bercdte und lovaie Protestation erboben, (Hestiges Murren.) Wir protesti- ren nun unsererseits durch unser Abtreten, nicht gegen eine beleidigende Sprache, die uns nicht erreichen fann, sondern gegen die Gewalt, die, un- seren Necdten (lebhafte Verneinungen) und den Garautieen der Freiheit, welche uns in der Ertlärung vom 7. August 1830 versprochen wurden, zum Troß, uns angethan worden ist. Entschlossen, alle unsere Pflichten gegen unsere Wähler, gegen unsere politischen Freunde und gegen uns selbst zu erfüllen, aber von ciner wahrhaft moralischen Ausschließung getroffen, kann die Verantwortlichkeit unseres Entfcblusses nicht auf uns fallen, ““

Ein Mitglied: Dieses Schreiben rechtfertigt den Beschluß der Ma- jorität vollkommen. i

Ein Anderes: Herr Bloin de Bourdon ist vernünftiger, er reichte scine Entlassung nicht ein.

Ein Drittes; Warten Sie nur, er wird sie vielleicht abgesondert eben,

9 Der Präsident: Die Entlassung is zu Protokoll zu nehmen und dem Minister des Jnnern davon Abschrift zuzufertigen.

Herr Dupin: Meine Herren, ih bitte um das Wort, Vor einer Abstimmung kann man getheilter Meinung sein; nah der Abstimmung steht die Entscheidung der Kammer fest; man kann seine Entlassung ein- reichen, aber wir geben nicht zu, daß man das Necht der Kammer in dem, was sie gethan, befritteln oder dagegen protestiren will. (Allgemeine Zeichen der Zustimmung.) Jch trage darauf an, daß die Kammer, ohne Rücksicht auf die Protestation zur Tagesordnung übergehe, und daß die Entlassung ohne alle Erwähnung des Protestes an den Minister des Junern ge- sandt werde. (Sehr gut !) /

Der Präsident: Die Kammer nimmt keinen Protest anz sie kann nur eine Entlassung annehmen, deren Motive durch die bloße Thatsache ihrer Aufnahme in das Protokoll von ihr, weder zugelassen noch gebilligt werde. Es is also dem Gebrauche gemäß, die Entlassung zu Protokoll zu nehmen, und dem Minister davon Abschrift zuzufertigen, Was das ver- lesene Schreiben betrifft, so betrachten wir es gar nicht als einen Protest, denn sonst hätten wir es der Kammer nicht einmal mitgetheilt, (Sehr gut, Zahlreiche Stimmen: Zur Tagesordnung D 2 ;

Herr Lherbette: Jch will keine lange Diskussion eröffnen, meine Herren, aber ich kann die Worte des Herrn Dupin und die des Präsidenten nicht ohne Protest vorübergehen lassen, Deputirte, die ihre Entlassung ge- ben, haben das volle Recht, sie zu motiviren, Jch achte die Nechte der Kammer, aber ih ate auch die der einzelnen Deputirten, und unter diese zähle ih au das, selbst gegen einen Beschluß der Kammer zu protestiren, gegen cinen Beschluß, wie den in der leßten Sißung. (Von allen Sei- ten; Nein! Nein!) Jch habe Jhnen nicht das Necht zuerkannt, Kollegen einen Makel zuzufügen, eine moralische Proseription gegen sie auszusprechen, (Neue Verneinungen.) i

Der Präsident, Sie haben nicht das Recht, die Enischeidung der Kammer anzugreifen.

Herr Lherbette. Jch greife sie niht an, (Mehrere Stimmen: Ja, Sie thun es!) Herr Dupin hat es gesagt; Wenn ein Beschluß cin- mal gefaßt is, so müssen wir Alle ihn achten; wir Alle müssen uns that- sächlich davor beugen; aber das kann man nicht wollen, daß diejenigen, die dadurch verleßt werden, die man branbmarken wollte, die Entscheidung auch grundsäßlich annehmen sollen, daß sie, indem sie sih wegen dieses Votums aus der Kammer zurückziehen, niht dagegen sollen protestiren dür- fen, daß ihnen nichts als die einfache Entlassung übrig bleibt, Sie wür- den die Brandmarkung verdienen, wenn sie nicht dagegen protestirten, und Sie können es ihnen nicht verweigern. Diese Kollegen, welhe Sie brand- marken wollten, hatten zweierlei Rechte auszuüben, ih möchte fast sagen, zweierlei Pflichten zu erfüllen : einmal gegen einen Beschluß, der ihnen einen Makel aufdrücken will, zu protestiren; dies thun sie; zweitens an die Wäh- ler, an das Land zu appelliren. Nachdem sie sih Jhrem Urtheilsspruch haben unterziehen müssen, werden Sie, meine Herren, sich dem des Landes zu unterzichen haben. (Heftiges- Murren auf den Bänken der Majorität, Beifall auf ven beiden äußersten Seiten.)

Der Präsident: Jch wiede:hole, daß die Kammer von Niemanden cine Protestation gegen ihre Handlungen annimmt, Jch habe ein Ent- lassungs-Schreiben verlesen, welchem motivirende Erklärungen beigefügt sind, Dem Gebrauche gemäß wird dasselbe in das Protokoll der Kammer cinge- schaltet, und dem VNinister blos ein Auszug davon, nämlich die Abschrift ven Stelle, welche die Einreichung der Entlassung enthält, mitgetheilt werden,

Stimmen zur Linken: O nicht doh! Sie haben nicht das Necht das Schreiben zu zertheilen, Andere Stimmen: Ja! Ja! :

Der Präsident: Der betreffende Auszug des Schreibens wird an den Minister befördert werden,

; Hierauf wurde die Diskussion über die Rechnungen von 1841, die nichts von allgemeinerem Juteresse darbot, geschlossen und die Berathung über die einzelnen Artikel auf den nächsten Tag festgeseßt.

Paris, 31. Jan, Gestern Abends empfiug der König die große Deputation der Deputirten-Kammer, die beauftragt war, Sr. Majestät die Antwort auf die Thron-Rede zu überbringen. Rechts und links vom Thron standen der Herzog von Nemours, der Pr nz von Joinville und der Herzog von Montpensier. Herr Sauzet, der Präsident der Deputirten-Kammer, verlas die Adresse, welche be= fanntlid) mit dem (in Nr. 19 dieses Blattes mitgetheilten) Entwurf der Kommission, bis auf den lebten Paragraphen, in welchem später noch das Prinzip der Volks-Souverainetät aufgenommen wurde, vollfommen gleichlautend geblieben is, Der König antwortete:

Meine Herren Deputirten; Jch vernehme mit lebhafter Besriedigung daß die Deputirten-Kammer alles das Gute, dessen Frankreich sich jeßt er-

freut, in demselben Grade, wie Jch, zu würdigen weiß, Diese gerehte Wür-

digung i} ein Unterpfand mehr für dessen Dauer, Sie wissen, daß Jch der lcyalen Mitwirkung, deren Sie Mich von neuem versichern, stets mit Ver- traun und Freude begegne. Die Fortdauer dieser Uebereinstimmung unter allen Staatëgewalten macht die strafbaren Hoffnungen (der König bediente sich hier desselben Wortes coupables, welches in der Adresse mit Hinsicht auf die legitimistishen Manifestationen gebraucht is), welche die Feinde un- serer Justitutionen vergebens wieder zu beleben suchen würden, zur bloßen Chimaire. Jch bin gerührt von den Gesinnungen, welhe Sie Mir für Meine Familie und Mich ausdrücfen, Alle Meine Söhne und Enkel, gleich Mir durch den Willen der Nation und das von demselben ausgegangene Geseß dazu berufen, eintretenden Falls auf dem constitutioncllen Throne zu succediren, welchen Jch jeßt einnehme, werden unablässig durch ihre gänz- liche Hingebung an Fraukreich, an unsere Junstitutionen und an diejenigen Freiheiten, für welhe in diesem die wahre Bürgschaft liegt, dieser hohen Bestimmung sih würdig zeigen.

Diese Antwort wurde von der Deputation, der \sich cine große Anzahl von Mitgliedern der Kammer augeschlossen hatte, von dem wiederholten Rufe: „Es lebe der König!“ begleitet.

Gestern Mittag war die Deputirten-Kemmer in ihren Büreaus ver= sammelt, um deren monatliche Organisation vorzunehmen, Die kon= servative Partei erlangte bei der Erneunung der neuen Präsidenten der Büreaus einen entschiedenen Sieg, indem ihr unter den neun Wahlen sieben zufielen, nämlih die der Herren Tupinier, Geueral Durieu, Saunac, Fulchiron, Bignon, Gouxy und Vergunes, Die beiden von der Opposition gewählten Präsidenten waren Herr Gouin im dritten und Herr Sappey im scchsten Büreau, Lebterer wurde überdies nur mit der Majorität von einer einzigen Stimme gewählt, und während der Abstimmung kamen noch vier konservative Deputirte in diesem Bureau an, so daß zum Secretair desselben der Kandidat dieser Partei, Herr Marmillod, ernannt wurde. Jum Ganzen hat= ten unter 308 Stimmen die Konservativen 177, und die Opp0o=- sition 101. Jn den solchergestalt organisirten Büreaus wird das Budget, das Geseß über die Eisenbahuen und vermuthlih auch noch das über die geheimen Fonds zur Prüfung gelangen. Die einzige Angelegenheit von Juteresse, über welche die Büreaus gestern zu ent- scheiden hatten, war ein Gesuh des Präsidenten des Königlichen Ge- rihtshofes zu Limoges und anderer hober Beamten, welche um die Erlaubuiß anhalten, ein Mitglied der Kammer, Herrn Emil von Gi= rardin, wegen Preßvergehens vor Gericht zu ziehen. Schon in der vorigen Session war ein ähnliches Gesuch eingegangen und eine Kom- mission zur Prüfung der Sache ernanut worden, aber ehe noch der Bericht erstattet werden konnte, wurde die Kammer prorogirt. Die Büreaus haben nun von neuem eine Kommission ernannt, um zu un- tersuchen, ob das gestellte Verlangen zu bewilligen sei.

Der Geseß=Entwurf zur Regulirung der Eisenbahn=Polizei, aus 19 Artikeln bestehend, welchen der Minister der öffentlichen Arbeiten, Herr Dumon, gestern der Pairs = Kammer vorlegte, wurde schon seit längerer Zeit erwartet, als eine für die öffentlihe Sicherheit sehr wichtige Maßregel. Der Entwurf ist in 3 Abschnitte eingetheilt, von welchem der erste sich auf die Erhaltung der Bahn in gehörigem Stande, der zweite auf die Ausführung der zwischen dem Staate und den Compagnieen abgeschlossenen Kontrakte und- der dritte auf die Sicherheit des Verkehrs bezieht.

A París, 30. Jan. Die heutige Sizung der Deputirten- Kammer begann erst spät, und die Zahl der anwesenden Deputirten war nicht sonderlih groß. Die Verhandlung über die definitive Regelung der Rechnungen von 1841 wurde ohne bemerkenswerthen Zwischenfall fortgeseßt, und man glaubt, die Kammer werde damit auch heute noch zu Ende kommen. Von einer Zurücknahme des von Herrn von Laroche-Jacquelin eingereichten Entlassungs=Gesuchs ver=- lautet nichts, man hält dieselbe auch uicht für wahrscheinlich.

m Paris, 30. Jan. Mehrere Joucnale haben behauptet, daß Herr Guizot nur auf Befehl des Königs auf der Annahme des Ausdrucks llétrir bestanden hätte. Dem i aber nicht so; dem Hofe lag vorzüglih daran, daß die Demonstration der Kammer gegen die Legitimisten den Charakter eines einstimmigen Votums an sich tragen möchte, Deshalb wurde Herr Thiers am verflossenen Donnerstag nah den Tuilerieen beschieden, nm die Unterstützung der dynastischen Opposition der Phrase gegen die Legitimisten zu sichern, Herr Thiers stellte dem König die Unmöglichkeit vor, einem }o harten Ausdrucke, wie llétrir, die Zustimmung der Opposition zu gewinnen. Am näm-= lichen Abend erschien Herr Saint Marc Girardin, der Berichterstatter der Adresse, bei Hofe; der König besprach sih lange mit ihm; das Resultat dieser Unterredung war, daß Herr Saint Marc Girardin am folgenden Morgen, bevor die Kammer ihre Sißung eröffnete, die Mit- glieder der Adreß =Kommission einlud, sich zu versammeln, um die Phrase gegen die Legitimisten einer Revision zu unterwerfen, Die Adreß - Kommission versammelte sich sogleich und nach einer zweistün= digen Berathung entschied sie sich dahin, das Wort llétrir dur den Ausdruck blämer zu erseßen, Als die Adreß-Kommission ihre Sißung auf ob, wurde gerade in der Deputirten-Kammer die Frage der Freiheit des Unterrichts diskutirt; die Debatten darüber wurden immer leb= hafter, so daß Herr Saint Marc Girardin uicht den günstigen Augen= blick finden kounte, um die angeführte Aenderung in der Phrase gegen die Legitimisten der Kammer anzeigen zu können. Herr St. Marc Girardin vertagte die Sache auf die folgende Sißung. Aber Herr Hébert, welcher ebenfalls Mitglied der Adreß =Kommission und für die Beibehaltung des Ausdrucks flélrir gestimmt war, benubte die Zwischenzeit, um mehrere konservative Deputirte aufzufordern, den Ausdruck llétrir um jeden Preis zu vertheidigen. So geschah es, daß bevor die Sibung vom Sonnabend eröffnet wurde, Herr Hébert, an der Spihe einer Fraction der konservativen Partei, Herrn Guizot erklärte, daß, wenn das Kabinet die Phrase gegen die Legitimisten nicht unverändert aufrechthalten wollte, die konservative Partei auf ihre eigene Rehnung es zu thun entschlossen wäre. Herr Guizot nahm feinen Anstand, den Vorstellungen des Herrn Hébert nachzu- geben, ohne vorher die Stimmung der Kammer besser ergründet zu haben. Das Uebrige is Jhuen bekanut. i

Man scheint bei Hofe uicht ganz damit zufrieden, daß das Kabinet die Legitimisten in die Nothwendigkeit versebte, ihre Entlassung als Deputirte einzureihen. Von zwei Fällen einer: entweder werde diese Legitimisten wicdererwählt, und die Regierung erleidet dann gewisser= maßen eine Niederlage, oder die Einen oder die Anderen von diesen Legitimisten unterliegen bei der neuen Wahl, und die Opposition wird dann der Regierung vorwerfen, daß sie die _Gewaltthätigkeiten der Restauration gegen die parlamentarische Unabhängigkeit aufleben lasse, Dazu kommt, daß alle Bemühungen, welche die Zuli-Regierung sei 13 Jahren unausgeseßt anwandte, um die Legitimisten für die neue Ordnung der Dinge in Frankreich zu gewinnen, gleichsam zu nichte geworden, Auch is die Juli-Regierung noch insofern in eine eigene Lage gekommen, als die dynastische Opposition mit der Legitimisten - Partei gemeinschaftliche Sache zu machen scheint. Man sagt sogar, daß die Opposition die Wiedererwählung der legitimistishen Deputirten unter- stüßen werde. /

Ein Abendblatt spriht davon, daß Graf Molé nah den Tuilerieen gerufen wurde, um ein neues Ministerium zu bildenz diese Angabe is} unrichtig. Graf Molé hat vorgestern seine Schwieger= mutter verloren und hat seit mehreren Tagen nit einen Augenblick sein Hotel verlassen; aber dafür wurde Herr Thiers vorgestern und heute um 11 Uhr Morgens in besonderer Audienz vom Könige

empfangen, woraus man schließen will, daß eigentli Herr Thiers der Kern eines etwaigen neu zu bildenden Kabinets werden würde. Die Wahl des Herrn Thiers soll dadurch bestimmt worden sein, daß er sich anheischig gemacht, das Dotations-Geseß zu Gunsten des Herzogs von Nemours der Kammer unverweilt vorzulegen und durchzuseben. Indessen beruht dies Alles vorläufig nur auf Vermuthungen, deren Grund wir zu verbürgen keinesweges gemeint sind,

L Paris, 30. Jan. Herr von Laroche-Jacquelin hat, wie wir bereits gestern sagten, seine Entlassung eingereiht. Er that dies mit Humor und zeigte es der Kammer mit vier Worten an. Nach dieser Mittheilung ging ein von den Herren Berryer, von Valmy und von Larcy unterzeichnetes Schreiben ein, welches die Entlassung dieser Deputirten nebst einer Protestation enthielt. Dies Verfahren ist die Folge langer Berathungen der legitimistishen Deputirten, die bei Herrn Berryer stattfanden, Man hatte sich am Sonntag Abend um neun Uhr versammelt und blieb bis um vier Uhr Morgens bei= sammen, ohne daß es zu einem Beschlusse gekommen wäre. Die Meinungen waren getheilt; die Einen wollten, daß \ämmtliche legitimistishe Deputirte gemeinschaftlich ißre Entlassung nehmen sollten; Andere behaupteten, man müsse troß des lezten Pa- ragraphen der Adresse bleiben, genug, man konnte sih nicht einigen. Herr von Laroche-Jacquelin, der in der Gazette de France an- gezeigt hatte, daß er seine Entlassung nehmen werde, hat dies auch ganz für sich und so zu sagen ohne Wissen seiner Kollegen gethan, Die Herren Berryer, Valmy und Larcy haben, wie erwähnt, ihre

Entlassung gemeinschaftlich eingereiht; man sagt, Herr Blin de Bourdon \ei diesem Beschlusse beigetreten, indeß hat er seine

Entlassung noch nicht gegeben, Der Marquis von Preigne, der ebenfalls die Reise nah London gemacht hat, bleibt in der Kammer, weil er, wie man sagt, niht wiedergewählt zu werden befürchtet. Dagegen dürfen die Herren Berryer, Valmy, BVlin de Bourdon und Laroche=Jacquelin fast mit Gewißheit darauf rechnen, daß sie wieder in die Kammer zurückkehren werden. Die Wiedererwählung des Herrn von Larcy scheint zweifelhaft, Die gestern eingereihten Entlassungen haben ziemlich großes Aufsehen im Publikum erregt und bilden jeßt den Gegenstand aller politishen Unterhaltungen, Das Journal des Débats scheint sich dies niht sehr zu Herzen zu nehmen;z allein es is nihtsdestoweniger wahr, daß das Ministerium anfängt, einzusehen, es habe einen falschen Weg eingeschlagen. Man hat einen sehr subtileu Unterschied zwischen den Handlungen und den Personen aufgestellt, Die Phrase der Adresse, sagt man, sollte nur über den Schritt der Legitimisten, die in London waren, einen Tadel aussprechen. Wir glauben im Gegentheil, daß man gerade die Personen treffen wollte; denn die Handlungen tadeln zu wollen, indem man sie von den Personen, die sie begangen, trennt, i ein Unding.

Gestern ging das Gerücht von einer bevorstehenden Auflbsung der Kammer, und man sagte sogar, daß diese Frage in dem Minister= Conseil erörtert worden sei. Unter den gegenwärtigen Umständen würde eine Maßregel dieser Art gewiß gefährlihe Folgen haben. Das Ministerium hat die Majorität; das is unbestreitbar. Den Beweis hat die gestrige Bildung der Büreaus geliefert; die Oppo- sition hat nur in zwet Büreaus die Oberhand, die konservative Partei dagegen in sieben. Unter dem Eindrucke der Scenen, welhe während der Adreß=-Debatten stattgefunden, neue Wahlen vorzunehmen, wäre, wir wiederholen es, ein gefährlihes Unternehmen, und das Ministe- rium wird es sich gewiß erst gehörig überlegen, ehe es einen solchen Schritt thut, Wir glauben übrigens nicht, daß der König seine Einwilligung dazu geben würde. Je weniger bedeutend die Majori= täten sind, um so mehr is das Ministerium von ihm abhängigz denn bei einer starken, fompakften und ergebenen Majorität würde das Ka- binet sih leiht dem Einflusse des Königs und dem, was man die persönliche Regierung zu nennen pflegt, entziehen.

Grossbritanien und Irland.

Londou, 29, Jan. Nachdem die bisherigen Verhandlungen des Königlichen Gerichtshofes in Dublin über den Prozeß der Krone gegen O’Connell während des Verhörs der Belastungs - Zeugen das anfängliche Juteresse des Publikums für die Sache allmälig einge= \{läfert hatte, wurde dasselbe durh das mit dem vorgestrigen Tage begonnene Plaidoger der Angeklagten von neuem geweckt. Es beginnt auch mit demselben das eigentlihe Juteresse des Prozesses, da man wohl über die Anklagepunkte ziemliche Gewißheit haben, nicht aber eben so die Vertheidigungs-Argumente der Verklagten errathen konnte, Die vor= gestrige Sihung der dubliner Queens-Bench hatte deshalb eine außeror= dentlich zahlreihe Versammlung von Einwohnern Dublins und der Umge-= gend herbeigezogen, Alle, welche Pläße erhalten konnten, saßen bereits vor zehn Uhr auf ihren Bänken, und als die Sißung eröffnet wurde, hörte man nihts mehr von dem Geschrei und Gezänk der früheren Verhandlungen, sondern eine lautlose Stille herrschte in dem gefüllten Saale in Folge der Spannung Aller auf die Eröffnungs - Rede, mit welcher Herr Shiel, der Anwalt John O'Connell's, des Sohnes des Agitators, das Plaidoyer beginnen würde. Herr Shiel sprach über die ganze Repealsache und wir heben folgende Hauptpunkte aus seiner Rede hervor:

„Mögen Eure Herrlichkeiten und Jhr, Herren von der Jury, mich, den Anwalt des Herrn John O'Connell geneigtest anhören, Die Aufmerksamkeit aller Bewohner des Königreichs is auf diesen Prozeß gerichtet, wie groß ist darum die Jhnen auferlegte Verpflichtung, wie groß die Aufgabe, ‘der ich mich unterzogen, Ju dem vollen Bewußtscin ihrer Bedeutung rede ih den Gerichtshof tief bewegt, aber unerschrocken und frei an. Jch seße ein gro- ßes Vertrauen auf Sie, daß Sie in Jhrem Geiste das Prinzip über das Vorurtheil stellen werden, und ich bin niht ohne Vertrauen zu mir selbst, Dasselbe kommt nicht aus dem Bewußtsein meiner Fähigkeiten, sondern aus der Ueberzeugung von der Unschuld meiner Klienten. Vater uid Sohn sind angeklagt und ih stehe hier nicht blos um zu vertheidigen, sondern auch zu bezeugen, daß sie unschuldig sind. Mit dem Vater habe ich länger als die Hälfte meines Lebens an jenem nicht unchrenvollen großen Werke geai bei- tet, welches zu seinem größten Nuhme im Geiste des Friedens begonnen und von ihm auch in demselben Geiste zu glorreicher Vollendung durchge- führt worden is, Jh bin mit jedem Zuge seines Charakters, mit seinen Gedanken, Hoffnungen und Besorgnissen bekannt; ich habe Kenntniß von jedem Pulsschlage scines Herzens, und weiß deshalb, daß er mit Entseßen und Abscheu sich von den Verbrechen abwendet, welche ihm zur Last gelegt werden. Diese tiefe leidenshaftlose Ueberzeugung wird mich aufrichten und auf der Höhe der großen Piinzipien erhalten, die ih in meinem Widerstande gegen eine Verfolgung zu entwickeln Gelegenheit haben werde, die in den Annalen krimineller Jurisprudenz ohne Beispiel dasteht, Meine Herren, der General- Prokurator hat in einem Berichte, dessen Vorlesung 12 Stunden dauerte, Zhnen lange Auszüge aus Neden und Bekanntmachungen aus einer Periode von 9 Monaten mitgetheilt, Nach Beendigung jedes von ihm citirten Paragraphen äußerte er sih in den Ausdrücken des strengsten Tadels über die Männer, welche jene so gefährlichen Neden gehalten hatten. Wenn sein Zorn nicht erkünstelt, wenn sein Unwille nicht blos ein offizieller war, wenn er sprach, wie er fühlte, warum, ihr Herren von der Jury, is während dieser Zeit nicht ein einziger Schritt von ihm gethan worden, um den Fortgang der llebel zu hemmen, welche er schilderte? Das ganze Land, sagte er, stände in Flammen, welche die Leidenschaften des Bolts erhißten und das ganze soziale Gebäude zerstörten. Warum, frage ih, sah er mit gekrenzten Armen dem Brande zu? Wo blieb die Löschmaschine des Schlosses, die Anklage, die amtliche Denunciation? Muß man nicht

vernünsftigerweise glauben, daß es in der Politik der Negierung gelegen , die Angeklagten zu verlocken und zu umgarnen, und daß

demgemäß ein Plan entwo1fen war, die Volks - Aufregung so zu steigern,

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daß man zu gehöriger Zeit daraus Nuben ziehen könnte? Der öffentliche Kläger, welcher die Agitation indirekt ermuntert, damit er später desto siche- rer über sie herfalle, is moralisch verwandt mit dem Angeber, welcher zum Ver- brechen antreibt, um aus der Denunciation den Unterhalt für sein elendes Leben zu gewinnen, Hat der General - Prokurator nun sich scines großen Amtes würdig gezeigt? J| es passend für den Nacfolger Sourin?s und Plunkei?s, der auf scinem hohen Posten die öffentlihe Sicher- heit „bewachen und bewahren“ soll, sich zu der Verrichtung der Functionen eines französishen Poli:ei - Commissairs zu erniedrigen und statt der Schildwache der „funstvolle Jntriguant““ des Staatcs zu werden? Dadurch, daß die übrigen Angeklagten einzeln verfolgt werden, ist kein Vor- theil zu erzielen. Der Veweggrund des General - Prokurators zielt guf etwas Anderes, Er fist niht mit der Angelruthe, sondern mit dem Grundneß, um ein Bild zu gebrauchen, an welches meine Wähler in Dungarven gewohnt sind um mit einem wunderbaren Zuge den gro- ßen Agitator L: viathan selbst, ein Mitglied des Parlaments, Tom Steele, drei Zeitungs Nedacteure und zwei Priester zu fangen. Aber, meine Herren, es gab noch einen andereu wichtigeren Zweck. Hätte der General-Prokura- tor Jndividuen wegen Führung heftiger Reden verklagt, oder wegen Be- suhs ungeseßlicher Versammlungen, so würde jcdes Jndividuum für seine eigenen Handlungen verantwortlich gewesen sein, so aber bei der Anklage auf Vershwörung sind die Handlungen und Reden des Einen eben so viele Zeugnisse gegen den Anderen, wohnten die Angeklagten auch 100 Meilen von einander. O'Connell wird unter einer solchen Anklage behandelt, als wäre er der Herausgeber des Pilot, Freeman oder Nation. Es befindet sich ja unter der Jury ein Engländer. Möge er doch antworten, ob man wohl in Eng- land die Herren Cobden und Bright, vie Agitatoren der Anti-corn-law-league, für gewisse Artikel der Morning Chronicle oder des Globe oder Sun verantwortlih machen dürste. Wie \chr hängt von dieser Anschau- ung die richtige Beurtheilung des gegenwärtigen Falles ab. O'Connell if angeklagt, mit Männern, konspirirt zu haben, welche sicherlich nie- mals mit einander fonspirirten, Denn wer nur etwas vom Zei- tungêwesen fennt, der wird wissen, daß alles hier faufmännische Speculation is, Die Nedacteure sind wahrlih nicht gewohnt, in Uebereinstimmung zu handeln; sie machen derselben Geliebten den Hof, nämlich der öffentlihen Meinung, und hassen sih gegenseitig von ganzem Herzen. Herr Barneß, der berühmte Herausgeber der Times, fragte einst Herrn Rogers, was er von Herrn Tomkins halte. Dieser entgegnete, „er ist ein dummer Hund, der den Morning Herald liest.“ Und doch hatten diese Blätter damals dieselbe politische Meinung. Ueberhaupt bezieht sich aber die Anklage blos auf Verschwörung, nit auf die Theilnahme an ungesebßlichen Versammlungen. Würde man \ich so etwas in England ge- fallen lassen? Nein. Jede englische Jurv hat bis jeßt auf Grund einer solchen Anklage sich geweigert, ihr Schuldig auszusprehen. Warum ist es bei uns nicht so ? Die Aussichten, welche Pitt zur Zeit der Union eröffnet hat, sind nicht in Erfüllung gegangen, Wenn aber die englischen Kapitalien sich niht nach Jrland gewagt haben, so mögen wenigstens englische Necht?grundsätße, eng- lische Gerechtigkeitsliebe ihren Weg hierher finden, Jch beziehe mich auf die Verfolgungen wegen Unruhen im Jahre 1823, Die Jury sprach das „Nicht Schuldig““ aus, Einige Katholiken wünschten damals, cs möchte zu einer Schuldig-Erklärung kommen. Verderblicher Jrrthum, der eine heillose Präcedenz gewesen wäre, und jeßt auf die Katholiken zurückfiele. Meine Herren , wir leben inmitten heftiger politischer Parteikämpfe; Gott behüte aber, daß ich, der ih ein Feind jedes Uebergewichts bin, die Zeit erleben follte, da cin fatholischer Kron-Anwalt 11 Protestanten aus der Geschwornen-Liste \triche ! Es liegt in unser Aller Jnteresse, zu verhindern, daß die Queens-Bench in eine Sternkammer verwandelt weide, Jch thue dar, daß meines Klienten Streben ein durchaus gesezliches war, und daß er dasselbe nur durch gesehz- liche Mittel durchzuseyen suchte.““ E E

Herr Shiel ging nun guf die Geschichte Jrlands, namentlich auf seine Unabhäugigkeitskämpfe, zurück, wobei er weitläuftige Auszüge aus Swift’s Leben von Scott vorlas, um zu zeigen, daß alle in früheren Jahren wegen ähnlicher;Verbrechen angeklagte Personen frei= gesprochen worden wären, was sich auh mit Swift ereignet hätte, der hierauf eine weit heftigere Sprache in „Drapiers Briefen““, als O'Connell geführt habe. Alle Bestrebungen nach Reformen hätten in derselben Weise ihren Anfang genommen, wie die Repeal-Bewegung, und keine derselben wäre gerihtlih -verfolgt werden. „, Mein Klient“/, sagt der Redner, „und die übrigen Angeklagten, das leugne ich niht, haben heftige Reden gehalten, aber sie sind niht aufregender, als die Reden, welche fast bei allen Volks-Versammlungen, seien sie whiggistish, radikal oder konser- vativ gehalten worden, Alle Reden des Herrn Q'Connell durchdrin-= gen vorherrschende Liebe zur Ordnung und aufrihtigeren Abscheu vor allen unloyalen , unkonstitutionellen und unfriedlichen Mitteln zur Er= reichung seines Zweckes, Sein ganzes Leben is die beste Widerlegung der gegen ihn vorgebrachten Anklage. Sollte er sih in seinem Alter in ein unsinniges Unternehmen eingelassen haben, welches ihm und Tausenden feiner Landsleute das Leben kosten konnte? Konnte er seinen Lorbeerkranz von früher zerreißen und das große moralische Monument, das er sich errichtet , selbst zerstören?

Man steht hieraus, daß Herr Shiel uicht viel neue Argumente zur Vertheidigung der Angeklagten vorgebracht hat. Seine Rede wurde zwar mit großem Applaus begrüßt als er geendet hatte, in= deß i} derselbe mehr der natürlichen Beredtsamkeit des enthusiastischen Redners, als der Stärke und Haltbarkeit seiner Beweisgründe beizu= messen. Was er gesagt hat, is bereits hundertfah von O'Connell selbs in der Repeal - Versammlung erörtert worden, und dürfte shwerlih die Jury von der Unschuld der Angeklagten überzeugen. Die Sihung des Gerichts wurde übrigens, nahdem Herr Shiel ge- endet, vertagt. ;

Schweden und UVorwegen.

Stockholm, 26. Jan. Se. Majestät der König sind heute an Jhrem 81sten Geburtstage erkrankt, worüber die Staats=-Tid=- ning folgende von dem Grafen Er, af Edholm unterzeichnete ärztliche Bülletins mittheilt :

¿Den 26. Januar, 10 Uhr Vormittaas. Se. Malèstat der König, welche gestern Abend, ohne daß sich ein Uebelbefinden ge- zeigt, zur gewöhnlichen Zeit zur Bette gingen und während der Nacht ruhig geschlafen, ‘wurden um 64 Uhr Morgens von Erbrechen und Zeichen gesteigerten Blutzudrangs zum Haupte befallen, was noch fortwährt, jedoch, wie es scheint, im Abnehmen ift.

2 Uhr Nachmittags. Se. Majestät der König sind ruhiger, und der Zustand is im Allgemeinen befriedigender, als bei der Aus= gabe des vorigen Bülletins.

59 Uhr Nachmittags. Se. Majestät des Königs Krankheits- zustaud hält unverändert seit 2 Uhr an.“

Gleih beim Anfange der Krankheit wurden der Leib-Medilus des Kronprinzen, Dr, Thelning, der General-Direktor Efftrömer und Pro- fessor Huß als konsultirende Aerzte hinzugerufen,

Das Aftonblad fügt dem zweiten der obigen Bülletins hinzu, daß das, was den Anschein zum Bessern hervorgebracht, eigentlich ein Aderlaß gewesen. Der König habe sich nie zuvor die Adern öffnen lassen wollen ; da aber jett die Aerzte erklärt, daß uur dieses ihm das Leben retten könne, sei cs auf des Kronprinzen Befehl geschehen. (Das Erbrecheu war ein Blut-Erbrechen gewesen.) Das Blut vom Aderlaß sei geronnen, habe nicht ungünstig ausgesehen, und die Besinnung sei darnach wiedergekommen, doch so, daß der hohe Kranke zwischendurch in Betäubung gelegen. Zwischen 10 und 11 Uhr Vormittags habe er Kaffee verlangt und davon getrunken, darauf wieder sich erbrochen und sei eingeschlafen. Zwischen 12 und 1 Uhr habe er ein Glas Wasser getrunken und dem Kammerdiener selbs aus der Hand ge= nominen,

So wie am Morgen die anderen Aerzte herbeigeholt wurden, begaben sich um 9 Uhr auch der Staatsrath, der Oberstatthalter der

Residenz, und die hier anwesenden Regiments-Chefs, nebst anderen höheren Beamten, nach dem Königlichen Schlossez die Staatsräthe fuhren indeß zum Mittagessen wieder ab. Vormittags haben \ich eine große Anzahl Personen zur Nachfrage im Schlosse einzeichnen lassen. Ein Souper beim Krouprinzen für heute und eine Fête bei der Königin zu übermorgen wurden abgesagt. Das Schauspiel, wozu den ganzen Tag Billette verkauft worden, it für heute eingestellt.

A

ò Madrid, 23. Jan. Das Ergebniß der hiesigen Wahlen zeigt sich nunmehr als folgendes: Zu Deputirten für die Provinz Madrid wurden gewählt, Herr Cantero (Ex - Finanz - Minister unter Olozaga) mit 4423 Stimmen; Don Matias Angulo, Herr Arguëlles, der General Don Evaristo San Miguel und Herr Lujan. u Er= saßmännern wurden die Herren Feliu y Miralles, Sagasti und Olo- zaga gewählt, Lebterer erhielt die wenigsten Stimmen (3687 von 7013 Stimmenden), so daß an seinen Eintritt nicht leiht zu denken ist. Zu Senatoren wurden vorgeschlagen die Herren D. José Maria Calatrava, Zumalacarregui und Fernandez Vallejo. Die Moderirten sind demnach bei dieser Gelegenheit auf das vollständigste durchgefal= len, ein Umstand, der vermuthlih dazu beitragen wird, die Regierung in ihrem Entschlusse, die gegenwärtigen Cortes nicht wieder einzube- rufen, zu bestärken. i

Der bisherige Minister-Resident in Belgien, Herr Cuadrado, is abberufen, und durch Don Juan de la Concha, Bruder des Generals, erseßt worden. Die so eben erfolgte Ernennung des bisherigen Be= amten im Ministerium des Junern, Herr Garcia Villalta, zum Ge= schäftsträger in Griechenland, hat um so größeres Aufsehen erregt, als dieser durch seine republifanischen und gegen die Königin Marie Christine persönlih gerihteten Schmähschriften bekannt gewordene Mann hier bei dem September-Ausstande von 1840 eine der Haupt= rollen übernahm. Es heißt, die Regierung wünsche ihn aus Spanien zu entfernen, weil ihr seine Anwesenheit Besorgnisse einflößt.

Die Regierung hat den von Espartero ernannten General- Capitain der philippinishen Juseln, Don Francisco de Paula Alcalá, der sih erst seit sechs Monaten dort befindet, abberufen und den General Claveria an seine Stelle ernannt. Dieser wird durch den General Breton als General-Capitain von Aragonien erseht.

Ziemlich allgemein herrsht hier jeßt die Ansicht, daß uns irgend ein außerordentlihes Ereigniß bevorstehe. Die Einen be=- haupten, es würde deu Progressisten gelingen, durch Verthei= lung großer Geld-Summen verschiedene Truppen-Corps für einen gegen die bestehende Regierung zu richtenden Aufstand zu ge=- winnen, Andere versihern dagegen, daß der General Narvaez näch= stens eine große Parade der hiesigen Besatzung veranstalten, und bei dieser Gelegenheit die Truppen unter dem Rufe, „es lebe die Köni=- gin allein!“ vor dem Palaste vorüberführen würde. - Vermuthlich haben diese verschiedenartigen Gerüchte nur in Eingebungen des Parteigeistes ihre Veranlassung.

Die Regierung hat die Errichtung verschiedener Operations-Corps beschlossen, die so aufgestellt werden sollen, daß sie sih augenblicklih auf jeden von Ruhestörern bedrohten Punkt werfen können. Jn dem Bezirke von Neu-Castilien is eine solche aus 4 Bataillonen, 4 Schwa= dronen und einer Batterie bestehende Operations = Brigade bereits zujammengezogen und unter den Befehl des Brigadiers Cordova gestellt worden, s

Jn Granada suchen die Progressisten sich durch Mordthaten an den National-Milizen zu rächen, welche sich der Regierung ergeben

zeigen, Ein junger Maun, der im Begriff stand, den Chef des vierten Bataillons zu erdolhen, wurde auf der That ertappt und verhaftet.

Das hier in Madrid gegen die beiden Redacteure des Eco del Comercio, Don Francisco Mendíaldua und Don Juan Antonio Meca, und den Deputirten Don Lorenzo Calvo y Mateo, a!s An=- stifter des gegen den General Narvaez gerichteten Viordversuchs ein= geleitete Verfahren hat zur Folge gehabt, daß der Staats- Anwalt gegen Leßteren auf Todesstrase, und gegen die beiden Ersteren auf achtjähriger, auf einer außerhalb der Halbiusel belegenen Festung auszuhaltenden Einsperrung besteht.

Es heißt, die Weigerung des Minister-Präsidenten, Herrn Gon= zalez Bravo, die Cortes für jeßt wieder einzuberufen, wie ihm durch einen fremden Diplomaten angeratben wurde, hätte höchsten Ortes in Paris so großes Mißfallen erregt, daß man die Königin Christine zu veranlassen suchte, ihre Reise hierher für jeßt einzustellen,

Einige nah Portugal ausgewanderte Spauier gingen mit dem Plan um, in der Gegend von Zamora die Gränze zu überschreiten, und tödteten eine portugiesische Schildwache in Miranda, Die por= tugiesischen Behörden verfügten darauf die Fortschaffung jener Spa-= nier nach Braganza, und am 18ten rückte der Gouverueur vou Za= mora mit einigen Truppen an die Oräuze.

X Paris, 30, Jan. Der Königin Christine gehen von den verschiedensten Seiten dringende Einladungen zu, der Aufforderung der madrider Regierung zur Rückkehr nah Spauten- ohne weiteres Zögern zu folgeu. Besonders im Namen Cataloniens und Barce= lona’s folgt einc Adresse auf die audere, um die Mutter der jungen Fsabella zu bestimmen, daß sie ihre Reise nicht länger - aufschiebe, und daß sie ihren Weg durch das Fürstenthum nehme. Dem Beispiele, das zuerst die Provinziai= Deputation von Barcelona gegeben, sind die Provinzial-Deputationen von Gerona und Taragona gefolgt, und in den leßten Tagen hat eine Anzahl der in Madrid anwesenden cça=- talonischen Senatoren und Kongreß= Mitglieder in demselben Sinne ein Schreiben an die Königin Christine erlassen. Die Depeschen, welche der vor einigen Tagen angekommene Herzog von Glücfsberg für die Königin Christine aus Madrid mitgebracht hat, scheinen gleih= falls geeignet zu sein, die Abreise der Königin zu beschleunigen. Wenn die ehemalige Regentin gleihwohl noch immer zögert, so ist die Ursache davon ohne allen Zweifel in dem sehr natürlichen Wider= willen zu suchen, den sie empfindet, Herrn Gonzalez Bravo als ersten Minister ihrer Tochter gegenüber zu sehen. Der günstige Au- genblick zu einem Kabinetswechsel in Madrid is aber augenscheinlicher= maßen noch nicht gekommen, er wird indessen vermuthlich nicht lange mehr auf sich warten lassen. Sobald die Cortes aufgelöst sind, was ohne allen Zweifel ohne eine nochmalige Einberufung derselben ge= schehen wird, hat Herr Gonzalez Bravo so ziemli alle die Dienste geleistet, die man von ihm erwarten fann, und man wird alsdann \{werlih längere Rücksichten nehmen, sondern ihn in dieser oder jener Form, ohne weiteres Säumen, verabschieden.

Die Unruhen, welhe in Saragossa vorgefallen, sind keinesweges so unbedeutend gewesen, als die gestern eingetroffene telegraphische Depesche zu verstehen giebt, sie haben vielmehr nur mit ziemli gro= ßem Blutvergießen unterdrückt werden können. Und nicht nur if} viel Blut in den Straßen von Saragossa geflossen, sondern auch das Schaffot ist, allem Auschein nah, in der aragonesischen Hauptstadt von neuem roth gefärbt worden. Dem Gerüchte nach is nämli eine Anzahl der Ruhestörer, welche den Truppen in die Hände ge= fallen waren, nach kriegsgerichtlihem Spruche hingerichtet worden. Gewiß ist es, daß der General-Capitain in derselben Proclamation, in welcher er die Auflösung der National-Garde aussprach, die Anwendung eines friegsrehtlihen Verfahrens gegen diejenigen androhte, welche sich der

fia hitaind