denn man wird do den Beweis, taß dasselbe allein in einer ercep-
: L “ L R j befinde, niht führen können, Kurhessen, im Her R Dage Lr d großen Handelsstaaten und gewerbtrei= patha Ländern gelegen, hatte schon im Mittelalter eine Weltstraße Men co und dem Norden. Es cxistirt kaum
è lien, der Levante L N wider “Erinnerung an diesen großen Straßeuzug. Auch jebt bil
j ue wichtige Kommerzial-Straßen dur die Eisen- til ‘Wollte "Kurhessen bei dem lebendigen Deter L ten für diese Unternehmung sich allein vou dieser Aufg !
barstaa so würde bald eine große Verändcrung in den bisherigen I rs-Verhältnissen eintreten, wenn nicht eben die Lage ries Landes, welche zu den günstigsten Deutschlands gehört, de ten v den bestehenden Handelszug festzuhalten und 19m dur rajch@e1 noch mehr Lebendigkeit zu geben. Die Folgen des würden in dem E. des nt ih b ühlbar machen.“ - Der Redner seßte ferucer Bd. het f — der wichtigste, gegen die Eisenbahn yon der Größe des Baukapitals eutnommene Einwand, sich dejeitige, e bald man erwäge, daß die Eisenbahnen durch eigenen Betrieb eine Einnahme abwerfen, nicht blos für die jährlichen Unterhaltunge-Kosten, sondern noch überdies in der Regel für die Verzinsung des Anlage- fapitals. Auf eine Rente von 25 pCt. rehneten doch selbst die, welche sich minder sanguinischen Hoffnungen bingäbenz es würden so= mit mindestens drei Viertel der Zinsen schon dur den Ertrag gedeckt. Keinesweges werde daher die Staatsschuld um 15 Millionen si ver= mehren; sie werde nur um so vel etwa steigen, als an dem Erkrage zur Verzinsung des Anlagekapitals und der jährlichen Unterhaltungs- Kosten fehle. Man müsse doch ers den durh die Verwendung der Eisenbahn erlangten Werth von dem Kostenguswande ab= ziehen, éhe man von einem reinen Passivposten reden fönne, Der Bau unserer Landstraßen habe von 1832 bis 1842 an 3 Nill. Thlr. gekostet, die Einnahme davon aber noch keine Million betragen, Der Ertrag der Landstraßen verzinse also das Anlagekapital uicht nur nicht, sondern die Kosten der Unterhaltung überstiegen fort= während den Ertrag um jährlich 130,000 Thlr., was der Verzin= sung eines Kapitals von 4 Mill. Thalern gleichkomme; die Land= straßen hätten sona in 11 Jahren unter Zurehnung des dadurch erforderli gewordenen jährlichen Zuschusses im Kapitalwerth 6 Mill, Thaler gekostet. Sei diese Verwendung räthlih gewesen, so brauche man au nicht vor den Summen für den Bau der Eisenbahnen zu ershrecken, die nichts weiter seien, als vervollflommnete Kunststraßen in höherer Potenz. Die Finanzverhältnisse betreffend, so sei Hessen gegen viele andere Staaten im Vortheile, die viele Millio= nen Schulden hätten, und doch bauten, sogar mehrere Bahnen ; während Hessen gar keine, oder nur wenige Schulden habe. Die Geldmittel würden niht fehlen, wenn man den Bau nur nicht so lange aufschiebe, bis die vorhandenen Geldmittel in anderen Un- ternehmungen angelegt sein würden. — Die Mittel, um den Ausfall zu decken, betreffend, so wisse man noch gar nicht so bestimmt, daß ein Ausfall entstehen und stationair bleiben werde. Die Eisenbahnen seien bis jeßt überall nur stückweise angelegt, die großen Linien, von denen die eine die andere alimentiren werde, seien noch nicht gebaut, der große Bahnen = Verkehr solle si erst gestalten. Dazu sei aber die Lage von Hessen schr günstig, denn wenn Bahnen von Osten nah Westen, von Norden nah Süden bei uns zusammenträfen, #o wäre eine Erhöhung des Verkehrs in dem Maße anzunehmen, daß später vielleicht sogar ein Ueberschuß sih ergebe. Der für den An- fang zu deckende Zinsen - Verlust sei um \o weniger ein bedeutendes Opfer, als es sih darum handle, weit größere Verluste abzuwenden und das Ganze vor dem Verderben zu retten, Denn, wenn unser Land den bestehenden Handelszug und damit so viele bisherige Er- werbsquellen einbüßen sollte, ohne dagegen andere zu erlangen, würde unser Zustand ein höchst trauriger, die allgemeine Landeswohlfahrt sehr beeinträhtigender und es dann erst reht zweifelhaft sein, ob der durch die steigende Entwickelung der Menschheit und des Stagts= lebens bedingte und immer noch steigende Staats - Aufwand später überall noch werde bestritten werden können, — Man habe zwar die eigentlihe Leistung der Eisenbahnen bestritten und besonders die Kanäle höher gestellt. Aber die Eisenbahnen bie- ten die Möglichkeit, bedeutende Entfernungen mit so geringem Zeit- aufwande zurückzulegen, daß der dazwischen liegende trennende Raum C zu der möglichst kleinsten Ausdehnung herabsinke, An Schnelligkeit übertreffe die Eisenbahn jedes andere Transportmittel, an Wohlfeilheit nur niht die Wasserstraße. Da Hessen nun eine shiffbare Wasserstraße nicht besiße, so müsse es durch Kunst das zu erseßen suchen, was die Natur ihm versagt habe, und dieses Ersab- mittel sei die Eisenbahn. — Die Behauptung anlangend, „auf der Eisenbahn führen nur Reiche und Wohlhabende, ein großer Theil könne sie gar nicht benußen“, so werde, wer nur einmal auf Dampf- wagen gefahren sei, sich vom Gegentheil überzeugt haben. Die Eisenbahn werde für arme und geringe Reisende dadur zugänglid, daß sie bei der Fahrt auf derselben wohlfeiler davon kommen, als wenn sie zu Fuße gingen. 1841 fuhren z. B. auf der Taunus-Eisen= bahn inder 1sten Wagenklasse 9176 —— in der leßten aber 471,043 Reisende. Die Behauptung, daß es bei dem Waaren =- Transport weniger auf Schnelligkeit als auf Billigkeit ankomme, könne nicht zugegeben wer-
würde, Betrieb Zurüdbleibens
gnügt, haben Malerei und Skulptur beinahe feine andere Zuflucht, als reiche Privatwohnungen, Leider finden die wohlhabenden Bürgerklassen in Frankreich größeres Bchagen an Farben - Abdrücken , als an alten Bildern, die oft niht höher fommen, als eine neue schlehie Lithographie. « Ohne mehr auszugeben, könnte man für die bunten, lächerlichen Spielereien und Flitter, welche die meisten neumodishen Salons und Boudoirs verunzieren, ganz gut alte Bronzen, Emails und Gemälde haben. Stüe ersten Ranges abgerechnet, die in Galerieen gehören und eíne große Liebhaberei und ein bedeutendes Vermögen zugleich erfordern, wäre es ein Leichtes, cine geräu- mige Wohnung mit interessantcn Kunstgegenständen auszushmücken, wenn man mit Künstler- Augen in der Unmasse von Artikeln jeder Art, die hier alljährlich in den Kunsthandel fommt, eine umsichtige Auswahl träfe. Für einige Tausend Fraufen könnte man seine Wände aufs unter- haltendste mit Sonnenaufgängen, Seestürmen, Wasserfällen, Blumensträußen, Viehtriften, Hühnerhöfen, Kirchweihen u. #. w. austapezieren. Eine Wacht- stube von Jan Le Duc, eine Landschaft von Moucheron, dächte ih, wären S so schöner Zimmerschnmuck, als Aquatintablätter von Jazet oder jeteSraphicen von Grevedon, Eine unberühmte Landstadt des Alterthums Reichihum. nach zweitausendjähriger Verschüttung, einen unerschöpflichen bts r herrlicher Kunstdenkmäler von den mannigfaltigsten Gattungen, E von der Zeit der ersten Entdeckung an noch immer Jahr aus int vas Mitte von neu ausgegrabcenen Schäßen verdanken z wenn aber aOR eds tberühmte Paris unterginge, wie Pompeji und Herkulanum un- er au S MARS, E eben so späte Nachwelt dete die Straßen und Häu- ih da eri reiche Ausbeute für dcn antiquarischen Kunsthandel würde
da eröffn längst Sue uns: von \nsere Kunst- und Luxus - Artifel alsdann nicht licher Bronze- und T baut so hätten wir für die Mannigfaltigkeit zier- und Silbergeschirr, für d ‘äße unser formenarmes, sc{mucklofes Porzellan- Abgüssc und Verkleineruna große Zahl von Marmor-Statuen einige Gyps- Alterthums und des Cinane Lon mehr oder weniger bekannten Werken des Vorstellungen und Jdeen in Wend für die unübersehliche Fülle reizender ; g z Ideen in Wand- und V eiz
pier-Tapeten mit einer unendlich asen-Maler
dungen, nebst einer Unzahl Kupf
hörlichen Vervielfältigung läppis
L
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den. Ohne die Waaren anzuführen, welhe snellem Verderben unt- terliegen, wolle er nur Korn und Früchte nennen. Was Langsamkeit oder Schwierigkeit des Zuganges bewirken fann, hätten wir 1m ver- gangenen Jahre gesehen, wo bei uus wegen des Mißwadchses große Noth geherrscht, während an anderen Orten Lebensbedürfnisse zur Genüge sich gefunden und es nur auf schnelle Verseßung derselben an den Ort der Bedrängniß angekommen sei. Noch im Augenblicke werde uns das Schlachtvieh aus den entferntesten Gegenden mit be- deutenden Kosten und abgemagert zugeführt. Bei solchen für das Dasein ganzer Bevölkerungen eutscheidenden Gelegenheiten trete die wohlthätige Macht zur Bewältigung der Enuktfernun- gen in ihrer ganzen Bedeutung hervor. Hätten wir im vori= gen Jahre eine Eisenbahn nach Bremen gehabt, so wären die Preise der ersten Lebensbedürfnisse nicht zu einer so drücckenden Höhe gestiegen, Staat und Corporationen hätten nicht Verluste erlitten z habe doch unser Staat allein einen Verlust von 10,000 Rthlrn. für nöthige Herbeishaffung von Korn erlitten, Gerade die bisherige mangelhafte und zeitraubende Verbindung mit den deutshen Ausfubr= häfen sei wesentlih Ursache, daß deutscher Ausfuhrhandel und deutsche Jndustrie in großem Nachtheil gegen England gestanden. Der eng-= lische Kaufmann könne die Waaren in wenigen Stunden von Fabrif- orten herbeishaffen und sich den reten Zeitpunkt zum Absabe sichern. In Deutschland erfordere die Herbeischaffung viele Wochen. Die Eisen- bahn nach den deutschen Seestädten würde diesen Nachtheil bescitigen. Leider befinde si allerdings diese wichtige Angelegenheit bei uns noch niht in der Lage, um eine umfassende Vorlage darüber schon jeßt hoffen zu dürfen; er bedauere, daß in der Proposition wesentliche Punkte zur Entscheidung noch fehlten, namentlich die Feststellung der Frage, ob auf Staatskosten zu bauen, wie die Fonds aufzubringen und wie sie zu verzinsen seien. Bei dieser Sachlage glaube er {on jeßt sein Votum für den ganzen muthmaßlichen Bedarf nicht abgeben gzu dürfen; er glaube es nicht verantworten zu können, diese Angele- genheit allein in die Hände der Regierung zu legen, in deren Jnteresse selbst es auch liege, die Verantwortung nicht allein zu übernehmen, vielmehr solhe mit den Ständen des Landes zu theilen, Ju dieser Beziehung dem Ausschuß beistimmend, halte er es höchst zweckmäßig, wenn gleih jeßt die Stände - Versammlung direkt darüber si aus= spreche, daß sie unter Wahrnehmung der Landes- und örtlichen Jn- teressen eine Betheiligung des Landes bei den Eisenbahnen wünsche, daß sie einen Anschluß an die Nachbarstaaten unter geeigneten Bedin- gungen für vortheilhaft halte. Dann würde die Regierung mit mehr Kraft und Nachdruck handeln können. (Schluß folgt.)
Uussland und Polen.
St. Petersburg, 30. Jan. Vorgestern hat die Vermäh- lung der Großfürstin Alexandra Nifolajewna mit dem Prinzen Friedrich von Hessen stattgefunden, und morgen wird die Vermählung der Großfürstin Elisabeth Michailowna mit dem regierenden Herzoge von Nassau vollzogen werden. Nach der gestrigen Trauungs-Ceremonie war großes Diner im Marmorsaal des Winterpalastes, bei welchem unter Kanonensalven folgende Toaste ausgebraht wuden: 1) auf das Wohl des Kaisers und der Kaiserin, des Königs und der Köni- gin von Dänemark, des Kurfürsten von Hessen und der erlauchten Aeltern des Prinzen Friedrich von Hessen; 2) auf das Wohl der hohen Neuvermählten; 3) auf das Wohl der Kaiserlichen Familie; 4) auf das Wohl der Geistlichkeit und aller getreuen Unterthanen Sr, Majestät. Abends fand. ein glänzender Ball im St. Georgs- Saale statt, vor dessen Schluß die hohen Neuvermählten von Jhren Majestäten nach ihren Zimmern geführt wurden, wo der Großfürst Michael und dessen Gemahlin dieselben empfingen, Zur Feier des Tages wurde in allen Kirchen ein Tedeum gesungen, und die Haupt- stadt wird drei Tage hintereinander illuminirt sein. Heute nehmen Prinz Friedrich von Hessen und seine Gemahlin im Winterpalast die Glückwünsche der Geistlichkeit, des diplomatischen Corps , des Adels,
-
der Offiziere und der höheren Beamten entgegen.
Dan ae 0).
Deputirten - Kammer. Sihung vom 30. Januar, Es war heute auh ein Entlassungs - Schreiben von dem Vicomte Blin de Bourdou eingegangen, welches der Präsident bei Eröff- nung der Sibung verlas, Es lautet folgendermaßen :
Paris, 30, Jan. Herr Präsident! Obgleich ih bei der Versammlung aller meiner Freunde und Kollegen gegenwärtig war, und ihre Gesinnungen theilte, konnte ih doch dur cinen Zufall meine Unterschrift nicht denen der Herren Berryer, von Valmy und von Larcv beifügen. Aus den Gründen, welche sie in dem gestern von ihnen an Sie gerichteten Schreiben ausge- sprochen haben, reiche auh ih meine Entlassung als Deputirter für Doulins ein.
Nachdem über dieses Schreiben gleiherweise wie über die der anderen legitimistischen Deputirten verfügt worden war, legte Mar- schall Soult einen Gescß= Entwurf vor, durch welchen der Tochter des verstorbenen Marschalls Drouet, Grafen von Erlon, von dessen militairischem Leben und Verdiensten der Conseil - Präsideut bei dieser Gelegenheit eine rührende Schilderung gab, eine Pension von 3000 Fr. als National-Belohnung und für das Leichenbegänguiß des Marschalls, so wie für die Abführung seiner Leiche nah Rheims, 12,000 Fr. be-= willigt werden follen, „Der Graf Drouet d'Erlon“‘, sagte der Mi-=-
Vorstehende Bemerkungen veranlaßten mehrere Versteigerungen von Kunst-Sammlungen, die hier in der lehten Zeit gehalten worden und gänz- lich verunglückten. Dieses Schieksal hatte unter Anderem die Gemälde- und Skulpturen -Sammlung des Herrn Fumaroli aus Rom, dic am 16ten v, M. verauctionirt worden, Diese Sammlung enthielt an Marmor- werken manches Erhebliche und besonders cinize höch interessante merk- würdige Proben altitalienischer Malerei, die sich freilich mchr für Museen, als für Kabinette eigneten. Von älteren Bildern fursirt überhaupt das Unganze, Halbzerstückte, und das Mittelgut um kleine, oft unverhältnißmäßig geringe Preise, Man kann hier zuweilen köstliche, aber beschädigte Gemälde um den hundertsten Theil ihres ursprünglichen Preises erhalten und in alten Bildern von kunstgeschichtlilem Jnteresse für weniges Geld die schönsten Ankäufe machen, Selbst ältere Meisterwerke, nur nicht gerade ersten Nan- ges oder berühmten Namens, erwirbt man bei Gelegenheit um einen Preis, der auf den Geschmack der Zeit und den Kunstmarkt ein ziveideutiges Licht wirst, Aber wohl erhaltene oder trefflich restaurirte, gefällige, mit der Ge- sinnung der Jeßtwelt, den Zeitneigungen harmonirende, mit einiger Virtuo- sität gemachte Werke modernen Styls werden gegen jene älteren Bilder um sehr hohe Preise bezahlt, Diese Geschma8verirrung, welche an Jkonoma- nie streift, ist an der Tages-Ordnung. Nach den Kabinetsstücken der hol- ländischen Feinmaler des 17ten Jahrhunderts isst ungleich stärkere Nachfrage, als nah den Tafelbildern der italienischen Meister des 14ten und 15ten Jahrhunderts, die zwar in tiefem geistigen Gehalt so unend- lich viel höher, aber im Preise ungleich niedriger stehen. - Teniers, Brouwer, Hondekocter laufen dem Fiesole, Perugino, Ghirlandajo im Marktwerthe bei weitem den Rang ab, und es fehlt wenig, so überflügeln Gerhard Dow, Paul Potter und Hobbema in den Versteige- rungen den Raphael, Lionardo und Correggio. In der Fumarolischen Sammlung befanden si unter anderen zwei sehr merswürdige, von Altar- tafeln abgebrochene Untersaybilder ansehnlicher Länge mit Darstellungen aus Heiligen-Legenden, Der Katalog schrieb diese leider sehr angegriffenen Bil- der einem namhaften Meister der umbrishen Schule, dem Gentile da Fabriano zu, mit dessen wenigen beglaubigten Gemälden sie auch in den Haupt - Eigenthümlichkeiten genug übereinstimmten, um diese Benennung zu
rechtfertigen, Die würdige Gehabung dex Gestalten, die in den ge-
nister, „stirbt arm, wie er geboren wurde und wie er gelebt hat. Die Kammer wird gegen seine Tochter eine Schuld der Dankbarkeit ab- tragen, welche die Dienste des Vaters ihr auferlegt.“ Der Antrag fand allgemeine Zustimmung und die Berathung darüber wurde auf den nächsten Abend angeseßt. Hierauf schritt die Kammer zur Fort- seßung der Diskussion des Geseh - Entwurfes über den Rechnungs- Abschluß von 1841. Die Fragen, welche dabei die meiste Aufmerk- samkeit erregten, bezogen sih fast alle auf das Seewesen. Der Ma- rine-Minister gab über alle Punkte sehr bestimmte Aufschlüsse, die von der Kammer günstig aufgenommen wurden.
Herr Dufaure machte die Kammer bei dieser Gelegenheit auf die Nothwendigkeit aufmerksam , einen Dampfbootdienst zwischen Suez und der Insel Bourbon einzurichten. Er wies darauf hin, wie sehr sich England dieje Communication angelegen sein lasse, durch welche es seine Briefe auf Ostindien in so kurzer Zeit erhalte. „Bei der Wichtigkeit“, sagte der Ned- ner, „welche die französischen Besitzungen im indischen Ocean allmälig er- langen, is es sowohl in politischer als in kommerzieller Hinsicht für uns von Wichtigkeit, einen solhen Dampfbootdienst einzurihten. Jm Jahre 1841 wurde dieserhalb eine Kommission niedergeseßt, und ih wünschte nun zu wissen, ob der Kammer bald ein diesen Gegenstand betreffender Gesey- Entwurf vorgelegt werden wird,“
Der Marine-Minister: Es ist in den leßten 5 Jahren alles Mögliche ge\hchen, um die Zahl unserer kleineren Dampfböte zu vermchren. So eben sind 4 neue fertig geworden, und haben ihre Bestimmung, Eines derselben von 220 Pferdekraft, -ist eben zu dem Dienste ausersehen, von welchem Herr Dufaure gesprochen. Von den 3 anderen ist cines für die chinesische Station, die übrigen für Brasilien und die Antillen bestimmt. Mehr hat bis jeßt nicht geschehen können, Die früher gebauten Dampf- schiffe waren alle von größerer Stärke, nämlich von 450 bis 520 Pferde- kraft, Diese großen Schiffe werden im mittelländischen Meere schr nüßlich scin, wo man sich ihrer bedienen will, Eines derselben hatte kürzlich auf ciner einzigen Fahrt 1200 Soldaten mit ihren Offizieren in 56 Stunden von Toulon nah Algier hinüber gebraht. Für den von Herrn Dufaure erwähnten Dienst bedarf es kleinerer Schiffe, und im Budget für 1845 wird ausdrülich eine Anzahl solcher beantragt werden,
Herr Estancelin fragte, wie es mit den zwischen Frankreih und England über die Fischereien abgeschlossenen Verträgen stehe, worauf Herr Guizot antwortete, daß der fragliche Traïtat sich als nachtheilig sür die französischen Fischereien crwiesen, und daß er sich bemüht habe, durch neue Unterhandlungen die Hauptangelegenheiten desselben, der vor dem Amtsantritt des jeßigen Kabinets abgeschlossen und ratifizirt worden, zu beseitigen, Man habe eine nene Reihe von Vorschriften aufgeseßt, und diese sollten den Parlamenten beider Länder vorgelegt werden.
Zu einem der Aitikel des Geseßz-Entwurfs beantragte Herr De slon- grais als Amendement, daß alle Verwaltungsämter festen Regeln über die Anstellung und Beförderung, also einer gleihförmigen Hierarchie, wic sie in der Armee und Justiz besteht, unterworfen werden soll,
Herr St. Marc Girardin bezeichnete es ebenfalls als schr wün- \chenswerth , daß bestimmte Anstellungs - Bedingungen für alle Zweige der Verwaltung aufgestellt würden. (Sehr gut!) „Jch weiß nicht“, sagte der Nedner, „ob ich zu sehr von den Erinnerungen und Beispielen eingenommen bin, die mir aus einem Nachbarlande hierbei vorshweben, aber so viel weiß ich, daß in Deutschland die Beamten-Hierarchie die Stärke der Verwaltung bildet, Seltsam! Während wir in der Deputirten - Kammer oft Anträge stellen sahen, welche zum Zweck hatten, die Beamten entweder aus dem Schoße des Parlaments ganz auszuschließen oder wenigstens ihre Zulassung so gut wie nichtig zu machen, sehen wir in Deutschland, in Folge der Ver- waliungs-Organiiation, die freisinnige Meinung, unaufhörlich mit Energie die Zulassung der öffentlichen Beamten in die Stände-Versammlungen gel- tend machen, Jn diesen beiden verschiedenen Thatsachen liegt der Betwwcis, daß in Deutschland cine sehr kräftige Verwaltungs-Organisation besteht, die den wahren Jnteressen des Landes genügt. Jch für mein Theil wünsche und mache die Regierung darauf aufmerksam, daß die in Deutschland den öffentlichen Beamten zu Gunsten der wahren Staats-Juteressen gewährten Vortheile auch in Frankreich eingeführt werden möchten.“
Herr Duchâtel räumte zwar ein, daß das Prinzip des vorgeschlagenen Amendements an und für sih gut und annehmbar sei, jedoch nur unter bedeutenden Einschränkungen. Die Anwendung, welche man davon auf alle Zweige und Grade des Dienstes ohne Unterschied machen wolle, sei Zu streng und zu unumschränkt, Es gebe Functionen, z. B, die der Präfekten und Unter - Präfekten, welche wegen ihrer engen Verbindung, wegen iyrer innigen und wesentlichen Beziehungen zu der Wüfksamfkeit der oberen Be-
- hörde, weder hinsichtlih der Anstellung, noch hinsichtlich der Beförderung,
unveränderlichen Regeln unterworfen werden könnten, ohne dem bestehenden Grundsaß der ministeriellen Verantwortlichkeit wesentlich zu nahe zu treten.
Herr Deslangrais gab diesen Einwendungen nach, und auf den Vorschlag des Finanz-Ministers wurde die weitere Erörterung der angeregten Frage bis zur Diskussion des Gesey-Entwurfes über die Retraitc-Gchälter verschoben. :
Nach Annahme der einzelnen Artikel des vorliegenden Gescehz- Eutwurfes wurde zur Abstimmung über seinen Gesammt - Jnhalt ge- schritten; da sih jedoh nicht die nothwendige Anzahl von 230 Stim- menden vorfand (es waren nur 189 Mitglieder zugegen, von denen 155 für und 34 gegen den Entwurf stimmten), so mußte das Resul= tat für ungültig erklärt, und eine neue Abstimmung für den nächsten Abend angeordnet werden.
Paris, 31. Jan. Der Moniteur enthält jebt die Anrede, welche Herr Martinez de la Rosa bei Ueberreichung seiner Beglau- bigungsschreiben an den König gehalten hat, so wie die von Sl. Majestät darauf ertheilte Antwort. Der spanische Botschafter sagte :
Sire! Jndem Jhre Majestät die Königin von Spanien mich mit ihrem Vertrauen als ihren Repräsentanten am Hofe Ew. Majestät zu beeh- ren geruhte, befahl sie mir ausdrücflih, Ew, Majestät ihre innigste und
schlizten, wenig geöffneten Augen noch einen entfernten Anklang an den giottesfen Schultypus verrathenden Gesichtsbildungen, die reihen Gewänder und Kopfpuße mit erhöhet aufgeseßtem Goldschmuck deuten entschieden auf jenen vorzüglichen Künstler, dessen Blüthe in das erste Drittel des funf- zehnten Jahrhunderts fällt. Beide Stücke wurden von dem hiesigen Bro- canteur Jakob für die geringe Summe von 259 Fr 50 Cent. gesteigert. Für den Spottpreis von 361 Fr. erwarb derselbe Händler vier Flügelbilder, Ücberreste von Altartafeln, mit heiligen Vorgängen auf beiden Seiten be- malt. Dicse Kirchenbilder, vom Katalog unbegreiflicherweise dem Wohl- gemuth beigemessen, sind von entschieden italienischer Kunst und meines Erachtens Denkmale der alten florentinishen Malerschule, die von verschic- denen Händen herrühren, Die Vorderseitenbilder, thronende Madonnen, sind an sich vou geringem Verdienst und einer geistlos eman tigten SIL von giottesfer Kunstart aus dem vierzehnten ape L i s seiten mit vier Darstellungen aus dem Cyklus M eidensgeschichte sind von ciner anderen Hand und wenn auch wieder nicht ganz frei von dem handwerklich flüchtigen Wesen der späteren Giottijten , bo durch die kräftigen Lokaliöne, die Lebendigkeit der Affekte und die derbe Charakfteristif der Köpfe beachtenswerth und den Eigenthümlichkeiten des Aretiners S pinello am meisten entsprechend, — Fünf Bilder längliher Form, welche, außer einem Triumphzuge, mythologísche Vorstellungen enthielten und im Katalog irrig als Werke alter venezianischer Schule aufgeführt wa- ren, fandcn zu dem gewiß billigen Ansahpreise von 750 Fr. keinen Käufer, Die vier mythologishen Compositionen, die ursprünglich als Decoration cines Zimmersrieses gedient haben mögen und gewiß von ciner Hand her- rühren, sind im Styl, im Formengeschmack, in der festen, charakteristischen und zugleich eleganten Zeichnung dem Mantegna zeit- und kunstverwandt, und unstreitig paduanische Schulbiloer des funfzehnten Jahrhunderts, wozu auch der figurenreiche, von einer anderen Hand gefertigte Triumphzug zu
ählen. Ms Höchst interessant war eine Reihe von alten Miniaturen, 47 aus einem alten Choralbuch der Kathedrale von Siene geschnittene Pergamentblätter von größtem Folio-Format, die in eben so vielen, fünf bis sechs Zoll hohen und vier Zoll breiten, reichverzierten Jnitialen zierlihe Bilder mit Vorgän- gen aus der heiligen Schrift enthielten, Die Bilder erinnerten in manchen
aufrichtigste Anhänglichkeit zu bezeugen, so wie ihren Wunsch, die Bande des Wohlwollens und der Freundschaft, welche zwischen den beider-Ländern so glücklih bestehen, täglich mehr zu befestigen. Was mich anbetrifft, Sire, der ih so viele Jahre Gelegenheit hatte, die hohen Eigenschaften Ew. Ma- jestät und den edlen Charakter der französischen Nation kennen zu lernen, so fühle ih mi doppelt glüclih, der treue Dolmetscher der Gesinnungen zu sein, welhe meine erhabene Souverainin beseelen,
Der König antwortete : :
Mit dem größten Vergnügen nehme Jch die Versicherungen entgegen, welche Sie Mir im Namen Meiner erhabenen Nichte, der Königin von Spanien, mit der Jh durch so viele Bande vereinigt bin, ausgedrückt haben. Jh wünsche innigst, daß in Spanien eine gemäßigte coustitutionelle Monarchie sich befestigen und die Rückehr der von Jedermann beklagten Unordnungen verhindern möge. Jch bin vollkommen geneigt, Jhrer Majestät der Königin von Spanien und ihrer Regierung jedwede moralische Unter- stüßung zu gewähren, und diese Unterstüßung is uncigennüßig, denn Frank- reich hat fein anderes Interesse, als Spanien ruhig und glücklich zu sehen. Um zu diesem Resultate zu gelangen, bedarf Jhre Majestät die Königin, ungeachtet ihrer hohen Eigenschaften, doch wegen ihrer Jugend und Uner- fahrenheit noch der Mitwirkung aller loyalen und einsihtsvollen Männer, und unter die Zahl dieser rechne Jch besonders ihren Botschafter, Herrn Martinez de la Rosa.
Es geht das Gerücht, das Ministerium wolle, um der Kammer keine fernere Gelegenheit zu geben, eine Kabinets= Frage zu stellen, feinen Geseß= Entwurf in Betreff der geheimen Fonds einbringen, sondern dieselben in einem Amendement zum Budget verlangen.
Mehrere der heutigen Oppositions-Blätter melden, daß Herr von Salvandy als Botschafter am turiner Hofe seine Entlassung einge- reiht habe, während die Organe des Ministeriums nichts davon er= wähnen. Die Patrie berichtet die Sache in folgender Weise: „Herr von Salvandy hatte sich der großen Deputation angeschlossen, die dem Könige die Adresse überreihte. Er stand zwischen den beiden Deputirten Dilhan und Barada, und man bemerkte, daß diesen ein Gruß zu Theil wurde, der ihm absichtlih versagt zu werden hien. Bald darauf wurde Herr von Salvandy von einer erlauchten Person in eine Fensterbrüstung gezogen. Das Gespräch schien sehr lebhaft, mehrere De- putirte hörten Herrn von Salvandy sagen, es wäre seltsam, wenn cin Vice-Präsident der Deputirten-Kammer nicht eine persönliche Meinung sollte haben können. Auch soll Jemand, ohne Zweifel ein Minister, gestern Abend im Palaste auf das vor kurzem Herrn von Salvandy verliehene große Band der Ehren-Legion gezeigt, zu ihm gesagt ha- ben, er habe dasselbe niht erhalten, um gegen die Adresse zu stim- men. Als Herr von Salvandy den Palast verließ, war er entshlos- sen, seine Entlassung einzusenden. Er that dies heute früh und erzählte es selbs in der Kammer mehreren Deputirten.“ — Der Courrier fran -= ç ais fragt, was im Fall der Annahme dieses Entlassungs-Gesuches die Staatsräthe Janvier, Vivien und Chasseloup - Laubat, der Direktor des Hypotheken- und Domainenwesens, Herr von Calmon, der Bi= bliotheks-Konservator Auguis, der Direktor der Gobelin-Fabrik, Herr Lavocat, und Herr Philipp Dupin, Mitglied des Königlichen Privat- Conseils, thun würden, die sich Alle, der Regierung gegenüber, in gleiher Lage befänden, wie Herr von Salvandy? Ob dieselben noch unter den wahren Freunden der Juli - Regierung figuriren würden? Und was gus dem solchergestalt in der Kammer vorgerufenen Schisma entstehen solle? Einerseits die dynastishe Partei und andererseits eine Opposition, die man als anti - dynastisch werde bezeihnen müssen, und zu der dann unter Anderen die Herren Thiers, dessen Entscheidung doch das Regentschafts -Geseß durchge= bracht, Odilon Barrot, den man s{werlich unter die Gegner der Dynastie zählen könne, Lamartine, ein eifriger Anhänger der Monar- hie, und sogar Emil von Girardin gehören, würden, denn sie Alle seien durch ihr Votum in der Legitimistenfrage der Regierung ver= dächtig geworden, eine moralishe Wirkung, die das Ministerium doch wohl nicht gewünscht habe. : ; j :
Das Budget für das Dienstjahr 1845 is vorgestern in beiden Kammern vertheilt worden.
Der spanische General Martin Zurbano is in Begleitung seines Sohnes am 26. Januar zu Bayonne angekommen.
Es scheint nun entschieden, daß die Königin Christine zwischen dem 8. und 10, Februar nah Madrid abreisen wird. Jhre Abreise war bereits auf den 28. Januar festgeseßt gewesen, jedoch dur ein übrigens nur unbedeutendes Unwohlsein der Königin verhindert worden,
A Paris, 31. Jan. Die ausgetretenen fünf Deputirten von der äußersten Rehten werden sich ohne Zweifel von neuem um die Stimmen ihrer Wähler bewerben und höchst wahrscheiuliherweise auch ihre Siße in der Kammer kraft neuer Wahlen wieder einnehmen, Wäre der Tadel, welchen die Kammer gegen die Theilnehmer an der Demonstration von Belgrave-Square ausgesprochen hat, wirkli eine Unwürdigkeits-Erklärung gegen die legitimistischen Deputirten, wie dies hier und da im Sinne der Opposition behauptet wird, so würde die Wiedererwählung des Herrn Berryer und seiner Kollegen die Kam= mer in einen peinlihen Konflikt mit diesen Männern und mit den Wählern seßen, ein Konflikt, der sih s{hwerlich ohne irgend einen ge- waltsamen Entschluß lösen lassen dürfte. Aber es hat augenschein= lichermaßen durchaus nicht in der Absicht der Kammer gelegen, die Unwürdigkeit der legitimistischen Deputirten auszusprechen und thnen den ferneren Genuß von Siß und Stimme im Palast Bourbon
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streitig zu machen, Der ganze Gang der Verhandlungen über den fraglihen Paragraphen der Adresse beweist, daß die Majorität, daß die Regierung selbst, nichts Anderes wollte, als daß die Kammer ihre ernstliche Mißbilligung der Vorgänge in Belgrave-Square aus= sprehe, um ein moralishes Gegengewicht gegen den dadurch verur= sachten Skandal in die Wage zu legen. Die Rehtmäßigkeit eines solchen Tadels hat aber eigentlich Niemand geleugnet, selbst die Le- gitimisten nicht, welhe im Grunde genommen nur die Anwendung eines milderen Ausdruckes verlangten. Daher wird denn die Wie- dererwählung der ausgetretenen Deputirten keinesweges als ein Be- weis geltend gemaht werden fönnen, daß die Wähler da freige- sprochen haben, wo die Kammer verdammt hat, denn es is nicht blos denkbar, sondern auch wahrscheinli, daß manche der Wähler, welche den Herren Berryer, Laroche - Jacquelin u. st. w. von neuem ihre Stimmen geben, mit der Majorität der Kammer vollkommen einver= standen darüber sind, daß die Mitwirkung dieser Männer zu den Vorgängen in London einen ernstlihen Tadel verdiene, ohne sie gleichwohl unfähig oder unwürdig zu machen, auf den Bänken der Landes = Repräsentation zu sißen. Hätte die Kammer wirkli eine Unwürdigkeits-Erklärung gegen die genannten Männer ausgesprochen, so fönnte man ihr mit einigem Rechte vorwerfen, daß sie das übel berufene Beispiel der Kammer von 1823 nachgeahmt habe, welche Herrn Manuel eigenmächtiger Weise aus ihrer Mitte aus\{hloß, und die ihren zu diesem Behufe gefaßten Beschluß durch Polizei-Gewalt vollstrecken ließ, Der ganzen Lage der Sachen nach is übrigens die Vergleichung des Adreß-Votums der gegenwärtigen Kammer mit dem Verfahren der Kammer von 1823 eine ganz unzulässige, und wir zweifeln, daß dieselbe selbst von denen, welche den größten Lärm da- mit machen, ernstlih gemeint sei.
Die Abdankung des Herr Salvandy und der in den Tuilerieen vorgegangene Auftritt, durh welchen dieselbe herbeigeführt is, haben ein großes Aufsehen erregt. Troß gewisser legitimistisher Sympa= thieen, aus denen Herr Salvandy niemals ein Hehl gemacht hatte, galt der bisherige Gesandte am turiner Hofe für einen der Politiker, welche von den Tuilerieen aus am lebhastesten begünstigt wurden, und man zweifelte niht daran, daß ihm ein wichtiger Plaß in dem Ka= binette vorbehalten sei, welches das Ministerium Guizot allem Ver= muthen nah früher oder später ablösen wird, Nah dem, was sich vorgestern ereignet hat, steht zu befürchten, daß das bisherige Ver- hältniß des “Herrn Salvandy zu dem Hofe gänzlih und für lange Zeit zerstört sei, denn alle Zeugnisse stimmen dahin überein, daß Herr Salvandy so strenge behandelt worden ist, daß die Erinnerung an den vorgestrigen Auftritt lange nahwirken wird, um so mehr als derselbe in Gegenwart von einer großen Anzahl von Augenzeugen stattgefunden hat.
m Paris, 31. Jan. Der unerwartete freiwillige Rüdktritt des Grafen Salvandy von dem Botschafter - Posten in Turin giebt unseren Tagesblättern vielfahen Sto} zu Vermuthungen und Kom-= mentaren, Ohne darauf weiter einzugehen, glaube ih vielmehr, mich darauf beschränken zu müssen, Jhnen die wahre Ansicht von Gut- unterrichteten über die Ursache jener Demission mitzutheilen. Jch habe Jhnen schon bemerkt, daß ungeachtet der geringen Majorität,
. mit welcher die Adresse am verflossenen Sonnabend adoptirt wurde,
Herr Guizot sich noch keinesweges für geschlagen hält und das Vo= tum über die geheimen Fonds, welche in wenigen Tagen eingebracht werden sollen, abwarten zu wollen scheint, um zu bestimmen, ob das Kabinet bleiben oder sih zurückziehen soll, Die Freunde des Grafen Molé, die schon bei der Abstimmung über die Phrase ge= gen die Legitimisten gegen das Ministerium votirten, {einen dagegen während der Diskussion der geheimen Gelder abermals eine feindliche Stellung einnehmen zu wollen. Das Haupt jener konservativen Fraction, welhe man mit dem Namen „Freunde des Grafen Molé“ zu bezeichen pflegt, ist Graf Salvandy. Konvenienz halber darf dieser Herrn Guizot nicht angreifen, so lange er irgend einer Gunstbezeugung von Seiten des jeßigen Kabinets genießt. Graf Sal=- vandy verdankt Herrn Guizot die doppelte Ernennung zum Botschaf= ter zuerst in Madrid, und später in Turin. Um ihn für den Verlust der ersten Botschaft zu entshädigen, ließ Herr Guizot den Grafen Salvandy obendrein zum Großkreuz der Ehren-Legion ernennen. Die Stellung des Grafen Salvandy, dem Kabinet gegenüber, wäre dem- nah mehr als falsch gewesen, wenn Ersterer Herrn Guizot angegrif- fen hätte, ohne vorläufig dem Botschafter = Posten, welchen er Herrn Guizot verdankt, zu entsagen. Einen günstigen Vorwand dazu bot ihm eben die Phrase gegen die Legitimisten im Adreß - Entwrourfe der Deputirten-Kammer. Graf Salvandy stimmte zu Gunsten der Legi= timisten gegen das Ministerium. Herr Guizot fand \ich dadurch be- leidigt und machte dem Grafen Salvandy bittere Vorwürfe. Es fam zwischen beiden zu einem lebhaften Wortwechsel, der damit endete, daß Graf Salvandy gestern Morgen Herrn Guizot seine christliche Demission als Botschafter zuschickte. Man versichert, daß Herr Guizot sogleich zum Grafen Salvandy fuhr, um ihn zu bereden, seine Entlassung zurückzunehmen.
Herr Guizot scheint nun zu fürchten, daß Graf Salvandy sich bei der Diskussion der geheimen Gelder irgend ein Geheimniß eut- schlüpfen lassen möchte, welches die persönliche Stellung des Herrn Guizot
als Minister der auswärtigen Augelegenheiten gefährden könnte, Man weiß, daß Graf Salvandy, als er von seiner ersten Botschaft aus Spanien zurückehrte, ziemlich laut erklärt haben soll, er brauche nur ein Wort zu sagen, um Herrn Guizot sein Portefeuille verlieren zu machen. Daß hinter der Sache wirklih etwas steckt , geht aus den bisherigen Bemühungen des Herrn Guizot hervor, das Stillschweigen des Grafen Salyandy um jeden Preis zu erhalten.
Graf Salvandy soll Herrn Guizot unter Anderem erklärt haben, er werde dem Beispiele des Ministers des Aeußeren folgen, “welcher bei der Adreß - Diskussion vom Jahre 1841 keinen Anstand genommen, die Depeschen vorzubringen, welhe er als Botschafter in London Herrn Thiers geschrieben hatte. Man will nun behaupten, daß Graf Salvandy, im Einverständnisse mit dem Grafen Molé, das Kabinet anzugreifen entshlossen sei, und daß er dafür ein Portefeuille im neu zu bildenden Ministerium erhalten dürfte.
Die gestrige Sißung der Deputirten-Kammer ist in doppelter Beziehung für das Ministerium ungünstig ausgefallen, in poli- tischer und finanzieller. Aus Anlaß der Diskussion über die außerordentlihen Kredit - Bewilligungen für das Jahr 1841, erzählte Herr Lacrosse, daß das Kabinet einem Ober =- Offizier der Marine, der zugleih Wähler is, eine Reise - Entschädigung von 1320 Fr, bewilligt hätte, um von Rochefort nah Lorient sich zu begeben und bei den damaligen Wahlen zu Gunsten der mi- nistertellen Kandidaten seine Stimme abzugeben, Der Minister der Marine mußte die Wahrheit der angeführten Thatsache bestätigen, worauf die Kammer beinahe einstimmig beschloß, daß die bewilligten Reisekosten als ungeseblich verworfen werden und dem Minister der Marine zur Last fallen müßten.
Grossbritanien und Irland.
E London, 30, Jan. Jhre Majestät die Königin wird morgen im Buckingham=- Palast von Windsor erwartet und sogleih eine Ge= heimeraths- Sibung halten, in welcher die Thron - Rede erörtert und definitiv genehmigt werden soll, Jn beiden Häusern des Parlaments werden bereits die nöthigen Anstalten zu der am Sonnabende statt= findenden feierlihen Eröffnung der Session getroffen.
Wir kommen noch einmal guf die gestern im Auszuge mitgetheilte Rede des Herrn Shiel zurück, welche die angeklagten Repealer vor dem Gerichtshofe der Queens-Benh in Dublin von der Anklage der ihnen Schuld gegebenen Verbrechen befreien soll. Herr Shiel hat theils als parlamentarisher Redner gewisse Berühmtheit erlangt, theils au in dem Gerichtshofe so eindringlich und mit solcher Ucber- zeugung gesprochen, daß seine Rede, die mt ohne Eindruck blieb und welcher selbst die Regierungs-Blätter nicht die Eleganz und Präzision absprechen, während der übrige Theil der Presse sie eine powerfull speech nennt, vorzugsweise die Aufmerksamkeit derer verdient, welhe für den Staats - Prozeß O'Connell’s Interesse hegen. Der Hauptzweck der Rede des Herrn Shiel war, die An- flage - Akte in dem Punkte zu widerlegen, wo sie sagt, daß die Angeklagten ein ungeseßlihes Ziel durch ungeseßliche Mittel erstrebt und auf dieses Ziel hin konspirirt hätten. Um nun zuvörderst der Jury zu beweisen, daß dies Streben wohl ein geseß= liches sei, erwies Herr Shiel die Nothwendigkeit für Jrland, jenes Ziel, die Repeal, zu erreichen, indem unter den bestehenden Verhält= nissen keine Gerechtigkeit für das Land, sondern nur Willkür und Tyrannenherrschast möglich sei. Mit glühenden Farben schilderte der Redner die vielfach erörterten politischen, sozialen und religiösen Zu= stände des Landes, zugleich auf die Geschichte der Bewegungen seit 1800 näher eingehend, um für seine Argumente eine Folie zu haben. Hier z. B. eine Stelle über die religiösen Differenzen und die Be- vorzugungen der Protestanten vor den Katholiken :
Wir waren vor der Union cine Nation, wir waren nicht in Theile zer- stükelt durch jene Zwistigkeiten, welche uns mit einem Male geshwächt und erniedrigt haben. Wenn wir nun 8 Millionen Protestanten ‘wären, würde man da wohl so mít uns verfahren wie gegenwärtig? Würde man da wohl jedes Amt im Lande von Eingeborenen unserer Schwester - Jnsel be- seßt sehen? Würde man da wohl die nothwendigen Ausgaben, welche für die Verbesserung unseres Landes erforderlich sind, vertveigern? Würden dann wohl die gehässigen Unterscheidungen zwischen Engländern und JIrlän- dern in jedem Geseße sih bemerkbar mahen? Wüide man daun noch große Einwendungen machen, wenn tir verlangten, daß das Reichs-Parlament zur Erledigung der irländischen Angelegenhciten periodische Sessionen in der Hauptstadt eines mächtigen und, wie es dann der Fall wäre, eines un- getheilten Landes hielte? Wahrhaftig niht. Aber unsere unglüdcseligen religiösen Spaltungen sind dieser Förderung der Junteressen des Landes hinderlich, Unselige, verderbliche, verabscheuungswürdige Spaltungen ! Ver- abscheunngswürdig, weil sie nicht blos dem wahren Geiste des Christenthums widerstreben und die hämischen Antipathieen der Sekten an die Stelle der Liebe der Neligion seßen, sondern auch, weil sie uns in der Praxis zu der Abhängigkeit einer Kolonie erniedrigen, weil sie die Union zu einem leeren Schall machen, eine Nation in ein Lehen verwandeln und uns zum Fuß- shemel der Minister, zum Hohn Englands und zum Erbarmen der Welt erniedrigen. Jrland ist das einzige Land in Europa, in welchem die ab- scheulichen Zwistigkeiten zwischen Protestanten und Katholiken noch fortbestehen dürfen. Jn Deutschland, wo Luther die Schrift überseßte, in Frankreich, wo Calvin seine Lehren niederschrieb, ja, in dem Lande der Dragonuaden und St. Bartholomäus-Nacht, in dem Lande, aus welchem die Linen ci- nes der gerichtlichen Würdenträger des Hofes und des ersten ministeriellen
Bcamten dieses Gerichtshofes barbarisch vertrieben wurden, sind die wech-
Bezichungen an den Taddeo di Bartolo, in anderen an die frühere Zeit des Simon di Martini, möchten mithin gegen das legte Drittel des vierzehnten Jahrhunderts fallen, wicwohl Manches schon auf den Anfang des funfzehnten Jahrhunderts zu deuten schien. Sie hatten die eigenthüm- lihen Mängel und Vorzüge der sienesischen Schule aus diesem Zeitraum, Die Zeichnung war schwach, die Kenntniß der Perspektive sehr gering, die Compositionen von greffartigem Verständniß und naivem Reiz, die Motive graziós, die Verhältnisse lang, die Gesichter typisch traditionell mit einzelnen Spuren von feinem, individuellem Ausdru, die Aussührung in Guasch sehr weich und zart, Ju diese Miniaturen theilten sich bei der Versteigerung zwei hiesige Gerümpler, welche sie looêweise, jedes Loos von 5 Blättern, durchschnittlich für 50 Fr. zugeschlagen erhielten, :
Von bemerkenswerthen Skulpturen kamen vor: Ein. deutscher Fürst, fast lebensgroße Marmorbüste, die ganz bemalt gewesen zu sein scheint: der lange spiye Kinnbart, die Augenbraunen und die Augäpfel \{chwarz, die Haare, der Schmuck und Waffen:ock mit Gold. Der Kranz von Eichenlaub um den Kopf und die erhöht gearbeiteten Edelsteine des Wehrgehänges zei- gen ebenfalls Spuren von rother und grüner Bemalung. Von nicht feiner, aber tüchtiger Arbeit im Geschma des funfzehnten Jahrhunderts, Die drei kleinen vergoldeten Reliefs des Soels, welche die Verkündigung, die Geburt Christi und die Anbetung der Könige vorstellen, sheinen dem sech- zehnten Jahrhundert anzugehören, Aus dem Palast Colonna, 13 Cent, hoh. 186 Fr.
Ein Profilkopf Kaiser Karl's V. von Porphyr auf karrarishem Mar- mor, ovales Relief vom Ende des sechzehnten Jahrhunderts, 18 Cent, hoch, Für 281 Fr. vom Marquis von Biencourt gekauft,
Ein lachender Faun , lebensgroße Bronzebüste, sehr lebendig im Motiv u s ciner Marmor-Arbeit des Cinquecento gegossen, 14 Cent, hoch, 30 r.
Zwei Büsten von Gefangenen in s{hwarzem Marmor. Von guter cin- Wen Arbeit, Aus der Sammlung Nani zu Venedig. Jede 25 Sent, hoh. 500 Fr. j
Der todte Christus auf dem Leichentuche, von Bernini, Meisterlich und fleißig gearbeitet, Weißer Marmor, Aus dem Palast Colonna, 69 Cent, lang, Erstand der Fürst Kotschubey für 515 Fr, Maria hält
das Kind auf dem Schoß, welches einen Apfel in der Hand z zu jeder Seite zwei Engel. Ein sehr zierlihes Relief aus dem Cinquecento, hier dem Donatello zugeschrieven, doch für diesen Meister von zu zierlichem Motiv und zu lieblichhem Ausdruck, 61 Cent. hoch, 48 Cent, breit.
Eine ungemein fleißige Wiederholung im Kleinen des borghesischen Fechters, nah der Jnschrift des Sockels von einem französischen Bildhauer des vorigen Jahrhunderts, Namens: Lambert Sigisbert Michel Painé, und im Zahre 1751 gearbeitet, 23 Cent, lang. 880 Fr,
Herkules im Knabenalter und in hockender Stellung, mit dem rechten Knie am Boden eine Schlange zerdrückend, eine andere ungeheure Schlange mit der rechten Hand erdrossclnd und mit der Linken eine dritte bereits ge- tödteie Schlange über sih hinauswerfend. Eine Antike von lebendigem Motiv, derbem Charakter und verdienstliher Arbeit, Karrarischer Marmor. Aus dem Palast Colonna, 22 Cent, hoh, Ausgeboten für 2500 Fr. Unverkaust,
Eine antike Säule, die, allem Anschein nah, aus einem Bacchus- Tempel herrührt, da sie bacchische Vorstellungen enthält, Am Fuß derselben sind Bacchantinnen auf Löwen- und Panthergespannen abgebildet, Ein Gewinde von Weinlaub mit Trauben schlingt sh von unten bis oben um den ganzen Schaft, untermischt mit zahlreihen Faunen, Satyrn, Kindern und bacchishen Genien, von denen einige Trauben lesen, andere die Kelter füllen. Die Figuren, 30 an der Zahl, haben 7 bis 8 Cent. Höhe, Manche Theile sind beschädigt, die erhaltenen von guter Arbeit im spätrömischen Kunst- Charafter, Die Säule is aus einem Stück und scheint über und über bemalt und vergoldet gewesen zu scin, wovon sich in den ausgehölten Theilen noch Ueberreste vorfinden. Bei der Aufräumung eines alten Palastes in Venedig gefun- den. 2 Met, 94 Cent. Höhe, 13 Cent, im Durchmesser, Ausgeboten zu 12,000 Fr, Unverkauft, Mars und Venus, etwas über lcbensgroße Mar- morgruppe nach Canova, Der Katalog giebt sie zwar unvershämtertveise für ein beinahe vollendetes Originalwerk des Meisters aus, der von der änzlichen Beendigung dieser Gruppe blos deshalb abgestanden, weil er zu- eßt auf einige bläuliche Adern gestoßen, die er der feinen, zarten Abrun- dung seines Werkes für so nachtheilig gehalten, daß er dieselbe Gruppe zum zweitenmale in einem anderen Marmorblocke ausgeführt habe. Diese legte Arbeit sei nah England gegangen, die erste dagegen, nah Canova's
Tode, mit dem Gyps-Modell von Herrn Fumaroli angekauft worden, der den „berühmten paduanischen Bildhauer““ Rinaldo Rinaldi beauftragt habe, die bis auf einige Nebensachen fertige Gruppe zu beendigen. Nun ist aber wohl mit Gewißheit anzunehmen, daß jene blauen Adern nicht erst ganz zuleßt, sondern gleich anfangs beim ersten Aushauen aus dem Gra- ben zum Vorschein gekommen scin werden, und da vielbeschäftigte Bildhaner diese Arbeit ihren Schülern zu überlassen pflegen, so dürfte es kein zu ge- wagter Schluß sein, daß dicse erste Gruppe von Canova gar nicht berührt worden. Die fleißige, aber geist- und leblose Arbeit verräth ohnedies den Schüler. Der Mars is gespreizt theatralisch und von zu weibischem Cha- rakter, der Kopf der sich zärtlih an ihn s{chmiegenden Venus von schwäch- lich süßlicher Bildung. Karrarischer Marmor, 2 Met. 5 Cent, hoh, Erst für 60,000, dann für 50,000 Fr. angeseßt, Beides vergebens. Es fand sich kein Liebhaber, thöricht genug, mit einer so erklecklichen Summe den problematischen Antheil zu bezahlen, welchen Canova selbst an diesem Mar- mortverke gehabt,
Se. Majestät der König von Sachsen haben dem Dr, Freiherrn von Reden die große goldene Medaille für wissenschaftliches Verdienst verliehen; welche Auszeichnung schon früber von Seiten Sr. Majestät des Königs von Preußen diesem Schriftsteller für seine Schriften im Fache der industriellen und Handels-Statistik zu Theil geworden ist,
Berichtigung. Jn Betreff der im Feuilleton der Allg. Preuf. Zeitung Nr, 35 enthaltenen Mittheilung über die von Seiten der Aka- demie der Wissenschaften zu Paris erfolgte Vertheilung des Monthyonschen Preises für Chirurgie is zu bemerken, daß der Professor Dr, Stromeier sich in Freiburg befindet,