1844 / 40 p. 4 (Allgemeine Preußische Zeitung) scan diff

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achte es mir große Freude, den griehischen Kanon per Blprctionen bes menschlichen Körpers zu finden; ih nenne ihn ; weil er sich von den beiden ägyptischen, die ich schon her ín vielen Beispielen gefunden hatte, sehr E mig D Der erste Kano, der des alten Reiches, hängt mit dem zweiten, di des neuen Reiches, eng zusammen, der zweite ist nur eine weitere Ausfüh- rung und verschiedene Anwendung des ersten. Beiden liegt der Fuß als Einheit zum Grunde, welche sechêmal genommen der Höhe des aufreten Körpers entspra, do wohl zu bemerken, von der Sohle nicht bis zum Seitel, sondern immer nur bis zur Stirnhöhe. Von da bis zum Schei- tel ward gar nicht in Betracht gezogen, und füllt bald drei Viertel, bald die Hälfte, bald noch weniger eines neuen Quadrates. Der Unterschied des ersten und zweiten Kanons betrifft hauptsächlich die Stellung des Kuices. Jm Ptolemäischen Kanon ist aber die Ein- theilung selbs verändert worden. Man theilte den Körper nicht mehr in 18 wie im 2ten Kanon, sondern in 22 Theile, aber auch bier nur bis zur Stirnhöhe gerechnet. Die Mitte zwischen Stirnhöhe und Sohle fällt in allen 3 Eintheilungen unter die Schaam, Von da uach unten bleiben die Proportionen des 2ten und 3ten Kanon die- selben; dagegen verändern si die des Oberkörpers sehr wesentlich; der Kopf wird größer, die Brust rückt tiefer, der Nabel höher, und im Ganzen werden die Konturen ausshweifender und geben die frü- here s{öne Einfachheit und Züdchtigkeit der Formen, worin zugleich ihr eigenthümlih ägyptisher großartiger Charakter lag, gegen die unvollständige Nachahmung eines unbegriffenen fremden Kunststiles auf. Das Verhältniß des Fußes zur Körperlänge bleibt, aber der Fuß liegt niht mehr als Einheit zum Grunde. Die von Diodor in unseren jeßigen Ausgaben angeführte Eintheilung des Körpers in 21/7 Theile, scheint um so sicherer nah der von 4 oder 5 größeren und kleineren Figuren entnommenen Eintheilung in 223 Theile be- richtigt werden zu müssen, da der Pronaos von Ombos, wo sich diese Figuren an der Dee dargestellt finden, unter der Cäsarischen Cleo- patra, also kurz vor der Reise des Diodor nah Aegypten, erbaut und ausgeshmückt wurde, ;

Ju Assuan mußten wir wegen der Katarakten die Barke wech- seln, und hatten zum erstenmale seit 6 Monaten oder länger den heimatlichen Genuß eines reihlichen Regens und heftigen Gewitters, das si jenseit der Katarakten zusammenzog, mit großer Anstrengung den Granitgürtel überschritt und sich dann unter den gewaltigsten Explosionen im Thale hinunterwälzte bis nach Kahira fort (wie wir seitdem gehört haben), das es mit Wasserfluthen überschüttet hat, wie man sih ihrer kaum erinnert, So fönnen wir do auch mit Strabo und Champollion sagen: „Zu unserer Zeit hat es in Ober- Aegypten geregnet‘‘, Regen is in der That hier so selten, daß sich unsere Wächter keines gleichen Schauspiels erinnerten und unser türkisher Kavaß, der das Land in allen Beziehungen vortreff- lich kennt, als wir {hon längst unsere Kisten in die Zelte tragen und diese besser“ befestigen ließen, noch immer keine Haad an seine eigenen Sachen legte, sondern immer predigte abaden moie, „nie- mals Regen“, ein Wort, das er oft wieder hören mußte, da er selbst dann. am meisten dabei leiden mußte, als er si ein heftiges Schnupfen- fieber zuzog, das er in Philae geduldig abzuwarten genöthigt war.

Philae is eben so reizend gelegen, als interessant durch seine Monumente. Der 8tägige Aufenthalt auf dieser heiligen Jnsel ge- hört zu den s{önsten Erinnerungen unserer Reise. Auf..der hochge- legenen Tempel-Terrasse, die am östlihen Ufer der Jnsel steil über dem Flusse {webt, pflegten wir uns nah des Tages zerstreuter Ar= beit vor Tische zu versammeln, um den Schatten der wohl erhalte- nen, aus \arfgeshnittenen g ilhenden Sandsteinblöcken aufge- bauten Tempels über den Fluß hinüberwahsen und sich mit den chwar= zen vulfkanischen, wild über einander gethürmten Felsenmassen, zwischen denen si der goldgelbe Sand wie Feuerströme ins Thal ergoß, ver=- mischen zu sehen. Heilig scheint übrigens den Aegyptern die Jnsel erst spät, erst unter den Ptolemäern, geworden zu sein. Hexodot, der unter den Persern bis zu den Katarakten hinaufging, nennt Phi= lae niht; es war damals ganz von Aethiopiern bewohnt, die auch Elephantine noch zur Hälfte inne hatten. Die ältesten Gebäude, die sich jeßt auf der Jusel finden, sind fast 100 Jahre nah Herodot's Reise vom leßten Könige ägyptisher Abkunft, von Nectanebus auf der Südspiße der Jnsel errihtet. Keine Spur älterer, wenn auch nur zerstörter oder verbauter Reste. Viel ältere Juschriften finden sich auf der großen Nachbar-Jusel Bigeh, deren hieroglyphisher Name Senem war, und die schon im alten Reiche mit ägyptishen Monu- menten geshmückt war; denn wir haben daselbst eine Granit-Statue des Königs Sesustesen 111, aus der 12ten Dynastie gefunden. Auch die kleine Felsen-Jnsel Konosso, hieroglyphish Kenes -= Jnsel genannt, trägt sehr alte Juschristen und hat mich êinen noch ganz un-=- bekannten neuen König der Hyksoszeit kennen gelehrt; aber das Aba- ton, das Letronne hier vermuthet, is sie doch gewiß niht. Den

hieroglyphishen Namen der Jnsel Philae las man bisher auch all- | gemein mit Unreht Manlak. Jh habe den Namen Jlak geschrieben | gefunden; daraus wsrd mit dem Artikel Philak, im Munde der |

Griechen Philaez aber warum cin Plural? Es scheinen ihnen zuerst |

mehrere Jnseln so geheißen zu haben; Plinius nennt vier, wenn die Lesart richtig sein sollte. Das Zeichen, das Champollion „man“ las, habe ih auch sonst mit i wechseln gefunden, daher die Aussprache jeßt unzweifelhaft is: Jlak und Jueb, welches leßtere ih für Abaton

alte. » Einen köstlihen Fund haben wir im Hofe des großen Jsistem- pels gethan, zwei ziemli wortreihe Bilingue, d. h, lieroglyphisch und demotish abgefaßte Dekrete der ägyptischen Priester, von denen das eine denselben Tert, wie das Dekret des Steines von Rosette enthält. Wenigstens habe ih bis jeßt die 7 leßten Zeilen verglichen, die niht nur dem Jnhalte nach, sondern auch in der Länge jeder einzelnen Zeile mit der Juschrift von Rosette übereinstimmen; die Jn-= \chrift muß erst ausgezeichnet werden, ehe ih mehr darüber sagen fann; jedenfalls is der Gewinn für die ägyptische Philologie nicht unbedeutend, wenn auch nur ein Theil des abgebrochnenen Dekrets von Rosette hiernah ergänzt werden kann, Der ganze erste Theil der Inschrift von Rosette, der dem Dekrete vorausgeht, fehlt hier. Statt dessen steht ein zweites Dekret zur Seite, welches sich auf den= selben Ptolemäus Epiphanes bezieht; im Eingange wird „die Festung des Alexander“, d, i. die Stadt Alexandrien, erwähnt, zum erstenmale auf den bis jeßt bekannt gewordenen Monumenten. Beide Dekrete rein wie die Juschrift von Rosette mit der Bestimmung, die Jn- chrift in hieroglyphischer , demotischer und griechisher Schrift aufzu- stellen. Gleichwohl fehlt hier die griechis{e, wenn sie niht etwa roth aufgeschrieben war und verwischt ward, als Ptolemäus Lathyrus seine hieroglyphishen Juschriften über die früheren schnitt. Die hie- lyphische Ptolemäerfolge, die hier vorkommt, beginnt wieder mit 7 iladelphus während fie im griechischen Texte der Jnschrift von osette mit Soter beginnt, Ein anderes sehr merkwürdiges Faktum ist, daß Epiphanes hier Sohn der Philopatoren Ptolemäus und Cleopatra genannt wird, während nah den geschichtlichen Nach- _richten die einzige Frau des Philopator Arsinoe hieß, und so auch in der Juschrift von Rosette und „auf anderen Monumenten genannt wird. Cleopatra heißt sie allerdings auch in einer Stelle des Plínius ; män würde dies aber für einen Jrrthum des Sthriststellers oder der indschriften gehalten haben, wenn jept niht auch ein hieroglyphi- es und zwar offizielles Dokument denselben Namenswechsel darböte,

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Es is daher jeßt auch kein Grund mehr da, die Sendung des Marcus Attilius und Marcius Acilius durch den römischen Senat nach Aegyp= ten, um ein neues Bündniß zu unterhandeln, der von Livius erwähnten Königin Cleopatra wegen, wie Champollion-Figeac thut, unter Ptolemäus Epiphancs zu seben, statt, wie andere Schriftsteller berichten , unter Ptolemäus Philopator. Wir müssen jeßt vielmehr annehmen, ent- weder daß die Frau und Schwester des Philopator beide Namen führte, was freilih die Schwierigkeiten noch niht ganz heben würde, oder daß das von Appias erwähnte Projekt einer Vermählung des Philopator mit der sgrischen Cleopatra, die naher Frau des Epi= phanes wurde, nah Ermordung der Arsinoe ausgeführt wurde, ohne daß uns die Schriftsteller davon berichten. Hier fehlen mir natürlich die Mittel, diesen interessanten Punkt ins Klare zu bringen. Die Menge der griehishen Juschriften auf Philae ist unzählig, und es wird Letronne interessiren, zu hören, daß ih auch auf der noch an Ort und Stelle vorhandenen Basis des zweiten Obelisken, von dem nur ein Theil mit dem anderen nah England gewandert ist, die frei= lich \{werer zu entziffernden Reste einer griechischen, roth geschriebe- nen Inschrift gefunden habe, die einst vielleicht auch vergoldet war, wie die beiden zuleßt entdeckten auf der Basis in England. Daß die hieroglyphischen Inschriften der Obelisken , die ih in Dorsetshire nebst den griechishen der Basis selbst kopirt und später in meinem ägyptischen Atlas publizirt habe, nichts mit den griechischen Jnschrif= ten zu thun haben, auch nicht gleichzeitig aufgeseßt wurden, habe ich ihm schon früher geschrieben; ob aber die Inschrift der zweiten Basis niht mit denen der ersten noch in Verbindung stand, wäre noch die Fragez die interessante Korrespondenz der drei bekannten Inschriften scheint allerdings abgeschlossen in sich.

Der Haupt - Tempel der Jnsel war der Isis geweiht, sie heißt vorzugsweise Herrin von Philek; Osiris war nur 122405, welches seinen besonderen hieroglyphishen Ausdruck hat, und wird nur par courtoisiíe zuweilen Herr von Philek genannt; dagegen war er Herr von Ph-i-ueb, das man bisher gewöhnlich Manueb las, und Jsis heißt ow7aog und nur ausnahmsweise Herrin von Phiueb. Schon daraus geht hervor, daß das berühmte Grab des Osiris auf sciner eigenen Jnsel Phiueb, nicht auf Philek sein mußte. Beide Orte werden noch außerdem durch ihre Determinative ausdrücklih als Jn= seln, und zwar als verschiedene, bezeichnet, Es is daher nicht daran zu denken, daß das Abaton der Juschriften und Schriftsteller ein be- sonderer Ort auf der Jnsel Philae gewesen sei; es war eine Jnsel für sih und entspricht ohne Zweifel dem hieroglyphishen Phiueb, Das sagen aber auh Diodor und Plutarh mit klaren Worten, da sie es Too ora seben, Diodor bezeichnet die Jnsel, mit dem Grabe des Osiris ganz entschieden als eine besondere Jnsel, welhe wegen dieses Umstandes ¿coorxedior, „das heilige Feld‘ genannt worden sei. Dies ist eine Uebersebung von Ph-i-ueh oder Ph-ih-ueb (denn au das h findet si hieroglyphisch), koptish D-1ao-oynh Ph-iah-ueb, „der heilige Ader.“ Diodor und Plutarh nennen dieses heilige Feld auch Abaton, das unzugängliche, außer für die Priester. Wo es lag, wird sich auh noch bestimmen lassen. Wenn nun aber Diodor in derselben Stelle dennoch den Osiris 2 oa zciuevor nennt, so geht daraus nur noch deutlicher hervor, was die Plural-Form chon andeutet, daß die Griechen unter Philae niht immer nur die einzelne Insel Philek, sondern die ganze Juselgruppe der Katarakten , nach Plinius und anderen sogar Elephantine, welhes am nördlichen Ende der Katarakten liegt , verstanden. Der hieroglyphishe Name Philek findet sich nie im Plural, aber in den Inschriften habe ih 11 ver- schiedene Jnselnamen gefunden, die größtentheils diesen Katarakten- Inseln angehören müssen.

Am 6. November verließen wir das reizende Eiland, und be-=

gannen unsere äthiopishe Reise. Schon in Debod, dem zunächst slid= lih gelegenen Tempel, hieroglyphisch Tabet, foptisch wohl Ta-abet, "Ta S6HT, genannt, fanden wir die Skulpturen eines äthiopischen Königs Arkamen, des Ergamenes der Schriftsteller, welher zur Zeit des Ptolemäus Philadelphus wahrscheinli in schr freundlichen Be= ziehungen zu Aegypten regierte. Jn dem französishen Werke über Champollion’s Expedition (Rosellini is mir nit zur Hand), is hier eine große Verwirrung. Mehrere Blätter, die nah Dakkeh gehören, sind Debod zugeschrieben, und umgekehrt. Ju Gertassi haben wir an 60 griehische Juschriften gesammelt. Letronne, der sie durch Gau fannte, hat sie jeßt vielleicht hon publizirt; ih bin begierig, zu er- fahren, was er aus den pu gemacht hat, deren Priester eine Haupt- rolle in diesen Jnuschriften spielen, so wie aus den neuen Göttern ZoouT7 E Iorgcitmtourng. Man mödte in dem ¿oov ris gousnrecas die Frlisrn- Mische, welhe von den 60 Proskynemen um- geben is, selb etenxen, doch stimmt dazu der Plaß der Juschrift nicht, in welher es erwähnt wird, Wie unrichtig die Griechen oft die ägvptisven Namen gauffaßten, davon geben die Juschriften von Talmis ein neues Beispiel, welche denselben Gott Mandulis nennen, welcher hieroglyphish deutlich Meruli hieß und der Spezialgott von Talmis war, Es ist auffallend, daß der Name von Talmis, der \ih häufig in diesem Tempel findet, in dem nahe gelegenen interessanten Felsentempel von Bet el ‘Ualli nirgends vorkommt. Auch Dendur hatte einen besonderen Schußpatron, den Gott Petisi, der sonst nirgends vorkommt und psir Tenthur beigenannt wird; Champollion's Blätter sind hier wieder in einer wunderlihen Unordnung, indem die Darstellungen und die Jnuschriften falsch mit einander verbunden sind. Die Tempel von Geof Hassên und E* Sebúa sind besonders bemerkenswerth, weil hier Ramseê-Sesostris, der fie erbaute, zugleich als kontemplarische Gottheit erscheint, und si als \olche selbst anbetet, neben Phtha und Ammon, den beiden Hauptgottheiten dieser Tempel. Jn dem ersteren wird er sogar einmal „Herrscher der Götter“ ge- naunt. Mit Recht hat {on Champollion bemerkt, daß wohl alle Tempel der Ptolemäer und römischen Kaiser in Nubien nur Wieder=- herstellungen früherer Tempel waren, welche in älterer Zeit von den Pharaonen der 18ten und 19ten Dynastie gebaut, und von den Per- sern zerstört worden waren, So war auch der Tempel von Pselkis zuerst von Tutmosis 111, errihtet worden, Außer den zerstreuten Baustücken dieses ersten Tempels, der aber niht, wie Champollion laubt, dem Thoth, sondern dem Horus geweiht war, und also später feine Dns geändert hat, haben wir noch andere von Me- nephtha 1, und 11, gefunden; auh scheint jener alte Tempel nicht wie der neue seine Achse parallel mit dem Flusse, sondern, wie fast alle anderen Tempel, dem Flusse zugewendet gehabt zu haben.

Am Tempel von Korte is nur die Eingangsthüre beschrieben mit Hieroglyphen des \{chlechtesten Stiles. Doch reichte auch dieses wenige noch hin, uns zu belehren, daß der Tempel der Jsis geweiht war, welhe „Herrin von Kerte“ genannt wird. Auch hier entdeckten wir verbaute Blöcke, die den früheren Reisenden entgangen waren, eines früheren von Tutmosis 111, errihteten Tempels, dessen Grund- mauern sih auch noh erkennen lassen.

In Hierasykaminos hielten wir die leßte Aerndte von griechischen Inschriften, Bis hierher waren die griechischen und römischen Rei- senden dur die Besaßung von Pselkis und dur ein anderes, einige Stunden südli von Hierasykaminos gelegenes festes Lager Mehendi, das auf den Karten nicht angegeben wird, gesichert. Psemmis «cheint nur vorübergehend nah dem Séldauge des Petronius eine Besaßung ge zu haben. Mehenti, welher Name wohl nur arabish das

auwerk, die Festung bezeichnen soll, ist das besterhaltene römische

Lager, das mir bekannt ist, Es liegt auf einer ziemli steilen Höhe

und beherrscht von da den Fluß und ein kleines Thal, welches \ich an der Südseite der Festung vom Flusse heraufzieht, und den Kara- vanenweg hier in die Wüste ablenkt, der erst bei Medyk wieder zum Flusse herabsteigt. Die Stadtmauer umscließt ein Viereck, welches sih östlih ein wenig den Berg hinabzieht und 175 Schritte von Süd nach Nord und 125 von Ost nach West mißt. Aus den Mauern springen regelmäßig 4 Eckthürme und 4 Mittelthürme hervorz von den leßteren bilden der südlihe und nördliche zugleich die Thore, welche zu größerer Sicherheit nicht gerade, sondern mit einer Wen- dung in die Stadt führten. Das südliche Thor und der ganze süd- liche Theil der Festung, die ungefähr 120 Häuser umfaßte, sind vor= trefflih erhalten. Sogleich hinter dem Thore tritt man in eine 67 Schritt lange shnurgerade Straße, welhe mit geringer Unterbrehung noch jeßt durchaus überwölbt is; mehrere enge Nebenstraßen führen zu beiden Seiten ab, und sind gleichfalls, so wie sämmtliche Häuser des ganzen Stadttheils mit Nilziegelgewölben überdeckt. Die Straße führt auf einen freien felsigen Plaß in der Mitte der Stadt, neben welchem auf dem höchsten Punkte des Felsrückens das größte und bestgebaute Haus, ohne Zweifel des Befehlhabers, mit einer halb=- runden Nische am Ostende, lag. Die Stadtmauern sind aus unbe- hauenen Steinen aufgebaut; nur das Thor, welches einen wohlge- fügten römischen Bogen trägt, is aus scharf behauenen Quadern ge= baut, unter denen sich mehrere mit Skulpturen echt ägyptischen, ob= gleich späteren Stils, versehene eingefügt fanden, zum Beweise, daß sich hier vor der Erbauung der Festung ein ägyptisches oder äthiopi- {hes Heiligthum, wahrscheinlih eine Zsis-Kapelle befand. Ein Osíi= risfopf und zwei Jsisköpfe waren noch zu sehen, von denen einer noh die roth gezeihneten Proportions-Quadrate des 3ten Kanon zeigte.

Das lebte Monument, das wir vor unserer Ankunft in Korusfo besucht haben, war der Ammons = Tempel in E ’Sebúa, von den Sphinxreihen so benannt, welhe vor dem Ein- gange jeßt kaum noch aus dem Sandmeere hervorschauen, das fast auch den ganzen Tempel, so weit er frei stand, ver= shüttet hat. Sogar der westliche, in den Felsen gehauene Theil des Tempels ist hoh mit Sand angefüllt, und wir mußten erst die ganze Mannschaft unserer Barke aufbieten, um den Eingang dieses Theiles eröffnen zu lassen, Ramses=Sesostris erscheint hier als fontemplarischer Gott neben Ammon und einer ganz neuen sonst unerhörten Verbin= dung göttlicher und menschlicher Natux begegneten wir hier in einer Gruppe von vier Gottheiten, von denen die erste: „Phtha des Ramses im Ammonshause““, die zweite Phtha mit anderen gewöhn= lichen Beinamen, die dritte Ramses im Ammonshause, die vierte Hathor hieß. Jn einer anderen Jnschrift wurde „Ammon des Ramses im Ammonshause“/ genannt. Hier erscheinen also neue Götter als Kreaturen der Menschen. Was Wunder nun, wenn Ramsces Götter shaffen fonnte, daß es ihm auch gelang, eine menschliche Nachkommenschaft von 162 Kindern zu zeugenz denn so viel waren in der That in dem Vorhofe dieses Ammons = Tempels mit ihren Namen und Titeln abgebildet, während man bisher nur von 25 Söhnen und 10 Töchtern dieses großen Königs wußte. Und doch kennen wir nur zwei legitime Frauen, die er nicht zu gleicher Zeit, sondern die zweite nah dem Tode der ersten genommen hatte. Heute besuchte uns der alte blinde, aber fstattlihe und reihe Hassan Kaschef von Derr, der nahe gelegenên Hauptstadt von Nubien. Diesem waren jeßt noch 42 Frauen von früheren 64 übrig geblieben, von denen er 29 Söhne und 17 Töchter noh am Leben hat; wieviel ihm gestorben sind, hat er wahrscheinlih nie zu zählen die Mühe sich genommen, doch nah dem hier gewöhnlichen Verhältniß wird ihm ungefähr die vierfache Anzahl, 198 Kinder geboren worden sein.

Korusko ist ein arabisher Ort, mitten im Lande der Barabra (Plural von Berber), welhe das Nilthal von Assuan bis Dongola einnehmen, Die Besißnahme von Korusko durch die Araber vom Stamme der Ababde, welche die ganze östliche Wüste von Assuan bis Abu Hammed bewohnen, erklärt sich durch die wichtige Lage dieses Ortes, als Ausgangspunkt der großen Karavanenstraße nach Berber. Dies ist der Name des Landstrihs, wo der Einfluß des Athara in den Nil die nördliche Spiße der großen Jnsel Meroë bildet, und scheint den nubishen Stämmen den Namen nto zu haben, obglei man in Berber selbs nur einen arabischen Dialekt spricht, nicht die hiesige Sprache, welche übrigens von den Barabra selbst nicht Berber, sondern Rotána-Sprache genannt wird, ein Name, den ih von früheren Reisenden nicht angeführt gefunden habe. Die Rotána-Sprache theilt sich, so viel ih bis jeßt habe erfahren können, in einen nördlichen und südlichen Dialekt, die in Korusko zusammenstoßen. Auf der Reise von E’? Sebúa hierher habe ih unserem sehr verständigen und intelli= genten Rais Mohammed, der etwas über Assuan hinaus zu Hause war, aber das Arabische vollkommen gelernt hatte, mit Hülfe unseres vortrefflihen Durscheman oder Jnterpreten Joseph, eines maronitischen Christen, der im französischen Lazaristen - Kollegium zu Andura im Libanon erzogen is, eine kleine Grammatik der nördlichen Rotána=- Sprache und ein Verzeichniß von einigen Hundert Wörtern abgefragt. Die arabishe Sprache, in der wir nun wenigstens zu befehlen und zu fragen, au wohl eine kleine Höflichkeits- oder Neuigkeits-Conver= sation zu führen gelernt haben, is unserem Ohre jebht so geläufig, daß uns die Berber-Sprache schon ihrer Neuheit wegen anzog. Auch hat sie einen durchaus verschiedenen Charakter, von den ersten Ele- menten, dem Konsonaunt- und Vokal = Systeme, anzufangen, Sie ist viel wohlklingender, weil sie fast gar keine Konsonantenhäufung, keine

arten Gutturallaute, wenig Zischlaute und viele einfache, schärfer als im Arabischen geschiedene Vokale hat, die meistentheils durch einen Konsonant getreunt werden, wodurch eine weichlihe Häufung von Vokalen vermieden wird. Nur das qok haben ste von den unseren Organen fremden Lauten mit den Semiten gemein. Die Rotána-Sprache hat in keinem Theile der grammatischen Formen oder der Wurzelwörter den geringsten Anklang, weder mit den semitishen Sprachen, noh mit der ägyptischen, noch weniger mit den unsrigen, und gehört also sicher den uxafrifkanishen, mit dem äthiopish= ägyptishen Stamme in feiner Verbindung stehenden Sprachen an, wenn auch das Volk von den Alten häufig mit unter dem Namen der Aethiopen begriffen wor- den sein mag, und der Abstammung nah diesen vielleiht weniger fremd war. Sie sind ein intelligenter und ehrlicher Menschenstamm von friedlicher, doch nichts weniger als \klavischer Natur, von st{ö- nem, edlem Körperbau und lebendig {immernder d d Haut- farbe, Sie sind kein Handelsvolk und können daher Me Sprache nur bis 20 zählen; die- höheren Zehner E E z ae E Sprache ; doch haben sie noch ein besonderes Wort für 100, imil, Grammatischen Geschlehtsunterschied haben sie in der ganzen Sprache fast nur im freistehenden persönlichen Pronomen ; sie unterscheiden Er und Sie, aber niht immer „er giebt“ und „sie giebt“, Sie wandeln mehr durch angehängte wirkliche Slexionen, wie unsere Sprachen, als durch Accentveränderung und Umlaut, wie die semi- tischen ab. Die Ordinalien bilden sie durch ein angehängtes itiz den Plural durch ígíz einen Dual haben sie nicht, Die Verbindung der Pronomen mit dem Verbum ist sowohl präfix als affix, aber einfach und natürlich z sie unterscheiden Präsens und Präteritum; das Futu- rum drüden sie durch das Präsens aus; auch für das Passioum haben sie eine besondere Form. Der Stamm der Negation ist m, meist mit folgendem n, der einzige vielleiht mehr als zufällige An- flang mit den meisten anderen Sprachstämmen, Jhr ursprünglicher

Begriffsreichthum ist sehr beschränkt. Sie haben zwar besondere Wörter für Sonne, Mond und Sternez aber die Zeitbezeihnungen Jahr , Monat, Tag, Stunde entlehnen sie aus dem Arabischen; Wasser, Meer, Fluß is ihnen alles essi; doch ist es auffallend, daß sie den Nil durch ein, besonderes Wort Tossì bezeihnen. Für alle einheimischen zahmen und wilden Thiere haben sie eigene Wörter, arabische für alles was Hausbau und sogar Schifffahrt betrifft; nur die Barke selbst nennen sie kub, welhes wohl nichts mit dem ara- bischen merkab zu thun hat. Eine Dattelfrucht und Dattelbaum, die im Arabischen verschieden bezeihnet werden, bellah und nahele, haben sie nur ein Wort béti; den Sykomorbaum nennen sie arabish; aber bezeichnend ist es, daß sie den Sant-Baum durch dasselbe Wort be- zeichnen, wie den Baum überhaupt : g?oui. Geist, Gott, Sklave, die Verwandtschaftsbegriffe, die Theile des Körpers, die Waffen, die Feldfrüchte und was zur Brodbereitung gehört, hat rotánishe Namen; dagegen Diener, Freund, Feind, Tempel, beten, glauben, lesen, ist arabisch. Auffallend, daß sie für Schrift und Buch besondere Wör= ter haben, aber nicht für Griffel, Tinte, Papier, Buchstabe. Die Metalle benennen sie alle arabish, mit Ausnahme des Eisens. Reich sind sie auf berberisch, arm auf arabish, und in der That sind sie alle reich in ihrer ärmlihen Heimat, der sie wie Schweizer an= hangen, und verschmähen in ihrer Bedürfnißlosigkeit das arabische Gold, das sie sich in Aegypten verdienen können, wo ihre Dienste G Hauswächter und in allen Pläßen des Vertrauens sehr gesucht ind,

Wir warten jeßt nur auf die Ankunft der Kameele, um unsere Wüstenreise anzutreten, Jn 7 Tagen, bis Abu Hammed, finden wir nur einmal trinkbares Wasser; dann bleiben wir noch 4 Tage zu Kameel bis Berber *). Dort sollen wir auf Ahmed Pascha's An= ordnung Barken vorfinden. Nach Kartum **) müssen wir, {hon um uns neu zu verproviantiren; noch höher hinauf etwa bis Abu-Haras, und von da nah Mandera in die östliche Wüste zu gehen, wird sid, wenn wic Linant glauben dürfen, niht verlohnen z doh hat uns Achmed Pascha versprochen, einen Offizier nah Mandera abzuschicken, um nochmals die Aussagen der Eingebornen zu prüfen.

In 4 Monaten hoffen wir dann die zweite Haupt- Aufgabe unserer Reise, die Erforschung der äthiopischen Denkmäler zu beendigen und bis Uadi Halfa wenigstens zurückzukommen. i

Ich werde diesen Bericht nebst anderen Briefen durch einen ex= pressen Boten nah Kench \chicken, aber erst abgehen lassen, wenn die Kameele für unsere Wüstenreise angekommen sein werden.

Inland.

__ Verlíin, 7. Febr, Die heute ausgegebene Nr. 14 des Mi- nisterialblattes für die gesammte innere Verwaltung enthält u. A. die Cirkular - Verfügung des Justiz -= Ministers (d. d. 12. Dez.) an die Gerichts - Behörden und Ober= Prokuratoren der Rhein-Provinz, welche diese anweist, die in Untersuchungssachen wider Beamte ergangenen Erkenntnisse sofort den betreffenden Departements= Chefs und Regierungen, resp. Provinzial-Steuer-Directionen, mitzu- theilen; einen Auszug aus einer Verfügung (vom 13. Dez.), wo= nah auch die anderweitige Wahl von Kommunal =Beamten, deren Dienst - Periode noch läuft, vor dem geseßlich vorgeschriebenen Ter= mine, nach Maßgabe der Declaration zum §. 146 der Städte -Ord= nung vom 419. November 1808 der Bestätigung des Ministeriums bedarf ; die Cirkular-Verfügung vom 14. Dezember, nah welcher auch in den Städten, in denen die Städte-Ordnung von 1808 zur Anwendung kommt, Staatsdiener und Justiz-Kommissarien als Vor= steher und. Protokollführer der Stadtverordueten zugelassen werden sollen, sobald deren vorgeseßte Dienstbehörde damit einverstanden, und für das Gemeinwesen davon kein Nachtheil zu besorgen ist; einen Auszug aus einem Erlasse an die Königlichen Ober = Präsidien der Provinz Pommern, wonach mit ausdrückliher Genehmigung der vor= eseßten Behörden bestehenden, und namentlich mit besonderen Di oder Statuten verschene Schüßengilden nicht als Privat= Gesellschaften, sondern als städtishe Corporationen anzusehen und eben deswegen nah §. 56 der Aufsicht der Stadtgemeinde und den der- selben vorgeseßten Behörden unterworfen sindz die Allerhöchste Kabinets-Ordre vom 13, Oktober über das Landarmenwesen der Provinz Posenz die Allerhöchste Kabinets-Ordre vom 13. Sept. über das Landarmenwesen der Provinz Westphalen z eine Cirkular-Verfügung (vom 12. Dez.) an sämmtliche Königl. Regierungen, welche die nöthigen Anordnungen über das Verfahren bei Regulirung des Jnterimistikums in streitigen geistlihen und Schul=- Bausachen trifft; die Verordnung der Königl. Regierung zu Erfurt vom 13, Dezember, welche den Gemeinden und Patronen die Versicherung der geistlichen und Schul= gebäude gegen Feuersgefahr empfiehlt; ein Erlaß vom 31. De- zember, wona die eintretenden Veränderungen in den Personen der Bezirks - und Lokal - Censoren durch die Amtsblätter zur öffentlichen Kenntniß zu bringen sind; eine Verfügung vom 27, November, wo= nah die Stadtgemeinden zur Anlegung und Unterhaltung der Justiz= gefängnisse nebst den dazu gehörigen Hofräumen fortwährend ver= pflichtet sind; die Verfügung des Justiz -Ministers d. d. 4, De- zember, über die Einsperrung inländischer Landstreicher in Corrections= Anstalten nah ausgestandener Strafez eine Verfügung vom 6. De= zember, wonach die in §. 23 des Gesebes vom 28. Februar v, J. wegen Benußung der Privatflüsse enthaltene Ausschließung des Rechts= weges sich nur auf Streitigkeiten bezieht, welche in Folge eines nah §. 19 u. f. extrahirten Provocations-Verfahrens entstanden sind; eine Verfügung vom 13. November, wonah in Bezug auf die von Lehnsherren 2c. gegen Auseinanderseßungs =Rezesse entschieden wird, daß der Lehnsherr, eben so, wie jeder andere Ober =Eigenthümer, Erbverpächter 2c., falls er sih auf die ihm zugegangene Benachrich= tigung von einem, sein Juteresse berührenden Geschäfte einmal gemel= det und seine Zuziehung bei demselben begehrt hat, auch beim Rezeß= Abschlusse zugelassen und mit seinen Erinnerungen dagegen gehört, über diese aber und seine Einwendungen gegen das neu gebildete Verhältniß den im Rezesse stabilisirten Auseinandersebun splan im Wege Rechtens förmlich entschieden werden; eine Verfügung vom 19, September, über die Verwandlung der an Domainen zu entrichtenden Natural-Getraide-Abgaben in ablöslihe Renten, so wie der Getraidezinsen in feste Geld-Renten; eine Cirkular-Verfügung vom 21, Dezember, wonach einer Allerhöchsten Kabinets = Ordre vom 1sten desselben Monats gemäß die Königl. Regierungen diesseit der Ge angewiesen werden, den Besißern vormaliger Domainen-Grund= stüde die seither nahgelassene Ablösung von Domainen = Práästationen gegen Einzahlung des zwanzigfachen Betrages nicht ferner zu gestat-

T N

_, *) Berber oder el Makrif liegt nach Herrn Mac Queen's Karte des östlichen Afrifa, die zu des Missionärs Jsenberg englischem Reise-Journale (1843) gehört, etwas nördlich vou der Vereinigung des Nil mit dem At- bara, in Breite 17° 2‘, etwa 45 geogr. Meilen in OSO vom alten Dongola,

**) Khartum nah des Herrn Lieut. Karl Zimmermann neuer Karte vom oberen Nillande, 1843, in Breite 15° 34/ nahe am Einflusse des Sia sigiogl und Sennaar vorbeisließenden Bahar el Azreck (dem blauen

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ten; eine Cirkular - Verfügung vom 29. November, welche die näheren Bestimmungen über die Werthberechnung bei Veräußerung von Domanial =, Anger - und Auenpläßen trifft; eine Cirkular= Verfügung der Königlichen Regierung zu Liegniß vom 15. November, welche, um den Nachtheilen zu begegnen, die wegen der unentbehrlichen, aber immer seltener und theurer werdenden Eichenrinde den Gerbereien drohen, die Anlage von Eichenshälwaldungen empfiehlt und die Land- räthe auffordert, eine zu diesem Zwecke eigens ausgearbeitete Anlei- tung zu verbreiten; ein Cirkular des General = Postmeisters an sämmtliche Post Anstalten vom 2. Dezember, wonach diese, vom Ein- gange des Cirfulars an, für die von den Posten wegen Sperrung des direkten Weges zu machenden Umwege fein Personengeld mehr, sondern nur noch das Extrapost- und Courier=, so wie das Estafetten- geld, resp. von den Reisenden zu erheben haben; endli ein anderes Cirfular des General- Postmeisters vom 16. Dezember, welches den Post-Anstalten bekannt macht, daß nach einer Erklärung der Königl. polnischen Ober - Postbehörde Briefe und Postsendungen, auf welche Postvorschüsse geleistet worden sind, vom 1, Januar k. J. ab von den polnischen Post- Anstalten niht mehr angenommen werden fönnen. Die Post-Anstalten werden daher angewiesen, von gedachtem Termine ab für Briefe und Sendungen nah dem Köbnigreich Polen Postvorschüsse nicht ferner zu leisten.

Zell a. d. Mosel, 28. Jan. (Tr. Z.) Der gestrige Tag war für unsere Kreisstadt ein Tag der Freude. Jn Folge des von Sr. Majestät unserem allverehrten Könige dem hiesigen Friedensrich= ter, Justizrath Herrn Schumm, verliehenen Rothen Adler - Ordens, brachten am gestrigen Abende die Beamten des Gerichts, vereint mit einer großen Anzahl der angesehensten und geachtetsten Bürger hiesi= ger Stadt, diesem würdigen Jubilarius einen solennen Faelzug.

Ausland.

Deutsche Bundesstaaten.

Bayern. Regensburg, imFebr, (M. p. Z.) Der am 28. Mai v. J. verstorbene fürstlich thurn - und taxis\{che Geheimerath Georg Griedrih Ritter von Müller zu Regensburg hat laut Testament vom 18. August 1842 und Testaments - Nachtrag vom 25. Januar v, J, für örtlihe Unterrihts- und Wohlthätigkeitszwecke der Stadt Regens= burg die beträchtlihe Summe von 71,100 Fl, ausgeseßt. Hiervon sollen zur Begründung selbstständiger Stiftungen verwendet werden, und zwar: 1) für Vertheilung von Brennholz an dürftige Einwohner der Stadt Regensburg 20,000 Fl,; 2) für Hauszins - Beiträge an dürftige Einwohner der Stadt Regensburg 10,000 Fl.z; 3) zu Sti= pendien für Söhne von regensburger Bürgern und fürstlih thurn- und taxisschen Dienern allda, welche sich eutweder den Universitäts- studien oder der Maler=, Bildhguer=, Lithographie=- oder Kupferstecher= kunst widmen, 7500 Fl, ; 4) für Unterstüßung unbemittelter Bürgers söhne Regensburgs, welche eine Kunst oder ein Gewerbe erlernen wollen, 3000 Fl.z 5) für Unterstüßung unbemittelter Bürgerstöchter Regensburgs, welche in einen Dienst treten follen und hierzu die nothwendige Ausstattung an Kleidung und Wäsche nicht haben, 1500 &l.5 6) zur Errichtung einer höheren Erziehungs= und Unterrichts= Anstalt für die weiblihe Jugend , insbesondere zur Erwerbung eines angemessenen Hauses und Gartens für diese Anstalt, 12,000 Fl. z 7) zur Begründung einer Hülss- und Darlehnskasse für hülfsbedürftige gewerbtreibende Bürger von Regensburg 10,600 Fl, Der Rest is zur Unterstüßung bereits bestehender Stiftungen bestimmt,

Negensburg, 28. Jan. (Fr. M.) Die Bewohner unserer Nachbarschaft Stadtamhof werden seit beiläufig 8 Tagen durh wie= derholte Brandlegungen in Angst und Schrecken geseßt. Nachdem man schon in der vorigen Woche in der Nähe der Feuerlöschrequisiten hinter dem Rathhause einen sorgfältig zusammengewickelten Bündel von Brennstoff, bestehend aus Kiehnholz, Schwefel, Pech, Werg und kfongrev’shen Reibzündhölzchen gefunden hatte, brannte es am ver= flossenen Dienstag Abend in der Behausung des Küfnermeisters Rei= singer, und man fand die unwiderlegbarsten Spuren, der Brandstiftung vor, Glücklicherweise hatte man dieselben noch zur reten Zeit wahrgenommen, ehe die noch s{chwache Flamme um si greifen konnte, Man hat vorläufig die Bürgerschaft zum nächtlichen Patrouillendienste requirirt, Polizei und Gendarmerie in Thätigkeit geseßt, um den ruchlosen Urheber solches teuflishen Unternehmens entweder zu ent- decken, oder ihn unschädlih zu machen.

Frankreich.

Paris, 2. Febr. Der Moniteur veröffentlicht die verglei- hende Uebersicht der während der Jahre 1843, 1842 und 1841 in Grankreich eingeführten Waaren. Der Gesammtbetrag des erhobenen Einfuhr=Zolles beläuft sich für 1841 auf 129,679,125 Fr. z für 1842 auf 137,434,595 Fr.; für 1843 auf 143,054,703 Fr.

Die Ursache des an die Deputirten - Kammer eingereichten Ge- suchs der obersten Beamten des Königlichen Gerichtshofes vou Limo- ges, den Deputirten des Creuse-Departements, Herrn Emil von Giz rardin, während der Session belangen zu dürfen, wozu es bekanntlich einer Ermächtigung von Seiten der Kammer bedarf, is ein s{chmä-= hender Artikel gegen jene Gerichtspersonen, der {on im Mai vori-= gen Jahres in der Presse erschien, und als dessen Verfasser Herr von Girardin sich bekannte. Dasselbe Gesuch war auch bercits in der leßten Session gestellt, damals aber von der Kammer noch niht beantwortet worden, Nun hatten zwar die angegriffenen Parteien in der Zwischenzeit das gerihtlihe Verfahren ge= gen Herrn von Girardin eingeleitet, dieser hatte aber durch verschiedene Einwendungen die Sache immer hinauszuschieben gewußt. Ein erstes Cassationsmittel hatte er wieder zurückgenommen und darauf ein anderes eingelegt, welches den Assisenhof von Limoges, als der Parteilichkeit in dieser Sache verdächtig, perhorrescirte ; dies wurde aber durh Ausspruh des Cassationshofes vom 1. Dezember verworfen, und der Prozeß soll nun von neuem vor den besagten Assisenhof gebraht werden. Der inkriminirte Artikel hatte die Wahl des Maire’s von Bourganeuf, Herrn Coutisson, zum Mitglied des General-Conseils des Creuse-Departements, welhe, mit Ausnahme einer einzigen, dem ersten Präsidenten des Königlichen Gerichtshofes von Limoges und ehemaligen Deputirten, Herrn Tixir-Lachassagne, ertheilten Stimme, einmüthig erfolgt war, zum Anlaß folgender An sinuationen genommen: „Durch diese Wahl werden die unwür- digen und verleumderishen Anschuldigungen, welhe \sich Ge- rihtspersonen, aus Gereiztheit gegen Herrn Emil von Girar- din, die niht einmal Parteigeist zur Entschuldigung hatten, durch Mißbrauch der ihnen vermöge des Geheimbleibens ihrer ver- traulichen Mittheilungen gesicherten Straflosigkeit, gegen einen ehren- werthen Bürger, Herrn Coutisson, zu richten sih nicht entblödeten, als vor etwa einem Jahre der Großsiegelbewahrer ihn zu der beschei- denen Stelle eines Supplementar-Richters am Tribunal von Bourga= neuf ernennen wollte, Möchten die Gerichtspersonen, welche in diesem

Fall ihren blinden Haß bis zum Vergessen ihrer Pflicht und ihres Charafters, bis zu Diffamationen und geheimen Verleumdungen in der Ausübung ihres Amtes trieben, der ihnen von den Wählern ge- gebenen ernsten Lehre eingedenk sein und si dieselbe zu Nube machen.“ Als nun dieser Tage in den Büreaus der Kammer über diese Ange- legenheit berathschlagt wurde, erklärte sich das Oppositions-Mitglied, Herr Bethmont, gegen die Bewilligung des gestellten Gesuchs, weil man nur in sehr dringenden Fällen die Kammer der Mitwirkung ihrer Mitglieder berauben dürfe. Der größte Theil der Büreau - Chefs sprah gar keine Meinung in der Sache aus. Wie die zur Prüfung des Gesuchs ernannte Kommission entscheiden wird, steht zu erwarten.

Während der Diskussion der Adresse haben in der Deputirten- Kammer die Tribüne bestiegen und gesprochen : Herr Guizot 10 mal, Herr Billault 8=, Herr Berryer 6=, die Herren Dupin und von Laroche - Jacquelin jeder 5mal, die Herren Thiers, Duchâtel, Beth- mont, St. Marc Girardin, Villemain, von Gasparin, Lherbette, Madckau und Odilon Barrot jeder 4 mal. Die Diskussion hat 12 Tage gedauert und 66 Stunden hinweggenommen. Die Berichte darüber im Moniteur nehmen 204 Spalten ein. :

Dem Vernehmen nah, wird ein Deputirter der constitutionellen Opposition demnächst einen Antrag auf Unterdrückung und Bestrafung der Bestehungen in Wahlsachen stellen, Man sagt, er habe denselben mit der Linken und dem linken Centrum überlegt und vorbereitet.

Zu Avignon is die Flugschrift des Abbé Montonnet , betitelt : „Von der Abschaffung des Universitäts - Monopols“, in Beschlag ge= nommen worden.

Wie der National wissen will, würde Herr Mauguin nächstens der Kammer seine Entlassung einreichen, weil er in Madrid, wo dieser Deputirte der linken Seite sich jeßt aufhält, eine Beschäftigung ge= funden habe, die ihn längere Zeit aus Frankreich fern halten werde.

Herr Gisquet macht mit seiner Familie eine Reise nach Konstan- tinopel, welche, nah den ministeriellen Blättern, mit einem Adckerbau- Projekt in Aegypten in Verbindung steht, hinsichtlih dessen zwischen Mehmed Ali und einer französishen Compagnie, zu welcher Herr Gisquet gehört, eine Uebereinkunft abgeschlossen ist.

Das in Paris erscheinende Journal Algerie, welches sih aus= shließlich mit den Angelegenheiten Algeriens beschäftigt, berichtet, daß der Herzog von Aumale bereits viele wesentlihe und nübßlihe Refor= men in der Verwaltung der Provinz Konstantine“ eingeführt hat.

S panien. ch_ París, 2. Febr. Nach den neuesten Berichten aus der

Havanna vom 28. Dezember scheint es kcinem Zweifel unterworfen,

daß eine Demonstration der durch die neuesten Maßregeln der mexi=

kfanishen Regierung in Betreff des Tarifs und des Handels der Aus=

länder in jenen Ländern benachtheiligten Staaten stattfinden wird. Es wird nämlich berichtet, daß der General-Capitain der Jnsel Cuba, General O’Donnell, der nach Veracruz segelnden englischen Flotte die Erlaubniß zum Einlaufen in den Hafen von Havanna ertheilt habe, um daselbst frishe Mundvorräthe einzunehmen. Man \ah der An= funft der englishen Flotte entgegen, die unter den Befehlen des Sir Charles Napier stehen soll. Man sagte, die französische Flotte be= gebe sich gleichfalls vor Veracruz, und man fügte sogar hinzu, auch der spanische General-Capitain von Cuba werde einige Schiffe dahin \hicken. Die leßtere Angabe scheint indeß nicht sehr glaublich zu sein.

Eine andere für den gesammten europäischen Handel wichtige Nachricht aus der Havanna ist, daß der General-Jntendant der n= sel Cuba ein neues Dekret erlassen hatte, wodurch gewisse Tonnen und Ausfuhrzölle neu geregelt werden. Vom 1. Januar an nämlich sol len die Zölle auf Rum und Melasse, die durch fremde Schiffe aus= geführt werden, gänzlih aufhören. Der Zoll auf den Zucker is auf 75 Cts, per Kiste herabgeseßt; der Zoll auf Kaffee auf 56! C, per Centner. Die Schiffe, welche eine vollständige Ladung von Melasse einnehmen, sollen von der Bezahlung der Tonnengelder gänzlich be= freit sein. Denjenigen, welche 1000 Kisten Zucker oder 2000 Sädte Kaffee, oder 300 Pipen Rum laden, soll die Hälfte der Tonnengel= der nachgelassen werden.

S ervien

Von der türkischen Gränze, 22. Jan. (A. Z.) Die (bereits erwähnte) Bewegung in Semendria hat eine größere Aus= dehnung und eine größere Bedeutung gehabt, als man anfänglich ge- glaubt hatte. Neuere Berichte melden, daß die Schilderhebung der Miloschisten, eigentlih der Anhänger des Fürsten Michael, auf einen Hauptschlag berechnet war, indem sie in Schabacz, Kragujewaß, Kiu- priah und Semendria zugleih die Fahne des Aufruhrs zu entfalten und dann von diesen verschiedenen Punkten aus mit Macht gegen Belgrad loszubrehen beabsichtigten, um in leßterer Stadt die jebige Regierung zu stürzen und die frühere wieder herzustellen, Der 17. Januar war der zur Ausführung bestimmte Tag. Die Unternehmung

| mißlang vorzüglih wegen des geringen Anklangs, den die Empörer

in der großen Masse des Volks fanden. Einige unruhige Köpfe, einige dur die lebte Umwälzung verleßte Jnteressen, einige nah Macht strebende Ehrgeizige, das war Alles, was der neue Aufstand in einige Gährung zu bringen vermochte; das Volk blieb troß der angewendeten Vorspiegelungen theilnahmslos, und so scheiterte der ganze Versuch, der leider den gewöhnlichen Erfolg mißlungener Un= ternehmungen haben wird, nämli, daß eine Anzahl kompromittirter Personen die Strenge der vor kurzem verkündigten Strafgeseße tref= fen dürfte, ohne daß für sie weitere Theilnahme im Lande si regte, da Jeder einsieht, daß die Vollziehung der vorausgegangenen Straf Androhungen der bestehenden Regierung durch das Gesebß der Selbst= erhaltung geboten is, Jn allen vier obengenannten Städten haben Verhaftungen stattgefunden, und die Untersuchung gegen die Thäter ist bereits eingeleitet, Unter den Verhafteten befindet sich der be= fannte Ex - Minister Rajewitsh, sowie die Herren Popowitsch und Berkowitsch, von denen die beiden Leßten einen Versuch machten, sich durch den Uebertritt zum Jslam zu retten.

So eben geht die Nachricht ein, daß der Bischof von Schabacz, dem es gelang, aus seinem Gefängniß zu Kiupriah zu entspringen, auf der Flucht umgekommen is, So endete dieser neue Versuch der

Miloschschen Partei.

Eisenbahnen.

Paris, 2. Febr. Der in die Pairs-Kammer eingebrachte Ge- seß-Entwurf über die Eisenbahn-Polizei seßt die Todes rafe auf ab- sichtlihe Zerstörung oder Verrückung der Schienen oder Unterlagen, Fortnahme der Pflócke oder Vorstecknägel, oder Verursachung irgend eines Hindernisses auf der Bahn, wenn dadurch Jemand ums Leben fömmt, und Zwangs - Arbeit auf bestimmte Zeit, wenn blos Verlez= zungen von Personen dadur herbeigeführt werden. Geringere Strafen sind auf Androhung von Beschädigungen und Hindernissen pre wobei noch wieder ein Unterschied in der Strafe gemacht is, e nachdem diese Drohungen von einer Aufforderung zur Depoitung