1844 / 48 p. 2 (Allgemeine Preußische Zeitung) scan diff

P T T E ICZ E T Irr} Amr TFT E: Dew MR L L M AI N R

an Ort und Stelle kommittirt hat, um von ias O Dea ferti ung Ueberzeugung zu nehmen und wegen Bes iti R etwaniger Mängel die nöthigen Aenderungen zu treffen. Mes Zustimmung der übrigen Vereinsstaaten niht zu

Dab die obus d menser j nes dlung des Waarendurchganges auf der amr u g A ¿S egel Fee Begleitschein- Regulativs weriglole

“U it sich bringen werde, is hier niht nur vorausge ehen, Belästigungen V ae seht Tdiden, und es hätte sich wahrscheinlich son E dieser Beziehung, wie in so vielen anderen, ein dem Juteresse Mer Theile mehr entsprehender Zustand im Wege gegenseitigen Zu- geständnisses erzielen lassen, wenn man jenseits den billigsten Wünschen Braunschweigs Gehör gegeben und sich nur etwas willfährig gezeigt

hätte.

Freie Städte. Hamburg, 14. Febr. (B. H.) Durch den gestern neuerdings eingetretenen Frost wurde diese Nacht aber- mals so viel junges Eis erzeugt, daß man die Elbe diesen Morgen in ihrer ganzen Breite davon bedeck fand. Jndeß seßte das Dampf- {iff Kronprinz von Hannover seine Fahrten nah Harburg fort. Die anderen beiden Dampfschiffe „, Primus und „Phönix“ können wegen bis auf den Grund angehäuften Eises die Helgen nicht verlassen.

Frankreich.

Pairs- Kammer. Sitzung vom 10. Februar. Diese Sizung, so wie die vorhergegangene, wurde mit Diskussion des Ge- seß - Entwurfs über die Fuhrwerks-Polizei ausgefüllt. Das Amende-= ment des Fürsten von der Moskwa zum ersten Paragraphen, welches im Jnteresse der Pferdezucht das in dem Entwurf angesebte Minimum der Breite deriRadschienen von allem Fuhrwerk auf den König- lihenoder Departemental-Straßen, nämlich 7 Centimètres bei zweirädri- gem und 6 Centimètres bei vierrädrigem als Maximum angenommen wis- sen wollte, war in der gestrigen Sibßung verworfen worden. Zu Gunsten der Kavallerie-Remonte und der Pferdezucht sprachen bei dieser Ge- legenheit vorzüglih der Fürst von der Moskwa, der Graf Daru und der Herzog von Harcourt. Der Lebtere sagte unter Anderem:

„Es is leider nur zu notorisch, daß wir uns, was leichte Pferde-Racen betrifft, weit hinter dem Auslande zurück befinden nnd uns stets von dort refrutiren müssen, Wenn ich von leichten Pferden spreche, so verstehe ih darunter nicht Luxuspferde, um damit im Gehölz von Boulogne zu para- diren, sondern solche Pferde, die zur Remonte für die leichte Kavallerie und u dem Postendienst, wie er heutzutage verlangt wird, endlich zur Nemonte kir die Mehrheit unserer reitenden Bevölkerung geeignet sind. Als wir im Jahre 1840 Kriegsbesorgnisse hegten, mußten wir 20,000 Pferde im Aus- lande requiriren, welches sie uns aber damals verweigerte. Und Sie wissen, daß unsere Reiter ihre Pferde sich aus Deutschland und England holen müssen, Jn Deutschland eignen sich alle Ackerbaupferde für den Kavalleric- dienst, und wenn man Pferde für die Remonte bedarf, findet man deren im Ueberfluß, so daß man noch welche ausführen kann. Von heute bis morgen kann man dort, wenn es gilt, 20,000 Pferde für die Remonte bekom- men. Eben so is es in Nußlandz aller Dienst wird dort mit leichten Pferden

ethan, man hat daher auch Ueberfluß daranz hiermit werden jene Kosaken-

sSwäe remontirt, welche die Spihe der Armee bilden und die in den leßten Kriegen so große Dienste leisteten. Wir werden in unsere Pferdezucht kei- nen Aufschwung bringen , wenn wir nicht den Transport großer Lasten auf den Landstraßen hindern und die Anwendung leichter Pferde begünstigen ; denn unter den jeßigen Umständen is es eine weit bessere Speculation, Zug- pferde aufzuziehen, als Sattelpserde, Wenn Sie die Zucht leichter Racen fördern, werden Sie dem Lande auch ritterlichere Gewohnheiten einflößen, was feinesweges eine gleichgültige Sache ist, Die Reitertugenden der Na- tionen sind ost das Heil der Reiche gewesen, Die einzigen Völker, welche einst den Römern zu widerstehen vermochten, waren Le welche den Vortheil einer ausgebildeten Reiterei hatten. Jn neuerer Zeit war es die ungarische Reiterei, welche das wankende Glü Maria Theresia's aufrecht erhielt, und wären die Araber nicht so tüchtig zu Pferde, so würden Sie sie längst sich unterworfen haben.“ : Ï

Der Minister der öffentlihen Arbeiten erklärte sch ge- gen das Amendement, weil es zu ausscließlich sei und Alles der Verbesserung der Pferdezucht aufopfere. Man müsse aber dreierlei bei dem vorliegenden Geseß- Entwurf vor Augen haben: Die Er= haltung der Landstraßen, die Wohlfeilheit des Transports und das Interesse der Pferdezucht; keiner dieser drei Zwecke dürfe den anderen nachgeseßt werden. Der jeßige Gesebß= Entwurf sei besser als alle früheren über diesen Gegenstand; es sei dabei zuvörderst die Absicht, ein rihtiges Verhältniß zwischen der Last und der Breite der Felgen herzustellen, dann den Gebrauch des zweirädrigen Fuhrwerks zu be- schränken, weil dieses die Straßen mehr beshädige als das vierrädrige, und, aus gleichem Grunde, zur Anwendung breiter Felgen, statt der {ma-

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len, aufzumuntern. Graf Daru schlug nun als Amendement vor, das Minimum der Radschienen-Breite nur auf 6, statt auf 7 Centimètres festzuseßen und als Maximum 17 Centimètres anzunehmen z ferner wollte er den jeßigen Unterschied zwishen einem Sommer- und Win= ter-Tarif beibehalten wissen. Diese beiden Theile seines Amendements wurden nah längeren Debatten heute von der Kammer genehmigt, ein dritter Vorschlag aber, der sih auf die Last der Transporte zur Achsee bezog, der Kommission zur Prüfung überwiesen,

Deputirten-Kammer. Sihung vom 10, Februar. Der Geseh = Entwurf über die Ja gdpolizei, mit welchem die Kammer sich in ihrer gestrigen und heutigen Sißung beschäftigte, ist eine Maß= regel, welche das Ministerium im Jniteresse der öffentlichen Ordnung und Sicherheit vorschlagen zu müssen glaubte. Vor 1790 war das Jagdrecht ein dur strenge Geseße geshüßtes Privilegium der Guts=- herren. Die konstituirende Versammlung hob dieses Privilegium auf und machte daraus ein gemeinsames Recht. Aber die Bestimmungen über die Ausübung dieses Rechts und die auf scinen Mißbrauch ge- stellten Strafen, wie das noch geltende Jagdgeseß vou 1790 sie ent- hâlt, sind der Regierung jeßt als unzulänglich und illusorish erschienen. Das Kaiserliche Dekret von 1810 in Bezug auf die Erlaubniß des Waffentragens hat ih auch niht ausreichend erwiesen, um die Wild- dieberei zu unterdrücken. Jn den lebten Zeiten hat dies Gewerbe in mehreren Gegenden und besonders in den Umgebungen von Paris \o beunruhigende Fortschritte gemacht, daß es völlig in Straßenräuberei ausgeartet ist, Eine im vorigen Jahre an die Kammern gerichtete Petition enthielt ershreckende Details über diese nächtlichen Marau- deurs.. Diese bedenklichen Unordnungen sollen durch das der Kammer vorgelegte Geseß unterdrückt werden. Es verbessert, erweitert, ver= vollständigt und verstärkt die Bestimmungen der bestehenden Gesetze. Die Erhaltung des Wildprets und der Aerndten zu sichern, war das Hauptziel, welches sich das Geseß vou 1790 gesteckt hatte. Es verbot daher die Jagd in der Jahreszeit, wo das Feld mit jeinen Früchten bedeckt is und wo das Wildpret sih vermehrt. Der jebige Geseß=Entwurf geht von demselben Grundsaß aus und gestat= tet uur zu Gunsten des Gutsbesißers, der auf seinem abgeschlossenen, zu einer Wohnung gehörenden Gebiete jagt oder jagen läßt, eine Ausnahme. Aber der Geseß=Entwurf beschränkt sih nicht darauf, zu erklären, daß Niemand jagen dürfe, so lange die Jagd nicht eröffnet ist. Nach Ausstellung dieses Prinzips zieht er daraus eine in dem Geseß von 1790 nicht vorhandene Folgerung: er untersagt zugleich jeden Verkauf von Wildpret für die Zeit des Jagdverbots. Ein zweiter wesentliher Unterschied des gegenwärtigen Entwurfs von dem Geseh des Jahres 1790 ist der, daß die Erlaubniß des Waffentragens zu Zwecken der Jagd und die Jagd- Erlaubniß einer strengeren Kontrole unter= worfen worden is; jedoh ohne diese Erlaubniß von solchen Bedin= gungen abhängig zu machen, die sie als eine Bevorzugung der Rei- chen fönnten erscheinen lassen. Der Präfekt soll über die Gewährung der Erlaubniß zu entscheiden haben, und von seiner Entscheidung kann an das Ministerium rekurrirt werden. Nur auf das Gutachten des Maire und des Unter = Präfekten und gegen Zahlung von 15 bis 25 Fr., wovon 10 Fr. den Gemeinden zufallen sollen, um sie für die Vollziehung des Geseßes zu interessiren, soll eine Jagd - Licenz ertheilt werden, die dann aber für das ganze Königreich gilt, Fer-= ner erkennt der Geseß-Entwurf nur zwei Arten von Jagden an, die Jagd mit der Flinte und die Jagd mit Hunden;z alle andere Arten von Jagden sollen ausgeschlossen und förmlich verboten sein, mit Ausnahme der üblichen Kaninchenjagd. Auch das Jagen bei Nacht soll nicht stattfinden dür= fen. Manherlei andere Beilictbnätg, die für die verschiedenen Dertlichkeiten verschiedene Vorschriften erheischen, sind dem Ermessen der Präfekten überlassen. Endlich stellt der Geseß= Entwurf eine Skala von Strafen für -die Jagdfrevel auf, während das Geseß von 1798 dafür nur eine geringe Geldstrafe hat und weder Minimum, noch Maximum kennt. Die Geldstrafen sollen unter die Gemeinden und Jagdhüter vertheilt werden. Auch wird der Jagdfrevel in dem Geseß-Entwurf als ein Frevel gegen die dffentlihe Ordnung bezeich= net und hiermit das öffentliche Ministerium zu gerichtlicher Verfol- gung desselben autorisirt, was bisher niht der Fall war. Dieser Entwurf hat in der Kammer gestern und heute sehr heftige Op- position gefunden. Die Herren Maurat-Ballange, Dar-= naud, Richond des Brus und andere Mitglieder der linken Seite sprachen mit Leidenschaftlichkeit dagegen und wollten darin eine Reaction erblicken, welhe Frankreich zur Feudalzeit zurüdführen solle. „Haben wir denn“, sagte der Erstere, „die Revolution von 1830

darum gemacht, um wieder in die aristobratishen Jrrthümer der Re- stauration zu verfallen,“ Die Haupt-Einwendungen gegen den Ent= wurf sind das Verbot des Wildpret-Verkaufs zur Zeit des Jagd=- Verbots, die Jagd-Licenzen und besonders die den Präfekten dabei eingeräumte discretionaire Gewalt, so wie die Verschärfung der . Straf - Bestimmungen, Der Großsiegelbewahrer überz nahm es heute, die Vorschläge der Regierung zu redchtfer= tigen, versprach jedoch, in einzelnen Punkten auf Modificationen ein= zugehen. Die Opposition bemühte sich zwar sehr, die Verwerfung des Geseßes ohne alle nähere Diskussion zu bewirken, aber sie drang nicht durch, die Kammer beschloß mit bedeutender Majorität, zur Erörterung der einzelnen Artikel überzugehen. Der erste Artikel, welcher bestimmt, daß Niemand vor Eröffnung der Jagdzeit und nie ohne einen von der kompetenten Behörde ausgefertigten Erlaubniß- hein, auf dem Gebiet eines Anderen aber nicht ohne dessen Ein= willigung soll jagen dürfen, wurde auch noch, mit Beseitigung aller Amendements, in dieser Sißung angenommen.

Paris, 11. Febr, Die Büreaus der Deputirten-Kammer ha- ben gestern die Prüfung des Budgets für 1845 beendigt. Auch ha- ben bereits alle, mit Ausnahme des ersten, ihre Commissaire ernannt, und es sind im Ganzen 13 dieser Wahlen auf Konservative und nur 3 auf Oppositions-Mitglieder gefallen.

Vorgestern fand in den Tuilerieen eine Konferenz zwischen dem Könige der Franzosen, der Königin Christine und dem englischeu Botschafter, Lord Cowley, statt. Heute war es sehr lebhaft im spa- nishen Botschastshotel und im Ministerium der auswärtigen Ange- legenheiten. Es verbreitete sich das Gerücht, die Jusurrection in Spanien habe in mehreren Städten des Südens sehr ernste Fort= schritte gemaht; Olozaga soll aus Portugal gekommen sein und si an die Spibe der Aufrührer gestellt haben. Es hält übrigens s{hwer, etwas Genaues über den Stand der Dinge zu Madrid und in den spanischen Provinzen zu erfahren; Gonzalez Bravo hält alle Korre- spondenzen zurü, die ihm nachtheilig sind, und die französische Regie=- rung läßt die ihr zukommenden Depeschen nur theilweise veröffent=

lichen,

m Paris, 11, Febr, Der Justiz-Minister hat in der gestrigen Sibung der Deputirten = Kammer erklärt , daß die Regierung alle Amendements annimmt, welche die mit der Prüfung des Jagdgeseh- Entwurfes beauftragte Kommission der Deputirten-Kammer, an diesem Geseß-Entwurfe vorzunehmen für gut L inden hat, Die Erklärung des Justiz-Ministers wird zur Folge haben, daß der fraglihe Géseß- Entwurf einer abermaligen Diskussion der Pairs-Kammer wird unter- worfen werden müssen, Obwohl das projektirte Jagdgeseß mehr als wahrscheinlich in der einen oder anderen Kammer zuleßt verworfen werden wird, so verdienen doch einige Bestimmungen desselben beson- ders hervorgehoben zu werdea, weil sie darthun, daß sowohl das Eigenthumsrecht als die politische Freiheit in unseren Tagen in Frauk- reih weit mehr geachtet werden, als in früheren Zeiten.

Nach dem neuen Jagdgeseße darf Niemand auf fremdem Grund und Boden jagen, ohne vorläufig sich dazu die förmliche Erlaubniß vom Grundherrn verschafft zu haben. Bis zur Stunde bekümmerte sich der Fiskus gar niht darum, ob derjenige, welher eine Jagd- Licenz begehrte, auch zuglei die nöthige Erlaubniß von irgend einem Grund = Eigenthümer erhalten hatte, um von der Jagd = Licenz Ge- brauch machen zu können. Früher stand es dem Grund=-Eigenthümer frei, wenn er einen Jäger ohne Erlaubniß auf seinem Grund und Boden ertappte, ihn arretiren zu lassen und zum Schadenersaße an- zuhalten, Aber da hierüber keine bestimmten peinlihen Geseß= Vor- schriften bestehen, so ging der Grund-Eigenthümer meistens leer aus, wenn er nicht die kostspielige Form der Civil - Prozedur einschlagen wollte, Gewöhnlih begnügte sich der Grund-Eigenthümer, wenn er stärker als der Jäger war, diesem seine Flinte abzunehmenz wo nicht, so entging der Jäger der. Strafe und mißhandelte sogar noh biswei= len den Grund = Eigenthümer. Daraus die Nothwendigkeit , durch eine peinlihe Sanction das Eigenthums - Recht zu {hüten und zu sichern, wie es das neue Jagdgeseß thut, indem es die unbefu gte Jagd als ein Vergehen betrahtet, worauf nach Art. 463 des Straf= geseßes, Gefängnißstrafe und Geldbuße anzuwenden sein wird.

In Betreff der politischen Freiheit enthält das neue Geseß eine nohch wichtigere Konzession. Dur das Dekret vom 4. Mai 1812 wurde das Tragen der Waffen ohne besondere obrigkeitlihe Erlaubniß Jedermann untersagt. Darum mußte jeder, welcher eine Jagd-Licenz

das Mögliche, um dem Verschmißten, Selbstsüchtigen, ja Verworfenen eine Seite abzulächeln, wo wir ihm auf den Grund schen lönnen, ohne daß wir erst „dur rothe Haare und grüngelbe Gesichter darauf hingewiesen werden, Seine Leistung sprah sehr an. Auch Mad. Birch-Pfeiffer als adel- und geld eblähte Baronin hatte {öne Momente, namentlich in der Scene, als das Herz der Frau den Sieg über ihre Rancünen und Vorurtheile da- vontrug und sie die Waisen an dasselbe zogz im Ganzen aber merkt man ihr ziemlich deutlih on, daß sie in dem Rollenfacb, das sie jeßt spielt, noch Neuling is, in der Charge zu viel thut und sich durhgängig überhastet. Noch wollen wir der Mad. Valentini als Babette mit Lob gedenken und mit der Erwähnung, daß am Schlusse „Alle“ gerufen wurden, \chlicßen.

Göthe's einaftiges Schauspiel „Die Geschwister“ eröffnete den Abend. Bei der geringen Verwickelung der Handlung kann dasselbe jeyt nur noch für diejenigen Zuschauer Bedeutung haben, denen bekannt ist, welchen Tendenzen Göthe entgegenarbeitete, als er einen weiblichen Charaktèr, wie den der Mariane, aufstellte, und die um das Seelen - Verhältniß des Dichters zu seiner eigenen Schwester wissen. Alles is in diesem Stück so sehr individualisirt, daß es jeßt noch \{chwerlich ein anderes als literaturge- \chichtliches Juteresse erweckt, was sih auch diesmal zeigte, wo das Publifum es falt hinnahm, troßdem, daß Dlle. Stich uns die Mariane mit allen feineren Tinten der weiblichen Natürlichkeit zeichnete und au Herr Grua den Wilhelm in richtigen Sphären hielt, u.

Königsstädtisches Theater. Sgr. Moriani.

Am 14ten d, trat Moriani wiederum als Edgardo in „Lucia di Lam- mermoo1“ auf. Was derselbe in dieser Partie leistet, haben wir bereits früher rühmend anerfannt, Das Publikum hatte sich sehr zahlreich einge- funden und spendete dem Sänger, der den Nes der frischen Jugend auch in seine Mannesjahre hinüberzutragen wußte, alle nur möglichen Ehrenbe- zeugungen. Der Gastgeber nahm sein ganzes Jch zusammen, um die ihm

ewordene Anerkennung zu rechtfertigen. Am Schluß bewahrheitete er die amezlun , die man bei seinem Gastspiel in Dresden gemacht , daß A et (ver, beiläufig gesagt, die ihm von Berlin aus gemachien Moriangen nihi angenommen Talen soll) am schönsten zu leben und

m \hönsten zu sterben wisse, Das Publikum wird übrigens

mit Zosried ; / hat, ondern dasselbe somen, baß Lehlerer sein Gastspiel noch nicht beendet

t,

¿ Eröffnung von Kroll’'s Wintergarten. estern waren diese wei wir bereits in diesen Blät-

tern gedachten, dem Publifu eöffnet, Di óne Aus- shmückung der Säle, vor B geöffn L D e s Fre L E

ten den lieblihsten Eindruck, es Publikum hatte sich ver-

sammelt, um sih der dargebotenen Genüsse zu erfreuen. Zur Feier des Tages hatte der Dirigent des Orchesters, der Königliche Kammer - Musiker Herr W. Gährich ein Konzert zusammengestellt. Dasselbe begann mit einer eigends zu diesem Tage von dem Dirigenten sehr wü:kungsrcich kom- ponirten Fest-Ouvertüre, Ohne über die einzelnen Nummern, die übrigens aus Werken bedeutender Meister bestanden, besonders zu berichten, glauben wir bemerfen zu müssen, daß Solostücke, und weiden sie noch so vollkom- men vorgetragen, hier zur Unterhaltung wcniger geeignet sein dürsten, und daß man nur darauf bedacht sein müsse, in diesen großen Räumlichkeiten stark instrumentirte, cffektreiche Musikfstüke zur Ausführung zu bringen, Bei einem Lokale, welches ausschließlich zur Erholung und Belustigung des Publikums dienen soll, darf man nicht unbemerkt lasen, daß die Arrange- ments der Büffets und der Konditorei überaus zierlih und anlockend waren, und nur hinsichtlich der Bedienung eine größere Aufmerksamkeit zu- wünschen gewesen wäre, Billig muß man bedenken, daß aller Anfang schwer ist, und schon bei der nächsten Festlichkeit wohl ein geordneterer Geschäftsgang ein- treten wird, Jn den unteren- Räumen dcm Tunnel, der übrigens noch nicht ganz fertig ist und offenbar noch scine Ausschmückung erwartet, war die Bedienung weit exakter und in jeder Bezichung zufriedenstellend. Eine totale Reform bedürfen abcr die Butderabiit, die wegen des be- schränften Raumes und der mangelhaften Bedienung zur größten Belästi- gung des Publikums gereihen. Der Wirrwarr, der hier herrschte, is unbe- \hreiblih ; nach stundenlangem Warten konnte man weder das eine, noch das andere Kleidungsstük erringen, und vicle Personen waren genöthigt Referent gehört selbs dazu ohne Hut und Mantel den Weg nach Hause anzutreten, Und diese Abhülfe muß schnell getroffen werden, damit bei dem bevorstehenden Maskenball und dem Sonntags - Konzerte ähnliche Auftritte sich nicht wiederholen. Gewiß wird der umsichtige Besißer dicses Etablisse- ments hierfür in seinem eigenen Juteresse Sorge tragen,

Zur Literatur der Kulturgeschichte.

Allgemeine Kulturgeschichte der Menschheit, von Gustav Klemm. Nach den besten Quellen bearbeitet und mit xylo= graphischen Abbildungen der verschiedenen National-Physioguo= mieen, Geräthe, Waffen, Trachten, Kunstprodukte u. \. w. versehen. Leipzig, bei Teubner 1843.

Von diesem, laut der, aus Dresden datirten Vorrede auf aht Bände berehneten Werke liegen zwci, die eben im Druck vollendet sind, vor uns nicht so sehr das Ergebniß neuer Forshungen und reorganisirender Ansich- ten, als das Resultat des Fleißes in wohlgeordneter Zusammenstellung fremder Anschauungen und Erfahrungen, an die jedoch nicht selten der Maßstab eigener Prüfung gelegt wird. Das Ganze bildet eine niht min- der lehrreiche als für alle Stände faßliche, und dennoch von Anfang bis zu Ende vom wissenschaftlichen Ste aus aufgenommene Daistel- lung der allmäligen Entwickelung der Menschheit als eines Jndioiduums. Der Standpunkt, den der Verfasser si ersucht hat, ist weder der politische

der Menschheit in ihrem Verhältnisse zum Staate, noch der literarische, der artistishe, der antiquarische, der gewerbliche, sondern sein Versuch ging dahin, die allmälige Entwickclung der Menschheit von den rohesten, an die shwächste Kindheit, ja an das thierishe Wesen gränzenden Üranfängen bis zu deren Gliederung in organische Volkskörper nah allen ihren Rich- tungen, also in Bezug auf Sitten, Kenntnisse und Fertigkeiten , häusliches und öffentliches Leben in Frieden und Krieg, Religion, Wissen und Kunst, unter den von Klima und Lage von der Vorschung dargebotenen Verhält- nissen zu erforshen und nachzuweisen, Er betrachtet die Menschheit als ein Jndividuum, dessen Körper eben so gcheimnißvolle Uranfänge hat, wie der des einzelnen Menschen, der eben so, wie dieser, scine Kindheit , seine Jugend, scin männliches Alter hat; der da wächst und zunimmt und Träger geistiger Neigungen, geistiger Keime und Kräfte ist, welche zur Entwickelung, zur Blüthe und Frucht bestimmt sind, der aber alternd sich immer wieder erneuen wird, bis die Absicht erfüllt und erreicht is, welche die höchste Macht bei dessen Erschaffung hatte. Es is die: objektive Ansicht der Menschheit auf den verscbicdencn, allmälig auf einander folgenden Stufen der Ent- wielung oder ihres Lebens so weit wir dasselbe vor- und rückwärts zu verfolgen im Stande sind. ;

Klemm hat sich also zwischen der politischen Richtung der Geschichte und zwischen der philosophischen einen Mittelweg gesucht, erkennt jedoch nach Gebühr und Verdicust an, was Andere, die divergirende Bahnen aussuchten, zur Aufhellung der Kulturgeschichte geleistet; so nennt er Heeren's „Ideen zur Philosophie der Geschichte der Menschheit“, welche die leytere im Ver- hältniß zur Vorsehung darstellen und sich auf Betrachtung der Natur, dcs Klima's, der Landesbeschaffenheit, den Unterschied der ationen gründen, „éine der {hönsten Früchte des philosophischen Jahrhundet!s- A

Aus den beiden ersten Bänden läßt sich zwar noch nich es absehen, wie der Verfasser es zu einem Ueberblick des geschichtlichen anges, den die Kultur der Menschheit genommen hat, bringen werde, indem er bis in denselben zum Theil Resultate schildert, ohne der Mittel zu erwähnen, wo- durch es dem Forschungs- oder Unternehmungsgeiste Slvigen ist, zu jenen Resultaten zu gelangen: da wir es aber mit einem N zu thun ha- ben, der die Gegenstände seiner Betrachtung scharf ins Auge gefaßt und sich in den zu ihrer Ergründung benöthigten Hülfsmitteln mit Liebe und Eifer umgeschen hat, so dürfen wir wohl erwarten, daß er uns auch mittelst des von ihm befolgten Plancs , der el entlich ein Bauen von Oben herab statt von Unten herauf ist, diejenigen Wege erhellen werde, „welche die Vorsicht gewählt hat, um die Menschheit von Stufe zu Stufe einer immer höheren Entwickelung entgegenzuführen. / i ,

Nach einer größeren Einleitung, worin Klemm seine Ansichten über die Anfänge der Geschichte und die verschiedenen Richtungen, welche dieselbe nach und nach eingeschlagen , niederlegt , geht er zu einer Schilderung der Erde über und nimmt dieselbe insofern ausführlich in Betracht, als sie die Heimat und Wohnung des Menschen und der Schauplay seiner Geschichte ist. Er beschreibt sodann die Produkte der Erde, die Thierwelt, und sotann den Menschen. Die verschiedenen Eigenschaften, Neigungen und Kräfte des Sea Menschen werden näher beleuchtet, noch bevor derselbe in. sei- nex Gesammtheit als Volk, als Staat, als M.ensche it aufgefaßt wird,

begehrte, zugleih sich ausweisen, daß er von der Polizei-Behörde le

ermis da fen d’armes erhalten hatte. Das neue Geseß shafft die Nothwendigkeit des permis de port d’armes ab, in- dem es ausdrüdcklich erflärt, daß jeder französische Bürger das Recht habe, erlaubte Waffen zu besißen und davon auh Gebrauch zu machen. Dieses wichtige Zugeständniß ist bisher, ih begreife gar niht warum, von der französischen Presse faum berührt wordenz es enthält eine ausdrückliche Abschaffung des Dekrets vom 4. Mai 1812, welches die Kaiserl. Regierung jo sehr verhaßt gemacht hatte und nichtsdestowe- niger von den späteren Regierungen, wenn nicht eben strenge ange- wendet, doch bis auf heute niht abgeschafft worden war. Diese kur= zen Andeutungen werden Jhnen zeigen, daß das neue projektirte Jagdgeseß im Grunde wirklich mehrere heilsame Bestimmungen ent-= hält und jedenfalls eine nüßlihe Reform der heutigen Jagdgesebe begründet, wie es der Justiz-Minister in der Deputirten - Kammer gestern behauptete.

Aber woher kommt der hartnäcige Widerstand, um uicht zu \a- gen ofene Haß, der Deputirten-Kammer gegen den neuen Jagdgeseßz= Entwurf? Einzig und allein daher, weil die Pairs-Kammer durch mehrere Aenderungen, die sie in den ursprünglichen Geseß=-Entwurf der Regierung einführte, cinen gehässigen Unterschied zwischen dem reihen großen Grund-Eigenthümer und dem gewöhnlichen Grundbe= sißer mahte. Die Deputirten-Kammer scheint nun in diesem Unter= schiede eine Rückkehr zu den Traditionen und Gebräuchen des Feuda- lismus zu suchen, so daß ein Deputirter vorgestern sih es niht nehmen ließ, auszurufen: „Jhr möchtet zu Gunsten der heutigen Finanz- herren die Vorrehte des alten Adels aufleben lassen!“ Während 3. B, der kleine Grundbesißer auf seinem eigenen Grunde nur wäh- rend der Epoche, wo die Jagd geseblih erlaubt is, jagen darf, ist es dem reihen Schloßherrn vergönnt, das ganze Jahr hin- durch nach Willkür Jagden anzustellen, Während der Verkauf des Wildprets zu einer Zeit, wo die Jagd gesperrt is, verboten bleibt, kann der reiche Grundeigenthümer sein Wildpret theuer an den Mann bringen. Es is zwar verboten, öffentlih das Wildpret während der Jagdsperre feil zu bieten, aber es is Niemanden verwehrt, dasselbe bei dem reihen Grundbesißer zu faufen und abzuholen, wie schon gegenwärtig von Seiten mehrerer pariser Finanzhäuser damit Handel getrieben wird. So z. B, weiß es ganz Paris, daß man aus den Parks des Baron James Rothschild, Fould u. st. w. das ganze Jahr hindur das s{önste und beste Wildpret, freilich um s{chweres Geld, beziehen kann. Der neue Geseß-Entwurf würde ein wirkliches Wild= prethandels - Monopol in den Händen einiger dieser Banquiers be= gründen. Mehr bedarf es niht, um die Deputirten - Kammer zur

efämpfung der von der Pairs - Kammer eingeführten Modificatio= nen zu Gunsten der reihen Grundherren anzufeuern. Heute Morgens is der Herzog von Gor, aus Madrid kommend, in Paris eingetroffen. Er ist mit einer besonderen Sendung der K6= nigin Jsabella von Spanien an den Hof beider Sicilien beauftragt. Bei dieser Gelegenheit glaube i, bemerken zu müssen, daß, als französische und deutshe Blätter kürzlih einen Artikel aus der Gazetta del Regno delle Due Sicilie entlehnten, worin die amtliche Anzeige enthalten war, der König beider Sicilien hätte die Regierung der Königin Jsabella anerkannt, sie nicht genug die Stelle erwogen, worin von der Sendung des Fürsten Carini nah Madrid die Rede war, und wovon unter Anderem gesagt wurde: „S. Maestà a nominato il principe Carini in temporaria commissione.“ Der Aus- druck „temp oraria“ is nit ohne Ursache in die Gazetta delle Due Sicilie eingerückt worden. Er soll wohl bedeuten, daß die Sendung des Fürsten Carini am Hofe von Madrid nur als provisorisch zu betrachten is, und daß zwishen Neapel und Madrid, wie ih Ihnen gelegentlih näher auseinanderseßte, mehrere wichtige Angele= genheiten noch zu regeln sind, bevor zwischen beiden Regierungen ordentliche beständige diplomatishe Verbindungen eintreten können.

Grossbritanien und Irland.

London, 10. Febr. Die leßten Nachrichten aus Dublin vom vorgestrigen Tage bringen den Schluß der Rede des General=Fiskals, welche derselbe in der dubliner Queens = Bench als Antwort auf die Plaidoyers der angeklagten Repealer gehalten hat. Die Rede is wichtig wegen des Nachweises der falshen Juterpretation des Ver= shwörungsgeseßes von Seiten der Angeklagten und der einfachen Zu= rückführung der ausshweifenden Argumente, wodur die Sachwalter der Gegenpartei die Unschuld ihrer Klienten zu erweisen suchten, auf den vorliegenden Thatbestand zum Beweise ihrer augenscheinlihen Un=-

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haltbarkeit. Wir haben die Hauptpunkte aus den Vertheidigungs- Reden der Angeklagten gegeben und lassen gleihfalls aus der Rede des General-Fisfals die Widerlegung derselben folgen :

„Mylords und Herren von der Jury“, spra der General-Fiskal, „es ist jeyt meine Pflicht, über die zum Zwecke der Vertheidigung von den An- geklagten vorgebrachten Bewéise zu sprehen. Jch muß zwar zurüdschrecken vor meiner Aufgabe, wenn ih an die hohe Wichtigkeit des Verhörs , die Verschiedenheit der angeregten Gegenstände, das Talent, die Beredtsamkeit, das Genie der zahlreihen Sachwalter, gegen die ih als ein Einziger auf- trete, denke, aber mich stärkt auch wieder der Gedanke an den heiligen Cha- rakter der Verpflichtung, welche Sie, meine Herren von der Jurv, übernom- men, an den Eid, welchen Sie geleistet, unparteiish und gerecht zu richten, Die Sache der Krone ist cine cinfahe und gerechte Sache, zu deren Ent- scheidung nichts als eine gesunde Urtheilskrast gehört. Diese Sache ist aber von der Gegenpartei in so falschem Lichte dargestellt, es ist darüber mit Bezugnahme auf die Rechtsfrage und die Fakta so viel Irrthümliches gesagt wor- den, daß, wenn ich nicht noch einmal die Sache vortrage, das Urtheil schwer er- scheinen könnte, Eine solche Verwirrung hat die Gegenpartei dadurch bcwirkt, daß sie Jhre Aufmerksamkeit von der eigentlichen Frage abgeleitet, nicht allein bedeutungslose, sondern auch unrichtige Argumente vorgebracht und die Hauptfrage über das Bestehen oder Nichtbestehen einer Verschwörung gar nicht berührt hat. Herr Shiel hat cine der glänzendsten Neden gehalten, die man je gehört, aber er hat den Prozeß scines Klienten über Bord ge- worfen, er hat kein einziges Faktum angeführt, wodurch er die Unschuld desselben erweisen konntez er hat kein Faktum als unrichtig konstatirt, wel- ches demselben von Seiten der Krone als Verbrehen Schuld gegeben wor- den is, Dagegen hat er von Aufang bis zu Ende seiner Rede die Anklage gegen die Repealer als eine Anklage gegen das irländische Volk denunzirt ; er hat sie als einen Versuch dargestellt, die constitutionellen Rechte dieses Volks, die freie Diskussion über öffentliche Angelegenheit, das Petitions- Recht zu unterdrücken und zu vernichten. Meine Herren von der Jury, erlauben Sie mir, Jhnen zu sagen, daß dies nicht eine Verfolgung, gegen das irländische Volk gerichtet, is, wegen Ausübung seiner geseßlichen Nechte, nicht eine Verfolgung jener getäuschten und unglücklichen Leute, welche die „Monster Meetings“ besuchten. Nein; Niemand ist vor Gericht gestellt worden, weil er dieser oder jener politishen und religiösen Ansicht huldigte, und ich erkläre laut, daß Jeder von den Ange- flagten hier das unbeschränfteße Recht hat, über jeden Gegenstand auf constitutionelle und gesezliche Weise sih auszusprechen und eben fo seine Ansicht zu verbreiten, Aber Niemand hat das Recht, dieses Ziel auf die in der Anklage angegebene Weise zu verfolgen, Die Anklage geht da auf hinaus, daß man eine ungeseßlihe Verbindung eingegangen is , um Ver- änderungen in der Constitution durch unconstitutionelle Mittel herbeizufüh- ren, eine Vershwörung. Jn dem populairen Sinne dieses Worts liegt cine nothwendige Geheimthuerei, und das ist von den Angeklagten so nach- drücklih hervorgehoben worden, von dem Standpunkte des Geseßes aus aber is es ganz gleichgültig, ob die Vershwörung ofen oder geheim bctrie- ben wird, sofern nur mehrere Personen sih auf Verfolgung eines den be- stehenden Landesgeseßen zuwiderlaufenden Zwecks einlassen. Die Krone sagt, daß die Angeklagten gemeinschaftlih einen ungeseßiihen Zweck auf ungeseßliche Weise verfolgt haben, nämlich die Repeal der Unions - Akte durch das Mittel der Einschüchterung, einen Zweck, der nah dem Gesetze nur durch eine Parlaments-Akte, alf das Resultat des freien Willens der Legislatur, herbeigeführt werden fann. Mit einer Verschwörung, ich wiederhole es, ist niht gerade ein geheimes Verfahren gemeint, sondern eine Verbindung zur Vollziehung eines ungeseglichen Aktes, also eines Aktes, der, wenn vollbracht, ein Verbrechen konstituiren und als solches strafbar sein würde. Eine Verabredung aber, einen geseglichen Zweck durch ungesegliche Mittel zu verfolgen, is gleichfalls Verschwörung, und es i} bemerkenswerth, mit welcher Aengstlichkeit die An- geklagten diesen Sah streitig machen wollen. Man behauptet, der Zweck der Angellagten sci ein gesezlicher und könne auf geseylichem Wege erreicht werden, Lassen wir den Zweck hier bei Seite und sehen wir, ob die Mittel, die sie gebrauchten, geseylih waren. Diese waren aber ungeseßlih. Die Bg sind beschuldigt, sich verbunden zu haben, um große und zahl- reiche Massen von Menschen in versthiedenen Theilen des Reichs zu ver- sammeln, dadurh Unruhe zu erregen und das Volk einzushüchtern. Solche Demonstrationen, die Darlegung solcher physischer Gewalt is ungeseplich, da sie zu dem Zwecke bewerkstelligt worden sind, das Volk einzushüchtern und der Regierung abzunöthigen, was gesezlih nur durch einen freien, jeder Kontrolle überhobenen Aft der Legislatur selbst geschehen kann. Jch sage die Darlegung physischer Gewalt, nicht die Anwendung derselben. Das friedliche Verhalten und die Ermahnungen zum Frieden sind nothwendige Mittel, die Verbindung zu erhalten, und können keinen Beweis für die Ge- seglichfeit der Versammlungen gewähren. Zweifelt die Jury, daß irgend einer der Angeklagten sih der verbrecherischen Absicht bewußt war, wclche die Häupter der Repeal verbunden hat, so muß ihm dieser Zweifel zu gut fommen und er freigesprochen werden. Fern sei cs von mir, die Bestrafung cines Mannes zu fordern, welcher das blinde Werkzeug in der Hand der Anderen war, Jch werde nun der Jury erklären, warum die Verfolgung bis zu der Zeit, wo sie begann, nothwendig verschoben werden mußte, Die Krone hat nicht deshalb eine Monster-Versammlung für geschwidrig ertlärt,

weil sie Ruhestörungen und Friedensbrüche hätte verursachen können, sondern weil sie auf Erreichung eines gesezwidrigen Ziels gerichtet war und dazu einen gesezwidrigen Weg verfolgte. Dadurch wurde erst die Versammlung als eine geseßwidrige fonstatirt, bevor aber bekannt war, worin dieser Zweck bestand, bevor die Verschwörung, welche man durch diese Versammlun en fördern wollte, überzeugend nachgewiesen werden fonnte, und bevor die Zeit gekommen war, wo das Verbrechen und die Absicht geseplich erwiesen wer- den fonnten, wäre es unmöglich gewesen, vor Gericht darzuthun, daß eine jener Versammlungen an si eine gesezwidrige sei, Als aber Umstände eingetreten warcn, welhe den von den Angeklagten als Veranstaltern dieser Versammlungen verfolgtcn Zweck überzeugend nahwiesen und als dieser Nachweis durch spätere Handlungen der Angeklagten noch mehr beglaub s ward, da gewann die Sache eine andere Gestaltung, und die ursprüngli harmlosc Versammlung, welche, an und für sich betrachtet, nicht als gesez- widrig verfolgt werden konnte, wurde auf einmal verbrecherisch, geschwidrig, der Verfolgung anheimfallend und preisgegeben.

Der General- Fiskal rechtfertigte sodann die Ausmerzung der fatholishen Geschworenen aus der Juryliste, indem er zeigte, daß sie sämmtlich Mitglieder des Repeal= Vereins, und als solche zur Aus= übung der Jury = Function in einem sie selbst betreffenden Falle nicht qualifizirt gewesen seien. Nicht als Katholiken, sondern als Geshworene seien dieselben ausgestoßen, Sodann ging der Reduer auf die Reden der verschiedenen Sachwalter einzeln über und erwies die ungenügende und falsche Beweisführung- zu Gunsten ihrer Klienten aus den Rechts= Prinzipien, die wir hier aus dem Haupttheile seiner Rede mitgetheilt haben. j Die hiesigen Blätter veröffentlichen den Jnhalt des Ergänzungs= Vertrags, welcher, wie Lord Aberdeen im Parlament erwähnt hatte, zwischen der Königin von Großbritanien und dem Kaiser von China abgeschlossen worden is. Jn demselben besagt Art. 8, daß alle Un=- terthanen oder Bürger fremder Staaten, welche bisher in Kanton Handel getrieben, unter denselben Bedingungen wie die Engländer zu den übrigen neu eröffneten Häfen China's zugelassen werden sollten,

Die Gazette publizirt heute die Ernennung des Herrn Franz Davis zum Gouverneur von Hong= Kong an“ der Stelle Sir Henry Pottinger's, der zur Herstellung seiner Gesundheit na England zu= rückzukehren gezwungen ist.

Das Ministerium des Handels hat in diesen Tagen eine Erwie= derung auf die Denkschrift erlassen, welche ihm von dem Magistrate und Gemeinderathe der Stadt Glasgow eingereiht worden war, und worin um die Dazwischenkunft der Regierung gebeten wurde, um wo möglich die Erhöhung der Einfuhr = Abgaben zu verhindern, welche, wie man behauptete, von dem deutschen Zoll-Vereine auf Roh=Eisen und Baumwollengarn zu legen beabsichtigt werde. Das Handels= Ministerium erklärt hierauf durch Herrn Mac-Gregor, daß die Regie=- rung {hon vor dem Eingange dieser Denkschrift der preußischen Re= gierung in so starker Weise, wie es die Achtung für einen unabhän= gigen und befreundeten Verein nur gestatte, über die in der Denk- schrift erwähnten Gegenstände Gegenverstellungen gemacht habe.

X London, 8. Febr. Der Besiß Hong-Kongs hat England bereits mehrere seiner besten Staatsdiener von der ueuen aufsteigen= den Generation gekostet. James Morrison und Eldred Pottinger, die beide noh nicht ihr 30stes Lebensjahr erreicht hatten, sind hinge- gangen, ihre Plähe einzunehmen unter „den Erben unvollendeten Ruhmes“/, wie sie der Dichter Keats nennt; beiden hatte die Welt erst das Versprechen, sie zu belohnen, geben fönnen. James Morrison, ein Sohn des berühmten cantoner Kaufmauns gleiches Namens, war von den Curopäern am besten mit den Sitten und der Sprache China's bekannt. Ex war der vorzüglichste Beistand Sir Henry Pottinger's, wenn nicht der wirkliche Urheber bei dem Entwurfe jener ausführlichen und umsichtigen Anordnungen, auf welche der Handel China’s mit der übrigen Welt gegründet worden is. Sir Henry Pottinger war der Bevollmächtigte, aber der Geist des jungen Morrison

war es, der das Werk vollbrachte, Für Eldred Pottiuger habe ih hier niht Raum genug, seine Dienste und Thaten zu erzählen, so furz auch seine Laufbahn is, Jm Jahre 1838 warf er si, ein unbekannter Artillerie - Lieutenant vom 22sten Regiment, in die Feste Herat und bewahrte dur seine Energie und Gewandtheit den Schlüssel Central-Asiens vor der persischen Armee und ihren russischen Helfern. Jm Jahre 1841 fand er sih bei dem Ausbruche der afgha= nischen Jnsurrection in einem entfernten Distrikt Kohistans abgeschnit= ten und umgeben von wilden Feinden, von wo er nur nach einer Reihe wunderbarer Abenteuer und eben [so wunderbarer Rettung die Kantonirungen von Kabul erreichte, um hier das unglücklihe Schid= sal der Truppen zu theilen, Seine Wunden verboten ihm den akti=

Alle diese Kapitel sind belehrend und den Unkundigen orientirend: es fällt nur als eine etwas pedantische Liebhabcrei an alideutschen Gedichten der Umstand auf, daß der Verf, so häufig Stellen aus denselben als Belege für Ansichten anführt, die ganz anderëwo hätten begründet wer- den können, was besonders da der Fall i, wo sie zu eogno- stischen , oryktognostischen und ähnlichen Zwecken allegirt werden, Nachdem Klemm (1. S. 195) der Untersuchungen Blumenbach's über die verschiede- nen Arten des Menschengeschlechts und seiner Eintheilung der Menschheit in fünf Raçen (die kaukasische, mongolische, äthiopische, amerikanische und malavische), ferner der Herstellung von sieben Raçen durch Prich ard („Naturgeschichte des Menschengeschlechts““, deutsch von Wagner, Leipzig, 1840) gedacht und scine Gegenbemerkungen über die Ausfstellungen dieser Gelehrten gemacht hat, erklärte er, er sei auf seinem Wege, die Sitten und Gebräuche, Denlmale und Kunstwerke, Einrichtungen, Sagen, Glauben und Geschichte der verschiedenartigsten Nationen betrachtend, zu der Ansicht elangt, daß die ganze große Menschheit ein Wesen sei, wie der Mensch felbst, geschieden in zwei zusammengehörige Hälften, eine aktive und cinc passive, cine männliche und eine weibliche,

Diíe erste oder aftive Hälfte der Menschheit, sagt Klemm , is bei Weitem die weniger zahlreihe Art. Jhr Körperbau is fhlank, meist groß und Ren mit einem runden Schädel mit vorwärts dringendem, vorherr- schenden Vorderbaupt, hervortretender Nase, großen runden Augen, feinem oft gelockten Haar, fräftigem Bart und zarter, weißer, röthlich durchschim- mernder Haut. Das Gesicht zeigt feste Formen, oft einen stark ausgedrückten Stirnrand, wie an Shakespeare und Napoleon, die Nase is oft adlerschnabel- artig gebogen, das Kinn stets stark ausgedrückt, ost auch vortretend, Die Jünglinge dieser Menschenrace zeigen, wo sie rein und unvermischt auftritt, Wesen und Haltung des Apoll vom Belvedere, die Männer die des farnesischen Herkules,

Jn geistiger Hinsicht finden wir vorherrshend den Willen, das Streben nah Herrschaft , Selbstständigkeit, Freiheitz das Element der Thätigkeit, Rastlosigkeit, das Streben in die Weite und Ferne, den Fortschritt in jeder Weise, dann aber den Trieb zum Forschen und Prüfen, Troy und Zweifel,

Dies spricht sich deutlih in der Geschichte der Nationen aus, welche die aktive Menschheit bilden, der Perser, der Araber, der Griechen, Römer, der Germanen. Diese Völker wandern ein und aus, stürzen alie wohlbe- gründete Reiche, gründen neue, sind kühne Seefahrer, bei ihnen ist Freiheit der Verfassung, deren Element der stete Fortschritt itz Theofratie und Tyrannei gedeihen nicht, obschon diese Nationen D allcs Erhabene Sinn zeigen und ihre Kraft dafür dranseßen. Wissen, Forshen und Denken tritt an die Stelle blinden Glaubens z hier gedcihen Wissenschaft und Kunst, und diese Nationen haben darin das Höchste geleistet, Der Geist dieser Nationen ist in steter Bewegung, auf- und absteigend, aber immer vorwärts strebend. Ihre Heimat is die gemäßigte Zone, von welcher aus sie alle übrigen Zo- nen erobert und beherrscht haben, Jn Ostindien wie in Amerika, am Kap wic am Polarmeer und am Aequator haben sie ihre Kolonieen alle Punkte der Erde bis zu den äußersten Polen haben sie besucht, alle Klimate ertragen, aus allen Zonen sich Schäyße ín ihre Heimat gebracht,

__ Ganz anders isst die zweite, die passive Race, die man die mongo- lische nennen könnte, wenn nicht Andere den Namen für dic asiatise Mon- golen - Race allein in Anspruch genommen, Die Schädelform der passiven Menschheit is anders als die der aktiven, die Stirn liegt mehr zurück, vor- zugsweise ausgebildet ist das Hinterhaupt, die Nase ist, wenn auch zuwei- len lang, doch wenig erhaben, selten gebogen, meist aber rund und stumpf, die Augen sind länglich, oft geschlißt und schief stehend, die Backenknochen stehen vor, das Kinn tritt zurück. Die Formen des Gesichts, wie die der anzen Gestalt, sind weniger scharf ausgeprägt, die Gestalten sind weniger chlonk und breit, als vielmehr rund, die Muskulatur ist weniger pronun- zirt, die Glieder sind rund und lang, der Bart ist dünn, das Haar straf, so slit als kraus. Die Haut isst gefärbt, so daß das Nothe weniger her- vortritt, die Hauptfarbe ist vom zartesten Gelb bis zum tiefsten Schwarz durch alle Nüancen des Rothen und Braunen. “So finden wir den Chi- nesen, Mongolen, Malayen, den Hottentoien, den Neger, den Finnen, den Estimo und die Amerikaner. Als Jdeale dieser Gestaltung mögen die ägoptischen und indischen Bildwerke gelten, welche legtere das Eigenthüm- liche haben, daß sie die männlichen und weiblichen Formen zu einer einzi- gen, wie z. B, an den Buddahbildern, verschmelzen.

Nachdem der Verf. die Unterschiede zwischen diesen beiden Racen in den hervorstechendsten Eigenthümlichkeiten ausführlich nachgewiesen, beschäf- tigt er sih von S. 229 des ersten Bandcs und den ganzen zweiten Band seines Werkes hindurch damit, die passive-Race zu schildern. Was aus den Berichten der berühmtesten Reisenden (die Werke oon Martius, Prinz von Neuwied, Lichtenstein, Cabillardiere, Freycinet, Peren, Dentrecasteaux, Roß, Langsdo1f, Perr9, d'Urville u, A, sind namentlich benußt) oder auf dem Wege der wissenschastlichen Forshung über die Bewohner der süd- amerifanishen Urwälder, die Bewohner von Neuholland, die amerikanischen Jägervölker, die Polar-Menschen, die Bewohner -des Nootka-Sundes, be- fannt geworden, findet sih über- und in Bildern anschaulich zusammenge- stellt. Eine Lektüre, empfehlenswerth für Jung und Alt.

Der erste Band enthält als Beilage eine sogenannte „Phantasie über ein Museum für die Kulturgeschichte der Menschheit“, von der wir wün- schen, daß sie nicht "Phantasie““ bleiben möge. Klemm fordert nämlich zur Gründung kfulturgeschichtlicher Museen auf, welhe Alles umfas- sen müßten, wodur eine Veranschaulichung der Zustände der Menschheit auf den frühesten Stufen der Kultur bis zum gegenwärtigen Standpunkt der Bildung, auf den die Menschheit sich gehoben, möglich würde. Ueber Begründung, Anordnung und Jnhalt eines solchen Museums legt der Ver- fasser Ansichten nieder, die in größeren Städten, wo im Einzelnen schon so Vieles für diesen Zweck vorgearbeitet is, nicht {wer zu realisiren sind, und worauf wir hiermit die Aufmerksamkeit lenken wollen, da der uns jegewiesne Raum nicht penbell in die Details dieser Pläne einzuge-

en, Für eine fkulturgeschihtlihe Sammlung in der angegebenen Weise würden nah den Vorschlägen des Verfassers neun Räume vollkommen aus- reichend seinz das dazu nôthige Gebäude wäre in der (allerdings schr zweck- mäßigen) Art der münchener Glyoptothek einzurihten. An Orten schließt Klemm wo bereits mannigfache Sammlungen vorhanden sind, wie z, B,

in Paris, im Haag, in Leyden, Dresden, Wien, Berlin und München würde die Herstellung eines kulturhistorishen Museums sich leicht ins Werk segen lassen, wenn man aus dem zum Theil überreich vor- handenen Material eine Auswahl treffen und das Fehlende - ander- weit herbeischaffen wollte, Es würden auf solhe Weise die be- reits bestehenden, dem altklassishen oder ägyptischen Alterthume, dem Orient oder dem christlichen Mittelalter gewidmeten Museen in ihrer Jnte- grität keinesweges gefährdet, sie würden vielmchr in eine innigere Verbin- dung, in eine gegenseitige Beziehung gebracht, und es würde sogar für ihre Erklärung, für die vergleichende Alterthumskunde, Geschichte und Eihnograpbie eine solide Grundlage geschaffen. Anu Orten, wo, wie ¿3+ B. in París, die größten ethnographischen und antiquarishen Schäpe in den verschiedenen Museen zersplittert vorhanden sind, würde diesen in solcher Weise ungenieß- baren Fragmenten ein Mittelpunkt, ein Crystallisationsheerd dar eboten wer- den. Zn der Kunstkfammer im Haag sind eine große Anzahl höchst schäp- barer Denkmale zur Geschichte der mittleren Kulturstufen der passiven Mensch- heit ungeordnet neben einander aufgestellt ; würde diesen eine fultur-histori- \he Grundlage bereitet, so würde: in kurzer“ Zeit eines der reichsten Museen G age dire n “gad DO E deus Museen.

er Vorschlag is gewiß von Allen zu beherzigen, denen es um KFör- derung der Wissenschaft Ernst ift. x E

= Dresden, 14, Febr. Die Direction des Theaters hat in neuerer Zeit ein sehr anerkennungswerthes Streben nach Abwechselung an den Tag gelegt. An hier neuen Opern ging der Hans Heiling von Marschner über die Bühne; in neuer, sehr glänzender Ausstattung die Ballnacht und die trommelnde Tochter des Regiments wird in diesen Tagen die Bretter betreten, Guykow's „Zopf und Schwert''z dieses mit höchster Gewandtheit ausgearbeitete Charakter-Gemälde füllt noch jedesmal das Haus und hinterläßt einen sehr angenehmen Eindruck. Jhr Eduard Devrient wurde hier sehr günstig aufgenommen, und man sagt, daß er für unsere Bühne gewonnen sei, Shakespeare's „Sommernachtstraum““ mit Mendel sohnscher Musik fand nur sehr zweifelhaften Beifall und theilte das Theater- Publikum in zwei Parteien, Freilich is es wohl kaum zu verwundern, daß die Masse des an die Birch - Pfeifereien gewöhnten Publikums an Y fcenhaften Traume Shakespeareschen Genies keinen Geschmack findet.

Die Lieblinge des Tages sind die beiden Schwestern Theresa und Maria Milanollo, die bereits in drei vollen Konzerten im Hoftheater alle Welt entzücten, die Jüngere dur die keckere ieg ihres Spiels, die Aeltere mehr durch ihreæ tiefen seelenvollen Vortrag, Beide - mäßig durch die unbeschreiblich lieblihe und zierlihe Behandlung des Jn ihren Händen zum beredtesten Werkzeug kindlicher ' weibliher Anmuth, wird. Sie sind abwechselnd getreten, werden hier noch ein viertes Konzert nehmen nah Jhre Hauptstadt besuchen.

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