1844 / 53 p. 2 (Allgemeine Preußische Zeitung) scan diff

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irten- Kammer. Sibßung vom 15. Februar.

Die Dey Mer das Jagdgeseß daueru noch immer fort, und von den 30 Artikeln, aus denen der Entwurf besteht, sind erst 10 votirt. Es handelte sih in der heutigen Sizung von lauter Jagd =- Details, deren Erörterung fein allgemeines Juteresse darbot.

ris, 16. Febr. Bis jeßt haben sih folgende Redner über den E des een von Rémusat einschreiben lassen: Für den- selben die Herren Mounier de la Sizeranne, Corne, Maurat-Ballange, und von Tracyz gegen denselben die Herren Liadières, Emanuel Poulle

l'Espée.

io E Abbe Combalot is auf Befehl der Anklage-Kammer, wegen Veröffentlihung seiner Broschüre über den „Krieg des Universitäts= Monopols gegen die Kirche“, vor den Assisenhof der Seine gestellt vorden. : Der legitimistishe Deputirte für Nismes, Herr Bechard, der den Ausspruch der Kammer hinsichtlih der Mauifestationen von Belgrave- Square so energisch bekämpfte, der aber nicht, wie die fünf Depu- tirten, welhe in London waren, aus der Kanmmer ausgeschieden is, hat sich jeßt vor seinen Wählern wegen seines Verbleibens in der Kammer rechtfertigen zu müssen geglaubt, indem er ihnen schreibt : „Unser erster Gedanke war, mit unseren Freunden in Masse zu resig= niren, aber nah reifliher Ueberlegung schien es uns, daß die politische Würde unserer Meinungen durch deu in jener Entfernung aus der Kammer liegenden Protest zur Genüge befriedigt sci, und daß wir, da wir nicht, wie jene, weile die Majorität der Kammer durch ihr Votum persönlich zu braudmarken suchte, uns auf eine gebieterische Nothwendigkeit berufen konnten, die uns den anvertrauten Posten zu verlassen hieße, selbst in Abweseuheit unserer solchergestalt moralisch aus der Kammer ausgeschlossenen Freunde unjere gemeinsamen Ju= teressen und Prinzipien vertheidigen müßten. Jh werde demnadh, wiewohl widerstrebend, der Pflicht Folge leisten, welche ih, dem ein- stimmigen Entschlusse meiner politischen Freunde gegenüber, niht von mir weisen darf.“

Das Journal des Débats veröffentliht ein neues Schrei- ben des Bischofs von Chartres gegen die Universität, ein Schreiben, sagt dieses Blatt, welches uichts als ein unversiegbarer Ueberfluß an deklamatorischen Worten, eine lange und kalte Wiederholung der Flug=- schriften sei, welche dieser Prälat {hon unter dem Namèn von Ver= ordnungen und Hirtenbriefen habe ersheiuen lassen.

do Paris, 15. Febr. Die heutige Sihung der Pairs-Kam- mer war der Fortseßung der Debatte, die nun hon einige Tage in Anspruch nimmt, nämlich über die Fuhrwesens-Polizei gewidmet, ohne daß sich etwas besonders Bemerkenswerthes bot. Der Finanz -= Mi= nister legte den von der Deputirten-Kammer bereits gut geheißenen definitiven Rechnungs-Abschluß für das Jahr 1841 vor.

Jn der Deputirten - Kammer dauerte die Diskussion des Jagd- Polizeigeseßes fort. Der Kriegs-Miuister legte einen Geseß-Entwurf, betreffend die außerordentlichen Kredite für Algerien, vor. Jm Uebri- gen boten die Verhandlungen, die Jhnen die Blätter bringen werden, nur sehr geringes Juteresse, weshalb ih mich enthalte, näher darauf einzugehen,

m Paris, 15. Febr. Die Königin Marie Christine von Spauien hat endlich heute früh die Rückreise nach Madrid angetreten. Ge= stern speiste sie bei Hofe im Familienkreise, nachdem sie vorher eine lange Unterredung mit Ludwig Philipp hatte, Jhr Abschied von der Königl. Familie soll sehr rührend gewesen e Die Königin der Franzosen, ihre Tante, war, wie man sagt, sehr angegriffen. Die erhabene Fürstin scheint den {weren Stand, welchen die Ex-Regen- tin in Spanien, wenigstens Anfangs, haben wird, niht zu verkennen. Die nächste Umgebung der Königin Marie Christine versichert jedoch, daß diese voll guter Hoffnungen die Reise unteruimmt, da ihre Aus=- söhnung mit der Familie des Jufanten Don Francisco de Paula ihr den bedeutendsten Theil der liberalen Partei zu gewinnen ver- spricht. Daß die Königin Marie Christine seit dem Tode der Infantin Doña Carlota die Kandidatur des Herzogs von Cadix als Gemahl der Königin Jsabella begünstigt, scheint Aber Zweifel. Die Ex-Regentin, die früher die Heirath ihrer Königlichen Tochter so viel als möglich zu vertagen suchte, scheint gegenwärtig dieselbe betreiben zu wollen. Von einer anderen Seite kaun ihre Gegenwart in Ma- drid nur nüßlich sein, Der Maun, welcher gegenwärtig gleichsam die Macht Spaniens in Händen hat, is der General Narvaez, eben so tapfer, als herrshslihtig und aufbrausend. Niemand vermag dessen heftigen Charakter zu lenken, als die Königin Marie Christine, wel= her er blindlings ergeben sein soll. Nicht ohne Grund befürchtet man hier, daß Narvaez sich verleiten lasse, in seinem dynastischen Eifer eine gewaltsame Reaction in Spanien zu versuchen, welche, anstatt die Parteien zu überwältigen, eine neue Revolution dort hervorrufen möchte. Darum hat es unsere Regierung nit ungern gesehen , daß die Königin Marie Christine sich ncht abschrecken ließ, ihre Reise selb mitten unter den neuesten Unruhen anzutreten.

Die Rolle, welche die Ex-Regentin in Madrid zu übernehmen gedenkt, ist ganz von versbhuliher Natur. Unter solhen Umständen kann sie Gutes wirken, obglei die pariser Presse ihre Rückkehr nah Spanien als einen politischen Mißgriff zu bezeihnen sich angelegen sein läßt. Eine eigentlihe Aufwartung des diplomatischen Corps, um der Königin Marte Christine die Abschieds-Visite zu machen, hat jebt nicht stattgefunden, obwohl bei Gelegenheit ihrer Ankunst vor drei Jahren in Paris eine solche Aufwartung stattfand. Alleiu zu Anfang der lau- fenden Woche haben die Botschafter von Spanien, Neapel, England, Belgien, \o wie die Gesandten von Brasilien und Holland, der Kö- nigin in besonderer Audieuz aufgewartet, Gestern sind ebenfalls alle Mitglieder unseres Kabinets, der Marschall Soult an der Spiße, nah dem Hotel de Courcelles gefahren, um der Ex = Regentin ihre Ehrfurcht zu bezeugen. Alle Mitglieder der Königlichen Familie, so wie der Graf von Paris und die Herzo- gin von Orleans, haben gestern Vormittags ihre Besuche abgestattet. Man versichert, daß, als heute die Königin Marie Christine eben in den Reisewagen steigen wollte, Ludwig Philipp in Begleitung des Herzogs von Nemonrs augefahren kam, um seine Nichte noch einmal zu umarmen, Ein Adjutant Ludwig Philipp?s is beauftragt, die er- habene Reisende bis zur spanischen Gränze zu begleiten. Jhr Ge- folge besteht aus zwei Hofdamen , einem Kämmerer, dem Leibarzte und dem Beichtvater, Mehrere spanische Großen, wie der Herzog San Carlos, der Herzog d'Osuña u. \. w. wollten ebenfalls die Kö- vigin gegleiten, ie Anwesenheit mehrerer ausgezeichneten Fremden, und beson- A des Prinzen Mort, von G heit den König endlich Tati, zu haben, übermorgen Abends einen großen Hofball in den cceu zu geben, der eben so glänzend als zahlreich auszufallen verspricht. Zugleich ist auf d 5t - in K t bei Hofe angesagt, da der Fastenzeit wegen die Königin der Fran- zosen das Tanzen in dew Tuilerieen uicht zugeben mog

x Paris, 15. Febr, Die Kbnigin Christi i hente Nachmittags um Uhr wirt ti Mit ibr in dem nämlichen Wagen befindet sich éine Tochter des Jufanten Fran-

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Frauen - Kloster Sacré Coeur hier befand, wo eine große Anzahl junger Mädchen von Stande, namentlich vom legitimistishen Adel, sich befinden, um dort ihre Erziehung zu erhalten. Auch eine Tochter des Fürsten von Polignac befindet sich zu diesem Ende daselbs. Herr Martinez de la Rosa wird die Königin nur eine Strecke weit beglei=- ten, wie es heißt bis Chalons an der Saone, während der erste Ge- sandtschafts-Secretair Herr Aguilera und der Gesandtschafts - Attaché Graf de la Union beauftragt siud, sie bis zur Gränze zu geleiten, Außerdem sind noch im Gefolge der Königin der Herzog de la Roca und der Herzog de Sau Carlos. Der ganze Zug besteht aus drei Wagen. Mehrere spanische und französische Kabinets - Couriere sind vorangegangen; den Postmeistern an den verschiedenen Stationen is Befehl von der Regierung hier ertheilt, keine Postgelder sich bezahlen zu lassen, da die französische Regierung diese Kosten bestreitet. Man bemerkte, daß die Königin in dem Augenblicke, als ste mit der jungen Jufantin ihren Wagen bestieg, dreimal sich bekreuzigte. Eine Menge von Spaniern und Franzosen hatten \sich eingefunden, um ihre Abfahrt mit anuzu= sehen. Zu Sens wird heute das erste Nachtlager genommen. Von Chalons wird die Reise bis Lyon auf cinem Dampfschiffe der Ge- sellschaft des Hirondelles (der Schwalben) gemacht. Zu Lzon wird die Königin mit allen Königlichen Personen zukommenden Auszeich= nungen empfangen werden. Dort wird sie einen Tag ausruhen und dann auf einem der Dampfböte der Gesellschaft des Aigles die Fahrt bis Avignon fortseßen, von wo sie dann zu Lande nach Perpignan geht. Erst dort wird dann entschieden werden, ob der weitere Weg zu Lande oder zur See fortgeseßt wird, oder ob es überhaupt in diesem Augenblicke rathsam sein dürfte, nah Spanien zu gehen, über dessen Lage die düstersten Gerüchte heute umgehen. Man spriht von großen Vorberei- tungen, die in allen Städten gemaht würden, durch welche sie in Spanien kommen werde. Baron de Meer läßt zu Barcelona seinen Palast zu ihrem Empfang in Stand seben, Deputationen der ver= schiedenen Städte Cataloniens sollen sie in Barcelona begrüßen, General Cotoner is am S8ten bereits dort angekommen, um sie im Namen der balcarifchen Inseln, deren Deputirter er is, zu begrüßen. Als Schlagschatten zu diesem Gemälde von Enthusiasmus dienen die fortwährenden Gerüchte von neuen Verzweigungen der Vershwü= rung, die man zu Barcelona entdeckt hat, Die Umstände sind kri- tish, und Niemand kann vorher sagen, wie Alles das enden wird,

A Paris, 15. Febr. Das heutige Ausbleiben der madrider Post wird mit Gerüchten von neuen Pronunciamientos, und nament= lich von dem Aufstande von Bourgos, in Zusammenhang gebracht. Auf der anderen Seite hält man den plößlihen Entschluß der Kü-= nigin Christine, ihre Reise nah Spanien anzutreten, für einen Beweis 2avon, daß die leßten auf telegraphishem Wege eingetroffenen Nach- rihten der Sache der madrider Regierung niht ungünstig sind. Man will wissen, daß die Abreise der Königin Mutter in Uebereinstimmung mit dem Rathe Ludwig Philipps und der Herren Guizot und Mar= tinez de la Rosa erfolgt sei, obgleich sih viele andere Stimmen der= selben widerseßt haben. Gewiß is es, daß die ehemalige Regentin den Entschluß der Abreise ers gestern gefaßt hat, so daß die leßten Vorbereitungen dazu mit der größten Hast getroffen worden sind. Die Königin Christine verließ ihr Hotel in der Rue Courcelles heute Mittag gegen 1 Uhr. Jn ihrem Gefolge bemerkte man die Gräfin von Belascoain, Wittwe des Generals Don Diego Leon, den Herzog von San Carlos, den Herzog von la Roca und ihren Privatsecretair, Herrn Castillo, der vor einigen Jahren das Portefeuille der Finanzen in Händen hatte. Auch Herr Martinez de la Rosa begleitete die Königin bis auf eine der nächsten Stationen, Die Mutter der jungen Jsabella begiebt sich über Lyon nah Perpignan, von wo sie vermuthlich auf dem Landwege nach Barcelona gehen wird, um nach einem kurzen Aufeuthalte in der catalonischen Hauptstadt nach Valencia zu reisen. Ju der leßtgenannten Stadt, so geht wenigstens die Rede unter Personen, welche sich gut unterrichtet glauben, beabsichtigt die Wittwe Ferdinand's V1. mit ihrer Tochter zusammenzutreffen, welche man dahin zu bringen suchen wird, daß sie den Händen ihrer Mutter bis auf Weiteres die regent= schaftliche Negierungsgewalt anvertraue. Wie es sich aber auch mit diesem Plane verhalten möge, es isst offenbar, daß die Ausführung desselben jedenfalls von Umständen abhängt, auf deren Dauer man für jeßt niht mit großer Sicherheit zählen darf. Die Königin Chri= stine bewährt übrigens dur ihren Entschluß, in der gegenwärtigen Lage der Dinge nah Spanien zurückzukehren, eine Charafterstärke und einen Unternehmungsgeist, durch welche ihre Ansprüche auf per- sönlichen Einfluß auf die spanischen Staats-Angelegenheiten gereht- fertigt werden. Jn der Vorausseßung, daß es der Regierung dics= mal gelingt, den Aufstand rash zu bändigen, wird die Königin Chri= stine die beste Gelegenheit haben, sich vou vorn herein eine günstige Stellung zu verschaffen, indem sie der Reaction, welche einem solchen Siege folgen würde, Maß und Ziel sept, und indem sie sich über haupt als eine großmüthige Gegnerin der progressistishen Partei zeigt, Eine versöhnende, vermittelude Rolle wird der Königin Chri- stine dur alle Umstände angewiesen, und wir glauben, daß die Mut= ter Zsabella's I[. Kopf und Herz genug besißt, um diese Rolle zu be- greiseu und um dieselbe auszufüllen.

Grossbritanien und Irland.

Unterhaus. Sihung vom 13. Februar, (Schluß.) Lord Russell fuhr in seiner Rede über die Zustände Jrlands also fort : „Jh komme nun zu einer anderen Frage der Frage des Wahl- rechts für das Volk von Jrland, Jch weiß, daß man mir entgegnen wird, was man schon oft entgegnet hat, daß wir nämlich bei Erörterung der irländischen Zustände nicht auf die Frage politischen Wahlrechts eingehen dürfen, daß dies den Hungrigen nicht sättigen, dem Unbeschäftigten keine Arbeit verschaffen, daß es die Uebelstände, unter denen Jrland leidet, nicht beseitigen kann, Jch bin nicht dieser Meinungz ih finde auch nicht in der Geschichte Englands, daß eine solche Meinung jemals maßgebend gewesen ist, Jch bin gewohnt, zu glauben, daß die Theilhaftigkeit an gleichen Rech- ten, an den Wohlthaten einer freien Verfassung das erste und beste Mittel ist, die Wohlfahrt des Volkes zu fördern, Große Autoritätcn sprechen da- für, Pitt und Fox erklärten die Wohlfahrt Englands aus der freien Ver- fassung des Landes, ohne daß sie dabei dachten, vas Wahlrecht und die Befugniß, sein Votum abzugeben, könnten den Hungrigen satt machen, oder die Wohlthat, durch eine Jury gerichtet zu werden, fönnten vor Armuth und Mangel \{hüyzen. Aber sie wußten, daß wenn Männer die Vortheile gleiher Gerechtigkeit, die Wohlthaten einer freien Constitution genössen, wenn sie in einer Atmosphäre der Freiheit leb- ten, keiner den anderen unterdrücken, Jeder nah dem Neichthum des Reich- sten, nah den Stellen der Höchstgestellten in der Gesellschast streben könnte, Diese Grundsäße, welche das Glück Englands ausmachen, will ih auf Jr- land E sehen; ih will auch dort jedem Manne den Genuß glei- cher Rechte gesichert, auch dort jedem Manne die Gewißheit verschafft sehen, daß er nach den Grundsäßen einer freien Verfassung vertreten wird. Die Bestimmungen aber, wonach in Jrland erst dann einem Freisassen das Wahl- recht zusteht, wenn sein Grundstück einen Rein-Ertrag von 10 Pfb. jährlich po, während in England der Brutto-Ertrag vou gleicher Höhe schon dazu erechtigt, lassen jene Grundsäye nicht in Anwendung kommen und verursachen überdies so vicle Streitigkeiten unter den Richtern über die rege Ausle- ung des Gesehes, daß schon dadurch die Beschränkungen des Wahlrechts bedeutend vermehrt werden. (Lord Russell führt weiter aus, wie die vo- rige Whig - Regierung , nämlich Lorb Morpeth, eine Bill dieserhalb einge- bracht habe, welche von den Tories als'ein Versuch zum allgemeinen Stimm-

ciôco de Paula, welche sich bisher ihrer Erziehung wegen in dem

* reht angesehen und dur ihre Majorität im Parlamente verworfen worden

sei. Lord Morpeth's Bill hâtie das Uebel geheilt , während nunmehr die Unthätigkeit der Regierung dasselbe vergrößert habe.) Jh fomme jeßt zu einer dritten Hauptbeschwerde Irlands, nämlich daß die Katholiken, obschon sie nah dem Gesetze zur Uebernahme der höchsten Staats-Acmter befugt sind, von der jegigen Regiernng dennoch alle davon ausgeschlossen werden. Die Regierung hatte während der Zeit ihrer bisherigen Verwaltung in Dublin einen Master of the Nolls (Geheimer Archivar als Präsident des Kanzleihofes), cinen Ober-Richter an der Queens - Bench und mehrere an- dere Richterstellen anzustellen; ih frage, wer is von den neu Angestellten ein römischer Katholik? ih frage: wo is überhaupt eine höhere Stelle, welche mit cinem Katholiken beseßt worden ist? Man sagt, die Katholiten befänden sih alle auf Seiten der Opposition, und man könnte aus seinen Feinden nicht seine Beamten wählen. Aber warum ist es so? Man fann wohl die protestantischen Dissenters demokratisher Tendenzen beschuldigen, aber niemals die Katholiken, welche ihre Religion, wie so vielfah von den Tories selbst bei der Debatte über die Emancipationsbill eingestanden, zum Gehorsam und zur Achtung einer höheren Autorität hinführt, Oder will man behaupten, das irländische Volk sei überhaupt dem englischen feind- selig gesinnt. Wahrlich, darauf stüßt man seine Politik, aber man bedenkt nicht, daß man durch fein eigenes Verfahren diese Stimmung hervorgeru- fen hat. O'’Connell is hauptsächlih deshalb angeklagt worden, weil er diese angebliche Feindseligkeit der Gesinnung gegen das englische Volk ge- nährt hat. Wie nun, wenn ih ein Mitglitd des Kabinets ( Lord Lynd- hurst) anflage, daß es gegen das irländishe Volk dieselben Gesinnungen offenbart und in England angeregt habe, indem es ín öffentlicher Versamm- lung aussprach, die Jrländer seien Fremdlinge dem Blute, der Sprache und der Neligion nah? Wird man diesen Ausspruch auch zum Gegenstande eines Staats - Prozesses gegen den Urheber desselben machen? Es is nicht wahr, daß die Jrländer von solcher Feindseligkeit gegen England durchdrungen sind und einem so blinden Hasse gegen das englische Volk Naum gebenz die früheren Verwaltungen unter der Whig- Regierung beweisen dies hinlänglih, Die Lords Normanby und Fortescue bereiteten sih in Jrland allein durch die Ausführung ihres Entschlusses, das Prinzip der Unparteilichfeit in der Verwaltung und Justiz aufrecht zu erhalten, die günstigste Stimmung unter dem Volke unv verschafften zum erstenmale der bis dahin verachteten Rechtsverwaltung Ansehen und Würde bei dem Volke. Jch will nicht übertreiben, ich will nicht sagen, daß diese Verwaltun- gen alle die Uebelstände, welche Jahrhunderte gehäuft hatten, in ihren 6 oder 7 Jahren beseitigten, aber ih behaupte, daß die Stimmung des Volkes sich freundlicher zeigte, daß ein größeres Vertrauen zu der Verwaltung des Ge- seßes Plat griff, und daß, wenn dies Vertrauen erst vollständig befestigt worden wäre, wir die größten und wesentlichsten materiellen Vortheile dem Lande hätten erwachsen sehen. Es zeigte sich bereits in dem größeren Werthe der Ländereien und würde sich auf hundertifah andere Weise gezeigt haben, da Niemand mehr fürchtete, die ihm widerfahrenen Ungercchtigkeiten durch das Geseß ungestraft zu sehen. Meine Herren, das Gesch würde zu seiner gebührenden Autorität gelangt, das Necht würde aufrecht erhalten, das Un- recht bestraft worden sein, und das irländische Volk hätte sich bald aller der Wohlthaten erfreut, welche dem Volke Englands zu Theil werden, Aber es war anders bestimmt, Mit dem Antritt der nenen Tory-Regierung erhoben si bei mir zwar mancherlei Besorgnisse darüber, daß die Gewalt in die Hände derer übergegangen war, welche durch die leidenschaftlihen Denunciationen gegen das irländische Volk und namentlih die römischen Katholiken si ausgezeichnet hatten, aber es blieb mir dech noch ein Keim von Hoffnung auf eine günstige Zukunft, als Lord Eliot Staats-Secretair wurde. Auch diese Hoffnung ist nun ges{wunden, Die Jrländer hätten freilih besser gethan, sih ruhig zu verhalten, bis ihre Stärke so weit gedichen wäre, daß sie die Regierung und das Parlament zur Gerechtigkeit hätten zwingen können z das ist indeß nicht geschehen, Jhre Führer, welche das beson- dere Vertrauen des Volks besißen, waren unwillig über die Behandlung, welche dasselbe erfuhr, und behaupteten sehr eindringlich, die Uebelstände des Landes seien der Art, die Ungerechtigkeit sei so groß, daß sie feine Hülfe von dem Reichs-Parlamente mehr zu erwarten hätten z die einzige Rettung erblickten sie in der Trennung der Union und in der Herstellung ihres eige- nen Parlaments, Es war für die Regierung ein Gegenstand ernster Be- rathung, wie man diesem Verbrechen begegnen sollte. Jch bezeichnete im vorigen Jahre den Weg, den man einzuschlagen hätte, und ein Gleiches that in sehr gemäßigter Weise das ehrenwerthe Mitglied für Limerick (Herr O'Bien)z man sollte die Uebelstände des Landes untersuchen lassen mit der Absicht, sie zu beseitigen und alödann auf dem Unions - Statute fest beharren. Die Minister verwarfen das Erstere und blieben nur bei dem Lebteren, Was war die Folge Riesen - Versamm- lungen fanden in Jrland statt und die Rathlosigkeit der Regierung begann. Statt sich sogleih über die Gesezwidrigkeit der Versammlungen zu erklären, beschränkte sie sich darauf, Friedensrichter zu entlassen, welche an denselben Theil genommen hatten, und zwar auf Grund einer vom Premier-Minister im Unterhause ausgesprochenen E:klärung, welche ihnen nicht auf offiziellem Wege zugekommen war. Dann wurden plöulih an einem Morgen diese Versammlungen, welche vom März bis zum Oktober geduldet waren, verboten, und nur O’Connuell’s Anstrengungen erhielten die Nuhe, verhinderten Blut- vergießen und Friedensbruh, Große Verantwortlichkeit hat die Regierung durch diesen Schritt auf sich geladen, und ih empfehle dem Hause diesen Gegenstand zu besonderer Untersuchung. Nach Erlaß der Proclamation hät- ten die Minister wenigstens warten sollen, bis ein gefährlicher Aft stattge- funden, aber sie zogen es vor, dieselben Versammlungen gerichtlih zu ver- folgen, welche sie so lange geduldet, Und nun hat man ein kaum definir- bares Vergehen, eine conspiracy, als den Grund der Anklage vorgebracht, ein Vergehen, welches man mit gleichem Necht gegen den Marquis von Westmin- ster seines Geldbeitrages zur Anti-corn-law-league würde geltend machen köu- nen, wenn eine englische Jury so parteiisch und abhängig, so wenig geschüßt gegen jede Tyrannei von oben wäre, wie eine iländische, Aber worauf erstreckte sich die gerichtliche Verfolgung der Negierung? über alle Handlungen, welche in einer Zeit von vielen Monaten geschehen waren. Wenn nun die Hand- lungen einzeln geseßlih waren, so konnten doch sie nimmermehr durch die Wiederholung ungeseplih werden; und wenn sie ungeseßlih waren, warum blieben sie während 9 Monaten ungestrast? Das sind. sehr ernste Fragen, zu deren Untersuchung ich gleichfalls das Haus auffordere. Soll man in Irland diese Rechtmacherei, wie sie Beetham nennt, noch länger dulden? Man beachte doch die legten Vorgänge ? Sechzig Namen, größtentheils Katholi- ken angehörend, vershwinden aus der Geschwornenliste durch einen angeblichen Zufall im Büreau des Recorders, und von den 48 durchs Loos gezogenen Mitgliedern streihen die Kron- Anwalte noch alle Namen der Katholiken und zweier liberalen Protestanten unter dem falschen Vorwande, daß diesel- ben alle dem Nepeal - Verein angehörten, Das irländische Volk muß eine solhe Jury als eine gemachte falsche anschen. Man hat nun wirklich mit dieser Jury, mit einem so reizbaren General-Prokurator, daß er in offenem Gerichte eine Herausforderung an einen der Gegen-Anwalte schickte, mit einem Lord-Oberrichter, der in seinem Resume die Anklage kräftig unterstüßt man hat unter diesem Beistande wirklich ein Verdikt gegen O’Connell erlangtz aber weiter auch nichts, Die Gesundheit des alten Mannes kann durch die Ge- *fängnißstrafe, welhe wahrscheinlich über ihn verhängt E {ird, an, aber nicht sein Muth und sein Ansehen, welches Bes O die Verur- theilung von Seiten einer protestantischen Jurv im Gegentheil noch steigen muß, Es is deshalb gegenwärtig mehr als jemals dringend nothwendig, die Beschwerden Irlands zu untersuchen, ihnen abzuhelfen und die Union zu einer Union in der Wahrheit zu machen, wenn man nicht will, daß die Repeal eine siegende Kraft erlangt, der nichts mehr zu widerstehen im Stande sein wird.“

Lord Russell beendete seine 3 Stunden dauernde Nede mit der Anempfehlung verschiedener Reformen in der Justiz-Verwaltung, dem Stimmrechte bei Parlanents = und Munizipalitäts- Wahlen, und in der Verwaltung des Landes durch Anstellung fatholischer Beamten, Namenttli zeigte er die Nothwendigkeit einer Umgestaltung der firch= lien Verhältnisse und empfahl die Salarirung der katholischen Geist- lichkeit und die veränderte Parochial - Eintheilung in der herrschenden Kirche. Da die katholischen Geistlichen sich aber selbs der Besoldung in ihrer jeßigen Aufregung widerseßten, so möchte durch größere Dotation des Priester-Seminars zu Mainooth ihre Geistesbildung mehr beför= bertund sie so allmälig zur Aussöhnung mit der Regierung geführt werden. Die erwartéten guten Erfolge der Untersuhungs-Kommission über die Pachtvérhältnisse unter dem Vorsiße des Grafen Devon, zog der

Redner in Zweifel und glaubte, daß die Verhältnisse zwischen Guts-

herren und Pächtern am besten durch die Vermehrung der Anzahl der von der vorigen Whig = Regierung eingesebten besoldeten richterlichen Beamten (stipendiary magistrates) welche stätt der als Friedens- rihter fungirenden parteishen Grundbesißer strengere Gerechtigkeit übten, gesihert würden. Georg I[I. habe durch unparteiishe Behand= lung der Schotten die ihnen verhaßte Union gefestigt, er glaube auch, daß die Enkelin jenes Köuigs auf demselben Wege Jrland beruhigen werde,

Herr Wyse, irländishes Mitglied für Waterford, unterstüßte in fraftvoller Rede den Antrag Lord Russell’'s und schilderte namentlich die Uebelstände der Kirhe, worauf Sir James Graham von Seiten der Regierung die Rechtfertigung ihrer Maßregeln übernahm. Der Minister leugnet die Thatsachen nicht und giebt zu, daß Gewalt nicht die rechte Politik sei, Jrland zu regieren ; er sei auch stets wcit entfernt davon gewesen, Zwangsmaßregeln das Wort zu reden, und eben deshalb erfülle ihn die Anwendung des constitutionellen Mittels gegen die Agitation, nämlich des gerichtlihen Verfahrens, mit Freu= den. Den Hauptpunkt der Rede des Ministers bildet die Erklärung, daß eine religiöse Gleichstellung in Jrland nicht bewilligt werden fönne, Die Debatte wurde nach dieser Rede vertagt.

London, 16, Febr. Gestern wurde im Oberhause die De= batte über die irländischen Angelegenheiten geschlossen, Die Abstim- mung über Lord Normanby's Antrag ergab das erwartete Resultat, nämlich die Verwerfung desselben mit großer Majorität, mit 175 gegen 78 Stimmen.

Im Unterhause gedieh die Debatte über denselben Gegen= stand noch nihcht zu Ende, obgleich das Haus auch am Mittwoch eine Sibung gehalten hatte. Man erwartet, daß heute noch Sir R. Peel \sprehen werde.

Die Ruhe in Jrland is bis jeßt noch nicht gestört worden;

auch deuten keine Anzeichen darauf hin. Es herrsht im Lande die- selbe Stimmung wie nah dem Verbot des Clontarf Meetings, und OD'Comnell hält diese Ruhe für gesichert genug, Jrland zu verlassen, um seinen Siß im Parlament einzunehmen, Lord Russell's Antrag hat ihn zu diesem Schritt bewogen, wie er in einem öffentlichen Aufruf an seine Landsleute, vom 13ten datirt, selbst erklärt. Es heißt darin: Landsleute! Jn meiner gestrigen Rede in der Association erklärte ih, daß ih der Diskussion über Lord J, Russell's Anirag nicht beiwoh- nen wollte, Seit dieser Zeit habe ih über die Absichten, in welchen diese Motion gestellt worden ist, eine bessere Meinung bekommen, Außerdem scheint es mir jeßt ganz flar, daß im Verlauf der Debatten einige Ge- genstände angezogen werden fönnten, die meine Gegenwart und augen- blicfliche Berichtigung nöthig machten, Es is mir auch beigefallen, daß es meine Pflicht ist, meinen Play im Unterhause nohmals einzuneh- men und îm Namen des fkatholischen Volkes von Irland gegen die in diesem Falle, wie ih glaube, glücklichen Versuche des General - Pro- furators, die Repeal des vollständigsten Theils der Emancipations - Alte, zu bewerkstelligen, nämlih desjenigen, welcher uns das unparteiische und ehrliche Urtheil der Jury sichern soll, feierlich zu protestiren. Jn der That, die Ausschließung der Katholiken von der Geschworenenliste und die Weg- lassung (die doch unmöglich zufällig sein fonnte) eines Zehntels der Namen von dem Geschworenen-Verzeichniß, veranlassen Betrachtungen \o wichtiger Art, daß sie es mir, nah meiner Meinung, zur gebieterishen Pflicht machen, Angesichts des britischen Parlaments gegen Vorgänge dieser Art, welche durchaus nit gerechtfertigt werden können, mit Festigkeit zu protestiren. Kurz, in Betracht aller dieser Umstände habe ih beschlossen, heute Abend nah England zu reisen. Nicht als ob ich so thöriht wäre, von der toryistishen Majorität in dem britischen Unterhause, wie dieses jeyt konstituirt is, einigermaßen Abhülfe zu erwarten; aber dies is auch fein Grund, weshalb ih nicht ein anderes Beispiel englischer Unge- rechtigkeit gegen Jrland dem britischen Volke und der civilisirten Welt dar- legen sollte. Mein Aufenthalt in England wird nur kurz sein. Jch lasse das irische Volk in eutschiedenem Frieden und Ruhe zurück; und ih habe das vollkommenste Vertrauen, daß Sie bis zu meiner Nückehr, welche in wenigen Tagen stattfinden wird, in dieser Ruhe verharren werden. Zu gleicher Zeit empfehle ich Jhnen ernstlich die Fortseßung aller geseßlichen Maßregeln zur Förderung der heiligen Sache der Rèpeal, Ich hoffe, die irishen Mitglieder werden der nahen Debatte zahlreich beiwohnen,“

Der Agitator is bereits gestern Abend hier eingetroffen und hat sich sogleih ins Unterhaus begeben, wo er mit lautem Zuruf von seinen Anhäugern empfangen wurde. Der Morning Herald spricht sih über einen solchen Beifall, der einem des höchsten Staats- Verbrechens (mit Ausnahme des Hochverraths) überwiesenen Verbre- cher von Personen gezollt wurde, welhe Geseßbe dem Volke geben und ein gutes Beispiel demselben sein sollten, sehr mißbilligend aus,

Wie verlautet , soll der Lord-Lieutenant von Jrland, Graf de

Grey, durch Lord Wharncliffe erseßt werden, Belgien.

Brüssel, 18. Febr, Das Ministerium des Junern hat eine lange Verordnung erlassen, nah welcher in allen Distrikten des K6- nigreihs neue Normalschulen errichtet und mit dem 1, April d. J, eröffnet werden sollen, Belgien hatte bisher zwar Universitäten, Künstler - Akademieen, Athenäen, Kollegien, Seminarien, Jngenieur-, Bergbau =, Handels- und Judustrie-=Schulen in Menge z doch fehlte es dem Lande noch an guten, tüchtigen Elementar=Sculen,

Am 1l1lten d. M. hat unter Vorsib des Herrn Willems die Vereinigung zur Begründung eines flamändishen Sprachverbandes stattgefunden, der alle Städte der Provinzen Antwerpen, Brabant, Flandern und Limburg umfassen soll. Es fanden si{ch an 500 Per sonen ein, die Herren Willems, David, Dejonghe und Conscience hielten Vorträge. Bei dem Bankett wurden Toasts ausgebracht auf die Verbrüderung mit den deutshen Stammgenossen, wobei das Ab- wenden von Frankreihs Einfluß als höchst nothwendig dargestellt wurde, Judeß brachte man auch den belgischen Wallonen einen brü- derlihen Toast, ;

S panien.

Paris, 16, Febr, Telegraphische Depesche aus Spanien :

Bayonne, 12, Febr, Am 7, Februar haben die Jusurgenten Murcia geräumt; die Autoritäten und die National - Milizen, welche fich zurückgezogen hatten, beeilten sich, dahin zurüczukehren. Die Entwaffnung der Bürger-Garde zu Malaga hat Unruhen veranlaßt, die aber rasch unterdrückt wurden, Jun allen anderen Städten Andg- lusiens i die Entwaffnung ohne Schwierigkeit von Statten gegan= gen. Galicien is ruhig. Man wußte am 4. Februar zu Coruña um die Ereignisse von Alicante.

© Madrid, 8. Febr, Es scheint, daß die Regierung den Befehl an sämmtlihe Militair-Befehlshaber gerichtet hatte, die Ent-= waffnung der National - Milizen in der ganzen Monarchie an einem und demselben Tage, dem 3ten, vorzunehmen. Von allen Seiten

eht die Nachricht ein, daß dieser Befehl, ohne irgendwo auf Wider- fand zu stoßen, zur Ausführung gebraht wurde,

Heute hat der General-Capitain Narvaez, in Folge der gestern erwähnten höheren Verfügung, den Distrikt von Neu-Castilien în ex= ceptionellen Zustand erklärt. Demnach sind sämmtliche Beamte seinen Befehlen untergeordnet. Ein permanentes Kriegsgericht is eingeseßt, um auf summarische Weise diejenigen, welche die öffentlihe Ruhe zu stören unternehmen sollten, zu rihten, Ohne Erlaubniß des Gefe politico dürfen keine Zeitungen, Flugblätter oder andere Schriften veröffentlicht werden, Diejenigen, welhe Waffen in ihrem Besiß ha-

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ben, ohne dazu befugt zu sein, müssen diese binnen 24 Stunden ab- E Die Uebertreter dieser Vorschriften, so wie díe, welche auf- rührerishes Geschrei erheben oder derartige Schriften drucken oder verbreiten, sollen vor das Kriegsgericht gestellt werden.

Diese Maßregeln bleiben in Kraft, bis die Ruhe in Alicaute, Murcia und Cartagena wiederhergestellt sein wird.

Wohl war es an der Zeit, gegen die hiesige Tagespresse einzu- schreiten, Gestern enthielt der Espectador einen langen Artifel, aus dem ich nur Folgendes míttheile : :

„Die Königin will nicht und kann nicht mit ihrer Hand die Quelle eines neuen Stromes spanischen Blutes öffnen wollen, denn man bedarf, um es nicht zu wollen, nur eines Herzens, denn die Königin is eïn Weib und noch Kind, und in der Brust eines Kindes findet so große Undankbarkeit und so s{händlihe Bosheit keinen Plat. O! wenn wir wüßten, daß dem nicht so wäre, wenn wir wüßten, daß es wahr wäre, daß ein verhängnißvolles Erbs- theil... ., daß unter jenem Aniliß eines Engels sich ein Herz verberge, das an senen Empfindungen seine Lust fände, dann würde der Pfad unserer Anstrengungen ein sehr verschiedener seinz wir würden aufs neue die Flinte ergreifen, um nicht, mit dem Stempel der {mählichsten Knechtschaft auf der Stirne, dem Leichen- begängniß der Freiheit beizuwohnen, denn wir würden zuvor umfom- men und eíne Revolution hervorrufen, an deren verzehrendem Feuer das Königliche Diadem auf dem Haupte der Kö- nigin vor unseren Augen zerschmelzen müßte... Wenn man uns um ein Mittel der Nettung befragen sollte, aus dem unsere aufrichtige und glühende Liebe zur Freiheit hervorginge, so würden E ALEEOLIEN „„Blickt zurück guf den unsterblichen ersten September 1840.“

Heute ist kein einziges der Oppositionsblätter erschienen, wohl aber eine Erklärung, in der sie ankündigen, so lange, als der exceptio- nelle Zustand dauere, nicht erscheinen zu können.

Abends. Die Regierung hat diesen Morgen höchst befriedi- gende Nachrichten erhalten. Der Chef der Rebellen von Alicante, Boné, der von dort mit etwa 1500 Mann Soldaten und zusammen= geraten Gesindels ausgerückt war, um den Aufstand weiter zu ver- breiten, wurde am 5ten von dem General-Kommandanten der Pro= vinz Murcia bei Elda angegriffen und völlig geschlagen. Boné selbst rettete sich nur durch die eiligste Fluht. 250 seiner Leute ge- riethen in Gefangenschaft, und vier Kanonen, die er mit sich führte, wurden von den Truppen der Königin erbeutet. Die Regierung hat aufs neue befohlen, alle Offiziere, die an dem Aufstande Theil nah- men, so bald man ihrer habhaft wird, zu erschießen.

Am ten befand sich der General Roncali mit seinen Truppen 4 Stunden von Alicante, Der General - Capitain von Catalonien, Baron de Meer, shiff}te am 3ten einige Truppen auf einem Dampf- schiffe von Barcelona ein, mit der Bestimmung, an der Küste zwischen Denia und Alicante zu landen und den Umständen gemäß zu operiren.

Heute gab der General Narvaez in dem Lustschlosse der Königin Marie Christine, Buena Vista, dem diplomatishen Corps, den Mi-=- nistern und einigen anderen Personen ein glänzendes Dejeuner.

© Madrid, 9. Febr. Am 3ten Nachmittags stellten si die Rebellen von Alicante unter Boné's Befehlen abermals vor den Tho= ren der Stadt Alcoy, und forderten die Einwohner zur Uebergabe, oder zur Entrichtung von 100,000 Piastern und dem zur Bekleidung der Rebellen erforderlichen Tuche auf. Da aber die Einwohner sich mit Entschlossenheit vertheidigten, und der General Roncali mit sei= nen Truppen in Eilmärschen heranrückte, so zogen die Aufrührer am Aten Abends ab, und Roncali beseßte die Stadt am 5ten. Der Ge- neral-Kommandant der Provinz Murcia, Pardo, versuchte unterdessen mit seiner, aus einem Provinzial-Bataillon, einigen Compagnieen des Regimentes Gerona und den Milizen von Murcía, Elda, Elche und anderen Oertern bestehenden Mannschaft, die niht einmal mit Patro= nen versehen war, vermittelst eines Flankenmarsches sich mit Roncali in Verbindung zu seßen, Als er aber am 5ten Morgens mit dieser Mannschaft von Elda nach Alcoy zu ausrüdckte, stieß er auf den Re- bellen Boné, der mit 1500 Mann Infanterie, 80 Mann Kavallerie und zwei Kanonen eine Stellung eikgenommen hatte, und den Brigadier Pardo mit Nachdruck angriff. Die Kavallerie des Leßteren nahm sogleich Boné?s Kanonen, {lug dessen Reiterei und Tirailleurs in die Fiucht, worauf denn Boné selbst sich davon machte, nachdem der Pistolenshuß eines Offiziers ihn verfehlt hatte, Mehr als 250 Rebellen, 11 Offiziere, die an dem Aufstande Theil genommen, zwei Kanonen, eine Menge Flinten und Patronen fielen in tie Hände der Sieger. Diesen wurden 8 Soldaten getödtet und 10 bis 12 verwundet, Eine Menge versprengter Soldaten und National - Milizen stellten ih nach Beendigung des Gefechtes dem Brigadier Pardo vor, Die gefangenen Offiziere werden bereits er- schossen worden sein, und ein solches Straf - Exempel wird heilsame Wirkung äußern.

Vor etwa einem Monate äußerte ih die Ansicht, daß das ge- genwärtige Ministerium binnen der kurzen Zeit seines Bestehens und unter den s{chwierigsten Umständen mehr geleistet habe, als seine sämmtlichen Vorgänger. Jeßt glaube 1ch mit Recht hinzufügen zu fönnen, daß diefe Minister ihre Aufgabe niht nur völlig begriffen haben, sondern auch der Lösung derselben sih gewachsen zeigen. Der Thron, die Herrschaft der Geseße, die nah Ruhe sich sehnenden fried- lichen Bürger gegen die sich stets erneuernden Angriffe des Aus= wurfs der Bevölkerung für immer sicher zu stellen, darnach streben die gegenwärtigen Minister, die als junge unerfahrene Leute verschrieen wurden, während sie Maßregeln ersannen, deren Ausführung das Land seine Rettung zu danken haben wird. Die provisorische Regie= rung hatte den Grundsaß aufgestellt, daß man sich mit den Meuterern gütlih absinden müsse, und gab dadurch zu dem centralistishen Auf- stande Amettler?s Veranlassung, der zu der tadelnswerthen Capitula= tion von Figueras führte. Das dort aufgestellte Beispiel der Straf- losigkeit galt den Unzufciedenen als ein Kennzeichen der Schwäche der Regierung. Der Aufruhr wurde offen gepredigt, und die Empörer von Alicante und Cartagena erklärten sich selbst außer dem Geseh, indem sie ihren Willen mit bewaffneter Hand über den der Königin und der Nation zu stéllen suhten. Jch sage der Nation, denn in- dem die große Masse der Bevölkerung sih ohne zu murren und zum Theil mit freudigem Eifer den Maßregeln der Regierung unterwirft, giebt sie ihr Einverständniß mit denselben am unzweifelhaftesten zu erkennen. Die Regierung hat sich ihrerseits bisher innerhalb der Schranken der Geseblihkeit gehalten. Das überall verkündete Auf- ruhr -Geseß ist ein Produkt der Cortes von 1821, und würde von Cortina , als er Mitglied der provisorischen Regentschaft war , als in voller Kraft stehend anerkannt, Die National = Miliz von unsaubern Bestandtheilen zu reinigen und auf ihre geseßliche Grundlage zurück= zuführen, is nicht nur ein Recht, sondern die Pflicht der Regierung.

Die Königin Marie Christine hat dur ihren Privat-Secretair den Senatoren und Deputirten von Valencia zusagen lassen, daß sie deren Einladung, auf ihrer Reise diese Stadt berühren zu wollen, folgen werde, „„Jhre Majestät‘, heißt es in diesem Schreiben, „er= innert sih, daß die Einwohner von Valencia mit unzweideutigen Zeichen tiefen Schmerzes sie nah der Kirche begleiteten, als sie in den legten Augenbliden Gott für ihre úunschuldigen: Töchter anzuflehen,

und sie seinein mächtigen Schuß und dem der heiligsten amis zu empfehlen gîng. Es würde eine heilige Pflicht für Jhre Majestät sein, sich jeßt nah Valencia zu begeben, um der Jungfrau in jenem geheiligten Tempel demüthig dafür zu danken, daß sie ein so kostba- res Unterpfand hütete, selbst wenn Jhre so liebevolle und herzliche Einládung sie niht dazu antriebe.“

(Nachschrift.) Abends. Die heute aus Andalusien einge- troffene Post bringt uns folgende Nachrichten :

Die Behörden von Malaga seßten am Aten das Aufruhr-Geseh vom 17. April 1821 in Kraft und befahlen den National = Milizen, ihre Waffen auszuliefern. Es bildeten sich darauf Gruppen, die mit leihter Mühe aus einander getrieben wurden, Abends rottete sich aber ein Haufen bewaffneter Milizen zusammen und eröffnete auf die gegen sie anrückenden Soldaten ein lebhaftes Feuer. Lebtere trieben diese Rebellen aus einander und bemächtigten sich Mehrerer derselben. Am ten Morgens nahmen die widerspenstigen Milizen în größerer Anzahl cine Stellung ein, und wurden erst nah lebhaftem Wider= stande und nahdem 5 bis 6 getödtet und 12 bis 15 verwundet waren, durch die Truppen aus einander getrieben. Nun fand die allgemeine Entwaffnung statt, und bei Abgang der Post waren über 3000 Gewehre und die sämmtliche Artillerie an die Behörden aus= geliefert, Abends herrschte vollkommene Ruhe, und man erwartete die Ankunft des General = Capitains Sanz, der am ten mit einigen Truppen von Granada abgegangen war. Jn letzterer Stadt herrschte am bten vollfommene Ruhe. Der Theil der National-Miliz, welcher sich am 5. Oktober gegen die Regierung erhob, war {hon vor einiger Zeit entwaffnet worden.

Jn Sevilla isst die Entwaffnung der National -Miliz ohne Widerstand vor sich gegangen. :

Die National-Miliz von Estremadura hat ebenfalls ihre Waf- fen, ohne Widerstand zu leisten, ausgeliefert.

Die Rebellen von Cartagena, welhe Murcia besebten, verließen diese Stadt, sobald sie von der Niederlage Boné's Kenntuiß erhielten, und die rechtmäßigen Behörden zogen wieder dort ein.

&X Paris, 16. Febr, Die Erörterungen über die spauischen Angelegenheiten, welhe im britishen Parlamente zwischen Lord Aberdéen und Lord Clarendon stattgefunden haben, finden hier ín Paris eben so große Beachtung als sie verdienen. Es versteht sich von selbst, daß die von den Oppositions - Blättern vertretene soge= nannte „nationale Meinung“/ darin nur neue Ursachen zur Beschwerde über die politische Nebenbuhlershaft Englands findet. Die britische Politik, sagt man, macht \ich klein und demiüthig in Spanien, um Zranfkreich, das die Vortheile des Augenblicks für sich hat, zur Nach= ahmung zu zwingen ; Lord Aberdeen \chmeichelt dem Ministerium Guizot, um demselben unbemerkt die Schlinge vollends über den Kopf werfen zu können ; daß englishe Kabinet spricht seine Mißbil= ligung der Einmischung aus, welche die britishe Politik sich im Laufe der leßten Jahre in die spanischen Angelegenheiten erlaubt hat, um den englischen Einfluß thatsächlih mit desto größerer Sicher= heit und Wirksamkeit geltend zu machen. Es verlohnt sih nicht der Mühe, bei diesen und ähnlihen Verdächtigungen zu verweilen. Die wahrhafte Bedeutung der fraglichen Verhandlungen im britischen Oberhause beruht auf der Vorausseßung, daß die amtlichen Erklärun= gen des Lord Aberdeen, und die feierlichen Versicherungen des Lord Clarendon vollkommenen Glauben verdienen. Das Kabinet von St. James will demnach, daß Spanien völlig freie Hand zur selbsiständi= gen Gestaltung seiner inneren Verhältnisse behalte, es verzichtet für sich selbst auf allen bestimmenden Einfluß auf die Entscheidung der spanischen Staatsfragen, und es ist überzeugt, daß die französische

Politik mit der englischen in diesem Punkte einverstanden is, Dems= zufolge scheinen also die neuerdings wieder aufgetauchten Gerüchte von der Abhaltung eines europäischen Kongresses zur Feststellung der spanischen Verhältnisse, und selbst von einer unmittelbaren Jutervention Frankreichs zu Gunsten der bestehenden Regierung, sehr wenig Glauben zu verdienen, Jn der That is auch die erfolgreiche Anwendbarkeit solcher Mittel für Spanien zweifelhafter als für jedes andere Land. Was hat die französishe Fntervention von 1823 anderes hervorgebracht als einen gewaltsamen Zustand, der bei dem ersten Stoße in sich selbst zu= sammenbrach? Nach den Erklärungen des Lord Aberdeen ist wenig= stens die englishe Politik überzeugt, daß das Heil und die Rettung Spaniens nur aus der spanischen Nation selbst kommen kann, und wenn England seine Zustimmung verweigert, so kann natürli eben so wenig von einem europäischen Kongresse als von einer bewaffneten Einmischung Frankreichs die Rede sein. Nächst jenen Versicherungen des Lord Aberdeen verdient besonders die förmliche Erklärung des Lord Clarendon berüdsichtigt zu werden, daß er durchaus mit Unrecht be- huldigt werde, der Urheber der „s{händlihen“ Revolution von la Granja gewesen zu sein, bei welcher er, der damals befanntlich unter dem Namen des Herrn Villiers den englishen Gesandtschafts= posten in Madrid innehatte, besonders vou Frankreih aus beschuldigt wurde, die Haud im Spiele gehabt zu haben, Sonderbar war es allerdings, daß Lord Clarendon neben dieser Ver= theidigung gegen eine seiner Behauptung nach völlig grundlose An= flage den Verdacht gegen die französische Regierung zur Sprache brachte, daß sie es gewesen, welhe den Sturz Espartero's herbeige= führt. Diese Gleichzeitigkeit der Selbstvertheidigung gegen einen ungerechten Verdacht und der Anregung eines ganz ähnlichen Ver= dachtes gegen Frankreih mußte nothwendig das Eine oder das An= dere diskreditiren, und sie hat vielleicht bewirkt, daß von Vielen Beides mit zweifelndem Ohre aufgenommen worden ist.

Die Nachrichten aus Madrid gehen bis zum 10ten. Die poli= tische Ruhe der Haupkstadt und der von derselben benannten Provinz hat bis jeßt nicht die mindeste Störung erfahren, dagegen aber hat die polizeiliche Sicherheit bis an die Thore von Madrid vollends auf= gehört. Die Ausplünderung der Reisenden, die Beraubung der Eilwagen u. st w. sind an der Tagesordnung. An politi= hen Neuigkeiten sind niht nur die madrider Zeitungen, son= dern auh die Korkespondenzen von dort außerordentlich rar. Die Ursache davon is glaubwürdigen Angaben zufolge hauptsächlich darin zu suchen, daß der General-Capitain von Madrid durch seine Untergebenen alle auf die madrider Post gegebenen Briefe erbrechen und durchlesen läßt, um diejenigen, deren Jnhalt der Regierung ün= günstig vder sonst mißfällig i, entweder blos zu unterschlagen, oder auh um den geeigneten polizeilichen oder gerihtlihen Gebrau von denselben zu mahen. Was aber die madrider Zeitungen betrifft, \o ist es bekannt, daß nur noch diejenigen Blätter erscheinen, welche mehr oder weniger im Juteresse der Regierung stehen, so daß dieselben eben so wobl duréh ihre politishen Sympathieen als durch die ge= bührende Rücksicht auf die Vetkündigung des Belagerungs- Zustandes und dessen unerbittlihe Geseße verhindert werden, Mitt eilungen zu machen, welché der Sache der gemäßigten Partei und des Ministe=- riums Gonzalez Bravo nachtheilig sein könnten. Das einzig Bemer= fenswerthe, wáäs wir heute aus Madrid selbs erfahren, is die Bestä= tigung vou der S IOLEO Grafen de las Navas, eines Mannes, der für den gêwandtesten Redner des spanischen Kongresses gilt , und der si{ch zwar sehr stark zu den Jdeen der Exaltirten hinneigt, der abér tiemals für eín wirkliches Mitglied, over gar für einen Chef dieser Partei gegolten hat. }

Die Nachrichtéèn äus dem Süden des Landes lauten ziemlich