1844 / 55 p. 4 (Allgemeine Preußische Zeitung) scan diff

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Namen der

Abfertigungs- Stellen.

Waaren von denen

der Mosel - Zoll er- hoben worden,

Centner.

Ohne Erhebung Zahl des der Mosel-Zolles abge- Fahrzeuge. sertigte Waaren,

Summe

sämmtlicher Waaren.

Centner, Centner,

ftromauf stromab

stromab stromauf stromab stromauf stromab

darunter Transítgüter

210 210 2765 2765

245 49,803 50,013 134,934 pt e 210 12 197 24 912 37,677 59,706

244 _— 2765

76 448

Summa.

darunter Transitgüter Vorjahr darunter Transitgüter

; 2975 2975 T rd

5571 4138

448 76 676 97

197 84,715 | 190,398 87,690 190,640 489 | 2975 12 651 102,805 | 206,057 108,376 208,269 196 e | 4138 72

E E ie Transitgüter weniger Transitgüter

Also in 1842

2596 1163

An der Schifffahrt auf der Mosel im Jahre 1842 haben die Schiffe d-r einzelnen Staaten in folgenden Verhältnissen theilgenommen;

Preußen 69 Luxemburg 140. » Frankreih e. 405. » »

569 Schiffe mit 249,029 Ctr, Ladung, 20610 » » 8,691 » »

1210 Schiffe mit 278,330 Cir, Ladung,

Darunter Dampfschiffe 451 v

1,09 A »

Auf der Lippe wurden im Jahre 1842 verschifst

zu Thal zu Berg im Ganzen

780,932 317,459

Cir,

»

Ctr,

1,098,39T

Der Verkehr auf dem Nhein-Rhone-Kanal betrug in den Jah-

ren 1841 und 1842:

18427, 1844,

Jm Hasen

Eröffnung Kanals,

Seit Epoche der Eröffnung,

des

Centner, Centner,

Centner.

673,040 283,002 7,954,900

841,000 1,895,200 9,976,780

4, zu Straßburg . 2, zu Hünningen. 3, zu Mühlhausen

6,933,810 128, Nov, 1832 14,723,608 4. 49,255,770 112. Juni 1829

Juli 1830

Summa] 8,910,942 | 8,712,980

70,913,188

Den Schluß des Berichts bildet die nachstehende Ucbersicht dcs Ver- fchrs der Dampfschiffe seit ihrer ersten Einführung auf dem Rhein im

Jahre 1827 bis zum Jahre 1842, Es wuden tranusporiirt

a. von der fösnischen Gesellschaft im Jahre 1827 1828 1829 1830 1831

41832 .

1833 1834

1835 .

1836 1837 1838

1839

1840

b, von der düsseldorser im Jahre

Reisende. Waaren, He: 57,135 83,292 142,452

52,580 181,442 60,105 180,321 71,572 403,996 97,971 213,912 114,003 137,163 . 113,447 181,075 136,961 151,503 153,381 202,158 A 211,394 201,948 ... 323,903 207,183 460,946 259,797 …... 938,201 290,672

«.... 367,809 118,779

81,028 . 414,966 157,002 179,600

211,296 209,882

42,942

Frankfurt a. d. O., 21. Febr. Be

aug erläßt in dem heute ausgegebenen Amt sb anntmahung: „Der Allerhöchstenorts zum Konservator der Kunst-

Die biesige Königliche atte folgende

Denkmäler ernannte Baurath von Quast wird bei seinen Umreisen in der Monarchie von allen im öffentlichen Besibe befindlichen Kunst- Denkmälern und deren Besdastendent Kenntniß nehmen.

Sämmtliche Lokal- und

nter-Behörden unseres Verwaltungs-

Bezirkes werden daher Aue fReR Er dem 2c. vou Quast in vorkom=

menden Fällen nicht nur a

e erforderliche Auskunft, sowohl an Ort

und Stelle, als auf schriftliche Mittheilungen zu gewähren, sondern auh desen t bis auf Weiteres da Folge zu leisten, wo der-

selbe sich veranlaßt

mäßige Maßregeln in

stiren. Zuglei

éhen sollte, etwa schon getroffene, nicht zwedck= Bezug auf Erhaltung jener Denkmäler zu

werden alle Behörden und Corporationen des Verwal=-

tungs-Bezirks hierdurch gemessenst angewiesen, von jeder beabsichtigten

eränderung eines Kunstdenfmals wobei es feinen Unterschied

mat, ob dies ein Bau- oder Bildwerk, Gcmälde, Kunstgeräth 2c. betrift so wie von É in neu aufgefundenen Gegenstande der Art

Uns vorher rechtzeiti gewärtigen, Ls

nzeige zu erstatten und unsere Anweisung zu

In gleicher Art is auch der Königlichen General - Direction der Museen in Berlin jede Auskunst über Vorhandensein oder Beschaffen- mige Kunstdenkmäler zu ertheilen, welche dieselbe etwa erfordern

Diese Maßregeln finden übrigens auf alle dergleichen Kunst=- denkmäler ohne Ausnahme Anwendung, welche sich nicht im völlig

freien Privateigenthum befinden.“

rivat-Wz ihren Vorstädten

36 öffentliche Gebäude,

Tilsit, i 5 ini in der Statt Zul und ih Z.) Nach der statistischen Tabelle sind

äuser, 294 Fabrikgebäude, Mühlen und Speicher,

tälle, Scheunen und Scho 5503 mánnuli 1 j ppen, 5563 männliche, 6112 weib- kie, in Summa 14,675 Einwetner mit Ausschluß des Militairs,

dessen ilien - Paare Smtilien Mi liedet und Gesinde.

Jn der Ehe leben 1613

ort 3 der griechischen Kirche angehörige

f D nis -fatholee des Civilstandes sind 10,902 evan-

vniten, 268 Juden mit und 3 ohne Staatsbürger-

Taubstumm Spra en sind 11,231 “Unte t Civil-Einwohner, darunter 1859 K bis 14 Jahren incl, 34 litthauische.

R

inde, Nach den vorherrschenden 19 polnishe und 425 litthauische inder im

hulfähigen Alter von 6

stromauf |

E 293 Gi E 454 18,090 20,686 17,629 21 —_— —_— | 1163 60

Ausland.

Deutsche Bundesstaaten.

__ Bayern. Múünchen, 15. Febr, (F. M.) Vom 1, Dezember 1842 bis dahin 1843 wurden im der Erzdiözese München - Freising 265 theils Messen- und Jahrtags=-, theils andere gottesdieunstliche Stiftungen gemacht und oberhirtlich konfirmirt. Die Kapitalien, mit Einschluß von 9 Stiftungen, welhe auf Gilten und Grundstücke fundirt wurden, betragen die Gesammt=Summe von circa 70,000 Fl,

Die Stiftung des geistlichen Unterrichts für Erwachsene, welcher alle Sonntage Nachmittags um 2 Uhr in der Frauenkirce stattfindet, ist erst in neuerer Zeit von dem geistlichen Rathe, Dr. Herrn Haid, gegründet worden. Sie erhielt auß im abgelaufenen Jahre wieder namhafte Beiträge, namentlich vom Stifter, mit Vorbehalt des Zinsengenusses auf Lebenszeit ein Kapital von 3000 Fl., so daß zum besagten Zwecke bereits ein verzinslich angelegtes Kapital vou 18,925 Fl., und mit Einrehnung eines Aktivrestes von 500 Fl, eine Gesammt-Summe von 19,425 Fl. vorhanden ist.

Die hiesige Kinder-Heil-Anstalt unter der ärztlichen Leitung des Königlichen Hofstabs-Hebarztes Dr. Buchner hat so eben ihren Jah- resberiht für 1843 veröffentliht, Bekanntlich wird in dieser Anstalt täglih von 12 bis 1 Uhr fkrauken Kindern unentgeldlih ärztlicher Rath ertheilt und die dürftigen erhalten auch die Medikamente un- entgeldlih auf Rechnung der Anstalt; im Nothfalle werden die kranken Kinder selbst in ihren Wohnungen besuht. Jm abgelaufenen Jahre wurden 242 Kinder ärztlich behandelt, von denen 173 geheilt, 7 ge- bessert entlassen, 38 ausgeblieben, ohne daß der Erfolg der Behaud= lung angezeigt wurde, 15 gestorben und 9 in Behandlung verblieben sind. Das Vermögen dieses Privat=Justitutes beträgt 500 Fl., die bei der Sparkasse angelegt sind; die Einnahmen zunächst aus ‘den Gaben einer Anzahl Wohlthäter betrugen im verflossenen Jahre 166 Fl, 45 Kr., die Ausgaben 255 Fl. 6 kr. (darunter angelegtes Kapital 40 Fl. und Apotheker-Rehuung 194 Fl), so daß ein Passiv=Rest von 88 Fl. 21 Kr. besteht.

Eine Verordnung über das Aufsuchen von Waaren-Bestellungen durch Handels-Reisende bei Konsumenten in Nr. 6 des Regierungs- blattes enthält folgende Bestimmungen: „§, 1. Den Handels- Reisenden, inländischen wie ausländischen, is das Anbieten von Waag= ren und das Suchen von Bestellungen mit oder ohne Vorweisung von Mustern nur gestattet: a) bei berechtigten Kaufleuten, und zwar bei diesen unbedingt; b) bei berehtigten Fabrikanten und Gewerbs- leuten, bezüglich der für ihre Fabrication oder ihr Gewerbe erforder- lichen Stoffe und Werkzeuge, bei allen anderen Personen aber unbe- dingt verboten. F. 2, Von diesem Verbote sind die Weinhandlungs- Reisenden ausgenommen; ihnen bleibt das Suchen von Bestellungeu, wie bisher, au bei Konsumenten gestattet, §, 3, Gegen Handels- Reisende, welche deu vorstehenden Bestimmungen zuwiderhandeln, is nah den gegen den Hausirhandel bestehenden Strafbestimmungen einzuschreiten. Außerdem soll denselben die ertheilte Bewilligung un-

nachsichtlih entzogen werden.“

Straubing, 13. Febr. (F. M.) Nachdem seit der Restau- rirung der Klöster in unserem Vaterlaude nur ein einziger Konvent des Ordens der Barmherzigen, nämlich zu Neuburg a, d, Donau, bestand, so haben Se, Majestät der König genehmigt, daß auch in unserer Stadt dieser segenbringende Orden zur Pflege mänulicher Kranken eingeführt werde, Die feierliche Eröffnung desselben soll des- halb son dieser Tage, wie man hört, den 2Wsten d., stattfinden,

Sachsen. Leipzig, 22, Febr. Die Deutsche Allg. Ztg, enthält folgenden Aufsaß „aus dem nichtpreußischen Westphalen.“ Auf die Gefahr hin, eines unbegreiflich blinden Kebßerthums beschul- digt zu werden, mag es gewagt werden , einige Bemerkungen insbe- sondere über die Oeffentlichkeit des Verfahrens in bürgerlichen Stcei- tigkleiten niederzushreiben. Referent, als zum Richterstande gehörig, darf von vornherein wohl die hier und da gemachte Behauptung, als seien die Juristen überhaupt in dieser Sache gar nicht zu hören, weil sie Partei seien, als eine nicht der Widerlegung bedürfende vereiun- zelte Verstandes - Krankheit bezeihnen? Wozu fordert denn der Ge- seßgeber Gutachten von Merkantilen, Postalen und Judustriellen, von Obergerichten und Kreis-Synoden? Die Vertheidiger und Wortfüh-= rer der neuen Einrichtung fühlen ganz richtig, wenn sie ganz beson- ders uns römisch und kanonisch gebildete Rechtsmänuer zu den Uns gläubigen zählen, sie machen es sich aber ein wenig zu bequem, in- dem sie uns erst, so zu sagen, zu rabenshwarzen Ungeheuern ansstaf- firen und dann den Kampf gegen uns eröffnen, Sie legen uns näm- lih ganz falsche Beweggründe unseres Unglaubens unter, wenn sle das Publifum überreden wollen , eine geistesfaule Zähigkeit, sei es, was uns hindere, dem allgemeinen Strome zu folgen, oder wenn sie gar in äußerster Uebertreibung behaupten, „wir fürhteten, unser Gewicht in den fn Räumen unserer unbewachten Amtsherrschaft zu verlie= ren,“ Wenn unsere Gründe nicht besser wären, dann wahrlich wären es jämmerliche Einwendungen , die für den Gesebgeber nicht die ge- ringste Schranke zu bieten hätten, Es giebt aber Gottlob noch Ju- risten, bei denen Herz und Kopf auf der reten Stelle siven; solche Männer haben unserem Gegenstand ernsthafter nahgedaht und im Allgemeinen gegen die Oeffentlichkeit des Verfahres in bürgerlichen Streitigkeiten angeführt: „Wir finden unseren gemeinen deutschen bürgerlichen Prozeß nicht so unrettbar \{lecht, daß er nur durch völ- lige gn ang gen gestaltet werden könne, wir finden ferner nicht, daß gerade die Deffentlichkeit das alleinige Heilmittel sein könne, wir halten aber das gauze Rechtsleben für eine so durchgreifend bedeu- grrens Sache im Staate, daß wir uns vorläufig nicht für ein

Probestückchen érkläïen können.“ Gesehgeber für den bür erlichen Prozeß dürften nah unserer Auffassung über den Zweck des Tegteren

eigentli drei Gesichtspunkte leiten: Vermeidung der Rechtsstreitig=- keiten überhaupt, Ermittelung des wahren Rechts, Erleichterung und Beschleunigung des Verfahrens, wo es unvermeidlich i. Zur Er- reichung dieser drei Hauptzwecke soll unser jeßiger Prozeß gar nicht geeignet sein, die Oeffentlichkeit aber soll vorzüglich das allgemeine Rechtsverfahren ausbilden und sich deshalb für die drei Richtungen fruchtbar erweisen. Da dies der bedeutendste Vorzug der Oeffentlich- Feit sein soll, und gewissermaßen derjenige ist, ‘dem die übrigen si unterordnen, so wollen wir dies ciner näheren Prüfung unterziehen.

Es war fein Werk der Laune und Herrscher - Willkür, daß der germanische öffentliche Prozeß Wohnung nahm in den geschlossenen Gerichtszimmern, es wurde dies vielmehr auf dem Wege freier Ent= wickelung mit Nothwendigkeit hervorgerufen, und so möchten wir denn für das Wiedereröffuen der Gerichtsthüren gleiche innere Noth= wendigkeiten haben. Das Leben und seine Verhältnisse und das darauf anzuwendende Ret sind nun aber inzwischen so unendlich bunt ge- worden, daß das bürgerlihe Recht leider wohl niemals wiederum ein Gemeingut werden wird. Die Geschichte weist wohl nah, daß ein- wandernde Völker eine ganze vorgefundene Lebens- und Rechtsbildung erdrückt und rohere, aber au einfachere Verhältnisse hervorgebracht haben, aber eine friedliche und freiwillige Umkehr zu größerer Eiu- fachheit des Lebens wird si geshihtlih nirgend aufzeigen lassen. Auf Grund dieser Beobachtung dürfen wir daher den Wunsch, daß die bürgerlihen Rechts-Verhältnisse einmal wieder so einfach würden, daß die Rechtskenntniß ein Gemeingut werden fönnte, wohl für unerfüllbar halten. Man wird sagen, es wäre doch eigentli sehr natürlich, daß das Recht etwa wie die Lebensdiätetik Gegenstand des allgemeinen Wissens wäre; wohl wäre es das, aber sind wir denn noch wohl so natürlich und einfach, um an die Möglichkeit dieser Ausführung denken zu können ? Wer unter den Laien es nicht schon von selbst weiß, daß heutiges Tages das Wissen eines Arztes, eines Gottes- und eiues Rechtsgelehrteu \ich so vielfältig verzweigt hat, daß es in sogenannter allgemeiner BVil= dung nicht ershöpft werden kann, sondern eines besonderen Betriebes bedarf, der möge sich nur ers ein wenig orientiren in diesen drei Fächern. Die Lobredner der Oeffentlichkeit haben diese Beobachtung auch nicht gänzlih übersehen können, wie sie denn deshalb sehr be- denklih sind, mit der Oeffentlichkeit (im Civilprozesse) zugleih Ge= s{worene einzuführen, wohl einsehend, daß andere Vorlagen vorhan- den sind als beim peinlichen Verfahren. Wenn wir somit die Wie-= derbelebung und Wiedergewinnung einer allgemeinen Rechts-Ueber= zeugung überhaupt für sehr fraglich halten müssen, so fönnen wir uns noch weniger davon überzeugen, daß sie gerade dur einen öffent= lichen Civilprozeß erreiht würde, und können den Vertheidigern der Oeffentlichkeit jedenfalls aufgeben: „Weist uns erst einmal nach, daß durch die Oeffentlichkeit das Rehtsbewußtsein verallgemeinert, erwei= tert worden ist, aber speist uns nicht mit einem: „Es unterliegt gar feinem Zweifel, es folgt aus der Natur der Sache“‘, ab, zeigt uns vielmehr die Folgen der Natur der Sache !“

Zugestanden nun au, das allgemeine Rehtsbewußtsein würde zunehmen, wie soll sich deun nun eigentlih im Leben die Thätigkeit des an den öffentlihen Gerichten theilnehmenden Volks gestalten? Es soll darüber wachen! aber wie? Da tönt uns nun vor allen Dingen entgegen: Es soll nihts im Geheimen gesehen; was das Licht scheut, taugt nichts 2c. Ganz recht, wenn geheim verheimlicht wäre, aber man färbt das an sih unschuldige Wort viel shwärzer, und will glau=- ben machen, Alles, was nicht auf offenem Markte geschehe, seien Bu- benstreihe, Wir haben hier wiederum die schon oben getadelte Un art, das zu Bekämpfende erst zum kleinen Ungeheuer zu machen. Jn unseren Gerichtsaften is befanntlich außer (mit vollem Rechte) den Votis nichts verheimliht, die Parteien, ihre Anwalte, selbst bei mäßig bescheinigtem Jnteresse Dritte können Alles sehen, was darin enthal= ten ist quod ‘non est in actis non est in mundo und da wir es außerdem mit unserer Geschäfts = Direction niht sehr genau nehmen, sondern wie ete navitae de ventis gern unsere Mitbrüder mit unseren „interessanten Fällen“ belästigen mögen, so möchte die Heimlichkeit nicht so gar gefährlich und namentli nicht dasjenige sein, was unseren gemeinen deutschen Prozeß am meisten entstellt, Wenn man dagegen von dem Gesichtspunkt ausgeht, daß alle Parteien sich cigentlih ihrer Prozesse s{hämen müßten, so kann fein Pro- zeß das Tageslicht vertragen, und wenn man deshalb bei der einzuführenden Oeffentlichkeit verlangen wollte, daß alle Prozesse ohne Ausnahme vor offenen Gerichtsthüren verhandelt wer= den müßten, so wollen wir zugeben, daß mancher Prozeß vermieden, aber auch manche gerehte Forderung unerledigt bleiben würde. Wir glauben nun aber au, daß die eigentliche Kenntnißnahme Dessen, was in den Gerichten geschieht, auf audere Weise viel eher verbreitet werden kann als gerade dur die Oeffentlichkeit, denn wenn einmal der Reiz der Neuheit davon is, so wird sih die Sache gestalten, wie sie jeßt in den rheinischen Städten is, wovon sogleich. Wenn man aber im Allgemeinen der Einführung der Oeffentlichkeit gedenkt, so denfè man doch ja au derselben im Besonderen und Speziellen. In Preußen hat man die Gerichte in Flecken und Städten, in ande= ren Ländern oft auf Dörfern, so z. B. im Hannoverschen sehr häu- fig auf einer einzelnen Domaine, wer soll sich denn da der Oeffent= feit bedienen? Man wird nun freilih sagen, verlegt die Gerichte in die Städte! Der Wechsel der Residenz der untersten Verwaltungs- und Gericht8-Behörden hat immer etwas Mißliches. Aber man re= ferire uns doch einmal getreu, wie es sich selbst in den größeren deutschen Städten gemacht hat. Die eigentlichen Causes célèbres ausgenommen, überläßt man das Besuchen der Gerichtslokale doch, wenn man die Wahrheit gestehen soll, nur den professionirten Nichts= thuern, den Fremden und Reisenden. Dieses gedankenlose Hören mit halben Ohren, dieses Hinein- uud Hinguslaufen eines sehr geringen Bruchtheils des Volks, ih glaube nicht, daß darauf eine allgemeine rechtlihe Ueberzeugung, noch weniger irgend eine Art von Einfluß auf den Richter begründet werden kaun, Die Mündlichkeit bei folle- walisger Verfassung hat in leßterer Bezichung ein viel größeres Gewicht,

Wir fommen auf den guten Einfluß, den dur die Oeffent lichkeit die öffentlihe Meinung auf den Richter ausüben soll. Das soll nun eigentlih im Speziellen die überwachende Thätigkeit des Volks sein, daß es eine morali he Einwirkung ausübe. Haben wir nun aber gesehen, wie wenig darauf überhaupt zu renen sei, so müssen wir geradezu erklären, daß wir diese Forderung niht mit dem Wunsch eines unabhängigen Richter-Amts vereinigen können. Es sollen nicht allein Drohungen und Gewalt-Maßregéèln von oben her, sondern auch Gunst, Gabe, Mißbilligung und Unzufriedenheit von unten her an dem Richter wirkungslos abprallen, er soll ja einzig und allein das Gesetz zu seiner Richtschnur haben. Darin liegt eigentlich der Segen der Justiz überhaupt, daß sie ohne Ansehen der Person bei Hohen und Geringen einen wirklichen endlichen Frieden herzustellen im Stande ist, während die Unsicherheit des objektiven Rechts endlos sein würde, wenn man der öffentlichen Meinung einen leitenden Einfluß gestatten wollte, besonders wenn Geschworene zu erkennen hätten, Aus dem öffentlihen Kriminal-Prozesse können wir einstweilen lernen, daß wir nicht erst zu den Franzosen zu gehen brauchen, um zun gewahren, was Weinerlichkeit, Courtoisie gegen das andere Geschlecht und übel. ange=- bradhtes Mitleiden für S aden thun, Vorausgeseßt nun also, daß wirklich durch die Oeffentlichkeit das Volk sich eines moralischen Ein- flusses berühmen könnte, so können wir uns nicht entschließen , diesen

zu loben, Manche kleinere gegen die Einführung der Oeffentlichkeit rae Gründe, als da sind Schwierigkeit der Organisation, Kost- eigt 2c., dürfen wir wohl gar niht einmal erwähnen?

ir haben uns an dieser Stelle unmöglih umständlih und streng methodish über diesen Gegenstand aussprehen können, wir erklären au, daß wir troß unserer Zweifel noch gar nicht zu den Jnkurabeln gehören, wir fönnen uns aber nie mit den zu allgemeinen Gesichts= punkten befreunden und halten es deshalb auch bei dieser Sache für unumgänglih nothwendig, wenn man ernstlih fördern will, erst die Vorfrage zu erledigen: Wie wird sich in jedem besonderen Lande die Sache gestalten? Denn wir haben uns ín Deutschland in unseren rechtlihen und gerihtlihen Verhältnissen zu verschiedenartig entwickelt, als daß Alles gleich in Eine Form ginge.

Oesterreichische Monarchie.

Þ Prag, 18. Febr. Die seit längerer Zeit in unserem Lande anwefende Hof -= Kommission zur Unterdrückung des Schleichhandels wird nun bald nah Wien zurückehren, um bei der obersten Finanz= Behörde jene Maßregeln in Antrag zu bringen, welche auf Grund- lage der gemachten Beobachtungen und gewonnenen Erfahrungen als nothwendig erkannt wurden, um die Gränz - Bewachung und das Kontrollwesen entsprehend vervollständigen zu helfen. Die vielen Wohlthaten, welche der Chef des Zollwesens durch Absendung dieser Kommission unseren Fabrikanten gewährte, treten zum Theil jeßt hon hervor, durch bemerfbare höhere Thätigkeit in jenen vielen Zweigen unserer Jndustrie, welche bisher durch den Schleichhandel mit ausländischen unverzollten Waaren so empfindlih beeinträchtigt wurden. Waren es besonders die mit der Verarbeitung der Baum-= wolle beschäftigten Gewerbe, welche bisher durh die ungesebliche Waaren - Einfuhr vom Auslande sehr gehemmt, so sind es gerade auch sie, welhe seit der Wirksamkeit jener Kommis= sion wieder mehr für den einheimischen Bedarf beschäftigt sind; namentlich herrscht in unseren Spinnereien eine grü= ßere Thätigkeit, und mit dem vermehrten Begehr haben sih auch die Garnpreise sehr gehoben. Auch in den Webereien und Druckereien fängt eine etwas vermehrte Beschäftigung an, obwohl die Ungewiß=- heit über die Art der unserem Zoll-Tarife bevorstehenden Aenderungen fortwährend den Verkauf der Waaren sehr vermindert, da Jeder nur auf den momentanen, nothwendigsten Bedarf sih beschränkt, um nicht jenen Wechselfällen ausgesebt zu sein, die der neue Tarif für mehrere Waarengattungen unausweihlich herbeiführen wird. Allgemein ge- wünscht wird übrigens, daß auch für die Erzeugnisse aus Schafwolle Maßregeln getroffen werden möchten, um die unverzollte Einfuhr der= selben zu tere, denn auch diese für uns doppelt wichtige Jn= dustrie, weil wir den Rohstoff in \o großer Menge einheimis pro= duziren, war bisher den Beeinträchtigungen durch den Schleichhandel sehr ausgeseßt. Theils wurde eine Schein - Judustrie zur Deckung desselben benußt, besonders in Reichenberg, wo eine einzelne Fabrik das Zehnfahe an Wollenwaaren nah dem Junnern der Monarchie versendete, als sie nah dem Umfange ihres Betriebs zu erzeugen vermochte; theils aber wurde an anderen Punkten des Landes blos von Händlern das Einshwärzen von Wollenwaaren in großem Um- fange betrieben, besonders in Böhmisch-Leippa hat die erwähnte Hof= Kommission große Waaren- Quantitäten ausländischen Ursprungs und viele Schleichhändler eingezogen, worüber zahlreiche Steuer = Prozesse von Belang abgeführt werden.

Vor einigen Tagen starb hier der ehemalige Theater - Direktor Stiepanek, welcher als der Neubegründer der böhmischen Bühne, um deren Bestand einen seltenen Eifer entfaltete, Einen großen Theil der zahlreichen von ihm ins Böhmische übersebten Theaterstücke freilih meistens Kobebueshe Rührstücke oder stürmische und klirrende Ritter - Schauspiele brachte er auf dem von ihm hier etablirten böhmischen Theater an Sonn=- und Feiertagen, vor dem Beginn des deutschen Schauspiels, zur Aufführung, und gewährte hierdurch den unteren Klassen der Bevölkerung eine sehr zusagende Feiertags-Unter= haltung. Die höher Gebildeten bei uns durhgehends dem Deut= schen zugewendet für das böhmische Theater zu interessiren, konnte begreifliherweise nicht gelingen, und der von dem gegenwärtigen Pächter unseres ständischen Theaters, dem Ziegeleibesißer Stöger, unternommene Bau eines eigenen böhmischen Theaters, wo durch einige Zeit auch an den Wochentagen gespielt wurde, hatte so gerin= gen Erfolg, daß die Auflösung der böhmischen Truppe bereits be- stimmt und das Theatergebäude zum Verkaufe ausgeboten ist.

Spanien.

x Paris, 15. Febr, Ueber die Wegnahme des spanischen Dampfschiffes „El Balear“/, welches den Dienst zwischen Marseille und Cadix versieht, zu Alicante berichtet nun der Capitain dieses Schiffes an die Herren Gebrüder Vidal, Consignataire der spanischen Paketböte zu Marseille, in folgendem Schreiben aus Alicante von 1. Februar: :

„Herr G. Merclo: Am 25sten des leßten Monats kam ih zu Cadix an, der Herr Consignatair hatte meine Abfahrt für den 27sten angeseßt; indem er uns Kakao, Tabak, Jndigo und andere Waaren blos für diese Stadt, Valencia und Barcelona an Bord schickte, hatte der besagte Con- signatair für angemessen erachtet, uns die Häfen von Almeria, las Aguilas und Cartagena úüberspringen zu lassen, da wir für die besagten Häfen weder Waaren, noch Passagiere hatten; wir fuhren von Malaga am 29sten ab, indem wir unsere Nichtung nach dieser Stadt ein schlugen, und im Vorbeifahren vor las Aguilas wollie ich eine Stunde benugen, welche die Zeit mir gestattete, um dort einiges Geld einzunehmen, Ju der That fuhr ih um 7 Uhr wieder ab, und steuerte diesem Hafen zu. Ohne irgend eine Nachricht zu haben, ging ich um 8 Uhr Morgens hier vor Äuker, und noch in derselben Stunde erlaubte mir die Sanitäts- Jntendanz die Einfahrt. Da fam ein Capitain zu mir, mit dem Befehle des Generals, daß ich unmittelbar vor ihm zu erscheinen habe, Ohne alles Mißtrauen, da durchaus Niemand von dem, was vorging, mich unterrichtet hatte, trug ih fein Bedenken, dem obenbesagten Capitain zu folgen, der mich im Augenblicke, wo wir ans Laud stiegen, dem General als Verhafteten vorstellte, Während dieser Zeit rich- tete man zwei Geshüye der Batterie des Molo auf das Schiff. Dann septe er mich in Kenntniß davon, daß die Stadt sich pronunciirt habe, daß er Herr der Stadt und der Forts sei, und daß er folglich des Paketboots bedürfe, um es zum Kriege auszurüsten. Er gab mir den Befehl, das Schiff auszuladen und frei zu machen, und zu gleicher Zeit begab sich eine bewaffnete Macht nah dem Schiffe, Mein Unter - Capitain (second), in Unkenntniß von dem, was vorging, wollte sie zurückweisen, indem er sich widerseßte, daß sie an Bord fommenz allein Alles war vergebens, da man sich des Schiffs bemächtigt hat, und wir sind als Gefangene geblieben, Es is 8 Uhr Morgens, und man ist noch mit Ausladung des Schiffes be- schäftigt, und wir wissen nicht, was man mit uus anfangen wird,

(Gez.) P. Mari, Capitain des Dampfpaketbootes „Balear,“ ‘“

Das Schreiben im französischen Urtexte ist so schlecht stylisirt daß es eine wahre Mühe war, eine zusammenhängende Ueber sehn davon zu machen,

Tunis.

chch Paris, 17. Febr, Binnen Kurzem werden wir wahrschein- lich Nachrichten ‘von Bedeutung von Tunis her an Var Briefen aus Genua hatte die Flotille, welche bestimmt ist, im Noth- falle gegen den Bey zu operiren, diesen Hafen verlassen; sie besteht

uy 345

aus den Fregatten „Angelo “/ und „Tripoli/ und zwölf Kanonier- Schaluppen. Der Capitain Courtois führt den Oberbefehl über die &lotille, Vor dem Beginn der Feindseligkeiten soll der sardinische Konsul zu Marseille dem Bey das Ultimatum seiner Regierung über- reichen, und noch einen Versuch zu gütlicher Beilegung der Differenz machen, Andererseits heißt es, die Pforte ermuntere den Bey zum Widerstande, zu dem wobl ersichtlichen Zwedcke, die Suprematie über die Regentschaft wieder zu erlangen. Ein Abgesandter des Sultans sollte an den Bey, von Konstantinopel aus, abgeshickt werden. Unter diesen Umständen wird Frankrei , das gegenwärtig nur ein Dampf- {i} zu Tunis hat, wohl einige Kriegsschiffe dahin shicken müssen, um seine Landsleute daselbst für den Fall zu hüben, daß es wirklich zu Feind- seligkeiten zwishen dem Bey und Sardinien käme. Denn es is vor- auszusehen , daß es mit der Sicherheit der Christen ohne Unterschied der Nation zu Tunis zu Eude is, wenn wirklich ein Krieg ausbricht, Man hatte kürzlich auch von der Absendung einer Schiffs - Division nah den Küsten von Marokko gesprochen, aber bis jeßt hat dieses, auch in die Journale übergegangene Gerücht durchaus feine Bestäti- gung erhalten,

Michel Chevalier über die Durchstechung der Land- engen von Suez und Panama.

x Paris, 15. Febr. Unsere Zeit scheint berufen, die Ver- wirkflihung mehr als eines der großen Probleme zu schen, zu denen der menshlihe Gedanke wohl in der Vergangenheit {on sich empor= zuheben vermochte, während die Ausführung entweder an der Theil- nahmlosigkeit der Massen, oder an der Unzulänglichkeit der materiellen zumal mechanishen Mittel war, oder auch an der durch Kriege, Um= wälzungen und Wirren aller Art bewegten politischen Weltlage schei= terte, Mit dem Eintritte einer ruhigeren, friedliheren Zeit, mit der daraus hervorgegangenen Entwickelung einer humaneren Denkweise und des aus der freieren Bewegung der Geister erwachsenen Fortschrittes in Wissenschaft und Kunst, mußte sih in demselben Maße, als die Schranken fielen, welhe früher eine Scheidewand zwischen Land und Land und Volk und Volk gebildet hatten, auch die allgemeine Auf- merksamkeit vorzugsweise auf alles das richten, was das mit immer größerer Macht hervortretende Streben nah gegenseitiger Annähe- rung, nah Erleichterung der Verbindungen und des Verkehrs selbst weit von einander entfernter Nationen unter si{ch, zum Ziele zu füh= ren geeignet is, Es erscheint uns jeßt ganz natürlich, wenn der schon vor mehreren tausend Jahren von einem der altägyptishen Könige gefaßte Plan einer Durchstehung der Landenge von Suez Behufs der Verbindung des mittelländishen mit dem rothen Meere, ernstlich wieder hervorgesucht, und zu gleicher Zeit der wo möglih noch groß-= artigere, und in seinen Folgen noch weniger berechenbare Plan einer direkten Verbindung zwischen dem atlantischen Ocean und dem stillen Weltmeere dur einen über die Landenge von Panama zu führenden ti gefaßt und allen Ernstes zu seiner Verwirklichung vorgearbeitet wird.

Die Durchstehung des Jsthmus von Panama is eine Frage von doppelt wichtiger Beziehung, einmal in olitisch=öfonomischer, dann in kommerzieller Hinsicht; sie “umfaßt zugleich eine der schwierigsten Auf= gaben für den Jngenieur, und in allen diesen Beziehungen war da= her Niemand kompetenter zur Behandlung derselben, als Herr Michel Chevalier, Von diesem is eine treffliche Schrift über Suez und Pa- nama erschienen, die auch in diesen Blättern, welche zu wiederholten Malen son diesem Gegenstande ihre Aufmerksamkeit zugewendet ha= ben, eine ehrende Erwähnung und Besprechung verdient.

Herr Michel Chevalier giebt zuerst mit der Klarheit und Schärfe, welche dem kenntnißvollen Manne eigen sind, eine Darstellung der geographischen, geologischen und hydrographischen Verhältnisse des JZsthmus von Panamaz dann in kurzen und doch vollständigen Zügen eine geshihtlihe Skizze der ersten Besibnahme durch Columbus, Fer= dinand Cortez und Balboa, so wie der Versuche, welche gemacht wurden, um einen Durchgang zwischen dem atlantischen und dem großen Ocean zu finden; er führt die fünf verschiedenen Linien auf, auf welchen eine Verbindung zwischen den beiden Meeren mit as oder geringerer Leichtigkeit si herstellen ließe; unter- uht und erörtert die Natur der Arbeiten, welhe ausgeführt werden müßten, um dieses Ziel zu erreihen; endlih bespricht er der Reihe nach jede der Richtungen, welche am leichtesten ausführ= bar zu sein scheinen, und gebt dann mit der Autorität eines Mannes, der in dergleichen Dingen vollkommen zu Hause is, in eine gelehrte Auseinandersebung der Bedingungen ein, welche erfüllt werden müssen für die Herstellung eines Kanalweges von dem einen Meere zum au- deren. Jh beschränke mi darauf, hier nur Einiges anzuführen, was er über die Linie von Chagres nah Panama sagt, als welche, wie es scheint, die wenigsten Schwierigkeiten darbietet,

Diese Linie (sagt Herr Michel Chevalier) würde von dem Punkte des Zusammensflusses des Trinidad und des Chagres ausgehen und den See Vino Tinto zur Rechten lassen, um einen anderen See zu durhshneiden, der noch gar keinen bestimmten Namen hat; denn es ist ein noch so jungfräuliher Boden, daß selbst die charakteristishsten Züge der Gestaltung des Bodens, Berge, Flüsse und Seen noch nicht einmal feste Namen haben. Von da würde man längs des Lyrio, eines Seitenflusses des Cagno Quebrado, der selbst oberhalb des Tri= nidad in den Chagres sih ergießt, in gerader Linie bis zu den Quel- len des eigentlih sogenannten Bernardino fortschreiten und ihm bis auf etwa 5 Kilometres von der Bai des Chorrero folgen. Man würde alsdann si links wenden, um die Anhöhen von Cabra zu umgehen und an ihrem Fuße hin nah dem Meere zu sih zu wenden. So würde man bis zum Rio Farsan und zum Rio Grande gelangen. Auf der einen wie auf der anderen dieser Linien ist der Kanal sehr kurz, und der Punkt, wo die Wasserscheide zu über- schreiten is, wäre in einem unverhofften Grade niedrig. Zwischen dem See Vino Tinto und dem Yequas fand ihn Herr Morel nur 11 Metres 28 Centimetres über der mittleren Meerhöhe von Pa- nama. Vou dem Zusammenflusse des Trinidad und des Chagres nach dem Bernardino hat er ihn nur 10 Metres 40 Centimetres hoh ge= funden. Es wäre daher hinreichend, daß das Meer um die Höhe eines der niedrigsten Häuser von Paris sich erhöbe, auf daß eine na- türlihe Verbindung zwischen den beiden Oceanen hergestellt, und Süd= Amerika eine von Nord-Amerika vollkommen losgetrennte Jnsel würde. Und da nichts leichter und gewöhnlicher is, als Erdeinschnitte von 15 bis 16 Metres Höhe zu machen, ja manchmal ohne fonderlich große Anstrengung solhe bis auf 20 Metres ‘getrieben wer- den, so sieht man, daß man, ohne über die Gränzen der gewöhnlichen Arbeiten hinauszugehen, den Kanal graben könnte, indem man ihm anu seiner Mündung die große Tiefe von 7 Metres gäbe in der Art, daß er selbst zur Zeit der niedrigsten Ebben blos von dem Wasser des Meeres gespeist würde. Dies wäre dann buchstäblich eine künstliche Meerenge. Aber in dem morastigen Boden, aus welchem dieses Querthal von einem Ocean zum anderen besteht, müßte man leiht den nöthigen Wasserzufluß \ich verschaffen fönnen, ohne zu dem Meere seine Zuflucht zu nehmen. Ein Kanal von solcher Lage müßte übrigens eines shwahen Wasservorrathes

sem seuchten und niedrigen Terrain wäre das Durchsickern, welches unter allen Ursachen des Verlorengehens von Wasser bei deu Kanälen die am meisten einwirkende ist, in feiner Weise zu fürchten sein.

Was die Länge des Kanals zwischen Chagres und Panama nah der zuleßt von Herrn Morel vorgeshlagenen nie anlangt, so würde dieselbe 75,400 Metres (19 Post-Lieues), und weun man die schiff= bare Strecke des Chagres abrehnet, nur 542 Kilometres betragen, wovon 28 auf die Seite nah der Südsee und 203 auf die nah dem atlantishen Meere zu kämen. Dies würde sonach einer der kürzesten Kanäle der Welt sein. Noch bemerkenswerther würde er sein durch die Abwesenheit der Schleusen, denn es würde keiner solchen bedür= fen, außer an den beiden Endpunkten, um den Wirkungen des Stei= gens und Fallens des Meeres vorzubeugen, indem vermittelst der Thore, mit denen jede Schleuse versehen ist, das Wasser im Kanal was der Fluth und Ebbe auf einer bestimmten Höhe gehalten würde.

Einmal im Flusse haben die Schiffe unter deni Fort San Lorenzo, welches die Stadt Chagres beherrs{t, einen Wasserstand von 54 bis 7 Metres 32 Centimetres; dann îm Kanale bis zum Trinidad we=- nigstens finden sie eine ungefähr gleihe Tiefe. Vom Meer her fließt das Wasser, indem es sih vertieft, sehr {nell. 1800 Metres vou der Barre hat man 17 Metres Wasser.

Auf der Seite des atlantischen Meeres wäre man sona ganz nach Wunsch bedient. Nach dem stillen Meere hin bietet sih natür= lich der Hafen von Panama dar, den man mit mehr Recht als eine Rhede oder selbst als einen Golf bezeihnen fönnte, denn er is ein weit offener Raum, der mit \{önen Inseln übersäet ist. Nirgends können die Schiffe dort auf den Grund laufen. Die Küste senkt sich sanft, und ers auf 2000 Metres vom Lande findet man zur Zeit der Ebbe 6 Metres Wasser. Um des besseren Schußes willen legen die Schiffe unter ciner Gruppe von drei Juseln an, welche 3500 Metres von der Stadt der Mündung des Rio Grande gegenüber liegen und Llemco, Perico und Flamingo heißen. Von da werden die Ladungen auf Piroguen nah der Stadt geschickt.

Der Rio Grande, durch welchen der Kanal in den stillen Otean ausmünden würde, bietet an seiner Barre sehr wenig Tiefe dar. Zur Zeit der Ebbe beträgt dieselbe ein bis zwei Metres, und man findet auch erst in einer gewissen Entfernung im Meere einen Ankerplaß, geeignet für eine Kriegs-Korvette oder für eines der transatlantischen Paketböte nah dem gegenwärtig im Bau begriffenen Modell; aber längs dieser ganzen Küste findet man unter dem Schlamme in gerin=- ger Tiefe einen madreporischeun Kalkstein, grobe Korallenlager, der eine. Ausgrabung unter dem Wasser sehr leiht zuließe. ,

Bei Besprehung des Planes zu einer Kanalführung über die Landenge von Suez hat Herr Michel Chevalier vorzüglich die Unter=- suchungen benußt, welche Herr Lepure seiner Zeit dort machte, der bekanntlich auf Befehl des Kaisers Napoleon dahin ging. Auf diese gestüßt, giebt Herr Michel Chevalier eben so interessante als geist- reiche Bemerkungen über die Möglichkeit der Herstellung der alten Wasser-Verbindung, die einst Suez mit einem Arme des Nil verbun-= den haben, und die unter dem Namen des Kanals der Könige von Sesostris begonnen, von Darius vollendet worden sein soll.

Ih wollte durch diese kurzen Andeutungen und Auszüge nur die Bedeutsamkeit von Herrn Michel Chevalier?s neuer Schrift nachweisen, die Zu M Deutschlaud sicherlih mit dem größten Interesse gelesen werden wird.

Eisenbahnen.

bedürfen, welhes au seine imensionen sein möchten, denn in die-

Zahlen-Verháltuisse der österreichischen Eisenbahuen,

Die Kaiser Ferdinands-Nordbahun. Sie ist 42 deutsche Meilen lang, wovon auf die Wien-Lundenburger-Brünner Hauptbahn 20 » Lundenburg =Ollmüßer 15 » Prerauer-Leipniker L » Wien-Stodckerauer.….,. . Meilen kommen.

Ihr Anlage-Kapital besteht aus 154 Millioneu Gulden in C.-M,, welches theilweise dur 14,100 Actien aufgebraht wurde, Die Meile fostete 330,000 Fl.; sie unterhält 42 Lofomotiven für die Bahn=- dienste, Vom 1. November 1839 bis zum 31, Oktober 1840 wur- den dur sie 228,368 Personen, 578,858 Ctr. Waaren transportirt und hierfür 588,343 Fl. 56 Kr. eingenommen und. 451,092 Fl. 40 Kr. ausgegeben, Die Regiespesen betrugen demnach gegen 70 pro Cent.

Vom 1. November 1840 bis zum 31. Oktober 1841 wurden auf derselben 234,425 Reisende und 929,347 Ctr. Güter trauspor- tirt; die Einnahme dafür betrug 809,959 Fl, Vom 1, November 1841 bis 31. Dezember 1842, somit in 14 Monaten, wurden 706,856 Personen gefahren und 1,704,490 Ctr. Güter befördert und hierfür 1,443,747 Fl. C.-M. eingenommen.

Die Gesammt - Auslagen betrugen in dem leßteren Zeitraume 993,090 Fl, 15 Kr., daher 63 pro Centz der Reinertrag war 490,057 Fl. 13 Kr. C.-M.

Vom 1. Januar bis incl, 30. November 1843 wurden 615,435 Personen, 1,572,190 Ctr, Waaren befördert und hierfür 1,417,167 &!l. 13 Kr. in Empfang genommen.

Ihre Actien (zu 1000 Fl,) siud nunmehr weit über den Nomi= nalwerth gestiegen,

Die Wien - Gloggnißer Bahn. Sie besteht als solche mit einem Fonds von 10 Millionen Fl., welcher durch 25,000 Actién pro 400 Fl. herbeigeschafft wurde. Jhre Länge beträgt 10 deutsche Meilen. Sie verwendet 30 Lokomotiven. Eine Meile fosiete 700,000 Fl. C.-M.

Vom 16. Mai 1841, als dem Erbffnungstage der Bahn, bis 1. Juli 1842 wurden durch sie 1,305,951 Personen befördert, und an Fahrgeld 711,265 Fl. 19 Kr. C. -M. eingenommen. Die Aus=- gaben für den Betrieb in dieser Zeit betrugen 376,831 Fl,, der Nettogewinn demna 334,433 Fl. 48 Kr. C.=M., und die Betriebs= kosten 53 pro Cent.

Der Bahnbetrieb vom 1. Juli 4842 bis 31, Dezember 1842 trug 439,690 Fl. 19 Kr, C.-M. eins darunter der Güter-Transport, im Gewichte von 380,784 Ctr., 65,235 Fl. 2 Kr. C.-M. Die Ausgaben in diesem Zeitraume beliefen sih auf 222,269 Fl. 28 Kr., mithin ergiebt sich ein Rein-Ertrag von 217,320 Fl. 57 Kr., während die Regiekosten sich auf 50 pro Cent stellten, Der Bahnbetrieh rentirte demnach mit 4 pro Cent.

Vom 1. Januar bis 30. November 1843 wurden transportirt : 1,114,852 Personen, 1,076,521 Ctr. Fracht, und hierfür 798,917 Fl, 10 Kr, C.-M. eingenommen, L

Die Budweis-Linzer Pferdebahn. Sie ist 17 deutsche Meilen lang und wurde mit einem Kapital-Aufwande von 1,6 Fl. 7 Kr. C, M. hergestellt. Die Meile kostete demna 97,3 fl

Zhre Frequenz und Einnahme waren seit dem Jahre 1839 bis jeßt folgende: