1844 / 80 p. 2 (Allgemeine Preußische Zeitung) scan diff

, 6) welche, wie angegeben, am Schlusse des Jah-

A Be 57,523 D gestiegen war, betrug am Schlusse

res 1 E 1842 147,365, am Schlusse des Jahres 1816 324,632, des pad also gegen das Jahr 1842 um 10,158 Personen oder und bat f S fit dem Ende 1816 aber um 132,891 Personen oder S E e um beinahe 41 7 vermehrt.

Ausland.

Deutsche Bundesstaaten.

Bayern. Múnuchen , 12. März. (Fr. M.) Zur Ver= mählung Jhrer Königl. Hoheit der Prinzessin Hildegarde, welche am 4. Mai stattfinden wird, soll, wie bei uns allgemein gebofft wird, der Vater des erlauhten Bräutigams, Erzherzog Karl, uns mit sei= nem Besuche beglücken. Die Gemächer der Herzog Marburg werden zum Absteigquartier für Se. Königl. Hoheit den Kronprinzen hergerihtet, welher zur Vermählung der Prinzessin Schwester hier eintreffen wird. Wie es heißt, wird Se. Königl. Hoheit in diesem Frühjahr auh die Pfalz besuchen. Jn Hohenschwangau werden bau=- liche Veränderungen vorgenommen.

Württemberg. Stuttgart, 14. März. (S. M.) Se. Majestät der König haben die beiden lebtvergangenen Nächte unter dem Genusse mehrstündigen Schlafes ruhig zugebraht, Sämmtliche Krankheits-Zufälle nehmen immer mehr ab und sind theilweise ganz verschwunden. Se. Majestät befinden sih übrigens von dem vor- übergegangenen Fieber noch ziemlich ermüdet und angegriffen. Näch= stes Bülletin übermorgen.

Sachsen-Weimar=-Eisenah. Weimar, 12. März. (Fr. Journ.) Die Genesung der Frau Großherzogin i zur Freude der Bewohner der Residenzstadt nun so weit vorgeschritten, daß die hohe verehrte Fürstin bei eintretender freundlicherer Witterung das Zimmer wieder verlassen darf. Vorgestern wurde den anwesenden Landständen die Ehre zu Theil, Jhrer Kaiserl. Hoheit vorgestellt zu werden, bci welcher Gelegenheit sih die hohe Frau gegen die Vertreter des Vol- fes sehr freundlih bewies und die aufrichtigen Glückwünsche in Bezug auf ihre Genesung mit sihtbaren Zeichen der Rührung aufgenommen haben soll,

% Luxemburg, 13. März. Die Anfeindungen, welche man sich gegen den apostolishen Vikar des“ Großherzogthums, Herrn Bischof Laurent, neuerdings wieder erlaubt, weist der größere und bessere Theil der Luxemburger mit Unwillen zurück. Die gegenwär= tigen Verdächtigungen und unwürdigen Angrisse im Luxemburger Journal hat si dieser geistlicye Oberhirte wohkt allein durch seine in den jüngsten Verordnungen unverholen ausgesprochene Richtung zugezogen, welche er in seinen Amts-Functionen einzuschlagen gedenkt. Diese A unseren Antideutschen nicht zu und erfüllt sie mit Besorgniß in Betreff der Aufrechthaltung ihrer unvolksthümlichen Tendenzen um \o mehr, als ihnen die neuesten Vorgänge ohnedies {hon einen er= heblichen Theil ihres Terrains abgewonnen haben. En

Nach langer und sorgfältiger Prüfung aller Verhältnisse des Landes glaubt es Herr Bischof Laurent mit scinem Gewissen unver= träglich, irgendwie fremdartige Elemente zu begünstigen. Er hat die Ueberzeugung gewonnen, daß dem Lande nur das förderlich sein fann, was in der Natur seiner Lage und Bewohner begründet i} , und in religiöser und politischer Beziehung den in den anderen deutschen Bundesstaaten herrschenden Grundsäßen entspricht, so weit sie in Ein- Flang mit den Verhältnissen des luxemburger Landes zu bringen sind. Die deutsche Sprache zu heben und zu kräftigen und mit ihr deutschen Geist und deutsches Leben zu fördern, us Bedürfnisse, die zu lange schon auf eine reelle und allgemeinere Befriedigung gewartet haben. Jn seiner neuesten Verordnung über die Kirchen- Verwaltung sagt Herr Laurent daher ausdrücklich: „Sämmtliche Register der Kirchen-Verwaltung werden in der deutsheu Sprache, als der Volkssprache unseres Landes, geführt, da es sich gebührt, daß alle Mitglieder der Kirhen-Verwal- tung das verstehen und fennen, wofür sie verantwort- lich find. Eine Acußerung, deren Beherzigung von Seiten der Civil-Behörde sehr zu wünschen wäre, die aber in der heutigen Num=- mer des Luxemburger Journals unter den Beschwerdepunkten obenan steht, Die Motive, welche allen übrigen zum Grunde liegen, lassen sich so von selbsi errathen und können daher übergangen werden.

Die Errichtung des Geistlihen- Seminars, zu dem bereits seit lange das Gebäude angewiesen is und das im Monat Oktober ins Leben treten \oll, wird von einer Seite jeßt ebenfalls lebhaft be- kämpft. Man schiebt die Kosten vor, welche dur dasselbe dem Lande erwachsen, und macht den Vorschlag, die Zöglinge des Seminars nach Trier zu schicken, wie man früher Namur für diesen Zweck nannte. Wenn {h hiergegen auch in mancher Beziehung nichts einwenden ließe, so muß ein solher Vorschlag doch als mit den Diözesau-Verhältnissen unvereinbar bezeichnet werden. Uebrigens wird das Geistlihen-Seminar, wie wir wohlunterrichtet berichten können, Sprach-Reinigung und Ver= edlung als eine seiner Haupt-Aufgaben mit erhalten; cinige tüchtige deutsche Gelehrte für die Anstalt zu gewinnen möchte daher sehr wünschenswerth sein. Einige Geistlihe auf dem Lande predigten bisher noch im luxemburger Dialekt; dies soll künftighin nicht mehr

Sämmtliche Verfasser derselben sind auf dem Titel der Zeitschrift als Mit-

glieder der Staatswirthschaftlihen Fakultät zu Tübingen bezeichnet. Unverkennbar ist das Juteresse, weldes die unter Nr. 1 und 3 bchan- delten Gegenstände eben jegt zunächst für das südwestlihe Deutschland haben, Ein dringendes Bedürfniß der Zeit von höchster Bedeutung und allumfassender Wirksamkeit, wird aber besonders in Nr. 4 mit großer Klar- heit wahr und ain besproden. Wie nothwendig über der Grundbedin- ging des - staatswirthschaftlichen Lebens, der Entwickelung aller im enschen liegenden Kräfte möglich unbeschränkten Raum O S n, die Beachtung des Sittengeseges unverbrüchlih gebietend B das ‘kann nicht érgreifend Gi einem Zeitalter vorgehalten werden, das G g als je zuvor'in ber Erfüllung des ersten Seegens vorschreitet, welchen Tai e eshlecht' empfing. Erdrüende Dürftigkeit und zerstörende Sclbst- ane “S E ddeitaßmen Pauperi3mus uind Commünièmis genannt drohen mad ü fruchtbar unv mehret euch! Füllet dic Erde und M Sa euch unterthan!“ in Flych zu vLerwaändeln, wo der Mensch j üdbreiten seiner Herrschaft über die Aussenwelt seiner höhern

Hy A Uneingedenk ih selb zu beherrschen vergißt.

e ge R d vet sämmilicher Abhanblüngen soll dies Hervor- andeln V oorgreifen ; es soll vielmehr nur die Bahn andeuten, . tigen An nach die neue Boa sich bei so ma- o 19. The ahme und Auszeichnung erwerben und

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1 E E

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geschehen, da der Landmann das Hochdeutsche fast durhgehends ver= steht und wo es nicht der Fall: ist, der Unterricht darauf hinwirken soll, damit das Hochdeutsche ein Gemeingut werde. Daß auch die Bewohner der Stadt Luxemburg selbst, die bekanutlih ein unreineres Deutsh sprechen äls der Landmann, mit; gewi; nur sehr wenigen Ausnahmen, das Hochdeutsche verstehen und sprechen geht zugleich aus der außerordentlichen Theilnahme hervor, der sih die Predigten des Herrn Bischofs* erfreuen und zu denen auch das Landvolk zahl= reih herbeiströmt. Dies möchte cine Andeutung sein, daß, wie in Belgien die flämishe Sprahe und Literatur an der Kirche eine mächtige Stütze erhält, eine gleiche unter ziemli ähnlichen Verhält- nissen auch unserem Lande geworden ist.

Oesterreichische Monarchie.

Wien, 14. März. (W. Z.) Die zur Prüfung der Verwal- tung des Staats-Schulden-Tilgungs-Fonds ernannte Hof-Kommission hat ihren Bericht für das zweite Semester des Verwaltungsjsahres 1843, nämlih vom 41, Mai bis Ende Oktober 1843, abgestattet, woraus wir Folgendes entnehmen: Ï

Der Vermögensstand, welcher mit Ende April 1843 eine Summe

174,710,504 Fl. 46° Kr.

6,642,829 » A472 » 181,353,331 Fl. 3, Ar.

von erreihte, und im zweiten Semester 1843 En U Son ¿i ée Lide res erlangt hat, is auf gestiegen, wovon jedoch die öffentlich ver= brannten Obligationen mit in Abzug kommen, wornach das Vermögen mit Ende Oktober 1843 noch betragen hat Da aber dem Tilgungs-Fonds bei dieser Gründung ein Kapital von als Stammvermögen übergeben worden is, so hat derselbe aus eigenen Mitteln sein Vermögen, außer der stattgehabten Til- gung, um vergrößert. Die Einkünfte des Fonds bestanden zu Ende des ersten Semesters 1843, nah Abzug der Zinsen von den damals noch nicht gelöschten Obligationen, in 9,533,730 Fl. 45? Kr. Durch die Einlösungen im zweiten Semester 1843 haben sich dieselben bei der un- verändert gebliebenen Tilgungs - Quote von 1,888,450 Fl. im Zinsen = Erträg= nisse um folglih auf vermehrt. Die mittelst der Allerhöchsten Patente vom 24. März 1818 und vom 1. Oktober 1829 §, 9 bestimmte jährlihe Vertilgung von 5,000,000 Fl. in eingelösten Obliggtionen der älteren Staatsschuld hat für die bis Ende Oktober 1843 verflossenen Termine bereits in der Art stattgefunden, daß die für das Verwaltungsjahr 1843 aus= geschicdene Summe von 5,952,985 Fl, 31% Kr., welche, auf 2!proc. Effekten berehnet, dem festgeseßten Betrage von 5,000,000 Fl. gleich= fommt, am 25. November 1843 öffentlih verbraunt worden is, wo- uach, da die Einlösung mit Einschluß der Umwechselung und ter be= sonderen Zuflüsse im ersten Semester 1843. 4,304,136 Fl. 18?, Kr. und im zweiten Semester 1843 ............ 2,342,606 » 51% » zusammen im Verwaltungsjahre 1843... 6,646,743 Fl. 10% Kr. oder in 2¿proc. Effekten... 9,036,007 » 10 » betragen hat, für die nächste Vertilgung des Verwaltungsjahres 1844 noch übrig waren 636,007 » 10 » Für die periodische Vertilgung von Obligationen, die in Folge des Allerhöchsten Patentes vom 1. Oktober 1829, §. 8, einzutreten hat, so bald der Fonds mit seinem Einkommen eine zum bleibenden Vermögen nicht gehörige Kapitals - Summe erreicht hat, welche 1,000,000 Fl. în Conventions-Münze an Zinsen abwirft, is mit Ende April 1843 guf die sechste Million“ ein jährliher Zinsen-Betrag von 239,766 Fl. 315 Kr.

5,952,985 »

31% » 175,400,349 Fl. 22 Fr.

50,135,627 » M2 »

125,264,721 Fl. 41! Fr.

200,836 » 201 » 9,734,967 Fl. 53 Kr. 8

vorhanden gewesen, derselbe hat sich im 2ten Semester 1843 um vermehrt, wonach zu Ende Oftober 1843 | vorhanden waren 416,603 Fl. 317 Kr. Die gesammten Einlösungen, welche der Tilgungs-Fonds aus eigener Baarschaft bewirkt hat, betragen : au in Conventions - Münze verzinslichen Effekten

176,836 »

592 »

294,944,767 Fl, an Einlösungsscheinen dito 111,938,101 » an anderen Obligationen 12,335,612 » 25 »

Zusammen also... 419,218,481 Fl. 41% Kr. wozu ein Geld=Aufwand von 294,349,917 » 275 » C. M. erforderli war.

Die Summe der vorstehenden, mit baarem Gelde bewirkten Ein- lösungen wurde noch durch das dem Tilgungs-Fonds zugekommene Stamm - Vermögew von 50,135,627 Fl. 21% Kr. und durch die gus den Staats - Kassen ihm unentgeltlich übergebenen, zum Theile auch späterhin erkauften Obligationen von 401,930 Fl. 41% Kr. vermehrt, dagegen um die gegen Vergütung oder gegen Umtausch abgegebenen Obligationen von 3,625,495 Fl. 362 Kr. vermindert.

Die Totalsumme aller Schuldverschreibungen, welche der Tilgungs-

25°, Kr.

5 i »

Merkur und Apoll,, sondern Linos und Apoll dargestellt sci, legte Herr

Panofka noch die Zeichnung zweier Marmor-Srtatuen vor, die einen fklei- nen ruhenden Stier an einem Baumstamm neben einem flötenden Faun (Clarac Stat. ant. Pl, 710 B,, n. 1670 B. 1670 C.) uns zeigen, gerade wie ihn der Künstler, wenn der Ninderstreit die Aufgabe seiner Gruppe bil- dete, zur Andeutung des Haupt - Motivs anzubringen nicht versäumt hätte. Besonders als Sand für diese Auslegung erscheint eine dem gedachten Knaben ähnlihe Marmorfigur der Pembrokeschen Sammlung (Clarac Stat. ant, PI. 650 A. n. 1481 À.) auf einer Basis Meyen, die Hände nach hin- ten an einem Baumstamm gebunden, den Kopf mit einer spiy aus]gufenden Müye bedeckt, im gesenkten Blik und sonstigem Ausdruck des Gesichts Schmerz und Trauer verrathend, da für diese sich schwerlich ein passenderer

Name als der des Linos finden möchte, P . Hierauf legte Herr Panoffa seine zur Erläuterung griechischen Män- nerlebens gravirten 2 Tafeln vor, und benußte die Gruppe Taf. 11, Nr, 8, zu ciner ausführlichen Erörterung des berühmten und figurenreihen Vasen- bildes in der ncchener Sammlung, dem jene Gruppe entlehut is (Du- bois Massvönneuvé lutroduct. Pl. XLIV.). Herr Panoffa erkannte darin die int gun des Königs von Scheria, Alkinoos, durch die List seiner Ge- mahlin Arete rasch vollzogene Vermählung der Medea mit Jason, welchen die Tochter des Hauses, Nausifaa, von diescm Plan in Kenntniß sept, wäh- rend ihre Mutter andererscits mit der bräutlich verschleierten Medea beschäf- tigt is, Zwischen beiden Gruppen mitten inne steht Jasons Freund, Glau- kos, der Baumeister und Steuermann der Argonauten, einen Ahnenbrief mit dem Namen Sisyphos, sei es sür si, oder sür Jason als Enkel des Kretheus, Bruders des Sisyphos, ur blung und Beschüßung gegen die von_Aeetes ver Medea natgeschicten olcher dem König Allinoos vor- jeigeuv, Bei ‘ver bisherigen Erklärung „die Ankunft der Argonauten bei retes, einer bringt ihm eîne gastlihe tesscra von UEEO bn Pag au

e

Acetes korinthische Herkunft), nd Medea {ließen ihr Licbesbünd- niß (Müller Archâol, 412,4 S, 845) bestembei vas bellenifae ‘fast

Fonds aus dem Umlaufe geseßt hat, beträgt demnach 466,220,544 Fl. 7% Kr. und besteht:

a) aus den Kapitalien ter in Conventions - Münze verzinslichen Effekten im Betrage von 169,361,743 Fl. 4% Kr.;

E b) aus der: in Einlösungsscheinen verzinslichen Staatsschuld 4,728,638 Fl. 95 Kr.; C) aus den eingelösten und bereits jahrweise vertilgten Obliga- tionen der älteren Staats\huld 142 Mill, 989,652 Fl. 48 Kr.

d) aus den am. 27. Juli 1832, 16. Dezember 1834, 20. No= vember 1837, 27. April 1840 und am 419, Dezember 1842 mit einer Zinsen-Summe von 5 Mill. Fl, verbrannten Obligationen der neuen A Os » Mile verzinslichen Staatsschuld 136,804,897 Fl. 40% Kr.

e) aus anderen Obligationen 12,335,612 Fl, 25 Kr.

Frankreich.

Paris, 14. März. Die Deputirten-Kammer hat die Verhand= lungen über das Patentgeseß gestern noch nicht beendigt, man glaubt aber, daß sie heute zur Abstimmung über den ganzen Entwurf ge langen werde. Gestern beschäftigte man sich mit den Fragen, welche die Kammer sich in den früheren Sißungen vorbehalten batte, und die sehr verschiedener Art waren, Die wichtigste darunter, über welche auch am längsten berathen wurde, betraf die Grundlage der verhältnißmäßigen Steuer mit Hinsicht auf die Hüttenwerke und Manufakturen. Die Regierung und die Kommission hatten sich, nah einer nohmaligen reiflihen Prüfung, definitiv für das von Herrn von Chasseloup = Laubat vorgeschlagene System erklärt, nah welchem jene Steuer nicht blos nah einem Theil des Jundustrie-Mobiliars, etwa nah dem Handwerkszeug oder Fabrik = Material mit Ausschluß der Triebkraft, oder nah leßterer mit Ausschluß des ersteren, sonderu nah dem Miethswerth dcr ganzen Anstalt sammt allen ihren mate= riellen Productionsmitteln berechnet werden soll. Nach langen De= batten entschied sich die Kammer für dieses System, Darauf schritt die Kammer zur Erwägung der Tabelle, die den Ausnahme - Tarif der ohne Rücksicht auf die Bevölkerung besteuerten Gewerbe enthält, worüber sie heute die Diskussion fortseßen wird.

Der Erzbischof von Lyon, Kardinal von Bonald, hat seinerseits über die Unterrichts -Frage ein Schreiben an die Pairs-Kammer ge- richtet, um seine Ansichten von der Freiheit des Unterrichts zu ihrer Kenntniß zu bringen, Kardinal Bonald findet es höchst unziemlich, daß der Geistliche, der eine Unterrichts-Anstalt gründen will, sich von dem Maire des Orts ein Sittenzeugniß soll ausstellen lassenz die Befugniß dazu, meint er, gehöre nur dem Bischof. Die Bestimmung des Geseß-Entwurfs, die Ausschließung der geistlihen Corporationen betreffend, nennt der Erzbischof eine grausame Seelentortur. Er ver= langt die Unterrichts-Freiheit so, wie sie in Belgien besteht.

Die durch die Pairs-Kammer mit der Prüfung des Geseß-Ent- wurfs über den Sekundär=-Unterricht beauftragte Kommission hat mit Sorgfalt alle durch diesen Entwurf angeregten Fragen erörtert, Der Art. 17, in Betreff der geistlichen Sekundärschulen, hat, wie man sagt, vorzüglich ihre Aufmerksamkeit in Anspruch genommen, und sie soll die Unzulässigkeit des dur diesen Artikel vorgeschlagenen Sy= stems und die Nothwendigkeit erkannt haben, eine einförmige Regel für die Laien= und geistlihen Schulen festzustellen. A j

Der von Toulon nah Paris berufene Contre-Admiral Hamelin, bestimmt, den Admiral Dupetit-Thouars auf der Station in der Süd= sce zu erseßen, hatte heute eine lange Konferenz mit dem Marine- Minister Mackauz erx wird erst Anfangs April von Brest aus nach Otaheiti unter Segel gehen.

Man sagt, die französische Regierung habe sich erboten, zu den Kosten der Telegraphenlinie, welche die spanische Regierung von Ma- drid bis zur Gränze herzustellen gedenke, ein Drittel beizutragen.

#0 París, 14. März. Die heutige Sihung der Deputirten- Kammer war noch immer dem Patentgeseße gewidmet. Bei Post= {luß war man noch nicht zu Ende damit. Während der Sißung legte Herr Viger seinen Bericht über die geheimen Fonds vor, zu- stimmend, wie vorauszuschen war, ja die verlangte Summe kaum zureichend findend. Er verlangt die einfache. Annahme des Geseh- Entwurfs, ohne daraus eine politische Frage zu mahen. Ju der Akademie wurden heute Herr Saint Beuve an der Stelle des Herrn Casimir Delavigne und Herr Merimer an der Stelle des Herrn Charles Nodier zu Mitgliedern ernannt, Die neulih mitgetheilte telegraphishe Depesche, die Ergebung von Alicante und die Flucht Bonet's betreffend, war offenbar falsch, denn heute hat man Nach- riht, daß Bonet bei einem neuen Ausfalle aus Alicante mit dem größten Theile seiner Leute gefangen worden is. Er und 25 seiner Offiziere sollen sogleich erschossen worden sein.

A Paris, 14. März. Die Kirchen - Partei beharrt in der herausfordernden Haltung, welche sie der Regierung gegenüber ange=- nommen hat. “Kaum hat der Kultus - Minister seinen scharfen Tadel gegen die gemeinschaftliche Vorstellung der Bischöfe der Provinz Pa- ris ausgesprochen, so macht das Haupt - Organ der kirchlichen Partei bekannt, daß eine noch größere Anzahl anderer Erzbischöfe und Bischöfe schon „vor längerer Zeit“ eine ähnliche Adresse niht au den Kön!g, sondern an den Kultus-Minister erlassen haben. Das Univers theilt mehrere Stellen aus diesem Schreiben mit, welches von den Erz= bischöfen und Bischöfen von Rheims, Cambrai, Arras, Soissons, Beau- vais, Chalons und Amiens unterzeichnet is, Die Prälaten fordern

S A Zes

ir den sonst immer in asiatischer Tracht erscheinenden Kolcherkönig A E de Canosa A D die Gruppe der zwei Frauen rechts bleibt uumotivirt und unerklärt, der Jüngling, der die Tessera vorzeigt, entbehrt cines Eigennamens, so. schr auch die bedeutungsvolle Stelle, die er einnimmt, ihn erheischt, endlich die Bezichung des Namens Sisvyphos zu dem Juhaber diescs Ahuenbriefes wird weit weniger gerc!fertigt, als wenn man Glaukos hier ersennt, dessen enges Verhältniß zu Jason in der anthe- donischen Sage durchschimmert, nah welcher er spâter, iu einen Meergott verwandelt, von Jason allein gesehen, allen Uebrigen aber unsichtbar, aus den Tiefen des Meeres sich erhob. (Athen. VU, p. 296 d. p. 297 a.) Hierauf erläuterte Herr Gruppe das große apulische Vascnbild der Königl. Sammlung zu Neapel, in welchem unter dem Vorsiß vou Bacchus und Ariadne, als Schußgottheiten theatralischer Feste, die Ankleidung zah!- reicher Schauspieler uit deren beigeschricbenen Namen dargestellt ist, Der Vortragende behielt sich vor, auf dieses merlwürdige, neuerdings durch das archäologische Jnstitut bekannt gemachte Kunstwerk bei der Erläuterung scenisher Baulichkeiten zurückzukommen, über welche er eine selbstständige Arbeit vorbereitet, Sodann legte Herr Bötticher dcn so eben vollende- ten Atlas seiner griechischen Tefktonif vor, und eröffucte eine Neihe von Betrachtungen, welche aus jenem reichhaltigen Werke für die philosophische und monumentale Behandlung der Kunstgeschichte sich ergeben. vi Herr Professor Na u h hatte eine Auswahl von Gypsabgüssen bilblich verzierter Goldfachen zur Ansicht mitgetheilt, welche als Musterstücke der funstgeübten Metallarbeit und der Prachtliebe gelten können, welche der thrafishe Chersonnes als entlegenster Stapelplaÿ der griechischen Kunst durch neuere Ausgrabungen “nmatnig cch befindet hat. pre i; Herr Zahn legte mehrere farbige Na oungen pompejanischer Wandge- málde vor z die in Originalgröße ausgeführten Blätter; barste end den vou der Siegesgöitin bekränzten thronenden Jupiter aus der Casa di Castore e Polluce, ferner Venus und Adouis , eine Hore des Herbstes, hauptsäch-

lich die schöne Gruppe der Galathea aus dex Casa dei capitelli colarau

“P TÉRESI Sr; Dr gie

die Befreiung der neben der Universität bestehenden Unterrichts- Anstalten von der Aufsicht der Universität, an deren Stelle eine bloße Sitten-Kontrolle des Staats zu seßen sei, sie wollen ferner, daß die wissenschaftlichen Bedingungen, von denen die Errichtung einer öffent- lichen Lehr - Anstalt abhängig ist, erleichtert oder, noch besser, ganz abgeschafft werden, und sie verlangen endlih, daß die Prüfungs- Kommissionen, wclhe über die wissenschaftlihe Besähigung der Lehramts = Kandidaten eutscheiden, nicht länger aus dem Schoße der Universität hervorgehen, Nah den im Univers ent- haltenen Auszügen zu urtheilen, is das fragliche Denkschreiben in einem gemäßigteren und friedfertigeren Tone gehalten, als die Vor- stellung der Bischöfe der Provinz Paris, allein nichtsdestoweniger ist jenes wie dies ein der Form nah unstatthafter, geseßwidriger Sthritt , welcher, nahdem er öffentlih zur Sprache gebracht worden ist, von Seiten des Ministeriums nicht ungerügt bleiben fann und darf. Daher is die Bekanntmachung dieses Dokumentes eine Heraus- forderung im vollsten Sinne des Wortes, eine Herausforderung, welhe nebenbei der Welt zeigen soll, daß das Kabinet nicht den Muth hat, den Verfechtern der kirchlichen Sache kräftig entgegen- zutreten, wenn es nicht mit den Hagren herbeigezogen wird. Schon von der Antwort des Herrn Martin auf das Schreiben der Bischöfe der Provinz Paris hat man gesagt, daß sie nur dur die Veröffent- lihung dieses Schreibens erzwungen sei, indem das Kabinet vorher zwei Monate hat vergehen lassen, ohne die mindeste Notiz von jenem Schritte zu nehmen, Viel lauter aber wird jebt derselbe Vorwurf erneut werden, wenn das Ministerium sih jeßt entschließt, der gleidh= falls {on vor längerer Zeit eingereichten Vorstellung der Bischöfe von Rheims, Cambrai u. st. w. eine ähnliche Abfertigung zu Theil werden zu lassen. Daß man aber die Manifestation dieser Herren nicht ctwa mit Stillschweigen übergehen fann, versteht sich, uach dem was m der Sache der Prälaten der Provinz Paris geschehen ift, zwiefah von selbst, E

__ckx París, 14. März. Herr Berryer, der neuerwählte legi- timistishe Deputirte von Marseille ist am 10ten daselbst eingetroffen, Es war vorauszuseheu, daß seine legitimistishen Freunde daselbst die Ealegenheit benußen würden, ihm eine Art Ovation zu bereiten, Der Sud, das Präfefturblatt, thut der Sache mit wenigen Worten Erwähnung, ohne ihr cine größere Bedeutung beizulegen. Der Be- richt des Semaphore, eines der jeßigen Regierung ergebenen, aber ziemlich unabhängigen Blattes, das als der Ausdruck der Gesinnun= gen ger Mehrheit der Bevölkerung von Marseille gelten kann, sagt arüber : /

„Um drei Uhr Naqhmittags“', sagt der Semapho re, „fam Herr Berryer at Es war Sountag, das Wetter schön, daher die Bevölkerung von Marseille, auf ihrem Spaziergange, wie gewöhnlich, vollkommen in der ösung, den Enthusiasmus der Legitimisten mit anzusehen, Der Wagen des „großen Redners“ durchfuhr einen Theil der Stadt, esfoitirt von etwa funfzehn jungen Leuten zu Pferdez einige Getreue folgten diesem Wagen und riefen: es lebe Berryer! Auf dem Playe Noailles, gegenüber dem Hotel, wo Herr Berryer abstieg, stand eine beträchtliche Menge z aber diese Menge war offenbar weit mehr dur Neugierde herbeigezogen, als durch ein Gefühl politisher Sympathie, denn kaum dreißig bis vierzig Per- sonen ließen bei dem Erscheinen des Helden des Tages Zurufe ertönen. Die Haltung der Masse bildete einen schlagenden Kontrast mit der Lebhaftigkeit dieser kleinen Gruppe, die beinahe ihren Deputirten er- stikt hätte, als er aus dem Wagen sticg. Nachdem Herr Berrver sich alle erdentliche Mühe gegeben hatte, um sih den Händen seiner erhißten Freunde zu entziehen, ließ er sie endlich gewähren, aus Besorgniß, in diesem Kampfc zugleich seine Kleider und seine Popularität zu gefährden, und er ließ sich jo in die Zimmer bringen, die sür ihn bestimmt waren. Einmal befreit von diesem Drange seiner Freunde, erschien er auf dem Balkon des Hotels, und von dieser hohen Tribüne aus richtete cr an die Zuschauer die üblichen Danksagungen. Darauf vershwand Herr Berryer hinter den Vorhängen des Salons und Alles war abgethan., Es waren Vorsichtsmaßregeln getroffen worden, um jede Unordnung zu verhindern, und glücklicherweise waren diese Vor- sichtsmaßregeln unnöthig. Die Truppen bewerkstelligten nur die Räumung des Plaßes Noailles, wo die Anhäufung der Neugierigen die Circulation störte. Dàs ist in furzem Abriß die Geschichte diefes Tages, der schr ruhig abgelaufen is... Wir hofften in der That, etwas Schöneres zu sehen, daß die Legitimität et= was Lebhafteres und Feurigeres zeigen würde im Punkte des Enthusiasmus, Die Wahrheit is, daß Herr Berryer, als er eine ungeheure Masse durch- schritt, überall der Gegenstand einer hervortretenden Gleichgültigkeit gewesen ist, Abends im großen Theater verlangte das Publikum die Marseillaise, die von Junca und deu Sängern des Chores gesungen wurde, Das Nga- tional -Lied hat allgemeinsten Enthusiasmus hervorgerufen, Diese Mani- festation hatten die Legitimisten wohl kaum erwartet,“

Der Bericht der legitimistishen Gazette du Midi lautet da- gegen freilih ganz anders :

„Welches Fest und welches Entzücken !“ beginnt sie, „Berryer is au- gekommen und das Volk hat ihn empfangen! Ein langes Cortège von Vi9ats hat den guten Bürger, den warmen Marseiller, unseren Adoptiv- bruder, empfangen !‘““ Jett könne Frankreich die Wiedererhebung aus seinem Elende hoffen, die Morgenröthe sciner Regeneration sei nahe daran, aufzu- gehen. Marseille habe feinén Erwählten, würdig Beider, empfangen. „Der Gebrandmarkie des Ministeriums des Auêlandes empfängt von uns seine Kronen, der von dem Manne von Gent Gebrandmarkte ist der geehrte Gast ciner französischen Stadt, das war in der Ordnung.“ Folgt eine mit glü- henden Farben aufgetragene Lobrede für Berryer, Nie sei ein Fürst so empfangen worden, wie diefer Fürst des Wortes bei seiner Ankunft. Kein offizieller Schwarm, keine cigennüpßigen Vivats, nichts Anbefohlenes, keine Be- amten mit Stickereien quf den Kleidern und mit Claquehüten, keine Leute des Hauscs seien da erschienen! Dagegen bis auf 4 Stunden vor der Stadt unzähl- bare Massen zu beiden Seiten der Straße, die in eine Promenade umgewandelt getvesen, der herrlihe Himmel, endlich der aus der Ferne sichtbar werdende

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Zug des illustren Deputirten, in Mítte von Staubwolken, und zulegt das roße und wohlwollende Gesicht Berryer's selbs, strablend von Freude in Mitte des seinem Jubel sich hingebenden Volkes, das seien die Wunder des wahren, des henzlichen, des bélobtienden Enthusiasmus gewesen, Herr Ber- rver bcfand sich in offenem Wagen mit seinem Sohne und den Herren Negre und de Gaillard, Präsidenten der Wahl, Unter den fol- genden Wagen befand sih auch der des Deputirten Herrn Su- rian, Der Wagen Berryer's selbst wurde mit Lebchochrufen, mit Bei- fallflatshen, mit Schwenken der Hüte überall empfangen, sagt die Gazette du Midiz Herr Berryer habe sih jeden Augenblick erhoben, um zu danken, mit entblößtem Haupte und dem großen Bouquet „des Gebrand- markten“’ in der Hand, die andere auf sein Herz legend. Von den Fenstern der Häuser in der Stadt winkten ihm die Damen mit ihren Taschentüchern zu, von der Menge auf der Straße suchten zahlreiche Personen die Hand „des Gebrandma!kten“/ im Wagen zu drücken , der nur stets bedacht gewe- sen sei, die sih zudrängende Menge abzuhalten, um Unglück zu verhüten, wenn Jemand unter die Räder des Wagens gekommen wäre. Aber nichts sei vorgefallen.“ f

Bei seiner Ankunft im Hotel Noailles wurde Herr Berryer durch eine Deputation empfangen, au deren Spiße der Deputirte Surian eine Anrede an ihn hielt, welher noch andere folgten, worüber Ber= ryer so bewegt war, daß er endlih in Thränen ausbrach, als er ant- wortete. Erst dann erschien er auf dem Balkon, wo er das Volk anredete. Junzwischen war aber eine Compagnie Soldaten unter Trommelschlag und von einem höheren Offizier geführt, dann cin Polizei- Commissair in Amtskleidung und Schärpe erschienen, welchen ohne Hinderniß Plaß gemacht wurde. Der Polizei - Commissair for- derte, nach dem eigenen Zugeständnisse des legitimistishen Blattes, „(mit viel Mäßigung und Anstand“ die Menge auf, si zu zerstreuen, aber der Beifallssturm, als Herr Berryer auf dem Balkon erschien, machte es unmöglich, die Aufforderung des Commissairs zu vernehmen oder zu vollziehen. Herr Berryer aber habe eben deshalb mit be- wegter, gebrochener Stimme nur eine kurze Anrede gehalten, worauf derselbe noch einmal von der Masse begrüßt wurde, die sich dann ent- fernte und die Truppen den Plaß beseben ließ.

Grossbritanien und Irland.

__ X London, 12. März. Die große finanzielle Operation zur Herabseßung der Zinsen der 35 proc. Stocks is von allen Parteien mit einstinmigem Lobe begrüßt worden. Sie wird unmittelbar dem Lande 600,000 Pfd. des Jahres ersparen, und späterhin diesen Be= trag noh verdoppeln. Bis ganz kürzlih hatten die 35 proc, Fouds niemals al pari gestanden, so daß ein großer Theil der jeßigen Ju= haber bei der Wiedercinlösung derselben zum Nominal-Betrage ihr angelegtes Kapital um ein Beträchtliches vermehrt sehen. Die Kon- sols (geben 3 pCt.) sind beinahe bis zu part gestiegen, bis 984, wenn nun feine Reduction der Zinsen der 32 proc. Annuitäten beabsichtigt oder ausführbar gewesen wäre, so wären diese in demselben Verhält= niß bis 115 oder 118 fort gestiegen. Sie blieben nun auf 102 ste- hen, und dieser Stand von 102 repräsentirt ungefähr den Werth von 100 Pfd. zu 3 pCt, wie die Konsols + % pCt., welches lebtere zehn Jahre lang die Regierung extra zahlen wird. Das Wesen dieser Operation is sehr einfach, sicher und zufriedenstellend ; es is die erste große Wohlthat, welhe dem Lande aus der Wiederherstellung des Gleichgewichts seiner Finanzen entspringt. Dagegen sind die Ursachen, welche einen so!hen Zustand des Geldmarktes herbeigeführt haben, der diese Veränderung zulässig macht, weit tiefer verborgen, weit verwickelter und in mancher Hinsicht überhaupt noch in Frage zu stellen. Das große Faktum des niedrigen Geldwerthes steht fest; seinem Re= gierungs-= und Handels - Systeme is es zuzuschreiben, daß England das Land ist, in welhem das Geld dèn niedrigsten Werth hat, Wir spüren Alle den Einfluß dieser Thatsache in den gewöhn- lichen Lebensbeziehungen, in den hohen Preisen, welche dics Land in Vergleich zu dem Koutinent charafkterisiren.“ Aber die große Schwie= rigkeit {eint darin zu liegen, daß in den leßten Jahren mit dem Fallen des Geldbpreises in England au die Preise der Lebensbedürf= nisse gefallen sind. Ganz kürzlich dagegen, d. h. innerhalb der lebten sehs Monate, isst wieder der Preis der Lebensbedürfnisse sehr beträcht- lich gestiegen, und namentli der Werth der Ländereien ein Stei= gen, das wie es scheint, wegen des steten Sinkens des Zinsfußes für anderwärts angelegte Kapitalien immer zunehmen muß. Man hat einige sehr geistreiche Vergleiche zwischen dem Zustande Hollands am Schlusse des 17ten Jahrhunderts, als desseu Finanzen den höchsten Gipfel künstlich getriebenen Ueberflusses erreicht hatten, und der ge- genwärtigen Finanzlage Englands gemacht, Man findet in der That einige analoge Punkte bei beiden in dem über= mäßigen Fallen des Geldpreises zu Hause und in dem fsteti= gen Streben , auswärts Kapitale anzulegen, aber mit dem be- deutenden Unterschiede, daß die Wohlfahrt Hollands aussließlich auf seinen Handelsbeziehungen basirte, und taß diese Handelsbeziehungen von verschiedenen äußerlihen Umständen abhingen, England besißt aber nah Allem innerhalb seiner eigenen Gränzen und sciner abhän gigen Besizungen alle die anderen großen Elemente der nationalen Stärke, Bevölkerung, Territorium, verschiedenes Klima und freie Ju= stitutionen. Es i indcß eine der merkwürdigsten Erscheinungen in seiner gegenwärtigen Lage, daß die Hauptstadt, über welche es doch in so großem Umfange seinen Einfluß übt, bis jeßt noch immer so farg mit ihren Speculationen und Kapital = Anlegungen in deu Län- dern is, die unter ihrer unmittelbaren Kontrolle stehen, Judien und Irland z. B. sind die beiden Läuder, wo Verwendung von Kapitalicn höchst nothwendig is; aber die Geldmänner Londons wagen das Ihrige lieber mit den Hinterwäldnern der Vereinigten Staaten, wo

die Unredlichkeit an der Spiße der Civilisation voranschreitet, oder mit den zerrütteten Regierungen Süd - Amerika's, Jch glaube deshalb, daß die Finanzmaht Englands, wie die Bevöl- kerung. dieser Jnsel, eine Macht repräsentirt, welche bestimmt is, an der Vervollkommnung der Welt im Großen dur das Mittel der Kompressions- Gewalt, welhe im Mittelpunkte besteht, zu arbeiten. Diese Kompression mag Ungelegenheiten verursachen, aber sie erzeugt feine Gefahren, so lange sie unter dem Schuße des festbe ründetsten Staats - Kredits steht, und der Erfolg der Opcration des Herrn Goulbourn is eine Anzeige von der starken Solidität des Baucs, auf den sie gegründet werden soll.

Der Ausgang der irländischen Debatte urd die allgemeine Bil- ligung dieser Maßregel haben die Regierung bedeutend gestärkt, und ih muß meinen Ausspruch, den ih bei Beginn der Session that, daß ihre Stellung nicht sicher wäre, zurücknehmen, indem die Staats= Klugheit des Kabinets niemals mehr als im gegenwärtigen Augeu=- blicke respektirt und anerkannt worden ist. a

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+17 Brüssel, 14, März, Die Repräsentanten - Kammer hat nach einer furzen Diskussion die zwei wichtigen Finanz = Geseße über die Konversion und über die neue zur Bezahlung der holländischen Schuld vorzunehmeude Anleihe von 84 Millionen H votirt. Die Konversion von 5 auf 45 pCt. betrifft jedoch nur die bald nah der Revolution vorgenommene 5proc, Rothschildsche Anleihe z die anderen Gonds siud theils in drei - oder vierprocentige, theils sür einige Zeit gegen eine Konversion sicher gestellt, Daß der Zeitpunkt für eine Ziusen-Reduction sehr geeignet ist, darüber konnte nur eine Stimme in der Kammer sein und der ministerielle Antrag wurde auch fast ein= stimmig angenommen. Die neue Anleihe wird ebenfalls, nah dem Beschluß der Kammer, zu 45 pCt. vorgenommen werden und zwar, wie man gewünscht und wie auch die Regierung die Absicht hat, dur öffentliche Subscription ohne zu der Vermittelung einer Bank die Zuflucht zu nehmen. Es is diese Anleihe - Art schon früher bei der 4 proc, Schuld mit dem glücklichsten Erfolge angewandt worden, und wird auch diesmal das erwünschte Resultat haben. In dem jeßigen Zustande der Jndustrie und des Handels, wo die Kapitale {wer eine angemesseue Verwendung finden, wo die Sparkassen der großen Bank seit einem Jahre nur noch 3 pCt. geben, sind 45 pCt. eine bedeu= tende Rente, welche wohl geeignet is, die Kapitalisten anzulockenz es ist sogar eine Frage, ob nicht der Zinsfuß noch etwas geringer hätte angeseßt ‘werden können, zumal da die Regierung die 84 Millionen nebst 10 anderen zur Tilgung der s{hwebeuden Schuld nöthigen Mil= lionen portionenweise zu negoziren gedenkt, England und Belgien nehmen zu gleicher Zeit eine Zinsen-Reduction vor, Preußen if ihnen vor zwei Jahren vorangegangenz mißt man den Kredit eines Stag= tes, wie billig, auch nah dem Ziusfuße, zu welchem er Anleihen vor= zunehmen vermag, so kann sich Belgien nicht mit diesen beiden Län= dern vergleichen, allein es beweist doch, daß es Selbstvertrauen genug besißt, um eine Opergtion vorzunehmen, die in Grankreih bis jeßt durch eine, mehr das eigene als das Laudes=-Juteresse beherzigende Majorität in den Kammern vereitelt worden ist.

Das neue den Universitäts =- Unterricht betreffende Regierungs= Projekt nimmt hier fortwährend die ganze Aufmerksamkeit in Änspruchz die Central- Kommission hat sich mit 4 gegen 3 Stimmen dagegen ausgesprochen und verlangt unter einigen Modificationen die Aufrecht= erhaltung des bisherigen unpassenden Modus, wonach die beiden Kam= mern mehr als die Hälfte der Mitglieder der Prüfungs = Kommission zu ernennen haben; allein man darf von dieser Majorität nicht auf die Majorität in der Kammer schließen; das radikale Hâäuflein der liberalen Partei hatte sich nämlich, wie wir in der lebten Korrespon= denz berichteten, unter dem Vorwande, nicht die Königliche Präroga=

tive zu verstärken, ebenfalls gegen das ministerielle Pro; ar wonach fernerhin die Regierung A die Mitglieder Ver Prlgg Kommission ernennen soll, jedoch unter der Verpflichtung in jeder der vier Fakultäten der vier Universitäten , nah Einholung des Gutachtens des Rektors und Administrators, einen dec Professoren zu wählen. Diese radikalen Deputirten haben aber jeßt Vorstellungen von einer Anzahl Wähler in Gent und Lüttich erhalten worin leßtere ihre Repräsentauten driugeud auffordern, das Nothombsche Projekt dur ihr Votum zu unterstüßen, wenn sie sih niht der Ge= fahr ausseßen wollen, nicht wieder erwählt zu werden, Es haben diese Vorstellungen ihre Wirkung nicht verfehlt, und es wird sich bei der Diskussion in der Kammer keine Opposition mehr von“ dieser Seite zeigen. Ein einziger Deputirte dieser Nüance wird sih des Votirens ganz enthalten. “Gleichheit der Repräsentation für die 4 Universitäten bildet die Grundlage des neuen Geseb = Antrages ; diese Gleichheit will aber die fatholishe Partei nicht z; sie verlangt für die katholische Universität eine Bevorzugung z die fatholischen Jour= nale sprechen diese Ansicht freilich nur verdeckt aus, in den mündlichen Unkerredungen der Deputirten macht man aber daraus gar kein Hehl ; die katholische Universität, heißt es, zähle die meisten Studirenden,

sie besibe außerdem die Sympathie der Majorität des Landes unv könne daher niht mit den übrigen auf gleichen Juß geseht werden. Man vergißt aber dabei, durch welhe Mittel mau derx löwener Universität das jeßt allerdings bestehende Uebergewicht verschafft hat. Der Hebel war die Furcht, welhe man den Studirenden eingeflößt hat. Da es immer im voraus gewiß war, daß die fatholische Universität bei den von den Kammern vorzunehmenden Wahlen die meisten Mitglié=- der der Prlifungë-Kommission zählen würde, für die übrigen Universi=

werden im 1X. und X, Heft seines bei Reimer erscheinenden großen Werkes enthalten sein. Ueber das achte Heft desselben Weikes hat die Allg, Pr, Ztg. in Nr. 71 bereits ausführlichen Bericht erstattet. f

Zuletzt berichtete Herr Gerhard über neueste Fortschritte der Denk- mälerfunde und namentlich über die folgenden Punkte :

1) Ueber die Kolosse von Montc-Cavallo war seit dem Jahie 1802 mehr oder weniger Canova's Ansicht durchgedrungen, als sei deren ursprüngliche Aufstellung in ununterbrochener Linie reliefartig gewesen, derge- stalt, daß Roß und Reiter sich in umgekehrter Richtung befunden hätten, als bei der dermaligen Aufstellung vor dem päpstlichen Palast des Quiri- nals, Als jedo bei der neulichen Abformung der Kolosse für das neue Königl, Museum zu Berlin die ursprüngliche Gestalt jener berühmten Mar- mor-Gruppen sich näher erfunden ließ, überzeugte sich der shwedische Bild- hauer Fogelberg vou der Unhaltbarkeit der Canovaschen Ansicht, und sand um so mehr Gründe, anzunchmeu, daß beide Gruppen in zwei cinander entsprechenden Een, etwa als Seiten-Verzierungen eines Ausgangs, auf- gesellt waren, wie solcher 3+ B, nah eincr Vemeifung des Herrn von Quast au den Treppenbrüstungen des Dioskuren-Tempels sich deuken läßt.

2) Von neuerdings bekannk gewordenen und erläuterten Vasenbil- dern verdiente hauptsächlih eines hervörgehoben zu werden, welches das Schicksal der Niobe und ihres Gescblechtes , zugleich mit Erscheinung der Gettheiten tarstellt, von deren Geschossen die Kinter der Niobe fallen. Ebenfalls anzichend sind die Bemerkungen Avellino!s über das vom archäo- logischen Justitut ohnlängst belkaunt gemachte Vasenb!ld, des in Verfolgung vou Prokue und Philomele begriffenen -Tereus. Ehe das cus Ovid wohl- befanute Schwesterpaar sich in Schwalbe und Nachtigall verwandelte, hatte der wilde Thrakier Tereus die \chöne Philomele ihrer Zunge beraubt; das Werkzeug diejer grausamen Handlung , einé Schéere, is în der Hand des Wüthuichs auch auf dem gedachten Vasenbild zu bemerken; und hat zu Vergleichung ähnlichen antifen Franengeräths Anlaß gegeben.

3) Der griechischen Literatur fast wichtiger als der Kunst ist ein neuer-

dings in Nom zum Vorschein gekommenes Täfelchen, welches von gleich weichem

Marmor wie die l'abula IÎliaeca (Marmo palombino) und in ähnlicher Wrise wie diese eine bildliche Darstellung mit äußerst feiner Schrift verei- nigt, Jn der gedachten Tafel waren Bild und Schrift auf beiden Sciten vertheilt, dergestalt, daß eine derselben mit zwei Kolumnen äußerst feiner Schrift gefüllt war. Der gelehrte Jesuit, Pater Secchi, hat sich mit deren Entzifferung beschäftigt, und versichert demnach, cin Geschichts-Dokument aus der Zeit des Tiberins în dieser Marmorchron ik entdeckt zu haben, deren Bekanntmachung nun mit Spannung erwartet wird.

Aufforderung an die deutschen Kolonieen in Nußlaud im Jnteresse der deutschen Sprach forschung.

_ Hur Vollständigkeit des deutschen Nationalwerles : „Germaniens Völfkerstimmen, Sammlung aller deutschen Mundarten“, fehlen noch bie Mundarten folgender deutschen Kolonicen in Rußland:

1) An der Wolga bei Saratow, mit 100,090 Einwohnern.

2) Im Gouvernement Petersburg (außerhalb der Stadt Petersburg),

mit 5000 Ein,

3) Das Kutschurggner Gebiet am Duiestr, )

4) Das GlüæXs8thaler Gebiet im Osten von Odessa,

9) Das Beresaner Gebict im Norden von Odessa,

6) Das Liebenthaler Gebiet an der. Dniestrmündung,

7) Bachmatsch, Neudorf, Rundewiese gn der Desna bei Kursk, mit

M C D, is

n Bessarabien bei Tatar Bunar, mit 30,000. Einw.

9) In der Steppe am Asowschen Meere an Y L 30,000 c sowsch leere an der Molotschna, mit

0) Kronenthal, Rosenthal, Heilbronn in der Krim, mit 5000 Einw.

11) Im Kaukasus im Thale des Kur, jenseits V Gebir, mit 5000 Einw,

mit 25,000 Einw.

12) Bei Nicolajew in der Nähe der Bugmündung die deutschen Kolonieen Worms, München, Rohrbach, Siuitgart, E veier und anae 13) Bei Jekaterinoslaw am Duiepr : Krongarten, Krontwveide, Neideuburg Felsenthal und Altenau. R 14) Bei Sn am Don: Bent Sa Jm Jnteresse der deutshen Wissenschaft und Sprachfoishung ri wir an die mit den Mundarten dieser deutschen Kolonicen, vie E lehrten oder überhaupt Befähigten die höfliche und dringende Bitte, uns gütigst einige Dichtungen , Lieder oder Sagen, Volismährchen, Legendèn; kurze Erzählungen aus dem Munde des Volles, Sprüchwörter u, # w, in diejcn Mundarten auf dem Wege des Buchhandels oder durch: sonstige gün= stige Gelegenheit zukommen lassen zu wollen, da es zur Förderung des deut-. jchen Sprachstudiums höchst wünschenswerth scin dürfte, daß in dem oben-- genannten umfassenden Werke keine deutsche Mundart der würdigen und. sür den Zweck hinreichenden Vertretung ermangele. Eigenlhürmliche ünd| weniger verständliche Ausdrücke ersuchen tir durch hochdeutsche unter dem! Texte erklären zu wollen. Bis jeßt haben bereits 382 deutsche Gebiete, Städte und Orte ihre Mundarten eingesaudt, weshalb man wohl der Hoff- nung Naum geben kann, daß auch die deutschen Kolonicen in Nußland da wo es die deutsche Sprachforschung zu fördein gilt, nicht-zurürkbleiben wer: den, um so weniger, al“ auch bereits andere ferne deUilGe, E dies: seits und jenscits des Weltmeeres ih gn dem allen deutschen Stämmen. M 1A 1 dati f E T S ie löblichen Nedactidnen deutscher Blätter in“ Rußlanb“ werdén höf- lichst ‘ersucht, diesen Zeilen eine gütige Berücksichtigung i eresse der Wissenschaft ‘angedeihen lassen zu dollèn, s R dan N T Berlin, am 47," März {# R, E A6 v4 f Johannes Matthias: Firmen ich.

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