1844 / 85 p. 2 (Allgemeine Preußische Zeitung) scan diff

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, lb aus entfernteren Waldungen herbei= reibls benubt, welheL V inter-Saaten haben unter der Schnee- jeres ddie: ügenden Schuß gefunden, dagegen ist in einigen dent ber beit ein so fühlbarer Futtermangel eingetreten, daß die R on Jahre neu gedeckten Strohdächer abgenommen wur= s E ae Erhaltung des iehes zu dienen. In den Krei= Sie ben sich Wölfe gezeigt und bei dem Dorfe

sen Sl Eisen. Die Cp dieser Raubthiere wird

Gruppe t : ¿brend und mit Erfolg fortgeseßt; im vergangenen Jahre s E petödtet und dafür 18 Rthlr. an Prämien aus der

Staats-Kasse gezahlt,

erg, 13. März. (Schl. Z.) Die Unterhaltung be=- wegt T Se rzüglich um die Verbesserung der Nahrungsquellen der Weber und Spinner. Diese lebtereu- selbst sind voll Hoffnung, manche voll sanguinischer, indem sie auf Gold- und Silberregeu war- ten, der über sie hereinbrehen wird. Einstweilen bekommen viele Be- shästigung in Erdmannsdorf als Lohnweber, so zwar, daß si die- selben mit ortsgerichtlihen Attesten versehen daselbst melden, die Art ihrer Zeuge angeben und danach die ihnen entsprechende Nummer und Menge des Garnes zu einem Webe empfangen, wofür sie, sobald sie es abliefern, ein angemessenes Webelohn erhalten , das, wie ih von mehreren versshern hörte, merkflich mehr betrage, als ihnen sonst an einem Webe, bei eigenem Verkaufe, geworden sei. Die Spinner tra- gen ihr Garn ebenfalls dahin und bekommen bessere Preise, Wenn ¡h recht unterrihtet bin, so war der Preis eines Stücks Garn auf sieben Silbergroschen herabgesunken, sogar auf fünf herabgedrücdt, so daß ein Strehn Garn mit einem Groschen bezahlt wurde. Unter diesen Umständen war es den Spinnern rein unmöglich, guten Flachs zu kaufen, und den gehörigen Fleiß auf das Gespinust zu wenden. Das Garn wurde immer s{chlechter, weil die Weber nur das wohl- feilste kauften; daß: sich aus Garn dieser Art, selbst von dem ge- shicktesten Weber Leinwand uicht bereiten läßt, die Konkurrenz auf den Märkten auszuhalten im Stande is, liegt in der Natur der Sache. Man hat auf diesem Wege an dem Verfall unserer Linnen-Jundustrie systematisch gearbeitet, wenn auch von den Umständen gedrängt. Nachdem man den Uebelstand lebhaft erkannt hat, arbeitet man nun auch an seiner Be= seitigung. Sollte auf dem eingeschlagenen Wege der slesishe Lein- wandhandel seine srühere Blüthe auch niht wieder erreichen, so ist es doch der einzige, von dem man behaupten fann, daß er naturge=- mäß zum Ziele führe, indem man sich bemüht, zuerst gute Leine- wand zu liefern. Es wird den Spinnern 10— 12 Sgr. für ein Stück Garn, also das Doppelte gegen früher, in Erdmannsdorf ge- zahlt, wogegen sie verpflichtet sind, gutes Garn zu spinnen, Den Webern giebt man solches Garn und bietet ihnen einen angemessenen Webelohn, Auf diesem Wege wird sich der Zustand unserer Spin=- uer und Weber verbessern und der Ruf unserer Leinewand, wenn sie auf der Bleiche niht verdorben wird, muß gewinnen,

Nusland.

Deutsche Bundesstaaten. Bayern. München, 17. März. (N. K.) Diesen Morgen

sah man in der Hof=-Kapelle das Wappen des hier anwesenden Oberst- Hosmeisters Jhrer Majestät der Herzogin von Braganza , Marquis Rezende, als St. Georgi - Ritter - Ordens = Kandidaten ausgehängt. Wahrscheinlih wird am 14. April wieder ein Ordens-Fest stattfinden und dann der Herr Marquis den Ritterschlag erhalten.

Múncheu, 17. März. (A. Z.) Wée verlautet, wird si Se. Königl. Hoheit der Prínz Luitpold von Bayern, wenn nicht anders verfügt wird, am 7. April nach Florenz begeben. Vom Monat April an wird híer cine neue militairishe Zeitschrift erschei= nen, betitelt : „Archiv für die Königl, bayerishen Offiziere‘, und re- digirt von Hauptmann Hüß und Ober-Lieutenant Shmölzl der Königl. bayerischen Artillerie. Die Tendenz dieser Zeitschrift ist, wie die Subscriptions-Einladung besagt, eine rein militairisch=wi}senschaftliche, in welcher die vielen Erfahrungen, Forshungen und Ansichten der Offiziere, insbesondere des Königl. bayerischen Heeres, über Militair= gegenstände, mit strenger Verbannung aller Beziehungen auf Politik und ohne alle Persönlichkeiten hinterlegt werden können. Jn den leßten Tagen is ein Königl. württembergisher, cin Großherzogl. badisher und Großherzogl. hessisher Generalstabs-Offizier hier ein- getroffen (Ober-Lieutenant Hardegg, Hauptmaun Kunz und Haupt-= mann Meyer), welche von ihren Regierungen beauftragt sind, im Verein mit Offizieren des Königl. bayerischen Generalstabs, eine ge- meinschaftlihe Militair-Karte von Süddeutschland zu entwerfen.

Hannover. Hannover, 21. März. (H. Z) Die All- gemeinen Stände des Königreichs, welhe am 14. Juli 1842 vertagt worden waren, haben sich, in Gemäßheit des Königl. Kabinets-Aus- \hreibens vom 27, Februar d. J., am heutigen Tage hier versammelt und ihre Sißungen wieder begonnen.

Württemberg. Stuttgart, 19. März. (S. M.) Se. Ma- jestät der König haben eine ganz gute Nacht gehabt.

Stuttgart, 18. März. (U.S.) Se. Majestät befinden sth so entschieden auf dem Wege der Besserung, daß man allgemein sagt,

512 Höchstdieselben werden nächsten Freitag oder Sountag zum erstenmal das Theater wieder besuchen. Dort, im festlich beleuhteten Hause mit diesmal freiem Eintritt für die Zuschauer, erwartet den König ein neuer Beweis der innigsten Theilnahme der Bevölkerung Stutt- Bra und wird an demselben Tage ein Fackelzug zum Schlosse statt- nden,

Baden. Karlsruhe, 18. März. (M. J.) Jn der heuti- gen Sißung der zweiten Kammer kam der vom Abg, Bassermann erstattete Kommissions - Bericht über das provisorishe Geseß vom 13, Oktober 1842, den Vereins-Zoll-Tarif für 1843, 1844 und 1845 betreffend, zur Diskussion. Die Anträge der Kommission lauten: 1) „Die Regierung zu ersuchen, über alle beim Zoll-Kongreß zu stel= lenden Anträge, sobald sie zu ihrer Kenntniß gelaugen, oder wenn sie solche selbst zu stellen die Absicht hatte, die Meinung der Kammer zu erheben, 2) Die Gr. Regierung zu ersuchen, fortwährend dahin zu wirken, daß der Eingangs-Zoll auf Baumwollengarn von 3 Fl 30 Kr. auf 10 Fl. 39 Kr. und der des zu Zetteln angelegten Garns von 5 Fl. 15 Kr. auf 28 Fl. erhöhet werde. 3) Die Gr. Regierung zu ersuchen, dahin zu wirken, daß der Ausgangs - Zoll auf Roh- eisen aufgehoben werde, 4) Der Gr. Regierung durch Beschluß zu erklären, daß die Kammer mit ißrer Ansicht, das Roheisen mit einem Eingangs = Zoll zu belegen, zwar übereinstimme, daß sie aber einen Zollsaß von ”; Rtblr. oder 35 Kr. pro Centner für genügend halte. 9) Die Gr. Regierung zu ersuchen, sich fortwährend mit Nachdruck bei den übrigen Zoll =- Vereinsstaaten für einen entsprechenden Schuß der Linnen = Jndustrie zu verwenden. 6) Die Gr. Regierung zu er- suchen, dahin zu wirken, daß die Lorbeeren aus der Position 25, 1. þ. entfernt werden. 7) Der Regierung mitzutheilen, daß die Kammer eine Herabseßung des Eingangs=Zolls auf nordamerifanischen Taback für die Landes=-Jnteressen nachtheilig erachte. 8) Die Gr. Regierung zu er- suchen, auf dem nächsten Zoll-Kongresse dahin zu wirken, daß die Ein- fuhr von Steiukohlen freigegeben werde. 9) Alle aus Wolle und Baumwolle, oder Leinen gemischten Waaren mit dem Zellsabe von 87 Fl. 30 Kr. zu belegen, 10) Die unveränderte Annahme des im Eingange dieses Berichtes wörtlich abgeduuckten Art. 1 des proviso- rishen Geseßes vom 13, Oktober 1842, 11) Unveränderte Annahme des Art. 2 des provisorischen Gesezes, nah welchem „vom 1. Ja- nuar 1843 an, bis auf weitere Bestimmungen, von Waaren aus Gold oder Silber, Metall - Bronze, ächten Perlen 2c., ferner von Hand- chuhen, Franzbranntwein und Papier-Tapeten, erhöhte Zollsäße als Repressalien gegen Frankreih, erhoben werden sollen.“ 42) Der Art. 3, welcher lautet: „das Finanz-Ministerium hat für den Vollzug Sorge zu tragen.“ Die Anträge Nr, 1 und 2 wurden angenommen, in dem leßteren aber 17 Fl. 30 Kr. statt 28 Fl. gesebt.

Grh. Hessen. Darmstadt, 20. März. (Gr. H. Z) Das heute veröffentlichte Verzeichniß rechtskräftig gewordener, nah Art. 30 des Straf-Geseßbuches bekannt zu machender Straf- Urtheile enthält unter Anderem ein von dem Hofgericht zu Gießen gefälltes Urtheil vom 5. Oktober 1841, welches wegen Theilnahme an dem hochver- rätherishen Bunde der Geächteten sieben Judividuen aus Büdingen, Freienseen, Höringhausen und Ober-Eschbach in Zuchthausstrafen von 21 bis zu 4 Jahren zuerkennt, Den Verurtheilten wurde der Rest der von ihnen noch zu verbüßenden Strafen, nah Abzug der bestan- denen Haft von 3 bis 7 Monaten, durch Allerhöchste Guade erlassen. Ein Sattlergeselle von Alsfeld erhielt wegen desselben Verbrechens durh Urtheil vom 2. Mai 1843 eine Correctioushausstrafe von drei Jahren mit Abzug von 7 Monaten an der Strafzeit,

Nassau. Wiesbaden, 18. März. (G. H. Z.) Das bereits seinem wesentlichen Zuhalte nah (in Nr, 74 d, A. Pr. Z.) mitgetheilte Fest-Progranmum für die Heimführung der Frau Herzogin Elisabeth zu Nassau Kais. Hoh. ist bereits im Druck erschienen. Der Tag des Ein- zugs des hohen Paars, welches glücklich in Berlin eingetroffen, is noch nicht fest bestimmt. Auf den 23sten sind die Beamten 2c, von dem Lande hierher beordert.

Frankreicch.

Deputirten-Kammer. Sihung vom 17, März. Nach Zulassung und Vereidigung des wiedergewählten legitimistischen De- putirten, Herrn von Valiny, begaunen, wie schon erwähnt, die De- batten über die geheimen Fouds. Bekanntlich soll, dem vorgelegten Geseß=-Entwurf zufolge, zur Ergänzung der geheimen Ausgaben des laufenden Jahres ein Kredit von einer Million bewilligt werden.

Herr Ferdinand Barrot führte zunächst darüber Klage, daß die Regierung über die Verwendung der geheimen Fonds so wenig Aufschlüsse

ebe. Herrscht wohl, sagte er, cine solche Aufregung im Lande, daß es ei-

ner Million bedarf, um sie im Zaum zu halten? Die Regierung sollte, dächte ih, die Ruhe des Landes bewahren können, ohne daß sie jährlich eine so bedeutende Summe dazu von der Kammer zu verlangen brauchte, Der Grund aber is, daß die Regierung sich nicht Achtung zu verschaffen gewußt hat. Der Nedner wies zur Unterstüßung seiner Behauptung auf den Vorfall mit der Munizipalität von Angers und auf eine angeblich par- teiishe Entwerfung der Wählerlisten in dem Departement des Morbihan hin, Dann spendete er der linken Seite großes Lob, und behauptete, daß alle rechtschaffene Gedanken und alle politische Redlichkeit meistentheils von ihr ausgingen. Schließlich erklärte er, daß er der verlangten Bewilligung sich widerseßen werde, weil er kein Vertrauen zu dem Ministerium habe,

Herr Ledru-Rollin, welcher ebenfalls gegen die geheimen Fonds das Wort nahm, begründete scine Angriffe auf das Ministerium, besonders auf dessen auswärtige Politik. Judessen mußte er doch eingestehen, daß

gerade die häufigen Ministerwehsel in Fraukreich in dieser Hinsicht sehr stö- rend wirkten, indem kein Kabinet sich nah Außen hin mit gehöriger Frei- heit bewegen fönne. Eine andere Beschwerde desselben war, daß die Mini- ster der auswärtigen Angelegenheiten in den leßten Zeiten oft niht Herren ihrer Handlungen gewesen seien. So sei einmal eine Depesche Herrn Thiers mehrere Tage vorenthalten worden, so daß dieser in der Kammer habe er- flären müssen: „Jch hätte Alles wissen müssen, aber ih war nicht von Allem unterrich‘et,“ Der Redner führte auch Fälle in der orientalischen Frage und in der über das Durchsuchungsrecht an, in welchen der französische Botschafter Jnftructionen erhalten habe, die offenbar nicht vom Ministerium ausgegangen wären,

Marschall Sebastiani, den Nedner unterbrehend: Der ehrenwerthe Deputirte begeht einen {weren Verstoß, indem er unter durchsichtigem Schleier einen Namen hier ins Spiel bringt, der in den Debatten der Kammer niemals erwähnt werden darf. Wenn mich ein Vorwurf trifft, so bin ih alleíîn der Schuldige; ih habe niemals einen anderen Befehl, oder eine andere Mittheilung außer von dem Ministerium erhalten.

Herr Ledru-Nollin: Jch spreche nur eine Thatsache aus, welche buchstäblich den Worten des Herrn Molé entlehnt ist.

Herr Guizot: Die Thatsache is falsch.

Herr Ledru-Rollin: Das Land mag entscheiden, Jh frage die Mitglieder der Majorität, die ohne Zweifel die Verfassung ausgeführt ha- ben wollen, ob sie es gut finden, daß unter gewissen Umständen eine ver- antworiungszlose Gewalt

Herr Guizot: Eine solhe Gewalt giebt es nicht. (Jm Centrum: Zur Ordnung! Auf der linken Seite: Reden Sie aus!)

Der Präsident: Es kann hier nur von der Verantwortlichkeit der Minister und der Gesandten für persönlich von ihnen ausgegangene That- sachen die Nede seinz die Anspielung auf eine aeb ns A Gewalt is in diefer Kammer verboten.

Herr Ledru=-Rollin fährt unter beständigen Unterbrehungen zu spre- chen fort. Er citirt als Belag für seine Beschwerde cine Stelle aus einer Guizotschen Rede, in welcher dem Könige die unzweifelhafte Prärogative, seine Rathgeber aufzuklären, zu überzeugen und all seinen Einfluß auf sie auszuüben , zugesprochen, den Ministern aber als Pflicht vorgehalten wird, den Einfluß des Landes vor den Thron zu bringen und denselben dort seine Wirkung ausüben zu lassen, indem sie dem Lande für Alles verantwortlich scien, wa3 der König auf ihren Nath und mit ihrer Einwilligung thue. (Mehrere Stimmen: Nun, das ist ja vollkommen in der Ordnung.) Herr Ledra-NRollin stimmte dem in diesen Worten ausgesprochenen Grundsatze bei, fragte aber, ob der zu ertheilende Rath, der auszu- übende Einfluß sich bis auf das Auffangen und Vorenthalten von Depeschen erstrecken dürfe? (Wiederholte Unterbrechung. Man ruft; zur Ordnung! oh! oh! Unsinn! und ähnliche Worte durcheinander.) Ich frage, fuhr der Nedner fort, ob man sagen kann, die Krone habe nur Rath ertheilt, wenn Herr Thiers erklären lonnte, er hä:te Alles wissen müssen, sci aber nicht von Allem unterrichtet worden? (Neue Zeichen des Mißfallens.) Herr Guizot: Jch bin überzeugt, daß nicht ein einziger von den Mini- stern, auf welche der ehrenwerthe Deputiite angespielt, sich jemals geweigert hat, die Verantwortlichkeit für das Besag:e zu übernehmen, Wenn ein Minister cine Thatsache nicht desavouirt, wie es denn nit geschehen ist, so deckt er sie durh seine Verantwortlichkeit. Man darf also die Verant- woztlichkeit dasür nicht auf eine andere Gewalt fallen lassen, auf eine Ge- walt, welche in diesen Diskussionen niemals erwähnt werden sollte, außer unt sie für das Gute, welches sie gethan, zu preisen, Wir wollen sehen, ob es cinen Minister giebt, der meine Sprache desavouirt.

Herr Ledru-Nollint Der Herr Minister der auswärtigen Angele- genheiten glaubt den constitutionellen Präcedenz - Beispielen treu zu bleiben, und ih will in diesem Fall seine Hingebung, seine Großmuth ihm nicht zum Vorwurf machen, (Hestiges Murren. Jm Centrum: Zur Ordnung! Ein Mitglied; Sie ziehen die Krone in die Verhandlungen, Herr Guizot: Von Großmuth kann hier keine Rede sein. Herr Duchätelz Es isst unerträglih, Mehrere Stimmen: Herr Präsident, rufen Sie

den Redner zur Ordnung. ; j Y Der Präsident: 7E Ledru - Rollin, was Sie da sagen, steht im

Widerspruch mit den constitutionellen Prinzipien, Jch fordere Sie auf, die- sen Weg zu verlassen, / E : :

Herr Ledru-Nollinu: Und ih werde auf diesem Wege bleiben, weil er der richtige, der gute ist, (Auf der äußersten Linken: Ja, ja! Man muß ihn eiuschlageu.) Hier die Erklärung meiner Worte: der Mini- ster glaubt, die Präcedenzien der constitutionellen Regierung zu befolgen. Im Jahre 1783 lag dem englischen Parlament eine Bill vor, und es wurde plößlich bekannt, daß der Monarch Englands diese Bill nicht mit günstigem Auge betrachte. Da schlug man im Unterhause vor, zu erklären, daß es ein straffälliges und die Prärogative des Parlaments verleyendes Benehmen sein würde, wenn man sich auf die Ansicht des Königs berufen wollte. Herr Fox, damals noch Minister, unterstüßte diesen Antrag mit alier Energie. Man hat oft die beiden Dynasticen des Hauses Oranien in Eng- land und der Orleans in Frankreih mit einander verglichen, Als aber Wilhelm 111. in seinem Kampf mit Ludwig X1V. Subsidien vom Parla- mente forderte, wurden sie verweigert, als er Befestigungen verlangte, wur- den sie verweigert, und als er eine Verstärkung feiner Armee verlangte, wurde diese nicht nur verweigert, sondern die Armee dazu nodh bedeutend reduzirtz und nur deshalb, weil das englische Parlament vor Allem die Verfassung geachtet wissen wollte, Das eben is es auch, was wir, meine Freunde und ih, jegt ebenfalls wünschen, Wir wollen eine parlamenta- rische Regierung, haben aber statt deren eine durch Gewalt und Bestehung aufrecht erhaltene. (Aeußerungen des Unwillens.)

Hierauf bestieg Herr von Lamartine die Rednerbühne und begann mit den Worten: „Meine Herren, ih beeile mich, die De- batte von der leidenschaftliheu und unnahbaren Frage abzubringen, zu welcher sie sich einen Augenblick erhoben hat.“ Herr Guizot un- terbrah hier den Redner, indem er ihm zurief: „Sagen Sie, verirrt hat.“ Herr von Lamartine: „Um sie in die constitl® tionele und parlamentarishe Sphäre zurückzuführen, v „Jh glaube mih innerhalb der pala=

Ledru = Rollin: b R mentarishen Gränzen gehalten zu haben,“ (Gelächter.) =" wären dann ziemlich Aus-

von Lamartine: „Die Gränzen My gedehnt, (Sehr gut!) Die Rede des Herrn von Lan! f

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R E m n i S Ara a Da ns

zu sehr der Einheit ermangelnde Composition mit Feuer und geistreichem Schwung aus, entwickelte dabei einen fräftigen, elastischen Anschlag, un- gemeine Fertigkeit, Deullichkeit und Sicherheit, mit einem Worte: ein, die Vorzüge und Mängel dir neueren Schule in sich tragendcs, glänzen- des Salon-Spiel, das sich bestrebt, dem Jnstrumente Seiten abzuge- winnen, die zu bieten eigentlich nur cin Orchester fähig is, Doch müssen wir gestehen, daß, wenn auch die Richtung diescr Schule an und für sich niht unserem Geschmade zusagt, Herr Willmers doch Ausgezeichnetes leistet, Hat er gleich eine gewisse Vorliebe für die kräftige Behandlungs- _ weise seines Jnstruments, so bcfindct er sich doch auch beim LALOA zar- S ter, melodischer Gesangsstellen in seinem Elemente, und einzelne Verzie- F rungs-Manieren, &; B, Triller und melodiebildende Trillerkett en führt er t hafter Vollendung aus. Daß jedoch Herr Willmers der mo- R, und Weise des Klavierspiels nicht allein huldigt, bewies er Y den Vottrag der Cis-moll-Sonate von Beethoven, obgleich wir mit E führung derselben im Allgemeinen nicht einverstanden sind, indem

s Unserer Meinung viel zu frei und mit willkürlichen Abänderungen Es: L Geiste des Komponisten, souderu mehr iu Lißt's unge- ‘Heren M spielte, Unterstüßt wurde der Konzertgeber durch ren Es und Bötticher, von denen Ersterer zwei

tin Reithardt und ein originell - komisches von Tau-

G omanze von B. A, Weber und ein charakteristisches

ä Dn! eit Beifall goricugen. Für die durch Un-

t: Tuczek trug Mad. M. de Fontaine cinig

Vartölomeo Bosco.

“_ Von seïnem Unwohlsein 19. ( hergestellt, b Min sene ele, 00h uhe L Ur che De, Benda tes

in der ägyptischen Magie, genaunt: die Wiedervereinigung der Feen. Wahr- haftig, au Feerei und Zauberkünste möchte man beinah glauben, betrachtet man die Leistungen dieses in mehreren Weltthcilen berühmten Magiers, Da isst keiner von den Handgriffen, wie Personen, die ähnliche Productionen zeigen, sie sonst wohl an sih haben, nein, Alles trägt sich vor unse: en schenden Augen zu, Derselbe Gegenstand, den wir noch so eben in der offenen Hand des Künstlers bemerkten, verschwindet auf sein Wort im Nu aus der noch geöffneten Hand, und kommt guf die nämliche Wei e wieder zum Vor- schein. Die Sicherheit und Eleganz, womit Bosco seine Phantasmagorieen ausführt, ist bewundernswürdig. Und nicht blos auf einem Emporium in der Ferne, sondern auch iu der unmí.telbaren Nähe der Zuschauer machte er die nämlichen Productionen mit nur ciner Hand, während er die andere weit fortgestreckt hielt. . :

Die zwanzig Kunststücke, womit er sein Auditorium unterhielt, einzeln zu beschreiben, is unmöglih und würde auch die Leser ermüden: wir wollen uns daher darauf beschränken , die beiden auffallendsten, welhe am Schluß ciner jeden Abtheilung stattfanden, kurz anzuführen. Von mehreren Uhren, die sich der Künstler geben ließ, wählt er einige und wüft sie fort, Von dew anderen nimmt er wiedewum welche in die Hand, und bezaubert diese dergestalt, daß sie die Stunde zeigen müssen, welhe vom Publikum ver- langt wird. Zwei gläserne Behältnisse befinden sich an einem Seil obcr- halb des Apparats; dem Publikum wird nun die Bestimmung überlassen, wohin es die weggeworfenen Uhren wünsche. Bosco \{choß, das bezeichnete Glas sprang in tausend Stücke und die Uhren hingen darin. Der Schluß der zweiten Abtheilung war bezeichnet: Paganini's Violine oder die diabolische Vaniation. Bosço zertrümmerte eine Geige und packte sie in einen Kasten. Das Publikum bezeichnete auf seine Frage eine Stelle im Saal als diejenige, wo die Geige, unverleßt, wiederum hangen solle, Ein Schuß; und die Geige hing au der gewünschten Stelle; in jenem

Kästchen aber, worin er sie gepat , befanden sich Kaninchen und andere Thiere, Es war als ob die Arhe Noah's geöffnet wurde.

, ; ielen Beifall,

Das Publikum schenkte den Leistungen des Magus "F Die Ragidität und Gewandtheit deun diese sind doch Be Bauv ngre- dienz aller derartigen Zauberei hat bei ihm den id fein Beneh- erregenden Giad ezreiht. Dazu die glänzenden Appa arti e Leistungen men, das den feinsten Weltmann vekündet. Obgleid Witte, se rauf in der Negel uicht mit dem Namen Kunst belegt wf! er ist tief titifebeliins bei Bosco doch eine Ausnahme gemacht werden: ér Faust und Alke gen in die Künste der ed ia ea Physik. Er is C tus Magnus des neunzehnten Fahrhunderts, eiter i :

Allein niht nur Magier, sondern auch aiten Lis ne Guitarren-Solo, womit er eines seiner hübschese Das Publikum verließ zenden Karten nämlich, begleitete, war allerlieb}t in der heitersten Laune den Saal,

Friedrich - Werdersches Gymnasium Zur öffentlihen Prüfung der Zöglinge Gs dei b h a Gymnasiums, welhe am 27, Mätz M der bén Squlna richt ire ia Bonnell dur ein Programm ein, R Beeskow : Tren Nf wissenschaftlihe Abhandlung des Kollaborator zei ow: de sedibus tier lStoruni enthält. Der Abhandlung folgt ai Jahres - Bericht des Direk- tors. Ai:s demselben is hervorzuheben, daß der Unterricht in der Natur- schichte in den Lebrvlan der beiden Tertias und Unter-Sekundas auf den Susdrücflichen Wunsch des Magistrats aufgenommen, und daß, für die Er- theilung desselben einen Hülfslehier Zu bestellen dur die Munificenz der Stadterordneten - Versammlung möglih gemaht wurde. An der Anstalt j lihe und 10 außerordentliche Lehrer; die Zahl der

Sils Teil rien Halbjahre 368, Der Sommer- Kursus beginnt

den 11, April, | ———

wandte sich nun, ohne solhe unparlamentarishe Ausshweifungen, blos gegen die Politif des Guizotschen Ministeriums, dem er sein Vertrauen nicht gewähren zu können erklärte, weil dasselbe die Lage Frankreichs, Europa gegenüber, erniedrigt habe. Hätte das Mini- sterium in gehöriger Weise gehandelt, so würde es, meinte er, unter Anderem, namentlih die orientalische Frage trefflich haben benußen fönnen, um sich für die Verträge von 1815 zu rächen. Es hätte Europa in zwei diplomatische Theile scheiden können, in eiue franzv- sische und in eine russische oder englishe. Zur londoner Konferenz hätte es sagen müssen: „Frankreih hat einen Fehler begangen, aber es desavouirt ihn niht, deun ein Land fann nicht, wie ein Mi- nisterium desavouirt werden; was es jeßt wünscht, is, auf ehren- volle Weise wieder in das europäische Einverständuiß einzu- treten.“ Statt dessen habe man Frankreich sich selbst desavouiren und vor Europa um Entschuldigung bitten lassen. Ju diesem Sinne sprah Herr von Lamartine uo eine Weile fort, worauf Herr Gui= zot kurz aber kräftig antwortete, indem er dem vorigen Redner die größten Uebertreibungen nahwies und erklärte, das Ministerium sei entschlossen, bei der Politik zu beharren, die es bis jeßt befolgt, und die den europäischen Frieden ohne Opfer für Frankreihs Ehre aufrecht erhalten habe. Es wurde nun von mehreren Seiten die Abstim=

mung verlangt, am Ende aber dem Ersuchen des Herrn Jsambert | nachgegeben, welcher erklärte, daß er noch einige Aufschlüsse von dem | Ministerium zu erhalten wünsche, weshalb man die Fortseßung der |

Diskussion auf den nächsten Abend vertagte,

Paris, 19. März. Herr Guizot war gestern nah der Sibung der Deputirten-Kammer in den Tuilerieen, wo er über eine Stunde in Konferenz mit dem Könige blieb.

Der Moniteur meldet heute offiziell, daß die Herzogin von Nemours in den sechsten Monat ihrer Shwangerschaft getreten ist.

Jn ihren Büreaus prüfte die Deputirten - Kammer gestern den | Vorschlag des Herrn von St. Priest in Bezug auf eine Reduction |

des Briefporto’s. Jn der Hauptsache wurde nichts dagegen einge- wandt, nur fanden einige Mitglieder den Antrag nicht gut gefaßt,

Andere waren der Meinung, daß ein solcher Vorschlag lieber dem | Ministerium hätte überlassen werden sollen, welches allein in dieser

Hinsicht eine vollständige Uebersicht haben könne. wurde übrigens von allen Büreaus genehmigt. Das Ministerium hat dur seine Journale, wie in der Kammer,

Die Verlesung

ger Bestrafung von Wahlbestehungen unterstüßen zu wollen. Die Opposition, von welcher dieser Antrag ausgeht, is über diesen uner-

warteten Beistand niht wenig überrascht, denn sie gedachte das Ka= |

binet in neue Verlegenheiten zu verstricken. Das Ministerium wünscht jedoch eine wichtige Aenderung des Vorschlags; es soll nicht, wie diese beantragt, gegen Beamte auch ohue vorherige Ermächtigung von Seiten des Staats-Raths eine gerichtliche Verfolgung eingeleitet wer- den fönnen. S

Jn der lebten Zeit haben häufige Communicationen zwischen den Kabinetten von Paris und London stattgehabt. Es is die Rede von Maßregeln, welche diese beiden Regierungen gemeinschaftlich treffen würden, um den Ausbruch eines Krieges zwischen Sardinien und Tu= nis zu verhindern. Zu diesem Zwede soll eine Anzahl französischer und englischer Kriegs\chiffe nah Tunis gesandt werden. Es wird ver= sichert, die sardinishe Regierung habe die von Frankreih angebotene Vermittelung abgelehnt, und es würden nun jene beiden Mächte ihre Vermittelung motu proprio eintreten lassen, d. h. sie den betheiligten Parteien auch gegen deren Willen gufnöthigen.

M Paris, 19. März. Die Debatte über die geheimen Fonds, welche gestern gegen Erwartung nicht zu Ende gegangen is, wurde heute fortgeseßt. Die Gallerieen und Tribünen waren zahlreih be= seßt, wozu namentlich auch die Erwartung von Juterpellationen des Herru Jsambert in Betreff der Frage wegen der Wendung, welche die Verhältnisse der Regierung zum Klerus in der neuesten Zeit ge= nommen haben, vorzugsweise beitrug. Um 2 Uhr begann die Sibung wie gestern unter dem Vorsiße des Herrn Sauzet. Bevor die eigentliche Diskussion noch eröffnet wurde, legte Herr Jules de Lasteyrie ein Amendement Namens der Opposition vor, wonach statt einer Million an geheimen Fonds uur 950,000 Fr., also um 50,000 Fr. weniger, bewilligt werden sollten. Dann bestieg Herr Jsambert die Tribüne, und hielt wie alljährlih seine Philippifkfa gegen die Uebergriffe der Geistlichkeit. Deren Klagen, sagte er, seien um so ungerechter, als dieselbe in keiner Weise angegrisfen worden sei, die Religion durchaus feine Beschränkungen, keine Bedrückungen zu erdulden habe, nicht ein- mal die bestehenden Geseße gegen sie zur strengen Anwendung gebracht würden, wie aus der Thatsache hervorgehe, daß Dominikaner, Benediftiner, und sogar die Jesuiten geduldet würden, Er entwirft dann cine Geschichte der Schwierigkeiten, welhe allen französischen Königen von jeher von Seiten der Priester in den Weg gelegt worden seien, von Clodwig an bis zur französischen Revolution, Es sei der Ruhm Clodwig's, Karls, VIL., des heiligen Ludwig's und Heinrichs 1V,, diesen Üebergrisffen und Anmaßungen der Geistlichkeit Widerstand ent= gegengeseßt zu haben. (Ruf: Bleiben Sie bei der Frage !) Herr Jsambert seßt seine Namens-Anführungen weiter fort, und fügte auch den Namen Napoleon’'s der Liste derjenigen Monarchen bei, welche den Uebergriffen des französischen Klerus Dämme entgegensebten. Seiner Meinung nach wäre das Konkordat uicht hinreichend, die Uebelstände, über die man sih beklagte, zu beseitigen. Man solle den gegenwärtigen Kampf zwischen der Universität und der Geistlich- feit betrahten. Die Vorrechte der Krone, wie die Souverainetät der Nation seien gleihmäßig gefährdet. Der Klerus mit den Bischöfen an der Spiße gehe auf Umsturz der öffentlichen Freiheiten los, reize zur Verachtung der Staatsgewalten auf. Um dieses strafbare Be= nehmen zu rechtfertigen, habe er einen Vorwand, um seine Prätensionen zu verschleiern, eine Lüge hervorgesuht. Er sage, die Religion sei in Gefahr, das sei unwahr, wenn sie je in Gefahr komme, so sei es der Un= flugheit und dem fecken Beginnen einiger ihrer Diener zuzuschreiben. Der Redner führt mehrere Stellen aus dem Schreiben des Bischofs von Chalons an, dann aus der Denkschrift des Erzbischofs von Paris und seiner Suffragan - Bischöfe, behauptet, diese Denkschrift sei dem unE vorgelegt worden vor Einbringung des Geseh - Entwurfs über den Sekundär - Unterricht in die Pairs-Kammer, und doch, unerhört, hätten seitdem mehrere Prälaten neue Beweise der Gunst und Be= förderungen erhalten. Täglich werden in einem Blatte, das si vor- züglich mit den Junteressen des Klerus beschäftigt, die Universität und die bestehenden Gewalten angegriffen, Das Ministerium aber, statt Stüße in der Freiheit der Kulte, bei den Königlichen Gerichtshöfen, bei der öffeutlihen Meinung zu suchen, wolle uur, wie es scheine, alles Aufsehen vermeiden, die Sache ersticken, so wie die Aufregung der Gemüther, die allgemein dadur hervorgerufen worden sei. Es mache sich dadurch zum Mitshuldigen, Warum nicht für alle Kulte freie Konkurrenz eröffnet werde? Warum man“ die verbotenen religiösen Gesellschaften befördere und ihnen gestatte, gegen das Ge- seß in Frankreich sich einzuschleihen und einzunisten? Die Regierung habe Mittel genug in der Geseßgebung, wenn man dergleichen Miß- bräuche nicht unterdrüde, so thue der Minister der Kulte seine Pflicht nicht. (Murren.) Der Redner lies noch mehrere Aftenstücke zur Un-

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terstübung seiner Behauptungen, darunter eine Vorstellung mehrerer Bischöfe, die um Zurücknahme des vorgelegten Geseßes über den Se- fundär-Unterricht bitten. Der Bischof von Chalons scheue si sogar nicht, zu sagen, alle Bischöfe von Fraukreih seien gegen den Staat, eben so alle Familienväter uud die ganze christliche Welt. Troßdem, daß feine Versammlung der Prälaten ohne Genehmigung der Staats- Behörde stattfinden köune, lade der Bischof von Chalons alle Bischöfe des Landes ein, sich zu einer Berathung zu versammeln, um den Uebelu der Kirche abzuhelfen. Der Siegelbewahrer: Er habe oft Aulaß gehabt, auf Herrn Jsambert's Anklagen auf dieser Tribüne zu antworten. Er glaube, bewiesen zu haben, daß er den ihm ge- machten Vorwurf nicht verdiene. Er sei {chwach, werfe man ihm vor. Das sei ungegründet, er habe stets die Fehler des Klerus ein- gestanden, aber niemals auf dieser Tribüne gesagt, was in den mini= steriellen Korrespondenzen oder im Kabinet gesagt worden sei. Er habe auch die geseßlihen Repressionsmittel gegen den Klerus ange= wendet, die Erklärung wegen Mißbrauchs gegen den Bischof von Chalons im Staats-Rath hervorgerufen, Eine Verurtheilung, gewiß nicht unbedeutsam, sei erfolgt (Murren zur Linken), habe noch nach- her in eines Anderen Sache dem Bischof von Chalons energisch ge= schrieben (er liest eine Stelle aus dem betreffenden Schreiben). Jn den Angriffen auf die Regierung liege also zugle:ch ihre Recht- fertigung. Herr Dupin: Er spreche niht gegen die geheimen Fonds, wolle aber über die dabei angeregte Frage seine Mei= nung sagen. Eine fast aufstäudishe Bewegung gehe im Klerus vor sih, wodur die öffentlihe Meinung, wenn auch nicht beunru- higt, doch beängstigt werde, Diese habe dieselbe mit anderen politi= schen Vorgängen in Verein gebraht. Diese Bewegung gebe sich in einem RKreuzzuge gegen die Universität kund. Ob die Kammern, ob GFrankfreih diese Angriffe auf die Universität, die Gesebe, die Behörden dulden wollen von Seiten von Priestern, die zu Gehorsam gegen dieselben zu mahnen berufen seien? Nach weiterer energischer Aus- führung dieser Gedanken seßt er hinzu: „Schüßen wir den Klerus, die Juli= Regierung hat mehr für ihn gethan, als die Restauration und das Kaiserthum. Schüßen wir auch ferner seine Diener auf dem platten Lande, Aber möge er wissen, daß wir niht mehr unter einer Regierung stechen, wo er den Haupt - Einfluß übt; daß Ord= nung, Unterwerfung seine ersten Pflichten sind, Entfernt er sih da-

| von, so sei die Regierung unerbittlih.““ (Lange Unterbrehung.) Herr j ì na | de Carne nimmt das Wort.

die Absicht zu erkenuen gegeben, das Prinzip des von ten Herren | Lacrosse, Leyraud und Beaumont gemachten Vorschlags wegen stren- |

___A Paris, 19. März. Es wird mit jedem Tage augenschein- licher, daß die Geistlihfkeit einen allgemeinen Sturmlauf gegen die Universität und gegen die ganze Geseßgebung über den öffentlichen Unterricht orgauisirt hat. Heute sind es die Bischöfe der Erzdiözese Lyon, welche sich mit einer Bittschrift an den Minister der Justiz und des Kultus wenden, in welcher sie die Zurücknahme des von demsel= ben eingebrahten Geseß -= Entwurfes über den Sekundär = Unterricht und die Einführung der von der Charte versprochenen Lehrfreiheit verlangen. i

„Die Bischöfe der Provinz Lyon, heißt es in jenem Schreiben, wenden sich an die Negierung des Königs, um ein Necht auszuüben, welches sie in der kirchlihen Ordnung der Dinge von Gott erhalten haben, und das in der politischen Ordnung der Dinge von Ew. Excellenz am 25. Januar d. J. in Gegenwart der Vertreter des Landes laut und feierlich anerkannt worden is. Die Bischöfe nahen sich der Regierung, um ihren Schmerz und im Nothfalle ihre Protestation gegen einen Geseßzvorschlag auszusprechen, von welchem sie einstimmig überzeugt sind, daß er auf einen Gewissenszwang Part N daß er die Religion beleidigt, und daß er den Glauben un-

ergräbt,““ :

; Die hohwürdigen Prälaten der Erzdiszese Lyon suchen die

Rechtmäßigkeit dieser verschiedenen Anklagen durch die Berufung auf verschiedene Bestimmungen des fraglichen Gesetz -= Vorschlages zu be= weisen, Die in demselben enthaltene „Beleidigung der Relig'on ““ besteht, ihrer Versicherung nach, unter Anderem auch darin, daß der= selbe die Mönche der verbotenen Orden vou der Befähigung zum Lehramte ausschließt, daß er also das wie ein Verbrechen bestraft, was die heilige Schrift und die kirchlihe Ordnung für ein Mittel der Vervollkommnung anzusehen gebieten. / | Am Schlusse ihres Schreibens kommen die Bischöfe der Provinz Lyon auf die Mißbilligung, welche die Regierung bereits über eine frühere Vorstellung dieser Art ausgesprochen hat. __ „Wir wissen“‘, sagen sie, „daß die Negierung díe Veröffentlichung eines ähnlichen Tadels ungern gesehen hat, aber gleihwohl war jener Schritt rechtmäßig, und der Tadel würde noch lauter und noch einmüthiger wer- den, wenn, was Gott verhüten möge, der Geseßz-Entwurf, welchem wir uns wider’epen, die Bestätigung der geseßgebenden Gewalten erhielte. Die Bijchöfe, als natürliche Vertheidiger der rictigen Grundsäße ( désenseurs nés des saines doectrines ) würden sich in diesem Falle zu ihrem großen Bedauern genöthigt sehen, alle ihre Anstrengungen zu vereinigen, und alle ihre Mittel anzuwenden, um das Reich des Jrrthums wenigstens zu ver- kleinern, Wenn man sie so auf das Aeußerste triebe, wer fönnte sie tadeln, wenn sie einem System, welches offenbar und unmittelbar gegen die Kirche gerichtet wäre, jede geistlihe Mitwirkung versagten ?

Diese Drohung, die in verschiedenen Formen {hon so oft wieder- holt ist, bedarf feiner Erläuterung, Wir wollen dieselbe nur zum Gegenstande einer Bemerkung machen, an welche bis jeßt noch wenig oder gar nicht gedacht worden zu sein scheint, obglei sie sehr nahe liegt, Es is augensceinlich , daß die Drohung , die geistlichen Reli- gionslehrer aus den Staats=-Unterrichts-Anstalten abzuberufen, in gar feinem logischen Zusammenhange mit dem Verlangen nah Lehrfreiheit steht. Folgerichtigerweise kann jener Drohung nur das Verlangen einer Umgestaltung des Geistes der Universität im katholischen Sinne entgegengestellt werden, Jst die Anwesenheit der Kaplane in den Kollegien, so wie dieselben uun einmal beschaffen sind, mit dem Ge= wissen der Bischöfe und mit den Pflichten der Kirche nicht verträglich, so wird dies Verhältniß durch die größere oder geringere Freiheit, von der Universität unabhängige Lehr=-Anstalten zu errichten, niht im min= desten verändert, Die Drohung mit der Abberufung der Kaplane von den Kollegien is ein Schreckmittel, welhes die Geistlichkeit mit demselben Rechte zur Unterstüßung jeder beliebigen anderen Forderung anwenden fönnte. Und wenn sie mit Hülfe desselben die Einführung der Lehrfreiheit, wie sie diese versteht, heute durhseßte, wer bürgt dafür, daß sie nicht morgen einen Schritt weiter gehen und die Zu=- rükführung der Staats= Unterrichts - Anstalten zur streng katholischen Rechtgläubigkeit zur Bedingung ihrer ferneren Mitwirkung an der=- selben machen würde? Nach einem ersten Zugeständnisse jener Art würde sich der Staat kaum noch weigern können, diese zweite Ein= räumung zu machen. “Wer aber den geschihtlihen Charakter der geistlihen Ansprüche einigermaßen kennt, der kann keinen Augenblick hoffen, taß der französishe Klerus bei seinem Bestreben, \sich des öffentlichen Unterrichts zu bemächtigen, auf halbem Wege stehen blei- ben würde, wenn er sich erst einmal dur einen theilweisen Erfolg ea der Wirksamkeit der ihm zu Gebote stehenden Mittel überzeugt ätte.

e Paris, 19, März. Ueber die Vorgänge am 14ten Abends zu Marseille erfährt man noch folgendes Nähere. Gruppen, mit der dreifarbigen Fahne an der Spiße, im Gegensaße zu der weißen der Legitimisten, zogen von dem Plabe des großen Theaters aus, in welchem man zweimal die Marseillaise verlangt und gesungen hatte, nah den Wohuungen der beiden Präsidenten des Wahl - Kollegiums

du Nord, welche die Operationen zu Gunsten von Herrn Berryer's

Wahl geleitet hatten, dann nah dem Plate Noailles unter die Feu- ster des Herrn Berryer selbst, nach dem Lokale eines fast durchgän- gig aus Legitimisten bestehenden Cirkels der Provenzalen genannt, auf dem Plabe von Rom, unter den Rufen : „Nieder mit den Karlisten! Nieder mit Berryer! Nieder mit dem Meineidigen! Es lebe die Freiheit!“ Wo Halt gemacht wurde, sang man die Marseillaise. Eine besonders große Volksmasse hatte sich auf dem Plaße von Rom gesammelt vor einem Hause, wo gerade zu Ehren des Herrn Ber-= ryer, der selbst zugegen war, eine Gesellschaft bei Musik und Tanz vereinigt war. Die Masse ging endlich aus einander, ohne Exzesse zu begehen. i

Am 15ten sammelten sich {hon von früher Morgenstunde an Volkshaufen in den Straßen; um zehn Uhr zog eine Abtheilung junger Leute, mit der dreifarbigen Fahne voran und abermals unter Absingung der Marseillaise durch die Straßen der Stadt, machten vor dem Hotel Noailles Halt, und stellten sich gerade in der Mitte eines starken Haufens von Legitimisten auf, die sie jedo ‘ruhig ge=- währen ließen. Als die jungen Leute aber vor dem Cirkel der Pro=- venzalen vorüberzogen, fam es zwishen beiden Theilen zu einem Handgemenge, wobei die Mitglieder dieser Gesellschaft sich der drei= farbigen Fahne vergeblih zu bemächtigen suchten, doch kam es uicht zu Verwundungen, nur die Fahne wurde etwas zerrissen, blieb jedoch in der Gewalt der jungen Leute, die nun gar in das Lokal der Ge= sellschaft selbst eindringen und dort die Marseillaise singen wollten. Als man erfuhr, daß Herr Berryer mit seinen Freunden auf einem Landhause des Prado sich befand, zog man dorthin. Es war gegen 1 Uhr Nachmittags, die Masse wurde immer größer, und bald ertönten wieder auf der ganzen Ausdehnung des Weges dorthin die schon vorgenannten Rufe, auf welche die Legitimisten mit anderen, wie „nieder mit Guizot!“, „nieder mit den Englän= dern!“ antworteten. Die Gemüther waren allerseits sehr er=- hißt, und es fam ín der That unterweges zu einigen Raufereien, welhe üble Folgen hätten haben fönnen, wenn nicht die Polizei bei Zeiten eingeschritten wäre, Die in dem Landhause versammelte Ge-=- sellschaft, wo Herr Berryer gegenwärtig war, hatte inzwischen den Schuß der Behörden nachgesucht, der auch gewährt wurde. General Perchappe selbst rückte mit einer Eskadron Chasseurs und Gendarmen zu Pferd vor die Villa, und hielt die nächste Umgebung derselben frei. Herr Berryer selbs aber hatte bereits seine Rückreise angetreten, ebe dies stattfand. Aber auch Nachmittags noch dauerte die Aufregung der Gemüther in der Stadt fort, und zahlreiche anti-legitimistishe Grup- pen durchzogen von Neuem unter Gesang und Rufen die Stadt, und Abends wurde im großen Theater von Neuem die Marseillgaise meh= rere Male gesungen.

Grossbritanien und Irland.

London, 18. März. Die Morning Po s wiederholt ihre An= gabe, daß Se. Majestät der Kaiser von Rußland diesen Sommer nach Lon= don kommen werde und bringt dazn folgenden Artikel : „Wir sind über= zeugt, daß alle unsere Landsleute die Freude theilen, welche die Nachricht von einem Besuche des Kaisers von Rußland erregt. Ein Monarch eines so gränzenlosen Gebietes, von so großen persönlichen Vorzügen, der ein Reich beherrscht, mit dem wix in \o wihtigem Handels-Verkehr stehen, flößt allgemeines Juteresse ein, so wie auch seine gewöhnliche Frei= gebigkeit, und seine großmüthige Beshüßung von Kunst und Wissen=- {hast in allen Theilen der Erde, besonders in England, seinen Namen höchst populair macht. Die vorurtheilvollsten Anhänger der whig-radifa=-

len Schule werden wohl, glauben wir, den Besuch des größten absoluten Monarchen in dem größten constitutionellen Königreiche mit Genug- thuung sehen. Wir sind überzeugt, daß Engländer von allen politi- schen Meinungs-Schattirungen sih vereinen werden, ihn herzlich will= fommen zu heißen. Wir wissen, daß ein Reich von so ungeheurem Umfange und aus so rohen Stoffen bestehend, wilde Völker, von de- nen viele kaum erst aus der untersten Stufe der Barbarei sich erhoben haben, der Herrschaft eines solhen Monarchen bedarf. ‘Was die an- geblihen Bestrebungen Rußlands betrifft, so bleibt es zwar Sache der Staatslenker, darüber zu wachen; allein weder Frankrei mit seinem Algerien, noch England mit seinen neuen Eroberungen ín Ostindien, haben ein Recht, darüber zu chmähen, Manche Personen in politischen Kreisen waren geneigt, neben der Absicht des Kaisers

unserer Königin seine Freundschaft zu bezeugen, weitere Aussöhnungs= pläne mit Frankreich in seinem Besuche zu suchen, und meinten, die=

ser erwünschte Besu werde mit dem des Königs der Franzosen zu=

sammentreffen ; diese Vermuthungen erachten wir aber als unbegründet.“

Gestern Abend wmde O'Connell in der Virginien =Kapelle in den katholishen Orden des St, Joseph und Maria aufgenommen. Es waren etwa 300 Mitglieder des Ordens bei der Ceremonie zu= gegen, welhe der Pater Moore vollzog, indem er dem neuen Mit= gliede -vor den Stufen des Altars die Ordenskleidung, einen grün= seidenen Mantel und eine Genueser-Sammetmübße anlegte. Nach der Einweihung versammelte sih in dem katholishen Schulgebäude eine große Anzahl Katholiken, angeblih 5 bis 6000, welhe O’Connell durh eine seiner jeßigen Stellung in England geschickt angepaßte Rede unterhielt. England, sagte er auch unter Anderem, werde wie= der fatholisch und so mit Jrland vollständig wieder ausgesöhnt wer= den, Die Versammlung ließ die Repeal hoch leben und zerstreute sich hierauf.

Belgien.

Brüssel, 20, März. Der Senat hat in seiner gestrigen Sizung den Geseß= Entwurf über die Konvertirung der Anleihe von 1834 einstimmig angenommen. Danu schritt er zur Diskussion über die Anleihen von 84 Millionen und genehmigte diese ebenfalls mit Hin= zufügung des Amendements, daß die Zinsen auch in Paris sollten aus= gezahlt werden können,

Es erhält sich das Gerücht, daß Herr Dechamps, der Minister der öffentlihen Bauten, da er bei seiner Opposition gegeu den Ge= seß-Entwurf über die Prüfungs-Kommission beharre, dem König seine Entlassung eingereiht habe, und daß er sich zurückziehen wolle, sobald der Senat sein Budget bewilligt haben werde. Es wird dieses Ge= rücht jeßt auch von dem fatholishen Journal de Bruxelles be= tätigt. | Der Moniteur bringt heute die Bemerkungen, welche von Seiten der akademischen Conseils der Universitäten von Gent und Lüttich über die Frage hinsihtlih der Prüfungs - Kommission an die Regierung auf deren Aufforderung gerichtet worden sind. Das Gutachten dieser beiden wissenschaftlichen Körperschaften is ganz zu Guusteu dieses ministeriellen Geseß-Entwurses ausgefallen.

Der Kriegs-Minister, General Dupont, i} fit einiger Zeit \o leidend, daß die Verwaltung seines Departements interimistisch dem General Goblet hat übertragen werden müssen.

Schweden und UVorwegen.

Stockholm, 15. März, Am 12ten wurde die Obduction der Leiche des verstorbenen Königs von dem Professor Rebpius, unter Hin= zuziehung des Prosektors Sundewall, vorgenommenz das Protokoll ward von dem Per. Berg geführt, Der äußere Kopf ergab uichts Ungewöhnliches, nur hinter dem einen Ohr zeigte sich. die Narbe von einer Kugelwunde und außerdem fand mau eine Narbe von einem Lanzenstid an der Hüste, Die Untersuhung der (tre Tia “eigt :