1844 / 89 p. 2 (Allgemeine Preußische Zeitung) scan diff

adischen Holzkohleneisen verhalte, wobei sich ge- L E : lische ordinaire Roheisen, daß aber sür an adri p als das eno Brauchbarkeit auf 15, selbst auf 5 pCt. herabsinfe. Der Betrieb der Eisenwerke habe sich zwar erhöht, dies liege in einer zufälligen Steigerung der Preise in den lebten Jahren und in der Vorsicht, mit welcher namentli die ärarischen Eisenwerke betrieben werden. Die englishe Ueberproduction habe jebt minuderen Abfluß na Nord-Amerika, das gesteigerte eigene Bedürfniß habe feinen h öh- sten Standpunkt erreicht; es sei daher räthlih, zu verhüten, daß es unseren Markt nicht allzusehr in Besiß nehme. Bassermann (der Berichterstatter) spricht gegen Erhöhung der Zölle, insbesondere gegen die Belastung der Einfuhr von Rohstoffen, und erinuert darau, daß dasjenige, was im Verkehr als Rohstoff bezeihnet wird, meistens ebenso, wie das Roheisen, schon dur eiue zubereitende Haud gegan- gen ist, z. B. Flachs, Hanf 2c., deren Werth durch die Bearbeitung bedeutend erhöht werde. Er warnt davor, zeitweise von den Grund- säße abzuweichen , die man einmal für richtig erfanut hat, Durch Zollshuß werde bei der Eisenproduction nicht so leiht ein Wachsen derselben erlangt, da sie von äußeren, nicht willkürlich zu erschaffen=- den, Verhältnissen abhänge, z. B. Erzvorräthen, Brennmaterial u. st. w. Er behauptet, daß der von Sander beantragte Zoll von 52 Kr. nahe an 50 pCt. betrage und ermahnt, sich niht durch die Angabe von wenigen Kreuzern täuschen zu lassen; in Deutschland werde die Gattung von Eisen, welche das englishe Roheisen bilde, gar nicht fabrizirt: es werde also ein Rohstoff besteuert, der in Deutschland gar uicht zu haben sei. Er warnt, eine Zoll-Erhöhung zu empfeh- len, da bekanntlich, sei sie einmal beschlossen und eingeführt, es \chwer falle, sie wieder aufzuheben, Die öffentliche Sitzung wird geschlos- sen, da Finanz- Minister von Böckh und Staats - Minister von Dusch eintreten und zu einer Eröffnung eine geheime Sißung verlangen.

Oesterreichische Monarchie. Prag, 22. März. Die Zoll-Verhältnisse zwischen Ungarn und den übrigen Provinzen der Monarchie sind in jüngster Zeit sehr häufig, dabei aber auch meist sehr einseitig besprohen worden, Man hat dieses Zoll-Verhältuiß mitunter als die Judustrie Ungarns drückend und seinen Ausfuhrhandel lähmend zu schildern versucht, Andere gin= gen gar so weit, darin ein ähnliches Verhältniß wie das zwischen Kolonicen und den Mutterstaaten erblicken zu wollen, während selbst die milder Gestimmten wenigstens eine indirekte Vevorzugung der österreichishen Production gegen die ungarische wahrzunehmen glaub= ten, und darin die reichhaltige Quelle vieler, auf dem materiellen Wohlstand Ungarns lastender Uebel zu erblickden wähnten. Sehr erfreulich is daher die so eben in der Haaseschen Buchhand= lung erschienene fleine Schrist: „Ungarn und seine Zoll-= Zwischenlinie“, welche eine ebenso unbefangene wie gründlih ershü- pfende Belehrung über diesen Gegenstand bietet, dessen genaue Kennt- niß auch außerhalb Oesterreih von Juteresse sein dürste. Der unge- nannte Verfasser als welhen man den früheren hiesigen Zoll- Administrator Oberhauser bezeihnet gengu bekannt mit allen Details der Sache, weist durch unleugbare Thatsachen und in gründlicher, daher überzeugender Art nach, daß die an der erwähnten Zwischen- linie eingehobenen Zölle nur als Consumtionssteuer anzusehen, die zur Ausgleichung der so wesentlich geringeren Besteuerung Ungarns und seiner Nebenländer gegenüber den übrigen Gebietstheilen des österrei- chischen Staates nothwendig, aber keinesweges so drückend sind, daß der Verbrauch von Rohprodukten oder Fabrikaten nur einigermaßen darunter leiden könnte, Es wird ferner nachgewiesen, daß bei den von Ungarn ausgeführten Erzeugnissen, meist landwirth schaftlihe Pro- dukte und Halbfabrikate, die Äbgaben der Zwischeulinie von dem niht ungarischen Verzehrer getragen werden, ohne daß deswegen die Lebhaftigkeit dieser Ausfuhr zu steigen aufgehört hätte. Die geringe Gebühr aber, welhe für die Einfuhr aus den übri= gen Provinzen nach Ungarn entrichtet wird, bildet einen Haupttheil des Einkommens der ungarischen Krone, und weit entfernt, die ungarische Judustrie zu beeinträchtigen, hat sle für dieselbe viel- mehr die heilsame Wirkung von Schuß-Zöllen, gegen die weiter fort- geschrittene Jndustrie der anderen Provinzen des Kaiserstaates. Die ganze Einnahme der beiderseitigen Zwischenzölle an der ungarisch- österreichischen Gränze erreiht nicht ganz 25 Millionen Gulden, bei einem Verkehr, der nah dem Ergebnisse der 10 Jahre, für welche die Zoll-Tabellen vorliegen, die Ausfuhr nah Ungarn mit dem Betrage von 307,952,027 Fl., die Einfuhr von da nah den übrigen Landen der Monarchie aber, während dieses Zeitraumes, mit 461,812,705 Fl, C, Mze. nahweistz Zahleu, die übrigens am deutlichsten die günstige Handels = Bilanz Ungarus, gegenüber den anderen Theilen der Mo- narchie, außer allen Zweifel seßen. Eben so richtig, wie in Beziehung auf die eigentlihe Beschaffenheit und die Noth- wendigkeit der erwähnten Zwischen - Zoll - Linie, sind au die Argu- mentatiouen der erwähnten Schrift in der Angabe der Mittel, durch welche die materielle Kultur Ungarns gehoben werden kann; bei den gewichtigen Fragen, welhe hieran sih knüpfen, dürfte es gerechtfertigt erscheinen, daß wir ausnahmsweise eiu literarishes Produkt zum Ge-= genstande der Besprehung gewählt haben, da dasselbe überdies in vielen Beziehungen als ein beachtenswerthes politishes Dokument betrachtet werden darf.

Fraukreich.

Bs 26 e Bd: Das Antworts - Schreiben des Erzbischofs von Paris guf den Verweis des Kultus-Ministers i} in der {chweben- den Unterrichts - Frage von bésonderem Gewicht, sowohl aas seinen in G A seine Form, da dieser Prälat die von dem Klerus geführte Sache nicht, gleih manchen seiner Mitstreiter , durh welt- liche Leidenschaft ind eiae E aua, ia durch Spott- und ml A uet va fe e WEA O Le l seinem heiligen Amte geziemt. Es wird daher eine aussühr- Das A Jfines Schreibens von allgemeinem Juteresse sein,

asjelbe lautet folgendermaßen :

„Herr Minister, Jhr Schreiben vom Sten d. M. is mir in dem Augen- ine zugekommen, wo meine Function als Weihbischof mich aufforderte, es gresen und schwierigen Pflichten, welche die Kirche uns auferlegt, einem demselb O vorzuzeihnen und mir selbst ins Gedächtniß zu rufen, An sten on age war ich veranlaßt, an dem Grabe des ehrwürdigen Aelte- n e Sen MBzais iber beg pri iy e M] 45)

enkschuist, hat der Bischof von i on die de ag abgelegt, weldhe i felbst dereinst ablegen werde. Wie glüc-

T iednitien S Ea Dantlaigen E Ls ee ria gie lih dex Aihtung sür die Schicllihteit, welche Sie sür hintenangesept halt

mich nicht enisculdi zilichkeit, welche Sie für hintenangeseb halten,

vaß nit wi uldigen, Ein allgemeines Gefühl hat bereits geantwortet, welhen wi R C welche dieser Vorwurf trefeu kann. Der Tadel, der Universität) e 2A antlagen, auf Mitglieder einer großeu Justitution ystem, das dies: ien haben sollen, fällt hauptsächlich zurück auf das den fraglichen Tadel R var zu befolgen verurtheilt sind. Doch bevor wir Tadel, wenigstens E Deulschrist ausgesprochen hatten, war dieser spreen. er größte R L id E Svas Me dvos E u it, egt in der Zujage, : ( onopol erheben la ren laut pee B R E t Dieser Tadel war seit zwanzi Jah- aller Parteien; er bewegie dal Serisguen, E I det 4 En s aller Katholiken und auch das Ge- wissen vieler Mitglieder der Lehrer-Corporation, die sich nicht verhehlten,

sen, namentli zu zeigt habe, daß zwar

M) 333 daß unsere Schule mancher Verbesserungen und Reformen bedürftig seien ; ja, es war dieser Tadel sicher auch lebendig in Jhrem Gewissen, Herr Minister, in Jhrem Gewissen als Familienvater, als Rathgeber der Krone und als aufrichtiger Christ; so wie er denn {hon in dem Eide lag, den Sie auf die Charte geleistet haben, die uns Aufhebung des Monopols verspricht. War die öffentliche Kundmachung dieses Tadels geselich erlaubt? Jch könnte Jhuen, ohne im mindesten von der Wahrheit abzuweichen, die Versicherung geben, daß ich sie nicht gewünscht habe und ihr gern vorgebeugt hätte. Sie selbst erkenuen cs auch an, daß ih nicht der Urheber davon tin. Doch Jhre Rüge tri weniger die Kundmachung, als die Denkschrift selbst, die Jhnen doch, wie ich bestimmt weiß, längst be- fannt war, und über welhe Sie mir dennoch vor dem 8. März keinerlei Bemerkung gemacht haben, Je mehr ich über diese Thatsache nachdente, um so fester überzeuge ih mich, daß Jhr Verweis aus einer politischen Nothwendigkeit hervorgegangen und feine freie That Jhres Getoissens ist, Dieses, weit entfernt, uns zu ve.dammen, spricht uns vielmchr vollständig frei, Wie sollten wir nicht in Jhren Augen gerechtfertigt ersheinen# Wir wollten ins Ohr sagen, was wir auf den Dächern verkünden konnten, Wenn jeder Publizist ohne Beruf und meist ohne Einsicht, ohne genaue Sachkenntniß, in erlaubter Weise die Minister des Königs anklagen darf, sie kompromittir- ten durch mangelhafte Verwaltung die theuersten Interessen Frankreichs, #0

es auch der Oeffentlichkeit hingeben, eben so große und weit reellere Gefah- ren zu bezeichnen. Judem wir auf eine so rechtmäßige Freiheit verzichteten, verdienten wir, wie uns scheint, für unsere Mäßigung gelobt zu werden, ZJhre Mißbilligung der Denlschrift ist uns aus noch cinem anderen Grunde unerklärlich. Sie werfen uns cinen Tadel vor, den Sie selbst hervorgeru- fen haben. (Der Kultus-Minister hatte nämlich durch Umlaufschreiben die Bischöfe aufgefordert, ihm ihre Ansichten mitzutheilen.) Unsere Ge- danken von den Mitteln zur Reform der Unterrichts-Anstalten mochten JFhnen unbekannt seinz daß wir aber überhaupt eine Neform für nöthig erachteten, wußten Sie ganz zuverlässig, Nun aber reformirt man ja doch wohl nur das, was tadeluswerth ist, Unsere Pflicht gebot uns, dem Vertrauen zu entsprechen, welhes Sie und Zhre Vorgänger in 1 ; j öftern bezeigt haben. Unscre Pflicht gebot uns sogar, Jhnen mit unseren Meinungs-Aeußerungen zuvorzukommen, wie Jeder, der eine drohende Ge- fahr erkannt hat, verbunden ist, davor zu warnen, Und als Seelenhirten waren wir dazu verpflichtet, kraft des Versprechens, das wir am Tage unserer Weihe abgelegt haben, gehalten, treue Bewahrer des Glaubens und der Sitten zu scin. Wie könnten wir diese heilige Zusage erfüllen , wenn uns nicht erlaubt sein sollte, die Gefahren zu bezeichnen, welche den uns an- vertrauten hehren Gütern drohen? Wir waren dazu auch verpflichtet kraft des Eides, den wir dem Könige geleistet haben, Wir wußten recht ut, daß, um ihm getreu zu bleiben, wir uns niemals würden mit deu Geseßen zu beschäftigen haben, die der Wachsamkeit der Verwaltung und der Gerichtshöfe überlassen sind; in unserer Stellung hatten wir nicht die Aufgabe, Komplotte zu überwachen oder zu denunziren, deren Rädelsführer nie daran denken werden, uns in ihr Vertrauen zu ziehen. Wir konnten nur einen einzigen Fall voraussehen für die praftishe Anwendung unzeres Eides: die von der Regierung des Königs vorzunehmende Enthüllung der Sophisten-Verschwörung zur Verbreitung von Lehren, die das Gewissen ohne Nichtshnur und die Leidenschaften ohne Zaum lassen, Gewiß hat nicht die Lehrer-Corporation, als solche, diese Verschwörung angelegt : wir erken- nen im Gegentheil an, daß mehrere ihrer Mitglieder sie verabscheuen. Wir tlagen feinen der Universitäts-Professoren ins8besondeie anz aber wir behaup- ten, daß die Justitution im Ganzen nicht im Stande is, über jene Ber- \{wörung zu siegen, und die Freiheit des Unterrichts sich als das einzige Mittel zeigt, das die Gefahren der Verderbniß abwenden kann, die aus den Grundsäßen erwachsen, welche von gewissen Lehrstühlen herab ver- breitet werden, Jun diesem Sinne verstehen wir unseren Cid; guf solche Weise glauben wir demselben die rehte Anwendung geben zu tón nen. Jch habe nun die Motive und den Gegenstand unserer Reclama- tion gerechtfertigt, ih habe das Recht dargethan, welches wir hatten, die=- selbe zu publiziren, ein Recht, dessen wir uns nicht bedienen wollten; soll ih auch uno die Form rechtfertigen, in welcher wir sie zu kleiden für gut fanden? Statt einer fkollektiven Ertlärung hätten Sie isolirte Antworten gewünscht, Warum dieses Verlangen, welches keiner von uns ahuen kounte? Beil wir uns dur Korrespondenz verabredet haben, sagen Sie, was eine Verleßung des Geseßes vom 18, Germinal des Jahres X. fonstituire. Die Verabredung, von welcher Sie sprehen, Herr Minister, hat nicht stait- gefunten, Zwei Bischöfe haben sich vereinbart; drei Bischöfe haben ihre Zustimmung gegeben, ohne die Aenderung auch uur eines einzigen Wortes der Denkschrift zu fordern. Jch füge aber hinzu und lege Gewicht auf diese Bemerkung: verhielte es sich auch so, daß wir uns schriftlich verständigt hälten, so würde ih darin keine Uebertretung des Geseßes vom 18, Ger- minal X, (8, April 1802) sehen. Sie, Herr Minister, geben diesem Gese eine bisher unbekannte Auslegung, welche die Rechtsfkundigen zu verwerfen feinen Anstand nehmen würden, die selbst durh Jhr eigenes früheres Verfahren als unzulässig charakterisirt i, Als Sie uns zu Nath zogen, wollten Sie sicher keine sich widersprechende Ansichten , sondern viel- mehr eine übereinstimmende Meinung vernehmen, Sic haben eine solche gewünscht oder hätten sie doh wünschen sollen, Sie wußten, daß, obschon wir Alle für Freiheit des Unterrichts sind, doch über die Mittel, zu dirser Freiheit zu gelangen, nicht derselbe Einklang der Ansichten unter uns besteht, In der That liegt auch in der Würdigung der Mittel die bedeutendste Schwierigkeit. Sie gedachten dieselbe zu mindern durch Einholung des Aus- druck ciner Meinung, die als vom gesammten Episkopat auëgegangen gelten könne. Dieser Zweck war ohne Verabredung durchaus nicht zu erreichen, Bemer- ken Sie, Herr Minister, daß wir in unserer Antwort nicht nur die Bürgschasten zu prüfen hatten, die uns als die besten erschienen, sondern auch die, bei welchen am ehesten auf Erfolg zu rehuen is, Wenn die Minister des Königs, die das Steuer des Staats lenken, sich in der Nothwendigkeit befinden, Er- fundigungen einzuziehen und die verschiedenen Ansichten zu vergleichen und mit einander zu versöhnen, um zu erkennen, welher Grad von Freiheit dem Unterricht zu gewähren sein dürste; wenn sie nach dieser lange fortgeseßten und oft von neuem begonnenen Arbeit sich vielleicht noch immer nicht für genugsam aufgeklärt erachten, wie sollten wir es sein, wenn uns selbst die Bereinbarung durch Korrespondenz untersagt wäre, uns, die wir fremd sind allen Geheimnissen Jhrer Politik und den vielfachen Enthüllungen, zu denen sie führt. Uebercinstimmende Ansichten über die Frage, welche uns beschäftigt, sind bis jeßt weder in der Presse, noh in den Kammern, ja sind wohl noch nicht in dem höchsten Rath der Regierung selbst zur Reise gekommenz in tausend Diskussionen ist chon fruchtlos versucht worden, den gewünschten Einklang zu erreichen z und man verlangt von uns, daß wir ohne Diskussion, ohne Vereinbarung ein unsere Wünsche darlegendes Gutachleu abgebcn sollen, welches, wo nicht einstimmig, so doch der Ausdruck einer Vereinigung fast gleicher Wünsche wäre! Nein, Herr Minister, das konnte Jhre Absicht nicht sein, Als sie unsere Bemerkungen einforderten, waren Die, überzeugt, daß Ein- verständniß in unseren Antworten vorhanden sein würde, uud Sie hielten dieses Einverständniß für vollkommen geseßlich,“ i i :

Im weiteren Verfolg des Schreibens wird gezeigt, wie es an=- gemessen sein dürfte, den betreffenden Artikel des organischen Gesebes vom Jahre X, nah welhem Synodal = Versammlungen des Klerus, ohne vorher eingeholte Autorisation der Staats-Regierung, untersagt v4 aufzuheben und dur eine liberalere Bestimmung zu erseßen. [lm Schluß verwahrt s\{ch der Erzbischof gegen den Vorwurf, als habe er mit seinen Amtshrüdern zur Nährung der entstandenen Spal= tung beigetragen. „Leichtfertige oder vorurtheilsvolle Geister“, sagt er, „können uns dafür verantwortlich machen wollen ; aber die unpar= teiishe Geschichte wird jene gufregende Spaltung der Gemüther er= klären aus dem Nichthalten eines vor vierzehn Jahren gegebenen feierlihen Versprechens, aus einem bis jebt verfannten großen Be= dürfniß der Familien, endlih aus den heiligen Junteressen der Reli= gion und der Sitten, die noch nuit geschüßt sind durch ein gutes Geseh, wie es, nach aller Katholiken Frankreichs sehnlichstem Wunsch, einst noch zu Stande kommen wird.“ R L,

Das Journal des Débats enthält eine sehr lange Kritik dieses erzbischöflihen Schreibens, welche im Wesentlichen Folgeudes besagt: j j

„Es: is dies ein neuer Schritt, den die Diskussion vorwärts macht, Der Erzbischof von Lyon verbietet den Kammern, das Gesey über den Se-

1 Ministerium uns zum |

|

| spricht Portalis.

fundär-Unterricht zu votiren, bei Strafe der Ercommunication , die gegen alle Schul - Anstalten des Staats geschleudert werden würde, Der Erzbi- {of von Paris verlangt nun seinerseits die Abschaffung eines der organí- hen Artikel des Konkordats, Nur zeigt er sich eben so gemessen und ge- mäßigt fn den Formen seines Begehrens, als Herr von Bonald aufbrau- send und stolz ist. Jm Grunde aber treffen wir bei Beiden auf einen und densclben Gedanken. Es handelt sich darum, einen Staat im Staate zu fonstituiren und für die Kirche eine privilegirte Gesezgebung zu haben. Der Artikcl 4 des organischen Gesehes des Jahres X erklärt: „,daß kein Diözesan- oder Metropolitan - Konzil , feine Diözesan - Synode, keine bera- thende Versammlung statthaben dürfe, ohne die ausdrückliche Erlaubniß der Regierung.“ Dieser Artikel ist es, dessen Abschaffung der Erz- bischof von Paris verlangt, Nun aber sagie Portalis von die- sem Artikel in einem seiner Berichte über das organische Geseß: „„Es i} ein Grundsay des öffentlihen Nechis, daß keinerlei Ver-

| sammlung statthaben darf, wenn die Einberufung dersclben nicht von der

öffentlichen Gewalt gestattet is, d'Aguesseau erklärt jede ohne die Erlaub- niß des politischen Magistrats gehaltene Versammlung für unerlaubt. Wenn nun aber jede Zusammenkunft von Bischöfen noh nicht ein Konzil oder cine Synode is, so ist es doch zum wenigsten richtig, zu sagen, daß jede Synode oder jedes Konzil eine Versammlung is und demzufolge, um als

fann es dcn Bischöfen nicht untersagt sein, in einem Memoire, sollten sie | regelmäßig zu gelten, der Erlaubniß des Souverains bedarf. „,„„Jn un-

seren Tagen ‘‘‘’, fährt Portalis fort, „, „versammelte der Erzbischof von Toulouse eine Synode, welche Celebrität erhielt durch die Wichtigkeit der Gegenstände, die von derselben behandelt wurdenz denn auf Zie im Jahre 1782 gehaltenen Synode berieth man darüber , daß _das Begräbniß der Todten in den Kirchen nicht mehr gestattet werde. Der Erzbischof erhielt ein Patent zum Bchufe der Einberufung dieser Versammlung und später ein neues, welches zu den Berathungen und den Synodal - Beschlüssen er- mächtigte, welche in jener Versammlung augenommen worden waren, Die Nechte der Souverainetät wurden also zu keiner Zeit mißfkannt.“‘“ So Diese Rechte der öffeatlichen Souverainetät, anerkannt zu allen Zeiten, sollen sie nu:1 in unseren Tagen zu Boden getreten werden ? Das die Frage. Und man sage nicht, der Portalis\che Bericht beziehe sich auf einen Stand der Dinge, der durhaus verschieden von dem unsrigen sei, es sei seit 1830 die katholische Neligion nicht mehr die Staatsreligion, wie sie chcdem gewesen. Wir wissen wohl, welchen Werth das Cpiskopat auf dieses Argument legt, und welhe Folgerungen cs aus demselben zu ziehen hofft. Aber es darf nicht vergessen werden, daß, als Portalis seinen Bericht er- stattete, das Grundgesez und das Konkordat die fatholishe Religion nicht zur Staatsreligion ertlärt hatten; sie hatten blos anerfannt, wie auch die Charte von 1830, daß die fatholishe Religion die Religion der großen Majorität der französischen Bürger fei. Der Portalissche Bericht und die organischen Artikel des Konkordats haben also nichis von ihrer Nichtigkeit und Kraft verloren z sie finden Anwendung im Jahr 1844, wie im Jahr 1803, denn die Charte von 1830 is zurückgegangen auf die Grund- säße von 1803, Man sage auch nicht, die organischen Arti- fel des Konkordats seien Gegenstand von Reclamationen des 10- mischen Hofes gewesen; man hoffe nit, auf solhe Weise die Autorität des Konkordats zu schwächen; denn wir würden zu ant- worten genöthigt sein, daß jene Reclamationen ohne Erfolg geblieben sind, und daß die Regierung von 1803 den Prätensionen des römischen Hofes keine der alten Grundsäße unseres öffenilihen Rechts zum Bpser bringen wollte. Wir hoffen, daß die Negierung von 1830 in diesem Betress eben so entschlossen und standhaft, wie die Konsular-Regierung sein würde, wenn Anlaß einträte, Entschlossenheit und Standhasftigkeit zu zeigen, Wir fönnen aber noch weiter gehen und bemerken, daß der Artikel, gegen welchen der Erzbischof von Paris reklamirt, nicht Gegenstand einer Beschwerde des römischen Hofes im Jahre 1803 war. Allein man behauptet, daß die übrigen geseßlih anerkannten Körperschaften zusammenkommen dürsten ohne vorherige Autorisation; warum also sollte das Eviskopat es nicht eben so thun föunen? Warum! Weil, wir sind es U sagen genöthigt, das Episkopat keine gesetzlich anerkannte Körper- \cast is; weil es zwar Bischöfe giebt, die vom Geseß gewe Prâ- rogativen und gewisse Verbindlichkeiten erhalten haben, nicht aber eine von dem Geseß mit besonderen Befugnissen bekleidete Espisfopal - Körperschaft ; weil es Vischöfe giebt, um die Angelegenheiten des Kultus zu leiten, wie es Präfekte giebt, um die Angelegenheiten der Administration zu besorgen ; aber die Bischöfe ebensowenig, wie die Präfekte, sind eine besondere Kör- perschast, die zusammenkommen und berathen dürfte, wann es ihr gut dünkt, Uns kann die Frage nicht berühren, ob die Bischöfe der katholischen Christen- heit dem Papste gegenüber eine Körperschaft ausmachen, welche in befonde- ren Fällen ohne Ermächtigung von Seiten des Papstes zusammenkommen und berathen kann. Das aber behaupten wir, daß im Staate mit einem Worte die Bischöfe nicht eine Körperschaft bilden, daß das Gesch sie nicht in solcher Eigenschaft anerkennt,

0 Paris, 23. März. Die heutige Sibung der Deputirten= Kammer wurde um 2 Uhr eröffnet. Es wurden zuerst mehrere Ge- seße von lokalem Juteresse ohne Diskussion angenommen ; dann legte der Finanz-Minister zwei Gesetz = Entwürfe vor, Austausch von Jummobilien zwischen dem Staate und der Stadt Troyes, so wie einem Herrn Gaillon, betreffend. Berichte über Petitionen sind an der Tagesordnung. Herr Periguon berichtet über das Verlangen eines gewissen LHuillier zu Vic-Bigorre auf Abschaffung des Gesetzes, wodurch die Glieder der Familie Napoleon aus Frankreich verbannt werden, auf Wiederherstellung des Bilduisses des Kaisers auf dem Ehren - Legionskreuze, und daß dem Prinzen Ludwig Napoleon die Stadt Ham und deren Umgegend als Aufenthaltöort angewiesen werde- Die Kommission beantragt die Tagesorduung über zwei Punkte dieser Pe= tition, den, die Wiederherstellung des Bildnisses des Kaisers auf dem Kreuze der Ehren-Legion betreffend, will sie an den Conseils-Präsiden= ten verweisen, Herr Boulay de la Meurthe verlangt aber dasselbe au für die beiden anderen Punkte, Er beklagt und verdammt das unselige Beginnen des Prinzen Ludwig Napoleon, glaubt aber, nur durch die Rathschläge einiger exaltirten Köpfe set der Prinz in der Verbannung dazu verleitet worden, und nimmt daher Milde und Nachsicht für ihn in Anspruch. Von der Familie Napoleon?s lebten nur noch drei Brüder, der eine sei Philosoph, der andere von Krank= heiten darniedergedrückt, der dritte der auspruchloseste Mann der Welt. Außerdem seien noch einige junge Männer und ¿Frauen der Familie vorhanden, von solchen Trümmern habe Frankreich wohl nichts -zu fürchten, Der König von Rom sei todt, die anderen Glie= der der Familie seien unmächtig, Die Verbannung der Familie des Kaisers sei nur noch ein Anachronismus, eine Wirkung ohne Ursache, Auf die Frage des Präsidenten geht die Kammer liber die Ab- schaffung der Verbannung der Familie Napoleons zur Tagesorduung, des gleichen in Bezug auf Anweisung der Stadt Ham und der Umgegend zum Aufenthaltsort für den Prinzen Napoleon. Herr Delessert verlangt die Tagesordnung auch über den dritten Punkt, sie wird aber nicht angenommen, sondern der Kommissions-Antrag- Als ih die Kammer verließ, wurde von Herrn von Gasparin eben Bericht über eine andere Petition abgestattet, die weniger allgemeines Interesse bietet. Jn den Büreaus wurden die Commissaire zur Prüfung des Antrages des Herrn Gustave de Beaumont, Lacrosse und Leyraud wegen Ver- hütung an Wahlbestehungen ernannt, Acht Commissaire sind gegen den Antrag, wie er jebt gestellt ist, nur ein Einziger, Herr Brault, Mitglied der Opposition, dafür, Die Verlesung des Antrags des Herrn Chapuis Montlaville auf Abschaffung des Zeitungs- Stempels wurde durch 6 Büreaus genehmigt, durch 3 nur zu=

rückgewiesen.

A Paris, 23, März, Die Büreaus der Deputirten-Kammer werden sich heut mit dem Antrag des Herrn Chapuys de Mont= laville auf Abschaffung des Zeitungs - Stempels beschäftigen. Der Preis des Stempels beträgt für jede Nummer eines Blattes von gewöhnlihem Format 5 Centimen, also 18 Fr. 25 Cent, im ganzen Zahre, beinahe die Hälfte des Abonnements-Preises einer gewissen An=

zahl von Zeitungen. Will man auch die Postgebühr von 4 Cent. für das Zeitungsblatt wie eine Abgabe betrachten (wiewohl sie vielmehr als die Bezahlung eines zu leistenden Dienstes angesehen werden zu müssen scheint), so zeigt es sih, daß ein Blatt, welhes jährlich 40 Franken fostet, von jedem Abonnement 33 Franken an den Staat abgiebt, also nur 7 Franken zu Bestreitung der Kosten von Papier, Dru, Redaction und Verwaltung übrig behält. Ein solhes Verhältniß stellt sich auf den ersten Blick als ein unbilliges dar. Es giebt keine andere Jndustrie in Frankreich, welche auh nur die Hälfte des Theiles ihrer Brutto-Einnahme an den Staatsschaß steuern müßte, welchen die französische Presse, auch ganz abgesehen von der Postgebühr, lediglich fraft der Stempeltaxe, au den Fiskus abgiebt, Man sollte deshalb glauben, daß die hiesigen Zeitungen einen Antrag auf Abschaffung des Stem- pels mit einstimmigem Beifall begrüßen und mit dem größten Nach- druck unterstüßen würden. Dem is aber keinesweges so, und die mei- sten Blätter haben den von Herrn Chapuys de Montlaville eingebrachten Geseß-Vorschlag wie ein für sie ganz gleihgültiges parlamentarisches Dokument ohne alle Bemerkungen in ihre Spalten eingetragen. Die beste= henden Zeitungen wünschen in der That nicht, und sie können auch füg- licherweise im eigenen Interesse nicht wünschen, daß die Stempelgebühr abgeschafft werde, denn sie würden sih durch diese Maßregel nur ge= zwungen sehen, ihren Abonnementspreis in demselben Verhältnisse herabzuseßen und sih die Konkurrenz einer Menge neuer Blätter ge=- fallen zu lassen, welche unter jener Vorausseßung wie Pilze aus der Erde wachsen würden. Die Regierung is dem Antrage des Herrn Chapuys de Montlaville natürlih eben \o wenig günstig, als die Presse selbs. Man fürchtet von jener Seite zunächst den Ausfall der 37; Millionen in der Staats-Einnahme, welche die Stempelsteuer der Zei- tungen einträgt, und man fürchtet zweitens, daß die Presse, wenn man die Bedingungen ihrer Existenz zu sehr erleihterte, ihrem Einflusse eine gefährliche Ausdehnung würde geben können. Daher is denn gar keine Aussicht darauf vorhanden, daß die Mehrheit der Deputirten

Kammer dem Antrage des Herrn Chapuys de Montlaville ihre Zu

stimmung geben werde, dessen Annahme in der allgemeinen Meinung jedenfalls eine gänzlihe Revolution im französischen Zeitungswesen hervorbringen würde. h ;

Der Constitutionnel is durch die Herabseßung seines bis herigen Abonnements=-Preises auf die Hälfte in die Reihe der Vierzig= franken - Blätter eingetreten. Es ergiebt sich aus dem Vorstehenden von selbst, daß, unter der Herrschaft der gegenwärtigen fiskalischen Preß-Geseßgebung, eine Zeitung mit dem Äbonnements - Preise von nur 40 Fr. gar niht würde bestehen können, wenn sie nicht Neben einkünfte irgend einer Art hätte. So lebt z. B. der Si&cle haupt- sächlich von den Anzeigen, welche ihm, bei seiner großen Verbreitung, in Menge zuströmen und deren Einrückung es sich mit 2 Fr. ur die Heine und, 42 6 ur die große Zeile Vezablen läßt, Der Constitutionnel muß wohl sehr stark auf eine ähnlihe Quelle der Einnabmen rechnèn,. da er, troß der Ver= minderung seines Preises um die Hälste, die größten * Opfer zur Hebung seines literarishen Junhalts zu bringen entschlossen ist. Herr Thiers, der sih fortwährend für den Constitutionnel interes= sirt und auch wohl noch immer als Actionair bei demselben betheiligt ist, hat diesem Blatte Bruchstücke aus der Fortseßung seiner Revolu-= tions-Geschichte versprochen, von welcher man bei dieser Gelegenheit seit mehr als einem Jahre zum erstenmale wieder reden hört, Die Spannung, mit welcher man anfangs diesem Werke entgegensah, hat sich mit der Zeit bedeutend vermindert, um so mehr, als man allge= mein der Meinung is, daß noch manches Jahr vergehen wird, ehe Herr Thiers seine gegen das Publikum übernommene Verpflichtung erfüllen dürfte.

Grossbritanien und Irland.

Unterhaus. Sibung vom 22. März. Das Haus sollte, dem in der Sißung vom 18ten d. an Sir James Graham gestellten Antrage gemäß, heute seine zweite Erklärung über das Amendement Lord Ashley's zur Fabrik-Bill der Regierung abgeben, ob es mit der Feststellung der Arbeitszeit von 10 Stunden täglich in den Fabriken einverstanden sei oder die bisherige Zeit von 12 Stunden des Tages für die Arbeit der Werkleute aufrecht erhalten wissen wolle. Die Abstimmung, welhe nah langer Debatte erfolgte, ergab ein höchst seltsames Resultat. Die Diskussion selbst wurde meist von weniger bedeutenden Rednern geführt und bewegte sich, wie früher, auf der einen Seite um die hierbei geltend gemachten Humanitäts-Rüdcksichten, auf der anderen um die Ansprüche der fommerziellen und industriellen Interessen des Landes; sie nahm endlich eine ausshließliche Partei= Richtung an, als mehrere Redner der liberalen Seite, namentli Herr Charles Buller, in der Aufhebung und Herabseßung der Einfuhr= zölle von gewissen Waaren jeden Nachtheil ausgeglichen sahen, wel- her durch Verkürzung der Arbeitszeit der Jndustrie entstehen möchte, Der genannte Redner suchte dies vorzugsweise an der Aufhebung des Einfuhrzolles von roher Baumwolle zu erweisen. Lord Ashley fügte seinen früher zur Unterstüßung seines Antrags vorgebrachten Argumenten noch hinzu, daß die Fabrik- Arbeiter sih selbst bei einer Verkürzung der Arbeitszeit eine Lohnverminderung gefallen lassen würden, da bei geringerer Arbeit auch weniger kräftige und kostspie- lige Nahrung zum Unterhalte genüge, und sie im Stande wären, mit geringeren Geldmitteln denselben zu beschaffen. Aber Sir James Graham, der zum Schluß der Debatte noch das Wort nahm, blieb bei seiner Opposition gegen das Amendement in jeder Gestalt, Er erflärte, Mittheilungen aus Leeds und von anderen großen Fabrik- besißern Lancashires erhalten zu haben, welche gegen die Annahme der Zehn-Stunden-Bill sich aussprächen ; er habe den Gegenstand nach allen Seiten hin erwogen, aber er fönne unmöglich von seinem ersten Entschlusse abgehen. Die unmittelbare Folge der Verkürzung der Arbeitszeit würde eine Herabdrücckung des Arbeitslohns sein, und wenn diese auh nur 15 pCt, betrage, obschon er glaube, daß sie auf 25 pCt. steigen würde, so müßten daraus doh große Nachtheile der Jundustrie des Landes er= wachsen, indem die in Fabriken angelegten Kapitalien ins Ausland gehen würden. Er bedauere sehr, daß von den einem großen Theile der eigenen Anhänger das Ministerium einen solchen Widerstand er= fahre, aber seine Ueberzeugung sei in dieser Sache \o fest, daß alle persönlihen Rücksichten wie Staub in die Wagschale fielen; denn er glaube, daß der ganze Handel und die Fabrik = Judustrie Englands bei dieser Frage auf dem Spiele ständen.

Es erfolgte hierauf die merkwürdige Abstimmung; zuvörderst über den Regierungs-Antrag, also für 12 Stunden Arbeitszeit, Es stimmten dafür 183 Stimmen dagegen 186 » Majorität gegen die Regierung 3 Stimmen.

Das Haus theilte sih unmittelbar darauf wieder über das Amen- dement Lord Ashley's ;

es stimmten für 10 Stunden Arbeitszeit 181 Stimmen

dagegen 188 » i Majorität gegen Lord Ashley 7 Stimmen,

Sir James Graham sprach hierauf unter gewaltigem Lär= men Folgendes: „Das Haus hat nunmehr gegen 12 Stunden und gegen 10 Stunden Arbeitszeit sih entschieden. Die Achtung, welche ih vor dem Votum des Hauses hege, so wie die Rücksicht, die ih den großen bei dieser Frage betheiligten Juteressen {uldig bin, ver=

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anlassen mi, mein weiteres Verfahren bis Montag auszuseßen. Jch glaube deshalb, daß wir Alle der Meinung sein werden, daß wir die Sibung heute bis Montag vertagen.

„Lord Ashley erhob sich unter fortdauerndem Lärmen und Geschrei „zur Ordnung“, und konnte sich mit Mühe Gehör verschaffen. Er spra: Niemand unterwirft sich der Entscheidung des Hauses bereitwilliger als ih, und obgleih ich an Jhr Gefühl appellirte, so wollte ih doch niemals die Gerechtigkeit oder die Humanität dieser großen Versammlung bestritten haben. Alles was ih jeßt sagen kann ist, daß ih, obschon geschlagen, doch ein Recht habe, und dies Recht mir erhalten werde, bei jeder geseßlihen Gelegenheit meine Grund- säße geltend zu mahen. Jch will bei meiner Sache verharren bis zum leßten Augenblicke meines Lebens, und ih hege nicht den ge- ringsten Zweifel, daß die Zeit niht mehr fern is, da ih mit Got- tes Segen einen vollständigen Triumph erlangen werde“. Das Haus vertagte sich hierauf.

Zu Anfang der Sibung interpellirte De, Bowring den Pre- mier-Minister über die Ermordung der Mannschaften der beiden wäh= rend des lebten chinesishen Krieges an der Küste der Jnsel Formosa verunglüdckten britischen Transportschiffe und fragte, ob die chinesische Regierung für diese Unthat Genugthuung gegeben habe. Sir Ro- bert Peel erwiederte, daß in der Hof-Zeitung zu Peking eine Proclamation des Kaisers erschienen sei, welche dessen ganzen Unwillen über dieses Ereigniß ausspreche und die {huldigen Behörden der ge- bührenden Strafe überantworte, Sir Henry Pottinger habe diese Genugthuung für zufriedenstellend erklärt, und die Regierung glaube sich dabei beruhigen zu können, Die chinesischen Behörden hätten danach den Kaiser hintergangen , indem sie vorgaben , daß die Briten mit bewaffneter Haud einen Angriff auf die Jusel versucht hätten. Der Kaiser sagt in jener Proklamation: „Wir sind den Chinesen und den Fremden mit gleihem Wohlwollen zugethan und wir werden nicht gestatten, daß diejenigen, welche einer Strafe schuldig befunden sind, derselben entgehen sollen, weil Fremde sie angeklagt haben. Es is unser Wunsch, mit streuger Gerechtigkeit und Unpartheilichkeit zu verfahren. ““ i :

Im Oberhause erhielt die Bill wegen Konvertirung der 35proc, Stocks die Königliche Sanction, Das Haus war nur kurze Zeit versammelt.

_ London, 23. März. Der Hof legt vom 26sten d. M. ab für Se. Majestät den verewigten König von Schweden bis zum 9, April tiefe Trauer, von da ab bis zum 16. April, leite Trauer an, Bei dem vorgestrigen zweiten Lever der Königin im Buckingham- Palaste wurden Jhrer Majestät durh Lord Camoy's Bittschristeu der englischen Katholiken gegen die Ausschließung der Katholiken von den Jurylisten in Jrland, neben anderen Bittschriften der radikalen Partei in England über verschiedene Gegenstände überreiht. Bei demselben Lever hatte der Königlich preußische Garde =- Hauptmann, Freiherr von Wißleben, die Ehre, Jhrer Majestät durch den preußischen Ge- chäftsträger, Freiherrn von Thile, vorgestellt zu werden.

X Loudon, 22. März. Die Theilung des Unterhauses über Lord Ashley's Antrag, die Arbeitszeit -der Fabrik - Arbeiter unter 18 Jahren auf 10 Stunden des Tages zu beschränken, is noch fortwäh- rend das Hauptthema der Unterhaltung; sie is zugleih für die Re= gierung auch ein Gegenstand nicht geringer Sorge, nicht etwa, weil dadurch die politische Cxistenz derselben berührt wird, sondern weil sie eine sehr ernsthafte staatswirthschaftlihe Frage in sich schließt. Lord Ashley hat eine Art Vertrag angeboten, indem er vom nächsten Ofk= tober 11 Stunden Arbeitszeit aufgeführt wissen will, welhe dann im folgenden Jahre erst auf 10 Stunden reduzirt werden soll. Aber Sir R. Peel und Sir James Graham blieben durhaus bei ihrem Grundsaß stehen; sie sind der Meinung, deren Gründe ih in meinem leßten Briefe gezeigt habe, daß eine solhe Beschränkung der Arbeits=- freiheit überaus nachtheilig für die arbeitenden Klassen selbst und für die großen Interessen des Landes sein würde, daß dadurch die Kon- kurrenz gesteigert, das Arbeitslohn unverhältnißmäßig in Bezug auf die Verminderung der Arbeit herabgedrückt und demnach. das jebt zwischen dem Arbeiter und Kapitalisten bestehende Gleichgewicht aufge- hoben werden müßte, Sie verwerfen demzufolge Lord Ashley's Vorschlag unter jeder Gestalt. Aber die parlamentarische Schwierigkeit ist nicht leiht zu beseitigen. Die Anzahl der Mitglieder, welche bei der leu- ten Theilung stimmten, war auf beiden Seiten gering, weil eine große Anzahl es für besser gehalten hatte, gänzlih abwesend zu bleiben. Aber wenn diese au ihre Stimmen jeßt abzugeben veranlaßt wer= den, so folgt noch keinesweges daraus, daß die Partei der Regierung dadurch verstärkt werden wird. Man hat in den beiden leßten Tagen indeß alles Mögliche versucht, einen größeren Theil der gewöhnlichen Streitkräfte der Majorität aufzubringen, um auf die Entscheidung dieser Frage zu wirken. Jch glaube, daß Sir R. Peel einen still shweigenden Sieg davontragen oder vielmehr ein Votum ohne einen Sieg gewinnen wird; denn wenn auch die Annahme des Vorschlags Lord Ashley's hintertrieben wird, \o 1st doch nit leiht abzusehen, wie das Unterhaus, welches so eben dem Prinzipe einer Zehn-Stun- den-Bill beigepflihtet hat, zu der Bestätigung eines Geseßes für eine Zwölf=Stunden-Bill veranlaßt werden kann,

Es isst ein Jrrthum, diese Frage als eine Frage zwischen Fabrik= herren und Arbeitern anzusehen, Im Gegentheil, 40 der vornehm- sten Fabrik - Jnhaber haben zu Gunsten der Klausel Lord Ashley's eine Petition eingereiht, wahrscheinlich in der Hoffnung auf eine Herabseßung des Arbeitslohnes, Aber es is ein noh größerer Jrr-

thum, mit Einigen der sogenannten Freunde der Arbeiterklassen be= weisen zu wollen, daß in zehn Stunden mehr oder wenigstens eben so viel gearbeitet werden wird, als in zwölf. Das mag in manchen Fällen wahr sein, wo namentlih bei der Arbeit eine längere Muße oder mehr Gelegenheit zur Bildung eine größere Energie und ausgedehutere Kenntnisse bewirken. Aber die Fa- brifarbeit geschieht lediglich durch Maschinen; die Arbeiter sind die Wärter dieser Maschinen, und die eigentlihe Frage, welche dem Parlamente vorliegt, is die, ob es den Jnteressen der so beschäftigten menschlihen Wesen dienlich is, daß die Maschinen 14 Stunden wäh- rend 24 stille stehen. Wenn die Preise dieselben bleiben und der Er= trag des fixirten Kapitals (worunter ih das in Gebäuden und Ma- schinen angelegte Kapital verstehe) um 17 pCt. verringert wird, #0 ist es klar, daß, um denselben Gewinn zu ziehen, eine entsprechende Verringerung bei der Anlage des beweglichen Kapitals (worunter ih das in der Gestalt des Arbeitslohns umlaufende Kapital verstehe) eintreten muß, oder in anderen Worten, wenn der Fabrikherr in der=- selben Lage bleiben soll, muß die Lage des Arbeiters \{lechter werden, j Jch verweile bei diesem Gegenstande, weil er nothwendigerweise in allen Ländern, wo die Bedürfnisse und Jutercssen einer Fabrik Bevölkerung sih von selbst der Ueberwachung des Staats aufdringen, von großem Jnteresse sein muß; und in diesen Ländern kann das Beispiel Englands nicht ohne Gewicht sein. Hier im Parlamente hat man über die Frage viel Abgeshmacktes vorgebraht. Die Frage ist ganz einfach die, ob es für den Arbeiter besser i}, daß seine Arbeits- zeit auf 10 Stunden beschränkt werde, oder ob die Freiheit, zu ar= beiten so viel wie er kann, ihm bewahrt werden soll.

UtT?2derlau dex.

Aus dem Haag, 23. März. (J. d. l. H.) Durch einen ím Staats - Courant mitgetheilten Königl. Beschluß wird der Ein- zeihnungs-Termin für die freiwillige Anleihe bis zum 28, März ver- läugert,

Belgten.

72 Brüssel, 24. März. Der Minister der öffentlichen Arbeiten, Herr Deschamps, welcher die katholische Meinung im Kabinet reprä- seutirt, hat seine Entlassung eingereiht, und dadur den Bruch, der sih sogleich bei der Präsentation des Projekts über die Prüfungs=- Jury zwischen dem Ministerium und der katholischen Partei kund= gegeben , unheilbar gemacht. Konzessionen darf man jeßt niht mehr erwarten. Intervention der Kammern in die Ernennung der Exami= natoren, bleibt der Kampfruf dieser Partei, die jeßt, nachdem sie im vorigen Jahre in der constitutionellen Frage der Gemeinde - Organi=- sation die Autorität der Centralgewalt sogar über Gebühr, mehr als diese verlangte, verstärken wollte, gegenwärtig jedes Ministerium für jeßt und für die Zukunft in „legitimen Verdacht erklärt“. Weshalb aber, fragt man natürli, legt die katholishe Partei dem gemachten Geseb-Antrage eine solche Wichtigkeit bei, daß jeßt das Dasein des Kabinets auf dem Spiele, ja eine Auflösung der Kammer und eine Wendung in der inneren Politif des Landes im Hintergrunde steht. Wäre denn diese Partei s{chon so verwöhnt worden, daß sie die Befriedigung jedes Wunsches erlangen zu können glaubt; oder handelt es si wirkli, wie sie vorgiebt, um die Gefährdung des constitutionellen Prinzips der Unterrihts-Freiheit, oder i} endlich die constitutionelle Frage blos der Deckmantel, worunter sich die Tendenzen auf die Monopolistrung des Unterrichts verbergen? Wir halten die Häupter der fatholischen Meinung niht für so hartnäckig, daß sie nicht zu Konzes= sionen geneigt wären, wenn Regierungs - Anträge von mittlerer Wichtigkeit in den Kammern zur Sprache gebraht werden. Die Nachgiebigkeit, welche dieselben in einer der wichtigsten Bestimmungen des Élementarunterrihts-Geseßes gezeigt, giebt uns davon den De- weis, Es muß daher ein bedeutendes Motiv vorhanden sein, wel= ches jeßt die fatholishe Partei bestimmt, eine so feindlihe Stel- lung gegen den ministeriellen Antrag zu nehmen. Das constitu=- tionelle Prinzip der Unterrichts = Freiheit kann aber kein Mens dadurh für gefährdet halten, daß den Kammern das von ihnen blos provisorisch und versuhsweise ausgeübte Recht, die Mehr-= zahl der Mitglieder der Prüfungs-Jury zu ernennen, genommen und der Regierung unter der Verpflichtung übertragen wird, aus jeder Fakultät der vier Universitäten ein Mitglied und das fünfte Mitglied außerhalb derselben zu ernennen. Das Uebel, das aus der wahrhaft absurden Einmischung der Kammern in das Gebiet der Administration für den ganzen höheren Unterricht entsprungen, is so klar und scharf in dem Vorberichte Nothomb's zum Geseß-AÄntrage auseinandergeseßt und jeßt auch \o energisch in den Gutachten der beiden Universitäten Lüttich und Gent charafkterisirt worden, daß die katholische Partei ganz andere Motive und Pläne haben muß, um einen eben \o sehr auf das Prinzip der Gerechtigkeit gegründeten, als das wahre Interesse des Universitäts=Unterrichts verfolgenden Antrag zu verwerfen. Diese Motive haben sich denn auch fast unverhohlen in dem im Namen der Central - Kommission von Herrn de la Coste über den Regierungs=

Antrag abgefaßten Bericht zur Schau gestellt, und sind darin durch Argumente unterstüßt worden, die man gewiß nicht von einem Maune erwartete, der kurz vor der Revolution Minister des Junnern unter König Wilhelm war, und der besonders mehrere der harten Maßregeln genommen, wodur die katholishe Partei damals so hef= tig erbittert wurde, So sehr es wünschenswerth war, daß die frü- heren vor der Revolution fungirenden tüchtigen Staats-Beamten für die neue Ordnung der Dinge gewonnen wurden, ebensowenig durfte man vermuthen, daß dieselben einer extremen Partei si in die Arme werfen würden. Herr de la Coste hatte sih bei seinem Wiederauf- treten vor drei Jahren der fatholischen Partei zugewandt, fedoch eine gewisse Mäßigung in den Parteifragen bewahrt. Das gegen- wärtige an sich etwas konfus redigirte Aktenstück hat ihm aber eine Stelle angewiesen, die ihm, glauben wir, Wenige beneiden werden.

Wir wissen niht, was Belgien in der gegenwärtigen Krisis bevorsteht, allein wir würden es als ein bedeutendes Ereigniß und als eine Ursache fortwährender Jrritation an=- sehen, wenu der jeßige Berichterstatter der Central = Kommission an die Stelle Nothomb’'s in das Ministeruum des Innern träte, welhes ihm, dem Vernehmen nach, von der katholischen Partei zugedacht is, Was nun die Tendenz des Berichtes von Herrn de la Coste betrifft, \o geht diese unumwunden dahin, der katholischen Universität in Löwen die Suprematie und, in weiterer natürlicher Fol= gerung, das Monopol des Universitäts -= Unterrichts zuzusihern. Es könne diese Universität, heißt es, niht auf gleichen Fuß mit den übri= gen geseßt werden, da sie die größte Anzahl von Studirenden besibe, es fann ihr daher billigerweise ein größerer Antheil au den Prüfun-- gen eingeräumt werden. Der Berichterstatter hat nur A daß es vor der gegenwärtigen, seit 8 Jahren bestehenden Bevorzugung eine Zeit gab, wo Löwen niht mehr Zuhörer zählte, als die anderen Uni= versitätenz man hat ihr aber den Zulauf der Studirenden, die vor Allem an die größere oder mindere Schwierigkeit in den Examen denkt, verschafft ; und es handelt sich gerade jeßt, die rehts. widrige Ungleichheit aufzuheben. Behält dann die Universität Löwen fortwährend die große Mehrzahl der Studirenden, so kaun sie sih allerdings rühmen, die größeren Sympathieen des Landes oder eineu besser bestellten Unterricht zu besißen.

Der Berichterstatter erklärt sih gegen den Regierungs = Autrag, um nicht aus der nationalen Jury eine blos ministerielle Kommission zu machen, als wenn nicht in allen constitutionellen und nationalen Gebieten die Ausführung der Regierung übertragen werden müßte, wenn die Kam=- mern das Prinzip votirt haben. Der Berichterstatter verlangt die Intervention der Kammern, weil, uach ihm, die zu einer Zeit ‘domi= nirende politishe Majorität auch das Recht hat, sich in der Orgaui- sation des Unterrichts geltend zu machen. Dieses Argument hatte man bis jeßt nicht gewagt, öffentlih auszusprechen; man hatte viel= mehr immer dagegen protestirt; man habe nicht die Absicht, hieß es, die Prüfungs - Jury des Universitäts -Unterrichts den Schwankungen der Tages - Politik auszuseßen. Jebt aber, wo es darauf ankommt, eine so unhaltbare Organisation durh alle Mittel aufrecht zu erhal=- ten, wird auh dieser Grundsaß geltend gemacht, der den ruhigen Gang im Unterricht ershwert, ja alle Konkurrenz, jeden Wetteifer aufhebt, Nach diesem Grundsaß thäte man am besten, in der Kam- mer zu erklären, daß die Majorität katholisch sei, und daß, da die Majorität die Geseße mache, die katholische Universität allein anzuer=- kennen, die beiden Staats-Universitäten Lüttich und Gent aufzuheben, die darauf verwandten 600,000 Fr. zu ersparen seien, und daß man die Universität Brüssel ihrem Schifsale überlassen und abwarten könne, ob diefelbe noch Studirende erhalten werde, wenn man ihr keine Examinatoren mehr gäbe. Man glaube au nit, daß man diesen Folgerungen nicht Raum giebt; eine jede Partei hat ihre Logik, wo- durch sie unvermeidlih gezwungen wird, die Konsequenzen aus ihren Prinzipien zu ziehen, und wir haben die obigen Folgerungen mehr als einmal aus\prehen hören. So weit i} hier nun eine Partei ge- kommen, bie zur holländischen Zeit unter dem Vorwande der Freiheit die heftigste Opposition gegen das als Monopol ausgeséhrieene Sy-