1844 / 91 p. 2 (Allgemeine Preußische Zeitung) scan diff

AuslaudD.

Deutsche Bundesstaaten.

Hannover. Hannover, 27. März. Jn der Sißung der ersten Kammer vom 23sten d. M. wurde eine Reihe von Resfkripten und Kabinets-Schreiben, sowie vou Mittheilungen der zweiten Kammer

verlesen.

Jn der zweiten Kammer brachte der Herr Präsident der Tages- ordnung gemäß das Kabinets -Schreiben zur Berathung, welches die zur Prüfung der Landes-Rechnungen von 1832— 37 angeordnete ge- meinschaftlihe Kommission beider Kammern, insbesondere deren Fort- dauer während der Vertagung betraf.

Nachdem der General - Secretair den Vortrag an das Königl. Kabinet vom 5. Juli 1842, diesen Gegenstand betreffend, sowie den Beschluß erster Kammer vom 13. Juli 1842, „das frühere Gesuch aus den damals ange- führten Gründen zu erneuern, und Königl, Regierung um Mittheilung der Gründe der Ablehnung zu ersuchen“, verlesen hatte, erklärte ein Mitglied der Kommission, daß er aus solcher austreten müsse, weun die Prüfung der Landes - Rechnungen während der zweiten Diât vollendet werden solle, Der Hauptzweck der Nevision dieser Rechnungen sei, sich von deren Richtigkeit zu überzeugen, Daneben erlangten die Mitglieder der Kommission durch dieselbe eine vollkommene Kenntniß des Staatshaushaltes, was ihnen als Deputirten auch in allen künftigen Finanz - Fragen von Werth sei. Es sci aber völlig unmöglich, die Arbeit während der Diät, wo sie an den Sihungen Theil zu nehmen hâtten, und zum Theil durch sonstige Berufsgescbäste in Anspruch genom- men mürden, zu vollenden. Jhm scheine es zweckmäßig, „dem Beschlusse erster Kammer beizutreten“, und wolle er darauf einen Antrag richten.

Mehrere Mitglieder hoben die Wichtigkeit der Revision nachdrülich hervor, und wurde namentlich von einer Seite bemerkt, daß die Kommission vorzugsweise auch darauf ihr Augenmerk zu richten habe, ob die Ausgaben in Gemäßheit der Bewilligungen der Stände erfolgt seien,

Ein Mitglied war der Meinung: Der Beschluß erster Kammer passe nicht recht mehr, dagegen scheine ihm folgender Antrag alle abweichenden Ansichten zu vereinigen :

„Unter Ablehnung des Beschlusses erster Kammer der Königlichen Re- gierung zu erwiedern, daß bei dem sehr bedeutenden Umfange der vorlie- genden Arbeit (da nunmehr noch die Rechnungen von 187 hinzukommen, deren Beendigung durch die Kommission während der Sißung der Stände- Versammlung nicht zu erwarien) Stände, insofern die Arbeit am Schlusse“ der Diät nicht beendigt sein sollte, wiederholt beantragen, der Kommission die Fortseßung ihres Geschäfts während der Vertagung der Stände zu ge- statten, oder doch wünschen, daß die Königliche Regierung die Gründe, welche einer solchen Ansicht entgegenstehen, mittheilen möge,“

Nach einer längeren Debatte wurde dieser Antrag bei der Abstimmung einstimmig angenommen.

Der Tagesordnung gemäß folgte die Berathung über das KaLinets- Schreiben vom 10, Juli 1842, betreffend die Anordnung einer Königl. Polizei-Kommission in der Stadt Stade, und wurde zuvörderst der noch in voriger Diät gefaßte Beschluß erster Kammer mitgetheilt, welcher dahin ging: „Daß wahrgenommene Mängel oder Mißbräuche in der Verwaltung von Ständen nach §, 126 des Landes - Verfassungs - Gesetzes alle:dings gerügt werden könnten, und daß auf ein desfallsiges Schreiben Stände mit Recht geglaubt hätten, eine ausführlichere Erwiederung, als ihnen zu Theil ge- worden, erwarten zu dürfen, daß sie deshalb ihren früheren Antrag in die- ser Beziehung so dringend als möglich wiederholen müßten.“

Ein Mitglied erhob sich sofort für diescu Beschluß mit dem Bemerken, daß ihm derselbe aus der Seele geschrieben sei. Ein zweites Mitglied stellte darauf den Anirag: „Dem Beschlusse erster Kammer beizutreten.“ Ein drittes Mitglied machte gegen diesen Antrag bemertlich, vaß zu derselben Zeit, als das Kabinetsschreiben vom 40. Juli 1842 an die Stände gelangt sei, der Magistrat zu Stade eine Resolution gleichen Jnhalis erhalten, und

daß diese Behörde seit vieser Zeit keine fernere Beschwerde vorgebracht habe ; daß man also erwarten möge, ob etwa von dieser Seite her von den Be- theiligten selbst neue Anträge in dieser Hinsicht eingebracht würden. Auch werde

dieser Gegenstand bei der jeßigen Nevision der Stadt-Verfassung seine Erledi

ung finden, Ein véertes Mitglicd sprach für den Beschluß. Schwiegen auch die

Betheiligten still, so sei das keine Billiguug, Es thue ihm allerdings leid, daß gleich im Anfange der Diät ein solches Schreiben an Königliche Ne gierung erlassen werde, allein so wie die Sache cinmal liege, müsse dasselbe angenommen werben. Ein fünftes Mitglied hob hervor, daß die Kammer bei dieser Frage hauptsächlih das Necht der Stände im Auge zu behalten habe, derartíge Anträge zu stellen und Mängel în der Verwaltung zu rügen. Ein sechstes Mitglied wics besonders darauf hin, daß man den Beschluß erster Kammer entweder ablehnen oder annehmen müsse, und da könne die Beschlußnahme nach Lage der Sache nicht zweifelhaft sein.

Der Antrag wurde unter Dissens einer Stimme angenommen,

Hiernächst wurde beschlossen, das Kabinets-Schreiben vom 11, Juli 1842, die Nichtgenchmigung der von den Ständen der Stadt Hamburg be- willigten Unterstüßung aus den Mitteln der General-Kasse betreffend, zu den Akten zu nebmen.

Schließlich war die Berathung über das Kabinets-Schreiben vom 14, Juli 1842, die Nichtzulassung des Deputirten der osnabrückschen Grund- besiyer, Advokaten Buddenberg, betreffend, an der Tagesordnung, Darüber entspann sich cine ausführliche Debatte, bei der besonders hervorgehob.n wurde, daß die Königl. Regierung, wenn sie auh für die Abstellung von Mängeln bei einer Wahlhandlung zu sorgen hätte, doch einem Gewählten den Eintritt in die Kammer nicht verweigern dürfe, weil sie sonst allenfalls 10 óder 20 Abgeordnete ausschließen könne, Zum Schluß wurde mit 37 gegen 35 Stimmen beschlossen, das Schreiben der Regierung mit Motiven zu den Akten zu nehmen,

Baden. Karlsruhe, 23. März, (B. Bl.) In der ge=# strigen (44sten) Sißung der Kammer der Abgeordneten erfolgte der? Schluß der Verhandlungen über den Zoll-Tarif. Abg. Sander brate den Kammer = Beschluß vom 5, September 1842 in Erinne= rung, dahin lautend, die Regierung wolle alles Mögliche thun, um * bei dem Zoll-Vereine eine Erleichterung des Absabßzes der süddeutschen Weine in den Vereinsstaaten und zugleich zu bewirken, daß in den Staaten, welche Wein - Consumtions -Steuern von vereinsländishem

war ein die Nerven abspannender, den Sinn verwirrender. Und gerade der leyte Sah mit dem Schlußchor auf Schiller’s „Hymne an die Freude““, deren Worte doch so klar díe Tendenz derselben aussprechen , gerade dieser is seinem Juhalte nach der am wenigsten verständlichste, der am wenigsten wohlthuende. s

_ Nicht einmal durchweg edel in den Gedanken is er gehalten und die S E sogar gewöhnlich zu nennen; erst hernach nimmt er einen des genialen Meisters würdigen, höheren Aufschwung und {ließt nach einigen excentrischen, niht motivirten Abirrungen auf imposante Weise.

Was die Aufführung unter Leitung des General - Musik - Direktors Mendelssohn betri, so war sie, wie {hon oben angedeutet, nicht nur von Seïten des Orchesters , sondern auch des Chores , der aus Mitgliedern des Dom - Chores und der Sing - Afademie zusammengeseyzt war, eine in jeder Beziehung außergewöhnlich gelungene, so wie auch die Soli von den Damen Kramer, A. Löwe und den Herren F. und Zs\cchie\che (besonders wenn man die unbequemen Einsäße bedenkt) sicher und rein gesungen wurden, Auch die schöne D-dur-Symphonie von Mozart, zu Anfang ausgeführt, so wíe die Ouvertüre zur „Vestalin“ von Spontini, ließ nichts zu wünschen übrig. Schließlich sagen wir hier der Königlichen Kapelle für die vielen in Be Winter - Saison bereiteten großartigen Kunstgenüsse unseren wärmsten

anf.

Gesellschaft der Gartenfreunde.

Berlíîn. Die Gesellschaft der Gartenfreunde Berlins, welche vor einigen Tagen ihre Wirkfamkeit durh eine ausgezeichnete Blumen- und Frucht - Ausstellung im Saale des Hotel de Russie zu erkennen gegeben,

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Weine erheben, die gleihe Steuer auch von den eingeführten aus= ländishen Weinen erhoben werde, und zwar zu Gunsten des Staates, der sie bezieht. Rindeschwender kündigt eine Motion an, die Er- leihterung der auf dem Weinbau rubenden Lasten betreffend. Mini-= sterial-Direktor Regenauer erinnert: eine Erhöhung der Cingangs= Abgaben auf ausländische Weine, welche ohnedies hoch besteuert seièn, sei niht zu erwarten z wolle man der Zoll-Konferenz den Vorschlag machen, die jeßt bestehenden Abgaben in der Weise zu theilen, daß ein Theil als Eingangszoll dem Verein, ein anderer als Consumtions- Steuer dem fonsumirenden Staate anheimfalle, so würden die süddeutschen Länder nothwendig verlieren, da die norddeutschen weit mehr fremde Weine kfonsumiren. Sander's Antrag wird angenommen. Knapp bringt die Zollbegünstigung des Kantons Neuchatel um zwei Fünstel der Zollsäße für bestimmte Quantitäten von Wein, Seidenwaaren 2c. in Erinnerung. Er verlangt, die Regierung möge sich dahin verwen= den, daß diese Begünstigung künftig aufhöre, dagegen die Krone Preußen die Zolldifferenz von zwei Fünfteln zum Voraus aus der Vereinsfasse beziehe für die Summe von Waaren, deren bevorzugte Einfuhr den Neuchatelern zugesagt is, um diese durch Ausfuhrprämien zu entschädigen. Damit werde der Verdacht beseitigt, daß unter der Firma der Begünstigung Schleichhandel getrieben werde, Regierungs-Com- missair Regenauer: Den lehteren Antrag könne man Preußen shicklich niht machen von Seiten Badens, das auf der Schweizer-Gränze weit größere Begünstigung habe. Knapp's Antrag wird angenom- men. Knapp spriht gegen die Zoll-Freiheit der Diplomaten, indem durch sie fremder Luxus unter die Deutschen gebracht und durch Nacheiferung ein Luxus erzeugt werde, welcher viele Familien in Ar- muth bringe. Buhl glaubt, es lasse sich ein Maximum threr Con- sumtion festseßben. Beides bleibt ohne Unterstüßung. Sander erwähnt der Weigerung Hannovers, dem Vereine beizutreten; er be zeichnet Hannover als den Stapelplaß der nach Deutschland bestimm ten englishen Waaren, und beantragk, die Kontrollmaßregeln gegen dasselbe in ihrer ganzen Strenge auszuführen, Cbenderselbe stellt den Antrag, die Regierung möge dahin wirken, daß durh möglichste Abschließung von Verträgen der Beitritt Oesterreichs zum Zoll-Verein vorbereitet werde. Beide Anträge werden einstimmig angenommen. - Hierauf folgen noch Berichte der Petitions Kommission von patriku larem Juteresse.

Nassau. Wiesbaden, 26. März. (Fr. J.) Son in aller Frühe herrschte heute eine ungewöhnliche Bewegung in den Hauptstraßen der Stadt, Das Wetter, die ganze Nacht hindurch stürmish und regnerish, klärte sich auf, und die Sonne beschien freundlich das muntere Treiben. Große Massen bewegten sich nach der am Eingange der Stadt an der frankfurter Chaussee, im Styl eines römischen Triumphbogens erbauten Ehrenpforte, Als Aufschristen derselben liest man: „Nassau's schöner Zukunft“ und „Willkommen im Kreise der Deinen, hohes Paar‘. An den inneren Seitenwänden befinden sich die Juschriften: „Die Liebe des Volks is der edelste Stein in der Fürstenkrone““ und „Des Fürsten Freudentag wird zum Jubelfest dem Volke‘“/, Jm Laufe des Vormittags ‘erschien eine polí- zeiliche Bekanntmachung, wonach die Ankunst der Höchsten Herrschaften au dem Weichbilde der Stadt zwischen 2 und 3 Uhr erfolgen würde, daher sich die Züuste, Deputationen, Vereine 2c., so wie die Festordner, um 1 Uhr am Schulylabe, die Töchter der hiesigen Bürger im Rath= haus = Lokale und die Schulkinder im Schulgebäude zu versammeln hätten. Dieser Aufforderung wurde, tro des um diese Zeit falleuden Regens, dexr über eine Stunde währte, entsprochen. Um auf 3 Uhr verfündete eine Salve von 101 Kanonenschiissen die Ankunst am Weichbilde, worauf die höchsten Herrschaften eine halbe Stunde später ihren Einzug hielten, Dem Herzoglichen Reisewagen voraus ritten in {böuner Haltung die Postmeister mit dem Ober =Postmeister, an dessen Seite sich der Postmeister zu Wiesbaden befand, ferner das gesammte Forst - Personal, die Justiz= und Rezeptur = Beamten, worauf eine Abtheilung der Ehrengarde in weißer Uniform mit zierlihen Helmen folgte. Eine zweite Abtheilung dieser Garde ritt hinter dem Wagen, Junerhalb der Ehrenpforte fand der vor- geschriebene Empfang statt, worauf sih die höchsten Herrschaften unter dem Vivatrufen der Menge nah dem Palais begaben. Die junge Herzogin schien sehr zufrieden und grüßte freundlih nach allen Seiten. Nachdem die höchsten Herrschaften auf dem Balkon erschienen waren, begann das Defiliren der Züge nah der im Programm bezeichneten Ordnung. Besondere Heiterkeit erzeugte der Vorbeimarsh der die 28 Aemter des Herzogthums repräsentirenden Landleute in den ver- schiedenen Landestrachten, welhe man zum Theil richtiger Fanutasie= Trachten uennen könnte. Abends nach 8 Uhr fand ein solenner Fackel- zug von Seiten der Bürgerschaft und der Mitglieder der Gewerbe- Innungen vor dem herzoglihen Palais statt, und die Musik -Corps der beiden Regimenter brachten mit den vereinigten Sing = Vereinen, welche über sechshundert Mitglieder zählen, den höchsten Herrschaften eine Serenade.

Sachsen-Meiningen- Hildburghausen. Meiningen, 25, März. (D. A. Z,) Seit heute vor acht Tagen haben die Siz= zungen unserer Landstände begonnen z der wichtigste Berathungs=Ge- genstand für den diesmaligen Landtag ist außer dem Budget für die neue, mit dem 1, April beginnende Etatsperiode das neue Straf- gesezbuch; es is dies das Königl, sächsische mit wenigen Abänderun- gen, und diese stimmen großentheils mit den im Herzogthume Sach= sen= Altenburg angenommenen überein, Bei dieser Gelegenheit sei

KBugleih eines sehr verbreiteten Jrrthums über unsere Verfassungs

Angelegenheiten gedacht, der sich sogar in nach Gründlichkeit streben-

veranstaltete daselbst am 28sten d, M. ein Festmahl. Der Vorsteher Herr Heese leitete das Fest mit cinem Toast auf Jhre Majestäten den König und díe Königin cin, welcher mit jubelnder Zustimmung aufgenommen wurde, Hierauf folgten: ein Toast auf das fernere Gedeihen der Gesell- {haft und zwei andere auf den Vorstand derselben, durch dessen Bemühun- gen die noch so junge Gesellschaft so \chnell ihre Blüthe erlangt hatz dann einer auf die anwesenden Damen, Zur Erheiterung des Festes trug ein scherzhaftes Gedicht „Frauen und Mädchen““, von Herrn Louis Schnei- der gelesen, und eine muntere Tischrede von Hern Pr, L. Weyl bei, Die Rede, deren Ertrag der Verfasser zu einem wohlthätigen Zweck be- stimmt hat, is in der Gropiusshen Buch - und Musikalien - Handlung er- schienen,

Stádtische Gewerbschule.

Zu der am 3, April bevorstehenden Prüfung der städtischen Gewerb- schule hat der Direktor Klöden d t Ueearüini eingeladen, welches den Schluß seiner Abl\andlung: Ueber die Stellung des Kaufmanns während des Mittelalters, besonders im nordöstlihen Deutschlande, enthält, Die Schulnachrichten ergeben, daß die Schule im abgelaufenen Jahre von 215 Schülern besucht wurde, Diese waren in 5 Klassen vertheilt, und wurden von 6 ordentlichen und 10 außerordentlichen Lehrern unterrichtet, Gewiß ist es sehr zu billigen, daß in den unteren Klassen der Unterricht hauptsäch- lich die geistige Weckung, Entwickelung und Bildung des Schülers beab- sichtigt, und erst in den oberen Klassen allgemach die Richtung auf den ge- werblichen Beruf einshlägt. Die Unterrichts-Gegenstände ergeben sih aus dem Programm folgendermaßen; a) Neligionslehre dur alle Klassen;

den Schriften findet; es wird nämlih Meiningen als einer der we=- nigen Staaten bezeichnet, wo die Landtags-Sibungen bei verschlossenen Thüren stattfänden; nun is allerdings die Oeffentlichkeit dieser Siz= zungen in unserem Staatsgrundgeseße niht ausgesprochen, wohl aber seit Jahren durch höchsten Erlaß des regierenden Herzogs geseßlich anerkannt und eingeführt. Daß von dieser Oeffentlichkeit freilich we= nig Gebrauch gemacht wird, is eine Sache für si.

Oesterreichische Monarchie.

2) Triest, 18. März. Bei dem großen Geldbedarfe unseres Platzes, als der wichtigsten Hafenstadt der ganzen Monarchie, war das Bedürfniß eines Lokal-Bank-Jnstituts von jeher, besonders aber in den leßten Jahren, sehr dringend empfunden worden. Früher hatten wir die Hoffnung auf die Erfüllung der in der Errichtungs= Urkunde der wiener Nationalbank gegebenen Verheißung, daß ein Theil der Fonds derselben zur Errichtung von Filialbanken in den bedeutendsten Handelsstädten des Kaiserstaates und unter diese darf Triest sich doch wohl rechnen verwendet werden solle. Allein bei der fürzlich erfolgten Erneuerung des Privilegiums der National= bank wurde die Begründung eines Kredit-Justituts am hiesigen Plabe, ungeachtet der eifrigsten Verwendung und der dafür sprechenden gewichtigen Gründe, von der wiener Bauk = Direction abge= lehnt und dadurch unser Plaß immer in der früheren Abhängigkeit von dem wiener Banquier- Geschäfte erhalten. Um das Beengende der so gestalteten Geldverhältuisse nur einigermaßen zu mildern, wurde im vorigen Jahre ein Privat - Kredit - Jnstitut (Monte civico com- merciale) aus Lokalmitteln errichtet, das ungeachtet scines erst kur- zen Bestandes, doch bereits erfreulihe Resultate bietet, und zu Gun= sten des allgemeinen Verkehrs die fruchtbringende Anlegung von Ka pitalien, so wie die nußbare Verwendung derselben im Interesse der Fndustrie und des Handels gleich schr befördert, Die Fonds der Anstalt wurden gebildet durch Einlagen, selbst kleinerer Beträge, für welche das Institut eine Art Sparkasse mit 4 pCt. Verzinsung bildet, und auch nah den allgemein üblihen Normen von Ersparungs - Anstalten organisirt is. Als Garantie der gemachten Einlagen haben die hie sige Stadtgemeinde und die Börse bis zu einem gewissen Betrage zu gleihen Theilen übernommen, und ist die hierüber ausgestellte Bürg= \chafts-Urkunde bei der Landes-Regierung welche die Ober- Aussicht über das gesammte Wirken der Anstalt hat deponirt worden, Die Mittel zur Verzinsung der Einlagen erlangt diese Spar=-Anstalt, theils durch Esfomptirung förmlicher, auf den hiesigen Plaß unmittelbar gezogene und hier zahlbare Wechsel unter Beobachtung der bei Esfompte- Banken üblichen Manipulationen und Vorsichten, theils durh Gewährung verzinsliher Darleihen auf Faustpfäuder, als welche vor der Hand jedoh nur Gold und Silber 1n Barren oder gemünzt angenommen werden. Die Leitung der Anstalt geschieht durh den aus den jewel- ligen Gliedern des großen Rathes und der Kousultoren ‘der Börse gebildeten Aus\huß, welchem die Aufsicht über das Justitut , Fest seßung der allgemeinen Vorschriften, dann Prüfung und Genehmigung der Rechnungen obliegt; die dem Ausschusse unterstehende Direction, gebildet von den jeweiligen Gliedern des kleinen städtischen Rathes und von den Börse-Deputirten, hat gemeinschaftlich mit den Jnstituts= Beamten die materielle Verwaltung und die Ausführung zu besorgen. Die Glieder des Ausschusses, der Direction und die Wechsel=

Ceusoren besorgen alle ihre Obliegenheiten unentgeltlich, Fe weniger übrigens die durch dieses lokale Privat - Justitut ge-

botenen Mittel für die großen Bedürfnisse unseres Plaßes aus-= reichen, um so billiger sollte man uns auswärts beurtheilen, wenn wie der Industrie und dem Handel des Kaiserstaates noch uicht solche Vortheile zu gewähren vermögen, wie andere jüngere Seestädte, Man hat in dieser Hinsicht oft Vergleiche zwischen Triest und Stettin au- gestellt, ohne dabei die wichtigen Förderungsmittel zu bedenken, welche der leßtgenaunten Stadt in so nachhaltiger Weise von Berlin aus gewährt werden, wo die große Stüße durch das Bank-Comptoir allein hinreicht, Unternehmungen zu bewirken, an deren Ausführung bei uns nicht gedacht werden kann, so lange unser Kreditwesen auf .den bis- herigen engen Kreis beschränkt bleibt,

Frankrei

Warís, 25. März. Der Monitenr theilt heute in einer tele- graphischen Depesche aus Marseille vom 23. März folgende Nach= richten aus Algier vom 20sten mit: „„Der Herzog von Aumale zog am ten ohne Schwertstreih in Biskara ein, wo er gut em-= pfangen wurde, Die übrigen Dorfschaften des Ziban folgten dem Beispiele dieser kleinen Hauptstadt, Der Prinz war am 8ten zu Sidi-Okba (eine Tagereise südlich von Biskara). Die Häuptlinge der Nomadenstämme hatten sich bei ihm eingefunden, Se. Königl, Ho- heit beabsihtigte Biskara am 13ten zu verlassen, um sih nah den Auresgebirgen zu begeben. Ben-Ahmet-Ben-Hadscha, ein Unterbe fehlshaber Abdel - Kaders, von allen seinen Leuten im Stich gelassen, hat sih nah den Auresgebirgen geflüchtet, Der Gesundheitszustand der Truppen ist vortrefflih, Die Priuzen befinden sich wohl.“

Ju der Pairs-Kammer hat der Minister dez Jnuern den Ge seß-Entwurf über die geheimen Fonds mit folgenden Bemerkungen vorgelegt : „Wir werden vor Jhnen die nämlihe Sprache führen, wie vor der anderen Kammer. Wir werden die Debatte uicht ver- anlassen, allein wir werden uns stets bereit zeigen, sie anzunehmen. Wir wissen, daß: die Politik der Regierung, welche im Junern die Achtung aller Rechte und den Schuß aller geseßlichen Juteressen, im Aeußeren die Aufrechthaltung eines wülirdigen und ehrenvollen Friedens zur Grundlage hat, nur dabei gewinnen kann, wenn sie beleuchtet und erörtert wird, Diese Politik ist wahrhaft parlamentarisch, denn sie

b) Rechnen, ebenso, in den oberen Klassen kaufmännisches Rechnen, mit Belehrungen über Zins, Disconto, Geld, Fonds - und Wechselcours und UAnwendungenz c) Algebra, in der oberen Klasse bis zur Differenzial- und Jyutegral - Rechnungz d) Geometrie, ín den oberen Klassen Trigonometrie, Stercometrie, beschreibende Geometrie, theoretische Mechanikz e) Physik, mathematisch behandelt und experimentell erläutert ; in der oberen Klassen mathe- matische Erd- und Himmelsfundez l) Chemie, durch Experimente erläutert, und in den oberen Klassen im Laboratorium geübt, so wie auf Technologie angewen- detz 2) mecanishe Technologie in der oberen Klassez h) Naturgeschichte, als Zoologie, Botanik und Mineralogie, mit Exkursionen verbundenz 1) Geo- graphie, ín den oberen Klassen mit Statistik, besonders in industrieller und fommerzieller Beziehung, verbundenz k) Geschichte, in der ersten Klasse die der neueren Zeit, mit besonderer Hinsicht auf Entdeckungen und den Gang des Handels; 1) deutsche Sprache, in den oberen Klassen Literatur-Geschichtez m) französishe Sprache durh alle Klassenz n) englishe Sprache in den oberen Klassenz 0) Schönschreiben in den unteren Klassen; p) Zeichnen, sowohl freies Handzeichnen wie Situations-, Maschinen - und architektoni- sches Zeichnen, durch alle Klassen; q) Gesang. Der ansehnliche Lehr- Apparat der Schule wird fortwährend vervollständigt, und da die Lehrer durch ihre Leistungen rühmlichst bekannt sind, so bietet die Schule Gelegen- heit zur Erwerbung einer sehr umfassenden Bildung, wie sie für den höhe- ren Gewerbebetrieb in unserer Zeit gefordert wird, Mögen Eltern beson- ders die Nachweisung im Programm beherzigen, daß der Gewinn des Schul- besuhs erst denen zu Gute fommen fann, welche die Schule hinreichend lange besuchen, und sie nicht shon in den mittleren Klassen verlassen,

hat seit vier Sessionen den beständigen Beistand der Kammern er- langtz sie ist ihr Gedanke wie der unsrige; und wir hoffen, daß dieser Einklang der Gewalten eine neue Stärke erlangen werde durch die Prüfung, welcher das Geseß, das wir Jhnen vorzulegen die Ehre haben, unterworfen werden wird.“

Jn den Büreaus der Deputirten-Kammer is, wie {hon erwähnt, der in dem Vorschlage der Herren G, de Beaumont, Lacrosse und Leyraud über die Bestehung in Wahlsachen aufgestellte Grundsaß im Wesentlichen angenommen worden. Der Minister des Junern unter- stüßte den Vorschlag, jedoch mit dem Vorbehalt, daß scine Abfassung gegen die Umtriebe und den Kauf der Stimmen allgemeine Bürg- schaften darbiete, Die Abfassung und die verschiedenen Bestimmungen des Geseh = Entwurfs gaben zu ernstlihen Einwürfen Aulaß. Die Erörterung berührte vorzüglih den Artifel 2, welcher gestatten foll, die öffentlichen Beamten ohne vorläufige Ermächtigung des Staats- Raths, dem Artikel 75 der Constitution vom Jahre VUI zuwider, zu verfolgen, „Die Debatte in dieser Hinsicht“, sagt das Journal des Débats, „war bestimmt und bedeutsam. Die konservative Partei hat einstimmig den Art. 2 verworfen und einen vollständigen Sieg er= langt. Unter den ernannten Commissairen sind 8 Konservative und nur ein Mitglied der Opposition. Die Urheber des Vorschlags haben in ihren Büreaus die Beweisgründe wiederholt, die sie schon in öffent liher Sißung bei der Entwickelung desselben geltend gemacht. Herr Odilon Barrot behauptet, die Befürchtungen von Mißbräuchen, welche aus der Befugniß, die Beamten direkt zu belangen, hervorgehen könn= ten, seien übertrieben, und die Beibehaltung des Art. 2 des Vorschlags stelle die Gleichheit zwishen der Verwaltung und der Opposition fest. Mehrere andere Mitglieder der Opposition haben den Vorschlag leb- haft unterstüßt,“

Auch der Erzbischof von Albi und der Bischof von Meh haben Reclamationen zu Gunsten der Universitäts= Freiheit an den Kultus= Minister eingesandt.

Das Antworts= Schreiben des Erzbischofs von Paris an den Kultus-Minister ist am 17ten an alle Erzbischöfe und Bischöfe Frank reichs, mit folgenden Worten begleitet, gesandt worden: „Gnädiger Herr! Jch glaube, Jhunen meine Antwort auf das Schreiben Sr. Excellenz des Kultus-Ministers vom Sten d. M. mittheilen zu müssen. Jch bin vorzüglich durch die Nothwendigkeit, worin ih mich befinde, gegen die dem Geseße vom 18. Germinal Jahres X. gegebene Aus dehnung zu protestiren, bestimmt worden, dieses Dokument an Sie zu richten, Jh würde mich freuen, Jhre Meinung über den Schritt, den ih gethan habe, kennen zu lernen.“ i

Nach einer durch die Douanen = Verwaltung veröffentlichten ver= gleihenden Uebersicht der vorzüglichsten, während der beiden ersten Monate der Jahre 1844, 1843 und 1842 in Frankreich eingeführten Waaren betrug der Einfuhr - Zoll während dieser beiden Monate im Jahre 1842: 19,390,000 Fr., im Jahre 1843: 23,093,000 Fr., inm Jahre 1844: 21,757,000 Fr.

Nachdem der König von Schweden gestorben, i} jeßt der Mar- schall Soult der einzige noch lebende der ersten 18 Marschälle des S welhe im Jahre 1804 im Lager vou Boulogne ernannt wurden,

n Paris, 25. März. Eine telegraphishe Depesche meldet der Regierung, daß Jhre Majestät die Königin Marie Christine von Spanien am 21, März mit ihren Königlichen Töchtern zu Aranjuez zusammengetroffen und mit großem Jubel empfangen worden ist.

Ju der heutigen Sißung der Deputirten = Kammer verlas Herr Monnier de la Sizeranne seinen Autrag auf Aenderung des Geschäfts - Reglements der Kammer z er will, daß künftig über die einzelnen Artikel von Geseß - Entwürfen in Gegenwart von 100 Mit- gliedern der Kammer abgestimmt werden dürfe, Die Entwickelung des Antrages wurde bis nah dem Ende der Diskussion des Rekrutirungs-= Gesebes vertagt. Herr Chapuys de Montlaville verlas dann seinen Antrag auf Abschaffung des Zeitungsstempels, der am Sonnabend entwidelt werden soll, Es wird dann die Diskussion des Rekrutirungs- Gesebes fortgeseßt. Während Herr Chasseloup - Laubat sprach, trat Herr Berryer in den Saal, Einige Mitglieder der Rechten verlassen ihre Bänke, eilen auf ihn zu und drückeu ihm die Hand. Der Prä- sident erklärt, daß Herr Berryer den Eid zu leisten verlange. Der Präsident verliest langsam und feierlich die Eidesformel unter tiefer Stille, und Herr Berryer leistet mit erhobener Hand und lauter Stimme den Eid nach derselben, worauf die Debatte des Rekrutirungs - Ge- seßes fortgeseßt wurde, und noch fortdauerte, als ih die Kammer verließ.

R National führt heute den Pair von Frankreich, Herrn von Gascy, unter den Unterzeichnern für den Ehrendegen des Admi-= rals Dupetit-Thouars auf. Jch kann son auf das bestimmteste ver= sichern, daß irgend wer von dem Namen des Herrn Pairs Mißbrauch gemacht hat; Herr von Gascy hat weder selbst unterzeichnet, noch Jemand Auftrag oder Vollmacht gegeben, sür ihn zu unterzeichnen,

A Paris, 25. März. Der Gesebß - Vorschlag der Herren Lacrosse, Leyraud und Beaumont zeigt ohne Zweifel von den besten Absichten der Antragsteller, allein es gehört eine starke Dosis von Optimismus dazu, um zu glauben, daß durch die Annahme desselben den Wahl=Umtrieben und Wahl-Bestechungen wirklich eine dauerhafte Schranke entgegengeseßt werden würde, Die Sitten find in Fällen dieser Art gewöhnlich stärker als die Geseße, und die leßteren laufen bei jeder offenen Herausforderung an die ersteren die größte Gefahr, eine Niederlage zu erleiden und einen Theil ihres Ansehens einzu= büßen. Wo es auf der einen Seite Leute giebt, welche Lust haben, ihre Stimmen zu verkaufen, und auf der anderen Seite Leute, die im Stande sind, einen angemessenen Preis dafür zu zahlen, da wird wohl immer, und allen Geseßen zum Troß, ein gewissenloser Handel mit bürgerlichen Rechten und politischem Einflusse getrieben werden. Die Wahl - Bestechung hat sich in England zu einer Art von förmlicher Justitution ausgebildet , weil das Mißverhältniß zwischen dem Reichthum der Stimmwerber und der Armuth der Stimmführer dort ein ganz unermeßlihes is. Wie könute man au erwarten, daß unter Tausend, die da Mangel leiden, sich nicht wenigstens Neunhundert finden, welche nichts Arges darin sehen, wenn sie gegen ein Stück Brod für sih und ihre Kinder ihre Stim- men vielmehr diesem als jenem Kandidaten geben, um so mehr als sie in sehr vielen Fällen gar nicht im Stande sind, ein eigenes Urtheil über das Verdienst der verschiedenen Bewerber zu fällen! Ju Frank= reih hat jenes Unwesen natürlich weniger Ausdehnung gewinnen kön= nen, weil theils die Wahlverfassung, theils der allgemeine Vermögens= Zustand des Landes der Bestehung einen weit geringeren Spielraum geben. Um der Stimme des in der Regel wohlhabenden französi= schen Wählers zu kaufen, muß man \{hon einen ansehnlichen Preis bieten, und das sind von den französischen Stimmbewerbern wenige im Stande, Mit jeder Erweiterung des Wahlrechtes in Frankreih würden die Wahlhandlungen unfehlbar mehr demorali= sirt und deren Resultate mehr verfälsht werden. Daher begeht die Mehrzahl der Anhänger der Jdee der Wahl- Reform, ohne es selbst zu merken, eine A Jnkonsequenz. Wer die Wahlbefugniß in Frankreich zum gemeinen Rechte machen will, der muß folgerichtiger- weise auh die Ausgleichung der obwaltenden Vermögens-Unterschiede wollen, sei es durch gewaltsame oder durch organische, durch direkte

| die Entlassung des überflüssigen

551 oder durch indirekte Mittel. An eine solhe Folgerung denkt aber bis auf den heutigen Tag weder das linke Centrum, noch die Linke, noch selbs die demokratische Partei in der Kammer, und am aller- wenigsten denken daran die Legitimisten, welhe mit Herrn Genoude nach fünf oder sechs Millionen Wählern verlangen. Wer daran denkt, das sind die Arbeiter-Klubs und die Kommunisten-Gesellschaften, die sich wenigstens eines allgemeinen Zweckes bewußt sind, wenn sie auch feine Ahnung davon haben, auf welchen Vorausseßungen die, wenn au nur augenblicklihe Erreihung desselben, beruht.

Was den Antrag der Herren Leyraud, Lacrosse und Beaumont

betrifft, so ist die Kommission, der er zur Begutachtung überwiesen worden, größtentheils aus Männern zusammengeseßt, welche für ent- schiedene, wenn auch heimliche Gegner der Jdee jenes Gesetz = Vor= \hlages gelteu, z. B. die Herren Haubersaert, Schauenburg, Res= signac, Latournelle, Chegaray und Laurence. Demnach muß man _sich darauf gefaßt machen, daß der Antrag der obengenannten drei De- putirten, obgleih er von der Kammer einjsummg m Betracht gezo= gen i, niht zur Geseteskraft gelangeu wird,

Grossbritanien und Irland.

Loudon, 23. März. Se. Königliche Hoheit Prinz Albrecht wird nun doch die Reise nah Koburg antreten, wie der Morning Herald heute selbst berichtet, welcher vor einigen Tagen dieser Nach- rit widersprochen hat. Am nächsten Mittwoch und Donnerstag soll ein Dampfboot der Admiralität {hon bereit liegen, um den Gemahl der Königin nach dem Kontinent zu führen.

Der König der Belgier wird am Mittwoch im Bukingham-= Palaste erwartet.

Tm Königlichen Haushalte sollen noch weitere Ersparnisse durch Dienstpersonals gemacht werden. Der Globe meldet, daß man die Anzahl der Kronutrabanten zu ver ringern beabsichtige. „Dies malerishe Corps“, schreibt dies Blatt, ward durch Heiurih V1. errichtet, von seinen Nachfolgern beibe= halten, und war während der Regierung Georgs 11. Tag und Nacht im St, James = Palaste oder zu Windsor in Dienstthätigkeit, Seit der Thronbesteigung Georg?s IV. wurden ihre Dienstpflihten immer mehr verkürzt und beschränken sich jeßt auf Staats -Prozesslonen, Staatsbälle, Levers, Geheimeraths-Sißungen und Hofgalas. Früher mußte ein Gardetrabant 6 Fuß lang sein und 300 Psd. St, bezah= len; Wilhelm IV. äuderte jedoh diese Bestimmungen und übertrug die einträgliche Stelle eines Gardetrabanten an verdiente Unteroffiziere der Land- und Seemacht. Der erste, welcher auf diese Weise zuge=- lassen wurde, war der Flotten- Sergeant Seer, dessen Arme bei Trafalgar den tödtlich verwundeten Nelson auffingen, Seitdem be- finden sich in dem Trabanten-Corps fast lauter langgediente würdige Krieger.“

Eine kürzlih in der Times erschienene offizielle Notiz zeigt die ungeheuere Ausdehnung der Journal-Circulation in England,

In der zweiten Hälfte des Jahres 1843 erlegte die Times eine Stemypelgebühr für 3,250,000 Exemplare, mit Ausnahme von 350,000 Stempel für Supplemente, während Chronicle, Herald und Morning P oft zusammen 2,147,000 Abdrücke \tempeln ließen. An Steuer für Advertissements zahlte die Times in den 6 Monaten 8397 Pfd. St., und die drei anderen Journale zusammen nur 6578 Pfd. St. Man giebt nicht mit Unrecht die vor einigen Jahren er= folgte Herabsetzung des Zeitungsstempels von 4 Pence auf 1 Penny mit als einen Grund der größeren Abonnentenzahl an.

Belgien

Neprásentanten-Kammer. Sibßung vom 25, März- Seit den Debatten über den Handels-Vertrag mit Holland hatte die Repräsentanten-Kammer keinen so belebten Anblick dargeboten, als heute. Schon Vormittags waren die Zugänge zu dem Palaste der Nation von ungeduldigen Massen umlagert, Um 1 Uhr wurde das Publikum zugelassen; binnen wenigen Minuten waren die Tribünen überfüllt. Die Mitglieder stellten sich langsam ein; mehrere fehlten, Der Eintritt des Herrn Dechamps machte Sensation. Man bemerkte, daß derselbe sich nicht auf die Ministerbank seßte, sondern seinen alten Platz, neben den Herren Simons und de Decker, im reten Centrum, einnahm. Die Diskussion des Geseß=Entwurfs über die Universitäts= Prüfungs-=Kommissionen war an der Tagesordnung.

Herr Nothomb eröffnete die Debatte. „Vor acht Jahren“, begann er, „wurde der höhere Unterricht neu organisirt, Eine Frage blieb ungelöst: sie hält uns mitten in einer Sißung auf, die wir gern nux den materiellen Interessen geweiht hätten, Jch hoffe, daß sie nur ein Ereigniß ist und keine Katastrophe bilden wird. Die Hoffnungen und Befürchtungen, welche diese Frage hervorgerufen hat, waren nicht außerhalb unserer Voraussicht, Wir mußten erwarten, was wirklich eingetroffen is, Aber ih kehre heute auf den Standpunkt zurück, den ih am 21, Februar, als ich den Gesez-Entwurf vorlegte, eingenommen habe, Erlauben Sie mir, meine damaligen Worte zu wiederholen, Jch sagte, wir machten keine Kabinetsfrage daraus, ich wendete mich frei an alle Jntelligenzen und hoffte, daß alle Jutelli- genzen die Frage frei und ohne Vorbehalt aufnehmen würden, Jch weiß nicht, was seitdem vorgefallen iz ih will es nicht wissen, Wir wollten keine Kabinetsfrage stellen, Die heutige Diskussion wird uns zei- gen, ob es so sein soll, Man hat den Geseß-Entwurf vielfach gelobt, weil er dem Königthum die Ausübung einer Prärogative verleihe, die ihr von Nechts wegen gebühre; man hat ihn andererseits angegriffen, weil er die Freiheit des Unterrichts beeinträchtige. Jch weise das Lob und den Angriff zurück, Das Lob, weil die Ernennung der Mitglieder der Prüfungs-Kommis- sionen, meines Wissens, dem belgischen Rechte zufolge keine nothwendige Prärogative der Krone istz den Angriff, weil der Gese -Cutwurf die Frei- heit des Unterrichts auf feine Weise und in keiner Beziehung beeinträchtigen kann. Jch erinnere an die Vorgänge von 1838, Jn dem ursprünglichen Eniwurf war davon die Nede gewesen, die Kommissionen aus je einem Mitgliede jeder Univer- sität und aus theils von der belgischen Akademie, theils von dem Cassationshofe, theils endlich von den medizinischen Kommissionen gewählten Personen zusam- menzuseßen. Dieser Entwurf stellt die Gleichheit her, um deren Herstellung es sich au heute handelt, Jn meiner Motivirung des Geseß-Entwurfs habe ih nachgewiesen, daß die Ernennung zu den Prüfungs-Kommissionen ohne jeden politishen Gedanken geschehen müsse. Bei der Jutervention der Kam- mern ist es aber unmöglich, daß sih nicht eine gewisse Vorliebe für eine Universität in das Spiel mische, eine Vorliebe, die sets auf einer politi- hen Ansicht beruhen würde. Anders muß sih die Sache gestalten, sobald die Regierung die Mitglieder der Prüfungs-Kommissionen ernennt, Wollte man ihr diese Ernennung aus Mißtrauen versagen, so müßte man ihr noch ganz andere Ernennungen entziehen, wie 3, B, die der Richter, bei denen sie offenbar einen politshen Einfluß üben kann.“ Schließlich gab der Minister die Versicherung, daß das Gerücht, als habe die belgische Regierung in dieser Frage fremdem Einflusse Gehör gegeben, völlig grundlos sei,

Hierauf gab Herr Dechamps, der bisherige Minister der öffentlichen Bauten, eine Erklärung über seine persönliche Lage. Das Ministerium habe diese Frage zu keiner Kabinetsfrage machen wollen, und er habe sich bei Vorlegung des Gesey - Entwurfs sein Votum vorbehalten, um stets die Freiheit zu haben, ohne Beeinträchtigung seiner persönlichen Ansicht im Kabinet zu bleiben, oder seine ministeriellen Functionen niederzulegen. Er habe sich nun zu dem Leßteren entschlossen, weil er eine Meinung, mit der das Kabinet für den Augenbli zerfallen sei, in diesem, einem gemischten Kabinet, repräsentire und er nicht wolle, daß seine Gegenwart die Minister, wenn auch nur indirekt, kompromittire.

Herr Devaux verlangte zu wissen, wie weit die Meinungs - Verschie- denheit der Minister gediehen sei, worauf die Herren Nothomb und Déchamps erklärten, daß der Geseß-Entwurf, abgesehen von dem Vorbe- halt des Herrn Déchamps, mit Einwilligung und Beistimmung aller Mi- nister vorgelegt worden sei,

Der Präsident erklärte hierauf die Diskussion über diese beiläufige Frage für geschlossen, und es begann nun die eigentliche Diskussion des vor- liegenden Geseß-Entwurfes, in welcher zuerst Herr Jonet das Wort hatte. „Meine Herren““, sagte dieser, „ih unterstüße deu Regierungs - Entwurf, weil ih denselben für übereinstimmend halte mit dem Geist und Wortlaut unserer politischen Charte, und weil derselbe zum Zweck hat, ernste Uebel- stände zu beseitigen, welche die Ernennung der Kommissionen durch Regie-

rung und Kammern verursacht hat.“ Der Redner erörterte dann die Frage, ob die Kammer überhaupt das Necht habe, die Universitäts-Prüfungs-Kom- missionen zu ernennen. Er sprach ihr dasselbe ab, indem er behauptete, daß sie dadur) eine dem Könige zukommende Handlung der Administration vor- nehme, Man werde vielleicht sagen, daß ja der Senat und die Tribunale auch an der Ernennung der Mitglieder gewisser Gerichtshöfe Theil nehmen, dies aber geschehe fraft eines von der Verfassung ihnen verliehenen Nechts, und die Verfassung verlcihe den Kammern nicht das Recht, an der Erncn- nung der Universitäts-Prüfungs-Kommissionen Theil zu nehmen, Zu be- dauern sei es, daß man aus dem vorliegenden Gesey - Entwurfe eine Par- teifrage gemacht; wäre dies nicht geschehen, so würde der Entwurf auf we- nig Widerstand gestoßen sein,

Graf Vilain X1Y, bekämpfte den Vorschlag, den er als s{machvoll bezeichnete: „Mit wahrem Schmerz“, sagte er, „habe ich diesen Entwurf uns vorlegen schen, Bisher hatten die verschiedenen Ministerien doch un- sere großen Freiheiten geachtet; dieser Entwurf aber is ein Angriff auf eine der wichtigsten darunterz ih betrachte ihn als ein wahres öffentlihes Un- glück. Was würde man sagen, wenn ein Minister des Jnnern vorschlüge, die Jur», welche über die Verbrecher zu urtheilen hat, durch eine Regie- rungs - Kommission zu erseßen? Ein Schrei des Unwillens oder vielmehr lautes Gelächter würde auf allen Bänken erschallenz; und doch glaube ih, daß der Minister des Junern cine unvparteiishe Jury wählen würde , denn bei dieser Frage wäre er wenigstens nicht Richter und Partei zugleich. Die Universitäts-Juny aber is von eben solcher Wichtigkeit; sie fällt Aussprüche, welche auf das ganze Leben derjenigen einwirken, die vor ihr erscheinen ; gegen ihre Aussprüche findet keine Appellation statt. Um die jeßige Ernennungsart zu verwerfen, hätte man überdies Grund haben müssen, über die bisherigen Aussprüche dieser Universitäts - Jury zu klagen. Eine solche Klage ist jedo nicht erhoben worden. Ein erster Vorwurf, den man der jevigen Ernennungsart gemacht, is der, daß die Kammer sich der einen Universität günstiger gezeigt habe, als der anderen. Die Kammer vertraute jedoch auf die Negierungz sie wußte, daß diese da war, um das Gleichgewicht herzu- stellen, Ein zweiter Vorwurf is der Mangel eines Wechsels der Eramina- toren, Ein solher Wechsel kann wünschenswerth sein, aber er besteht nir- gend, in Holland nicht, in Frankreich nicht, selbst an der polytechnischen Schule sind die Examinatoren permanent.“ Der Redner erklärte ließlich, daß, wenn er Rektor der Universität Löwen wäre, er allen ihren Professo- ren bei Strafe der Absezung verbieten würde, daß Examinatoren-Amt nach dem vorliegenden Geseh - Entwurfe anzunehmen, und versicherte , daß der Chef der katholischen Universität dem Ministerium seine Mitwirkung bei der Ernennung der Kommissionen nicht zugesagt habe.

Herr Nothomb: Wenn das ehrenwerthe Mitglied mih nicht direkt interpellirt hätte, würde ih seine Rede unbeantwortet gelassen haben. Er sagt aber zu mir: Was wollen Sie thun, wenn der Chef der katholischen Universität Jhnen seine Mitwirlung verweigert ? Ihr Geseß wird dann un- ausführbar sein, Und er behauptet, es heiße mit der Kammer und dem Lande spielen, wenn man einen Geseh-Entwurf vorlege, den ein einziges Individuum unausführbar machen könne. Jch bchaupte dagegen, daß der- jenige mit der Kammer und dem Lande spielt, der vorausseßt, daß ein Staatsgesez unausgeführt bleiben könne, Man darf nicht voraussezen, daß es in Belgien einen Bürger gebe, der ein Gese auszuführen sich weigern sollte. (Beifall auf den Trihünen und Murren auf einigen Bänken der Kammer.) Jh brauche nur an den Titel belgischer Bürger zu erinnern, und an die Pflichten, die dieser Titel mit

sich bringt. Was die Bezeichnung als schmachvoll betrifst, die der Redner dem Vorschlage gegeben, so darf Niemand einen Vorschlag

\chmachvoll nennen, der kraft der Königlichen Juitiative gemacht ist, und selb|, wenn ich denselben blos in meinem Namen gemacht hätte, würde Niemand das Recht haben, ihn so zu nennen. Uebrigens mache ich be- merllih, daß ih nur einen Vorschlag wieder aufgenomnen, der im Jahre 1835 von Herrn Felix van Merode ausging, und für den damals der vorige Redner selbst stimmte.

Herr Vilain: Wenn ih mich 1835 geirrt habe, so gestehe ich dies 1844 offen ein. Was den Ausdruck shmachvoll betrifft, so bin ih bereit, ihn zurückzunehmen.

Nachdem noch einige Reduer für und wider deu Geseß-=Entwurf gesprochen, und zum Theil bedauert hatten, daß gerade jeßt eine mi- nisterielle Krise eingetreten sei, die für die materiellen Juteressen des Landes sehr nachtheilig werden könne, da nach Ostern die Erörterung der Handels- und Judustrie-Fragen habe stattfindeu sollen, legte Herr Delchaye ein Amendement vor, welches eine ganz neue Ernennungs= art für die Prüfungs-Kommissionen vorschlägt, wonach die Mitglieder derselben von den vier Universitäten selbst, nämlich für jede Section 4 Mitglieder und außerdem von dem Cassationshofe, von der medi= zinishen und von der Akademie der Wissenschaften zu Brüssel für die juristishen, medizinishen und philosophischen Sectionen respektive ein fünftes Mitglied gewählt, und alle Jahre erneuert werden sollten, Dieses Amendement wurde zum Druck verordnet und die Fortseßung der Diskussion dann auf den nächsten Abend vertagt.

Brüssel, 26. März. Jhre Majestäten haben si gestern früh auf der Eisenbahn nah Ostende begeben, wo die Königin sich nach Lon- don einschiffen will. Der König aber wird Nachmittags in Brüssel wieder zurück erwartet. Se. Majestät will der Königin erst zu An= fang Aprils nah London folgen. Am 28sten d. wird zu Ostende der Prinz Albrecht, Gemahl der Königin Victoria, erwartet, der, wie man vernimmt, ohne sich in Brüssel aufzuhalten, eine Reise nah Deutschland zu machen beabsichtigt.

Ueber die gestrige Diskussion in der Repräsentanten - Kammer bemerkt das Journal de Lié ge: „Herr Nothomb hat erklärt, daß er dabei beharre, sich der Theilnahme der geseßgebenden Kammern an der Ernennung der Mitglieder der PrüfungsKommissionen zu wi= derseßenz er hat hinzugefügt, daß der Verlauf der Debatten ihn be- lehren würde, ob er an der Anfangs gegebenen Erklärung, daß er aus der Annahme dieses Geseß-=Entwurses keine Kabinets-Frage ma- hen wolle, festhalten müsse. Daun erhob sich sein Kollege, Herr Dechamps, um der Kammer die Gründe auseinanderzuseßen, die ihn bestimmt haben, dem Könige sein Portefeuille zurückzugeben. Das neue Geseß über die Üniversitäts-Prüfungs-Kommissionen ist mit sei= uer Einwilligung und ohne seinen Widerspruch den Kammern vorge=- legt worden, aber er hatte sich vollkommene Freiheit in Bezug auf sein Votum vorbehalten, Herr Nothomb erwiederte indeß, daß der Borbehalt seines Kollegen, den dieser jeßt ausdehnen zu wollen \cheint, sich auf das Verlangen beschränkt habe, man solle aus der Sache keine Kabinets-Frage machen. Welcher von beiden Ministern hält sich nun in den Gränzen der Wahrheit, und welcher überschreitet dieselben? Wir wissen nichts Bestimmtes in dieser Hinsicht, aber wenn wir uns erinnern, daß das Journal de Bruxelles über das Verhalten, welches einer der bedeutendsten Männer seiner Partei befolgen würde, Zweifel äußern zu müssen glaubte; wenn wir uns erinnern, daß seine bittersüße Anspielung direkt auf den Minister der öffentlichen Bauten zielte, so sind wir zu argwöhnen versucht, daß dieser Staats- mann anfangs in dem Geseß- Entwurf des Herrn Nothomb nicht all das Furchtbare fand, was die klerikalishen Blätter darin entdeckt ha=- ben, daß er also zu Anfang demselben beigepflichtet und erst \päter

seine Meinung geändert habe. Wie dem auch sei, die große Frage des Tages wird nun im Angesicht eines aus den Fugen gekommenen

Ministeriums debattirt, und dies i} eine betrübende Thatsache. Auf welcher Seite befindet sih jeßt die Regierungs-Gewalt? Bei Herrn Nothomb, oder bei Herrn Dechamps, dessen Entlassung zwar einge reiht, aber niht angenommen is? Ferner, welcher Ansicht np