1844 / 93 p. 2 (Allgemeine Preußische Zeitung) scan diff

Ausland.

Deutsche Bundesstaaten.

, Múnchen, 26. März. (M. p. Z.) Die Königl. Alademnie ber Wissenschaften ibe oen Donnerstag, den 28, d. M,, Vormittags 11 Uhr, die gewöhnliche ö entliche Sibung zur Feier des 85sten) Jahrestages ihrer Stiftung halten. Nach cinem Vorworte - Vorstandes der Königl. Akademie, Herrn: Staatsraths Freiherrn von Freyberg-Eiseuberg, bezüglich auf die Feier des Tages, wird Herr Professor von Görres, ordentl. Mitglied der historischen Klasse, eine Rede über: „Die Japhetidishen Völkerstämme und ihre gemeinsame

Heimat Armenien“ halten.

mberg, 28. März. (F. M.) Se. Königl. Hoh. der Kron- ¿s Tadter fon vor einiger Zeit das Vorhaben geäußert hatte, einer Sißung des Appellationsgerichts beizuwohnen, nahm gestern Vor= mittags von 9 bis 1 Uhr an einer solhen Theil. Se. Königl, Hoh. wurde von dem Präsidenten, den beiden Direktoren und sämmtlichen Räthen, Assessoren und Accessisten des Gerichtshofes am Eingange desselben empfangen, und nach einer kurzen Anrede von Seiten des Präsidenten, Frhrn v. Waldenfels, in den großen Sißungssaal geleitet. Hier fand zuerst Plenar =.Sibung, dann die des ersten Senats statt; es wurde über einen wihtigen Kriminalfall Vortrag und Berathung gehalten, welhe drei volle Stunden in Anspruh nahm, und sich der ununterbrochenen Aufmerksamkeit Sr. Königl. Hoh. zu erfreuen hatte. Nach deren Beendigung besprach sich Se. Königl. Hoh. mit dem Prä- sidenten, den aus ihren Senaten wieder herbeigerufenen Direktoren und mehreren Räthen noch längere Zeit über den Gang der Ver= handlung, die Gründlichkeit der erstatteten Referate und gepflogenen Erörterung, über die hohe Wichtigkeit vorzüglicher Rechtspflege , und besuhte noch sämmtliche andere Sibungs - Zimmer und Geschäfts- Lokale,

Kurhessen. Kassel, 29. März. (K. A. Z.) Das Weser Dampfschiff „Hermann““ is gestern Morgen bei dem hohen Wasser- stande von Münden die Fulda herauf vor hiesiger Stadt angekommen, hat um 9 Uhr unterhalb der unterneustädter Mühle Anker geworfen und scine Ankunft dur einen Böllershuß verkündigt; es wurde von den am Ufer versammelten Zuschauern mit Feudenruf empfangen, Der „Hermann“ hatte einige 90 Passagiere an Bord und erhielt den ganzen Tag über ungeachtet des schlechten Wetters und des s{hwieri= gen Zutritts, da man auf Leitern, die an mehreren Stellen angelegt waren, die unterneustädter Stadtmauer hinauf-= und hinabsteigen mußte, zahlreihen Besuch; Jedermann freute sich der Erscheinung und bewunderte die solide und zweckmäßige Bauart und Einrichtung dieses Dampfschiffes, welches wohl mit 100 Passagieren um 4 Uhr des Nachmittags die Rückfahrt nach der Weser antrat, während Tau- sende vou Zuschauern die Brücke, die Schlacht, die Mauer= und Gar- ten-Terrassen bedeckten und den willflommenen Gast mit ihren Blicken

eleiteten, denen er jedoch bald pfeilschnell in den Krümmungen der Fulda entschwand.

Sachsen -= Weimar - Eisenah. Weimar, 30. März. (W,. Z.) Am 27sten d. M. erschien die Frau Großherzogin zum erstenmal seit der glücklichen Genesung wieder im Hof-Theater; um den tausend stillen Wünschen Vereimgungspunkt und Ausdru zu geben, war zum Empfang Jhrer Kaiserl. Hoheit ein allegorisches Hest- \piel veranstaltet worden, dem eine Oper von Marschner folgte. Das Gebäude war festlih von einem glänzenden Kreise Glückwünschender

gefüllt, und die Freude über das längst erschnte Ereigniß verkündete sich in lauter, herzliher Begrüßung. . : /

(D. Z.) Am Fuße der Wartburg in Eisenach soll eine katho- lische Kirche errichtet werden. Jn dem Amts =-Blatt von Unter= fraufen und Aschaffenburg vom 14. Dezember 1843 wird bekannt gemacht, daß auf Allerhöchsten Befehl Sr. Majestät des Königs von Bayern noh im Laufe des Monats Dezember in allen katholischen Kirchen des Königreichs Bayern eine Sammlung zu einer katholischen Kirche in Eisenach veranstaltet und eingesandt und die Beiträge, nach den Pfarreien ausgeschieden, angezeigt werden sollen. Daß die Kirche auf der Wartburg erbaut werden solle, ist ungegründet.

Braunschweig. Braunschweig, 28. März. Die Braun- schweiger Anzeigen enthalten folgende Bekanntmachung, wodurch die Leihhaus-Kommission ermächtigt wird, auch Bankscheine von zwanzig Thalern in Umlauf zu seben. |

„Von Gottes Gnaden, Wir, Wilhelm, Herzog zu Braunschweig und Lüneburg 2c. Auf den Grund der im §. 13 des Geseßes vom 7. März 1842 (Nr. 63) enthaltenen Bestimmung, und im Verfolge der Verordnung vom 30. Januar v. J., die von Herzoglicher Leih- haus - Anstalt auszugebenden Bankscheine betreffend, verordnen Wir hierdurch Folgendes: §. 1. Die Herzogliche Leihhaus-Kommission ist ermächtigt, nunmehr auch Bankscheine über Einzeln-Beträge von zwanzig Thalern in Umlauf zu seßen, §. 2, Diese Baunkscheine sind nach der für die Fünfthalerscheine, durch die Verordnung vom 30, Januar v. J. bestimmten Form verfertigt, unterscheiden sich jedo von denselben durch die Angabe des Werthbetrages, durch den breite-

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ren Rand, und dur den auf der Vorderseite enthaltenen blaßrothen Unterdruck. §. 3, Die in den §§. 2 bis 5 der Verordnung vom 30, Januar v. J. enthaltenen Bestimmungen über die zur Gültigkeit der Bankscheine erforderlihe Bezeichnung, über den Umsaß und die Einlösung derselben, sollen au auf die Zwanzigthalerscheine Anwen-= dung finden.

Holstein, Kiel, 29. März. (Korr. Bl.) Wir erfahren aus guter Quelle, daß die holsteinsche Stände-Versammlung: vor der shleswigschen, und zwar schon zum Juli, zusammenberufen werden wird.

Ploen, 26. März. (A. M.) Ju diesen Tagen is hier der Oberst = Lieutenant Fabricius aus Athen angelangt. Er ist von hier gebürtig, ging 1824 als Philhellene nah Griechenland und hat seit jener Zeit die mannigfahen Wechsel in jenem Lande überstanden. Nah dem Tode Kapodistrias? kam er zum Besuch in die Heimat, wo er si verheirathete, und kehrte sodann in sein neues Vaterland zurü. Die September=-Revolution hat ihm seine Stelle gekostet, er war Kommandant von Nauplia, und, wie alle Fremden, hat auch er den bitteren Undank der griechischen Nation hart empfinden müssen,

Oesterreichische Monarchie.

Pesth, 17. März. (A. Z) Nach Briefen aus Preßburg glaubt man daselbst, daß der Reichstag auf einige Monate prorogirt werden wird, nämlich mit Anfang Mai bis zum Oktober oder No= vember, Mittlerweile sollen einige wichtige Fragen mittelst Comités ausgearbeitet werden, worunter man vorzüglich die Steuerfrage nennt, welhe bisher feine Majorität in den Komitaten erlangen fonnute, die man aber jebt in eine plausiblere Form einzukleiden gedenkt.

Hier wird eine Reichstags - Kommission erwartet, die beauftragt ist, einen Plaß für das in unserer Stadt zu erbauende Landhaus zu ermitteln. Diescs Gebäude dürfte eines der größten und prächtigsten Europa?’s werden, indem mehrere Millionen dazu verwendet werden follen. Man hält als den geeignetsten Plaß dafür jenen, wo gegen- wärtig das ungarische Theater steht, sammt der Umgebung. Dieses Theater , das ohnedies nicht günstig gelegen ist, wird dann wohl an der Donau nächst der neuen Kettenbrücke in großartigem Style er= baut werden. Sobald das Landhaus vollendet is, dürften die Reichs- tage zuverlässig in Pesth abgehalten werden,

2 ran r c:

Deputirten-Kammer. Sibßung vom26. März. Nach- dem die Deputirten-Kammer gestern das erwähnte Amendement des General Subervie, in Bezug auf die Einstellung der Kontingente, mit großer Majorität verworfen hatte, war noch zwischen einem Amendement der Kommission und dem Vorschlage der Regierung zu entsheiden. Beide waren zwar über einen wesentlihen Punkt einig, nämlich darüber, daß die vollständige und unverzügliche Einverleibung des jährlichen Kontingents in dem neuen Gesebß als eine, so oft die Umstände und das Interesse des Landes es nicht anders erheischten, von der Verwaltung stets zu befolgende heilsame Regel aufzustellen sei. Die Kommission aber hatte, indem sie im Prinzip nachgab, ernst= lihe Beschränkungen aufgestellt, welche die Folge gehabt haben wür= den, der Regierung die Freiheit, welhe man ihr im Wortlaut nicht verweigerte, in der That doch zu entziehen; nämlich keine Schwierigkeit für den Fall, wo die unverzügliche Einverleibung als möglich erfgnut würde, wenn man sie aber nicht wohl thunlich fände, so sollte nicht der Regierung, sondern den Kammern die Befugniß zustehen , in dem Kontingents = Geseg und in vem Finanz = Geseh die Zahl der unter die Fahnen zu berufenden und der an ihrem Heerd zu lassenden jungen Soldaten zu bestimmen. Marschall Soult, so wie die Herren von Salvandy und Allard, machten sogleich be- merklich, daß die Kommission hierdurch den Kammern ein Recht über- tragen wolle, welches verfassungsmäßig nur der Verwaltung zukomme, daß es sich darum hanètle, die Königliche Prärogative zu Gunsten der parlamentarischen zu {{chwähen und zu becinträchtigen, und daß es den Kammern unmöglih sêin würde, alle Ümstände, De- tails und Bedürfnisse des Dienstes vorherzusehen. Nach einigen Debatten wurde dann auch das Amendement der Kommission mit 172 gegen 142, also mit einer Majorität von 30 Stimmen, verworfen und das System, welchem die Regierung ihre Zustimmung gegeben hatte, angenommen. Es bleibt nun noch die Frage über die Dauer des Militairdienstes zu entscheiden, womit die Kammer sich morgen beschäftigen wird.

Paris, 27. März. Die allgemeine Vereinigung der Weinbauer, die in der vorigen Session aus ungefähr 120 Deputirten si bildete, fam vorgestern im Palais - Bourbon zusammen und prüfte den von der Kommission vorgeschlagenen Gesebß= Entwurf über die Weinfäl= schungen vom Gesichtspunkt der verschiedenen, einander widerstrebenden Interessen. Nach gründlicher Erörterung jeder einzelnen Bestimmung wurde der Arbeit des Herrn von Lagrange beigepflichtet,

Zu der Reise nach Marseille soll die legitimistishe Partei für Herrn Berryer, der niht vermögend is, 50,000 Fr. gesammelt haben, während derselbe außerdem {hon ein durch Beiträge aufgebrachtes Jahrgeld von 100,000 Fr. von ihr bezieht. Jn Avignon wurde die

Durchreise Berrger's, der bekanntlich hon wieder seinen Sib in der Deputirten-Kammer eingenommen hat, der Anlaß zu unruhigen Auf- tritten. Der Polizei -Commissair wollte dem Zuge, der den Wagen des gefeierten Legitimisten begleitete, den Eingang in die Stadt ver- wehren; die Volksmenge aber riß ihn sammt seinen Leuten mit fort. Vor dem Rathhause waren Truppen aufgestellt, welche die Gewehre ge= laden hatten. Der Polizei-Commissair, an der Spiße einer Abtheilung Kavallerie, widerseßte sih dem Vordringen des Zugs nach dem Europäischen Hotel, wo über 2000 Personen auf Berryer warteten. Er stieg bei dem Marquis von Forbin ab und begab sich um 10 Uhr Abends, nahdem die Menge sich verlaufen hatte, in aller Stille nah dem Gasthof. Des ihm zu Ehren vorbereitete Bankett konnte nicht stattfinden ; die Schüsseln wurden unter die Armen vertheilt. Die Philippisten ver= langten im Theater die Marseillaise, wozu auf Anordnung der Be- hörde eine Fahne in Bereitschaft war. Das Losungswort der Le-= gitimisten = Partei war: „Nieder mit den Engländern!“ Während dieser Vorfälle zu Avignon führte die Kavallerie mehrere Chargen aus, wobei jedo Niemand verwundet wurde.

Auch der Bischof von Straßburg hat dem Könige eine Denk- schrift gegen den Geseß= Entwurf hinsihtlih des Sekundär - Unter- richts übersandt. Die Reclamationen dieses Bischofs zeichnen sich, wie der Univers versichert, durch wahrhaft bischöflichen Adel und durch Festigkeit aus. an

In den Bürcaus des Marine-Ministeriums erzählt man sich jebt viel von einem prachtvollen Dampfbote, welches zu Brest gebaut wird, und das die Bestimmung hat, im bevorstehenden Sommer die König= lihe Famile nah England zu führen. Das ganze Junere des Schif- fes wird mit funstvollen Malereien und Gold-Verzierungen geschmücdckt, die Fußböden aus Polixanderholz, die Stückpforten aus Mahagoniholz gefertigt, die Schaufeln der Räder ciselirt. S i

Gestern Abend if eine neue Oper von Auber und Scribe mit großem Erfolg aufgeführt worden z sie heißt : „Die Sirene.“

Ml Paris, 27. März. Die Pairs - Kammer hielt heute Sibung, in welcher die Königl. Ordonnanz, betreffend die Ernennung des Herxn Gabriel Delessert, Polizei-Präfekten, zum Pair mitgetheilt wurde. Eine Kommission zur Prüfung der Titel des neuen Pairs wurde ernannt, Die Kammer prüfte dann in ihren Büreaus die von der Regierung neuerlih ihr vorgelegten Geseß-Entwürfe. Darauf wurde in öffentlicher Sißung die Diskussion des Jagd-Polizeigeseßes fortgeseßt. /

Die Deputirten-Kammer sehte die Diskussion des Rekru- tirungsgeseßes weiter fort, die sih hauptsächlich um Art. 35, betref- fend die Bestimmung der Dauer der Dienstzeit der jungen Soldaten, drehte, Man war, als ih die Kammer verließ, noh zu keinem Be- \{lusse darüber gekommen, da wieder entgegengeseßte Systeme ein=- auder bekämpften.

A Paris, 26. März. Die Verhandlungen über das Armec= Geseß nahmen in der gestrigen Sißung der Deputirten-Kammer einen lebhafteren Gang an, als sie bisher gehabt hatten. Der Antrag des General Subervie, welcher die wirklihe Dienstzeit auf vier Jahre be- schränkt und für weitere vier Jahre den Eintritt in die Reserve fest- gestellt wissen will, nahm die Aufmerksamkeit der Kammer in einem höheren Grade in Anspruch, als man bei der wohlbekannten allgemeinen Stim= mung derselben hätte erwarten sollen, Während der volksfreundliche Gedanke, welcher dem Antrage des Generals Subervic zum Grunde liegt, von mehreren Abgeordneten mit Wärme unterstüßt wurde, stellte ihm Herr Rivet vie Ansicht entgegen, daß die Steigerung der Dienst= zeit guf acht Jahre, im Sinne des schwebenden Geseh = Vorschlages, nicht ausreiche, daß dieselbe vielmehr zur Sicherstellung aller militai- rischen Jnteressen des Staates auf neun Jahre erhöht werden müsse. Dieser Vorschlag is niht neu, er is vielmehr shon 1841 von einer aus Pairs und Deputirten bestehenden Kommission gestellt worden, welhe das Ministerium mit Prüfung der Re-= frutirungs =- Frage beauftragt hattte. Die von Herrn Rivet aus= gesprochene Meinung fand in der Kammer eben so wenig Anklang, als jenes Kommissions-Gutachten vor drei Jahren in der öffentlichen Meinung gefunden hatte, „Neun Jahre“, rief der General Suber= vic dem Redner zu, „neun Jahre sind die ganze Jugend eines Men-= schen, mit jenen neun Jahren nehmt Jhr ihm das ganze Leben !“/ Wiewohl die Kammer gestern zu keiner Entscheidung der Frage ge= fommen ift, sondern den Artikel, welher die Dauer der Dienstpflicht bestimmt, mit den gestellten Zusaß - Anträgen an die Kommisston zu-= rückgewiesen hat, so ist es doch schon jeßt sehr wahrscheinlich, daß die achtjährige Dienstzeit zuleßt angenommen werden wird, Zur Cha-= rafterisirung des Eindrucks, welchen diese Maßregel auf die große Masse der Bevölkerung von Frankreih hervorbringen muß, entlehnen wir der Democratie pacifique die nahstehenden Worte:

„Diese Ershwerung der auf dem Volke ruhenden Lasten in Gemein- schaft mit den größeren Schwierigkeiten, mit denen das neue Gesetz die Stellvertrelung verknüpft, wird auf dem Lande allgemein sehr s{chmerzlich empfunden werden. Als Organ der Interessen des Ackerbaues sind wir ge- nöthigt, das Land und die Kammern, die sih bei weitem nicht genug um das Wohl und Wehe der Landbevölkerung bekümmern, laut daran zu erin- nern, daß unsere Dörfer zur Zeit des Loosens Schaupläße der Thränen und der Verzweiflung sind, daß Verstümmelungen und Selbstmorde vo1kom-

Ecfthüren von quadratiser Form sind in der Mitte dur einen Pfeiler getrennt und haben doppelte Eingangsthüren mit zierlich verschlungenen Arabesfken von Bronze, welche, nah einer lange geglaubten Volks\age, vom Teufel, nach einer beglaubigten Ueberlieferung aber von einem französischen Erzgießer des 13ten Jahrhunderts, Namens Briconnet, berrühren und eine zur damaligen Zeit höchst achtbare Ausbildung des ideaie bezeu- gen, Unmittelbar über den Thüren läuft, wie bei den romanischen Kirchen- bauten, in der ganzen Länge der Façade, eine niedrige, von Säulen ge- stüßte und noch an den Uebergang zum eigentlich gothischen Styl erinnernde Galerie mit 24 jeyt leeren Bilderblenden, welche ehemals die überlebens- großen Portrait - Statuen der französischen Könige von Childebert bis auf Philipp August enthielten, Darüber erheöt sich das zweite Stockwerk, in dessen mittelstem Stirnfelde sich, wie ein riesiges Cyklopen-Auge, ein großes freisrundes Fenster austhut, von welchem rechts und links zwei große \piy- bogige, jede wieder zwei kleinere Oeffnungen enthaltende Fenster -Oeffnun- en den Raum zwischen den Strebepfeilern shmückend ausfüllen z der dritte to’ endlich besteht aus einer Galerie von Säulen und verzierten Spihy- bogen, die den Uebergang von dem unteren Theil der Façade zu dem oberen Theil der an den Een emporsteigenden Thürme bildet und leßtere verbindet. Sie sind von viereckiger Gestalt und mit Plattformen versehen, von deren Höhe man. Paris nach allen Seiten hin und die Umgegend mehrere Meilen weit, wie auf einer roßen, erhaben gearbeiteten Karte, n eht. Kein Fremder darf sie Anerfiodan lassen, wenn er einen großen, E Anblick der Stadt und ganzen Gegend haben will. Sie So immer ofen, d, h. man giebt dem Thürmer unten ein paar us, und er macht auf. Eine im nördlichen Ae angebrachte pet hinan und windet sich wie eine Schnecke, bis sich endlich das nau erber in e a O Ade mit Einem großen Anblick S, weil tappt ist. Unter i hat ate g Helldunkel des as hinaufge-

die sich um den. Kern h an die große Stadt mit allen ihren Faubourgs, Seine, die in dünnen Streifen, ha D mit den shmußzig gelben Adern. der shlingen, mit den Pala sich durch die hellgrauen Häusermassen hin-

sis umgebenden Geb wig veln und Kirchthürmen,, die riesenhast aus den

ervo Kranz von Anhöhen, kleineren und rößeren, er N len König:

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lichen Lustshlössern , Landhäusern, Dörfern, kleinen Städten und Gehölzen

beseht sind und ein so kolossales Bild angemessen und arabeskenartig ein- fassen und umschnörkeln. Anfangs genießt man stumm und staunend die- ses wirklich einzigen Anblicks, endigt aber nach Verlauf einer halben Stunde mit Glossenmachen über das zu unseren Füßen tosende Gewimmel ciner Million Menschen , ‘die, in einen Haufen zusammengedrängt mit Ameisen- rührigfeit sih abarbeiten und fleißig Eier legen für Fasanen und Nach- tigallen. Ju dem südlichen Thurme, auf dem cine dreifarbige Fahne in Gestalt eines grauen Lappens flattert, zeigt man als cine Merkwürdigkeit die große Glocke, mit dem Taufnamen „Emmanuel“, die sonst mit der Rouener, in der ersten Revolution cingeschmolzenen großen Glocke, Namens Georges d’'Amboise, um den Vorrang tritt und in Frankreich ungefähr so berühmt is, wie in Deutschland die Erfurter Susanne, Sie ist cin statt- liches Thier, im Jahre 1685 gegossen und hat in der Schreckenszeit als Sturmglocke cine profane Rolle spielen müssen, wird aber jegt nur an gro- ßen Festtagen von 16 Mann geläutet, Jhr ganzes Gewicht mit dem An- und Umhang von Eisen und Holz beträgt 475 Ctr., ihr eigenes 320 Ctr, ; dèr Klöppel wiegt 976 Pfd.; ihre Höhe is 8 Schuh, wie ihr unterster Durchmesser, Sie hat nicht den silbernen Ton der erfurter Susanne, und ist viel S und brummiger, weshalb sie auch le Bourdon (der Brumm- baß) heißt. as N : f Die Seitenfaçaden von Notre-Dame haben, wie bei allen schönen Kir- chen französisch - gothischer Bauart aus dem Anfang der Regierung Philipp August's bis zum Ende der Herrscherzeit Ludwig's des Heiligen, eín eigen- thümlich mannigfaltiges und malerish-shönes Ansehen. Was zunächst auf- fällt, sind drei in verschiedenen Absägen hinter einander zurüdtretende Stock- werke, welche, die {mucklosen Dächer der niedrigen Abseiten verdeckend, den drei Haupttheilen des Grundplans, den Kapellen, den Emporen und den Langschiffen entsprechen und mithin ein reiches System von verschiede- nen, deutlich in si gegliederten Theilen geben, Das oberste Stockwerk, dessen bedeutende Höhe feste Unterlagen erforderte, wird von kühn geschwun- genen Strebebogen gehalten, die auf die Strebepfeiler der niedrigen Kapellen aufseßen, deren Spißen mit Tabernakeln und Thürmchen versehen, zierlich wie Porzellan-Aufsäße, do nicht blos willkürliche Zierrathe, sondern auch noth- wendige Widerlagen der von ihnen ausgehenden Strebebogen sind. Ueber

L,

dem leßten Stockwerk zieht sih ein schönes Kranzgesims hin und trägt ein durchbrochenes, das große Dach einfassendes Geländer. Das von den bci- den anderen Stockwerken, wie von den großen Strebebogen unabhängige Mittelgeschoß is mit einer Terrasse gedeckt, die über den inneren Emporen außen um das Langschiff herumführt, und kleine Strebebogen stüßen in diesem Geschoß die Gewölbe. Ucber dem unteren Geschoß, welches, wie die mittlere Etage, mit einem zierlich durchbrochenen Geländer bekränzt is, zei- gen sih eine Menge Spipsäulchen und Spipßthürmchen, und weiter unten eben so viele spize Giebel mit leicht gearbeiteten Zierrathen, welche als Kapellen um den Bau herumlaufen. Zwei-, drei- und viertheilige Fenster mit Säul- chen und durchweg mit rosenartigen Verzierungen im Junern des größeren Spißbogens, unterbrechen glülih die fahlen Außenwände und füllen die verschiedenen Zwischenräume der Stockwerke, über welche sih auf jeder Seite des Gebäudes die Façaden der Kreuzseiten in Giebelgestalt erheben, Diese nicht über die Abseiten heraustretenden Kreuzfaçaden haben tief eingehende Thüren , reich geschmiückt mit Steinarbeiten, Reliefs und Statuen, welche Vorgänge aus der Lebensgeschichte des Erlösers und aus der Legende des heiligen Stephan, nebst verschiedenen biblischen und legendarischen Gestalten, veranschaulichen und zum Theil von großem Fleiß und seltener Mühe, aber im Ganzen von geringem Kunstverstande in der Behandlung zeugen, Ueber den Thüren sind große, reich eingetheilte runde Fenster; hohe, in dem Jn- nern des Spißbogens abermals kleinere Nosen enthaltende Giebel schließen endlich ab. Auf der Nordseite is oben am Chor noch eine kleine, erst im 15ten Jahrhundert beendigte Thür, die sogenannte „rothe Thür“ (porte rouge), mít ziemlich gut gearbeiteten Skulpturen im späteren gothischen Styl, der zu eigenthümlicher Würde und Schönheit herangereift und durch- gebildet is, in sieben stcinernen, leider gewaltig mitgenommenen Hautreliefs, welche sich bei dieser Thür an den Außenwänden der Kirche finden. und auf das Leben der heiligen Jungfrau Bezug haben,

(Schluß folgt.)

N ——

men, unt nur deim Soldatendienste zu entgehen, zu den Zeiten der napoleonischen Kriege.

\chweren Last noch um ein Jahr vermehren !

m Paris, 27. März. Der Handels - Minister hat gestern das so lange erwartete Zoll-Geseß eingebraht. Jm Ganzen is das=- selbe nur eine Wiederholung des vorjährigen Geseß - Entwurfes, worüber zwar der Kammer von Seiten der betreffenden Kommission Bericht erstattet wurde , jedoch der vorgerückten Session wegen keine Diskussion stattfand. Der Handels-Minister hat es für rathsam ge= funden, alles: was er in jenem Geseß=Entwurfe zur Rechtfertigung des Handels-Vertrages mit Belgien vom 16. Juli 1842 vorbrachte, so wie die Beweggründe der vorgenommenen Zoll - Erhöhung einiger deutschen Fabrikate, wie z. B. s{warzwalder Holz - Uhren, grobe Eisenfeilen u, st, w., imgleihen die Ursahe der Veränderung des Ie einiger amerifanishen Erzeugnisse zu wiederholen, und denselben die seit vorigem Jahre erfolgten Zolltarif: Aenderungen hinzu= zufügen, welhe entweder durch die Handels-Verträge mit Sardinien und der Republik Uruguay, oder durch die Klagen der inländischen Industrie hervorgerufen worden sind, wie z. B. die Vermeh= rung des Einfuhrzolles leinener und wollener Waaren in Algerien, Die einzige neue Maßregel, welche in dem gestern vorgelegten Geseh= Entwurfe enthalten ist, bezieht sich auf die Festsebung eines neuen Zolltarifs für die Einfuhr des Oelsaamens und einiger anderen úl= haltigen Materien. Jn Betreff Algeriens sind überdies mehrere, jedoch weniger bedeutende Modificationen des bisherigen Aus= und Einfuhr= Tarifs vorgeschlagen, wovon ih später an Ort und Stelle sprechen werde. Für heute will ich mich beshränken, Jhnen aus dem gestern vorgelegten Geseß=Entwurfe einige Stellen hervorzuheben, welche darthun, daß unsere gegenwärtige Handelslage, nah dem Geständnisse der Regierung selbst, bei weitem nicht so glänzend erscheint, als man glauben sollte.

Das Jahr 1842, sagt der Handels-Minister, hat nicht die Hoff- nungen bewährt, wozu die Regierung durch die erfreulichen Resul- tate der vorhergehenden Jahre berechtigt schien, Die industriclle Krisis in England, die Finanz- und Handels-Krisis in Nord=Amcerika, die Aenderungen, welhe mit dem Zoll-System in Spanien versucht wurden, haben nachtheilig auf unseren Ausfuhr-Handel zurückwirken müssen, Jm Ganzen bietet unser auswärtiger Handel im Ver= gleiche zu dem Jahre 1841 eine Verminderung von 5 pCt,, nämlich:

im Jahre 1841 betrug er 2,186,000,000 Fr. 1842 » » 2,082,300,000 » Unterschied weniger 104,500,000 Fr. oder 5 yCt, Noch mehr hat si die Ausfuhr inländischer Erzeugnisse und &abrifate vermindert, sie betrug : im Sabre 4. 760,700,000 Fr. 1842 Ér io Ui 0 044, M )( )JOO »

Unterschied weniger 116,700,000 Fr. oder 15 pCt. Ebenso hat der französishe See-Handel abgenommen, er zählte m abre 14 871,000 Tonnen, 154A 810,000 » Unterschied weniger 61,000 Tonnen oder 7 pCt.

Selbst in unserem Kolonial-Handel und in der See-Fischerei erlitt

unser Seewesen eine Abnahme von 2 pCt. Sie betrugen : in abre Lens 334,000 Tonnen. 4842 r) 02/000 » Unterschied weniger 7,000 Tonnen.

Der Handels - Minister sucht dieses unerfreulihe Resultat fol- genderweise zu beshwihtigen: „Der Fortschritt kann im Handel weder gleichförmig noch fortdauernd sein, weil zu viele unvorgesehene Ursachen denselben unterbrechen oder aufhalten können. Bei allen handeltreibenden Nationen tritt früher oder später eine Epoche ein, wo das gedeihlihe Fortschreiten des Handels dem Scheine nach stehen bleibt, ohne daß die reelle Wohlfahrt des Handels darunter zu leiden hätte. Fraukreih hat im Jahre 1842 seine kommerziellen Kräfte stocken gesehen, ohne daß dieselben darum etwas von ihrer Jutensität verloren hätten, denn sie bieten noch immer im Vergleich zu der zehn- jährigen Epoche von 1827 bis 1836 für das Jahr 1842 eine -Ver= mehrung von 52 pCt, in dem allgemeinen Handel und von 232 pCt, in der Ausfuhr inländischer Erzeugnisse und Fabrikate, wie man es aus folgender Parallele entnimmt :

Zehnjährige Durchschnitts = Ziffer von 1827 1836 716 Mill, Om SAIE 14 a 1308 »

Uner QieoD mebr.

Ausfuhr inländischer Erzeugnisse von 1827—1836 521 Mill, im Jahre 1840 644 » Unterschied mehr 123 Müll.

Vergleicht man die sechsjährige Epoche von 1837—1842 mit der Durchschnittsziffer von 1827—1836, so ergiebt sich daraus ein höchst fortshreitender Gang unseres Handels- und Jndustriewesens.

Der Generalhandel von 1837— 1842 betrug im Durchschnitt

» »

»

» »

» »

» » »

fien Wer o o 2,006,000,000 Fr.

Die Durchschnittsziffer von 1827 1836 Dingegen nur U I A, 1,366,000,000 » Unterschied mehr... 640,000,000 Fr,

oder eine Vermehrung von 46 pCt, Die Ausfuhr inländischer Erzeugnisse während dieser beiden Pe= rioden war im Durchschnitt: von 1837—1842 .….. 652 Mill. von 1827—1836 39214 » Unterschied mehr 131 Mill. oder eine Vermehrung von 25 pCt, ful Für den Seehandel ergeben sich die nämlichen erfreulihen Re- ultate : von 1837—1842 Durchschnittszahl 2,919,000 Tonnen. » 1827—1836 » S 1,807,000 »

: Unterschied mehr 1,112,000 Tonnen. Die Zunahme des allgemeinen Seehandels war somit nicht we- niger als 62 pCt. Der Spezial-Seehandel bot im Durchschnitte : vom. Zabre: 1871842 iers 873,000 Tonnen. » » I O iei eibe 499,000 »

: Unterschied mehr 374,000 Tonnen oder einen Zuwachs von 74 pCt. binnen sechs Jahren.

Endlich ergeben der Kolonial-Seehandel und die Fischereien fol- gende Parallele für die beiden Epochen :

I L 335,000 To 1ER E 330000 Zunahme .…,... 9,000 Tonnen.

Somit haben wir für die Epoche 1837—1842 eine Vermehrung von 46 pCt. an dem allgemeinen Handel, von 25 pCt, an der Aus fuhr französischer Erzeugnisse, von 62 pCt. an dem allgemeinen und von 74 pCt, an dem besonderen Seehandel, und endlih im Kolonialhandel und in der Fischerei, wenn niht einen bedeu- tenden Fortschritt, do keine Verminderung zu erwähnen. Abgesehen

Für das Landvolk is die Conscription eine Geißel, - die heutzutage noch eben so gefürchtet wird, als Und man will ohne Noth und ohne wirklihen Gewinn für die Landes - Vertheidigung das Gewicht dieser

batte und demnächst erfolgender Abstimmung erhielt Oberst Wood die Erlaubniß, eine Bill einbringen zu dürfen, welche die Aufhebung der Wegezölle in Wales für alles Ackerfuhrwerk bestimmt, Man sicht dies als den ersten Schritt zur Besserung der dortigen Zustände an, namentlich des ungerechten Wegezoll-Systems, welches mit ein Haupt- grund der kürzlichen Rebekka-Unruhen war.

ses zu einem General= Comité, um die Frage in Betracht zu ziehen, ob es nicht zweckmäßig sei, den Zoll des ostindishen und australischen Kolonieen in England eingeführten Ge-

u dem vom kanadischen Getraide erhobenen Einfuhrzolle gleich= ustellen.

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Beweis, wie sehr unser Handel und unsere Jndustrie im Aufblühen

begriffen sind. Man muß si sogar darüber freuen, daß der Kolo- nialhandel stationair geblieben is, wenn man bedenkt, wie viele Ucbel- stände sih vereinen, um dem Gedeihen unserer Kolonien sih hindernd entgegen zu seßen.“

Grossbritanien und Irland.

Oberhaus. Sißung vom 25. März. Lord Brougham veranlaßte heute die Lords zur Erörterung derselben Frage, welche das Unterhaus schon einige Zeit lang beschäftigt, ob nämlich die Ar beitszeit der Fabrik - Arbeiter auf legislativem Wege bestimmt werden könne. Die Ueberreichung einer Petition von Arbeitern der Kohlen- gruben von Lanarkshire, worin dieselben sich über die vor einigen Jah- ren (au auf den Antrag Lord Ashley's) erlassene Parlaments - Akte beshweren, welhe den Frauen und Mädchen die Arbeit in den Gru= ben verbietet und deshalb als Beraubung der Erwerbsmittel angese= hen wird, war die Veranlassung einer längeren Erklärung Lord Brougham's zur Unterstüßung der von ihm eingebrachten Beschwerde- schrift. Das angebliche Juteresse der Humanität, sagte der Lord, habe das Parlament in den leßten Jahren öfter veranlaßt, Geseße zu erlassen, welchen große bereits bestehende Partikular - Ju- teressen zum Opfer gebraht würden. Wenn man behaupten wollte, daß diejenigen, welche arbeiten, oft zu ungesunden Beschäftigungen verwandt würden, oft zu viel arbeiten und zu s{chlecht leben müßten, so solle man nicht vergessen, daß leider solche Entbehrungen und Leiden das unabwendbare Loos der Menschheit und eine Folge des jebigen Standes der Civilisation wären, und man habe Unrecht, wenn man auf diesen Grund hin die arbeitende Klasse als tyrannisirt bezeichne.

_,Zh bin nicht schlecht genug“, sagte Lord Brougham, „sie der Unter- drückung zuzuschreiben, nicht voreilig genug, nicht gottlos genug, es zu thun, bis ih von irgend einem gelehrten Doktor gehört habe, wie Vieles von diesen Uebeln durh menschliche Mittel und menschliche Geseze cutfernt werden könnte, und wie Vieles davon die unausbleibliche Folge, das unvermeidliche Resultat der geheimnißvollen Rathschlüsse der Vorsehung sei. Deshalb sage ich; zeigt mir ein Mittel innerhalb des Bereichs menschlichen Gesetzes, diese Uebel zu entfernen, zeigt mir eine bessere Geseßgebung, und dann werde ich das Wort „Unterdrückung““ gebrauchen, wenn die Negierung versäumen wird, diese Mittel anzuwenden, So lange werde ih diese Üebel nicht der „Unter- drücung“ zuschreiben, obschon ih zugebe, daß sie ein Unglück sind. Aber ih werde sicherlih mich au niemals denjenigen anschließen, welche unter dem Vorwande der Humanität größeres Unheil über die arbeitende Bevöl- kerung Englands häufen wollen, als dasjenige ist, worüber man jeßt klagt. Und dann muß ih fragen, warum man denn seine Sympathicen nur den Baumwollen -Spinnern zuwendet? Giebt es denn nicht noch andere Fa- brikzweige, in welchen die Arbeiter leiden? Doch híer will man die Autorität eines Mannes geltend machen, welcher diese Sachen zu beurtheilen verstand, der mir selbs widersprach, als ih vor Jahren eine Bill unterstüßte, welche das Alter der in die Fabriken zuzulassenden Kinder bestimmen sollte; ih meine den verstorbenen Sir Samuel Romilly, Als ich ihn um seinen Bei- stand ersuchte, sagte er: „Niemals kann ich eine solche Béll unterstüßen z denn könnt ihr mit eurer Gesezgebung hier stehen bleiben 2 denkt ihr nicht an andere Gewerbe? Giebt es niht Gla8macher, Kohlenträger, Feilen- hauer, welche den giftigen Staub ihres Materials einathmen, Miles welche in der durch die Dünste des Bleiweiß erzeugten Luft leben, Stückgießer, welche mit gefährlihen Metallmassen umgehen? Ehe ihr Gesetze für diese gebet, bedentt nur, daß die Vorsehung es einmal so eingerichtet hat, und fragt euch, ob ihr ein Recht habt, euch darin cinzumishen. Vor allen Dingen aber (und dies galt in Bezug auf die Beschäftigung der Kinder) hütet euch, irgend etwas Erkünsteltes an die Stelle jener älterlichen Liebe zu seßen, welche die Vorsehung höchst weise und wohlthuend in die Brust des Menschen gelegt hat. Hütet euch, mit euren Geseßen diese na- türliche Liebe, welche der wahre und rechtmäßige Schuß der Kinder ist, zu ersticken.““ Das sagte Sir S. Nomilly, „Man muß in der That die Leiden dieser, das Elend jener Klasse der menschlichen Gesellschaft, die ver- hältnißmäßige Bedürftigkeit fast Aller eingestchen, bedauern und ihnen vor- beugen, wenn es möglich ist; aber wie is ihnen vorzubeugen, wenn sie in solhen Anordnungen der Vorsehung ihren Grund haben, mit welchen der Mensch zufrieden sein muß?“

Lord Brougham sprah weiter gegen die Unzulässigkeit, die unveräußerlihhen Rechte jedes freien Menschen auf das volle Maß seiner Arbeit zu beschränken, zeigte namentlich die Feststellung der Gränze einer Einmischung der Legislatur als etwas Unmögliches und erwies das Gefähr= liche der konsequenten Durchführung eines solchen Beschränkungs-Prin= zips, Der beste Freund der Armen wäre der, welcher sich jeder Beschrän= kung threr Jndustrie enthielte. Wolle man wirklich für die arbeitende Klasse forgen, so solle man lieber Geseße über das Minimum des Arbeitslohnes, als über das Maximum der Arbeitszeit geben; das Eine wie das Andere stritte zwar gegen alle Grundsäße, das erstere bringe aber doch wenigstens keinen solhen Schaden. Lord Brou gham {loß seine Rede mit der Aufforderung, das Parlament möge die nothwendige Stellung des Menschen in dieser Welt im Auge behal- ten und gegen das erste Geseß unseres Bestehens, gegen das Geseßz der Arbeit, sich niht versündigenz ein alter Dichter sage : „Continuo has leges aeternaque foedera certis Imposuit natura locis, h lempore primum

Denucalion vacuum lapides jactavit in orbem: Unde homines nati, durum genus,“

Der Marquis von Normanby ersuchte das Haus, sich durch die Beredtsamkeit Lord Brougham's nicht von dem Wege der Huma= uität ablenfen zu lassen, und behauptete, daß das Verbot, die Frauen in den Kohlenminen zu beschäftigen, welches zu der von Lord Brougham eingereichten Petition Veranlassung gegeben habe, bereits sehr gute Folgen gehabt habe.

Die Petition wurde auf den Tisch des Hauses niedergelegt, und die Sihung vertagt,

Unterhaus. Sißung vom 25, März. (Nachtrag.) Sir R. Peel beantragte nah der {hon gestern mitgetheilten Debatte über den neuen Vorschlag Sir James Graham's in Bezug auf die Fabrifkbill, die Konstituirung eines Spezial-Comité's, welches unter- suchen soll, ob und in welcher Weise die von ihm in der vorigen Session eingebrahte und vom Parlamente angenommene Bill über die Entscheidung bei streitigen Parlaments - Wahlen zu verbessern sei oder nicht.

ZU Anfang der Sibung zeigte Sir R, Peel an, daß er am 3. April die Vertagung des Hauses während der Osterferien bis zum 15, April beantragen werde.

Unterhaus.

Sibung vom 26. März. Nach kurzer De-

Hierauf beantragte Herr Hutt die Konstituirung des ganzen Hau-

aus den british=afrikanischeu,

Herr Gladstone bestritt den Antrag, weil die Differenz

vom Kolonialhandel liefern dic angeführten Ziffern den sprehendsten

zwischen den bestehenden Zöllen von resp. 5 und 4 Sh. nicht bedeutend genug sei, um großen Einfluß zu üben, und auch, weil die Kolonieen

jeßigen Ernennungsart der eine gewisse Stabilität in ihrer Zusammenseßung

mit Ausnahme der ostindishen Besißungen, die ihrer Entfernung we= gen hierbei wenig in Betracht kämen, mehr Getraide ein- als aus= führten. Nach kurzer Debatte wurde der Antrag mit 117 Stimmen gegen 47 verworfen.

Ein von Sir George Staunton gestellter Antrag, die Königin um Bewilligung einer Pension für die Hinterbliebenen der beiden be- deutenden Sinologen, Morrison, Vater und Sohn, zu bitten, von denen der Leßte vor furzem in China gestorben i, wurde von dem Antragsteller zurückgenommen, als Sir Robert Peel demselben be= merkflih machte, daß solche Pensionen auf die Civil-Liste angewiesen scien, die indeß jährli zu diesem Zwecke über eine Summe von nur 1200 Pfd, St. verfügen könne, und daß überdies die Wittwe des älteren Morrison bereits eine Pension von 200 Pfd. St. beziehe, au für deren noch lebende Kinder von der Regierung gesorgt werde.

Das Oberhaus beschäftigte sich am 26sten mit der Bill über die geistlihen Gerichtshöfe. Ein Antrag Lord Cottenham's, die Diöze- jan-Gerichte ganz eingehen zu lassen, wurde mit 47 gegen 20 Stim- men verworfen,

_ London, 27. März. Jhre Majestät die Königin der Belgier ist gestern in Woolwich gelandet, woselbst die Herzogin von Kent den hohen Gast empfing. Die Königin so wie die Herzogin waren in tiefe Trauer gekleidet und begaben sich unmittelbar nach der Landung hierher nah dem Buckingham-Palast. Se. Königl. Hoheit Prinz Albrecht wird morgen die Reise nah Deutschland antreten, jedoch wahrscheinlich schon am 10, oder 11, April wieder in London ein= treffen.

Belgien

_ YNeprásentanten - Kammer. Sißung vom 27. März. ZU Anfang der Sibung legte Abbé de Haerne eine mit zahlreichen Unterschriften bedeckte Petition vor, welhe um Aufrechthaltung des Dekrets vom 1. Januar über die flamändishe Sprache bittet. Dann wurde ein Schreiben von Herrn Malou verlesen, welcher anzeigte, daß er wegen Krankheit eines Familiengliedes der Sitzung nicht bei= wohnen könne, Diese Anzeige verursachte ein Gefühl getäuschter Erwartung, da man wußte, daß Herr Malou heute das Wort hatte nehmen und gewissermaßen ein Manifest im Namen der katholischen Partei vortragen wollen, Es wurde darauf wieder zur Diskussion des Geseß-Entwurfes über die Prüfungs = Juries geschritten. Herr Fleussu bemerkte, daß die Fehler der derzeitigen Organisation der Prüfungs = Juries längst anerkannt seien. Nur die Jntervention der Regierung biete alle Garanticen der Unparteilichkeit und gleichver= theilenden Gerechtigkeit, weil die ministerielle Verantwortlichkeit aller- dings mehr, als ein bloßer leerer Klang sei. Der Redner besprach sodann die Befürchtungen und Hoffnungen der katholischen Partei; bis jeßt, behauptete er, sei dieselbe von der Regierung begünstigt worden.

„Mit dem größten Erstaunen“, fuhr der Redner fort, „habe- ih die Vorlegung des Regierungs-Geseß-Entwurfs zu einer Schilderhebung Anlaß geben sehen, als ob cs sich darum handelte, die Verfassung in Stücken zu reißen, Die Presse hat sich dieser Sache bemächtigt, und ehe noch der Kampf in der Kammer begann, war er {hon in den Blättern entbrannt. Mitglieder, die sonst das Ministerium unterstüßen, wandten \sih gegen das- selbe z sie sammelten ihre Streitkräfte und suchten Verstärkung A den eige- nen Bänken des Ministeriums, Noch umhüllt Geheimniß diese Vorgänge z der Minister des Jnnern hatte erklärt, er wolle gus diesem Entwurf keine Kabinetsfrage machen, und die, welche ihn aufs lebhafteste angreifen , be- theuern ihre Anhänglichkeit an das Ministerium. Ein Minister willigt in die Vorlegung des Entwurfs und zicht sih dann zurück, um ihn zu be- kämpfen. Erkläre, wer es kann, dies Benchmen. Wenn Herr Dechamps seine Ansicht im Kabinet vertheidigt und, seinen Kollegen gegenüber, unterliegend, sich zurückgezogen hätte, so würde ih ein solches Benehmen nur bewundern fönnen; wie er aber in die Vorlegung willigen und dann sich zurüdck- ziehen fonnte, um die Zahl der Gegner des Entwurfs zu verstärken, das kann ich nicht begreifen. Jch würde die Opposition begreifen, wenn sie von der Seite derjenigen ausginge, die nicht immer Ursache hatten, mit den Ernennungen des Ministers des Jnnern zufrieden zu sein, Wir könnten ihm seine Antecedenzien« vorwerfen, und doch thun wir es nicht, weil die persönlichen Fragen vor den Prinzipienfragen stets verschwinden müssen. Man hat ein Gerücht verbreitet, und zwar, wie ih glaube, im eigenen Juteresse des Justituts, welches es betrifft, nämlich, daß die Studirenden der Universität Löwen weit leichter Diplome erlangten, als an anderen

Universitäten. (Herr Rodenbach: Das sind Possen !) Möglich. Jndeß könnte dohch die Ernennung der Juries zu diesem Ge- rücht Anlaß gegeben haben, Ueberläßt man die Ernennungen der

Negierung, so werden sie gewiß unparteilih ausfallen. Wollte man in Frankreich dem Episkopat vorschlagen, die Mitglieder der Prüfungs-Juries von den Kammern ernennen zu lassen, so würde es dies Anerbieten ab- lehnen und die Regierung vorziehen. Die Kammern, als wesentlich politi- sche Körperschaften, können nur politische Ernennungen vornehmen; Beweis dafür sind die geschehenen Ernennungen, Die Kammer hat seit 1831 von Löwen 40 Professoren, von Lüttih 8, von Gent 13 und von Brüssel gar feinen ernannt. Der Senat war etwas billiger; indeß hat doch auch cr 65 von Löwen, 20 von Gent, 18 von Lüttich und 16 von Brüssel ernannt.

Isst das Unparteilichkeit? Nein, Seit 1835 war die Universität Löwen stets die bevorzugte und das von der Central-Section vorge- shlagene System hat uur zum Zweck, dieses durch die Ernen- nungsart der Prüfungs - Juries ihr gegebene Uebergewicht ihr zut erhalten. (Herr Dumortier: Das sind Jnsinuationen.) Keinesweges.

Es hat mir dies in der Central-Section ein Mann gesagt, den i

achte, weil er níe anders spricht, als er denkt, 3 » ‘Gelte und Sie den Majoritäten nicht zu sehr; Sie wissen, daß die Geschicke wechseln und daß einem Siege fast immer eine Niederlage folgt. thun, wenn die Majorität aus ihren Fugen käme? Kommunal - Einflusses gewiß waren, bekämpften Sie die Regierung, aber sobald dieser Einfluß Jhnen zu entgehen schien , flüchteten Sie sich in die Arme der Regierung z dasselbe würden Sie wiederum thun, schaften, meine Herren, verlangen ein ruhiges Leben, Zurückgezogenheit und Studien im stillen Zimmer; so entwickeln sie sih und wachsen sie empor nicht inmitten der politischen Aufregungen,“ H

Meine Herren , vertrauen

Was wollten Sie So lange Sie des

Die Wissen-

(Schr gut.) Graf von Merode erklärte, daß die Frage unter keiner Be=

dingung zur Kabinets - Frage werden dürfe. Uebrigens müsse er den Vorschlag der Regierung bekämpfen und wünsche ein neues System in Anregung gebracht zu sehen, lich einen Abgeordneten stellen möchte, um si mit einem dritten Ahb= geordneten der Regierung über alle Ernennungen zu der Prüfungs= Jury zu verständigen. Herr Verhaegen Berichterstatters der' Central-Section auf, daß der Kammer ausgingen, politisher Natur seien, verleugne in dieser Frage, seiner Ueberzeugung zur Liebe, seine per= sönliche Antipathie, um Herrn Nothomb zu unterstüßen, der das ein= zige vernünftige System vertheidige, das einzige, welhes mit den Sitten und politischen Einrichtungen der Belgier harmonire.

dem zufolge jede der Kammern jähr=

griff die Erklärung des alle Wahlen, die von Er selbst, sagte er,

Herr Verhaegen: Die Eingeständnisse, die man auf gewissen Bän-

ken gemacht hat, sind merkwürdig, und ich beeile mich , sie zu rotokoll zu nehmen. (Gelächter.) Es geht daraus hervor , daß Thatsachen die vil noch vor einigen Tagen als Verleumdungen bezeichnet hätte, zu Wahrhei- ten geworden sind. Man hat zugegeben, daß die von den Kammern vor - genemaen Mane politische

der gemischten Majorität geworden, auf welche: Herr Nothomb übte? Wo is sie? Wo isst Herr Dechamps ? Vor einigen: Tas M auf der Ministerbank und jeyt sißt er auf den äußersten B, sion, jus î

ahlen gewesen seien. Was ist ‘nun ‘aus

en saß er noch

ajorität aber is vershwunden, A ICHME achdem sodann Herr Desmaisières si für Beibehaltung der Prüfungs-Juries d vgn indem cr ogar im Interesse.