1844 / 96 p. 2 (Allgemeine Preußische Zeitung) scan diff

ist i 90, Februar von dem Herrn Landtags- Versammlung E e oPlio f einer Eisenbahn von Kassel

Kommissar eine ffurt a. M. betreffend, vorgelegt, und diese Be Buben nad Ges für Eisenbahn- Angelegenheiten dergestalt

j D derselbe in finanzieller Hinsicht mit dem

B osse zu A a habe. —— Zit der geheimen Sibung om 419. -März verfündigte der Herr Präsident einen selbstständigen Antrag der Herren Eberhard, Nebelthau, Ars Fondy, Toussaint, Bäga, von Geyso, Stöhr, Kauf holz und Lanß, die Eisenbahnen betreffend. Herr Nebelthau verlas die nähere Begründung dieses Antrags, welchen die Versammlung mit überwiegender Stimmenmehr= heit in Erwägung zu ziehen und dem Aus\shuß für Eisenbahnen zu überweisen beschloß. Herr vou Ochs brachte zur Sprache, daß eine Eingabe des Kaufmanns Suchier zu Karlshafen, die Kreirung von Kassenscheinen und die Verwendung der dadurch zu ersparenden Summe h die Eisenbahnen betreffend, am 20sten v, M. einstweilen zu den Aften genommen war, Und veranlaßte darliber, ob dieselbe dem Eisen- bahn-Ausshuß zur Begutachtung zu überweisen sei, eine Entscheidung, welche verneinend ausfiel. (Heute, Montag, den 1, April, findet wie der eine vertraulihe Sibßung statt.)

Freie Städte. Hamburg, 2. April. (B. H.) Der hiesige Gustav-Adolphs-Verein hat sih am 19. v. M. konstituirt und seine Statuten beschlossen. Die Zahl der in dieser ersten Versamm- lung anwesenden Mitglieder betrug 300. Eine zweite Versammlung zur Wahl eines Vorstandes, wird bald nah Ostern gehalten werden. Die Statuten, in 9 Paragraphen gefaßt, erklären sich über den Zweck des Vereins, (Unterstüßung armer evangelischer Gemeinden, welhe in ihrem Vaterlande die Mittel zu ihren kirchlichen Bedürf- nissen nicht finden können) sprechen den Anschluß des hamburger Vereines an den Hauptverein der Gustav - Adolphs - Stiftung aus, bestimmen, daß Jeder, der 4 Schill. jährlich beitrage, Mitglied, und Jeder, der einen Beitrag von 3 Mk. jährlich leiste, stimmberechtigtes Mitglied des Vereines sein solle, enthalten einige Bestimmungen über Einsammlung und Verwendung der Gelder und bestimmen, daß all jährli vor dem 15. August eine Jahresversammlung zur Rehnungs- Ablage u. \, w. stattfinden solle, Außerdem finden Versammlungen nir in Folge besonderer Convoactionen von Seiten des Vorstandes statt.

Oesterreichische Monarchie.

Þ» Prag, 30. März. Das kürzlich ausgegebene neue Pro- vinzial-Handbuch für das Königreich Böhmen hat mit dem geänderten Titel auch manche Verbesserungen erhalten. Nach demselben beträgt der Flächeninhalt des Königreichs 953 Quadrat - Meilen, und die Volkszählung von 1843 zeigt insgesammt 4,320,488 Seelen, während sie im Jahre 1834 nur 4,001,852 Seelen betrug. Unter den 16 Kreisen ist der bunzlauer am stärksten bevölkert, nämlich mit 443,860 Seelen auf dem Flächeninhalte von 77 Quadrat-Meilen. Die Be-= völkerung der Hauptstadt, blos innerhalb der Ringmauern und ohne Militair beträgt 115,576 Seelen. Die Anzahl der Wohnorte beträgt : Städte 286, Märkte 280, Dörfer 12,621, mit 577,883 Häusern. Die Unterrichts - Anstalten, außer den Volksschulen, sind die Universität, 3 Gymnasien , die ständisch = technische Lehr - Anstalt ueb| Realschule, die Normal - Muster - Hauptschule zur Bildung der Lehramts = Kandidaten, endlich das Konservatorium für Musik in Prag; auf dem Lande: die theologischen Seminarien zu Budweis, Königgräß und Leitmeriß, die philosophischen Lehr-Anstalten zu Budweis, Lautomischl und Pilsen, nebs 19 Gymuasien in verschie= denen Kreis= und auderen Stävten, dann die Realschulen zu Reichen=

berg und Rakonib, der Erzbischof von Prag, dann die Bischöfe zu Budweis, Königgräß und Leitmeribß leiten das Kirchen- und Volks= shulwesen, Die Glieder der Donmistifte zu Prag und der 3 genannten Bisthümer, ferner 11 Landes =- Prälaten, dann die Angehörigen der 3 Kollegiatstifte bilden den Stand der höheren Geistlichkeit. Un Klö= stern défehen noch: in Prag 12 männliche, 5 weiblihe und 2 freie weltadelige Dameunstifte, daun auf dem Lande 66 Mönchs- und 2 Nonnenklöster, Die protestantisheKirche bilden die deutsche, dann die böhmische evangelishe Gemeinde zu Prag mit dem Superintendenten und Pastor, und auf dem Lande 17 Pfarreien augsburger Konfession, wo der Gottesdienst in deutscher Sprache abgehalten wird, und 40 evangelische Gemeinden helvetisher Konfession, in deren Bethäusern fast durchgängig Gottesdienst in böhmischer Sprache stattfindet.

Russland und Polen.

St. Petersburg, 28. März. Gestern wurden der Baron von Wedel -Jarlsberg, {wedischer General, der Capitain von Reh- binder, Adjutant des Köuigs von Schweden, und der Baron von Palmstjerna, \{wedis{cher Gesandter, von Sr. Majestät dem Kaiser empfangen. Leßterer überreichte das neue Kreditiv, welches ihn in seiner bisherigen Eigenschaft am hiesigen Hofe bestätigt,

Frankreich.

Paivrs- Kammer. Sihung vom 29, März. Die Pairs=- Kammer hat heute das Jagdgeseß mit 105 gegen 23 Stimmen an- genommen z da sie indeß einen Artikel dieses Gesebes, ein Vorzugs- recht für die Kronwaldungen betreffend, welchen die Deputirten-Kam=- mer ausgemerzt hatte, wiederhergestellt hat, so muß das Geseß noch einmal an die 2Zahl-Kammer gebracht werden,

Deputirten-Kammer. Sihung vom 29. März. Mit der Diskussion des Geseß-Entwurfs gegen die Weinfälschungen is} die Deputirten-Kammer auch Ponte noch nicht zu Ende gelangt; sie wird am Montag damit fortfahren. Eine große Anzahl von Artikeln ist schon votirt, die jedoch sämmtlich aus reglementarishen Maßregeln bestehen und daher zu feinen Debatten von allgemeinerem Jnteresse Anlaß gaben, Unter den Judustriezweigen, welche im Verdacht sind, daß sie ein regelmäßiges Gewerbe aus dem Betrug machen, den das vorliegende Geseh verhindern soll, hatte die Kommission die Weinessig- &abrifen bezeihnet, und deshalb das Verbot dieser Judustrie vorge-= lagen ; die Kammer aber wih vor einer so scharfen Maßregel zu=- rüd und strih den betreffenden Artikel. Eine wichtige Bestimmung, die keinen ernstlichen Widerspruch fand, is die Bestellung von Sach= der Aale zum Kosten des verdächtigen Weins und zur Ueberwachung der Ausführung des Gesehes,

__ Paris, 30. März. Die Minister des Kultus und des öffent- lichen Unterrichts, die Herren Martin du Nord und Villemain, haben täglich mehrstündige Konferenzen mit dem Könige. Jeden Tag ver= gen sich auch mehrere eiuflußreiche Prälaten nah den Tuilerieen, L n gert daraus, daß in diesem Augenblicke eine Ausgleichung e + brr gegen die Universität versuht werde, Der Univers Denkshrite auh der Bischof von Aire dem Kultus - Minister eine erflärt pie Msihtlih der Unterrichts-Frage übersandt hat. Der Bischof ünbébéuat AL daß er \sich den Ansichten des Enbilhofs von Paris Bischof 2 Fi\Mieße. Diese Uebereinstimmung der Änsicht hat der f bu Mya dem Präsidenten der betreffenden Kommission der Pairs- Kampf ba Zit Der Erzbischof von Bordeaux, der an dem enommen hat, Ls fn die Universitit bis jegt noch niht Theil hin er si begeben, um h mit ol Stftogen Bischöfen von gen, : - n von Agen,

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Angouleme, Poitiers, Perigueux und Sucon über die Haltung zu vereinbaren, welche sie bei dieser ernsten Frage zu beobachten hätten. Einer der öffentlichen Pläße in Paris soll den Namen Guizot= Plah erhalten. Jn der englischen Botschafts - Kanzlei werden gegenwärtig an 900 Pässe täglih visirt; noch nie waren so viele Engläuder in Paris,

Wu Paris, 30, März. Der Minister der öffentlichen Arbeiten hat heute der Deputirten-Kammer zwei Gesetz =- Entwürfe in Betreff von Eisenbahnen vorgelegt, die man schon seit einiger Zeit mit Ungeduld erwartet hatte, nämlich über die Eisenbahn von Paris nah dem Mittelländischen Meere und über die Eiseubahn von Paris nah Bordeaux und von dort nach der spanishen Gränze. Der erste Artikel des Entwurfs in Bezug auf erstere Bahn schlägt die Anwei- sung von 50 Millionen für den Theil vor, der zwischen Paris und Dijon liegt, durch die Thäler der Seine, Younne und des Armanjon. Der Artikel 2 \{lägt vor, daß 4 Millionen auf das laufende Etats= Jahr 1844 und 10 Millionen auf das Jahr 1845 angewiesen werden sollen. Der Artikel 3 schlägt vor, die Strecke von Paris nach Chalons sur Saone auf höchstens 30 Jahre zur Ausbeutung in Pacht zu geben.

Jn derselben Sihung verlas Herr St. Marc Girardin den von ihm mit mehreren anderen konservativen Deputirten gestellten Antrag in Betreff der Beamten = Laufbahn. Er beantragte, daß die Entwickelung des Antrags sogleich nah jenem des Herrn Chapuis de Montlaville wegen Abschaffung des Zeitungsstempels stattfinden solle. Der Finanz-Minister verlangt aber die Priorität für den Antrag des Herrn Garnier Pagès auf Umwandlung der 5proc. Rente, Es sei nöthig, daß so viele durch die jebige Ungewißheit beunruhigte Jn= teressen baldmöglichst beruhigt würden durch Entscheidung ihres Looses. (Beifall.) Herr Garnier Pag©@s besteigt die Tribüne und verliest seinen Vorschlag. Die Kammer beschließt, daß der Antrag sogleich nach Beendigung der Diskussion des Antrags, die Weinverfälschungen betreffend, stattfinden solle, Daun soll der Antrag des Herrn Chapuis de Montlaville und dann jener des Herrn St. Marc Girardin an die Reihe kommen. Der Minister des Handels und Ackerbaues verliest dann einen Gesez-Entwurf, wonach ein Kredit von 1,100,095 Fr. für Reparaturen an der Schule zu Alfort, an Brücken und Straßen, und für Vermehrung der Archivgebäude des Königreichs eröffnet werden soll, Darauf fam, wie Eingangs gesagt, die Vorlegung der Eisen babngesebe an die Reihe. Für die Eisenbahn von Tours nach Bor= deaux wird ein Kredit von 54 Millionen verlangt, Darauf bestieg Herr v. S t. Priest die Tribüne, um seinen Antrag auf eine Post- reform zu entwickeln. Unter tiefer Stille sagt der Antragsteller, längst sei eine Postreform von der öffentlichen Meinung des Landes verlangt worden. Mehrere auswärtige Länder seien Frankreich in dem Bei spiele dazu vorangegaugen. Er wolle die Postreform unter drei Ge= sihtopunkten prüfen: 1) unter dem sozialen, 2) unter dem der Ge- rechtigkeit in Sachen der Besteuerung, 3) endlich unter dem sisfali- hen. Er thut dies. Ju England habe die Zahl der Briefe seit Verminderung des Porto bedeutend zugenommen, in Franfreih hemme das theure Porto die Verbindungen der Familien und des Handels, Die armen Landleute sehen sich gezwunden, die Briefe ihrer Söhne zurückzuweisen, um nur die Mittel zum Ankaufe des Brods nicht zu verlieren, Eine mäßige Verminderung des Porto werde diesen Mißständen abhelfen und zugleih im Juteresse des Schabes sein, Viele Mitglieder der Kammer hätten gewünscht, daß der Regierung die Juitiative zu dieser Reform vorbehalten bliebe, Ex selbst habe denselben Wunsch gehegt, aber er kenne die Ansicht des Herrn Finanz-Ministers über die Fragen nicht genau. Vielleicht

hege derselbe als Wächter der Juteressen des Schaßes Besorguisse, die nicht allgemein getheilt würden, vielleicht stoße derselbe auch auf Widerstand, deu er niht zu überwinden sih getraue, Da die Ver- waltung aber einmal die Junitiative nicht ergriffen, so stehe der Kammer solche zu, Die Diskussion wird über den Autrag im Allgemeinen und deu Grundsaß desselben eröffnet, Der Finanz=Minister stellt die Vortheile der Reform nicht in Abrede, aber zweifelt, ob dieselben mit den für den Fiskus erwachsenden Nachtheilen im Verhältnisse stehen. Auch über die einzelnen von Herrn von St. Priest angeführten Thatsachen er- hebt er Zweifel. Der Verlust für den Schaß würde nicht blos 8 oder 9, sondern über 12 Millionen betragen, Den Theil des An-= trags, die Briefe der Militairs an ihre Familien betreffend, billigt der Minister, so wie eine Verminderung des Porto's für Geldsen- dungen. Für alle übrigen Punkte aber verlangt er Vertagung, Nachdem noch einige Deputirte für und gegen gesprohen, wurde die allgemeine Diskussion geschlossen, Nach zweimaliger Akstimmung, da die erste zweifelhaft war, wird die vom Minister verlangte Vertagung verworfen und die Jubetrachtnahme des Antrags beschlossen. Die Sihung dauert fort.

Die Pairs-Kammer beschäftigte sich nur mit Petitionen,

Grossbritanien und Irland.

Unterhaus. Sißung vom 29, März. Zu Anfang der Sihung beantragte Herr Shaw bei der Ueberreichung zweier Peti= tionen die Untersuhung der Anwendbarkeit des atmosphärischen Eisen bahn = Systems auf längere Strecken durch ein besonderes zu ernen- nendes Comité, Dies System habe in ganz Europa die Aufmerk- samkeit aller wissenschaftlihen Männer auf fich gezogen und über die furze Strecke einer solchen Bahn von Dublin nah Kingstown hätten berühmte Jugenieure, welhe von den Regierungen des Kon-= tinents dorthin geschickt worden wären, die günstigsten Be- rihte abgegeben. Aber man habe bis jeßt noch nicht die Anwend- barkeit dieses Systems auf größere Bahnen vollständig erörtert, und er schlage deshalb vor, das Haus möge seinem Eisenbahn-Comité eine Kommission beigesellen, welche den Gegenstand einer genauen Prüfung unterwerfen solle. Der Antragsteller bezweckte damit die Erlangung eines Privilegiums für eine Provinzial-Eisenbahn, welches in voriger Woche verweigert worden war, aber jeßt von einem auf Grund der Anwendung des atmosphärischen Systems in Anspruch ge= nommen wurde, Der Autrag wurde deshalb zurückgewiesen, nachdem noch Herr Gladstone erklärt hatte, daß den Versuchen, solche Eisenbahnen einzuführen, eine breitere Grundlage als die Entschei= dungen einer Kommissionen in der Wissenschaft gegeben werden müßte.

Es fam hierauf von neuem die Fabrikbill zur Erörterung, als Sir James Graham beantragte, „die auf der Tagesordnung stehenden Auss{huß=Verhandlungen darüber mögen als erledigt angesehen wer= den.“ Daß Lord Ashley die so ausgesprochene Zurücknahme der Regierungs-Maßregel ruhig zugab, veranlaßte andere Anhänger des edlen Lords zur Opposition gegen das Verfahren der Regierung.

Herr Duncombe, radikales Mitglied für Finsbury, stellte ein Amen- dement zu dem Antrage des Ministers, wonach demselben die Worte beige- fügt werden sollten, „daß das Haus von der Tagesordnung abgehe, in der Hoffnung, in der neuen Bill, welche die Minister einbringen würden, die Dauer der Arbeitszeit in den Fabrifen auf weniger als 12 Stunden festgestellt zu sehen, damit das Votum des Hauses respeltirt werde‘. „Die Minister“, fügte der Redner nach mannigfachen Ausfällen gegen die Regierung hinzu, „hätten sich selbst. Iren sollen, anstatt ihre Bill‘“,

Lord Ashley reghtfertigte sein Benehmen, die sich widersprehenden Vota des Hauses über die 8te Klausel hätten cine solche Verwirrung her- beigeführt, daß es ihm unmöglich war, mit seinem Vorschlage weiter fort- zugehen, Wenn er dagegen sich bis der Zurücfziehung der Regierungs- Bill widersehte,. so würde ex unfehlbar durch eine große Majorität über-

stimmt werden, was das Land alsdann sür eine Verwerfung des Prinzips einer Zehnstunden - Bill halten würde, Der Lord wiederholte die Versiche- rung, seinem einmal gefaßten Entschlusse tren bleiben und sein Prinzip ge- gen jede Regierung geltend machen zu wollen, Er wolle nicht, wie man vielleiht vermuthe, bis nah Ostern Zeit gewinnen, um si vorzubereiten, sondern er könne zu jeder Stunde seinen Weg angeben, den er einschlagen wolle, sobald er nur die neue Bill der Negierung eingesehen hätte,

Lord Hawicck und Sir R. Jnglis billigten die Handlungsweise Lord Ashley's, womit Lord J. Nussell im Allgemeinen übereinstimmte, aber die Autorität des Hauses durch das Verfahren der Regierung für be- leidígt hieltz das Land müßte das Zutrauen zu dem Votum seiner Ver- treter verlieren, nachdem dieselben zweimal für den Vorschlag Lord Ashley's gestimmt hätten und die Regierung dieser Abstimmung feine Folge gebe.

Sir R. Peel bemerkte dagegen, daß die Minister neben ihren Pflich- ten gegen die Krone auch Pflichten als Mitglieder des Parlaments hätten, und deshalb nicht die Verantwortlichkeit für eine Maßregel übernehmen könnten, welcher sie in ihrer leßteren Eigenschaft ihre Stimme versagten. Er gäbe zu, daß die Minister uicht au die Durchführung ciner Maßregel der Minorität die Fortdauer ihres Amtes, außer in ganz außerordentlichen Fällen, knüpfen dürften, aber er halte zwei oder drei Theilun- gen des Hauses nicht für maßgebend, denn wie könnten sonst bei einer Bill in ihren verschiedenen Stadien widersprehende Bota vorkommen, wie es aber doch so häufig geshehe? Es wäre wahr- \cheinlih gewesen, daß die Annahme von 11 Stunden Arbeitszeit zu einem Vergleich geführt hätte, aber die Negierung habe Fu bedenken gehabt, ob ein solches Arrangement auch von guten Folgen sein dürfte. Sie sei von dem Gegentheil überzeugt, und deshalb, obgleich ungern, habe sie von der Ansicht ihrer Anhänger abweichen müssen. Die Feststellung von 11 Stun- den Arbeitszeit hätte auh die Frage weder erledigt, noch Lord Ashley, den Bertreter dieser Sache, zufriedengestellt.

Das Amendement ward hierauf ohne Abstimmung verwor- fen und der ursprüngliche Antrag angenommen, Das Haus wollte sich zum Comité für Geldbewilligungen koustituiren, als Herr Ewart, von der radikalen Seite, durch einen Antrag auf Ah- shafung resp, Herabseßung der Einfuhrzölle dies zu hindern suchte. Die geringe Theilnahme , welche, wie vor einigen Tagen, so auch heute, der Vorschlag fand, zeigte sich in der geringen Anzahl der anwesenden Mitglieder. Dennoch wurde das Haus nicht gezählt, weil noch wichtige Geschäfte auf der heutigen Tagesordnung standen. Nach kurzer Debatte wurde der Antrag verworfen. l

Unter den vom Hause hierauf bewilligten Budgets-Posten sinden sich 37,987 Pfd. für das britishe Museum, welche auf den Antrag Sir R. Peel's nach längerer Diskussion angenommen wurden. :

Zum Schlusse der Sißung brachte Sir James Graham die neue Fabrifbill ein, welche mit der eben zurückgezogenen, bis auf die Klausel über die Dauer der Arbeitszeit, welche hier gänzlich ausge- lassen is, in allen Punkten gleich lautet.

Herr Duncombe beklagte nochmals, daß man der Regierung hierin freie Hand gelassen habe. Lord Ashley möge jeßt vom Par- lamente feine Unterstüßung mehr hoffen, sondern müsse nunmehr die Sache dem Volke und der Times anheimgeben,

Das Haus vertagte sich hierauf.

© London, 29, März, Lord Ashley's Vorschlag und die Fabrif-Bill sind noch immer die Hauptgegenstände der Unterhaltung. Man sieht gleich nach Ostern dem parlamentarischen Kampfe vou neuem entgegen, da Lord Ashley alsdann nicht unterlassen wird, ge- gen die neue Bill der Regierung entweder mit seinem alten Amende ment oder gar mit einer zweiten Bill hervorzutreten, Daß er diese gegen den Willen der Regiernng durhseßen werde, daran 1 t gar nicht zu denken. Er muß sich also für nächstes Jahr nah einem hinlänglichen Druck von außen her umsehenz und dieser wird ihm nicht entgehen. Ja, es is die Frage, ob derselbe nicht so allgewaltig werden dürste, daß er noch weit mehr erzwingen fönnte, als jeßt gefordert wird. Der ultratoryistishe Agitator Oastler hatte bereits viel gethan, um die Bestrebungen der arbeitenden Klassen zur Beugung ihrer Brod herren nach ihrem Willen in einen Punkt zusammenzudrängen, wodur er aufs fräftigste auf das Parlament wirken könnte, Die Umstäxde waren hierzu besonders günstig; da Nachsucht gegen die Mitglieder éer League und die Hoffnung, hierdurch deren Angriffe auf das Korrgesehß zu s{hwächen, gar viele Gutsherren auf einmal in Freunde der&abrik Arbeiter umgewandelt hatte, Der Unwille aber, welcher jet die ar- beitenden Klassen bewegt, da sie sih selbst nah einer Entscheidung des Unterhauses nah ihrer Weise in ihren Erwartungen getäuscht sehen, wird sich nicht nur gegen das Ministerium und dite Aristokratie, sondern gegen die ganze Verfassung richten und den Chartisten neuen Einfluß bei ihnen verschaffen. Wir werden also wahrscheinlich das sonderbare Schauspiel erleben, einen konservativen Edelmann an der Spibe einer rein demagogischen Bewegung zu schen, wenn ihm anders noch vergönnt is, an dessen Spiße zu bleibe.

Die leßten Debatten sind für die Stellung des Ministeriums von Bedeutung, denn sie haben die Spaltung in der Torgy-Partei auch dem blödesten Auge sichtbar gemaht, So sehr die Territorial-Aristokratie sich durch die Aufstellung desselben zu verstärken gemeint hat, so ofen- bar is es nun, daß es mehr ein Ministerium der Mittelklassen als der Aristokratie is, und diese es nur noch duldet, weil sie für jeßt feine Hoffnung vor sih sieht, ein anderes bilden zu fönnen, das ihr mehr zu gewähren vermöchte. Jn wenigen Tagen werden wir in- dessen sehen, ob nicht cin Theil derselben noch ernstere Versuche machen wird, sich enger mit den arbeitenden Klassen zu verbinden, um durch diese die ihnen so verhaßten Mittelklassen zu überwältigen, was frei- lich, wenn es ihnen gelänge, am Ende mit zu ihrem eigenen Verder- ben führen würde.

Herr von Raumer und sein Sohn reisen nächsten Montag von hier nah den Vereinigten Staaten ab, Er soll ein starkes Vorur- theil zu Gunsten des dortigen Volkes hegen, izdem er meint, alle Reisenden hätten bisher nur zu sehr nah einer allerdings für den gebildeten Europäer rauhen Oberfläche geurtheilt. Zur Ehre der Menschheit soll es mih freuen, wenn Jhr einsihtsvoller Landsmann es so finden sollte, Jch fürchte aber, er wird, wic viele seiner Vor- gänger, enttäuscht werden.

Uiederlande. A Aus dem Haag, 31. März. Heute früh ist Ihre Königl. Hoheit die Frau Prinzessin Albrecht von Preußen hier angekommen und hat sogleih uach ihrer Ankunft die Besuche Sr. Majestät des Königs und der Königlichen Prinzen empfangen.

Belgien.

Repráseutanten- Kammer. Sißung vom 29. März. Nach f Pra Delbougne nahm im Lauf des heutigen Schlusses der allgemeinen Debatte über die Prüfungs -Juries Herr d’Huart das Wort gegen den Geseß-Entwurf der Regierung, indem er behauptete, der einzige Mangel des jeßigen Systems, der einzige, der Abhülfe erfordere, bestehe in der Permanenz der Juries, Uebrigens habe man einen großen Fehler begangen, als man den Geseß-Entwurf vorgelegt. Das Kabinet solle do) bedenken, welche Aufregung dieser Entwurf erzeugt habe, Dann möge es sich selbst Rechenschaft darüber ab- legen, ob es nicht besser sei, ihn zurückzunehmen oder zu modifiziren, Jedenfalls dringe er darauf, daß nur ein pro- visorishes System angenommen werde; doch stimme er in Erwartung eines praktishen Amendements für den Entwurf der Centralsection, Herx Dechamps erklärte, die Freiheit

des Unterrichts sei nach seiner Ansicht weder in dem Geseh - Entwurf der Regierung, noch in dem der Centralsection geachtet, weil beide Entwürfe auf politishen Systemen beruhten. Er glaube aber, daß vielleiht die Zeit gekommen sein werde, wo die freien Jnstitute emanzipirt, und ihnen die Befähigung ertheilt werden müßte, selbst Universitäts=Diplome zu bewilligen, was allen Streitigkeiten alsbald ein Ende machen würde. Er trete vor der Hand und in der Hoffnung, daß eine nahe Zukunft erlauben werde, den provisorischen Nienb zu verlassen, der Ansicht des Herrn d'Huart bei, Schließlich warne er vor den Gefahren der Lage, falls ein positives Votum eine tiese Spaltung in der Kammer offenbarte. Die Nothwendigkeit, in die sich das Mi- nisterium verseßt sehen könnte, sih auf eine ausschließliche Meinung zu stüßen, die Gefahren einer ministeriellen Umgestaltung, die unter dem Einflusse eines definitiven Votums stets \{wierig sei, schienen ihm Ereignisse, die um jeden Preis verhütet werden müßten. Herr Ro- gier bedauerte ironisch, daß Herr Dechamps diese seine Bemerkungen nicht seinen Kollegen zum voraus mitgetheilt habe, da dann die lange Diskussion hätte erspart werden können, Auch wunderte er sih, daß man sich zwinge, gar so großes Mißtrauen gegen die Regierung an den Tag zu legen z Herr Dechamps fönne getrost sein Portefeuille wieder annehmen, und das Land werde troßdem ruhig bleiben, Die allgemeine Diskussion wurde darauf für geschlossen erklärt.

Brüssel, 31. März. Der Geseß= Entwurf, der zum Zweck hatte, der Regierung die Ernennung der Mitglieder der Prüfungs Juries zu übertragen, is nur an den Stimmen von 4 Provinzial Gouverneuren gescheitert, Hätten diese, nämlih die Herren Des maisières, d’Huart, von Muelenaere und Smits, für den Entwurf des Herrn Nothomb gestimmt, statt sich dagegen zu erklären, so würden ihre 4 Stimmen, zu den 42, die denselben unterstüßten, hin zugerehnet und von den 49, die ihn zurücfwiesen, abgezogen, die Annahme des Entwurfs mit 46 gegen 45 Stimmen zur Folge ge habt haben,

Schweden und UVorwegen.

Stockholm, 26, März. Die Arbeiten in der Kathedrale und deren Umgebungen, für die feierliche Bestattung des verstorbenen Kü- nigs am 27, April, werden mit Eifer betrieben. Der Sarg wird ein dreifacher sein, nämlich einer von Blei, der andere von Kupfer und der dritte vou Eichenholz, leßterer mit Purpursammet überzogen. Die Personalien des verewigten Königs, welche bei der Beerdigung vorgelesen werden, sollen von Professor Geyer in Upsala verfaßt und die Trauermusif vom Hof-Kapellmeister Beerwald komponirt werden, Der sogenannte „Klagentag““ oder der Tag, an welchem nach altem Gebrauch ein besonderer Gottesdienst in allen Kirchen der beiden Reiche in Veranlassung des Todesfalles gehalten wird, is auf den 5, Mai festgestellt, i ___ Man glaubt, daß die Krönung im August stattfinden wird, wo die Reichsstände wahrscheinlih auch versammelt sein werden.

Der Kronprinz Karl wird am 3. Mai 18 Jahre alt und hat also das im Grundgeseßze festgestellte Mündigkeits-Alter erreicht.

Man sagt, der König habe sich nah alter Sitte cinen Wahl- spruch gewählt, welher auf Siegel und Münzen 2c. geseht wird, und zwar die bedeutungsvollen, aus dem §. 16 der Constitution entlehn ten Worte: „Recht und Wahrheit !“/

Die Regierung soll der englischen Regierung Vorschläge gemacht haben zur Einrichtung einer Dampfschifffahrt zwishen Gothenburg und Hull, die von den Kaufleuten erstgenannter Stadt sehr ge wünscht wird,

Von den Militair-Kommandos, welche der König als Kronprinz führte, is das General-Kommando des vierten Distrifts (Stockholm) dem Grafen Brahe und das als General=Feldzeugmeister, dem Ge- neral=-Lieuteuant von Lefrén übertragen worden,

Dänemark.

Kopenhagen, 30, März. (Alt, Merk.) Am 26sten hatte der Königl. s{chwedishe Ober-Kammersunker, Oberst Graf Stedingk, Audienz bei Sr, Majestät dem Könige, um die offizielle Nachricht von dem Tode des Königs Karl XIV. Johann's und der Thronbe steigung Köveig Oskar's 1, zu überbringen. Gleich darauf übergab der hiesige haedishe Minister, Baron Lagerheim , sein neues Be= glaubigungsschreiten, und beide Herren nahmen Theil an der hier- auf stattfindenden Küniglichen Tafel.

Die VLeichenfeier Thorwaldsen?s ist heute in der Frauenkirhe in Gegenwart Jhrer Majestäten des Königs und der Königin, so wie der übrigen Mitglieder des Königlichen Hauses vor sich gegangen. Zu feiner Zeit sah man woßl in Kopenhagen eine Leicheufeier, wie diese, und nie zeigte sih wohl eine allgemeinere Theilnahme, als für den heimgegangenen Meister, Auch das Wetter begünstigte die Lei chenfeier, Jm Antikensaal, wo die Leiche stand, wurden von Künst- lern einige Strophen gesungen, in welhen zweifelnd gefragt ward, wer es wagen würde, sich um den Kranz des Verewigten zu bewer= ben und der Erbe seines Ruhms zu sein, Diese Strophen, welche dreimal mit Unterbrehung wiederholt wurden, reißte sih eine Trauer= Rede des Professors Clausen an. Nachdem die Leiche nah dem Aus= gange gebracht worden war, sang das Personal der italienischen Oper eine italienishe Kantate und beim Hinaustragen wurden wieder vom Balkon die obenerwähnten Strophen gesungen,

Der Trauerzug begann um 15 Uhr und ward von zwei Künst- lern an der Spiße von 1) einigen Sceleuten eröffnet. Hierauf folg= teu 2) die Studenten, ungefähr 7 bis 800 an der Zahl; 3) die ge- genwärtig sich hier aufhaltenden Jöläuder; 4) Künstler aus allen Klassen ; 5) dann die Leiche, mit deren Tragen gewechselt ward. Der Sarg ist von Eichenholz, {ön und einfach gearbeitet; auf der einen Seite treten die Parzen, auf der anderen Victoria auf dem s{warz-= gemalten Grunde, mit der natürlichen Farbe des Eichenholzes, hervor. Auf dem Sargdeckel siut ein Palmenzweig und eine Cypresse auf dieselbe Weise angebracht. Ueber dem Kopfende des Sarges erhebt sich scine eigene, von dem Verewigten selbst verfertigte Portrait-Statue, sih auf den Änker der Hoffnung stüßend. Unmittelbar nah dem Sarge folgten 6) die Mit-= glieder der Akademie, an deren Spihe deren Präses, Se, Königl. Hoheit der Kronprinz und die übrigen Prinzen, an welhe sich ein zahlreihes Gefolge anschloß; 7) die Repräsentanten beider Militair= Etats, der Civil-= und Militair - Beamten, so wie aller bürgerlichen Klassen. Endlich schlossen sich 8) die von Charlottenburg bis zur Heiligengeistkirhe in Spalier aufgestellt gewesenen Zünfte mit ihren trauerbeslorten Fahnen nach und uach dem vorbeigehenden Zuge an, An beiden Seiten des Eingangs der Frauenkirhe stellten die Stu- denten, welche nit in die Kirche kommen konnten, ih in Reihen guf.

Jn der Kirche nahmen Se. Majestät der König die Leiche in Empfang, während die Orgel präludirte, worauf von der Königlichen Kapelle und dem Sing= Personal eine von Oehlenschläger gedichtete und von Glaeser komponirte Kantate ausgeführt ward. Ju dieser Kantate is vornehmlih der Gedanke ausgedrückt, daß Thorwaldsen nicht nur ein vom Geiste der griechischen Antike durchdrungener Künst- ler gewesen, sondern daß er au, von Christus begeistert, ihn und seine Jünger in den Statuen vargenas habe, die jeßt (in der Frauen= kirche) seinen Sarg umringten, Der Stiftsprobst Tryde hielt die Rede, und nachdem Erde auf den Sarg geworfen worden, sang der Studenten-

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Verein einige von H. C. Andersen gedihtete Abschiedsstrophen, welche be= sagten, daß Thorwaldsen im unbegüterten Stande geboren sei, Jhre Maje- stät die Königin, so wie die übrige Königliche Familie, wohnten der Feier in der Kirche bei. Die Straßen, durch welche sich der Zug bewegte, waren mit weißem Sand bestreut und mit Grün belegt. An mehreren Stellen wurden aus den Fenstern Blumen auf den Sarg gestreut. Von 115 Uhr an wärd mit den Stadtglocen ge= läutet, und als der Zug sich in Bewegung seßte, ertönte Trauer musik von den Thürmen, bis er um 27 Uhr an der Kirche angekom men war.

Nicht nur die Frauenkirhe, sondern auch mehrere Gemächer auf Charlottenburg, waren {chwarz ausgeschlagen.

Thorwaldsen hatte viele Jahre an Engbrüstigkeit gelitten, die, wie sich bei der Obduction ergebeu hat, mit einer Krankheit des Her= zens in Verbindung stand. Jn den größeren Pulsadern fanden sich bedeutende Theile der Knochenmasse abgeseßt, wie dies bei alten Leu ten nicht selten der Fall is. Jn den Valven des Herzens, die atrophisch und an mehreren Stellen durhlöhert waren, fand man ebenfalls Spuren von beginnenden Verknöcherungen; auf dem Mit= telboden war eine bedeutende Geshwulst mit mehreren Dege- nerationen, die wahrscheinlich aus einer vor mehreren Jahren stattgefundenen Entzündung hervorgegangen waren, Der rechte Lun genflügel war fkranfhast mit Blut überfüllt, Alle Blutadern enthiel ten eine große Masse dünnes fließendes Blut, waren aber an keiner Stelle, nicht einmal im Umfange der auf dem Schienbeine wieder aufgebrohenen Wunden, kränklih verändert, Das Gehirn war, im Ganzen genommen, gesund. Der Tod, heißt es am Schlusse des Obductions- Berichtes, scheint von der Brust, und namentlich vom Herzen ausgegangen zu sein, dessen organische Krankheiten oft ein plöbliches Aufhören des Lebens zur Folge haben.

Jn seinem jeßt eröffneten, am 5. Dezember 1838 errichteten Testamente schenkt Thorwaldsen seiner Geburtsstadt Kopenhagen alle ihm zugehörenden Kunstgegenstände, sowohl diejenigen, die sich schon dort befinden, als den größten Theil derjenigen, die noch bei Errich- tung des Testaments in Rom waren, nebst dem Zuwachs, den sie bis zu scinem Tode noh erhalten dürften, unter der Bedingung, daß die Stadt ein Museum zu ihrer Aufnahme einrichten läßt (welhes befanutlih geschehen). Ju einem Kodizill vom 29. Januar 1843 seßt der Testator dieses Museum zum Erben seines Nachlasses ein, insofern darüber niht speziell verfügt worden, Testaments- Vollstrecker sind Konferenzrath Collin, Justizrath Thiele, und die Professoren Clausen, Schouw und Bissen, so wie ein Mitglied des kopenhagener Magistrats, der Ober-Präsident Kjerulff. Auch hat der Verewigte im Kodizill verfügt, daß die Aus= führung seiner unvollendeten Werke, gegen Vergütung aus dem Fonds des Museums, dem Professor Bissen anvertraut werden solle, dem überhaupt die spezielle künstlerische Aufsicht des Muscums übertragen worden ift,

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Ö Madrid, 23. März, Gestern Abend trafen fast sämmt- liche Personen, die sih von hier nah Aranjuez begeben hatten, unter ihnen das diplomatische Lorps, der General Narvaez, viele andere Generale, wieder hier ein, um dem feierlihen Einzuge der Königinnen beizuwohnen, Ueber das vorgestern erfolgte Zusammentreffen der er=- lauhten Familie erfahren wir nun noch folgende Umstände. Auf einer Ebene, links von der nah Ocaña führenden Landstraße, waren zwei prachtvoll geshmiüdckte Zelte aufgeschlagen, und die ganze Gegend war mit dem heranströmenden Volke bedeckt. Um vier Uhr Nach= mittags langten die Königin Jsabella und die Jnfantin, ihre Shwe= ster, begleitet von den Marquisinnen von Santa Cruz und von Val verde, den höchsten Hofbeamten, deu Kriegs-, Marine= und Finanz= Ministern, bei dem Zelte an, in welhem der Minister-Präsident und der Minister des Jnnern, mehrere Damen hohen Ranges, das diplo matische Corps, viele Senatoren und Deputirte sie empfingen, Die Königin und die Jufantin legten die größte Ungeduld an den Tag, verließen häufig das Zelt und riefen bet jeder sich erhebenden Staub= wolke aus: „Jebt kommt sie!“ Endlich traf ein Wagen mit mehre ren Personen des Hosfstaates der Königin Christine ein, welche au- fündigten, daß diese binnen fünf Minuten erscheinen werde. Abe1 noch ein Auftritt, der zu shmerzlihen Betrachtungen Veranlassung gab, stand bevor. Aus einem Reisewagen stiegen, in tiefe Trauer gekleidet, die drei jungen Töchter des Infanten Don Francisco und warfen sih, sie, die herbeikamen, um nie wieder das Anutlihy ihrer | Mutter zu schauen, in die Arme der sie mit Küssen bedecken den jungen Königin, die der Ankunft einer lang entbehrten Mutter mit Entzücken entgegensah! Gleich darauf verkündigte eine Abtheilung Lanciers die Annäherung der Königin Christine. „Dies mal täuscht mih mein Herz nicht !“ rief die junge Königin, auf einen Stuhl sich erhebend, aus, eilte daun mit ihrer Schwester auf die Landstraße und lag wenige Augenblicke darauf in deu Armen der Mutter, die ihren Wagen verlassen hatte. Nachdem die Königin Christine einige Zeit lang allein mit ihren Töchtern unter dem Zelte verweilt hatte, empfing sie dort die Minister und das diplomatische Corps, Daun begab sih die Köuiglihe Familie nah Aranjuez, wo sie mit dem größten Jubel empfangen wurde. Am Eingange des Palastes hatten sih die Granden, die Generale, und überhaupt alle Personen, welche der Königin Christine stets ergeben blieben, einge= funden, um ihr ihre Huldigungen darzubringen. Die heimfkehrende Fürstin bedurfte einer halben Stunde, um die wenigen in den Palast führenden Stufen hinaufzusteigen.

Diesen Nachmittag um 3 Uhr traf die Königin Christine an der Seite ihrer erlauhten Tochter, der Königin Jsabella, hier in Madrid ein, begab sich zuvörderst in die Kirhe von Atocha, um vor der Schubheiligen von Madrid ihre Andacht zu verrichten, und fuhr dann, von der ganzen Bevölkerung begleitet, nah dem Königlichen Palast,

ò Madrid, 24. März. Es hat der Vorschung gefallen, den Mann, welcher die Vormundschaft über die erlauchten Töchter Marie Christinens an sich riß, gerade an dem Tage aus der Reihe der Lebenden abzurufen, an welchem die Wittwe Ferdinand's VII, an der Seite ihrer Töchter in die Hauptstadt Spaniens wieder einzog. Augustin Arguëlles is gestern Vormittags plößlih gestorben, ein Ereigniß, das natürlich zu mannihfahen Betrachtungen Veran lassung giebt und der revolutionairen Partei eine ihrer unerschütter= lichsten Stüßen eutreißt, Der Verdruß, den sie empfinden muß, dürfte der Einzige sein, durch welchen die Freude des gestrigen Tages gestört wurde.

Obgleich eine ungewöhnlih rauhe Witterung eingetreten war und die zusammengezogenen Wolken sogar von Zeit zu Zeit einiges Schnee- gestöber auf die den Königinnen entgegenwandelnde Volksmenge ent= luden, so fann man doch behaupten, daß sämmtlihe Einwohner Ma- drids in den von dem Königlichen Schlosse bis zum Prado führenden Straßen, in leßterem selbst, und von dem Atocha-Thore bis zur Brücke von Toledo zusammengedräugt waren, oder die Balkone und selbst die Dächer der anliegenden, mit Teppichen festlih geschmüdckten Häuser be- deckten. Jn eben diesen Straßen waren seit der Mittagsstunde sämmt- lihe Truppen der hiesigen Besaßung ( gegen 15,000 Mann ) in der schönsten Haltung aufgestellt. Um vier Ühr Nachmittags verkündete der Donner der Kanonen und das Geläute der Glocken, daß die Kö-

niglihe Familie am Thore von Atocha angelangt war. Den Zug eröffneten 20 Kutschen, in denen si die Mitglieder des Ayuntamiento befanden, dann folgte ein prachtvoller, von sechs herrlihen Pferden gezogener Triumphwa=- gen, în welhem sechs als Nymphen gekleidete Mädchen Weihrauch ver- brannten und Blumen streuten. Jn einem noch stattliheren Triumph= wagen befand sih eine theatralish geshmüdckte Matrone, welhe Spa- nien vorstellen sollte, vom Volke jedoch alsbald als eine Orangen= Verkäuferin erkannt und bewillflommnet wurde. Mehrere der schönsten Hengste des Königl, Stalles, von Lakaien in reichen Livreen geflihrt, folg- ten, sowie auf diese 32 in Trachten der verschiedenen spanischen Provinzen gefleidete Paare von Tänzern uud Tänzerinnen. Darauf folgten mehrere Königliche Staatskarossen, und endlich erschien der mit acht Pferden bespannte offene Wagen, in welchem sich die Königin Marie Christine, zur Linken der regierenden Königin sißend, befand. Jhr gegenüber saß die junge Jufantin Marie Louise. Am rechten Schlage ritt der Kriegs = Minister, am linken der General = Capitain Narvaez, Dem Wagen folgten mehr als dreißig Generale, und das prachtvolle Husaren - Regiment Marie Christinens, das binnen vier Wochen vollkommen ausgerüstet und mit Pferden versehen wurde, deren jedes mit 200 Piastern bezahlt worden is, Der Zug verfügte sich sogleih rechts nach der Kirhe von Atocha, wo die Königliche Familie von dem Patriarhen und der hohen Geist- lichkeit empfangen ward und dann vor der Schußheiligen Madrids fnieend eine Stunde lang ihre Daukgebete verrihtete, während die Kirche von den Tönen einer feierlihen Musik und abgesungenen Psalmen wiederhallte, Nach fünf Uhr seßte sich der Zug, dem Prado zu, wieder in Bewegung und gerieth dort eine Zeit lang in Stockung, indem die jubelnde Volksmenge die Pferde des König= lichen Wagens auszuspannen Anstalten machte, denen jedoch vorge= beugt wurde. Die Königinnen fuhren nun langsam durch den Prado, die Straße von Alcalá, Puerta del Sol, Calle Mayor nah dem Schlosse, nah allen Seiten die freundlihsten Grüße spen- dend und mit einem Jubel bewillklommnet, der durch die rau- hende Militairmusik, das Wirbeln der Trommeln und das Ge= läute der Gloen übertönt wurde, Erst um halb sieben Uhr langte die Königliche Famile im Palast an, und es war vollkommen Nacht, als die Truppen vorbeidefilirten, Allein von den überall mit hier nie gesehener Pracht beleuchteten Balkonen ergoß sich ein Feuermeer, wel- hes die Helle des Tages verbreitete. Das am Eingange des Prado belegene Gebäude der General -Jnspection der Provinzial-Milízen, wel= ches früherhin Espartero bewohnte, war in ein herrlihes Zelt von blau und weiß gestreifter Leinwand verwandelt, und der Palast von Buena Vista, einst das NResidenzschloß des vershellenen Regenten, wurde durch ein mit sinnreihen Emblemen und Juschristen versehenes, von Jngenieurs und Artilleristen erbautes Kastell den Blicken der vor- überfahrenden Königinnen entzogen. Das auf der Höhe des Buen- retiro belegene Artillerie-Museum gewährte, auf das glänzendste be= leuchtet und mit vielen Trophäen, auch mit der Lanze des unglücklihen Diego Leou's geschmückt, einen unvergleichlihen Anblick. Heute und morgen nehmen die Feierlihkeiten ihren Fortgang. Diesen Vormittag wurde in der Kirhe San Jsidro ein Tedeum abgesungen, welchem sämmtlihe Behörden beiwohnten, Der Erzbischof von Toledo hielt das Hochamt. Die Truppen der Besaßung werden auf Kosten der Stadt besonders bewirthet, und Almosen unter die Armen und Wohlthätigkeits-Anstalten ausgetheilt. Jm Ganzen kömmt der Pöbel aus den entlegeneren Stadtvierteln, ver bei den Aufzügen Espartero?s die Hauptrolle zu spielen gewohnt waren, wenig zum Vorschein, und die äußerst rauhe Witterung hält heute auh einen Theil der elegan- ten Welt in ihren Wohnungen zurlicck.

*X#& París, 30, März. Die barcelonaer Blätter vom 23f\ten erstatten Bericht über eine kirhliche Handlung, welhe am Tage zu vor auf Veranlassung des Königs der Franzosen in der catalonischen Hauptstadt vorgenommen worden is. Der Prinz von Bourbou-Conti nämlich, ein Oheim Ludwig Philipp's, war 1814 in Barcelona ge- storben und in der dortigen Kirche des heiligen Michael beigeseßt wor- den, Nachdem die Gebeine des Prinzeu dreizig Jahre lang in frem- der Erde geruht hatten, wurde ín Ludwig Philipp der Wunsch rege, dieselben nah Frankreich holen zu lassen, um sie mit den irdischen Nesten der übrigen Mitglieder des Hauses Orleans im Familien-Be-= gräbuiß von Dreux zu vereinigen. Dieser Wunsch des Königs der Franzosen fand natürlich in Madrid die bereitwilligste Aufnahme, und es wurde demnach der Kaplan von Dreux nah Barcelora geschickt, um die Ausgrabung und den Transport der Gebeine des Prinzen von Bourbon - Conti zu leiten, Es kostete einige Mühe, das Grab des Prinzen in der Kirche des heiligen Michael aufzufinden, welche gegenwärtig zum Magazine dient, Man entdeckte dasselbe zu= leßt unter dem Altar einer Seitenkfapelle. Der Kaplan von Dreux ließ am 21sten, im Beisein des französischen Konsuls, Herrn Lesseps, zur Oeffnung des Grabes schreiten, Man fand einen Sarg von ganz gewöhnlihem Holze, und in diesem den halb ín Staub zerfallenen Körper des Prinzen, an dessen Uniform die ver= shiedenen Farben recht gut erhalten waren. Die Gebeine des Prin= zen wurden hierauf in einen bleiernen und mit diesem in einen Sarg von Mahagoniholz cingeshlossen, um am folgenden Tage feierlich auf einem französishen Kriegsfahrzeuge eingeschifst zu werden, Zu dieser Ceremonie hatte Herr Lesseps die sämmtlichen Behörden von Barce- lona eingeladen, Der General-Capitain Baron de Meer, der General Pavia, der hochbetagte Bischof, der politische Chef, eine Deputation des Stadtrathes 2c, fanden sich auf die Einladung des französischen Konsuls ein. Nächst ihnen versammelten sich die Offiziere der französischen Station vor Barcelona und eine Anzahl französischer Einwohner im Konsulats= Gebäude, von wo aus sihch der Zug um 10 Uhr nach der Kirche des heiligen Michael in Bewegung seyte, um den Sarg von hier aus nah dem Kriegs - Dampfboote „Lavoisier“ zu geleiten, Dieses Schiff feuerte während der Dauer der feierlihen Handlung von Viertelstunde zu Viertelstunde einen Kanonenshuß ab, den das Fort Atarazanas beantwortete. Als der Sarg an Bord des „Lavoisier“ anlangte, feuerte derselbe sunfzehn Schüsse, die von den übrigen Kriegs - Fahr= zeugen wiederholt wurden. Der „Lavoisier““ ist am 26sten in Port Vendres angekommen. Es scheint, daß der französishe Konsul, Herr Lesseps, auf demselben Barcelona für immer verlassen hat, wo er bei Spaniern und Franzosen viele dankbare Erinnerungen zurück= lassen wird.

Die Belagerung von Cartagena rückt sehr langsam vorwärts. Am A6ten schossen die Batterieen des Schlosses Atalaya 130 Kugeln und Granaten auf das Lager des Generals Roncali ab. Jn der folgenden Nacht, wo das Feuer der Belagerten aufgehört, und wo sich die vorgeshobenen Posten derselben in die Stadt zurückgezogen hatten, bemächtigte sich der General Roncali der Vorstadt San An= tonio. Nach Tages - Anbruch aber eröffneten die Belagerten von neuem ein heftiges Feuer, dem die Belagerer níht weniger nah- drücklih antworteten, durch welches diese aber do zuleßt genöthigt worden zu sein scheinen, die Vorstadt San Antonio wenigstens augen- blicklih wieder zu räumen. Am 18ten, dem Datum der leßten Nach- rihten, war diese Vorstadt wieder von drei Compagnieen des Regi- ments der Königin-Regentin beseßt, und die Belagerten machten keine Miene Mey s den Truppen der Regierung diesen Punkt länger strei- tig zu machen.

Jn Alicante äußert si, troß des militairischen Regiments, das