1844 / 99 p. 2 (Allgemeine Preußische Zeitung) scan diff

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‘+ einer ganzen Familie vermag ihr höchstens eine jähr- g ret “b 20 bis 24 Rthlr. zu verschaffen, und “un muß S Glück noch begünstigen. Wie soll das ausreichen auf Steuern un das H Hypotheken - insen oder Miethe, Kleidung, Feuerung und edcocaf Und glüdli noch die Familien, in denen nicht mit dem Hunger auh förperliches Siechthum eingezogen ist, in denen nicht Einzelne die ganze Familie erhalten und den Krgnken noch überdies flege schaffen müssen. Nur sehr wenige Familien erfreuen si solchen Glüdes. Um das Maß des Elends voll F mathen, lastet ein ungewöhn- lih langer strenger Winter auf unserer Gegend. oh liegt der Schnee mehrere Ellen hoch, und der Frühling ist uns noch fo fern, als lebten wir im Anfang des Januar. - Der Preis des Holzes hat sich fast verdoppelt, der Vorrath von Kartoffelu, dieses ausschließlihe Nahrungsmittel der Armen, ift aufgezehrt, und nirgends findet der bedrängte Spinner und Weber Ar- beit, so gern er au arbeiten möchte, Kummervoll sigen die Eltern daheim, hungernd und frierend, während die Kinder, von ihnen an die Mildthätig- feit der Menschen verwiesen, hungerbleih und abgemagert umherschleichen, um sih etwas zu erbitten, womit sie ihren Hunger stillen, ihre Blöße decken fönnen. Mit Entsegen wendet Jedermann sich von den Scenen, denen sein Auge überall begegnet, mächtig angeregt von dem Wunsche, etwas zur Linderung sol- cen Elends beizutragen. Auch den unterzeichneten Verein belebt dieser Wunsch z erFfaun ihn aber nur erfüllt sehen, wenn es gelingt, auch in der Ferne Theilnahme für jene Unglücklichen zu erwecken. Die Bewohner Berlins haben {hon die mannigfaltigsten Beweise ihrer edlen Gesinnungen gegeben z; stets waren sie unter den Êrsten, die zu Hülfe eilten, wo es Nettung galt. An sie wenden wir uns daher vertrauensvoll mit der herzlihen Bitte, uns milde Gaben u Stang der unglücklichen Spinner und Weber unserer Gegend ufommen zu lassen. N Mittelwalde in der Grafschaft Glay, den 30. März 1844. Der Verein zur Abhülfe der Noth unter den Spinnern und Webern im gläßer Gebirge habelschwerdter Kreises,

Breslau, 6. April. Der hiesige Verein der Gustav-Adolph=

Stiftung is gegenwärtig in volle Wirksamkeit getreten, Die bereits

zu Ende des vorigen Jahres veröffentlihten Statuten nebst den in der General-Versammlung am 24. Januar c. beschlossenen Zusäßen sind von dem Herrn Minister der geistlihen, Unterrihts- und Medi= zinal-Angelegenheiten nah einem Ober - Präsidial - Erlasse vom 1sten d, M. als leitende Norm anerkannt worden.

Usedoum, 5. April. (B, N. d. O.) Das kleine Haff und die Peene sind jeßt vom Eise ganz frei.

Swinemünde, 4. April. (B. N. d. O.) Die Nalhricht geht ein, daß das Eis von der wolliner Seite abgeseßt hat, und die Fahrt für kleine, leihte Fahrzeuge zu passsren sei, weshalb einige Lugger= sier heute von dort nah Stettin zu segeln versuhen wollten. Bei dem lebbiner Berge hat sich das Eis mit dem südlihen Winde zu- sammengedrängt, doh steht zu erwarten, daß bei östlicher frischer Briese sich leiht eine Fahrt brehen wird, welche die hier liegenden Schiffe benußen wollen, um heute mit dem Dampfschiff „die Oder“ nah dem Berge abzugehen.

Ausland.

Deutsche Bundesstaaten. Hannover, Hannovev, 5. April. (H, Z.) Ju der Sizung der

zweiten Kammer vom 30sten v. M. kam ein Mitglied auf die bereits Tg- ges vorher berührte, wegen einer Aeußerung in der Stände - Versammlung wider ihn verhängte peinliche Untersuhung und seine völlige Freisprehung

urük, und drückte wiederholt seine Freude darüber aus, daß er zu einem

[4 ee Erkenntnisse A ROMNs gegeben habe. Jndeß gebe ihm diese Angelegenheit noch Anlaß zu folgenden Bemerkungen , die er lediglich

im Interesse der Sache selbs anzuführen si gedrungen fühle, wobei er es

der Kammer überlassen wolle, eiwaige sachgemäße Anträge daran zu knüpfen.

1) Es sei ihm auffallend, daß zum erstenmale seit dem Bestehen einer allgemeinen Stände - Versammlung im hiesigen Lande cine Anklage wider einen Landes-Deputirten wegen Aeußerungen n derselben erhoben sei, noch dazu eíne Anklage, welche von dem höchsten Tribunale vollständig zurük- gewiesen sei.

2) Ferner habe der Staats-Auwalt eine Majestäts-Beleidigung darin erblickt, daß er geäußert: er fönne unmögli annehmen, die uneröffnete Dien tenoimg von Petitionen sei von Sr. Majestät Höchstselbst verfügt worden.

3) Endlich habe der Staats - Anwalt in der Klage gesagt: „Höchst- wahrscheinlih habe Se. Majestät der König diese Rüfsendun Höchstselbst une ; fle Aeußerung, die seines Erachtens nicht mit der Verfassung in

inflang stehe,

i Nach Erledigung einiger formellen Geschäfte stand das Königliche Ka- binets-Schreiben vom 21sten d. M,, den Militair-Etat betrefsend, auf der Tages - Ordnung. Nach Verlesung des Schreibens äußerte ein Mitglied seine Freude darüber, daß seine in voriger Diät ausgesprochene Behauptung in Betreff der Möglichkeit einer Ersparniß am Militair-Etat sich jeßt als richtig bewährt habe, Wenn übrigens in der Vorlage bemerkt sey, daß „der Zuschuß, welchen die Kriegs-Kasse zur Bestreitung der gesammten Augmentations-Kosten bedürfe, auf jährli 45,237 Rthlr. sih beschränke, und daß diese Summe noch bei weitem nicht den neunten Theil desjenigen jährlihen Mehrbetrages an Leistungen für die Armce betrage, um welchen die 1819—20 zwischen Regierung und Ständen vereinbarte Feststellung der Kosten des Militair-Etats das Negulatio von 1833—34 Übersteige“', so gehe daraus nur hervor, p man damals % zu viel bewilligt habe.

Ein anderes Mitglied hielt es für zweckmäßig, daß der Gegenstand an die Finanz-Komniission veriviesen werde, Das Swbreiben habe viele Freude verursacht, man habe aber keine Ursache dazu. Die Regierung habe ohne Stände durchgeseßt, was diese niht hätten zugestehen wollen, Richtig werde indeß dic Sache erst mit Ablauf des gegenwärtigen Finanz-Abkom- mens, Doch werde es sih auch schon jeßt fragen: Ob nicht der gegen die Annahme von 1840 sich ergebende Mehrbetrag der Königlichen Kasse an dem Ordinario zu fürzen sei, Der Redner wünschte zwar die Verweisung des egeustandes an die Finanz-Kommission ; da aber erste Kammer wegen dieser und der übrigen den Militair - Haushalt betreffenden Vorlagen eine besondere Kommission beschlossen hatte, so stellte er, da er im Grunde auch

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gegen die Niederseßung einer besonderen Kommission nichts zu erinnern finde, den Antrag: „Dem Beschlusse erster Kammer beizutreten.“

Damit erklärte sich ein drittes Mitglied einverstanden. Der Inhalt des Schreibens habe “thn sehr überrascht; cinmal, weil man den Plan, der in der Bundes - KriegSverfassung nicht begründet sei, nun doch ausgeführt habez und daun, weil die Ausgabe auf dieselbe Kasse gelegt sei, die frühe- ren Erklärungen zusolge nicht einmal das Schußgeld für die Juden, we- nige Tausend Thaler, entbehren fonnte. Die Lage der Kasse müsse doch eine sehr günsti e sein, da man im anderen Falle nicht eine so bedeuteude Summe auf selbige habe legen können. Es sei vorbehalten, demnächst auf diesen Gegenstand zurückzukommen, Auch würden die gegenwärtigen Stände nicht bewilligen, dennoch stche die Sache jeßt s{limmer als früher. (Hegen- wärtig sci die Ausgabe auf die Königliche Kasse genommen z es bestehe aber zufolge des §. 144 des Landesverfassungs - Geseßes die Verpflichtung der Landes - Kasse, den Ausfall der Königlichen Kasse zu decken, eincr Kasse, über welhe den Ständen eine Kontrolle nicht zustehe. Insofern sei also das Kabinets -Schreiben kein erfreulihes, wohl aber aus dem Grunde, daß man aus demselben die günstige Lage der Königlichen Kasse ersehe. Einem vierten Mitgliede swhien gleihfalls durch das Kabinets- Schreiben nichts gewonuen zu sein, und bedauerte derselbe daher um so mehr, daß Stände die schließlichen Vorschläge der Negierung vom 2. Juli 1842 nicht angenommen hätten, wodurch allem Streite ein Ende gemacht sein würde. Ein fünftes Mitglied erklärte, daß er an der Vorlage thätigen Antheil genommen, und glaubte eine günstigere Beurtheiluug derselben in Anspruch nehmen zu können. Durch dieselbe würde ein bedenkliher und endloser Streit zwischen Regierung und Ständen vermieden und die Mög- lichkeit ciner friedlihen Verhandlung wieder gewonnen, Die bundesgeseß- lichen Bestimmungen über die Bundes-Kriegs-Verfassung seien nicht genü- gend. Es fänden sich Dunkelheiten und Widersprüche und einzelne Bestim= mungen seien einer verschiedenen Auslegung fähig. Da nun Regierung und Stände in ihrer Grund - Ansicht über die Auslegung der betreffenden Be- stimmungen von cinander abweichen, so sei es erklärlich, daß auf diese hin eine Verständigung nicht zu erreichen gewescn, Die i eut habe die Sache nohmals geprüft und sei zu dem Resultate gekommcn, daß eine Ersparung von 44,850 Rthlr, noch möglih sei, Aller Bemühungen der Kriegs - Verwaltung ungeachtet, habe sie aber nicht die ganze Summe von 90,000 Nthlr, übernehmen können, Die Uebernahme des Restes auf die Königliche Kasse möge vielleicht im ständischen Juteresse nicht gleichgültig scin, gleihwohl halte er es für besser, daß der Streit nicht fortgeseßt werde.

Das zweite Mitglied ergriff nochmals das Wort, Das Kabinets- Schreiben sei in einer Hinsicht erfreulih, weil in demselben ein freundlicherer Ton herrsche, als in den Vorlagen von 1842. Jun ciner anderen Hinsicht mache es aber cinen unangenehmen Eindruck, insofern aus demselben hervorgehe, daß die Regierung von einer bundesschiedsrichterlichen Entscheidung abstehe, welche man doch im Jahre 1842 in unmittelbare Aussicht gestellt habe. Jm glücklichsten Falle bleibe also der Streit nur aufgeschoben, und das sei nie gut. Eine Bereinigung zwischen Regierung und Ständen werde s{werlich zu Stande kommen, Die Regierung suche ihre Anforderungen auf dem Wege der militairishen Technik zu begründen, während die Stände den deutlichen Wortlaut der Bundesbestimmung für sich hätten. Die Kommission werde zu erwägen haben, ob das Kabinets-Schreiben den Streit erledige oder nicht, sie werde namentlich prüfen müssen, ob jeßt die 45,237 Nthlr. an dem Or- dinario abzuseyßen seien. Jm Uebrigen werde er gern zum Frieden rathen.

Jhm antwortete das fünfte Mitglied: Er wolle zugeben, daß die Re- gierung gewissermaßen inkonsequent gehandelt, indem sie es. nicht habe zu der in Aussicht gestellten bundesschiedsrichterlihen Entscheidung kommen lassen. Jndeß bekenne er gern seinen Antheil an dieser Jnkonsequenz. Auch bei dem deutschen Bunde fi eine definitive Erledigung der Streitigkeit nicht \o bald zu erwarten gewesen. Die Sache sei zweifelhaft, Stände hielten sich an vie wörtliche Fassung der bundesgeseßlihen Bestimmung, die Negice- rung habe dagegen den militairischen Gesichtspunkt im Auge. Dazu komme die Zweifelhastigkeit jener Bestimmung selbst, und der fernere Umstand, daß die ganze Bundes-Kriegs-Verfassung noch in der Nevision begriffen sci. Er halte es demnach für unzwecmäßig, die Sache an den Bund zu bringen,

Man fkönne ja Zeit und Unstände erst ruhig erwarten.

Bei der Abstimmung wurde die beantragte kommissarische Prüfung ein- stimveg beschlossen. |

Nach eíner vertraulichen Verhandlung folgte das Kabinets-Schreiben vom 21sten d. M,, díe Erweiterung des Vergütungs-Grundsages für Krie- gerfuhren und Vorspannpferde betreffend.

Ein Mitglied hielt es der Gerechtigkeit und Billigkeit angemessen, daß bei der Vergütung auch die Eutfernung des Wohnortes der Pflichtigen von dem Auslade - Orte in Nücksicht komme, und stellte daher folgenden Ver- besserungs-Antrag: „Daß künftig auh für die zurückgelegte Wegestrecke vom Wohnorte der Pflichtigen bis zum Abgangsorte bei einer Entfernung von mehr als 2 Postmeile für dies Mehrere 2 gGr, pr, Meile vergütet werde.‘

Der Antrag wurde von mehreren Seiten bekämpft.

Bei der Abstimmung wurde derselbe jedo gleih der Proposition der Regierung angenommen, Hiernächst schritt die Kammer zu der Wahl des ständischen Kommissarius bei dem Eisenbahn-Unternehmen, so wie zu der Wahl der Mitglieder sür die beschlossene Eisenbahn-Kommission und der Mitglieder für die beschlossene Finanz-Kommission,

Grh. Hessen. Darmstadt, 2, April. Die heutige Num- mer der hiesigen Allg. Kirhen-Zeitung enthält ein allerunter-= thänigstes Promemoria des Großherzogl, hessischen Hofpredigers De, Karl Zimmermann an Se, Majestät den König von Bayeru in Sachen des evangelischen Vereins der Gustav=Adolph-Stiftung, woraus wir den wesentlicheren Theil des Juhalts im Folgenden mittheilen :

,-Allergroßmächtigster König! Es is ein alter Ruhm der ge=

fkrönten Häupter unseres gemeinsamen deutschen Vaterlandes, daß Sie

gern und willig der Stimme der Wahrheit Jhr Ohr leihen und es auch dann nicht verschließen, wenn diese Stimme mit Bescheidenheit Jhren Ansichten und Ueberzeuguugen entgegenzutreten sich erkühnt. Warum sollten Sie Sich dieses Ruhmes dann entäußern wollen, wenu ein Mann in tiesster Devotion sih Jhnen naht, eine Sache zu ver- treteu, die Jhnen in einem falschen Lichte is dargestellt worden, um also a rege male informalo ad regem melius informandum zuy appelliren? Auf diesen Ruhm vertrauend, wage ih vor dem Throne Ew. Majestät diese Appellation für eine Sache, die gegenwärtig eine

der wichtigeren Angelegenheiten des Tages bildet, für deu evange- lischen Verein der Gustav = Adolph = Stiftung, und getröste mih dabei der ganzen huldvollen Herablassung, die Alle rühmen, welche je das Glüdck hatten, in Ew. Majestät Nähe zu sein und Audieuz bei Aller- höchstdenselben zu erbalten. Um eine Allergnädigste Audienz bitte ich denn in tiefster Ehrfurht in Sachen der Gustav - Adolph = Stiftung. Warum ih gerade das wage, ein Ew. Majestät wohl kaum dem Na- men nah bekannter Mann, der weit eutfernt is, auf irgend eine Be- deutung Anspruch zu machen, erklärt sich wobl leiht, wenn Ew, Ma- jestät huldvollst erwägen wollen, daß ih es war, der dem, was schon längst in tausend Herzen als Wunsch lag, am 31, Oktober 1841 Worte lieh, indem ich mich an meine Glaubensgenossen mit der Auf- forderung wandte, zur Gründung eines Vereins zusammenzutreten, der die Unterstüßung der an den fkirhlihen Mitteln nothleidenden Gemeinden beabsihtige. Mir vor Allen muß es unendlich schmerzlich sein, einen Verein, zu dessen Gründung ih in Begeisterung für mei= nen Glauben, in Anhänglichkeit an meine Kirche, in Liebe zu meinen Glaubensbrüdern aufforderte, einen Verein, dem ih seit dritthalb Jahren alle meine Krast widme, und den ich nun auch von Gott jo reih gesegnet sehe, in einem deutschen Lande verboten und in einem Lichte dargestellt zu sehen, das, wenn es wirklich das rechte Licht wäre, ihn allen deutshen Fürsten und allen deutschen Patrioten mit Recht verdächtig machen müßte. Dieser Schmerz mag mich entschul- digen, wenn ih das nachstehende allerunterthänigste Promemoria Ew. Majestät zu überreihen und in demselben die Reinheit der Absichten des Vereins in einigen Worten zwar mit Wärme und Freimüthigfkeit, aber zugleih mit all der Ehrfurcht zu vertheidigen wage, mit welcher der echte deutsche Mann jederzeit vor die Fürsten des Vaterlandes tritt, Jn der Allerhöchsten Kabinets-Ordre vom 10, Februar haben Ew. Majestät den fraglihen Verein als Partei-Verbindung bezeichnet und erklärt, er fündige sih selbs als solchen an {hon durh den Namen, den er angenommen. Vergönnen mir Allerhöchstdieselben, furz darzulegen, wie der Verein zu seinem jeßigen Namen gelangt if}, Als ich die Jdee zu diesem Vereine faßte, keimte auh nicht einmal der Gedanke in mir auf, daß etwas Aehnliches bereits in der evan=- gelischen Kirche bestehen könnte. So viel ih mih noch entsinne, brachte ein Artikel im Univers über die im Jahre 1839 zu Paris stattgefundene Stiftung eines Ocuvre du Catholicisme pour la con- servalion de la foi en Europe jene Jdee bei mir zur Reife, Jn diesem Artikel heißt es: „Die Stiftung is gegründet, um die in den protestantishen Ländern befindlichen armen katholischen Gemeinden zu unterstüßen. Hier fehlt es an Priestern, um den Unterricht zu er- theilen und die Sakramente auszuspenden; dort sind gar keine Kir= chen, oder es sind ekelhafte Lokale, in welchen die heiligen Mysterien gefeiert werden sollen; anderswo feine Schulen, keine Hospitäler, feine Anstalten für die Katholiken. Der Zweck der Stiftung is, die=- sen unglücklichen Katholiken die Mittel an die Hand zu geben, unter ihnen den Gottesdienst wieder aufzurihten, welhem sie getreu geblie- ben sind. Es is solhes eine Verpflichtung, welhe man nur an- zudeuten braucht, damit sie von Allen für Gott und seine Kirche mit Liebe durhdrungenen Seelen begriffen werde. Gegründet zu Paris im Jahre 1839 durch den Herrn Koadjutor von Edinburg, hat diese Stiftung die Zustimmung aller derjenigen Herren Erzbischöfe und Bischöfe erhalten, denen sie vorgelegt worden is.“ Sollte, was die Katholiken für die Jhrigen zu thun für heilige Pflicht halten, nicht auch den Protestanten heilige Pflicht sein im Hinblicke auf ihre Glau-= bensbrüder? Gewiß, so sprach eine Stimme in mir, und ich eilte, meine Gedanken niederzuschreiben, ih veröffentlichte sie, ohne der in Leipzig seit 1832 bestehenden Gustav - Adolph = Stiftung zu gedenken, Würde nun, wenn der Verein seinen jeßigen Namen nicht, sondern cinen anderen führte, ihn der Vorwurf einer Partei-Verbindung nicht treffen, so fann er ihu auch jeßt uíht treffen, obgleih er- jenen Namen trägt, wenn man bedenkt, wie er ihn erhalten. Kaum war jener Aufruf veröffentlicht, als der Vorstand der Gustav-Adolph-Stiftung zu Leip- zig uïd Dresden mich aufforderte, zu desto kräftigerem Wirken die Kräste nicht zu zersplittern, sondern das Meine dazu beizutragen, daß die Gustav-Adolph-Stistung und der neu sich gründende Verein eins werde, Mit Freuden reichte ih meine Hand dazu, um der Welt zu beweisen, daß ich uiht meine Ehre suchte, sondern mih mit dem Be= wußtsein begnügte, etwas Heilsames angeregt zu haben. So kam der 16, September 1842, an welchem Tage wir in Leipzig persönlich zu- \sammentraten, um diese Vereinigung zu einem Werke der Liebe hinauszu- führen. Wollten Ew. Majestät geruhen, die Protokolle jener Ver= sammlung eines Blickes zu würdigen , Allerhöchstdieselben würden sich überzeugen, wie, was die Gustav =- Adolph = Stistung von Anfang an festgehalten, und was ich in meinem Aufrufe auf das bestimmteste erflärt, nämlih alle Demonstration gegen unsere kathplishe Schwe- sterkirhe von dem Verein streng fern zu halten, auch in jener Ver= sammlung, in allen Berathungen, in dem vorläufigen Statuten-Eut- wurfe mit der größten Entschiedenheit beobachtet wurde. - (Wie das

selbe auh in dem verflossenen Jahre in Frankfurt der Fall war, #0 daß der dortigen Versammlung selbs ein katholisher Geistlicher au- wohnte, ohne sich nur durch ein Wort verleßt zu fühlen, sei mir hierbei nur anzudeuten vergönnt.) Eine solhe Demonstration lag aber auch nicht im entferntesten in der Absicht der Versammelten, als sie den Namen des älteren Vereins für den Gesammt - Verein an- nahmen. Wäre die Versammlung nah meinem Vorschlage in Witkten= berg gehalten worden, vielleicht wäre auf einen anderen Namen die Wahl gefallen, Aber wir waren in Leipzigz in Leipzig, in dessen

Nähe Gustav Adolph fiel, in dessen Nähe sein von Königlicher Hand

ihm geseßtes Denkmal steht, in Leipzig, wo seit zehn Jahren die

Gustav=-Adolph- Stistung im Stillen wirkte, wir sahen sie, die Vor-

räge und Siegel, welche zur Geschichte Albrecht riedrih’s, des unglück- ichen Sohnes Albrecht's, Es i: W F y G Herr Tölfen deigte darauf neun treffliche, sür die Gemmen - Samm- lung des Königlichen Museums fürzlih angefkauste, vertieft geschnittene an- tife Steine; einen Karneol von hetrurischer Arbeit und der Vorstellung ei- nes Schlafenden, ferner ein Plasma mit einem Wasserträger, cinen Sard- onyx mit der Vorstellung des von verschiedenen Thieren umgebenen Orpheus, ei- e gisirelkien Sardonyx mit einem Dionysos Melpomenos, ein Smaragdplasma 95s venn, Polychymuia und Euterpe, einen mit vollendeter Kun geschnit- f üg ardonyx , welcher einen Satyr zeigt, der einem Bauern auf den t Prangen f und ihn ängstigt, u. #. w, Auch legte derselbe eine Me allen F erer, zur russishen Geschichte gehöriger Münzen und theilten wit: Herr Dr. Spiker einen großen von Hart in l gis tenen Medaillon auf die Eisenbahn thin Verviers und L trr Professor Brandt einige italienishe Medaillons aus dem Ri ndert, in Originalen so wie in Abgüssen ; eudlich der Secretair «fo ? neuesten Medaillen von Bouvet, Christeusen, Gube, Kachel,

renz u. \, w, i Glagende L dli mehrere neuere in das Gebiet der Numis-

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der Gat Am osten D ou die jährliche Geueral-

ür pommers eshihte und Alterthümer

j va; sionen der hiesigen vi Regierung statt, V Wirk M r e Cla

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stungen für die Geschichte Pommerns, deren Verfasser meistens dem Vereine angehören, seit langer Zeit das ergiebigste gewesen sei, Mehrere der Gesellschaft von anderen mit ihr dieselben Fivede vexfolgenden Vereinen oder von einzelnen Gelehrten freundlih zugesandte neuere Werke, so wie die gegangenen Vermehrungen der autiquarischen und numisma- tischen Sammlungen wurden dabei vorgelegt. Hierauf hielt der Königliche E le Sas Klindt einen Vortrag über die Geschichte des hiesigen Königlichen Schlosses und der Professor Giesebrecht über die Gräber zwischen der Oder und Madue, Der Sipung, bei welcher etwa 40 Mitglieder anjveseud waren, folgte ein heiteres geselliges Mahl im Börseun-Lokal.

O Leipzig, 31. März. Gestern Abend fand bier eine Geueral- Versammlung der Actien-Gesellschast zur Begründung eines Museums in Leipzig statt, ein Unternehmen, welches für das geistige und gesellige Leben Leipzigs von nicht geringer Bedeutung is, und von noch größerer in der Zukunft werden wird, Das Museum besteht nunmehr ein Vierteljahr uud

at sich eines sehr glücklichen Feriganges und zahlreicher Theilighue zu er- reucn, die für dessen Fortbestehen die gegründetste Hoffnung giebt, wenn hon für das erste Jahr, wie schr natürlich, ein kleines Defizit den Actio- nairen im Geschäfts-Berichte in Aussicht gestellt ward. Es wurden näm- lich darin die Betriebskosten auf das Jahr mit 5100 Rthlr,, die Einnahme mit 4800 Rihlr, veranschlagt; wobei jedo der etwanige Verkauf von Zeitschriften, die Einrichtung eines Lesezirkels außerhalb der Anstalt und dergleichen noch níicht in Rechnung gebracht ist, Die Einrich- tungsfosten haben 2500 Nthlr, betragen. Die Zahl der Zeitschriften beläuft [9 auf etwa 300, welche zusammen über 2500 Rthlr. kosten; daneben su is jeßt shon gegen 140 Flugschriften angeschafft worden. Der Besuch des Museums steht den Einheimischen nur gegen ein jährliches Abonnement

(den Studenten für ein billigeres und semesterweise), den Fremden gegen eín

lürzeres (auf 1 Monat oder 4 Woche), so wie gegen ein einzelnes Eintritts- h El den zu, wogegen die bei anderen Anstalten der Art oft übliche, den Fremden sehr lästige Nothwendigkeit, sich einführen zu lassen, hier wegfällt,

Zweite Preisfrage des

deutschen Vereins für Heil = Wissenschaft.

Der Verein hat in seiner Sißung vom Februgr d, J. ín deu statuten-

mäßigen Formen Vlaeube Preis-Aufgabe beschlossen : ; E „Es werden pathologische Untersuchungen über die Verderbniß der Zähne gefordert, Der Verein erwartet chemishe und mifrosfopishe Forschungen

der krankhaften hierbei in Betracht kommenden Zustände.“ Die Konkurrenz - Arbeiten müssen bis spätestens den 1, März 1845 unter den bei Preis - Aufgaben üblichen Formen portofrei „an den deutschen Ver- ein für Heil-Wissenschast“ EIgelau et werden, Preis-Richter is für diesmal die chirurgische Section des Ausschusses, welcher der Vorsigende nach den Statuten drei Bereins - Mitglieder nah seiner Wahl zugesellen kann. Die efróute Arbeit erhält den Preis von Einhundert Thalern in Gold, Sie verbleibt statutenmäßig fünf Jahre lang Eigenthum des Vereins, der die- selbe in seine Denkschristen aufnimmt und Bean Verfasser zwanzig Separat- Abdrücke unentgeltlich mittheilt, Nach dieser Zeit kann der Verfasser ander- weit über seine Arbeit verfügen. Berlin, den 17, März 1844.

Der Vorstand des Vereins.

Link, Hedcker, Casper.

steher dieser Stiftung, diese Männer mit ihrem eblen uneigennüßigen Wirken, wir fanden keinen bezeihnenderen Namen (denn was Gustav Adolph mit dem Schwerte für unsere Väter E, das wollen wir für unsere armen Glaubensbrüder mit unseren Gaben thun, wir wollen sie unserem Glauben erhalten) und in Rücksicht auf das Alles traten wir zu einem evangelischen Vereine der Gustav-Adolph= Stiftung zusammen. Jun der Wahl dieses Namens lag auch nicht die entfernteste Absicht, dadurch zu widerrufen, was wir in der Ver- sammlung so entschieden abgewiesen hatten, und eine Demonstration gegen den Katholiziómus nun zu sanctioniren —— Daß wir aber von der rastlosen Sorge unserer katholishen Brüder für thre Glaubensge= nossen endlih es gelernt haben, auch unserer Glaubensgenossen uns anzunehmen, das möchte noch so wenig ein Beweis von unseren feindseligen Bestrebungen gegen die katholische Kirche sein, als wir in ihrer Sorge für die Jhrigen Feindseligkeit gegen uns zu erblicken Ursache haben Möchten denn Ew. Majestät aus dem Allen zu er= fennen die hohe Gnade haben, daß der evangelische Verein der Sustav=Adolph-Stiftung den Namen einer Partei-Verbindung weder Um seines Namens, noch um seiner Tendenz willen verdient, es müßte denn jeder Verbindung von Konfessions-Verwandten zu irgend einem firhlihen Zwecke dieser Namen gebühren, Wir wollen den Ver= lassenen helfen, wir wollen arme Gemeinden vor der Verkümmerung bewahren, wir wollen thun, was die Schrift uns gebietet, Gutes thun an Jedermann, (daß die Protestanten das freudig auch an ihren fatholishen Brüdern zu thun bereit sind, da- für i ein großes Beispiel der kölner Dombau, und ein fklei= neres unter so vielen anderen die Erbauung der katholischen Kirche in meiner Vaterstadt), wir wollen aber den Schluß jenes Schriftwortes nicht vergessen, wir wollen auch Gutes thun allermeist an den Glaubensgenosseu. Thun unsere katholishen Brüder dasselbe an den Jhrigen, es kann sie nur ehren, uns aber kann es wohl nicht beshimpfen, wenn wir ein Gleiches an den Unserigen thun. Wir treten dadurch dem Frieden unter den Konfessionen, wir treten da- durh der deutschen Einheit nicht entgegen. Denn wie sollte der Friede unter den Konfessionen durch die Unterstüßung unserer armen Glaubensgenossen gestört werden können? Das könnte nur der Fall sein, wenn wir Proselyten durch unsere Gaben zu machen be= absichtigten oder wenn wir in diese Gemeinden den Saamen der Un= zufriedenheit mit ihren Verhältnissen zu säen uns bemühten. Wir wollen aber durch unsere Gaben feinen Andersgläubigen zu uns herüberziehen, sondern nur den Unserigen aufhelfen, wir hoffen viel- mehr gerade durch uisere Hülfe sie mit ihren Verhältnissen mehr aus- zusöhnen, Ja, diese Aussöhnung wird eine unausbleiblihe Frucht unserer Hüilfe sein, da die Gottesfurht und sie wollen wir ja fördern durch Abhülfe kirchlicher Noth die besten Bürger bildet, Und die deutsche Eintracht, wie soll sie gefährdet werden dur un= seren Verein? Gegenvereine könuen doch nur entstehen, wo man sih zu vereinigen Ursache hat gegen Etwas. Gegen was will man denn hier sih vereinen? Gegen unsere Unterstüßungen, gegen die von uns unterstüßten Gemeinden oder gegen den Geist in unserem Vereine? Das Erste und Zweite wäre eben so unchristlih, als das Dritte grundlos, denn gegen den Geist, der aus dem Glauben her= vorgehenden Liebe sih zu vereinigen, hat man dazu Ursache? Oder versteht man unter Gegenvereinen solche, die das von katholischer Seite thun, was wir protestantischerseits beabsichtigen, so wäre die Entstehung solcher Vereine ganz überflüssig, da solche bereits be- stehen, und wenn sie erst neu entständen, worin könnte da das Be- flagenswerthe liegen, wie sollte das die deutshe Eintracht und Ein= heit stören fönnen? Das Bestehen mehrerer Vereine zu gleichen Zwecken für die katholische Kirhe müßte dann schon längst diese Ein- traht und Einheit gestört haben. Daß wir Deutsche im Glauben nicht Eins sind, das ist ja eine dreihundertjährige Wahrheit, sie wird durch unseren Verein nicht aufs neue erst ausgesprochen. Aber daß man verschieden im Glauben und doch von Bruderliebe zu seinen andersdenkenden Volksgenossen erfüllt sein kann, beweist das nicht die Geschichte mit herrlihen Zeugnissen? Was wir treiben, was wir wollen, liegt ofen da vor Aller Augen, wir haben keine ge=- heime Artikel, wir wollen Niemandem zu nahe treten, keine Rechte fränken, wir wollen helfen und werden, wo es verlangt würde, die betref- fenden Regierungen immer gern benachrichtigen von unseren Unterstüßun- gen, Wenige mögen wohl so genau mit Allem, was den Verein betrifft, vertraut sein, als gerade ih. Aber ich rufe Gott zum Zeugen an, daß ih von geheimen, den Frieden der Konfessionen, die Rechte anderer Kir= chen gefährdenden Absichten nie etwas vernommen, noch geahnet habe, und es bedarf wohl kaum meiner Versicherung, daß ih, wenn je so etwas sich wollte geltend machen, mit aller Kraft dagegen ankämpfen würde, Denn das geböte mir, wie die Stellung zu meinem Allerdurchlauchtig- sten Fürstenhause, so meine Stellung in einem Lande, dessen künftige von mir hochverehrte Landesmutter, die erhabene Tochter Ew. Majestät, der fatholishen Kirche angehört, so wie meine Ehre, mein wiederholt ausgesprohenes Wort, meine Liebe zum deutschen Vaterlande, mein Glaube, der mir die Liebe als höchstes Gebot darstellt. Und von dieser Liebe zum deutschen Vaterlande, von diesem Glauben habe ich Alle beseelt gefunden, mit denen ih dur den Verein bis jeßt in Ver- bindung getreten bin. Allergroßmächtigster König! Versuchen wollte ih es, durch das Vorstehende in tiesster Devotion den Beweis zu lie- fern, daß die Nachrichten über den evangelischen Verein der Gustav- Adolph-Stiftung, welche Ew. Majestät erhalten haben, nicht der Wahr= heit die Ehre geben, Möchte das meinen schlichten, reine Wahrheit enthaltenden Worten gelungen sein, Möchten Ew. Majestät zu er- fennen geruhen, daß der Verein weder eine Partei-Verbindung, nodh als solche geeignet is, den Frieden der Konfessionen und die so wichtige Ein-= heit Deutschlands zu gefährden, und daß Aeußerungen Einzelner unmög- lih dem Vereine zur Last gelegt werden können. Möchten Ew, Majestät die hohe Gnade haben, meine Freimüthigkeit mir huldvollst zu vergeben und sie durch die Allergnädigste Rücksicht meines mir wohl natürlichen Eifers für deu Verein großmüthig zu entschuldigen, Jn dieser zuver= sichtlichen, kühnen Hoffnung bete ih zu dem Könige aller Könige für das Wohl Ew. Majestät, bete um den Fortbestand der Eintracht bei= der Kirchen und verharre in tiefster Ehrfurht Ew. Majestät allerun= terthänigster Dr. Karl Zimmermann, Großherzoglich hessischer Hof- Prediger, Darmstadt, 31, März 1844.

Frankreich.

Pairs- Kammer. Sihung vom 2. April. Die Be= rathungen des Geseß= Entwurfs über die Eisenbahn - Polizei dauern in dieser Kammer noch fort, Die beiden ersten Artikel des Entwurfs, die wichtigsten, sind indeß bereits augenommen, und zwar im Sinne der Negieryng: es sollen hiernach die für die Landstraßen bestehenden Geseße und Verordnungen auch für die Eiseubahnen gelten.

Deputirten-Kammer. Sipung vom 2, April, Nach- dem die Deputirten-Kammer deu Gesebß = Entwurf zur Verhinderung der Weinfälshungen mit 201 gegen 69 Stimmen angenommen hatte, ritt sie zur Erwägung des von Herrn Garnier Via è4 gestell- ten Antrages auf Konvertirung der 5proc. Rente, nämlich auf Herab= seßung des Ziuses von 5 auf 45 pCt. Der Autragsteller, der, wie auch die Gegner zugeben, seinen Vorschlag mit Mäßigung und ruhi-

er Haltung entwickelte, gab zu, daß, wenn die Konvertirung der Rente als zeitgemäß erscheinen solle, nothwendigerweise eine Zeit » dazu gewählt werden müsse, in welher Sicherheit nah außen und

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im Junern, so wie Lebhaftigkeit des Handels nah außen und im Jnnern, herrshe. Jndem nun aber Herr Garnier Pagès diese Maß- regel im gegenwärtigen Augenblick vorschlug, mate er, als Oppo- sitions - Mitglied, indirekt ein Geständniß, welches mit den sonstigen Behauptungen seiner Partei niht gerade im Einklange ist; denn es lag darin natürlih die Anerkennung, daß das Land sih jeßt in einer Lage befinde, welche alle jene Bedingungen erfülle, Der Finauz=Minister, Herr Lacave Laplagne, versäumte denn auch nicht, diese Aner- fennung zu Protokoll zu nehmen und sie dem Ministerium zu Gute zu schreiben. Wenn, meinte er, ein Mitglied der äußersten Linken auf solhe Weise einräume, daß unter der jeßigen Verwaltung der Frieden und die öffentlihe Wohlfahrt auf dauerhaften Grundlagen ruhten, so habe dies gewiß keine geringe Bedeutung, Uebrigens aber war der Minister doch nichtsdestoweniger keinesweges mit Herrn Garnier Pagès darüber einverstanden, daß der jeßige Augenblick zu einer Konverti- rung der Rente passend wärez er nahm indeß den Einwand gegen die Zeitgemäßhbeit der Maßregel nicht von dem Zustande des Landes, sondern von der noch {chwebenden Anleihe her. Es war also nicht das Prinzip der Frage, welches er bekämpfte, sondern nur die Zeitgemäßheit derselben. Er gab zu, daß, wie Herr Garnier Pagès meinte, die Kon- vertirung nicht die Einlösung der Rente zur Folge haben würde, aber er suchte zu zeigen, daß die Rente, weun auch nicht ihre Einlösung gefordert würde, doch in andere Hände kommen und daß dies bedeu- teude Uugelegenheiten und Nachtheile für den Staat zur Folge haben dürfte; denn, sagte der Minister, die verkauften Renten gelangten regelmäßig in die Häude der Banquiers, und diese seien die Mittels= Personen bei der Anleihe; hier also zeige sich der Zusammenhang zwischen den beiden Fragen, der Konvertirung und der Anleihe; genug, die Rente kouvertiren, würde so viel heißeu, als vem Schabe die Mittel nehmen, den noch übrigen, auf 300 Millionen sich belaufenden Theil der von den Kammern bewilligten Anleihe von 450 Millionen unter günstigen Bedingungen zu realisiren, Als der Finanz-Minister seinen Vortrag beendigt hatte, wurde die Forseßung der Diskussion auf den nächsten Abend vertagt.

_ Paris, 3. April, Das Journal des Débats bekämpft den Vorschlag des Herrn Garnier Pagès, der die Konvertirung der 5pro= zentigen Rente bezweckt, aufs entschiedenste. Das ministerielle Blatt glaubt nicht, daß dieser Antrag Erfolg haben werde; es scheint sich sogar Hoffnung darauf zu machen, daß die Deputirten-Kammer selbst diesmal den Vorschlag zurückweisen werdez viele frühere Anhänger der Maßnahme, obschon sie dieselbe für rehtlich begründet halten, hätten doch mehr und mehr eingesehen, daß sie unausführbar sei; und zudem würde sih die ganze Ersparniß nur auf etwa sieben bis aht Millionen belaufen; eine Konvertirung sei unverträglih mit der überallhin Rücksicht beobachtenden Politik, welche die Regierung von 1830 angenommen, der sie ihre Befestigung zu verdanken habe, und der sie unwandelbar treu bleiben müsse; eine Rückzah= lung werde als eine Beragubung betrachtet werden; man werde wohl die Schuld - Jnhaber niemals überreden können , daß ein Effekt, welches regelmäßig zu 125 notirt werde, nur 100 werth sei; bei einem Course von 125, welcher den Juhabern der 5proc. Rente erworben sei, erscheine eine Rückzahlung als eine Gewaltthat, als ein revolutionairer Aft; nur eine Revolution könne sagen, daß 125 Fr. mit 100 bezahlt werden sollten; der Cours von 125 sei durchaus nichts Uebertriebenes; erx würde noch höher gehen, wenn nicht die Anhänger der Rückzahlung und Konvertirung das Vertrauen der Fonds=- Jnhaber durch ihre wiederholten Reductions-Anträge s{hwächten; man müsse den Cours der 5proc. Rente noch zu heben suchen, denn da- durch werde der Staats-Kredit gehoben. Das genannte Blatt kommt deshalb wieder auf seinen Vorschlag zurück, daß ein Gesebß erlassen werden möchte, welhes die Rückzahlung der 5proc. Rente verböte.

Der Bischof von Arras hat, dem Progrès zufolge, anders gehandelt, als die übrigen Prälaten, welhe der Gegenstand des Tadels vou Seiten des Kultus-Ministers warenz er soll direkt an den König geschrieben und um dessen Gutachten über die Frage, welche die Kirche und die Universität entzweit, gebeten haben.

Graf von Rayneval, Geschäftsträger Frankreichs zu St, Peters= burg, is gestern auf seinen Posten abgereist.

Fi Paris, 2. April. Ju der Pairs-Kammer wurde heute bei Fortseßung der Debatte über das Eisenbahn - Polizei - Geseh ein zu den zwei Artikeln des Marquis de Barthelemy vorgeschlagenes Unter= Amendement des Baron Nau de Champlouis nach einiger Debatte ver- worfen ; die folgeude Diskussion bis 45 Uhr war aber sehr verwirrt, Sie betraf den zweiten Theil von Marquis de Barthelemy?s Amen- dement, Die Herren Persil, Girod “(de l'’Ain), Legrand (de l’Oise), Pelet (de la Lozère) und Marquis von Boissy ergriffen der Reihe nah das Wort, und endlich wurde der zweite Theil dieses Amende=- ments, darauf der ganze Artikel, angenommen,

Die Deputirten-Kammer war um 4% Uhr mit der Debatte über den Antrag, die Weinfälschungen betreffend, noch niht zu Ende.

Ba Paris, 3. April. Die gestern {hon begonnene Debatte über den Antrag des Herrn Garnier Pagès, die Reuten-Umwandlung betreffend, wurde heute in der Deputirten-Kammer fortgeseßt, erregt indeß ein minder hohes Juteresse als sonst, da Jedermann im voraus vou der Verwerfung des Antrags als unzeitgemäß in dem Augen= blicke, wo der Finanz-Minister vielleiht den Rest des von den Kam- mern ihm bewilligten Anlehens zu realisiren im Begriffe is, von vorn= herein shon überzeugt war, Deshalb auch übt diese Debatte, die unter anderen Umstäuden weit größeren Einfluß auf die Börse ge= äußert hätte, diesmal verhältnißmäßig nur geringen, Herr Baud e sprach heute zuerst für den Antrag, hervorhebeud, daß der Finanz-Minister selbst den Grundsahz desselben anerkannt habe, so wie daß ein Ersparniß von 14 Millionen durch Annahme desselben und Durchführung der Umwandlung erzielt werden fönne für den Schaß. Der Redner sucht die Leichtig= keit der Operation zu beweisen und die Einwürfe dagegen, welche der Finanz-Minister gestern machte, zu widerlegen; darin könne kein Hin- derniß liegen, Die etwa vorkommenden Verlangen nah Rückzahlung des Kapitals würden nur wenig zahlreich sein, und der Minister wisse wohl, daß er dieselben mit Leichtigkeit decken könne, Der Redner glaubt, die Unwandlung werde den anderen Staatspapieren größeren Werth verleihen, daher auch das Anlehen leichter und vortheilhafter machen. Die 3proc. und 4proc. seien durch den hohen Stand der Í5proc. daniedergehaltenz durch Reduction der lehteren allein werde man jene in die Höhe bringen, Die Operation sei vollkommen ge= seblih, loyal und leiht durchzuführen, vortheilhaft für den Schah, stelle das Gleichgewicht im Budget her, erleihtere das Anlehen, also sei es unbegreiflich, wie man sie unzeitgemäß nennen könne, Das Land sei ruhig im Junern, sicher nach Außen, das Kabinet sei durch die leßten Abstimmungen der Kammer befestigt worden, die Gelegenheit könne also nicht günstiger sein. Die Kammer verlange ja nicht Fest- sebung eines bestimmten Tages für die Umwandlung, dies folge nicht aus der Jubetrahtnahme des Antrags, und deshalb unterstühße er ihn, Herr Achille Fould, gegen den Antrag, erkennt die Mehrheit der Vortheile der as anz er halte die Zproc, eben so gut für rüdzahlbar als andere Fonds, Aber jebt halte er die Umwandlung für unzeitgemäß und gefährlih. Er entwidelt die Bedingungen, die für eine derartige Operation nöthig wären, uud die man bei solher in Eng- land immer beobachtet habe. Diese Bedingungen seien aber jeþt e vorhanden in Frankreich. Auch wäre der Vollzug der Maßregel, o

wie sie vorgeshlagen, unmöglich. Herr Gouin spriht nun zu Gun- sten der Umwandlung und weist auf die vershiedenen Staaten hin, wo sie eben erst auch mit Vortheil vorgenommen worden. Jn dem Augenblicke, wo ih die Kammer verlieh, hatte der Finanz=Mi- nister die Tribüne bestiegen, um dem, was er gestern gesprochen, noch einige weitere Erklärungen und Erläuterungen beizufügen.

Die Pairs-Kammer war mit Fortsezung der Debatte über das Eisenbahn-Polizeigeseß beschäftigt.

m Paris, 2. April. Die Debatten der Weinverfälshungs- Frage haben seit zwei Tagen eine günstigere Wendung genommen, weil die Kammer an der Proposition Mauguin und Lasalle mehrere wichtige Modificationen durch Einbringung besonderer Amendements, vornahm, welche der Proposition eine prafktishe Möglichkeit verleihen, deren sie nah dem Berichte des Marquis Lagrange ermangelte. So bestehen drei besondere Urtheile des Cassationshoses von Paris, welche die Mischung des Weines mit Wasser von Seiten der Weinhändler, als Weinverfälschung betraten und bestrafen. Nun geschieht es aber, daß namentlich in Paris die Civil- und Militair - Krankenhäuser , die Verwaltung des Juvalidenhauses u. \. w. absichtlich von den Wein= händlern nur solchen Wein beziehen, welcher vorläufig mit Wasser ge- mischt worden is, und in den Lieferungs-Verträgen wird ausdrücklich die Quantität des Wassers bedungen, welche bei jedem Hektoliter mit dem Weine vermengt werden muß. Wie könnte also das Geseß den Privaten die Weinmishung mit Wasser verweh= ren, nachdem die Verwaltung selbst dazu Gelegenheit darbietet? Diesem Widerspruche vorzubeugen, hat die Kammer gestern ein Amen= dement angenommen, welches bestimmt, daß nur dann die Weinmishung mit Wasser als Weinverfälshung bestraft werden kann, wenn sie ohne Wissen und Willen des Käufers erfolgt, denn nur in solchem Fall findet der Betrug statt. Noch unpraktischer war die Bestimmung der Proposition Mauguin =Lasalle, daß die Mischung des Weines mit Alkohol in keinem Falle mehr als fünf Litres Alkohol per Hektoliter Wein betragen dürfte. Es giebt Weine in Frankreih, welche fünf Grad natürlichen Alkohol in sich enthalten, während andere funfzehn Grade davon zählen. Man kann daher Weine so verschiedener Na- tur der einen und nämlihen Maßregel nicht unterwerfen, ohne in den Fall zu gerathen, den Weinhändler für den Alkohol verantwort= lih zu machen, welchen die Natur dem Weine verliehen hat. Ueber= dies kann der Weinbauer, wenn er während der Gährung des Wei- nes in die Weinkufe Alkohol gießt, den Wein so verfälschen, daß kein Jnustrument mehr im Stande ist, zu bestimmen, wie viel Al- fohol im natürlihen Zustande die Weingattung in sich ent= hält. Darum verlangte gestern Herr Lacave = Laplagne, daß die Kammer eine Stufenleiter als Prinzip annehmen möchte, welches dann nah Verschiedenheit der Umstände von den Lokalbehör= den durch besondere Verordnungen zweckmäßig angewendet werden fönnte. Die Kammer ergab sh in den Wunsch des Finanz-Ministers, und auf diese Art is der Art. 9, der Proposition Mauguin - Lasalle, gegen dessen Unausführbarkeit und Ungerechtigkeit sih alle jene erho= ben, welche die Wein-Frage näher kennen, praktisch geworden, Nichts steht mehr im Wege, auf daß die Proposition von der Kammer an- genommen werde, obwohl die Urheber der Proposition selbs erkennen, daß dadurh der Weinhandel bei weitem nicht so sehr in Aufschwung fommen wird, als man es hofft. Dazu is die Ermäßigung der Steuern und Abgaben, welche auf der Wein =Production lasten, we- sentlich erforderlich. Der Marquis de Lagrange soll auch wirklich mit der Idee umgehen, Anfangs der nächsten Session eine solche Motion einzubringen,

Grossbritanien und Irland.

London, 3. April. Se, Majestät der König der Belgier is gestern Abend in Woolwich gelandet und hat sich sogleih mit seinem Gefolge in den für ihn in Bereitschaft gehaltenen Königl. Wagen nah dem Buckingham - Palast begeben. : Ï

Nach kurzer Sihung vertagte sih gestern das Unterhaus, so wie das Oberhaus, wegen des Osterfestes, ersteres bis zum 15ten, lebte= res bis zum 16ten d. M. Lord J. Russell beschwerte sich in Unterhause über die vermeintlihe Absicht der Regierung, die Flotte im mittelländischen Meere auf 1 Linienschiff reduziren zu wollen, welhe Beschwerde Sir R. Peel indeß als voreilig zurücckwies, da die jeßige Regierung noch kein britishes Jnteresse dort vernachlässigt habe. Uebrigens habe die Regierung es für rathsam erachtet, eine Uebungsflotte von 8 Linienschiffen im Kanal zu versammeln, welche nöthigenfalls sofort auch im Mittelmeere verwandt werden könnten. Die britischen Juteressen im mittelländishen Meere wären al- lerdings von großem Gewicht, Doch finde die Regierung sih jeßt nicht veranlaßt, die besonderen Gründe anzuge- ben, welhe eine Verwendung der Flotte in anderen Gegenden nothwendig machten. Lord Palmerston fügte noch einige Bemer= fungen über die Verantwortlichkeit, welche der Minister dem Parla= mente über seine Absichten schulde, hinzu, worauf der Supplement4p„ Vertrag mit China vom Premier - Minister dem Hause vorgelegt wurde, der zu mannigfachen Lobeserhebungen Sir Henry Pottinger?s Anlaß gab. Die Verhandlungen des Oberhauses waren von fei= nem allgemeinen Juteresse.

Jn der am 1sten in Dublin gehaltenen Wochen - Versammlung der Repeal-Association trat D’Connell zuerst wieder auf und benußte die Gelegenheit, um mündlih, wie neuerdings {riftlich in seinen Briefen au den Secretair der Association , die Gefühle seiner Dank= barkeit für die Aufughme, welche ihm in England zu Theil geworden ist, auszusprehen. Jn merkwürdigem Kontrast zu früheren NAeuße= rungen und Anträgen steht einer der ersten Beschlüsse, welchen er in jener Versammlung zur Annahme empfahl und welher auch ange= nommen worden is, der Beschluß, daß eine Freundschasts = und Danksagungs - Adresse der irländishen Nation au das englishe Volk erlassen werde. Der Ertrag der Repeal-Rente in der vorigen Woche ist 910 Pf. St., worunter indeß 600 Pf. St., die von der Vaited Irish Repeal Association in New-York eingesandt worden sind.

liederlande.

Aus dem Haag, 2. April. (Amsterd, Handelsblad.) So cben is hier folgende Königliche Proclamation erschienen: *

„Wir Wilhelm Il, von Gottes Gnaden König der Nieder= lande u. st. w. Mit dankbarem Aufblicken zu Gott rihten Wir diese Worte an Euch, geliebte Landsleute und Unterthanen, um Euch für Eure gemeinsame Mitwirkung zur Aufbringung der freiwilligen An= leihe Unsere innigste Erkenntlichkeit zu bezeugen,

„Reiche uud Mindervermögende haben darauf die größten An= sprüchez aber auch diejenigen, und wie Viele waren ihrer niht! die, ohne im Mindesten dazu verpflichtet zu sein, dur die edelsten Gefühle geleitet, selbst ihren Sparpfennig auf den Altar des Vater= landes wedetgeiegf haben.

„Landsleute ! Der Wahlspruh Unserer Väter: „, e TautenSl giebt Macht‘, hat sich aufs neue bei Uns bewährt. Die Festigkeit der altuiederländischen Treue in Erfüllung der eingegangenen Ver indlich= feiten um jeden pri hat sich uicht verleugnet. Hierauf wird Segen ruhen, das dürfen Wir in aller Ehrfurcht vertraueusvoll erwarten. Jeder, der zu dem erlangten Resultate mitgewirkt hat, möge jevt das süße Gefühl einer edlen Selbstaufopferung genießen. 1

„Niederländer! Lasset Uns Gott bitten, daß er ben guten Geist,