1844 / 103 p. 2 (Allgemeine Preußische Zeitung) scan diff

2, April. Das heute ausgegebene Amtsblatt Pee Es imo aug der hiesigen Königlichen Regierung, in Gage heißt : Obgleich wir nicht verkennen, daß an vielen rten e hiesigen Bezirks auf die Erhaltung der Dorfstraßen und Begräb-= ißpläge im Anschlusse der Kirchen und außerhalb der Dörfer und BET ego und Gehege eine rühmliche Sorgfalt verwendet wird, so bleibt es denno wünschenswerth, daß namentlihch für die bessere Ein- rihtung der Begräbni pläße und deren Verschönerung durch dauer= hafte und geschmackvolle Gehege und Anpslanzder nit minder aber für die Bepflanzungen der Wege, mehr E eo als bisher in einzelnen anderen Gegenden und Kreisen der Fall gewesen ist,“ Die Gemeinden werden demna aufgefordert, nah Kräften für eine derartige Verschönerung der öffentlichen Pläße und Wege zu sor= gen, zugleich wird den Herren Landräthen und Superintendenten, \o

wie den Orts-Polizeibehörden, empfohlen, auch ihrerseits, so viel wie

möglich, auf die Erreichung dieses gemeinnüßigen Zweckes hinzuwirken. F

Ausland.

Deutsche Bundesstaaten.

Bayern. München, 7. April. (A. Z.) Eine Allerhöchste Entschließung vom 28sten v. M. verordnet, daß von nun an nirgend mehr im Königreich und bei keinem Anlaß Soldaten der protestanti- hen Konfession in Kirchen zu Anhörung katholischen Gottesdienstes, und eben so niht mehr Soldaten katholischen Glaubensbekenntnisses in Kirchen zu Anhörung protestantishen Gottesdienstes, noch zu solcher unter freiem Himmel geführt werden sollen. Das gilt jedo nicht für jene Fälle, wo bei gottesdienstlihen Begängnissen oder sonstigen firhlichen Feierlichkeiten, sei es in Kirchen oder in Straßen, oder sonst unter freiem Himmel Spaliere 2c. zu bilden, die Ausrückungen daher dienstliher Natur sind und nicht zum Zweck der Gottesdienst= Anhörung stattfinden, für welhe Fälle es bei den bestehen= den Vorschriften verbleiben soll. Jm Verfolg dieser Anord= nung haben Se. Königliche Majestät unterm 2ten d. M. bezüg- lih der an den Allerhöchsten Namens=- und Geburtsfesten dienstvor- hriftlich abzuhaltenden, oder sonst eintretenden großen Kirchenparaden weiter zu befehlen geruht, daß, solange nicht anders verfügt wird, die Kirchenparaden erst dann stattfinden dürfen, wenn die Katholiken und Protestanten ihrem feierlihen Gottesdienst beigewohnt haben. Am 13, Oktober aber, als an dem Tage des Seelengottesdienstes für die verstorbenen Mitglieder des Militair = Max - Joseph - Ordens, welcher Gottesdienst der Natur der Sache nah nur katholisch sein kann, sollen, solange Allerhöchstdieselben nicht anders verfügen, feine Protestanten zum Anhören desselben geführt werden.

Sachsené Dresden, 6. April. (M. Z,) Der hiesige Ver= ein zum Schuß der Thiere giebt jeßt ein Volksblatt heraus unter dem Titel: Der Menschenfreund in seinen Beziehungen zur belebten Welt, dessen Redaction er, nah einer vorhergegan= enen Anerkennung, dem bekannten Schriftsteller A. Bürck übertragen at. Nach einer öffentlihen Erklärung mehrerer der ausgezeichnet=- sten Mitglieder des Vereins, wie Reichenbach, Ammon, Carus, Hof= mann 2c., die zugleich Mitarbeiter der Zeitschrift sind, geht hervor, baß das Volksblatt den Zwet hat, in vielseitigen auf die verschiede- nen Bildungsstufen und die individuellen Bedürfnisse der Leser berech= neten Richtungen, echt christlihen Sinn für bhedrüette Geschöpfe zu erwedcken, der moralischen Rohheit entgegenzuwirken, den Menschen zur Erkenntniß der in der Natur vorherrschenden göttlichen Ordnung und seiner darauf beruhenden Pflichten und Rechte zu leiten, und somit nah und nah den Standpunkt herbeizuführen, daß jede Kreatur in dem sittlihen Gefühle des Menschen den Schuß finde, den sie in ihrer Stellung beanspruchen kann. Bei den Unterstüßungen, welche seitens der hohen Staatsbehörde der guten Sache zu Theil geworden sind, bei den vielen Verbindungen, welhe der Verein hat, is zu erwarten, daß das Jnstitut einen dauernden Fortgang haben werde.

Hannover, Aurich, 5. April. (Ostfries. Ztg.) Se. Ma- jestät der König haben Allergnädigst geruht, den ostfriesishen Stän= den die Gemälde der Könige von Hannover seit der Vereinigung des Fürstenthums Ostfriesland mit dem Königreiche Hannover, als der hochseligen Könige Georg I11., Georg IV., Wilhelm IV., so wie Allerhöchstihr Bildniß übersenden zu lassen. Die {nell verbreitete Kunde von Ra glänzenden Zeugnisse der Königlichen Huld hat allgemein die ebhafteste Freude erregt. Die \{chönen Oelgemälde werden unverzüglich in dem ständischen Versammlungssaale, dessen fostibarster Schmuck sie bleiben, aufgestellt werden, ein stetes, hochbe-

als geschäftige Hände und Füße, sie mögen nun für den äußeren oder inneren Leichnam, oder blós für luftiges und lustiges Vergnügen arbeiten, so geben sie doch immer das lebendige Gefühl der Kraft, das gar was süßes ist. Alle Dinge, die der üppige Mensch nur zu seiner Zierde, Bequemlichkeit und Beflitterung braucht, werden in einer Unzahl Buden feilgebotenz den das untere Geschoß fast aller Häuser in Paris is zu Gewölben und Läden aller Arten eingerichtet, an denen der große, während der leßten zwölf Jahre im Handel und Wandel vor sih gegangene ea I am anschaulichsten her- vortritt. Die angeräucherten Ladentische von Nußbaum und abgegriffenen Ladenellen von Tannenholz sind den Mahagoni-Büreaus und Metallmetres wichen; sackclnde Gasflammen haben die qualmenden Oellampen vertrie- en, und kleine Scheiben, wie sie ehemals Möde und allein Anschein nach mehr dazu gemacht waren , das Tageslicht abzuwehren , als hereinzulassen, gehören unter die vorsündfluthiichen E wogegen ungeheure Spíc- elfenster jeyt den shön ausgelegten Vorrath von Materialien oder Fabri- Ln im hellsten Lichke zeigen. Gold, Sammet, Seide, polirtet Stahl, blinkendes Kupfer, Marmor, Bronze und Krystall blenden um die Wette die Blicke des Käufers. Was nun vollends das große Rad aller menschlichen Dinge wn, die en, welche den hungrigen Magen stillen, so eistheint da die pariser Jndustrie gegen früher in bedeutendem Fortschritt, Neapel und Rom ausgenommen, sicht man nirgends \o shóne Buden mit Obst, Grün und. allen Arten von Früchten, als in Paris, Man möchte sagen, selbs: in der: Anordnung und Ausstellung dieser Dinge verrathe das Volk den Sinn für tas Zierliche, den man ihm vor anderen Völkern beizulegen yflegt. Dies erstreckt sich sogar auf den wirklich garstigen Theil dieses Ge- genstandes, auf die Buden, wo man Geflügel pußt und alle ersten Mate- rialien des Magens aus dem Groben zurichtet. Alles i} in der äußersten Nettigkeit und Sauberkeit, und die verschiedenen Arten des Linnäischen Systems behalten im Tode noch den Sinn des Dekorums, den sie, ee Gai Leben hatten, Aeußerst komisch e es mir immer, o einer Schlachtbank vorbeizugehen und die lungen Reihen der Gemordeten u sehen, über denen ant Gtangen und in Körben Puter und Hähne, ob lagend oder fröhlih, weiß ich nit, follern und krähen, Nicht weniger igen Eindruck machen die Fleischerläden, wo die Fans el in r Reihenfolge wie. ein mit med geschmückter Fries im Mnern ie id vor der Thür abgeschlachtete ganze Kälber und Ochsen ti Blutederen Epidermis eine kunstfertige Gesellen- oder Meisterhanb amen und Figurén, mitunter sogar Copiéen nah populairen , Die sons über alle Briten shmitpigen weiden, wenn auch nicht üsterha doch lei ih rein ‘und Straßen sin e efelhaften Garfüchen

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it und Syecksgerüchen die Lust ver- den Welnwirthen u ; d'Hdferse n e gebenen

622 gudes Andenken an die gnädigen Gesinnungen des geliebten

andesherrn, eine neue Bürgschaft der Allerhöchstihm und Seinem Hause für immer gewidmeten treuen Anhänglichkeit der Ostfriesen.

_Grh, Hessêéñ. Darmstadt, 9. April. (G. H. Z) Se. Kaiserl. Hoh. der Großfürst Thronfolger von Rußland ist heute Vor- mittag gegen 10 Uhr nah dem Haag abgereist, ‘von wo Höchstder- selbe gegen den 15fen d. M. wieder hier zurückerwartet wird.

. Braunshweig. Braunschweig, im April. (Wes. Z,) Wiewohl nun eîn wenigstens allmäliges Zurückgehen Hannovers von den bisherigen bekannten Maßregeln gegen unsere Enklaven und Gränz =- Bezirke zu erwarten steht, so soll doch, in Folge einer mit dem Königlich preußishen Gouvernement getroffenen Uebereinkunft, eine Chaussee von Oker nach Langelsheim jenseits Goslar, ganz auf braunschweigishem Gebiete gebaut werden, welche eine freie Commu-

: nication in den diesseitigen Harz- und Weser=-Distrikteu baldigst her- stellen wird.

Frankreich.

Paris, 7. April. Gestern früh langten die Herzogin von Or- leans und der Graf von Paris gerade in dem Augenblicke im Hofe der Tuilerieen an, als der Ober = Befehlshaber der National - Garde des Seine - Departements über die dienstthuenden Posten der ersten pariser Legion und der Linien- Truppen eine Parade abhielt. Der Kronprinz, den der General Marbot begleitete, verweilte so lange auf dem Plaße, bis die Parade zu Ende war, und seine Gegenwart, so wie der Anblick der Herzogin, brachten eine lebhafte Bewegung in den Reihen der National= Garde und der Truppen hervor, die mit Enthusiasmus vor dem jungen Thronfolger defilirten.

Der Moniteur enthält mehrere offizielle Berichte über die Expedition, welhe der Herzog von Aumale nah dem Ziban-Gebirge unternommen, und über die ersten Operationen des Prinzen auf der Kette der Aures = Gebirge. Jun diesen leßteren Distrikten traf der Prinz auf einigen Widerstand; zwei Angriffe, welche die von Achmet Bey unter die Waffen gerufenen Gebirgsbewohner, wenn auh ohne allen Erfolg, wagten, lassen den General-Gouverneur Bugeaud an= nehmen, daß der Herzog von Aumale in den westlihen Distrikten noch mehrere Gefechte zu bestehen haben werde. Der Bericht des Herzogs von Aumale meldet, daß der Hauptzweck seiner Expedition, die Vernichtung der Macht Abd el Kader's auf dem Ziban- Gebirge, vollständig erreiht sei. Der Herzog von Montpensier, wel- cher zum erstenmale auf dem Schlachtfelde erschien, benahm sich mit großem Muthe und seltenem Scharfblicke; er leitete am 15, März, an welhem Tage die Araber einen ihrer beiden mißlungenen Angriffe unternahmen, den ganzen Tag über das Feuer der Artillerie; am Abend unternahm er mit mehreren seiner Offiziere an der Spibe einer Jufanterie-Abtheilung unter einem heftigen Kugel=- regen des Feindes, einen erfolgreichen Angriff und wurde bei dieser Gelegenheit am Kopfe, über dem linken Auge, verwundet, Diese Wunde war übrigens so leicht, daß sie, wie es in dem Berichte des Oberst-Lieutenants Thiery heißt, kaum die Ehren einer Narbe hinter= lassen wird. Dieser Stabs-Öffizier, Adjutant des Prinzen, berichtet über die Waffenthaten des Herzogs von Montpensier auch an die D0s das Schreiben ist aus Batna vom 22, März datirt und gutet :

„Dex Prinz hat endlich eine \{chóne Gelegenheit gehabt, scinen Muth zu bewähren. Beagustragt, den Angriff auf das Dorf Meschunesch mit einer Artillerie Bbihebuug. zu unterstüßen, mußte derselbe in ziemlicher Nähe un- ter dem Feuer der Araber desiliren, Jndeß waren scine Kanonen bald in einer einsichtig gewählten Position aufgestellt und eröffneten sodann Ange- sichts der ganzen Armee cin lebhaftes entr: dessen Wirkungen zum Erfolg des Angriffs ne wenig beitrug... Auf einem anderen Punkte waren unsere Operationen nicht so glücklih gewesen. Eine Kolonne Jnfanterie war so großen Terrain-Schwierigkeiten begegnet, daß sie zu wanken begann, wäh- rend die Kühnhcit der Araber untrr diesen Umständen von Augenblick zu Angenblick| wuchs, Der Herzog von Aumale glaubte diesem Zu- stande ein Ende machen zu müssen, indem er sich an die Spiye der Grenadiere stellte; und der Herzog von Montpensier erkannte alsbald, daß sein Play nicht mchr da sci, wo die Gefahren geringer waren, als diejenigen, welchen sein Bruder entgegenging. Er übergab das Kommando der Ariillerie den Offizieren unter seinem Befchl und eilte, unter einem dichten Kugelregen, dem Herzog von Aumale nah, Dies wäre ihm fast theuer zu stechen gekommen, denn eine Kugel traf ihn am linken Augenliede, Die Wunde war shmerzlich und schien, nah dem viclen Blute, das so- gleich sein Gesicht überströmte, sogar bedeutend, gllein der Herzog ließ sich dadurch nicht einen Augenblick aufhalten. Er erreichte mit seinem Bruder unter den Ersten die Höhe, welche die Araber besezt hielten, Jndeß ergab sich die Wunde bei genauerer Besichtigung als unbedeutend.“

Der Bericht des Herzogs von Aumale an den Marschall Bugeaud ist ebenfalls aus Batna vom 22, März datirt; die Expedition be-

auf der Thürschwelle ihrer Buden ein Geschirr mit Kastanien über dem Feuer, und Bratpfanuen mit Aepfel- oder Kartoffelschnitten über Kohlen zu haben, Alle Gewerbe, welche für die ersten und niedrigsten Bedürfnisse arbeiten, sind ungleich mehr vorgeschritten, und alle Handwerkszeuge , Wirthschafts- geräthe, Kleidungsstoffe und sonstigen Dinge des gemeinen Gebrauchs unend- lich vollkommener, vielarliger und solider als früher, Kurz Alles is gegen sons verfeinert und um einige Stufen hinaufgerükt, Und nicht blos der äußere Glanz und Luxus der Buden in allen Auf- und Abstufungen hat einen Aufschwung genommen, wovon das Ende jeht faum abzusehen; auch die Verhältnisse der cinzelnen Gewerbe unter sich haben sih bedeutend anders gestaltet, j

Die Professionen, von den Fesseln des An parges befreit, ha- ben gegenseitig in einander übergegriffen und theilweise eine völlige Umge- staltung gewonnen. Die Brodbäcker sind den Kuchenbäern, die Spezerei- främer den Zuckerbäkern ins Handwerk gefallen; die Eßwaarenhändler haben zu ihrem utsprünglichen Geschäst noch sechs, sieben andere Spezialitäten geschlagen und sind jeßt Wurst-, Fisch-, Obst-, Gemüse-, Nudeln-, Wild- pret-, Geflügel-, Wein- und Liqueurhändler, Alles in einer Profession ; die Höker, die man aber wegen iJrer Vielseitigkeit und Vollständigkeit kaum niehr so nennen kaun, machen sich zu Melonen - und Apfelsinenhändlern, beinahe zu Herboristen; die Milch- und Käsekrämer laufen den Sorbet- und Eisfabrifanten die Kundschast ab und liefern Erfrischungen für Bälle und Gesellschaften z die Tapezierer haben zugleich Möbelmagazine und Alles, was zur Einrichtung von Wohnungen Gehbrt, um Kauf oder zur Miethe; die Kutschenfäbrifkanten halten nicht blos alle Arten von Wagen , sondern auch ciiten A Stall voll Pferde und cin komplettes Kutscher- und Bedientenperso- nal mit odér ohne Livreez die Papierhändler endlich haben glänzende Aae lungen eingerichtet, n denen die feinsten Luxus- und Modesachen in den reichsten und fkostbarsten Vorräthen zusammengebracht sind. Wir mögen uns hin- wénden, wo wir wollen, von allen Seiten springen uns deutliche Beweise entgegen von dem entschiedenen Uebergewicht der gewerb - und handeltrei- benden Klassen, die mit der Juli-Revolution einen ganz besonderen Auf- schwung erhalten haben,

Dies beurkundet sch nicht blos in dem Privat - Luxus der Zndustrie- Und Handels - Répräsentanten, sondern auch in dem öffentlichen Aufwand für Bauten, die Erbreiterung der Straßen, Ver- s an der Stadt u. #, w, beobzwecken, Alle die Modificationen , die wie von selb im pariser Gewerbwesen eingetreten sind, drücken nichts aus, als die Tendenz der Gewerbtreibenden, sich über ihren Stand zu erheben, bei ihren Lebensgenüssen sich den iueres Ztänden zu nähern und in ihre Verhältnisse die Fivohnheiten und Bedürfnisse des Komforts, des besseren Geschmacks, der Zierlichkfeit und Reinlichkeit ufen, Diese Begierde, sich zu zieren, und das unklare Verlgngen nah Wohnlichkeit und Bequem- lichkeit äußern sich zunächst in ihörichten Ausgaben und unsinnuigen Ver-

gann am 8. Februar z die Truppenabtheilung von Konstantine hat den ersten Theil der ihr aufgetragenen Operationen glücklich vollendet; sie durchzog die Oasen von Ziban in der Richtung nah der Wüste Sa- hara zuz der Kalifa Abd el Kader's is} vertrieben, seine Truppen zer= streut. Am 23, Februar war die Expeditionskolonne, 2400 Mann Fuß- volk, 600 Reiter, 6 Feldstücke, bei Batua vereinigt, Am 29sten gelangte man nach El Kantara , dem ersten Dorf der Wüste, einer Oase mit Dattelbäumen beseßt am Fuße eines Felsengebirgesz eine wohl- erhaltene römische Brücke giebt dem Orte den Namen, Am 4. März zog die Kolonne ohne Widerstand in Biskara ein. Mohammed Seghrir, Abd el Kader's Kalifa, war 5 Tage zuvor mit seinen Streitkräften abgezogen. Noch am Abend kamen Deputationen aus den Ortschaften des Ziban ins Lager, Verzeihung für begangene Feind= seligkeiten nachzusuchen und um Frankreichs Schuß zu bitten. Am 15. März verließ die Expedition Biskara; diesen und den folgenden Tag kam es zu Gefechten mit den Arabern, wobei die Franzosen 10 Todte und 27 Verwundete hatten,

Diese aus Algier eingegangenen Bülletins werden nicht nur in den ministeriellen Blättern, sondern auh in denen der dynastischen Opposition mit Lobeserhebungen auf die Söhne des Königs beglei=- tet. So heißt es im Constitutionnel: „Wir beeilen uns, die aus Afrika gekommenen Depeschen und den Bericht des Herzogs von Aumale mitzutheilen, Unsere Soldaten, ihre Anführer und die jun= gen Prinzen haben sich muthig benommen, Der Herzog von Mont- pensier is leiht verwundet worden. Die ersten Ergebnisse des Feld zuges sind vortreflich. Wir nähern uns dem Zeitpunkt, wo Algerien die Hoffnungen Frankreichs erfüllen wird.“

Der Assisenhof der Seine hat gestern die Geschäftsführer der beiden Blätter: La Nation und Gazette de Frauce, die Herren Durand und Aubry = Foucault, welche sich beide nicht gestellt hatten, jeden zu ein Jahr Gefängniß und 12,000 Fr. Geldbuße verurtheilt. Aulaß zur gerichtlihen Verfolgung gab ein zuerst in der Gazette vom 13, März erschienenes, in dem Journal La Nation reprodu=- zirtes Schreiben, unterzeichnet: „Larochefoucauld, Herzog von Dous- deauville““, welches die Ansichten dieses Legitimisten über die jeßige Bedeutung des der Regierung geshworenen Eides enthielt, und worin es unter Anderem hieß: „Der Eid, wie er seit der lauten Proclama- tion der National = Souverainetät besteht, legt nux noch eine einzige Verpflichtung auf, nämlih die, sich in keine Verschwü= rung einzulassen, und wenn man ein Mann von Ehre und ein guter Bürger is, wird man von selbst niht darauf ausgehen, das Land aufzuregen. Ein Souverain s{wört, die Geseße zu achten, aber er kann kein Gelübde rein passiven Gehorsams thun. Der Eid der Treue i} nicht minder absurd. Man s{chwört, einem Anderen treu zu sein, aber man kann s{ch selbst niht Treue s{wören, und man kann niht mehr versprehen, als von Einem verlangt wird, Man kann der Legimität treu zu sein \{chwören, denn sie is cin Prin- zipz aber einem gelegentlihen Prinzip, von welhem die Minister zugegeben haben, daß man das Recht habe, es umzustürzen, wenn es seine Eide nicht hielte, einem solchen Treue zu \{wören, wäre eine völlige Anomalie.“‘

Die Kirchen der Hauptstadt waren heute, am Oster - Sonntag, besuchter als jez eine Abtheilung Munizipal-Garde war von 77 Uhr Morgens an bei der St. Rochus - Kirche aufgestellt, um Ordnung zu halten z die Kirche füllte sich so rasch in all ihren Theilen, daß sie bald geschlossen werden mußte.

m Paris, 6. April, Der Minister der öffentlihen Bauten hat vor wenigen Tagen unter mehreren Kredits=Geseß=Vorschlägen, die er ein= brachte, eine außerordentlihe Kredit=Bewilligung vou 180,000 Fr. be= gehrt, um eine geräumige Verbindungsstraße zwischen dem Pantheou und dem Palais der Pairs-Kammer, mittelst Erweiterung der Rue Soufflot anzulegen, Die verlangte Summe von 180,000 Fr. ist nur die Quote, welche der Staat dazu beisteuert, indem die Kosteu, welche der Munizi- palität zur Last fallen, ein paar Millionen betragen. Ver Staat fonfurrirt nur insofern dabei, als nachweisbar der öffentlihe Nußen es erfordert, Jm vorliegenden Fall glaubt der Minister der öffent- lichen Bauten, den allgemeinen Nutzen dieses Unternehmens durch folgende Betrachtung zu begründen. „Seit langer Zeit erheben sich laute Klagen über die zu große Enge der Rue Vaugirard vom Ho-= tel des kleinen Luxembourg bis zur Rue du Pot-gu=-Fer. Diese Kla= gen rühren nicht nur vou den Einwohnern des Stadtviertels her, sondern au von der Pairs-Kammer und vorzüglich von ihrem Prä- sidenten, welcher bei wiederholter Gelegenheit die Regierung auf die Gefahr aufmerksam machte, das Palais der Pairs-Kammer von alten baufälligen Gebäuden umschlossen zu lassen, Da dieselben ganz un= bewohnbar sind, so gewähren sle dem liederlihen Gesindel einen be=

quemeun Zufluchtsort, was um so gefährlicher werden kann, wenn die

shwendungen, wie wir es hier erlebt an einigen Prachtgewölben, die, kaum geöffnet, gleich wieder eingingen, und an einigen Privathäusern, deren

Prunkräume bürgerlihe Miethsleute abschreckten, Auch die Sucht, sein Geschäft durh Uebergriffe in den Bercich verwandter Geschästszweige zu erweitern, verursacht natürlih in einer Stadt, wo die Gewerbe so ungemein vereinzelt sind, wie in Paris, vielfahe Kciscu und Beeinträchtigungen der darunter leidenden speziellen Jndustrieenz und die kleinen Gewerbtreiben- den sehen nicht ohne Besorgniß das drohende Monopol der großeu Kapi- talisten, die alle möglichen Artikel eines ganzen Handelszweiges zusammen- bringen und sie zu billigeren Preisen in ungeheuren Waarengewölben aus- verkaufen. Seit kurzem sind vielleicht cin t solcher weitläuftigen Magazine entstanden, die in ihrer Art und Zusammensezung einzig sind und vom gröbsten Scheuerlappen bis zum feinsten Kaschemir - Shawl Alles enthalten, was cine modische oder gründliche, eine prächtige oder reinliche Garderobe oder Haushaltung, in welcher Einschränkung, für welchen Beutel, für welchen Geshmack und in welher Ausdehnung es auch sein mag, augeublilich füllen fannz sie werden von den zusammengeschossenen Kapi- talien mehrerer Fabrikbesiger bestritten, welche daraus gleichsam Anhängscel für den Detailverschleiß ihrer Fabrikate machen, Das Bedeutendste von diesen großen industriellen Etablissements is das etwa seit drei Jahren ein- gerichtete Waarengewölbe „Zur Stadt Paris“ in der Rue Montmartre ; es gleicht an Größe und Umfang einem Bazar, und nicht leiht findet man in einem Kaufmannsladen der Welt cine so kostbare und vollständige Aus- wahl von Waaren für Luxus und Bedürfniß, als in diesen geräumigen, luftigen und von oben hellbeleuhteten Kaufhallen, in denen Seiden - und Baumwollenzeuge aller Art, Schärpen, Shaw{(s und Foulards von den neuesten und geschmavollsten Mustern, Spißen von höchstem Werthe, ge- stickte Mousseline, Batiste, Weißzeuge und Trauer stoffe feinster Sorte, Damast-, Tafel- und Haus-Leinwand, Posamentier- und Strumpfwirker-Arbeiten, Tep- piche, Decken, Bänder, Müßen, Muffe, Pelzkragen, Herren - Kravatten, Da- menmäntel 2c. 2c. in den reichsten Vorräthen, in der höchsten Manuigfal- tigkeit und größten Ordnung ausgestellt, ausgelegt und aufgeschichtet sind. Nach ähnlichem Zuschnitt sind die Deux statues de Saint-Jacques, der Grand Colbert, der Pauvre diable, der Gagne-petit, die Handlungen des Herrn Legentil und der Madame Delille angelegt, Eine gute Einrichtung bei diesen Etablissements ist, daß daselbst die Waaren, abweichend von hie- siger Landessitte, zu bestimmten und festen Preisen verkaust werden. Ju den anderen pariser Buden übersegen die Gewerbtreibenden ihre Artikel, je nachdem sie Kenner oder Nihtkenner vor sich haben, mehr oder weniger, aber nie unter eínem Drittel des Preises, wofür sie solche lassen wollen ; und sie müssen hohe Preise ansezen und mehr jüdish als kaufmänuisch handeln, wenn sie ihre Arbeit bezahlt haben und ihren Unterhalt gewinnen

wollen, Sie entschuldigen ihre unbilligen Forderungen mit den gesteigerten Ausprüchen des kaufenden Publifums Si Piierea udenglanz, wozu jeder

Pairs - Kammer als oberster Gerichtshof in politishen Prozessen sibt, weil dann die dazu bestimmten Gefängnisse gerade an jene morschen Häuser stoßen.“

In der That war bisher die Regierung gezwungen, jedesmal wenn die Pairs-Kammer in politischen Prozessen als Gerichtshof zu- sammenberufen wurde, eine Menge Vorkehrungen und Vorsichtsmaß- regeln zu treffen, um die Gefängnisse vor jeder äußeren Berührung zu bewahren. So ersieht man aus der Schhlußrechnung der Ausga- ben des Ministers der öffentliheu Arbeiten für 1842, welche so eben der Kammer zur Sanction vorgelegt wurde, daß das Attentat vom 15, Oktober 1840 und jenes vom 13. September 1841, allein dem Minister der öffentlihen Bauten 50,985 Fr. gekostet haben, welche dazu verwendet wurden, mit Pallisaden die äußere Garten-Umzäunung jener Gefängnisse zu umschließen, damit fein Gefangener entspringen konnte, wie es sonst bei der Nähe der oben erwähnten Schlupfwiukel zu befürchten gewesen wäre.

Grossbritanien und Irland.

London, 6. April. Der „Great Western“, das berühmte Dampfboot, das zuerst die so lange selbst von Sachverständigen be= zweifelte Aufgabe einer transatlantishen Fahrt gelöst, is von der „Great Western Dampfschiff-Gesellschaft‘/ an die „Orientalische Dampf= \chifffahrts-Gesellschaft“/ für 32,000 Pfd. St. verkauft, und wird fünftig als Paketboot zwishen Bristol, Malta und Alexandrien fahren.

Das an die Stelle desselben tretende kolossale Dampfschiff „Great Britain““ von 3600 Tonnen liegt noch in dem {malen Dock von Bristol so eingeengt, daß man den Plan, es mittelst Caissons in See zu bringen, als zu gefährlih aufgegeben hat und sich jeßt in Verle- genheit wegen seiner Flottmachung befindet, Die Gesellschaft und die Dok-Direktoren haben ihre Schwierigkeiten dem Handels-Amte vor= getragen.

S panien.

© Madrid, 1. April. Die näheren Umstände, welche die Unterwerfung von Cartagena herbeiführten, liegen noch \o im Dunkeln, daß ih bisher Anstand nahm, auf eine Darstellung derselben einzu- gehen. Espartero hatte bekanntlih als Grundsaß angenommen , die unbedeutendsten Begebenheiten oft noch während der Nacht vermit=- telst außerordentlicher Zeitungen zur allgemeinen Kenntniß bringen zu lassen. Die gegenwärtige Regierung scheint weniger darauf bedacht zu sein, die näheren Umstände der Begebenheiten zur Kenntniß der Zeitungsleser zu bringen, Aus den bisher in der Gaceta veröffentlichten Berich- ten des Generals Roncali erfahren wir eigentlich nur, daß Cartagena sich auf Gnade und Ungnade unterwarf, die Häupter des Aufstandes sih aus dem Staube machten oder verborgen hielten, und daß die vorgefundenen Rebellen nicht einmal einen Schuß Pulver werth wa- ren. So erbärmlicher Art waren sie. Jm Ganzen scheint der Ver= lauf der Dinge folgender gewesen zu sein. Das Bombardement hatte den Einwohnern Cartagena's einen unbeschreiblichen Schrecken eingeflößt, wenngleich die meisten Bomben nur gegen die Forts gerichtet wurden, damit die Stadt so viel wie möglih verschont bliebe. Die in das große der See zunächst belegene Arsenal geflüchteten Bürger bewogen endlih das Ayuntamiento, zwei seiner Mitglieder, begleitet von den Konsuln Frankreihs und Englands, in das Lager des Generals Roncali abzuschicken, um mit diesem zu unterhandeln, Dieser bestand jedoh auf unbedingte Unterwerfung, und gestand nur zu, bis zum 24sten Mittags die Erneuerung des Bombardements einstellen zu wollen, Am 24sten erschienen die Konsuln abermals im Lager Roncali?s, und erbaten von ihm eine Verlängerung der Waffenruhe bis zum 25sten Morgens 7 Uhr, indem die für Unterwerfung gestimmten Einwohner einer solhen Frist bedurften, um die Widerspenstigen zu überwältigen. Während der Nacht flüchteten die Mitglieder der Junten von Murcia und Cartagena an Bord eines im Hafen liegenden französischen (Andere behaupten englishen) Kriegschiffes. Da bei Tagesanbruch die rebellischen Soldaten sich von ihren Anführern verlassen sahen, so seßten sie den früheren Gouverneur des Platzes, General Requena, in Freiheit, stellten sich unter seine Befehle und fielen über diejenigen her, welche s{ch dem Einzuge der Truppen widerseßten. Unter der größten Verwirrung gelang es dem General Requena sich der beiden Forts Atalaya und Galeras zu bemächtigen, und der Bergwerks= Beamte, Don Felipe Caballero, hatte die Entschlossenheit, sih allein und unbewaffnet in das alte Kastell Concepcion zu begeben, in welchem 30 Rebellen bereit standen, um die darin befindlihen 2000 Centner Pulver, und mit ihr die Stadt, beim Einrücken der Truppen Ron-= cali’s in die Luft zu sprengen. Der erwähnte Beamte wußte diese Rebellen zu überreden, von der Ausführung des ver= zweifelten Vorhabens abzustehen und das Kastell zu verlassen. Am 25sstten, Morgens 7 Uhr, zeigten die Konsuln und zwei Mitglieder des Ayuntamiento’s dem General Roncali an, daß die Stadt und alle Forts sih unterworfen hätten. Die Truppen der Generale Cor= dova, Concha und Cotoner rücten darauf ein. Am 26sten wurden die Einwohner entwaffnet. Man weiß nicht mit Bestimmtheit, ob

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gige Stellung im Staate geben, Wo hingegen im gesellschaftlichen Ver-

Kunde billig sein Theil beitrage, Der cte Pariser läßt sich zwar durch glatte Worte nicht übertölpeln und zieht sich ungeschoren aus dem Handel ; ein Fremder aber, der den Werth der Dinge zu Paris nicht kennt, ist mit Einkäufen übel daran und foinmt selten ungeschnellt aus den Kaufmanns- Läden, deren Mahagonimöbel und Vergoldungen beinahe seiner Börse allein zur Last fallen, Besonders ist dies der Fall mit Deutschen und Engländern, die dieser Mode in ihrem Vaterlande nicht gewohnt sind, oder eine Art von falscher Großmuth mit nach Paris bringen, die den Betrüger gern beshämen möchte, aber nichts über ihn erhält, als daß er das Geld einstreicht und hinter dem Nücken lacht, Dieser Mißbrauch isst in den oben genannten großen Wag- ren - Magazinen abgestellt, Jede Waare in dicsen Lagern hat ihr Zeichen, worauf ihr Preis steht, und es wird weiter nicht gefordert, noch gehandelt, Auch hat man m istens noch den Vortheil, daß man den Einkauf, wenn er einem reut, wieder hinbringen und umtauschen oder sich sein Geld wieder- geben lassen fann. Solche reelle und gefällige Bedingungen haben diesen großen Handlungen {nell beträchtlihen Zulauf verschafft. Jun einigen tri man wohl hundert Commis und mehr, die manchmal alle Hände voll zu thun haben, Die Einnahme der „Stadt Paris“ soll sich an gewissen Tagen auf 100,000 Fr. belaufen, Diese unermeßlichen Verkauf - Depóts, welche die Masse der Konsumenten geradezu mit den Hauptproduzenten in Verbindung bringen , sind insofern eigenthümliche Zeichen der Zeit, als sie auf eine allmälige Umgestaltung des heutigen Handels hindeuten, der, ob- schon seinem wahren Wesen nah nur ein untergeordneter Zweig der Ju-

dustrie, in der That doch alle anderen Zweige sich abhängig und unterwürfig gemacht hatz sie gehören zu den bedeutsamen aristokratischen Uer der neuen bürgerlichen Ordnung der Dinge, die sih hier gestalten will, Die Herrschaft der Mittelklassen oder, was auf eins herauskommt, die Herrschast der Industrie hat în Frankreich faktish angefangen, und wie die Königliche Gewalt früher gegen die mächtigen Feudalherren und stolzen Kron-Va- sallen anzukämpfen hatte, so wird sie künftig die L Fabrik- herren und libermüthigen Börsen-Barone im Zaum zu halten haben. Die Aufgabe besteht „jeyt darin, die verschiedenen Klassen der Gesell- schaft durch entschieden wirksame und einflußreihe Juteressen an die Regie- rung zu fesseln, deshalb den großen Besibstand zu zügeln und die Anhäu- fung der Kapitalien ín einigen wenigen Händen zu erschweren, was wohl am ehesten zu erreichen, wenn dem ausschweifenden Luxus gesteuert wird, der unvermeidlich jenes bodenlose Elend erzeugt, welches so gräßlich absticht gegen den stroßenden Prunk und Pomp des u Reichthums. Wo zuxus und Genuß Bedürfniß geworden, will Alles um jeden Preis unge- heuere Reiíchthümer erwerben, die immer eine mehr oder weniger unabhän-

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das fremde Schiff, an dessen Bord die Rädelssührer flüchteten, unter Segel gegangen ist oder von dem Blokade - Geschwader angehalten wurde. Die Häuser der Konsuln Englands und Frankreihs waren mit Schuß suchenden Personen angefüllt. Der General Roncali hat von der Regierung in dieser Beziehung Verhaltungsbefehle verlangt. Der englische Gesandte hatte in diesen Tagen häufige Zusammenkünfte mit dem Minister - Präsidenten. Jene Angelegenheit soll darin be- sprochen worden sein, A i :

Die von der gegenwärtigen Regierung vor zwei Monaten be- schlossene Errichtung ciner Gendarmerie (unter dem Namen Guardias Civiles) wird nunmehr zur Ausführung gebraht, Dieses Corps wird aus 20 Schwadronen und 103 Compagnieen bestehen, welche in die verschiedenen Militair - Bezirke vertheilt werden sollen, Nur ausge- dienten Soldaten und Offizieren von der Armee ist der Eintritt in dieses Corps gestattet. E

Der zum diesseitigen Gesandten am großbritanischen Hofe ernannte Marquis von Viluma, ältester Sohn des ehemaligen Vice-Königs von Peru, Don Jgnacio de Pezuela gab vorgestern auf Veranlassung seiner bevorstehenden Abreise dem diplomatischen Corps ein glänzendes Diner, welchem auh die Minister und die Generale Narvaez und Pezuela (Bruder des Gesandten) beiwohnten. Der Marquis von Viluma, ein fein gebildeter Mann, von stattlihem Acußeren und festen Grund= säßen, diente unter Ferdinand VII. ín der Artillerie, und war unter dem Ministerium des Herrn Martinez de la Rosa Civil - Gouverneur von Madrid, Seitdem hielt er sich von den öffentlichen Geschäften entfernt. Er gilt für einen vertrauten Freund des Generals Narvaez, Seiner jeßigen Sendung nah London will man hier Zwecke von hoher Wichtigkeit unterstellen, Der französische Botschafter foll sich bemüht haben, den dem Marquis von Viluma übertragenen Gesandt= shaftsposten einer anderen Person zuzuwenden.

Das große Tabaksgeschäft hat nunmehr Herr Salamanca mit der Bank und mehreren anderen Unternehmern, wozu auch einige pariser Häuser gehören, getheilt. Hätten diese Herren sich vor der Versteigerung unter einander verständigt, so würden sie das Geschäft, das ihnen jeßt 110 Millionen kostet, für 80 zugeschlagen erhalten haben. Daß die Cortes ihre Genehmigung ertheilen werden, scheinen die Unternehmer niht zu bezweifeln. Und in der That, ein Ge-= schäft, auf welches die spanische Nationalbank eingeht, kann nur ein völlig sicheres und Gewinn versprechendes sein.

Die zur Anlegung der verschiedenen Telegraphenlinien bestimmten Gelder sind größtentheils bereits angewiesen und einzelne Linien von Unternehmern bedungen worden. Die französishe Regierung soll bei der Gesellschaft, welhe die von hier bis Jrun führende Linie über= nommen hat, um ein Drittheil interessirt sein.

Wir erfahren aus London, daß Olozaga sih dort bei Espartero melden ließ, Dieser ließ ihn abweisen, so wie auch sein Adjutant Gurrea Olozaga’n den Rath ertheilte, sih nicht wieder sehen zu lassen.

Die spanische Linien = Jnfanterie war bisher in 31 Regimenter eingetheilt, deren jedes aus drei Bataillonen bestand. Der Kriegs- Minister will nunmehr zu der Ueberzeugung gelangt sein, daß aus dieser Organisation, zufolge welcher drei Bataillone unter einem ein-= zigen Chef, dem Obersten, stehen, große Nachtheile sür den Dienst hervorgehen. Ein Königliches Dekret verfügt demnach, daß die Ein= theilung in Regimenter aufhören und die ganze Infanterie aus 94 einzelnen, mit besonderen Namen belegten Bataillonen bestehen soll. Aus diesen, und zwar in der Regel aus dreien, sollen in jedem Mis- litair-Bezirk, vermischt mit den Bataillonen der Provinzial - Milizen, (Reserve), Halbbrigaden unter den Befehlen von Obersten gebildet werden. Diese Obersten und die ihnen beigegebenen Oberst =- Lieute- nants sollen unmittelbar unter dem General-Capitain des Bezirks stehen und ganz unabhängig von dem General -Jnspecteur sein, mit dem nur die Bataillons-Chefs zu verkehreu haben.

Der Finanz=-Minister hat der mit dem Aufbau des für den Kon= greß der Deputirten bestimmten Palastes beauftragten Kommission angezeigt, daß er monatsweise die erforderlihen Gelder, im Ganzen 200,000 Piaster, auszahlen werde, und die Königin dagegen hoffe, den Bau dieses der gesebgebenden Versammlung bestimmten Gebäu- des binnen der 2 ersten Jahre ihrer Regierung vollendet zu sehen.

X*X Paris, 7. April, Allem Anschein nach is die spanische Regierung gar nicht unzufrieden darüber, daß sich die Häupter des Aufstandes in Cartagena in Sicherheit zu bringen gewußt, und man fann mit ziemlicher Wahrscheinlichkeit annehmen, daß der General Roncali die Flucht derselben, wo nicht geradezu begünstigt, doh ge- shchen lassen habe, indem er ein Auge zugedrückt, Ju einem Berichte an den Kriegs-Minister; welcher vom 26sten v. M. datirt ist, erklärt der General Roncali, daß diejenigen Theilnehmer an dem Aufruhr, welche sich in seiner Gewalt befinden, „das Blei seiner Soldaten nicht werth seien“, eine Aeußerung, die von einer empörenden Rohheit zeu- gen würde, wenn man in ihr uicht vielmehr einen Vorwand zur Scho= nung gegen die besiegten Empörer sehen müßte.

Aus Navarra hören wir, daß der politishe Chef die nah dem

fehr zwischen Ausgabe, Aufwand, Genuß und Vermögen cin gewisses Gleichgewicht besteht, sind die Begierden nicht so gestachelt, die Widersprüche nicht so schreiend, die Bedürfnisse nicht so auf Schrau- ben gestellt und die Leute nicht so unglücklih, weil sie mehr Arbeit haben. Jn England und Frankreich hat der Luxus die Maschinen nöthig gemacht z denn Maschinen dienen größtentheils blos zur Anfertigung von Luxus-Artifeln, während die unentbehrlichen Dinge, weil sie niht mit Ma- chinen hervorgebracht werden können, immer ziemlich theuer bleiben, Die Maschinen, die mit dem Arbeiter - Bedarf den Arbeitslohn herabdrücken, nügen daher den Armen, die nur Nothwendiges verbrauchen, sehr wenig, dagegen den Neichen, die ihren Luxus dadurch wohlfeiler belommen, sehr viel, Gerade umgefehrt ist es bei uns in Deutschland, wo aller nöthige Lebens- bedarf zu so mittelmäßigen Preisen zu haben, daß selbst der Arme sie erschwingen kann, und dic Theurung fängt erst bei den Luxrussachhen an, Darum ge- hören auch Sparsamkeit und gute Haushaltung drüben zum guten Ton, wie hüben Aufwand und Verschwendung, und haben auch Handel und Gewerbe daheim lange uicht die Bedeutung und Ausdehnung, welche sie in Frankreich und England haben, so ist doch der Geldumlauf in diesen Ländern nicht so rasch als bei uns zu Landez denn je kleiner die Vermö- gens -Umstände, desto größer der Umsaß, weil bei dem S Le der Bedürfnisse und Mittel Niemand darauf sinnt, durch abentenerliche Speculatio- nen und Handelsprojekie Millionair zu werden, Giebt es keine große Vermö- gen, so ist der Umsay allgemein, weil der Verbrauch sich im Kreise der ge- wöhnlichen Bedürfnisse herumdreht, und die Gewerbe, die für diese Bedürf- nisse arbeiten, von allen, selbst von den Aermsten, betrieben werden können, während, wenn die Vermögen ungeheuer groß sind, Umlauf und Bewegung sih auf die höheren Regionen der Gesellschaft beschränfen, weil die Be- dürsnisse raffinirt sind und die auf dieser künstlichen Unterlage arbeitenden Gewerbe nur einer gewissen Anzahl von Menschen Brod und Nahrung ge- ben fönnen, Großes Elend, wie großen Reichthum kann es da- bei nicht wohl geben, Die schnellen Glückswvechsel und die plöplichen Uebergänge von tiefster Armuth zu großem Reichthum , und umgekehrt von großem Reichthum zu tiefster Armuth sind bei uns äußerst seltene Aus- nahmen; das glückliche Gleichgewicht, worin sih alle Stände und Klassen der Gesellschaft halten, bewahrt uns vor jenen heftigen Krisen und Zukungen, welche Frankreich und England wie Érdbebenstöße in unregelmäßigen Ab- säßen yon Zeit zu Zeit erschüttern,

fueristishen Herkommen vorgenommenen Wahlen der Ayuntamientos bestätigt hat. Dié Junstallirung der neuen städtischen Behörden ist am 31sten v. M. nach altem Gebrauche vollzogen worden. Diese, der alten Landes - Verfassung gemachte Einräumung scheint den gün= stigsten Einfluß auf die Stimmung der Bevölkerung in Navarra ge= macht zu haben. Auch die dortige Geistlichkeit versöhnt sich nach und nah mit der gegenwärtigen Ordnung der Dinge, welche ihrem Au= schen bei dem Volke keinen Abbruch gethan, und die im Grunde keine andere Veränderung în ihrer Stellung herbeigeführt hat, als die nothwendigen Folgen der Abschaffung des Zehnten. Kurz die Ruhe niht nur in Navarra, sondern auch in den Baskenländern ist voll= fommen , und es is alle Aussicht vorhanden, daß der gegenwärtige Zustand der Gemüther dauern werde. Man arbeitet mit großem Et= fer an der Ausbesserung der alten und an der Anlegung neuer Stra-= ßen, bei denen eine außerordentlich große Zahl von Tagelöhnern reich= lihen Verdienst findet.

Griechenland.

O Múüncben, 8. April. Seitdem das «éa tepor 71; ¿Svuxng ouvereÓoeog in Athen zu Stande gekommen is, scheint dort eine Waffenruhe zwischen den \treitenden Parteien eingetreten zu sein, welhe man in Bezug auf ihr Wesen mit den stillen Wassern vergleichen möchte. Die neuesten Briefe (aus Athen vom 26sten uud aus Syra vom 27, März) wissen allerdings nur wenig von vorge= fommenen Ruhestörungen und desto mehr von beabsichtigten Festlich= feiten zu erzählen. Das Vertrauen, daß troß mancher Besorgnisse noch Alles gut abgehen werde, stüßt sich auf die Vorausseßung, die Regierung dürfte der widerstrebenden Elemente kräftiger Herr werden, wenn erst die National - Versammlung auseinander= gegangen sein werde, Daß dieses Lebtere baldmöglichst der Fall sei, wurde darum von schr Vielen laut gewünscht, und selbst einzelne Organe der Presse wiesen darauf hin, daß die National - Versamm= lung aufhören möge, sich mit Gegenständen zu beschäftigen, welche vor die einzuberufenden Kammern gehörten, Nachdem das Wahl= . geseß berathen, kann eine solche Andeutung denn auh nur als ge- rechtfertigt ersheinen. Judessen werden wir in dieser Beziehung nur erst durch die nächsten Briefe die wünschenswerthe Auf= klärung erhalten, zwischen welchen beiden griehischen Posttagen sich manche wichtige Frage entscheiden muß. Se. Majestät der König hatte in den Tagen zwischen dem 2lsten und 26sten von der Bevöl= kerung Athens häufige Beweise von Ehrerbietung und herzlicher An= hänglichkeit erhalten, und als ein Zeichen sich ändernder Gesinnungen wird ausdrüklih aufgeführt, daß das bayerische Gesandtschasts-Per= sonal sich kaum je einer auszeichnenderen Begegnung zu erfreuen ge=- habt habe, als in der neuesten Zeit. Wie am 21sten, so haben sich auh am 26sten wieder eine Anzahl noch zurücckgebliebener Bayern nach Triest eingeschi}t, und zwar Alle mit den für die Ueberfahrt nöthigen Hülfsmitteln versehen.

Tür e L

Konstantinopel, 20. März. (A. Z.) Alles ist voll von den Unordnungen, die in den europäischen Provinzen der Türkei dur die von den unregelmäßigen albanesischen Milizen ausgehende Ver= folgung und Mißhandlung der Rajahs hervorgerufen worden. Lebten Sonntag (17,) hat der griechische Patriarch bei dem Divan ein Ge= such überreiht, worin die Hülfe der hohen Pforte gegen die Aus= \{chweifungen der Albanesen angerufen und unter Änderem anu- geführt wird, daß eine bedeutende Anzahl griechisher Geist= liher von den Unruhestiftern niedergemeßelt worden seien. Herr von Tito} hat die Gelegenheit ergriffen, zum Schuß der Christen mit dem Patriarhen sich zu vereinigen und die Pforte zu energischen Maßregeln gegen die Milizen aufzufordern. Es sind bereits die nöthigen Befehle abgegangen. Der Sultan selbst, von den eingehenden Berichten betroffen, soll ausgerufen haben, daß die Rajah eben so gut seine Kinder wie die Moslímen seien, und daß er um jeden Preis dem Uebel steuern werde. Dabei soll Se. Hoheit gegen Riza Pascha eine Aeußerung haben fallen lassen, die auf seine Absicht hindeuten würde, die Christen in Allem den Moslimen gleich- zustellen. Jch lasse die Glaubwürdigkeit dieses Gerüchts dahingestellt scin und berihte blos als gewiß, daß der Sultan den Wunsch äußerte, seine europäischen Provinzen in diesem Frühjahr zu besuchen und sich mit eigenen Augen von ihrem Zustande zu überzeugen ein Ent= \{chluß, der s{werlich zur Ausführung kommen wird, denn erstens wendet die Sultana Valideh ein, daß die {wählihe Gesundheit Sr. Hoheit eine beschwerlihe Reise nicht zulasse, dann aber scheinen Besorgnisse anderer Art, die im Sergi seit einiger Zeit herrschen, eine längere Entfernung des Sultans von der Hauptstadt minder räthlih zu machen. Es soll sch nämli eine zahlreihe Partei allmälig unter den Türken gebildet haben, welche damit umgeht, den jüngeren Halb-Bruder des Großherrn, Abdul Aziz, auf den Thron zu erheben, in der Hoffnung, daß der 14jährige Knabe, der übrigens durch seltene Geistes-Anlagen

ausgezeichnet is, die Wiederherstellung der alten Macht der Türken zu be=

Phrenologisches.

Die wichtigen Entdeckungen Gall's sind, wie so vieles Große, was in Deutschland seinen Ursprung fand, zur weiteren Fortbildung und Anwendun dem Auslande anheímgefallen. Während die Phrenologie in England nik zahlreiche Gesellschaften, Zeitschriften 2c. eifrig gepflegt wird, auch in Frank- reich nicht wenig Anhänger und Beförderer zählt, hat sih in Deutschland die Zahl derer, welche diese Wissenschast kennen und pflegen, auf einen sehr kleinen Kreis beschränkt. Einer derjenigen Gelehrten, welcher seit längerer Zeit sür die Wiederbelebung der Phrenologie in Deutschland mit Erfolg bemüht gewesen i, Herr Dr. med, Ed, Hirschfeld aus Bremen, befindet sich gegenwärtig hier, um durch einige Vorlesungen, die, wie wir vernchmen, am nächsten Montage von 1 —2 Uhr in dem kleinen Saale der Sing- Akademie ihren Anfang nehmen werden) in unserer Stadt das o ziemlich erstorbene Juteresse für jene Wissenschaft wieder anzuregen, Wir glauben daher, vielen der hiesigen Leser dieser Zeitung einen Dienst zu erweisen, wenn wir sie auf den Gegenstand aufmerksam machen, und bemerken nur noch, daß der Ertrag der Vorlesungen von dem Herrn Dr. Hirschfeld für die hiesigen Kinder-Bewahranstalten bestimmt ist,

Neapel, 21, März. (A, Z) Der Architekt Canziano, welcher die Grabung des artesischen Brunnens leitet, ist bereits auf 325 Fuß Tiefe gekommen. Seine Vermuthungen über die Beschaffenheit des Bodens haben sich vollkommen bestätigt, Zuerst durhdrang er den bekannten, überall in der Umgegend Neapels vorherrschenden gelben Tuff (ufo giallo); darauf folgt ein grauer Tuff (tulo bigio) wie er häufig in Sorrent vor- kommt; diesen Augenblick holt die Bohrmaschine eine eigenthümliche Kalt- eide, sabbiía calcaria genannt, hervor, Herr Canziano bezeichnet diese Schicht mit dem Namen terreno subapennino, glaubt, daß dieselbe auf einer conhvlienhaltigen Thonschicht (argilla plastica conchiglifera) ausliege, und hofft unter dieser, welche wiederum den Jurakalk (terreno giurastico) bedecken soll, Wasser zu finden, Der Brunnen wird in dem neuen von dem deutschen Hofgärtner Dehnhardt mit Kunst und Geschmack angelegten Hofgarten der Königlichen Residenz gegraben, und der König so wie das Publikum sehen mit gespanater Erwartung dem Erfolge entgegen,

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