1844 / 105 p. 2 (Allgemeine Preußische Zeitung) scan diff

Königlicher Regierung im Zahre 1842 beab-

fommenen Vorgang, er Sami Dicastanwèisung für das Schaß-Kollegium,

ita die der b zu ergreifenden Maßnahmen, zu untersuchen und zu habe.

begutaczten itglied folgende Erläuterung, erwähnten Vorgang gab ein Mitglie ' Es ‘lleber den erwähn erinnerlich E, wie in voriger Diät der Eniwui einer Jnstruction Ständen mitgetheilt worden, und wie diese ihre Erklärung darauf mit verschiedenen Wünschen abgegeben haben. Jn der darau! F Königl, Regierung erfolgten Erwiederung seien die A âge erx Stà

eben nicht erquicklichen Äusdrücken abgelehnt, worauf die Kämmer die Ver- weisung an eïne Kommission beschlossen habe. Jum ftober 1842 nun sei dem Sthaz-Kollegium mittelst Neskripts des Finanz-Ministeriums eine von Sr, Majestät vollzogene Justruction Fugrsen worden, Nach genauerer Prüfung habe das Schaß-Kollegium sih nicht berechtigt gehalten, diese von ständischen Beschlüssen wesentlih abweihènde Jnstruction in Vollzug zu schen. Durch fast einstimmigen Beschluß, unter Zuziehung der außeror- dentlihen Schapßräthe, sei deshalb an Königliche Negierung eine Vorstellung gerichtet, dahin gehend, daß das Schaÿ-Kollegium ih nur an die bei sci- ner Jnstallation ertheilte Dienst-Anweisung halten zu dürfen glaube, Diese ias sei bislang ohne Erwiederung geblieben, und werde nah wie vor die erwähnte erste Zustruction befolgt, Das sei der erwähnte Vorgang, der allerdings wichtig genug erscheine, um den Antrag: „Dem Bescblusse zweiter Kammer beizutreten“, zu motiviren.

Nachdem ein anderes alie aus dem Schay-Kollegium Obiges be- stätigt und den Antrag unterstüßt hatte, wad von anderer Seite her ge- äußert: Es möchte freilich besser gewesen sein, weun die Königl, Regierung die Jnstruction so lange zurückgehalten hätte, bis mit Ständen eine Eini- gung errcicht worden, wobei es sich hauptsächlih um das Zustimmungsrecht handle, welches die Regiernng nur in einigen Beziehungen, namentlich rüdsichtlich des eigentlichen Geschäfts-Ressorts, zugestehen wolle. Da jedoch einerseits jener Vorgang als durch die Erwiederung des Schah-Kollegiums erle- digt anzusehen sei, andererscits die Kommission bei der Untersuchung über das Zustimmungsrecht vou selbst darauf hingewiesen werde, so hätte er die in dem Be- schlusse zweiter Kammer enthaltene besondere Hindeutung um so weniger ge- wünscht, als sie zu dem guten Vernehmen, was zwischen Negierung und Ständen erstrebt werde, niht passe, Ein anderes Mitglied wollte sich in die Erörterung der Sache selbst, welche wegen der obschwebenden Prinzipien- Frage fommiffarisch behandelt werden müs, zwar nicht einlassen, doch aber als leitenden Gesichtspunkt hinstellen, daß die Negierung, wenn sie die pro- visorische Jnstruction ín einzelnen Punkten modifizirt habe, darin den stän- dischen Wünschen möglichst habe entsprechen wollen.

Das ward andererseits bestritten. Der §. 6 der vou Ständen bean- tragten Justruction verleihe dem Schaß-Kollegium die Befugniß, Pensionen und Wartegelder, auch während der Abwesenheit der Stände, zu bewilligen, Aus diesem Nechte werde in der neu vorgelegten Dienst - Anweisung eine Der ung Secgde, Darin könne man feine sonderlihe Berücksichtigung ständisher Wünsche sehen. Der vorige Redner gab dies zu, wies aber zu- gleich darauf hin, daß dieser Punkt auf die Prinzipien - Frage rücksichtlich des Zustimmungsrechts zurückführe. 4

iernach trat man dem Beschlusse zweiter Kammer bei.

3) Nach der Tagesordnung folgte der Beschluß zweiter Kammer: „Das Kabinet Sr. Majestät um Auskunst über den Erfolg der Arbeiten des dem Ober-Appellationsgerichte zu Celle beigegebenen Retardaten-Senats zu ersuchen, zugleich aber, unter Bezugnahme auf die früheren Anträge vom 22. Februar 1842 (die Beschleunigung der Justiz) und 5. Juli 1842 (die Einrichtung eines Retardaten-Senats betreffend), die schon damals dringend gewünschten Maßnahmen und eventuellen Vorschläge zur Beschleunigung und Verbesserung des Geschäftsganges auch bei den Mittelgerichten wieder- holt angelegentlich| zu empfehlen, mit der Bitte, die erforderlichen Vor- \chläge noch in dieser Diät an Stände gelangen zu lassen.“

Ein Mitglied, welches aus seiner früheren amtlichen Stellung die Ver- hältnisse des Ober-Appellationsgerichts kannte, gab die Nachweisung, daß der Retardaten - Senat wahrscheinlich am 4, Mai seine Arbeiten werde vollendet haben; ein um #0 auffallenderes Nesultat seiner Wirksamkeit, als dieser ursprünglich auf drei Jahre berehnet gewesen. Was den Beschluß zweiter Kammer anlange, #o stimme er für die Annahme desselben. Das prozessualische Verfahren bedürse maucher Berichtigungen, es müsse dazu mit Ernst geschritten werden, Schon bei Erlaß der Untergerichts-Ordnung, welche nur provisorisch gegeben worden, habe mau den Plan einer neucn Organisation im Prozeß gehabt; seit der Zeit seien 17 Jahre verflossen, wo nicts für den Plan geschehen.

Der Beschluß zweiter Kammer ward einstimmig angenommen.

Beí dem dann ín Frage gestellten Beschlusse zweiter Kammer: „Das Königliche Reskript vom 21sten v, M,, betreffend die Bewilligung einer Prin- zessin - Steuer bei Gelegenheit der stattgehabten Vermählung Jhrer Königl, Hoheit der Prinzessin Auguste von Hannover und Großbritanien, zur Prü- fung des Antrags an die Finanz - Kommission zu verweisen“, bemerkte ein Mitglied, wie dem Vernehmen nach eine Velehuung des Antrages von ztvci- ter Saales nicht beabsichtigt werdez nur habe man im Prinzipe Zweifel darüber gehegt, ob eine Verpflichtung. der Laudes-Kasse vorliege, und des- halb dur eine vorsichtige Reduction der abzugebenden Erklärung das Prin- zip zu salviren gewünscht, Daher die Ueiwriinng an die Kommission. Er halte den Zweifel für unbegründet, da derselbe jedoch einmal angeregt worden, man auch eine baldige Erledigung der Sache wünsche, so möchte es, unt nicht durch Konferenzen eine Verschleppung herbeizuführen, am an-

emesseusten sein, dem Beschlusse zweiter Kammer beizutreten. Die Sache fi in der Finanz- Kommission bereits eventuell zux Sprache gebracht, wo dann die eben gedachte Ansicht zweiter Kammer fausee worden,

Mehrere Mitglieder erklärten sich für den Beschluß zweiter Kammer, der denn auch angenommen wurde.

Der Beschluß zweiter Kammer: „Die Terra der Königl. Ne- gierung vom 2lsten v, M., den Wunsch der Stände betreffend, daß bei Veröffentlichung der ständishen Verhandlungen der Abdruck der Namen der Votanten kein Hinderniß finden möge, für jeßt ad acta zu nehmen‘“, wel- chem zweite Kammer läut heutiger Mitthei 23 gegen 15 Stimmen angenomnien,

s ward hierauf der Geseh - Entwurf über das Volksshulwesen in ziveiter Berathung unter dem, Vorsiße des Herrn Gencral - Syndikus erwo- p und schritt die Kammer in ihrer Erörterung bis zum 5ten Paragra- phen vor,

Holstein. Altona, 12. April, (A. M.) Das Ober-Appel= lationsgericht in Kiel hat, wie das Korrespondenz=-Blatt neulich berichtete, entschieden, daß die materiellen Grundsäße dés gemeinen deutschen Wechselrehts in Holstein gültig seien, während das hol- steinishe Obergericht in Glückstadt in vielen Fällen dagegen entschieden hätte, Die Unterwerfung unter die Wechselstrenge bleibt indeß aus-

geschlossen, Frankreich.

Pairs-Kammer. Sihung vom 8. April. Die Dis- kussion des Gesey-Entwurfs über die Eisenbahn - Polizei wurde heute wieder gewmnen, und es begann die Debatte über den zweiten Titel des Gesehes, der von den aßregeln handelt, welche dazu be- stimmt sind, die Ausführung der zwischen dem Staat und den Com- pagnieen geshlossenen Kontrakte zu shern. Der Präsident Bo ullet und Graf Daru gaben, im Namen der Kommission, nähere Erläu- terungen über deren Gutachten, welches das Prinzip und den Nugyen dieser Maßregeln bestreitet. Der Minister der U 4 Odd Arbeiten suchte da egen darzuthun, daß dieser Theil des Geseh-

ntwurss den Grundsäßen der französischen Geseßgebung eben g we- a de Ce wie die beiden anderen, welche sich auf die Erhal- Va enb und guf die Sicherheit der Reisenden be- zie g tr oen Borwurf turüd , bos man da- i ou rüdckwirkender Kraft aufstellen würde, Nnecvittign über vid es nit die Absicht fei bie r Uh zuwenden. Vebrigens ‘a Punkt auf son vollbrachte Thatsa en an-

: aber tritt di dem Prinzip festhält, doch einem. Am t d Delporte bei, welches eine etwas andere Fassung dieer Bestimmungen

enthált, wodur aber die Regierung ihren Zweck chen \o sicher zu

lung inhärirt hatte, ward von

egetung, wenngleich sie an

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erreichen glaubt. Zur Abstimmung kam es noch nit, sondern die Diskussion des betreffenden Titels wurde auf nächsten Abend vertagt. Im Laufe dieser Sißung legte auch der Conseils-Präsident das von der Deputirten-Kammer angenommene Rekrutirungs = Gesetz vor , und Herr d’Audiffret verlas den Bericht über das Patentgeseg,

Deputirten-Kammer. Sihung vom 8. April. Herr St. Mare Girardin entwickelte heute deu Antrag hinsichtlih der Bedingungen füx hie Zusnssung zum Staatsdienste und für die Beför= derung in demselben. Er bemerkte zuvörderst, daß Regeln für die Zulassung und Beförderung in der öffentlihen Verwaltung seit langer Zeit schon als nothwendig anerkannt seien, Die Ausstellung fester Normen sei das Mittel, guten und loyalen Beamten Gerechtigkeit widerfahren zu lassen und die Minister der Zudringlichkeiten, denen sie nicht immer widerstehen könnten, zu überheben. Es könne aller= dings niht davon die Rede sein, Alles zu reguliren, in alle Details einzugehen; sondern es handle sich nur darum, allgemeine Grundsäße aufzustellen, nah welchen der Staat die Würdigsten und Fähigsten wählen könne, und durh welche die übertriebenen Anforderungen und die Zudringlichkeit der Sollizitanten in die gehörigen Schranken zu= rücgewiesen würden. Ausnahmen würden jedoch immerhin nöthig werden; und fie begründeten die Schwierigkeit der Frage. Jndeß müßten die Ausnahmen nur in beschränktem Maße gestattet werden, weil sich sonst allerlei Mißbräuche einshleihen würden.

Herr Guizot erklärte, wie {hon erwähnt, daß sich die Negierung der Erwägung dieses Autrages nicht widerseße. Sie habe zwar meh= rere Reformpläne verworfen, aber uicht, weil sie der Reform als sol- cher entgegen sei, soudern weil die gestellten Auträge nicht unter die wahren Reformen hätten gerechnet werden können, weil sie nicht wirklichen sozialen Bedürfnissen, sondern nur besonderen künstlichen Bedürfnissen entsprochen hätten, und er stelle unter anderen den Vor= schlag einer Wahlreform in diese Kategorie; anders sei es mit dem vorliegenden Autragez die Frage, deren Lösung dieser bezwecke, sei hg und wahr.

„Ulle Wohldenkenden, fuhr der Minister fort, erkennen die Nothwen- digkeit an, mit einer auf politishe Freiheit gegründeten Negierungsform eine große, allgemeine, regelmäßige, hierarchishe und centralisirte Verwaltungs- Orgauisation zu vereinigen, Es is dies eine schwierige Aufgabe, meine Herren, die noch ihrer Lösung harrt. Die Welt hat große Verwaltungen, sie hat sehr vollständige, sehr regelmäßige und sehr hierarchische Administrativ=- Einrichtungen gesehen z es war dies in Zeiten und in Ländern, wo es keine politische Freiheit gab; und als die politische Freiheit in dicsen Ländern ein- trat, eutwikelte sie sich daselbst mit Wahrheit und Energie, Beide Zustände haben noch niemals zusammengetrossen. Die römische Welt war der Schau- play einer Verwaltungs-Organisation, aber unter dem Kaiserreiche, nah dem Untergange der politischen Freiheit, Auch in Frankreich wurde cíne große Verwal- tung begründet, aber nicht in einer Zeit der Freiheit. Jn Deutschland besteht eine sehr vollständige und sehr regelmäßige Verwaltungs-Organisation, aber ebenfalls ohne politische Freiheit, Das ijt sehr natürlich; die Regierungssorm der politischen Freiheit is einerseits die freie Entwickelung der Einflüsse, anderer- seits die Verantwortlichkeit der Regierungsgewalt, also die Freiheit ihrer Handlungen ; um diesen Preis besteht die politische Freiheit, Die Einflüsse der Bürger müssen frei ausgeübt werden köunen, und die verantwortliche Negierungsgewalt muß frei in ihrem Handeln sein. Weder der eine, noch der andere dieser Zustände läßt sich mit einer stark und hierarchisch einge- richteten Verwaltung leicht vereinigen, Es handelt sich nun um eine Ver- söhnung zwischen beiden Systemen z dies is die Aufgabe, die wir zu lösen haben. Jch für mein Theil, wenn ich sie für unlösbar hielte, würde fein Bedenken tragen , der politishen Freiheit den Vorzug zu geben. Alles in Allem genommeu, bin ih überzeugt, vaß die Regierungsform der politi- chen Freiheit dem Lande immer noch mehr Gedeihen und Größe, Ehre und Nuyen {a}, als die beste Verwaltungs-Organisation. Aber ich halte die

Versöhnung nicht für unmöglich, und die Auseinandersezungen des Antrag- stellers selbst beweisen dies. Was hat Jhnen Herr von St. Marc Girar- din gesagt# Daß ein großer Theil seines Vorschlages bereits ausgeführt istz daß in einer großen Anzahl von Verwaltungszweigen die Laufbahn schon geregelt is, vielleicht nicht allgemein und bestimmt genug, aber doch jedenfalls geregeller, Außerdem hat er Jhnen gesagt, und Niemand, glaube ih, kann es bestreiten, daß die Mißbräuche, ihr Bestehen selbst zu- gegeben, weit weniger zahlreich und bedeutend sind, als man es zu wiederholen beliebt, Zum Beweis dessen will ih mich nur an den Vor- schlag selbs halten, Herr von St, Matc Girardin schlägt Jhnen vor, das Drittheil der Aemter oder Beförderungen von der Wahl abhängen zu lassen, und das Drittheil, wenn ich mich niht irre, (Herx von Gasparin: Aber nur für die zu diesem Zweck besonders bezeichneten Functionen, und als Maximum.) Jch will hier nicht näher auf die Grundlagen des Vor- \shlagskeingehen, ih nehme die Frage nur in ihrer Wahrheit und Größe. Der Vorschlag räumt also ein, daß der dritte Theil der Functionen ganz der freien Wahl der Regierungs - Gewalt überlassen werden solle, Niemand aber fann glauben, daß die sogenannten Mißbräuche in den verschiedenen öffentlichen Laufbahnen bei dem dritten Theile der Ernennungen vorgekommen seienz eiu Bli darauf reicht hin, um sich vom Gegentheil zu überzeugen, Es is also schon viel für die Lösung der vorliegenden Aufgabe gethan, womit jedoch nicht gesagt sein soll, daß nichts mehr zu thun übrig bliebe, Wir willigen also in die Erwägung des Vorschlages erstens deshalb, weil der- selbe eine wahre und N Frage betrisst, die der Negierung uud der Ge- sellshast nichts weniger als gleichgültig sein fann, und dann, weil es mög- lich is, daß in der That für die Versöhnung der beiden großen Elemente unserer gesellschaftlichen Einrichtung, der politischen Freiheit nämlich und der Verwaltung, noch etwas weiteres geschehen fann, als was schon besteht z und daß es wohl der Mühe der Regierung und der Kammer lohnt, dieses Weitere gemeinschaftlich zu suhen. Endlich willigen wir in die Erwägung des Vorschlages deshalb, toeil derselbe jedem anderen Zweck, als dem der vorgeschlagenen Reform selbs durchaus fremd is, weil er ganz ernst und aufrichtig nur will, was er gesagt. Die Negierung widerseßt \ih also der Erwägung nicht und wird der von der Kammer zu ernennenden Kommission ihre ernste und aufrichtige Mitwirkung leihen, damit der beabsichtigte Zweck erreicht werden könne.“ (Beifall.) j

Gegen den Vorschlag nahm nur Herr Dozon das Wort, indem er scine Opposition P I motivirte :

Ich zolle der Absicht, aus welcher der Vorscblag: unserer ehrenwerthen Kollegen hervorgegangen, meinen Beifall und wünsche aufrichtig, daß ihr Zweckck erreiht werden möchte, Aber ich begreife nicht, wie die ehrenwerthen Urheber dieses Vorschlags denselben im Angesicht der L ogen founten, welche in einem Geseh-Entwurf enthalten is, mit dem Sie schon seit einem Jahre beschäftigt sind und über den bereits ein Kommissions- Bericht abgestattet ist, ih meine den Gesch-Entwurf über die Pensionirung der Civil - Beamten, Ju diesem Entwurf befindet sich folgender von der Regierung gener und von der Kommission genehmigter Artikel : ¡Königliche Verordnungen werden in jedem Ministerial - Departement die Bedínguugen der Zulassung zu den Aemtern für diejenigen in gegenwärtigem Geseh begriffenen öffentlichen Dienste bestimmen, in denen diese Bedingungen nicht durch besondere Geseye geregelt sind.“ Wie Sie sehen, hat dieser Artikel offenbar denselben Zweck, wie der von unseren ehrenwerthen Kollegen Jhnen gemachte Vorschlag, Nun äußern diese zwar die Besorgniß, daß jene Bestimmung,- wenn sie nur beiläufig bei einem Gesep-Entwurf diskutirt würde, nicht diejenige Entwickelung erhalten möchte, welche sie verdiene; ih muß jedo bemerken, daß die von unseren Kollegen vorgeschlagenen allgemeinen Bedin ungen für die Zulassung zu Aemtern und für die Beförderung mir so unbestimmt scheinen, daß ih von ihrer Annahme keine ernstlihe Folgen erwarten kann, Man scheint auch zu befürchten, daß das Pensionsgesey nicht zur Erörterung fommen möchte z

dagegen bemerke ih aber, daß dieses Gesepß bereits seit mehreren Jahren vorgeschlagen, daß seine Votirung dringend, daß seine Wiederaufnahme ge- nehmigt ist, und daß es unverzüglich auf die Tagesordnung kommen muß, weil es gewiß nah den {on darauf befindlichen das allernüplichste ist. Dieser Gesey - Entwurf wird also noh vor dem gegenwärtigen Vorschlage ur Verhandlung kommen, und da beide zusammen doppelte Arbeit wären, L ist die Erwägung des Vorschlages ganz unnöthig, Deshalb stimme ich

dagegen,“

Daß indeß die Kammer sich für die Erwägung des Vorschlages erklärte, ist bereits gemeldet,

Paris, 9. April. Man versichert, daß nah der Ankunft des Marschalls Bugeaud in Paris, wo er zwishen dem 15ten und 20sten d. M. erwartet wird, der Herzog von Aumale zum General-Gouverneur von Algerien werde exnannt werdenz er soll zum Unter -Gouverueur den General von Rumiguy erhalten, welchen der König beauftragen würde, den Prinzen in den Details der Verwaltung zu unterstüßen.

In einer großen Anzahl [von Departements, werden Comités von den Legitimisten gebildet, welche sich in Unter -=Comités theilen sollen; ihr angebliher Zweck sind die Wahlen, aber ihr wahrer Zwe soll R E Organisation sein, die für alle Fälle eine Vereini gung böte.

Die lyoner Blätter berichten über Ruhestörungen von Seiten der Kohlen-Arbeiter des Rive de Gier, welche am 1. April, etwa 20,000 an der Zahl, die Arbeit verließen, weil die Grubenherren ihren Lohn von 4 auf 3% Fr. verkürzten, Sie verhielten sich aufangs ruhig, be- \chimpften aber am ten, durh die Tages zuvor erfolgte Aukunft eines Bataillons Soldaten von St, Etienne gereizt, den Polizei-Kommissar, welcher sie zum ruhigen Nachhausegehen aufforderte, als sie mit Weil und Kind massenweise auf einem üöffentlichen Plaße versammelt wag- ren. Auf Befehl der Gerichts-Behörde wurden jeßt mehrere Arbeiter verhaftet und eingesperrt, worauf sich die Menge unter Verhöhuung und Auszishung der Behörden verlief. Am folgenden Tage, als die Gefangenen unter Truppen-Bedeckung nach St. Etienne abgeführt wer- den sollten, sammelte sich ein großer Volkshaufen zu ihrer Befreiung, griff die Soldaten mit einem Steinhagel an und verfuhr so gewalt thätig, daß das Militair nothgedrungen feuern mußte. Sechs der Angreifer wurden verwundet, worauf die Menge sich zerstreute und der Transport der Gesaugenen fortgeseßt werden konnte.

Gestern Abend wurden nach einem Minister - Rathe, welcher in den Tuilerieen gehalten wurde, mehrere Couriere uah Jtalien, Spa- men und Belgien abgeschickt,

M París, 9, April. Ju der heutigen Sihung der Pairs- Kammer verlas der Graf von Murat zuerst den Konmmisstsons-Be- richt über 9 Geseß-Entwürfe don lokalem Juteresse. Der Präsident, Herr Barthe, s{chlägt vor, die Disfussion derselben bis nach der des Gesebes über die Patente zu verschieben. Der Marquis de Boissy bemerkt, der Bericht über das Geseß, die geheimen Fouds betreffend, werde mit Ungeduld erwartet, ob es daher nicht besser wäre, mit Feststellung der Tagesordnung zu warten, bis dieser Bericht vorge- legt wäre? Der Präsident meint, die Kammer könne stets ihre Berathungen unterbrehen, wenn es ihr angemessen erscheine, um sich mit den geheimen Fonds zu beschäftigenz aber für jeßt halte er es für unnüß, die Ordnung in der Diskussion umzukehren. Hiermit war diese Sache abgethan. Es wird die Diskussion der Artikel des Eisen- bahn - Polizei = Geseßes wieder aufgenommen, Die Sibung dauert noch fort.

Die Sihung der Deputirten - Kammer wurde um 27 Uhr eröff net. Die Tagesordnung schrieb die Ernennung (durch geheimes Skru- tin) der zwei Kommissionen vor, welche die beiden vorgelegten Eiseu- bahngeseß- Entwürfe für die Lnien von Orleans nah Bordeaux und von Paris nah Lyon zu prüfen haben, Zuerst wurde zur Ernennung jener für die erstgenannte Linie geschritten, Aber bis Postschluß war man noch nicht fertig geworden, obgleih {on 18 Skrutine stattge- funden hatten. Die relative Majorität entscheidet nah Art. 68 des Reglements bei diesen Ernennungen,

Aber schon vor der öffentlichen Sihung fand eine vorbereitende Versammlung der Kammer in ihren Büreaus statt, Der gestrige Beschluß, die beiden Kommissionen für die beiden genannten Eisen- bahnlinien in allgemeiner Versammlung zu ernennen, hat in einem starken Theile der Kammer eine gewisse Aufregung hervorgebracht, da es das erstemal ist, daß Kommissionen außerhalb der Büreaus er= nannt werden, Jun jedem Büreau machte sih diese Aufregung leb haft bemerkflich. Die Deputirten der bei den vorgeschlagenen Eisen bahnzügen interessirten Lokalitäten, hatten sich \{chon über die in ihren Büreaus zu wählenden Commissaire verständigt, Listen drucken lassen 2c. Deshalb sprah man in den Büreaus heute allgemein aus, wie \chwie- rig, fast unmöglich die Erwählung solcher Kommissionen außerhalb der Büreaus in öffentlicher Sißung sei, De Deputirten waren in allen Büreaus zahlreih anwesend, Der Entwurf für die Eisenbahn von Orleans uach Bordeaux gab nur zu einigen Bemerkungen über die Art der Ausführung Anlaß, Aber viel verwickelter zeigt sich die Frage der Bahn nach Lyon, weil zahlreihere Juteressen bei dieser Bahn im Streite liegen. Alle diese waren denn auch vertreten und bekämpften sich hartnäckig, und daher ist denn auh die Wahl der Kommissionen so schwierig geworden.

m Paris, 9. April. Die Motion des Herrn St, Marc Gi- rardin und Konsorten, der zufolge von nun an Alle, welche sich um Staatsämter bewerben, mit besonderen geseßlichen Titeln sih auszu- weisen haben sollen, wurde nur darum von der ministeriellen Partei gestern unterstüßt, weil sich das Kabinet vorbehält, die Form dersel- ben als unausführbar zu bekämpfen. Alle einsihtsvollen Mänuer müssen, so sehr sie auch die Absicht des Herrn St., Marc Girardin chren, eingestehen, daß die von ihm eingebrachte Motion {hon darum feine praktische Ausführbarkeit habe, weil sle von den Kandidaten Kenntnisse verlangt, welche bei dem heutigen Stande unseres höheren Unterrichts nirgends erlangt werden fönuen, Was hat das Diplom eines Bachelier-ès-lettres oder ès-sciences mit den praktischen Kenntnissen der Verwaltungs - Branchen zu thun? Wo kanu gegen- wärtig ein junger Mann die Staats-Oekonomie, die Diplomatie, die Staats -Rechnungskunde, die politishen Wissenschaften, das Finanz wesen 2c. lernen, da unsere höheren Unterrichts-Anstalten keine Lehrstühle dafür besißen. Unsere Rehts-Fakultäten beschränken sch auf den Vortrag der bürgerlichen und peiulihen Gesehgebung und des römischen Rechts. Nur im Collége de France besteht ein Lehrstuhl für das allgemeine Naturreht, und für das Völkerreht, die aber mehr Neugierige als wirkliche Studenten anlocken. Von einer durchgreifenden Aenderung der persönlichen Fähigkeit zum Staatsdienste kann nur dann die Rede sein, wenn die Rechts-Fakultäten eine andere, zweckmäßigere Einrich- tung erhalten werden. Bisher sind unsere Rechts-Fakultäten nur dazu berufen, Advokaten und Richter, aber nit im mindesten politische und Verwaltungs - Beamte zu bilden, wie es die Motion des Herrn St, Marc Girardin vorauszuseßen scheint. Da jeßt keine Anstalten be- stehen, wo die studirende Jugend sich die Kenntuisse aneignen kanu, welche die Motion St, Mare Girardin von den Kandidaten zu üs- fentlihen Aemtern erfordern, so würden die reihen Familien ihre Söhne privatim in den erforderlihen Wissenschaften unterrichten las- sen, um sie zu einträglihen Aemtern desto mehr zu befähigen, folg- lich würde die Geld - Aristokratie noch mächtiger werden, als sie cs heutzutage {hon is, Mehr bedarf es niht, um zu zeigen, daß die Motion St. Marc Girardin durch die Reorganisation unserer höhe- ren Unterrichts-Anstalten bedingt ist,

Die Regierung fühlt seit lange die Nothwendigkeit einer solhen Reorganisation, Schon vor 4 Jahren wurde eine besondere Kommission in Paris eingeseßt, um einen neuen Studienplan der juridischen An- stalten zu entwerfen, Herr Dupin d, Aelt, , und Herr Rossi, Pair

von Frankrei, sind Mitglieder derselben. Aber ihre politischen Be- shäftigungen erlauben ihnen nit, dieser so wichtigen Frage jene an= haltende Aufmerksamkeit zu schenken, welche fie verlangt, um zweck- mäßig gelöst zu werden. Darum sind die Arbeiten der Kommission beinahe ganz ins Stocken gerathen. Zu wünschen wäre es, daß die Motion des Herrn St. Marc Girardin die Aufmerksamkeit der Re= gierung abermals auf diesen Gegenstand leiten möchte,

Grossbritanien und Irlaud.

_ London, 9. April, Das Dampfschiff „Alice“ is zum 11ten d. nah Ostende beordert, um Se. Königl, Hoheit den Priuzen Albrecht wieder nach England zurückzuführen,

_ Lord Abinger, der erste Richter des Exchequer, is vorgestern in San ihn kürzlich betroffenen Schlagflusses zu Bury St. Edmuuds estorben,

F London, 8. April, Das Votum des englischen Oberhau= ses gegen die Gültigkeit der von einem presbyterianishen Prediger eingesegneten Ehen hat unter deu Presbgterianern im Norden Jrlands begreiflicherweise einige Aufregung verursacht, aber es wäre ein Jrr- thum, wenn man voraussebßen wollte, daß dies Votum irgend cinen Zusammenhang mit den sogenannten irländischen Beshwerden habe, oder daß die Repeal- Agitation deshalb eine neue Gestalt oder eine neue Richtung annehmen werde, Das Urtheil des Oberhauses, worüber die irländischen Presbyterianer sich beklagen, war rein rihterlih und deflaratorish in Bezug auf das bestehende Geseß. Man hat keine neue geseßliche Maßregel erlassen, um die in Rede stehenden Ehen zu an nulliren; auch hat die Regierung bis seht keinen Autheil au der Sache geuommen. Der Fall, welcher den Lords vorlag, war eine Appellation gegen das Erkenntniß der irländischeu Richter in dem Prozesse eines der Bigamie angeklagten Individuums, welcher während Lebzeiten seines ersten Weibes zum zweitenmale geheirathet hatte und von einem presbyterianischen Prediger getraut worden war. Die Grage war: ist der Verklagte des Verbrechens der Bigamie {uldig? Eine Berufung an das Ober= haus, das höchste richterlihe Tribunal, war auf den Grund bin au= hängig gemacht, daß der Verklagte nicht schuldig sei, weil das Ehe- geseh in Irland mit Ausnahme der Anwendung auf katholische Ehen, für welhe das Geseh besondere Bestimmungen euthält dasselbe alte Common-Law Englands wäre, welhes vor der unter der Regierung Georg's Il, erlassenen Ehe =- Akte Geltung hatte, und daß es nah diesem alten Common =- Law Englands nicht nothwendig sei, eine Ehe von einem Geistlichen der Staats- Kirche einsegnen zu lassen. Das Oberhaus referirte die leßteren Fra- gen an die zwölf Großrichter von England, deren Majorität der Ansicht war, daß die Gegenwart eines Geistlihen nah dem alten Common-Law nothwendig sei, Als unn der Fall fürzlich zur leh ten Entscheidung vor das Oberhaus gelangte, beantragte Lord Brougham, daß, weil die zweite Ehe gültig sei, der Angeklagte für schuldig erklärt werden sollte, und dieser Antrag wurde von Lord Campbell, Ex-Kanzler von Jrland, unterstüßt; aber die Stimmen der anwesenden Lords waren darüber gleich getheilt; Lord Brougham's Antrag fonnte deshalb nicht durhgehen, und der Angeklagte ist \0=- nach freigesprochen auf Grund der Ungültigkeit seiner zweiten Ehe.

Die son geschlossenen Ehen sind bereits durch eine Akte der lebten Session legalisirt worden, und man glaubt, daß nächstens eine Bill eingebraht werden wird, die presbyterianishen und gemischten Chen in Jrland auf denselben Fuß zu stellen, wie eben dieselben in England unter Lord J. Russell's Ehe - Akte stehen; die Parteien, welche auf solche Weise unwissend ungesetliche Chen geschlossen haben, sollen entschädigt und das Geseß Jrlands dem in England in Bezug auf die Ehen solcher Personen, welche nicht zur Episkopal-Kirche ge= hören, geltenden Geseße gleichgestellt werden, i

Die englishe Ehe- Akte is weder über Schottland noch Jrland jemals ausgedehnt worden. Ju Schottland ist, wie bekannt, die Ge= genwart eines Geistlichen niemals nöthig gewesen, um einer Ehe Gül-- tigkeit zu verschaffen; in Jrland sind die Ehen der Katholiken, welche deren eigene Priester eingesegnet haben, legalisirt, aber es besteht dort feine geseßliche Bestimmung für die Ehen solher Sektarier, welche weder Katholiken noch Mitglieder der auglikanischen Kirche sind. Dies erklärt die jeßt in Belfast und in anderen Orten im Nordeu Jrlands, wo die Presbyterianer zahlreich sind (man schäßt ihre Zahl auf 600,000) herrshende Unzufriedenheit, Wir haben uns hierbei etwas aufgehalten, um den falshen Vorstellungen zu begegnen, welhe in Deutschland hierüber entstehen könnten, wenn es nicht allgemein bekannt wäre, daß die presbyterianische Heiraths - Frage durchaus in keiner Berbinu- dung mit der Repeal-Agitation steht, deren Leiter O'Connell is, uud daß die Presbyteriauer in Ulster ihrem größten Theil nach den Zwecken der Repeal-Association entgegen sind.

Deren

Brüssel, 10. April. Der General - Lieutenant Graf d'Hane de Skenhuyse hat sich gestern früh von Brüssel nah der preußischen Gränze begeben, um dort den Prinzen Albrecht zu empfangeu und denselben bis Ostende zu begleiten, wo Se, Königl. Hoheit sich heute nach London einschiffen wollte,

Schweden und Uorwegen.

Stockholnt, 5, April. Der Herzog von Leuchtenberg is gestern früh um 35 Uhr hier angekommen. Er hatte das Meer zu Schlitten von Finnland her passirt, Sein Gefolge dürfte viel später eintreffen,

Der Baron Krüdener hat, wie man vernimmt, - dem Könige von Seiten des Kaisers von Rußland die brillantenen Jusignien des An dreas-Ordens und ein die lebhafte Theilnahme an des Königs Trauer hezeugendes eigenhändiges Schreiben des Kaisers überreicht.

Mit strenger Anwendung der bestehenden s{hwedishen Gesetze hat das Swea = Hofgericht den Maler Nilson wegen seines Uebertrittes zum fatholischen Glauben zur Landes-Verweisung aus Schweden und Verlust aller Erb- und Bürgerrechte in seinem Vaterlande verurtheilt,

Wir haben hier leider das Fallissement des Großhäudlers Ecker man mit 297,000 Rthlr., verursaht durch die s{hwere Konjunktur in Eisen, Die Aktiva werden zu 259,000 Rthlr, angegeben.

S panien.

Madrid, 3, April. Das Gerücht von einem bevorstehen- den Ministerwechsel hat sich zwar in den leßten Tagen erneuert, scheint aber jedes haltbaren Grundes zu entbehren, und vielleicht nur in der Absicht, ein Fallen der Staatspapiere zu veranlassen, ausge- sprengt worden zu sein, Diejenigen Börsenspekulanten, welche, ohne die Pläne des Finanz - Ministers zu kennen, vor drei oder zwei Mo- naten Geschäfte auf Lieferungen eingingen, sehen sich jeßt zum Theil außer Stande, ihren Verbindlichkeiten nachzukommen, da sie ein so plöblihes und so hohes Steigen der Z3procentigen Papiere nicht er- warten fonnten, Um nun ein-Fallen eben dieser Papiere herbeizu- führen, seßen die verunglückten Spekulanten allerlei beunruhigende Gerüchte in Umlauf, und namentlich wurde vorgestern an der Börse hehauptet, der Finanz-Minister hätte bereits seine Stelle niedergelegt. Ju Folge dieser völlig unbegründeten Angabe fielen die dreiprocentigen Papiere um etwas, erholten si jedo, sobald man erfuhr, daß der Finanz- Minister eben so wenig als seine Amtsgenossen gesonnen wäre, seine Eitlas= sung einzureichen, Es fehlt zwar, wie ih schon neulich bemerkte, niht an

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Ehrgeizigen, die sich mit den Lorbeeren, welche die jeßigen Minister dur ihre Erfolge errungen haben, {chmüden möchten, und #ch allein für berufen halten, die Retter dieses vielfah zerrütteten Landes zu werden. Auch lassen- diese Personen es keinesweges an Umtrieben fehlen, um Uneinigkeit zwischen den Ministern selbst herbeizuführen, ihueu das Vertrauen der Königin zu entziehen, oder sie mit dem Ge- neral, der stets an ihrer Seite erscheint, zu überwerfen. Allein Jeder=- mann kennt diese Ehrgeizigen, und weiß, daß weder die regierende Königin noch au deren Mutter ihnen günstig gesinnt is, und was den General Narvaez betrifft, so kann ihm unmöglich entgehen, daß das dermalige Ministerium ihm selbs zur Stütze dient. Jch glaube daher mit Bestimmtheit versichern zu dürfen, daß an einen Wechsel des Ministeriums für jeßt niht zu denken ist.

Der Minister-Präsident, Herr Gonzalez Bravo, giebt heute ein großes Diner, zu welchem sämmtliche Minister und au der General Narvaez eingeladen sind. Es heißt, der König der Franzosen habe Herrn Gonzalez Bravo das Großkreuz der Ehren - Legion zugeschickt, Auch is der Finanz - Minister, Herr Garcia Carrasco, zum Marquis von Sauta Olalla erhoben werden.

Bis jebt is der französishe Botschafter der einzige der hier be- glaubigten fremden Diplomaten, welhem die Ehre zu Theil wurde, von Jhrer Majestät der Königin Christine in Privat-Audienz empfan gen zu werden, Morgen, am grünen Donnerstage, werden beide Königinnen im Palaste die Fußwaschung an zwölf Armen vornehmen, eine Feierlichkeit, die seit dem Absterben Ferdinand's VIT. nicht statt gefunden hat. Am Charfreitage wird die Königl. Familie der durch die Straßen ziehenden feierlichen Prozession beiwohnen. Am 25\ten wird der ganze Hof anfs neue seinen Aufenthalt nach Aranjuez verlegen,

Der Kabinets - Secretair der Königin Christine, Herr Castillo y Ayensa, der früherhin eine der ersten Stellen im Ministerium der aus wärtigen Angelegenheiten bekleidete, wird, dem Vernehmen nach, sich nach Rom begeben, um eiue Unterhaudluug mit dem päpstlichen Stuhle zu eröffnen,

Portugal.

A Lissabon, 28. März. Man hat endlih das Feuer gegen den Plaß Almeida begonnen, so meldet das Diario do Govern V: und zwar am sten. Da der Graf Bomfim nur wenige schlechte Geschüße zu seiner Verfügung hat, so wird er sich jebt, da man enud- lih Ernst gegen ihu und die Seinigen macht, nit mehr lauge zu halten vermögen. Wirklich soll bereits große Verwirrung und starke Desertion unter den rebellisheu Truppen herrshen und unter den Einwohnern der Nuf nach Uebergabe laut werden. Einige sollen des= halb von Bomfim aus der Stadt gewiesen worden sein. Es is zu hosfen und zu wünschen, daß dem ganzen Aufstande bald ein Ende gemacht sein werde, Auf keinem anderen Punkte des Landes ist seit Unterdrückung des Aufstandes der Studenten der Universität zu Coimbra auch nur im geringsten die Ruhe gestört worden. Erfolgt die Ueber= gabe von Almeida noch zeitig genug, o wird zugleih das Ministe- rium von der Nothwendigkeit befreit, noch einmal eine Berlängerung des Ausnahmszustandes zu verlangen, in welchem sich bis jeßt das ganze Land noch befindet,

Türkei.

Paris, 9. April. Die Regierung hat folgende telegraphische Depesche erhalten: Der Baron von Bourqueney \chreibt aus Kon- stantinopel vom 24. März dem Minister der auswärtigen Ange= legenheiten, daß der Reis =- Efeudi, RNifgat Pascha , in die Hände der beiden ersten Dolmetscher der Gesandten Fraukreihs und Englands nachstehende offizielle Note vom 21, März niedergelegt hat: „Se, Hoheit der Sultan hegt den unwiderruflichen Entschluß, die freund schaftlichen Beziehungen aufrecht zu erhalten und die Bande vollstän diger Sympathie immer enger zu knüpfen, welche ihn mit den Groß mächten vereinigen, Die hohe Pforte verpflichtet sich, dur wirk= same Mittel zu verhindern, daß in Zukunft ein Christ, weun er den Jôslam wieder abshwört, hingerichtet werde.“ j

Vereinigte Staaten von Uord-= Amerika.

© New-York, 18. März. Jch komme noch einmal auf den Entwurf zu einem neuen Tarife zurick, Das Comité der Mittel und Wege scheint sih in seiner Arbeit hauptsächlich zum Ziele geselzt zu haben, den Tarif zu vereinfachen durch bedeutende Verminderung der Unter = Abtheilungen, die der jeßt bestehende für jede Kategorie von Waaren enthält, Man bemerkt in der That, daß fast alle Artikel, die sich durch die Art ihrer Zusammenseßung oder durch ihre Bestim- mung gleichen, cinem und demselben Zolle unterworfen werden, ftatt daß sie bisher verschiedene Zölle zu zahlen hatten. Der Gedauke ist unbestreitbar ein glückliher, denn die Schwierigkeit, auf die man jeßt stößt, wenn man die verschiedenen Einfuhr= Artikel in die Kategorieen einreißen will, wo ihnen ihr Plaß dur das Gesetz nur höch} unbe= stimmt angedeutet werden konnte, veranlaßt endlose Zweifel und Streitig : eiten zwischen den Zollbeamten und den Einführern solher Waaren. Un aber diesen Gedanken zu verwirklichen, mußte ein anderer nit minder glüliher dafür aufgeopfert werdeu, durch die Abschaffung in den meisten Fällen der dur den Tarif von 1842 festgeseßten spezifischen Zölle und Wiederherstellung des Systems der Zölle ad valorem, das noch mehr als die Vielfältigkeit der Kategorieen zu zahlreichen Strei-= tigkeiten Anlaß giebt, Um jedo deu Tarif=Eutwurf, von welchem wir bis jeßt nur die Ziffern haben, in allen seinen Einzelnheiten uud etwaigen Folgen würdigen zu können, muß die Veröffentlichung des die Bill begleitenden Berichts abgewartet werden.

Ich habe bereits bemerkt, daß die Hoffnung auf das Durchgehen des Entwurfs auh im Senate, wo er aufänglih auf ernstlichen Widerstand stoßen zu müssen schien, gestiegen ist, Der Besuch, deu Herr Clay im Süden machte, und die Stimmung, welche er dort in Betreff des bestehenden Tarifs wahrzunehmen Gelegenheit hatte, scheinen seine Ansichten darüber bedeutend modifizirt zu haben. Man versichert als fast gewiß, daß mit ihm fast alle Whig-Senatoreu aus dem Süden für den neuen Entwurf stimmen werden, Herr Clay scheint zu dieser Meinungs-Aenderung auh dur Rücksichten auf seine Kandidatur zur Präsidentschaft veranlaßt worden zu sein. Deun da er in den nördlichen Staaten is unter den Whigs viele Gegner hat, namentlich alle Abolitionisten, so ist es für ihn eine absolute Nothwendig= keit geworden, sich wenigstens die Stimmen der südlichen Staaten zu sichern z dies könnte er aber nur dadurch, daß er für einen liberaleren Tarif stimmt, den die südlichen vorzugsweise ackerbauenden Staaten bekanntlich so oft und so energisch stets verlangt haben, und der in der That für sie eine wahre Lebenöfrage is, Geht so der neue Tarif mit Hülfe der Whig-Senatoren des Südens durch, so hat Herr Clay audererseits auch ara nete Hoffnung, wegen seiner bekannten Ansichten über die Sklavenfrage in den südlichen Staaten Nord-Karolina, Georgien, Loui- siana und Virginien die Mehrheit bei der * räsidentenwahl zu er=- halten. Unter diesen Umständen werden die Ste lit unter den Whigs der Staaten des Nordens eine sehr wichtige Stellung bei dieser Wahl einnehmen, da von ihrer Haltun vorzugsweise es ab- hängen wird, ob die Kandidatur des Herrn lay einen Erfolg hat oder nicht. Herr van Buren, der ohnedies in seiner eigenen Partei nicht wenige Gegner zählt, fönnte so noch immer an * Herrn Clay einen gefährlichen Mitbewerber erhalten, 5

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, «a Paris, 9. April. Aus den mit dem französischen Schiffe „Amadea“ angekommenen Nachrichten aus Port au- Prince (Haiti) vom 2, März geht hervor, daß die gestern erwähnten Unordnungen zu St. Marc sehr ernstlich geworden waren. Diese Stadt war in den drei Tagen des 25.,, 26, und 27. Februar von der in offener Empörung begriffenen Armee gänzlih geplündert worden, weshalb S großer Theil der Einwohner sich nach Port au Prince geflüchtet atte.

Handels- und Börsen -Uachrichten.

Berlin, 13, April. Wie unsere Börse ín der Regel Momente erlebt, durch welche dem Geschäft eine veränderte Richtung gegeben wird, so können wir auch die unterm 11ten d, M. von Sr. Excellenz dem Herrn Finanz- Minister erlassene Bekanntmachung, in Betreff der Eísenbahn-Projekte, dahin rehnen, indem solche als ein wirksames Mittel betrachtet werden kann, den gesunden Zustand unserer Börse aufrecht zu erhalten, Die Aufmerksamkeit auf neue Projekte wird geshwächt, desto mehr wird sie den fkonzessionirten und bereits im Bau begriffenen Eisenbahnen zugewandt, und wer möchte zu deren Förderung wohl kein heilsameres Mittel in Vorschlag bringen können, als Geld und Arbeitskräfte konzentrirt zu halten. Es steht feinesweges zu erwarten, daß die Bauten dringend nothwendiger und für das Gedeihen der Haupt- bahnen wichtiger Zweigbahnen, ganz unterbleiben, oder einige bereits weit vorgeschrittene und unter Zustimmung unserer hohen Staats-Regierung ins Leben getretenen Projekte für Hauptbahnen, aufgeschoben werden sollen, so- viel aber darf man mit aller Gewißheit aunehmen, daß nicht leicht wieder für ein und dasselbe Projekt bei vier oder noch mehr Gesellschaften, von denen man nicht weis, welche von ihnen díe Befugniß hat, Actien - Zeich- nungen entgegengenommen werden können, wodurch die Theilnehmer nicht allein in den Fall kommen, Opfer zu bringen, sondern Verpslichtungen ein- zugehen, welche sie bei eintretenden ungünstigen Ereignissen nicht

zu erfüslen im Stande sind. Wir dürfen nicht in Abrede stellen, und wiederholen, was wir son häufig gesagt, daß die sichtbar weise Vorsicht, womit die Eisenbahn -Unter- nehmungen in unserem Staate geleitet werden, auh dazu viel beitragen wird, die Solidität bei den Betheiligungeèn aufrecht zu er- halten, und da, wo solche etwa auf ungebührliche Weise willkürlich gehand- habt worden sind, sie in die Schranken des Rechts zurückzuführen, Wir müssen es Willkür nennen, wenn ein sih organisirtes Comité einer Eisen- bahn -Unternehmung zur Betheiligung durch Actien - Zeichnungen auffordert, dabei dem Publikum einen freien Antheil an die zum Bau erforderliche Summe überläßt, während derselben Zeit aber das ursprüngliche Kapital durch anderweitige Zugeständnisse so verringert, daß den freiwilligen Theil- nehmern wenig oder nichts gewährt werden kaun, Derartige Mißgriffe können und werden nicht geduldet werden.

Wir gehen jeßt zu den Folgen, welche der oben erwähnte Hohe Erlaß auf unsere Börse ausgeübt hat, über und bemerten zunächst als höchst er- freulih, daß für alles, was neue Projekte hieß, und wozu man sich noch vor kurzer Zeit drängte, plöylich die Lust zur Betheiligung nachgelassen hat, eben so auf Zeichnungen, worauf bereits Provisionen angenommen worden, solche den Betheiligten zurückgegeben worden sind. Angesehene Banquier- Häuser hierselbst hatten es früher bereits vorgezogen, bei Zeichnungen aus- bedungene Provisionen gar uicht anzunehmen, Für unsere Börsen - Speku- lauten blieb die Meinung vorherrschend, daß, je weniger dem Publikum Gelegenheit wird, ihre Kapitalien neuen Unternehmungen zuzuwenden, desto sicherer würden sie bei der jeyt vorherrschenden Neigung für alle Eisenbahn - Unternehmungen solche in den bereits fonzessionirten Bah- nen anlegen, und besonders in solchen, deren Quittungsbogen zur Zeit noch den niedrigsten Cours haben. Aus dieser Veranlassung waren die Ankäufe in Köln-Mindener sehr beträchtlich, und deren Cours stieg von 111% bis 113 %, wozu heute viel umgeseßt wurdez cinige Gewinn-Reali- sirungen hemmten indeß den weiteren Aufschwung, und es blieb über 112% % nicht zu bedingen. Die ganze Woche über war das Geschäft in allen übrí- gen Quittungsbogen nicht bedeutend und erst in den leßten Tagen gewann dasselbe wieder an Lebendigkeit. Niederschlesisch-Märkische, die in voriger Woche bis 121% bezahlt wurden, konnten sich nicht behaupten, son- dern gingen allmälig zurück und blieben heute nur 120% Geld.

Berlin-Hamburger haben sich von der leßten Reaction erholt und erreichten heute wieder den Cours von 118 % ohne sonderlich bedeu- tendes Geschäft,

Jn Saga n-Glogauer bleibt das Geschäft beschänkt und der Cours schwankend zwischen 113 a 112%, heute schlossen sie 1122 Brief,

Jn Dresden-Görlißer wurden zu steigenden Coursen sehr bedeu- tende Posten gemacht und solche erreichten durch anhaltende Kauflust den Cours von 118 %, wozu heute für Posten Geld blieb,

Sächsish-Bayeri sche konnten sich in Folge der matien Haltung in Leipzig und der daselbs eingetretenen Reaction nicht behaupten, und waren heute über 108% nicht anzubringen, wozu auch Einiges umgíng,

Jn Anhalter Actien trat beim Beginn der Woche eíne Flauheit ein, wodurch die seitherige Kauflust sehr gehemmt wurdez in Folge dessen ging deren Cours bis 1557 % zurück, erholte si{ch aber sehr bald wieder, und {loß heute, nachdem zu 1567 a 5 % mehreres verkauft wurde, 157 % Geld,

Berlin-Frankfurter konnten sich nicht behaupten, und gingen von 153 bis 152% zurück; die Haupt-Veranlassung dieses Rückganges if offen- bar die gegen voriges Jahr veröffentlichte geringere Einnahme, und wir dürfen wohl mit Necht die Jnhaber der Actien darauf aufmerksam machen, doß so manche Motive obwalten, welche dem Actionair keine so günstigen Resultate für das laufende Jahr versprechen, als ihnen durch den 14monat- lichen Betricb zu Theil geworden sind, Der uns vorlíegende Jahresbericht dürfte unsere Ansichten rechtfertigen, und werden wir nicht verfehlen, darauf nach der am 15ten d, M, stattfindenden General - Versammlung zurückzu= fomnten.

Oberschlesische Eisenbahn-Actien Liu. B. blieben nicht be- liebt und schlossen heute nur 1167 Brief und Geld, :

Oberschlesische Liu. A. sind zuweilen sehr knapp an der Börse daher eingehende Kauf- Ordres oft {wer zu effeltuiren sind, dagegen um- gekehrt, auch ohne den Cours nicht zu drücken; Verkäufe bewirkt werden können, Der Cours dieser Actien blieb heute 125; % Geld, 126 % Brief.

Berlin-Stettiner Actien weiden immer s{chwächer im Course wozu hauptsächlich die fiühere Liebhaberei dafür und die ansehnlichen An- läufe darin , welche wieder realisirt werden sollen, Veranlassun geben mö- gen, Nachdem im Laufe dieser Woche täglich Verkäufer auftraten, ging der Cours von 133 auf 132% zurück, und wurde heute Einiges sogar a 131% % begeben.

Magdeburg-Leipziger ohne sonderlih Geschäft, wurden in klei- nen Men a 193 a 1935 % verkaust,

Nach Leipzig-Dresdner, welche im Lause der vorigen Woche selbst a 143% nicht zu placiren waren, war heute mehr Begehr und wurde eini- ges a 1435 %, größere Posten aber a 144 % bezahlt.

Rheinische Eisenbahn-Actien blieben bei nicht geringen Um- säyen zwischen 897 a 90 %, schlossen heute aber 894 Brief,

Düsseldorf=-Elber felder sind ctwas flauer geworden und a 95% fortwährend Abgeber geblieben,

Von Oesterreichischen Eisenbahn-Actien wurde in Wien- Gloggnißer zu besseren Coursen viel umgeseßt und stiegen solche bis 119%, welcher Cours heute zu machen blieb, Mail ändex blieben auf Zeit mit Prämie sehr gesucht, erlitten indeß per Cassa keine sonderliche Ver- änderung und schlossen heute 111% Geld, Nordbahn 1535 % Brief und Geld, Livorno schlossen heute 1057 anfangs bezahlt, Ende über 105% nicht zu machen. é

Bedeutende Nachsrage fand in dieser Woche nachch Kiel -Altonaer Eisenbahn-Aclien, worin seit einiger Zeit viel gemacht worden, statt; solche wurden noch vor kurzem à 115 verkauft und sind in Tolge eines bedeutenden Aufschwungs in Hamburg hier bis 127 % gestiegen, wozu heute nur Käufer ohne 7 blieben,

Auch ín Brieg-Neisser Quittungsbogen ging heute a 110 % Mch- rexes um, und waren solche zu diesem Cours nicht mehr zu haben.

Für Bergisch - Märkische blieben die oche über a 114% Ber-

e heute war mehr Frage darnach, und me ¡n konnte nicht mehr so an- ommen,