1844 / 107 p. 2 (Allgemeine Preußische Zeitung) scan diff

Fr R.

S I T T M Ci Tie A T RA E S SSA I

T E R Ei E Aw L

Cann:

E

um so unbedeuklicher sei, als die Fälle

; sligkei ündet in der Billigkeit begrön "e - bei größeren Konzentrirungen vorkommen

uiht häufig und wohl nur

e E war man entgegengeseßter Ansicht, sofern die Ent-

z ile beschränkt werde. Dieser Fall werde sehr häu- E 1E ret berücksihtigen, daß entferntere Krieger=

vor Ari nur selten würdeu herangezogen werden,

Es wurde dann in der zweiten Berathung des Volksschulgeseßes fortgefahren; und namentlih gab der §. 6 zu einer lebhaften Erör= terung Veranlassung. : i

„S. 6. Der Privat -Unterricht befreit von dem Besuche der Volksschule nur so weit, als er die für die leßtere vorgeschriebenen Gegenstände umfaßt, und nur dann, wenn zugleich die Befähigung des Unterweisenden bei denen, welchen die Aufsicht über den Un= terricht in der betreffenden Volksschule obliegt (§. 1.) kein Bedenken findet, oder erforderlichen Falles nachgewiesen wird. ‘“

Drei verschiedene Verbesserungs-Vorschläge hatten sämmtlich zum Zwedcke, die nah der Ansicht der Antragsteller gefährdete Freiheit des Privat-Unterrichtes zu sichern.

Ein Mitglied widerseßte sih allen diesen Anträgen. Das, worauf dieses Mitglied seine Beweisführung hauptsächlih stübte, war, daß der Staat ein Interesse daran habe, daß die Gegenstände des Un=- terrihts in den Volksschulen auch im Privat-Unterricht gelehrt wür= den. Es sei bei dieser Bestimmung auf das Urtheil der Gebildeten niht gesehen, vielmehr habe man die Stände dabei im Auge zu halten, bei denen rüdcksihtlich der Art des Privat-Unterrichts ein freies Urtheil niht vorausgeseßt werden dürfe. Gegen die Beziehung, die auf den betreffenden Paragraph des Landes-Verfassungs-Geseßes ge= nommen war, der nur einer Aufsicht über Volksschulen erwähute, wurde bemerkt, wie man niht davon ausgehen dürfe, daß Alles er= laubt sei, was nicht im Landes-Verfassungs-Geseße verboten. Andere Gesebgebungen, namentlich die badensche, sächsische, braunshweigsche verordneten eine gleiche Aufsicht; warum hier eine größere Freiheit in Anspruch nehmen ?

Weil wir sie besessen haben, antwortete der Proponent des einen Antrags. Er verkenne das Jnteresse des Staats an dem Unterrichts- wesen nicht; allein die hieraus deduzirte Beaufsichtigung enthalte eine lästige Beschränkung für diejenigen, welche bis jeßt frei davon gewe= sen. Die Aeltern würden eben sowohl bedacht sein auf das Wohl der Kinder als der Staat; ihre Rechte über die Erziehung dürften durch leßteren niht paralysirt werden,

Mehrere andere Mitglieder waren dagegen der Ansicht, daß lästige Beschränkungen bei der einzuführenden Beaufsichtigung keines- weges zu fürchten wären. Namentlich bemerkte ein Mitglied: Werde der Privat-Unterricht in die Willkür der Aeltern gestellt, so könne das zu allen den Uebelständen führen, denen das jeßige Geseß abhelfen wolle. Es liege indeß für die gebildeteren Stände feine Gefahr in der Bestimmung des Paragraphen, indem derselbe nur das Minimum dessen feststelle, was jedes Kind wissen solle, und könne erwartet wer- len ließe die gebildeten Stände das Minimum des Unterrichts erthei-

en ließen.

Freie Städte. XFrankfurt a. M., 12, April. Die unterm 19, März von dem Chef des hiesigen Bauquierhauses Gebr. Bethmann, dem Königl. preußischen Konsul Herrn Moriß von Bethmann, erlassene „Aufforderung und Bitte‘““ Abhülse der großen Noth \hlesisher Spinner und Weber betreff}end hat hier und in der Umgegend einen sehr erfreulichen Anklang gefunden. Thätige Men= \schenfreunde habeu in Folge des ergangenen Aufrufs namhafte Bei= träge zu dem gedachten Zwrck eingesendet und, wie man vernimmt, sind bereits mehrere Tausend Gulden zusammengebraht. Auch hat das von Frankfurt unter allen rheinischen und süddeutschen Städ= ten zuerst gegebene Beispiel bereits rühmliche Nacheiferung erweckt, und es sind von mehreren Seiten Anerbietungen zur Eröffnung gleih= artiger Uuterzeihnungeu gemaht worden. Die kräftige und erfolg- reiche Verwendung für die Sache der bedrängten Arbeiter im Riesen- gebirge, ausgehend von Männern, die es sih im reinsten Sinne an- gelegen sein lassen, niht nur selbst Gutes zu wirken, sondern auch durch ihren Einfluß humane Strebungeu zu fördern, hat hier einen um so vortheilhafteren Eindruck gemacht, als man darin gern auch cin Zeichen patriotischer Theilnahme an den Leiden deutscher Stam- mesgeuossen erkennt.

Frankreidch.

Pairs-Kammer. Sihßung vom 10, April, Die Dis- kussion des Geseß-Entwurfs über die Eisenbahn-Polizei wurde heute mit Erwägung des dritten Titels wieder aufgenommen, der die Be- stimmungeu über die Sicherheit des Verkehrs guf den Eisenbahnen enthält. Ju dieser Beziehung sind die Regierung uud die Kommis=

mq E pp Ey R TARAR

Acapulco (also in Südsüdwest vou der Hauptstadt) Diamanten, wie am Ural, enldeckt worden. Alexander von Humboldt hatte Diamanteu und Platina weiter in Nordwest, in der Goldwäscherei der Songora, vermuthet. Auch wird berichtet, daß in Ober - Californien, so wie in Nuecvo Mexiko, ungeheure Strecken von reihen Gold-placeres (Oen Schutt- lande) aufgefunden worden sind, Sie befinden si größtentheils in den Händen wilder Stämme, cin Umstand, der das Vordringen der Nord- Amerikaner und die progressive Besibnahme jener Länder durch Fremde schr beschscunigen wird. Jin alten mexikanischeu Gebiete sind, troy der dem Handel feindlichen Maßregeln, der Bergbau und der innere Wohlstand im Zunchmen, So. groß is die Produktivkraft diescs von der Natur gesegneten Landcs,

Phrenologisches.

= Dresden, im April. Wir theilten Jhnen im Laufe vörigen Jahres. gelegentlich mit, daß dec bekannte Phrenolog, Obergerichts - Cn ratox Gustas von Struve aus Mannheim, der Herausgeber der in Heidel- by erscheinenden Zeitschrift für Phrenologie, von. Struve und Hirschfeld redigirt, zur Abhalkung eines Kursus der Phrenologie nach Dresden zu kommen beabsichtige. Herr von Struve. hat nun diesen Plan wirklich zur Ausführung ger bracht und seit Mitte vorigen Monats cinen auf etwa. 18 bis 20 Vorlesungen be- rechneten Kürsus der Phrenologie begonnen. Bei den Vorbereitungen zur Eröff- nun e BPesmgen galt es, Gplebene Schwicrigkeiten zu beseitigen. [ind nächst wax es die Menge der in diesem Winter bereits gebotenen wissen- schästlicheèn Vorkesungen (über deutsche Geschichte, Geschichte der Néeforx- mation, der Musik, der Astronomie, der Petrefgktenkunde u, \, f.) über dic wir Jhüen früher berichteten, welche das Versammeln eines Auditoriums zu neuen fast täglich zu haltenden Vorlesungen, merklich ershwerten, So- dann schien Dresden als Terrain für die Phrenologie gerade. in dieser Zeit K iten nicht allzu günstig gewiblt, weil Hofr ih Carus, bisher: noch fl ‘egner der Gallschen Sh dellehre, im Laufe diescs Winters be- x gewesen war, durch einzelne Vorlesungen in weiteren und en- geren Fesellschaftlichen ‘Kreisen die Gründäße seiner Kranioskopie zu. E rad Kue die von Gall und seinen Mit- und Naharbei- gewiesene Thätigkeit des Gehirns durch cinzelne spezielle

O sung der “10 in! dia “bit anatomische und igte bés mensd-

u pes in den drei Hauptrichtungen dex Zuukh nd ; hes Gesuühles

des Willeus und beren entsprechénden dr il d Ochirns und Schäbels "h rant Ca vei g u M fen es und fi de Pöheren GeselsQasLDizbbens wai Laber 9s a nis

642 sion über alle wesentlihen Punkte einig; es wurde daher au eine große Anzahl von Artikeln heute ohne ernste Debatten angenommen.

Deputirten-Kammer. Sißung vom 10. April, Es begann heute, wie {hon erwähnt, dic Erörterung des Geseß-Entwurfs über die Patente auf Erfindungen, der in der vorigen Session {ou von der Pairs-Kammer angenommen worden ist. Der Verzug, wel= chen dieser Gesez=Entwurf erlitten hat, ist bereits der Grund zu vie= len Klagen gewesen, da Hunderte yon Personen dadurch in die Noth= wendigkeit verseßt worden sind, entweder die Patente auf ihre Erfin= dungen nah dem alten Geseß zu nehmen und so auf die Vortheile des neuen zu verzichten, oder ihre Entdeckungen und Erfindungen noch zurückzuhalten. Der neue Entwurf bezweck nämlich eine Abänderung der diesen Gegenstand betreffenden Geseße vom 7. Januar und 25, Mai 1791. Bekanntlich sind das Geseß von 1790 über die Jagd- polizei und das Geseß von 1791 über die Patentsteuer in diesem Augenblick einer ähnlichen Umarbeitung unterworfen. Es is also das dritte Mal, daß die Kammern sih in dieser Session dazu berufen sahen, Gesebe der fonstituirenden Versammlung zu revidiren und umzuändern, Nach dem gegenwärtigen Patentgeseß muß ein solches Patent auf 5, 10 oder 15 Jahre genommen werden, und die dafür an die Reg!erung zu er= legenden Kosten betragen respcktive 350 Fr., 800 Fr. und 1500 Fr. Die Verlängerung cines Patents kann nicht ohne spezielle Genehmi gung des Handels=-Ministers erfolgen , die aber fast niemals bewilligt wurde, wenn das Patent auf kürzere Zeit genommen war, so daß man, wenn man es irgend im Stande war, dasselbe sogleih auf die volle Zeit von 15 Jahren zu nehmen sich veranlaßt sah. Da nun aber unter 15 Patenten kaum eines dem Erfinder wirklichen Lohu ein- bringt, so wurden sehr oft vergebliche Opfer gebracht, wogegen ande- rerseits in einigen Fällen von glücklihem Erfolg der Erfindungen, die Urheber derselben zusehen mußten, wie diese gerade in dem Augenblicke, wo sie recht einträglich zu werden anfingen, Ge-= meingut wurden, weil nämlich die Erfinder nicht die nöthigen Geld mittel gehabt hatten, um das Patent auf einen längeren Zeitraum zu nehmen. Der neue Entwurf nun soll diesen Mängeln abhelfen. Der Erfinder würde darnah beim Nachsuchen um ein Patent fürs erste nur eiïne Summe von 200 Fr. zu zahlen haben und dafür seine Erfindung vorläufig auf zwei Jahre in Ausführung bringen können. Glaubt er sih unterdessen von dem glücklihen Erfolg der Erfindung überzeugt zu haben und will er nun ein definitives Patent darauf nehmen, so hat er vor Ablauf dieser zwei Jahre zu erklären, ob er dasselbe auf 5, 10 oder 15 Jahre zu haben wünscht, wonach daun die bisherige resp, Zahlung eintritt, Uebrigens is aus dem neuen Ent= wurf das Wort Eigenthum gestrichen worden, welches das Gesetz von 1791 den Erfindungen beilegte, und das Recht, welches den Erfindern dur das Patent verliehen wird, is nur als ein Recht der ausschließlihen und alleinigen Ausbeutung ihrer Erfindung be= zeichnet, Die allgemeine Diskussion war nur kurz und bot wenig Interesse dar, Die beiden ersten Artikel wurden mit einigen Aen- derungen in der Fassung genehmigt. Ueber den folgenden Artikel aber, der eine schwierigere Frage in sih \chließt, kam es heute noch zu feiner Entscheidung. Dieser Artikel erklärt nämli, daß auf phar- mazeutische Compositionen und spezifische Mittel, so wie auf Kredit- und Finanzpläne und Combinationen, keine Patente bewilligt werden fönnten, Es erhob sich hierbei die Frage, wie man diese Bestimmung mit dem sowohl in dem neuen Gesetz, so wie in dem Geseß von 1791, angenommenen Prinzip vereinigen könne, nah welchem die Patente, ohne vorherige Prüfung und ohne Gewähr für den Werth oder die Neuheit der Ersindung bewilligt werden. Es wurde nun eingewandt, daß man durch die Erklärung, es könnten gewisse Gegenstände niemals patentirt

werden, mit jenem Prinzip sich in Widerspruch stelle, denn die Ver-

weigerung des Patents seße eine vorherige Prüfung voraus, Der Berichterstatter der Kommission, Herr Philipp Dupin, mate je= doch bemerklich, daß der Widerspruch mehr scheinbar als wirklich sei, mehr in den Worten als in den Dingen liegez allerdings werde man zu prüfen haben, ob die Erfindung, auf welche ein Patent verlangt werde, nit in die Klasse derjenigen gehöre, die nicht patentirungs= fähig seien, aber diese Untersuchung werde sich doch nicht auf den eigeutlihen Werth der Erfindung erstrecken, sondern nur den Titel, das Etikett, botreffen. Mit einem Wort, fügte Herr Desmu st= seaux de Givré hinzu, es werde keine vorläufige (préalable), son=- dern es werde eine Präjsudizial-Untersuchung sein. Diese Unterschei= dung hat auch die Regierung angenommen. Die Diskussion des he- troffoidei Paragraphen soll morgen noch fortgeseßt werden.

Paris, 11. April, Der König hat Herrn von Bacour, che= maligen Gesandten bei deu Vereinigten Staaten von Nord - Amerika, nach Stockholm gesandt, um dem Köuig Oskar von Schweden seine Koudolenz=-Bezeigungen über den Tod seines Vaters zu überbringen,

Nur noch sechs französische Erzbischöfe haben sich bis jeßt über {

die Universitätsfrage niht vernehmen lassen; es sind dies die von Auch, Bordeaux, Avignon, Aix, Bourges und Besançon. Jhre Suf- fragan-Vischöfe dagegen haben nicht gleihe Zurückhaltung beobachtet. Wie es heißt, sind nun auch mehrere der obengenannten Erzbischöfe nicht mehr weit davon entfernt, den Anforderungen, die von allen Seiten auf sie eindringen, nachzugeben und sih den übrigen Mitglie= deru des Episkopats in dem Kampfe gegen die Universität anzuschlie= ßen. Man behauptet, die Denkschriften und Protestatiouen der Bi= \{höfe seien niht ohne Einfluß auf die Fassung des vom Herzog von Broglie ausgearbeiteten Komniissions - Berichts über den Geseh= Entwurf in Betreff des Sekundär-Unterrichts geblieben.

Der Herzog von Glüsberg, erster Secretair der französischen Gesandtschaft in Madrid, befindet sih in diesem Augenblicke in Len= don, wohin er sich in einer auf die spanischen Angelegenheiten be- züglichen Spezial-Mission begeben haben soll.

Der zu St, Etienue erscheinende Mercure segusicn bringt folgenden Bericht über die Bewegungen unter den Kohlengruben- Arbeitern: „Am 5ten durhzog eine Bande von 30 Maun gegen Abend die Concession von la Beraudiere, welche den ganzen Kessel von Ricamarie umfaßt. An der Grube les Littes verhinderten die= selben die Grubenleute, ihre Arbeiten zu beginnen; einige wurden sogar gewaltsam mit fortgeshleppt. Desgleihen wurden die Arbeiter, welche bei der Eisenbahn von Firminy beschästigt sind, bedroht, ohne daß es jedoch zu Thätlichkeiten gekommen wäre. An der Grube Delainaud benahmen sie sich weniger gewaltsam; sie erklärten den dortigen Arbeitern , daß sie, weil sie zu keiner Verbindung gehörten, niht eher zu feiern brauchten, als bis alle übrigen ihre Arbeiten eingestellt hätten, Am folgenden Tage besuchte der Maire von Valbenite in Begleitung des Polizei - Kommissars die verschiedenen Gruben, in welhen Bewegungen zu befürchten standen. Bis 7 Uhr Abends machte sih nicht die geringste Gährung bemerklih, und der Maire wollte eben nah Hause zurückkehren, als er in aller Eile be- nachrichtigt wurde, daß eine zahlreihe Bande die Grube St, Deuis angreife und die Arbeiter verhindere, an ihre Arbeit zu gehen. Als= bald begab sich der Maire an Ort und Stelle, und es gelang ihm, obgleich er allein war, die Arbeiter zu beruhigen.“ Dasselbe Blatt berichtet über die Kollision in Rive de Gier: „Freitag Morgens wur- den 17 Gefangene nah St. Etienne abgeführt, Die Eskorte bestand aus 80 Linien-Soldaten, 25 Jägern zu Pferde und 11 Gendarmen, im Ganzen mit den Offizieren 119 Mann, Gegeu Mittag hielt ein Hau= fen vou 3—400 Mann am Eingange des Dorfes Grand Croix, wo sie sich versteckt hatten, den Zug unversehens an. Von allen Seiten, auch von den Häusern aus, wurde mit Steinen nah den Soldaten geworfen. Kin= der von 10 bis 12 Jahren fielen den Pferden in die Zügel. Der Angriff war so lebhaft, daß sich die Reiter vergebens loszumachen suhten. Die Linien-Soldaten, deren Gewehre mt geladen waren, wehrten sich mit den Bajonetten, allein der Gebrauch dieser Waffe war wegen des Gedränges fast unmöglih. Endlich gelang es der Kavallerie, Plaß zu machen, und die Wagen, auf denen sich die Ge- fangenen befanden, fuhren alsbald in Galopp davon. Die Jufanterie, die zurückblieb und sih von allen Seiten angegriffen sah, lud jebt die Gewehre, gab Feuer und marschirte in guter Ordnung weiter, Um diese Zeit kam auch eine Compagnie, die zu Grand Croix stand, im Sturmschritt herbei, und das Volk zerstreute sich. Eine große Anu-= zahl Soldaten und alle Offiziere hatten Wunden erhalten.“

ua Paris, 11. April. Die Pairs-Kammer gelangte heute bis 4s Uhr Nachmittags zu Art. 18 des Gesebßes über die Eisenbahu- Polizei, dessen Diskussion eben begann.

Die Deputirten - Kammer sebte die Diskussion des Geseß-Ent- wurfs über die Brevets für Erfindungen fort, und begann um 4! Uhr die Berathung über den 4ten Artikel, Die Kommission für Prüfung des Geseß-Eutwurfs bezüglih der Eisenbahn von Orleans nach Bordeaux hat heute sih versammelt und Herrn Dufaure zu ihrem Präsidenten, Herrn Allard zum Secretair ernannt, worauf sie sich bis übermorgen Sonnabend vertagte. Sie hat heute außerdem be- schlossen, daß jedes ihrer Mitglieder absolutes Stillshweigen über ihre Berathungen beobachten solle. Die Kommission für Prüfung des Gesebß = Euütwurfs über die Eisenbahn von Paris nach Lyou hat heute Herrn von Lamartine zu ihrem Präsidenten, Herrn von Latournelle zu ihrem Secretair ernannt. Auch in dieser Kommission gaben sih sämmtliche Mitglieder das Wort, uichts über deren Be-= rathungen zu veröffentlichen,

_A Paris, 11. April, Gestern und heute is von verschiedenen Seiten her eine Auzahl überseeischer Nachrichten eingetroffen, durch welche das öffentlihe Juteresse wieder gebieterisch auf die französi- schen Kolonial=-Verhältnisse in der Südsee hingewiesen wird, Zuerst hat die vorgestern erfolgte Ankunft eines Adjutanten des Admirals Dupetit-Thouars, welcher ohne Zweifel Depeschen vou großer Wich=

—— R ——— ————————

für die Verbreitung der Gallschen Phrenologie in unserer Stadt zu betrach-

ten, Nichtsdestoweniger hat Herr von Struve sich allseitig, na- menilih auh von Seiten unserer Notabilitäten der medizinischen Fakultät (vorzüglich den Hofräthen Doktoren Reichenbah und Chaulant so wie von Carus selbst) der freundlichsten Aufnahme und Unterstüßung zu erfrenen gehabt, vou Seiten dex vorgeschteu Königlichen Behörde ist ihm zu seinen Vorträgen der \{öne geräumige naturhistorische Hörsaal im Zwinger eingeräumt, von den Vorständen der chirurgisch- medizinischen Afg- demie der Gebrauch der Sammlung des. anatomischen Theaters gestattet worden, welcher namenilih auch die von dem verstorbenen berühmten Anga- tomen Hvfrath Seiler, der in den leßten Jahren entschiedener Auhänger der Phrenologie war, zusammengebrachte schöne Schädel- und Gypssammlung ein- verleibt ist, Dazu hat Herr v. Struve selbst von der edinburger Modell-Kopfsamm- lung einige siebzig Stück der interessantesten Köpfe mitgebracht, und durch diese Ausrüstung gewinnen seine Vorträge sür das Publikum bedeutend an Ju- teresse. Dieses Juteresse hat sih denn nun auch durch cine zahlreiche, noch täglih wachsende Zuhörerschaft, aus wissenschaftlich gebildeten Männern aller Fächer der Kunst und Wissenschaft, so wie aus einem Kranze von Frauen der höheren und höchsten Stände, bestchend, bethätigt, obgleich für diese Vorträge eine andere Stunde als die der Geselligkeit gewid- mete Abendstunde von 7—8 Uhr nicht gewählt werden konnte, was gewiß einen erfreulichen Beweis sür den ernsten wissenschaftlichen Geist unserer Gesellfchaft liefert. / 28 Stxuve's aus der Tiefe einer warmen Begeisterung für seine Sache hervorgehender und daher ebenfalls für diese Sache erwärmender, ganz freier, flarer und eindringlicher Vortrag, seine Zuversicht auf die unumstößliche Wahrheit der Phrenologie, sein fester Glaube an den endlichen Sieg und das praktische Eindringen dieser Wissenschaft, machen ihn recht eigentlich zur Verbreitung einer immer noh angefeindcten und. verkannteu Lehre ge- eignet, wozu z, B. dem sonst hier viel befannteu und ancrkannten Phreno- logen Noël außer der Beherrschung der Sprache namentlich auch das Or- au sreudiger, Hoffnung, und Zuversicht. abgeht, Der Kursus Struve's zer- fillt in, drei Haupttheile, den synthetischen, analytisch en und p.ara- lytishen. Jy dem ersten Theile ist er nah einér mit, warmer. Begolsierung vorgetragenen geschichtlichen Einleitung, und. nach Darlegung, der allgemeinen Sáäpe A A mit Beschreibung, der einzelnen Geistes-Vermögen be- cchâftigt. Er theilt Ueselben in À. Sensitivität und B. Intelligenz, wovon die er- exe wicder in A) Sinnlichkeit oder Triceb,e, und B); Empfindungs- Vermögen oder Gefühle, die andere in A) Darstellungs-Ver- mögen oder Talente, B) Erkeun-tuiß-Vermögen oder Fähäig- kelten und. C) Le Mer Gen. oder Gaben zerfällt, Als. in der Phrenologie feststchende Tre b e (A, À.), werden behandelt 1) Geschlehistrieb,

S n E

2) Kinderliebe, 3) Einheits- oder Abschließungstrieb. 4) Anhänglichkeit oder

Anschließungstrieb, 5) Bekämpfungstrieb. 6) Zerstörungstrieb. -7) Bersinuli- chungstrieb, 8) Erwerbstrieb und Nahrunugstrieb. Das Empfindungsvermögen oder Gefühle (A, B.): 10) Selbstgefühl, 11) Beifallsliebe, 12) Sorglichkcit, 13) Wohlwollen, 14) Ehrerbietung. 15) Festigkeit. 46) Gewissenhasftig- Feit, 17) Hoffnung. 418) Gefühl für das Wunderbare. 19) Schönheits-

efühl oder Jdealität, Die Organe der Jntelligenz (B.) zerfallen« als Talente (A,) in 9, Bau-Talent, Talent für mechanische Kunst, Zusam- menseßungstalent (Constructiveness). 20) Wiyß. 21) Nachahmungstalent. 29) Ordnungstalent, 32) Tonsinn. 33) Sprachtalent oder Wortsinu. Als Fähigkeiten (B.) in ihrem Gegeusage a) nah dem Raum in: 22 Gegenstandssinn, 23) Gestaltsinn. 24) Größensinn. 27) Ortsinn, 25) Gewichtsinn. 26) Farbensiun. þ) Nach der Zeit in: 31) Zeitsisun. 30) Thatsachensinn, c) Nach der Zahl in 28) Zahlensinn als Gaben (C) in: 34) Vergleichungsgabe (\vnthetischer Verstand). uud 35) Schlußvermögen (analvtischer Verstand), Die Lage der Organe wird an einem phrenologischen Kopfe in verschiedenen Farben nachgewie- sen, Die speziellere Eintheilung der Organe der Jutelligenz ist Stxuve's Verdienst.

Dex zweite analytische Theil wird nah einer Eïnleituug, welche die gegen die Phrenologie gerichteten Einwendungen widerlegen und daun das Verhältniß der Pas zur Schädellehre, Physiologie und Psychologie, das Verhältniß der synthetishen zur analytischen Scelenlehre und die verschiedenen Combinationen besprechen wird: 1. die Zustände der Einzelnen, 1) in synchronistischer Ordnung (Analyse verschiedener Scelenzustände, Freude, Unbehaglichkeit, Schmerz; Kummer, Lust, Unlust, Leidenschast und Affekt, Geduld, Ungeduld, Einbildungsfraft, gesunder Men-= scheuverstaud, richtiger Takt, guter Geschmack, Willenskraft, Willensfreiheit, Aufmerksamkeit, Jdeenfolge, Gewohnheit, Sympathie und Antipathie, Tu- geud, Laster, bös und gut, Geuialität, Vernunft, Schlaf, Traum, Schaam- gefühl)z 2) in chronologisch er Ordnung (Zeugung, Kindesalter, Jüng- lingsalter, Mauncsaltexr, Greisenalter)z 11, dic Zustände der Familie uud [11. die Zustände der verschiedenen Menschenraecen: behandeln,

Der dritte praktische Theil endlich wird das: Verhältniß der Phrenologie 1) zum Leben, 2) zur Erziehung, 3) zur Kunst,

) zur Geschichte der Menschheit, 5) zur Heilkunde, 6) zur Moral, 7); zum Rechte, 8) zur Religion erörtern.

,_ Wir haben hier absichtlich; den Leitfaden: des Struvaschen Kursus voll- L mitgetheilt, um den Lesern einen Begriff von der umfassenden Art und Weise, in welcher Struve die Phrenologie auffaßt, so wie von dem Reichthum. des. Stoffes bei dieser Auffassung, zu geben,

tigkeit für die otaheitishe Frage mitgebracht haben wird, die lebhaftere Theilnahme des Publikums an jenen Verhältnissen von neuem ange- regt. Die Ungeduld, mit welher man der Bekanntmachung der von Herrn Reine mitgebrachten Nachrichten und amtlichen Berichte ent= gegensieht, wird durch das heute in Umlauf geseßte Gerücht verdop=- pelt, daß der Marine-Minister den genannten Mann von dem Augen- blicke seiner Ankunft an bis jebt in Fhieis Hotel zurückgehalten und ihm jeden persönlichen Verkehr, sogar mit seinen uächsten Verwandten, unmöglih gemacht habe; Grund genug zur höchsten Steigerung der ohnehin gespannten Neugier und zu den aus\{hweifendsten Vermuthun- gen. Ein Artikel des heute eintreffenden Journal du Havre is ganz geeignet, ín demselben Sinne auf das Publikum zu wirken. 2as genannte Blatt hat durch einen Wallfishfänger Nachrichten aus Otaheiti bis zur Mitte Dezembers v. J. erhalten, welche es als höchst ungünstig bezeichnet, und über deren Juhalt es sich nur mit der äußer- sten Zurückhaltung ausspricht :

„Der General-Gouverneur““, sagt das Journal du Havre, „hatte faum die Verwaltung im Namen Frankreichs angetreten, so stieß cr auf Schwierigkeiten, die diesmal nicht von den Engländern herrührten. Es scheint, daß mehrere auf Otaheiti ansässige Franzosen in Folge der Besitz- Ergreifung in ihren Juteressen verleßt sind, und daß ihre Unzufriedenheit sich in Beschwerden gegen Herrn Mörenhout, früher französischer Konsul und seit der Besißnahme zum Amte des Direktors der inneren Angelegenheiten der neucn Kolonie befördert, ausgesprochen hat. Jhre Klagen gegen die- sen Beamten wurden dem General-Gouverneur vorgelegt, der nicht auf die- sclben cingehen zu müssen glaubte. Statt sich nun zu gedulden, statt einen günstigeren und mit weniger Schwierigkeiten überladenen Augenblick ab- zuwarten, um Gerechtigkeit zu verlangen, beharrten die Leute, welche Ur- sache zur Klage zu haben meinten, auf ihren Beschuldigungen, und zwar in ciner Weise, welche den General - Gouverneur veranlaßte, ihre Ausweisung aus der Kolonie zu verfügen, Unter den von dieser Maßregel betroffenen Personen können wir Herrn Desentis nennen, welcher nicht nur den Befehl erhalten, Otaheiti zu verlassen, sondern der sich auch bereits auf dem Wall- fischfänger „Joues““ von Nantes eingeschifft hat, der mit jedem Tage er- wartet wird. Herr Desentis i entschlossen, seine Sache sogleih nach sei- ner Ankunft vor den Staats-Rath zu bringen und nicht nur Herrn Mö- renhout, sondern auch den Admiral Dupetit-Thouars auf Schadloshaltung zu verklagen. Wir weiden in der Enthüllung der Einzelnheiten dieser Vorgänge nicht weiter gehen. Genug, daß dieselben so beschaffen sind, daß jeder Franzose, dem unser Ruf in jenen Meeren am Herzen liegt, ihr Be- fanntwerden beklagen muß,“

Das Journal du Havre sagt überdies, daß es ganz geschwie- gen haben würde, wenn es nicht doch sür zweckmäßig gehalten habe, die öffentliche Meinung auf das, was die englische Presse in wenigen Tagen über diese Vorgänge sagen werde, vorzubereiten, Der vom Journal du Havre erwähnte Wallfischfänger is übrigens, wie wir heute dur einen Brief aus Nantes vom 7ten erfahren, im Ha- sen von St. Nazaire eingelaufen. Er hat Otaheiti am 3, Dezember verlassen, Zur Zeit seiner Abfahrt, sagen die von ihm mitgebrachten Nachrichten , hatten alle Häuptlinge der Jusel die französische Herr- schaft anerkannt, und der Capitain Bruat hatte ihnen Jahrgelder ausgeworfen, Die Köuigin Pomareh jedoch fuhr fort, gegen ihre Absebung zu protestiren. Zwischen der englischen und der französischen Station bei Otaheiti war das gute Einverständniß wiederhergestellt.

__ Ueber den Zustand der Dinge auf den Marquesas-Juseln finden wir in einem der heutigen Blätter eine Reihe höchst interessanter An- gaben, welche wir uns nicht enthalten können, hier auszugsweise mit= zutheilen :

Mint denke sich“, heißt es bei der Beschreibung der äußeren Gestalt dieser Jnseln, „einen Haufen aufgethürmter Felsengipfel, zwischen denen sich dünne Streifen kulturfähigen Landes aa den Ufern von Bergströmen hinziehen, Das Gerippe eines Fisches kann cinen ziemlich richtigen Begriff von der Gestaltung der Marquesas geben. Jn der Mitte einer jeden dieser Inseln erhebt sich eine unermeßlihe Grauitmauer, welche die Jusel in zwei Theile trennt. Rechts und links steigen Seitengebirge auf, riesenhaste Grate, welche die Hauptkette stüßen und die ihre Grundlage în den Tiefen des Meeres haben. Zwischen den durh die Hauptkette getrennten beiden Theilen der Jnsel ist durchaus keine Verbindung möglich, und die schmalen Thäler, welche auf beiden Sciten neben ihuen herlaufen, münden nicht in einander, Man muß sogar darauf verzichten, der Küste entlang eine Straße anzulegen, denn die Seitenberge fallen bis in das Meer hinab, und sie bilden cinen unübersteiglichen Wall, Dics Land wird also niemals gebahnte Wege haben.

„Die größten Thäler sind nicht über drei Meilen lang und cine Meile breit. Die Natur entfaltet în diesen Thälern die gewöhnliche Ueppigkeit der Vegetation der Wendekreise, das heißt, die Pflanzen wachsen daselbst außer- ordentlih rasch, aber es giebt deren nur schr wenige Aiten, welche unglück- licherweise nur geringen Nahrungsstof, und gar kein Baumaterial darbieten, Dazu kommt, daß die Marquesas kein Wild besißen. Die einzigen Erzeug nisse des Landes, welche einigen Werth haben, sind die Kokuspalmen , die Bananen und die ín geringer Masse gebauten Pataten, wozu denn noch die von den Europäern eingeführten Schweine und etwas weniges Geflügel fommen,“

„Jn dieser Hinsicht ist Alles erst zu schaffen. Was die Eingeborenen betrifft, soz steht es noch s{chlimmer mit denselben, Die Scefahrer, welche auf den mlisten Jnseln der Südsee gutmüthige, gesellige Völkchen gefunden hatten, trafen auf den Marquesas cinen listigen , habgierigen, ungefügigen Menschenschlag, der sih eben so mißtrauish als abergläubisch, und ganz unzugänglich für die Reize der Civilisation zeigte. Die Bewohner der Mar- quesas sind das einzige Volk in der ganzen Nachbarschaft, bei welchem die Missionâre noch keínen einzigen Proselyten gemacht haben,

„Daher hat denn auch die französische Herrschaft binnen der 18 Mo- nate, welche seit der Besißnahme bis zum Abgange der leßten Nachrichten verflossen sind, nicht den mindesten Fortschritt auf der Jusel Tauata ge- macht, wo noch immer, troß der Ermordung des Kommandanten Halley, der famöse König Yotete herrsht, Der Capitain Cugnet, welcher dem Kommandanten Halley in dem Oberbefchle über die südöstlihe Gruppe der Manquesas nachgefolgt is, hat vergebliche Versuche gemacht, die Macht des Yotete auf einen anderen Häuptling zu übertragen. Dieser Häuptling, Maheono mit Namen, is zum König der Junsel erklärt und mit 5 Kano- nenschüssen begrüßt worden, er bat Geschenke erhalten und unter anderen eine neye Uniform, die uns seine ganze Hingebung eingetragen zu haben scheint, Unglückliherweise aber sind seine Befehle völlig wirkungslos in Bezug auf Alles, was Frankreih und die Franzoscu betri, obgleich sie sonst respektirt werden. Die Kanaks (so nennt man die (Eingebornen) haben sich geweigert, an die Bai von Waitahu unter den Schuß unserer Niederlassung zurückzukehren, so daß die Franzosen sich ganz vcreinsamt auf dem Ufer finden, welches ehemals vom Könige Yotcte und von seinem Stamme bewohnt wurde, Dieser Häuptling hat sih nach einer benachbarten Bai zurügezogen, wo er eine drohende Haltung beibehält.

„Die Lage der Sachen is keine viel günstigere auf der nordwestlichen Jnselgruppe. Von den kleinen Völkerschaften auf Nukahiva keunen die See- fahrer bis jeßt nur diejenigen , welche die südlichen Thäler bewohnen. Die Bewohner der nördlichen Thäler, wenn es dasclbst überhaupt Menschen giebt, haben sich Frankreich nicht unterworfen, ja sie kennen wahrscheinlich nicht cinmal die französishe Fahne.“

Der Verfasser des Briefes schildert hierauf das feindselige Ver= hältuiß, welches zwischen den südlichen Stämmen obwaltet, und des= sen Ausbeutung den Franzosen erlaubt hat, ihre Herrschaft in jenem Theile der Jusel einstweilen zur Anerkenuung zu bringen. Aber, fährt er fort, die Unterwerfung jener Völkerschaften wird nur so. lange dauern, als sie den Druck der Eroberung nicht fühlen. Wenn die Franzosen früher oder später anfangen, Gesehe geben und Polizei handhaben zu wollen, so is es nicht zu bezweifeln, daß die kriegeri- schen Hapas und Taipis sich gegen sie auflehnen. Und in diesem Falle werden sie den Franzosen ernstlih zu hafen machen. Als die Amerikaner vor 30 Jahren Nukahiva zu unterjochen versuchten, lief ihr von dem Capitain Porter angeführtes Expeditions - Corps in den Vergschluhten der Jusel die größte Gefahr, aufgerieben zu werden,

643

obgleih die Eingebornen damals noch feine Feuerwaffen sührten, die sie jeßt in großer Anzahl haben. ; G

Der Verfasser schließt mit der Behauptung, daß die Marquesas für Frankreih eine Last bilden, die durch gar feinen Vortheil aufge= wogen wird, selbst uicht einmal dur eine Erleichterung der französi- hen Schifffahrt in jenen Meeren, indem diese Inseln au keiner der großen Seestraßen liegen, wo man Landungspläbe nöthig hat. Er glaubt, daß die Regierung bei der Beseßung der Marquesas keinen anderen Zweck gehabt, als die Gründung eines französischen Botany Bai für politische Verbrecher.

Grossbritanien und Irland.

London, 10. April, Der nahe bevorstehende Termin der Eröffnung der Oster - Assisen des Gerichtshofes der Queensbencch in Dublin seßt die Anwalte der in der vorigen Gerichts - Session für \{huldig befundenen Repealer von neuem in Thätigkeit, um gegen das am Tage der Eröffnung bekannt werdende Straf-Urtheil zu remon= striren. Der Standard giebt in seiner Korrespondenz aus Dublin über die Absichten der Advokaten nähere Nachricht, Dieselben wollen, sobald am 15ten d. M., dem ersten Tage der Session, das Straf-Urtheil publizirt sein wird, auf ein neues Verhör antragen, weil der Ober= Richtcr die Jury dur sein Resumé irre geleitet habe, Die Grund= losigkeit dieser Beschwerde liegt indeß auf der Hand, da gegen dies Resumé weder ein juristischer Einwand erhoben worden is, noch der Gerichtshof seine Unzufriedenheit damit bezeugt hat. Man mag des halb wohl das Resultat des Antrags voraussehen, und hält darum andere vier Fragen in Bereitschaft, deren Entscheidung die Annulli= rung des Jury=Ausspruchs enthalten soll. Man will darauf Bezug nehmen, daß niht ausdrücklich nachgewiesen sei, daß die dem Ver= flagten zur Last gelegten Verbrehen wirklih in der Grafschaft Du= blin vorgefallen sind. Während des Prozesses erschien diese schou da- mals aufgeworfene Frage aber den Richtern als ganz unerheblich. Ebenso unbedeutend sind die übrigen Punkte, wodurch die Angeklag= ten die Sache in die Lânge zu ziehen hoffen, und es dürften nicht mehr als höchstens drei Tage zur Erledigung dieser Punkte und bis zur Vollziehung des Strafurtheils vergehen. Ju Bezug auf die Appellation der Angeklagten au das Oberhaus, welhe sich auf eben solhe vermeintliche Formfehler im prozessualischen Verfahren stüßen dürfte, fragen die Oppositionsblätter, ob die Regierung O'Connell cinferkern werde, während das Oberhaus über die Gültigkeit der Appellation zu entscheiden habe? „Wir wissen keinen hierher gehöri= gen Fall“, sagt der Staudard, „wo die Vollziehung der Strafe bis zur Entscheidung der Lords aufgeschoben worden wäre, und die Regierung wird also gewiß Anstand nehmen, von dem seitherigen Brauche zu Gunsten der angeklagten Repealer cine Ausnahme zu machen,“

F London, 10. April, Es i} sehr zweifelhaft, ob es Lord Ashley gelingen wird, seine Zehn-Stunden-Klausel der neuen Fabrik= Bill Sir James Graham?'s aufzudringen ; denn felbst wenn auch diese Klausel gegen den Willen der Minister im Unterhause durchgehen sollte, so ist doch sicher anzunehmen, daß sie von den Lords verworfen werden wird, Die Regierung wird sih einer für die industriellen Interessen so {hädlihen Maßregel aufs äußerste widerseßen, und ob- gleich die Bill zu einer Kabinetsfrage gemacht worden ist, so kaun sie doch unmöglich irgend eine Veränderung im Kabinet zur Folge haben, {hon aus dem einfachen Grunde, weil kein anderes Mi- nisterium lediglich auf das Prinzip einer Zehn =Stunden=Bill, die mit einer fleinen Majorität durch das Unterhaus geht, gebil=- det werden fann. Lord Ashley's Majorität bestand aus den heterogensten Elementen; Politiker, welhe niemals über irgend eine große Frage zusammen stimmen, vereinten sich bei dieser Gele= genheit aus mannigfahen Gründen, Lord Ashley zu unterstüßen; und Einige von ihnen, wie z. B. Lord Howick und Herr Charles Buller, erklärten das Prinzip der Bevormundung der Judustrie von Seiten des Staats für ein heilbringendes, indem sie mit einem Male die von Thomas Carlyle in seinem schr originellen Werke über den Char= tismus aufgestellte Lehre predigten, daß das laissez faire für die Arbeiter im neunzehnten Jahrhundert niht gut sei. Herr Carlyle ist ein guter Philosoph, aber ein sehr \{lechter Staats-Oekonom, und es wäre ein unglückliher Tag für England, wenn diese neuen Anti-laissez faire-Jdeen jemals das Uebergewicht in der britischen Legislatur erhalten sollten, Die Regierung hat bei dieser Gelegenheit aus reinem Pflicht- gefühl gehandelt, mit einer ehrenwerthen Unbekfümmertheit um vor- übergehende Popularität, ob innerhalb oder außerhalb des Parlaments, Es genügt, zu bemerken, daß die ausgezeichnetsten Staats-Oekonomen, wie Mac Culloch und Senior auf unwiderlegbare Weise die Nachtheile und Gefahren einer, die Fabrik - Arbeit beshränkenden Geseßgebung erwiesen haben, und daß Sir James Graham si nit allein durch diese auf Wissenschaft gegründeten Meinungen unterstüßt fand, sondern auch die ganze praktische Erfahrung der Fabrik=Jnspektoren gegen die Zehnstunden-Klausel sih aussprah. Die beiden Mitglieder des vori= gen Kabinets, Herr Labouchere, Ex-Präsident des Handels - Büreaus, und Herr Baring, Ex-Schabkanzler, standen nicht an, der neuen von hs Ashley vorgeschlagenen Beschränkung der Arbeit sich zu wi= derseßen,

Diejenigen, welhe Lord Ashley kennen, werden gern den Geist aufrichtiger Philanthropie, welche seinem Antrage zum Grunde liegt, anerkennen. Eben so wird man zugeben, daß es zu den Pflichten der Regierung gehört, diejenigen ihrer Unterthanen zu s{hüßen, welche unfähig sind, sich selbst gegen ihre mögliche Unterdrückung durch die Reichen und Mächtigen zu vertheidigen. Einen solhen Grund indeß für die verlangte Einmischung des Staats sucht man in dem vorlie= genden Falle der Fabrik - Arbeiter vergebens, Es giebt keinen Ge= genstand, über welchen übertriebenere Darstellungen verbreitet wor= den sind, als das vermeintlihe Elend der Weiber und Kinder in den englishen Fabriken. Die wchren Quellen der Belehrung über den Zustand diefer Justitute sind nicht die Declamationen eines Herrn Fielden und der Chartisten und Mistreß Trollope’s Romanze: „„The Factory-boy“, sondern die offiziellen Berichte der Fabrik-Jnspektoren, welche jährlich dem Parlamente vorgelegt und auch veröffentlicht wer= den, Das Fabrik -System is in der Wirklichkeit nihts Anderes als die in ein System gebrachte Judustrie. Es hat sich in allen fabrizirenden Ländern gebildet, und wir tragen kein Bedenken , zu behaupten, daß es im Einklange steht mit den Bedürfnissen unserer Zeit. Keine Ge- seßgebung vermag es jeßt mehr umzustoßen oder seine Ausdehnung mit Erfolg zu beschränken. Alles, was eine Gesehgebung vermag, besteht nur in den Bemühungen, dem Fabrik=-Systent eine gute Rich= tung zu geben, gehörige polizeiliche Maßregeln für die Sicherheit der Arbeiter zu treffen uud die Bildung der beschäftigten Kinder nicht aus den Augen zu lassen. Lord Ashley's Zehnstunden«Klausel geht weit darüber hinaus. Sie bedingt eine Beschränkung der Arbeit, welche dem Fabrikauten ein Sechstel seines Gewinns und ein Sechstel der Zinsen seines be- weglihen Kapitals entziehen würde. Könnte nun wohl irgend eine Maßregel für die Dauer deu Juteressen der Arbeiter-Klassen schäd- licher sein, als diejenige, welche so bedeutend die Fonds verminderte, aus denen sie ihr Arbeitslohn gezahlt erhalten? Es is nicht wahr, daß die englishen Baunwwvoklen-Spinner so bedentenden Gewinn realisiren, wie man hier und da auf dem Kontinent glaubt. Jm Gegentheil, der Ertrag, welchen die Fabrikbesizer daraus zichen, ist

bereits so gering, daß nur sehr große Kapitalisten in diesem Ge-= chäft sich betheiligen fönven, und der beste Beweis für den mäßigen Betrag ihres jährliheu Gewinns is die Wichtigkeit, welche die §a- brikanten auf die Verwerfung der Zehustunden-Klausel legen. Geradezu durch Geseße aber den Gewinn der Kapitalisten zu verfürzen würde eine Verantwortlichkeit nah sich ziehen, von welher es Niemanden wundern kann, wenn die britische Regierung sie ablehnt.

Wie die Bill jeßt steht, hat das Unterhaus eine Aeuderung des Geseßzes von nicht geringer Bedeutung bereits bestätigt, nämli die Verkürzung der Arbeitszeit für Kinder von 8 auf 67 Stunden, um denselben mehr Zeit für ihre Bildung zu gewähren. Die britische Legislatur hat damit ihre Besorgniß um die Wohlfahrt der heran= wachsenden Generation au den Tag gelegt und ihre Philanthropie in einer weit weniger fraglihen Richtung ausgeübt, als auf dem Wege der Bevormundung der Beschäftigung Erwachsener. Die englische Regierung würde sehr inkonsequent handeln, wenn sie die Arbeitszeit der Fabrik-Arbeiter verkürzte, ohne zugleih die Beschäftigung in an= deren Jndustriezweigen, wie in den Töpfereien Staffordshire's, den londoner Pußwaaren - Fabriken und Anderen, zu beschrän- fen. Der Reichthum Englands hat mit reißender Schnelligkeit durch die Fabriken und den Handel des Landes zugenommen ; die Politik der englischen Regierung hat die Kanäle, in welhen die National-Jn= dustrie sich bewegt, rein und frei von allen Hemmunissen zu halten. Was England verlangt, ist ein angemessenes Feld auf dem Markte der Welt und nichts mehr. Es hat keine geheimen Absichten gegen die

| Judustrie anderer Nationen; es hat wenig Gunstbezeugungen von

ihnen zu verlangen, Es verläßt sich auf die Energie und den Unter=- nehmungsgeist seines Volkes, und so lange als dieser seinen freien Lauf hat, ungefesselt durch unverständige Restrictionen, so lange hat cs keine Furcht, seinen bisherigen höheren Rang unter den Produ= zenten der Welt zu verlieren.

H e191

Brüssel, 12. April. Der heutige Moniteur meldet in sei= nem offiziellen Theile, daß der König die am 19. März von Herrn Dechamps, als Minister der öffentlichen Arbeiten, eingereihte Ent= lassung nicht angenommen hat.

Dasselbe Blatt publizirt nun auh das von den Kammern augenommene Geseß, welches die bisherige Art der Ernenuung dex Universitäts-Prüfungs-Juries mit einigen Modificationen provisorisch auf vier Jahre sanctionirt, Durch eine Königliche Verordnung vom 9ten d. M. werden diese Prüfungs-=Kommissionen zur Ertheilung aka=- demisher Grade in außerordentlicher Session auf den 15ten d. M. einberufen, und können diefelben ihre Session bis Ende Mai's aus= dehnen.

Eine Königl. Verordnung vom 31. März genehmigt die Eröff=- nung einer Subscription in allen Gemeinden Belgiens zur Betheili= gung an dem Unternehmen der belgischen Kolonisirungs-Compagnie in Guatimala, Das Journal de Bruxelles zollt dieser Begünsti= gung von Kolonifirungs-Plänen im Allgemeinen lebhaften Beifall, nur wünscht es, daß die Regierung dem Publikum hinreichende Aufschlüsse

| darüber vorlegen möchte, ob die Kolonie zu St. Thomas auch wirkli

Aussichten auf gedeihlihen Erfolg darbiete, denn bis jeßt habe man n DENGLLOGA über die Gesundheit ihres Klimg's und ihrer Lage erhalten.

I-X 6 l.i- Wi

Turin, 6. April. (A. Z) Unser Hof hat die von Frankreich angetragene Vermittelung in der tunesishen Angelegenheit abgelehnt, weil der Traktat von 1832 unter englishem Einfluß geschlossen wor= den ist, Dieser Tage ist die Nachricht von London eingegangen, daß der Hof von St, James diese Vermittelung übernommen hat. Dems-= zufolge sind hier umfassende Jnstructionen für den zu Tunis residiren- den britíshen Konsul verfaßt und au ihn direkt von hier aus abge= fertigt worden. Man hofft, dadur jeder unangenehmen Kollision mit Frankrei und zugleih mit der Pforte zu entgehen.

Spanien.

Xck* París, 10, April. Die Provinzial = Deputationen von Alava, Guipuzcoa und Biscaya haben drei Abgeordnete, die Herren Viyanco, Egaña uud Jane nach Madrid geschickt, um die Königin Christine wegen ihrer Rückkehr nah Spanien zu beglückwünschen. Aber nächst diesem öffentlihen Zwecke hat die erwähnte Deputation noch die geheime Sendung erhalten, bei dem madrider Kabinette auf die Wiederherstellung der politischen Privilegien des Baskenlandes zu dringen und die mit diesen Privilegien im Widerspruche stehenden Dekrete Espartero's für null und nichtig zu erklären, um so mehr als dieselben das in Folge des Vertrags von Bergara und im Einklange mit den Bestimmungen desselben erlassene Geseß vom 5. Oktober 1839 verleßen, Jn diesem Sinne hat bereits Herr Aldamar, Senator für Guipuzcoa, zu der Königin Christine gesprochen, als er ihr bei ihrer Ankunft in Madrid in Begleitung des Marquis von Valmediauo und des Herrn Larreta, die ersten Huldigungen im Namen der geuannteu Provinz überbrachte. Von welchem Erfolge diese und ähnliche Schritte sein werden, steht abzuwarten. Ju Navarra und dem Baskeulande geht zwar sehr stark die Rede, daß die Zolllinie demnächst vou der Pyrenäengränze wieder an den Ebro zurückverlegt werden solle, allein es ist bis auf weiteres anzunehmen, daß dieses Gerücht nichts Anderes ist, als der Ausdruck eines mit dem Gesammt - Juteresse Spaniens unverträglihen Provinzialwunsches.

Die Uneinigkeit des spanischen Ministeriums, welche eine Zeit lang eine Kabinets - Veränderung herbeizuführen drohte, {eint jeßt durch die Verständigung über die zweckmäßigste Benußung des Sie- ges über den Aufstand in Alicante und Cartagena beseitigt worden zu sein. Das Ministerium verzichtet, allem Anschein nah, nicht nur auf jede fernere Steigerung, sondern au auf die längere Fortseßung des bisher befolgten Systems der außergeseblichen Reaction. Nach einigen vorläufigen Maßregeln, durch welhe das Ministerium dem Mißbrauche der Preßfreiheit zuvorkommen will, deu es von der Rache der Oppositionsblätter zu fürchten hat, soll der Belagerungs=Zustand des Landes aufgehoben und Alles in das gewöhnliche Geleis zurück= geführt werden. Als die wichtigste jener Maßregeln wird die Ver= dreifachung der Caution genanut, welche die Zeitungen in Spanien, nach französischem Muster, zu leisten haben, Diese Caution beträgt gegenwarg für Madrid selbst 40,000 Realen, und sie wird durch die von der Regieruug vorbereitete Verorduung auf 120,000 Realen gebracht werden, eine Summe, welche allerdings für Spanien, wo die Zeitungen uicht sehr einträglihe Unternehmungen sind, vermuth= lich eine merkliche Beschränkung der Zahl dex üöffentlihen Blätter mit sih bringen wird.

Nach einem vom 30sten v. M. datirten Schreiben aus Valencia, beschäftigt man sh in dieser Stadt sehr lebhaft mit dem Gedanken an den Kriegszug gegen Marokko, den die öfentlihe Meinung in

age

nc1ia

Spauien allgemein wie eine Ehrensache ansieht, Da wenige vor dem Datum jenes Briefes einige Stücke Geschüß aus Vale ausgerüdckt waren, so glaubte man durhweg, daß die Regie reits beschäftigt sei, iu irgend eiuer aubalusisten Hafen 7 geräth für die Heerfahrt gegen die Ungläubigen auzuhäufen.