1844 / 108 p. 2 (Allgemeine Preußische Zeitung) scan diff

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j öthig, da die vorhandenen geseßlichen Bestim- s O L Bure ‘die fraglihen Papiere anwendbar seien; er stellt dagegen den Antrag, die Regierung zu ersuhen, das frühere Geseß zu dem Zwecke der Einführung einer längeren Verjährungs- frist revidiren zu lassen. Das Geseß wird jedoch einstimmig ange= nommen und Wellers Antrag verworfen.

nnbeim;, 13. April. (Mannh. Journ.) Gestern Nachh- A Uhr find Se. Majestät der König von Württemberg, Zhre Königl. Hoheiten die Prinzessin von Oranien und Prinzessin Marie von Stuttgart über Bruchsal mit der Eisenbahn hier einge-= troffen und im Gasthause zum „„Pfälzerhof“ abgestiegen. Heute seßte die Prinzessin von Oranien ihre Reise nah dem Haag auf dem Dampfboote der Niederländer-Gesellschaft fort. Se. Majestät der König und die Prinzessin Marie begleiten dieselbe bis Mainz und werden morgen Mittag wieder hierher zurüdckehren,

Grh. Hessen. Darnistadt, 14. April. (G. H. Z) Se. Kaiserlihe Hoheit der Großfürst Thronfolger von Rußland is gestern Abend 10 Uhr aus dem Haag wieder hier eingetroffen.

Sachsen-Altenburg. Altenburg, 14. April, (D. A. Z.) Das hiesige freiadelige Magdalenenstift hat in neuerer Zeit sih mehr= facher äußerer Beweise der Anerkennung seiner nüßlichen und segen- vollen Wirksamkeit zu erfreuen gehabt, abgesehen von dem stillen Danke, den so viele Familien ihm zollen, So hat in diesen Tagen Herr Baron Karl von Gersdorf auf Tüß, im deutsh=-kroneshen Kreise in Westpreußen, der Anstalt eine Summe von 1000 Rthlr. in der Absicht gewidmet, daß sie durch Zinsenzuschlag auf 2009 Rthlr. ge=- bracht und dann der Abwurf einer Fräuleinstelle zu Gute gehen soll. Herr von Gersdorf selbs hat dem Stifte eine Tochter anvertraut, und seine Aeltermutter, die Gattin des Geheimen - Naths - Direktors Freiherrn von Gersdorf, geb. Frein von Friesen, hatte zur Gründung des Stifts die erste Jdee gegeben.

7 Aus dem Luxemburgischen, 10. April, Die vom Magistrat der Stadt Arlon den belgischen Repräsentanten eingereichte Adresse, welche die für Belgien nothwendige Fortdauer des Gesebes vom 6. Juni 1839 in einer sehr genauèn statistischen Nachweisung auseinandersebt, hat, da sie ein neues Licht über die wahren kommer-= ziellen Bedürfnisse des Landes verbreitet, in Nr, 95 der Kölnischen Zeitung mit Recht Berücksichtigung gefunden. Da jedoh der Kor= respondent der Kölnischen Zeitung Einiges übergeht, was zur vollständigen Erörterung jenes sehr interessanten Aktenstückes gehört, so finden wir uns um so mehr veranlaßt, diese Angelegenheit noch weiter zu verfolgen, als die Gegner des Zoll-Vereins keinesweges geneigt zu sein scheinen, die bereits erreichten Vortheile des Zoll-Ansdlusses ans zuerkennen, vielmehr die Hoffnung nähren, bei den nächsten Sihungen der Landstände der Frage der Verlängerung desselben, durch Benubung der gegenwärtigen ungünstigen Lage der Eisen -Jndustrie, eine ihren Grundsäßen und Bestrebungen entsprechende Wendung geben zu kön- nen. Diese vorauszusehenden Umstände sind es eben, welche der Adresse eine Bedeutung geben, die sie sons unter den jeßigen Ver= hältnissen des Großherzogthums nicht hätte, indem für beide Staaten kein Zweifel über den Charakter dieses so verschieden interpretirten Gesezes übrig bleibt. Zur weiteren unparteiishen Beurtheilung des Gegenstandes dürste man sich hier der Epoche erinnern miissen, in welcher, auf Antrag der nah dem Haag berufenen Kom- mission, mit \o vieler Bereitwilligkeit und Zuvorkommenheit zwischen belgischen und luxemburgishen Diplomaten unterhandelt wurde, um die damals noch allein fürs Großherzogthum so hochgestellten Vortheile des belgischen Geseßes vom 6. Juni durch bedeutende Konzessionen beizube= halten. Nur falsche politische Beweggründe und nicht das Bewußtsein der wahren Jnteressen des Landes, konnten diejenigen, welche sih damals geltend zu machen wußten, bei ihren Schritten leiten; denn {hon vor dem Erscheinen der bezeichneten Adresse war es ein Räthsel für viele Luxemburger, wie Belgien eine derartige Bereitwilligkeit zurückweisen fonnte, und heute wäre dies noch wunderbarer, wenn man nicht mit Recht annehmen könnte, Belgien habe nie verkannt, daß des Großherzogthums kommerzielle Verhältnisse es eben so an den Zoll= Verein weisen, wie seine politishe Lage. Diese rihtige Würdigung der Sache von Seiten Belgiens und sein Zweck, einen vortheilhaften Handels-Vertrag mit dem Zoll-Verein zu schließen, gehen aus Allem hervor, was die belgische Diplomatie damals that und noch heute beob= achtet. Nicht ohne Grund kann man daher allerdings der Muthmaßung Raum geben, daß die Adresse der Stadt Arlon um so weniger Sym- pathie in Brüssel gefunden haben mag, je klarer sie die wahre Lage der Dinge schildert, Sie enthält unter Anderem folgende vielbedeu- tende Worte, die wir, um den Sinn nicht zu beeinträchtigen, im Ori- ginal geben: „Refoulant dans nos âmes nos sentiments pour nos anciens compatriotes, qui pour nous du moins, sont restés des frères, nous rejeterons donc de lPexposé que nous avons lP’honneur de vous soumettre toute consideration qui aurait pour but ou pour resultat leur interêt exclusif; nous examine-

mälde geliefert, indem er das Gottesgericht schilderte, welches hereinbrach über Karl von Anjou.

Auch für die Kunstgeschichte ist Manches geschehen, beinahe aus- \{ließlich indeß mit Rücksicht auf Sicilien, denn über das Festland finden wir nur einiges Fragmentarische in Della Valle? s Letere Sanes), in Wil- lemin’s Monumens inédits u, s w. Auf Híttorf's und Zanth's lei- der nicht vollendete Architecture moderne de la Sicile folgte H, Gally Knight's The Normans in Sicily mit einem s{önen Heste von Ansich- ten; Saracenic and Norman remains in Sicily ein Werk, von welchem zugleih mit einer Bearbeitung der früheren Schrift desselben Verf. , über die Bauten in der Normandie, eine deutsche Ueberseßzung erschien, als „Ent- wickelung der Architektur vom 10ten bis 14ten Jahrhundert unter den Nor- mannen in Franfceich, England, Unter-Jtalien und Sicilien, mit einer Ein- leitung von Dr. C. R, Lepsius“ (Leipzig 1841). Namentlich die Ein- leitung war es, welhe von mehreren Seiten her heftige Opposition erregte. Der Duca di Serra di Falco erläuterte dann die sicilischen Kirchen in dem großen Werke: Del Duomo di Monreale e di altre chiese Siculo- Normanne (Palermo, 1838). Die umfassendsten Forshungen aber über das ganze südliche Jtalien, in antiquarischer und künstlerischer Hinsicht, sind von einem Deutschen unternommen worden, Dr. Heinrih Wilh. Schulz, gegenwärtig Direktor der Antifen -Sammlung zu Dresden. Zehn Jahre widmete derselbe vorzugsweise diesen Untersuchungen, bei denen mehrere tüchtige Künstler, besonders A. Hallmann und S. Cavallari, ihm ur Seite standen, und welhe einen Schaß an Nachrichten und den \ jönsten Zeichnungen geliefert haben. Mit der Ausarbeitung eines Werkes über die

e der Kunst in Unter-Jtalien, von den ältesten Zeiten bis zum 16ten Fa e, ist Schulz gegenwärtig beschästigtz von dem vai gehörigen ALINENE, welches den Titel; Denkmäler des Mittelalters in nase, S ien führen wird, sind die beiden ersten Hefte dem Erscheinen

Griabé mit Avale e Di und. Skulpluten DriRgen. G

Luynes herausgeaoben V ig sich das unter den Auspizien des Duc

\chriebene Ges ite O x e Werk. Es enthält eine gut und lebendig ge- Nahfolger, An wik Vis S Herrschaft und ihrer hohenstaufischen hinreichend, um eine Rad E eines ausführlichen Geschichtswerkes, aber Daß für die hohenstausichen Zeiten 9 der dortigen Verhältnisse zu geben.

Bud dürfte einigermaßen als Man iten R *Bruribeil ee

# : eilung de uches in historischer Hinsicht liegt mir indeß fern, indem ide nur

648 rons la question sous le point de vue belge; nous nous pla- cerons sur le terrain belge; nous n’envisagerons que Pin- teret belge, et nous croyons que sous ce rapport encore, la loi du 6. juin 1839 doit ¿tre maintenue.“

Die Behauptung, daß die Gegner des Zoll - Vereius durch ihre Sympathie für Belgien sich in einem hohen Grade verblenden ließen, hat noch vor einigen Monaten darin eine weitere Bestätigung erhal- ten, daß man jener Sympathie zu Liebe auf Kosten des Großherzog- thums ein Opfer von uicht weniger als 10,000 Thaler jährlich brachte, um das französishe Salz durch belgisches zu erseßen. Nicht ohne Befremden liest man in dieser Beziehung in der Adresse: „Nach einer jüngst getroffenen Maßregel hat sich das Großher- zogthum entschlossen, seinen Bedarf an Salz aus Belgien zu nehmen. Es hat si dazu nicht deshalb entschlossen, weil es darin einen Vortheil findet, sondern weil es Belgien für sein Geseß vom 6. Juni eine neue Anerkennung zu Theil werden lassen wollte. Ju der That hat die Großherzogliche Regierung , be- vor sie diesen Schritt that, genaue Erkundigung eingezogen, und die eingelieferten Muster von französischem und belgishem Salz durch Sachverständige gehörig prüfen lassen. Es ging daraus hervor, daß das Großherzogthum Vortheile hätte, dem französishen Salze den Vorzug zu geben, nicht allein in Bezug des Preises, sondern auch in Bezug der Qualität, Dessenungeachtet hat sich die Großherzogliche Regierung bewogen gefunden, ein Opfer zu bringen und das belgische Salz vorzuziehen (s’est resigné à un sacrifice et a donné la préférence à notre pavs,.).“

Kann man nun nicht nah allem diesem behaupten, daß dieses wieder zur Sprache gebrachte loi de faveur von Haus aus vorzugs weise als ein politisher Aft betrachtet worden is und noch heute als solcher betrahtet werden muß, um sich alle Widersprüche und die ihm zum Grunde gelegte kommerzielle Wichtigkeit zu erklären?

Oesterreichische Monarchie.

Wien, 9. April, (A. Z.) Die übliche Promenade am gestrigen Tage (dem Ostermontage) im Prater stand, obgleih vom \{önsten Wetter begünstigt, sowohl an Zahl als an Schönheit der Equipagen jener früherer Jahre weit nah. Judessen war der Besuch dieses alten Belustigungs-Orts der Wiener im Allgemeinen ungeheuer.

Die auch hier jebt in einem unerhörten Grade herrschende Duell- wuth hat leider wieder ein neues Opfer gefordert. Eines im Anfang unbedeutenden Anlasses wegen hatten sich nämlih Graf Franz von Schönborn =- Wiesentheid , erster Agnat des älteren Zweiges dieser gräflihen Familie, und der Kaiserl. Hauptmann außer Dienst, Baron Arnstein, auf Pistolen gefordert, und das Duell fand gestern in der Umgebung von Preßburg statt. Nachdem beiderseits ein paar Schüsse gewechselt waren, streckte die dritte Kugel Arnstein's, welche dem Grafen Schönborn bei der Hüfte eingedrungen war, diesen im Alter von faum 31 Jahren todt nieder. Er hatte schon einer großen Zahl frü- herer Zweikämpfe theils als Zeuge, theils - als Kämpfer beigewohnt,

Frankreich.

Pairs - Kammer. Sißzung vom 11. April, Heute beendigte die Pairs-Kammer die Diskussion des Geseß-Entwurfs über die Eisenbahn - Polizei und nahm schließlich den ganzen Entwurf mit 92 gegen 20 Stimmen an, Jm Lauf der Sibßung ertheilte die Kam= mer dem Fürsten von der Moskwa guf dessen Wunsch die Erlgub- niß, eine Interpellation an den Marine-Minister zu richten, „Jch wünsche zu wissen“, sagte der Juterpellant, „ob der Offizier, welcher \o eben von Otaheiti angekommen i, neue Dokumente mitgebracht hat, und ob die Regierung in diesem Falle glaubt, daß dieselben von der Art sind, um denen hinzugefügt werden zu können, welche sie bereits zur Verfügung der Kammer gestellt hat‘. Hierauf gab der Marine-Minister, Barou von Ma ckau, zur Antwort: „Die Regierung hat durch den Offizier, der gestern früh angekonmen is, einen Be- riht des Admiral Dupetit-Thouars erhalten, Dieser Bericht ist ganz derselbe , welhen mehrere Mitglieder schon vor sechs Wochen angelangt glaubtenz es is nur eine Wiederholung des ersteren, und man erfährt dadurch nichts Neues ; es is die Kopie des vielbesprochenen Berichts, der mit dem Schiff „Elisabeth“ anlangte. Die Kammer wird sich erinnern, daß ih bei Gelegenheit des Ereignisses von Otaheiti in diesen Mauern, so wie in der Deputirten-Kammer er-= klärte, die Regierung habe nur ein einziges, vom 10, November 1843 datirtes Schreiben vom Admiral Dupetit - Thouars empfangen, Seit dieser Erklärung hat kein Kriegs-= oder Handelsfahrzeug ein anderes Schreiben überbraht, Der Offizier, welher gestern an= ekommen, hat ein Schreiben vom 15, November 1843, also nur fünf Tage später datirt als das erstere, mitgebraht. Dieses Schreiben is auch nur sehr kurz. Die Kammer wird begreifen, daß ein Schreiben, welches am 15ten auf hoher See und in dem Augen- blick, wo der Admiral Dupetit-Thouars sih anschickte, von Otaheiti nah Chili zu segeln, abgefaßt is, keine andere Thatsachen und Auf- {chlü}se enthalten fann, als die, welhe {ou zur Kenntniß beider Kammern gebracht worden sind,“ Der Fürst von der Moskwa : Also wird die Regierung dieses neue Dokument nicht mittheilen, Der

von dem künstlerischen Theile desselben zu reden mir vorgenommen habe, welcher, für Deutschland wenigstens, wohl ein überwiegendes Jnteresse hat. Hier nun bieten sich erst die normännishen Bauten und übrigen Werke dar, und zwar zuvörderst das Grabmal des Fürsten Boemund von Calabrien und Antiochien, des Sohnes Nobert Guiscard's (4 1111) zu Canofa in der Kirhe S, Sabino (Taf, 3, 4). Es isst ein kleines der Seitenwand der Kirche angehängtes kapellenartiges Gebäude, Das untere Geschoß be- steht aus vier Nundbogen mit Pilastern, durh ein Dach bedeckt, worauf ein oberes Geschoß mit Säulen und Nundbogenfensternz; das Ganze ge- krönt durch eine ziemli spizzulaufende Kuppel, Die Form is unregelmäßig z an der einen Seite sicht man eine Absis. Der Styl des Ganzen und der Details zeigt ein Gemisch von Antikem und Orientalischem. Die Bronzethür, mit zwei ungleichen Flügeln, hat Ornamente in arabischem Styl: eine der Inschrif- ten besagt, daß sie zu Amalfi von No geríus gegossen ward (Melliac Campan. Rogerius secit bas lanuas et candelabrum). Von größerer künstlerischer Bedeutung sind andere Erzthüren der Gegend, u, A. die der Kirche von Monte S. Angelo (Taf. 5), auf dem waldreichen Gargano, wo, nach den Legeuden der Hagiographen, schon zu Konstautin's Zeit der Erzengel Michael verehrt ward, Jn 24 Feldern zeigt sie Abbildungen und Juschrif- ten, welche die Erscheinungen des Erzengels zum Gegenstande haben. Sie wurde im Jahre 1076 zu Konstantinopel gegossen, Vom Jahre 1119 is die des Domes von Troja (Taf. 6), welche leider im 16ten und l7ien Jahrhundert großentheils erneuert ward, Der Künstler nennt sih in einer Juschrift der kleineren Thüre, an welcher man die Bildnisse dortiger Bischöfe sicht { Factor portarum fuit Oderisius harum Beneventanus. Die Grün- na es neuen Troja seyt man ín das Jahr 1019, Eine Kanzel in S. Basilio în der nämlichen Stadt ist aus- dem Jahre 1168,

Der Dom (S. Sabino)-zu Bari wurde uach dem Jahre 1035 ge- weiht, bedurfte aber shon zu Ende des Jahrhunderts Ausbesserungen, wurde bei der Einnahme der Stadt durch K, Wilhelm den Bösen 1156 stark be- [2av! t, dann 1171 wiederhergestellt, Der Glockenthurm wurde nach dem

rdbeben von 1267 umgebaut, Auf Tafel 7 und 8 sieht man die Hinter- seite und Details. Die mittlere Kuppel ist ganz im romanischen (byzanti- nischen) Styl, mit s{hönen Einzelnheiten ; das Rundfester der Mitte zeigt trefflih ausgeführte Skulpturen, Laubwerk, Figuren, Thiere mancher Art, die gleichfalls noch dem Romauischen angehören, so daß das Gebäude, wie wir es jeyt vor uns sehen, in seinen Haupttheilen aus dem 11ten Jahr- hundert sein muß, Viel berühmter als der Dom ist S, Nicola, vom

Marine-Minister: Die Regierung wird die Sache in Ueberle- gung nehmen.

__ Deputirten-Kammer. Sißung vom 11. April. Der größte Theil der heutigen Sißung wurde noch mit Verhandlungen über den 3ten Artikel des Patentgeseßes hingebracht. Es war dabei eine allgemeine und eine besondere Frage zu entscheiden, Bei der allgemeinen handelte es sich darum, ob gewisse Arten von Erfindun- gen von dem gemeinen Ret ausgeschlossen und für nit patenti- rungsfähig erklärt werden sollten. Diese Prinzip - Frage fand wenig Widerspruch. Nun aber kam die besondere Frage an die Reihe, ob in diese Kategorie der nicht patentirungsfähigen Erfindungen die ‘phar- mazeutishen Compositionen und spezifishen Mittel gestellt werden sollten. Herr Bethmont sprah dagegen, Herr Bouillgud dafür. Die Kammer trat der ersteren Anficht bei und {loß, wie es der Geseß= Entwurf verlangt, jene beiden Arten' von Erfindungen, weil dieselben zu oft bloße Charlatanuerieen sind, durh welche das Publikum betrogen und Gesundheit und Leben der Leichtgläubigen gefährdet wird, von der Patentirungs-=Fähigkeit aus. Die Sibung endete mit einer Debatte über den folgenden Artikel, der die Feststellung der Dauer der Patente, den dafür zu zahlenden Preis und die Art der Erhe- bung dieser Gebühr betrifft. Der Entwurf seht die Dauer der Patente, wie bisher, auf 5, 10 oder 15 Jahre und den Preis auf resp. 500, 1000 und 1500 Fr., was für die beiden ersten Zeiträume eine Erhöhung ift, da bisher für diese nur respektive 350 und 800 Fr. zu zahlen waren. Es wurden verschiedene Amendements vorgeschlagen, theils um diese Tax=-=Säße zu verringern, theils um die Zahlungsweise zu ändern, Die Kammer verwarf die auf den ersteren Punkt bezüglichen Amen dements, genehmigte aber ein von Herrn Taillandier vorgeschlagenes, wonach die für das Patent zu entrichtende Gebühr nicht gleih auf einmal beim Empfang desselben, sondern in jährlihen Raten von 100 Fr. bezahlt werden soll,

Paris, 12. April, Man will hier die jeßige Reise des Königs der Belgier nah England mit dem vom Könige der Franzosen, wie es heißt, beabsihtigten Besuch der Königin Victoria in Verbiudung bringen. König Leopold wolle nämlich, sagt man, die Königin von England zu einer späteren Reise nah Paris zu bewegen suchen. Wenn die Reise des Königs der Franzosen stattfände, so würde dies niht vor dem Schlusse der gegenwärtigen Session der Kammern gee {ehen können, aber auh nicht später, als im Monat Juni, da die Königin Victoria ihrer Niederkunft im Juli entgegensieht. Außer Herrn Guizot wird, dem Vernehmen nah, auch Marschall Soult den König auf dem Ausflug nah der Jnsel Wight begleiten.

Dem Annuagire Militaire zufolge, hat das erste Dragoner- Regiment die Erlaubniß erhaten, den Namen Orleans anzunehmen, desgleichen das erste und sehste Lanciers- und das erste Husaren-Regi- ment die Namen Nemours, Orleans und Chartres. Nach der Juli Revolution waren alle Namen von Prinzen, welche verschiedene Re=- gimenter erhalten hatten, aufgehoben worden.

In Rive de Gier ist die Ruhe wieder hergestellt ; indeß haben die Grubenleute ihre Arbeiten noch nicht wieder begonnen, obgleich die Gesellschaften ihnen das Anerbieten gemacht, ihren Tagelohn wieder auf denselben Fuß zu stellen, auf dem er vor den Ereignissen der leßten Tage gestanden, Die Arbeiter verlangen zwar nicht, daß ihr Lohu noch mehr erhöht werden solle , aber sie tragen darauf an, daß derselbe durh einen von den Grubenbesißern unterzeichneten Ta- rif festgestellt werde. Die Arbeiter haben sich namentlich über die \{hlechte Verwaltung der Sparkassen beklagt und verlangen, daß eine aus Werkyerständigen bestehende Jury gebildet werden it, um alle Projekte hinsichtlich einer Reduction des Arbeitslohns vor der Hand zu prüfen. Sie stellen auh die Anforderung, daß man sie alle 14 Tage statt alle Monate bezahle, daß das Del, welches sie bei ihren Ärbeiten verbrauhen, den Grubenbesißern zur Last geschrieben, was täglih 20 bis 25 Centimen ausmacht, und ihre Arbeitszeit nicht, wie es in manchen Gruben zuweilen auf eine gewisse Zeit geschieht, ohne Erhöhung des Lohnes von 10 auf 12 und 14 Stunden ver= längert werden solle.

Die Subscription, welche bei Herrn Laffitte eröffnet worden ist, um der Regierung eine Anleihe von 500 Mill, Fr, zum Bau der Eisenbahnen anzubieten, hat bis jeßt 300 Mill. Fr. ergeben. Die meisten Zeichnungen kamen aus dem Auslande. Ein deutsches Haus hat für sich allein 8 Millionen unterschrieben,

Gestern Abend um Uhr verfügte sich Herr Guizot, der im Laufe des Tages mehrere Couriere erhalten und mit dem Marine- Minister eine lange Konferenz gehabt hatte, in das englishe Bot- {hafts-Hotel, wo er bis 11 Uhr mit Lord Cowley in Konserenz blieb.

Im nächsten Herbst soll ein Uebungs- Lager von 40,000 Mann in der Umgegend von Meß gebildet werden, Es is dasselbe haupt- sächlih für Uebungen der Artillerie bestimmt,

o Paris, 12, April. Ju der heutigen Sihung der Pairs- Kammer führte der Kanzler, Baron Pasquier, den Vorsib, Vit Kammer war zahlreicher als gewöhnlich versammelt, Herr Persil

Ende des 11ten Jahrhunderts, Tafel 9 zeigt uns den Bischofs-Stuhl (des Bischofs Helias,, + 1105), dessen Siy drei gefangene Araber tragen, Cl- nen anderen eigenthümlichen Bischofs-Stuhl sieht man in S- E bi no zu Canosa (Taf. 10): er wird von zwei Elephanten getragen, un? die Zuschrist heißt+ Urso preceptor Romoaldus ad bec fsuit actor. Dieselbe Kirche hat eine wahrscheinli der zweiten Hälfte des 11ten Jahrhundeits angehö- rende Kanzel (Taf, 411) von vier Pilastern mit Nunbbogen getragen, an der Vorderseite der Adler des Evangelisten, mit der Inschrift? Per iussionem Domini mei Guitberti Venusinus presbyter CSO Acceplus, Rear archidiaconus seci hoc opus., Die K athedrale von Trani (Taf. 12)

hat maureske Bestandtheile und Spiybogenfenster der Glocfenthurm erhebt

N Gir auten hohen Bogen, Besonders interessant (f die Thüre (Taf, T2 N Holz mit Bronzeplatten verziert (wie die von S. Zeno in Verona]. gn 32 Abtheilungen sind Darstellungen aus dcr Geschichte des Heilands, der Phavouna der Apostel u, f, Ma iflte halten. Der Styl ist byzantinisch, ähnlich der Thür zu Lavello in Basili- cata und der kleineren zu Monreale, welche die Inschrift trägt: Barisanus Tran. me secit. Im Dom_ von Santo (Taf, 16) zeigt sich der Uebergang zum germanischen Styl, Er isst wahrscheinlich aus der ersten Hälste des 13ten Jabrhunderta n ries Ave neben einander f , Löwen und ho ( .

v G Vg lo pet Thon mitten in der Zeit des schtwäbischen Hauses, Von Fricdrich's 11. Palast zu Foggtia (Taf. 17, 18) is wenig geblieben, Man sieht einen Nest des Quaderbaues des Grundgeschosses, cine mo- derne Thüre, eingeschlossen von einem reich mit Blätterwerk verzierten Bogen, dessen Enden auf Adlern ruhen, Eine Zuschrift ist erhalten: Uoc fieri : eit Fredericus Cesar ut urbs sít Fogia regalis sedes inclita Imp e- e Ein Bartholomeus stand dem Bau vor; ob als Künst- ler, is ungewiß, Man weiß, welche Nolle die Sarazenen von Lucera in der Geschichte Friedrich's spielen, und wie sie zu den Anschul- digungen gegen diesen wenigstens sehr sreigeisterishen Kaiser haben herhal- ten müssen, Von der Sarazenenburg (Tafel 19, 20) steht noch die Ringmauer, welche 900 Meter im Umfange und funfzehn meist viereckte Thürme hat. An dem einen Ende is die eigentliche Citadelle oder der Kaiserliche Palast, ein Viereck, von außen mit bloßen Schießscharten in den

Mauern versehen, hinter denen eine gewölbte Gallerie von zwei Geschossen. -

Jm Junern nts als Trümmer, blos Reste eines Saales in der Mitte, Das Mauerwerk zeigt zum Theil Quadern von älteren Bauten, theils Kie-

verlas zuerst den Bericht der Kommission über den Geseh-Entwurf, die geheimen Fonds betreffend. Der Berichterstatter erkennt an, daß die geheimen Fonds in den Händen der Regierung eine furchtbare Waffe seien, aber eben so sehr erkennt er deren Unentbehrlihkeit an. Er beantragt daher Namens der Kommission die einfahe Annahme des Entwurfs, wie er von der Deputirten-Kammer bereits angenom- men is. Die Kammer beschloß den Druck dieses Berichtes, bestimmte jedoch noch feinen Tag für die Diskussion, Der Präsident bemerkt nun, daß die Tagesordnung Erstattung des Kommissions -Berichts über den Geseh = Entwurf, den Sekundär - Unterricht betreffend, be- stimme. Allgemeine Aufmerksamkeit, man sieht die Mitglieder der Kammer sich zu der Tribüne drängen. Auf den vorbehaltenen Tribünen bemerkt man mehrere Geistlihe. Der Herzog von Broglie besteigt die Tribüne und verliest seinen Bericht unter allgemeiuer Stille und Aufmerksamkeit, Man bemerkt darin einen Paragraphen, worin beantragt wird, daß jeder Familienvater das Recht haben solle, zu verlangen, daß der Religions-Unterriht seinem Sohne dur einen Geistlihen seiner Konfession ertheilt werde. Nach Beendigung der Verlesung dieses Berichtes machte sich lebhafte Aufregung in der Kammer bemerkbar, die Sißung war noch um 47 Uhr suspendirt.

Ju der Deputirten-Kammer wurde die Debatte über das Geseh wegen der Erfindungs =- Brevets fortgeseßt. Als dieselbe zu einem Amendement des Herrn Bethmont zu Art. 5 gekommen war, das angenommen wurde, erhob sich Herr Ledru-Rollin, das bekanute radifale Mitglied, sagend: seine Absicht sei schon gestern gewesen, die Herren Minister der auswärtigen Angelegenheiten und der Marine über die neuen aus Otaheiti eingelaufenen Depeschen zu befragen und die Niederlegung dieser Depeschen in den Archiven der Kammer zu verlangen. Aber keiner dieser beiden Minister habe sich an seinem Plabe befunden. Dasselbe sei heute der Fall. Er wolle sich daher an das einzige auf seinem Posten anwesende Mitglied des Kabich nets wenden und fragen, ob diese Niederlegung der erwähn- ten Depeschen in den Archiven der Kammer statthaben könne. (Lärm und Aufregung.) Der Handels-Minister, Herr Cunin-Gri- daine: Die Herren Minister der auswärtigen Angelegenheiten und der Marine seien in der Pairs - Kammer. Morgen würden sie wohl frei und also hier sein, Das ehrenwerthe Mitglied könne dann seine Juterpellgtionen erneuern, und es werde dann das Geeignete darauf erfolgen, Hiermit war die Sache für heute abgethau, und die Kammer seßte nun die Berathung der Artikel des Geseßes über die Erfin- dungs-Brevets fort.

Jn der heutigen Versammlung der Deputirten in den Büreaus bemerfte man die Abwesenheit einer großen Zahl fonservativer De- putirten, was zur Folge hatte, daß bei Ernennung der Commissaire für den Geseß=Entwurf, die Aushebung von 80,000 Mann, den Antrag des Herrn von St. Priest auf Verminderung der Brieftaxe, den Antrag des Herrn Chapuis Montlaville auf Abschaffung des Zeitungs-Stempels und den Antrag, die Hierarchie der Beamten be- tressend, von Herrn St. Marc Girardin, u. a, die Opposition ihre Kandidaten in mehreren Büreaus durdh)sebte. :

Seitdem der Constitutionnel seinen Preis für das Abonne- ment auf die Hälfte des früheren herabgeseßt hat, soll er zu den von früherher mit übernommenen Abounenten bereits 2500 neue erhalten haben, so daß deren Gesammtzahl bereits 5500 betrüge. Und noch täglich soll die Zahl derselben zunehmen. Er hatte bekanntlich früher bis an 22,000 Abonnenten, die aber, als die 40 Frankenblätter aufka- men, so bedeutend zusammenschmolzen. Es scheint nun, daß viele derselben sich wieder ihm zuwenden. Man weiß zwar noch nicht be- stimmt, welche Blätter dadurch verlieren, doh wird allgemein der Siècle als am meisten bedroht genannt, den blos sein Feuilleton hält, da die politische Redaction ohne allen Werth ist, und höchstens die der Patrie ihr nachsteht. Die neue Verwaltung des Constitutionnel zählt sehr auf die Mitwirkung der gewonue= nen Mitarbeiter ersten Ranges für das Feuilleton des Blattes, man nennt darunter Alfred de Musset, Georges Sand, Eugène Sue und mehrere Andere. Wie {wer es aber is, mit dem niederen Preise von 40 Fr. etwas zu gewinnen, zeigt der Siècle am besten, der eben auch feine sehr glänzenden Geschäfte macht, troß seiner 36 bis 37,000 Abonnenten. Er muß täglich doppelt geseßt werden, was enorme Kosten verursacht, und außerdem nimmt der Stempel außer= ordentlihe Summen in Anspruch,

m Paris, 11, April, Eine ministerielle Ordonnanz vom Z3ten l,-M. verordnet die Veröffentlihung einer neuen Ausgabe des beste- henden Zolltarifs unter dem Titel: „Tarif officiel des douanes de France“, Nach dem Wortlaute der ministeriellen Ordonnanz soll die neue Zolltarif = Ausgabe allein geseßliche Kraft haben. „Le présent Tarif (sagt der erste Artikel der Ordonnanz) est lia pour servir de règle dans O des droits et des pro- bibitions des douanes, tant à Pentrée, qu’à la sortie. Ce tarif doit ¿tre considéré comme le seul Tarif officiel, le seul qui sasse aulorité, A ce litre il doit êlre poncluellement suivi par les employés à Pexclusion de toul autre ouvyrage semblable, el de leur cóôlé les redevables sontl lenus de s?y conformer.“

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Wie nothwendig die Herausgabe und Vereinigung aller hier und dort zerstreuten Mauthgeseße ersien, geht daraus hervor, daß seit 1822, also seit 22 Jahren, Frankreich eines vollständigen geseßlichen Mauth- Reglements entbehrte. Darum die zahlreichen Klagen und Beschwerden über die Willkürlichkeit und E der französischen Mauthbeamten. Die heute herausgegebene Zollgeseß-Sammlung umfaßt nicht weniger als einen Quartband von 389 klein gedruckten Seiten und zerfällt in 3 Ab= theilungen: Repertoire, Tableau des droits d’entrée et de sortie und Notes explicatives. Das Repertoir enthält in alphabetischer Ordnung die Allgemeinheit der Namen, unter welchen die vershiedenen Waaren im Handel bekannt sind, Es zeigt zugleich die Klasse des Zoll = Tarifs, zu welcher die betreffende Waare gehört. Die zweite Abtheilung zerfällt ihrerseits in vier große Divisionen : animalische Stoffe, vege- tabilishe Stoffe, mineralishe Stoffe und Fabrik - Erzeugnisse. Jede einzelne Waare wird darin unter das Geseß gebracht, welches den betreffenden Ein- oder Ausfuhr=Zoll bestimmt, Die Notes explica- lives beschreiben die Natur und den Charakter jedes Waaren-Artikels, um den Waarenbeschauern einen siheren Leitfaden in ihrer Amtsübung zu] gewähren.

So viel man von der Haltung des Berichts des Herzogs von Broglie über das Geseß in Betreff des Sekundär=Unterrichts erfährt, so wird Herr Villemain nicht eben Grund haben, mit den Be- schlüssen der Kommission zufrieden zu sein. Der Bericht des Herzogs von Broglie soll ausdrücklich den Minister des öffentlichen Unterrichts daran erinnern, daß die Universität nicht der Staat sei, wie es Herr Villemain bei verschiedenen Gelegenheiten äußerte. Jm Gegentheil weist der Bericht der Kommission der Pairs-Kammer auf die Nothwendigkeit hin, eine sharfe Gränzlinie zwischen den Jnteressen des Staats und jenen der Universität, als bloßer Lehr-Anstalt, zu ziehen. Demzufolge spricht die Kommission den Wunsch aus, daß ein oberster von der Univer- sität ganz unabhängiger Rath gebildet werde, welher in allen Streitfällen zwischen der Universität und den übrigen Lehr - Anstalten zu sprehen haben soll, weil soust nah dem Geseß= Entwurfe des Herrn Villemain die Universität in eigener Sache als Partei und Richterin erscheinen würde, eine Begünstigung, wogegen die übrigen Lehr- Anstalten, und besonders der Klerus, niht ohne Grund sih er=- heben. Ferner begehrt die Minorität der Kommission, daß das Amt cines Ministers des öffentlichen Unterrichts von der Würde des grand- mailre de l'universilé getrennt werde, weil bei dem heutigen Stande der Dinge nahweisbar der Minister des bffentlihen Unterrichts die erforderliche Unparteilichkeit niht bewähren kann, da sein Großmeister- Amt ihn dazu antreibt, bei jeder Gelegenheit die Jnteressen der Uni-= versität zu begünstigen und zu beshüßen. Die Minorität der Kom- mission verlangte, daß diese ihre Ansicht in dem Berichte des Herzogs vou Broglie niht als bloßer Wunsch, sondern als eine bestimmte Modification des ministeriellen Geseß = Entwurfes eingerückt werde. Die Majorität der Kommission meinte, die Form des bloßen Wunsches wäre hinreichend, um nicht der Königlichen Prärogative zu nahe zu treten, welcher allein zukommt, die Juitiative in einem Punkte der Verwaltungs-Reorgauisation zu ergreifen.

Beim Beginn der heutigen Sißung der Deputirten-Kammer hat der Präsident den unerwarteten Tod des Marquis de la Bour= donaye, Deputirter des Morbihan, angezeigt. Er gehörte zur legiti- miftischen Partei, war jedoch von allen seinen Kellegen gleih geach- tet, weil seine edlen Manieren und unbescholtener Charakter ihm die ausgezeichnetsten Männer zu Freunden gemacht hatte. Vor aht Tagen noch wohnte ex der Sißung der Kammer bei. Er wurde von einem leihten Schnupfen befallen, der bald in eine Brust= Entzündung ausartete, und ohne, daß Jemand es geahut hätte, den Tod herbeiführte. Sein Leihenbegängniß wird morgen mit großem Ge= pränge stattfinden, weil er den Rang eines General=Lieutenants in der Armee besaß, und mit allen Notabilitäten des Faubourg St. Germain in nahen Beziehungen stand.

A Paris, 12. April, Die heutigen Blätter bestätigen das bereits gestern mitgetheilte Gerücht, daß der vor ein paar Tagen ein= getroffene Adjutant des Admirals Dupetit-Thouars seit seiner Ankunft noch immer auf dem Marine = Ministerium zurückgehalten werde, und daß es ihm nicht erlaubt sei, Verwandte und Freunde an seinem un= freiwilligen Aufenthalte bei \ch zu sehen. Mehrere Oppositions= Deputirte haben auf heute eine Versammlung ihrer politischen Freunde zusammenberufen, um zu einem gemeinschaftlihen Beschlusse darüber zu kommen, in welcher Weise das Ministerium zu veranlassen sei, über die Sequestrirung des Lieutenants Reine und über den Juhalt der von demselben mitgebrachten Depeschen Aufschluß zu geben. Die in der gestrigen Sißung der Pairs-Kammer auf die Fragen des Fürsten von der Moskwa ertheilte Antwort des Marine-Ministers hat natürlich Niemand befriedigt und nur dazu beigetragen, die obwaltende neugierige Spannung zu steigern. Man findet es auffallend, daß der Admiral Dupetit Thouars 5 Tage nach der ersten Anzeige von der Abseßung der Königin Pomareh einen Adjutanten nah Paris geschickt habe, bloß um, wie der Admiral Mackau versicherte, den Juhalt seines früheren Schreibens zu wiederholen und zu bestätigen. Wenn die Regierung dur die leßten Depeschen des Admirals Dupetit -= Thouars nichts

Neues erfahren hat, so ist es ferner unbegreiflich, daß das Kabinet eine lange Berathung darüber anstellt, ob jene Depeschen zu veröffent- lihen seien oder niht. Die Absperrung des Lieutenants Reine von allem Verkehre endli, verträgt \sih eben so wenig mit dem Gedan= ken, daß die durch ihn überbrahten Nachrichten aus Otaheiti im We= sentlichen nichts enthalten, als die Bestätigung des bereits bekannten Herganges der Abseßung der Königin Pomareh. Die Regierung hat ohne Zweifel ihre guten Gründe, die Lösung dieser Räthsel nicht frei- willig zu geben, sondern sich vielmehr das Wort derselben von den Kammern abpressen zu lassen, oder doh abzuwarten, daß dasselbe auf n amtlihem Wege etwa durh die englischen Zeitungen bekannt werde.

Grossbritanien und Irland.

London, 12. April. Se. Königl. Hoheit Prinz Albrecht ist gestern Nachmittag, von seiner Reise nah Deutschland zurückehrend, in Dover gelandet, hat sich von dort sogleich mit dem in Bereitschaft gehaltenen Eisenbahnzuge nach London und von hier nach Schloß Windsor begeben.

Ueber das Festessen, welhes am Oster -Montage in Cork zu Ehren O'Counell’s veranstaltet wurde, enthalten die Blätter ausführ= lihe Berichte. Es is wieder eine jener vielen Demonstrationen, welche das irländische Volk niht müde wird, für seinen Agitator an den Tag zu legen. Die Festhalle, mit rothem Tuch ausgeschlagen, mit dem Namenszuge der Königin und dem englischen und irländishen Wap- pen geschmüdckt, war für 800 Gäste eingerichtet, unter welchen auch mehrere irländische Parlaments-Mitglieder und die Munizipal-Reprä- sentanten vieler irländischen Städte si befanden. Herr Smith O'Brien führte den Vorsiß. Die üblichen Reden, welche dabei gehalten wur=- den, enthalten Nichts, was nicht hon hundertfah wiederholt wäre und was nur in Jrland immer wieder von neuem angehört werden fann ; „Repeal, aber Ruhe und Frieden“ ist der ewige Refrain, der bei dieser Gelegenheit, indeß in sehr gemäßigter Sprache sich hören ließ. O'Connell machte au einige Anspielungen auf seinen Prozeß, woraus hervorzugehen scheint, daß er zwar den Weg eines writ of error gegen den Ausspruch der Jury einshlagen werde, aber wenig Hoffnung habe, damit durchzudringen. So sagte er z. B.: „Jch bin so überzeugt, wie Jedermann, der mich hier hört, daß ih ins Gefängniß gehen werde. (Mehrere Stimmen: Jhr sollt nicht!) Ich muß, denn Andere befehlen. Wie kann ein Mensch thöricht genug sein, um zu glauben, daß ih nit ins Gefängniß gehen werde? Es giebt drei Wege, davon befreit zu bleiben; erstens, wollt Jhr, daß ic in eine feige Unterwerfung willige? (Nein, Nein.) Nun, darüber also sind wir einig, Der zweite Weg wäre ein writ of error, aber ih bin ein alter Advokat, und zu der Erkenntuiß gekommen, daß das Resultat eines solhen Rechtsweges selten ein gewünschtes is. Man kann sih darauf nicht verlassen. Der dritte Weg endlich, von der Strafe be- freit zu werden, wäre, wenn die Regierung den ganzen Prozeß fah- ren und uns die geleistete Bürgschaft auf unbestimmte Zeit stellen ließe. Wird die Regierung dies thun? Nein. Sie kann es nicht; sie hat nicht den Muth dazu. ‘“

Ju Leeds und Bradford wurden am Sten und 9ten große Ver- sammlungen gehalten, um die Zehn-Stunden-Bill Lord Ashley's in Betracht zu nehmen und zu unterstüßen. Eine große Menge der irregeleiteten Arbeiter jener Distrikte, welche von diefer Bill eine Ver=- besserung ihrer Lage erwarten, während dieselbe, wenn sie Geseßes- kraft erhielte, uur diese Lage vershlimmern müßte, wohnte diesen Ver= sammlungen bei. Die Times triumphirt über die Gegner der Zehn- Stunden-Bill und freut si, daß die „Wahrheit von der arbeitenden Klasse des Landes erkannt werde!“ Man weiß in der That nicht, ob die Times wirklich in ihrem philanthropishen Cifer so blind is, oder ob sie absichtlih in dieser Blindheit verharrt, um ihrer Popula=- rität nicht zu schaden.

Die Volks = Versammlungen scheinen zu jebiger Zeit in England häufiger denn je stattzufinden. Auch die Kohlengruben- Arbeiter, und zwar die schottishen und irländischen, so wie die englischen, haben in Glasgow zu Anfang der vorigen Woche eine mehrtägige Ver= sammlung gehalten, um ihre Beschwerden, namentlich in Betreff der Löhnung, gemeinschaftlih zu berathen. Die Beschlüsse, welche man in Antrag brachte, hätten von üblen Folgen sein können, wenn sie durhgegangen wären, Unter anderen wurde die Frage gestellt, ob die Arbeiter ihr Recht auf höhere Löhnung durch eine allgemeine Niederlegung der Arbeit, einen sogenannten Gtrife, wie er schon in einzelnen Distrikten vorgekommen, sh verschaffen sollten. Glüdlicher- weise stimmten nur 23,357 Arbeiter dafür und 28,042 dagegen, \o daß die Frage mit 4685 Stimmen verneint wurde. Man hat indeß eine zweite Versammlung in North Staffordshire auf den 29, Juli anberaumt,

Der Globe bringt heute das Gerücht in Umlauf, daß der Mí= nister des Junern, Sir James Graham, aus dem Kabinette ausschei= den werde; als Grund wird angegeben, entweder die Niederiggs; welche das Ministerium in Bezug auf die von ihm eingebrahte Factory Bill erlitten hat, oder seine Unzufriedenheit darüber, daß Sir Robert Peel den durch den Tod des Grafen von Lonsdale erledigten Posten

selbau mit außerordentlich festem Mörtel, Jm ganzen inneren Raume des

Kastells finden sich nur geringe Reste von Gebäuden, Jm Jahre 1271 ergab sich die Sarazenenburg an Karl von Anjou, behielt aber einen Theil ihrer Bewohner und es sind aus dieser Zeit selbst Ausbesserungen vorhan- den, Erst unter Karl U,, vor dem Ende des Jahrhunderts, wurden die sarazeuishen Neste völlig vernichtet, Feyt pflegen nur Hicten und Heerden bisweilen hier Schuß zu suchen, Von Firenzuola oder Castel Fio- rentino in der Nähe Lucera's, wo Friedrich 11, („inter llores“) starb, sind nux spärliche Trümmer (Taf. 21) vorhanden, Reste einer Kapelle im Spihz- bogenstyl mit Absis.

Das bedeutendste aber unter diesen Bauwerken is das Castel del Monte (Taf, 22—27), „Wenn der Reisende, die apulishe Ebene in der Richtung nach Trani durchziehend, sich rückwärts wendet und das ihn um- gebende Land betrachtet , so erblickt er nördlih von Barletta die Gipfel des Gargano, welche den Horizont bilden , südlih aber auf einer Seite die spißen Kirhthürme Andria's, auf der anderen, nah Nuvo hin, eine niedere Hügelkette, die man Le Murgíe nennt. Dort erhebt sich das Castell del Monte, ein imposantes Belvedere, welches die Landschaft beherrscht und wie ein Riese dasteht in der Einsamkeit,“ Ju lombardischen, griechi- hen, normännischen Zeiten stand hier eine Burg, Castrum Nätii, Mont- hardi u. st, w. geheißen, Robert Guiscard soll das normännische Kastell aufgeführt haben. Ob Friedrich 11, dies blos herstellte, ob er einen neuen Bau aufführte, is nicht entschieden: die Regelmäßigkeit des Plans und gleichmäßige Schönheit der Construction scheint indeß für leßtere Annahme zu reden, Wir haben ein Oktogon vor uns, mit einem sechsseitigen Thurm in jedem Winkel, Die sehr dicken Mauern (2 Meter 65 Centim.) bestehen aus Blöcken von Lokalstein, die mit der größten Sorgfalt zusammengefügt sind, Die Thürme sind mit Schießscharten versehen. Ein einziges Thor, an der Ostseite, ist mit Säulen und Ornamenten von dem, der Gegend eigenthümlichen, rosen- farbenen Marmor verziert, zwei Löwen vom nämlichen Marmor sind daran aän- gebracht, Man tritt în einen achtseitigen Hof, dessen Mitte eine große Cisterne einnimmt, Das Erdgeschoß hat aht Gemächer, regelmäßige Trapeze, wie die Grundform bedingt. Ju jedem derselben sind vier Mar- morsäulen, ein Quadrat bildend, in die Wand eingelassen; von den Kapi- tälen dersclben gehen die Gewölb-Rippen der Decke aus. Nach dem Hofe zu haben diese Gemächer drei große Thürme, Die Wände sind bis zum Gesimse mit dem nämlichen rosenfarbenen Marmor bekleidet, Ju das obere Geschoß gelangt man mittelst Wendeltreppen in dreien der Thürme, Dasselbe

besteht aus acht gleihen Gemächern und vier kleinen sehseckigen Zimmern in vieren der Thürme, deren Decken flahe Kuppeln bilden. Ju jenen sieht man Bündelpfeiler mit Kapitälen aus bläulichem Marmor, von denen die Gewölb-Rippen aufsteigen, Sie sind sämmtlich durch Thüren mit einander verbunden; drei haben Balconfenster nah dem Hofe zu, jedes hat nach außen ein Fenster von zierlihem Bau, In diesen wie in den Thorbogen ist der Spihbogen durchgeführt: die Fenster sind durch eine Säule in der Mitte in zwei Hälst.n geschieden, mit gekuppelten Säulen an beiden Seiten, Sonst machen sich in der Thorbekleidung, den Pilastern zu beiden Seiten, den kleinen Säulen, welche die Löwen tragen, in Gesimse und Pediment, antike Elemente geltend, Die Wände im oberen Geschosse waren mit Mar- mor bekleidet, die Decke mit Musiven geschmückt, wovon wenige Reste geblie- ben sind, Nings umher sind Bänke von Mauerwerk angebracht, Eine steinerne Terrasse, zu der vier Wendeltreppen führen, deckt das Ganze: sie is mit Reservoirs für Regenwasser verschen. Jm ganzen Gebäude sinden sich nur zwei RNauchfänge, mit porphyrnen Kaminen, Keine Juschristen oder Skulpturen sind vorhanden. Alles is in dem traurigsten Zustande der Zerstörung; um die Mitte des 15. Jahrhunderts aber war Alles wohl er- halten, und König Ferdinand von Neapcl brachte im Jahre 1459 mehrere Tage in diesem Kastell zu, welches einst (1284) den unglücklichen Söhnen König Manfred's zum Kerker dienen mußte,

Nun bleibt weniges nur von Bedeutung zu erwähnen, Zu Andria die Kirche der Porta santa (Taf. 28.), der Tradition zufolge 1253 von König Konrad begonnen, von Manfred vollendet, Sie hat eine ganz einfache Façade mit Fensterrosez die Thüre scheint aus der Mitte des 15. Jahrhun- derts zu sein. Die angeblichen Portraits Friedrihh's und Mansfred's (Taf. 29.), in Relief-Medaillons an den Pfosten, sind vielleiht Kopien. Das Spital der Madonna della Misericordia in genannter Stadt ward gleich- falls unter Manfred erbaut. Ein daran stoßendes kleines Gebäude (Taf, 30), ein Gemisch von maureskem und germanischem Styl zeigend, mit reich ver- zierten Fenstern, aus regelmäßigen Quadern, wurde leider vor kurzem abge- tragen, Von Manfredonia, dieser großartigen Schöpfung Manfred's, der die Bewohner des ungesunden Siponto dahin verseßte (1263 1265), ist nach der Verbrennung der Stadt durch die Türken (1620) kaum etwas geblieben als Hafen und Molo (Taf, 32, 33),

_Campanien hat weit weniger aus dieser Zeit, und erst die Epoche der Anjous gewinnt hier größere Bedeutung für die Kunst. Von der im Jahre 1557 nievergerissenen Burg am Volturno und dem großartigen Denk-

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mal Friedrichs 11, mit Petrus de Vineis und Thaddäus von Suessa

ist nichts übrig, als des Kaisers kopflose Statue am Thore von Capua, Vom Jahre 1260 is der Molo von Salern, dessen Inschrift sich jeßt in der dortigen Kirhe S, Gregorio befindet. An Konradin's Ende erinnert das Denkmal mit der bekannten konfusen Jnschrift und die im Jahre 1354 durch den Lederbereiter Domenico de Persio errichtete Porphyrsäule mit einem Kruzifix (Taf. 35), die sich jezt in zwei Stücken in der Kirche „der armen Seelen“ zu Neapel befindet,

Dies sind (wenn ih noch die Ansichten der apulishen Ebene, Melfi's und der Piazza del Marcato zu Neapel, wie Manfred’s Münzstempel, dazu rechne) die in dem vorliegenden Werke besprochenen und abgebildeten Gegen- stände. Vollständig is die Reihe keinesweges: das Sch ulz sche Werk wird viel mehr bringen, unter Anderem das Tabernakel in S, Niccolò zu Bari, S. Gregorio daselbst, das Denkmal Albereden's, der Gemahlin Guís- card's, in S, Trinita zu Venosa, die Façade des Doms von Troja, S, Niccolò zu Lecce, Façade des Doms zu Bitetto, die Dome zu Mol- fetta, Altamura , Nuvo, Siponto, eine Menge von Details. aller Art vom Monte S. Angelo, aus Venosa, Acerenza, Trani, Brindisi, Otranto u. st, w., um nur apulischer Kunstwerke zu erwähnen, Jmmer aber ist das, was hier geleistet worden , in jeder Hinsicht zu rühmen, Die sehr s{hönen Zeichnun- gen sind von V. Baltard, der lange Zeit als Pensionair der französischen Regierung in Rom lebte, und sich unter Anderem durch großartig gedachte und mit tiefem Detail - Studium durchgeführte Restaurationen antiker Bau- ten bekannt gemacht hat, Die Stiche sind mit lobenswerther Sorg- falt ausgeführt, So ist dies Werk ein sehr \chägbarer Bei- trag zur Vermehrung unserer Kenntnisse von der Kunst in einem Theile Jtaliens, über den es bisher beinahe ganz an Arbeiten fehlte, der nun aber im Begriffe steht, durch ein Zusammenwirken tüchtiger Forschun- gen mehr noch denn manche andere bekannt zu werden. Der Duc de Luy nes hat durch die Herausgabe desselben die Ansprüche auf Dank gemehrt, die er sich längst schon durch thätige, ja splendide Förderung auntiquarischer und künstlerischer Suteressen u. A. als Präses der französischen Section des Jn- stituts für arhäologishe Korrespondenz und bei der Aus\shmückung seines Schlosses Dampierre, wie durch eigene Werke, z. B, über die Ruinen von Metapont, erworben hatte, Alfr. Reumont.