1844 / 111 p. 2 (Allgemeine Preußische Zeitung) scan diff

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ç i Ä Stande gekommenen Vereine haben dieselben un- bevine gr men Be ah feine eigenen Statuten publizirt. Wir müssen daher bei Untersuchung der Frage über das wirklich Geleistete diese Statuten zum Grunde legen. Indem wir in dem Nachstehenden vorläufig nur auf einige ihrer Hauptmängel aufmerksam machen, hegen wir die zu- verlässige Hoffnung, daß namentlich die preußischen Vereine unter ihrem hohen Protektor nicht nur ähnliche Fehlgriffe wie die, welche wir dort zu finden glauben, vermeiden, sondern auch den schon bestehenden Verein zu einer Abänderung der eingeshlihenen Mängel vermögen werden. L

„Die in Frankfurt abgefaßten Statuten {ließen unter dem Scheine der Liberalität alles Leben des Vereins von vorn herein ab, indem sie Vereins- Verhandlungen geradezu zu einer Unmöglichkeit machen. So viel man au von der Nothwendigkeit der Einheit gerade in Bezug auf jenen Beitritt zum leipziger Verein geschrieen hat, so würde, wenn dieser auf Grund der

jet vorliegenden Statuten erfolgte, der Tod des Vereins statt einer wirk- lichen und wahrhaftigen Einheit herbeigeführt werden, i Z i

„Es is ein allgemein verbreiteter Jrrthum unserer Zeit, daß Centrali- sation hon Einheit sei, der sich au in jenem obenerwähnten Geschrei der Masse für den „unbedingten“ Anschluß an den leipziger Verein recht klar wieder herausgestellt hat. Die Einheit bei Vereinen der vorliegenden Art ist nicht in einer Haupt-Kasse, nicht in einem gemeinschaftlihen Secretair und Vorsißenden zu suchen, sondern es wird die wahre Einheit sich viel besser darstellen durch das Festhalten eines Zweckes und einer Grundlage, Annahme gleicher Grundsäße und beständigen offenen Austausch bei zweck- mäßiger Trennung der Kassen und Vorstände nah den Hauptländern und Gauen Deutschlands, y

„Bei einer Central-Kasse und einem einzigen Vorstande für ganz Deutschland wird nothwendigerweise entweder ein unbedingt selbstständiges Versügen dieses Vorstandes vorausgeseßt; oder es wird ein unabsehbarer, \hleppender und alles Gute hemmender Gang der Verhandlungen dadurch herbeigeführt, Eines dieser Uebel wird also bei jeder Centralisation unver- meidlih sein. Die frankfurter Statuten scheinen uns aber noch das voraus zu haben, daß sie bcide Fehler auf das Geschikteste verknüpfen,

„Wir hoffen hierüber später noch Einiges beizubringen, und wollen hier nur in Bezug auf die gepriesene Centralisation im Allgemeînen noch das vorausschicken :

Soll der Central - Vorstand, ohne die General - Versammlung der De- putirten aller Haupt -Vereine zu fragen, über die von ganz Deutschland ein- gehenden Gelder disponiren, welche Nechte und welche Mittel räumt man ihm dadurch ein! und welchen Einseitigkeiten wird dann Raum gegeben !

„Soll aber die General - Versammlung über die Verwendungen ent- scheiden? wie kann man dann annehmen, daß die nach den frankfurter Sta- tuten nur nach dreijährigen Zwischenräumen zu haltenden General-Versamm- lungen irgend etwas Wesentliches für Maßregeln, die bei jedem besonderen Falle abweichen (und nun sogar auf drei Jahre hinaus!) festseßen können ? Die Deputirten, die aus allen möglichen Provinzen Deutschlands, zum Theil mehr als hundert Meilen weit zu reisen haben, um den Versamm- lungen beizuwohnen, würden, ehe sie nur die gehörigen Verständigungs- punkte unter cinander gewonnen haben, schon wieder aus einander gehen müssen, weil die Zeit der Versammlungen abgelaufen sei, Solche Art Ge- neral-Versammlungen scheinen uns von vorn herein ein Unding !

„Was nun die in Frankfurt verfaßten Statuten insbesondere betrifft, so soll eine Hauptpfliht der General-Versammlung die Abnahme der drei- jährigen Rechnung des Central - Vorstandes sein, Wie wird man nur in einem fremden Orte bei der Zerstreuung, die auf Neisen unumgänglich ist, Zeit und Geduld haben, die Rechnung gehörig zu prüfen? Freilich aber scheint es auch dem Central - Vereine auf die Gründlichkeit und den Ernst einer solhen Prüfung nicht angekommen zu sein, denn er selbst is der Rechnungsleger, und seine sämmtlichen Mitglieder, 18 an der Zahl, und hierunter wieder neun, sage 9, aus der Stadt Leipzig, stimmen in der Ge- neral-Versammlung miít, während von den übrigen deutschen Hauptvereinen jeder nur eine Stimme auf dieser General-Versammlung hat. Welch ein Mißverhältniß! Welch eine Unmöglichkeit einer ernst gemeinten Kontrolle

über die Rechnungs\ache, vie vocz, wie jeyt vie Sache steht, eigentlich das einzige Wesentliche sein wird, was vie General-Versammlung vorzunehmen hat!

¡Nach §. 8 dieser Statuten soll jedes Land, höchstens jede Provinz

einen Haupt-Verein bilden können, und es werden daher den 18Stimmen der Nechnungsleger gar nicht einmal 18 Stimmen der Nechnungs-Abneh- mer entgegenzuseßen sein. Folglich steht die Sache so, daß díe ganze Nech- nungs-Abnahme ein bloßer Schein ist! und doch möchte es sich leiht um hundert Tausende handeln, die wenn die Theilnahme am Verein in der bisherigen Weise sich fortentwickelt, zu verwalten sind,

„Eine ähuliche Bestimmung bietet §, 14 dar, welcher festsezt, daß 9 Mitglieder des Vorstandes, worunter der Vorsizende, der Secretair, der Archivar und der Kassirer, jeder mit zwei Stellvertretern, mithin alle Be- amte des Vereins, iín Leipzig wohnen müssen, Jhnen gegenüber stehen 9 andere auswärtige Mitglieder, Was i} natürlicher, als daß diese auswär- tigen, welche vielleicht 40—50 Meilen weit entfernt wohnen, der Sache fremd bleiben, und zu bloßen Nullen herabsinken; daß also die 9 Herren in Leipzig die Sache allein abmachen.

„Wie viel besser wird man daher fahren, wenn mindestens 3 bis 4 große Haupt-Vereine für Deutschlands Süden, für Nord Osten und Westen mit einem Vorstande von höchstens 5 Mitgliedern bestellt werden, Die Haupt - Vereine müßten sih unter sih dur beständige schristlihe Commu- nicationen in Verbindung seßen, Hier läßt sih sicher ein entsprechen- des Handeln und eine wirklihe Berathung denken; hier lassen sich General - Versammlungen und mündliche Besprechungen möglich machen, weil die Entfernungen nicht zu unermeßlih, und Verbindungen mannigfacher Art schon geknüpft sind: so daß das Verständniß erleichtert, die Einheit im Handeln und Wirken sicherer gefunden, und die Communication mit den einzelnen Zweig-Vereinen eher möglih gemacht wird.

„Würden nicht die drei oder vier großen Vereine, wenn sie unter sich eine entsprechende Verbindung erhielten, alle Uebelstände beseitigen und dabei eben so einig und einträchtig wie Ein Haupt - Verein in derselben Nichtung wirken können ?

„Man wird uns einwerfen: gerade das is aber das Große ín der Idee der Gustav-Adolph-Stiftung, daß das ganze protestantische Deutsch- land vereinigt zusammentwirke, Jst denn aber, erwiedern wir, die Vereini- gung zu der Jdee nicht vorhanden, und isst nicht ein gleihes Streben af einer gleihen Grundlage und unter zweckmäßiger Miltheilung der Be- \{lüsse, denen sich allenfalls Deputationen des einen Vereins zu den

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General - Versammlungen des anderen Vereins oder auch Zusammenkünfte von Deputirten aller Vereine anschließen könnten, Einheit genug? daß die Kassen vereinigt werden, thut es doch nicht, sondern daß der Zweck ein einiger ist. Vielmehr wird der cinige Zweck frischer und lebendiger verfolgt werden, wenn mehrere Haupt- Vereine in Deutschland bestehen, da hier- durch Austausch, Wetteifer und fkonkreteres Eingehen auf die Sachen herbeigeführt wird. So wird z. B, jeder der verschiedenen Vereine seine Thätigkeit hauptsächlih auf dic ihm zunächst liegenden katholischen Länder richten fönnen,““

Kölu, 16. April. (Rh. u. M. Z.) Der neue nordameri= fanishe Konsul für die Rhein - Provinz, Louis Mark, hat, wie für Bayern, so nun auch für unsere Provinz das Exequatur erhalten, Er verweilte hier kürzlih etlihe Tage und is jeßt im Begriff, über Liverpool nah Washington zurückzukehren. Jun seiner Abwesenheit fungirt der Präsident der elberfelder Handelskammer, Herr Karl Heer in Elberfeld, als Konsular - Agent,

NuslanDd. Deutsche Bundesstaaten.

Bayern. München, 15. Ayril. (A. Z.) Dem Verneh men nah wird die Abreise Sr. Majestät des Königs nach Jtalien am 8. Mai erfolgen.

Jhre KK. HH, der Erbprinz und die Erbprinzessin von Modena sind diesen Mittag nah 12 Uhr mit Gefolge in hiesiger Residenz eingetroffen.

Der Königliche Kriegs - Minister, General - Major Freiherr von Gumypenberg, hat von Sr, Majestät dem König die (früher der freiherrlih von Löwenthalschen Familie angehörige) Hofmark Deining bei Neumarkt ín der Oberpfalz als Mannslehen erhalten,

Württemberg. Stuttgart, 15. April. (S. M.) Se, Königliche Majestät, Höchstwelche Jhre Durchlauchtigste Frau Tochter, die Prinzessin von Oranien Königl. Hoheit, auf der Rüdckreise nach dem Haag bis Mainz geleitet hatten, sind gestern Abend in vollkom menem Wohlbefinden wieder hier eingetroffen,

Baden. Karlsruhe, 15. April, (M. J.) Bei der Be=- rathung über die Veranschläge für das Ministerium des Auswärtigen, die heute in der Abgeordneten - Kammer stattfand, nahm zuvörderst Welcker das Wort, um seine bekannten Ansichten in gewohnter Weise zu entwickeln, Seiner Behauptung nach sollen mehrere in der leßten Zeit abgeschlossene Staats-Verträge (über die Nacheile, die Ausliefe= rung, die Main = Neckar Bahn), so wie die ganze politische Richtung zeigen, daß das Juteresse des Staates nicht hinlänglih gewahrt, fondern auswärtigem Wohlgefallen und dem Zusammenwirken gegen die Freiheit der Bürger untergeordnet werden. Herr Bassermann benußte, wie er sagte, die Gelegenheit, wo man sich als Bür- ger eines größeren Vaterlandes fühle, um einen Blick über die engen Gränzen Badens zu werden, Unmitttelbar praktische Vor= schläge seien zwar hier nicht zu machen, man könne nur Ueberzeugun- gen, Wahrheiten aussprechen; allein daß auch dieses Nußen bringe, wisse jeder Kenner der Geschihte. Die Grund-Bedingung für Deutsch= lands Wohl sei die Einheit, ein Wort, das als Gefahr von außen drohte, ausgesprochen und beinahe Mode geworden, Aber das We- sen der Einheit verstehen Viele eben so wenig, wie das der Freiheit. Es fomme uit darauf an, blos dem Worte ‘zu huldigen, Herr Bassermann is der Meinung, daß die Regierungen, wenn sie die wahre Einheit ín Deutschland aufbauen wolle, ihr keine sichere Grundlage ge= ben fönnen, als ein deutsches Parlament, Herr von Du sh entgegnete auf diese Vorträge: Jeder Zustand, jedes Verhältniß könne von einem ein- seitigen Standpunkt aus getadelt werden z die Quelle des Tadels sei die menschliche Unzufriedenheit. Auf die Einzelnheiten des Vertrags der beiden Abgeordneten einzugehen, sei hier niht der Ort, Die Redner würden in ihrem Urthele besheidener sein, wenn- sie die Schwierigkeiten der Lösung jeder einzelnen politischen Frage kennten, Praktisch genommen, hätten wir Ursache, mit der gegenwärtigen Lage zufrieden zu sein. Ein langer Friede, dessen st|ch Deutschland erfreut, begünstigte alle geistigen und materiellen Fortschritte. Jhn zu erhalten, sei das Ziel der Regierung z ein übereiltes Vorgreifen würde dieses Ziel nicht fördern. Der deutshe Staatsmann dürfe sich keinen phantastishen Träumen hingeben, er darf den festen Boden der Wirklichkeit uicht verlassen. Es erwecke ein s{merzlihes Gefühl, wenn Deutschlands Zustand ein herabgewür= digter genannt werde, Die Achtung Deutschlands steige mehr und mehr, seine Aufgabe sei, dur wissenschaftlihe Forschung, politische Mäßigung und Erhaltung des europäischen Friedens für das Wohl der Welt zu wirken. Ein {chwarzer Fleck sei die innere Zwietracht. Nur eigene Kraft und Eintracht können uns stark machen, Der Ab= geordnete Junghanns äußerte sich in ähnlihem Sinne, wogegen Sander verlangte, daß der Deutsche sih niht mit dem Ruhme der Wissenschaft begnügen, sondern das wieder werden sollte, was er war: der Siedsrichter der Welt, Zum Schlusse nahm Welcker noch einmal das Wort, indem er versicherte, er halte das Bild unserer Zustände, welches der Herr Minister gegeben, für so beschaffen, daß es gefährlih wäre, dazu zu s{hweigen. Das Lob der Zufriedenheit sei zwar {ön für den Religions-Lehrer, den Moralisten, namentlih die Zufriedenheit mit dem persönlichen Schik- ale, aber nit für eine Kammer, welche die Rechte des Landes zu vertheidigen hat, Die Deutschen haben Zufriedenheit und Geduld

zum Uebermaß. Die Erinnerung an streitende Juteressen, an ge- fährlihe Konzessionen, die Mahnung an die Sorge für Eintracht, gebe er zuz allein dazu sei Treue und Recht, Heiligkeit der Grund- Verträge nöthig, nit das Pflästerhen der Zufriedenheit. Deshalb wünsche er, daß das ganze Recht uns werde, daß Treue und Recht nicht länger unterdrückt werden, nur dann sei Eintraht möglih., Wir ge- nießen allerdings eines langen, wohlthätigen Friedens, dies erkenne er dankbar anz er habe au nit für den Krieg, sondern für Abwen- dung der Kriegsgefahr gesprohen. Aber der Friede bedinge nicht ein Schweigen über verleßte Rehte. Nach dem siebenjährigen Kriege habe ein langer Friede ebenfalls vieles Gute für Wissenschaft und Wohlstand gewirkt; aber es kam ein Sturm, und s{machvoll haben wir ihn bestanden; Brüder haben gegen Brüder gefohten unter der Fahne des Feindes. Das Einschläfern, das Vergessen des Schußes, werde auh wiederum s{limmere Früchte tragen.

Braunschweig. Braunschweig, 12. April. (H. C.) Daß unsere Regierung auf die Wiedervereinigung des Harz=- und Weser-= Kreises mit den Hauptlanden unter Einem Zoll-System, im Interesse des Handels der Stadt Braunschweig, niht mit Unrecht bedeutenden Werth gelegt hat, lehrt die Erfahrung der verflossenen drei Monate, während welcher eine bereits ziemlih lebhafte Handels = Verbindung mit jenen Landestheilen augeknüpft ist, Die von hier nach denselben gemachten Sendungen, sowohl an unverzollten, als im freien Verkehr befindlichen Gütern, waren in einzelnen Artifelu gar nicht unbedeu- tend (die ersteren betrugen an Zucker 95 Centner, an Syrup 83 Ser. an Kaffee 64 Ctr., an Reis 51 Ctr., an Talg und Lichten 497 Wt, an baumwollenen, wollenen, seidenen, halbseidenen und lefnenen Waa- ren 23 Ctr., an Tabacks-Fabrikaten 114 Ctr, an Wein 105 Tae an Heringen 20 Ctr. u, #. w.)z besonders verdienen aber die m ier ge- wonnenen Erzeugnissen, uamentlich in Cichorien, Oel, I Ln katen, Bier, Seife, Lichtern, Manufaktur -= und Fuge ea e ri den Harz- und Weser-Gegenden unternommenen Geschäfte 2rwgy- nung. Vor der Trennung vom Steuer-Bereine versorgten die e novershen Städte Goslar, Eimbeck, Dassel, Markoldendorf , A fel ,

i \ Landestheile mit ihrem Waarenbedarfz; durch

Boenem u. st. w. jene i s ur die neue Zollgränze wurde diese Handels - Verbindung aber zerrissen

schweig eine \ ie dem ind der Stadt Braunshweig eine Kundschaft zugewandt, die d Handelsstande derselben Ersaß für den Nachtheil gewähren wird, welcher ihm aus dem Verluste mancher früheren Kunden aus den han- novershen Amtsbezirken Fallersleben, Giffforn und Peine erwachsen ist,

Hohenzollern - Hechingen. Hechingen, im April, (V. B.) Für den am 6, April zu Wien gestorbenen Prinzen Franz Xaver von Hohenzollern-Hechingen , Groß Oheim Sr. hochfürstlichen Durchlaucht, wurde ein Hoftrauer von vierzig Tagen, und Zwar vom 10ten bis 29sten tiefe Trauer, vom 30. April bis 19, Mai halbe Trauer angeordnet, Der Leichnam des hohen Verblichenen wird in der fürstlichen Familiengrusft dahier beigeseßt werden,

Oesterreichische Monarchie.

Trie(t, 410. April, (A. Z ) Ju dem Zustande Sr. Königl, A E e A Angoulème ist, Nachrichten aus Görz zue folge, einige Besserung eingetreten, so daß die Aerzte die a Aba aussprechen, den erlauchten Kranken am Leben zu erhalten. Cine in den lebten Tagen glüdcklich überstandene Krisis scheint allerdings zu dieser Hoffnung zu berechtigen. : ; i

Da Cbe aus e Quelle, daß in der nächsten {hönen Jahreszeit Truppen-Zusammenziehungen n unseren Gegenden stattfin= den werden, namentlich in Görz, wo 10,000, und in Pordenone, wo 30,000 Mann konzentrirt werden sollen. E M

Es sind hier und in Venedig in der leßten Zeit einige zur Ma=- rine gehörige Judividuen verhaftet worden,

Russland und Polen:

St. Petersburg, 12. April, Zu den bestehenden Vorschrif- ten über die Ertheilung von Pässen ins Ausland sind neuerdings dur Kaiserlichen Ukas folgende Ergänzungen verordnet worden: L) russischen Unterthanen beiderlei Geschlehts nur alsdann Pässe zu Reisen ins Ausland zu ertheilen, wenn sie ein Alter von 25 Jahren erreicht haben. Ausnahmen davon werden gestattet: zur Herstellung von Krankheiten, zur Hebung von Erbschaften und zur Vervollfomm- nung in Künsten und höheren Gewerken, so wie auch in Handelsge= shäftenz außerdem bei Reisen ins Ausland mit den Aeltern, Erziehern und bei Reisen der Frauen mit ihren Männern, 2) Bei einer Reise ins Ausland zur Herstellung von Krankheiten muß der Bittsteller, außer dem festgeseßten Zeugnisse von der Polizei, ein Zeugniß über seine, ärzt- lihe Hülfe im Auslande erfordernde Krankheit von der Medizinal-Ver= waltung, von der örtlichen Gouvernements-Obrigkeit und von der Obrig- leit der Behörde, wo der Abreisende dient, oder der Corporation, welcher er angehört, nit in Diensten stehende Edelleute aber von den Gouver- nements - Adelsmarschällen beibringen. Bei einer Reise zur Vos einer Erbschaft müssen darüber Beweise beigebracht werden. 3) Von jeder in dem Passe bezeichneten Person beiderlei Geschlechts soll für die Ertheilung eines Passes ins Ausland, außer der Zahlung für die Blanquets, eine Steuer von 100 R, S. für jede 6 Monate erhoben werden. Davon sind nur Personen ausgenommen, die zur Heilung von Wunden oder Krankheiten, zur Hebung von Erbschaften, zur Ber= vollkommnung inKünsten und höheren Gewerken und in Handelsgeschäften entlassen werden; in diesen Fällen soll die bisherige Steuer von 25 R,

Ma an w A wze

befannt und leben noch heute in dankbarer Erinnerung in den Herzen der Luxemburger fort, __ Es is daher wohl erklärlich, wie empfindlich es verleßen mußte, indem die unerwartete Aufforderung unserer Antideutschen zu Beiträgen für die Errichtung des besprochenen Denkmals eine Absicht nicht verkennen ließ, die man mit Recht wie eine Entweihung des Andenkens des Gefeierten betrach- tete, Enthalten können wir uns übrigens nicht, den Vorschlag, mit einem auf dem Wilhelmsplaße zu errichtenden Denkmale eine Fontaine in Ver- bindung zu bringen, als unpassend in der Jdee und unpraktisch für die Ausführung zu bezeichnen. Wir glauben , hinlänglich nachgewiesen N haben, welhen Charafter das Monument haben muß und wo- ín die Ruhestätte zu verlegen is, Die Peters-Kirche i die Haupt-Kirche, sie möchte daher wohl allein dazu: bestimmt sein. Bei ihrem beschränkten Raume würde jedoch nichts weiter übrig bleiben, als hinter dem Altar durhzubrehen und eine Kapelle in Gestalt eines Mausoleums anzubauen, Einige wünschen, daß selbst dann noh ein kleines, Johann den Blinden verewigendes Denkmal auf dem Wilhelmsplaße errichtet werde, allein dazu Es die Kosten, selbs wenn sich, wie man hofft, der Staat dabei be- e O \{werlich aufzutreiben sein, da schon jener Bau nicht unter 40 bis audaciats zu veranschlagen is, soll das Ganze dem Vermächtnisse würdig vake p werden, Schließlich bemerken wir nur noch, daß si die Theil- tigen wird, waolifums für diese Angelegenheit gewiß bald allgemein bethä- anze ausging, (n e u Männer derselben annehmen , von denen das sie den erhabenen E / en allein mit Zuversicht zu erwarten ist, daß allein ein die Luxembar G er in dem Geiste auffassen werden, in welchem werden fann,. gex dauernd ehrendes Werk der Nachwelt übergeben

Die Berbersprache.

/\ Paris, im April, s eine bekannte S. . ache, daß d bewohnenden Kabylen, die angeblichen Uxeinwohner Ta ordlider Ane

eine eigene Sprache reden, Verwandtschast hat. Diese Sprache, von den Franzosen die Berbersprache genannt, is bis auf den heutigen Tag \o gut wie gänzlich unbekannt in Europa, Troy der vielfältigen kriegerischen und feindlichen Berührungen, welche die Fran;osen seit der Eroberung von Algerien mit den afrikanischen Gebirgs-Bewohnern gehabt haben, is von der Seite der ersteren noch gar nichts für das Studium der Sprache des Kabylenvolkes geschehen. Es ist wahr, daß der Minister des öffentlichen Unterrichts im vorigen Jahre von den Kammern einen Kredit verlangte, um an der Schule der orientalischen Sprachen iu Paris einen Katheder für das Berberische zu errichten, allein dieser Antrag wurde im Palast Bourbon zurückgewiesen, und gewiß mit dem größten Rechte, denn es würde ohne Zweifel cben sto {wer gewesen sein, für das Studium jener Sprache in Paris Lehrer als Schüler zu finden, Das Berberische is eine Sprache, welche fast ausschließlih im Munde des Volkes lebt, Unter den wenigen schriftlichen Dokumenten derselben, welche man kennt, findet sich kein einziges Originalwerk, sondern sie bestehen ledig- lich aus höchst unbedeutenden Uebersezungen aus dem Arabischen. Man begreift, daß unter solchen Bedingungen das Studium der Kabylensprache in Paris nicht viel weniger als unmöglich sein würde

Der Kriegs-Minister hat daher einen anderen Weg eingeschlagen, um die Kenntniß einer Sprache zu fördern, welche für die fcanzösische Ansiede- lung in Afrika von großer Bedeutung is, Auf Anordnung des Marschalls Soult is in Algier selbst eine Schule der Berbersprache gegründet werden, welche zuerst eine Anzahl von Europäern in dieses bisher ganz unzugängliche Jdiom einweihen soll. Es licgt auf der Hand, daß eine Anstalt dieser Art in Al- gier am reten Playe ist, und daß sie dort wahrscheinlicherweise gedeihen und Früchte tragen wird. Die Zahl der Kabylen, welche nach Algier fommen, um dort als Lastträger und Tagelöhner ihr Brot zu verdienen, is sehr beträchtlich, Jm Anfange dieses Jahres waren nicht weniger als 3654 Kabylen in die Verzeichnisse der Zunst eingenaus (man weiß, daß die Mitglieder der vershiedenen Stämme, welche in Algier leben, Neger,

welche mit dem Arabischen nit die entfernteste | Biskris , Kaluglis ‘u, st. w. in eben so viele Corporationen eingetheilt sind,

in denen durch Aelteste und Vorsteher aus ihrer eigenen Mitte die Poli- zei gehandhabt wird), Jn der Mitte einer so zahlreichen Bevölkerung von Kabylen is es denn natürlih nicht schwer, hundert Hülfsmittel für das Studium ihrer Sprache und ihrer verschiedenen Dialekte zu finden, die man in Paris vergebens suchen würde. Nächst der Errichtung e berbe- rischen Schule in Algier hat der Marschall Soult eine zweite Maßregel zur Beförderung der Kenniniß der Kabylen - Sprache angeorbnet, er hat nämlich die Abfassung einer berberischen Sprachlehre und eines B erien Wörterbuhs befohlen, Die erstere wird von Herrn Benture de Paradis, dem Haupt-Dollmetscher der weiland ägyptischen Armee, M L die Abfassung der zweiten is einer Kommission übertragen , deren Mitglieder sich theils in Paris, theils in Algier befinden, und welche unter die Leitung des Herrn Amédée Janbert gestellt is, Es versteht sich von selbst, daß diese Arbeiten nur sehr unvollständig und unvollkommen aus- fallen können, aber es wird damit doch eine Grundlage für fernere und glänzendere Eroberungen ver wissenschaftlichen Fo1schung gewonnen sein.

Bis jeßt hat man über den Charakter und die Abstammung der Ka- bylen-Sprache bloße Vermuthungen aufgestellt, j Die Einen reiben der- selben Verwandtschaft mit dem Gülischen zu, die anderen wollen Aehnlich- feiten zwischen ihr und dem Baskischen entdeckt haben. Glaubt man den Berichten französischer Beobachter, so sind die Kleidung, die häusliche Ein- richtung, die Sikten und Gebräuche der Kabylen ganz dieselben, welche von den Schriftstellern des Alterthums, namentlich von Sallustins, dem heil, Augustinus und von Procopius, den Völkern beigelegt worden, die vor an- derthalb und vor zweitausend Jahren den Atlas bewohnten. Bestätigt sich diese Versicherung, so würde damit das Autochthonenthum der Kabylen #o ziemlich erwiesen sein und an diese Thatsache würden sich vermuthlich an- dere historishe Ergebnisse von hohem Juteresse knüpfen.

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S, für jede 6 Monate erhoben werden. Drei Theile dieser Steuer fallen an das Juvaliden=-Kapital, der vierte Theil aber an den Reichs=- haß. 4) Die jeßt bestehenden Geseße über Entlassung beiderseitiger Gutsbesißer, vou Kaufleuten (in Handelsgeschäften insbesondere), von Kommis derselben und von Fuhrleuten, so wie auch von Shisfern, freien Matrosen, Kolonisten und überhaupt von Personen, für welche in dieser Beziehung besondere Vorschriften erlassen worden sind, des=- gleichen au die Verordnungen über Entlassung von Gränz-Bewoh-= nern auf kurze Termine in Gränz=Beziehungen ins Ausland, verblei= ben in ihrer Kraft, 5) Pässe ins Ausland sollen in den im ten Punkte dieses Ukases bezeihneten Fällen, wie bisher {on eingeführt war, von den General-Gouverneuren und anderen örtlihen Chefs, in allen übrigen Fällen aber aus dem Ministerium des Juncrn er- theilt werden.

FSr@nkr eich. _ Paris, 15. April, Der Prinz von Joinville is vorigen Sonnabend in Begleitung seines Adjutanten Touchard zu Havre an gekommen. Er schiffte sich daselbst noch am nämlichen Tage an Bord des „, Morlaisun ‘“’ nach Brest ein.

Am Schluß des vom Herzog von Broglie im Namen der Kom- mission über den Sekundär = Unterricht abgestatteten Berichts befindet sih ein Resumé des ganzen Gutachtens, woraus am besten ein Ueber blick über die von der Kommission geltend gemachten Grundsäße zu gewinnen is. Dieses Schluß-Resumé lautet folgendermaßen:

Das Gesetz, wie wir es vorschlagen, stellt den moralischen und reli- giösen Unterricht in die erste Reihe der Studien; es will, daß die Moral in dem Dogma ihre Autorität, ihr Leben, ihre Sanction finde; es will ihr an der Regelmäßigkeit des Verfahrens eiuc feste Stüße geben; es vertraut in dieser Beziehung die Leitung, die Oberaufsicht Mänuern au, welche mit der Priesterwürde bekleidet sind; es überläßt die Wahl dieser Männer der Zärtlichkeit, dem Gewissen der Aeltern, Das Geseh erhöht die Stellung aller derjenigen, welche an der Erzichung der Jugend Theil nehmen; Vor= ständen von Erziehungs - Anstalten, Professoren, Studienlehrern, Allen wird in Zukunft ein gewisser höherer Standpunkt im Unterrichte zuerkannt werden ; Alle werden eíne seste Stellung, einen durch die Arbeit erworbenen Nang, eine für die Gegenwart bürgende Vergangenheit, rechtmäßige Ansprüche, eine vor ihnen offen liegende Karriere haben, Das Geseß behält den Ernst der Studien bei, und die ernsten Studien sind die Seele der Dis- ziplin und die Schußzwache der Sitten. Mit Ernst verfolgte Studien, die gesunde Thätigkeit, welche diese anregen und nähren, erhalten die Geister auf dem rechten Wege, beschäftigen sie mit erhabenen Gedanken und ver- wehren die Annäherung des Lasters. Durch die energische und regelmäßige Anwendung der Arbeitsstunden wird die Nuhe friedlich, die Unterhaltung anständig und die Erholung unschuldig, Das Feuer der Jugend wendet sich nothwendig entweder zum Guten oder zum Bösen. Jn den Schulen, wie im Leben, hält die Reinheit der Seele mit arbeitsamen Gewohnheiten gleichen Schritt ; wo die Studien nachlassen, verderben die Sitten, erniedri- gen sih die Herzen, Das Geseß erläßt an alle in Frankreich bestehen- den Glaubens - Bekenntnisse die Aufforderung, ihnen eigene Erziehungs- Anstalten unter gleichen Bedingungen zu gründenz Anstalten, die auf einem ausscließlich religiösen Prinzip beruhen, Anstaltcu, in welhen die Einheit des Glaubens, des Kultus, des Verhaltens streng durchgeführt wird; Anstalten, in welchen ja sogar der profane Unter- richt eine religiöse Bedeutung hat. Der Staats-Unterricht kann diesen aus- \chließlihen Charakter nicht erhalten; das Gesetz bietet ihn Allen an und legt ihn Niemand auf, was kaun es mehr thun? Das Uebrige hängt von den Männern ab, welche der Erziehung der Jugend in den öffentlichen und

rivat - Anstalten vorstehenz von ihrer Wachsamkeit, ihrer unermüdlichen Thätigkeit, ihrem gewissenhaften Fleiße, ihrer Tugend und Einsicht. Oder vielmehr, das Uebrige hängt von der Wachsamkeit der Familienväter selbst ab, von der Sorgfalt, mit der sie die Lehrer ihrer Kinder auswählen, von der genauen Ueberwachung, die sie üben, von den Opfern, die sie sich zu Gunsten der guten Anstalten auferlegen, und von der unerbittlichen Strenge, mit der sie ihre Kinder Anstalten entziehen, in welchen der Unter- richt mittelmäßig ist. Die Anstrengungen der Lehrer werden sich mehr oder minder nah der Anforderung der Bäter richten, Erfüllen diese ihre Pflicht, so werden jene desgleichen thunz aber wenn sie den heiligen Charakter, mit dem sie bekleidet sind, mehr oder minder ablegen, wenn sie sich zuweilen zu ungufmerksam oder zu vertrauungsvoll zeigenz wenn sie sih gegen die Kin- der shwächer zeigen, als die Lehrer; wenn die Festtage, die im Schoße der Familie zugebracht werden, nicht die Tage sind, welche der Erzichung am meisten Vorschub leisten; dann werden sie sih wohl beklagen , aber sie wer- den sich nur über si selbst zu beklagen haben, Wir leben in einer Zeit und in einem Lande, wo man sich in dieser Hinsicht gern, und zwar lieber als in allen anderen Dingen, auf die Geseße der Negterung, auf die Macht der Gesellschast verläßt, Dies is nicht vernünftigz wenn die mensch- lihen Einrichtungen, nicht ctwa die absolute Vollkommenheit, son- dern nur die bescheidene Vollkommenheit erreichen sollen, deren sie fähig sind, so muß jeder von dem Seinen dazu thun. Stellen wir uns jedoch weder das gegenwärtige Uebel, noch díe künftigen Schwierigkeiten allzu groß vor, Nicht blos heutzutage, nicht blos ín Frankreich sagt man: in den Colléges ist keine Erziehung zu finden. Das hat man. zu allen Zeiten ge- sagt; das behauptet man in allen Ländern; und diese Anschuldigung hat stets etwas Wahres und etwas Ucbertriebenes. Die öffentliche Erziehung ist und kann keine häusliche Erziehung sein, Die gemeinschaftliche Erziehung unterscheidet sich stets, wenn nicht in ihrem Endzweck, so doch in ihrer Natur und in ihren Mitteln, wesentlih von der individuellen Er- ziehung. Niemals wird bei einem Kinde die Sorgfalt einsichtsvoller Eltern, die Zärtlichkeit einer Mutter durch irgend etwas zu erseßen sein, Nirgends werden die geringsten Gedaufen, die in seinem Geiste auftauhen und sich auf seiner Stirn malen, derselben Sorgfalt begegnen, wie im väterlihen Hausez nirgends werden die Wunden seiner jungen Seele mit leichterer Hand untersucht werden, Fordern wir von dem Vorstand des Collége, der Privat - Anstalt nichts dergleichen; er is eine Obrigkeit, nicht ein Vater, Ér regiert cine kleine Republik, und man regiert nur nah all- gemeinen Regeln und einförmigem Verfahren z aber die allgemeinen Regeln haben stets etwas Blindes an sih, das einförmige Verfahren begnügt sich nothwendigerweise mit dem Ungefähr, Die Maschen eines solchen Nees sind nie so eng, daß nicht Manches durchschlüpfen könnte, Die häusliche Erziehung is nothwendig präventiv , dies is ihr unvergleichlihes Verdienst ; ihre Gefährlichkeit besteht darin, daß sie nicht immer feste Geister, kräftige Charakter bildet. Sie versetzt die zarten Pflanzen in eine gewissermaßen künstliche Atmosphäre, so zu sagen, in ein Treibhaus, Diese Pflanzen können später die rauhen Lüste der äußeren Welt nicht recht vertragen, und der erste Hauch des wirk- lichen Lebens vernichtet oder entblättert sie nur zu oft. Die öffentliche Erziehung ist repressiv; sie behandélt die Kinder bis zu einem gewissen Grade als Männerz sie überläßt sie cinanderz sie unterwirft sie der Unbeugsamkeit des Geseyes, der Härte der Konkurrenz, den Kämpfen der Eigenliebez sie stählt sie gegen das Böse und die Gefahren, aber nur indem sie sie denselben ausseßt und ihnen manchmal Raum läßt, zu fallen und wieder aufzustehen, Fordern wir nichts Widersprechendes. Machen wir die öffentliche Erziehung so klug, so wachsam, als ihre Natur es verträgtz aber fügen wir uns auch in das billige Maß der Jukonvenienzen, welche von ihren Vortheilen un- zertrennlih sind, Vergessen wir nicht, daß nah Allem die Erziehung be- reits das Leben is, daß die Kinder Männer werden sollen, und daß man i i e die Prüfung nur überstehen lernt, indem man sie auszuhalten l U .

Der vom 15. November v, J. datirte Bericht des Admiral Du- petit-Thouars, den die Regierung vorgestern den Kammern vorgelegt hat, beginnt mit folgenden Worten: „Unerhörte Jutriguen haben stattgefunden, niht nur, um die Königin Pomareh zu bereden, gegen den Protektorats - Vertrag, um den sle aus freien Stücken und zu- gleih mit den Häuptern der Jusel im September 1842 nachgesucht hatte, zu handeln, jondern auch, um zur gänzliSen Auflösung des Vertrags zu gelangen, dur Vorbereitung vou Hindernissen, die glau= ben machen sollten, wir hätten uns Gewaltthätigkeiten und Beleidi= gungen gegen die Köuigin erlaubt.“ Der Momiral geht dann, um die politischen Verhältnisse der Gesellshafts-Juseln zu beleuchten, bis auf Canning zurück, als zu dessen Zeit die Häuptlinge auf Otaheiti bei der eng=

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lischen Regierung um Protektorat und Verleihung der britischen Flagge nahgesucht hätten; die Admiralität sei damals um ihre Ansicht be- fragt worden und habe erklärt, Otaheiti werde ein mehr lästiger als vortheilhafter Erwerb sein; das Gesuch der Häuptlinge sei darauf hin höflich abgelehnt worden. „Das begreift sich“, bemerkt Dupetit- Thouars, „die Härte eines solhen Verfahrens mußte bemäntelt wer- denz wer hätte in jenen Tagen glauben sollen, daß ein solher Beweis der Abgeneigtheit, einem armen Volke, daß sich seiner moralischen Ent- würdigung zu entwinden strebt, hülfreihe Hand zu bieten, fünftighin einen Anspruch auf die Beherrshung der Sozietäts-Jnseln werde begrün- den sollen? Und doch is das geschehen: eben dieser Anspruch, so übertrieben er sein mag, diente den englishen See-Offizieren zum Beweggrund, sich einzumishen in Angelegenheiten, die sie nihts an- gingen, Es ist wahr, daß England, besser unterrichtet, jenen lächer= lihen Anspruch, dem selbst der Schatten des Rechts fehlt, niht er- hoben hat, wie es denn auch logischer is, aus Canning’s Ablehnung des Protektorats den Schluß zu ziehen auf stillschweigende Anerken- nung des der Regierung auf Otaheiti zustehenden Rechts, irgend eine audere Macht darum anzugehen. Jch gestehe, daß es diese Betrachtung war, die mich bewogen hat, das Protektorat, als es mir angeboten wurde, niht von der Hand zu weisen!“ Der Admiral sucht nun darzuthun, daß, nachdem er die Marquesas- Inseln für Frankreich beseßt hatte, kluge Vorsicht ihm habe rathen mííssen, den Engländern zuvorzukommen, die siher nicht würden ge- säumt haben, sich auf Otaheiti einzudrängen. Die Vorgänge, welche die Enttrohuung der Königin Pomareh herbeigeführt, erzählt der Admiral gauz so, wie sie früher {hon bekannt wurden. Der Schiffê= Lieutenant Reíne, dessen Verhalten, als Gouverneur von Otaheiti, von dem Admiral sehr belobt wird, ist abgeschickt worden, um der Regie- rung persönlich jeden wünshenswerthen Aufschluß über den Stand der Dinge zu geben. Zur Erklärung des gegen diesen Offizier nach seiner Ankunft in Paris von Seiten des Ministeriums eingeschlagenen Ver- fahrens erzählt der Constitutionnel: „Als Herr Reine in Bor-

deaux landete und sogleih erfuhr, daß das Ministerium den Admiral dcsavouirt und zurückgerufen habe, rief er in der ersten Aufwallung

seines Unwillens: Aber, das is ja s{händlich! Er beschleunigte hier-

auf seine Reise, um das Ministerium so bald als möglich aufzuklären.

Aber als er in Paris ankam, zeigte es sich, daß die Regierung seiner

eigenen Person den Werth einer Depesche beilegte, Er wurde unter

Schloß und Riegel gehalten und durfte Niemand sprechen.“ Heute

erfährt man übrigens, daß Herr Reine wieder freie Praktika erhal-

ten hat, Der Streit über die otaheitischen Angelegenheiten ist

indeß durch die vorgestrige Debatte der Deputirten-Kammer auch in

den Zeitungen wieder zu großer Heftigkeit aufgeregt worden. Die

Oppositions = Journale wiederholen ihre alten Argumente zu Gunsten

des Herrn Dupetit-Thouars. Das Journal des Débats behaup-

tet, der Admiral sei auf seine eigene Aussage hin verurtheilt worden,

und fordert die Opposition auf, aus seinem Bericht nachzuweisen, daß

die Regierung sich geirrt habe.

Herr Ch. Laffitte, dessen Ernennung zum Deputirten von Lou= viers {hon zweimal von der Kammer annullirt worden war, is aber= mals gewählt worden, Von 405 Wählern stimmten 342 für ihn.

Im Palast Elysce-Bourbon werden Anstalten getroffen zum Em= pfang der Herzogin von Kent, die gegen den 25. April von Loudon abreisen wird, um sich über Paris nah Deutschland zu begeben.

BT Paris, 15. April, Ju der heutigen Sißung der Pairs= Kammer wurde zuerst das Skrutin über das Ganze des Gesetzes über die Patente vorgenommen : das Resultat waren 101 weiße und 9 \chwarze Kugeln, das Geseß is also angenommen. Dann wurde die Disfussion über die geheimen Fonds eröffnet. Der Fürst von der Moskwa sprach zuerst, meinend, daß das Ministerium jedesmal bei diesem Anlasse ein Vertrauens - Votum verlange. Es gelte also, die Politik desselben zu würdigen, Es frage sich nun, gegen welche Punkte derselben seine Angriffe zu richten seien, Er wolle dieselben nur auf das beschränken, was er für unheilvoll für die Jnteressen des Landes erachte, denn der Gegenstand sei so umfassend, daß er nicht Alles berühren könne, Er wolle an die guten Absichten der Staats= männer am Ruder glauben, halte aber ihre Politik für s{lechr. (Ge= räush und der Ruf: man hört nichts, Der Redner verläßt daher seinen Plaß und besteigt die Tribüne.) Er hoffe, die Kammer werde sein Wort nicht irrig auffassen, seine Angriffe gelten den Handlungen, nicht den Personen. Jm Junern lasse sich das Ministerium von der Besorgniß leiten, die Mehrheit in den Kammern zu verlieren; überall und immer zeige es Furcht, auch nah außen, und doch komme es stets und namentli bei dem gegenwärtigen Anlaß und verlange ein Vertrauens =- Votum, sprehe mit Zuversicht von politischer Würde, während es doch so bescheiden dem Auslande gegenüber sich benehme, Der Redner geht auf eine Prüfung der einzelnen Afte der Politik des Ministeriums seit dessen Formation einz er sagt, nur mit Hülfe der Mitwirkung jener Partei, die man jeßt so hintansebend behandle, habe man das Regentschasts = Gese, so wie das Geseß über die Befestigungen von Paris, durchgeseßt, Er geht dann auf Erörterung der neuerlich vom Ministerium vorgelegten Dokumente in Bezug auf Otaheiti ein. Wenn das Ministerium erklärte, daß Staatsgründe sih der Mitthei= lung eines Theils dieser Dokumente entgegenseßen, so würde er die Zurückhaltung des Kabinets gutheißen, aber nicht diesen Vorwand habe es gebrauht, Es habe gesagt, die Veröffentlihung der Korrespondenzen von Subaltern - Offizieren fönnte Mißstände dem Auslande gegenüber hervorrufen. Wenn aber dieselben die Meinung des Admirals nur bestätigten, wenn sie dessen Benehmen rechtfertigen, so sei nicht einzusehen, warum die Regierung dieselben verhehlen wolle, oder wie daraus Mißstände erwachsen fönnten dem Auslaude gegenüberz es sei uicht zu begreifen, warum die Regierung vor Aufklärungen zurückschrecke, welche alle Welt zur Uebereinstimmung bringen würden, Das Ministerium {heine England niht mißvergnügt haben machen zu wollen; da habe es aber seinen Zweck verfehlt, denn die englische Regierung sei in der That sehr unzufrieden. Der Redner entwirft nun eine Geschichte der Beseßung von Otaheiti und der mit der Königin Pomareh gepflogenen Unter= handlungen z verliest ehrere Briefe über die Lage der Franzosen auf der Insel und hebt befonders hervor, wie angreifend und verletßzend das Benehmen des Konsuls Prithard gewesen sei. (Die Sibung dauert fort.) Die Deputirten-Kammer seßte ohne bemerkenswerthen Jn= cedenzfall die Diskussion des Gesehes über die Erfindungs-Brevets fort.

111 Paris, 15. April, Die Angelegenheiten von Otaheiti ha=- ben plöblich die Kampflust der Opposition mit neuem Eifer belebt, und wir sind, ohne es zu erwarten, zu einer sehr lebhaft sich ankün- denden Phase im parlamentarischen Leben gekommen, welhe mit einer Kabinets=-Krisis enden soll, wenn der Kreuzzug der Opposition gegen Herrn Guizot gelingt, Die Opposition wird damit beginnen, zu be= haupten, daß die Regierung den leßten Bericht des Herrn Dupetit- Thouars nicht seinem ganzen Juhalte nah veröffentlicht, sondern ge- rade die Stellen davon unterdrüdt habe, welche die Vorgänge von Otaheiti in ihr wahres Licht stellen könnten. Daß der Bericht, so wie er gestern vom Journal des Débats wiederholt wurde, nicht vollständig ist, davon überzeugt man sich auf den ersten Blik, Es fragt sich nun, ob das Kabinet sich wird herbeilassen wollen, die Lük- ken auszufüllen, Die Opposition will darauf antragen lassen, daß

eine Kommission ernannt werde, welche beauftragt würde, ben Herrn Reine, den Adjutanten des Contre-Admirals Dupetit-Thouars, zu ver- nehmen und darüber an die Kammer zu berihtenz; man kann sih den- ken, wie energisch das Kabinet einen solchen Vorschlag bekämpfen wird. Alle gouvernementale Männer müssen hierin die Ansicht der Regierung theilen, daß der Kammer niht das Recht gebührt, einen untergeord=- neten Beamten, wie den Adjutanten des Herrn Dupetit-Thouars, zu vernehmen, während es einen verantwortlihen Minister der Marine und der auswärtigen Angelegenheiten giebt, welche allein in Sachen ihrer betreffenden Departements der Kammer Rede und Antwort stehen. Gelingt dies also nicht, so will die Opposition ein motivirtes Votum über das Benehmen des Ministeriums beantragen, was so viel als einen indirekten Tadel der ministeriellen Politik bedeuten würde. Das Kabinet darf sich einem solchen Tadel nicht unterziehen z es würde lieber sich zurüdckziehen, als jenes motivirte Votum annehmen.

Herr Reine, Adjutant des Contre - Admirals Dupetit - Thouars, erhielt gestern vom See-Minister die Erlaubniß, ungestört mit seinen hiesigen Freunden verkehren zu dürfen, nahdem er sechs Tage im Hotel seines Ministers konsignirt blieb und Niemanden sprechen konnte, Er erschien gestern Abeud im politishen Salon eines einflußreichen Deputirten, und war, wie natürlich, le lion de la soirée. Er wurde von allen Seiten mit Fragen bestürmt, welche er, seiner delifaten Stel= lung wegen, nicht beantworten zu dürfen glaubte, insofern sie die Po- litif zum Gegenstande hatten.

Graf Karl Löwenhjelm , welcher vom König von Schweden beauftragt wurde, unserem Hofe das Ableben des Königs Jo-=- hann und die Thronbesteigung Osfar's des Ersten anzuzeigen, befindet sich seit vorgestern in Paris, und hatte bereits gestern die Ehre, das diesfällige Schreiben seines Monarchen dem Könige der Franzosen ín besonderer Audienz zu überreichen. Aus dieser Gelegenheit giebt heute Ludwig Philipp ein großes Diner, wozu die Minister und sämmtliche Chefs der fremden Legationen geladen worden sind.

Eine Königliche Ordonnanz vom gestrigen Datum verfügt, daß der frühere Schifffahrts =Tarif, wie er vor dem 31. Mai 1843 be= stand, auf dem Kanal der Rhone zum Rhein, hergestellt werde. Bekanntlich hatte die Compagnie, welhe den Kanal in Pachtung besißt, von der Regierung erwirkt, daß der Schifffahrts = Zoll zum großen Nachtheil des Transitohandels erhöht wurde. Von allen Sei= ten erhoben sich die bittersten Beschwerden dagegen, so daß sogar die Sache in der Deputirten-Kammer zur Sprache kam, und der Finanz- Minister versprehen mußte, eine Ermäßigung des angeordneten Schiff= fahrt=Zolles von der Compagnie zu erhalten. Einige Monate später erfolgte wirklich eine Herabseßung des Zolles, jedoch nur gzu Gunsten einiger Waaren = Artikel, während die übrigen zu hoh be=- steuert blieben. Den überlgut werdenden Klagen nachgebend, hat end=- lich mit der neuesten Ordonnanz die Regierung alles in den vorigen Zustand hergestellt, Der Transitohandel von Frankreih nah Deutfe - land und umgekehrt, kann sich dazu nur Glück wünschen, weil die Folgen der erwähnten Erhöhung des Schifffahrt-Tarifs am schwersten auf ihm lastete. /

Das seit lange angezeigte Konzert zum Besten der Pönitentiar- Kolonie von Mettray hat gestern Abends in dem neu gebauten pracht- vollen Saal des Hotel de Ville stattgefunden. Dieser Saal, welcher zu großen Festen zu Ehren der Königlichen Familie eingerichtet wurde, kann über 2000 Personen fassen und bot gestern Abend einen wahr- haft feenhasten Anblick dar, Die Königin, die Prinzen und Prinzes= sinnen wohnten dem Konzerte in einer Art Hofloge bei, welcher ge= genüber eine Tribüne für die Minister, die Präsidenten der beiden Kammern u. st. w. sich erhob. Die Elite der pariser fashionablen Welt, so wie Alles, was im Gebiete der Kunst, der Wissenschaft oder der Politik einen ausgezeichneten Namen trägt, war dort vereint Ohne Uebertreibung kann man dieses Konzert in seiner Art das schönste Fest der jsebigen Winter-Saison nennen. Die vornehme Welt beginnt ihre Salons zu schließen, weil die schöne Jahreszeit aufs Land lockt, Die Saison der Winter-Belustigungen wird eigent- lich mit dem Ball des Präsidenten der Deputirten-Kammer schließen welcher in 3 Wochen statthaben wird, und wozu im Garten des Pa- lais Bourbon schon Anstalten getroffen werden.

Grossbritanien und Irland.

London, 13, April, Die Herzogin von Kent beabsichtigt zu Ende dieses Monats in Begleitung ihres Sohnes, des Fürsten von Leiningen, welher den Prinzen Albrecht auf seiner Rückreise aus Deutschland nach London begleitet hat, eine Reise nah dem Continent.

Die heutigen Abendblätter veröffentlichen nunmehr die defi= nitive Ernennung Sir Frederik Pollock's, bisherigen General-Proku= rators von England, zum Lord=-Oberrichter der Exchequer, an die Stelle des verstorbenen Lord Abinger, Sir William Follett, bisheri= ger General = Fisfkal, is zugleih, wie man erwartet hatte, an die Stelle Sir Frederic Pollock's und Herr Thesiger an die Stelle Sir W, Follett’s getreten.

Die Bestrebungen des deutshen Zoll = Vereins, direkte Handels - Verbindungen mit den transatlantishen Ländern an= zuknüpfen, und namentlich ein durch deutshe Blätter kürzlich verbreitetes Gerücht von dem Abschlusse eines Handels - Vertrags zwischen den Zoll - Vereinsstaaten und der nordamerifkanishen Union geben der Times in ihrem gestrigen Blatte Veranlassung, die Han= dels-Politik des Zoll-Vereins einer näheren Beleuchtung zu unterwer= fen, die wir unseren Lesern schon deshalb nicht vorenthalten möchten, weil das Urtheil des Haupt-Organs des englishen Handels für Deutschland nicht ohne Juteresse scin kann. Der Artikel is na= türlich in feindseligem Sinne gegen den Zoll-Verein geschrieben, und es findet sich darin die bekannte Forderung ausgesprochen, welche Eng= land seit der Revision seines Tarifs an die fremden Nationen zu stel= len nicht aufgehört, nämlih die Grundsäße freien Handels in ausge= dehntem Maße zu adoptiren, während es doch selbst diese Grundsäbe noch immer in sehr beschränktem Maße in seinem neuen Tarife zur Anwendung bringt und den Schuß seiner nationalen Judustrieen ge= gen das Ausland noch keinen Augenblick aus den Augen gelassen hat, Eng= land fordert etwas vom Auslande, was es selbs niemals gewähren dürfte.

Wenn die Times nun in ihrem Artikel indirekt eine solche Forde=- rung stellt, und aus deren Zurücweisung eine falsche S due Dele des Zoll-Vereins erweisen zu können meint, welche nachtheilig auf die mit diesem Verein in Verbindung tretenden produzirenden Länder wirken müsse, so haben wir darin nur die Besorgnisse der englischen Handelswelt vor der immer stärker werdenden Handelsmacht des Zoll-Vereins zu erblicken, welche die Times vergebens dur die Behauptung, daß England nichts von solhen Nebenbuhlern zu fürchten habe, zu ver= bergen suht. Was die Times hauptsählih fürchtet, i ein Diffe= rential-Zoll, welchen Nord-Amerika, Brasilien und der Zoll-Verein zu Gunsten ihrer Produkte und Fabrikate festseßen könnten, und es is niht zu leugnen, daß ein solhes Verfahren di: éênglishe Regierung in Verlegenheit seßen und zn Gegenvorstellungen veranlassen dürfte. Hören wir indeß die Times e in ihrem Artikel, der die Stim- mung der englischen Handelswelt über den Zoll-Verein charakterisirt :

„Die Deutschen, welche bisweilen in ihren politischen Speculationen

etwas phántastish sind, wurden seit kurzem von- großem Neide ergriffen, darüber, daß sie keine Kolonieen und folglich keine Seemacht haben, die Frage in abstraktem Sinne zu erörtern, namentlich in Hinsicht der Vor-