1844 / 112 p. 2 (Allgemeine Preußische Zeitung) scan diff

Ä , im Lager, bei großen Manövers und gar int Gefecht zur eig or d lin Unter solchen Umständen müssen wir denen bei= stimmen, welche sich für den Ankauf deutsher Pferde aussprachen.

Frankreicch.

Pairs - Kammer. Sihung vom 15. April, Nachdem der Fürst von der Moskwa bei Gelegenheit der Debatte über die ge= heimen Fonds seinen Vortrag beendigt hatte, in welchem er, wie ge= stern hon mitgetheilt, fast aussließlich das Verfahren der Regierung in der otaheitischen Angelegenheit kritisirte, ohne jedoch neue Argu= mente in dieser vielbesprohenen Sache vorzubringen , übernahm es zuerst der Marquis von Gabriac, das Ministerium zu rechtfertigen, indem er den Schritt des Admirals Dupetit= Thouars als vorschnell darstellte, „Ein harmloser englischer Capitain, sagte der Redner, und eine Königin, die nur wenige Sol= daten zu ihrem Befehl hatte, waren- doch wohl nichts furhtbares, und hätten den Admiral nicht bestimmen sollen, vom Wege des Rechts abzugehen. Aus dem \o eben eingegangenen Bericht geht hervor, daß die lebten Ereignisse blos durch die Engländer herbeigeführt wurden, und daß das Protektorat respektirt wurde, so lange diese von Otaheiti fern waren, Nun i} es aber sehr natürlich, daß die Eng= länder ein von ihnen entdecktes, civilisirtes und zum Christenthum be= fehrtes Land nicht ohne ein bitteres Gefühl unter den Schuß Frauk= reichs gestellt schen konnten. Der englishe Konsul wandte daher, als er im Jahre 1843 zu Otaheiti ankam, in der Voraussebung, England werde sich dem Protektorat widerseßen, all seinen Einfluß an, um die englische Opposition zu verstärken. Es wurden deshalb Versamm=

lungen gehalten, und in diesen der Wunsch ausgesprochen, daß Otaheiti den Händen Englands nicht entrissen werden möchte. Aber alle diese Vorfälle, selbst die Landung einiger Soldaten und die Aussteckung einer Flagge, waren nicht bedeutend genug, um die Abseßung der Kü-= nigin zu rechtfertigen. Das Ministerium hat daher, indem es den Schritt des Admirals desavouirte, einen Beweis von Mäßigung und Stärke gegeben und so gehandelt, wie es, meiner Ansicht nah, den Interessen und der Ehre der Nation am angemessensten ist.“ Graf Matthieu de la Redorte nahm dagegen wieder für den Admiral Dupetit - Thouars und sein Verfahren das Wort und behauptete, die Königin Pomareh habe dadurch, daß sie eine von einem englischen Capitain im Namen der Königin von England ihr übergebene Flagge aufgesteck, auf deren Form wenig ankomme, zu erkennen ge= eben, daß sie sich unter den Schuß Englands stelle, sie habe also den mit ihr von Frankreih abgeschlossenen Vertrag verleßt, nach welchem dieses den ausschließlihen Shuß über die Ge= sellschafts= Jnseln haben sollte, und der Admiral sei daher berechtigt gewesen, zu ihrer Abseßung zu schreiten. Gegen die Behauptung, daß die protestantischen Missionaire auf den Sandwichs - Jnseln die Herrschaft führten, machte Herr Guizot bemerklih, daß seit dem leßten Vertrage auf jenen Juseln katholishe Missionaire zugelassen seien, dort predigten, Schulen eingerichtet hätten und {hon über eine beträchtlihe fatholishe Bevölkerung den Haupt-Einfluß ausübten, was Alles unter Fraukreihs Schuß erfolgt sei und geschehe. Graf Matthieu de la Redorte fuhr dann in seinen Beschwerden über die Desavouirung des französischen Admirals noch weiter sort und wollte Englands Politik in Ostindien als Beispiel für Frankreich auf- stellen, indem ersteres durch Umwandlung seines Protektorats in definitive Souverainetät, diese bereits über 100 Mill. Seelen daselbs ausgedehnt habe und felbst bei kloßem Protektorat eine weit größere Gewalt über das betreffende Land ausibe, als Frankreich unter gleichen Ver= hältnissen, weil dieses seine Agenten nicht mit der nöthigen moralischen Autorität unterstüßze. Die ministerielle Politik wurde dann noch von Herrn Villemain vertheidigt, der hauptsächlih davon ausging, daß in dem Protektorgts=- Vertrage mit der Königin Pomareh für den französischen Admiral nicht die geringste Berechtigung gelegen habe, unter gewissen Umständen zu einer völligen Besibnahme von ihrem Gebiet zu schreiten. Hierauf wurde die Fortsebung der Debatte vertagt.

Deputirten-Kammer. Sibßung vom 15. April, Ju den heute fortgeseßten Berathungen über das Patentgeseß wurden die in der lebten Sibung vorbehaltenen und noch einmal au die Kom- mission verwiesenen Fragen ohne bedeutende Schwierigkeit gelöst. Die Komniission hatte, da in Folge des von der Kammer angenommenen Systems der Ratenzahlungen für die Patentbewilligungen die Einfüh= rung an der provisorischen Patent - Ertheilung unnüß geworden war, die einfache Beseitigung dieses Provisoriums vorgeschlagen, und die Kammer trat ohne weitere Debatten diesem Vorschlage bei. Darauf wurdeu die Bestimmungen über die Abtretung und Uebertragung von Patenten, die über die Publication der zu einer Erfindung gehörigen Be- schreibungen und Zeichnungen, so wie die, daß auch Ausländer in Frankreich Patente auf Erfindungen erhalten können, genehmigt. Zu einer längeren Diskussion, die auch heute noch nicht beendigt wurde, gab der 29. Artikel Anlaß, nah welchem der Urheber einer im Auslande bereits patentirten Erfindung oder Entdeckung auch in Frankreich noch ein Pateut auf dieselbe joll erhalten können, jedoch nit auf einen län= geren Zeitraum, als auf welhem sein im Auslande genommenes Pa= tent lautet. Herr Bethmont verlangte die Streichung dieses Ar= tifels, weil eine solche Bestimmung für Frankreihts Judustrie nicht uur feinen Nußen haben würde , sondern ihr auh nachtheilig sein könnte. i

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Jch begreife, sagte derselbe, daß man im Jahre 1791, als die Verhält- nisse zwischen Frankreih und dem Auslande auf üblem Fuße standen, als der industrielle Verkehr noch nícht so vielfältig und lebhaft war, wie heut- zutage, daß man damals Einführungs-Patente bewilligte. Jeßt aber sind die Beziehungen \o leiht und lebhaft geworden, daß Jede in einem Lande auftauchende Erfindung sogleich auch in allen anderen -bekannt wird,

Hexr Houzeau-Muiron: Es is überhaupt nicht politisch, in einer solchen Maßregel die Juiítiative zu ergreifen, ehe man sich Reziprozität ge- sichert hat, Jn Belgien, Deutschland und den Vereinigten Staaten werden unsere Judustrie - Erzeugnisse ohne alle Scheu nachgemaht. Man fabrizirt angeblichen Champagner und seßt den Namen einer französischen Fabrik auf das Etiquet oder auf den Pfropfen; Stoffe, welche falsche Fabrikzeichen von Mühlhausen tragen, werden als französische verkgustz Gewebe von schlechter Qualität bringen unsere Fabriken in Mißkredit, Man is so weit gegangen, daß man falsche Aufmunterungs - Medaillen angefertigt hat, welhe von Ludwig Philipp, König der Franzosen, erdichteten Fabrikanten zur Beloh- nung von niemals gemachten industriellen Entdeckungen zuerkfaunt sein soll- ten.. Erneuern wir nicht die Fehler, welche wir 1824 begingen, als wir bei uns das Hciünfallsrecht aufhoben, welhes im Auslande zum Nachtheil der Franzosen noch in voller Kraft besteht, Man muß nicht zu großmüthig sein wollen.

Herr Delagrange: Wenn die Ausländer unsere Erzeugnisse nach- machen, \o giebt es auch unter uns Nachahmer ausländischer Erzeugnisse. Man verkauft z. B. französische Nadeln mit englischen Fabrikzeichen, (Eine Stimme: Darauf stehen aber anch Strafen.) Jch wüßte nicht, daß schon eine solche Strafe erkannt worden wäre. Wenn man aber von Juitiative spricht, so hat das Ausland längst diese Juitiative ergriffen. Die Gesehe Englands, Belgiens, Amerika’s und vieler anderen Länder gestaiten Aus- ländern, in England, in den Vereinigten Staatcn, in Belgien u. \. w, Er- findungs-Patente zu nehmen, f

Die weitere Debatte hierüber wurde dann auf den folgenden Tag ausgeseßt.

Paris, 16. April, Die otahaitishe Angelegenheit bleibt das vorherrshende Thema der Tages=- Debatte, Ueber die Pläne, mit denen die Opposition in dieser Hinsicht umzugehen scheint, bemerkt das heutige Journal des Débats: „Wenn wir den zirkulirenden Gerüchten Glauben beimessen, und wir haben alle Ursache, dieselben für begründet anzunehmen, so war der Konferenzsaal der Deputirten= Kammer gestern der Schauplaß einer außerordentlichen Bewegung, Es scheint, daß in einer Versammlung, welcher die Herren Thiers, Berryer, Barrot, Billault, Ducos und Chambolle beiwohnten, die sonderbarsten Beschlüsse beantragt worden sind. Einige sind darunter, die wir nicht für ernst halten können, da wir uns dadurch den Schein aufladen würden, die Urheber derselben zu verleumden. Jn die Reihe derselben stellen wir einen Vorschlag, der nichts Geringeres zum Zweck hatte, als das Ministerium in Anklagezustand zu verseßen, und zwar einzig und allein wegen der otahaitishen Angelegenheiten, wie man sich wohl denken kann. Der ernstliche Beschluß aber, bei dem man es zuleßt bewenden ließ, is folgender: Man wird heute um die Erlaubniß nachsuchen, um das Kabinet zu interpelliren, und die Juterpellationen werden auf Freitag angeseßt werden. Man verspricht si viel von dieser neuen und leß= ten Anstrengungz es soll, sagt man, der Kolbenschlag sein, der dem Ministerium den Garaus machen werde. Es is aber nun bereits das sehste oder siebente Mal in dieser Session, daß die Opposition von allen Farben und Nüancen sich anheischig macht, das Kabinet zu zerschmettern z das Kabinet aber steht uo immer aufrecht, und wir fönnen der Opposition versichern, daß cs auh dem neuen Sturm mit völligem Vertrauen entgegen sieht, denn die otahaitische Angelegenheit hat sich niht geändert, seitdem sie feierlich von der Kammer ent= {chieden is. Der Bericht des Admiral Dupetit =Thouars wird der Opposition keine Waffe gegen das Kabinet in die Hand geben. Die Sache steht noch ganz eben so wie vor zwei Monaten, als eine Majorität von 45 Stimmen das Urtheil fällte, daß das Verfahren des Kabinets zu keinem Tadel Aulaß gäbe. Es handelt sih noch immer darum, ob der Admiral Dupetit - Thouars berechtigt war, Confiscation und Abseßung über die Königin Pomareh zu verhängen, um sie dafür zu strafen, daß sie auf ihrer Hütte, die man, übertrei= bend, ihren Pallast nennt, eine Phantasieflagge aufgepflanzt hatte. Die Regierung war dieser Meinung niht; Alles wohlbedacht, hielt sie es für gerehter und weiser, bei dem Protektorat zu beharren, welhes unser Admiral in einem Augenblickde übler Laune und Ungeduld etwas ungestim und kurzweg in eine Besiß-= nahme umgewandelt hatte, Was unsere Rechte betrifft, so sichert uns das Protektorat Alles, was wir zu besißen ein ernstlihes Jn= teresse haben; unsere Flagge weht auf Otaheiti und wird ferner dort wehenz daß aber die Königin Pomareh nah Frankreich ihre Zuflucht nehmen und hier ein trauriges Ende finden müßte, scheint nicht durchaus nothwendig z der Konsul Pritchard endlich und die englischen Missionaire werden unser Protektorat “anerkennen müssen, da ihre Regierung es anerkannt hat. Dies is in zwei Worten das Ganze der Sache, für die wenigstens, welche dieselbe an und für sich beur= theilen. Will man dagegen einen Aulaß darin suchen, um mit Eng- land zu brechen, und einen Vorwand, um die Seemacht beider Län= der in eine traurige Kollision zu bringen, so steht die Sache freilich anders, und die Frage gewinnt an Größe. Traktate vom 15, Juli fann man überall und bei jeder Gelegenheit ins Leben rufen; Frank= reih weiß, was ibm der von 1840 gekostet hat, und die Kammern haben es vermuthlich auh nicht vergessen.“

Der englische Botschafter bringt seit einigen Abenden regelmäßig ein paar Stunden in den Tuilerieen zu.

Mehrere Blätter hatten gemeldet, es seien erst jeßt wieder an vier Kavallerie-Regimenter die Namen Orleans, Nemours und Chartres ertheilt worden. Darauf macht der Moniteur parisien bemerklich, daß die seit 1830 erschienenen vierzehn Annuaires Militaires diese Benennungen enthielten, die kraft Königlicher Verordnungen dem ersten Dragoner-Regiment, dem ersten und sechsten Lanciers-Regiment und dem ersten Husaren-Regiment gebührten.

xZ Paris, 16, April. Jn der heutigen Sibung der Pairs- Kammer wurde die gestern begonnene Debatte über den Geseh- Entwurf, die Bewilligung einer Million an sogenannten geheimen Fonds betreffend, fortgeseßt, Der Marquis von Boissy erinnert zuerst den Marine-Minister daran, sein Versprechen zu halten und einen Tag für die über Otaheiti zu gebenden Aufklärungen zu bestimmen, wenn er nicht vielleicht vorziehe, sie in ihrer ganzen Jungfräulichkeit zu be- wahren, um sie vor die andere Kammer zu bringen. (Heiterkeit.) Nur dies veranlasse ihn, das Wort heute über die Frage wegen Otaheiti zu nehmen, die gestern hon so ershöpfend verhandelt wor- den sei. Troßdem geht aber der Redner auf dieselbe ein, wiederho- lend, die Desavouirung des Admirals Dupetit-Thouars sei ein wah= res Unheil für die Ehre des Landes und für die Dynastie, wie er schon früher gesagt habe. Weder nothwendig noch zeitgemäß sei diese Desavouirung gewesen, blos die Furcht vor dem Auslande, die Furcht vor England sei Ursache derselben, er müsse dies glauben so lange, bis der Marine-Minister ihm einen anderen Beweggrund angebe. Herr Pelet de la Lozère geht in eine lange Auseinanderseßung der seitdem vorgegangenen Thatsachen ein und tadelt das Ministerium, ein Pro-= tektorat errichtet zu haben, das zu so vielen Kollisionen Anlaß geben könnte. Die Desavouirung des Admirals Dupetit-Thouars sei über- eilt gesehen, ohne genaue ausführlihe Depeschen desselben abzuwar- ten. Herr Guizot: er wolle die Diskussion nicht in die Länge zie- hen, der Minister des öffentlichen Unterrichts habe gestern bereits dem Grafen de la Redorte antwortend Alles gesagt, was gesagt werden könnte. Aber auf einige Angriffe müsse er antworten, die von solchen ausgehen und wiederholt werden, welche die Regierung in Mißkredit zu bringen ein Junteresse hätten. Er wolle von der Beschuldigung der Kleinmüthigkeit, der Furcht sprechen, die stets sich wiederhole, so oft von den auswärtigen Angelegenheiten die Rede sci. Das Land werde seiner Zeit sehen, wie man es zu täuschen suhe. Der Mini= ster sucht daun die Vorgänge auf Otaheiti in ihr wahres Licht zu stellen, zeigt, daß sür die zwei befehligenden Offiziere keine ernstlichen zu= reihenden Motive für den Entschluß, den sie faßten, vorhanden waren. Er widerlegt dann mehrere Behauptungen des Herrn Pelet de la Lozère über die Frage des Protektorats und erklärt, daß das Kabinet in der ganzen Sache nichts gethan habe, was der Loyalität und Ehre des Landes zuwiderliefe, (Beifall. ) Die Opposition wolle sich immer als Vertreterin der Mei- nung des Landes hinstellen, vergesse aber, daß das Land auf Seiten des Ministeriums stehe; die Mehrheit der Kammern habe seine Politik wiederholt gutgeheißen. Der Fürst von der Mosfwa habe gestern von der Dotation für den Herzog von Nemours ge sprochenz er halte ein Geseß darüber, als natürliche Folge des NRe- gentschafts- Geseßes, für nothwendig, das Kabinet betrachte die Do- tation für rehtmäßig, gerecht, nüßlich für des Landes Juteressenz man habe diese Frage mißbraucht, um alte Verleumdungen zu wle- derholen. Der Marquis von Boissy und Graf Montalembert sprachen zuleßt, als ih die Sißung verließ. S :

Die Deputirten-Kammer seßte die Diskussion des Geseßes über die Erfindungs - Brevets fort.

m Paris, 16. April, Während die Diskussion der geheimen Fonds in der Deputirten-Kammer ganz gelassen vorüberging, nehmen die betreffenden Debatten in der Pairs-Kammer einen so lebhaften Cha- rakter an, wie man im Palais des Luxembourg seit lange nicht ge- sehen hat, Für den aufmerksamen Beobachter ist diese Erscheinung niht ohne Wichtigkeit; sie zeigt, daß dort, wo die Regierung seit 1830 nur williges Gehör und eifrige Unterstüßung zu finden gewohnt war, si cine ernsthafte Opposition zu bilden anfängt, deren nächste Folge sein wird , der Pairs-Kammer einen größeren Einfluß zu ver= \chaffen, Bis zur Stunde genießt die Deputirten-Kammer eine aus- shließende Autorität; die Pairs-Kammer hingegen wird so wenig in Betracht gezogen, daß, als vor zwei Jahren die Deputirten-Kammer das Regentschafts-Geseß angenommen hatte, der Minister des Junern mittelst einer telegraphischen Depesche den Präfekten und Unter-Prä= fekten die Anzeige machte, daß in Folge der Anuahme des Regentschafts- Gesebes von Seiten der Deputirten- Kammer die Session als geschlossen zu betrachten wäre. Und dennoch war der Geseß= Entwurf der Regentschaft damals, als Graf Duchatel jene telegraphische Depesche abgehen ließ, der Pairs- Jammer noch nicht vorgelegt worden. i

Der Oppositionsgeist der Pairs-Kammer wird si noch lauter bei der Diskussion über den Sekundär-Unterricht offenbaren, Sobald die Debatten der geheimen Fonds geschlossen sein werden, haben si 60 bis 70 Mitglieder der hohen Kammer vorgenommen, eine Ver- sammlung abzuhalten, worin die Art und Weise bestimmt werden soll, sowohl das Projekt des Herrn Villemain, als den betreffenden Bericht des Herzogs von Broglie zu bekämpfen. Ungeachtet des gro- ßen Talentes, welches Herr von Broglie in seiner lebten Arbeit an

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Franz als Müller, Grua als Fischer und Wiehl als Leutner, und rechts vie Herren Crü semann als Wiesener und Weiß als dessen Nachbar die Wort- führer machten. Die Herren Döring und Weiß spielten in Charaktermas- ken. Jener bewährte sich wiederum als Bühnentünstler ersten Ranges. Dies füßselige Lächeln im Vorgefühl des erwarteten ,„„Göttergenusses““, diese Selbst- zufriedenheit bcim Eintragen der fritishen Bemerkungen in die Schreibtafel, diese Selbstbelächelung bei den Citaten aus Athenäus, Pausanias und Pol- lux zur Bewahrheitung seiner minutiösen Beobachtungen über die Aeußer- lichkeiten der Darstellenden u, #. w., Alles war wohlweise an- und ausein- andergelegt und machte eine echt komische Wirkung. Herr Döring hielt übrigens die Rolle mit Recht ganz in ästhetisher Bonhomie, Auch die übrigen „Zuschauer“, bekanntlich inösgesammt „lebende Bilver““, deren Ko- lorit inzwischen mit den Jahren hon etwas zu verhleichen anfängt, so daß die Anspielungen nur noch von den genauen Kennern der Literatur-Periode, worin das Stück entstand, gedeutet werden können, wurden von den ge- nannten Mitgliedern unserer Hof - Bühne ohne Ausnahme mit zutreffender Charakteristik gegeben,

Eben so gelungen, wie die Repräsentation des vielhäuptigen Publikums, war die Vorsührung des eigentlichen Mährchens. Das Faktische, woran sich in demselben die vielen Schnurren als P Ra des großen Weltgemäl- des anreihen, besteht einfa darin, daß der Kater Hinze einem alberncn Bauernburschen, Namens Gottlieb (Herr Krüger), aus Dankbarkeit dafür, vaß derselbe ihm zu ein paar Sticfeln LéVolltii hat, mit Hülfe dieser als Ficvenmeilen-Sticfeln gebrauchten A die Hand der Tochter des

igs %ershasft, und ihn zum de (gairten Landes-Regenten erhebt, woge- Ak p E, als diplomatischer Vermittler dieser Allianz, in den Adel- nicht bi: en und mit einem Orden behängt wird, Es is hier der Ort fis e Meaerlei zhantastishen Jyuselgruppen, welche aus dem humori- Ten du burdifadie, ihiung austauchen und wieder versinken, im Beson- aab Läftsprün Ma wer leseibe kennt, wird ihre Scherze, Tollheiten

b Gele enheit iugst ZaY Verdienst gewürdigt haben, und die Vorstellung

ga genheit, ihre Schönheiten nach und nach zu einem Gesammtein-

druck, der ein sehr angenehmer war, in der Seele zu vereinigen, Hat doch der Dichter selbst gesagt: „Stufenweise nur kann die Ausbildung ge- schehen, die den Geist das Phantastische und Humoristische lieben lehrt.“

Den Hinze spielte ein Kind, C, Hartmann, zu allgemeiner Befriedi- gung z besonders gelang ihr das komische Melodrama !1, 2 mit dem einge- legten Licde, „Jm Felde shleich? ih ill und mild, gespannt mein Feuerrohr““ und dem alternirenden Nachtigallgeschmetter und Parterregetrommel; dann die Verhöhnung der hohlen Phraseologie des modernen Drama in dem Monolog „O Liebe, wie groß is deine Macht“’ mit der vom _Pseudo-Publi- fum Da Capo verlangten Schlußsentenz: „„Isst es nicht die Pflicht des Edeln, sich und seine Neigungen dem Glück seiner Mitgeschöpfe aufzuopfern? Dies ist der Endzweck, zu welchem wir geschaffen worden, und wer das nicht kann, 9 ihm wäre besser, daß ihn seine Mutter nie geboren hätte!“ Hinze und der (freilih nicht dramatisirte) Kater Murr sind die glücklichsten Nachzügler der hon von Aristophanes, dem leuchtenden Vorbilde der „Comoedia prisca“, mit so übersprudelndem Wiß kullivirten Thier - Poesie („Frösche““, „Vögel“, „Wespen““),

Wenn übrigens die Kaye in unserem Mährchen das in eine Maus ver- wandelte „Geseh“ frißt, weiches Tieck als „Popanz“ aufführt und sich in allerlei Gethier verwandeln läßt, so wird ein Harmloser an diesen Meta- morphosen wenig Anstoß nehmen, Mit gleicher Unabsichtlichkeit sind die Bambocciaden des Schatten- und Puppen - Königthnms im ,„ König R den Herr Gern mit drastischer Wirkung gab. Die Piinzessin wurde durch Frau von Lavallade in anmuthiger Weiblichkeit und doch so gehalten, daß das vom Dichter beabsichtigte satyrische Jungredienz, bezüglich der Formfehler schriftstellernder Damen und ihrer Hypèr-Zdealisirung der Wülklichkeit, nicht verloren ging. Unseren deutschen Hanswurst, für den Lessing in seiner hamburger Dramaturgie als rettender Anwalt auftrat, nachdem weiblicher Un- verstand ihn verbannt und verbrannt hatte, und für dessen Sache auch Tieck im „Kater“ eine Lanze bricht, repräsentirte Herr Schneider, besonders in der Reziprozitäts -Scene mit dem Publikum, und bei dem

Stoßseufzer : „Man kann gar nichts Neues aufbringen, es arbeiten zu Viele in dem Fache“, mit der an ihm gewohnten leichten und gefälligen Komik, Weniger konnie uns die Leistung des Herrn Devrient als Hosfgelehrter zusagen, dessen Sprache sih allzu monoton hielt und fast einen jentimew talen Beigeschmack hatte, so daß das wahrhaft humoristische Tischgespra ) feine martanten Gegensäßze bieten konute. Die Jrouisirung MeL Dre und des Ballets, womit der erste Akt endet, wurde am N v bei der Prüfungs - Scene als Travestie der Zauberflöte (2 I VE erhöht, daß der die Prüfung bestehende Gottlicb die S V nd Wasserprebe in Begleitung von Lösch- und Kühlungs-AppE ne eschicht eine Einrichtung, deren in dem Märchen selbst keine ul E gu gel h y . Die Rollen des Dichters und Besänstigers waren. 9E, Me M n Lavallade und Bötticher wohl aufgehoben, e Beth, A Dlle in geschickten Händen, z. B. das LiebespaaL g so lasen ge us fd f, Nicolas), welches das Göthaiihe „Geht's mi@t, el den“, unter unseren Augen variürte. 2ónial, Decorationsmaler Herrn Ger Die neuen Decorationen von F Ba ecangemept bor Must A

i bei ifen Beifall ; ; 7 K ; R : A n E und die satyrische Kayenmusik mit anmuthi-

ochten, gen ORTLSON 4ST pur R ebenbeziehungen auf Kozebuesche und Zieg- leríd e, t den „Deserteur aus Kindesliebe““ u. \, w,, Vielen, wic ershe Stü M ern liegen, und z, B. die ähnlichen Anspielungen auf gesagt, hen 5 arzer, Immermann und Heine in den aristophaneischen Lust- Müllner, Z L rafen Platen der Mehrzahl der Zuhörer weit zugänglicher spielen des fiel das Tiesche Märchen doch all - und ungemein, Cs gen weis auf ein paar Kleinigkeiten und die Acnderung einiger zu derben Ausdrüdcke, vollständig aufgeführtz die Darstellung währte bis gegen zehn Uhr. pte

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den Tag legt, findet man, daß der Berichterstatter nicht den Muth zu. haben scheint, die Schlußfolgerungen seiner eigenen Prinzipien streng durchzuführen, und bei jedem Schritte befürchtet, sei es dem Kabinet, sei es dem Klerus, sei es der Universität, zu mißfallen. Da- durch geschieht es, daß er keine Partei vollkommen befriedigt, und im Gegentheile sich alle diese anschicken, den Bericht der Kommission durchgreifend zu ändern. Bei der Menge von Rednern, welche dabei das Wort zu führen gedenken, dürften die betreffenden Debatten sehr lange dauern und zuleßt den Gesetz - Entwurf des Herrn Villemain und den Bericht der Kommission so sehr abändern, daß das Kabinet und die Kommission sih veranlaßt finden möchten, die Hand dazu zu bieten, um bei dem Final - Votum den ganzen Geseß -= Entwurf zu verwerfen.

Jn der Deputirten - Kammer dauert die Diskussion des Erfin- dungs-Patent-Gesebes fort, Für das Ausland gab es bisher einen einzigen Punkt; in dieser Diskussion, welcher der Beachtung würdig wäre. Der Artikel 28 des von der Kommission amendirten Gesehz- Entwurfes bestimmt, „daß von nun an der Urheber einer Erfindung, wofür er hon im Auslande ein besonderes Privilegium erlangt hat, ein ähnliches Privilegium auch in Frankreih erwirken kann, unter der Bedingung, daß die Dauer des Privilegiums in Frankreich vom Tage des im Auslande begonnenen Privilegiums berechnet werde.“ Herr Houzeau-Muiron hat sich gegen: eine vermeintlih so große Begünstigung der ausländischen Jndustrie in Frankreich mit allen Kräften gestemmt, und dabei Ansichten vertheidigt, welche das strengste Prohibitiv=System nicht erzeugen könnte. Der Marquis Lagrange, einer unserer wenigen Depu-= tirten, welhe das Ausland kennen und den Prinzipien einer vernünftigen internationalen Politik huldigen, beeilte sih, die Excentrizitäten des Herrn Houzeau =- Muiron zurückzuweisen, und zeigte in kurzen aber schlagenden Worten, wie sehr es das Juteresse jeder einsichtsvollen Regierung wäre, nübßliche Erfindungen aus dem Auslande heranzu- ziehen, indem dadurch mehr als durch Zoll- und Mauth=Gesebe die inländische Jndustrie ermuntert und emporgehoben werde, Endlich zeigte Herr Lagrange, daß, was die Kommission jeßt zu Gunsten ausländischer Erpfindungen vorschlage, bereits in allen übrigen euro= päischen Staaten längst eingesührt sei, #o daß selbst Franzosen in England, Preußen, Oesterreich u. #. w. ohne den Einwohnern dieser Staaten hierin das Recht der Reziprozität zu gönuen, Privi= legien für ihre nüßlihen Erfindungen erhalten können. Die Fort- seßung der Diskussion über diesen Punkt wurde auf heute vertagt.

Der Contre =- Admiral Hamelin , welcher zum Nachfolger des Herrn Dupetit-Thouars ernannt wurde, scheint wenig Lust zu haben, die Reise nah Otaheiti anzutreten. Unter dem Vorwande, daß die ihm ertheilten Verhaltungsbefehle nicht bestimmt und genau genug lauten, weigert er sich, sich an seinen Bestimmungsort zu begeben, um nicht wie sein Vorgänger von Ereignissen überrascht zu werden, wozu êèr nicht zu seiner Sicherheit und Verantwortung mit gehörigen Verhaltungs - Befehlen versehen worden wäre. Herr Hamelin befürchtet, daß, nah der Herstellung der Dinge in den Zustand vor der Besißuahme von Otaheiti, eine Reaction gegen die Fran= zosen dort eintreten möchte, welche von den Engländern ausgebeutet werden könnte, um dem französischen Einfluß zu schaden. Für diesen möglichen Fall verlangt der Contre - Admiral Hamelin präzise Ver=- haltungsbefehle. Herr Guizot meint, die Besorgnisse des Contre= Admiral wären ganz ohne Grund, und die Regierung brauche sich vor der Hand nicht damit zu befassen. Einige Freunde des Herrn Hamelin sprechen sogar davon, daß Lebterer seit der Ankunft des Herrn Reine in Paris, mit welchem ihm gestattet wurde, über die Ereignisse von Otaheiti zu konferiren, dem See=Minister seine Entlassung als Kom- mandant der südoceanishen Station angeboten hätte, welhe nicht angenommen wurde.

Der seit zwei Monaten angesagte, wegen der Trauer um den König von Schweden und den Herzog von Sachsen - Koburg verschobene Ball bei dem Fürsten von Ligne, Botschafter des Königs der Belgier an unserem Hofe, hat endlich gestern Abend stattgefun= den, und bleibt -das {önste Ballfest dieser Winter= Saison. Der Herzog von Nemours, der Prinz von Joinville, die Minister, das ge=- sammte diplomatische Corps, die s{hönsten und elegantesten Damen des Faubourg St. Germain und des Faubourg St. Honoré erschienen dabei. Da es nun keinen eleganten Ball geben kann, wo nicht die Polka getanzt wird, so spielte sie gestern ganz natürlich eine große Rolle. Nur möchte man unter den Verdrehungen, womit sie Herr Cellarius , unser berühmtester Polka = Tanzmeister, ges{chmüdt hat, \chwerlich den böhmischen Nationalreigen errathen,

Grossbritanien und Irland.

London, 16. April. Se. Majestät der König von Hannover wird im nächsten Monate hier zu einem Besuche auf längere Zeit erwartet. hre Majestäten der König und die Königin der Belgier werden erst am 23sten d, M. ihre Rüdckreise nah dem Kontinent an- treten. Die Herzogin von Kent und der Fürst von Leiningen werden zugleich mit den hohen Gästen der Königin auf demselben Regierungs= Dampfschiffe sich zu ihrer beabsichtigten Reise nah Deutschland ein-

iffen. [0 E den hohen Kreisen der Gesellschaft is es mit der Wieder= eröffnung des Parlaments nach ‘den Oster - Ferien wieder lebendiger geworden. Der hohe Adel, die Minister und die Parlamentsglieder sind wieder in der Stadt und, wie verlautet, werden bereits zu den üblichen großen Hof=-Festlichkeiten der Season glänzende Vorbereitun- geu getroffen. Die Königin hat bis jebt erst zwei Levers und einen Cercle gehalten in Folge der Hoftrauer um den Vater des Prinzen Albreht; nunmehr hört man von zwet oder drei großen Galg= Bällen, welche nächstens im Buckingham= Palaste stattfinden sollen. Von Seiten des hohen Adels, unter Anderen vom Grafen Jersey, Grafen Haddington, Herzoge von Buccleugh, werden zur Feier des Geburtsfestes Jhrer Majestät am 25sten bereits Einladungen zu gro= ßen Gala=Diners ausgegeben. Auch die französische Gesandtschaft hat große Banquets angekündigt und an die Haupt = Mitglieder des Kabinets bereis Einladungen zu dem am 1, Mai, dem Namenstage des Königs der Franzosen, stattfindenden Feste erlassen,

Schweden und Uorwegen.

Stockholm, 12. April. Die Geseß-Sammlung und (im Auszuge) die Staats=Zeitung enthalten das ärztliche Protokoll über die Leichen-Oeffnung des hochseligen Königs vom 12. März.

Graf von Blücher - Altona beurlaubte sih gestern Abend beim Könige, um heute nah Kopenhagen zurückzureisen.

Man vernimmt, daß der Herzog von Leuchtenberg {hon heute Stockholm verlasse, allein späterhin im Sommer wiederkomme , zu welcher Zeit auch die verwittwete Herzogin von Leuchtenberg hier erwartet wird.

Der erste Expeditions-Secretair, Richert, ist am Donnerstag hier angekommen, und zwar, wie allgemein angenommen wird, auf des Königs Verlangenz die Gerüchte, daß er ins Conseil eintreten werde, vermehren si.

Die reichsständische Bank hat unterm 28, März diejenigen, welche geg sein sollten, 1) eine Anleihe von 2 Millionen Rthlx. Silber= pecies auf 30 Jahre mit successiven Rückzahlungen innerhalb dieser Zeit oder auch nur von 15 oder 1 Million auf 20 oder 10 Jahre,

05 und 2) eine Silber-Lieferung zu übernehmen, aufgefordert, inuerhalb sechs Wochen ihre Bedingungen versiegelt einzureichen.

Unterm 21. März is ein neues strenges Verbot gegen Lotterie= Anstalten und den Verkauf von Loosen für in- und ausländische Lot= terieen erschienen. : i

Se. Majestät der König hat in Bezug auf die Niederlegung der Kanzlerwürde der Universität Lund an das dortige akademische Kon=- sistorium ein ähnliches Schreiben erlassen, wie an das Konsistorium der Universität Upsala. (Siehe Nr. 109 der Allg. Preuß. Ztg.)

Das Post-Dampsschiff „Swenska Lejonet“, geführt vom Capi= tain-Lieutenant Ran!stén, welches in diesem Jahre für die Posifahrt zwischen YAstad und Stralsund bestimmt ist, wird am 20sten in Karls= frona seine Besaßung einnehmen und dann nah Ystad abgehen.

Upsala, 3. April. Da die von den hiesigen Studirenden im Laufe des Sommers beabsichtigte Reise nunmehr nicht stattfindet (\. Nr. 102 der Allg. Preuß. Ztg), so hat das Seùiorat der hiesigen Studirenden folgendes Schreiben an ihre kopenhagener Freunde gerichtet :

„Dänische Brüder! Es wird ohne Zweifel für Euch eine eben so un- willkommene Neuigkeit sein, von der Veranlassung dieses Schreibens zu hd- ren, als es für uns shmerzlich is, sie mitzutheilen, Wahrscheinlich ist es Euch schon bekannt, daß cine große Anzahl der bei der hiesigen Universität Studirenden sich zur Theilnahme an einer Reise nah Kopenhagen im näch- sten Junimonat gezeichnet hat, Dieser Reiseplan, eben so fehr der Beweis ciner warmen Dankbarkeit, als der Ausdruck einer aufrichtigen Freundschaft für Euch s sür dicsmal ungern von uns aufgegeben. Dazwischengekom- mee wichtige Umstände nämlich haben , wenn auch nicht die Neise ganz unmög- lich gemacht, so doch ihr solche Schwierigkeiten und Hindernisse in den Weg gelegt, daß wir der guten Sache selbst wegen cs für besser halten, sie für dieses Jahr einzustellen. Verkennt nicht diese unsere Handlungsweise! Glaubt nicht, daß Kälte gegen Euch und Gleichgültigkeit für die skandinavische Jdee sich unserer Gemüther bemächtigt hat! Seid überzeugt, daß die Erinnerung Eures Gastbesuchs bei der Jugend am Fyrisstrande noch eben so lebendig, eben so warm is, als am ersten Tage nach Eurer Abreise daß der Brüderbund, welcher auf den Höhen Upsala?'s im Angesicht der Gräber unserer Väter geschlossen ward, nicht ausgelöst ist! Erlaubt uns, zu erklären, daß gerade der Geist der Eintracht, welcher sich in unserer Zu- sammenkunft aussprach, auch jeßt unser Handeln geleitet hat. Seid fest überzeugt, daß im kommenden Jahre, wenn die Umstände, welche sih unse- rem innigsten Wunsche nun in den Weg gestellt, niht mehr eintreten kön- nen, es unser eifriges Bemühen sein soll, alle Schwierigkeiten, welche etwa fommen ftönnten, zu überwinden. Brüder und Freunde! Indem wir We- nige Euch dies erklären, schließen wir uns und unsere Kameraden in Eure fortwährende Freundschaft,“ und bringen Euch, Dana's Söhnen, einen herz= lichen Gruß von Schwedens Jugend.“

Sau ew

3 Madrid, 10, April. Das Gerücht von einem bevor= stehenden Wechsel des Ministeriums erneuert sih, und sogar ein Theil derjenigen Blätter, welche sich bisher in Lobpreisungen des bestehen= den Kabinets ershöpften, fängt an, sih in mehr oder weniger gereiz= tem Tone über die dermalige Unthätigkeit der Regierung zu beklagen. Zu diesen Klageu dient einerseits die Entwickelung, welche die Vor= fälle von Cartagena genommen haben, als Veranlassung. Man will nämlich eine große Ungerechtigkeit in der fast völligen Straflosigkeit erbliden, die den Aufrührern von Cartagena zu Theil ward, nachdem gegen die Theilnehmer des Aufstandes von Alicante mit unerbittlicher Strenge eingeschritten worden war. Diese allerdings an und für sich {wer zu rechtfertigende Straflosigkeit schiebt man dann auf Rechnung der angeblichen Apathie der Regierung, die nun auf den errungenen Lorbeeren, wie Hanmbal’s Heer in Capua, ausruhe. Zur Aufhellung dieses scheinbaren Widerspruches in dem Benehmen der Minister möge Folgendes dienen.

Der General Roncali, den französishe und englische Blätter als einen Unmenschen verschreien, entschloß sich {hon in Alicante nur mit dem größten Widerstreben dazu, an den gefaugenen Verbrechern die= jenige Strafe vollziehen zu lassen, die wohl auch in jedem anderen europäischen Lande in ähnlichem Falle zuerkannt worden wäre. Nach= dem Boné und einige zwanzig seiner Genossen erschossen worden wa= ren, erklärte Roncali, daß er kein weiteres Blut vergießen werde, und daß die Köuigin den 200 in den Gefängnissen befindlichen Aufrührern das Leben schenke, Als er in Cartagena einrüdckte, sagte er den ihn um Gnade Aunflehenden: „Jh komme als General - Capitain und werde die Schuldigen, die in meine Hände fallen, erschießen lassen, aber ih komme nicht als Polizei= Agent, um sie aufzusuchen.“ Ju Folge dieser Andeutung verschwanden auf Veranstaltung der Konsuln &Frankreihs und Englands die meisten Schuldigen, und die übrigen hielten sich in den Konsulaten und anderen Wohnungen verborgen, ohne daß die Behörden Nachforschungen vornehmen ließen. Während nun die hiesige Presse der Regierung anrieth, gegen die Aufrührer von Cartagena mit Strenge einzuschreiten, bestand der englische Ge= saudte, den Ministern gegenüber, in sehr nachdrücklihem Tone darauf, daß jedes weitere Verfahren gegen die Schuldigen eingestellt werden möchte, falls anders der spanischen Regierung an dem guten Einver= ständniß mit der großbritanischen gelegen wäre, Bei dieser Gelegen- heit stellte der Gesaudte den Saß auf, daß Spanien in das System der constitutionellen Staaten aufgenommen worden sei und in diesen politische Verbrehen nicht mit der Todesstrafe belegt würden, Der französishe Botschaster soll in allgemeinen Aus= drücen, und mit Bezugnahme auf die gerade erfolgte Aukunft der Königin Christine, Mäßigung angerathen haben. Genug, die Regie- rung sah sich veranlaßt, das Benehmen des Generals Roncali in Bezug auf Cartagena ausdrücklich vermittelst Verleihung des Groß= kreuzes des S, Fernando-Ordens zu billigen, ihm dagegen seine Bitte, sich hierher begeben und der Königin Christine vorstellen zu dürfen, abzuschlagen. Es ist ihm vielmehr anempfohlen worden , die militgi- rischen Operationen, welche gegen die Rebellen im Maestrazgo unter= nommen werden sollen, durch scine Gegenwart zu beschleunigen.

Eine andere, vielleicht begründetere Beshwerde wird von den Personen erhoben, welhe vorausseßten, daß das Ministerium den durch die Unterwersung von Alicante und Cartagena bedingten Zeit- raum des exceptionellen Zustandes nicht nur zur kräftigen Bekämpfung des Aufruhrs, sondern auch zur Aufstellung derjenigen Mittel benußen werde, durch welche allein abermaligen Unterbrehungen der öüffent= lihen Ruhe vorgebeugt werden kann. Da die Regierung den Muth gehabt hat, denjenigen, welhe, mit den Waffen in der Hand uud unter Aufstellung des furchtbarsten Schrecken - Systems, die Schärfe der Geseße auf sich zu ziehen, die erforderlihe Kraft -Entwictelung entgegenzuseben, so erwarteten Viele, die Minister würden zu gleicher Zeit die allgemein verlangten neuen Geseße über Preßfreiheit und National - Miliz veröffentlichen und zur Auwendung bringen und sich späterhin vor den Cortes wegen Umgehung der verfassungsmäßigen Formen rechtfertigen. Die Regierung zbögert bis jebt, diese folgen- reiche Schritte zu thun, und zieht sich dadurch den Vorwurf der Un- entshlossenheit und des Schwankens zu. Gewiß is, daß der englische Gesandte die Minister vor jeder weiteren Abweichung von der Ver- fassung gewarnt, guf sofortiger Einberufung der Cortes bestanden und erklärt hat, daß der Zweck seiner Sendung aufhören werde , sobald die diesseitige Regierung auf einer verfassungswidrigen Bahn beharre. Nicht weniger gewiß ist, daß die Regierung, falls fie in diesem Augen= blie die Cortes einberiefe, einen sehr {weren Kampf, nicht gegen begründete Vorwürfe, wohl aber gegen die längst berechneten Jniri-

guen der Ehrgeizigen zu führen habeu wird. Diese Klasse von Per= sonen weiß in der That deu Ministern kein anderes Verbrechen aus= zubürden, als das der Unhöflihkeit, mit welcher sie sich weigern, ihre Portefeuilles au die Herren Jsturiz, Mon= Pidal, «Concha abzutreten, damit diese sie demnächst an die „reinen Progressisten““ übergeben mögen. Ju Folge dieser Umtriebe macht sich eine gewisse ängstlihe Verstimmung der Gemüther sihtbar, und jedes Mittel wird in Bewegung geseßt, um diese zu erhöhen.

Der Marquis von Viluma is diesen Morgen auf seinen Ge= sandtshaftsposten nah London abgegangen. Jch beging einen Jrrthum, wenn ih Jhuen lebthin {hrieb, Herr Donoso Cortes wäre zum Ka- binets-Secretair der Königin Christine ernanut worden, Er ist in dieser Eigenschaft bei der regierenden Königin angestellt.

Gestern bewirthete der General Narvaez die Minister und sämmt= lihe Offiziere der Besaßung an einer Tafel von 1500 Gededen. Abends begaben sich Leßtere, begleitet von 500 Musikanten und 900 Trommelschlägern , Fackeln tragend, vor das Königlihe Schloß, um der zurückgekehrten Königin Mutter durch Aufführung einer be= sonders eingeübten Musif zu huldigen. Eine große Menschenmenge begleitete diesen Zug.

Die Gerüchte von einem gegen die Marokkaner beabsichtigten Un- teruchmen erneuern sich, und wenngleih bei dem gestrigen militairi- {hen Bankett ein Trinkspruch auf das Gelingen dieses Zuges ausge- braht wurde, so glaubt doch kein Unbefangener, daß die Regierung sih darauf einlassen werde.

Die Truppen der Königin von Portugal, unter den Befehlen des Barons vou Leiria, haben am 1sten angefangen, Almeida zu beschießen. Am 2ten und 3ten dauerte das Feuer fort, und ein Ausfall, den die Belagerten machten, um ch mit Lebensmitteln zu versehen, mißlang. Einige Häuser der Stadt gingen in Flammen auf. 2A

Die 3proc. Papiere, die an der hiesigen Börse so unverhältniß- mäßig gestiegen waren, sind um etwas gefallen. Heute fanden sie zu 35%, Käufer gegen baar. Man schreibt dieses Weichen dem Ein- fluß eines bekannten Spekulanten zu, der sich- mit dem Finanz -Mi- uister überworfen haben soll.

Die Nachrichten aus der Jusel Cuba vom 1. März lauten höchst beunruhigend. Die Vershwörungen unter den Negersklaven griffen immer weiter um si{ch, und unter diesen Umständen wurden noch 3000 Neger von der afrikguischen Küste eingeführt.

Griechenland.

2 Athen, 6. April. Der Schlußstein der Constitution von Griechenland is gelegt. Der König hat die Constitution unterschrieben und beschworen, Dieser feierliche Aft fand am 30. März unter den günstigsten Auspizien statt. Der Saal war ge- drängt voll, Griehen aus allen Provinzen des Reichs waren herbei= geströmt, um von der Ceremonie Zeuge zu sein, besonders zahlreich waren die Damen, für welche eine eigene Gallerie errihtet war. Auf den diplomatischen Tribünen bemerkte man die Gesandten von Oester= rei, England, Preußen, Türkei, Frankreich und Bayern, so wie die der Geschäftsträger von Schweden, Belgien, Holland und Spanien, nebst ihren Secretairen und Attahés, Eine halbe Stunde vor dem Ein= tritt des Königs erschien der Präsident des Minister = Raths, Vice- Admiral Kanaris, und überreichte im Namen des Königs dem ehr= würdigen 107jährigen Greise Panoußo Notaras, Präsidenten der National = Versammlung, die Jusignien des Großkreuzes des Erlöser= Ordens, indem er ihm das breite Band umhing.

Die Majestäten erschienen um 3 Uhr Nachmittags in großem Staat und wurden unter dem Donner der Kanonen und dem

noch größeren Jubel des Volkes und der Truppen von der Deputga= tion der National-Versammlung empfangen und eingeführt.

__ Ein ernster Zug lag auf dem sonst so heiteren Gesicht des Kö- nigs, Die Königin schien die Gefühle ihres Gemahls zu theilen und der Ausdruck ihres Gesichts war gleichfalls ernst, Während der Be- s{hwörung der Constitution war sie sehr bewegt.

Eine Salve von 101 Kanonenschüssen verkündigte den Bewoh= nern der Hauptstadt die Vollendung des wichtigen Aktes, nah welchem der König mit wenigen Worten die National = Versammlung für aufgelöst erklärte. Abends waren die Mauern der Akropolis mit Pechfeuern beleuchtet und die Stadt ebenfalls ziemlich allgemein illu= miumrt, Beim Zapfenstreih zog die ganze Garnison mit klingendem Spiel hinauf zum Palais und führte dort einen Fadeltauz auf.

Um den Tag für »das Heer denkwürdig zu machen, erschien ein schr umfassender Arniee=Befehl, welcher viele Beförderungen und Ordens-Verleihungen enthielt. Unter Anderem sind nicht weniger als sechzehn Obersten zu General - Majors avancirt; unter diesen sind Kalergis, Makrijannis, Nota Boharis 2c. Kalergis is zugleich Ad= jutant des Königs geworden,

Nachschrift. Das Ménisteriuum is noch nicht gebildet, und es herrshen noch immer Schwierigkeiten. Aus zuverlässiger Quelle fann ich Ihnen mittheilen, daß die Ernennungen nah dem leß- ten Beschluß sein werden, wie folgt: Minister der Finanzen und des Aeußeren Maurokordatos, des Kultus und des Unterrichts Tri= loupis, des Krieges Andreas Londos, des Jnnern Kolettis, der Ma= rine Kanaris, der Justiz unbestimmt, doch wahrscheinlich entweder Somakis oder Anast. Londos (Patras).

Von der nappistischen Partei ist nur Kanaris, und er ist ein Mann von zu wenigem Einfluß, um seiner Partei viel nübßen zu können folglich i} sie nicht zufriedengestellt, Kolettis is allerdings ein Heer in sich allein, aber im Minister-Rath hat er nur Eine Stimme, und sein einziger Anhänger wäre Somakis oder Londos von Patras, wenn einer von ihnen das Justiz-Ministerium bekäme, während Maurokor= datos mit seinem Schwager Trikoupis und dem Kriegs-Minister Londos ein eng vereinigtes Kleeblatt bildet, das über drei, also die Hälfte der Stimmen im Minister-Rath, verfügen könnte, selbst wenn Mau= rokfordatos nicht den Práäsidentenstuhl erhält, wodurch er bei Stim-= mengleihheit die entscheidende Stimme bekommen würde, und es ist faum glaublich, daß Kolettis mit den Nappisten sih vereinigen würde, um Maurokordatos die Wage zu halten.

Herr Jakobakis Rizos, früher Minister der auswärtigen Angelegen- heiten, und nach der Revolution (oder vielmehr Bewegung, wie es hier Sitte wird, sie zu neunen) vom 3, September auf 6 Monate nah Konstantinopel verbannt, is seit 14 Tagen wieder hier. Der König hat ihn durch Dekret wieder in den Staats =Rath eingeseßt, und zwar mit Nachzahlung seines Gehaltes für die 6 Monate, wo er abwesend war. ;

Heute is eigentlich das große Nationalfest zur Erinnerung an den Anfang des Freiheitskampfes, da es jedoch zufällig der stille Sonn= abend i, so wird das Fest am nächsten Dienstag gefeiert.

Moldau und Wallachei.

Bucharest, 13. März. (Wien. Ztg.) Das Urtheil über die brailaer Ruhestörer, welches durh mancherlei Juncidenzpunkte verzögert wurde, is endlich gefällt, und die bei jenen Umtrieben betheiligten Individuen, unter denen auch der Bojar und wohlhabende Oekonom Vistier Deschu ist, sind zu 5 bis 15jähriger Detention in den Salz= gruben verurtheilt worden. Der Fürst hat jedo die Sentenz noch nicht bestätigt, und man glaubt, Se. Durchlauh werde, besonders in Beziehung des Leßteren, dem milden Zuge seines Herzens folgend, von seinem Begnadigungsrehte Gebrauch machen, und diesem um die