1844 / 122 p. 3 (Allgemeine Preußische Zeitung) scan diff

E E S R Ri: darm panien

j neral-Prokurator auf un=-

den leßten Nachrichten zuseige von s Gee 25sten N fr b mte Zeit ausgeseßt worden waren, z ee Anfang genommen. Div Verzögerung ge ah bekanntlich wegen ir erbeischasfung der nöthigen Zeugnisse für das zufällige Ver= shwinden einiger Blätter der Geshwornen-Liste , welches die Ange- flagten als ein absihtliches, in betrügeri\her Absicht veranlaß=- tes bezeichnet und darauf ihr Gesuch um Annullirung des Jury- Ausspruchs begründet hatten. Die Beamten des Friedens-Gerichts, welhen die Besorgung der Liste oblag, haben nunmehr die nöthigen eidlihen Erklärungen, daß die Behauptungen der Angeklagten falsch wären, sämmtlich abgegeben, und Herr Smith, der General-Prokurator säumte darum keinen Augenblick, die Angeklagten auf den 25stten d. Mts., also auf den gestrigen Tag, den Termin zur Begründung ihres Gesuchs um Einleitung eines neuen Prozesses festzustellen. Die Verhandlun= gen haben demna gestern begonnen, und auf außerordentlichem Wege erfährt man bereits, daß Herr Whiteside, ein Anwalt der An- geklagten, seine Deduction zu Gunsten derselben an diesem Tage er- öffnet hat. Derselbe suchte die Nothwendigkeit einèr neuen Prozeß= Fnstruction durch die bekannten Einsprüche gegen ‘die beobachtete Form (ein Geshworener hieße z. B. John Jason Rigby, nicht, wie in der amtlihen Juryliste stehe, John Rigb9), ferner gegen die Geseblichkeit der mehrerwähnten Juryliste und gegen die durch das Geseß vorgeschriebene, aber nicht beobachtete Unparteilichkeit des Ober-Richters Pennefather in seinem Resumé, endlich gegen die Zu= lässigkeit gewisser, von dem Gerichte zum Nachtheil der Angeklagten acceptirter Beweise, zu motiviren. Herr Whhiteside hatte am Schluß der Sißung seinen Vortrag noch nicht beendet, dessen Fortseßung demnach auf den 26sten vertagt werden mußte. Es er- scheint nur zu gewiß, daß das End-Resultat des Prozesses in dieser Gerichts-Session wieder niht erreiht werden wird, indem die Ver= handlungen über die Einsprüche der Angeklagten die Zeit derselben hinlänglich ausfüllen dürften. Das Gericht wird zwar wahrscheinlich am Ende der nächsten Woche seine Entscheidung über das jeßt ge- stellte Gesu abgeben, und dasselbe wird auch, wie man erwartet, gegen die Angeklagten ausfallen, aber dieselben halten dafür son einen neuen Antrag auf Cassation des auf Grund des Jury - Aus= spruchs zu fällenden Straf-Urtheils bereit, dessen Erörterung eine ge=- raume Zeit wegnehmen wird, indem jedem Angeklagten das Recht zusteht, sich durch seinen Anwalt vertheidigen zu lassen. Nach dem Fehlshlagen dieses Versuchs beabsichtigen alsdann die Angeklagten erst ein Writ of error beim Oberhause einzubringen. Es fragt sich, ob dies unter solchen Umständen in der diesjährigen Session über- haupt noch geschehen kann. i

Die Hamburger Börsenhalle bringt vom 26sten Abends aus London die Nachricht, daß an demselben Tage in der Sißung des Oberhauses Lord Ripon und im Unterhause Sir R. Peel angezeigt hätten, Lord Ellenborough sei von seinem Posten als General =Gou- verneur von Ostindien abberufen worden, was aber nicht auf Veran=- lassung der Regierung, sondern der ostindischen Compagnie, welcher diese Befugniß zusteht, ausgegangen sei. Unsere morgenden Blätter werden darüber das Nähere enthalten.

Dieser Tage \ind die lebten aus der Gefangenschaft der Afghanen erlösten Reste des bekanntlih in den Pässen von Kabul vor zwei Jahren fast gänzlich vernichteten Asten Infanterie - Regiments nach England zurückgekehrt, Cs sind 2 Unteroffiziere und 18 Soldaten, lauter gediente Leute und Alle verwundetz sie sollen jeßt pensionirt werden.

Belgien.

Brúüssel, 27. April. Aus dem Vortrag, welchen der Mini- ster des Junern, Herr Nothomb, vorgestern und gestern im geheimen Ausschuß der Repräsentanten - Kammer gehalten, ist jeßt einiges Nähere zur öffentlichen Kenntniß gekommen. Der Minister seßte darin die ganze Handels - Politik der Regierung, besonders mit Beziehung auf die Zukunft, auseinander. Von besondere Interesse war die Uebersicht der Ausfuhr, die er mit großer Genauigkeit gab. An Fabrifwaaren betrug dieselbe im leßten Jahre 70 Mill. Fr. (im

Zahre 1842 nur 67 Mill., wovon 21 nah Frankreich, 18 nah Holland, 62 nah Preußen, 2 Mill. nah England gingen. Bereits sind 45 Millionen Waaren nah Amerika geschidt worden. Herr Nothomb meinte, daß die Lage, ohne die jeßt vorherrschende Neigung aller Staaten, sich in sich selbs zu konzentriren, sich selbst zu enügen, eine weit vortheilhaftere sein würde. Belgien laufe felbst Gefahr, auf seinen bedeutendsten Märkten fortwährend zu ver- lieren. Nach dieser Uebersicht besprach der Minister die Handels=Po= litik Englands, Frankreihs, Hollands und Deutschlands. England, sagte er, habe sein Schuß - System stets nur insofern modifizirt, als seine relative industrielle und kommerzielle Ueberlegenheit dabei unge= \hmälert geblieben sei. Das englishe System, das im Grunde noch auf Cromwell'’s Schifffahrts-Akte beruhe, greife übrigens allenthalben nm si z alle europäischen Staaten verwandelten sih durch Annahme dieses Systems allmälig aus ackerbautreibenden in Handels - Staaten, so z. B. Frankreich unter der Restauration und seit der Juli-Revo= lution, Deutschland habe, wie Belgien, eine s{hwer zu bewachende Gränze z seine Judustrie gleihe der belgischen ; sie sei nur im Junern begründet. Nux Haunover verhindere, daß sie sich auch nah Außen organisire. Nah Hannovers Beitritt zum Zoll= Verein würde Deutschland Seehäfen haben z dann würde es ein Han- delôstaat werden, während es jeßt nur noch ein industrieller Staat sei. Die Handelsstädte würden alsdann den unermeßlihen Vortheil genießen, die 200 Millionen amerifanischer Produkte, die Deutschland verbrauche, zu liefern. Dann werde Deutschland au Disferenzial= Zölle annehmen. Holland habe zuerst mit dem Zoll - Verein und so- dann mit Frankreih für seine Schifffahrt günstige Verträge abge- \hlossen. Die mit dem Zoll - Verein 1839 abgeschlossenen beständen zwar in Wahrheit niht mehr, aber Hollands Politik sei darum nicht minder dieselbe geblieben. Es werde stets streben , der große Markt zu sein, auf dem der Zoll - Verein die Kolonial - Produkte einkaufe, Vielleicht werde man eines Tages den Anschluß Hollands an den Zoll-Verein erlebenz für jeßt könne man indeß sagen, daß es den Status quo, Belgien gegenüber, nicht eingehalten habe und Belgien durch dieses Verfahren autorisirt sei, desgleihen zu thun. Holland e der zweite Markt Belgiens. Belgien aber habe in Betracht der

nstrengungen, die Holland, stets in seinem Jnteresse, bei Deutsch- land und Frankreich mache, durchaus keine Gewißheit, daß es diesen Markt behalten werde. Der Minister gestand sodann zu, daß Bel-= gien nicht mit Vortheil unterhandeln könne, weil es nicht genug zu

ieten habe. Frankreih sei in dieser Beziehung durch seine großen Fabrikanten genden, die si jedem Zugeständniß für Belgien wider= seßten. Belgien müsse dahin arbeiten, durch gemäßigte, successive Maßregeln und ohne eine allgemeine auffallende Revision vorzuneh- men, den inneren Markt seiner nationalen Jundustrie, seinen Flebitenten wieder zuzuwenden. Er sei daher für Differenzial-Zölle zu Gunsten der Flagge und zur Begründung direkter Fahrten , direk

ter Ausfuhr, Cs lägen, fuhr der Minister fort, drei Systeme vor

das der Kommission, das der Antwerpener Handels-Kammer und das

der Regierung, Das System der Regierung unt \ ide [6 v0

dem der Kommission in Folgendem: 1) Die Kommis A dis a Kategorie für die Kanäle und Flüsse aufgestellt; die Regierung halte dies seit dem Arrangement mit Holland für zwecklos, 2) Das

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System der Kommission beruhe auf der Unterscheidung der Flagge und der Ausfuhr -Orte. Die Regierung sei hierin mit der Kom- mission einverstanden; aber male man nothwendig auch für die Flagge der Ausfuhr =- Orte die eziprozität zugestehen? Er halte dies für unnöthig und schlage vor, daß der Regierung gestattet werde, gegen jede Nation diejenigen besonderen Maßnahmen zu er- greifen, welche in jedem Fall die geeignetsten schienen. 3) Die Re= gierung beantrage die Zulassung einer mittleren Kategorie für die Fahrzeuge, die von außereuropäischen Baupläßen kämen. Dieselben sollten Kolonial-Waaren unter vortheilhafteren Bedingungen einführen dürfen, als Schiffe, die von europäischen Märkten kämen. 4) Es müsse auch zwischen den Rohstoffen und den Vertriebs - Artikeln ein Unterschied gemacht werden. Bei den ersteren müsse der jeßige Zoll als der höchste beibehalten, der Differenzial - Zoll abzugêweise aufer= legt werden. Jn Betreff des lebteren müsse das umgekehrte Ver= fayren eingeshlagen werden. Die Regierung stelle diesen Antrag, damit der Gesetz-Entwurf nicht antifiskalish ausfalle. Die Reprä-= sentanten-Kammer hat übrigens mit 57 gegen 17 Stimmen gestern beschlossen, daß die Debatten über die ministeriellen Vorschläge eben- falls bei verschlossenen Thüren stattfinden sollen.

Atal ten

Palermo, 12. April. (D. A. Z) So eben treffen mit dem Staats = Postdampfschiffe „Maria Theresia““, gestern von Neapel ab- gegangen, der Großherzog von Mecklenburg-Schwerin und der Erb- prinz von der Lippe in unserer Hauptstadt ein, wo sie im Hotel d'Albion die ihnen bêèreitete Wohnung beziehen. Die herablassende Leutseligkeit dieser Fürsten giebt unserem Volke eine ganz eigene und vortheilhafte Meinung von den Regenten der deutschen Stämme.

Nach Vollendung .der im Plane liegenden Reise nah unserer Insel soll der König Willens sein, Deutschland einen Besuch zu machen. Einstweilen bereist der Königliche Statthalter von Sicilien das Junere der Juselz es heißt, es sei ihm von Neapel aus ernstliche Weisung geworden, die Arbeiten des Straßenbaues, welcher, wie billig, dem Könige sehr am Herzen liegt, und die Festungs - Arbeiten von Syrakus mit mehr Eifer betreiben zu lassen.

Sicilien verlor am Abend des 6. April einen seiner ausgezeich- netsten Bürger, den Erzbischof von Montreale, durch den Tod: ein Verlust, der vielleicht sehr {wer zu erseßen sein wird. Domenico Benedetto Balsamo, in Messina geboren und zu der höchsten geistli= chen Würde des Reichs erhoben, hat sich um sein Vaterland als Die= ner der Religion, als Direktor der Lehr - Anstalten und als Bürger und Mensh hoch verdient gemaht: wie er alle Lehr - Anstalten ver= mehrt, die Lehrer in ihrem hohen und beshwerlihen Amt und die Lernenden und jedes angehende Talent, in welhem Bereich es immer sein mochte, aufgemuntert, hervorgezogen und unterstüßt und alle Nothleidende getröstet, is allgemein bekannt. Der Dom von Mont- reale, jenes Denkmal der aus dem allgemeinen Ruin alles Wissens und aller Kunst neu erstandenen edlen Baukunst, hatte vor einigen und zwanzig Jahren durch Feuer bedeutenden Schaden gelitten, und der hohwürdige Prälat hat aus seinem eigenen Vermögen, welches

ar niht groß war, bedeutende Summen zur Wiederherstellung die- fes so merkwürdigen Gebäudes verwendet. Der König und der Staat verlieren einen für das allgemeine Wohl eifrig besorgten, von seinem Fürsten nah Verdienst hochgeshäßten Diener.

Wegen Mangels an Kenntniß der Gewässer des Meerbusens von Mexiko und der Handels - Artikel der daranstoßenden Länder hat sich noch. keines unserer “Schisse dorthin gewagt. Die Fregätte „Amalia“; welche "den Prinzen D. Luigi Conte d’'Aquila, Bruder des Königs von Neapel, zu seiner Vermählung nach Rio Janeiro bringt, is nun dazu bestimmt, von dort aus alle Punkte nördlich bis Veracruz zu besuchen und alles für die Handels -Schifffahrt Be- merkenswerthe zur Belehrung derselben aufzunehmen.

Spanien.

X Paris, 26. April. N 70 die madrider Blätter sich mit großem Eifer bemüht haben, die Meinung von einem bevorstehen- den Ministerwehsel zu bekämpfen, \o ist doch aller Grund zu der Ansicht vorhanden, daß das gegenwärtige Regierungs - Provisorium seinem Ende nahe sei und daß das Interesse der moralischen Beruhigung des Landes und der Versöhnung der Leidenschaften die Meinung rechtfertigt, derzufolge eine Veränderung des Per= sonals der Regierung an der Zeit is. Jn welhem Sinne aber diese Veränderung stattfinden wird, darüber herrscht bis jebt die größte Ungewißheit, wiewohl man geneigt is, anzunehmen, daß der gegen- wärtig die spanische Politik beherrshende Einfluß sich auch in der Wahl der Männer des künftigen Ministeriums bewähren werde.

Jn allen größeren Provinzialstädten werden gottesdienstliche Handlungen zur Feier der Rückkehr der Königin Christine nah Spa= nien vorgenommen. Die Zeitungsberichte über diese Festlichkeiten überbieten einander in der Schilderung des Jubels und der hingeben- den Gesinnungen, welche das Volk dabei an den Tag gelegt hat. Nirgends macht sih eine Spur von politischen Oppositionen gegen den Gedanken bemerflich, welher jenen kirchlich =- dynastishen Festen zum Grunde liegt. Ju Baxcelona indessen ist die religiöse Feier der Rückkehr der Mutter Jsabella?s 11. durch die Unbesonnenheit eines Predigers gestört worden, Jn der Kirche Santa Maria del Mar, wo alle bürgerlihen und militgirishen Behörden, die fremden Kon- suln, die Offiziere der vor der Stadt liegenden Kriegsschiffe, und ein unermeßliches Publikum dem Tedeum beiwohnten, hielt der Pfarrer D. Juan Sagol ein& äußerst heftige Kanzelrede, die von politischen Anspielungen wimmelte, Der Redner wandte sich unter Anderem persönli an den Generál-Capitain Baron de Meer, zu welchem er die folgenden Worte sprah: „Ew. Excellenz darf nicht vergessen, daß Sie Jhren Degen zur Vertheidigung der Religion sowohl, als des Thrones tragen. Das Schwert in der einen Hand und in der anderen das Buch des Geseßes, müssen Sie Jhren Arm einen Jeden fühlen lassen, der zu widerstehen wagt,“ Der politishe Chef von Barcelona, Herr Lillo, hat sih dur diese und ähnliche Ungebührlich= keiten veranlaßt gesehen, den Pfarrer von Santa Maria del Mar zu sich kommen zu lassen, und ihm seine Unzufriedenheit in starken Aus= drücken zu erkennen zu geben.

Der General - Kommandant von Gerona hat sieben aus Frauk=- reih gefommene farlistishe Flüchtlinge erschießen lassen, die von der Gränz-Bevölkerung in dem Augenblick verhastet waren, wo sie den spanischen Boden betreten hatten,

Ein Adjutant des Barons de Meer is aus Barcelona abgereist, um dem General Castellane, Kommandanten der 5ten französischen Militair - Division, das Großkreuz des Ordens des heil. Ferdinand zu überbringen. Man weiß, daß der General Castellane sich von jeher so lebhaft für die Sache der Königin Christine rel daß man ben Ds an “S pad sogar den von ihm abgefaßten tele= raphishen Depeschen ansah. 4 G P Die Bewohner zweier französischen Gränzdörfer, Angen und Darres, haben auf der Rückkehr von einer Kirchweih au spanischem Boden einen Strauß mit einander ausgefochten, bei wekhem 1 Per- son getödtet und 10 Andere {wer verwundet sind, Die Raufereien auf der yrenäengränze nehmen überhaupt seit einiger Zeit gar fein Ende mehr, und sie kommen besonders den französishen Dougniers

theuer zu stehen, die das Durhbrechen der kfarlistishen Flüchtlinge zu verhindern haben. j

Wir finden in einem französischen Blatte die folgenden Angaben über die maroffanishe Stadt, in welcher der spanische Konsul Darmon hingerichtet is. Der wirkliche Name dieses Ortes ist Mazagan. Er liegt 60 Stunden nordwestlih von Tanger auf einer Landzunge, welc- sich 4500 Schuh weit in das Meer erstreck. Die Umgebungen 9 Mazagan sind sehr fruchtbar, reich an Wasser und stark bevölfe... Die Stadt, welche 2000 Einwohner zählt, hat einen guten Ankerplaß, und sie wird nah der Seeseite zu durh ein paar Schanzen verthei- digt. Mazagan is von den Portugiesen erbaut, die dasselbe erst 1770 geräumt haben.

Q al Ll

ch Paris, 26. April, Nach direkten Berichten aus St. Do- mingo vom 4. März ist das Losungswort der Jusurgenten des spanischen Theils der Republik Haiti folgendes: „„Lostrennung Gott Vaterland und Freiheit.“ Die neue Regierungs-Junta die- ser dominikanischen Republik hatte bereits ihre Thätigkeit begonnen und in spanischer Sprache ein Manifest erlassen, worin die Beweg= gründe zur Lostrennung von der Republik Haiti auseinandergeseßt werden. Einer der ersten Akte der Regierungs - Junta war ein De- fret vom 1. März, wodurch die Sklaverei in der dominifkanischen Re= publik als abgeschafft erklärt wird.

Handels- und Börsen - Uachrichten.

Paris, 26. April. Aus Anlaß der bevorstehenden monatlichen Ab- rechnung war heute an der Börse die französische 3proc. Rente wieder ctwas mehr begehrt, Die 5proc, Rente dagegen war ziemlih gedrückt; es ge- schahen darin ansehnliche Verkäufe,

Auswärtige Börsen.

Amsterdam, 27. April. Niederl. wirkl. Scb. 61%. 5% do. 100, 5% Span. 215. 3% do. 374. Pass. 67. Ausg. —. Zinsl. —. Preuss, Pr. Sch. —. Pol. —-. Oesterr. 1095. 4% Russ. Hope 903.

Antwerpen, 26. April. Zinsl, 8. Neue Avul. 20%.

Frankfurt a. M., 28. April. 5% Met. 1135. Bank - Actien 2007. 2005. Bayr. Bank-Actien —. Hope 902 Br. Stiegl. 905 Br. Int. 605. Polo. 300 Fl. 945 G. do. 500 Fl. 995 G. do. 200 Fl. —. E

Hamburg, 30. April. Bauk-Actien 1670. Engl, Russ. 1137.

London, 26. April. Cons. 3% 99%. Belg. 10454. Neue Anl. 255. Pas- sÌve 67. Ausg. Sch. 157. 25% Holl, 603. 5% do. 1007. Neue Port. 46 Engl. Russ. E Bras. §0. Chili 102. Columb. —. Mex. 35%. Peru 295.

P aris, 26. April. 5% Rente fin cour. 122. 20. 3% Rente fin cour. 83. 95. 5% Neapi. au compt. 102. 30. 5% Span, Rente —. Pags. 65. Z

Wien, 26. April. 5% Met. 111. 4% 1005. 3% ( (5 25% e Anl. de 1834 149. de 1839 132. Bauk-A«tien 1623. Nordb, 14353. Gloggn. 1175. Mail, 1147. Livorn. 1145.

Meteorologische Beobachtungen.

Nach einmaliger

Nachmittags Abends Beobachtung.

1844, Morgeus 10 Ubr.

30, April. 6 Ubr. 2 Ubr.

(4 ls r « r L 0 Luftdruck .…. . 339,43" Par.|340,74 Par./341,26 Par. | Quellwärme 7,19 R. Luftwärme .….|—+ 6,4° R. |—+ 120° R. 5,39 R. Flusswärme 2s i M Thaupunkt .….. |+ 2,0° R. + 20° R. 0,3? R.| Bodenwärme 9 R. 46 pct. | 63 pCt. Ausdünstung 0,011 Rh.

heiter. beiter. Niederschlag O. 6 Wind O. O. O, Würmewechsel 13,0 Wolkenzug. « - O; —— + 3,4° R. Tagesmittel: 340,46 Par... +7,9°R... -+ 1,3’ R... 60 pet. 0.

Duustsäüttiguug 70 pet.

Königliche Schauspiele.

Donnerstag, 2. Mai. 1) Die Rosen des Herrn von Malesherbes. (Dlle. Nicolas : Susette.) 2) Pas de deux, getanzt von der Solo= tänzerin Dlle. Louise Weiß (Schülerin der Académie Royale de Paris) und Herrn Gasperini. 3) Die buchstäbliche Auslegung der Geseße. 4) La Cracovienne, getanzt von Dlle, Weiß. 5) Das Liebes- Protokoll. (Herr Döring: Banquier Müller, als Gastrolle.) 6) La Cachucha, getanzt von Dlle, Weiß, :

Freitag, 3. Mai. Tell, (Herr Stiegelli: Arnold von Melchthal, als leßte Gastrolle.) | :

Wegen Unpäßlichkeit der Dlle, Marx kann die Oper: „Die Hu= genotten“ heute niht gegeben werden,

Im Konzertsaale: Französische Vorstellung.

Königsstädtisches Theater.

Donnerstag, 2. Mai. Zum Benefiz des Herrn Becmann. Zum erstenmale: Hohe Brücke und tiefer Graben , oder: Ein Stockwerk zu tief, Posse in 1 Aufzug, nah dem französischen Vaudeville Rue de la lune, von Heinrih Börnstein. Hierauf, mit Allerhöchster Ge= nehmigung: Pas de deux, ausgeführt von den Königl. Solotänzern Dlle. Wagon und Herrn Reichner. Dann, zum erstenmale: Jndienne und Zephirin, Vaudeville in 1 Akt, frei nach dem Französischen, von F. W. Zierrath. Musik von Adolph Müller. (Mad. Beckmann wird, vou ihrer Krankheit hergestellt, hierin wieder auftreten.) Und: Cracovienne, getanzt von der Königl. Solotänzerin Dlle. Wagon. Zum Schluß wird Herr B, Bosco die Gefälligkeit haben und einige Kunst-Productionen in der ägyptischen Magie geben.

Zu dieser Vorstellung sind nur nohch Billets zum Parterre und zur Gallerie zu haben. Es wird gebeten, die bestellten Billets bis heute Mittag 12 Uhr in Empfang zu nehmen, widrigenfalls ander= weit darüber disponirt werden muß.

Freitag, 3. Mai. Des Schauspielers leßte Rolle. (Mad. Hellwig, Königl. sächsische Hof-Schauspielerin : Nettchen, als Gastrolle.)

Sonnabend, 4. Mai. (Italienishe Opern-Vorstellung.) Erster und zweiter Akt der Oper: T Capuleti ed i Montecchi. (SGga. Ottavia Maloagni wird hierin als Guilietta wieder auftreten.) Hierauf: Neunte außerordentlihe Kunst-Vorstellung des Herrn B. Bosco in der ägyptishen Magie. (Anfang 6 Uhr. Die Kasse wird um

5 Uhr geöffnet.

Soirées Litléraires.

Dans la salle de Phôtel de Russie, à 7 heures précises, aujourd'hui jeudi 2. Mai, la gens soirée de Mr, le Comte de Suzor. Som- maire de la séance: oltaire et Rousseau (Jean Jacques). On se procure des billets chez Mr. de Suzor, Neustädter Kirchstralse No. 8, chez Mr. Schlesinger et à Phôtel de Russie,

Verantwortlicher Redacteur Dr. J. W. Zinkeisen.

Gedruckt in der Deckershen Geheimen Ober - Hofbuchdruckerei.

Beilage

M 122.

Í Indi L

Deutsche Bundesstaaten, Baden. Konstanz. Dampfschifffahrt auf dem Bodensee, Sachsen-Weimar-Eisenach. Eisenach. Jubelfeier des Gymnasiums,

Oesterreichische Monarchie. Wien. Verein zur Unterstühung ent- lassener Strafgefangenen, Schreiben aus Galizien, (Literar-Notizen.)

Frankreich. „Schreiben aus Paris, (Charles Lucas über das penn- sylvanische Pönitentiar-System.)

Mexiko. Schreiben aus Paris. (Haltung der Regierung in Betreff des Anschlusses von Texas.)

Handels- und Börsen-Nachrichten. Berlin, Stettin, Danzig und Magdeburg. Marktbericht. Leipzig. Meßbericht.

Ausland.

Deutsche Bundesstaaten.

Baden. Konstanz, 23. April. (Seebl.) Die Augsburger Allgemeine Zeitung berichtet, daß bei einer in Rorschach bewerf stelligten Konferenz die Dampfschifffahrts-Gesellschaften von Konstanz, Friedrichshafen und Lindau sich auf ein Jahr zu einer gemeinsamen Fahrten-Einrichtung verständigt haben, und dieselbe am 19, Mai ihren Anfang nehmen werde. Leider müssen wir bemerken, daß, dem Ver nehmen nah, gegen jenen Abschluß sich neuerdings Hindernisse in Mitte des kfonstanzer Verwaltungs-Rathes erhoben haben, welche den Vollzug der Uebereinkunft abermals vereiteln dürften. :

Sachsen =Weimar- Eisenah. Eisenach, im April, (W. Z.) Das hiesige Gymnasium wird am 18, Oktober d, J. in würdiger Feier, zu welcher Se. Königl. Hoheit der Großherzog einen ansehnlichen Geldbeitrag zu bewilligen geruht hat, sein 300jähriges Jubiläum begehen. Der Direktor, Dr. K, H . Funkhänel, hat den diesjährigen öffentlichen Bericht (Programm) über diese gelehrte An stalt, mit welhem er zu den Oster - Prüfungen und den damit ver- bundenen Feierlichkeiten einlud, zweckmäßig benußt, schon jeßt einige Beiträge zur Geschichte der Schule bekannt zu machen, deuen er, nach seiner Erklärung, später eine umfassendere Darstellung folgen lassen wird, Es handelt sich übrigens hier von einer Feier des Gymnasiums als ciner Landes - Anstalt. :

Oesterreichische Monarchie.

Wien, 24, April. (D. A. Z) Der seit Jahren projektirte Verein zur Unterstüßung entlassener Sträflinge is end- lich nah langen Debatten der in dieser Sache unermüdlichen Pro- teftoren zu Stande gekommen. Der Regierungs - Präsident, Baron Talaczko, und der dem hiesigen Straf-Departement vorsißende Regie rungs-Rath, Graf Barth=Barthenheim, nehmen sich der Sache eifrig an, allein es is bemerkenswerth, daß der Bürgerstand die meiste Ab= neigung gegen diesen Verein an den Tag legte und sih lange nicht dazu herbeilassen wollte. Erst als bekannt gemacht wurde, daß der Wirkungskreis des Vereins sih blos auf die in das Weichbild der Residenzstadt gehörigen Jndividuen erstreckt, fand sich mehr Theil= nahme. Nun is aber amtlich erwiesen, daß die Zahl dieser Gefallenen um Wien sährlich höchstens 90 bis 100 Köpfe beträgt, und daß es also keiner großen Summe bedarf, um diesen menschenfreundlichen Verein ins Leben zu rufen, Das Mißtrauen der Mittelklasse in diese Sache mag theils durch die vermehrten Raub= und Diebesfälle gesteigert, theils in den hier vorherrshenden Ansichten, daß Jeder, den der Arm des Kriminalgerichts erreiht, für immer verloren sei, seinen Grund haben. Jedenfalls war das Gelingen dieses Unter= nehmens unter solchen Umständen ein großer Gewinn für die gefallene Menschheit, und Baron Talaczko mag sich seines Werkes erfreuen. Es is zu hoffen, daß die Vorurtheile der Mittelklassen bei besserer Einsicht und Ueberzeugung baldigst schwinden werden.

= Aus Galizien. Graf Leßek Dunin Borkowski, dessen ebenfalls scriftstellernder Bruder Joseph zum großen Leidwesen der galizischen Polen im vorigen Sommer gestorben is, läßt, wie man hört, in Breslau den zweiten Theil seiner famösen Schrift „para fianszczyzna“ (galizische Kleinstädterei) erscheinen, deren erster höchst interessanter Theil dem Verfasser vielfache Unannehmlichkeiten von Seiten der galizishen Magnaten zugezogen hat, Wenn wir niht fals berichtet sind, so erscheint mit nächstem zu Berlin der erste Theil der duninshen Schrift in deutscher Uebertragung, welche unstreitig viel Juteresse an den galizischen Verhältnissen erregen wird. So eben erfährt Referent noch, daß Graf Warkbek, welher für seine Lebenszeit Patron und Eigenthümer des lem- berger Theaters ist, die poluishe Schauspieler -= Gesellschaft für die Dauer seines Direktoriums von der Bühne gänzlih ausge= \hlossen hat. Es is derselbe Magnat, über welchen, wegen Hingabe seines ganzen immensen Vermögens zu einem wohlthätigen Zwede, die deutschen Zeitungen vor wenigen Wochen berichteten, Viele hoch= herzige, von den Polen geübte Thaten würden erst ihre wahre Aner= kennung verdienen, wenu niht das geheime Motiv der Ostentation dahinter läge.

Frankreich.

A Paris, 25. April. Die Gründe und die Thatsachen, welche in der Deputirten - Kammer gegen den Regierungs - Entwurf der Umgestaltung des Gefängnißwesens beigebracht werden, sind fast alle einer kleinen Schrift entlehnt, welche Herr Ch. Lucas vor einigen Wochen unter dem Titel: „Exposé de létat de la question péni- tentiaire“ herausgeben hat, Der Verfasser hat dem fraglichen Ge- genstande seit langen Jahren die gründlichsten Studien gewidmet und denselben in einer Reihe von Schriften behandelt, die zum Theil erschienen sind, noch che \sich sonst irgend Jemand in Europa mit der Pönitentiar-Frage beschäftigte *), und seine Stimme gilt da-

*) Bei dem großen Interesse, welches man auch in Deutschland der Frage von der zwecmäßigen Einrichtung der Gefängnisse widmet, glauben

A l

geborene von Koenneriß 291 Nthlr. als Rest derjenigen 5761 Rthlr,, welche derselben an Leib- gedinge, Hausgeld und anderen Gerechtigkeiten auf die Kaufgelder überwiesen und vorbehalten

Bekanntmachungen.

1557] Ediktal-Citation.

Jn den Konsens - und Confirmations - Akten des in der Königl. preuß. Ober-Lausiß im Spremberg-Hoyers- werdaer Kreise gelegenen Manulehn-Ritterguts Janno- wiy stehen ungelöscht:

1, aus dem zwischen dem Otto Bernhard von Polenz und der Dorothea Elisabeth verwittweten von Ber- bisdorf am 14. Juli 1716 geschlossenen Kausfkontrakte : a) für die Anna Katharina, verwittwete von Polenz,

worden z

b) für die Gläubiger des Verkäufers Otto Bern- hard von Polenz, namentlich: den Johann Adolph von Schmeiß- und Ehren- preisberg, den Appellations - Rath und Ober - Amtmann Conradi in Dresden,

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Beilage zur Allgemeinen Preußischen Zeitung.

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her mit großem Rechte für eine der berufensten, welche in dieser Angelegenheit abgegeben worden sind und abgegeben werden föunen. Herr Ch. Lucàs if ciu entschiedener Gegner des penusyloanischen Systems, uud er bekämpft daher mit großem Nachdruck die von der französischen Regicrung vorgeschlagene Gefängniß-Reform, welche sich j ucm Systeme im Wesentlichen anschließt, Mit Berufung auf die bisher veröffentlihten Dokumente der Statistik der Gefäng- nisse, in welchen das pennsylvanische System eingeführt i, und unter Anführung wichtiger Zeugnisse von Männern, die dessen Wirkungen aus eigener Beobachtung kennen gelernt haben, sucht Herr Ch. Lucas den Saß durchzuführen : daß die einsame Einsperrung, wenn sie über ein gewisses Zeitmaß hinausdauert, der körperlichen und der geistigen Gesundheit und dem Leben der Gefangenen im höchsten Grade ge= fährlih i. Wir können hier auf die von Herrn Lucas beigebrachten Zahlen nicht eingehen, ohne in eine zu große Ausführlichkeit zu ver= fallen, um so weniger, als sowohl diese Zahlen selbst, als die Bedeu- tung derselben, von den Anhängern der entgegengeseßten An-= sicht bestritten werden; nur so viel mag gesagt werden, daß die deshalb schon vor dem Erscheinen der vorliegenden Schrift geführte Controverse unseres Dafürhaltens mit besserem Glücke von Herrn Ch. Lucas geführt worden is, als von dessen Gegnern, und nameutlih von Herrn Tocqueville. Zwischen den ge- nanutei beiden Männern hat sich im Schoße der Akademie der mora- lischen und politischen Wissenschaften ein gelehrter Streit eutsponuen, bei welchem Herr Lucas unverkennbar mit überlegenen Waffen kämpft, Die zwischen den beiden Afademikern im Justitute gewechselten Reden, die in unserer Broschüre als Anhang abgedruckt sind, lassen bei dem Leser einen Eindruck zurück, welcher der von Herrn Tocqueville ver= theidigten Ansicht {hon deshalb ungünstig is, weil es dem ganzen Naisonnement dieses Mannes an der Redlichkeit fehlt, welche die Vor- träge seines Widersachers durchdringt. Herr Tocqueville macht oft die gewaltsamsten Folgerungen, er behandelt Vermuthungen wie That= sachen, er geht mit ein paar flüchtigen Worten über Dinge hinweg, die von dem größten Belange sind, und er vershweigt manches An= dere ganz, was er nicht ohue Nachtheil für seine Theorie zur Sprache bringen fönnte. Alle diese Kunstgriffe, die ohne Zweifel von der Schwäche, wo nicht der Sache, so doch der Ueberzeugung des Herrn Tocqueville zeugen, werden von Herrn Lucas zwar mit scharfer Dia- leftif, aber mit weltmännisher Schonung und Höflichkeit der Formen aufgedeckt, so daß der unparteiishe Kampfrichter Herrn Lucas nächst dem Ruhme des Sieges auh das Verdienst der Großmuth zuer- fennen muß. i

Das Gefängniß=- System, dessen Annahme Herr Lucas empfiehlt, beruht im Wesentlichen auf aguburnshen Grundsäßen. Der Verfasser gesteht ein, daß es bei der Versammlung der Sträflinge zur gemein= \chaftlihen Arbeit unmöglich is, alle Verständigung derselben unter einander zu verhindern. Der Austausch von Mittheilungen durch Zeichen oder leise gesprochene Worte, sagt er, wird bei jener Einrich= tung immer stattfinden, aber die Unterhaltungen, die auf diese Weise geführt werden können, werden ihrer Natur nach unschädlich und nicht im Staude sein, die demoralisirenden Wirkungen hervorzubringen, deren Verhütung der Zweck der Disziplin des Schweigens i}. Zur Unter= siützung dieses Sabes werden die eigenen Worte des Herrn Tocque- ville angeführt, der in einem seiner früheren Werke dieselbe Ansicht in sehr beredter Weise entwidelt hat. Es versteht sih von selbst, daß Herr Lucas die nächtlihe Trennung der Gefangenen unbedingt billigt, Er gesteht überdies innerhalb gewisser Gränzen die Zulässigkeit und Nütlichkeit der einsamen Einsperrung bei Tage zu, er will aber nicht, daß dieselbe in irgend einem Falle länger als aht Monate dauere. Herr Lucas verlangt sogar, daß jeder Sträfling nah seiner Ankunft im Gefängnisse und vor seiner Freilassung einige Zeit in der einsa- men Zelle zubringe, die er auch während eines Theils der Soun-= und Festtage nicht verlassen soll.

Schließlih mag noch eine Stelle aus der Broschüre des Herrn Lucas angeführt werden, in welcher der Verfasser von den Mißbräuchen spricht, welchen das pennsylvanische System Vorschub leistet. Er nimmt die Veranlassung dazu von der folgenden Thatsache. Ju dem Ge-= fängnisse von Philadelphia wurde vor ein paar Jahren, um das Ge= schrei der in Erbitterung und Wuth gerathenen Gefangenen zu ver= hindern, ein eiserner Knebel angewendet, welchen ein nordamerikanischer Gegner des fraglihen Systems, Herr Elwee, als ein s{eußliches Marterwerkzeug beschreibt, durh das die Unglücklichen, denen man es anlegte, auf eine unerhörte Weise gepeinigt wurden. Dies Junstru= ment wurde erst abgeschafft, nachdem ein Gefangener, Namens Ma- cumsey, dadurch buchstäblich zu Tode gemartert war.

_ ¿Meber diesen Vorgang“, sagt Herr Elwee, „wurde keine Untersuchung eingeleitet, und als zwei Gefängnißwärter den Getödteien ins Leben zurüc- zurufen suchten, empfahl ihnen der Direktor Wood das strengste Schweigen, ein Umstand, der durch die beiden Zeugen Williams Griffith und Leonhard Pfleger vor dem Geseßgebungs-Ausschusse erhärtet worden ist.“

Ueber diese Thatsache nun, macht Herr Lucas folgende Bemer= kungen: :

„Solche Dinge kommen in der Straf - Anstalt von Philadelphia vor, die sih doch in einem Lande befindet, wo die Freiheit der ‘öffentlichen Dis- kussion und der Presse keine Gränzen hat, wo die republikanische und demo-

wir, manchem Leser einen Dienst zu erweisen, wenn wir das Verzeichniß der Schriften beifügen, in welchen Herr Ch. Lucas, der einen hohen Posten in der französishen Gefängniß-Verwaltung bekleidet, scine Erfahrungen und Ansichten niedergelegt hat. Diese Schriften sind: 1) Pétition aux cham- bres sur la nécessité d’une résorme pénitentiaire en France, Paris 1828. 2) Deuxième pétition aux chambres sur la nécessité d’une réforme pé- nitentialre en France. Paris 1829. 3) Du système pénitentiaire en Europe et aux Etats-Unis. (2 Bde, in 8.) Paris 1828. (Dies Werk pa! von der Akademie den großen Preis der Monthyonschen Stiftung er- halten.) 4) De la théorie de l’emprisonnement, de ses principes , de sCs conditions, et de ses moyens pratiques. (3 Bde, in 8.) Paris 1836. 9) Discours à la société de morale chrétienne. Paris 1839, 6) Com- munication à PAcademie des sciences morales et politiques sur les prisons d’Amérique. Paris 1840. 7) Des moyens et des conditions d’une réforme pénitentiaire en France. Paris 4840, 8) Observations concernant les changemens apportés au projet de loi sur le régime des prisons. Paris 1842. |

Donnerstag den Zit Mai. T E O M TSCMRM E A: O R L E C E 2 C U | fratische Verfassung außer den eigentlichen Aufschern den Mitgliedern beider | Kammern, den Richtern aller Gerichtshöfe des Staates, dem dienstthuenden Ausschusse der Gefängniß-Kommission u, s. w. den Besuh der Gefängnisse zur amtlichen Pflicht macht! Wenn man bedenkt, daß dieses System es einem Direltor möglih gemacht hat, der öffentlihen Meinung die Anwen- dung solcher Martern uicht allein zu verheimlichen, sondern die öffentliche Meinung auch dahin zu bringen, daß sie ín das Lob einstimmte, welches der Milde der Disziplin ertheilt wurde, wenn man bedenkt, daß die Grausam- feit jener Martern so weit getrieben worden is, daß sie den Tod zur Folge gehabt hat, und daß man es nur zufällig dem persönlichen Muthe eines Mannes verdankt, daß dieser Vorfall bekannt geworden, muß man alsdann nicht schaudern] bei dem Gedanken an die Mißbräuche, welche das Cellular- System hervorbringen kann? Wer sieht nicht, daß man sich der Gefahr ausseßt, die Auferstehung der Jnquisition mit dem Namen des Póönitentiar- Systems zu beschönigen? Gewiß, wir klagen die ursprünglichen Absichten der pennsylvanischen Quäker nicht an, Wir glauben, daß sie es schr aufrichtig meiu- ten, als sie den Entschluß anfündigten, das Cellular-Svstem anzuwenden, ohne zu irgend einem der Menschlichkeit widerstreitenden Mittel zu greifen, selbst nicht zu der mindesten lörperlichen Züchtigung, Aber nachdem sie sich ein- mal auf das System eingelassen, mußten sie sich wohl den traurigen Folgen desselben unterwerfen, welche Sismondi in den folgenden: prophetischen Worten so gut vorausgesagt hat:

¡¿1Je mehr der Gefangenwärter durch angebliche Vervollkommnungen dieses Systems darauf hinarbeitet, daß der Mensch aufhöre, Mensch zu sein, daß er aufhöre, irgend einen Verkehr mit menschlichen Wescn zu haben, desto mehr Erbitterung wird durch diesen unaushörlichen Kampf erzeugt, desto mehr wird das Herz dessen verhärtet, der den Befehl führt. Der Ge- seßgeber selbst, indem er hartnäckig auf seinem Vorhaben beharrt, die. mensch- liche Natur zu besiegen, übcrbietet eine harte Maßregel durch die andere und endet damit, daß er statt cines Systems des Wohlwollens ein Marter-

System errichtet,‘ Mex i kg;

_ Paris, 24. April. Der Plan einer Einverleibung von Texas in die Union der Vereinigten Staaten beginnt mehr und mehr auch die öffentlihe Aufmerksamkeit in Mexiko zu beschäftigen. Die Nachrichten von dort bis 1. März melden, daß der provisorische Prä= sident, General Canaliza, hon eine Botschaft an den Kongreß ge-= richtet hatte, worin er diesen Plan überhaupt in Zweifel zieht und ihn als unwürdig einer civilisirten Nation wie die Vereinigten Staa- ten betrahtet. Seiner innigsten Ueberzeugung nah wäre dies ein casus belli (Kriegsfall) und Mexiko müßte, wollte es nicht so zu sa= gen auf seine ganze Nationalität Verzicht leisten, seine Ober=-Hoheits= rechte mit den Waffen in der Hand zurücfordern. Nichtsdestoweni- ger erklärt der Präsident seine Geneigtheit, jeden möglichen Krieg zwischen den Vereinigten Staaten und Mexiko zu vermeiden, und zeigt an, daß seine Regierung Unterhandlungen angeknüpft habe, zu dem Zwecke, um, ohne die National-Ehre irgend aufzuopfern und ohne einen Zusammenstoß zwischen den beiden Völkern herbeizuführen, eine fried=

lihe und gütlihe Lösung der Frage zu erlangen, welche sie in diesem Augenblicke zu entzweien droht. Dadurh wird wenigstens einiger= Gellin die früher aus New-York gekommene Nachricht bestätigt, daß man bereits mit Mexiko sih ins Cinvernehmen geseßt habe, um des= sen Zustimmung zu der Einverleibung mittelst einer Entschädigungs-- Summe, welche Texas an Mexiko zu bezahlen hätte, und wogegen dieses auf seine weiteren Ansprüche auf Texas Verzicht leisten würde, zu erhalten.

E 1\en alen Berlin-Potsdamer Eisenbahn. In der VWVoche vom 23. bis incl. den 29. April c, fuhren auf der Berlin- Potsdamer Eisenbahn 6767 Personen. Berlin-Frankfurter Eisenbahn. In der VWoche vom 21. bis 27. April 1844 sind auf der Berlin-

Frankfurter Eisenbahn 3429 Personen besördert worden.

Fjandels- und Börsen - Uachrichten. Marktpreise vom Getraide. Berlin, den 29, April 1844, Zu Lande: Weizen 2 Rthlr. 1 Sgr. 2 Pf.z Roggen 1 Rthlr. 7 Sgr. 10 Pf., auch 1 Rthlr, 6 Sgr.z große Gerste 1 Nthlr. 1 Sgr. 410 Pf.z Hafer 26 Sgr. 5 Pf., auch 21 Sgr. : Zu Wasser: Weizen (weißer) 2 Rthlr. 6 Sgr., auch 2 Rthlr. 3 Sgr. 7 Pf. und 1 Rthlr. 25 Sgr. 2 Pf.; Roggen 1 Rthlr. 10 Sgr. 10 Pf., auch 1 Rihlr. 7 Sgr, 2 Pf.z Hafer 21 Sgr. 11 Pf., auch 20 Sgr. 9 Pf.z; Erbsen (shlechte Sorte) 1 Rthlr. 7 Sgr. 2 Pf. Sonnabend, den 27. April 1844, Das Scho Stroh 7 Rthlr., auch 6 Rthlr, Der Centner Heu 1 Rthlr. 5 Sgr, auch 22 Sgr, 6 Pf. Stettin, 29. April, (B. N. d, O.) Landmarkt vom 27ten d, : Weizen, Roggen, Gerste. Hafer, Erbsen. Zufuhren 12 16 D 4 2 Wspl, Preise 32 à 34 22 à 25 17 à 19 32 à 34 Riblr. Spiritus aus erster Hand zur Stelle 25; —24% %. Größtentheils ist seit Freitag und so auch heute wieder zu 24% % gekauft, Aus zweiter Hand ist in den leßten Tagen vor, Woche zu 243 % begeben, Nüböl in loco 94 Rthlr, bezahlt und Geld, pr, Sept. /Oftkx, 105 Rthlr, geboten, ohne Abgeber.

Danzig, 26. April. An der Börse sind verkauft, gestern nachträg- lich + Weizen poln. 654 L, 131pf. a Cf. 350, 36 L. 131—32pf, a Cf, 3722, 83 L. 132pf. a Cf. 375 und 32 L. 132pf. a Cf. 3775. Roggen poln. 28 L, 4122vf. a Cf. (2), inl. 75 L, 119 a Cf, 183 und 39 L. 12007 a Gf, 184, Heute: Weizen poln. 34 L. 132pf, a Cf, 355 und 51 L, do. a Cf. 3603 Roggen poln. 30 L, 122pf, a Cf. 1725 und 30 L, 123pf. a Cf. 175 pr. Last.

ALNNDEDULAs 29, April, Höchster und niedrigster Gctraide-Marktpreis pro Wispel:

Weizen: 45 38 Rthlr, (Herste 27 26 Rthlr, Roggen: ——— » Hafer: 19 175 »

Leipzig, 29. April. (L. H. Z.) Meßbericht, Jn wollenen und baum- wollenen Waaren gehen die Geschäfte fortwährend gnt z in seidenen finden wohl, wie hon gemeldet, Luxus-Gegenstände und Tücher guten Abgang, allein die glatten Artikel sind nicht zu loben, Die Ursache i einzig in dem hohen Preise des Rohstoffes zu suchen, auh würde man sich endlich wohl entschlie- ßen, mehr zu bezahlen, wenn man nicht fürchtete, daß die bevorstehende Aerndte gut ausfallen und die Preise wieder herabdrücken könne. Auch in

Produkten is das Geschäft fortwährend gut.

lgemeiner

den Hofrath von Koennerit,

den Ober-Amts-Advokat Andreas Leuterdinge zu

Budissin,

1595 Rihlr. 8 Ggr. 107 Pf. der zur Ran dieser Gläubiger angewiesenen Sgr, 10% Pf,

6475 Rihlr, 22

® Nuzeiger. den Ober-Amts-Kanzler D. Plaßen zu Budissin,

den Amts-Hauptmann von Goeß, den Bs Gottlob von Staupiß,

den Bürgermeister Spahn in Ruhland, den Christian Gottlob Lessing zu Camenz,

11, aus dem zwischen den Brüdern Ernst Haubold, Karl Ehrenreich und Johann Gottlob von Gers- dorf am 4, März 1756 errichteten Erbsonderungs- Rezesse für den Johann Gottlob von Gersdorf 4866 Rthlr. 16 Ggr. zu 5 pCt. als der Ueberrest der Erbegelder desselben von 6866 Rihlr, 16 Ggr.

Auf den Antrag des Königl. Kammerherrn George Ernst, Grafen von Gersdorff, als mvs autdmes des RNittergutes Jannowiy, werden die Jnhaber der über die gedachten Forderungen lautenden Dokumente, insbesondere alle diejenigen, welche durch Erbschaft,

als der Ucberrest