1844 / 129 p. 3 (Allgemeine Preußische Zeitung) scan diff

S O a R L reu d

fori d Bd n Bal al pi vet L I pi s

: Anomalieen a obén, die Rechte der Dienstboten und age Gericht nei ellt und das Ei auf dem Lande strenger regulirt würden. Der leßte Pun scheint namentli die Opposition hervorgerufen zu haben, welche die Bill gegen den Willen der Regierung endlih mit 97 gegen 54 Stimmen verwerfen ließ. Die Oppositionsblätter wollen dies Votum als ein günstiges Vorzeichen für die Aunahme der Ashleyshen Klauseln in der Fabrik- Bill ansehen, doch ist es jebt schon nur zu gewiß, daß die Majorität des Hauses hierin auf Seiten der Regierung steht.

Jn der gestrigen Sißung beantragte der Schaß - Kanzler, Herr Goulburn, die Erlaubniß, eine Bill einbringen zu dürfen, welche die Gesebe hinsihtlich der Sparkassen und des Ankaufs von Regie= rungs - Annuitäten dur dieselben verbessern soll, Die verhältniß- i hohen Zinsen, welche die Sparbanken zahlen, veranlassen in der Regel die Kapitalisten , ihre Gelder darin unterzubringen, und somit sich in den Genuß von Vortheilen zu seben, welhe den Armen zu= fommen sollen. Herr Goulburn schlägt deshalb vor, die Zinsen von 27 Pence auf 2 P. für den Tag von 100 Pfd. herabzuseßen, die Summe, welche ein Jndividuum jährlih deponiren kann, auf 20 Pfund (früher 30 Pfund), und welche überhaupt von einer Person in der Sparbank niedergelegt werden kann, auf 120 Pfund, statt, wie es früher war, auf 200 Pfund, zu beschränken. Das Haus er= aro Uh Erlaubniß, die Bill einzubringen, und vertagte sih schon um r.

London, 3. Mai. Jhre Majestät die verwittwete Königin leidet seit einigen Tagen an einem Uebel an der Hand, und es wer= den Bülletins ausgegeben, die indeß eine baldige Besserung erwarten lassen.

y Der Hof wird übermorgen seine Residenz nah Claremont ver= legen. Der beabsichtigte Ausflug der Königin nah Osborne =- House auf der Jusel Whigt wird vor dem Ende dieses Monats uicht statt= finden und nur von kurzer Dauer sein. Auch heißt es, die Königin werde in dieser Saison keinen Hofcercle mehr versammeln, Prinz Albrecht dagegen noch mehrere Levers halten.

Vorgestern feierte der Herzog von Wellington seinen 76sten Ge=

burtstag.

Uiecederlande.

«*, Aus dem Haag, 1. Mai. Der große Handelsstand

in Holland, welcher den Gang seiner Angelegenheiten mit Ruhe ver= folgt, und die Folgen stets lange voraussieht, is über das Projekt der belgischen Regierung, die auf holländischen Schiffen eingeführten Ko- lonial = Waaren mit Differenzial - Zöllen zu belegen, keinesweges er= shrocken. Er is der Meinung, daß die belgische Regierung dadurch nicht das wahre Mittel gefunden habe, die National - Schifffahrt zu begünstigen und daß sie durch diese Art von Monopol Gefahr laufe, ihrer Consumtion . und ihrer Judustrie beträchtlihen Schaden zuzufü= gen. Man i} in Holland allgemein der Ansicht (und die belgische Presse dürfte si derselben bald anschließen), daß, wenn diese Maß= regel angenommen wird, sie von denen, die sie veranlaßt, bald bereut werden und von mindestens zwei Dritteln der belgishen Provinzen Be= schwerden hervorrufen würde. Die Baumwollen-Judustrie, eine der gro= ßen Quellen der Wohlfahrt Belgiens, hat zahlreiche Verbindungen mit uns angeknüpft, die nicht ohne großen Nachtheil für beide Theile auf= hören können. Der Sechandel Antwerpens thut Unrecht, davor zu erschreden und eifersüchtig darüber zu seinz die belgishe Judustrie, die dur das Projekt der Differenzial- Zölle getroffen werden muß, ist nicht die Ursache, daß so viele fremde ZEU in den Hafen von Antwerpen einlaufen, und eine die Freiheit des Handels beschränkende Maßregel wird auf der einen Seite sehr geringen, auf der anderen Seite Fbr großen Nachtheil bewirken.

Auch darf man nicht glauben, daß der Seehandel Belgiens dur die Einführung von Differenzial-Zöllen begünstigt werde; es werden vielmehr die fremden Schiffe aus seinen Häfen versheuht werden.

Holland erwartet daher, ohne die mindeste Besorgniß, das Re= sultat der parlamentarishen Berathungen Belgiens, indem es jedoch eifrig wünscht, daß seine Beziehungen zu diesem Nachbarlande nicht getrübt werden möchten. Nur Egoisten oder die, welhe an Un- ruhen Gefallen finden, wünschen das Gegentheil. So sehen wir be= reits, daß die Agitatoren Limburgs in die Hände klatschen, weil Belgien diesem Herzogthum eine noch \{limmere Lage dadurch berei= ten könnte, daß es ihm jede Hoffnung auf neue Handels-Konzessionen abschneide. Die Ruhestörer benußen Alles, selbst wenn es zum Nach= theil derjenigen gereicht, die sie zu beshüßen vorgeben und als deren uneigennüßige Vertheidiger sie sih mit großem Geschrei ankündigen. Der holländische Handelsstand hat dem limburgishen Lande niemals die Sn fommerzieller Verbindungen mit Belgien feierlich ver= sprochenz allein er glaubt, daß die gegenwärtigen Umtriebe in dem Herzogthum nicht geeignet sind, die Verbesserungen, welche seine Bewohner zu verlangen berechtigt sind, herbeizuführen, Käme das in Belgien beabsichtigte Projekt zur Ausführung, so könnte es die Lage Limburgs ver\schlimmern ; aber die niederländische Regierung würde wohl Mittel finden, die Juteressen eines Landes, dessen Wohl= fahrt es will, nicht zu verleßen und die Wirkungen der Maßregeln, die es im Allgemeinen weit mehr als die übrigen Provinzen bedrohen, unschädlih zu machen.

Die Sizßungen der zweiten Kammer der Generalstaaten werden unverzüglih wieder beginnen. Man versichert, daß einige Mitglieder eine Revidirung des Fundamental - Gesehes beantragen wollen, um, wie Einige meinen, der Regierung bei den Erszarungen freiere Hand zu lassen oder, nah Anderen, um sie nah einem größeren Maßstabe zu entwerfen. Die Zeit wird es lehren, was die Liebhaber der Re- vidirung des Fundamental-Geseßzes eigentlih wollen, da dasselbe erst vor kurzem, zum großen Aerger der sogenaunten liberalen Presse, revidirt worden ist.

Belgien.

Brüssel, 4. Mai. Nachdem in der vorgestrigen Sipung des geheimen Ausschusses der Repräsentanten - Kammer auf den Antrag des Herrn Delfosse, der bemerklih machte, daß in den bisherigen Debatten über die Handels-Angelegenheiten nichts gesprochen worden sei, was nicht öffentlih hätte gesa t werden fönnen und was nicht den fremden Regierungen bekannt wäre, von der Kammer mit großer Majorität gee en worden war, daß vom nächsten Tage an diese Dibiulsion bei offenen Thüren fortgesest werden solle, fragte Herr von Brouckère, ob die Regierung auf die Note des niederländischen Kabinets in Betreff der Cn: womit dieses, im Falle der An- uahme der Differenzial-Zölle, Belgien bedroht, geantwortet habe, und ob in Ermangelung eines Handels-Vertrages mit dem deutschen Zoll= Verein die Regierung auf die Vorschläge Preußens, um zu einem Schiff-

1hris-Vertrage zu gelangen, geantwortet habe. „Jn ersterer Beziehung““, Roi der Redner / M4 es’ ganz einfach esen, daß die belgische une T der „hol ndischen soglei bemerklih gemacht hätte, es hänge wenn sie ihr ab, die en. des Geseß- Entwurfes zu mildern, die Otun tige Zugeständnisse mache, und sich mit Belgien über betrifft, so R Vertrages einige. Was Preußen an-

, e belgische Regierung Alles gethan, was von ihr

bhi , i - i Vorschläge mit viel Ausmertsarateit Bnbhtee Ned, Nreusen hat ihre

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Traktat angeboten, die Negociationen über einen Handels-Traktat aber auf andere Zeiten verschoben. Hat die belgishe Regierung dieses Anerbieten angenommen? Was ist aus den Unterhandlungen geworden, die unter so günstigen Auspicien begonnen?“/ Der Minister der auswärtigen Angelegenheiten erwiederte, daß, in Betracht der Ungewißheit , worin die Regierung hinsichtlih des Systems, wel= hes angenommen werden dürste, sich befinde, noch feine Ant-= wort auf die Note der Regierung der Niederlande gegeben worden sei. Die zweite Frage anbelangend, so sei mit Preußen noch nichts ab=

wat worden, weil Belgien einen Schifffahrts-Vertrag von diesem

ande jeder Zeit würde erlangen können, und ein solcher, der für Preußen vortheilhafter sein müsse, als für Belgien, von einem Hanu= dels= Vertrag, der allein das Gleichgewicht herstellen könne, nicht zu trennen sei. Herr von Broudckère fand sih durch diese Antworten nicht zufrieden gestellt und erklärte, daß er beide Fragen im weiteren Laufe der Diskussion von neuem zur Sprache bringen werde. Hier= auf beendigte Herr Dumortier die Rede, welhe er am vorigen Tage begonnen hatte; er suchte zu beweisen, daß von keiner Seite Re= pressalien zu fürchten seien, Der Minister des Jnnern ging in neue und sehr lange Erklärungen ein, um die Vorschläge der Regierung zu vertheidigen. Herr Nothomb fügte hinzu, der Entwurf sei nur ein Anschlußpunkt; man werde, wenn Grund vorhanden sei, später die Zölle erhöhen kföunen. - Deshalb seien von der Regierung außeror= dentliche Vollmachten verlangt worden. Herr de Theux gab einige Erklärungen über die Unterhandlungen, die unter seinem Ministerium mit Frankreich statthatteu, und über die von diesem Lande- für Bel- gien erlangten günstigen Maßregeln. Herr Osy verglih die mate- rielle Lage Belgiens vor und seit dem Jahre 1830 und {loß daraus, daß man aus der jebigen Lage zu kommen suchen müsse. Er beklagte sich über Schwäche der von der Re-z gieruug mit Hinsicht. auf Preußen befolgten Politik, welchem mau Zugeständnisse ohne Ersaß gemacht habe. Die Aussicht auf Repressalien von Seiten Hollands erschreckt ihn uiht. Er glaubt, daß Belgien gegen Holland nicht zurück sei: dieses habe gegen Bel= gien die auf die Einfuhr zu Lande gelegten Differenzial - Zölle bei= behalten, während Belgien Verbote, namentlih das der Vieh-Durch- fuhr, aufgehoben habe. Zu Ende der Sihung s{chlug der Minister des Innern von neuem vor, die geheimen Sihungen noch beizu= behalten, es wurde darauf beschlossen, daß die folgende Sißuug zwar öffentlich sein, daß indeß von Mittag au ein geheimer Ausschuß statt= finden solle.

Tf Brüssel, 4. Mai. Der Minister der auswärtigen Ange= legenheiten hatte vorige Woche seinen Bericht über die hauptsächlichsten Handels=-Negociationen mit Frankreih, dem Zoll-Verein und einigen anderen Ländern im geheimen Comité mit der Erklärung beeudigt, daß Belgien sich nah diesen Seiten hin nicht länger der Hoffnung eines baldigen glüdliheren Versuchs, einen Handels-Vertrag zu Stande zu bringen, überlassen dürfe, sondern jeßt auf seine eigenen Mittel und Kräfte angewiesen sei. Jn Fraukreih sei die Handels = Politik vou dem mächtigen, hwer zu besiegenden Einflusse der großen Fabrik= herren, Kohblenbesißer, Eiseuhüttenmeister 2c. beherrscht, und der deutsche Zoll = Verein habe einen eigentlihen Handels - Vertrag als unter den jeßigen Umständen und bei der Opposition, welche derselbe im Schoße desselben selbst gesunden, nicht erzielbar abgelehnt. Der Minister des Junern eutwickelte darauf die Handels = Politik, welche jeßt das Ka= binet zu verfolgen gedenke.

Ju scharfen Umrissen machte derselbe die Richtung bemerklich die sich jeßt fast aller Länder bemächtigt habe, sich nämlich so reell wie möglich selbst zu genügen, wie auch die früheren Agrikultur-Län= der immer mehr die Judustrie bei sich einheimisch zu machen suchten, und wie dadur, troß der Erleichterung und der Ausdehnung der Verkehrsmittel, unter den Nationen eine gewisse Fsolirung, die sich durch das Schuß - System aussprehe, unverkennbar sei, Belgien fönne daher dieser Richtung niht ganz fremd bleiben, und müsse jeßt, bei dem Fehlschlagen aller Versuche, einen Handels-Traktat mit den Nachbarländern abzuschließen, darauf bedacht sein, dur ange= messene Mittel der Landes-Jndustrie zu Hülfe zu kommen. Der Mi= nister erklärte sich daher mit der Handels = Kommission der Kammer über das Prinzip der Einführung der Differenzial-Zölle einverstanden, wih jedoch von derselben darin ab, daß er einen gemäßigteren Tarif aufstellte, der ungefähr zwischen dem hohen von der Kammer=Kom= mission vorgeschlagenen und dem sehr niedrigen vou der Handels= Kammer in Antwerpen beantragten die Mitte hält. Zugleich hob der Minister, nah einem richtigen Grundsaße, die Zölle für mehrere Rohstoffe, die im Lande selbs nicht erzeugt werden und zur Alimen- os ad Jndustrie dienen, gänzlih auf oder ermäßigte sie doch be-

eutend.

Die Kammern sind nun seit einigen Tagen mit der Dis= fussion dieser wichtigen Handels -Frage beschäftigt; der Minister hatte, so lange die Diskussion das Prinzip selbs betreffe, das geheime Comité verlangt, und die Kammer hatte auh_ mit großer Majorität, jedoch nicht ohne heftige Protestation von Seiten meh- rerer liberaler Deputirten, den Thürvershluß festgeseßt. Allein es scheint, daß die Gegner dieser Maßregel sich nicht für verpflichtet ge= glaubt haben, das, was in der Kammer vorgefallen, als ein Geheim- niß zu bewahren, und so fing das hiesige Haupt-Organ der liberalen Meinung vor einigen Tagen an, die sämmtlichen Tages-Verhandlungen im Auszuge mitzutheilen. Da hier für die Journale nicht wie in Frank= reich eine Pbnalität für solchen Fall existirt, so ist die von der Majorität ge- nommene Maßregel selbst dadurch neutralisirt worden, und die Kammer hat sich genöthigt geschen, von heute an wieder die Oeffentlichkeit für die Verbanblinntn eintreten zu lassen und nur für die etwaigen fer= neren diplomatischen Mittheilungen das geheime Comité anzuordnen. Die Geheimheit der Verhandlungen für eine so wichtige Lebensfrage des Landes war in der That eíne sehr ungewöhnlihe Maßregel und war von der öffentlichen Meinung übel vermerkt worden. Man fragte sich, weshalb Belgien anders. verfahren solle, als andere coustitutio= nelle Staaten, als Frankfreih und England, wo den Kammern noch nie die Verhandlungen über so wichtige allgemeine Juteressen der öf= fentlichen Kontrolle entzogen habenz ja man glaubte, zu den Bedräng-= nissen, von denen zu unserer - Zeit die kleinen unabhängigen Staa-= ten heimgesucht werden, auch noch. den Uebelstand gesellen zu müssen, daß es ihnen nicht einmal erlaubt sei, aus Rücksicht auf die mächtigen Nachbarn, über eins der wichtigsten Landes=Juteressen offen zu reden.

Was nun die vorliegende Neágé des Differenzial-Zolls an sih be=- trifft, so kann man mit Gewißheit annehmen, daß sich eine nicht unbedeu= teude Majorität für den Regierungs-Antrag aussprechen wird. Unter dieser Majorität befinden sih viele Deputirte, die diesem Systeme im Allgemeinen nihts weniger als zugethan sind, aber doch bei dem Swdeitern aller zu einem vernünftigeren Handels - Systeme führenden Versuche die Einführung der Differenzial- Zölle als eine durch die Umstände gebotene und am wenigsten nachtheilige Maßregel an- sehen. Jm Lande selbst # man jedoh keinesweges allgemein über den Nubßen dieser aßregel einverstanden; die Provinz Lüttich ist im Gegentheil derselben entschieden entgegen und macht veftige Vorstellungen dagegen; Lüttich fürchtet besonders, bei seiner bedeutenden Ausfuhr von Steinkohlen nach Holland, die Repressalien von diesem Lande; und daß diese Pi angedroht sind, wie wir schon früher berichteten, is jeßt au dur den diplo-

matischen Bericht des Ministers der auswärtigen Angelegenheiten zur Gewißheit erhoben. Eine Note des holländischen Kabinets vom No= vember v. J. hat si hierüber mit Bestimmtheit ausgesprochen. Ob jedoch das holländische Kabinet zu diesen Repressalien schreiten wird, da die Differenzial-Zölle jedenfalls gering sein werden, muß der wei- tere Erfolg ausweisen. Das holländische Kabinet könnte jedoch wohl in Betracht ziehen, daß Belgien durch den Friedens-Traktat sehr oneröse Bedingungen auferlegt worden sind, die nicht einmal alle, wie man versichert, in dem offenen Traktate aufgeführt sind. Seit längerer Zeit haben hier die flandrishen Deputirten sich zu wiederholten Malen über den im vorigen Jahre von der Regierung gestatteten Transit des holländischen Schlachtviehs beschwert, da dasselbe dem belgischen eine zu große Konkurrenz auf dem französischen Markte macht. Das Ministerium hat immer ausweichende Antwort gegeben, allein bei dem fortwährenden Dräugen der Deputirten hat si, wie versichert wird, die Thatsache ergeben, daß das Ministerium die Maßregel nicht zurücknehmen kanu. Es is daher wohl noch dec Hoffnung Raum zu geben, daß die Einführung der Differenzial-Zölle das gute Einverständniß zwischen Holland und Belgien nicht aufheben werde, Man muß außerdem von beiden Seiten immer mehr zu der Ueberzeugung gelangen, daß, was die materiellen Interessen anbe= trifft, beide Länder von der Natur zur gegenseitigen Ergänzung ge- schaffen sind, und die Natur auch, troß aller künstlichen Störungen, am Ende die Oberhand behalten wird. Von den anderen Ländern sind, wie wir schon anführten, besonders England und die ameeika= nischen bei den Differenzial - Zöllen betheiligt. Mit den Vereinigten Staaten hofft Belgien noch immer einen Handels-Traktat abzuschlie= ßen, und die Vorstellungen des englischen Kabinets, die erfolgt sind, wenn auch keine besondere Note eingereicht ist, werden hier in fom= merzieller Hinsicht wenig berücksichtigt werden. Uebrigens scheint sich die Diskussion über diese Handelsfrage in den Kammern in die Länge ziehen zu wollen, und könnte auch noh auf neue unvorhergesehene Hindernisse stoßen z treten diese niht ein, so wird sich die Majorität, wie s{hou bemerkt, für die Maßregel aussprechen. Schweden und Vorwegen.

Stockholm, 30. April. Am vorigen Sonnabend empfing der König den Königl. preußischen General der Jnfanterie, von Pfuel, welcher von seinem Souverain mit einer speziellen Sendung in Be= zug auf den stattgehabten Thronwechsel in Schweden beauftragt wor= den ist.

Handels- und Börsen-Uachrichten.

Berlin, 8. Mai. Der Umsay bleibt lebendig. Köln - Mindencr, Oberschlesische, Niederschlesische und Bayerische zu höheren Coursen gemacht. Ju Oecsterreichishen war das Geschäft schwächer.

Paris, 3. Mai. An der heutigen Börse is die 3pCt. Rente eiwas gefallen. Auch die Eisenbahn - Actien gingen allgemein zurück, Die heute aus Spauien angelangten Nachrichten kounten nicht verfehlen, auf die No- tirungen der spanischen Fonds ungünstig einzuwirken. Die aktive Rente war zu 322 angeboten, die 3pCt. Rente zu 355, die passive Schuld zu 6. Es hieß, am 27sten sei in Madrid in der Effekten-Sozietät die 3pCt, Nente zu 33 verkguft worden, in Folge des Gerüchts, der Finanz - Minister Ca- rasco habe in London ansehnliche Beträge der 3pCt, Renten kaufen lassen, könne aber scine Operation nicht bewerkstelligen , ohne eine starke Baisse in diesem Effekt zu veranlassen. 2

Auswärtige Börsen.

Amsterdam, 4. Mai, Niederl. wirkl. Seb. G6L. 5% Span. 22. 3% do. 35%. Pass. —. Ausg. —. Zinsì. —, Sch. —. Pol. —. Oesterr. —. 4% Russ. Mope 91.

Antwerpen, 3. Mai. Zinsl. —. Neue Avnl. 215.

Frankfurt a. M., 5. Mai 5% Met. 1135 &. Bank-Actien p. ult. 2017. Bayr. Bank-Actien —. Hope 905 Br. Stiegl. 904 Br. lot. 6077. Pola. 300 Fl. 945 G. do. 500 Fl. 995 G. do. 200 Fl. —.

Hamburg, 6. Mai. Bank-Actien 1670. FEvgl. Russ. 1137.

Loudon, 3. Mai. Cons. 3% 99. Belg. 102. Neue Anl. 247. Pas- sive D5, Ausg. Sch. 143. 25% Woll. G1. 5% do. 1005. Neue Port. 44k. Engl. Russ. 1177. Bras. 80. Chili 102. Columb. —. Mex. 35%. Peru 297.

P aris, 3. Mai. 5% Rente fio cour. 122, 10. 3% Reute fin cour. §4. 40. 5% Neapl. au compt. 102. 5% Span, Reute 325. Pass, 6.

Petersburg, 30. April. Lond. 3 Met. 38. Hamb. 3422, Paris 406. Poln. 300 Fl. 90. do. 500 Fl. 947. do. 200 FI. 303.

Wien, 4. Mai. 5% Met. 1114. 4% 100%. 3% 77%. 25% —. Anl, de 1834 150%. de 1839 132%. Bank-Aetien 1632. Nordb, 1443. Gloggn. 116. Mail. 113%. Livorn. 1155. Pesth. 1073.

Meteorologische Beobachtungen.

1844, Morgens Abends

7, Mai. 6 Ubr. 10 Ubr.

Luftdruck .... 334,45” Par.|334,55"” Par.|335,28"” Par. | Queliwärme 7,4° R. Luftwärme .…..|+ 9,3° R.+ 18,5" R. + 11,4° R.| Flusswärme 12,5" R. Thaupunkt ...|+ 6,1° R.+ 4,6° R.|+ 4,3° R.| Bodenwärme 10,0% R. Dunstsättiguug| T8 pCt. 34 pCt. 55 pCt. | Ausdünstung 0,013 Rh, Wetter ...... reguig. bezogen. bezogen. Niederschlag 0,009 Rh. O. S0. NO. Wärmewechsel -+19,1°

Wolkenzug. - - M SO. + 10,2° R. "Tagesmittel: 334,76 Par... +13,1°R... 4+ 5,0 R... 06 pCt. 080. _ Königliche Schauspiele.

Donnerstag, 9. Mai. Die Lottonummern, Singspiel in 1 Akt. Musik von N. Jsouard. Hierauf: Die Jnsel der Liebe, phantastisches Ballet in 2 Akten, von P. Taglioni. :

Zu dieser Vorstellung bleiben die bereits gekauften, mit Mittwoch bezeichneten Billets gültig, auh werden die dazu noch zu verkaufenden Billets mit Mittwoch bezeichnet sein.

Ju Potsdam. Auf Allerhöchsten Befehl: Der zerbrochene Krug. (Herr Döring: Dorfrichter Adam, als Gastrolle) Hierauf: La Cachucha, getanzt von Dlle. Louise Weiß, Schülerin der Académie Royale de Paris. Dann: Das Liebes-Protokoll, Lustspiel in 3 Ak= ten, von Bauernfeld. (Herr Döring: Banquier Müller, als Gast- rolle.) Zum Schluß: La Crocovienne, ausgeführt von Dlle. Weiß.

Freitag, 10, Mai. Zum ersteumale: Richelieu, Schauspiel în 5 Abth., von Bulwer, überseßt von L, Braunfels, (Herr Döring : Kardinal Richelieu, als Gastrolle)» ____

Königsstädtisches Theater.

Donnerstag, 9. Mai. Des Schauspielers lebte Rolle. Lustspiel mit Gesang in 3 Akten, von Friedrich Kaiser. (Mad. Hellwig, Köuigl. sächsische Hof-Schauspielerin : Nettchen, als Gastrolle.)

Freitag, 10. Mai. Zum erstenmale: Besser früher wie später. Lustspiel in 3 Aufzügen, nah dem Französishen von F. Heine, Königl. sächsishem Hof - Schauspieler, (Mad. Hellwig, Königl, sächsische Hof-Schauspielerin : Heloise, als vorleßte Gastrolle.) Hierauf : Mitten in der Nacht.

5% do. 100% Ô

Preuss. Pr.

Nach einmaliger Beobachtung.

Nacbmittags 2 Ubr.

Sairées Littéraires.

Dans la salle de lPhôtel de Russiíe, à 7 heures précises. Aujour- d’hui Jeudi 9. mai. La neuvième Soirée littéraire de Mr. le Comte de Suzor. Sommaire de la séance: Etudes sur Mr, de Château- briand, et sur quelques é¿écrivains de lécole nouvelle.

Avis essenticl, La dixième soirée, qui devrait avoir licu le Lundi 13, sera avancée de deux jours et aura lieu leSamedi 11 mai; ce changement se sera pour obliger un artiste, qui désir donner un concert, le Lundi, dans la même salle.

Veranttvoortlicher Redacteur Dr. J: W. Zinkeisen.

Gedruft in dex Deckerschen Geheimen Ober - Hofbuchdruckerei. Beilage

777 Beilage zur Allgemeinen Preußischen

Inhÿy alt.

Deutsche Bundesstaaten. Hannover. HannoLer. Verhand- lungen beider Kammern. Württemberg. Stuttgart. Einrichtung der Straf-Anstalten. Baden, Karlsruhe. Verhandlungen der zwei- ten Kammer, Hohenzollern -Sigmarigen. Juneringen. Alterthümer, Schreiben aus Main z. (Deutsche Kolonicen in Texas.)

Franrexick, E aus Paris, (Vlick nah Guadeloupe; die Presse in Sardinien.

La Plata-Staateu. Schrciben aus Paris, (Schilderhebung gegen den Diktator Rosas.)

DOstindieu. Paris. Neue Nachrichten mit außerordentlicher Gelegenheit,

Handels: und Börsen-Nachrichten. # London. Marktbericht. Amsterdam. Börseu- und Marltbericht

Ausland.

Deutsche Bundesstaaten.

Hannover. Haunover, 3. Mai. (H. Z.) Jn der Sizung der ersten Kammer vom 30sten v. M. gelangte der Antrag der Militair - Kom- mission, das Kabinets-Schreiben vom 21, März d. J. über den Militair- Etat betreffend, zur Berathung. Er ging dahin: Stände wollen nachste- hende Erwiederung an das Kabinet Sr. Majestät beschließen: „Wenngleich Stände aus dem Kabinets-Schreiben vom 21, März d. J., den Militair- Etat betreffend, mit Bedauern haben entnehmen müssen, daß die in ihrer Erwiederung vom 27. Juni 1842 im Allgemeinen, und insbesondere in Betreff der Augmentations-Frage, ausgesprochenen motivirten Ansichtcu bei Königlicher Regierung feinen Eingang gefunden haben; so müssen doch Stände bei den damals ausgesprochenen Ansichten lediglih beharren, und halten demgemäß sowohl die eingeführte Augmentation, als die Verwendung der bei der Militair - Verwaltung eintretenden Ei1spa- rungen zu diesem Zwecke, den Bestimmungen der im Jahre 1833 34 verabredeten Regulative, auf welche sich der §. 150 des Landes- Verfassungs -Gesetes bezieht, entgegen z leßteres namentlich aus dem Grunde, iveil- dadurch die Ansammlung cines Kriegsschaßes, wo nicht unmöglich, doh in hohem Grade unwahrscheinlih gemacht wird. Jndem Stände diese ihre Ansicht der Königlichen Negierung wiederholt zu erkennen zu ge- ben für unerläßlich halten , behalten sie sich in Bezug auf den gegenwärtig aus Königlicher Gencral-Kasse erfolgenden Zuschuß zum Militair-Etat von jährlih 45,237 Rthlr., welchen sie als eine nothwendige Ausgabe nicht an- erkennen können, bevor, auf diesen Punkt bci anderweiter Regulirung der Verhältnisse der Königlichen General-Kasse und der General-Steuer-Kasse (F. 139 des Landes-Verfassungs-Geseßes) zurückzukommen,“

_ Nach Verlesung des Antrags nahm ein Mitglied der Militair - Kom- mission das Wort, um dénselben näher zu erläutern und zu begründen. Am Anfange und Ende des Kabinets-Schreibens spreche sih die Regierung entschieden gegen die Beschlüsse der Stände vom Jahre 1842 aus, eine Erneuerung des damaligen Streites für die erste passende Gelegenheit in Aussicht stellcnd. Jnzwischen habe die Regierung nicht allein ausführlich motivirte Wünsche und Anträge der Stände ganz unberücksichtigt gelassen z sie habe auch festen ständischen Beschlüssen entgegen, um ihre Ansicht durch- zuführen, zu Auskunstsmittelu gegriffen, die mit der Verfassung nicht völlig in Einklang zu bringen seien. Nach dem Schlusse des Kabinets-Schrcibens sci von der Königlichen Regierung beschlossen worden, die in voriger Diät entstandenen Differenzen über den Bedarf des Militair - Etats auf sich beruhen zu lassen; die Kommission habe deshalb zu prüfen gehabt, ob cin Gleiches der Kammer zu empfehlen sei, und in wie weit es ohne Gefährdung ständischer Rechte geschehen könne. Sic habe dabei zwei Wege verfolgen können: entweder dem Hause einen Antrag auf Beseitigung der von der Negíerung eingeschlagenen Maßregeln vorzulegen und zu cm- pfchlenz oder nur zu prüfen, ob und in wie weit der von der Regierung cingeschlagene Weg ständische Rechte beeinträchtige, sowie sich dagegen zu verwahren, falls es nöthig sein sollte, Der erste Weg würde zu einem Ne- sultate nicht führen, und die Sache wieder auf den Standpunkt bringen, wo sie sich vor zwei Jahren befunden. Die Kommission also habe den zwei- ten Weg eingeschlagen, und bci der FOR, in wie weit in der Regierungs- Vorlage eine Kränkung ständischer Rechte zu finden, diese in zwei Theile zerlegt, und zwar erstens untersucht, ob die Ueberschüsse nah dem Ne- gulative von 1843 44 verfassungsmäßig verwandt worden, zweitens, wie es sich mit den Ueberschüssen der Königlichen General-Kasse verhalte. Rük- sichtlih des ersten Punktes seien die §§, 150 und 151 des-Landesverfassungs- Gesches masigebend, Hierin werde vorgeschrieben, daß die gegenwärtig feststchenden Summen nach den bestehenden Grundsäßen bei der Bewilli- gung des Ordinariums behuf des Militaír-Etats zur Richtschnur dienen, und die daraus gemachten Ersparnisse zur Bildung eines Kriegsschayes benugt werden sollten, Wohin die Nichtbeachtung dieser Vorschriften gesührt habe, bewcise sich am besten durch die sonstigen, in Betreff des Militair-Haus- haltes gemachten Vorlagen; abgeschen von den behuf des Zeughausbaues angesprochenen Summen, habe die Kriegs-Verwaltung nicht einmal das bei Lüneburg verschossene Pulver bezahlen können. Den zweiten Punkt, die cinstwrilige Uebernahme der Augmentation auf die Königl. Kasse anlangend, so stelle das Kabinets - Schreiben den Grundsaß auf, daß die Bestreitung dieser Zuschuß - Summe an und sür sich der Laudes-Kasse obliege. Da- gegen sprächen folgende Gründe: Nach §. 141 des Verfassungs- Geseyzes fielen neu entstehende Kosten der Landes-Verwaltung zunächst auf die Königliche Kasse; ferner verordne §, 136, daß die reinen Einkünfte aus den Domaínen und Negalien zur Bestreitung eines für Unterhaltung des Heeres zu leistenden Beitrags verwandt werden sollten. Was dann insbe- sondere die Verwendung der Ueberschüsse in der Königlichen Kasse betreffe, so sci einestheils durh die Vorschristen des Verfassungs-Geseyes namentlich §, 145 hierfür feste Bestimmung getroffen, anderentheils hätten Stände ein wesentlihes Juteresse dabei, weil die Königliche Kasse in die Lage kommen Fönne, daß sie Zuschüsse aus der Landes-Kasse bedürfe. Aus diesen Grün- den habe die Kommission die Verwendung der Ueberschüsse Königlicher Gc- neral-Kasse zur Bestreitung der Zuschußsumme für verfassungsmäßig nicht halten können.

_ Dieser Verthcidigung des Kommissions- Antrages fügte cin anderes Kom- missions - Mitglied noch einige unterstüßende Bemerkungen hinzu , wogegen ein Mitglicd der Kammer in ausführlicher Da!stellung den Jnhalt des Ka- binetsschreibens rechtfertigte. Zuvöiderst glaubte der Redner si gegen die Ansicht verwahren zu müssen, als habe die Regierung früher getroffene Ver- abredungen verleßt und gegen Bestimmungen des Verfassungsgeseßes gehan- delt, Diese Ansicht finde ihre wesentliche Stüße darin, daß im Jahre 1833 cin festes Regulativ über die Formation der Armee zwischen Regierung und Ständen vereinbart wo1den. Dem sei aber nicht so; daß die innere Or- ganisation der Armee Sr. Majestät dem Könige allein zu bestimmen zustehe, sei ein längst feststchender Verfassungs-Grundsay, der im §. 8 des Verfassungs- gesebes schrifilich festgestellt worden und immer werde bleiben müssen, solle_nicht der König die wesenllichsten Nechte aufgeben, Allerdings sei im Jahre 1833 Stän- den eine detaillirte Mittheilung über den Bestand der Armce gemacht, indeß nur in ‘der Absicht, um dersclben die moralische Ueberzeugung zu geben, daß die zu bewilligende Summe im Ganzen erforderlich sei. Wie nun diese Be- willigung als Aversum gefordert worden, so hätten auch Stände, ohne nä- here Prüfung des Details , ihre Erklärung nur im Allgemeincu abgegebcu. Aus diesen Gründen könne er das M eines Regulativs, wodurch die Meg eryng innerhalb des bewilligten Aversums in der Organisation gebitüden würde, nicht zugebenz deshalb auch nicht einräumen, daß §. 150 des Vcr- sassungs- Gesetzes ein solches gnerkenne, So range die Negierung neuc An- forderungen nicht mache, habe sie rüksichtlih der Verwendung der feststehen- den, mit Ständen vereinbarten Summen, nach §. 8 des Verfassungs - Ge- seßes ganz freie Hand. Was bann die Verwendung der 45,237 Rthlr. aus der Königlichen Kasse bétreffend, so seien in dieser Rücksicht zwei Punkte zu erörtern: 41) Jn wic weit die Negierung überhaupt das Recht habe, Mit- tel der Königlichen Kasse für die Armee zu verwenden ; 2) wie weit sie hier- über Ständen Rechenschast zu geben verpflichtet sci. Jn erster Beziehung spreche §, 136 die Berechtigung ausdrüklich, und zwar unumschränkt ausz

leteres weil cine bestimmte Summe nicht gènanni sci, die Absicht einer Beschrän- kung der Königlichen Dispositions-Befugnisse aber nicht präsumirt werden könne. Hieran reihte sich die zweite der oben L arer Fragen, in wie weit die Verwendung von Ucberschüssen aus der Königlichen Kasse einer ständischen Cognition unterliege. Hierüber enthielten die §§. 142 und 143 des Ver- fassungs - Gesehes Vorschriften, wonach die Regierung bci Eröffnung eines neuen Landtages, den Ständen über die Anlegung und Verwendung eines Uebershusses Mittheilung zu machen habe, und ein entsprechender Theil der Ausgaben der Landes-Kasse abgenommen werden solle, wenn sih während der Dauer eines Landtages eine dauernde Verbesserung der Königlichen Kasse herausgestellt habe. Jn dieser Rücfsicht sei also eine Prüfung noch nicht an der Zeit, weshalb er auch insofern gegen den Schluß - Saß des Kommissions - Antrages nichts einzuwenden habe. Dagegen legte der Red- ner ausdrücklihe Verwahrung gegen den Sah cin, wona die Negierung den Bestimmungen der Negulative, auf welche sich §. 150 des Landes-Ver- fassungs-Gesetzes beziehe, zuwidergehandelt haben solle,

Gleich ihm vertheidigten das Verfahren der Regierung noch fünf an- dere Mitglieder, so wie sihch verschiedene andere für den Kommissions -Autrag aussprachen, Schließlich wurde diescr in Frage gestellt und unter alleinigem Dissens der erwähnten 6 Mitglieder angenommen.

Jn der Sizung der zweiten Kammer vom 30. April wurde die zweite Berathung über den Entwurf einer Dienstboten-Ordnung begonnen und bis zum §. 22 geführt,

Württemberg. Stuttgart, 30. April. (N. K.) Man will hier in nächster Zeit eine Straf = Anstalt bauen und darin das penusylvanische System, d. h. die cinsame Haft bei Tag und Nacht, einführen. Die Regierung hatte Männer der Technik und Wissen= schaft nah England geschickt, die nah genommenem Augenschein sich günstig über diese neue Disziplin ausgesprochen haben.

Baden. Karlsruhe, 1. Mai. (B. Bl.) Ju der heutigen, der 60sten, Sißung der Abgeordneten-Kammer wurde die Berathung über den Entwurf der Straf-Prozeß-Ordnung fortgeseßt. Die Er= örterung begann mit dem 19ten Titel von dem Beweise in Straf= sachen (§. 229.) Ein Antrag zu §. 233, 234, nah welhem dem vor dem untersuhenden Richter abgelegten Geständniß des Angeklag= ten nur die Eigenschaft eines außergerichtlihen Geständuisses beige= legt werden sollte, wenn es in der öffentlihen Sißung widerrufen würde, ward verworfen und der Art. 234 (nach der Fassung der Kommission) angenommen. Eben so wurde nah cinigen Debatten der Art. 2412 (des Kommissions-Entwurfs) aufrecht gehalten, welcher verlangt, daß gegen Niemand auf Judizien erkannt werden darf, der niht nach seinem früheren Lebenswandel, persönlichen Eigenschaften oder besonderen Beweggründen zur That des Verbrechens verdächtig ist. Man gelangte bis zu §. 257 im folgenden Titel: Von den Rechtsmitteln.

Hohenzollern-Sigmaringen. Juneringen, im April. (S. M.) Von lange her ist unser hoher Alport durch aufgefundene Alterthümer bekannt. Oester sind \chon römishe Münzen gefunden worden, eben so Schwerter, Spieße, Degen, Aschenkrüge, ausge- mauerte Gräber, Grabhügel mit verkohlten Knochen u. |. w. Ju neuester Zeit stieß man bei dem Graben eines großen Bierkellers auf eine Menge menschlicher Skelette, nur drei Fuß unter der Erde in Gräbern, die gegen einen Schuh in Felsen gehauen, oben aber mit Dammerde zugedeckt waren. Die Köpfe lagen gegen Abend, auf der Brust hatte jedes Kuochengerippe einen éCuliaroben Stein, der gegen den Körper hin kohlschwarz war, als wäre er im Feuer gelegen gc- wesen. Von Metallen und Kleidern keine Spur. Beim Anrühren löste sich Alles in Staub auf. Jedes Grab war von dem anderen einen Schuh entfernt und je nur eiu Todter darin. Nach den Ge= beinen zu urtheilen, enthielten unsere Gräber lauter Männer , einige bei sieben Schuh lang.

C Mainz, 2. Mai. Die krebsartig fortwuchernden Krankheits- Erscheinungen im Volksleben leugnen zu wollen, hieße ein neologisches Kunststückk wagen, dessen Gelingen niht zu erwarten steht. Selbst in Bezug auf die Motive, dic das Krankhafte der heutigen Zustände erzeugten, oder mindestens in hohem Grade steigerten, fängt man an, flarer zu sehen. Es gehört auch keine bedeutende Tiese der Specu- lation zu der Feststellung des Axioms: daß da, wo man die Quellen zerstörte, aus denen eine mäßige Bevölkerung ihre Lebenskraft \{chöpft, eine fünstlih geschaffene Uebervölkerung unmöglih frohes Gedeihen zu finden vermag.

So deutlih man aber auh das Uebel und seine Ursachen er= kennt, so weit entfernt ist man doch von dem Gedanken an eine Radifal Kur ; ob eine solhe möglih und wie dieselbe einzuleiten sei, liegt hier außer dem Kreise unserer Betrahtungen indeß selbst die verschiedensten politishen Nüancirungen kommen darin überein, daß sie die Anwendung möglichst wirksamer Palliativ-Mittel für drin= gend nothwendig erachten.

Vor Allem erscheint als ein solhes die geregelte Auswaude=- rung, die Gründung deutscher Kolonieen unter möglichst ge- sicherten und günstigen Verhältnissen. Die solchergestalt angeregten außereuropäischen Verkehrs - Beziehungen, werden alsdann wirksamer noch als die Auswanderung an uud für sih, das materielle Volkswohl fördern helfen. : f

Es handelt sich demnächst vor allen Dingen darum, einen kräf= tigen, nahhaltigen Anstoß zu geben, um endlich auch einen gemein- samen Beschluß zu bewirken. h :

Dieser Anstoß aber is gegebenb und zwar von einer Seite her, von der für unser deutsches Vaterland , allen scheelsüchtig verleumde- rishen Stimmen zum Troß, son viel Großes und Gemeinnüßiges geleistet ward. Eine alle Garanticen gewährende Actien - Gesell- haft trat aus früher reihsunmittelbaren Geshlechtern zusam- men, um eine deutshe Niederlassung von bedeutendem Umfange in Texas zu begründen. Mehrere souveraine deut- sche Fürsten, die vielfachen Vortheile erwägend, welche die Realisirung einer so patriotischen Jdee ihren Völkern zu bieten verspricht, zöger= ten nicht, si diesem Unternehmen anzaschließen, und es sind ge-

rüudete Hoffnungen vorhanden, dasselbe zu einem durhaus gemein- amen heraunreifen zu sehen. i

Ein Programm, dazu bestimmt, das deutsche Publikum mit den Details dieses Colonisations - Planes bekauut zu machen, sollte hon im vorigen Monate der Oeffentlichkeië übergeben wer= den. Da indeß der Verein zu seinem voruehmsten Augenmerk niht, wie manche dergleichen Colonisations - Gesellschaften, cine shwindelnde Finanz - Speculation gemaht hat, sondern si im Gegentheil die Wohlfahrt und Sicherstellung der deutshen Ein- wanderer, die sih seiner Vorsorge anvertrauen wollen, vor Allem an- gelegen sein läßt, so hat er es vorgezogen, die Veröffentlihung sei- nes Programms so lauge hinauszuschieben, bis er die Details cines in der leßten Kongreß-Sißung angenommenen Gesehes kenuen gelernt haben wird, in welhem noch einige Feststellungen über die Verhält- nisse der deutschen Kolonie zu erwarten sind. Die endliche Publi- cation des Programms steht baldigst in Aussicht, und behalten wir uns indessen vor, durch zuverlässige statistishe Angaben unterstüßt,

Zeitung.

Donnerstag den Hte" Mai.

das größere Publikum mit dem Laude näher bekannt zu machen, das von so großer Wichtigkeit für den deutshen Handel zu werden ver- spricht, Die Wahrheit dieser unserer Ansicht dürfte durch die Sen- dung eines euglischen Agenten nah einer deutschen Hauptstadt bestä- tigt werden, der, wie wir aus sehr guter Quelle verbürgen können, dahin instruirt ward, um jeden Preis die Ausführung des Unternehmens zu hintertreibtn. Dagegen wurden zwei englischen Colonisations-Ge- sellschaften in Texas von dem dortigen englischen Geschäftsträger be- reits äußerst günstige Konzessionen vom Kongreß erwirkt.

_Die englische Handels-Politik ging dabei vorzugsweise von dem Gesichtspunkte aus, daß nah dem Aufhören der Sklaverei in den südlichen Staaten der Union der Hauptmarkt für die Baumwolle sich in Texas bilden müsse, dessen Boden und Klima weit geeigneter für ihre Erzeugung is} , als selbst die südlihen Unions- Staaten und daß außerdem die deutsche Kolonie bald ein Stapelplaß für den Handel Deutschlands mit Mexiko scin werde, wozu ihre Lage unfern der mexikanischen Gränze, mit guten Communicationsmittelu vom Meere her, sie vorzugsweise geeignet macht. ;

Wir verlassen für diesmal diesen hohwichtigen Gegenstand , mit der Erwartung, in der gesammten deutschen Tages - Presse ein Echo unserer freimüthig Gai Ansicht zu finden: denn von de- nen, die sich vorzugsweise die erhabene Mission vindizirt haben, das günstige und materielle Wohl des Volkes zu überwachen, läßt stch

wohl annehmen, daß sie mit allen Kräften und mit Beiseiteseßung fleinliher Partei-Rücksihten ein Unternehmen unterstüßen werden, an- das sich so shöne Hoffnungen für unser Vaterland knüpfen. * y

Frankreich.

© Paris, 1. Mai. Der Minister des Seewesens und der Kolonicen hat neulich cine Deputatiou der Pflanzer vou der Jnsel Guade= loupe empfaugen, welche vor kurzem in Paris eintraf, um der Regie=- rung die Pläne zur Wiederaufbauung der dur das leßte Erdbeben zerstörten Stadt Point à Pitre vorzulegen. Nach diesem Plane, wel= her unter der persönlichen Leitung des Vice- Admirals Gourbeyre, Gouverneur vou Guadeloupe, entworfen wurde, soll die neu zu er- bauende Stadt vor den verderblihen Folgen eines Erdbebens oder einer Feuersbruns| gesichert bleiben. Die - diesfälligen Arbeiten sollen von französishen Handwerkern ausgeführt werden, welche, bevor sie Frankreich verlassen, um nah Guadeloupe sich ein= zuschiffen, einen ordentlichen Dingungs - Vertrag zu unterzeichnen ha- ben, damit uicht etwa später dur deren übertriebene Forderungen _ oder bösen Willen die Ausführung des fraglichen Projekts gehemmt werden könue. Da die bisher eingegangenen Geld - Unterstüßungen bei weitem nicht hinreichen, um die Kosten des Wiederaufbaues der Stadt Point à Pitre zu decken, so hat das General -Conseil von Guadeloupe eine Anleihe von 20 Mill. Fr. votirt, wozu: jedo die vorläufige Sanction der Regierung erforderlich is. Baron Madckau, welcher als ehemaliger Gouverneur von Guadeloupe mit den dortigen Zuständen sehr vertraut ist|, hat der obenerwähnten Depu=- tation die wärmste Theiluahme am Gelingen ihres Unternehmens be- zeugt, und versprochen, daß er für seinen Theil das betressende Pro= jekt nachdrüdlichst im Minister-Rathe unterstüßen werde.

Das Journal la Presse hat die Erlaubniß erhalten, nach den sardinischen Staaten expedirt werden zu dürfen, Es i} das erste fonservativ-dynastische Blatt, welches diese Be ünstigung erhält, denn weder der Globe, noch das esnflußreihe Jöurnâl des Véovars konnten bisher, ungeachtet der persöulihen Verwendung des Herru Guizot, den Eingaug in Sardinien erlangen. Die Mystères de Paris, welhe vom Journal des Débats veröffentlicht wurden, und die Augriffe dieser Blätter gegen den Klerus haben ihm in Sar= dinien das strengste Verbot zugezogen, welches, aller Wahrscheinlichkeit nah, nicht so bald aufgehoben werden dürfte.

La Plata - Staaten,

Q Varis, 2. Maï. Die neuesten Nachrichten aus Buenos-Ayres vom 6. Februar lauten {hlimm für die Herrschaft des Diktators Rosas. Ein im Dezember begonnener Aufstand scheint seitdem sich immer weiter ausgebreitet und auch ein beträchtlicher Theil der Truppen “daran Theil genommen zu haben. Mehrere Provinzen des Junern der ar= gentinishen Republik sollen bereits in offener Empörung sein. Das Signal zum Losbruche des Ausstandes gab die Provinz Salta am 12, Dezember v. J., die National-Miliz der Hauptstadt dieser Pro= vinz und eine Truppen -= Abtheilung, unter Füh1ung eines Obersten Pecchi, {lossen sih sogleih an. Am 16. Dezember ergriffen alle von Rosas dort cingeseßten Behörden die Flucht, auf welcher aber einige noch erreiht und nach der in jenen Ländern üblichen grausamen Sitte ohue Erbarmen niedergemaht wurden. Die Jusurgenten zogen dann gegen Sujuy, von wo gleichfalls niht nur die Behörden dieser Stadt selbst, sondern auh die von Salta, welche sih dahin geflüchtet hatten, entflohen, als sie von der Annäherung der gs ch standenen hörten. Der Plaß - Kommaudant Don Rufino Valle aber fand es mit der Garnison gerathen, sich denselben anzuschließen. Don Andreas Zenarruza wurde zum Gouverneur von Sujuy, Don Toribio Tedia zum Gouverneur von Salta ernannt, Der Brigadier Rude= sindo Alvorado, der lange Zeit als Flüchtling in Bolivia gelebt hatte, übernahm den Oberbefehl über die vereinigten Streitkräfte. Darauf wurde ein Manifest erlassen, worin die Beweggründe dargelegt wur=- den, warum diese Provinzen von der Conföderation sich lostrennen wollen, „so lange sie unter der Leitung des Tyrannen von Buenos= Ayres stehen würde, und erklärten, von diesem Augenblicke an Rosas jede Vollmacht zu verweigern, sie in irgend cinem Akte bei den auswärtigen Mäten zu vertreten,“ Jm Januar zählten die Streitkräfte des Ausstan= des, die anfangs nur 500 Mann stark gewesen waren, bereits 2000 Mann, und hatten bereits zwei Punkte an der Gränze der Provinz Tucu- mar inne, welche geneigt schien, die begonnene Bewegüng zu unter=- stüßen, Auf dem Wege dahin waren zehn Soldaten von dem ehe= maligen Corps des unglücklichen Generals Lavalle, die bisher unter Führung eines längst todt geglaubten jungen Mannes Namens Al= varez in den Wäldern umhergeirrt waren, zu deu Aufgestandenen gestoßen, welche durch diese erfuhren, daß auch die Provinz Mendoya im vollen Aufruhr gegen den Diktator Rosas sei. Der Anschluß des Gouverneurs Lopez von Cordova an den Aufstand wurde erwartet. Rosas selbst schien über diese Vorgänge lebhaft beunruhigt, lebte übri-

ens noch immer ganz zurückgezogen mit seiner Tochter und suchte Pins Besorgnisse möglichst zu verhehlen. i

Ostindien. arís, 2. Mai. Die Regierung hat (über Marseille) Nah-

rid aus Ostindien bis 13, März erhalten; sie sind mit einer außer- ordentlichen Post aus Kalkutta eingelaufen, enthalten ab è von Bedeutung. Alles war ruhig in Judien und von einem Aufruhrversuh erzählt, der ‘in einem ausgebrochen und gleich unterdrückt worden wäre. L und ein Theil der mitgekommeaen Depeschen sind

blieben und warten dort auf die Ankunst der earimliaen, Bon Mail vom 1, April. E L Miet A