1844 / 130 p. 2 (Allgemeine Preußische Zeitung) scan diff

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en wir (Seite 113 der Geseßsammlung von 1839) den vicicceam Ah mit den Niederlanden vom 21, Januar 1839, durch dessen 4ten Artifel, unter anderen, bestimmte Tarif-Ermäßigungen ür die Etufuhr niederländischer Lumpenzucker, Raffinaden und Reis stipulirt wurden, Diese also hätten doch alsbald auch dem englischen Zucker und Reis zu Theil werden müssen?

Indessen belehrt uns wiederum die Geseß-Sammlung (de 1841, Seite 69), daß ers durch einen besonderen Vertrag mit Großbri- tanien vom 2. März 1841, Artikel 2, „Der Handel und die Schiff- fahrt der Unterthanen Jhrer großbritanischen Majestät, hinsichtlich der Einfuhr von Zucker und Reis, dem Handel und der Schifffahrt der meist begünstigten Nationen gleichgestellt wurden, nahdem engli- sher Seits, im 1sten Artikel desselben Vertrages, die Gleichstellung der Häfen an den Mündungen der Elbe, Ems, Weser und Maas mit den preußishen Häfen, in Bezug auf die Schifffahrt nah England und dessen Kolonieen, zugestanden war.

Offenbar wäre die erstere Stipulation völlig unnüß und das dagegen gewährte Zugeständniß durhaus unmotivirt gewesen, wenn die Einfuhr - Begünstigung {hon aus dem niederländischen Traktat herzuleiten gewesen wäre. Gänzlih neu war uns die Schluß-= Bemerkung des Artikels, daß Tabak das Handels-Produkt jeder eng= lischen Besibung sei; gewiß is, daß der Tabak, welcher von engli- shen Kolonieen nah Deutschland kömmt, ohne allen Belang bleibt.

Unmotivirter Zugeständnisse von Seiten Englands aber wissen wir uns zur Zeit nicht zu erinnern.

Was sodann die ausführlichere Deduction in eben jenem lon- doner Artikel betrifft, daß auch die nordamerikanishen Staaten der Einfuhr zollvereinsländischer Artikel keine Begünstigungen zugestehen föunten, die niht unmittelbar auch den gleichen englishen Artikeln zufallen müßten, so steht uns leider die nordamerikguishe Gesetz- Sammlung nit in gleichem Maße zu Gebote, wie die preußische. Die Widerlegung wird also von jenseits des Oceans erfolgen müssen ; und daß sie erfolgen werde, zweifeln wir eben nit, da dieselbe Er- fahrung, deren wir eben bei den Zugeständuissen Englands erwähnten, au bei den Zugeständuissen der „jüngeren englishen Brüder“ wohl Anwendung findet,

Dirschau, 2. Mai, (D. Z.) Nachdem das Wasser der Weichsel bis auf 14/6“ Pegelhöhe gefallen i, wurde es endlih mögli, den großeu Plattprahm an die Leine zu legen, wodurch nunmehr das Üeberseßen für alles Fuhrwerk bei Tage und Nacht gesichert ist. Bleibt das Wasser au ferner im Fallen, \o soll das Aufstellen der Schiffbrücke unverzüglich erfolgen.

Koblenz, 3. Mai. Der Ober - Präsident der Rheinprovinz, Herr von Schaper, macht dur die rheinischen Blätter bekannt, daß ihm an Beiträgen zur Linderung des Nothstandes der hülfsbe- dürftigen \chlesishen Weber bis jeßt eine Summe von 1943 Rthlr. 9 Sgr, 5 Pf. zur Weiterbeförderung zugestellt worden ist, darunter von der Redaction der Elberfelder Zeitung und des Elber - felder Kreisblatt es allein 1000 Rthlr., also mehr als die Hälfte des Gesammtbetrages.

Davon sind 51 Rthlr., welche für gewisse namhaft gemachte Ju-= dividuen bestimmt waren , der Königlichen Regierung zu Breslau zur bestimmungsmäßigen Verwendung, 930 Rthlr. 7 Sgr. 10 Pf. aber an den Herrn Ober-Präsidenten der Provinz Schlesien, und 962 Rthlr. 1 Sgr. 7 Pf. an die Königliche Regierung zu Uegniß mit dem Er= suchen übersandt, die Beträge da verwenden zu lassen, wo die Noth am dringendsten is,

Dússeldorf, 3. Mai. (D. Z.) Die Aerzte des Regierungs= Bezirks Düsseldorf hielten gestern im „Hotel Domhardt“ dahier eine General= Versammlung, zu der sich eine bedeutende Anzahl Aerzte eingefunden hatte, Die Sißung wurde durch Herrn Dr. Pagenstecher aus Elberfeld mit einer Rede eröffnet, worauf man zur Disfussion und resp. Annahme der von einem Comité entworfenen und einer Königlichen Regierung zur Genehmigung vorzulegenden Statuten des Vereins der Aerzte ritt, dessen Begründung seit längerer Zeit im Werke is, Als Zweck des Vereins ist in den

Statuten ausgesprochen: Belebung und Förderung des wissen= schaftlihen und praktischen Strebens, Anregung und Ausbildung

der follegialishen Verhältnisse und Hebung und Veredlung des ärzt= lichen Standes in seinen bürgerlihen und staatlichen Beziehungen. Um diesen Zweck zu erreichen, werden allsährlich zwei General-Ver- sammlungen an einem jedesmal durch Stimmenmehrheit festzustellen= den Orte des Regierungs-Bezirks stattfinden, welhe Gelegenheit zum Austaush und Vortrag wissenschaftliher und praktischer Ansichten und Beobachtungen, zum Bekannt- und Vertrautwerden für sämmt= liche Vereins - Mitglieder und zur Mittheilung und Erörterung von Hoffnungen und Klagen, Wünschen und Beschwerden hinsichtlih der Stel- lung der Aerzte unter si und ihrer Verhältnisse zur bürgerlichen Gesell= schaft bieten werde. Ferner sollen zur Erfüllung dieses Zweckes Spezial=

Griminá 1827, S. Vll, Folgendes: „Für das englische Theater soll der „„Freischüß““ mit Beibchaltung des deutschen Titels drei verschiedene Mal übertragen und bald mehr, bald minder (vermeintlich) verbessert und mit Anklängen aus Walter Scott, Shakespeare, ja selbst aus Faust (unter wel- chem Titel einige Zeit später eite Oper, mit dem Motto: Redeunt Satania regna, gegeben ward) beschenkt worden sein. Dem Komponisten soll jedoch diese unverlangte Liberalität niht im mindesten willkommen gewesen und daher während seiner Anwesenheit in London eine vierte sich an den Grund- tert haltende Uebersezung gefertigt worden sein, deren Aufführung zum Besten des Komponisten bestimmt war, Ob diese nah dessen Tode zut Stande gekommen, weiß ih nicht.“

Aus England und Frankrei den, nach Jtalien, Rußland, selb er Gemeingut aller Nationen geworden,

wanderte der Freishüß nah allen Lan- nach den Ufern des Mississippi, Jet ist Jns Jtalienishe ward er über-

A von Rossi; ins Dänische von A. Oehlenschlägerz; ins Schwe- dische 1824; ins Russische durch Lon Sotowz íns Böhmische von J. N.

Stepanek, Prag 1824; ins Polnische, unter dem Titel » VWolny Strzelec“, von Adalbert Bogulawsky, Warschau 1826; am s\päte- sten kam er auf das National-Theater zu Amsterdam, wo man ihn erst im Rohr 1827 unter dem Titel „let Vryschot of de zwarte Jager“ aufführte,

ußerdem wurde er (von einem mattfingrigen Anonymus , Quedlinburg 1824) varodirt, und von Moriy Thieme für Kinder bedrbeitet.

Der Vorstellung dieser Oper am 7ten konnten wir nur zum Theil bei- wohnen, und lassen daher den Bericht ‘eines Stellvertreters über die Leistung der Dlle, Kunth-Valesi, vom O ern - Theater zu Brüssel, als Agathe solgen, Die Stimme ist eine ziemlich ausgebildete ; ob sie von besonderem Eu ließ sich diesmal nicht entscheiden, da sie unter einem Auslug ist di iserfeit zu leiden schien , die gegen den Schluß zunahm. Zu loben Vo ae e und deutliche Aussprache beim Gesangez weniger beim Dialog, vous und Spiel sagten dem Publikum m Allgemeinen zu, so daß Her-

etsolgie, Herr Pfister verdient als Mar ehrenvolle Erwähnung. u,

Gesellschaft der naturforscheuden Freunde.

Berlin. der ml ung der Gesellschaft naturforschender Freunte e fe M cIaRiG&cs t cia Herr Mütter Beobas tungen De über

n. s dung mit einander bei Cpprinen und e Do e s E,

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Vereine in den eínzelnen Kreisen des Regierungs - Bezirks gebildet werden, welche iîn Bezug auf ihre innere Einrichtung, insofern diese mit den Statuten des Vereins niht im Widerspruch stehen, völlig selbstständig sind. Es verdient noch besonders bemerkt zu werden, daß au die Wohlthätigkeit ihre Berücksichtigung gefunden hat. Die Ueberschüsse der Beiträge sollen nah der Deckung der Kosten des Geschästsganges zu wohlthätigen Zweden, welche im Bereiche der medizinischen Jnteressen liegen, verwandt werden, indem man Wittwen und Waisen von Aerzten oder darbende Medizinalpersonen damit unterstüßen will,

NAnuslaudD.

Deutsche Bundesstaaten.

Bayern, München, 4. Mai. (A. Z.) Diesen Mittag 1 Uhr haben Se. Kaiserl. Hoh. der Erzherzog Karl und dessen Durchlauch- tigster Sohn Friedrich unsere Stadt verlassen. Höchstdieselben über- nachten heute in Landshut und werden morgen die „Walhalla ‘““ be suchen, wo, wie wir hören, ein überraschender Empfang vorberei- TEE U,

Leider is die Ruhe noch immer niht gänzli hergestellt und noch einigemal wiederholten si die strafbarsten Excesse gegen Bier- und Brauhäuser. Auch gestern Abend ward wieder Generalmarsh ge- schlagen. Eine Rotte Tumultuauten verübte diesmal au einigen Bäkerhäusern Unfug und Frevel. Ju allen Straßen begegnet man Patrouillen und viele Strafbare und Verdächtige werden verhaftet ; eine Bekanntmachung, an den Straßen-Eckeu angeschlagen, macht auf das Strafgeseß Theil I. Art. 319 (wegen Zusammenrottungen) auf- merksam; auch diesen Abend rückt die Landwehr aus und leistet Bei- hülfe. (Nach so eben von München uns zukommenden Nachrichten ist die öffentlihe Ruhe weder gestern Abend noh heute Nacht weiter gestört worden. Für jeden Fall waren die geeigneten Maßregeln ge- troffen.)

München, 3. Mai. (A. Z) Heute Nachts starb nah mehr- wöchentlihem Leiden der Köuigl. Universitäts - Professor Dr. Fr. von Paula Hocheder, Mitglied der philologisch - philosophischen Klasse der Akademie der Wissenschaften.

Baden. Karlsruhe, 2. Mai. (K. Z.) Staatsrath Nebe- nius hat ín der Sihung der ersten Kammer vom 19, April den Kommissions - Bericht über die Motion des Freiherrn von Andlaw, das öf- fentliche Spiel zu Baden betreffend, erstattet, Der Bericht ist _mit großer Gründlichkeit ausgearbeitet, Mit Zugrundelegung von Straf - Tabellen ist dargethan, daß die Moralität des Amtes Baden im Berhältniß zu den übrigen Landestheilen keinesweges als ungünstig zu betrachten sei, und daß namentlich bis jeßt durch das Bestehen der Spielbank keine besonderen nachthei- ligen Folgen auf die Sittlichkeit der Umgegend sich bemerklih gemacht hätten, Die öffentliche Spielbank wird aus dem Gesichtspunkte eines nothwendigen Nebels beurtheilt, welches das Einschleichen der weit verderblicher wirkenden heimlichen Bankhalter wirksamer verhüte, als eine noch so gut geführte Polizei-Aussicht, die in manchen Fällen gar nit einmal erfolgreich zu hand- haben sei, Nachdem auch noch die materiellen Juteressen erwogen worden, welche, so lange überhaupt noch öffentliche Spiele in Deutschland bestehen, für die Beibehaltung der Spielbank in Baden sprechen möchten, wendet sich der Bericht zu ven Gründen, welche eine Aufhebung der Bank räthlich erscheinen lassen, Vornehmlich wird auf die Gefahr hingewiesen, welche dadurch entsteht, daß in Folge des schnellen und wohlfeilen Transportes durch die Eisenbahnen“ künftig von den Bewohnern entfernterer Gegenden ein zahlreicher Besuch des Badeortes resp, der Spielbank zu erwarten sei, daß die polizeiliche Aufsicht über die Benußung des Spieles von solchen, auf welche es unfehlbar verderblich wirken müsse, kaum mehr zureichend er- scheinen möchte, Für den Fall, daß deshalb eine Aenderung ín der bis- herigen Art des Spieles nothwendig erscheinen, so wie für den Fall, daß beim gleichzeitigen Verschwinden der Spielbauken anderer Bäder eine gânz- lihe Unterdrückung des Spiel - Unternehmens in Baden stattfinden sollte, frage es sib, was der bestehende Pacht-Vertrag zu thun gestatte, Aus dem §. 28 des Pacht - Vertrages vom 1. Februar 1837, welcher folgendermaßen lautet: „Sollte der Fall eintreten, daß man gegen den Herrn Entrepreneur wegen nicht kontraktmäßiger Erfüllung seiner Obliegenheiten oder aus irgend einer sonstigen Veranlassung solche Einschreitungen geltend machen müßte, die selbst die Wesenheit des gegenwärtigen Pacht - Vertrags ergreifen würden, so begiebt sich der Herr Entrepreneur des Nechts- weges und die Sache selbs soll von dem Plenum des Großherzoglichen Ministeriums des Junern auf Erstattung eines \{ristlihen Vortrags ent- schieden, von dieser Entscheidung aber dem Herrn Entrepreneur der Nekurs an das hochpreislihe Staats - Ministerium vorbehalten werden“/, deduzirt der Berichterstatter, daß die Regierung nicht gehindert sei, sobald sich zu- reichende Gründe dazu ergäben , die vorbehaltenen Eínschreitungen geltend zu machen, sei es zur gänzlichen Abschaffung des Spiels, sei es zum Zweck einer wesentlich veränderten Einrichtung. Diese Gründe seien aber gegeben durch die mit Errichtung der Eisenbahnen für einen größeren Theil der einheimischen Bevölkerung entstandene Gelegenheit der Theilnahme am Spiel, so wie wenn die Unterdrückung aller öffentlichen Spiele durch eine allgemeine Bundes - Maßregel zur Beförderung des Nationalwohles oder

blase is durch die eine ihrer Häute in hohem Grade elastish, so daß sie durh Kompression der hinteren Blase, deren Ausführungs - Gang vorher unterbunden ist, um 5 ihres Volumens ausgedehnt werden fann, und beim Nachlaß des Druckes sich um eben o viel wieder verkleinert ; die hintere dagegen is unelastisch und kann nicht ausgedehnt werden. Da beide mit Musfeln versehen sind, so hat es der Fisch in seiner Gewalt, sich vorn oder hinten leihter zu machen. Diese Bedeutung haben auch die vom Verf, beschriebenen besonderen Apparate bei einigen Situroiden und bei den Ophidien, Beim Aufsteigen der Cyprinen aus der Tiefe, muß die vordere Schwimmblase wie in der Liftpumpe sih ausdehnen, Darauf erwähute Herr Müller einige von ihm beobachtete Bewegungs - Erscheinungen der Fishe, Wenn ein Fisch aus seiner gewöhulihen Stellung auf die Seite geneigt wird, so streben die Augen, ihre Stellung gegen den Horizont zu behaupten, Diese entgegengeseßte Bewegung erfolgt mit physischer Noth- wendigkeit und dauert #o lange, als der Fish in der neuen Lage bleibt, Wird ein Fisch, der auf der Seite liegt, dann noch weiter bis auf den Nücken umgekehrt, so stellt sich die normale Stellung der Augen wieder her. Bei Aenderung der Rükenlage in die Seitenlage tritt wieder die gegenstrebende Augenbewegung ein. Wird ein Fisch in der vertikalen Ebene seines Kör- pers um eine Querachse gedreht , so erfolgen dagegen Rotations-Bewegun- gen der Augen um ihre eigene Achse, bei der Drehung nach oben oder un- ten in entgegengesegter Richtung. Beide Abweichungen zusammengerechnet, betragen gegen 45", Bei der Drehung aus der Bauchlage in die vertikale Stellung, jo daß der Kopf oben oder unten hinkommt, erfolgt die Nota- tion der Augen in umgekehrter Richtung mit der Bewegung des Körpers z bei der m des Körpers gus der vertifkalen Stellung in die Rüen- lage rotiren die Augen in gleihnamiger Nichtung mit dem Körper, Bei der Nückenlage haben die Augen wieder die normale Stellung, wie in der Bauchlage, Die Versuche sind an Plöyen und Hechten angestellt, Herr G urlt legte hierauf Zeichnungen von zwei Kälber - Mißgeburten vor, An einer war die Spaltung des vorderen Theiles der Wirbel\äule in zivei seitlihe Hälsten mit der Spaltung des Magens verbunden. Bei der zwei- ten Mißgeburt, an welcher die Brust- und Bauchwände in der unteren Mit- tellinie gespalten sind, zeigt sich eine vollkommene Trennung des Schlundes vom Magen und dieses vom Duodenumz auch is jeder Magen von dem anderen getrennt,

auch durch gemeinsame Verabredungen der deutschen Staaten in ande- L Z erreihen wäre, Der Berichterstatter schildert die Naththeile der öffentlichen Spiele, namentli au der Zahlen- und Klassen-Lotterieen und weist das dringende Bedürfniß der Abschaffung aller dieser Spiele nach, Er hegt die Ueberzeugung, daß es nur eines ersten Anstoßes bedürfe, um übereinstimmende Gesinnungén über diesen Gegenstand zu einer gleihförmi- gen Aeußerung zu bringen und ein thatkräftigeres Einschreiten zur Verwirk- lichung ciner Maßregel hervorzurufen , die zwar hier und dort, weil sie den Finanz - Haushalt mehr oder weniger affizire, s{hwierige und den Vollzug verzögernde Vorbereitungen erfordere, aber gleichwohl a‘sbald unter Verab- redung einer angemessencn Frist für den Vollzug in fester Vereinba- rung - beschlossen werden könnte. Der Bericht schlicßt „mit fol- gendem Antrage: „daß die hohe Kammer zwar dem Vot! schlage, Se. Königl. Hoheit den Großherzog um Abschaffung des öffentlichen Spiels zu Baden ehrerbietigst zu bitten, niht unbedingt beitreten, aber den Wunsch in das Protokoll niederlegen wolle: daß die hohe Regierung 1) die Mittel zur Beseitigung der größeren Nachtheile, welhe das öffentliche Spiel für die einheimische Bevölkerung in Folge der Herstellung der Eisenbahn vor- aussichtlich herbeiführt, ín sorgsame Erwägung ziehen, 2) zur Abschaffung aller öffentlihen Spiele in den deutschen Staaten, sowohl der Spielbanken in Bädern, als auch der Zahlen- und Klassen-Lottericen, innerhalb eines bestimmten Zeitpunktes, so viel an ihr liege, auf die ihr gecignet scheinende Weise nachdrücklich und beharrlich wirken, und 3) jedenfalls durch die Ver- waltung des Bad-Fonds sich in den Stand zu seicn suchen möge, mit einem mäßigen Zuschuß aus allgemeinen Staatsmitteln die Kosten der Bade-An- stalten zu bestreiten.“ Eine förmlihe Adresse an Se. Königl. Hoheit den Großherzog in Antrag zu bringen, entbalten wir uns in der Betrachtung, daß beide Kammern mit Arbeit überladen sind, daß die Berathung des Budgets der zweiten Kammer voraussichtlih Gelegenheit geben wird, ihre Ansicht über die vorliegende Frage auszusprechen, und der Zweck einer un- terthänigsten Adresse dur die von uns vorgeschlagene Form auf dem kür- zesten Wege erreicht wird,

Freie Städte. FHamburg, 7. Mai. (B. H.) Von sehr schönem Wetter begünstigt fand heute, am zweiten Jahrestage der Zerstörung unserer St. Petri = Kirche, die Grundsteinlegung zu einem neuen Gotteshause statt, welhes mit Benußung der stehen gebliebe- nen Mauern und Pfeiler des früheren Gebäudes errichtet werden wird. Das Interesse für den Wiederaufbau dieser unserer ältesten Haupt- kfirhe, {hon von den ersten Tagen nah dem Brande an fortwährend durch reihlihe Spenden zu dem Baufonds dargethan, bekundete sich auch wieder durh die allgemeine und lebhafte Theilnahme an der Feierlichkeit, welher die Behörden unserer Stadt, das diplomatische Corps und viele andere besonders Eingeladene beiwohnten. Die Feier wurde durch einen Choral eingeleitet, dem die Festrede des Herrn Hauptpastor De. Alt, und dann der Akt der Grundsteinlegung folgte, während dessen ein Festgesang von dem Volksgesangvereine vorgetra= gen wurde, Nachdem darguf der Weihespruch über den Grundstein von Herrn Dr. Alt gesprochen war, {loß abermaliger Choralgesaug DIE SeIET

Frankrei.

Pairs-Kammer. Sihung vom 2, Mai, Wie schon erwähnt, hatte Herr Cousin in der leßten Sibung zu heute eine ausführliche Widerlegung der Angriffe des Herrn von Segu! ‘La- moiguon auf den an den von der Universität abhängigen Morundûr shulen ertheilten philosophischen Unterricht angekündigt, Er nahm daher das Wort, um nochmals, wie schon in der Rede, die 1 a Anfang der allgemeinen Debatte gehalten, als Vertheidiger und Für=

reer der Philosophie aufzutreten. A Ip „Soll“, R lop Revi „in den Colléges ein philosophischer Lehr- fursus stattfinden und welhen Umfang, welhe Begränzung soll dieser Nix sus haben? Ja, es muß in den Colléges einen Unterricht geben, der alle anderen Belehrungen verknüpft und dem jugendlichen Berstand das Geheim- niß der ihm gewordenen Unteriveisung in ciner neuen Form aufschließt. id Kenntniß der verschiedenen Seelenvermögen, die Q gebraucht hat, A O) darüber Nechenschast zu geben ; die Regeln des Denfens, denen E 9 eist, so zu sagen, unbewußt folgt; die ewigen Geseße der Moral, deren Ausdrad hon in den Klassifern gefunden wurde z die festen Grundlagen, auf welchen der allgemeine Glaube des Menschengeschlechts an die geistige Natur der Seele, die verantwortlich is für ihre Handlungen, und an einen Gott, Vater und Richter der Erdgeborenen, beruht; das sind die Gegenstände dieses Unterrichts, Das Alles ist klar, einfach, unbestreitbar, Bis hierher, wer fann nur das mindeste Bedenken hegen? Lassen Sie mi nun das Gesagte in die Formen der Schule bringen, Die geregelte Kenntniß der Methoden, welche den Geist leiten beim Aufsuchen und besonders beim Beweisen der Wahrheit, ist Logik; die Darlegung der ewigen Grundsätze aller Sitte ist Moral; das Studium unserer Geistesvermögen und ihrer Geseße ist Psy- chologie; die Demonstration, daß der menschliche Wille frei, die menschliche Seele geistig und darum zu anderen Geschien, als die Materie, bestimmt is, die Demonstration, daß es eine göttliche Vorsehung giebt und ihr große Attribute zugeschrieben werden müssen ,„ wird seit zweitausend Jahren mit einem Namen bezeichnet, den ich nicht erfunden habe und mit dem man heute den Kindern und Frauen Furcht einjagt : Metaphvysik heißt das schrecklihe Wort, das nichts Anderes be- deutet, als die Erkfenutuniß von Wesen, die darum, weil sie nicht in die Sinne fallen, um nichts weniger existiren, der Seele nämlich und der Gottheit, Alle diese Wahrheiten müssen den Zöglingen in unseren Schul-Anstalten gelehrt werden; das Streben muß dahin gehen, sie im Ju-

Volksblatt für Stadt uud Laud zur Belehrung und Unterhaltung.

Ob immer weitere Ausdehnung des Journalismus, namentlih auch in Negionen der Gesellschaft, denen er früher fremd geblieben, vortheilhaft oder nachtheilig sei, is unnüß zu erörtern, weil die Thatsache einmal besteht und niht mehr ungeschehen gemacht werden kann, Ueber Alles wichtig dagegen erscheint die Frage nah Funhalt und Tendenz dessen, was auf diesem Wege den unteren Ständen geboten wird, schon darum, weil sie wenig lesen, das Gelesene mithin viel fester haftet, als bei solchen, die sich gewöhni haben, täglich zehn bis zwölf Zeitblätter zu durchjagen, es lönnen da herrliche Saamen ausgestreut oder Keime des Verderbens für lange Zeit gelegt wer- den, Unter diesem Gesichtspunkte is das obengenannte Volksblatt, wovon wöchentlih zwei Nummern ausgegeben werden, eine wahrhaft erfreuliche Erscheinung, zugleich zeigt der geringe Preis von 15 Rthlr. für den Jahr- gang, daß gute Absicht, nicht Erwerblust, das Unternehmen ins Leben ge- rufen hat, was keinesweges von allen ähnlichen gesagt werden dürfte, \

Die uns vorliegende Reihe von Nummern beurkundet cine in jeder Hinsicht besriedigende Gesinnung, welche bereits kleine Anfechtungen von Seiten sogenannter freisinniger Blätter hervorgerufen hatz der Herausgeber Herr Pastor von Tippelskirch in Giebichenstein bei Halle wird sich über selbe uicht trösten, sondern freuen, weil sie beurfunden, daß er auf dem richtigen Wege zu seinem Ziele sei, Dieses berücksichtigt, verdient auch sowohl Auswahl -wie Behandlung des Stoffes Lob, namentlich finden si unter den mitgetheilten Briefen einige, die durch Frische und Gemüthlichkeit

Flaudius erinnern, E An diese Zeilen den Erfolg haben, dem Volfsblatte die Aufmeik- samkeit der Männer zu gewinnen, welche ihrer Stellung nach auf die Wahl der Lektüre in den bezeichneten Kreisen Einfluß üben können,

Zur Kunst - Archáologíe. |

Auserlesene Verzierungen aus dem Gesammtgebiet

der bildenden Kunst, zum Gebrauch für Künstler und

funstbeflissene Handwerker, zugleih als Vorlegeblätter in Zei-

chenshulen, nah den Originalen gezeichnet und herausgegeben

von Wilhelm Zahn, Königl. preuß. Professor. 4 Hefte, jedes Heft 25 Sgr. Berlin, bei G. Reimer,

Herr Zahn sagt in der Einleitung dieses Werkes, von dem bereits

4 Heste in den gelungensten Kupfer - Umrissen erschienen sind, und welches

nersten zu überzeugen, daß dieselben so unangefochten und sicher sind, wie die Wahrheiten, welche in den strengen Wissenschaften zum Vortrag kom- men; auch is darauf zu achten, daß man der Jugend einpräge, wie mit Ausnahme weniger Unglücklichen, die mit ihren Gedanken auf Abwege gerathen sind, weil sie sich von dem allgemeinen Glauben entfernen woll- ten, alle Menschen von jeher im Besiy dieser Grundwahrheiten gewesen sind und die erleuchtetsten Geister unseres Geschlechts sie in unsterblichen Schrif ten ausgesprohen und niedergelegt haben, so daß sich Autorität zu der Vernunft gesellt und jeder Zweifel {winden muß, Den Junbegriff dieser Lehren nennt man summarische Geschichte der Meinungen der größten Phi- losophen, und jene vier Disziplinen zusammen heißen Philosophie,“

An diese allgemeinen Definitionen {loß Herr Cousin einige spezielle Nachweisungen, die zunächst beweiseu follen, daß den Zöglin- gen der Sekundärschulen, welchen Beruf sie auch künftig wählen mü- gen, ein auf die Grundwahrheiten beschränkter Lehrkursus der Phil sophie unentbehrlich sei, und dann ausführen, man habe von der frühesten Zeit an in Frankreich große Stücke darauf gehalten , der Jugend einen Vorgeshmack von der Philosophie zu geben, und wenn in anderen Ländern die Gymnasien der philosophischen Belehrung ent- behrten, o sei es, weil darin die Schüler niht wie in Frankreich in den Colléges zur Erlangung eines Grades, des Bakkalgureats näm lich, vorbereitet würden. Bei der Untersuchung, innerhalb welcher Gränzen der philosophishe Kursus in den Sekundärschulen zu halten sei, drückte sich der Redner in folgender Weise aus:

¡Der philosophische Unterricht in den Collcegcs wid um so besser sein, je weiter man dabei von den Subtilitäten der Schulen entfernt bleibt; ge- diegen und begränzt, methodish und substantiell ; fest und streng in Allem, was die Prinzipien betrifft, nüchtern und sparsam in der Ausführung, geizig mit Fragen der Neugier; so denke ih mir den Charalter eines für unsere Colléges passenden Unterrichts in der Philosophie. Der Kursus soll die vier Disziplinen, Logik, Moral, Psvchologie und Metaphysik, in sich begrei- fenz aber in welchem Umfang? Das is die Aufgabe! Es sei mir ver- gönnt, meine Ansicht in dieser Beziehung auszusprehen: Jch glaube, Sie sind es si selbst schuldig, dieses Problem hier uncrörtert zu lassen. Meine Herren, Sie sind Staatsmänner, nicht Philosophenz bleiben Sie in der großartigen Nolle, die Jhnen zukömmt, Sagen Sie nur mit der Autorität, die ZJhrer Stellung eigen ist: Es sollen keine von Nuhmsucht und Ver- wegenheit eingegebene Vorträge der Philosophie an den Colléges gehalten werden, Damit sprehen Sie ein politisbes, Jhrer würdiges Urtheil aus. Was díe Einzelnheiten der Ausführung anbelaugt, so mögen sie den Män- nern vom Fach überlassen bleiben, In diesem Licht erscheint mir die Frage, die uns beschäftigt; alles Uebrige if nur übersflüssige und gefährliche Dis- kussion.“

Um die Unentbehrlichkeit des philosophischen Unterrichts an den Sekundärschulen zu beweisen, berief sich Herr Cousin auc auf deu Papst, nVóret“, sagte er, „die Worte Leo's X11, Jhr, die Jhr für den Glauben ziltert, wenn auch nur das Wort Philosophie genannt wird+ „,„Es soll Keiner zugelassen werden, den theologischen , juristischen oder medizinischen Lehrkursus bei den Fakultäten zu hören, der nicht zuvor ein Examen bestan- den und dabei nachgewirsen, daß er Logik, Moral und Metaphysik studirt hat,“ Sie hören es, meine Herren, der heilige Vater verlangt nicht nur Logik und Moral, sondern auch Metaphvsik, und daran thut er ganz recht, denn nur în der Metaphysik werden die Schüler über die geistige Natur ihrer Seele belehrt, nur aus der Metaphysik erfahren sie, daß die Welt einen Schöpfer, das Menschengeshlecht einen Vater hat, daß Alles ausfließt von der Quelle der Gottheit, dem höchsten Jdeal, dem unverleßlichen Asyl der Wahrheit, der Vernunft, der Gerechtigkeit, der Liebe.“

Hierauf erhob sich der Marquis von Boissy von neuem gegen die von den Lehrern der Universität vorgetragene Philosophie, die er als anti katholisch und antisozial bezeihnete. Baron von Bussières aber erklärte sih gegen das von Herrn Segur vorgeschlagene Amendement, wonach der philosophishe Unterricht in den Sekundärschulen nur aus Logik, Ethik und Elementar = Psychologie bestehen sollte, Darauf nahm Graf von Montalivet, bekanutlih Jutendaut der Civilliste, das Wort und {lug als Vermittelung zwischen dem Artikel des Ge seß-Entwurss und jenem Amendement ein neues Amendement vor, des Juhalts, daß der philosophische Unterricht an den Sckundärschu len nur die Elemente der Wissenschaft umfassen sollte. Dies, meinte er, scheine ihm auch mit den Ansichten der Kommis- sion nicht in Widerspruch zu stehen, da diese sehr deutli die Meinung ausgesprochen habe, daß der philosophische Unterricht an den Colléges beschränkt werden müßte, Er forderte die Kammer in sehr lebhaften Worten auf, die Familienhäupter nicht zu nöthigen, ihre Kinder, aus der Besorgniß, daß sie in antikatholischen Lehren unterrichtet würden, von den Schulen der Universität zu entfernen, und sprach mit Eifer dafür, daß man alle redlih gemeinten Vorstellungen der Geist- lichkeit zu Gunsten der Religion berücksihtigen und ihr in Bezug auf den Unterricht alle nur mögliche Freiheit, blos mit Ausschließung der verbotenen geistlihen Orden, gewähren möge. Ueber diese Sprache, so wie über das Amendement des Grafen von Montalivet, äußerte Baron von Dau - nant, mit Rücksicht auf die offizielle Stellung jenes Pairs si sehr verwundert und meinte, es würden dadurch viele Freunde der Juli Regierung in ernstliche Bestürzung verseßt werden, namentlih alle Protestanten, welche sih in ihrer Gewissensfreiheit sehr dadurch be- einträchtigt finden müßten, wenn aller Unterricht unter dem Einfluß

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des katholischen Klerus gestellt werden sollte, Nahdem hierauf Graf von Montalivet seine früheren Aeußerungen etwas eingeschränkt und zuglei erklärt hatte, er spreche hier als unabhängiger Pair und Gesebgeber, ohne allen Bezug auf seine amtliche Stellung, wurde die Fortseßung der Diskussion über die vorges{hlagenen Ämendements vertagt.

Deputirten - Kammer. Sibßung vom 3. Mai, Nah- dem in dem Geseß=Entwurf über die Gefängniß - Reform die Be- stimmung genehmigt worden war, daß die Angeschuldigten und An- geklagten bei Tag und Nacht in abgesonderten Zellen in einsamer Hast gehalten werden sollten, daß eine jede Zelle aber hinreichend geräumig, gesund und luftig sein müsse, und daß jedem Gefangenen täglih mindestens eine Stunde lang erlaubt sein solle, sich in freier Luft zu ergehen, wurde zur Diskussion des 8ten, 9ten und 10ten Ar- tifkels geschritten, durch welche die Fälle bestimmt werden, in denen es den Angeklagten gestattet sein soll, mit ihren Mitgefangenen oder mit anderen Personen in Verkehr zu treten. Zwischen Verwandten, die sich in einem und demselben Gefängniß befinden, soll der Di- reftor des Gefängnisses nah seinem Ermessen den Verkehr gestatten fönnen. Unter den übrigen Gefangenen foll ebenfalls in Stunden, an Orten und unter Aufsicht, wie sie die Gefängniß-Reglements näher bestimmen werden, auf deren gegenseitigen Wunsh ein Verkehr zu gestatten seiñ, falls nicht der Richter die Communication zwischen Ge fangenen, gegen welche eine und dieselbe Justruction {webt, verbietet. Jeder andere Verkehr soll nur mit Erlaubniß des Präfekten gestattet werdeir, Die Gefangenen, welche uur präventiv in Haft sind, sollen täglih mit ihren Anwalten, Verwandten und Freunden in den Stun- deu und unter den Bedingungen verkehren dürfen, die ein Reglement der öffeutlihen Verwaltung noch näher bestimmen wird. Wenn der Direktor des Gefängnisses den Verkehr verweigert, so sollen die mit der Jnstruction beauftragten Richter darüber entsheiden. Keine dieser Begünstigungen kann jedoch in dem Fall în Anspruch genommen werden, wenn die Justructions-Richter verfügt haben, daß der Angeschuldigte mit Niemand in Communication treten dürfe. Diese Artikel wurden nah kurzen Debatten angenommen, cben o auch der 11lte, der den Gefangenen in den bezeichneten Kategorieen in ihren Zellen jede mit der Ordnung und Gesundheit des Hauses vereinbare Arbeit gestattet, ohne ihnen cine Nöthigung dazu aufzuer legen und wobei der Ertrag ihrer Arbeit ihnen überlassen wird. Die Kammer is nun zum dritten Titel des Geseßes gelangt, der die An wendung des neues Systems auf die Verurtheilten betrifft und näch sten Montag zur Berathung kommen wird, Dieser is der bei weitem wichtigste Theil des Geseß - Entwurfes. Die erste Frage, um die es sih dabei handeln wird, i bie, ob Be Bagnos durch Gefängnisse mit Zwangs = Arbeit erseßt werden sollen. ZU diesem Theil des Entwurfs ist auch, und zwoar zum 33, Art., ein wichtiges Amendement von den Herren d’'Haussonville und Lafarelle vorgeschlagen, dem der Minister des Junern beigetreten iß, und wel- ches bestimmt, daß die Verurtheilten nah 10jährigem Zellen-Gefäng uiß nach einem außerhalb des Kontinental - Gebiets von Frankreich gelegenen Ort deportirt werden sollen. Es entspricht dieses Amende- ment der Ansicht derjenigen, welche glauben, daß die einsame Hast sich nicht über 10 Jahre ausdehnen dürfe, ohne sür den Verstand und die Gesundheit der Gefangenen gefährlich zu werden. Was die Ausführbarkeit der Maßregel betrit , \o meint man, daß sie keine ernste Schwierigkeiten darbieten könne, da nah angestellten Berech- nungen jährli höchstens 150 Sträflinge zu deportiren sein würden,

WPariís, 4. Mai. Das Journal des Débats sagt mit Bezug auf die leßte Debatte in der Pairs-Kammer, es verkeune die Gefahren des philosophischen Unterrichts bei der Jugend uicht, halte es aber für ganz unmöglih, der Metaphysik auszuweichen, weil sie schon im Katechismus, wenn von den Dogmen gehandelt werde, auf die bedenflihsten Fragen führe. L

Es bestätigt sih, daß die Chess der legitimistishen Partei mit dem Plane umgehen, alle Nüancen ihrer Meinung dazu zu bewegen, aussließlich die Gazette de France, welche übrigens dann eine völlige Umgestaltung erfahren würde, als ihr Organ anzuerkennen, Es soll jedoh das Projelt auf große Schwierigkeiten stoßen.

n París, 4. Mai. Der Deputirte Herr Gauthier d'Haute- serve ist beauftragt worden, der Kammer eine Petition vorzulegen, die von nahe an 200 Wählern des Wahl - Colléges von Castres un terzeichnet ist, welches den legitimistishen Deputirten, Herrn de Preigune, in die Kammer gewählt hat, Diese Wähler protestiren gegen das von ihrem Deputirten beobachtete Verhalten und verlangen , er solle seine Entlassung geben, da er gleih den Herren Berryer, BVlin de Bourdon , Laroche =- Jacquelin, Herzog von Valmy und” de Larcy die Reise nah London zu dem Herzog von Bordeaux im leßten Spät herbste gemacht habe,

Die Kommission zur Prüfung des Geseß-Entwurfs für die Nord

Eisenbahn schreitet mit ihren Arbeiten langsam voranz dagegen haben die Kommissionen für die Bahnen von Paris nach Lyon und von Orleans nah Bordeaux bereits ihre Beschlüsse über alle Punkte, er=- stere, wie man versichert, für sofortigen Bau der Bahn nit blos bis Cählons, sondern bis Lyon selbst, gefaßt. Die Herren de Latournelle und Dufaure sind mit Abfassung der betreffenden Berichte beschäftigt, welche sie ihren Kommissionen nächste Woche vorlegen zu können hoffen. Die Vorlegung derselben vor die Kammer dürfte bis zum 10. oder 12. Mai erfolgen. Der Bericht über die Supplementar= und außeror= dentlihen Kredite für 1843 ist bereits vorgelegt und wird übermor= gen in der Kammer vertheilt werden, Die Kommission spricht sih für den Grundsaß der Entschädigung der Postmeister auf den Linien aus , wo Eisenbahnen errichtet sind. Die Kommission, welche den Geseß- Entwurf für Errichtung neuer telegraphischer Linien zu prü- fen hatte, hat sich gestern für Annahme und Bewilligung der zu die= sem Behufe verlangten Kredite ausgesprochen,

Heute beschäftigte sich die Kammer, wie gewöhnlich am Samstage, mit Berichterstattung und Diskussion von Petitionen, unter denen auch die einer Anzahl von Arbeitern und Arbeiterinnen von Paris, bezüglich der Abschaffung der Sklaverei in den französischen Kolonieen, vorkommt. Herr Denis, als Berichterstatter, \{chlägt, wie man schon gestern vernahm, vor, über diese Petition nah dem Gutachten der Kommission zur Tagesordnung zu schreiten. Jndeß legte General Pa irhans zuerst den Bericht vor über den Geseß- Entwurf wegen Berufung von 80,000 Mann der Altersklasse von 1844 uuter die Fahnen, Dann wurden mehrere Geseß-Entwürfe von lokalem Jn- teresse votirt, Herr Dilhan erstattet Bericht über eine Petition des Marquis von Jouffroy zu Paris, der ein neues Eisenbahn - Sy- stem seiner Erfindung vorschlägt und von der Regierung eín hinrei= chend ausgedehntes Terrain verlangt, um einen Versuh im Großen damit auf seine eigenen Kosten zu machen. Die Petition wird an die Eisenbahn-Kommission und den Minister der öffentlichen Arbeiten verwiesen. Endlich erstattet Herr Denis seinen oben erwähnten Bericht, dem er allgemeine Betrachtungen über den Zustand der Sklaven in den Kolonieen voraunschickt. Er beklagt die Vorurtheile einiger Jndividuen, die sch mit den Thatsachen und der Wahrheit in Widerspruch seben. Die vorliegende Petition sei ganz besonders in diesem Geiste abge- faßt, bringe aber nur bekannte Declamationen wieder zur Sprache. Alle Welt sei einverstanden darüber, daß der Emancipation im Ganzen vorbe- reitende Verfügungen vorausgehen müssen; daß die Pflanzer eine Entschädigung erhalten müssen, Die Regierung habe die beste Stim= mung für Abschaffung der Sklaverei, müsse aber alle Juteressen be= rücksichtigen, die Krise, welche die Maßregel erzeugen werde, vorzube= reiten und zu leiten. Die Petition verlange, die Kammer solle die Ab- haffung der Sklaverei in der jeßigen Session aussprechen. Jn die- ser Lage könne die Kommission nur die Tages - Ordnung vorschlagen. (Murren links.) Herr Roger (du Loiret) fragt, ob nicht andere Petitionen, als die der Arbeiter über die Sklaverei eingereiht worden seien. Herr Denis sagt, er habe nur Auftrag gehabt, über diese Bericht zu erstatten. (Die Sibßung dauert fort.)

In der Pairs-Kammer, deren Sißung um 2 Uhr eröffnet wurde, sprach zuerst Herr Barthe, das Amendement der Kommis= sion sei so wichtig, daß er einige Aufklärungen darüber geben zu müssen glaube. Höre man gewisse Redner, die in der ersten Sißzung sprachen (Herrn Cousin), so sei die Universität bedroht; vorgestern war es die Philosophie, und gestern habe man gesagt, der Staats= Rath werde erniedrigt. Das Alles sei unrichtig, weder die Univer= sität, noch die Philosophie sei bedroht, nur Abänderungen seien zu machen, die man anzunehmen wissen müsse, und er wünsche dem Mií- nister des öffentlichen Unterrichts aufrichtig Glü, diese Bahn beschrit=

ten zu haben. Der Redner glaubt, der Unterricht in der Philosophie dürfe uicht aufgegeben werden, im Gegentheil, die Lehrstühle für den- selben müssen fortbestehen, aber der Unterriht darín müsse, seiner An- sit zufolge, auf die Elementar-Grundsäße sich beschräuken. Deshalb würde er für das Amendement des Grafen Moutalivet gestimmt habeu, hätte die Kommisston nicht selbst eine Modification in diesem Sinne vorgeschlagen. Er bekämpft dann die gegen das Amendement der Kommission erhobenen Entwürfe und bittet die Kammer, dasselbe im Interesse der Rechte der Familie anzunehmen. Herr Cousin knüpft eíne Debatte mit Herrn Barthe an über eine Aeußerung, die dieser ihm in den Mund gelegt hatte. Herr Barthe verliest die betreffende Stelle der gestri= gen Rede des Herrn Cousin nah dem Moniteur und behauptet, die= selben Ausdrücke gebraucht zu haben. Herr Cousin entgegnet, man sehe, worauf die Beschuldigung sich beschränke, Der Präsident: Bon Beschuldigung sei von Seiten des Herrn Barthe keine Rede. Er würde sehr bedauern, die Diskussion in dieser Weise sich fortseßen zu“ sehen, Herr Cousin erklärt seinen vollsten Respekt vor der Autorität des Präsidenten und hält ein in seiner Erwiederung gegen Herru Barthe, antwortet aber in einer lebhaften Zmprovisation auf verschiedene gegen ihn gerichtete Angriffe, Herr Rosfsi besteigt die Tribüne. Die Sibung dauert fort.

Resultate seiner reichhaltigen Studien enthält, die er während vierzehn- jährigem Aufenthalte jenseits der Alpen gemacht hat :

„Während meiner verschiedenen Reisen war mein Augenmerk vorzugs- weise auf solche Gegenstände gerichtet, die durch Anmuth, sowie durch Schön heit, Reichthum der Erfindung und geistreiche Ausführung zur Fortbildung und Befestigung eines edeln und heiteren Geschmacks zu führen geeignet sind, wozu mir mein vieljähriger Aufenthalt in Nom, Neapel und Pompeji mannigfache Gelegenheit bot, Ju Pompeji sah ich während eines Zeitraums von zehn Jahren die s{hönsten silbernen Gefäße, sowie die ausgezeichnetesten Bronze - Geräthe aus der seit achtzehn Jahrhunderten verschütteten Stadt wieder zum Vorschein fommen, Die mehr als zweitausend Jahre ruhenden Grabmäler Siciliens, Groß - Griechenlands und Campaniens enthüllten die s{hönsten Goldshmuck-Sachen, neben funstreihen Geräthen und Gefäßen von Bronze.

„Durch ganz besondere Vergünstigung, wie sie bis dahin Niemand er- fuhr, wurde mir gestattet, in allen Museen Siciliens, in Pompeji und im Königl, Museum zu Neapel nicht nur alles, was meinem Zweck diente, zeichnen, sondern auch beliebig formen zu dürfen, Die solchergestalt entwor- fenen Zeichnungen von Gegenständen in Marmor, Stein, Stuck, Gold, Silber, Bronze, Elfenbein, Glas, Holz u. #. w. beabsichtige ich gegenwärtig heftweise herauszugeben, und würde mich schr glücklich s{häßen, wenn diese meine Bemühungen in dem oben angedeuteten Sinne bei Künstlern und Freunden der Kunst Anerkennung finden sollten“,

Auf den verschiedenen Kupsertafeln sind dargestellt :

Taf. 1. Altar von Bronze und Silber in der Größe des Originals, aus Pompeji, Dieses graziöse Kunstwerk, welches im Jahre 1831 entdeckt wurde, bildet unten und oben eine viereckige Platte, in der Mitle einen Cylinder, auf den Ecken der Quadrate dur vier freistehende Säulen ver- bunden, Die Gesimsplatten des oberen und unteren Quadrates mit den griechishen Ornamenten, sind auf -allen vier Seiten von Silber, desgleichen is die untere und obere {male Blätter - Einfassung, welche den mit Pal- metten geschmüdckten Cylinder umgiebt, auch von Silber. Die Statt Pom- peji wurde im Jahre 79 v, Chr, nebst Herkulanum , Stabiä und einigen anderen Ortschaften, vom Vesuv verschüttet, Den seit 1748 begonnenen Ausgrabungen, wodurch bis jeyt beinahe der vierte Theil der Stadt von der Asche befreit ist, verdanken wir die \{hönsten Ueberreste antiker Kunstwerke,

Taf. 2, Kandelaber von weißem Marmor in der Königl, Schloßkapelle zu Palermo. Jm Jahre 1129 wurde diese Capella Palatina vom Könige Roger erbaut, und gehört gewiß zu den schönsten christlihen Kirchen des 12ten Jahrhunderts.

Taf. 3, Silberne Vase mit Wein und Epheu, in der (Größe des Ori ginals, ausgegraben zu Pompeji am 23. März 1835, Die Blätter und Beeren waren vergoldet, Diese Vase, in Silber getrieben, hat inwendig ein ziveites eingeseßtes glattes Gefäß.

Taf. 4, Fragmente von Gefäßen ín Terracotta, in der Größe der Originale, aus der antiken Stadt Akrä in Sicilien, Palazzolo is der Name des jeßigen Ortes, welcher neben dem alten Akfrä erbaut worden ist,

Taf. 5, Kapitäle von weißem Marmor aus Pompeji, gegenwärtig im Königl, Museum zu Neapel.

Taf, 6, Kapitäl von Peperinstein, mit weißem Stuck überzogen, aus gegraben zu Pompeji 1830, Dieses Pilaster-Kapitäl befindet si am Ein- gange eines Hauses in der Strada della Fortuna. Viele Häuser-Eingänge in Pompeji waren mit dergleichen Pilkaster-Kapitälen geschmückt,

Taf, 7, Ornament eíner Bronze - Vase, in der Größe des Originals, aus Pompeji, gegenwärtig im Königl. Musem zu Neapel. Diese Verzierung im orientalischen Styl is auf der Vase vermittelst eines Stempels aufgeprägt z die Rosetten und andere kleine Theile mit Silber eingelegt, Oben is die Form der ganzen Vase im Kleinen angedeutet,

_, Taf. 8, Kapitäle in weißem Marmor aus Pompeji, gegenwärtig im Königlichen Museum zu Neapel,

Taf. 9, Silberne Vase mit Epheu umgeben in der Größe des Origi- nals, ausgegraben zu Pompeji am 23, März 1835, getriebene Arbeit; inwendig cin zweites glattes Gefäß z die Blätter und Beeren vergoldet. Sowohl diese Vase, als die, welche auf Taf. 3 abgebildet, gehören zu dem in Zahn's Gegenwart gemachten interessanten Funde der vierzehn silbernen Gefäße, welche ein Service sür zwei Personen bildeten, und werden gegen- wärtig im Königlichen Museum zu Neapel aufbewahrt.

,_ Taf. 10. Pilaster-Kapitäle in weißem Marmor aus Pompeji, gegen- wärtig im Königl. Museum zu Neapel,

Taf, 11, Ornament (Wasser - Ausguß) in Terracotta , mit weißem

Stuck überzogen, aus Pompeji, in der Nähe des Forums ausgegraben. ___ Taf. 12, Ornamente in der Orginalgröße von einer Bronze-Vase im Königl. Museum zu Neapel. Die Ornamente dieser in Pompeji entdeckten Vase sind theilweise mit Silber eingelegt. Oben isst die Form dieser aus- gezeichnet \{chönen Vase im Kleinen angedeutet,

Taf. 13, Jounisches Kapitäl von Peperinstein, mit weißem Stück über- zogen, aus Pompeji, Zegenwärtig im Königl, Museum zu Neapel, Dieses Kapitäl ist von den übrigen jonischen Kapitälen sehr verschieden.

Taf. 14, Tischbein (Trapezophor) von Giallo-antico îm Königlichen Museum zu Palermo. Aehnliche Tischbeine von weißem Marmor wurden im Jahre 1831 ín Zahn's Gegenwart in Pompeji entdeckt.

Taf. 15, Pilaster-Kapitäle von weißem Marmor im Königl. Museum zu Neapel.

Taf, 16. Ornament ( Wasser - Ausguß) in Terracotta, mit weißem Stuck überzogen, gegenwärtig in einem Magazin in der Strada della For- tuna zu Pompeji aufbewahrt,

Taf, 17. Auf schwarzem Grunde gemaltes Fries aus dem Tempel der Zsis zu Pompeji, gegenwärtig im Königl. Museum zu Neapel. Dieser Fries gehört unzweifelhaft zu den s{hönsten, die uns bis jeßt ans dem Alterthume bekannt sind,

Taf, 18. Kandelaber von Bronze, ausgegraben bei Tarauto, Dieser schöne griechische Kandelaber war früher Eigenthum der Königin Murat.

Fragment eines dreieckigen Kandelabers von weißem Marmor aus Pompeji, gegenwärtig im Königl, Museum zu Neapel.

Taf, 19, Zwei. Stirnziegel von Terracotta, ausgegraben bei Torre dell’ Annunziata 1837,

Kapitäl von Rosso-antico, gefunden bei Puzzuoli 1838,

Ornament eines Bronze-Eimers (Hvdria) in der Größe des Originals aus Herkulanum, Die Rosetten und anderen kleinen Theile sind mit Sil- ber eingelegt.

Taf. 20. Fragment eines Kandelabers von weißem Marmor , gus=- gegraben 1839 ín der Casa di Apollo in der Strada di Meccurío zu Pompeji.

? Antlikes Kapitäl von weißem Marmor, im Königl. Museum zu Neapel,

Antike Basis von weißem Marmor, im Königl. Museum zn Neapel.

Es ist eine höchst erfreuliche Erscheinung, vom Prof. Zahn neben seinen beiden Prachtwerken in Farben, „Pompeji, Herkulanum und Stabiä““ und „Ornamente aller kflassishen Kunst-Epochen““, zugleich ein drittes Werk in Kupferumrissen erscheinen zu sehen, welches dur seine Wöohlfeilheit auch bei wenig bemittelten Künstlern und Handwerkern Eingang finden zann, Für Schulen is dieses Werk, um bei der Jugend schon auf Fhône Formen, woraus der gute Geschmack. entsteht, aufmerksam zu machen, sehr wünschenswerth. Von der rastlosen Thätigkeit des Verfassers dürfen wir er- warten, auch dieses Werk reiht bald vollendet zu schen, i

D i-n L EBRSE