1844 / 131 p. 2 (Allgemeine Preußische Zeitung) scan diff

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teren Verordnung vom Staats - Ministerium über nah O aller Administrations - Beamten und selbst aus den untersten Dienststellen entschieden werden mußte. Diese Einrichtung hat sich uicht zucäwähig erwiesen, da dem Staats-Ministerium eine fostbare Zeit dur die Vorträge über diese Sachen entzogen wurden und leßtere wegen anderer wihtigerer Gegenstände häufig einen nachtheiligen Verzug erleiden mußten. Es is deshalb die Ent= scheidung über die Entlassung von Beamten aus untergeord= neten Dienststellen den Provinzial - Kollegien überwiesen wor= den. Um jedoch diese Beamten gegen eine etwanige Befan- genheit der ihnen vorgeseßten Provinzial = Dienstbehörde zu hüben, ¡t bestimmt worden, daß die Entscheidung von den Departements- Chefs einer anderen, als der vorgeseßten Provinzial - Behörde über= tragen werden könne. Ein weiterer Schuß für die Beamten licgt in der dem Departements-Chef vorbehaltenen Bestätigung des Beschlusses der Provinzial-Behörde, indem der Departements-Chef den Beschluß wohl mildern, aber niht vershärfen, sondern höchstens die Sache an cine andere Provinzial-Behörde verweisen kann, und auch dieses nicht mehr als einmal. Somit führt die nähere Beleuchtung des Geseßes vom 29. März d. J. zu der Ueberzeugung, daß dasselbe die bestehende Gesebgebung in keiner Beziehung zum Nachtheil der Selbstständigkeit und Unab= hängigkeit der Beamten geändert, sondern nur das Gebiet der Dis- ziplin und des Kriminal - Verfahrens in ciner dem Wesen der Sache entsprehenden Weise schärfer gegen einander begränzt, die Kompetenz der Behörden angemessener bestimmt und die in mehreren einzelnen Gesehen zerstreuten Bestimmungen übersichtlih zusammengefaßt hat.

Berlin, 10. Mai. Ein Korrespondent aus Posen meldete vor kurzem in diesen Blättern, daß mehrere gelehrte und kunstliebende Polen damit umgingen, in dortiger Stadt einen Verein zur Bildung der dramatishen Kunst hervorzurufen, woran denn mit Hindeutung auf die Errichtung eines stehenden polnischen Theaters in Posen die Hoffnung geknüpft wird, jener Verein werde einen Zusammenhang mit der Bazar-Gesellschaft unterhalten.

Wir wollen dahingestellt sein lassen, ob das Großherzogthum Posen die Elemente zu einem solhen Verein hat, besorgen aber, daß derselbe sehr bald durch den Mangel an Gegenständen sür seine Wirk= samkeit wieder erlöschen würde.

Wenn schon die Erfahrung gelehrt hat, daß ein wirklihes Be- dürfniß cines stehenden polnischen Theaters zu Posen nicht vorhanden sein kann, da sih das dortige Theater aus seinen Tageseinnahmen nicht erhalten konnte, so leuchtet niht ein, wie gerade jebt ein stehen- des poluisches Theater so dringendes Bedürfniß geworden sein sollte. Noch weniger aber will es eiuleuhten, weshalb ein Zusammenhang des in Aussicht gestellten Vereins mit der Bazar = Gesellschaft noth= wendig sein soll, um „zur Bildung der dramatischen Kunst“ beizutra= gen. Andeutungen dieser Art und die ihnen zum Grunde liegende Auffassung der Verhältnisse in Posen wurzeln in einer Verkennung der wahren Juteressen dieser Provinz und Stadt. Fassen wir diese Juteressen auch nur von Seiten des geselligen Lebens auf, so können wir wohl eine Verschmelzung der beiden nationalen Elemente wünschen, Niemand, er gehöre nun dem cinen oder dem anderen Elemente an, wird aber Andeutungen und Vorschlägen beistimmen , welche, wie die obigen, diese, wenigstens auf jenem Gebiete fast allseitig gewünschte Verschmelzung hindern.

Berlin, 10. Mai. Das Justiz-Ministerialblatt ent- hält einen Bericht (d. d. 10, April) und einen Plenar-Beschluß (d. d. 5. Februar) des Köuiglichen geheimen Ober-Tribunals, wonach os der gleichzeitigen Gegenwart beider schließenden Theile bei einer von dem Mäkler vorzunehmenden Aufzeihnung des geschlosseuen Geschäfts in sein Taschen- oder Handbuch zur Nechtsbeständigkeit des Geschäfts nicht bedarf, wohl aber der successiven Gegenwart der Kontrahenten ; und einen Bericht (d. d. 25. April) und Plenar-Beschluß (d. d. 29. Februar) des geheimen Ober-Tribunals, wonach ein Wechsel im Falle des §. 993, Tit. 8. Th, IL. Allg. Landrehts nur alsdann als dem Bezogeunen vorgezeigt zu achten is, wenn dem lebteren der Wechsel durch den Juhaber oder desseu Stellvertreter unmittelbar vorgezeigt worden. Die Vorzeigung durch einen mit Prokura nicht versehenen Commis des Bezogenen genügt nicht, sollte auch der Jnhaber den Wechsel dem Commis zur Vorzeigung an den Bezogenen übergeben

haben.

Königsberg, 8. Mai. (K. Z.) Es haben si bis jeßt in der Stadt etwa 1100 fremde Arbeitsleute vou nah und fern zum Festungsbau gemeldet. Viele derselben sind nur der poluishen Sprache mächtig. Die Maurer und Erdarbeiter sind in vollster Thätigkeit und die Fortschritte sehr merklih, weun man den Bauplaß vou ® zu 8 Tagen in Augenschein nimmt. Die Höhe der zu errihtenden Stein= mauer zur Kaserne if dur hölzerne Gerüste bezeihnet. Der Festungs= bauplaÞß darf von nicht dazu gehörigen Personen nur auf spezielle Er= laubniß betreten werden.

diesmal und enthält sich der gewohnten Vergnügungen. Ganz anders in Rom! Der Veuerdi santo tritt hinter dem Giovedi ganz zurü, er is ein Arbeitstag und Werkeltag und nichts verspürt man von der heiligen Ruhe, die wir an diesem Tage verlangen, Freilih fehlt es auch ihnen nicht an kirchlichen Functionenz aber wann fehlten diese überhaupt in Nom, und namentlich in der Osterzeit!! Gewiß hat es seinen guten Grund, daß die römische Kirche auf den Dounerhag, als den Tag der Einsehzung dcs heil, Abendmahls, das höhere Gewicht legt, während wir Protestanten den Tag des Opvfertodes Christi vor allen anderen feiern; dies beruht eben auf der Haupt-Differenz in der Lehre beider Bekenntnisse, auf dem Dogma von der Rechtfertigung aber gerade deshalb fühlt der Protestant sich von dem Kultus des Freitags der heiligen Woche in Nom so wenig befriedigt, Dauk der Vorsorge der preußischen Regierung, das wir auch hier nicht ganz ohne einen kirchlichen Verband sind, und den stillen Freitag auch hier in würdi- ger Weise feiern können, Der Gottesdienst in der Kapelle der hiesigen preußishen Gesandtschaft an diesem Tage, entspricht in seiner cinfacheu Würde durchaus der Bedeutung des Festes. Die Vorlesung der Leidens-

eschihte, unterbrochen von kurzen Chorgesängen der Gemeinde, und eine urze Ansprache des Geistlichen, daran erbauten wir uns in heiliger Stille e der Höhe des Kapitols.

Nie habe ih St, Peter so voll geschen, als an dem Oster-Sonntage, wo der Papst selbst das Hochamt hielt, freilih blicb immer noch viel freier Raum in dem unermeßlichen Gebäude, das nicht für die Bevölkerung einer Stadt, soudern für die ganze Christenheit angelegt seheint, Auch erinnere ih mich, nie so viel Einheimische hier geschen zu aje als an diesem Tage, wo die Benediction Alles in das vatifanische Gebiet hinausführt. Die Fuuction selbst kaun schon deshalb keinen allgemeinen Eindruck hervorbrin- Vie weil die Mehrzahl vou dem, was am Hochaltare vorgeht, weder etwas

ehen noch höóren kann, Nur eínen Moment giebt es, der an den hohen Fesitagen die Seele eines Jeden erfaßt, cs is der, wenn die Verwandlung b. Hostie ‘oil, und unter dem Klange der weit durch die Hallen hin röhnenden Posaunen sh Alles auf das Knie wirst. Tritt man am Oster- tage nah Beendigung des Hochamts auf die Treppen der Peterskirche hin- aus, so sieht man ven weiten lay dicht mit Mense en bedeckt ein neuer überwältigender Eindrucs, der seines Gleichen nit hat, Wie oft gehe ih unter den Säulengängen Bernini's und immer erscheint mir der herrliche lay mit scinen unbesthreiblih schönen Foniainen und dem mächtigen Obe- sfen, an den sich die Erinnerungen von Jahrtausenden knüpfen, doch trau- 5 e l A Zie A qs nine Cs n Gestalt über deu“ ungeheuren aum, es ist als sei Rom und die Christenheit ausgestorben, ganz

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Breslau, 4. Mai. (Schl. Z.) Jn der gestrigen Comité= Sibung des hiesigen „Hülfs - Vereins für die Weber und Spinner“ wurde mitgetheilt, daß sich auch in Berlin ein Verein gebildet hat, besonders zu dem Zwecke, um durh Bestellungen sowohl der Noth der Arbeiter abzuhelfen, als den Judustriezweig selbst zu heben. Mehrere hochgestellte Männer haben denselben in das Leben gerufen. Von mehreren Orten waren größere Bestellungen eingegangen, so z. B. für das 25e Jufanterie-Regiment 6000 Ellen weiße Leinwand nah vorzulegenden Proben, ferner aus Wetter an der Ruhr für 726 Rthlr., die sogleich baar eingeshickt waren u. s. w, Eine Schwierigkeit für Effektuirung dieser Bestellungen liegt darin, daß nicht immer die Proben nach Verlangen der Besteller übersandt werden können. So schrieb der landeshuter Verein, daß unter seiner speziellen Sorgfalt alle Sorten von Hausleinwand, mit Ausnahme von superfciner, in der \chnellsten Zeit gefertigt würden, da er die Beschäftigung von 10,000 Webern und Spinnern leite, jedoch sei er nicht im Stande, Proben einzuschicken, weil die Weber bei ihrer gänzlichen Mittellosigkeit keine Vorräthe haben. Dagegen sind von Hirschberg mehrere eingegangen. Die Theilnahme durch Unterstüßungen dauert in erfreuliher Weise fort; so ist besonders hervorzuheben, daß von Hamburg aus 3782 Rthlr. und zwar zur Abhülfe der augenblicklihen Noth übersandt wurden. Mit der Vermehrung der Mittel vergrößert sih natürlich auch die Wirksamkeit des Vercins, und er gewinnt immer mehr die Ueberzeu- gung, daß auf dem von ihm eingeschlagenen Wege der herrschenden Noth wenigstens entgegengearbeitet werden kann besonders wenn es ihm, wie er hofft, möglich wird, durch die jeßt zu Gebote stehenden und noch zu erwartenden Mittel für Beschaffung besserer Webstühle oder cinzel= ner Theile derselben zu sorgen. Jedenfalls ist eine Haupt-Ursache des dar= niederliegenden Judustriezweiges darin zu suchen, daß sowohl die Weber im Allgemeinen, als auch einzelne Kaufleute bei den veralteten Ein= richtungen stehen geblieben sind; so z. B. fehlen den meisten Webern Stahlblätter an ihren Stühlen. Auch der friedländer Verein hatte dieselbe Klage ausgesprochen und um Stahlblätter gebeten. Das Comité wird nah Maßgabe seiner Mittel cinen Versuch damit machen, sih zuvor aber an die Lokal - Vereine wenden, ihre Meinung darüber einholen und anfragen, wie viele dergleichen wohl nöthig sein würden, Zu den früheren Lokal =- Vereinen sind einige neuere hin= zugetreten. Nach einer Mittheilung des Herrn Landraths von Mau- beuge im neisser Kreise beschäftigen sih in Ziegenhals 200 Einwoh= ner mit Weben; 80 derselben sind ohne alle Arbeit und leiden an den nothwendigsten Lebens - Bedürfnissen Mangel. Da {h ein Verein dort gebildet hat, so wurden für denselben 100 Rthlr. bestimmt; eben so viel für den neu gebildeten Ver= ein in Strehlen, an dessen Spiße der Landrath des Kreises steht. Auch im laubaner Kreise is ein Verein zusammen getreten, dem zur Errichtung einer Faktorei, die deu kaufmännischen Betrieb über= nehmen wird, aus Staatsmitteln 5000 Rthlr. ohne Zinsen, eine gleihe Summe von den Kreisständen zu 37 pCt, geliehen worden sind. 2226 Familien beschäftigen sh dort mit Weben und Spinnen. Für d ejenigen, die in der Faktorei keine Beschäftigung erhalten kön= nen, wurden von dem hiesigen Comité 500 Rthlr. bestimmt; fernere 500 Rthlr. für den Verein des Kreises Reichenbach ; 500 Rthlr. für Hirschberg; 300 Rthlr. für den Kreis Glaß; 300 Rthlr. für den Kreis Habelschwerdt; 500 Rthlr. für Landshut-Bolkenhayn, und 500 Rthlrx. für Schweidniß-Waldenburg (o daß mit Aus\hluß von 156 Rthlrn., die von dem Einsender für den {ömberger Verein ausdrücklich bestimmt waren, 3300 Rthlr. vertheilt wurden.

Düsseldorf, 4. Mai. (Amtsb.) Der Flähen=Jnhalt unseres Regierungs = Bezirks beträgt nah den neuesten Vermessungen 95,8653 preuß. Meilen (die Meile zu 22,222 preuß. Morgen gerechnet). Da diese gegenwärtig vou 844,227 Menschen (inkl, der im Zuchthause zu Werden detinirten 821 Gefangenen) bewohnt werden, so leben im Durchschnitt §806 Einw. auf jeder (Meile.

Den Religions=Verhältnissen nah befinden sch darunter : 327,086 evang. Christen, 507,651 kath, Christen, 908 Menoniten und 7102 Juden.

Ausland.

Deutsche Bundesstaaten.

Bayern. Múnchen, 5. Mai. (A. Z.) Seit 24 Stunden is in unserer Stadt feine Volks-Bewegung mehr zu bemerken, und wir dürfen getrost hoffen, daß Ruhe und Ordnung für die Dauer zurück gekehrt sind.

An der gestrigen Schranne is der Preis des Weizens und Korns nicht unbedeutend gestiegen, während die Getraidepreise auf anderen Fruchtmärkten fallen. Man darf sich über diese Erscheinung nicht wundern, da bei den jüngsten Scenen der Unruhe auch die fremden Fruchthändler von den verblendeten Haufen vertrieben wurden, die alsbald die bittere Frucht sol geseßlosen Treibens fühlen werden.

anders am Ostertage! Wohin das Auge sieht, Gewühl von Menschen

überall Farben und überall Leben, eingeschlossen und begränzt von der großartigsten Oertlichkeit, Die Ceremonie der Bencdiction selbs machte auf mich nicht den crwarieten Eindruck. Es is gewiß ein großartiger Moment, wenn der Papst unter dem Geläute der Glocken auf der Loggiía erscheint, und dann unter dem Donner der Kanonen von der Engelsburg dieser un- zählbaren Menge seinen Segen ertheilt, aber man erwariet dabei unter denen, welche den Segen empfangen, eine Devotion und Verehrung des Nachfolgers Petri zu sehen, die ih in meinen Umgebungen nicht bemer- ken konnte, Fast Alle um mich blieben aufrecht stehen, nicht wenige selbst mit bedecktem Kopfe, und uw mich herum hörte ich das Ausrufen von Früchten und Cigarren und die ganze Krämerci war rege, die sich überall hier austhut, wo eine Menschenmenge versammelt ist.

So schwer es auch i}, ein Bild zu geben von dem Anblick, den der Petersplay am Ostermorgen darbietet, so würde doch cin bei weitem schwice- rigeres Unternehmen eine Beschreibung der Wunder scin, welche wir dort am Oster-Abend sahen. Denn in der That wunderbar is der Effekt, den die Beleuchtung der Peterskirche hervorbringt, Die Säulengänge um den Play, die Säulen, Fenster und der Architrav der Kirche, die kleinen Kup- peln und endlich die Riesen - Kuppel selbst alles das erscheint in magi- schem Lichte, reiner und klarer treten alle Verhältnisse des mächtigen Gebäudes hervor, der erhabene Plan der großen Künstler, welche dieses Werk schufen, tritt wie mit gigantischen Flammenzügen gezeichnet vor unsere Augen. Die Erleuch- tung zeigt sich zuerst nur in einem milden, gedämpften Lichte, welches durch Lampen hiuter dünnen Papierschirmen hervorgebracht wird, mit dem Schlage Acht flammen dann überall zwischen diesen Lampen, wie auf Zauberwerk, hellleuchtende Faeln auf, die von den Säulengängen aus bis zu der Spiye des Kreuzes eine Strahlenglorie verbreiten, welhe die ganze Beleuchtung augenblicklich verändert. Ein herrlicher Abend begünstigte diese Feier, und der blaue Himmel mit scinem Sternenhecre wölbte sh über den Säulen- gängen des Platzes wie eine zweite größere Kuppel, welche in ihrem Mittel - punkt auf der Höhe des Obelisk zu ruhen schien auch diese wunderbar erleuchtet, wic jene, welche vor unseren staunenden Blicken stand. Und dann rauschten die Springbrunuen, und in ihren Wogen spiegelten sich die zahl- losen Lichter, welche den Play erhellten. Mit {werem Peri riß ich mich endlich von dem Anblick los, und wieder von der Brücke S. Angelo, dann von dem Hafen an der Nipetta wurde die Kuppel sichtbar , flammend ragte sie überall in das Dunkel der Nacht vei, und schien immer größer zu werden, immer mächtiger sich zu entfalten z so neu erschien sie mir in diesem

Lichte, als hätte ich sie nie zuvor gesehen,

Haunover, Haunover, 7. Mai. (H. Z) Jun der Sizung der ersten Kammer vom 1, Mai ward nach einer vertraulichen Verhandlung cine Mittheilung zweiter Kammer erwogen, wonach sie die von der Mili- tair- Kommission vorgeschlagene Erwiederung auf das Kabinets - Schreiben vom 21. März d. J., den Militair - Etat betreffend, folgendergestalt modi- fizirt hatte; Den Worten im zweiten Absage, „folgenden Zuschuß“, zu substituiren: „bis jeyt erfolgten Zuschuß“; und am Ende dieses Absayzes hinzuzuscßen+ „müssen aber der Abschaffung der Augmentations-Mannschaft für die Zukunft jedenfalls entgegensehen,“ Diese Modificationen warden einstimmig abgelehnt. L

In der zweiten Kammer erstattete am 1. Mai der General-Syndikus Vortrag aus der Petition der Vorsteber des Kirchspiels Essen, Amis Witt- lage-Hunteburg, Namens der Cingesessenen ihrer Bauerschaften, die Hebung der Leinen- und Garn- Fabrication betressend. Der Referent theilte deu wesentlichen Juhalt der Petition mit, in welcher der Bittsteller ihren Noth- stand in Folge des stockenden Garn- und Leinenhandels geschildert, und um dessen Abhülfe durch Zuschüsse aus den Landesmitteln, anzulegende Bleich - Anstalten 2c. dringend bitten. Demnächst wies auch dic hohe Wichtigkeit des Gegenstandes, namentlich auf dessen allgemeine Bedeutung für das ganze Land hin und sprach sich dahin aus, daß derselbe nicht sorg- fältig genug erwogen werden könne. Er erinnerte daran, daß im Jahre 1832 die Stände-Versammlung in Anlaß mehrerer Petitionen eine gemeiu- schaftliche Kommission zur Prüfung der Maßregeln bchuf ciner wüksamen Aufhülfe des Garn - und Leinenhandels beschlossen, daß diese Kommission damals einen schr ausführlichen Bericht erstattet, und daß man auf den Grund desselben sachgemäße Vorschläge an die Königliche Regierung über- sandt habe. Auch jeyt glaubte er ein ähnliches Verfahren empfehlen zu fönnen, und trug daher ín Ucbercinstimmung mit dem Beschlusse erster Kamni1er darauf an: „Die Petition an die wegen der Steuer - und Ver- fehrs - Verhältnisse angeordnete Kommission zu verweisen,“

Bon allen Seiten wurde die große Wichtigkeit des Gegenstandes an- erkannt, und dringend gewünscht, daß die Kommission die auf Abhülfe oder Milderung des Uebelstandes abzweckenden Maßregeln der allerernstesten Aufmerksamkeit widmen möchte. Auch wurde der Autrag des Herru Gene- ral-Sondikus einstimmig genehmigt.

Der Tages-Orbuung gemäß folgte dann die Proposition der Königl. Regierung vom 30. März d. J., die Besoldung des Präsidenten der bre menschen Ritterschast und respektive Landschaft, von 799 Rthlr, 9 Ggr. 4 Pf. auf die Summe von 1500 Nthlr, zu erhöhen, in Verbindung mit dem Beschlusse erster Kammer: „Zur Prüfung des Antrags eine gemeinschaft- lihe Kommission von drei Mitgliedern jeder Kammer niederzusezen.““

Der Antrag, diesem Beschlusse beizutreten, wurde mit überwiegender Mehrheit zum erstenmale genchmigt.

Sachsen-Weimar=-Eiseuah, Weimar, 8. Mai, (W. Z.) Der diesjährige ordentlihe Landtag is am 5ten d. M. in gewöhnli= cher Weise geschlossen worden. Nach Beendigung dieser Feierlichkeit hatten die Mitglieder die Ehre, zur Großherzoglichen Tafel gezogen zu werden,

Freie Städte, O Frankfurt a. M., 6. Mai. So eben wird mir die interessante Nachricht mitgetheilt, daß eine in den uäch- sten Tagen stattfindende Bundestags - Versammlung, zu welcher auch der Kaiserlihe Präsidial-Gesaudte von Wien hier eintreffen wird, die Bestimmung hat, sich mit den Ausprüchen zu beschäftigen, welche einige Bundesglieder hinsichtlich einer Aenderung ihres Titels und Ranges erhoben haben. s

Die Herzoge zu Sachseu uud von Anhalt haben nämlih den Vernehmen nach, wegen Anerkennung des von ihnen angenommenen Titels Hoheit, si jeßt nachträglih au den deutshen Bund gewandt. Dieser Schritt kam hier keinesweges unerwartet, denn es warvorherzusehen, daß nach genauerer Erwägung man von Seiten jener Höfe suchen werde, in denjenigen Weg wieder einzulenken, welcher, nah der Verfassung und den Verhältnissen des deutschen Bundes, als der einzig Gesebliche betrahtet werden darf. Ob die Bundes = Versammlung, «uf den Wunsch der sächsischen und auhaltischeu Herzoge einzugehen, gerathen finden wird, is freilih eine andere Frage, welhe man vielleicht be- rechtigt sein dürste, verneinend zu beantworten, wenn man weiß, daß schon früher die bedeutcudsten Mächte des Bundes jede Aende= rung der bestehenden Rang- und Titel-Verhältnisse bedenklich gefunden haben. Wollte die Bundes-Versammlung den obigen Autrag geneh= migen, so würde sie dadurch theils das gefährliche Beispiel nachträg= liher Anerkennung einer Handlung, wodurch ihr eigenes Ansehen mißkauut worden is, geben z anderenthcils würde sie sih in die miß- liche Lage seben, von anderen Seiten mit Anträgen ähnlicher Art augegangen zu werden, die mindestens eine legale Form für si hätten, welhe man bei dem Verfahren der sächsischen und anhaltischen Herzoge vermißt.

lussland und Polen.

St. Petersburg, 4. Mai. Das heutige Journal de Stk. Petersbourg meldet, daß der Ober-Befehlshaber der aktiven Armee, Feldmarschall Fürst von Warschau, Graf Paskewitsch von Eriwan, am 1sten d, M, hier angekommen ist.

Frankreich.

Pairs-Kammer. Sihung vom 3, Mai. Um die Be- denklichkeiten zu beseitigen, welhe von mehreren Sciten in der Pairs=

Es i natürlich , daß sich mit der firhlihen Feier des Osterfestes auch weliliche Freuden verbinden, und schon bei der Beleuchtung der Peterskirche ist es unentschieden, ob man ihr mehr einen kirchlichen oder weltlichen Charaster zuschreiben soll, Bestimmt in dem lehteren is die Giran- dola, das berühmte Feuerwerk auf der Engelsburg am Ostermontage, So ähnlich sich auch alle Darstellungen dieses Kunstgenre's sehen, so ver- fehlt doch diese nicht, einen bedeutenden Eindruck auf den Fremdling zu machen, der sie zum erstenmale hier erblickt, schon das Lokal ist so günstig und bedeutend, wie es wohl kaum ein anderer Ort aufzuweisen hat. Unier den glänzenden Erscheinungen , welche das Feuerwerk in ununterbrochener Folge darbot, erfreuten mich besonders die beiden mächtigen Raketengaiben, welche dem Feuerwerke den Namen gea und díe, ihre Feuermassen im Tiber abspicgelnd, einen unbeschreiblihen Anblick gewährten, und dann eíne mächtige Feuerkaskade, welhe ihre Wogen von der Höhe der Burg án die feurig widerstrahlenden Fluthen der Tiber auszuschütten schien, Neben diesem großen Freudenfeuer macht Jeder sich sein Feuerwerk auf eigene Hand, Schou am Sonnabeud vor Ostern wurde gleich nach der Messe aus den Fenstern hier und da lustig geschossen, und die Nf raupe vot» weg genommen, Eine besondere Bedeutung hat das Osterfest a ) für die Pizzicaruoli, die Häudler mit Butter und Fleischwaaren, dexen theuere Zeit mit den Fastenwochen abgelaufen is, und sie unterlassen Me ihre Freude darüber augenfällig zu erkeunen zu geben. Schon u onnerstag Abend an sind ihre Buden hell erleuchtet und nach Een Sn ausgeschmüdckt, Es zeigt si hier wieder alle die Anmuth und Geschicklichkeit per: im Karneval dieses Volk so liebenswürdig macht, Man kann nichts Hübschercs sehen, als diese Ausstellungen der Pizzicaruoli wic sie auf allen Straßen in der Osterzeit sich finden. Die großen Käse sind zu ansehnlichen Säulen aufgebaut , die Schiuken und Specksciten zu Hallen und architektonischen Wänden geordnet , dazwischen Heiligenbilder, vor Allen das Bild der Ma- donna, das in keinem ossenen Geschäste fehlt, dann wohl eine Vorstellung aus der heiligen Geschichte, aus Butier gearbeitet, und dergleichen mehr. Dazwischen Lorbeerzweige, Goldbblätter, Goldfische und was sonst das Ver-

ü f uthiges und Angenfälliges darbieten kann. mögen der Herren Anm / j

Und damit wäre ih denn doch wieder auf das hicsige Volk und dessen Leben zurückgekommen, von dem in diesem Bricfe übrigens wenig die Nede ist, Der Grund is fein anderer, als daß das römische Volk, wie schon er- wähnt ist, an den roßen Feierlichkeiten in St, Peter und im Vatikan im Ganzen wenig Theil nimmt, Nichts is daher ungerechter, als wenn man,

ufig geschicht, das religiöse Leben der Bewohner Noms nach

\ all r 9 n es Ai was man bei diesen großen Ceremonien sicht, Jh bin iu

Kammer gegen den philosophischen Lehrkursus in den Sekundärschulen erhoben worden waren, die bereits zu zwei verschiedenen Amendements (s. die Sißung vom 2, Mai im gestrigen Blatte der Allg. Preuß, Ztg.) Anlaß gegeben hatten, {lug der Herzog von Broglie heute, wie bereits gemeldet, ein drittes Amendement im Namen der Kommission selbs vor, welchem zufolge, nah eingefordertem Gutachten des Königlichen Conseils für den öffentlihén Unterricht durch König- liche Verordnung in Form eines Reglements der öffentlihen Verwal- tung, ein neues Programm für die Prüfungen zum Baccalaureat-ès- leltres (dem deutshen Abiturienten- Examen entsprechend) aufgestellt werden soll, Er rechtfertigte dieses Amendement aus administrativen Gründen, indem er es als angemessen bezeichnete, der vollziehenden Gewalt das Recht der Studien- Regulirung zu verleihen und dem Gebiet der Verordnungen zurückzugeben, was denselben wesentlich zu- komme; das Programm für senen Examen durch eineu Gesetz-Artikel festzustellen, könne sogar gefährlih erscheinen, da es, wenn die Fort- \hritte der Wissenshaft eine Abänderung desselben erheishten, dann erst eines neucn Geseßzes dazu bedürfen würde. Graf Portalis rechtfer= tigte das Amendement der Kommission auch von der politischen Seite. Der Staat, sagte er, habe das Recht, die Studien zu regeln, und er wünsche sich daher Glück dazu, daß nah dem neuea Vorschlag künf= tig nicht mehr das Unterrihts=Conseil, sondern der Staats-Rath, nach eingeholtem Gutachten des Unterrichts-Conseils, das Bakkalaureats-Pro= gramm zu redigiren habeu werde. Herr Villemain, der Unterrichts- Minister, suchte darauf der Kammer die Besorgniß zu benehmen, die ihr, wie er sagte, der vorige Redner vor einer Behörde eingeflößt haben köunte, welche doch nichts ohne Genehmigung eines verantwortlichen Ministers thun dürfe, und kein anderes Recht habe, als dem Minister des öffentlichen Unterrichts ihr Gutachten zuerstatten, welches derselbe gar unichteinmal ein- zufordern und, wenn er es eingefordert, nicht zu befolgen brauche. Wollte man also dem Staatsrath die souveraine und definitive Ab

fassung des Prüfungs-=Programns übertragen, so wäre cs nicht das Unterrichts-Conseil, dem man ein Recht raubte, sondern der Unter

richts-Minister. Uebrigens {loß sich Herr Villemain, wie auch schon erwähnt, dem Amendement der Kommission bis auf eineu einzigen Punkt an; er will nämlich uicht, daß die das Prüfungs - Programm feststellende Ordnung ein Reglement der öffentlichen Verwaltung sei, oder mit anderen Worten, daß der Staatsrath durchaus über diesen Gegenstand zu berathen haben sollte. Außer den vorgenannten Pairs nahmen in dieser Sißung noch die Herren Cousin und” Pelet de la das Wort Herr Cousin be

stieg die Tribüne, um der Philosophie zum drittenmale eine Schußbrede zu halten und sich gegen das Amendement zu erklären, in welchem er eine Demüthigung für bas Unterrichts - Conseil erblicken wollte. Graf Pelet de la Lozère aber widerseßte sich sämmt- lichen Amendements und forderte die Kammer auf, den Artikel des Geseß-Entwurfs in seiner ursprünglichen Form anzunehmen. Zugleich widersprah er einer am Tage vorher vom Grafen vou Montalivet aufgestellten Behauptung. Dieser hatte nämlich gesagt, der Artikel des Konkordats, in welchem der Katholiziómus für die Religion der Mehrheit der Franzosen erklärt werde, dürfe nicht als der einfache und gedankenlose Ausspruch einer Thatsache betrachtet werden, sondern habe eine höhere Bedeutung und sei gewissermaßen der Keim eines Gedankens, der später durch das Dekret von 1808, welches die fatholische Religion als Grundlage für den philosophischen Unterricht aufstelle, verwirkliht worden sei. Diese Auslegung bestritt Graf Pelet, indem er erklärte, daß weder der Kaiserliche Staats-Rath, noch Napoleon selbst jenen angeblihen religiösen Zweck gehabt hätten. Graf Pelet hätte nuämlih der Sihung Peland dbu, in welcher der fragliche Artikel berathen wordeu war, er hatte auch die leßte Re- daction des Dekrets gesehen, welhes uur von den Grundsäben der christlichen Religion sprach. Als dies Dekret darauf im Moniteur erschien, war Herr Pelet erstaunt, statt des Ausdrucks „christliche Religion“ jeßt den Ausdruck katholische Religiou darin zu finden. Diese Veränderung aber, meint er, habe keinen rein religiösen Grund gehabt, sondern sei nur das Anzeichen künftiger Pläne gewesen; cs habe näm- lih damals dem Kaiser hon die Absicht vorgeshwebt, das persönliche und dynastishe System bis aufs äußerste zu entwickteln, wobei er sich der Religion als Werkzeug habe bedienen wollen; der Kaiser habe sih daher als eifriger Katholik zeigen müssen, und jene Modification des Dekrets sei nur ein Seitenstück zu der Einverleibung Ankona's und einestheils der römischen Staaten zur Juvasion Spaniens, so wie zu dem damals bereits leiht vorauszusehenden Kampf zwischen dem Kaiserthum und dem Pontisikat gewesen. Die weitere Diskussion über die Amendements wurde sodann vertagt.

Sihung vom 4. Mai, Jn der fortgeseßten Debatte über das Amendement der Kommission zum ersten Artikel des Geseh = Entwurfs über den Sekundär - Unterricht äußerte Herr Rof}\i sein Bedauern darüber, daß in diesem Amendement sich Mißtrauen gegen die Universität auszusprechen heine, wodurch das- selbe, wenn man auch sonst nichts dagegen einzuwenden haben möchte,

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einen bedenklichen Charakter erhalte, Der Herzog von Broglie suchte diese Besorgniß zu beseitigen, indem er feierlich versicherte, daß das Amendement weder gegen die Universität, noch gegen die Philo-= sophie ein Mißtrauen ausdrücken solle, eine Erklärung, die jedoh auf die Gegner des Amendements keinen überzeugenden Eindruck machen

1 fonunte, da der Redner soglei hinzufügte, es müßten den freien Un-

terrihts-Anstalten doh Bürgschaften gegen die ausschließliche Herrschaft der Universität gegeben werden ; die Universität sei nicht der Staat, sie dürfe nur als eine Lehrcorporation betrachtet werden, die als solche auch nicht vou Corporationsgeist frei sein könne, und deshalb müsse der Einfluß die Obergewalt, welche sie bis jeßt auf dem Gebiet des öffentlichen Unter= rihts ausgeübt, durch die Geseßgebung eingeschränkt werden. Die Anhänger der unbeschränkten Unterrichts- Freiheit {lossen sich denn auch dem Amendement der Kommission an, für welhes der Marquis vou Barthelemy, als Organ dieser Partei, das Wort nahm. Herr Cousin gab sich zwar alle Mühe, das Amendement guf ernste und satyrishe Weise zu bekämpfen, indem er vou einer durch Königl. Ver= ordnung dekretirten Philosophie sprach, und von der Aumaßung, die darin liege, das Programm für den philosophischen Unterricht und für das philosophishe Examen im Minister-Rathe entwerfen zu lassen, das Amendement der Kommission wurde jedoch schließlih mit großer Ma jorität angenomnien,

Deputirten - Kammer. Sihung vom 4. Mai. Die heutige Sibßung, welche der Berichterstattung und Diskussion über cingegangene Bittschriften gewidmet war, wurde größtentheils von der Debatte ausgefüllt, welhe eiue Petition zu Gunsten der Abschaf- sung der Sklaverei veranlaßte, über welche Herr Denis, wie schon erwähut, im Namen der Kommission zur Tagesorduung überzugehen vorschlug. Die Erklärungen des Marine=Ministers ließen über die Absichten der Regierung keinen Zweifel übrig; sie is der Mei- ung, daß der Augenblick noch nicht gekommen sci, den Kammern einen Emancipatious-Geseß-Entwurf vorzulegen, weil mau die Neger, ehe man sie freilasse, erst unterrihten und zu sittlichen Menschen machen müsse. Es folgte darauf ein lebhafter Wortwechsel zwischen den Herren Ledru-Rollin und Jollivet, welhe widerspreheude Ansichten über den moralishen Zustand der Neger-Bevölkerung aus= tauschten, Nach ihneu ließ sich Herr Guizot nochmals über die Ab-= sichten der Regierung vernehmen, indem er sagte, die Regierung sei fest eutschlossen, die Abschaffung der Sklaverei in den französischen Kolo- nieen zu vollbringen, aber eine unverzügliche Abschaffung derselben und in Masse, sci so unmöglich, daß gewiß Niemand in dieser Kam- mer es wagen würde, ste vorzuschlagen. Die Vorbereitungen zu der Maßregel hätten begonnen, ja, es seien bereits bedeutende Schritte dazu gethau, sowohl was den Moral- und Religions = Unterricht für die Sklaven, ihre Familien-Verhältuisse, ihre materielle Lage und ihre Beziehungen zu ihren Herren betreffe, und in einem Theil der Kolo- uicen habe die Regierung bei den dortigen Magistrats-Personen wirk= samen Beistand gefunden. Natürlich sei es, daß eine solhe Maß regel auch auf ernsten Widerstand tressen müsse, indeß hose man, denselben mit der Zeit zu besiegen. Das Resultat der Debatte war, daß über die vorliegende Petition nicht, wie die Kommission es ge= wollt, zur Tages - Ordnung übergegangen, sondern daß dieselbe mit Eng der Minister an den Minister der Marine überwicsen wurde.

Paris, 5. Mai. Gestern Mittag haben der König und der ganze Hof die Gallerieen der Jndustrie- Ausstellung in allen ihren Theilen besichtigt, Vou 11 Uhr an waren Sicherheits-Maßregelu im Junern und außerhalb des Jndustrie - Palastes getroffen. Das 17. leichte Regiment war um das Museum aufgestellt, um das sich eine außerordentliche Menschenmasse drängte. Der Königliche Zug verließ erst nah zwei Stunden wieder das Museum. Der König, in bürgerliher Kleidung, hatte eiu kräftiges Aussehenz er ging sehr rasch und schien sehr heiter.

Heute, als am Jahrestage des Todes Napoleon's, wurden die Säule auf dem Vendome-Plaß und das Grab des Kaisers im Juva= liden-Dom wieder mit zahlreihen Jmmortellen-Kränzen geshmüt,

Aus Algier schreibt man unterm 24. April: „Es bereiten sich große Ereignisse vor. Uebermorgen wird sich die Expedition nach dem Süden auf den Weg machen. Anu demselben Tage wird auch cine Kolonne nah Medeah marschiren. Am 27sten wird die Expcdi= tion nach dem Osten von Maisou-Carrée aufbrechen.“

A Paris, 5. Mai. Die Kolonial-Partei is durch den Verlauf und den Ausgang der gestrigen Sißung der Deputirten-Kammer sehr niedergeschlagen worden. Jhr Organ, der Globe, der den Worten und den Bestrebungen der Emancipationsfreunde bisher immer wenig- stens der Schein des Trohzes und der Zuversicht entgegenstellte, hat heute seinen übermüthigen Tou völlig verloren, und er wendet sich ganz kleinlaut an seine Gönner, um ihnen begreiflih zu machen, daß sie sich doch wohl zuleßt in das Unvermeidliche ergeben müssen.

Wagte doch gestern iu der Deputirten - Kammer sclbst Niemand auch nur ein Wort im Sinne der Kolonial - Partei laut werden zu lassen, außer Herrn Jollivet, welcher seinen Freunden in den Kolonieen, mit der größten Austrengung und mit dem aller= geringsten Erfolge, doch wenigstens seinen guten Willen zeigen zu müssen glaubte. Ohne das energische Auftreten des Herrn Agenor de Gasparin, der sich seit zwei Jahren als einer der cifrigsten Streiter für die ewigen Jdeen des Rechts in der Kammer hervor= thut, würde indessen die Sache vielleicht eine ganz andere Wendung genommen haben. Der Antrag des Berichterstatters der Bittschriften- Kommission lautete dahin, daß die Kammer die pariser Petition um Aufhebung der Sklaverei mit dem Uebergehen zur Tages-Ordnung abfertigen solle, weil die Vittsteller die sofortige Emancipation der Sklaven verlangten, eine Maßregel, deren Ausführung nah dem ein- stimmigen Urtheile aller Sachkundigen durchaus unzulässig sei, Es war leicht möglich, daß die Kammer auf den ganz plausibel motivir= ten Vorschlag des Berichterstatters einging (und das würde dann na- türlih für einen großen und auf lange Zeit entscheidenden Sieg der Emancipations - Gegner gegolten haben), wenn sich nicht im Na=- men der Prinzipien und der Ehre Frankreichs eine kräftige Stimme erhob, um die Kammer an Pflichten zu mahnen, welhe unabhängig sind von allen Formen und allen Bedingungen. „Der Antrag des Berichterstatters ‘“, rief Herr Agenor de Gasparin, „is ein wahrer Anachronismus, der uns um zehn, um zwanzig Jahre zurückwirft. Wenn wir, wie man uns vorschlägt, zur Tages-Ordnung übergingen, nachdem die Kammer früher den Grundsaß der Emancipation feierlich angenommen hat, so könnte unser heutiger Beschluß in Frankreich und in den Kolonieen nur als ein Rüsschritt angesehen werden. Nir= gends wird man glauben, daß die Zurückweisung der Bittschrift dadurch herbeigeführt sci, daß die Unterzeichner derselben nicht eine allmälige, sondern eine gleihzeitige und unverzügliche Aufhebung der Sklaverei verlangen. Die Kolonicen müssen aber erfahren, daß der in Bezug auf die Schwarzen gefaßte Beshluß der Kammern, der Regierung, des ganzen Landes kein leeres Wort ist.“ Herr Agenor de Gasparin machte im weiteren Verlauf seiner Rede sichtbaren Ein= druck guf die Kammer durch die Schilderung der großen Gefahren, denen die Kolonieen und Frankreich selbs preisgegeben sein würden, wenn man die Emancipation, Angesichts der Aufhebung der Sklaverei in den englischen Kolonieen, noch länger verzögern wolle, und er {loß mít einer beredten Würdigung des Arguments, welches die Verthei- diger der Sklaverei in der angeblihen Zufriedenheit und dem angeblichen Wohlsein der Schwarzen zu finden glauben. „Das Thier hat auh zu fressen und zu saufen“, sagte Herr Gasparin, „und doch hat sich noch Niemaud gefunden, der es beneidete.“

Der Marine-Minister, welcher auf den gestrigen Tag die Mit- theilung der Ansichten und Pläne der Regierung in Bezug auf die Emancipations - Angelegenheit angekündigt hatte, nahm nach Herrn Agenor de Gasparin das Wort, aber er sprach sich nur in ziemlich un-= befriedigender Weise aus, und der wesentlichste Theil seiner Rede wär die Erklärung, daß er sih der Verweisung der Bittschrist an das Mi- nisterium durchaus nicht widerseße, indem die Regierung entschlossen sci, an dem Prinzipe der Emancipation festzuhalten, und einstweilen so viel als möglich sür die Erleichterung der Lage der Schwarzen in den Kolonieen zu thun. Herr Ledru-Rollin, welcher hierauf die Red= nerbühne bestieg, beklagte sich bitter darüber, vaß für die Emancipations- sache seit einem Jahrhundert zwar unendlich viel gesprochen, geschrieben und dekretirt, daß aber noch immer nichts Ernstliches für dieselbe geschehen, und daß alle vortrefflichen Geseße und Ordonnanzen, die man zur Be= förderung derselben erlassen habe, ein todter Buchstabe geblieben seien. Auch Herr Ledru-Rollin war der Meinung, daß neben allen Gründen des Rechtes, der Ehre und der Menschlichkeit, welhe für die Aufs hebung der Sklaverei streiten, das eigene Juteresse sowohl der Ko- lonicen, als des Mutterlandes stehe, und daß das längere Hinaus- schieben der Emancipation furhtbare Katastrophen nah si ziehen könne, ja nah sih ziehen müsse.

Einen großen Theil der Ausichteu des Herrn Ledru-Rollin schien der Minister der auswärtigen Angelegenheiten wenigstens mittelbar gutzuheißen. Die von Herrn Guizot am Schlusse der Verhandlung abgegebenen Erklärungen, sind das wichtigste Ereiguiß der gestrigeu Sihung der Kammern. „Weder in Frankreich selbst, noch in den Kolonieen ‘“‘, sagte Herr Guizot, „darf nah der gegeuwärtigen Ver= handlung irgend ein Zweifel über die Gesinnungen der Regierung zurückbleiben, Es muß der Behauptung ein Ende gemacht werden, daß die Emancipations-Frage keine Fortschritte, sondern Rückschritte gemacht habe. Die Regierung is fest entschlossen, die Aushebung der Sklaverei in unseren Kolonicen zu beginnen und zu vollenden.“ Obgleich der Minister der auswärtigen Angelegenheiten diese Verspre= chungen nachträglih wieder durch die Erklärung beschränkte, daß die Regierung noch keinen bestimmten Plan der Emancipation habe, und daß sie sich weder für den einen noch für den anderen der beiden Entwürfe entscheiden könne, welche ihr vou der Spezial-Kommission un= ter dem Vorsibe des Herzogs von Broglie vorgelegt worden sind, so brachte

der Osterzeit, wie auch zu anderen Zeiten, oft in kleinere Kirchen und Oratorien getreten, und habe dann einen ganz anderen Eindruck erhalten, als in St, Peter. Oyue Messe, ohne Predigt, ohne Orgelspiel und Ge- sang waren die Kirchen doh mit Menschen angefüllt, die andächtig an den Altären ihr stilles Gebet verrichtetenz besouders in der Dämmerstunde, um Ave Maria, füllen sich so die Gotteshäuser, und das Tagewerk wird vor Ein- bruch der Nacht in würdiger Weise beschlossen. Jch habe mich bei solchem Anblick nie cines wehmüthigen Gefühls enthalten können, denn gewiß ist das ein beflagenswerther Zustand, daß unsere Gotteshäuser sechs Tage in der Woche verlassen stehen, daß die Kuiee sich uicht mchr vor unseren Altären beugen, und die stille Andacht aus unseren Kirchen entflohen is. Man mag gegen die römische Kirche sagen, was man will, das Verdienst bleibt ihr und ist nicht hoh genug anzuschlagen, daß sie die Gewalt sich er- halten hat, das Leben der Menschen kirchlich zu gestalten und inso- weit christlich zu bilden, als sie selbst auf christlichem Boden steht, Der Ein fluß, den sie so ausübt, wird aber bei der Verfassung dieser Kirche immer wesentlich von den religiösen Zuständen in den höchsten Kreisen der Hierar- chie abhängen, So muß auch jetzt, wo in der Kurie, wie nicht zu bezwei- feln steht, ein ernstes, strenges Leben herrscht, dies sih bis in die unteren Kreise der Gesellschaft verbreiten und alle Zustände wohlthätig durchdringen, Wenig größere Städte werden sich finden, wo im Allgemeinen so viel Sitte und Austaud herrscht, wie in Rom, und sähe Luther jeyt diese Stadt, cer würde von ihr ein anderes Bild mitnehmen, als von dem s{welgerischen Babel des sehzehnten Jahrhunderts. Uebrigens soll damit nichts weniger gesagt sein, als daß das firchlihe Leben so wcit entwickelt sei, als es ein christlicher Sinn wünschen muß. Abgesehen von den Hindernissen, welche die römische Doktrin an sih der Gestaltung einer rein apostolischen Kirchen- Gemeinschaft in den Weg legt, finden sich so ausfällige Uebelstände, daß sie der Kurie selbst nicht uigehan fönnen, und daß sie nah ihren Kräf- ten dagegen zu wirken sucht, So wurde noch jüngst an dem Sonntage nach Ostern ein langes Edift des Kardinal - Vikars an allen Kirchenthüren angeschlagen, worin das weltliche Treiben Vieler während des Gottesdienstes, das Sprechen und Umschauen bei den Ceremonien, der eitle Puy der Wei- ber beim Kirhgange u. A. hart getadelt und unter Androhung strenger Strafen untersagt wurde, Sucht man auf diese Weise der Entweihung des Heiligthums vorzubeugen, \o sollte man auch auf audere Uebelstände ernster achten, Dahin gehört besonders die weltlihe und wahrhaft liederliche Musik, die man, mit Ausnahme der sistinischen Kapelle, fast überall bei den Functionen hört, Jh habe hier z, B, beim Charfreitage in einer Kapelle auf einen geistlichen Text eine Weise aus „Lucia di Lammermoor“ absin-

gen hören, gleich darauf wurde eine andere Weise vorgetragen, die ebenfalls ciner Oper von Donizetti entlehnt sein mußte, Noch empörender ist das Orgelspiel, das hier, wie aller Orten in Jtalien, gehört wird, Piecen aus rossinischen Opern, Walzer und Polonaisen wechseln in bunter Reihe, und das schöuste und heiligste aller Jnstrumente wird zu der elenden Drehwalze, die den Gassenhauer herleiert, erniedrigt.

Sie sehen, neben hellem Licht is dichter Schatten: #o is es heute, wie es zu allen Zeiten war in dieser ewigen Stadt, deren 2592sten Geburts- tag ich folge der Nechnung des hiesigen Kalenders wir heute feiein,

Konzert des Herrn Kaufmaun.

Herr Fr, Kaufmann, über dessen neue Justrumente wir bereils in die- sen Blättern berichteten, hat dieselben nun in zwei im Jagorschen Saale veranstalieten Konzerten am 2, und 7, Mai öffentlich produzirt ; scine in- teressanten Erfindungen fanden, wie damals bei den geladenen Kennern, auch den unzweideutigsten Beifall des größeren Publikums. Am werth- vollsten und den Anforderungen der Kunst am meisten entsprechend, is un- streitig das Harmonichord, cin Tasten-Jnstrument , dessen Saiten der Nü- anzirung fähige, gehaltene Töne hervorbringen, Der Eindruck, den das Spiel des Herrn Kaufmann auf demselben zurückläßt, is in der That ein äußerst wohl- thuender, und besonders das acols - harfenartige Verhallen der Töne im Pia- nissimo von der überraschendsten, oft zauberischen Wirkung. Die anderen, rein mechanischen Musikwecrke des Herrn Kaufmann sind zwar für die Kunst von ge- ringerer Bedeutung, da sie der Secle, die deu Tönen erst durch die Hand des Spielers eingehauht würd, entbehren und nur durch bestiftete Walzen zum Erklingen gebracht werden , verdienen aber dennoch, ihrer kunstvollen Con- struction wegen, die größte Beachtung, und unterscheiden sich von ähnlichen Werken durch seltene Vollkommenheit und Mannigfaltigkeit, die ihnen durch den Fleiß und die Ausdaucr ihres Erfinders im hohen Grade zu Theil wurde. Sie erfreuen vorzüglih durch die Schönheit und Reinheit ihres Tones und durch die Sauberkeit und Genauigkeit ihres ungemein künstlichen Mcchanismus, der es möglich macht, in einem nah Verhältniß sehr klei- nem Raume eine Menge tönender Körper zu einem einzigen, gleichsam be- lebten Organismus zu vereinen. So enthálten z. B. die ziemlich gleih- artig konstruíirten Justrumente, Symphonion und Chordaulodion genannt, eine vollständige Orchester-Musik , und führen vielstimmige Musifstücke mit merkwürdiger Präzision und sogar mit Beachtung von orte, piano, cres-

| cendo, ritardando u, st, tv, aus, vereinigen sich auch mit dem Symphonion zu

gemeinschaftlicher Ausführung größerer komplizirter Werke, z, B, Ouvertüren, Opern-Finale's, und tragen ihre Partieen dabei streng taktmäßig vor, pau- siren richtig und fallen zu gehöriger Zeit wieder ein. Einen ganz anderen Charafter als diese beiden Flötenwerke mit Klavier, trägt das Salpingion, bei dem Trompeten und Pauken die Jnstrumente sind, welche durch seinen Mechanismus belebt, zum Erklingen gebracht werden. Dabei ist die Klang- farbe genau die der Trompete, und da die Erzeugung des wirllichen Trom- petentons mittelst der Technik bisher zu den ungelösten Aufgaben gehörte, so is Herrn Kausmann's Verdienst, dem die Möglichkeit der Lösung wurde, um so anerkennungswerther. Seinen Bemühungen gelaug es nämlich, einen Mechanismus zu erfinden, welcher bei der Trompete die Lippen des Bläsers vollkommen erscht und eine Neihefolge von Tönen in allen Modi- ficationen hervorbringt. Auf diese Art wird auch die Erscheinung seines Trompet-Automats erklärlich, der auf einer einzigen Trompete nicht nur alle möglichen Läufer, Triller 2c,, sonder durh Anwendung zweier zugleich hin- einströmender Luftsäulen sogar Doppeltône zu produziren im Stande ist. Auch der Trompct - Automat wirkt mit den anderen Justrumenten gleichzeitig beim Vortrage größerer Musikstücke mit und zeichnet - sich dabei durch Präzision und Sicherheit im Ton - Ansaße aus. ir hörten ihn mit dem Harmonichord, Chordaulodion und Symphonion zusammen die Ouvertüre zur Oper: „Macbeth“ von Chelard aus- sühren, und wahrlich, er könnte unseren lebenden Trompetern zum Muster dienen, so exakt, so sicher blies er seine Stimme, Außerdem hörten wix von den drei eben genannten Justrumenten Ouvertüre und Orgie aus Meyerbcer's Hugenotten, uatürlih in angemessener Verkürzung, und. von den beiden Flötenwerken Chordaulodion uud Symphonion Variationen für zwei Flöten von Fürstengu über das Siciliano aus Robert der Teufel und mehrere andere Musikstücke theils von einzelnen, theils von mehreren Ju- strumenten zusammen vortragen. Auch zur Begleitung des Gesanges und der Declamation angewendet, machte das Harmoniechord bei der zweckmä- ßigen Wahl der Lieder u. #, w, eine s{öne Wirkung, und däs im zweiten Konzert von Fräulein Tuczek gesungene „Ave Maria” von Swhubert und einige andere Gesänge, so wie die Declamation des Herrn Devrient, erfreuten sich eines der künstlerischen Leistungen ihrer Spender entsprechen- den Beifalls, der auch den Productiouen drs Herrn Kausmann eben so- wohl, wie seinen kunstreichen Justrumeuten, reichlich gezollt wurde,

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