1844 / 133 p. 2 (Allgemeine Preußische Zeitung) scan diff

S tien

u großer Befriedigung aller Anwesenden stattgefunden. 2E e pee so erfreuliche, daß 170 Fl. 30 Kr, für den bestimmten edlen Zweck, zur Unterstüßung der armen Spinner und Weber in Schliß und Schlesien, eingingen. Der Haupt - Verein im Großherzogthum Hesseu mit seinen Zweig - Vereinen wird in diesem Zahre eine Einnahme von etwa §000 Fl. haben,

raunschweig. Braunschweig, 9. Mai. (M. Z.) Mor- gen tritt Se. Durchlaucht der Herzog U Reise nach Jtalien an, weldhe namentli durch Verhandlungen über die Verhältifisse zwischen Braunschweig und Hannover verzögert worden ist.

Oesterreichische Monarchie.

Wien, 8. Mai, (A. Z.) Eine Kaiserliche Entschließung ent- hält die Anordnung, daß die nächste allgemeine Judustrie-Ausstellung für den ganzen Umfang der Monarchie in Wien vom 15, Mai bis Eude Juni 1845 stattzufinden habe, und daß in Zukunft derlei Jn dustrie-Ausstellungen von 5 zu 5 Jahren fortzuseßen seien. Als eine unmittelbare Staats - Anstalt nunmehr sanctionirt, werden diese Aus- stellungen in den zu diesem Behuf erweiterten Lokalitäten des wiener polytechnischen Justituts und unter der Leitung des wiener Re- gierungs-Präsidiums der Provinz Nieder-Oesterreih stattfindenz alle Kosten der Ausstellung, mit Ausnahme der für die Ein- und Rücksen- dung der Gewerböprodukte, werden aus Staatsmitteln bestritten; eben so werden die Anträge zur Anerkennung und Auszeichnung der bei den Ausstellern wahrzunehmenden reellen Verdienste um die vaterländische Jndustrie von der- obersten Finanz-Behörde an Se, Majestät erstat= tet werden. Als Grundlage dieser Anträge werden die Berichte der Beurtheilungs-Comités dienen, welche von der Regierung neben dem Comité zur materiellen Leitung der Ausstellung bestellt werden. Die Mitglieder dieser Comités werden von der Behörde berufen aus teh nish gebildeten und im Fach der Judustrie bewanderten Staats-Beamten, aus Mitgliedern des Gewerbs-, Fabrifen= und Handelsstandes ‘der gewerbreichsten Provinzen der Monarchie, daun aus den Abgeordne- ten der Gewerbe - Vereine. Um übrigens aus der Art und Weise, wie seit einer langen Reihe von Jahren derlei Ausstellungen in Frauk- reih ausgeführt worden, die nüßlihsten Erfahrungen zu sammeln, ward der Regierungs-Rath Professor Reither in Wien zu der bevor- stehenden französischen Jndustrie- Ausstellung nah Paris gesandt, um den ganzen Verlauf derselben kennen zu lernen und darüber einen umfassenden Bericht zu erstatten.

Frankreich.

PVairs- Kammer. Sibßung vom 6, Mai, Das bereits erwähnte Amendement des Baron Seguier, ersten Präsidenten des Königlichen Gerichtshofes von Paris, womit derselbe sich den Geg- nern der Universität augeschlossen hat, und welches bezweckte, daß zur Beaufsichtigung der freien oder Privat - Unterrichts - Anstalten für den Sekundär - Unterricht neben dem Königlichen Unterrichts - Conseil (der Universitäts - Behörde) noch ein anderes, besonderes Conseil er- rihtet werden und aus dem ersten Präsidenten des Cassationshofes, dem ersten Präsidenten des ReWnungshoses, dem ersten Präsidenten des Königlichen Gerichtshofes von Paris, dem Erzbischof von Paris, zwei vom Könige zu ernennenden Mitgliedern des Justituts, zwei ebenfalls vom Könige zu wählenden Vorstehern sreier Schulen und einem guf gleihe Weise zu bestellenden Genergl =- Secretair bestehen sollte, wurde von dem Grafen Montalembert und Beuguot und dem Marquis von Barthelemy untersiügt, Der Leßtere sprach besonders ausführlich zu Gunsten dieses neuen Planes, indem er als Haupt-Argument dafür hervorhob, daß die Universität dadurch der unangenehmen Nothwendigkeit würde überhoben werden, in Ange- legenheiten der freien Uuterrichts-Anstalten zu entscheiden, deren be- deutenbste Konkurreutin sie selbs sei. Herr Villemain, der das Amendement belämpfste, führte dagegen an, daß es so gut wie ein ganz neuer Geseß - Enkwurf wäre, indem es die Grund- lagen der von den freien Unterrichts -= Anstalten zu for- dernden Garantieen verändere, indem es sle der Kontrolle einer Be- hörde unterwürfe, deren Mitglieder zum Theil von der Regierung ganz unabhängig sein würden, und zwar erade die bedeutenderen, die durch ihre Stellung den größten Einfluß ausüben würden, wäh- rend blos die untergeordueteren Elemente der Königlichen Wahl unterworfen und abseßbar sein sollten. Auf diese Weise würde also diese Behörde eine völlig souveraine und die ministerielle Verantwort- lichleit ganz vernihtende Gewalt ausüben. Auch Graf Pelet de la Lozère sprah gegen das Amendement, in welhem er nur den Keim zur ärgsten Verwirrung im öffentlichen Unterricht erblicken wollte, weil es zwei Behörden einander gegenüber stelle, Graf Mon- talivet war auh dem Amendement entgegen, iudem er die Beden-

laments nicht minder als die der Geistlichkeit zu vernichten und dafür der monarchischen Gewalt einen immer größeren Spielraum zu gewähren, so ist au in dem Bulwerschen Stück sein ganzes Trachten darauf gerichtet, selbst unter den für ihu allerungünstigsten Konjunkturen seinen Ausspruch „der Staat is Nichelieu‘/ zu einer Wahrheit zu machen, Bulwer hat den Cha- rafter Nichelieu's ungesähr so gehalten, wie ihn ein französischer Legítimist auffassen würde, und fein Drama isst gewissermaßen eine Apologie desselben. Ob Richelieu so gewesen, wie der englische Romaucier ihn sich gedacht, bleibe dahinge- stellt ; jedenfalls istdas Portrait ein anziehend gemaltes ; und wir müssen cin früher von uns agusgesprochenes herberes Urtheil über Bulwer als Dramatiker dahin reguliren, daß derselbe doh noch für das so sehr versunkene Theater seines Vaterlandes ein Regenerator werden könnte. Daß Bulwer dem Richelieu ein anerkennendes Urtheil zu Gunsten Cromwell's in den Mund legt, mag auf den ersten Blick überraschen; man erwäge aber, daß der nämliche Kar- dinal, der die Hugenotten bei der Belagerung von Nochelle durch Huuger gezwungen, sich zu ergeben, die deutschen Protestanten und namentlich Gustav Adolph mit Geld und Waffenmacht blos aus dem Grunde unterstüßte, um die Macht des Hauses Habsburg zu brechen. Bei Bulwer steht Richelieu als eín wahrhaft großer Mann da, und von Shwächen hat er ihm nur einen kleinen Anflug von Autoren-Eitelkeit gelassen, (Nichelieu war uäm- lih auch Dichter, und nahm überhaupt Künste und Wissenschasten in sei: neu Schuß. Er stiftete 1635 die Académie srançalse; auch erfolgte die Anlegung des Jardin des plantes auf seine Veranlassung.)

Das Stück, in fünffüßigen Jamben geschrieben, is, wenn auch nicht durch poetischen Werth ausgezeichnet, do ein anziehendes Situationsstück, das bei ber ersten Vorstellung allgemein ansprach, wozu natürlich die korrefte und in den meisten Theilen vollendete Darstellung wesentlich mithalf. Herr - ring spielte den Herzog-Kardiual, der hier am Nande des Grabes schwankt, aber in seinen Handlungen uoch immer als das leuchtende Meteor seiner Zeit ausslammt, Die Leistung dieses ausgezeichneten Künstlers, dessen Be- \sirebungen allen Kennern und. Verehrern der dramatischen Poesie Hochach- tung einslößen, war wiederum ein Vordringen bis zum höchsten Gipfel der Chârafter - Darstellung. Die reflektirenden Stellen, wie die thatlebendigen, rundeten_ mit gleicher Virtuosität abz; wel feine Accente im rheto- rischen Theile, welhe Gewalt der Mimik , welche Elastizität des gan-

m Atintes in deu verschiedenartigsten Lagen! Ein Organ, das breche ationen zur Beichnuna des eh etenden Ministers, des zusammen- des enen Grelses, des zärtlihen Vaters, des \ih verstellenden Höflings, die alten Riego Erectenden Sieges, des si in der Erinnerung an nit ans ‘der Fassun, weidenden Soldaten, des selbst bei dräuendem Mord benden und aus Ar R UN ¡phie Philosophen, des zum Scheine ster- s | eintod triumphirend ih erhebenden politi-

en Neinecke ein solche j h / N Mielsei fielen i U worüber derjenige, der den Bulwer

e eten muß, i} volles Eigenthum unseres

798

fen derer, welche das Unterrihts-Conseil der Parteilichkeit verdächti- gen, dadurch zu beseitigen suchte, daß er ihnen bemerklich machte, diese Behörde sei ja durch Annahme des Amendements, welches die Entwerfung der Prüfungs - Programme der Kontrolle des Staats- Raths unterwerfe, bereits unschädlich gemacht und würde jeßt nicht mehr die Macht haben, irgend eine Vorliebe oder Antipathie geltend zu machen. Hierauf wurde das vorgeschlagene Ameudement fast einstimmig von der Kammer verworfen und im weiteren Verlauf der Diskussion der Ate Art., welcher jedem Franzosen, der 30 Jahr alt is, eine Unterrichts- Anstalt zu errichten gestattet, unter den Bedingungen, welche der Geseß - Entwurf in Betreff der Qualifications = Nach- weisung vorschreibt, und unter der, daß er zu keiner verbote- nen geistlichen Congregation zu gehören erkläre, nebst einem dazu vom Grafen Beugnot vorgeschlagenen Amendement, welches dieses Recht auch Ausländern, die die Erlaubuiß zum Aufenthalt in Frankreich hätten, verleihen will, noch einmal an die Kommission zur Prüfung überwiesen. Der Herzog von Broglie war gegen die Ertheilung dieses Rechts an Ausländer, weil dies cin zu großes Privilegium für dieselben sein würde, Herr Villemain meinte aber, es könnte wohl die Regierung ermächtigt werden, in Fällen, wo sie es auge- messen fände, auch Ausländern das Recht des Unterrichts zu verleihen,

Deputirten - Kammer. Sihung vom 6, Mai. Die Diskussion des Gefängniß = Gesetzes blieb heute beim 13ten Artikel stehen, welcher bestimmt, daß für Sträflinge, die zu Zwangsarbeit verurtheilt sind, Gefänguisse unter dem Namen „Zwangsarbeitshäuser“/ errihtet und daß die Gefangenen darin mit der härtesten Arbeit be- schäftigt werden sollen. Herr Bechard beantragte amendementsweise, daß die Kammer die Errichtung dieser neuen Zellen -Gefängnisse für die Verurtheilten noch ausseßen möge, bis man sich aus dem Ver suh mit dem gemilderten Zellen - System für die Angeklagten über- zeugt habe, ob die Einführung desselben in strenger Form für die weiblichen Sträflinge zulässig sei. Herr von Lamartine bekämpfte dies Amendement und zeigte sich als eifriger Gegner der Bagno?'s und Anhänger des Zellen - Systems in Verbindung mit Deportation nach zehnjähriger Haft.

Paris, 7. Mai. Gestern hat die Königin noh einmal, in Begleitung der Prinzessin von Joinville, der Herzogin von Koburg, des Herzogs von Montpenster und des Herzogs von Koburg, die Jun dustrie - Ausstellung besucht, Die hohen Herrschaften wurden vom Handels = Minister, von Herrn Camille Paganel und von mehreren Mitgliedern der Central - Jury begleitet, Sie besichtigten zuerst die Mousselin - Stoffe des Elsaß in all ihren vielfältigen Varietäten, die Bandwaaren von Stk, Etienne und St, Chamond, wovon jede dieser Städte jährlih zum Werth von 40 Millionen Fr. ausführt. JZhre Majestät verweilte besonders lange bei den Erzeugnissen der Webstühle von Lyon und bewunderte die aus denselben hervorgegangenen Sammet -= und Damast - Stoffe, Darauf wandte sich die Aufmerksamkeit der Königin zu den manuig- faltigen Arten von Shawls, die mit den Erzeugnissen des Orients wetteifern. Die Reihe kam sodann an die musikalischen Justrumente, die Juwelen und Kupferstiche, Die anwesenden Fabrikanten und Künstler, welche zu der Ausstellung beigesteuert haben, wurden der Königin vorgestellt, die ihnen ihren Beifall zu erkennen gab. Der Besuch Jhrer Majestät in den Sälen der Ausstellung dauerte drei Stunden.

Es verbreitet sich jeßt vas Gerücht, vas Ministerium beabsich- tige, den Schluß der legislativen Session diesmal ers im August eintreten zu lassen, um den Kammern Zeit zur Erledigung der vor liegenden Cisenbahu-Geseß-Entwürfe zu gewähren.

Der Armoricain vom 4ten d. berichtet, daß die Korvette „Ariane““ zur Abfahrt nah Otaheiti bereit is und nur noch auf das Eintreffen der leßten Justructionen aus Paris wartet,

Der Bischof von Chalons hat neuerdings ein sehr lebhaftes Schreiben in Sachen des freien Unterrichts in eínem neukatholischen Blatt erscheinen lassen, und die Bewegung unter dem Klerus is noch immer im Wachsen,

Die Quotidienne veröffentlicht ein Schreiben, das von den Almosenieren dreier Unterrichts-Anstalten an den Erzbischof von Paris gerihtet worden sein soll und scharfe Bemerkungen über den moralischen und religiösen Zustand der Zöglinge enthält; es wird so dargestellt, als sei diese geistliche Denkschrift in diesen Tagen an den Erzbischof ge- langt, Ein Almosenier vom Collége des heiligen Ludwig erklärt je- doch öffentlich, die dermaligen Almoseniere der Königl. Colléges hât=- ten nichts gegen die Universität geschrieben, ja uicht einmal daran ge- dacht, etwas der Art zu thunz das in der Quotidienne erschienene Sreiben sei aus der Zeit vor der Juli-Revolution, Einer weiteren

Gastes, des würdigsten Jnterpreten dramatischer Dichter, Die Scenen im vierten Aft, wo der Kardinal vor dem Könige die Feuerprobe zu bestehen hat und in die Versuchung kommt, an sich selber irre zu werden, waren der Triumph der Leistungen Döring's in dieser höchst schwierigen Nollez auh die Frage in dem Pseudo - Sterbestündlein „, Mit unumschränkter Macht 2‘ wurde ein herrlicher Moment der Kunst, Wohl dem Theater, das cinen solchen Charakfteristikfer den seinigen nennen kann! Das Pt- blifum rief ihn nah dem vierten und fünften Aft stürmisch hervor. Diejeni- gen Personen, welche neben dem Kardinal zunächst das Juteresse des Herzens in Anspruch nehmen, der Ritter von Mauprat und Julie von Mortemar, wurden durch Herrn vo n Lavallade und Dlle. Stich unter allgemeinem Beifall rüh- menswerth gegeben, Bei dem an das Humboristische streifenden Herrn von Behringen konnte Herr Crüsemann sein Talent für derartige Nollen abermals geltend machen, Ju der Zeichnung des Baradas hob Herr Grua zu sehx den Liebhaber, zu wenig den Jutriguanten hervor. Herr Devrient hatte den dreizehnten Ludwig, den der Dichter wohl allzu unbeventend hingestellt hatz auch Gaston, Herzog von Orleans (Herr Krüger), und seine bekannte Geliebte, Mariou de Lorme (Frl. Auguste von Hagn), sind hier ganz unerhebliche Figuren, Herr Franz als Kapuziner Joseph und Herr Wau eer als Hnguet waren an ihrem Plaß. Frau vou La- vallade gab uns als Edelknabe Franz ein hübsches Bild dicses dem r0- mantischen sich annäheruden sranzösischen Jünglings. Heir Hartmann (Gouverneur der Bastille) möge sich vor dem häufigen Verschlucken der Endsylben hüten, f

Man hatte die Uebersebung von Ludwig Brannfels gewählt, 4) utiiié der Bestimmtheit des Worts - Ausdrucks is die Bärmannsche besser, U—,

Versteigerung der Cemálde- Sammlung des Herrn Martini, Kassirers bei Nothschild in Paris.

2}, Paris, im Mai, Jn der leßten Zeit waren Ls cut els Tag Bilder - Verstcigerungen, welche, wie gewöhnlich, am Ende der Saison an Zahl zunehmen und viele Liebhaber und Sammler nebst dem ganzen Schwarm der Händler und Trödler herbeilocken. Diese häufigen Versteigerungen erzen- gen eine Konkurrenz, die zum Vortheil des Verläufers ausshlägt und eine Anzahl Dinge in den Handel bringt, wovon man sonst kaum eiwas wissen würde, und verbreiten in vielen Händen einen Ueberfluß von oft werthlosen und für den Kenner bedeutungslosen Gegenständen, welche sich Leute ancig- nen, die bei Gerümplern faufen und sich mit Kunsttrödel abgeben. Diese Kunsttrödler sind wahre Kroptogamisten, welche die Gaunerei auf dem Boden des Kimnsthandels emportreibt, wo 44 unverschämt herumwuchern und ihr Gift ausspriven, Wegen ihrer frassen Unwissenheit bei Einkäufen meist betrogen,

Aufklärung zufolge hatte der Erzbishof von Paris, Herr von Quelen, im Jahr 1830 die Almoseniere der pariser Colléges konsultirt ; ihre Antwort war eine Klage über den antireligiösen Geist, der in den Colléges herrshe, Der Univers hatte dies Aktenstück in seiner Nummer vom 30, April abgedruckt und die Quotidienne aren nun Fragmente daraus für ein neues Aktenstick auszugeben,

pa Paris, 7. Mai, Jun der heutigen Sibßung der Pairs - Kammer erhob zuerst Marquis von Boissy Klage über Untreue der Berichte des Moniteur über die Kammer - Verhandlungen, be= fouders soll die gestrige Redy des Ministers des öffentlihen Uater- richts außerordentlih entstellt worden sein, Der Minister entgeg= net, der Reduer unterstelle seinen Worten wahrscheiulih einen Sinn, den sie nicht hatten, daher der Jrrthum desselben, Der Herzog von Broglie liest nun den neugefaßten Artikel 3 ab, der so lau- tet: „Der Religions - Unterricht in Betreff der Lehre des Dogma und der Religions - Geschichte wird in den öffentlihen oder Privat- Austalten den Zöglingen, getrennt gegeben die verschiedenen Konfes- sionen angehören. Dieser Unterricht wird den katholischen Zöglingen dur einen Aumouier in jeder Anstalt ertheilt oder dur einen an=- deren gebührend ermächtigten Geistlihenz und den Zöglingen, welche anderen Konfessionen angehören, durch einen oder mehrere Minister jedes Kultus, die dazu gebührend ermächtigt sind.“ Dieser Paragraph wird nach einigen Bemerkungen des Grafen Tasch er, des Herrn von Boissy und des Grafen Molé angenommen, Die Kammer schreitet zu Art, 4 des Regierungs - Entwurfes, worüber die Diskus» sion hon gestern begann, Der Herzog von Broglie entwidelt bie von der Kommission darau vorgenommenen Amendements. Ein Amendement des Grafen Beugnot in Betreff der an Ausländer zu ertheilenden Ermächtigung, an die Spibe von Unterrichts - Anstalten zu treten, führt zu einer lebhasten Disfussion zwischen Herrn Char- les Dupin, dem M inister des öffentlichen Unterrichts, Herrn Béranger (de la Drome), von Barante, von Broglie, dem Justiz - Minister und dem Marquis von Boissy. Die Sihung dauert fort.

Jn der Deputirten-Kammer wurde die Diskussion über Herrn Bechard’s Amendement auf Unterdrückung des Titels Ul, des Geseß-Entwurfs über die Gefängnisse, wonach das Zellen-System an die Stelle der Bagnos treten soll, so wie an die Stelle aller für Berurtheilte bestimmten Gesänguisse, wieder aufgenommen. Herr Bouillaud vollendet zuerst seine gestern begonnene Rede zur Un- terstüung des Amendements des Herrn Bechard aus Gesundheits= und moralishen wie humauen Rücksichten. Er erzählt eine Menge von Fällen, wo die einsame Einsperrung Verrüdcktheit erzeugt habe, selten habe sie gebessert, Nur sür Angeklagte und auf furze Zeit Berurtheilte will er sie zulassen. Er will für das Gesebß stimmen, wenn Herrn Bechard's Amendement angenommen wird. Herr Lessti- boudois, gleichfalls Arzt, glaubt, einen Theil der Angaben des Herru Bouillaud pflichtgemäß bestreiten zu müssen und erklärt sich für die Absperrung. (Ruf zur Abstimmung, als der Redner schließt.) Herr Arago erwiedert noch auf die gestrigen Augaben des Herrn von Laroche - Jacquelin über das eben uuter Gutheißung des Gene- ralraths der Seine im Ban begriffene Gesängniß der Force die An-= gaben des Ministers des Junern bestätigend und befrästigend, Herr von Laroche-Jac quelin behauptet dessenungeachtet , die Räume zur Bewegung der Gefangenen seien unzureichend, uud bleibt bei sei nen Angaben stehen, nur die gesunde Beschaffenheit der Zellen räumt er Herrn Arago ein, weil er mit Gelehrten sich nicht herumstreiten wolle, Das Amendement wird endlich nach Anhörung auch des Herrn von Tocqueville und des Herrn Boilay de la Meurthe mit immenser Majorität verworfen. Der Kriegs - Minister legt einen Geseß = Ent- wurf wegen Umwandlung der Fenergewehre in Perkussiousgewehre vor. Herr Cremieux enutwickelt ein neues Amendement zu dem Gesebße über die Gefängnisse. Die Sihung dauert fort,

Paris, 7. Mai, Die gestrige Sißung der Pairs-Kammer war in hohem Grade interessant, die Bestrebungen einer Partei dieser Kammer, an deren Spibe der erste Präsident, Baron Seguier, steht, und dem die Herren Marquis von Barthelemy, Graf Beugnot und Marquis von Gabriac gewissermaßen nur als Adjutanten dienen, sind recht deutlih und in ihrem wahren Lichte hervorgetreten; aber die Resultate der gestrigen Sißbung zeigen auh aufs Klarste, daß die große Mehrheit der Kammer von keinerlei Parteibestrebungen sich leiten oder fortreißen lassen will, daß sie mit rihtigem Blick und sicherem Tafkte und einer wahrhaft bewundernswerthen Unparteilichkeit das Wahre vom Falschen zu unterscheiden, und ihre Beschlüsse danach einzurichten weiß. Schon bei dem Art, 3 des ersten] Abschnitts des Titels 11. des Geseß-Cntwurses trat dies sehr merklich hervor. Dieser Artikel sollte

suchen sie ihrerseits wieder die Unkundigen zu prellen und werfen überall ihre Schlingen aus. Will ein Privatmann seine Sammlung verkaufen, so begeben sie sich paarweise in die Ausstellung, welche wichtigen Verkäufen jedesmal voran- geht, und befrittelu und bespötteln jedes Stück, in der treulosen Absicht, die Liebhaber faufsheu zu machen und mitsteigernde Konkurrenten ans dem Wege zu schaffen, Nur zu oft glücken ihnen ihre shmählichen Umtriebe, wogegen leine Abhülfe möglich istz doch scheiterten neulich alle ihre Bemühungen bei der Versteigerung der Sammlung des Herrn Martini, Kassirers bei Nothschild, der, danach zu urtheilen, eine glänzende Ausnahme oder eine ganz besondere Abart von den Kassirern der hiesigen Banquiers sein muß, welche Balzac meisterhast wahr und Sit in seinem Meluot schildert. Die Sammlung des Herrn Martini, welche hier am 23sten d, zur Verstei- gerung fam, bestand aus einer mäßigen Anzahl holländischer und flamän- nischer Bilder, durchgängig von hübscher Auswahl, passender Größe, guter Erhaltung, ausgemachter Aechtheit und entsprehender Darstellung, Wurden diese Bilder nach eigener Eingebung ausgesucht, #0 muß Herr Martini ein Mann von Geschmack seia und nicht ohue Bildungz nur ein Ge- schäftsmanun, der außer seiner Handelsbilanz sich um Allotria be- fümmert und niht blos ausschließlich mit seiner Kasse liebäugelt, fondern auh rgend einer der armen neun Schwestern Avaucen macht, kann sich eutshließen, Geld für Dinge auszugebeu, die feine baaren Juteressen tragen und blos eingebildeten Gewinn abwersen. Aus dem sonst selten eintreffenden Umstande, daß die Bilder durchgängig mit dem Namen der Meister gezeichnet und gleichsam bescheinigt waren, leuchtele freilich Ade rakteristisch der Kassirer des großen Banquierhauses hervor, der \scine Bil- der, wie seine Wechsel, nur nach Sicht und Unterschrift auszahlt, Hetr Martini hat es mit Recht für überflüssig gehalten, seine Sammlung von der eben so fürchterlichen als lächerlichen Prosa eines Bilder-Taxators an- preisen zu lassenz der Auctions-Katalog, nach dem Muster des vorigen Win- ter ausgegebenen Paul Perierschen Versteigerungs - Büchelchen abgefaßt, machte einfach die verschiedenen Stücke namhast, mit Hinzufügung der Höhe und Breite und des Materials, worauf sie, gemalt waren, und Hinweisung auf den großen Katalog von John Smith für diejenigen Bilder, deren der- selbe gedenkt. Wie zu erwarten stand, ging die Versteigerung glücklich von statten, Die besten Bilder fanden Käufer zu guten Preisen, und gee Stücke untergeordneten Ranges wurden, meines Bedünkens, unvernünftig hoh und weit über ihrem Werthe bezahlt, Augenblickliche Liebhaber - Lau- ven und vorübergehende O bewirken hier öfter, wenn ih mich so ausdrücken darf, unlogische Steigerungen, die feínen Sinn und Verstand haben, Eine Spihenklöpplerin, das Portrait eines holländischen Banquiers in seiner Schreibstube, dem seín Söhnchen einen Brief überreicht, und, als Gegenstück dazu, das Portrait einer vornehm gekleideten Dame mit ihrem Töchterchen in einem Prunkzimmer, drei im Machwerk der Stoffe meister- lihe und ín allen Theilen aufs feinste ausgepinselte, aber geistig gehaltlose

Bürgschaften gewähren für den religiösen Unterricht in Betreff desDogma*s und der Religionsgeschichte in den Staats-Anstalten sowohl, als in den soge= nannten sreien Înstitutionen. Aber es traten in dessen Verfügungen sehr bedenkflihe Mißstände hervor, Es sollte dur denselben den Fa- milienvätern freigestellt werden, ohne Berücksichtigung des vom Staate aufgestellten Aumounier, ihre Kinder dur einen Geistlichen ihrer Wahl unterrichten zu lassen. Dadurch wäre aber offenbar eine bedauerliche Verwirrung und Störung in der inneren Organisation der öffent= lichen sowohl, als der Privat - Anstalten hervorgerufen, den Anfor- derungen der Disziplin entgegengewirkt, und die Möglichkeit von Kon= fliften dargeboten worden. Die Kammer hat diese Gefahr wohl er= faunt, und deshalb den Art. 3 an die Kommission zurückgewiesen, um eine neue Fassung zu erhalten, Dann begann der eigeutlîh ernste Kampf in Betreff des Art. 4. Nach diesem soll jeder Franzose in dem Alter von 30 Jahren Lehrer (instituteur) werden können, unter der Bedingung, daß er zuvor in die Hände des Rektors der Akademie, wo er sich niederzulassen gedenkt, niederlege : 1) ein Zeugniß, welhes nchweist, daß er vermöge seiner Sitten und seines Betragens würdig is, die Leitung einer Anstalt für den Sekundär- Unterricht zu übernehmen; 2) das Diplom über den erlangten akademischen Grad und das Zeugniß über seine Be- fähigung, wie sie dur die folgenden Artikel des Geseß-Eutwurfs festgeseßt sind, desgleichen die bestimmte schriftlihe und von dem Kandidaten unterzeihnete Erklärung, daß er zu keiner nicht erlaubten religiösen Congregation gehöre; 3) das innere Reglement und das Studien-Programm der zu errihtenden Anstalt; 4 den Plan des gewählten Lokals, mit dem Visa und der Gutheißung des Maires der Gemeinde. Der Regierungs Entwurf hatte ursprüng V N E E E Ser fur Die Justituts Direktoren verlangt, die Kommission aber dasselbe aus leiht begreiflihen und hochwihtigen Beweggründen im Juteresse der Sache auf 30 Jahre erhöht, wozu die Regierung auch bereitwilligst ihre Zustimmung gab. Diese allerdings wesentlihe Abänderung wird im Schoße der Kammer selbst durhaus keinen ernstlihen Widerstand sinden, Aber um so energischer bekämpfte der Minister des öffentlichen Unterrichts das von den obengenanuten Pairs im Sinne der unbe- gränzten Freiheit des Unterrichts entwickelte Gegenprojekt. Diese vier Mitglieder hatten sich beeilen zu müssen geglaubt, aus dem ihrer Sache mehr oder weniger günstigen Votum der Kammer vom lebten Sonnabend die äußersten Konsequenzen zu ziehen und hatten ein ganz neues System abgefaßt, das unter der anscheinend ganz bescheidenen óorm eines bloßen Amendements das ganze System des vou Re- gierung und Kommission vorgeschlagenen Geseßes umgestürzt hätte, An der Spiße der von ihnen vorgeschlagenen, wie sie sagen, sehr liberalen Organisation hätte von der Seite des Ministers ein höherer Rath der Privat- Anstalten für den Sekundär-Unterricht si gurirt, bestehend aus den ersten Präsidenten des Cassationshofes, des Rechnungshofes und des Königlichen Gerichtshofes von Paris, dem Erzbischof von Paris, zwei Mitgliedern des Justituts, die vom König alle drei Jahre neu ernannt werden sollten; aus zwei Chefs von freien Justituten, die gleichfalls vom König zu ernennen wären, und von denen jährli je einer durch neue Ernennung erseßt würdez end- lih sollte ein gleichfalls vom König ernannter General-Secretair die- sem höheren Unterrichts-Rathe beigegeben und mit Vorbereitung der Arbeiten desselben beauftragt werden. Dieser höhere Rath sollte als Gegengewiht und Mival dem Königlichen Unterrichts = Rathe gegenübergestellt werden, die Aufgabe haben, über die reglemen- tarischen Ordonnanzen in Betref der freien Justitute berathen und Beschluß fassen, Verweise an die Chefs derselben ertheilen, und über die Berufungen derjenigen entscheiden, welche solche wegen Ver- weigerung der Moralitäts-Zeugnisse von Seiten der Brzirks-Comit(s ergriffen hätten, Dieser höhere Unterrichts = Rath sollte auch das Recht haben, dem Méínister eine Liste von Kandidaten sür die Stellen von Spezial-Juspektoren der Privat-Unterrichts-Austalten in doppelter Zahl der zu besebenden Stellen vorzulegen: mit der Fakultät und dem akademischen Rathe zur Ernennung der Professoren der Fakul täten der Literatur und der Wissenschaften mitzuwirken; außerhalb dieser Fakultäten und in gleiher Zahl mit jener der Pro- fessoren Assessoren zu wählen, die an den Prüfungen für das Bakkalgureat ès - leltres, kraft der durch den Minister aus einer doppelten Liste vorgenommenen Bezeichnung, hätten Theil nehmen follen. Wenn hierdurch {on das Gegenprojekt ein klarer Beweis des Mißtrauens gegen die Universität und eine Art Lossa= gung von derselben zu Gunsten der freien Justitute war, so trat der eigentliche Zweck, die unbegränzte Freiheit, die man wollte, noch mehr in einer Menge auderer Bestimmungen hervor, die schon früher von den Blättern der kirchlihen Partei, ihrem Wortlaute nah, gegeben und mit weitläufigen Kommentaren begleitet worden waren. Vie

799

Fähigkeits= Zeugnisse sollten für die freien Jnstituteurs durchaus auf- hören, nur das Moralitäts - Zeugniß und das Diplom als Baccalau-

reus ès-leltres für diese auch ferner erforderlih sein, Der Grab als Licentiat ès - letlres, als Baccalaureus ès - sciences, war für die Professoren der Philosophie, Rhetorik und Mathematik nicht mehr gefordert als unumgängliche Bedingung für volle Ausübung des Unterrichts- Rechts; das Zeugniß über die gemachten Studien war für die zur Prüfung für Erlangung des Baccalaureats sich stel= lenden Zöglinge niht mehr nothwendig; die Verpflichtung, zu erklä= ren, daß man keiner unerlaubten religiösen Congregation angehöre, eben so wenig, und gerade darin trat das bezweckte System am deut= lihsten hervor. Die Kammer konnte diese Mißstände nicht verkennen, und wie vorauszusehen war, hat sie fast einmüthig die Errichtung dieses höheren Unterrihts-Raths verworfen, 2

Grossbritanien und Irland.

Unterhaus. Sibßung vom 6. Mai, Der heutige Abend war für die Auseinanderseßung des Regierungsplanes in Betreff des Privilegiums der Bank von England bestimmt, und Sir R. Peel erhob sich demna bald nah Eröffnung der Sihung, um in einer ausgedehnten, 3 Stunden dauernden Rede die lange erwarteten Maß- regeln der Regierung hinsihtlich der Aenderungen des Bankwesens in England und Wales überhaupt, als der Bank von England ins besondere auseinanderzuscßen und zu mofkivirem. Der erste Theil sei- ner Rede beschäftigt sich mit der Aufzählung und Erklärung jener Elementar = Prinzipien, auf welhen der ganze, o überaus widtige Gegenstand des Bankwesens beruht, und deren Wiederholung, wie der- Minister sagte, bei großen Gelegenheiten nüßlih sei, um si die wahre Natur der Grundlage eines Systems zurückzurufen, das jeder Finanz - Operation zum Grunde liegt. Die Charte der Bank von England is im Jahre 1833 erneuert und ihre Gültigkeit bis 1855 ausgedehnt worden; dohch euthält der Brief die Bestimmung, daß nah Verlauf der ersten zehn Jahre das Parlament die hm gutdünkenden Aenderungen darin veranlassen kanu. Da diese örist mit dem August d, J. verstreicht, so nimmt die Regierung Ver- anlassung, „um sich einer großen Pflicht zu erledigen“, dem Parla mente einen Vorschlag zu diesen Aenderungen vorzulegen. Sir Ro bert Peel verlangte niht an dem heutigen Abend die Entscheidung des Hauses, sondern wollte nur vorläufig pro lorma seine Resolutio: nen beantragen und dem Hause wie dem Lande die reiflihe Ueberle= gung derselben anheimgeben, überzeugt, daß diese große Frage nicht von Partei-Borurtheilen und voreiligen Schlüssen beantwortet werden würde. Die Resolutionen lauten folgendermaßen :

__,Es is gut, daß die Bank von England auf bestimmte Zeit im Ge- nisse gewisser ihr jeßt durch das Geseß bewilligter Privilegien, aber dabei solchen Bedingungen unterworfen bleibe, weldh)e man sür gut sinden wicd durch irgend eine Akte näher zu bezeichnen, Es is gut, daß die Banl von England fortan in zwei getrennte Departements geiheilt werde, das eine ausschließlih zur Ausgabe und zur Circulation der Noten, das andere zur Besorgung der eigentlichen Bankgeschäfte, Z

Es ift gut, den Betrag der Caution zu beschränken, auf Grund wel- cher es fortan sür die Bank von England gesezlich sein soll, Schuldscheine (promissory notes), dem Jnhaber zablbar, auszugeben, und die ‘Erhöhung fin Betrages in gewissen Fällen von bestimmten Gescßzen abhängen zu assen. :

Wöchentlich soll der Zustand der Bank von Eugland in beiden De- partements bekannt gemacht werden. i

Das Gesetz soll aufgehoben sein, welches bestimmt, daß die Noten der Bauk von England bei Bezahlung von Stempelgeldern in Anwendung kom- men mussen.

__ Für die Bewilligung der Fortdauer der Privilegien soll die feste jähr- lihe Summe, welche die Bank von England an den Staat zu zahlen hat, auf 180,000 Pfd, St. festgestellt seîn, und diese Summe soll von den ‘der Bank zur Deckung der Staatsschuld überwiesenen Geldern în Abzug ge bracht werden. S

__ Die Bank von England soll bei einer Erhöhung der Cautionen für die Ausgabe der oben angeführien Schuldscheine noch außer der fixirten jährlîïchen Summe von 180,000 Pfund eine Abgabe an den Staat zahlen und zwar den Netto - Gewinn aus dem erlöbten Cautions- Betrage, :

Die Ausgabe solcher Schuldscheine, welche dem Juhaber zu jeder Zeit zahlbar sind, soll jeder Bank, welche dies Necht noch nit besitzt oder welche fünftig in irgend einem Theile des vereinigten Königreichs gegründet wird, geseplich verboten sein, a S

__ Diejenigen Banken in England und Wales, welche dies Necht schon besien, behalten dasselbe unter solchen Bedingungen welche man geseßlich bestimmen wird, H Der Betrag solcher ausgegebenen Schuldscheine soll allwöchentlih be- kannt gemacht werden, / j /

_ Der Minister beendete seine Rede, auf die wir ausführlich zu- rücfkommen, unter lautem Beifall von allen Seiten, worauf das Haus zur Erörterung der einzelnen Klauseln der Fabrikbill überging, von

denen, ohne daß darüber eíne Debatte si{ch entspann, mehrerè ange= nomnien wurden, Im Oberhause kam nihts von Bedeutung zur Verhandlung.

_ London, 7. Maí, Jhre Majestät die verwittwete Königin ist von ihrem Armübel so weit wiederhergestellt, daß feine Bülletins mehr ausgegeben werden,

Die vor einigen Tagen als ene Vermuthung ausgesprochene Mittheilung der Times von der Wahl des neuen General-Gouver= neurs von Jnudien, welhe dem genannten Blatte wahrscheinlih dur einen der Direktoren der ostindishen Compagnie insinuirt worden war, hat sich troß einer im ministeriellen Standard am Sonnabende erschie=- nenen Widerlegung dieses Gerüchts als authentisch bestätigt. Die Direk= toren der Compagnie haben in der That in einer gestern gehaltenen Ver= sammlung den bisherigen Staats-Secretair für das Kriegs-Departement, General-Lieutenant Sir Heury Hardinge, einstimmig an die Stelle Lord Ellenborough?s zum General-Gouverneur von Ostindien erwählt, und die Regierung hat nicht ermangelt, die Wahl gutzuheißen, sie auf ein ihr ergebenes Jndividuum gefallen is, Beide Theile sind dadurch mit einander ausgesöhnt und zufriedengestellt; die Regierung sieht durch die Wahl Sir Henry Hardinge's die began= gene Unklugheit, wie der Herzog von Wellington die Zurüdrufung Lord Ellenborough?s nennt, wieder gut gemacht, und die Direktoren haben ihren Zweck erreiht, den General - Gouverneur von seinem Posten entfernt zu sehen, Der Standard bemerkt zwar, daß die Gerechtigkeit gegen Lord Ellenborough die Zurücknahme des ersten Beschlusses der Direktoren erfordert hätte, Das Ministerium, seßt indeß sogleich dasselbe Blatt hinzu, habe aber auf andere wichtigere Gründe politischer Natur zu rücksihtigen gehabt, welche die Gereh- tigkeit gegen den einzelnen Mann in Betracht der Wohlfahrt dés all= gemeinen Bestens in den Hintergrund zurückdrängen, denn Lord Ellen= borongh würde als Mann von Ehre wohl die Maßregel der Direktoren verzeihen, aber sfe niemals vergessen haben ; er hätte also au, wenn seine Abberufung zurückgenommen worden wäre, abgedankt, und ein gefahr= volles Juterregnum in der Regierung Judiens wäre die Folge gewesen. Die Regierung drang deshalb niht auf den Widerruf des Befehls, von allen persönlichen Rücksichten sch losreißend, sondern ließ sch die Wahl eines nenen General-Gouverneurs gefallen, gegen dés}sen poli= tische Denkungsart und Fähigkeit ste nihts einzuwenden findet. Jm Uebrigen scheint ch{ch diese Wahl eines allgemeinen Beifalls in Lande zu erfreuen, Das Hauptorgan der Opposition, die Mornit g Chronicle, erkennt Six Henry Hardinge zwar nicht für einen gro= ßen, durch ausgebreitete Kenntnisse unterstüßten Geist, aber wohl für einen Mann, der in einem beschränkten Kreise nah bêéstimmten Justructionen rasch und entschieden zu handeln ver= stehe, und sie hält ihn für ein sehr geeignetes Werkzeug zur Regierung des indischen Reiches. „Er versteht, was er unternimmt“, sagt die Post, „und unternimmt nichts, was er nicht versteht.“ Auch die Times stimmt damit überein. Judien würde nichts durch die neue Wahl verlieren, wenn auch Sir Henry Hardinge nicht #0 großartige Pläne, wie sie Lord Ellenborough nährt, zur Ansführung bringen werde, so habe man doch wenigstens nicht zu besorgen, da er sih durch eine Nachäffung des orientalischen Wesens, wie jener, lächerlih machen werde. Auch finde er nicht, wie Lord Ellenborough, ein bloßes Vergnügen am Soldatenspiel, sondern habe unter seinem großem Lehrmeister, dem Herzoge von Wellington, den Ernst des Krieges kennen und sih darauf vorbereiten gelernt. Sir Henry Har= dinge, der jeßt in Feinem 59sten Lebensjahre steht, trat nämlich 17941 in das Heer, und diente mit Auszeichnung in den Feldzügen des Herzogs von Wellington in Portugal und Spanienz er war General-Quartier=- meister der portugiesischen Armee von 1809 bis 1813; auch kämpfte er beé Waterloo mit, wo er einen Arm verlor, und dafür eine Pension von 300 Pfd. bezieht. Wie der Standard, so findet auh der Morning Herald in der Wahl eines solhen General - Gouverneurs eine passende Sühne der Unbesonnenheit, der sch das Direktorium dur seinen ersten Beschluß schuldig gemacht habe, um so mehr, als das verwandtschaftlihe Verhältniß, worin der neue Gouverneur zu dem abgerufenen stehe (sie sind Schwäger), die Absicht anzudeuten feine, daß man den Lebteren möglichst habe shonen wollen, Auch die Morning Post äußert sich günstig über die Wahl, —- Sir Henry Hardinge wird sobald wie möglih auf seinen Posten abgehen und wie verlautet, wahrscheinlich schon in der zweiten Woche des folgen- den Monats England verlassen.

Schweden und Vorwegen.

Stockholm, 3. Mai. Mehrere Personen aus allen Ständen haben si vereinigt, um Sr. Excellenz dem Reichs-Marschall Grafen Bral,e eine goldene Medaille zum Andenken an die Hingebung zu

kleine Kabinetsbilder auf Holz von Slingelandt, die beiden lehteren bei Smith verzeichnet, das erste verkauft für 1885, das zweite für 4100, das dritte für 2200 Fr.; das Portrait der Frau von Lartiguer, Gemahlin des französischen Gesandten in Holland, von Kaspar Netscher, ein ova- les, flau betontes Bildchen auf Kupser, in der späteren kalten und polirten Weise des Meisters, verkaust für 830 Fr.z eine Dame als Diana auf der Jagd und ein Mädchen mit bloßem Busen und einen Blumenkorb auf dem Arm, zwei geistlos fleißige Bildchen auf Holz von Willem van Mieris faum so groß als die Hand, das eine verkauft sür 1140, das andere für 1745 Fr.z eine Susanne im Bade mit den beiden Greisen, ein eben so geschmacklos in der Art des van der Wers komponirtes, als geleckt behan- deltes und manierirt ausgedrüctes Bild auf Kupfer von Philiy van Dv ck, verkauft für 2950 Fr,z eine Frau, die cinen Arzt konsultirt, ein un- bedentendes Bild auf Holz von Godefroy Schalken, verkauft für 1205 Fr.z eine Ansicht aus Amsterdam auf Leinwand von Berkhcyden von sorgsamster Durchbildung in deu Einzelnheiten, aber im Ensemble ohne allen malerischen Gesammireiz, verkauft für 1410 Fr,z und einige andere Bilder waren bestimmt nicht halb so viel werth, als vafür gezahlt wurde, wvogegen ein Konzert auf der Marmor-Terrasse eines Palastes vonGonzalez Co ques ein schr schönes, elegant aufgefaßtes und ausgeführtes Bild dieses seltenen Meisters , für 1360, und ein zwar etwas angegriffenes, aber immer noch treffliches weibliches Portrait von Rembrandt für 510 Fr. zu unver- hältuißmäßig niedrigen Preisen weggingen. Freilich wenn Mieris, Slin- gelandt, Philip van Dyck und Konsorten steigen, so kann man nichts an- deres erwarten, als daß Nembrandt, der kleine van Dyck und ihres Glei- chen fallen, Auch ein operircnder Chirurgus von Mathon, in der Auf- fassung des Gegenstandes, wie in der feinen Ausführung alles Beiwerks sehr günstig an Geraert Dow erinnernd, und durch shlagende Beleuchtung ausge- (Roe, ein trefflihes, mit dem Monogramm M bezeihnetes Bild dieses g eisters, der bei uns gar nícht bekannt is und von dem ich in hiesigen Versteigerungen mitunter die herrlichsten Stücke geseben, wurde, nah mei- nem Dafürhalten, mít 1310 Fr, nicht zu theuer bezablt, Eben fo erschien mír der Preís von 1830 Fr. recht mäßig für ein sehr hübsches großes Bild von Cornelius Dusart, eine Bauernfamilie vor der Thür ihrer Wohnung darstellend, und mit dem Namen des Künst- lers und dem Datum von 1683 bezeichnet, Von diesem Schüler des Adrian van Ostade, dessen beste Werke in Deutschland nirgends verbreitet sind, sieht man hier in Versteigerungen ebenfalls häusige Proben des gediegensten Ta- lentsz wie sein Meister, beobachtete und \pionirte er vorzüglich die Dorfleute bei ihren ländlichen Spielen, Festen, Gelagen und Schlägereien, welche Zu- stände er mit entsprehendem Ausdruck und Leben wiedergiebt, Er hat nicht den weichen, zarten Schmelz des Vortrages, die schöne, durchsichtige Helle des Kolorits, die feine Durhbildung des Halbdunkels und die anziehende

Gutmüthigkfeit des Ausdrucks, welche in so hohem Grade seinen Meister

auszeichnen, dem er jedoh in der Gluth der Farbe am nächsten steht und häufig an Feinheit des Geschmackes überlegen i, Eine Landschast von Jan Both, eine hügelige Gegend von reichem Bewuchs, in shöner, warmer, aber nicht wie bei diesem Meister so oft übertriebener Abendbeleuchtung, von sehr delikater Ausführung und hier und da mit Wanderern, Hirten und Vieh von der Hand des Andreas Both staffirt, war ein prächtiges Bild, welches die 8600 Fr., wo- für es verlauft wurde, werth war. Ein Bauer, der vor ciner Felsengrotte an der Heerstraße bei cinem Grobschmíid seinem Schimmel Hufeisen unterlegen läßt, wobei mehrere andere Figuren und ein den Berg hinanfahrender (Hüter- wagen, ein n der Touche und Harmonie feines und reines Bild zweiten Ranges von Ph, Wonwerman, 35 Cent, hoh, 31 Cent, breit, auf Holz gemalt und bei Smith ím ersten Bande unter Nr. 167 erwähnt, wog gleichfalls die 9500 Fr. auf, für die es zugeschlagen ward, Unter den übrigen Bildern, für welche ihrem Werthe angemessene Preise bezahlt wur- den, verdienen solgende Erwähnung: David Teniers; Rauchende Bauern vor einem umgestülvten Fasse, auf Kupfex, von feinem Ton und delikater Touche, 21 Cent. hoh und 16 Cent, breit, 2550 Fr.;5 ein Naucher am Kamin, der sih seine Tonpfeife anzündet, bezeichnet mit der Jahreszahl 1660, also aus später Zeit, leicht in einem hellen Ton touchirt, 99 Cent, hoh, 43 Cent. breit, auf Holz, und mit dem vorigen Bilde im Katalog von Smith verzeichnet, 1887 Fr. :

Jan Steen, Bauern und Reisende im Hofe und vor der Thür einer

Dorfschenke, Voll lustigen, derben Lebens nah des Meisters Art, aber in seinem weniger beliebten, stark braunem Tone und von einer gewissen Härte in den Umrissen, Leinwand, 62 Cent. hoch, 83 Cent, breit, 3450 Fr. j Eglon van der Neer, Familien-Portrait von drei Figuren, Vater, Mutter und Sohn, ein dur Zartheit und Schönheit der Beendigung und Harmonie des angenehmen warmen Tons ausgezeichnetes Bild dieses sel- tenen Meisters, Auf Holz, 29 Cent. hoch, 25 Cent. breit, 4600 Fr.

Karel de Moor. Eine Dame vor ihrem Büreau, über einen an- gefangenen Brief nachsinnend, ein Bildchen von zarter Vollendung in war- mem Ton, Holz, 15 Cent, hoch, 11 Cent. breit, 1330 Fr,

Willem van Nomevon. Landschaft mit Vieh, ei ti Bild i Un, gg aa grauen Tone, der diesem Schüler Bild ede ‘elm B ien pee aco gui Bilder vorkommen, Leinwand, 39 Cent hoh, 32 Cent.

__ Jan Wyuanßy. Eine große Landschast, mit Figuren von der Hand Lingelbach's staffirt, von fleißiger Autfübeuna ‘und e S Lein- waud, 98 Cent, hoh, 114 Cent, breit, 5000 Fr.

Karel Dujardin. Ju einer kahlen, bergigten Lan ein Hirt mit Vieh, ein feines Kabinetsbild von zarter Setatignes aa vid den schlagenden Gegensaß der von einem Soönnenstrahl beschienenen und in warmem Ton meisterlich gemalten Thiere gegen die grau gestimmte Land-

Lee

on S anziehend, Auf Kupfer, 23 Cent. hoh, 25 Cent, breit, 3190 Fr.

__ Jakob Ruysdael, Eine Waldgegend mit einer Entenjagd staffirt, die nur von späterer, ja sogar moderner Hand herzurühren schien, int er- rain und Baumschlag geistreih von Meisterhand touchírt, Leinwand, 30 Cent. hoch, 25 Cent, breit, Der für Ruvysdael niedrige Preis von 1420 Fr,, für den dieses Bild wegging, bestätigte meine Vermuthung in Betreff der später hinzugemalten Staffage.

Ludolf Backhuvsen, Eine leiht bewegte See, von vielen Fahr- zeugen belebt, Kein Bild aus der besten Zeit und von der ersten Qualität des Meisters, doch reich in der Composition und trefflich in der Behandlung. Leinwand, 60 Cent, hoch, 78 Cent, breit. Für einen Bakhuysen zweiten Ranges mit 5300 Fr. ziemlich theuer bezahlt,

Willem van de Velde. Eine stille See mít reicher Staffage von größeren _und kleineren Fahrzeugen, Als. Gegenstück dazu eine stürmisch bewegte See mit dreí Segelschisfen, beide auf Leinwand gemalt und mit dem Monogramm bezeichnet, jedes 42 Cent. hoh und 36 Cent. breit, das eine mít 3400, das andere mit 3900 Fr. bezahlt, und, wie äus die ent Preisen abzunehmen, keine Werle ersten Nanges von diesem größten aller Seêmaler, dessen Hauptbilder die Engländer mit Guineen bedecken, und der in der That unbezahlbar is, wenn es darauf ankommt, die Ruhe, den zarten Duft, die Transparenz und Harmonie der Lufttöne bei stillem Meere wiederzugeben.

Van der Heyden. Ansicht des ehemaligen Schloß - Gartens ín Brüssel, mit Figürhen von der Hand des Adrian vau de Velde, Er- wähnt bei Smith im fünften Theil seines Katalogs unter Nr. 99, Wie immer von miniatürartiger Auéführung, die jedoch hier durch die Art, wo- mit jedes Blättchen, jeder Grashalm nachgepinselt ist, peinlich erscheint und sehr trocken gegen die zugleich fette pastose und gediegene Touche welche sich in den besten Bildern dieses Meisters zu der unsäglichsten Be- endigung gesellt, Auf Holz, 32 Cent, hoch, 27 Cent. breit, 2900 Fr.

Wie aus obiger Angabe der Verkaufspreise ersichtlih, sind die Bilder gut bezahlt worden. Die Versteigernng is durhweg gut ausgefallen, und die 37 verauctionirten Bilder haben im Ganzen 88,167 Fr. eingebracht Shließlich ein kleines Rechnen - Exempel: Wie viel Vermögen besigt der Kassirer eincs Banquierhauses, der 88,167 Fr. in einem platterdings un=- cinträglihen , vielmehr gesteigerte Ausgaben verursachenden Luxus - Artikel stecken hat? Doch vielleicht war dieser Privat-Luxns auf Speculation ge- gründetz in diesem Falle wolle sih der Leser die Mühe mit der Ausrech- nung Se T sparen und lieber die Auflösung eines Rebus oder einer Charade suchen, wenn er anders an der 3 i D gefallen und Kurzweil findet, oen E E

————“