1844 / 135 p. 3 (Allgemeine Preußische Zeitung) scan diff

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i in war eine Verkörperung altritterlichen Adelthums, urs n Hinsicht auf die Ehrenfestigkeit seines Charakters und die Fürstlichkeit seiner Gesinnung als au bezüglih seiner Meinungen und Neigungen. Er hinterläßt keine Kinder.

inchen, 9. Mai. (A. Z.) Ihre Kaiserl. Hoheiten der reit amd die Erzherzogin Hildegarde fuhren gestern von Jhren hohen Anverwandten eine Strecke begleitet um 3 Uhr von hier 7b. Die erhabenen Gäste, deren Anwesenheit sih die Stadt bis jeßt erfreute, haben den dienstthuenden Kammerherrn rei wit Brillanten beseßte Tabatieren, den 1m Dienste befindlihen Edelknaben kostbare Brillantringe zum Budenken hinterlassen. Außerdem empsing der Königl. General -Feldzeugmeister, Graf von Pappenheim , von Sr. Majestät dem Kaiser noch eine besondere, mit dem Portrait Sr. Ma- jestät in Brillanten gezierte goldene Tabatierez der General Freiherr von Zandt das Commandeur - Kreuz des Leopold - Ordens, die Frei- herren von Grainger und Gohren das Commandeur-Kreuz der eijer- nen Krone, die Freiherren Karl von Aretin und von Karwinski das Ritterkreuz desselben Ordens,

Württemberg. Ludwigsburg, 8. Mai. (S. M.) Von Sr. Majestät dem Könige werden gegenwärtig die Truppen der hie- sigen Besaßung gemustert. Am 7ten geschah dies mit der Artillerie, dem Train und der Pionier-Abtheilung. Die hier zusammengetre= tene Militair-Kommission is seit 14 Tagen in voller Thätigkeit. Be- fanntlih is der Zweck derselben, bei dem 8ten Armee-Corps in Be- ziehung auf Exercitium, Kommando und Signale, selbst bei fombinir= ten Waffen, möglichste Einheit zu erzielen, und so fnüpft sie nur an dasjenige an, worüber man früher bereits in Darmstadt und Karls= ruhe sich verständigt hat, mit der Aussicht, das Ganze hier zu einem gedeihlihen Ende geführt zu schen. Die Kommisston besteht aus 9 Mitgliedern, den Chef des Königlich württembergischen Generalstabs, General von Miller, an ihrer Spiße. Es sind nach den drei Was- fengattungen drei Sectionen gebildet worden, die Morgens von 8 bis 12 Uhr ihre Sihungen halten. Wie verlautet, wird die höchst er= sprießlihe Arbeit in nächster Woche vollendet werden. Von Seiten des höheren Offizier-Corps fehlt es nicht an Achtungs- und Höslich= keits-Bezeugungen für die fremden Gäste, und diese scheinen sich hier gut zu gefallen.

Sachsen-Altenburg. Altenburg, 12. Mai, Der Mi- nister Bernhard von Lindenau hat von hier aus am 10, Mai folgende Danksagung bekannt gemacht : N j

r Ln diee naten von einer nach Jtalien und Frankreich

gemachten Reise, fand ich hier mehrere Zuschriften von Behörden, Kom- munen, Vereinen und Staatsangehörigen vor, die ihre Theilnahme an meinem Austritt aus dem Königlich sächsischen Staatsdienst ausdrücfen: es geschieht dies auf cine mir gleich erfreuliche als \hmeielhafte Art, o daß ih mich eben so sehr gedrungen als verpflichtet fühle, meinen verbindlichsten, herzlichsten Dank dafür öffentlich hier auszu)prehen, Denn am Schluß eines langjährigen Geschäftslebens, was fann der Staats-Beamte anders wünschen, als die Zufriedenheit seiner Mitbürger, als die Hoffnung, ihnen genügt, zur Be- förderung der allgemeinen Staatswohlfahrt das Seinige nach Kräften beigetra- gen zu haben da dies der Lebenszweck eines jeden Staatsbürgers sein muß, und so auch der meinige war, Gern und oft denke ih an das Kü- nigreih Sachsen, an die dasigen Verhältnisse und Bewohner zurück, da Le- ben und Bewegung, Vorwärtsschreiten, Schaffen und Vervollkommnen , im \chónen den Menschenfreund beglückenden Sinne, dort überall vorherrscht. Gehörte es stets zu meinen Lieblingsstudien, mit dem inneren Zustand an- derer Länder, theils durh Bücher, theils durch eigene Ansicht bekannt zu werden, und hat meine legte Reise neuen Stoff zur Vergleichung gewährt, so ist au dadur immer fester die Ueberzeugung in mir gewurzelt, daß im Besiße der Elemente zum wahren Staatswohl, in Aufklärung, Volksbildung, Geseßgebung und zunehmender Blüthe des Aerbaues, des Handels und der Industrie kein Land reicher als unser s{hönes Sachsenland ist, Möge der Himmel die Gunst diescs Zustandes ferner erhalten !“

X Vom Maëín, im Mai. Eine betrübende Erscheinung is die immer häufiger werdende Gewohnheit eines Theils der Presse, zur Gewinnung der öffentlichen Meinung Mittel anzuwenden, welche selbst die gerehteste Sache entwürdigen. Solche Blätter vergessen, daß sie ihre eigene Zukunft zu Grabe geleiten, wenn sie durch Ver= bündete oder mit Waffen kämpfen, welche sie insgeheim verwerfen und die sie als Sieger verleugnen würden. Diesen s{hlüpfrigen Weg haben einige Vertheidiger der früheren französischen Königsfamilie betreten. Sie kämpfen ihrer wahren Meinung nach, für die National- Unabhängigkeit und Freiheit, die ihren Gipfelpunfkt, ihre Spibe in einem legitimen Herrscher hat (Souveraimnilé national); sheuen sich aber nicht, einen Bund mit der Partei zu schließen, welche die Volks= Souverainität (Souverainité du peuple) zu ihrem Paniere ge= macht hat, Deshalb schmeicheln sie deu Neigungen des Pöbels; des= halb reizen sie die Leidenschaften der Hefe des Bolks zur Gewaltthä= tigkeit; deshalb predigen sie den Aufruhr, welchen sie vor 14 Jahren verdammten. ; i j ,

Obgleich Beispiele solhen Treibens nicht selten sind, finden wir doch mit Erstaunen auch die Gazette de France zuweilen auf diesem Pfade. Als eine derartige Verirrung müssen wir z. B, die lebhafte Sympathie betrahten, welche die Gazette de France (vom 18. März d. J.) für die deutsh=französischen Jahrbücher, durch die Art und Weise der Aufuahme des in ihrem Feuilleton unter der Ueber= schrift: „Ecole de Hegel à Paris“ enthaltenen, der Revue indépen- dante entlehnten Artikels äußert; eine Uebernahme, die für Aneignung der Tendenz des Aufsatzes um so mehr gelten muß, als sie oh ne alle und

res 1843 den sind, l / a gehören dahin mehrere Fragmente einer Geschichte Peter's des s womit Mee e V e B 6 iisers u B E De esse darbieten wird, als ihm auf Besc cs Kaisers die Reichs - Archive ffnet worden sind. Jn den Archiven des Ministeriums der auswärtigen Angclegenheiten, den reichsten an historischen en, weil e in den Kabinet Pcter's 1. gefundenen Papiere dort niedergelegt wurden, hat Herr Ustrialew seine FürfÄungen begonnen und 60 Feliobände, jeden von etwa 1000 Seiten, die größtentheils von dem Zar selbs geschrieben sind, durch- pit, Die der Akademie vorgelegten Auszüge beweisen, daß diese Samm- ung über das Detail und die merkwürdigsten Handlungen Peters, über die geseßlichen Bestimmungen, die er für nothwendig gehalten, und selbst über die Pläne, die ihn im Geheimen beschäftigten, ein großes Licht verbreitet, Herr Brosset hat der Akademie den zweiten heil seiner Lg 1 e cine Uberteann der GesAiue von Kanihll von 1409 1734, von Wachuscht, überreicht. Herr Dorn vollendete den fünften Theil seiner Sammlung von Materialien zur Geschichte der Völker des Kaukasus und der Länder, welche diese Gebirgskette durchzieht“/, und berichtete gemein- \{aftlich mit Herrn Trähu in drei raisonnirenden Artikelu über verschiedene womit das cen fn ih emt: g Es O M eda *_astali\che Museum im Laufe des Jahres bereichert worden ist, Siudium sort Li teils Mitersitehiagin über das E A: vielen kleineren Abhanvlun ew A in des! greseren us E H Sansfrit, Diese erst Ad esultaté seiner Untersuchungen über da! ; en Arbeiten sind. gewissermaßen der Anfang einer phi- S vorbereitet E vas alten heiligen Sprache Indiens, die der Ver- obei i c beni den GratmRen E de ut ajispewaßicien Werke der alten ein

G t erx Köppen, welcher ver Mavemie im Laufe des Jahres mehrere sta-

der phvsikalisch - historischen und politischen Klasse überreicht wor-

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jede Andeutung einer Mißbilligung derselben geschehen ist, Welche Bewunderung zollt dieses Blatt (wenn auch nur im Ver- ein mit der Revue indépendante, so doch immer mittelbar) den Schmähungen der deutschen Renegatenz; wie sehr bereit i es, mit ihnen das Königthum in den Staub zu ziehen! Mit offenen Armen uimmt auch das legitimistishe Blatt (durch die weitere Verbreitung jenes Artikels eiuer minder stark als die Gazette selbs gelesenen Zeitschrift) die Herausgeber der deutsh-französischen Jahrbücher auf, weil sie „wegen ihres Hasses gegen die legitimen Herrscher Deutsch- lands und wegen ihrer Vorliebe für die revolutionairen Jdeen Frank- reis“, ihr Vaterland verlassen haben. Mit gleichem Jubel wie die Revue indépendante begrüßt auch das legitimistishe Blatt (in= dem es jenen Artikel ohne weitere Bemerkung seinen Spalten ein= verleibt) die entarteten Söhne Deutschlands, weil sie die Absicht ha- ben, „ihr Heimatsland dem Einflusse Frankreichs zu unterwerfen “z dieses Deutschland, welches den vertriebenen König der Gazette de France gastlich aufnahm. Wahrlich, wenn man dergleichen Re- densarten begegnet, man wird zweifelhaft, wer die meiste Verachtung verdient, der Meister oder das Werkzeug, der Betrüger oder der Be- trogene.

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Pairs-Kammer. Sißung vom 8 Mai. Der Herzog von Harcourt beantragte, wie schon erwähnt, die Streichung des= jenigen Theils des ten Artikels in dem Geseßz-Entwurf über den Sekundär=Unterricht, durch welhen vorgeschrieben wird, daß jeder, der eine Unterrichts-Anstalt zu begründen wünscht, vorher dem Prä- fekten \{hriftlich erklären müsse, daß er zu feiner unerlaubten religiösen Congregation gehöre. Diese Bestimmung, meinte der Antragsteller, sei nur durch die Furcht vor den Jesuiten eingegeben, und stehe im Widerspruh mit der größeren Freiheit, die der Geseß-Entwurf im Allgemeinen bezwecke. Die Furcht vor den „Zequiten sei aber fein Grund, die Freiheit im Allgemeinen zu be- \hräuken. Warum solle gerade ein Lehrer erklären , welchen religiösen Glauben er hege? Verlange man doh eine solche Erflärung weder von den Richtern, noch von den Deputirten oder Pairs. Wollte man dergleichen von ihnen verlangen, \o würden sie zur Antwort geben, man habe fein Recht, sie danach zu fragen. Diese fortwährende Beschäftigung mit den Jesuiten erinnere ihn an eine andere Zeit, wo es nihts als Janseniêmus zu geben geschienen habe. Mau sei hierin damals in der That \o weit gegangen, daß man Jedermann darüber befragt habe, und ein ehrenwerthes Jndividuum, dem nicht ret klar gewesen, wovon es sich handle, habe einmal auf die Frage, ob er Jansenist oder Molinist sei, mit großer Einfalt geantwor- tet, er sei feines von Beiden, sondern ein imSchweiße scines Angesichts ar- beitender Ebenist. (Gelächter.) Die Ausschließung der geistlichen Corpo- rationen, {loß der Redner, sei auf bloßes Vorurtheil begründet und durchaus ungerecht, er schlage daher der Kammer vor, den betressenden Paragraphen zu verwerfen, Hierauf nahm Herr Bourdeau das Wort für die von der Kommission beschlossene Fassung des Paragraphen und ging dabei wieder weitläuftig auf die Geschichte der Jesuiten ein, welhe schon in früheren Reden der Herren Cousin und Dupin zur Genüge erörtert wurden, Graf von Montalembert hingegen übernahm wiederum in gewohnter Weise die Apologie der geistlichen Orden und rühmte die Dienste, welche dieselben der Religion und der Gesellschaft geleistet, indem sie den Grund und Boden vor- bereitet hätten, den die moderne Welt einnehme. Nicht we- niger als funfzig Städte Frankreihs verdankten ihnen ihre Existenz, und erst seit ihrer Ausweisung habe die Armuth im Lande um sih gegriffen. (Widerspruch. Eine Stimme: Und die Bettel- Orden !) Allerdings seien auch die Mönchs-Orden, wie alle anderen Institutionen, nicht frei von Mißbräuchen, aber ihr unvergänglicher Ruhm sei, daß ihnen der öffentliche Unterricht scinen Ursprung ver= danke z; sie hätten ihu begründet und erleuchtet, und jeßt wolle man ihnen das Lehren untersagen. Der Redner vertheidigte darauf be- sonders ansführlich den Jesuiten - Orden und nannte mehrere große Männer, die diesem Ordeu hohe Achtung gezollt, unter ihnen Descartes, Voltaire, Chateaubriand, Baco und Napoleon. Er wies daun guf die Herren von Ravignan und Lacordaire, als zwei sehr ausgezeichnete Män- ner des Tages hin, denen es, der Bestimmung des Geseß=Entwurfes zu- folge, verwehrt sein würde, eine Unterrichts-Anstalt zu leiten. Gelegent- lich widersprach er auch einer neulichen Behauptung des Herrn Passy, daß in ciner von Jesuiten verfaßten Geschihte Frankreichs von Na= poleon als cinem bloßen Marquis und General-Statthalter in Dien- sten Ludwig's X VUI. die Rede sei, Er erklärte, daß es ein solches Buch nicht gäbe. Schließlich protestirte er mit aller Energie gegen die Ausschließung gewisser geistlicher Orden und verlangte vollkom- mene Unterrichts=-Freiheit für alle. Herr Pas}y ersuchte zur seiner Rechtfertigung um die Erlaubniß, einige Stellen aus der neulich von ihm citirten, von dem Pater Loriquet verfaßten Geschichte Frankreichs vorlesen zu dürfen. Er scheint indeß die obenbesagte Stelle nicht ha= ben auffinven zu können, oder sie müßte denn in einer früheren Auflage diescs Buches gestanden haben, von welcher er sagte, daß dieselbe von der Königlihen Bibliothek vershwunden sei. Dafür las er eine Stelle über die Folgen des Feldzuges nach Rußland vor, welche indeß keine historishe Verfälschung enthielt, sondern nur im biblishen Ton die Gräuel schildert, welche durch die Kriege Napoleon’s über Frankreih und Europa gebraht worden. Graf Montalembert hatte daher nichts zurückzunehmen und fügte hinzu, man möge die historischen Schriften und Denkwürdigkeiten

tistische Abhandlungen vorgelegt hat, beschäftigt sich mit der Abfassung eines großen statistishen Werkes über die Central - Provinzen des Neichs, die er mehrmals besucht hat. :

Im vorigen Jahre is cine für die mathematische Geographie Nußlands wichtige Arbeit vollendet worden, Bekanntlich gründet sich die mathcmag- tische Geographie eines Landes entweder auf trigonometrische Messungen oder auf die astronomische Bestimmung der Läge einer hinreichenden An- zahl verschiedener S

Seit langer ¡Zeit ist das militairishe und topographische Depot des Generalstabes Sr. Majestät des Kaisers mit der Leitung trigonometrischer Messungen beguftragt, die sih bereits über cinen großen Theil des Neichs erstrecken, während ähnliche Arbeiten unter Leitung des hydrographischen Departements im Marine - Ministerium an den Gestaden des baltischen Meeres ausgeführt wurden, Obgleich indeß diese dur ihre Ausdehnung imposanten Arbeiten rastlos vorwärts schreiten, so is doch die Zeit noch fern, wo ein zusammenhängendes trigonometrishes Ney das ganze euro- päishe Rußland überspaunen wird, Bis dahin können der mathematischen Geographie dieses Landes nur die so zahlreich wie möglich angestellten astro- nomischen Bestimmungen zum Grunde gelegt werden, Zu allen Zeiten sind dergleichen wich!ige Arbeiten unter der Leitung der Akademie ausgeführt wordenz künftighin wird die Ceniral - Sternwaite von Pulkowa nothwendig das Centrum und der Ausgangspunkt für alle ähnlichen zur Feststellung der Geographie Nußlands auf k en Grundlagen dienenden Bestimmungen sein, Es war daher nothwendig, die geographische Lage der Sternwarte, die als Vergleihungspunft dienen sollte, mit der größten Schärfe zu be- stimmen, Ju dem ersten Artikel haben wir gesehen, mit welcher Genauig- keit die Breite dieses Observatoriums bestimmt worden is; über seine Länge herrschte dagegen noh einige Ungewißheit, indem die früheren Beobachtun- gen noch einen möglichen Fehler von 3“ in Zeit oder 45“ im Bogen cr- aben, Wenu man auch nicht den Meridian von Pulkowa als den exsten

ci allen geographischen Arbeiten in Rußland zum Grunde legen wollte,

mancher Männer, welche selbst dem Kaiserreihe und dem Kaiser ge= dient, befragen, und man werde uoch s{limmere Urtheile darin fiu= den, Zulebt ergriff Baron Dupin das Wort, um einige der vom Grafen Montalembert aufgestellten Argumente zurückzuweisen und den Paragraphen des Gesez-Entwurfes zu unterstüßen. Zur Abstimmung fam es in dieser Sißung noch nicht, und man glaubt, daß die Her= reu Guizot und Villemain vorher noch für den Paragraphen sprechen werden.

Deputirten - Kammer. Sihung vom 7. Mai. Nah Verwerfung des .Béchardshen Amendements, welches eine Ver= tagung der Einführung des Zellen = Systems für die wirk= lihen Sträflinge bis nach Erprobung einer milderen orm dieses Systems an den Angeklagten bezweckte, trat Herr Cre= mieux mit einem anderen Amendement zu dem 13ten Artikel hervor, welcher die Abschaffung der Bagnos in_sich schließt; dieses Amendement hatte zum Zweck, die jeßt in dem Strafgeseßbuch beste-- hende Unterscheidung zwischen den Verurtheilungen zu immerwähren- der oder temporairer Zwangs=Arbeit, zu Einsperrung und zu bloßer Haft aufreht zu erhalten, Herr Cremieux durchmusterte bei dieser Gelegenheit das ganze französishe Straf - System, verglih das Geses von 1810 mit dem von 1832, rühmte das System der mildernden Umstände und suchte durch statistische Details nachzuweisen, daß in Frankreich die wenigsten Verbrechen be- gangen würden. Seine Rede war das völlige Gegenstück zu der des Herrn von Peyramont. Während dieser über zu aroße Milde der französischen Strafgesebe geklagt hatte, erhob Herr Cremieux fast die entgegengeseßte Klage. Hatte Herr von Peyra= mont von den ultra= philauthropishen Tendenzen der Juries und der Gerichte gesprochen, so entgegnete Herr Cremieux, die Unterdrückung der Verbrechen sei niemals sicherer gewesen, als jeßt, und die Strafen hätten niemals in so rihtigem Verhältniß zu den Verbrechen gestan= den. Herr Ayli es, der das Amendement bekämpfte und das Prinzip des Geseh - Entwurfs vertheidigte, wiederholte größtentheils nur die bereits ershöpften Argumente, und machte mit Hinsicht auf das Amen-= dement besonders bemerklich, daß dasselbe, während Herr Cremieux die Be= sorgniß äußere, der Geseß-Entwurf möchte dem ganzen bestehenden Straf= Codex den Umsturz drohen, in seltsamem Widerspruch hierzu, doch noch viel weiter gehe, als der Gesez-Entwurf selbst, indem es die Strafe des Zellen= Gefängnisses bei Tag und Nacht an die Stelle der immerwährenden Zwangs - Arbeit, und die Strafe des Zellen- Gefängnisses bei Nacht nebst Arbeit und Schweigen bei Tage an die Stelle der temporaireu Zwangs-Arbeit schen wolle, Das Amendement des Herrn Cremieux wurde darauf ebenfalls fast einstimmig verworfen und die Disfussion für heute geschlossen.

Sihung vom 8. Mai. Nach Verwerfung des Lacoudrais- hen Amendements wurde der 13te Artikel, welcher die Dies Le direkt aufhebt, indem er bestimmt, daß die Strafe der Zwangsat cit in Zwangsarbeitshäusern bestanden werden soll, von der Kaner ur genommen. Die folgenden Artikel von 14 bis 20, welche die C tung neuer Einsperrungs- und Gefänguißhäuser im Prinzip festste en, gingen ohne erheblihen Widerspruh durch. Judeß hat die Kammer sich die Entscheidung der Hauptfrage, nah welchem System die neuen Gefängnisse eingerihtet werden sollen, noch vorbehalten. Dieje Frage wird bei dem 22sten Artikel definitiv entschieden werden müssen, und es is dabei noch cine lange Debatte zu erwarten, ‘denn die Gegner des Geseß= Entwurfs scheinen ihre Sache noch niht aufgegeben zu haben,

Paris, 9. Mai. Der König und die Königliche Familie haben gestern das Schloß von Fontainebleau bezogen. Ver Herzog von Nemours wird an einem der nächsten Tage nah Meß abreisen

Das Journal des Débats enthält mit Hinsicht auf die gestrige Debatte in der Pairs-Kammer heute wieder einen sehr hef= tigen Artikel gegen die Jesuiten, in welhem es die feste Zuversicht ausspricht, daß dieser Orden es nie dahin bringen werde, wieder in die französischen Unterrichts-Anstalten einzudringen, s

Das Journal von St. Etienne berichtet unterm 9, Mai: „An der Lage der Dinge in Rive=-de= Gier hat sich nichts geändert, Die Arbeiter haben alle Gruben der sogenannten allgemeinen Gesell= haft verlassen, Man sagt, die Gesellschast ¡„Berchére“ habe be- lossen, eine Hülfskasse für die Arbeiter unter sehr günstigen Bedin= gungen zu gründen.“ H :

: V Co nstitutionnel bemerkt, der Erzbischof von Paris habe sonst gewöhnlich dem Diner beigewohnt, welches der Kultus-Minister jährlih zum Geburtstag des Königs zu geben pflege, dieses Jahr aber habe dieser Prálat der Einladung keine Folge geleistet. j

Der Ami de la Religion berichtet: „„Zu der Replik, die der Erzbischof von Paris am 13. März dem Kultus - Minister über= sandte, haben bereits 60 Prälaten ihren Beitritt erklärt.

L VBagrís, 9, Mai. Gestern wurde der Bericht des Grafen emc Ver Bn Geseß-Entwurf, die Verbesserung der Scehäsen betreffend, unter die Deputirten vertheilt. Jn den Büreaus wurden in Anwesenheit von etwa 250 Deputirten und dor Mie meaeee Geseßz-Entwürfebesprochen, darunter auch der den Kredit von A 0,000 Fr. zur Feier der Julifeste betreffend, besprochen, La die Verhandlung darüber, welhe besonders durch die motivirte Erklärung des Ministers des Jnnern Juteresse bot, werde ih morgen noch zurükommen, Für

Unbequemlichkeiten darbot , so war es doch unerläsß- lich, die Lage dieses Observatoriums gegen den Meridian von Green- wich genauer zu bestimmen, und bei der Leichtigkeit der Verbin- dung durch die Dampfböte erschien die Zeit - Uebertragung mittelst eine Anzahl Chrononieter als das beste Mittel zur Erreichung dieses Zwecks, Da indeß die direkten Verbindungen mit London zu selten, die Zeiträume zwischen der Ankunft und dem Abgange der Dampfböte zu FRLN O) so fonnte man nicht daran denken, sich mit der Sternwarte von Greenwich in direkte Verbindung zu seßenz man wählte daher als H SIN0N die Sternwarte in Altona, deren Längen - Abstand von dem Meridian von Greenwich durch die englisch-dänische Chronometer-Expedition im Jahre 1824

G tali Va Kaiser auf den Vorschlag der Minister des öffentlichen Unterrichts und der Finanzen den Plan der Akademie geneh- migte und die zur Ausführung desselben erforderlichen Summen bewilligte, so fonnte die Kommission im Mai ihre Arbeiten beginnen. Die Astrono- men der Central-Sternwarte begaben sih nun der Reihe nach von Pulkowa nach Altona, um mittelst siebzchnmal wiederholter Zeit-Uebertragungen den Längen-Unterschied zwischen diesen beiden Punkten zu bestimmen, Die Kom- mission hatte zu diesem Zwecke 35 Chronometer, die der Sternwarte, dem Generalstabe, der Admiralität und mehreren Privatpersonen gehörten z außer- dem hatte Herr Schumacher in Altona mehrere der dortigen Sternwarte gehörige Chronometer zur Disposition gestellt. L Í Ferner hatten auch die ausgezeichneisten Uhrmacher aller Länder, näm- lich die Herren Hauth in St, Petersburg, Kessels in Altona, Tiede in Ber- lin, Dent und Muston in London und Breguet in“ Paris, der Kommission die besten in ihren Ateliers angefertigten Chronometer anvertraut, so daß die Astronomen im Ganzen 86 Chronometer zu ihrer Verfügung hatten. Um nicht im Falle einer zufälligen Verspätung die Resultate einer Reise zu verlieren, hatte man in Lübeck und Kronstadt zwei Hülfs-Stationen er- richtet, Die Leitung des kleinen in Lübeck errichteten temporgixen Observag=-

was mehrere

heute nur so viel, daß alle in die Kommission zur Prüfung und Be- gutachtung des Geseß-Entwurfs gewählten Mitglieder für Bewilligung des verlangten Kredits sind.

Jn der Pairs-Kammer wurde heute die Diskussion über das Amendement des Herzogs von Harcourt wieder aufgenommen. Herr vonBoiss9 bekämpft das Amendement der Kommission als illiberal und unterstüßt das des Herzogs von Harcourt. Der M inister der aus= wärtigen Angelegenheiten: Wir müssen gewöhnt tel und sind ge=- wöhnt an alle Uebertreibungen der Sprache, wenn es sich um o ernste, wichtige Debatten handelt, wie die, welche Sie eben beschäftigt. Jch weiß, wie weit man sih durch ein freies und geräuschvolles Wort irreführen lassen fann, und es is bei uns eine Gewohnheit, nicht so strenge Rechenschaft darüber zu verlangen. Gestern haben sie sagen hören, daß zwei berette Prediger wie freigelassene Galeerenzüchtlinge behandelt worden scien, und daß man selbst in der Türkei nicht fo gehandelt haben würde. Wenn man von China und seinen Manda- rinen gesprochen hätte, meine Herren, hätte man auch feine andere Sprache geführt, Die Kammer hat dieselbe niht blos mit Erstaunen, sondern ich möchte sagen mit einem gewissen Wohlwollen angehört, Jhr Erstaunen kam vorzugsweise daher, daß überhaupt dergleichen Dinge in diesen Räumen gesagt werden konnten. Aber die Kammer hatalles das angehört, ohne daß ihre Meinung dadurch erschüttert worden ist, und wir hegen durchaus keine Besorgniß über das Resultat der Abstimmung. Deshalb werde ih auch das Amendement nicht bekämpfen, es bedarf dessen niht, Der Minister erinnert daran, was die Jesuiten unter dem alten Regime waren, was sie jeßt sind, und fährt dann fort: „Wir werden uns nie von unserem Wege abführen lassen, um diesen Congregationen, Trümmern des alten Regime's, entgegen zu kommen. Die öffentliche Meinung hegt Mißtrauen gegen dieselbe, und sie hat Recht; sie hegt Mißtrauen gegen dieselbe, weil sie weiß, daß es nicht die Männer Frankreichs, der Revolutionen, Napoleon's sind, und sie stößt mit aller ihrer Kraft ein Regime zurück, das jeßt gefallen is, und das sih niht wieder erheben kann. Mögen die Jesuiten wieder fommen, wenn sie wollen, aber niht mit ihren früheren Rechten,

niht mit ihren früheren Privilegien, Jh erblicke keine Ge- fahr in ihrer Wiederkehr, weil ih die feste Ueberzeugung

habe, daß, wenn sie s\ch niht mit einem einfahen Rechte be- gnügen, wenn sie uns den Krieg erklären wollten, sie geschlagen werden würden, wie sie bereits geschlagen wurden. Die Religion und die Kirche so wenig, als die Gesellschaft bedürfen ihres Beistandes. Man verlangt für sie die Freiheit, wir werden sie ihnen bewilligen; sie müssen frei sein, aber sie müssen auch machtlos sein. Ju diesen Ansichten werden wir uns nie von der Gerechtigkeit, Unparteilichkeit und Mäßigung entfernen, die wir seit 1830 zu üben gewohnt sind. Dies is der gute Weg, und nichts wird uns von demselben abbrin- gen.“ Graf Beugnot erklärt sich für das Amendement des Her= zogs von Harcourt, worauf Graf Portalis die Tribüne besteigt, dasselbe zu bekämpfen. (Die Sihung dauert fort.) :

In der Deputirten-Kammer wurde der Artikel 20 des Gesebes über die Gefängnisse nah einigen Debatten auf Antrag des Herrn Pares zu neuer Abfassung an die Kommission zurücckverwiesen, Darauf wurde der Art, 21 nah einer vom Minister dcs Junern vorgeschlagenen neuen Fassung angenommen. Die Sihung dauert noch fort.

Grossbritanien und Irland.

Unterhaus. Sißung vom 6. Mai. Die Rede Sir R. Peel's zur Motivirung seiner Resolutionen in Betreff der Refor= men, welche die Bank von England und das Bankwesen im Lande überhaupt erleiden sollen, is eine meisterhafte Entwickelung derjenigen Prinzipien, welche einer gesunden Lehre vom Gelde zum Grunde lie= gen. Der Minister ging auf die Elemente dieser Lehre zurück und zeigte mit Bezug auf die mannigfachen falschen Theorieen, welche hierüber bestehen, das wahre Wesen des Papiergeldes, wodurch er seinen Haupt-Vorschlag hinsichtlich der Banken, nämlich die Beschrän- fung der Ausgabe von Noten nah dem Verhältniß des Baarbestan- des, rechtfertigte. Es kam Alles darauf an, das Maß, wonach in England der Werth bestimmt wird, richtig zu definiren, und darum beschäftigte den Minister in dem allgemeinen Theile seiner Rede vor- zugsweise die Frage: was i} ein Pfund? deren Beantwortung zu= gleih die wahre Natur des Papiergeldes, das nur als Repräsentant des Werthes eines Pfundes zu betrachten sei, feststellte.

„Es is unmöglich“, sagte der Minister, „ein System über Papiergeld aufzustellen, wenn man nicht zuerst die Grundsäße erörtert, welche den Werth desjenigen Dinges bestimmen, dessen Repräsentant nur das Papier- geld is, und es is unmöglich, daß wir zur gemeinsamen Uebereinstimmung hinsichtlih der Ausgabe von Papiergeld gelangen, wenn wir nicht über ge- wisse große Prinzipien des Werthmaßes und des Tauschmittels cinverstanden sind. Jch fordere Sie deshalb auf, meine Herren, zu einer Diskussion über die vornehmste und erste Frage, welche die Grundlage aller übrigen ist, Welches is in unserem Lande geseßlich das Maß des Werthes? Was be- stimmt alle gegenseitigen Verpflichtungen? Jch will die Frage von ihren technischen Ausdrücken befreien und sie in allgemein verständlichem Sinne stellen. Jch will einfach sragen: Was isst ein Pfund? und worin besteht die Einigung unter einander, ein Pfund zu zahlen? Wenn wir hier- über nicht einverstanden sind, können wir auch keine Geseße vor- schreiben, Wenn cin „Pfund“ eine nur scheinbare Theorie, eine Fiction ist, die weder geseßlich, noch in der Praxis existirt, so müssen in diesem Fall andere Maßregeln für das Papiergeld in Anwendung kommen, als wenn das Wort „Pfund““, diese allgemeine Bezeichnung des Werthes, etwas mehr als eine bloße Fiction wenn es im Gegentheil eine Quantität edlen Metalls von bestimmtem Gewicht und Feinheit is, Nun besteht die ganze

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Grundlage einer Maßregel in der Annahme, daß in Gemäßheit der bcste- henden Sitte, des Gesehes und der alten Müänz-Ordnung unseres Landes unter einem „Pfund“ nichts weniger oder mehr verstanden werden fann, als eine bestimmte Quantität Geld mit dem Zeichen seines Gewichis und seiner Feinheit, und daß die Einigung zweier Kontrahenten, cin Pfund zu zahlen, lediglih darin besteht, daß der Eine das Versprechen abgiebt, die dem Andcren gegen Caution ertheilte Schuld - Verschreibung jeder Zeit mit einer bestimmten Quantität edlen Metalls einzulösen. Was versteht die alle Münz-Ordnung des Landes unter einem „Pfunde“? Der Ursprung diescs Ausdrucks is folgender: Unter der Regierung Wilhelms des Erobe- rers war ein Pfund Silber das Pfund, wona man rechnete, und cin „„Pfund““ repräsentirte demnach sowohl das Gewicht des Metalls als auch die Bezeichnung der Münze, Mit dem späteren niedrigeren Werthe des Geldes trat eine große Veränderung nicht in dem Namen, sondern in dem inneren Gehalte des Pfundes Sterling ein, und erst unter der Regierung der Königin Elisabeth geschah es, daß das Silber, welches damals allge- meines Werthmaß war, jenes bestimmte Gewicht erhielt, das unverändert bis zum Jahrc 1716 beibehalten wurde, wo dann als ausschließliches Werthmaß das Gold an die Stelle des Silbers trat, 1747 wurde der Werth einer Guinee auf 21 Sh. festgestellt, und einige Zeit lang blieben sowohl Gold als Silber allgemeine Werthmaße, Jm Jahre 1774 indeß wurde ein Geseß gegeben, wonach keine Summe über 25 Pfd. in Silber berechnet werden durfte, und Gold blieb demzufolge allcin in England das Maß des Werthes, bis 1797 jene unheilvolle Maßregel die sogenannte „Bank Restriction Act“, welche alle Nestrictionen aufhob und die unbe- schränkte Ausgabe von Noten gestattete, eine allgemeine Verwirrung der Begriffe vom Gelde unter den Prafktikern wie den Theoretikern anrichtete. Dieser Zustand währte bis 1810, da endlich Stimmen über den ungünsti- gen Zustand des Geldhandels laut wurden und die Aufmeik- samkeit des Volks auf jenes Mißverhältniß, welches das Gesetz geschaffen, gelenkt wurde, Eine Kommission wurde ernannt, den Gegenstand zu untersuchen, und die damals noch neue Ansicht erhielt die Sanction, daß cin Pfund in der That nichts Anderes bedeute, als eine bestimmte Quantität edlen Metalles, und daß diejenigen, welche mit der Ausgabe von Noten versprächea, ein Pfund zu zahlen, dieses wirklich zah- len müßten. Es hat manchen Kampf gekostet, das Volk von der Rithtig- keit dieses Saßes zu überzeugen, und ewig denfwürdig is jener große Streit hierüber, in welchem die Namen des ersten Grafen von Liverpool, Francis Horner's, David Ricardo's und Anderer als die Verkünder gesunder Au- sichten hervorragten, zu einer Zeit, da die ausshweifendsten Speculationen die Begriffe verwirri hatten.

___ Sir R. Peel kritisirte nun eine Menge Schriften, welche die Lehre des Geldes auf die mannigfahste Weise ‘zu entwickeln versucht hatten, aber auf Jrrwege gerathen waren, deren Darstellung das Haus in ziemliche Heiterkeit verseßte, Sodann zeigte er die Zwek= mäßigkeit der Annahme einer Werth - Einheit, und zwar des Geldes als allgemeines Werthmaß, und wandte sich hierauf zur Erörterung des Prinzips, welches der Circulation des Papiers zum Grunde ge= legt werden müßte.

Untcr Geld verstehe er die Münze des Landes, unter Bank - Noten die Promiß - Scheine, welche mit dieser Münze bezahlt werden müssen. Sie sind das Substitut des Geldes, gehen von Hand zu Hand und üben auf die Preise denselben Einfluß, wie das Geld, Man bedient sih ihrer, um das Metallgeld zu sparen, und wenn wir durch Bank-Noten 5 oder 6 Mil- lionen fostbarer Metalle frei machen, so senden wir dieselben ins Ausland

oder verwenden sie zu anderen Zwecken, Der erste Lord Liverpool, eine hohe Autorität, hat sehr gründlich solche Promiß -Scheine von dem Kre- dit - Papiergclde unterschieden und auf die Gefahren aufmerksam ge- macht, welche eine Vermischung der Prinzipe beider Geldsorten herbei- führen müßte. Er aber (Sir Robert Peel) mache vem Hause bemerklich, daß, so lange in Bezug auf Promißscheine das Werthmaß und das Prinzip ihrer Konvertirung festgehalten werde, nichts von dem Umfange der Ausgabe sogenannu!er Bank-Bills zu besorgen sei. Einige große Auto- ritäten, wie Adam Smith und Ricardo, hielten zwar dafür, daß die ein- zige Sicherheit für die Circulation der Noten die unmittelbare Konverti- rungsfähigfeit wäre, aber sie vergäßen, daß diese keine Sicherheit gegen das Uebermaß der Ausgabe dersclben, mithin gegen Verluste gewähre, Man nehme an, die Preise scien hoch ; Käufer und Verkäufen hätten daher mehr Geld nöthig; Beide wendeten sich an den Banquier; der Banquier gebe Noten aus, die Masse des Geldes werde dadurch vermehrt, die Preise stie- gen daturch noh höher; dies gehe so fort, bis die Gränzen überschritten wären und Bankerotte großes Unglück brächten,

Die Regierung habe daher die Pflicht, den Banquiers die Macht und die Versuchung, die Geldmittel nah Wililür zu vermehren, zu nehmen. Nun gebe es zweierlei Arten von Banken, Depositen-Banken und Noten- Banken, Die Depositen - Banken böten keine Gefahren. Anders sei dies dagegen mit den Noten-Banken , welche durch das Ausgeben ihrer Noten auf decn Umlauf des Geldes cinwürkten, Die Depositen-Banken würden jedoch häufig durch die Verhältnisse verleitet oder genöthigt, sich auf Aus- geben der Noten einzulassen, Das Ministerium beabsichtige nun, um diesen Gefahren zu begegnen, die Depositen-Banken ganz von den Noten-Banken zu trennen, und die Noten -Banken auf ihre jet bestehende Anzahl und auf ihren jeßt bestehenden Betrag ihrer ausgegebenen Noten zu beschrän“en.

Nach diesen Grundsäßen solle nun zuerst die Bank von England prak- tish in zwei Banken, in eine Depositen-Bank und in eine Noten-Bank, getrenut werden. Die Depositen-Bank der englischen Bank solle ganz un- beschränkt bleiben, jedoch von der Noten-Bank so streng gesondert werden, daß sie unter einander, wie zwei getrennte Handelshäuser verhandelten. Die Noten-Bank der englischen Bank solle aber so beschränkt werden, daß die- selbe in Noten nicht mehr als 14 Millionen Pfd. St. ausgeben dürfe, welhe Summe durch 411 Millionen Pfd. St., die der Staat der Bank \hulde, und einige andere öôffentlihe Gelder, gesichert seien. Da der Staat dadurch für die ausgegebencn Noten der Bank der eigentliche Schuldner sei , so könne der Kredit dieser Anstalt dadurch nur gehoben weiden. Uebrigens solle die Notenbank der englischen Bank auch noch die Erlaubniß erhalten, mit Vorwissen und Zustimmung dreier Minister der Krone ihre ausgegebenen Noten noch über den Betrag von 14 Millio- nen Pfd. St, zu vermehren,

Der erste Lord des Schaßes, Sir R. Peel, legte darauf die be=

| reits mitgetheilten 11 Resolutionen vor, welche diese Abänderungen

enthielten.

London, 8. Mai. Die Direktoren der Bank von England haben gestern bereits ihren Actionairen die Resolutionen Sir R. Peel's vorgelegt, und es spricht sich darüber in der City ein allgemeiner Beifall aus.

Wied erldnude

Aus dem Haag, 10. Mai. Die zweite Kammer der Ge-= neralstaaten is auf den 21. Mai zur Fortseßung ihrer Arbeiten ecin-= berufen.

Schweden und Vorwegen.

__ Stockholm, 3. Mai. Das vorgestrige Maifest war hier auf

die gewöhnliche Weise vom Volke gefeiert, welches in großer Anzahl den Thiergarten besuchte und, obwohl meistens in Trauerkleidern, doch in friedlicher Heiterkeit die Frühlingsluft cinathmete und den Aublick des ersten Grüns genoß. Aus den höheren Klassen ließen sich nur Wenige blicken.

Die shwedishen Schiffsrheder haben hon vor einiger Zeit an die Regierung eine Petition eingegeben, in welcher gebeten wird, daß dieselbe der Handelsflotte aufhelfen und die Frachtfahrten befördern möge. Schweden hat, wie aus dieser Petition berbörgehE, egen=- wärtig eine Handelsflotte von 70,000 Lasten Trächtigkeit, die wenigstens 12 Millionen Rthlr. Bco. gekostet hat, und worunter 152 Schiffe von 20,000 Lasten kupfergehäutet sind. Als Haupt-Ursachen, weshalb die schwedischen Schiffe mit den ausländischen in den Frachtfahrten nicht die Konkurrenz aushalten können, wird der hohe Zoll, welchem Segeltuch und andere Schisfsbedürfnisse unterworfen sind, so wie der Uebelstand an-= geführt, daß die shwedishen Schiffe im Auslande kupfergehäutet wer- den müssen, da das einheimishe Kupfer dazu niht taugt und es nicht erlaubt ist, sih des ausländischen Kupfers zu bedienen. Es wird also um Abhülfe dieser Beschwerden gebeten und zugleih angedeutet, daß die Bewilligung von Prämien auf Exporten in schwedischen Schiffen der Schifffahrt förderlih sein würde.

Gothenburg, 26. April. Die hiesigen Stadt-Behörden ha- ben beschlossen, ein neues Börsen-Gebäude errichten zu lassen, wovon die Kosten zu 200,000 Rthlr. Bco. angeschlagen sind.

Dänemark.

Kopenhagen, 8. Mai. (A, M.) Se. Majestät der König hat Folgendes verordnet : 1) das Ober-Kommando über die gesammte Artillerie soll in Uebereinstimmung mit demjenigen, was für das Jn- genieur-Corps bestimmt worden is, in Zukunft einem Chef übertragen werden, dessen Dienst -= Verhältniß zu den Regimentern und zum Ar= tillerie-Etat übrigens dasselbe bleibt, wie es durch die Organisations- Bestimmungen vom 28. April 1842 und spätere Resolutionen für den Brigade - Commandeur festgeseßt worden i. 2) Bei der Artillerie- Brigade wird ein Stab errichtet, der aus einem Commandeur der= selben, dem Büreau für das Persönlihe und dem Büreau für das Materielle bestehen soll, Der Commandeur des Stabes der Artille- rie-Brigade soll nah seiner Anciennität Oberst oder Oberst-Lieutenant sein und 2400 oder 2000 Rbthlr. Gehalt, zwei Rationen, \o wie die übrigen mit diesen Chargen verbundenen Emolumente erhalten ; er wird ohne Rücksicht aus Anciennität ernannt. 3) Der Construc- teur=Posten bei der Artillerie - Brigade soll in Zukunft nicht an eine bestimmte Charge gebunden sein, dagegen das Gehalt und die Emo- lumente als Capitain erster Klasse bezeihnet, insofern der zu dieser Stelle ernannte keinen höheren Grad hat, in welhem Falle sein Ge- halt sich danach richtet.

Gestern verließen die beiden Linienschiffe , stimmt sind, Rhede.

h die nah Jtalien be= um Thorwaldsen’s Kunstshäße zu holen, die hiesige

Spanien

X Paris, 9. Mai. Die über Bordeaux gekommene Nach= richt von einem farlistishen Aufstande, der unter der Leitung des Ge- nerals Sopelana in der Amezcoas ausgebrochen sein sollte, zeigt sich als völlig grundlos. Die öffentliche Ruhe is in den Nord-Provinzen bis jeßt nirgends gestört worden, und überdies sind die Personen, welhe man in leßter Zeit in großer Anzahl wegen Verdachts der Betheiligung an fkarlistishen Verschwörungen, zumal in Pamplona, verhaftet hatte, wegen Mangels an hinreichenden Gründen zur Ein= leitung eines Prozesses, bereits wieder in Freiheit geseßt. Das Ge= rücht von einer bevorstehenden neuen Schilderhebung des Präteuden- ten war übrigens einige Wochen lang in dem Baskenlande selbst all- gemein verbreitet, obgleih die Stimmung in jenen Provinzen nod immer entschieden feindlich ist, Ein Brief aus Pamplona spricht si über den moralishen Zustand der bagsfishen Provinzen und Navarrag?s in folgender Weise aus:

,„Wer die Lage des Landes gründlich kennt, der is überzeugt, daß jeder Versuch der Ruhestörung, wäre er auch von den Karlisten unternommen, welche hier ohne alle Frage die Mehrzahl bilden, an dem allgemeinen Wunsche und Verlangen, den Frieden aufrecht zu erhalten, scheitern müßte, Die einflußreichen Männer der fkarlistischen Partei interessiren sih vielleicht mehr als alle Anderen bei der Aufrechterhaltung der Ordnung, denn sie wissen recht gut, daß sie zuerst unter den Folgen eines neuen Kampfes schwer leiden müssen würden, Daher is man denn auch ganz sicher, daß die Auf- ruhrpläne, von denen so viel die Rede gewesen, jedenfalls nur von Leutcn

toríums wurde dem dänischen Jngenieur-Capitain Nehus übertragen, wäh- rend die Herren Fuß und Sawitsch sich abwechselnd nah Kronstadt bega- fell um dort die zu Zeit - Bestimmungen nöthigen Beobachtungen anzu- ellen,

Aus den Resultaten der 17 Reisen ergiebt sich nun, daß die Stern- warte von Pulkowa 1 Stunde 21‘ 22,50 östlich von Altona liegt; da diese Bestimmung nur einen wahrscheinlichen Fehler von einigen Hunderttheilen einer Sekunde darbietet, so is sie für genauer zu halten, als irgend cine bis jeyt ausgeführte Längen - Bestimmung. Diese Erpedition hat zugleich gezeigt, welchen Vortheil die Chronomcter sür den höchsten Grad der Ge- nauigkeit bei geographischen Bestimmungen darbieten , selbst wenn man sie zu diesem Zwecke sehr bedeutende Strecken über Land transportiren müußz auch hat sie gleichzeitig die Mittel dargeboten, deu verhältnißmäßigen Grad der Vollkommenheit der in verschiedenen Atcliers angefertigten Chronomcter zu bestimmen, und es hat sich bei dieser Gelegenhcit ergeben, daß die von Dent in London die vorzüglichsten sind; die von Hauth in St. Petersburg neh- men den zweiten Rang, die von Kessels, Tiede und Muston den dritten und die von Breguet in Paris den vierten Rang ein.

Auf die unter der Leitung der Akademie von Herrn von Middendorf unternommene Reise in die Polar- Negion weiden wir vielleicht später zu- rückkommen,

Neueutdeckter Körper (Ozon).

Basel, 25, April. (A, Z.) Herr Prof. C. F. Schönbein hat in den Sizungen der hiesigen naturforshenden Gesellschaft am 3ten und 17ten d. M, die Ergebnisse seiner Untersuchungen über einen merkwürdigen neuen Körper mitgetheilt, Bekanntlich entwickelt sich beim Ausströmeu der Elek- trizität aus Spißen und bei sonstigen elektrischen Entladungen in der atmo- sphärischen Luft ein eigenthümlicher Geruch z über die Natur dieser riehenden

Materie begnügte man si mit bloßen Vermuthungen und Hypothesen, bis

vor wenigen Jahren Herx Prof. Schönbein die Entdeckung machte, daß unter ge- gebenen Umständen bei der Voltaschen Zerscßung des Wassers am positiven Pole außer dem Saue:sioff noch ein anderer gasförmiger Körper sich entwickelt, dessen Geruch völlig übereinstimmt mit demjenigen, den man an Metallspizen wahrnimmt, aus welchen gewöhnlich Elckirizität strömt. Aus den Ergeb- nissen seiner ersten Versuche über diesen Gegenstand zog Schönbein den Schluß, daß der bei elektrischen in der Luft stattfindenden Entladungen er- zeugte Geruch von der gleichen Materie herrühre, welche den bei der Volta- schen Zerseßhung des Wassers zum Vorschein kommenden Geruch veranlaßt, und daß dieje Materie ein dem Chlor oder Brom ähnlicher Kör- per (Salzbilder) sei, welchen er „„ Ozon ‘“’ nannte, Ju der leßten Zeit is es ihm endlich gelungen , eine leihte und wohlfeile Darstellung dieses Stoffes auf chemischem Wege auszumitteln, wodurch er in Stand gesetzt wurde, genaue Untersuchungen über die Natur des Ozons vorzunehmen, Jndem wir auf eín (in der hiesigen Schweighäuserschen Buchhandlung) über diese Untersuchungen demnächst erscheinendes Werkchen verweisen, theilen wir in folgendem nur diejenigen Haupt-Resultate derselben mit, welche von all- gemeinem Interesse sind. Auf ähnliche Weise, wie das Chlor und Brom, besißt das Ozon das Vermögen, Pflanzenfarben zu zerstören, Schwefelwas- serstof zu zerseßen, aus Jod-Kalium Jod abzuscheiden 2c. Beim Einath- men bringt das Ozon Wirkungen auf den menschlihen Körper hervor, sehr ähnlih denen, welhe das Chlor veranlaßt. Aller bisher beobachte- ten Thatsachen, und besonders das Auftreten des Ozons an elektrischen Ausströmungsspiben, erklären sich am ungezwungensten aus der Annahme, daß der Stickstoff der Atmosphäre eine Verbindung vonOzon mit Wasserstoff sei. Wasser, welches nicht sticfstoff}- oder lufthaltig is, liefert bei seiner Volta’schen Zerlegung nicht die geringste Spur von Ozon am positiven Pol der Säulez stickstoffhaltiges Wasser Vingegen liefert Ozon an der positiven Elektride , indem der Ozonwasserstof (Stickstoff) durch den

Volta’schen Strom gerade so zerlegt wird, wie in Wasser gelöster Chlor- wasserstof, Andererseits liefert stickstoffhaltiges Wasser kein Ozon bei

seiner Elektrolyse, wenu demselben nur unbedeutende Mengen solcher Materien beigemengt werden, die das freie Ozon verschlucken, oder auf welche dieser Körper zerscßend einwirkt, wie z. B, \chweflige Säure Schwefelwasserstof, Eisenchlorür 2c. Die Bereitung des Ozons durch chemische Mittel betreffend, beschränken wir uns auf die An- gabe, daß dieser Körper aus einem Gemenge von Sauerstoff und Stickstoff, d, h, aus atmosphärischer Luft erhalten wird, indem man leytere dem Ein= fluß der fatalytischen Thätigkeit ciner gewissen Materie unterwirft, Den Schlußstein zum Ganzen von Schönbein's Untersuchungen über die Natur des Ozons muß nun freilich dessen vollständige Jsolirung bilden, womit er eben jeßt sehr lebhaft beschäftigt ist. ;

Heute Vormittag wurde die Jahres-Prüfung der Zöglinge der hiesigen - Erwerbschulen abgehalten, Die Versammlung fand în den von der Royal-York mit gewohnter Gefälligkeit dazu hergegebenen Räumen dersel ben statt. Mehr als 700 Schülerinnen, waren mit ihren Lehrern und Lehrerinnen, nebst den Wlignedenn des Vorstandes und der Direction der Anstalt vor deren Allerdurchlauchtigsten Ober-Vorsteherin versammeli, Jhre Majestät die Königin, Höchstwelhe die Gnade hatten, zu der Feierlichkeit von Potsdam herüberzukommen, schenkten den ausgelegten Handarbeiten der Kinder und der Prüfung derselben in den verschiedenen Zweigen des Unterrichts huldreiche Aufmerksamkeit und verehrten 18 Kindern, die der Auszeichnung würdig befunden waren, Höchsteigenhändig Bibeln zum Ge- schenk. Eine kräftig ermahnende und erbauende Ansprache des evangeli- lden Dol Dr. Neander, und der Gesang eines Kirchenliedes schlossen ie Feier. «

Berlin, den 8, Mai 1844,

Direction der Erwerbschulen.

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