1844 / 137 p. 3 (Allgemeine Preußische Zeitung) scan diff

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S maren Ener er

Den Schluß der Rede bildete ein Angriff gegen den Charakter Lord John Russell's, der 1842 jede Verkürzung der Arbeitszeit für den Ruin der Han- dels-Wohlfahrt des Landes hielt, und gegenwärtig die entgegengesetzte An- icht vertritt. fa Lord How ick tadelte die Regierung, daß sie den Gegenstand zu einer Kabinets Frage gemacht habe und dadurch viele Mitglieder des Hauses, welche im Allgemeinen ihrer Partei zugethan, in dieser Sache aber anderer Meinung als die Minister wären, veranlasse, gegen ihre Ueberzeugung zu stimmen, damit nur der Sturz des Ministeriums vermieden werde. Uebri- gens halte er die Besorgnisse der Minister für sehr übertrieben, und glaube, daß die Fabrif-Arbeiter nur zu ihrem eigenen Besten die vorgeschlagene Maßregel wünschten, welche allerdings wohl ihren Arbeitslohn verringern, aber desto mehr Vortheile in moralischer Beziehung ihnen verschaffen werde. Herr Liddell und Herr Gally Knight, zwei Tories, erklärten, daß sie früher ohne gehörige Ueberlegung für Lord Ashlev's Anträge gestimmt hätten , aber jeßt, nah Sir James Graham's klarer Darstellung , anderen Sinnes geworden wären und der Regierung wiederum ihre Stüßze zuwendeten, Herr Charles Buller tadelte in längerer Rede diese Sinnes- Aenderung der beiden Tory - Mitglieder und spra für das Amendement, Herr Roebuck erklärte sich dagegen , worauf nach einigen anderen Reden die Debatte vertagt wurde,

London, 11. Maï, Der Leeds Mercury berichtet, daß der Konsul Pritchard jebt wirklich von Otaheiti abberufen und nach den soge- nannten Navigators=Juseln verseßt worden sei, und bemerkt dabei, daß, wenn auch die Regierung ausdrücklih erklärt habe, daß die Verseßung einen Tadel nicht involviren solle, der Schritt doch für das Kabinet er- niedrigend und von den Direktoren der londoner Missions-Gesellschaft in einem Schreiben an Lord Aberdeen auf eine freilih verdeckte Weise als ein des britishen Charafters unwürdiger bezeihnet worden sei.

Nach dem Morning Herald wird Herr Sidney Herbert, der Secretair der Admiralität, das dur den Abgang des Sir Henry Hardinge erledigte Portefeuille des Kriegs-Sekretariats erhalten und Herr Cocry Secretair der Admiralität werden.

Sir Henry Hardinge wird in einem Königlihen Dampfschiffe nah Alexandrien befördert werden und dann in Suez sich in dem Dampfschiffe der ostindischen Compagnie „Hindostan“ einschiffen, wel=- hes zu dem Zwecke bereits den Befehl erhalten hat, bis zum 1. Juli in Suez auf ihn zu warten.

Am 7ten Morgens ist das Königliche Theater in Manchester abgebrannt.

__X Vom Nhein. Nach den verschiedenen Mittheilungen über

die Person des neu ernannten Gouverneurs von Judien, General Sir Henry Hardinge, hat derselbe entweder im Halbinselkriege oder bei Waterloo den Arm verloren. Beides is unrichtig, denn Sir Henry, welcher im Jahre 1815 in das Hauptquartier der Armee vom Niederrhein kommandirt war, wurde am 16. Juni bei Ligny, ganz nahe dem Fürsten Blücher , verwundet und von dessen Arzt so- gleih amputirt,

Dänemark.

¿ Kopenhagen, 11. Mai. (A. M.) Es i} hier das nachstehende Königliche Patent über den Gebrau der dänischen Sprache in der s{chleswigshen Stände-Versammlung erschienen :

„Wir Christian VI11. 2c, thun fund hiermit: Es is von Uns für erforderlih erachtet, auf geseßlihe Vorschriften Bedacht zu nehmen, durch welche ben dänish redenden Mitgliedern Unserer getreuen Provinzial-Stände- Versammlung des Herzogthums Schleswig eine wirksame Theilnahme an den Verhandlungen derselben gesichert werde. Wir haben demnach, und da von Unserer getreuen s{hleswigshen Stände - Versammlung auf die durch Unser Allerhöchstes Reskript vom 2. Dezember 1842 an sie ergangene Auf- forderung feine geeignete Mittel zur Erreichung dieses Zwecks an die Hand gegeben worden sind, zu beschließen Uns Allerhöchst veranlaßt finden müssen, daß nachfolgende, für die bevorstehende Versammlung derselben provisorisch in Kraft tretende Verfügung Unseren getreuen shleêwigshen Provinzial- Ständen zur Berathung vorgelegt werden soll, und behalten es Uns Aller- höchst vor, nah cingezogenem Rathe derselben weiter hierüber zu beschließen,

F. 1. Die Mitglieder der {hle8wigshen Provinzialstände-Versammlung, welche der deutshen Sprache nicht hinreihend mächtig zu sein glauben, um sich bei ihren Vorträgen in der Versammlung derselben bedienen zu können, und welche aus diesem Grunde bei ihren Vorträgen in der Versammlung die dänische Sprache gebrauchen wollen, haben gleich in der ersten Sißung, nachdem die Versammlung vou Unserem Kommissarius für eröffnet erklärt ist, oder, wenn sie erst später in die Versammlung eintreten, in der ersten Sitzung, welcher sie beiwohnen, ehe zur Tagesordnung übergegangen wird, ihre Absicht, die dänische Sprache bei ihren N gebrauchen zu wollen, der Versammlung zu erklären. Die desfälligen Erklärungen, über welche eine Verhandlung nicht zulässig ist, sind zu Protokoll zu nehmen. Jn An- sehung der in der Eröffnungs-Sißung abgegebenen Erklärungen ggen dies durch ein Mitglied der Versammlung, welches hierzu von Unserem Kommissarius ausersehen wird.

g. 2, Die Vorträge, welche in Folge der nah Maßgabe der vorste- henden Vorschrift abgegebenen Erklärungen von Ee der Versamm- lung bei den Verhandlungen derselben in dänischer Sprache gehalten wer- den, sind ia deutsher Sprache zu Protokoll zu nehmen, und mit Rücksicht hierauf sollen die in Gemäßheit des Patents vom 20. August 1841 für die Protokoll-Führung von Uns Allerhöchst zu ernennenden Hülfs-Secretaire sowohl der dänischen als der deutschen Sprache völlig mächtig sein.

§, 3, Wenn Mitglieder der Versammlung, welche bei ihren Vorträgen die dänische Sprache gebrauchen, Anträge stellen wollen, welche in Gemäß- heit der Geschäfts - Ordnung sriftlih einzureichen sind, und dicse Anträge von ihnen in dänischer Sprache verfaßt sind, so haben sie dieselben von einem der Hülfs -Secretaire in die deutshe Sprache übertragen zu lassen und neben ihrer Abfassung die Ueberseßzung bei dem Präsidium einzureichen, welche Behufs der Verhandlung in der Versammlung zu benuyen ist,

Wonach sich mänuiglich allerunterthänigst zu achten, Urkundlich unter Unserem Königlichen Handzeichen und vorgedruckten Jusiegel, Gegeben in Unserer Königlichen Residenzstadt Kopenhagen, den 29, Mäiz 1844, Christian R. e V L j

Die Collegial=Z eg enthält in ihrem heutigen Blatte ein Königliches Reskript vom Sten d. M., die Ausarbeitung einer neuen Preßfreiheits=Orduung betreffend; es lautet folgendermaßen :

„Wie es {hon in den Prämissen zur Verordnung vom 27. September

41799 ausgesprochen is, so betrachten auch Wir die Preßfreiheit als das wirksamste Mittel, Aufklärung und gemeinnüßige Kenntniß zu verbreiten, und auch Wir wollen gerne die Presse ven jedem Bande befreien, das nicht nothwendig is, um zu verhindern, daß sie das Werkzeug unedler Leiden- schaften werde zum Schaden für die öffentliche Ruhe und die Sicherheit des Einzelnen, Allein wenn Wir den Leistungen der journalistischen Presse im- mer mit Aufmerksamkeit gefolgt sind, und oftmals sie beachtet ha- ben, wo ihr Streben wirklich darauf autaia zur Förderung der Aufklärung und zur Entdeckung von Mängeln und Unord- nungen in öffentlichen Angelegenheiten zu wirken, so lehrte Uns ugleich eine beflagenswerthe Erfahrung, daß die bestehenden Geseße feinen hinlänglich en Schuß gegen eine übelgesinnte Presse gewähren, wenn sie es sich zum Ziel segt, auf eine verderblihe Weise auf das Volk zu wirken, um die Bande der Liebe und des Vertrauens zu lösen, welche dasselbe an den König und das Königshaus knüpfen, wenn sie die Saat der Zwietracht nicht nur zwischen den verschiedenen Theilen des Staats, sondern auch zwischen den Bürgern unter \sih auszustreuen sucht, so wie es namentlich der Fall gewesen, zwischen den Gutsbesigern und Bauern und zwischen den Vorgeseßten und den Untergebenen. Unter diesen Umständen finden Wir Uns veranlaßt, es Unserer dänischen Kanzlei aufzugeben , die bestehenden Preßfreiheits - Gesehe einer genauen Revision zu unterziehen, und darauf einen Entwurf zu einem neuen Geseß auszuarbeiten , das den nächsten Provinzialständen zur Abge- bung ihres Bedenkens vorgelegt werden könne , in welchem die Bestimmun- gen der Verordnung vom 27, September 1799 zum Grunde gelegt , doch dabei näher bestimmt werde, wie einerseits alle nidt nothwendigen

fungen hinsichtlich der Preßfreiheit gehoben werden können, während ande-

eschrän-

rerseits ihrem Mißbrauche durch bestimmte und ernste Gesez-Bestimmungen Schranken geseyzt werden,“ mh Tw L iL

Vern, 10. Mai. | Gestern früh starb hier Karl Friedrich Tscharner, Schultheiß des Kantons Beru, in einem Alter von 72 Jahren,

D: Le L

XX Paris, 11. Mai. Den heute eintreffenden Nachrichten von der Nordgränze zufolge, hat sih zwischen den Ortsbehörden der Provinz Guipuzcoa und dem politischen Chef ein Streit erhoben, welcher mit der s{hwierigen Frage von der Centralisirung der öffentli hen Gewalt in Spanien und der Aufrechthaltung, bezugsweise Wie- derherstellung der provinziellen Vorzugsrehte der Baskenländer zusau1- menfällt, Man weiß, daß eine der leßten Regierungshandlungen des vorigen madrider Ministeriums die Errichtung einer allgemeinen Lan- des = Polizei, unter dem Namen Guardias civiles, war, an der es Spanien bis dahin gänzlih gefehlt hatte. Die desfalls erlassene Verordnung sollte nun auch in Guipuzcoa in Vollzug geseßt werden, wo, wie in den anderen basfishen Provinzen , die Polizeigewalt von jeher ein Attribut der Ayuntamientos und der Provinzial=Deputationen gewesen ist, Die theilweise Abschaffung der Fueros durch Espartero hat die althergebrachten Polizei - Einrichtungen jener Länder unbe- rührt gelassen, und es erhob sih begreifliherweise eine energische Op- position der Orts= und Provinzial-Behörden, als es sich jeßt plößlich darum handelte, ihnen ihre polizeilichen Befugnisse zu entziehen, um dieselben eigentlihen Staats-Beamten zu übertragen. Man begreift die Stärke dieser Opposition um so leichter, als man weiß, daß die baskischen Provinzen seit dem Sturze Espartero's immer darauf ge- rechnet haben, ihre Fueros völlig wiederhergestellt zu sehen, so daß sich die von der Regierung beabsichtigte neue Schmälerung ihrer Verfassungs-Privilegien zu einem shneidenden Dementi ihrer größten politishen Hoffnung gestaltet. Die Sachen sind so weit gediehen, daß die Ayguntamientos von St. Sebastian und vou To- losa in Masse abgedankt haben, und daß die meisten anderen Ayuntamientos diesem Beispiele gefolgt sein würden, wenn nicht der politishe Chef sich aus freien Stücken erboten hätte, die Ausführung der in Frage stehenden Maßregeln bis zum Eintreffen neuer Justructionen aus Madrid auszusetzen. Die Pro-= vinzial = Deputation von Guipuzcoa hat diesen Aufschub benußt, um sih mit einer eindringlichen Vorstellung an die Regierung zu wenden, die vermuthlih vor allen Dingen Zeit zu gewinnen suchen wird. Das heutige Ministerium kann in der That eben so wenig als irgend eine andere weise Staatsgewalt in Spanien die bereits geshehenen Schritte zur Herstellung einer gewissen Uebereinstimmung und Gleichförmigkeit in den öffentlichen Verhältnissen der einzelnen Landestheile freiwillig wieder rügängig machen wollen, Die politischen Privilegien der bas=- fischen Provinzen waren größtentheils ganz unvereinbar mit der Jdee der spanischen Staats - Einheit. Vorrechte, wie z. B. das der Zoll= und der Conscriptions-Freiheit, lassen sich mit Rehtsgründen kaum ver- theidigen, und man muß die Aufhebung derselben dur Espartero nicht nur billigen, sondern au sie als nothwendig anerkennen. Gleichwohl darf man sich nicht darüber wundern, daß die Nord-Provinzen selbs ihre verlorenen Privilegien, sogar die unrehtmäßigsten, nicht vershmerzen fönnen, und daß sie nicht auf den Gedanken an die Wiederherstellung der= selben verzichten wollen. Die kollektive Selbstsucht eines Volkes oder eines namhasten Volkstheils is die rücsichts= und \{chonungsloseste aller Leidenschaften, und sie glaubt jede maßlose und unvershämte Forderung dur{ch den Vorwand des Patriotismus rechtfertigen, ja wohl gar zuni Verdienste stempeln zu können. Wir müssen es dahin ge- stellt sein lassen, inwiefern der Wunsch der baskischen Provinzen, von der neuen Polizei-Orduung befreit zu bleiben, von der madrider Re- gierung möglicherweise ohne zu {chweren Nachtheil für die öffentliche Verwaltung berücksihtigt werden kann oder uihtz aber es scheint uns unzweifelhaft, daß auch das Ministerium Narvaez einem solchen Ver- langen jedenfalls nur sehr ungern nachgeben wird. Um der Wahr- heit die Ehre zu geben, wollen wir shließlich bemerken, daß die von den Aguntamientos gehandhabte Polizei der Baskenländer von jeher weit besser gewesen is, als die aller übrigen spanischen Provinzen, so daß z. B. die Sicherheit der Landstraßen in jenen Ländern fast immer vollkommen war,

Do gal,

A Lissabon, 1. Mai. Was mir noch bis zum leßten Augen- blicke vor Schluß meines Briefes über den Fall von Almeida an No- tizen zugekommen ist, fügt den bereits mitgetheilten wenig Neues hinzu, Nur so viel ersieht man daraus, daß die ersten Anträge zur Capitu- lation von Seiten der Belagerten durch den Obersten Manuel Passos (der befanntlih jeßt aus der Armee - Liste gestrichen is) am 28sten Morgens gemacht wurden, und daß die Erlaubniß für die sämmtlichen Generale, Ober- und Subaltern - Offiziere, s{ch nah Spanien zu be- geben, ausdrücklih in der Capitulation stipulirt worden is, \o wie daß die Regierung über die Soldaten nah Niederlegung ihrer Waffen verfügen solle, ohne sie jedoch irgend einer Strafe zu unterziehen,

Der Kampf is also für jeßt zu Ende, denn es ist niht anzunehmen, daß die Tollköpfe, die sich zur Bildung einzelner kleiner Guerillas-= Banden hatten verleiten lassen, im Stande sein werden, wenn sie auch wollten, ihre Leute länger bei sih zurückzuhalten, nachdem der ganze Ansfstand - seinen einzigen wirklichen Halt und Stüßzpunkt mit Almeida verloren hat. Man sieht nun der baldigen Aufhebung des Belagerungs =- Zustandes entgegen, in welchem sich das ganze Laud noch befindet, Das Ministerium Costa Cabral is also siegreich auch aus dieser ernsten Krise glücklich hervorgegangen z die Finauzen des Laudes haben durch dieselbe am meisten gelitten, Die Regierung wird übrigens gut thun, auch ferner auf ihrer Hut zu sein, um sich vor den Wirkungen des Grolls und der Feindseligkeit ihrer Widersacher, die durch deren Niederlage nur noch heftiger geworden sind, sicher zu stellen. Die Septembristen, welhe in nicht unbedeutender Zahl in so manchen namentli größeren Städten vorhanden sind, werden im Geheimen ihre Machinationen fortseßen, wie bisher, und daß sie oft in einem Augenblicke, wo man sih dessen am wenigsten versah, ihre Streiche führten, hat mehrmalige Erfahrung nur zu sehr gezeigt. Diesmal wurden sie dur die Energie der Regierung und namentiich durch die treugebliebenen Truppen noch im Zaume gehalten, so daß sie es nicht wagten, offen der Sache Bomsim's sich anzuschließen: ste mußten sih darauf beschränken, Bomfim auf Schleihwegen Geld zu- fommen zu lassen und durch Verbreitung von Pamphleten und pomp= haften Nachrichten über dessen angeblich sehr glänzende Lage die Ge- müther in Aufregung und Spannung zu erhalten. Aber {hon der Umstand, daß die Regierung, um sie in Respekt zu erhalten, von den bedroht erscheinenden Orten keine Truppen wegziehen und ge- gen die Rebellen in Almeida verwenden konnte, war augenscheinlich sehr mißlich und hat auch die vollste Beahtung von Seiten der Re- gierung gefunden. Ein wahres Glü is es, daß das portugiesische Volk, durch die bitteren Erfahrungen, welche ihm die Resultate aller bis- herigen Umwälzungen gebraht haben, wenigstens die Ueberzeugung gewonnen zu haben scheint, daß man durch solche uihts besser macht, uñd die Lage des Landes nur auf ruhigem, friedlihem und geseb- lihem Wege gebessert werden kann, Daraus vorzugsweise läßt sich seine Theilnahmlosigkeit, die der großen Masse wenigstens, bei der

Schilderhebung einer Anzahl von Soldaten, welcher Graf Bomfim endlih die Autorität seines Namens geben zu müssen glaubte, bewie- sen hat. Die Miguelistishe Partei, die noch immer eine keineêwegs zu verachtende Stellung im Lande behauptet, bat an der nun erdrüd- ten Bewegung nirgends einen direkten Antheil genommen; der Ca- pitain, der an der Spiße der zu Loures in geringer Entfernung von hier gefangenen Guerillas gefangen wurde, is der Einzige, der ehe- mais Miguelist gewesen sein soll. Den Guerillas-Banden in Algar- vien, die unter dem Major Cabral in der leßten Zeit si gezeigt haben, wird die Energie des dort befehligenden Generals Schwalbach hoffentlich bald auch den Garaus gemacht haben und Cabral wohl gezwungen sein, wieder hinzugehen, wo er hergekommen is, nah Spanien.

Griechenland.

O München, 109. Mai. Nach den neuesten Briefen, welche die Familie des Kron-Oberst-Hofmeister Fürsten Ludwig von Waller stein aus Paris erhalten hat, darf man dem Eintreffen Sr. Durch- laut dahier zwischen heute und übermorgen mit Bestimmtheit ent- gegen sehen. Der Umstand, daß der Fürst ers nah dem längst be- kannten Tage der Abreise des Königs hier eintrifft, könnte vielleicht Befremden erregen und zu Mißdeutungen Veranlassung geben. Aus glaubwürdigster Quelle darf aber versichert werden, daß dabei nicht nur feinerlei Absicht obwaltet, sondern daß ohne Veranlassung von hier aus sich der Aufenthalt des Fürsten in Paris, nah seiner Rü- kehr von London dorthin, höchst wahrscheinlih noch um einige Zeit verlän gert haben mag. Anlangend die Erfolge seiner Mission, so is wohl nichts so gewiß, als daß diese im voraus großentheils durch den raschen Fortgang der Dinge in Griechenland seibst paralysirt werden mußten, und man sie daher übershäßen würde, wenn man sie, den griechischen Zuständen und einem etwaigen Einflusse auf diese gegenüber, für bedeutender halten wollte, als sie von dem unterrihteteren Theile der Presse längst erachtet worden sind und als sie der Natur der Sr, Durchlaucht zur Lösung anvertrauten Aufgaben nach ausfallen konnten, Jmmerhin wird die zweimalige Sendung des Fürsten von Wallerstein uach Paris ihre guten Früchte tragen, wenn auch nicht mit so früher und für Jedermann sihtbarer Reife, als von dem Einen und Anderen in ungeduldigem Eifer ge= wünscht werden mag. L

Die Briefe aus Athen vom 27, April lassen noch Manches zu wünschen übrig. König Otto und seine erlauhte Gemahlin waren vollflommen wohl, und für einen engen Kreis wurden bei Hofe einige Geste zu Ehren der hier vollzogeuen Vermählung am 1, Mai vorbe- reitet, Weder in Athen, noch soust irgendwo, war die Ruhe ge]tört worden, und man hoffte, niht nur die Beshwörung der Verfassung, sondern auch die Wahlen zum nahen Landtag, würden mit Ordnung voll- zogen werden können. Der Zusammenkunft der Stände sah man, troß der Unmasse und Schwierigkeit der zu überwältigenden Vorar- beiten, bis zum Anfang, spätestens bis gegen die Mitte Juni entge- gen, was allerdings ganz übereinstimmend mit dem betreffenden Kon- greßbeschlusse sein würde. i

Neben diesen erfreulihen Neuigkeiten haben wir aber au solche erhalten, die keinesweges geeignet sind, uns von jenem Unbehagen zu befreien, welhes uns die Briefe vom 21. April, sowie die Zeitungen bis zu diesem Tage, mit ihren Mittheilungen über das endliche Zustande- kommen des neuen Ministeriums gebracht haben, und nothwendig bringen mußten, Zunächst sind die Kassen total leer, und man kann kaum ab- schen, wo ein Ministerium in den {wierigen Sommer =- Monaten die Mittel zur Deckuug der gewöhnlichen und außerordentlichen Ausgaben hernehmen soll, Daher ging denn auh in Athen die Rede lebhafter denn je zuvor von einem zu fontrahirenden Anlehen, und man möchte aus einigen sournalistishen Andeutungen fast \{hließen, daß bereits Schritte (in Triest?) bezüglih des Abschlusses eines solchen geschehen seien, Ferner macht Alles, was der Partei Maurokordatos* nicht un- bedingt angehört, gegen das neue Ministerium Chor. Endlich darf man sih kaum mehr ein Geheimniß daraus machen, daß die Ge-= sandten der Schubmächte von dem Augenblicke an, wo König Otto die Verfassung beschworen hatte, ihre Aufgabe als gelöst, das Werk der staatlihen Wiederordnung Griechenlands als be- endigt angesehen haben, Ja wenn anders einigen Andeutungen vollkommen zu glauben is, dann wären die Herren Piscatory und Lyons für den Fall, daß Rußland um die Zeit der Einberufung der griechischen Kammern in Athen noch niht wieder durch einen Gesand= ten vertreten sein sollte, darüber einverstanden, oder dazu angewiesen, sih allen und jeden Jufluirens auf den Gang der ständishen Be- rathungen zu enthalten, Wie überaus wünschenswerth es aber auch an sih wäre, daß die auswärtigen Mächte sich ihres Einflusses auf die Verwaltung und auf die Leitung der Parteien in Griechenland frei= willig begäben, so sehr steht zu befürhten, daß das constitutionelle Königthum, welhes man den Griehen gewährt hat, sich höchst ge=- fährdet schen werde, wenn man dasselbe in so kritischer Zeit, als es die des ersten Landtages fast nothwendig sein muß, einzig sich selbst überläßt. Daß Kolettis der natürliche Erbe des neuen Minister-Prä- sidenten sein werde, wird zwar allgemein versichert, bleibt aber unter den gegenwärtig obwalteuden Umständen immer noch sehr zweifelhaft.

Handels - und Börsen -Uachrichten.

Paris, 11. Mai, An der Börse fand heute, namentli in französi-

schen Renten, fast gar kein Umsay statt, Auswärtige Börsen.

Amsterdam, 12. Mai. Niederl. wirkl. Sch. 603. 5% Span. 23 Si

Antwerpenu, IL Mai. Ziusl. §8. Neue Aul. 223.

Frankfuri a. M., 13. Mai 5% Met. 13%; G. Bauk-Aetien p. ult, 2017. Bayer. Bauk-A ctien 709 G. Hope 90% Br. Stiegl. 90x Br. Tai. 60) f Polo. 300 Fl. 94% G. do. 500 Fl. 1007 G. do. 200 Fl. 33 G.

Hainhb urg, 14, Mai. Bauk-Actieu 1670. Enzl. Buss. 1135.

P ari S, 11. Mai. 5% Rente fin cour. 122, 55. 3% Reute fin cour. §4. 40. 5% Neapl. au compt. 102. 50. 5% Span, Reute 325. Pass. G67.

Königliche Schauspiele. Freitag, 17. Mai, Die Mäntel. Hierauf: Die Jusel der Liebe, phantastishes Ballet in 2 Akten, von P. Taglioni, Jim Konzertsaale : 1) La reprise de: Caliste, ou: Le geolier, drame vaudeville en 1 acte. 2) Les premières armes de Richelieu,

vaudeville en 2 actes, par Mr. Bayard.

Zönigsstudtisches Theater.

Freitag, 17, Mai, Der Wirrwarr. Lustspiel in 5 Akten von A, von Kobebue. Hierauf: Mitten in der Naht, Posse in 1 Akt.

Im Königlichen Schauspielhause zu Potsdam: Auf Allerhöchsten Befehl: (Jtalienishe Opern- Vorstellung.) Le Cantatrici Villane. Opera buffa in 2 Atti, Masíca del Maestro Fioravanti.

Der Billet-Verkauf findet in Potsdam bei dem Kastellan des Königl. Schauspielhauses statt.

Textbücher, in italienisher und deutsher Sprache, sind bei ge- dachtem Kastellan und Abends an der Kasse à 5 Sgr. zu haben.

Anfang 6 Uhr, Ende halb 9 Uhr, Die Kasse wird um 5 Uhr

geöffnet. E A E E Verantwortlicher Nedacteur Dr. J. W. Zinkeisen, Gedrudt in der D-ckershen Geheimen Ober - Hofbuchdruerei, Beilage

Me 137.

Rz 2mn Er: RBESIC E

Juha t

Deutsche Bundesstaaten. Bavern. Nürnberg. Prot-:stantischer Missions-Verein. Sachsen, Großenhain. Zweigverein der Gustav Adolph-Stistung daselbst, Freie Städte. Lübe. Dampfich:fffahrt.

Desterreichische Monarchie. Wien, Enzber og Karl. Griechische Anleihe, Dampfschifffahrt.

Frankreich. Schreiben aus Paris. (Die pari,er Steruwarte; Verle- gung des Ministeriums der auswärtigen Angelegenheiten.)

Schweiz. Luzern, Schreiben des Vororts an die Handelsexperten- Kommission. Zürich, Eidgenössishe Jntervention in Wallis,

Türkei, Scutari, Wiederausbruch der Feindseligkeiten zwischen Mon-

tenegro und Albanien, Verwendung christlicher Rajahs zur Bekämpfung

der Unruhen in Albanien. Mexiko. Schreiben aus Paris. (Differenzen mit Frankreich.) Haiti, Schreiben aus Paris. (Näheres über den jüngsten Aufstand der Schwarzenz die östlichen Häfen in Blofade - Zustand ectlärt; NReibungen mit einem englischen Kriegs\chi}.)

Haus Karl Erdmann Freiherr von Manteuffel, (Nefkroloz.)

Eisenbahnen. nach Zittau.)

Schreiben aus Dresden. (Die Zweibahn von Löbau

Ausland.

Deutscge Bundesstaaten. Bayern. Nüruberg, 12. Mai. (N. K.) Jun Folge der von Sr. Majestät dem Könige am 17. Januar d. J, genehmigten Errichtung eines protestantishen Missions - Vereins in Bayern hat sich ein Cen. tral-Missions-Verein hierselbst gebildet, au den sich sämmtliche Lokal Missions = Vereine anschließen. Die Allerhöchst bestätigte Justruction für den Verwaltungs - Ausschuß desselben ist im Wesentlichen folgen- den Jnhalts: Der protestantische Missions - Verein in Bavern. hat den Zweck, Theilnahme für die heilige Sache der Missionen zu er- wecken und das Christenthum nach den Grundsäßen der protestanti= schen Kirche unter den Heiden zu verbreiten, Er faßt alle einzelnen, in den protestantischen Pfarreien und Dekanaten des Königreichs be sindlichen Missions = Vereine in sih, die zusammen einen Gesammt- Verein bilden, der in der Stadt Nürnberg, als dessen Mittelpunkt, durch einen Verwaltungs-Ausschuß vertreten wird, Der Verwaltungs- Ausschuß des Gesammt-Missions-Vereins besteht aus 12 Mitgliedern, welche Theilnehmer an der Sache der Mission sein und entweder in der Stadt Nürnberg selbs oder doch so uahe bei derselben ihren Wohnsiß haben missen, daß sie im Stande sind, sih den ihnen als Mitgliedern des Auéschusses zukommenden Geschästen und Obliegen- heiten zu mterziehen. Die Aufgabe des den Gesammt = Verein ver tretenden Verwaltungs8-Ausschusses besteht in der Leitung des Ganzen und in der Besorgung aller den einzelnen Vereinen gemeinsamen An gelegenheiten. Er hat die Missions = Thätigkeit fortwährend rege zu erhalten, den Stand und Gang des Missionswesens in und außer halb Bayerns zu beachten und sih insbesondere mit der Richtung und Beschaffenheit derjenigen Anstalten bekanut zu machen, an welche Beiträge gesendet oder welchen Missionaire zur Erziehung anvertraut werden mögen. Er hat sih zu bemühen, dasjenige, was durch die protestautische Kirche in Bayern oder sons Wichtiges für die Verbrei- tung des Christenthums unter den Heiden geschieht, den Vereins= Mitgliedern durch Herausgabe eines eigenen Misziousblattes und durch Mittheilung anderer zweckdienlicher Schriften zur Kenntniß zu bringen, Die einzelnen Missious - Vereine sind gehalten, dem Central - Verein, sobald fie sich gebildet haben, die angenommenen Sabungen mitzu= theilen, die weder den Allerhöchst genehmigten Grundsäßen, noch den hier festgestellten Normen widersprechen dürfen. Sie haben, als Theilnehmer an dem Gesammt-Vereiu, die Thätigkeit des Ausschusses nach Kräften zu unterstüßen, ihre Anträge an ihu zu stellen, ihre ge- sammelten Gelder an ihn einzusenden oder zu verrechnen, Jährlich an einem bestimmten Tage findet eine allgemeine Versammlung statt. Diese wird mit einer kirhlihen Feier eröffnet. Hierauf berichtet der Verwaltungs - Ausschuß über das Ergebniß seiner Wirksamkeit, legt seine Rechnming vor und eröffnet die Berathung über die von ilm oder von einzelnen Vereinen und Mitgliedern eingebrachten Anträge und Wünsche. Jedes Vereins - Mitglied hat das Recht, bei dieser Versammlung zu erscheinen und mit den übrigen Anwesenden zu stimmen,

Sachsen. Großenhain, 9. Mai, Gestern trat auch hier ein Zweigverein der Gustav - Adolph -= Stiftung mit einer großen Zahl von Mitgliedern (bis jeßt 460 wirkliche) aus Stadt und Ephorie Hain ins Leben, Ju der von dem hiesigen Superinteu- denten bei der ersten Haupt - und Vrgamhationsversaumlung gehal- tenen Eröffnungsrede legte derselbe besonders „an der Geschichte der Begründung evangelischer Gemeinden in den dßerreichishen Staaten seit Kaiser Josephs Toleranzediït vom 15, Oktober 1781 auschautich dar, warum die Mehrzahl diejer Gemeinden der Unterstüßung zur Erhaltung ihres kirchlichen Wesens so bedürstig sei, und wie es eben jeßt, wo die betresfeuden Regierungen ihren protestantischen Unter thanen freie Religiousübung nicht mehr versagten, nux der Unter= stüßung derselben mit Geldmittelu bedürfe, während unsere Vor= eltern so oft den mit sinsterem Hasse verfolgten Und verjagten Brüdern eine Freistatt brüderlih eröffnet hätten, Ver Redner wies ferner nah, wie der Gustav - Adolph - Verein seinem ganzen Wesen nach nit entfernt eine Demonstration gegen die katholische Kirche sei, mit deren an ristliher Erleuchtung, vor Allen in den deutschen Landen, täglich wachsenden Giiedern sich das Band der gegenseitigen Ahtung und Liebe, troß einzelnen gehässigen Geschreies, immer fester fyi \fe wobl aber in des Wortes edelstem Sinne eine thatsächliche Demon stration gegen den allen Lebensnerv der V ölfer undStagts- verfassungen zerstörenden religiösen Fudol[serentièmus, wie gegen den der protestantischen Kirche gemachten Vorwurf einer inneren Zerrissenheit sei, und deshalb gewiß immer mehr auch bei dey katholischen Regierungen wohlwollende Beachtung finden werde,

Freie Städte. LübeŒ, 9, Mai. (D, A, Z.) Unsere Dampsfschisffahrt nah den nordischen Reichen hat seit dem Anfange dieses Monats erst recht begonnen, Am 4. Mai ging das russische Dampfschiff „Alexandra“ zuerst in diesem Jahre von Travemünde nah St, Petersburg ab, und wird von nun an regelmäßig jeden Sonnabend eins dahin abgehen. Am 5, Mai traf von Stockholm das shwedishe Dampsschisf „Svithiod“ ein, welhes neben dem

„Gauthiod“/ die Communication zwischen hier und der \{chwedis{en Hauptstadt vermittelt, indem jeden Donnerstag ein Schiff von Lübeck und ein Schiff von Stockholm abgeht und Rostock, Ystadt und Kal=

mar anläuft, Außerdem trisst jeden Donnerstag ein schwedisches Dampfschiff von Malmö und Kopenhagen hier ein und geht an jedem Freitage wieder nah Kopenhagen und Malmö zurüick, so wie auch das englische Dampfschiff „Harlequin“/ Donnerstags von Kopenhagen und Rostock anlangt und am Freitage Morgen wieder dahin zurück= geht, Die Dampfschifffahrt auf St. Petersburg und Stockholm ist

Beilage zur Allgemeinen

Fl E VORA A n E I E P L L.

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für Lübeck unstreitig die wichtigste und einträglihste ; erstere dürfte aber im nächsten Jahre durch Ko"kurrenz von Stettin bedeutenden Abbruch erleiden, und man fürchtet hon jeßt, wo die beiden aröße= ren der privilegirten Dan pfschiffe abwechselnd von Lübeck und Stettin n1ch Stk. Petersburg fahren und dahin zurückfehren, daß: vornehme Russen, welche in die deutschen Bäder reisen, die Reute über Stettin und Bezulín vorziehen werden.

Oesterreichische Monarchie.

Wien, 7. Mai. (L. Z.) Nach einem Briefe aus der Umge- bung Sr. Kaiserl. Hoheit des Erzherzogs Karl war derselbe nah dem

| Ausbruche des münchener Tumults am Tage der Vermählung seines

Sohnes mit der Prinzessin Hildegard in München fest entschlossen,

| sofort die Rückreise hierher anzutreten, und nur die bestimmtesten

Wünsche und Zusicherungen von Seiten König Ludwig?s scheinen ihn

| vewogen zu haben, diesen Entschluß wieder aufzugeben. Nach den

neuesten Briefen aus Triest \{heint die griehi\che Regierung behufs cines nicht unbedeutenden Anlehens das Auge auf jenen Plaß und zugletch auf den hiesigen geworfen zu haben; indessen würde sich an eine Berwirklichung der fraglichen Absicht wohl nur erst daun denkeu lassen, wenn Griechenland außer seinem König auch wieder eine Re gierung erhalten haben wird, deren es vorläufig troß der Bildung des Ministeriums Maurofordatos unr noch allzusehr entbebrt. :

n feinem Jahre seit der Einführung der Dampfschifffahrt auf

| der Donau waren zur Befriedigung des Publilums \o viele Mittel j aufgeboten, aber auch noh nie die Aussichten

Uge ; sür die Gesellschaften jo glänzend, als jebt.

S Ld.

D Santa ; é Mit Font! Vie O Paris, 10, Mai. Der Minister der öffentlichen Arbeiten hat |

vor wenigen Tagen einen nachträglichen Kredit-Geseßentwurf im Betrage von 501 000 Fr. eingebracht, wovon 100,1 )\) Fr. auf die Verbesserung der partjer Skernwarte verwendet werden sollen, Nach der Behauptung des Ministers steht die pariser Sternwarte in vielfacher Beziehung unter jenen von Dorpat, Königsberg und Berlin. | A Sterukunde ein wissenschaftliher Zweig entstanden, welcher in Franf=

reih noch nicht gebörig ergründet worden i, weil es an hinreiheud |

Paren Qutihen Znstrumenten fehlt, um die betreffenden astronomischen Erscheinungen genau zu beobachten und zu studiren. Die Doppel= \terne nehmen gegenwärtig die ganze Aufmerksamkeit der Astrono-

10; : Hurt D » - } , , 1 l men in Anspruch. Das Bureau des longitudes, wie man die pariser |

Sternwarte vennt, mat die Nothwendigkeit geltend, diese Gestirne, die sih um einander drehen, zu studiren, um die Moasse und die Ent- fernung derselben bestimmen zu können. Mit den bisherigen astrono- mischen Znstrumenten von mittlerer Größe lassen sich \o \chwere Hrobleme nit entzifern, wozu die stärksten Ferngläser nothwendig sind. A MEReUTL Mar Viinister der öffentlihen Arbeiten die Summe von I Gr, um - dafür: Foviroöhre anzuschaffen, mittelst deren es den Astronomen möglih sein wird die Doppelsterne \#o lauge zu beobachten, als sie während ibres Laufes über dem Hori=

zont sichtbar bleiben, Der Minister des öffentlichen Unterrichtes nährt |

dabet die Hoffnung, daß, da die französischen Glasfabrifanten in der Verfertigung der optischen Lnsengläser glle übrigen Nationen über- tressen, die pariser Sternwarte dann mit Recht die erste in Europa wird genannt werden können.

In der nämlichen Sibung brate Herr Dumon einen Gesetz- Vorschlag ein, demzufolge das Ministerium der auswärtigen Angele= genheiten nah dem Palais, wo gegenwärtig die türkische Botschaft sich befindet, verlegt werden soll. Die dazu erforderlichen Ausgaben würden 5,150,000 Fr. betragen, und nah der Ansicht des Ministers der vffentlihen Arbeiten, könnten dieselben durch den Ertrag des zu verkaufenden Grund und Bodens, wo heute das Hotel der auêwärti- gen Angelegenheiten steht, mehr als hinreihend gedeckt werden, da der Werth der von diesem Ministerium eingenommenen Grundfläche auf 54 Millionen Franken geschäßt wird, Nach dem vorgelegten Plan würde das Ministerium des Aeußern mit großer Pracht neu aufge- baut werden, und aus drei Hauptgebäuden bestehen. Das erste nebst Garten würde die großen Appartements des Ministers und dessen Privat=Wohnung einnehmen; das zweite würde sämmtliche Büreaus des Departements in si fassen, und endlich ein drittes viereckiges ganz isolirtes Gebäude soll als Archiv des Aeußern dienen. Eine Summe von 1,221,936 Fr. soll endlih darauf verwendet werden, um dem Conservatoire *des arts ct métiers (eine Art polytechnischer Schule für bürgerlihe Gewerbe) die größtmöglihe Ausdehnung zu geben. Das Conservatoire des arts et métiers wurde am 19, Vendémiaire anno T errichtet, und sollte eine Sammlung von Modellen und Maschinen für Judustrie und Gewerbe bilden. Einige Jahre später ‘wurden Lehrer der Zeichenkunde uud Baukunst daseibst angestellt. Napoleon fügte hinzu die Lehrstühle der Mathematik, Physik, auf industrielle Künste angewendete Chemie und Mechanik, endlich unter der Juli-Regierung wurde eiu Lehrstuhl der Handels = und Judustrie-Gesebgebung hinzugefügt. Da ferner folhe Professoren wie Baron Charles Dupin, Blanqui d. Aelt., Wo- lowsky gegenwärtig das gebildetste Publikum von Paris an sich zie- hen, so is der Zudrang der Zuhörer so groß geworden, daß eine Er weiterung des Lokals und eine bequemere Einrichtung der Laboratorien unerläßlich geworden ist, damit: diese berühmte Schule ihrem Enud- zwecke vollkommen entsprechen könne.

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Luzern, 9. Mai. (O. P. A. Z) Der Vorort hat ein Schrei- ben an die eidgenössische Haudels-Experten-Kommission erlassen, worin er das Ueberfluthen einer materiellen, im Judustrialismus vornehm- lich ih fund gebenden Richtung über die geistigen und sittlichen Be- strebungen als eine Kalamität der Gegenwart bezeihnet und mög- lichste Wahrung der geistigen und moralishen Elemente dringend empfiehlt; es heißt darin:

„Die leute allgemein verbreitete und tiefwirkende Manifestation des po- litischen Lebens isst die Emancipation der schweizerischen Bevölkerung von allen früher bestandenen Vorrehten und Monopolen. Alte Vorrechte sind gefallen für immerz neue Borrechte will das Volk s{werlich aufbauen ; einer einzelnen Lebensthätigkeit kann aber ein größerer Schuh als allcu anderen nicht anders gewährt werden, als wenn man dieser Lebensthätigkeit ein Vorrecht eimäumen würde: darum wolle der Vorort den dringenden Wunsch aussprechen, es möchte bei Prüfung der laut gewordenen Bestrebungen der Vertreter der Handels - und Fabrik - Jndustrie für Einsührung von Schup- dösllen u. #. w, ihren Ansprüchen keine größere Bedeutung beigemessen wer- den, als dem Aerbau, als der Viehzucht, als dem Weinbau, als dem eigentlihen Handelsstande. Alle Jndustriceen verdienen gleih große Berü- sichtigung, für feine derselben daf ein für die andere drückendes Vorrecht Zeschaffen werden. Wäre aber auch eine größere Berücksichtigung ciner in- dustriellen Thätigkeit vor einer anderen zulässig, so könnte diese Berücksichti- Jung dem Handel und der Fabrik - Industrie wohl schwerlich zu Theil wer- den, Der Ackerbau, der Weinbau, die Viehzucht sind an die vaterländische Scholle gebunden, ihre Juteressen sind mit derselben venwachsen;z

t Handwerksmann ist in den engeren Kreis seiner Werkstätte, seiner nächsten Umgebung eingeengt, dieweilen der Handelsmann und der eigentlihe Jndustrielle einem allgemeinen Weltbürgerthum seine Nationali-

Preußischen Zeitung.

Seit kurzem is in der |

Freitag den 17e Mai.

tät zum Opfer bringt, am heimatlichen Heerd nur so lange weilt, als er an demselben um den geringsten Lohn fann arbeiten lassen, als er von dem- selben aus seine Waaren am vortheilhaftesten verhandeln kann. Allerdings ist die fommerzielle Fabrik-Judustrie geeignet, den National-Wohlstand mo- mcntau oft mehr zu vermehren, als die übrigen angedeuteten in- dustricllen Thâätigkeiten; aber selten gehen diese Gewinnste in das Grund - Kapital einer Nation über; sie bleiben gewöhnlih bewegli- ches Gut; allen Schwankungen der Zeit fortwährend ausgeseßt und ohue Aussicht auf beruhigende Dauer; daher der Wunsch, daß diejenigen, die den Grund und Boden, auf welchem die Schweiz ruht, vercdeln und ver- arbeiten, deren Thätigkeit mit ihrem Vaterlande steht und fällt, auf feine Weise vernachlässigt und künstlich geschaffenen Existenzen geopfert werden, welche mit der nämlichen Leichtigkeit, mit welcher sie geschaffen worden, fo zu jagen von einem Tag auf den anderen, dem Lande entzogen und dahin verpflanzt werden können, wo man glaubt, daß momentan der Vortheil

größer sei.“ __ Leber die Mißverhältnisse zwischen der Production und der Con- jumtion heißt es in dem Schreiben :

„Diese Ungleichheiten verursaden harte Schläge einer jeden industriel- len Thätigkeit, Man ruft nach Abhülfe dieser Ucbelstände, aber wie soll das gestörte Gleichzewicht zwischen Production und Consumtion (was ein- zig bleibend abhelfen könnte) hergestellt werden? Haben die Staats - Ge- walten hierzu die Macht und die Befugniß? und haben sie dieselben, soll die Production vermindert und in welchem Verhältniß vermindert werden 2 oder sollen neue Maiktpläße aufgesut werden, um das zu viel Produzirte daselbft abzusezen und um die Consumtion zu vermehren? ,.. Verdienen Unternehmer, die ihre Kräste über Vermögen hoh svannen, ausnahmsweise, vielleicht für alle anderen Klassen der bürgerlihen Gesellschaft lästige Be- günsügungen“? ist ihr Verlangen nah veränderten Zuständen nicht eigent- lih das Begehren, daß Andere die Folgen ihrer Uecbereilung tragen sollten 2“

Zúürich, 10, Mai. Der eidgenössishe Vorort hat dur Kreis= schreiben vom 8, Mai den Ständen die höchst wichtige Mittheilung gemacht, daß die Regierung des Kantons Wallis, da sie niht im Stande sei, selbs mit eigenen Kräften Ruhe und Orduung im Kan- ton aufrecht zu erhalten, den Vorort um eidgenössishe Jutervention angesproheu habe, Der Vorort habe hierauf die Herren Alt- Landamman Schmied von Uri und Bürgermeister Burkhard von Basel als eidgenössische Kommissarien nah Wallis beordert und denselben eine Escadron Dragoner zum Schuße mitzugeben verfügt. Ferner habe er folgende Truppen-Abtheilungen in Bereitschaft zu halten an- geortbnet: 1 Compagnie Artillerie von Bern, 4 Bataillone Jufan-= terie aus den Kantonen Luzern, Uri, Zug, Freiburg und Waadt, und endlich 2 Compagnieen Scharfschüßen aus Schwyz und Unterwalden. Den Ober-Befehl über "diese Truppen hat der Vorort dem eidgenös= sischen Obersten Herrn von Salis-Soglio in Chur übertragen. Der Vorort fügt bei, er würde sich bei s{chwieriger werdenden Verhält - nissen veranlaßt sehen, eine außerordeutlihe Tagsaßung einzuberufen, S ladet die Stände ein, Justructionen hierfür in Bereitschaft zu alten.

_ Die katholische Staats-Zeitung, woelhe im Wesentlichen dasselbe meldet, enthält noch uachstehende Mittheilung: „Jn Folge eines neuerlihen Schreibens der Regierung vou Wallis vom 6ten d. hat der Vorort die Kantone Bern, Freiburg, Waadt und Obwalden angewiesen, die oben bezeichneten Truppen sofort einzuberufen und der Regierung von Wallis zur Verfügung zu stellen. Gleichzeitig stud ste in dem Maße zu eidgenössischem Aufsehen gemahnt worden, daß sie auch noch mehr Truppen auf Begehren derselben zu geben bereit seien. Die Regierung von Wallis hat ihrerseits die Militair= macht ihres Kantons ebenfalls aufgeboten und den Großen Rath außerordentli einberufen.“ j

Aus Wallis selbst fehlen uns alle und jede Nachrichten, Mit Ausnahme dessen, was über sfandalóöse Vorfälle in Veroßaz vor eíni- gen Tagen gemeldet wurde, haben wir von keinem Vorgange Kenntk- niß, der als Veranlassung zu dem hohwichtigen Ereigniß, welches wir so eben gemeldet haben, gedacht werden köunte. Nur die Staats- Zeitung will wissen, daß „neue Gemwaltthätigkeiten dur die junge Schweiz im Zehnten St. Moriz verübt, ein Mitglied des Großen Rathes aus einer Gemeinderaths-Sißzuñng gewaltthätig fortgeshleppt und todt= geprügelt worden sei und der Ausbruch eines vertilgenden Bürgerkrieges zu beforgen stehe.“ Nach ihrer Darstellung waren diese Angaben in dem Schreiben der Regierung von Wallis als Motive ihres Gesuchs enthalten. Das neueste Schreiben des Staatöôrathes von Wallis soll vom 6. Mai sein. Weun dieser Schritt mit den früheren geheimen Sendungen aus der Bundesstadt, oder mit der bevorstehenden Eröffnung des ordentlichen Großen Rathes im Zusammenhang steht, so tönnte leiht der eine oder andere der bedeutenderen Nachbar-Kantone des Wallis der Versuchung unterliegen, hinsichtlich der Aufforderung des Vorortes zu eidgenössisher Jutervention Antecedentien vom Jahre 1838 und 1840 zu folgen, und der Gegenstand zu unabsehbaren Verwickelungen führen, Auffallend is, daß noch kein Blatt aus der westlichen Schweiz die von der Staats=Zeitung gemeldeten Nachrichten bestätigt.

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Seutari, 6. April. Die während des Winters eingestellten Feindseligkeiten zwishen Montenegro und Albanien haben wieder be- gonnen, Die Albanesen von Hotti, welche am 28, März unter An-= führung des Spahi von Pedgorizza einen Einfall in Montenegro machten, wurden mit einem Verluste von zwei Todten und mehreren Verwundeten zurückgetrieben, Die Montenegriner überfielen am 341. März eine Karawane, tödteten 10 Kaufleute und nahmen 4 gefangen. Ein Türke, welcher sih in dem montenegrinischen Dorfe Bogliarisch als Gefangener befand, is dur einige seiner Landsleute mit Lst be- freit und hierher gebracht worden.

Das Siebenbürger Wochenblatt meldet, daß die Pforte beschlossen habe, ein auserlesenes Truppen-Corps von hrist= lichen Rajahs zu bilden uud zur Bekämpfung der immer mehr zu- nehmenden Unruhen in Albanien zu verwenden, indem es ih erge= ben hat, daß die türfishen Truppen häzfig zu den Aufrührern über=

gehen. ; M.€.5.4 K. 0.

ch Paris, 10, Mai. Nachrichten aus Tampico vom 24, März und Veracruz vom 2, April siud durch das englische Antillen-Paket= boot „Tweed“ angelangt, an dessen Bord auh Herr Goury, Secre= tair der französischen Gesandtschaft in Meriko, sih befand, der mit wichtigen Depeschen für die französische Regierung eingetroffen is. Ueber deren Jnhalt erfährt man zwar noch uichts Näheres, aber nach den Aussagen anderer Reisenden, welche auf demselben Schiffe. die Ueberfahrt gemacht haben, sollen mehrere französische Bürger in Mexiko meuchelmörderisch getödtet worden, und die ernstlichsten Schwierigkeiten in den Beziehungen Frankreihs zu Mexiko eingetre- ten sein, Andeutungen solcher Art waren bekanntli vor Kurzem \{hon hierher berihtet worden, Herr Goury muß heute hier eintreffen, und wir werden sona bald erfahren, wie die Dinge si verhalten.

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_chch Paris, 10. Mai, Die mit dem Paketboot „Tweed“ aus Haiti angelangten Nachrichten, zunächst aus Jamaifa vom 8.