1844 / 143 p. 3 (Allgemeine Preußische Zeitung) scan diff

erin zu erfreuen gehabt, die mit ganzem Herzen und Geiste s Wohl i Unterthanen bedacht ift Wir haben immerwäh= rend die Unterstüßung der Legislatur erfahren, und wenn wir hinzu-

en, daß uns die Zufriedenheit und das Vertrauen der City von Londo geworden ist , d Organs und geeigneten Repräsentanten einer aufgeklärten öffentlihen Meinung, so besißen wir Alles, was erfordert wird, um uns die Fortdauer der Macht zu sichern, in deren Besiß wir im Stande sein werden, Maßregeln durchzuführen, welche, wie wir hoffen, zum Glücke und zur Wohlfahrt des Landes beitragen

sollen, dessen Geschicke zu leiten wir berufen sind,“

Schweden und Uorwegen.

Stockholm, 14. Mai. (Stats-Tidning.) Se. Majestät der König hat die Königlihe Ordonnanz vom Jahre 1812, wonach allen \s{chwedis{hen Unterthanen jede Verbindung mit dem Könige Gustav IV. Adolph und dessen Familie bei strenger Strafe verboten wurde, durch nachstehende, vom 7. Mai datirte Bekanntmachung auf=

ehoben :

s „Wir Oskar von Gottes Gnaden u, \. w. fügen hiermit zu wissen : Nachdem die Verhältnisse, welche das am 10, Dezember 1812 ergangene Verbot aller und jeder Gemeinschaft mit dem vormaligen Könige Gustav Adolph, der vormaligen Königin und ihren Kindern veranlaßten, sich wesent- li verändert haben, und da die innere Ruhe während eines Drittel-Jahr- hunderts und die bewährte Liebe der Nation zu der neuen Ordnung der Dinge die Ereignisse der Jahre 1809 und 1810 und den Beschluß des \hwedisben Volkes hinsichtlih der Thronfolge besiegelt haben, so haben Wir, überzeugt von der ungeheuchelten Liebe des Volkes zu Uns und Unserer Familie, wovon Wir \o viele und unverkennbare Beweise erhalten, und gestüßt auf die Reinheit Unserer Absichten, Uns veranlaßt geschen, durch die Aufhebung des obenerwähnten Verbotes das Vertrauen, welches Wir zu den Einwohnern Schwedens hegen, an den Tag zu legen und wollen Wir, nah der, zufolge des Reichstags - Beschlusses von 1812 dem Könige zustehenden Machtvollkommenheit, das Gesey vom 10. Dezember 1812 hier- dur ohne alle Kraft und Wirkung erklären und aufheben,

Stocktholms Schloß, den 7. Mai 1844, Sie

skar.“

Vereinigte Staaten von Uord-Amerika.

O New-York, 29. April. Jh habe Jhnen heute vor Allem eine ganz Deutschland zunächst interessirende Nachricht mitzutheilen. Der zu Washington erscheinende Madisonian, bekanntlich das Or-= gan des Präsidenten Herrn Tyler, der also sicherlih gut unterrichtet ist, kündigt an, daß der zwischen den Vereinigten Staaten und dem deutshen Zoll-Verein abgeschlossene Handels- Vertrag unverzüglich von dem Präsidenten dem Senate 2 zur Gutheißung vorgelegt werden soll, An dessen Geneh- È migung zweifelt Niemand, da die öffentlihe Stimme sich durchaus zu L Gunsten des Vertrages ausspricht, der in den Handels - Verkehr zwi= S schen beiden Ländern noch größeres Leben, eine erhöhte Thätigkeit zu = bringen verheißt,

S Der Vertrag wegen der Einverleibung von Texas in die Ver= einigten Staaten is vom 12. Ayril datirt, unterzeichnet im Namen fet Regierung der Vereinigten Staaten von dem Staats-Secretair Per auswärtigen Angelegenheiten, Herrn J, C. Calhoun, und im Namen der Republik Texas von deren Bevollmächtigten, den Herren van Zandt und S. P. Henderson, und wurde am 22sten dem Se- nate wirflih vorgelegt. Derselbe besteht aus zwölf Artikelu und is nun au zur Oeffentlichkeit gelangt. Demnach wird das gesammte Gebiet von Texas abgetreten , tritt vorläufig als ein Territorium in die Union der Vereinigten Staaten ein, um Hter als ein Staat zu= gelassen zu werden. Alle Titel und Ansprüche auf wirklihen Besiß, die nah den Geseßen von Texas Gültigkeit und Kraft haben, werden bestätigt. Die Vereinigten Staaten übernehmen die Schuld von Texas, im Betrage von 10 Mill. Dollars, und als Pfand für deren Bezahlung gelten die Staats-Ländereien von Texas, Alle Bürger von Texas treten in den Genuß der Rechte und Privilegien, welche die Constiz tution den Vereinigten Staaten verleiht, und sollen, so bald als es mit den Grundsäßen derselben vereinbar isst, in den Genuß aller Freiheiten treten, Die Geseße von Texas bleiben daselbst ín Kraft, und alle Verwaltungs= und Gerichts-Beamten, mit Ausnahme des Prásidenten, Vice - Präsidenten und der Departements - Chefs (Minister) behalten bis auf weitere Anordnung ihre Stellen und Aemter bei. Art. 8 ordnet an, daß unmittelbar nach der Auswehse= lung der Ratificationen dieses Vertrags, der Präsident der Vereinigten Staaten, durch und mit eingeholtem Gutachten und Zustimmung des Senates einen Commissair ernennen soll, der nah Texas sich zu be- geben hat, um die Uebernahme des besagten Gebiets im Namen der Vereinigten Staaten zu vollziehen. Der Vertrag muß binnen ses Monaten ratifizirt werden, Eine große Anzahl von Dokumenten, auf welche näher einzugehen ih für jebt noch unterlassen muß, sind zu- gleih mit dem Vertrage als Beilagen zur Oeffentlichkeit gelangt. Jndeß erscheint es noch immer höchst zweifelhaft, ob der Vertrag die Ratification des Senats erhalten wird, Das Botum dieses Staats- kförpers müßte im Falle dér Gutheißung unfehlbar höchst folgenshwer werden, in Folge der s{hwierigen Pari, in welche die Vereinigten Staaten dadur nicht nur dem zunächst betheiligten Mexiko, sondern auh England gegenüber sich verseßen würden. Mexiko scheint nichts weniger als geneigt, so leiht und schnell gegen eine etwaige Geld= Entschädigung auf seine Ansprüche zu verzichten, wie man ziemlich allgemein geglaubt hatte, Denn sobald der Vertrag vom Präsidenten dem Senate wirklich vorgelegt war, kündete der mexikanishe Gesandte zu Washington dem Präsidenten Herrn Tyler in einer Note an, daß er unter den obwaltenden Verhältnissen sich mit Bedauern - ge- nöthigt sehe, seine diplomatischen Verbindungen mit der Regierung der Union abzubrehenz er habe seiner Regierung über die Vorgänge, Texas betreffend, unverzüglih Bericht erstattet, und werde einstwei- len nah New-York sih zurückziehen, um dort den weiteren Gang der Dinge in der Texas betreffenden Angelegenheit abzuwarten und, je nah den Umständen und den von seiner Regierung ihm ertheilten Jnstructionen gemäß, sein weiteres Verhalten einzurichten. Er ist denn auch bereits hier angekommen, und Alles scheint darauf hinzu- deuten, daß Mexiko entschlossen is, im Fall der Senat wirklih den Vertrag guthieße, selbst auf die Gefahr eines Krieges hin seine An= prüche auf Texas zu vertheidigen und zu wahren. Ob Unterhand- ungen, die von dem Präsidenten Herrn Tyler mit Mexiko angeknüpft werden sollen oder vielleicht hon sind, um da elbe zur Annahme einer Geld-Entshädigung für Verzichtleistung auf seine Ansprüche zu bewegen, den beabsiPti ten Erfolg haben werden, muß die Zukunst lehren , wird aber von Vielen noch sehr bezweifelt,

Nicht minder \{chwierig wird aber oder is bereits die Stellung der Unions = Regierung, England gegenüber, in Folge der Veröffent- lichung der den Vertrag begleitenden Dokumente. Zu denselben wird auf ein namentli zur tat gelegt, \sich in die Sklavenfrage in Texas

auf eine übergreifende Weise eingemisht zu haben, ein Vorwurf, den be COBA der britishe Staats y Secretair der auswärtigen Angele-

enheiten, Graf Aberdeen , aufs- entschiedenste dursufgewieses hat.

Es eachtet versuht nun Herr Calhoun, in einem ziemlich empfin 2 Sthreiben an den britishen Gesandten zu Washington, Herrn Pa Ne die Wahrheit jenes Vorwurfs von neuem darzu- thun, in einer Weise, die siherlich in London empfindlich verleßen und in angemessener Art beantwortet werden wird. Auf keinen all

852 men und die Anschuldigungen, die gegen dasselbe gemaht werden, stillschweigend \sih gefallen lassen wird. Die Gegner des Anschlusses seßen besonders in diese Verhältnisse ihre Hoffnung, in der Annahme, daß der Senat, ehe er einen so folgenshweren Entscheid faßt, reif- lih und umsichtig Alles ers überlegen und die drohende Gefahr beseitigen werde.

Höchst bemerkenswerth is, wie die zwei Haupt-Kandidaten für die nächste Präsidentenwahl über diese Frage nun offen ihre Meinung dargelegt haben. Herr Clay is entschieden gegen die Einverleibung, Herr van Buren nur bedingungsweise dafür. Die Ansicht des Herrn Clay is in dem Schlusse eines von ihm veröffentlichten Briefes dieses Betreffs kurz zusammengefaßt, wo er sagt :

„Jch betrachte den Änschluß von Texas zu dieser Zeit, ohne die Zu- stimmung von Mexiko, als eine Maßregel, welche den Charafter der Nation blosstellt, und sicherlih in einen Krieg mit Mexiko, wahrscheinlih auch mit anderen auswärtigen Mächten verwickelt, gefährlich für die Jntegrität der Union, unzweckmäßig bei der gegenwärtigen finanziellen Lage des Landes, und durchaus nicht hervorgerufen durch irgend einen allgemeinen Ausdru der öffentlihen Meinung.“

Die Whigs des Südens, dem der Anschluß von Texas vor Allem am Herzen liegt, sind über Herrn Clay gewaltig ungehalten, und es käme durchaus nicht unerwartet, wenn derselbe bei der Prä- sidentenwahl von ihnen- im Stiche gelassen würde, Herr van Buren hat seinen Meinungs-Ausdruck klug genug so zu halten gewußt, daß er es eigentlih mit feiner Partei verdorben hat. Obgleich im Grund- sabe gegen den Anschluß, so lange niht die Ansprüche Mexiko?'s er- loschen oder aufgegeben seien, erklärt er doh, sich der Entscheidung des Volkes der verschiedenen Staaten fügen zu wollen, dessen Wünsche in Betreff einer so wichtigen Sache, seiner Ansicht nach, die vollste Berücksichtigung verdienen. Fiele das Ergebniß zu Gunsten des Anschlusses aus, und würde ihm die vollziehende Gewalt anver- traut werden, so würde er es als seine Pflicht ansehen, die auf ver- fassungsmäßigem Wege ausgedrüdten Ansichten des Volkes durchzu führen. Ueber das constitutionelle Recht, Texas einzuverleiben , hegt er feinen Zweifel, aber den Augenblick dazu hält er für nicht gecig- net, und auch er besorgt einen Krieg mit Mexiko. Wie nun auch die Entscheidung fallen mag, so hat Herr van Buren jedenfalls sich den Rücken gedeckt, und volle Freiheit behalten, mit der sih ergebenden Majorität für oder gegen den Anschluß Hand in Hand zu gehen.

Die Bill, wegen des Anschlusses von Texas, ist vom Senate bereits an das Comité für die auswärtigen Angelegenheiten überwie- sen. Auf den Stand der Fonds hatte die erste Nachricht von der Vorlegung dieser Bill nachtheilig gewirkt, doch haben sie si bereits wieder ziemlih erholt. Die Bill wegen Herabseßung des Briefporto?s ist im Senate mit einer starken Majorität zum drittenmale verlesen worden, und wird ohne Zweifel zum Gesebße erhoben werden. Ge- gen die Bill wegen des Anschlusses von Texas und jene Aenderung des Tarifs betreffend, wurden am 24sten {hon im Senate Einwen= dungen erhoben, mehrere Petitionen dagegen famen zur Sprache. Auch eine Protestation der Legislatur des Staates Rhode - Jsland gegen jede Einmischung irgend eines der beiden Häuser des Federal= Kongresses in die inneren Angelegenheiten jenes Staates wurde vor- gelegt. Die Majorität des Bauses scheint für Vertagung des Kon-

gresses am 27. Mai si hinzuneigenz ob solche bis dahin möglich, wird hauptsächlich von dem Beschlusse des Senats wegen Texas ab- hängen, und von den Ereignissen, welche daraus erwachsen können.

Eisenbahnen.

Múnchen, 16. Mai. Gestern fand auf der München-Augs- burger Eisenbahn die erste Probefahrt statt mit einer in der Fabrik des Herrn J. von Maffei gebauten Lokomotive mit variabler Expan-

sion. Es ist dies die erste von acht Lokomotiven dieser Construction, die Herr von Maffei sür die bayerische Staats-Eisenbahn liefert. Eine gleiche Anzahl is bekanntlich bei J. J. Meyer in Mülhausen, so wie bei E. Keßler in Karlsruhe bestellt. Erfreulich für den BVaterlands- freund ist der Uinstand, daß die erste der für die große Landesbahn bestimmten Maschinen, die ganz vollendet auf der Bahn steht, aus einer einheimischen Werkstätte hervorgegangen is. Von den auswärts bestellten Lokomotiven soll in diesem Augenblick noch keine zur Probe

bereit sein.

A Pariís, 17. Mai. Die Wendung, welche die Cisenbahn-Angele- genheiten im Laufe der gegenwärtigen Kammer-Session nehmen werden, ist bis auf den heutigen Tag im höchsten Grade zweifelhaft, Jmmerhin möglich, daß auch diesmal Alles beim Alten bleibt, daß gar keine legislative Maßregel zur Förderung der Eisenbahn-Jnteressen zu Stande kommt, Das Journal des Débats droht ganz laut, daß die Partei der Finanzmänner in der Kammer alle Cisenbahnpläne der Regierung vereiteln werde, wenn diese darauf ausgehe, die Actien-Gesellschaften zu beseitigen. Und diese Drohung is mehr als ein leeres Wort, Die Anhänger des die Actien - Gesellschaften so ungebührlih begün- stigenden Gesebes von 1842 sind wenigstens zahlreih genug in der Deputirten-Kammer, um der Jdee, die Eisenbahnen auf Kosten und zum Vortheile des Staats zu bauen, die ernstlihsten Hindernisse in den Weg legen zu können, vorausgeseßt nur, daß jene Männer den Muth ihres Eigennußes haben. Die Gegenpartei kennt die Stärke der Männer des Gesebes von 1842 recht gut, und sie sinnt auf Mittel, dieselbe zu brehen, Zu diesem Zwecke soll ein Antrag wiederaufgenom- men werden, welhen Herr Larohe-Jacquelin schon in der vorjährigen Session gestellt hat, und der dahin geht : daß die als Unternehmer oder als Actien - Zuhaber oder in irgend einer anderen Eigenschast bei dem Bau der Eisenbahnen persönlich betheiligten Deputirten von der Ab= stimmung über die verschiedenen Eisenbahnfragen ausgeschlossen wer- den sollen, Es steht zwar nicht zu erwarten, daß ein solcher Antrag, der sich noch allerdings nicht nach Grundsäßen rechtfertigen läßt, durhgehen werde, aber die Partei der Actien - Gesellschaften wird sich dadurch doh wohl ein wenig einshüchtern lassen und in Folge desselben etwas minder kühn zu Werke gehen, als dies sonst der Fall gewesen sein würde, Wie dem aber auch werden möge, der sließ- lihe Sieg der Interessen der Actien-Gesellschaften ist durchaus nicht mehr wahrscheinlih, und die Partei der Kapitalisten in der Depu- tirten - Kammer wird, allem Vermuthen nach, die Anerkennung des Prinzips der vollständigen Ausführung der Eisenbahnen auf Staats- Rechnung höchstens verzögern, nicht aber verhindern können, Bri dem Kampfe der beiden Systeme, die sich auf diesem Gebiete feind- lich begegnen, darf man niemals aus den Augen lassen, daß die Par- tei der Actien - Gesellschaften für ihre Klienten niht etwa die bloße Konzession der Eisenbahn - Unternehmungen, sondern außerdem die Aae Geld - Unterstüßung von Seiten des Staates verlangk. Handelte es si für die Actien - Gesellschaften darum, die Eisenbah- nen ausschließlich auf eigene Kosten zu bauen, so würde ihnen in Frankreich fast Jedermann den Vorzug vor dem Staate geben, der nun einmal als öffentlicher Unternehmer hier zu Lande kein großes Vertrauen besißt, und auch wohl" kein großes Vertrauen verdient, Aber einer Anzahl von großen Kapitalisten auf Kosten des Staats- shahes fette Dividenden und wucherliche Zinsen zuzusichern, das will der öffentlihen Meinung durchaus nicht einleuchten, troß aller Be- redtsamkeit des Journal des Débats, welches sih vergebens ins

Geldmännern ein paar Millionen streitig machen kann, welche sie als Beihülfe vom Staate verlangen.

Unter den Eisenbahn-Entwürfen, welche auf dem Programm der diesjährigen Session stehen, befindet sich auch der Plan der Fort- \ezung der Versailler Bahnen zuerst nah Chartres und von dort nah Rennes. Die Linie zwischen den beiden leßtgenannten Städten ist, bei dem geringen Verkehr der Bretagne mit den übrigen französischen Provinzen, eine der am wenigsten wihtigen, und man seßt mit ziem- licher Sicherheit voraus, daß sie sich nit verzinsen wird. Die Eisen- bahn von Versailles nah Chartres dagegen verspricht sehr gewinn- reih zu werden, und die Eigenthümer der beiden Eisenbahnen von Paris nah Versailles trachten daher mit lebhaftem Wetteifer danach, einander das Privilegíum der Linie nah Chartres streitig zu machen. Die Gesellschaft des linken Seine - Ufers verlangt, gestüßt auf angebliche ältere Versprechungen, die Bahn nach Chartres für sich allein, die Gesellschaft des rechten Ufers dagegen erklärt sich zu einer Theilung erbötig. Trob der handgreiflichen Schwierigkeiten einer ge- meinschaftlichen Unternehmung zweier verschiedener und rivalisirender Gesellschaften, wird es doch wohl dahin kommen, daß die Vorschläge der Gesellschaft des reten Seine-Ufers angenommen werden, worauf dann wohl die endliche Verschmelzung beider Gesellschaften erfolgen möchte. Erhielte eine der beiden Gesellschaften den Vorzug vor der anderen, so wäre damit der leßteren wahrscheinlih das Todes-Urtheil

gesprochen.

Brüssel , 17. Mai, Gestern Nachmittags hat sich auf der Eisenbahn zwischen Antwerpen und Mechelu, dicht bei der leßten Sta- tion vor Antwerpen, ein \{hreckliher Unglücksfall ereignet, Es hrah eine Wagen-Achse, der Zug wih aus den Schienen, während die £0- fomotive allein im Geleise blieb, und die Wagen des Convoi's, der zum Glü sehr klein und wenig beseßt war, wurden mit furchtbarer Gewalt gegen Waggons geworfen, die auf dem daneben befindlichen Schienenwege standen. Zwei Passagiere wurden getödtet, und meh-

rere erhielten {were Verleßungen.

Berlin-Potsdamer Eisenbahn. In der VVoche vom 14. bis incl. den 20. Mai c, fuhren auf der Berlin - Potsdamer Eisenbahn 10,189 Personen.

Berlin-Stettiner Eisenbahn. Frequenz. in der VV oche vom 12. bis incl. 18, Mai 5214 Personen.

Handels - und Börsen - Uachrichten.

Berlin, 22. Mai. Die Börse hat sich seit der leßten Reaction wie- der sehr erholt, und namentlich blieben heute Anhalter Actien zu steigenden Coursen begehrt, Das Geschäft war in allen Effekten sehr bedeutend,

Paris, 17, Mai, Die französischen Renten hielten sich heute an der Börse gut, troy der für die neuen Eisenbahnlinien verlangten Kredite und troß des Gerüchts, daß noch vor dem Schlusse der Session das Ministerium die Emission des noch disponibeln Theils des Anlehens beantragen werde, In spanischen Fonds wurden fast gar feine Geschäfte gemacht,

Auswärtige Börsen.

Niederl. wirkl, Sch, 605. 65% do. 100%.

Amsterdam, 18, Mai. ZiusI. 4% Preuss, Per.

5% Span, 22. 3% do. 36. Pass. 63. Ausg. —. Sch. —. Pol. —. Vesterr. —. 4% Russ. Hope 90%.

Antwerpen, 17. Mai. Ziusl, —. Neue Aul, 22.

Frankfurt a. M., 19, Mai. 5% Met. 113% G. Bank-Actien p. ult. 2014. Bayr. Bank-Actien —. Hope 90% Br. Stiegl. 905 Br. Tat. 607. Poln. 3200 FI. 945. do. 500 FI. 995. do. 200 Fl. —.

Hamburg, 20. Mai. Bauk-Actien 1670. FEugl. Russ. —.

Pari S5 17. Mai. 5% Reute Gau cour. 122. 30. 3% Rente fia cour. §4. 60. 5% Neapl. au compt. 102. 70. 5% Span. Rente —. Pass. 6.

Petersbu rg, 14. Mai. Lond. 3 Met. 38 S S Hamb. 34%. Paris 4067. Poln. 300 Fl. 90. do. 500 Fl. 94. do. 200 Fl. 305.

Wien, 18. Mai. 5% Met. 1114. 4% 100%. 3% 77%. 21% Bank-Attien 1633. Nordb. 1427. Gloggn. 1155. Mail. 1143. Livoru, 1225.

Meteorologische Beobachtungen.

Alérida |

Nach einmaliger Beobachtung.

Nachmittags

Morgeus 2 Ubr.

6 Ubr.

1844, 10 Ube.

21, Mai.

Luftdruck... [336,15 Par. 336,35" Par.|338,66” Par. Luftwärme ... -+ 14,0° R. +4 20,1° R./+ 98° R, Thaupuukt .…. |4- 10,5? R.|+ 10,1° R.|+ 8,0° R. Dunstsättiguug| S0 pCt. 51 pCt. 91 pet. Wetter bezogen. bezogen. heiter. SO. S0. O. Wolkenzug. - « SO. -+ 8,1° R. Tagesmittel: 337,05" Par... +14,6° R... +9,5°R... 74 pCt. §O.

Nachmittags 45 Ubr Gewitter mit reichlichem Regen aus SO.

Quellwärme 110° R. Flusswärme 15,9° R. Bodenwärme 15,1% R. Ausdünstung 0,014 Rb, Niederschlag 0,108 Rh, Wüärmewechsel -+22,0°

Königliche Schauspiele.

Anf Allerhöchsten Befehl: Die Insel der

Donnerstag, 23. Mai. Di P, Taglioni. Vorher:

Liebe, phantastisches Ballet in 2 Akten, von

Humoristishe Studien. s Freitag, 24. Mai. Die Zauberflöte. (Herr Pellegrini: Sarastro,

als Gastrolle.) Im Konzertsaale : Französische Vorstellung, ; Fn Potsdam: Mutter und Sohn, (Herr Hendrichs : Bruno,

als Gastrolle.)

Königsstädtisches Theater.

Donnerstag, 23. Mai, Zum erstenmale wiederholt: Besser früher wie später, Lustspiel in 3 Aufzügen, nah dem Französischen von F. Heine, Hierauf: Die verhängnißvolle Omelette. Vaude= ville-Scherz in 1 Akt, von Adele Beckmann, (Dlle, Hareng, vom Stadt-Theater zu Königsberg: Rose als Gastrolle.) i

Freitag, 24, Mai. Die Königin von \ehzehu Jahren. Hierauf: Der Pariser Taugenichkts. (Fräulein von Tennecker, vom Stadt- Theater zu Leipzig, im ersten Stück: Die Königin Christine, im zwei- ten: Louis, als Gastrollen.) .

Sonnabend, 25. Mai. (Jtalienishe Opern-Vorstellung.) Tin crezia Borgia. (Lebte Vorstellung dieser Oper in dieser Saison.)

Verantwortlicher Redacteur Dr. J. W. Zinkeisen,

„Gedrucst in der Deckerschen Geheimen Ober- Hosbuchdrukerei,

Beilage

Feuer hineinredet, um seine Leser zu überzeugen, daß nur ein erbärm-

ist anzunehmen, daß England den Anschluß von Texas ruhig hinneh-

licher Neid und eine armselige Scheelsucht den unternehmungslustigen

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fte ai. E iun ia Gift

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Dende Mededtaren. Si sem t elar, JFlmenau. Aus-

n auf eine gute Saison, Holstein. Kiel, Dampfschifffahrts-

_ Verbindung mit Christiania. G E

Großbritanien uud Jrland. London, Stimmung gegen die Ver- einigten Staaten wegen Texas. Eisen-Production,

Schweiz. Chur. Durchreise des Königs von Bavern. Lausanne L IELLG Die Juntervention in Wallis. Sitten, Die Jnter- ention.

Portugal. Schreiben aus Lissabon. (Weitere Nachrichten über die

chz Capitulation von Almcida; Guerillas ; der Ausnahmszustand.)

La Plata - Staaten. Schreiben aus Paris, (Neuestes über den

E der Dinge in Montevideo.)

Haiti, Schreihcn aus París. (Aux Caves in den Händen der Jusur- genten z energische Haltung des Präsidenten; Boyer in Jamaika.)

Die Ackerbau-Kelonie von Mettray,

ÁÄusland.

Deutsche Bundesstaaten,

Sachsen-Weimar. Jlmenau, 18. Mai. - Unser „immer= grünes Thal“, wie Göthe es nennt, hat sih reizend ie t man sieht einem Sommer entgegen , der der Bade - Anstalt vorzugs- weise günstig sein wird, Mit jedem Tage fast verschönern sich die Stadt und ihre Umgebungen und vermehren sich die für die Heil- zwecke erforderlichen , die auf Lebens - Annehmlichkeit, besonders der Kurgäste, berehneten Einrichtungen. Schon im vorigen Jahre wurde durch landesfürstliche Huld dem Badeverein eine bedeutende Summe zur Verfügung gestellt und, der Bestimmung gemäß, zur Herstellung steundliher Spaziergänge, Garten-Anlagen und Brunnen verwendet : ene O N sich zur Förderung gemeinnüßiger Zwecke auch ieses Zahr wiederholt hat, Jm vorigen, von der Witterung wenig begünstigten Jahre war die Zahl der Kurgäste bis auf 127 gestiegen, und in sehr vielen Fällen hatte sich auch diesmal wieder das hier vorzugêweise beobachtete Heilverfahren erfolgreih bewährt. Schon jeßt sind wieder mehrere Kurgäste, zum Theil aus größerer Entfernung, angekommen, und viele werden demnächst erwartet, Er= freulih ist , auch als ein das Wirken der Anstalt anerkennendes Zei= hen, daß am Schlusse des vorigen Monats die Gräfin von Traut=- mannsdorf, Gemahlin des Kaiserlich österreichishen Gesandten am berliner Hofe, wieder eingetrofsen ist, um den Sommer hier zuzu= bringen und eine im vorigen Jahre begonnene und mit schr glü- lichen Erfolgen fortgeseßte Kur zu vollenden.

__ Holstein. Kiel, 17. Mai. Jun der nächsten Woche wird hier ein nor=wegishes Dampfschiff aus Christiania erwartet, welches künf= tig, verschiedene Pläße in Jütland anlaufend und seinen Weg durch den fleinen Belt nehmend, regelmäßige Fahrten hierhin machen wird.

Grossbritanicn und Irland.

London, 15. Mai. Die Nachricht von dem Abschluß eines Ver= trages zwischen den Vereinigten Staaten von Nord-Amerika und Texas nach welchem die leßtere Republik der Union einverleibt werden soll, hat hier, wie es leiht erklärlich ist, einen sehr üblen Eindruck gemacht, Die Times s{chmäht darüber den National - Charakter der Amerikaner und sucht die Veranlassung zu dem Vertrage in dem Bestreben der amerikanischen Staatsmänner, den Volks = Leidenschaften durch solche Akte zu \{chmeicheln. „Es scheint jeßt“, sagt dies Blatt, „als wenn in den Vereinigten Staaten die Lees die Klugheit und die Mäßigung für so große Untugenden gehalten werden, daß nur derje- nige dort um die Volksgunst sih bemühen kann, der die größten Belci= digungen gegen den übrigen Theil der Welt zu begehen wagt.“ Aus der Einverleibung des texianishen Gebiets selbst mit den Vereinigten Staaten prophezeit man alles mögliche Unheil und tröstet sih mit der Hoffnung, daß der Senat, „dieser einzige Staatskörper, der troß des sinkenden Vertrauens und der immer geringeren Achtung, mit welcher die Welt auf die nordamerikanishen Justitutionen blicken muß, vor dem Auslande noch die der Regierung verbliebene Würde einigermaßen erhält‘, die Ratification verweigern werde, John Bull mit allen Vorurtheilen und Bitterkeiten gegen jede Gebiets-Vergrößerung einer fremden Macht, diktirt cinen solhen Artikel der Times.

Jn der gestrigen Sipung des Justiz- Ausschusses des Geheimen Raths is in der Appellations=Justanz das Urtheil in Sachen des vor 3 Jahren in Sierra Leone aufgebrachten und von dem dortigen Vice=- Admiralitätsgerichtshofe wegen angeblicher Betheiligung beim Skla- venhandel am 5, März 1841 kondemuirten hamburger Schiffes „Echo“, Capitain Sohst, gefällt worden. Dieses Urtheil hebt das Erkenntniß des Vice - Admiralitätsgerihts wieder auf, indem es die Reise des Schiffes von New-Sester nah Sierra Leone, welhe den Grund für die Aufbringung abgab, für einen vollkommen legalen Aft erklärt ; indessen is, wie gewöhnlich, dem Appellanten die Erstattung der Zin= sen und Kosten nicht zugesprochen worden,

Ueber die Eisen-Production Großbritaniens findet man folgende übersihtliche Notizen: Die Production des Eisens in Großbritanien belief sich 1800 auf 150,000 Tonnen ; 1806 auf 258,000 Tn.z 1823 auf 452,000 Tn.z; 1825 auf 581,000 Tn.; 1828 auf 703,000 Tn. 1835 auf 1,000,000 Tu,z 1840 auf 1,500,000 Tun. zu 20 Ctr. im Werthe von 9,500,000 Pfd. Der Preis von schottischem Roheisen belief sich in Liverpool für die Tonne zu 20 Ctr.: 1836 auf 6 Pfd. 13 Sh.; 1837 auf 4 Pfd. 12 Sh.z 1838 auf 4 Pfd. 10 Sh. ; 1839 auf 4 Pfd. 5 Sh.; 1840 auf 3 Pfd. 18 Sh.; 1841 auf 3 Pfd. 7 Sh. 6 Pce.; 1842 auf 2 Pfd. 10 Sh.; 1843 auf 2 Pfd. 5 Sh. oder 15x Rthlr. Pr. Cour., frei an Bord des See- schiffes geliefert, also der Ctr. etwa 18 gGr,

S otweiz.

Chur, 13. Mai. Vorgestern is Se. Majestät der König von Bayern auf der Reise nah Jtalien hier durhgekommen, nah Ant Aufenthalte über den seit mehreren Wochen bereits für Räderfuhr= werk geöffneten Splügen weiter gereist und bereits gestern Abend in Chiavenna eingetroffen.

Lausaune, 13, Mai. (O. P. A. Z.) Der Staats -R s . . . . ‘Je - ath von Wallis hat unterm 11. Mai folgende Zuschrift an de ith Rath e Waadt erlassen: 018 S S „Die neuen anarchischen Ausschweifungen, welche auf einigen t des Landes den Anfang dieses Monats R Pte) diu uns gegen die Ereignisse, die unsere cigenen Mittel der Unterdrückung her- vorrufen könnten, durh Anrufung des eidgenössischen Beistandes vermittelst einer Aufspiquetstellung von Truppen vorzusehen. Eine zweite

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Beilage zur Allgemeinen Preußischen Zeitung.

Vorsicht dur das Aufgebot zu überschreiten, Dies berichtet uns die Staats-Zeitung von Luzern. Wir fürchten, diese Maßnahme sei voreilig, und indem wir Euch bitten, uns nöthigenfalls die eidgenössische Hand zu reichen, denken wir, es dürfte für den Augenblick genügen, die Truppen auf dem Pifet zu halten, über die Jhr verfügen werdet, um zur Wiederher stcllung der verfassungsmäßigen Ordnung in Wallis mitzuwirken. Wir haben die Ehre, uns mit derselben Bitte durch diesen Couricr an dic hohen eidgenössishen Stände Luzern, Bern und Freiburg zu wenden, Der Präsident: Zenruffinen.“

Jn Folge dieses Schreibens is. die außerordentliche Versammlung des waadtländishen Großen Rathes durch den Staats-Rath, welcher sie bereits angeordnet hatte, abgesagt worden, Jn Sitten hatte sich der Präsident des Staats-Rathes öffentlich entschieden gegen die Be- seßung des Kantons ausgesprochen. Jn Martinach versammeln si die Uberalen zur Berathung der Landes-Angelegenheit,

Zürich, 15. Mai. Der Regierungs -Rath von Zürich wurde am 13ten Morgens außerordentliher Weise zusammenberufen (seit dem Eingehen des vorörtlihen Kreisschreibens, Wallis betreffend, fand feine Sibung statt), um eine Zuschrift des Vororts Luzern an- zuhören, in welcher dieser über das bundeswidrige Benehmen des Standes Bern klagt, sein Verfahren in der walliser Angelegenheit zu rechtfertigen sucht und vom Mitvororte Zürich Rath verlangt, was unter solchen Umständen im Jnteresse des Bundes zu thun sei. Berns | Beschluß bereitet, wie es scheint, tem Vororte große Verlegenheiten.

Die gestern vom Staats-Rathe dem Regierungs-Rathe angetra- gene und von diesem genehmigte Zuschrift an den Vorort, als Ant- wort auf dessen Anfrage, soll im Wesentlichen dahin gehen, daß nach den Bestimmungen der Bundes - Verfassung (Art. IV. VIII. (X) derselbe wohl befugt gewesen sei, eidgenössische Kommissarien nah Wallis abzusenden und eidgenössisches Aufsehen anzuordnen, dagegen aber, da ihm keine Vollmachten von der Tagsatzung ertheilt worden seien, die Befugniß zu bewaffneter Jutervention nicht gehabt habe ; daß diese nux dann eintreten könne, wenn, im Fall ausgebrochener Unruhen, der betreffende Stand seine Mitstände selbst zur Hülfe mahnt, oder wenn die Tagsaßung die Jutervention beschließt.

Sitten, 14. Mai. Am 12ten siud die aufgebotenen 6 Com- pagnieen, und zwar 4 aus den westlihen, 2 aus den östlichen Zehn- ten eingerückt, Herr Elias von Courten, welcher am 7ten Abends von hiesiger Regierung nach Luzern gesandt wurde, um angeblich dem Vororte deutlich zu erklären, daß dieselbe ja nichts Anderes, als die auf Piquetstellung 4 eidgenössisher Bataillone verlange und wider jede wirkliche Jntervention Einsprache zu erheben, ist gestern Abend unverrihteter Sache hierher zurückgekehrt. Von Seiten des Vororts wurde ihm erwiedert, daß Luzern, vor seiner Ankunft daselbst, seine Maßregeln ergriffen habe und davon nun niht mehr zuriückomme.

Portugal.

“A Lissabon, 7. Mai. Die Uebergabe von Almeida wurde vorzüglich durch den verunglückten Streifzug beschleunigt, welchen der bei Graf Bomfim befindliche Deputirte, Jose Estevao, von dort aus in das umliegende Land unternommen hatte, um den Aufstand allge- mein zu machen, zu organisiren und Guerillas-Banden zu bilden. Es hatte sich im Anfang wohl eine Anzahl Leute ihm angeschlossen, aber wie es scheint in der Meinung, daß es dem Sturze der jeßigen Dy=- nastie gelte und der Zurücführung Dom Miguel's auf den Thron. Als sle sahen, daß davon keine Rede sei, liefen sie auseinander, \o daß Jose Estevao ganz unverrichteter Dinge am 27sten wieder nach Almeida zurückkehren mußte, wo die Nachricht von seinem verunglück= ten Unternehmen die leßte Hoffnung Bomfim's auf Entsat zerstörte und die Garnison vollends entmuthigte. Es machte sich unter dieser sogar eine bedenkliche Stimmung gegen die Führer des Aufstandes bemerkbar, gegen welche Drohungen laut wurden, und einige zwanzig Unteroffiziere warteten den Abschluß der Capitulation gar nicht ab, sondern flüchteten sich ohne Weiteres nah Spa- nien, Deshalb mußte wohl Bomfim selbs, der, wie es scheint, auch feine Geldmittel mehr besaß, die er vergeblih von hier und Porto der Zusage seiner politishen Freunde gemäß er= wartet hatte, und denen er nun dafür, daß sie ihn im Stiche ließen droht, „wichtige Entdeckungen“ zu machen, eine Capitulation zu er-

langen suchen, weshalb er denn auch {hon am folgenden Tage der Obersten Passos die bekannte Le (R U c Vis- conde de Fonte Nova auftrug. Jose Estevao soll auf seinem Streif= zuge wirklich bis Porto gekommen sein, unter der Maske der Ver- Fleidung sich in diese Stadt geschlichen und dort von den Freunden des Aufstandes eine Summe von etwa 5 Contos de Reis sih ver=- schafft haben, welche diese Herren nun ohne Zweifel mit nah Spa- nien genommen haben, um si dort die Leiden und Entbehrungen des Exils etwas zu mildern, Man hat indeß nichts Bestimmtes mehr von ihm gehört, Auch 12 Offiziere, die unter Bomfim als Civil= Beamte in Almeida waren verwendet worden, hatten si nebst 13 Mann Soldaten schon vor der förmlichen Uebergabe nach Spanien geflüchtet. Die Truppen, welche am 28sten Nachmittags Almeida räumten, bestanden nach der Angabe des gestrigen Diario aus 1 General, 1 General-Major, 2 Obersten, 18 Capitains, 5 Lieutenants, 14 Fähnrichs, 1 Chirurgus, 1 Adjutanten, 1 General-Zahlmeister, 1 General-Auditor, 119 Mann vom ten Dragoner - Regiment, 191 Mann vom 1sten Jäger - Regi= ment, 414 vom 12ten Infanterie-Regiment, im Ganzen 724 Mann, wobei die auf eigene Hand Entflohenen nicht inbegriffen sind. Nach der Depesche des Visconde de Fonte Nova an den Kriegs - Minister Herzog von Terceira herrschte unter den aus Almeida ausrückenden Truppen, namentlih unter den Offizieren, große Bestürzung und Nie= dergeschlagenheit. Die Soldaten Bomfim's wurden nah den Dör- fern Vermiosa, Malpartida und Valle de la Mula geführt, nur ein einziger Offizier, der Adjutant des 1sten Jäger = Regiments, zog es vor, bei ihnen zu bleiben und nicht nah Spanien zu gehen, Was mit den Soldaten geschehen wird, darüber lauten die Ängaben ver= schieden; die Einen sagen, sle würden unter die übrigen Regimenter vertheilt werden, um ihre Dienstzeit zu vollenden; nach Anderen aber beabsichtigt man, sie nah der afrikanischen Küste zu shicken, was aller- dings ein hartes Loos, wo nicht eine Verlegung der ihnen gemachten Ges in ¿8 ¿ohithulation wäre. i Die Gesammtzahl der Offiziere, die in Almeida ergo

betrug 44, die Zahl der Deserteure von Sb Truppen, die rend lder Zeit von sechs Wochen ihres Aufenthaltes in Almeida 130 Mann, gefallen waren während der Belagerung nur wenige, so daß die National-Garde der Stadt nicht mitgerechnet, die ganze Stärke von Bomfim®s Macht 900 Mann nicht überstieg. Die jeßige Gar- nison von Almeida besteht aus den Grenadieren der Königin und dem 1sten Linien-Jnfanterie-Regiment. Sämmtliche Artillerie und Kriegs= Munition is bereits wieder auf dem Rückwege nah Porto, wohin einer anderen Angabe zufolge auch bereits die unterworfenen Solda- ten unter Escorte der zweiten Brigade des bisherigen Belagerungs- Corps auf dem Marsche wären. Jn einem an die Truppen des Be=

Depesche im nämlichen Sinne scheint den Vorort bestimmt zu haben, diese

Donnerstag den 23 Mai.

sern und öffentlichen Gebäuden in Almeida angerihtete Scha- den erweist sich troß des 30 Tage dauernden Feuers auf die Stadt verhältnißmäßig weit geringer als man erwartet hatte, Die Capitulation wird im Allgemeinen als viel zu mild getadelt, Man fiudet es unbegreiflich, wie man den Offizie= ren der Rebellen eine solhe Alternative stellen konnte, entweder mit Sack und Pat frei und ungehindert nah Spanien zu gehen oder auf Gnade und Ungnade sih zu ergeben; denn da konnte die Wahl doch wahrlih uicht zweifelhaft sein. Und daß man selbst den Soldaten noch ihre Tornister und Alles mitnehmen ließ, was sie als ihr Eigen= thum zu erklären für gut fanden, wird doppelt auffallend bei der eigenen bestimmten Angabe des Diario selbst, wonach dieselben in den leßten Tagen vor der Uebergabe die ärgsten Exzesse verübt und Alles ausgcplündert hätten. Auch soll die Karavane der abziehenden Offiziere, deren zahlreihe Pferde und Maulthiere alle shwer beladen waren, dem Zuge eines Haufens von Handelsleuten oder Shmugglern geglihen haben. Wenigstens gegen Bomfim, Jose Estevao und Cäsar de Vasconcellos, die eigentlichen Leiter des Aufstandes, hätte man größere Strenge gewünscht.

Unter solhen Umständen is es nicht zu verwundern, daß si stets von neuem wieder Führer und Werkzeuge zu neuen aufrührerischen Bewegungen bei der Aussicht auf Ungestraftheit finden lassen. Das Diario sagt zwar in einem Artifel in Betreff der jebt erstickten Rebellion : „Die Regierung, indem sie der Empörung mit der größ= ten Entschiedenheit und Energie sich widerseßte, wußte zugleih un- nüße Strenge zu vermeiden. Nichtödestoroeniger erforderten das Wohl des Staates, die allgemeinen Juteressen, und die Existenz der Freiheit selbst, daß endlih der Ungestraftheit ein Ziel geseßt werde, die bis jeßt das ausscließlihe Erbtheil verunglücter Verschwörer

lagerungs-Corps gerichteten Tagesbefehle wird Namens der Königin deren Eifer und Subordingtion belobt. Der an den Hâäu-

gewesen war,“ Aber bis jeßt schen wir noch keine Thatsachen, wo= durch der lebte Theil dieses Ausspruchs zur Wahrheit gemacht würde,

Das Diario von gestern berichtet auch über ein Gefecht, das am {ten d. der Capitain Marçal mit 100 Mann Jnfanterie und 12 Reitern von der Munizipal-Garde von Porto gegen eine Guerillas= Bande von Santa Cruz siegreich bestanden hat. Das Gefecht fiel bei Ribeira do Covello do Monte vor, und endete mit der Flucht und Zerstreung der Bande, deren Führer Carvalho Menezes und der Lieutenant Ribeiro, lebterer früher Offizier in der Munizipal-Garde von Porto, shwer verwundet und gefangen wurden.

Das Diario vom ten schon hat ein von dem Minister des Jnnern, Herrn Costa Cabral unterzeihnetes Dekret gebraht, wodurch dem Civil-Gouverneur von Porto aufgetragen wird, alle wegen blo= ßen Verdacht und aus politischen Gründen verhaftete Personen wie= der in Freiheit zu seben. Wo aber Grund zu wirklichem Einschreiten gegen Einzelne vorliege, sollen dieselben unverzüglich den zuständigen Gerichts-Behörden überliefert werden zur Einleitung des gerichtlichen Verfahrens gegen dieselben. Jm Uebrigen besteht der Belagerungs- stand und die Suspension der constitutionellen Bürgschaften noch immer fort; das Diario is noch das einzige Organ der Presse. Doch soll unverzüglih der Staats-Rath zusammenberufen und dem= selben die Frage vorgelegt werden, ob und wann es zweckmäßig sein dürfte, den jeßigen Ausnahmszustand aufhören zu lassen ; auch die Prorogation der Cortes bis zum 1. November soll dessen Berathung unterstellt werden. Man hält dieselbe für so gut als entschieden.

La Plata - Staaten.

_- Paris, 15. Mai. Ueber die Ankunft von Entsabtr

zu Montevideo vernimmt man nun einiges N Die aovEn von Florez, Estevao und Centurion, den Unter =Befehlshabern Fruc= tuoso Riveira’s, hatten zuerst, als sie vor Montevideo und im An- gesihte dieser Stadt angelangt waren, den Cerro beseßt, auf dessen Höhe ein starkes Fort die Bai von Montevideo beherrsht. Als die genannten Chefs auf dem Cerro vernahmen, daß auch die Division Sylva (von Riveira’s Corps) nur noch 4 Leguas von Montevideo entfernt stehe, zogen sie ihr sogleih entgegen, um derselben in der Herbeiführung einer weiteren beträchtlichen Zahl von Ochsen und Pferden Beistand zu leisten, Jm Einverständniß mit ihnen besebte während dieser Zeit das zweite Bataillon der französischen Legion, von der Stadt ausrüdckenud, den Cerro und errang bei diesem Anlasse über die Trup= pen Oribe's, welche dem Marsche des Bataillons fi entgegenseßen woll= ten, einen merflihen Vortheil. Die Rollen der beiden si gegenübeïstehen=- den Parteien scheinen jeßt umgekehrt und Oribe selbst in seinen Linien von den bisher von ihm belagerten Gegnern eingeschlossen zu sein. Die orientalischen Heerführer scheinen jeßt genau dieselbe Taktik zu be= folgen, die ich {hon vor länger als einem Jahr als wahrscheinli und als allein siher zum Ziele führend, bezeihuet hatte. Oribe be= fand sch offenbar in der äußersten Gefahr und wird allem Anschein nah sich noch glücklich schäßen dürfen, weun es ihm gelingt, mit den Ueberresten seiner Reiterei durch die von allen Seiten auf ihn an= rückenden Gegner sich durhzushlagen. Auf Hülfstruppen von Buenos Ayres her kann er, da jeßt Nosas ganze Macht dur die Empörun= gen in anderen Provinzen festgehalten und beschäftigt wird, nicht rechnenz aber selbst der Rückzug dürfte Oribe durch das von den beiderseitigen Truppen verheerte und ausgesogene Land {wer wer= e R denn Ia is er auf den Schiffen der Flotille des

mirals Brown eine Zufluchtstätte und die Rück

a sucht. E O IOE ans

Zu Montevideo herrschten wieder Muth und Vertrauen, die \i namentli bei einer am 10. Februar von dem Data Gene E General Paz, abgehaltenen Musterung kundgaben. An dieser sollen 6000 Mann Feldtruppen und 2 Bataillone Miliz, die nur zur Ver= theidigung der Mauern der Stadt und Aufrechthaltung der Ordnung darin verwendet wurden, Theil genommen haben. ie französische Legion bestand noh immer in ihrer vollen Stärke, und da alle Ver= suche und Schritte des französischen Konsuls Pichon, \o wie des fran= zösischen Admirals Massieu de Clerval, sie zur Niederlegung der Waffen und Auflösung zu bewegen, ohne den beabsichtigten Erfolg geblieben waren, so hatten diese beiden Herren alle weiteren Bemü= hungen zu folhem Zwecke aufgegeben. Q El R _ Paris, 16. Mai. Nachrichten aus Port au Pri

8, April bringen die wichtige Kunde, daß die Stadt Aur Caves p einer Jnsurgenten-Abtheilung am 3. April Abends genommen worden ist. Jndeß scheint die Proclamation der neuen Herren dieses Hafens keinesweges auf einen Kastenkrieg hinzudeuten, denn sie verlangen nichts weiter als den pre Vollzug der am 30. Dezember von. der fon= stituirenden Versammlung votirten Constitution. Der Kri -Minister Herard Dumesle soll nah dem Abmarsche des Präsidenten der Repu- blik gegen die Rebellen von St. Domingo nicht bloß die Consti=- tution als suspendirt erklärt, sondern sogar den Versuch gemacht ha- ben, die Mitglieder der konstituirenden Versammlung selbst unter die Soldaten einreihen zu lassen: einer dieser Herren soll auf seinen Be- fehl verhaftet worden sein. Er ließ das Kriegsgeseß verkünden, und Soldaten , die sich der Desertion \{huldig gemacht , erschießen. Jn einem Gefechte in der Ebene von Neybe zwischen des Präsidenten