1844 / 144 p. 2 (Allgemeine Preußische Zeitung) scan diff

inzen. ist bereits mitgetheilt, wie derselbe davon aus- r E Sa gs streben A, Englands Beispiel in An= gebt, daß Frankrei ü ienst d iegs-Marine in glei= wendung der Dampfkraft für deu Dienst der 4 -Biarine in g hem Umfange nahzuahmen, um im Fall eines Krieges niht mehr in seinen See = Streitkräften hinter jener Macht zurüczustehen. Die allgemeinen Zwecke, welche si Frankreih nah der Ansicht des Prin- zen dabei zum Ziel seßen müßte, wären die, dur eine starke Dampf- Marine, die überall hin zu jeder Zeit und Liacir Truppen landen fönnte, das Vertrauen Englands auf seine insularishe Lage zu ver= nihten und durch wohl organisirte und angemessen vertheilte Kreuzer den englischen Handel in allen Meeren zu bedrohen. Nach diesen vorausgeschickten Haupt-Grundsäßen entwickelt die Schrift näher, wie Frankreihs Dampf-Marine an seinen Küsten und im Mittelländischen Meere aufzustellen und zu verwenden sein würde.

„Jch fahre fort‘‘, sagt Prinz Joinville, „bei meinen Auseinanderseßun-

gen den hypothetishen Fall eines Krieges anzunehmen. Unsere Dampf- Marine hâtte dann zwei schr verschiedene Schaupläße: erstens den Kanal, wo unsere Häfen eine bedeutende Seemacht bergen könnten, welche, zur Nachtzeit auslaufend, den zahlreihsten und dichtesten Kreuzfahrten troßbie- ten fönnte, Nichts würde diese Streitkräfte hindern, vor Tages - Anbruch an einem bestimmten Punkte der englischen Küste sich zu versammeln und dort ungestraft ihren Zweck auszuführen, Hat uns ñüiht Sir Sidney Smith in wenigen Stunden im Hafen von Toulon unerseßlihen Schaden zugefügt? Jm Mittelländischen Meer würden wir herrshen und unsere dortige Eroberung, Algier, dieses weite, unserem Handel und unserer Civi- lisation eröffnete Gebiet, zu {hüßen wissen. England is zu fern vom Mit- telländischen Meerz scine Zeughäuser zu Gibraltar und auf Malta reichen niht hin, eine Dampfflotte zu unterhalten, die 0 {wer und so fostbar zu approvisioniren ist und stets fürchten muß, durch Mangel an Brennmaterial sich in Unthätigkeit verseßt zu schen. F: ankreich wird somit auch auf diesem Schauplay seine Pläne mit Dampfschiffen siegreich ausfüh- ren können, ohne sih vor Segelflotten bangen zu lassen, deren Wachsam- feit getäuscht, deren Schnelligkeit überflügelt werden kann, Der Dampf- marine, und ihr allein, fällt fünftig noch eine andere Rolle zu: sie muß die Küsten bewachen, die Annäherung feindlicher Streitkräfte signalisiren, unsere Küstenschifffahrt decken und sich Landungen, Bombardements und allen feind- lichen Angriffen, wo es irgend angeht, mit Gewalt widerseßen, denn es ver- steht sich, daß, so wie die Vortheile einer Dampfmarine uns zu gut kommen, auch der Feind ín gleicher Weise Nuyen gegen uns daraus ziehen wird, Nun ist aber die Hälfte unserer Gränze eine Küstengränze, Sonst fonnie diese weite Strecke von unseren Landtruppen vertheidigt werden: da unsere Küsten fast überall für Segelschiffe unzugänglich oder wenigstens nur mit Gefahr zugänglich sind, so waren Landungen nicht sehr zu fürchten, und der wichtigen Punkte, der großen Häfen und der Orte, wo die Natur nichts für die Vertheidigung gethan, hatte die Kunst sich bemäch- tigt und sie außerhalb des Bereichs jedes Angriffs gesezt, Heute ist das Alles anders geworden: mit Dampfschiffen sind unsere Küsten auf ihrer ganzen weiten Ausdehnung zugänglih; von Dünkirchen bis Bayonne ver mag England gegen uns Alles, was wir gegen England vermögen. Eine zu Portsmouth oder in der Themse auf einer Dampfflotte cingeschiffte Armee kann in wenig Stunden an einem Punkte unseres Gestades erscheinen, in unsere Flüsse eindringen, eine Landung bewerkstelligen, oder unsere Städte, unsere Zeughäuser und unsere Handelsreichthümer durch Bombardement zer- stören. Die rasche Bewegung sichert den Erfolg, Die französische Armee, ihre Forts und ihre Kanonen können nicht überall zugleich sein, und der Feind wird seine Pläne \{chon ausgeführt und sich schon wieder entfernt haben, wenn man erst von seinem Erscheinen hört. Sollte heute eine Kriegserklärung erfolgen, wir würden vielleicht morgen {hon hören müssen, daß Dünkirchen, Boulogne, Havre zerstört seien, denn nichts kann sie gegen ein Bombardement {hügen. Wir würden den Schmerz erleben, die eng- lishe Flagge auf der Rhede von Brest aufgepflanzt zu ben, auf unserem Haupt- Arsenal, welches bis jeyt durch die vielfachen Schwierigkeiten sür die Schiffahrt in seinen Umgebungen geschügt wurde, Schwierigkeiten, die mit Anwendung der Damyfschisse verschwinden würden, Mittelst seiner Damyf- Marine fann England alle unsere Küsten am Ocean bedrohen, alle unsere Verbindungen mit Algier abschneiden und dann selbst im mittelländischen Meere herrschen; es fann überdies eng und wirksam alle unsere Häfen blokiren, und das heute, wenn es ihm beliebt, So große Uebel von uns abzuwenden, haben wir kein anderes Mittel, als auch unsererseits die Dampfkraft nah großem Maßstabe auf unsere Marine anzuwenden. Dies aber ist leider die s{hmerzliche Seite der Frage, Troß aller Vorspiegelun- gen, mit denen wir uns so gern zufriedenstellen lassenz tros aller angeführ- ten Thatsachen und aufgereihten Ziffern, haben wir do nur eine schwache Seemacht, eine Seemacht, die blos dem Namen nah auf dem Papiere vorhanden ist, Worauf stüßt man sich in der That, um Frankreich zu be- ruhigen und ihm zu beweisen, daß seine Marine sich in einem achtung- gebietenden Zustande befinde? Auf eine allerdings vollkommen ausgerüstete Segelslotte, deren Werth und Ruhm ih wahrlih nicht bestreiten werde; aber wenn es wahr is, daß in Folge des natürlichen Fortschritts der Dinge das, was noh vor 20 Jahren die Hauptsache war, heut zu Tage nur noch eine Nebensache in der Seemacht bildet, so würde dieses schöne Geschwa- der fast eine unnüye Ausagve sein.“ Ñ ) j

Um diese leßtere Behauptung zu begründen, wirst der Prinz einen Rückblick auf die Geschichte, und namentli auf die jüngstver- flossene, indem er an den Fall von 1840 erinnert, wo das Thierssche Ministerium die französische Escadre im entscheidenden Momeut aus den Gewässern der Levante nach Toulon zurückrufen mußte, E

„Seitdem mit den Fortschritten der Civilisation “, sagt die Broschüre in dieser Hinsicht , auf die Galeeren Verzicht geleistet wurde, was ziemlich lange her ist, hat jeder Staat seine Seemacht durch Geschwader, oder Ver- einigungen von Segelschiffen , dargestellt. Die französischen und englischen Flotten haben sich anderthalb Jahrhunderte lang die Meeresherrschaft strei- tig gemacht, und nach langen und blutigen Kämpfen is die britische Flagge als Sieger und Gebieter von einem Ende der Welt zum anderen gewandert, Man fonnte die französische Marine für vernichtet halten. Sie war es jedo nicht, und als der Friede die Ruhe, das Vertrauen und den Handel wiederbrachten, kounte unsere Kausffahrtei - Schifffahrt so viel Matrosen be- \chästigen und bilden, daß man im Jahre 1840 die französische Flagge mit Ehren auf einem Geschwader von 20 Linienschiffen im mittelländischen Meere wehen sah. Manches Herz schlug höher bei dem Gedanken an dieses glän- zende Nesultatz und mit Schmerz sah man diese s{höne Flotce zur Unthä- tigkeit verurtheilt, als das Nationalgesühl sich so stark verleyt fühlte. Wir hatten damals an Organisation und Zahl das Uebergewicht über die bri- tische Escadre, Unsere Matrosen, von einem geschickten und thätigen Führer befehligt, waren wohl geübt, und Alles versprach ihnen den Sieg. Jch spreche hier nicht aus eigener Erinnerung, sondern gestüht auf die eines der tüchtigsten Offiziere der englischen Marine. Geseyt nun, es wäre damals zum Kampf gekommen, ge- seyt der Gott der Schlachten wäre Frankreich günstig gewesen: ein Freuden- ruf hätte daun das ganze Königreich durchdrungen, man würde nicht daran gedacht haben, daß der Triumph nur von kurzer Dauer sein könne, Gewiß wird bei einem Zusammentreffen zwischen einem französischen und englischen

Geschwader stets mit Lebhaftigkeit um den Erfolg gekämpft werden, er wird den Geschicktesten, den Beharrlichsten zufallen, aber er wird theuer zu stehen kommen, von beiden Seiten werden die Verluste unermeßlih, es werden mehrere Linienschiffe zerstört oder kampfunfähig gemacht sein, Jeder Theil wind daher mit einem zertrümmerten, seiner besten Offiziere und Matrosen beraubten Geschwader nach seinen Häfen zurückfehren. Jch will jedoch an- nehmen, was ohne Beispiel ist: ih will den Fall seyen, daß ein- mal 20 englishe Linienschiffe mit 15,000 Matrosen von unserer Flotte im Triumphe gefangen nah Toulon gebracht werden fkönn- ten, Wird der Sieg darum eutschiedener sein? Werden wir einen Feind besiegt haben, der sich vom ersten Streiche entmuthigen A dem es an Hülfsquellen fehlt, und der, um einen Schimpf abzuwaschen, eine Opfer zu berechnen gewohnt wäre? Wer das englische Volk kennt, für den muß es klar sein, daß man es unter solhen Umständen von unbegränzter Begier erfüllt sehen würde , einen in seinen Annalen noch unbekannten, seine Exi- sienz selbs berührenden Schlag zu rächen, Man wird alle nautischen Hülfs- mittel dieses s quigen Reichs , sein zahlreiches Personal, seine materiellen Rel ümer h vereinigen sehen, um den Flecken zu tilgen, der die Ehre der a en Marine getroffen hätte, Nach Verlauf eines Monats würden 4 2, 3 eben \o starte Geschwader, wie das, welhes wir ihnen genommen hätten, vor unseren Häfen sein, "Und was hätten wir ihnen entgegenzu-

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stellen? Nichts als Trümmer, Und hier is der Ort, den Schleier zu zer- reißen, unter welchen unseren Augen das Geheimniß unserer Schwäche verborgen bleibt, Laut sei es gesagt, ein Sieg, wie der, der uns im Jahre 1840 versprochen schien, wäre für die französishe Marine der Beginn eines neuen Ruins gewesen. Wir waren mit unseren Hülfs- quellen am Ende: unser Material wax nicht reih genug, um von heute zu morgen das Urebel gut zu machen, welches unsere 20 Linienschiffe erlitten haben würden, und unser Personale hätte das Schauspiel einer noch be- trübenderen Ohnmacht dargeboten, Es is wenig bekannt, welche Anstren- ungen es gekostet haite, damals jene 20 Linienschiffe auszurüsten, welche Frankrei soviel Vertrauen und Stolz verliehen; es ist wenig bekannt, daß die ershöpften Cadres der Jnscriptionen keine Matrosen mehr liefern konn- ten. Dazu kommt noch, daß bci dem ersten Kriegslärm die so zusammen geshrumpfte Pflanzshule unserer Kauffartei - Marine sich auf nichts zurückgeschmolzen wäre, weil die wenigen Arme, die ihr etwa ge- blieben, sih sogleih der einträglihen Speculation der Kaperei gewid- met haben würden. Mehrmals im Laufe seiner Geschichte vermochte Frankreich, wenn man es {on ohne Soldaten glaubte, ihrer Tausende wie durch einen Zauberschlag aus seinem Schoß hervorgehen zu lassen; so geht cs aber nicht mit den Flotten : der Matrose läßt sich nicht aus dem Stegereif schaffen; das Seewesen ist ein Handwerk, wozu man von Kind- heit an gebildet sein muß, wenn man nicht stets ein Stümper darin bleiben soll. Seitdem wir Matrosen zu bilden suchen, ist es uns allerdings gelun- gen, Leute zu erhalten, die niht mehr die Seekrankheit bekommen, aber den Namen eines Matrosen erlangt man so wohlfeilen Kaufes nicht. Nein, man muß das Land nicht daran gewöhnen, in Friedenszeiten mit Geschwa- dern zu spielen und sich mit dem falschen Gedanken zu s{hmeicheln, daß sie ihnen Macht verliehen. Vergessen wir niemals den Eindruck, welchen die Rükberufung der Flotte im Jahre 1840 hervorbrachte; und doch konnte man damals nicht anders handeln, wie man es auch jeßt nicht köunen würde, sobald ein Krieg drohte,“ i

Hieraus schließt nun der Prinz von Joinville, daß fortan die Linienschiffe nicht mehr den eigentlichen Kern der französischen See- macht bilden dürften. :

„Die Anwendung der Dampfschiffe“, sagt er, „verseßt jene nothwen- digerweise in die untergeordnete Stellung des Belagerungs-Geschüßes in einer Landarmee. Man wird sie im Gefolge der Dampf-Geschwader mit- führen, wenn die Expedition ein bestimmtes Ziel hat, wenn es gilt, gegen ein Fort, gegen eine Seestadt zu operiren, wenn mit einer großen Masse auf einem Punkte vereinigter Kanonen gefeuert werden soll. Sonst aber wird man Dienste niht von ihnen verlangen, die sie nicht leisten können, noch dürfen, Jch für mein Theil möchte sogar ohne Bedenken fragen, ob es nicht schon viel zu viel ist, 8 Linienschiffe ausgerüstet, und 8 in Kom- mission zu halten, ohne einen anderen Vortheil daraus zu ziehen, als den, auf die Augen oberflächliher Beobachter in der Ferne zu wüken, Man wird mir vielleicht antworten, diese Linienschiffe seien die Schule für die Offiziere, für die Disziplin, Aber diesen Zweck kann jede Vereinigung von Fahrzeugen erreichen, sie mögen durch Segel oder durch Dampf beregt werden. Dazu bedarf es nicht der Linienschiffe, die unter allen {hwimmen- den Gebäuden die kostspieligsten sind, und die man beim Nahen eines Krie- ges do entwaffnen müßte.“ ; i ,

Aus Algier sind gleichzeitig mehrere Armeeberichte eingetroffen, Marschall Bugeaud, der am 26. April von Algier ausmarschirt war, meldet dem Kriegs-Minister , Marschall Soult, was er bis zum 12. Mai auf seinem Marsh nah Osten ausgerichtet hat. Auf den Inhalt dieser Berichte bezieht sich nahstehende telegraphische Depesche aus Toulon vom 17. Mai: „Marschall Bugeaud, der am 12, Mai aus dem Lager bei Dellys ausgerüdckt, is vier Stunden südöstlih von diesem Ort auf die Kabylen getroffenz er hat einen verstellten Rül- zug angetreten, den Feind umgangen, ihm 10 Gefangene abgenom- men und 150 bis 200 Mann kampfunfähig gemacht; wir hatten etwa zehn Verwundete; man hat \sich fast nur mit dem Bajonett geschla- gen. Der Marschall war am 13. Mai 7 Lieues von Dellys, woselb} er am 15ten einzutreffen gedachte. Diese Nachrichten , welhe man

mit dem Steamer „Lavoisier“ erhalten hat, beruhen auf Aussagen von Verwundeten, die zu Dellys ankamen.‘ /

Die spanischen karlistishen Flüchtlinge, welche sih in großer An- zahl in den Städten zunächst der Pyrenäengränze eingefunden hatten, sollen nun auf Befehl der Regierung sämmtlich nah den nördlichen Departements übergeführt werden. :

Von Toulon sind wieder mehrere Schiffe nah der Station von Tunis beordert worden. : A

Das pariser Bankhaus Caccia und Compagnie hat, wie die hie- sigen Blätter anzeigen, seine Jnsolvenz erklärt, Die Passiva sollen sih auf mehrere Millionen Franken belaufen. Verschiedene Mitglieder beider Kammern, welche ansehnliche Summen bei diesem Hause depo- nirt hatten, erleiden ansehnlihe Verluste. Herr Caccia war Banquier der päpstlichen Regierung. :

Herr Jacques Laffitte i} ernstlih erkrankt,

uu Paris, 18: Mai. Jn der Pairs-Kammer verlas der Herzog von Broglie heute zuerst eine neue Redaction des Artikels 24, der gestern an die Kommission zurückgewiesen worden war, um revidirt zu werden. Die Kommission s{lägt vor, daß in Folge \{chwerer Unordnung im Disziplinar-Regime, zur Jurisdiction des Civil-Tribunals die Zuflucht genommen werden soll, unter Vorbehalt der Berufung an den Königl. Gerichtshof, Herr Cousin befämpsft diese neue Verfügung, obgleih er es gutheißt, daß die Kommission dem akademischen Rathe des Rechts entkleide, die Suspension auszu- sprehen. Er glaubt, es sei niht angemessen, ihm auch das Recht zu nehmen, in reinen Disziplinarsahen den Ausspruch zu thun; in diesem Punkte besteht Herr Cousin auf Beibehaltung der früheren Redaction. Herr Pelet de la Lozère unterstüßt die vorge- \{hlagenen Modificationen. Herr Persil meint, man solle zu der ersten Fassung der Kommission zurückkehren, die Organisation des akademischen Rathes unterdrücken und die folgende Verfügung hinzu= fügen: im Falle des Beharrens von Seiten des Chefs der Anstalt wird er vor den Rektor geführt, welcher ihm auf eine gewisse Zeit oder auf immer sein Gewerbe untersagen kann.‘ (Die Sibung dauert fort.) l

Die Budget-Kommission der Deputirten-Kammer hat heut Herrn Vuitry zu ihrem Berichterstatter über das Budget der Ein- nahmen ernanut, Sie hat den Minister-Präsidenten, Krie( s-Mini= ster, über die Ausgaben seines Departements gehört, Herr Bignon wird seinen Bericht ers am Ende des Monats vorlegen.

Jn der öffentlihen Sibung der Deputirten-Kammer legte der Minister des Jnnern zuerst ein Geseß vor, um der Ueber- einkunft mit Sardinien wegen Schußes des Eigenthums der litera= rischen und artistishen Werke Gesebeskraft zu geben. Herr Cousture verliest seinen Antrag, wonach das Wahlrecht in einem Bezirke nur jenen Wählern zustehen soll, die in demselben wenigstens 50 Fr, direkte Steuern bezahlen. Die Entwickelung des Antrags wurde auf nächsten Dienstag festgeseßt. Nachdem noh Herr von Bussieres einen anderen Antrag, gegen das Nahmachen der französischen Fabrik zeihen im Auslande gerichtet, verlesen hatte, erklärt er jedo, den- selben zurückziehen zu wollen, wenn es wahr sei, daß die Regierung sih bereits mit einem Geseß- Entwurfe über diese Frage beschäftige, Der Handels-Minister entgegnet, der Staats-Rath sei mit einem Entwurfe über diesen wichtigen und s{wierigen Gegen- stand beschäftigt , worauf Herr von Bussieres seinen Antrag zurückzieht. Die Diskussion über das Gefängniß-Geseß wird wieder aufgenommen. Man war gestern bei den Ee Beg nge des Entwurfs Titel 5, Artikel 36 feyen geblieben. Nach diesem soll der Direktor oder Vorgesebßte der Verwaltung eines Gefängnisses den

durh die Artikel 607 610 gegebenen Vorschriften des Code d’Jn-

struction criminelle für die Wächter unterworfen und die Bestim- mungen der Artikel 230, 231 und 233 des Strafgeseßbuches auf ihn so wie auf die anderen Beamten der Gefängniß - Verwaltung an- wendbar sein. Herr Marquis \{chlägt Weglassung der Worte fir die Wächter vor, und mit diesem Amendement wird der Artikel ange- nommen. Bei Artikel 37 stellt Herr Lherbette eine Juterpellation an den Minister des Jnnern über die Strenge gegen die politischen Gefangenen auf Mont St. Michel. Der Minister antwortet und bezeih- net die betreffenden Angaben der Journale größtentheils als Ver= leumdung. Der Artikel 37 wird angenommen, Herr Cremieux schlägt einen Zusaß vor, Die Sihung dauert fort,

Grossbritanien und Irland.

London, 17. Mai. Die Verhandlungen der gestrigen Sißung des Unterhauses bieten geringes Juteresse,. Sir Charles Napier, der bekannte Commodore, beschäftigte das Haus fast den ganzen Abend mit einem Antrage um frühzeitigere Versorgungen der Marine- Offiziere, welche gegenwärtig bis in ihr hohes Alter im Dienste zu- rückgehalten würden, ohne demselben mehr gewachsen zu sein, wodur man besonders die Ausbildung der jüngeren tüchtigeren Offiziere bei der sparsamen Beförderung derselben hindere. Er schlug namentlich die Einrichtung einer Pensionsliste für Capitaine vor. Sein Antrag indeß wurde verworfen, nachdem Sir R. Peel auf Grund des dar- über {hon früher eingeholten Gutachtens einer vom vorigen Mini- sterium eingeseßten Komniission die neue Kreirung einer solchen Pen- sionsliste als unvortheilhaft nahwies. _ 5 Ld

Die hiesigen Blätter theilen die Korrespondenz mit, we che über die Einverleibung der Republik Texas in die Vereinigten Staaten zwischen der britishen und uordamerikfanischen Regierung gepflogen wor- den it, und die Herr Tyler, der Prästdent der Vereinigten Staaten, zugleih mit dem bereits abgeschlossenen Vertrage dem Senate vorge=- legt hat. Es findet sih darunter eine Note Lord Aberdeen's, welche die Ansichten der englishen Regierung in dieser Frage offenbart, die für die Ausführung des so eben abgeschlossenen Vertrages eben nicht sehr günstig ausfallen und mit ein Hauptbewegezrund des Senates für die Verweigerung der Ratification desselben sein dürften. Herr Pakenham, der britishe Bevollmächtigte hat die Note unterm 26. Februar d. dem Len, N pool Herrn

| eilt. Jhr Jnhalt lautet folgendermaßen : pihur,, ge G uis "idiváuiais Amt, 26. Dez. 1843.

Sir! Da in der leßten Zeit in den Vereinigten Staaten vielfache Aufregung über die vermeintlichen Absichten Großbritaniens in Bezug auf die Republik Texas geherrscht hat, so hält Jhrer Majestät Regierung es für angemessen, hiermit für immer alle falschen in Umlauf gesegten Gerüchte und Jrrthümer zu widerlegen, welchen die Negierung der Vereinigten Staa- ten in Betref der Politik Großbritaniens Glauben geschenkt zu haben scheint. Diese Politik aber is einfach und klar und kann in wenigen Worten dar- ge!egt werden. Großbritanien hat die Unabhängigkeit von Texas anerkannt und will, nachdem dies einmal geschehen is, daß diese Unabhängigkeit end- lih und förmlich von allen Mächten, nament.ih von Mexiko, anerkannt werde. Aber dies Verlangen hat keinesweges seinen Grund in einem eigen- süchtigen Interesse, welches über jenes Interesse hinausgeht, das uns die allgemeine Ausdehnung unserer Handelsbeziehungen zu anderen Ländern ge- bietet, Wir sind überzeugt, daß die Anerkennung von Texas von Seiten Merxifko?s beiden Ländern zum Vortheil gereihen muß, und da wir an der Wohlfahrt beider Länder ein Juteresse nehmen, so haben wir selbst die me- xifanische Regierung zu bewegen gesucht, Texas als unabhängig anzuerken- nen, Aber indem wir so handeln, haben wir durchaus keine versteckte Ab- sicht, irgend besondere Vortheile in Merifo oder in Texas, selbst nicht in Rücksicht der Sklaverei in leßterem Lande, obwohl wir sie abgeschafft sehen möchten, uns sichern zu wollen, Wir gestehen es ofen , daß wir in Texas die Sklaverei, wie anderswo, abgeschafft sehen möchten, und wir würden uns freuen, wenn die Anerkennung dieses Staates von Seiten Mexiko's die Ver- pslihtung der texianishen Nepublik herbeiführen möchte, die Sklaverei in ihrem ganzen Gebiete abzuschaffen, aber wir werden dennoch niht durch eine unrechtmäßige Einmishung und eíne ungeziemende Behauptung von Autorität ein solches Ziel zu erreichen suchen,“ :

Obwohl Lord Aberdeen in dieser Note nur die England unter= geshobenen Absichten, als wolle es durch Texas einen Einfluß auf die Vereinigten Staaten erlangen, desavouirt, so bildet doch darin die Anerkennung der Unabhängigkeit dieser Republik die Grundlage, worauf England seine Bemühungen stübt, die Sklaverei ab- zuschaffen, Es steht {on darum nicht leiht zu erwarten, daß die britishe Regierung ohne weiteres mit der Einverleibung von Texas sich einverstanden erklären werde, auh abgesehen von den Verbindlichkeiten, welhe Texas gegen Mächte, wie England und Frank=- rei, übernommen hat, als diese seine Unabhängigkeit anerkannten und welche England ein Recht zu einem Proteste geben dürften. Unsere Blätter fahren indessen fort, auf eine arge Weise die amerikanische Regierung zu s{mähen und das Verfahreu der amerikanischen Staats= männer, welche den Vertrag abgeschlossen, durh den Mangel an poli= tisher Moralität zu erklären,

Uiederlande.

x“ Aus dem Haag, 19. Mai. Das Projekt der Difsfe= renzial-Zölle, welhe Belgien dur seine Mandatarien sanctioniren zu lassen die Absicht hat, erregt hier nur sehr geringe Besorguisse, Die von einem Mitgliede des juste milieu vorgeschlagene Vertagung der Frage scheint von der belgischen Regierung selbst begünstigt zu wer- den und man glaubt, daß die Minister jenes Landes diesen Umstand benußen werden, um die Erörterung dieser Frage auf eine spätere Session zu verschieben, Der König der Belgier wünscht einen Hau- dels-Traktat mit Holland, aber die Ausführung jeues Projekts wäre ein shlechter Anfang zu einer solhen Maßregel. Holland wünscht dies ebenfalls und es sind in der That nur die Feinde der beiden Länder, die jede kommerzielle Annäherung zwischen denselben zu er- \{hweren und zu verzögern suchen. :

Der vor lad Tagen von dem Königlich preußischen Gesand- ten, Grafen von Königsmark, gegebene Ball war einer der glänzendsten, Jhre Majestäten der König und die Königin, so wie die ganze Kü- nigliche Familie beehrten denselben mit ihrer Gegenwart; der König und der Prinz Friedrich der Niederlande trugen die preußische Ge- nerals-Uniform,

Belgien.

48, Mai. Die Diskusston über die Einführung der Sn Sine beschäftigt die Repräsentanten - Kammer schon seit einem Monatez allein je länger sie fortgeführt, desto verschiedener werden die Ansichten, desto greller treten die entgegengesebten Jndustrie=- und Lokal-Juteressen hervor, die bei dieser Frage betheiligt sind. Die Provinz Lüttich, gleih vom Anfange dem Projekte feindlih, fährt durh ihre Repräsentanten, ihre Journale, durch die Neunionen und Deputationen ihrer Judustriellen in einer heftigen, fast drohenden Opposition fort, da sie in den eventuellen Repressalien von Seiten Hollands den Ruin ihrer hauptsächlihsten Jndustrie- und Handels= zweige sieht. Die Maas soll niht der Schelde aufgeopfert werden, ist der Ruf von Lüttich, und in der That, wenn man den bedeutenden Verkehr dieser Provinz mit Holland erwägt, der aus einer Ausfuhr von 65 Mill, Fr. und aus einer Einfuhr von 345 Mill. besteht, so begreift man leiht die Besorgnisse , die von dieser Seite hinsichtlich

der Verminderung des holländischen Marktes entstanden sind.

Jn Gent war im Allgemeinen die Stimmung zuerst dem Projefte güustig, dann erhoben sich aber ebenfalls Besorg- nisse, daß die Einfuhr mehrerer Rohprodukte, wie Zucker, Baum- wolle 2c., vertheuert werden möchte; endlih jedoch war man geneigt, den Differenzial-Zoll anznnehmen, aber unter einer wichtigen Bedin= gung, daß nämlich diese Handelsfrage mit der Jndustriefrage verbun- den würde, und die Kammer zuerst mit der Erhöhung der Zölle auf mehrere, namentli die genter, Jndustriezweige beginne und dann dieses System durch den Differenzial=- Zoll kröne. Jn diesem Sinne erklärten sich nun die genter Deputirten in der Kammer und machten die förmliche Motion, daß die beiden Fragen als fonnex betrachtet und zugleih behandelt würden. Gent hatte offenbar diese Gelegen- heit ergriffen, um seinem schon oft vorgebrachten, aber immer abge- wiescnen Antrage um die Erhöhung der Eingangs = Zölle auf die fremden Kattune, um Stempelung der Fabrikate und um die in Folge derselben nothwendig werdende Haussuchung Gehör zu verschaffen. Es war gewissermaßen ein Handel, den Gent mit Antwerpen und überhaupt mit den Anhängern der Differenzial -= Zölle abzuschließen gedachte, Die Frage würde aber dadurch noch verwickelter geworden sein, und die Besorgnisse wegen Repressalien von Seiten anderer Mächte hätten noch viel größer werden müssen. Der Minister des Junern trat daher der Motion entschieden entgegen und verlangte, daß zuerst die rein kommerzielle Frage eine Lösung erhalte, bevor Aenderungen in dem Tarif zu Gunsten der einen oder anderen Jn- dustrie gemaht würden. Der Antrag der geuter Deputirten wurde auch mit einer ansehnlihen Majorität verworfen, allein dadur haben vielleiht die Vertheidiger der Differenzial= Zölle ihre eigene Sache kompromittirt. Man macht den genter Deputirten fortwährend Ver= sprehungen für das nächste Jahr, wenn sie sih jeßt für die vorlie- gende Frage entscheiden wollen, man kann aber noch nicht mit Be- stimmtheit sagen, in welhem Sinne dieselben votiren werden,

Kaum war aber die genter Vorfrage beseitigt, als eine neue unerwartete Motion vondem Grafen Meeus, dem Gouverneur der hiesigen großen Bank, dahin gemacht wurde, man solle jeßt blos das Prinzip der Einfüh= rung des Differenzial = Zolls votiren, die Ausführung desselben aber erst im nächsten Jahre reguliren. Als Grund machte dieser brüsseler Deputirte geltend, daß bis dahin die Regierung Zeit habe, mit der einen oder anderen bei dieser Frage interessirten Macht (und der Graf Meeus dachte besonders an Holland und die Vereinigten Staa- ten Amerika’s) einen Handelsvertrag abzuschließen. Dieser Antrag brachte neue Verwirrung in die Versammlung z einige Deputirten wollten darin ein Einverständniß mit der Regierung schen, und mach- ten schon dem Minister des Jnnern Vorwürfe über dieses Zurückweichen nach einer bereits so lange geführten Diskussion. Allein wenngleich die Erklärung des Ministers der Bestimmtheit ermangelte, so is doch nicht anzunehmen, daß die Regierung auf diesen Antrag eingeht, dessen Annahme, wie heute das Journal de Bruxelles darzuthun sucht, die Schwierigkeiten für die Zukunft eher vergrößern, als vermindern dürfte, Die Majorität der Kammer hat jedo einige Tage Bedenkzeit nehmen wollen und die Diskussion dieser Motion auf übermorgen vertagt. Bis dahin haben vielleiht auch die genter Deputirten eine Entschei= s genommen und werden dann in der Berathung den Ausschlag geben.

Welches nun aber auch das Resultat dieser Diskussion sein mag, die industrielle und kommerzielle Lage des Landes wird nach unserer Ueberzeugung durch keine bloße Veränderung in dem Schiff= fahrts- oder Douanen-System wesentlich verbessert werden; ein Han- dels = Vertrag mit einem Nachbarlande kann allein die Jndustrie wie- der etwas beleben. Js daher wirklih alle Hoffnung nach deutscher wie nach französisher “Seite hin verschwunden, so kann man dem Wunsche vieler Deputirten nah einem näheren Anschluß Belgiens an Holland in kommerzieller Hinsicht nur beistimmen, und die Regie= rung selbst wird gewiß diesen Wunsch in reiflihe Berathung ziehen.

Die Kammern werden in dieser Session \{chwerlich noch einen anderen Gegenstand von Bedeutung der Diskussion unterwerfen. Die Regierung is auch seit einiger Zeit mit der Redaction eines Gesehz= Projektes über die Arbeitszeit in den Fabriken beschäftigt, und Herr Ducpetiaux, der sich sonst hon \o sehr um die Verbesserung des Pönitentiar-Systems, so wie um die Sache des Elementar=Unterrichts verdient gemacht, hat auch vor einiger Zeit, wie wir glauben, im Auftrage der Regierung, ein vortresslihes, an offiziellen Thatsachen reihes Werk, „De la condition physique et morale des jeunes ouyvriers et des moyens de l'améliorer““ in zwei Bänden veröffent= licht, welhes zugleih alle Maßregeln und Reglements mittheilt, die in dieser Beziehung in anderen Ländern genommen worden sind, Von demselben ist auch vor kurzem eine nicht minder interessante Broschüre über den Pauperismus in Belgien : „Du pauperisme en Belgique, ses causes et ces remèdes” erschienen, Es zeichnet sich diese kleine Schrift, die in jeder Hinsicht Beachtung verdient, dur die gedrängte Entwickelung aller Haupt-Ursachen aus, die in neuerer Zeit zur Vergröße= rung dieses Uebels beigetragen haben. Herr Ducpetiaux sieht eine bedeu- tende Abhülfe in der Errichtung von Armen=-Kolonieen nah einem neuen Systeme, wobei auch einige der praftish-ökonomishen Grundsähe der \o=- genannten sozialen Schule zur Ausführung gebraht würden, und wenn wir recht unterrichtet sind, wird jeßt an einem Plane gearbeitet, der einen praktischen Versuch dieser Art enthalten soll, Die Regierung geht auch seit einiger Zeit damit um, nah dem Vorbilde der \o glücklih fortgehenden und so gedeihlich wirkenden Kolonie für die jungen Verbrecher von Mettray in Frankreich, ein ähnliches Etablisse- ment zu errichten, und der Plan dürfte wohl bald zur Ausführung fommen, weun niht unvorhergesehene Schwierigkeiten eintreten, Wir können uns aber hier nicht euthalten, dem in der französischen De-= putirten = Kammer ausgesprohenen Wunsche beizustimmen, daß man auch daran denke, für die Armen zu unternehmen, was man in Mettray für Verbrecher mit so glücklihem Erfolge ausführt.

Schweden und UVorwegen.

Stockholm, 17. Mai, Se, Majestät der König wird am 29, Mai in Begleitung Sr, Königl, Hoheit des Kronprinzen nach Gothenburg abreisen, am 4. Juni der Eröffnung der Trollhättg= Schleuse beiwohnen und bereits am 8, Juni hier wieder eintreffen,

Der Professor Geijer hat ein Rundschreiben an die Studenten von Upsala erlassen, worin er ihnen die Unzufriedenheit des Königs darüber zu erkennen giebt, daß sie in dieser Zeit der Trauer, die das ganze Land mit der Königlichen Familie theile, eine Lustreise nah einer fremden Hauptstadt, so zu sagen in corpore zu machen Willens seien, Da sie früher aus einem lobenswerthen Gefühl den Aufschub der Reise beschlossen und dies auh shon dem dänischen Studenten-Verein mit- getheilt hätten, so könne der König in der wieder veränderten An- sicht nur ein Schwanken erkennen, das der studirenden Jugend leicht auf eine nachtheilige Weise ausgelegt werden könnte.

S panien.

& Madrid, 11. Mai, Zu den traurigsten Vermähtnissen, welche die Regentschaft Espartero’'s dem Lande hinterließ, gehört un= streitig das von seinen Ministern aufgestellte Zoll=System. Ge= wiß besißt keine Nation einen Zoll-Tarif, der auf irrigeren, die Jn=- teressen des Julandes wie denen anderer Mächte mehr beeinträcti- genden Grundsäßen beruhte, als der noch gegenwärtig in Kraft

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stehende spanische *), Diese Behauptung bedarf keiner näheren Aus- führung. Während aber die Artikel fremder Einfuhr, deren Spanien durchaus nicht entbehren kann, mit Eingangs-Zöllen belastet wurden, die völligen Verboten gleihkommen, ging die Regierung Espartero's mit dem Gedanken um, die Einfuhr des einzigen Gegenstandes der Industrie, der in Spauien einen gewissen Grad von Blüthe erreicht hat, die der Baumwollenstoffe gegen einen mäßigen Zoll frei zu ge- ben, um den dringenden Anforderungen einer verbündeten Macht zu genügen. Zu gleicher Zeit wurde die spanishe Nation dur den Abschluß eines Traktates überrascht, vermittelst dessen den Fabrikanten Belgiens die Einfuhr ihrer Leinwandstoffe unter der Form von Diffe- renzial = Zöllen als ein wahres Monopol zugestanden wurde, während die zu Gunsten Spaniens ausbedungenen Aequivalente nur sheinbar waren. Denn Niemand glaubt hier, daß in Folge des erwähnten von Spanien noch nicht ratifizirten Traktates die Ausfuhr spanischer Weine oder Früchte nach Belgien auch nur um ein Geringes zuneh- men werde.

Die Folgen des Zolltarifs von 1841 machten sich indessen hier im Lande selbst gar bald so fühlbar, daß noch während der Regent= haft Espartero’s der Finanz-Minister Calatrava eine berathende Tarif- Kommission niederseßte, welche die als nothwendig erscheinenden Umän- derungen des Tarifs selbs und des Zollwesens überhaupt in Antrag bringen sollte. Zu Mitgliedern dieser Kommission wurden aber Per-= sonen ernannt, die dem Restriktiv - System und der Politik Espar= tero’'s huldigten, und es darf daher eben niht befremden, daß in der von ihnen vorgelegten Arbeit eine unverhältnißmäßige Erhöhung der bereits bestehenden Eingangszölle für viele der wihtig- sten Artikel der Einfuhr in Antrag gebraht wurden. Namentlich sollten, um eine in Sevilla errichtete Fabrik zu heben, Steingut-= Artikel mit solhen Zöllen belastet werden, daß feine auswärtigen gabrikate mehr eingeführt werden könnten. Ein gleiches Schicksal sollte einen Hauptgegenstand deutscher Einfuhr, Glas= und Kristall- waaren, treffen, um den Fabriken in S. Jldefonso und Aransuez einen vermeintlichen Shwung zu geben. Als die Arbeit der Kom- mission dem so eben abgegangenen Finanz-Minister, Herrn Carrasco, eingehändigt werden sollte, beauftragte dieser den General-Direktor des Zollwesens, Don Juan Garcia Barzanallana, eine genaue Prü- fung derselben vorzunehmen, und auch seinerseits einen neuen Tarif auszuarbeiten, Dieses Geschäft hat Herr Barzanallana vor einem Monat vollendet, und, so viel verlautet, sind seine Anträge nicht nur auf eine Vereinfachung des Zoll-Systems überhaupt, sondern auch auf eine so bedeutende Ermäßigung des Eingangs-Zolles für die meisten und wich- tigsten Artikel gerichtet, daß wenigstens allen mäßigen Ansprüchen genügt, und eine Bahn gebrochen wurde, auf der man weiter fortschreiten konnte. Namentlich ist der Eingangs = Zoll für die meisten Klassen fremder Leinwandstosffe ungefähr auf den Betrag hinabgeseßt worden, den sich Belgien zu Gunsten seiner Fabrikate ausbedungen hat. Der Finanz= Minister Carrasco beabsichtigte, diesen von dem General-Zoll-Direk- tor ausgearbeiteten Tarif noch einer, furzen Prüfung zu unterziehen E bereits im nächsten Monat vermöge eines Dekretes in Krast zu seßen.

Leider hat der \o eben eingetretene Minister-Wehsel diese gün= stigen Aussichten etwas getrübt, Der neue Finanz= Minister, Herr Mon, ist zwar ebenfalls gesonnen, die von dem General=Zoll-Direktor vorgelegte Arbeit zu unterstüßen, allein er kann sich uicht entschließen, sie ohne vorausgehende Genehmigung der Cortes zur Anwendung zu bringen, und demnach is wiederum Alles von der Entscheidung der leßteren abhängig und folglih auf die lange Bank hinausgeschoben,

Die Minister Espartero’s, die stets politishe Zwecke ver= folgten, ohne die innere Wohlfahrt des Landes im Auge zu behalten, waren geneigt, gewissen Mächten vertragsweise Be- günstigungen für thren Handel einzuräumen, um auf diese Weise anderen Nationen die Folgen der Abneigung des Regen- ten fühlbar zu mahen, Der eingeleitete englische Handels- Vertrag war vorzüglich gegen Frankreich, der belgische gegen Deutsch- land gerichtet. Das Ministerium Gonzalez Bravo, das sich vorzüglich dur die Anforderungen der französischen Regierung, die si beständig auf längst außer Kraft getretene vertragsmäßige Bevorrechtigungen beruft, bedrängt sah, nahm den Grundsaß an, auf keine Unterhand- lungen über Handels =Verträge mit mächtigen Staaten einzugehen, dagegen aber den Zoll - Tarif so zu ermäßigen, daz keine fremde Mat sih über ausschließliche Beeinträchtigung beklagen könnte. Jch verweise in dieser Hinsicht auf eine Reihe von Artikeln, die im He -= raldo unter der Ueberschrift „Handel zwischen Spauien und Frank= reih“ erschienen, und den Sohn des General = Zoll - Direktors , einen trefflichen jungen Mann, der sich binnen kurzem mit Aufträgen des Finanz - Ministers nah Frankreih und England begeben wird, zum Verfasser haben. Jn ihnen werden die Anforderungen Frankreichs ge- prüft und zurückgewiesen. So heißt es in dem gestern erschienenen Artikel : „„Wer nur immer den bestehenden Tarif aufmerksam studirt und sih von den Gegenständen unterrichtet hat, welche die Nationen Europas nach Spanien ausführen, wird sih fest überzeugt haben, daß nicht blos die Franzosen dur unsere dermalige Geseßgebung beeinträchtigt wurden, sondern daß die Deutschen, die Belgier und die Engländer größtentheils begründetere Klagen an uns richten können, als unsere Nachbaren. Das Uebel liegt darin, daß der bestehende Tarif in \o restriftivem Sinne abgefaßt wurde, daß es {wer fällt, mit irgend einer Nation Handel zu führen... .. Leinwand = Artikel bilden den wichtigsten Zweig des legalen Handels, so lange die Einfuhr von Baumwollenwaaren verboten bleibt. Der Eingangszoll, den einige derselben zu entrihten haben, kommt einem Verbot vollkommen gleich. Und s{hickt uns Frankreich etwa diese Stoffe vorzugsweise zu? Nein, jondern England. Dieses führt uns, begründeten Angaben zufolge, jährlich für mehr als 20 Mill. Realen zu, einen Anschlag, den wir für viel zu gering halten, während Frankreih nur für den Betrag von 37 Mill. Fr, im Allgemeinen einführt, worin fremde Waaren einbegriffen sind. Jn dem leßten Jahre, über welches wir amtliche Angaben besißen, betrug die französishe Ausfuhr von Leinwand und Hanf - Artikeln inländischer Fabrication nur 1,647,205 Fr., was nur 276 pCt. der speziellen Ausfuhr nah Spanien ausmacht. Der übrige Betrag, welcher den der französischen Fabrication übersteigt, besteht aus deutscher und belgischer Leinwand, die dur Frankreich ‘gehen oder bei uns für französische Rechnung verkauft werden, so daß die Natio= nen des nördlichen Europa's begründetere Rechte als irgend andere haben, sich über den Zoll, welhen der spanische Tarif auf fremde Leinwand legt, zu beklagen; und so bald wir darauf bedacht sein werden, unserem Handel mit diesen Mittelpunkten der Jndustrie die richtige Gestalt zu geben, und unseren Bedarf von ihnen direkt zu beziehen, um dagegen au unseren Produkten Absaß zu verschaffen, ohne der Bermittelung eines Dritten zu bedürfen, wird sich Frankreich in Bezug auf seinen Leinwandhandel in noch \{chlimmerer Lage befin= den als gegenwärtig, selbst wénn der Tarif, wie wir wünschen, in liberalem Sinn ermäßigt werden sollte,“

*) Die Augsb, Allg. Zeitung vom 27, April sa t, der spanische Zolltarif wäre so „unsinnig, daß er z. B, Steintohles bei eit Ein- fuhr mit 250 300 pCt. des Werthes besteuere,“ Wenn sie den in Kraft stehenden spanischen Zolltarif von 1841 zur Hand nehmen will, so wird sie unter Nr, 278 finden, daß Steinkohlen , unter einheimischer Flagge einge- führt, 2 Realen pro Centner und unter fremder 3 Realen, also resp. 20 und 30 pCt, Eingangszoll vom Werthe bezahlen, Anm, d. Korr,

Wir haben Nachrichten aus der Havana bis zum 4. April erhalten, Die dortigen Behörden waren mit Untersuchung der furhtbaren Neger - Vershwörung beschäftigt, die man in Ma- tanzas entdeckt hatte. Sie bezweckte die Ermordung der weis ßen Bevölkerung, und sollte am 4. April zum Ausbruche kommen. Gedruckte Proclamationen, Waffen- und Pulver-Vorräthe wurden beé den Negern vorgefunden. Jn Matanzas allein fanden über 500 Ver- haftungen statt; denno herrschte fortwährend große Besorgniß und die Neger-Sklaven hatten sich auf einigen Pflanzungen der Umge-s gend empört. :

Der Gouverneur von Ceuta hatte die Anzeige erhalten, daß am Iten ein zahlreihes maroffanisches Truppen-Corps in der Nähe jener &estung erscheinen werde, um angeblih von dem Statthalter der Pro- vinz gemustert zu werden. Obgleich nun dieser dem Gouverneur von Ceuta sagen ließ, daß diese Aufstellung von Truppen keine feindlichen Zwecke beabsichtige, so traf Leßterer doch ungewöhnliche Vorsichts= Maßregeln.

__ Auf Befehl des Kriegs - Ministers werden drei spanishe Jnge- iten E nah Algier abgehen, um das dortige Kriegêwesen zu udiren.

__ Die Königliche Familie wird von hier nah Valencia gehen und sich dort nah Barcelona einschiffen, i s Herzog von Osuña ist vorgestern von Neapel hier einge- rofen.

__ Der Herzog von Glücfsberg, erster Secretair der hiesigen fran- zösishen Botschaft, der sich auf Urlaub in Paris befand, is heute wieder hier angelangt.

Griechenland.

___O München, 19, Mai. Die gestern Abends hier eingetrof-

fene Post aus Athen vom 6, Mai hat uns Briefe von dort gebracht,

deren Jnhalt zum Theil sehr interessant is, und eben \o verdienen

die gleichzeitig eingetroffenen griechi|chen Zeitungen volle Beachtung.

Den Haupt=Gegenstand, noch weit vor den Maßregeln des Ministe-

riums, seine Stellung zu sihern und vor den Anstrengungen der

Autochthonen, eine abermalige Minister = Veränderung herbeizuführen,

bildet die Entdeckung eines Bundes, dessen Zweck war , die türkischen

Gränzprovinzen aufzuwiegeln und nah Verjagung der Türken aus

denselben mit dem Königreiche zu verbinden. Der Volksfreund, das

einzige griechische Blatt, welches dem gegenwärtigen Ministerium ergeben

ist und darum auch von Seiten der übrigen Organe der Tagespresse fort=

während die allerheftigsten Angriffe erleiden muß , war es zuerst, in

welchem die Dokumente dieser neuen Hetärie publizirt und auf die

unerläßlihe Pflicht der Regierung hingewiesen wurde, diesem dem

Lande selbst gefährlichen Treiben einer Partei, die nur in fremdem

Einflusse und für fremde Juteressen thätig sei, entgegenzutreten. Gleichwohl sind die Oppositionsblätter niht damit zufrieden, dem Ministerium geradezu die Fähigkeit und Macht abzusprechen, ih der= jenigen Männer zu versichern, welche allgemein als die Häupter des Bundes bezeichnet werden, sondern sie gehen selbst soweit, der Regie= rung den Vorwurf zu machen, sie selbst habe das Märchen von der neuen Hetärie erfunden, und zwar bezwece sie mit der Anklage vieler ausgezeichneter Männer weiter nichts, als die Verdächtigung der Autoch=- thonen bei dem Könige und bei den Shußmächten. Indem ich mir ausführlichere Mittheilungen über diesen Punkt und über einige an- dere Gegenstände von allgemeinerem Juteresse für morgen vorbehalte, bemerke ich vorläufig nur, daß selbst solche Personen, welche dem Thron König Otto's nicht nur treu ergeben, sondern auch dem gegen- wärtigen Ministerium befreundet sind, bereits ohne Rückhalt ihre Be- sorgnisse über manhe von den oben erwähnten Regierungs = Maß= regeln auszudrücken beginnen, durch welche Maurokordatos sei= nen Anhang zu verstärken und überhaupt sich populair zu machen sucht. Obenau steht in dieser Beziehung die beslos- sene Vertheilung einer ungeheueren Masse (bei 76,000) von Deukf= zeichen an diejenigen Griehen, welhe am Befreiungskampfe theilge- nommen haben, oder sonst aus senen Tagen irgend ein Verdienst um das Vaterland nachzuweisen vermögen, was zuleßt für feinen Autoh= thonen {wer fallen kann, Erwägt man aber, daß mit dem Empfang dieses Denkzeichens au das in Griechenland, und grade jeßt doppelt gefäh rliche Vorrecht des Waffentragens verbunden sein foll

so wird man es Niemand verargen können, wenn er cin solches Dose nah der öffentlichen Gunst wenigstens für höchst gewagt erachtet. i

Landwirthschaftlicher Kreis - Verein zu Luckau.

Seit cinigen Jahren macht sih in dem frankfurter Negierungs-Bezirk vorzugsweise cin reger auf die Beförderung der landwirthschaftlichen Inter- essen gerichteter Sinn bemerkbar, aus welchem nicht allein ein landwirth- schaftlicher Ccntral-Verein für den gedachten Negierungsbezirk, sondern auch fast in jedem einzelnen Kreise ein besonderer Lokal-Verein hervorgegangen is, Mehrere dieser Kreis - Vereine haben auch in der Veranstaltung vont Thierschauen ein Mittel zur Verfolgung ihrer Zwecke erblickt, und nament- lich sind die Kreis-Vereine zu Luckau, Kalau, Lübben zusammengetreten, um altcrnirend alljäh1lih für alle drei Kreise eine Thierschau abzuhalten; mit welcher gleichzeitig eine Ausstellung von Ackergeräthschaften und von sonsti- gen auf die Landwirthschaft Bezug habenden Industrie - Gegenständen ver- bunden ist.

Wenn nun auch die hierdurch gebotene Anschauung und Vergleichung {hon als fördernd betrachtet werden muß, so sind doch auch Einrichtungen getroffen, um unmittelbar belebend und ermunternd einzuwirken.

Diese Mittel bestehen in Verleihung von Prämien, welche theils in Medaillen , theils in Geldpreisen gewährt werden; jene durch den Central- Verein, diese durch die Beiträge der Mitglieder der einzelnen Vereine ; eine besondere Richter-Kommission entscheidet über die Verleihung der Prämien ; Geldpreise werden nur bäuerlihen Wirthen bewilligt, und hierbei wird vor- zugsweise auf die Förderung guter Viehzucht Rücksicht genommen, so daß beispielsweise unter den zur Schau gebrachten Pferden Zuchtstuten die höchsten Geldpreise erhalten, nächst diesen aber Füllen eigener Züchtung vorzugs- weise berücksichtigt werden, Aehnliche Grundsätze leiten bei der Prämiirung des Rindviehes.

Als ein ferneres Mittel zur Belebung der Theilnahme und Förderung der Vereinszwecke findet die Ausgabe von Actien à 15 Sgr, statt, für deren Erlös zur Schau gebrachte Thiere und Geräthschaften angekauft und unter den Actien-Jnhabern verloost werden. Diese Einrichtung weckt eine allge- meine Theilnahme, da jeder Besiger einer Actie zum Gelingen des Ganzen mitwirkt; außerdem und hauptsächlih wird in Folge derselben eine Gelegen- heit zum Verkauf wirkli guter zur Schau gebrachter Thiere, unter Bewil- tigung höchst liberaler Preise, und so cin erweiterter Prämien-Fonds gebo- len, während bezüglih der Aergeräthschasten und Gewerbs - Gegenstände nicht allein den Verfertigern der Absahß gesichert, soudern auch für Verbrei= tung nüglicher und namentlich verbesserter Aer - Justrumente gesorgt wird. Endlich schließen sh Pferderennen bäuerliher Wüirthe und andere Versuche an, welche wie jene bestimmt sind, die Pferdezucht zu heben, nächst- dem aber auch zu einer richtigen Beurtheilung der Kraft der Pferde und zu einer guten Haltung derselben hinzuleiten.

Eine nach diesen Grundsäyen geordnete Thierschau und Gewerbe-Aus- stellung fand am 14. Mai d. J. für die obengenannten drei Kreise zu Luckau mit so außerordentlicher Theilnahme statt, daß die nachfolgende kurze Mittheilung eines Augenzeugen auch für das größere Publikum nicht ohne Jnteresse sein dürfte, Von dergleichen einzelnen Erscheinungen läßt sich am besten auf die späteren und größeren Wirkungen des landwirthschaftlichen Vereinswesens ließen, jedenfalls abnehmen, wie d gemeinnüßige Ten- denzen schon jeßt einen allgemeinen Anklang und viel eitige Anerkennung im