1844 / 145 p. 2 (Allgemeine Preußische Zeitung) scan diff

‘aionslebrer, sterbend und zwischen einer Zahl Steine liegend, die Meg pes p Eén ide richtete des Sterbenden Haupt auf, da zog er, ohne zu sprechen, den leßten Athemzug und war ver= schieden! Die gerichtlihe Obduction brachte die Erklärung der Sach- verständigen zu Wege, daß er an zwei absolut lethalen Wunden am Hinterkopf und an der linken Schläfe gestorben sei.

Trier, 19. Mai. Die Bevölkerung in den dreizehn Kreisen des hiesigen Regierungs - Bezirks zählte am Ende des Jahres 1843 467,946 Einwohner (232,421 männlihen und 235,525 weiblichen Geschlehts). Der Stadtkreis Trier hatte 24,554 Einwohner (11,795 männlichen und 12,759 weiblichen Geschlehts). Davon wohnten in der Stadt selbst 16,494 und in den Landgemeinden 8060,

Ausland. Deutsche Bundesstaaten. Bayern. Augsburg, 19. Mai. Heute traf Fürst Ludwig von Oettingen = Wallerstein von der Mission nah Paris und London in Begleitung des Grafen Montgelas wieder hier ein. Se. Durch=-

lauht seßte Nachmittags die Reise auf der Eisenbahn nach Mün- chen fort,

Würzburg, 18. Maï. bereits in Blüthe. Bei den so günstigen Witterungs-Aussichten kann man mit ziemlicher Sicherheit annehmen, daß in sechs Wochen die Aerndte, und, allem Anscheine nah, eine sehr reichhaltige, ihren Au= fang nehmen wird. Daß dieser erfreulihe Umstand auf die \cnellere Räumung der noch bedeutend angehäuften Getraide - Vorräthe vom wesentlihsten Einflusse sein und ein beträchtlihes Sinken der Preise herbeiführen werde, is wohl niht zu bezweifeln; unsere heutige Shranne, welche beinahe überführt zu neunen war, giebt dafür {on theilweise einen erfreulihen Beleg. Wie uns so eben mitgetheilt wird, beabsihtigen mehrere sehr ehrenwerthe Bürger, bei den städti= hen Behörden die Genehmigung nachzusuchen , daß in jedem der 9 Stadt-Distrikte ein Gemeinde-Backofen errichtet werden dürfe und daß es jedem Bürger für die Folge freigegeben werden möge, den Bedarf feines Brodtes, so wie den Ankauf des benöthigten Ge= traides selbst zu besorgen.

Der neugefertigte Tarif der Main-Dampfschifffahrt, und in Folge dessen eine Minderung der seitherigen Fahrpreise, ist von heute an ins Leben getreten. Die weiteren zwei bei Gaché gefertigten Dampfböte werden in circa 14 Tagen hier eintreffen.

Sachsen. Oschat, 21. Mai. Die Thiershau und Ausstellung landwirthschaftlicher Produkte, welche gestern und heute auf Veranstaltung des Central-Vereins für Beförderung landwirthschaftliher Judustrie im Königreich Sachsen hier stattfand, war sehr stark besucht ; die Zahl der Anwesenden kann man wohl auf 50,000 \{häßen. Die Pferdeschau (es mochten wohl 150 Stück ausgestellt sein) lieferte den Beweis, daß die Pferdezuht in Sachsen immer größere Fortschritte macht. Auch die Ansicht und Prüfung der übrigen Thiere ergab er= freuliche Resultate. Sehr zahlreich und mannichfaltig waren die aus= gestellten Ackergeräthe, Maschinen und Modelle. Heute war Sibung in der Festhalle, wobei zugleih die Wander-Gesellschaft \sächsischer Aerzte, Naturforscher und Landwirthe ihre Vorträge hielt. Um elf Uhr wurden die von der Regierung und dem Central-Verein ausge= seßten Preise vertheilt.

Württemberg. Stuttgart, 20. Mai. Albert Schott, Prof. am Gymnasium zu Stuttgart, macht im Schwäb. Merkur im Namen des Lederkranzes bekannt, daß derselbe beschlo ssen habe, die freiwilligen Eintrittsgelder bei der Gedächtnmßfeier von Schillers Todestag dem neu gegründeten „deutschen Hülfs - Verein“ zu Paris zukommen zu lassen.

Vom oberen Neœar, 18. Maï. (Ulm. Schnellp.) Unser greiser Bischof, Herr von Keller, befindet sih in trau- rigen Gesundheits - Umständen. Seit mehreren Wochen is er nah Tübingen gezogen, um sich von einem Augenleiden heilen zu lassen, das ihn des Gesichtssinnes völlig zu berauben droht. Der hochwür= dige Herr hat seit den leßten zwei Jahren sihtlich abgenommen, und man muß seine baldige Auflösung befürchten. Dieser Verlust wäre gegenwärtig um }o s{hmerzliher, als das gute“ Vernehmen zwischen dem Ordinariat und dem Kirchenrath hergestellt is, und bald die Frucht einer gegenseitigen Verständigung tragen wird. Einige Kle- rifer der Saulgauer und Riedlinger Sprengel haben sih’s heraus= genommen, an O'Connell eine Geldsumme für den Repeal = Verein zu \hiden, welchen sie als einen römisch = katholischen Verein gegen die protestantische englishe Regierung betrahteten. Mit vollkommenem Rechte haben sie einen tüchtigen Verweis erhalten, und daß es einfach dabei blieb, verdient als Mäßigung der obersten Behörde gerühmt zu werden.

Hannover. Hildesheim, 20, Mai, Die Hann, Zkg, wie= derholt aus der Hildes heimer den nachfolgenden Artikel: „Wie es heißt, hat der hohw. Bischof von Hildesheim dem Kaplan Seling zu Osnabrück die Möglichkeit verschafft, auch in hiesiger Gegend seine segensreihe Wirksamkeit für die Mäßigkeits-Sache zu üben; Seling ist bereit, sich hier eine Zeit lang aufzuhalten, und so können wir uns einen s{önen Aufschwung für jene große Sache versprehen, So weit Seling als Geistlicher auftritt, is feine Wirksamkeit freilih auf die katholishen Gemeinden des Fürstenthums beschränkt; aber den er- fahrenen, gemüthlihen, volfsfreundlihen Mann, den Mann, der schon 20 30,000 Mitglieder den Mäßigkeits-Vereinen zugeführt hat, wer= den Alle gern hören. Der Branntwein is jä, wie Pater Mathew sagt, weder fatholisch noch protestantisch, und alle Konfessionen ver= einigen sich gegen den gemeinsamen Feind.“

Baden. Karlsruhe, 19. Mai. Gestern sind Se. Durchl, der Fürst und Jhre Hoheit die Fürstin von Fürstenberg, in Beglei= tung Jhrer Durchlauchten des Erbprinzen, der Prinzen Maximilian und Emil und der Prinzessinnen Elisabeth, Amalie und Pauline, von Donaueschingen kommend, zum Besuch der Großherzoglichen Familie dahier eingetroffen. i

Die Sorge um Erhaltung alter der Kunst oder Geschichte wichtiger Denkmale hat, gleihwie in mehreren Nachbarstaaten, auch in unserem an Alterthümern \o besonders reichen badischen Lande vergangenen Winter eine Gesellschaft ins Leben gerufen, welche dem Schuße und der Bewahrung alter Kunst- und Geschichtêwerke, ins= besondere den Bau- und Bildwerken der ristlihen Zeit bis herauf än uns, die vereinigten Kräfte zu widmen die Absicht hat. Diese Gesellschaft ist eine allgemeine für das ganze Großherzogthum und

steht unter der Leitung eines obersten Ausschusses , welher in der

Stadt Baden seinen Siy hat. Die desfallsigen Statuten, entwor-

G von den Begründern des Vereins und angenommen in der ersten

eneral-Versammlung vom 17. Februar d. J,, erhielten am 15. März

die hohe land i ; “niali ;

Brobta, esherrlihe Genehmigung, und Se. Königliche Hoheit

der ( H - Höchstwelcher längst \{hon den Ueberresten mittel-

alterliher Kunst und Pietät für liche Sorgfalt zuwenden, geruhten

rotektorat des Vereins huldvollst zu

unter dem 11ten d, M., das

An vielen Orten steht das Getraide |

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übetnehmen. Der „Alterthums - Verein für das Großherzogthum Baden“/ ist somit geseblich begründet und hat unterm 15ten d. alle Gleichgesinnten eingeladen, dem Vereine ihre Theilnahme und Unter=- stüßung zuzuwenden.

_ Laut badischen Blättern hat die zweite Kammer in ihrer zehnten Sizung den Antrag auf Bewilligung von 2000 Fl. für die Aussicht über Leihbibliotheken mit großer Mehrheit abgelehnt.

_Seidelberg, 19. Mai. Prof. Gervinus hat seine schöne Besißung auf dem rehten Neckarufer an Hofrath Welcker in Frei burg (gegenwärtig in Karlsruhe) verkauft.

_ Meersburg, 10, Mai. Ein vom hiesigen Orte datirtes Schreiben in der Augsburg. Allg. Zeitung knüpft an die (be- reits von uns gemeldete) Nachricht von der Erueuerung der Feind= seligkeiten zwischen den Verwaltungs-Räthen der verschiedenen den Bodensee befahrenden Dampfschifffahrts - Gesellschaften folgende wei= tere Angaben: „Skandal und Verwirrung stehen wieder in {önster | Blüthe. Die Fahrpreise sind erhöht, die Actien gefallen, dic regel- mäßigen Communicationen der Uferstaaten und Städte aber auf eine Weise unterbrochen, daß viele Reisende wieder die Landwege einschla- gen. Um von Lindau nah Meersburg (zwei Städte des deutschen Ufers, die 9 Stunden von einander entfernt sind) zu ge= langen, ist man genöthigt, Morgens 6 Uhr sich vom lin- dauer Schiff nah dem helvetishen Romanshorn bringen zu lassen, von da nach mehreren Stunden Harrens aber mit ei- nem Kahne an ein wenn Gott will und das Wetter gut vor= überfahrendes fonstanzer Schiff zu rudern und sodann, von diesem nach Konstanz gebracht, mit einem dritten Dampfer Nachmittags nach Meersburg überzuseßen, so daß aus den 9 Stunden Weges eine kleine Tagerecise wird. Aussichten auf Besserung dieser Verhältnisse kaun man fürs erste niht eröffnen. Die badische Regierung is im Besiß des größten Theils der Actien der konstanzer Gesellschaft. Man muß hoffen, daß sie sih desto mehr berufen fühlen wird, das Jhrige zur Schlichtung des jeßt bestehenden Zerwürfnisses beizutragen. Die Anzahl der den Bodensee befahrenden Dampfschiffe beträgt 7, wovon 4 auf Konstanz, 2 auf Friedrichéhafen und 4 auf Lindau kommen,“

Kurhessen. Kasel, 20. Mai. (D. A. Z) Der durch die Verseßung des Grafen von Kuefstein nah Dresden erledigte öster= reichische Gesandtschaftsposten am hiesigen Hof is noch niht wieder beseßt. Junterimistisch fährt der von Paris provisorish hierher ver= seßte Graf von Hartig fort, die Function eines österreichiscben Ge- \häftsträgers zu versehen. Der französishe Gesandte, Graf von Béarn, der hier ein großes Haus macht, hat Urlaub guf länger als ein halbes Jahr genommen, der preußische, General von Thun, ift in diesem Augenblicke der einzige fremde Diplomat vom Rang eines Gesandten und bevollmächtigten Ministers, der am hiesigen Hofe ver= weilt, Der bisherige Polizei = Direktor der Residenz, Herr Robert, hat plöblih und unerwartet die Entlassung von seinem Amt erhalten und is dieses dem Ober- Gerichtsrathe Morchut übertragen worden. Als der vortragende Rath im Kabinette des Kurprinzen-Mitregenten, Geheimrath Koch, zum Vorstande des Ministeriums des Jnnern ernannt worden war, vereinigte eine Zeit lang Herr Robert die Functionen eines Polizei - Direktors mit denen cines Geh. Kabinctsraths; aber bald

¡s

wurden die Unzuträglichkeiten, die aus der Vereinigung dieser beiden wichtigen Stellen erwuchsen, erkaunt, und Herr Koch, vom Portefeuille des Departements des Jnnern eutbunden, wieder in das Kabinet zu=- rüdckberufen.

Grh,. Hessen. Erbach, 20, Mai. Heute is Jhre Erlaucht die Gräfin Charlotte Louise Polgxene zu Erbach-Erbach, geb. Gräfin von Wartenberg, Wittwe des unvergeßlichen Grafen Franz zu Erbach= Erbach, in einem Alter von 88 J. 6 Mon. mit Tode abgegangen. Die hohe Verblichene, mit allen Vorzügen des Geistes und Herzens begabt, war hier stets der Gegenstand der allgemeinsten tiefsten Verehrung und treuer Liebe und Anhänglichkeit.

Sachsen - Weimar. Weimar, 19. Mai. (L. Z) Seit

s

einigen Tagen is der Geh. Staatsrath Thon von seiner Reise als Großherzogl. Bevollmächtigter in den obshwebenden Unterhandlungen wegen der Eisenbahn, von Berlin hierher zurückgekehrt, und das Pu- blifum sieht dem Resultate der Konferenzen, die zu einem sehr befrie- digenden Ende gediehen sein sollen, mit Spannung entgegen.

Der -heutige Tag, an welchem grade 24 Jahre verflossen, seitdem die förmliche Vocation unseres Ober=Konsistorial-Vice-Präsi- denten Röhr zu der Stelle eines Ober=Hofpredigers u. st. w. ecrgan= gen, war zur Uebergabe eines Ehrengeschenkes , bestehend in einem 37 Pfd. schweren silbernen Becher, auserwählt worden, womit dem- selben der öffentlihe Dauk für seine am 6, August v. F. zu Ehren des tausendjährigen Bestehens des deutschen Reichs gehaltene Jubel= Predigt ausgedrückt werden sollte.

Waldeck. Arolsen, 18. Mai. Eine merkwürdige Gunst des Zu- falls is es für unsere kleine Stadt, daß in ihr zwei der vortrefflihsten unter en jeßt lebenden Meistern in der bildenden Kunst das Licht der F9Pelt erblickt haben, Rauch und Kaulba h. Haben sie gleich Ahr angebornes Talent nicht in unserer bescheidenen Mitte, sondern Fauswärts in größeren Lebenékreisen herrlih entfaltet, so rühmen wíîr

Funs ihrer gern vor Deutschland und Europa als unserer Landsleute, 2 Auch hat sich Rauch noch insbesondere als einer der unsrigen kund gegeben durch das vor wenigen Wochen „seiner lieben Vaterstadt“

*übersendete Geschenk von zwei aus fkararishem Marmor trefflih ge- “arbeiteten Statuetten, den Glauben und die Liebe als Genien

darstellend. Ein drittes Kunstwerk, die Hoffnung, findet sich noch

Punter dem Meisel des Künstlers und wird mit den beiden anderen,

welche einstweilen in der Bibliothek des hiesigen fürstlichen Residenz= Schlosses aufgestellt worden sind, demnächst als der sehenswürdigste Schmuck unsere Kirche zieren. Bekanntlich rühmt man am Waldecker seine nie erlöschende Heimatsliebe, und so hoffen wir denn, daß auch Kaulbach die gegebene Hoffnung zur Gewißheit machen und die Kirche seiner kleinen Vaterstadt durch ein Bild seiner Meisterhand zieren werde.

X Schwerin, 23. Mai. Wie verlautet, is hier in den _ersten Tagen d. M. von unserem Ministerium einerseits und dem

F britishen General - Konsul in Hamburg, Obersten Hodges, ande-

rerseits, ein Schifffahrts = Vertrag zwischen Mecklenburg und Groß= britanien unterzeihnet worden. Der Juhalt desselben soll fast ganz

mit dem im vorigen Monate zwischen Großbritanien und Oldenburg

abgeschlossenen Vertrage übereinstimmen, wonach also die Gegeuseitig- eit der Schifffahrt zwischen beiden Ländern hergestellt und von Scei-

n Großbritaniens die Anerkenuung der Häfen der Elbe als Häfen Medlenburgs erfolgt sein dürfte, Der Vertrag soll bis zum 1, Jan, 1848 und von da bis zum 1, Jan. 1854 dauern, wenn nicht sechs Monate vorher die eine oder andere Partei ihn auffkündigt. Man erwartet sehr bald die Ratification.

7 Luxemburg, 17. Mai. Vom 1. Juli dieses Jahres an wird hier eine deutsche Zeitung, unter der Firma Luxemburger Zeitung, geleitet von einem Direktor, ersheinen. Ein reiher Ka- pitalist, Peter Pescatore, ein Neffe des blinden aber vielsehenden und

rühmlich bekannten Wilhelm Pescatore, schießt die zur Gründung des

Unternehmens nöthigen Kapitalien vor. Es werden hierzu ganze, halbe und Viertel = Actien zu 200, 100 und 50 Thalern vertheilt. Die Zinsen sind zu 4 pCt. festgestellt, und das ganze Kapital soll die Summe von 28,000 Thaler nicht übersteigen. Sobald die Ge- sellschaft si gebildet hat, d. h. sobald die Subscriptionen \sich auf etwa 14,000 Thaler belaufen, sollen die weiteren Bedingungen in Be-= treff der Dividende 2c. dur einen Notarial- Akt gesichert werden.

Nach dem Prospektus wird die Zeitung die Sache der Wahrheit und Gerechtigkeit gewissenhaft vertheidigen. Nicht jenem Fortschritte, heißt es, werden wir das Wort reden, den die Zerwühler alles Be- stehenden nit minder wie die feilen Ränkeshmiede als trügerische Glagge aufstecken, sondern jenem wirklihen und weise bemessenen Fort- schritte, dessen wahrer Name dauernde Verbesserung is. Wo es si darum handelt, die Grundsäbe auszusprechen und zu vertreten, von deren Aufrechthaltung wesentlih das Heil der Gesellschaft, die Ruhe der Staaten und das Glück der Völker abhängt, will sich die Zei- tung an die konservativen Blätter anschließen und die Verbindungen Luxemburgs mit den angränzenden Ländern in jedem Betrachte inni- ger und vortheilhafter zu machen sich bestreben. Jn den leitenden Artikeln und Feuilletons, welche als Original oder Ueberseßung dem Blatte beigegeben werden sollen, will man die Erhaltung guter Sit= ten als Hauptsorge beobachten. Die Zeitung verspricht ferner, den Ursachen des Elends der unteren Volksklassen und der allgemeinen Mißachtung für die natürlichen, historischen, firhlihen und conventio=- nellen Rechte nachzuforshen und sie zu erörtern. Der Prospektus eifert zuleßt noch gegen jene, wie er sagt, frühreifen und übermüthi= gen Publizisten, welche die Gesellschaft nur in gewissen philosophischen Lehrgebäuden studirt haben, und verliert dabei gern weise Mäßigung im Ausdruck, die überall zu empfehlen, die man aber jene besonders von dem Prospektus einer Zeitung zu fordern berechtigt ist.

Oesterreichische Monarchie.

= Lemberg, im Mai. Es is niht uninteressant, zu beob- achten, wie die Jesuiten heutiger Zeit das Erziehungs =- und Unter= richts -= Geschäft behandeln, weshalb wir einen Auszug aus den Sta-= tuten des hiesigen, unter ihrer Leitung gestellten „adligen Konvikts“/ folgen lassen. j ___ Die der Anstalt anvertraute Jugend macht den vollständigen wissen- schaftlichen Kursus, der für die Gymnasien und Lyceen Oesterreichs vorge- schrieben is, Sie erhält außerdem einen gründlichen Unterricht in der fran- zösischen, polnischen und italienischen Sprache und je nah den Fortschritten in der Literatur derselben,

Alles, was möglich is, wird geschehen, die geistigen Kräfte der Jüng- linge zu entwickeln, ihnen Arbeitslust einzupflanzen und die Gewöhnung an Thätigkeit in ihnen zu befestigen, Die wissenschaftlichen Schul- oder öffent- lihen Uebungen sollen darauf gerichtet sein, der Jugend Sicherheit und Glätte im äußeren Umgange zu geben. Musifalische Konzerte, Ausstellungen der gefertigten Zeichnungen, Eramen im Tanzen und Fechten sind wirksame Anregungsmittel zum Fortschritt in diesen Künsten,

Bedeutende Vergehen gegen die Neligion, die Sitte und Keuschheit sind Ursache, die Stelle im Konvikt zu verlieren. Wenn es dazu kommen sollte, wird man Rücksicht auf den Namen der Familie nehmen.

Alljährlich erhalten die Aeltern einen summarischen Bericht über die Fübrung, den Fleiß und die Fortschritte ihrer Söhne, welche außerdem ver- bunden sind, allmonatlich an ihre Aeltern zu schreiben.

Um allen Unziemlichkeiten zu begegnen, ist angeordnet, daß die Be- wohner des Konvikts weder Geräthschaften noch Bücher oder Bilder in das- selbe ohne Vorwissen der Vorgeseßten bringen dürfen.

Die Aeltern und Vormünder können ihre Zöglinge im Gastzimmer von 1 bis 2 Uhr Mittags besuchen, anderen Personen steht der Besuch nicht frei, sofern sie hierzu nit eine schriftliche Autorisation der Aeltern des Besuchen- den haben. Monatlich cinmal können Aeltern oder Vormünder ihre Zög- linge in der Stadt bei sich zum Mittag haben; als Stunde des Ausgangs stcht in diesem Fall die 12te, als Stunde der Nükehr die 5te unabänder- lich festz zu Verwandten außer den Aeltern oder zu anderen Personcn dür- fen die Konviftaner nicht gehen. Es würde für ein wichtiges Vergehen an- geschen werden, wenn ein Zögling ohne Uniform, ohne Aeltern oder Vor- mund sih auf dcr Strafe betreffen licße oder wenn er ohne Vortwvissen der Vorgeseßten einen Auftrag des Mitschülers ausrichten wollte.

Damen, sie mögen alleir oder in der Gesellschaft ihrer nächsten Ver- wandten sein, steht der Eintritt ins Konvikt nur dann frei, wenn sie ihre Kinder in demselben zum ersten Mal unterbringen z sonst is dexselben der Zutritt unbedingt untersagt, außer wenn in dringenden Fällen die Vorge- jeßten des Konvikts eine Ausnahme gestatten sollten. /

__ Die Aufsicht der Lehrer bezieht si auf alle Orte und Zeitenz auf diese Weise wird allen Verirrungen der Zöglinge gleich gewahrt. Zur Zeit der Ferien geht diese Pflicht der Aufsicht auf die Aeltern der Zöglinge über. Besonders is auf die Erfüllung des §. 32 der Statuten zu halten, wonach kein Zögling das Theater oder öffentlihe Bälle besuchen darf.

Lane

Pairs-Kammer. Sißung vom 17. Mai. Der Para- graph der Kommission, der den Mitgliedern des akademischen Conseils das Recht verleihen sollte, den Fakultäts - Prüfungen beizuwohnen, gab heute noch Anlaß zu lebhaften und langen, aber wenig interes= santen Debatten. Graf Portalis, Herr Passy und der Herzog von Broglie vertheidigteu die Absicht der Kommission, wogegen der Minister des öffentlichen Unterrichts und Herr Rossi den Para= graphen bekämpften, der shließlich auch verworfen wurde. Es wurde gegen denselben namentlich geltend gemacht, daß nicht zu begreifen sei, was die Anwesenheit von Mitgliedern des akademischen Conseils ohne entscheidende Stimme bei den Prüfungen eigentlich bezwecken sollte, wenn nicht etwa Einschüchterung der Examinanden, Verstim= mung der Professoren und Zeitverlust, Wenn man aber Parteilichkeit von den Professoren besorge, #0 sei dagegen zu bemerken, daß diesen die jungen Leute, die sie zu examiniren hätten, gewöhnlih ganz unbe= kannt wären, und daß sie niht wüßten, woher diese kämen und -wo sie ihre Studien gemacht. Die Artikel 21 bis 23, welche die Geld= bußen und Gefängnißstrafen für Uebertretungen des Geseß=Entwurfs feststellen, wurden ohne erhebliche Diskussion angenommen, und nur der 24ste Artikel, der sich auf die Bestrafung eines Abweichens von der für die Privat-Unterrichts-Anstalten aufgestellten inneren Disziplin bezieht, noh einmal an die Kommission verwiesen,

Sihung vom 18. Mai. Die gestern erwähnte neue Fassung, welche die Kommission dem 24sten Art. gegeben hatte, wurde am Schlusse der heutigen Sißung nach ermüdenden Debatten, und nach= dem auf den Autrag des Grafen von Montalivet die Worte: „Jm Fall anhaltender Studien - Vernachlässigung gestrichen worden waren, von der Kammer angenommen.

Deputirten-Kammer. Sibßung vom 17. Mai. Ein von Herrn Gustav von Beaumont vorgeschlagener Zusab-Artikel, dem auch das Ministerium und die Kommission beitraten, und welcher bestimmt, daß das neue Gefängniß=System der einsamen Zellenhaft auf die politischen Vergehen, auf welche Gefängnißstrafe steht, und insbesondere au. auf die Preßvergehen keine Anwendung erhalten soll, wurde von der Kammer ohne Debatten genehmigt, ein von Herrn Joly beantragtes Amendement aber, welches diese Ausnahme auch guf verbotene Associationen, auf Waffenverbergung und auf Ar- beiter-Coalitionen ausgedehnt sehen wollte, mit großer Majorität ver= worfen. Die Kammer gelangte in dieser Sißung mit der Diskussion des Gefängniß - Geseßes bis zu Ende des vierten Titels, und nahm unter Anderen auh die Bestimmung an, daß von dem Ertrag der Gefangenen - Arbeit, den zu Zwangsarbeit Verurtheilten 7, den zur

Reklusion Verurtheilten #- und den zu einfacher Gefängnißstrafe ¿- gelassen werden sollen, Es is nun noch blos der fünfte Titel zurück, der die Befugnisse der Gefängniß-Direktoren oder Vorsteher und die Disziplin betrifft.

Sitzung vom 18. Mai. Heute {loß die Kammer die Dis- kussion des Geseß- Entwurfs über die Gefängniß -Reform, der dann mit 231 gegen 128, also mit einer Majorität von 103 Stimmen an= genommen wurde, Es isst dies offenbar das wichtigste unter den in dieser Session von der Deputirten-Kammer votirten Gesehen, und man darf nun auch wohl erwarten, daß die Pairs-Kammgçr, an die dasselbe jeßt gelangen muß, in dieser Session noch damit fertig werden wird. Sie ist 1hrerseits dem Ende der Diskussion des Unterrichts-Geseßzes sehr nahe, mit dem sich dann die Deputirten-Kammer zu beschäftigen hat. Ju der heutigen Sißung der leßteren wurde auch einstimmig beschlossen, den Vorschlag der Herren Berville und Vivien, der zum Zweck hat, die Rechte, welche den dramatischen Autoren in Bezug auf deren von Theatern gegebenen Werke zusteht, in gleihem Maße auf die Erben derselben auszudehnen, wie es mit Hinsicht auf das shriftstellerische Eigenthumsreht an gedruckten Werken der Fall is, zur Berathung zuzulassen. Endlich wurde der Gese -Entwurf, der die Einberufung des jährlihen Kontingents von 80,000 Mann verordnet, mit 216 gegen 14 Stimmen angenommen.

París, 19, Mai. Lord Cowley, der englische Botschafter in Paris, hat seinem Hofe mehrere Exemplare der Broschüre des Prin= zen von Joinville übersandt, die keinen sehr günstigen Eindruck auf das auswärtige Amt in London gemacht haben soll, wenngleih Englauds Stolz durch die Vergleichung sih geschmeihelt fühlen könnte, welche der französische Prinz zwischen der Marine seines Vaterlandes und der britishen anstellt, und wobei er feinen Anstand nimmt, die Schwächen der ersteren gegen die Stärke der leßteren in das vollste Licht zu stellen. Wie derselbe sich im Allgemeinen über das Verhält niß zwischen den beiden Marinen äußert, ist schon mitgetheilt; es mag nun auh noch die nähere Ausführung dieses Kontrastes folgen.

,„, Wir schlagen die Arme über einander“, heißt es in der Broschüre, „England handelt ; wir erörtern Theoricen, England beschäftigt sich mit den Anwendungen, Nüstig schafft es sih eine furchtbare Dampf-Marine und vermindert die Zahl seiner Segelschiffe, deren Ohnmacht es erkannt hat. Wir hätten ihm in dieser Reform vorangehen oder zum wenigsten mit Cifer nachfolgen sollen, statt dessen haben wir unter der Zahl unserer Dampf- schiffe kaum sechs, welche im Stande sein dürsten, die Parallele mit denen der britischen Marine auszuhalten. Es ift traurig, daß man es sagen muß, aber man hat sich einschläfern lassen und hat das Land eingeschläfert mit \schmeichlerishen Worten und falschen Ziffernz man hat sich selbst und ihm eingeredet, es besäße eine starke und achtbare Marine. Beklagenswerther Jrrthum, Quell eines noch bcklagenswertheren Vertrauens! Wenden wir endlich unsere Blicfe, denn das ist die Hauptsache, über den Kanal hin- über und sehen zu, was England thut; mit welcher Entschlossenheit dieses \charfsichtige, seine Juteressen so wohl verstchende Land den alten Weilzeugen seiner Macht zu entsagen, und zu einer neuen Waffe zu greifen wußte. Gewiß, wenn man irgendwo für Beibehaltung der Segel-Flotten hätte sein müssen, so wäre es im Rath der britischen Admiralität gewesen: Man hatte ihnen Gewinn und Ruhm genug zu danken. Aber man folgte dem Laufe der Zeit, man hörte auf den Rath der Erfahrung und sah cin, daß die Linienschiffe unnüß würden, sobald eine neue Seemacht, die alles, ohne sie, auszurihten vermöchte, in der Welt erschienen sci, Betrachten wir nun, was die englische Regierung unserer seit langer Zeit durch die Macht der Umstände an das Mittelländische Meer gebannten (Flotte entgegenstellt. Drei Linienschiffe; dafür aber hat sie dort 11 Dampfschiffe, worunter 9 von ausgezeichneter Größe, und mit dieser Seemacht ist sie im Stande, ihrer Flagge und ihrer Politik die Herrschaft und den Sieg zu erhalten, Die ehtliische Regierung seßt die Zahl ihrer ausgerüstcten Linienschiffe in diesem Jahre von 17 auf 9 zurü. 3 vom ersten Nange (Dreideker) werden als Wacht schiffe in ihren Häfen Sheerneß, Portsmouth und Plymouth verwendet; 3 im mittelländiscben Meere, 1 im stillen Ocean, 1 in China, 1 bei den Antillen und in Nord-Amerika; 7 von diesen 9 Linienschiffen haben Admirals- Flaggen. Unser Budgct giebt uns allerdings einen Effektivbestand von 43 Dampfschiffen: das is etwas, aber man weiß in England, wie es im Ernst mit der Bedeutung dieser Schiffe steht, und nun sehe man, welche Gesammt- zahl es der unsrigen gegenüber stellt. Großbritanien zählt im Ganzen jeßt 125 Kriegs-Dampfschiffe, Hiervon sind 77 ausgerüstet, und dazu sind noch 200 Dampfschiffe von vorzüglichem Gang und zum Tragen von schwercm Geshüz und Truppen befähigt, hinzuzurechnen, welche die Kan ffahrteischiff- fahrt dem Staate liefern würde, sobald es nöthig wäre. Das is nicht Allesz um sih eine Vorstellung von der wirklichen Macht dieser Dampfflotte zu machen, muß man die Furchtbarkeit ihrer Ausrüstung in der Nähe gesehen, muß man die Sorgfalt und geschikte Vorsicht beobachtet haben, womit dort Alles bedacht 1st, Die englischen Kriegsdampfer sind nicht für jeden Dienst ohne Unterschied gebaut und als tauglich garantirt, Bei ihrem Bau is nur die eine Jdee, der eine Zweck, der Krieg, leitend gewesen. Mit wunderba rer Kenntniß des Seewesens verbinden sie große Schnelligkeit, eine mäch= tige Artillerie und weiten Raum für Truppen - Transport, Unsere Dampf- Marine datirt vom Jahre 18293; die Expedition nach Algier war der Schau= play ihrer ersten Versuche. Man war damals sehr eingenommen von den Vortheilen, die daraus zu ziehen wären, und man beeilte sich, eine ziemlich bedeutende Zahl von ähnlichen Fahrzeugen, wie die, welche bei dieser Ex- pedition gedient hatten, nah derselben Form zu bauen, Jndeß die stets wachsenden Erfordernisse des algiershen Dienstes waren so bedeutend, daß diese kaum gebauten Fahrzeuge sogleich dazu verwandt werden mußten, und, unaufhörlich in Requisition geseßt, ja oft zur Fahrt genöthigt, ehe ihre Ausbesserungen beendigt waren, nicht Gelegenheit zu einem fruchtbaren Ver- uh und zur Vervollkommnung bieten konnten. Was ihnen besonders fehlte, war die Verwendung auf Stationen, wo sie mit den fremden Dampfschiffen hätten verglihen weiden können. Dieser Uebelstand, in Verbindung mit den aus\cließlich herrschenden Vorurtheilen für die Segel - Marine , hatte zur Folge, daß von 1830 bis 1840 die Fortschritte unserer Dampfflotte ganz null waren. Unterdessen war die Wissenschaft fortgeschritten, Die König- liche Marine Englands, welche Muße zu Experimenien und überdies eine Kauffahriei-Dampfmarine vor den Augen hatte, in welcher Zahl und Weit- eifer täglich neue Fortschritte herbeiführten, hatte herrliche Fahrzeuge in See gestellt. Die Mäuner, welche unsere Angelegenheiten im Jahre 1840 leite- ten, richteten ihr Augenmerk auf diese Fortschritte und fühlten deren Be- deutung: Es wurde ein energischer Versuch gemacht, Frankreich durch die Schöpfung unserer transatlantischen Paketböte eine wahrhafte Dampf- Marine zu geben, Leider is diejer Versuch der einzige geblie- ben, ungeachtet der loben8würdigen und beharrlidben Anstrengungen des Finanz - Departements, der Dampf - Marine durh das Bei- spiel seiner Packctbôte einen Weg zur Verbesserung vorzuzeichnen, is} man hartnäckig dabei geblieben, sie sofort vegetiren zu lassen, und jeßt reicht sie nicht einmal für die Bedürfnisse des Friedens hin, ge- \hweige, daß sie die Hülfsmittel darböte, welche sie für den Krieg gewähren follte, Und man darf nicht die Kammern wegen dieser traurigen Unzuläng- lichkeit anflagen. So oft Fonds verlangt wurden, um Frankreich mit einer Dampfmarine zu versehen, hat man diese mit patriotischem Eifer bewilligt. Das Geld hat níe auf sih warten lassen; aber man hoffte auch auf ein, so vielen Ausgaben und Opfern entsprechendes Resultat. Dieses Resultat zeigt sich jeyt allen Blicken, Aus einem bei uns nur zu gewöhnlichen Uebermaß von Vorsicht hat die Verwaltung vor Allem die Ausbesserungs- mittel für die neue Marine schaffen zu müssen geglaubt. Jn allen unseren Häfen erheben sich jeyt prächtige, von großartigen Gebäuden eingeschlossene Werkstätten. Diese Werkstäiten sind dazu bestimmt, die Havarieen auszubessern und für die Bedürfnisse der Dampfmarine zu sorgen, während diese Marine erst im Enistehen is, Da man indeß diese gewaltigen Weik- stätten nicht ohne Beschäftigung und ihre Arbeiter niht ohne Arbeit lassen fann, da überdies Alles, was wir an Dampfschiffen besißen, dur die Macht der Umstände zu Toulon beschäftigt ist, es also nur dort Schiffe auszubes- sern giebt, so hat man die ín den Häfen des Oceans erbauten Werkstätten dazu verwendet, Maschinen fabriziren zu lassen, statt deren Aufertigung als Aufmunterungsmittel der Privat-Judustrie zu übertragen, Wir hatten schon

863 Jndret und seine kostspieligen Erzeugnisse, Mußte man diese luxuriösen Bauten noch vermehren? Mußte man das zur Verstärkung und Verbesse- rung der Flotte bestimmte Geld dazu verwenden, Gebäude zu errichten, deren gegenwärtiger Nußen nichts weniger als erwiesen ist?..... Die Mehrzahl unserer Fahrzeuge gehört in die Klasse derer, welche im Jahre 1830, wo sie gebaut wurden, ganz gut sein mochten, jeßt aber sicherlich hinter allen Fortschritten schr zurücstehen. Diese im mittelländischen Meere zu unausgesezten Fahr- ten genöthigten Schiffe sind fast alle vor der Zeit gealtert. S n wie gesagt, nicht mehr für den Dienst von Algier und für die politischen Mis- sionen hin, die man ihnen, in Ermangelung besserer Fahrzeuge, anver- traucn muß.

wenn ich nicht unsere transailantischen Pakfetböte und die der Post-Verwal-

tung in Rechnung brächte. Allerdings ist von diesen Fahrzeugen einiger |

Nußen zu erwartenz aber erstens gehören sie niht der Marine, die in Frie- denszeiten nihts von ihnen fordern kann, und außerdem hat man sich geirrt,

wenn man sie in ihrem Bau und in ihren Einrichtungen gleichzeitig für | ep ß d | fanishen Partei sih mit noch größerer Energie, als die legitimistishen Der Prinz wendet sih darauf zu dem Kostenpunkt und sucht die |

ihren Dienst und für den Kriegsdienst geeignet machen zu können glaubte.“

Einwendungen zu beseitigen, die man in dieser Hinsicht gegen den

allgemeinen Gebrauch von Dampfschiffen erhoben hat, indem er sagt: | „Meine erste Antwort is , daß Frankreich oft bewiesen hat, wie wenig |

es ihm auf Opfer ankömmt, wenn es sich um Vorsichts-Maßregeln zur Be- wahrung seiner Ehre und zur Vertheidigung scines Gebiets handelt. Doch ih nehme den Einwurf an, und gebe zu, daß die Maschinen und die Damypfkessel sehr theuer sind; ih füge nur hinzu, daß man ja nicht in einem

einzigen Jahre die ganze Ausgabe zu machen brauchte, und daß es selbst |

im Interesse einer so ausgedehnten Fabrication vortheilhaft wäre, die Kosten

derselben auf mehrere hinter cinander folgende Budgets zu vertheilen. So- |

dann is zu bedenken, daß gut bediente Maschinen sehr lange dauern, 20

bis 25 Jahre, und daß, wenn die Dampfkessel sih schneller abnuyen, bei |

diesen dadurch eine Kosten-Ersparung möglich is, daß man sie aus Kupfer, statt aus Eisenblech bauen läßt; nicht als ob das erstere Metall nicht theurer wäre, als das letztere; es dauert aber länger und behält noch seinen Werth, auch wenn das Geräth abgenutßt is. Uebrigens haben auch die Segel- chie ein Material, welches sih s{chnell und zu jeder Zeit abnußt, während das der Dampfschiffe sih nur dann abnubßt, wenn die Maschine in Gang is und Dienste leistet. Nehme ich sodann den Sold und die Bekleidung der Mann- schaften, so wie den Verbrauch von Kohlen, als die einzigen Daten, welche sich abschäten lassen, so gelange ih zu dem Schluß, daß ein Linienschiff zweiten Nanges so viel fostet, wie 4 Damvysfschiffe von 220 Pferdekraft ; daß ferner unser jeßiges Geshwader zu Toulon so viel kostet, als ein Ge- schwader von 5 Dampf- Fregatten zu 450, von 22 Dampf - Korvctten zu 220 und von 11 Dampfböten zu 160 Pferdekraft, folglih von 38 Schiffen, welche 20,000 Mann Truppen tragen fönnten, kosten würde. Nun wolle man die Dienste vergleichen, welche einerseits 8 Linienschiffe, 4 Fregatte und 2 Dampfböte, langsam und unsicber in ihren Bewegungen und mit einem Bedarf von 7767 Matrosen, und andererseits 38 mit 4529 Matrosen be- mannte und ein ganzes Armee-Co1ps von 20,000 Mann zu tragen fähige Dampfschiffe zu leisten vermögen. Kömmt es zu einem Kriege, o wird man das erstere dieser beiden Geschwader entwaffnen müssen, während das leßtere zu jeder Zeit tüchtig und tauglich ist.“

Der Broschüre des Prinzen von Joinville sind als Anhang noch mehrere statistishe Tabellen über den Bestand der französischen und der englischen Marine beigefügt. Es geht daraus hervor, daß die in den offiziellen Verzeichnissen auf 103 angegebene Zahl der fran- zösischen Kriegs-Dampfschiffe, sich in der That auf 43 reduzirt. Von diesen werden 16 bis 18 beständig für den afrikanischen Dienst ge= braucht, und 9 andere, zu shwach, um als Kriegsfahrzeuge zu figu=- riren, haben Lokaldienste zu versehen. Es bleiben also 16 bis 17 für etwaige Missionen und für die auswärtigen See-Stationen zur Verfügung z; darunter befinden sich 3 von 450, 1 von 320 und 6 von 220 Pferdekraft. Die übrigen haben nur 160 oder noch weniger. Was dagegen die englische Kriegs-Marine betrifft, so hatte dieselbe nach offiziellen An- gaben im lebtverflossenen März 77 Dampfschiffe im Gange, Hiervon fommen 10 auf die Station im mittelländishen Meere: 1 zu 450, 4 zu 340, 4 zu 228 und 1 zu weniger Pferdekraft. An der West- füste von Afrika befinden sich 9: 1 von 700 Pferdekraft, die „Pene= lope“/, 4 zu 320, 1 zu 220 und 3 zu 80 bis 100, An der Küste von Jrland 12, wovon 8 zu 220 bis 320 Pferdekraft uud 4 von gerin- gerer Stärke. Jn Nord-Amerika, Kanada, bei den Bermudas und Antillen 3 zu 220 Pferdekraft. Jn Jndien und China 3 zu 320, Endlich auf der Station der Südsee 2 zu 220 und 320 Pferdekraft. Zu hydrographishen Missionen werden 9 andere von verschiedener Kraft verwendet. Dies macht zusammen 48 Dampfschiffe für den Dienst der Stationen, während Frankreich kaum § hierzu verwendet. Die anderen englischen Kriegs = Dampfschiffe, welhe die Zahl 77 ergänzen, sind entweder in den Häfen für etwaige Missio- nen und für den Lokaldienst zur Verfügung, oder werden als Transportschiffe zwischen den verschiedenen Küstenpunkten gebraucht. Unter diesen 77 Schiffen sind diejenigen nicht mitgerechnet, welche auf den Kanadischen Seen gebaut werden, noch die, welche Lokaldienste in den Kolonieen zu versehen haben, noch auch die, welche der oftin- dischen Compagnie gehören. Eben so wenig sind darin die Dampf= hie begriffen, welche, 11 an der Zahl, abgetakelt in den Häfen liegen, eine Reserve, die in der französishen Dampf-Marine, wo die Zahl noch lange nicht für die Bedürfnisse ausreicht, ganz unbekaunt ist, Was endlich die Kosten der vom Prinzen von Joinville vorge- s{hlagenen neuen Organisation der französischen Marine anbelangt, so würden dieselben sich im Vergleich zu dem jeßigen Marine- Budget folgendermaßen stellen :

15,219,107 Fr. für bie Segelschiffe

8,916,060.» »% Da E 5 Im Budget für 1845 sind dagegen angeseßt:

18,553,616 Fr. für die Segelschiffe, darunter} 54 9706990 ck» So » O.) I Mehrbetrag des obigen Planes 65,052 Fr.

Herr von Bussières hat einen Vorschlag auf das Büreau der Deputirten-Kammer niedergelegt, welher zum Zweck hat, Reziprozi= tät in dem Verfahren gegen die Usurpation von Zeichen und Stem- peln sremder Fabriken herzustellen und für diese nur dann eine Strafe bestehen zu lassen, wenn sie ein Land trifft, welches nicht die Fäl- hung französischer Zeichen und Etiquetten ungehindert geschehen läßt.

General Boyer, der frühere Präsident der Republik Haiti, ist von Havre nah Jamaika abgereist, Der Siècle meint, daß er durch seinen noch immer sehr großen Einfluß auf Haiti und in Be= tracht seiner Abstammung von französischen Aeltern, wohl den Wil- len und die Macht haben würde, jene Republik dahin zu vermögen, daß sie sich dem Protektorate Frankreichs unterwürfe.

A París, 19. Mai, Obgleich die englischen Blätter und namentlih die gewöhnlich so gut unterrichtete Times, im positiven Tone versichern, der König der Franzosen werde im Herbste eine Reise nah England unternehmen, so will man doch hier nech immer stark bezweifeln, daß der Entschluß Ludwig Philipps wirkli bereits feststehe. Die Bedenklichkeiten, welhe dem Gedanken an eine Reise des Königs nah England entgegentreten, scheinen in der That so ernstlicher Natur zu sein, daß sie von den Vortheilen, die man si von der Ausführung eines solhen Planes versprechen kann, bei wei- tem nicht aufgewogen werden, Wir wollen hier nur auf das Miß- trauen hindeuten, welches in der öffentlihen Meinung Frankreichs ganz unbestreitbar gegen die Selbstständigkeit der französischen Kabinets=

24,135,672 Fr.

Sie reichen, |

Die sie befehligenden Offiziere erröthen über ihre Schwäche | und Ohnmacht, ich will gar nicht einmal sagen, neben den Engländern, | sondern selbst neben den Russen, Amerikanern, Holländern und Neapolita- | nern, welche bessere Fahrzeuge haben, als wir. Man könnte mir vorwerfen, | ih made mir ein Vergnügen daraus, unsere Kriegsmitiel zu verringern, |

e

Politik obwaltet, und das, so völlig grundlos es auch ist, doch in einer persönlihen Zusammenkunft Ludwig Philipp's und seiner bedeutendsten Minister mit der Königin Victoria und ihren Rathgebern, ohne Zweifel neue reihlihe Nahrung finden würde. Man darf ín Frankrei we= niger als in irgend einem anderen europäischen Lande die Vorurtheile der Nation geringshäßen, in der Meinung, daß dieselben doch zuleßt der Macht der Wahrheit werden weihen müssen, Die Vorurtheile des Volfs haben si in Frankrei in vielen wohlbekannten Fällen und Fragen mächtiger gezeigt, als die augenschecinlihsten Interessen des Landes, und jener Widerwille gegen den angeblichen englischen Ein= fluß föunte immerhin, wenn man ihn vernahlässigt, nach Zeit und Umständen zu einem großen historishen Momente werden. iz Sonderbar is es, daß der National, wélcher sich der Marine= Angelegenheiten Frankreihs im Allgemeinen mit großem Eifer und bei seinen Verbindungen mit vielen See-Offizieren au in der Regel mit guter Sachkenntniß annimmt, bis jeßt noch kein Wort des Ur=

| theils über die Schrift des Prinzen von Joinville abgegeben hat.

Es steht indessen vorauszusehen, daß das Haupt-Organ der republi-

Blätter, gegen die Ansichten und Behauptungen des Prinzen erklären wird, denn der National hat von jeher darauf bestanden, daß Frankreich den Beruf habe, eine Seemacht ersten Ranges zu sein, und er kann fih daher s{werlich mit dem Geständnisse des Prinzen von Joinville befreunden, daß England auch im günstigsten Falle zur See immer eine gewisse Ueberlegenheit über Frankreich behaupten werde. Er= wähnung verdient, daß der Prinz vorgeblih gewisse Verbindungen mit Herrn Thiers unterhält.

Grossbritanien und Irland.

Oberhaus. Sibßung vom 17, Mai. Lord Brougham fand sich heute sogleich zu Anfang der Sibung veranlaßt, die Auf= merksamkeit des Hauses auf den Vertrag zu lenken, welhen die Re= gierung der Vereinigten Staaten mit der Republik Texas abgeschlossen hat, und wonach bekanntlih dieser leßtere Staat der nordamerikani= chen Union für immex einverleibt werden soll. Er fragte den Minister der auswärtigen Angelegenheiten, ob die in den bffentlihen Blättern ershienene amtlihe Korrespondenz über diesen Vertrag authentisch sei, so wie ferner, ob der Abshluß des Vertrages wirklich stattgefunden habe. Y „Jch glgube““, sagte Lord Brougham, „daß über diese Nachrichten fein Zweifel mehr bestehen kann; doh möchte ih gern etwas Näheres über einen Gegenstand erfahren, der von der allergrößesten Wichtigkeit für uns ist, indem er vicle delifate und bedentlihe Fragen des Völkerrechts, namentlich in Be- zug auf die Abschaffung der Sklaverei berührt, Jch fürchte aber, daß die- scr Vertrag das System der Aufrechterhaltung der Sllaverei sehr begünsti- gen werde. Jn kommerzieller Hinsicht is derselbe, wenn man auf das Uebergewicht der Vereinigten Staaten im Süden Nord - Amerikas blickt, welches der Zuwachs eines so ausgedehnten Ländergebieis demselben beilegen muß, allerdings auch von Wichtigkeit, aber wenn man be- denkt, daß derselbe dahin wirken muß, die Abschaffung der Sklaverei wenn nicht zu verhindern, so doch aufzuschieben, so wird er Jedem von noch weit größerer Bedeutung erscheinen. Jch hoffe deshalb, daß mein edler Freund eine zufriedenstellende Erklärung hierüber abgeben wird. Wie aus der Kor- respondenz erhellt, hat die Regierung der Vereinigten Staaten als ein Ar- gument zu Gunsten des Anschlusses eine früher von mir hier abgegebene Erklärung geltend gemacht, wonach ich gesagt haben soll, daß wir uns cine Einmischung in die Munizipal - Gesege fremder Länder erlauben würden, um unser Ziel, die Abschaffung der Sklaverei, zu errci- chen. Weder ih noch ein Andercr aber hat jemals hier im Parlamente verlauten lassen, daß wir in irgend einer Weise den Munizipal-Geseßen der Vereinigten Staaten zu nahe treten wollten, welche unglüclicherweise die Sklaverei beshüßen, Wir haben nichts mit diesen Geseßen zu thun, außer daß wir sie beklagen, und wünschen, das Volk der Vereinigten Staaten möge so ehrenhaft, tugendhaft, gereht und bald bereit sein, diesclben aus eigenem Antriebe abzuschaffen.“

Der Graf Aberdeen: „Mein edler und gelehrter Freund kann wohl nicht gut erwarten, daß ich jeßt eine bestimmte Antwort auf die mir vorge- legte Frage ertheilen und mich ausführlih über einen so wichtigen Gegen- stand auslassen werde, der, wie ih glaube, Fragen berührt, die ohne Bei- spiel in der Geschichte des öffentlichen Rechts sind. (Hört! Hört!) Der Gegenstand is indeß, wie ih dem edlen Lord die Versicherutig geben kann, von der Regierung schon lange und sehr ernstlich in Berathung gezogen worden, Jch kaun indeß jeyt keine Antwort auf die Bemerkungen meines edlen Freundes ertheilen, Es besteht kein Zweifel darüber, daß ein Vertrag zum Anschluß von Texas an die Vereinigten Staaten abgeschlossen worden is, dessen Ratification aber noch von der Einwilligung der Majorität des amerikanischen Senats abhängig is; wird der Vertrag ratifizirt und in Aus= führung gebracht, so werde ih bereit scin, meine Meinung dem Hause zu offenbaren, und das zu thun, was die Pflicht eines Ministers der Krone und der öffentliche Dienst erheischen.“

Die übrigen Geschäfte des Hauses waren von keinem Juteresse. Der Herzog von Wellington zeigte an, daß er am nächsten Don= nerstage die Vertagung des Hauses wegen des Pfingstfestes bis zum Zsten d. M. beantragen werde. t

Unterhaus. Sitzung vom 17. Mai, Nachdem das Haus sih eine Zeit lang mit verschiedenen Petitionen beschäftigt hatte, brachte Herr Ewart, wie schon früher einmal, den Zustand der Dinge am La Plata-Strome zur Sprache, und fragte den Premier= Minister, ob man sich Hoffnung machen könne, daß die britische und französische Regierung in dem die Handels- Juteressen Englands und Frankreichs so sehr gefährdenden Kampfe zwischen Buenos-Ayres und Monutevideo interveniren und den Handel auf dem La Plata=Strome wieder freimahen werde ?

Sir N. Peel: „Jch bedaure, daß der Krieg zwischen Montevideo und: Buenos - Ayres noch immer fortdauert, zumal da er durch die empörendsten Grausamkeiten charafterisirt wird und wenig Aussicht vorhanden is, daß er bald zu Ende kommen werde, Jn jedem Falle übrigens, in welchem in Bezug auf britische Unterthanen eine Berlezung des Völkerrechts stattfinden möchte, ist die Regierung fest entschlossen, dieselben, nöthigenfalls selbst mit Anwendung von Gewalt, zu schüßzenz so lange aber eine solche Ver- legung des Völkerrechts nicht eintritt, findet sie zu interveniren sih nicht ver- anlaßt, Ohne Zweifel ist es sehr wünschenswerth, daß diescn Feindscligkeiten: ein Ende gemacht werde. England und Frankreich haben zu dem ehufe: den friegführenden Parteien bereits ihre Vermittelung angeboten , welche indeß nur von einer derselben angenommen worden is, Daß Frankreich in: dieser Sache ganz dieselben Ansichten hegt, wie England, habe ih allen: Grund, zu glauben. Allerdings liegt es im Bereiche der Möglichkeit, dur: eine bewaffnete Jntervention diesen Feindseligkeiten ein Ende zu machenz aber in diesem Falle müßte man soweit gehen, das Land militairish zu besezen und die Verwaltung desselben zu übernehmen, um der Einmischun dauernden Erfolg zu geben, denn ganz unzweifelhaft würde der Kamif von Neuem entbrennen, sobald die intervenirenden Truppen zurüd- gezogen würden. Auch würde das Beispiel gefährlich sein, denn andere mächtige Staaten würden sich leiht veranlaßt finden, demselben zu folgen und ebenfalls in die inneren Angelegenheiten nas mächtiger Staaten zu- intervenirenz schon deshalb muß eine solhe Einmischung großes Bedenken:

erregen,“ j

® Bui Gibson erkannte die Richtigkeit dieser Ansicht an, wünschte indeß

zu wissen, ob die Negierung die nöthigen Maßregeln - Scuye der Per-

sonen und des Eigenthums der britischen Unterthanen in Buenos-Ayres und

Montevideo getroffen habe, worauf Sir Nobert Peel erklärte, daß die im

E stationirte Escadre zu diesem Zwecke die gemessensten Befehle erhalten habe.

Herr Ewart versuchte hierauf, als die Zoll - Regulirunas - Bill:

zur Comité - Berathung kam, durch einen Antrag auf Gleichstellung

der Zölle für fremden und Kolonial - Kaffee, das Differenzial - Zoll=

System zu bekämpfen und aus der Zoll-Reduction überhaupt Vor=