1844 / 146 p. 2 (Allgemeine Preußische Zeitung) scan diff

f ‘res. Einfach, anspruchlos, von Kindheit an in Entbehrungen P ergrei t feiten S Ente s fremd und fern, bedurfte er für fd nur wenig, au in der hohen Stellung, zu welher ihn zuleßt die Vorsehung Gottes berufen. Was ihm daher die Befriedigung seines Herzens durch stille Wohlthätigkeit übrig ließ, davon betrachtete er sich nicht als Herrn und Eigenthümer, sondern als gewissenhaften Verwalter. Und was er im Dienst der Kirche erworben, das sollte dem Dienste der Kirhe für alle Zeiten gewidmet werden, Darum bestimmte er: „„Mit meinem gesammten Nachlasse soll eine Stiftung zu dem Zwecke errihtet werden, daß aus den Einkünften dieser Stif= tung arme Geistliche, arme Kirchen oder Kirchengemeinden und arme Schullehrer in der Grafschaft Glaß unterstüßt werden.“ Außer dieser Stiftung für die Grafschaft Glaß bedenkt er mit einer ähn- lihen den Enseiien (Johannisberger) Antheil seiner Diözese. Jn dankbarer Demuth zu Gott erinnert er sich hierauf seiner zahlreichen armen Verwandten und sebt für dieselben Prälegate fest; er schließt seine Wohlthaten durch fernere Vermächtnisse an die katholischen Squlen der Stadt und mehrere gemeinnüßige öffentliche Justitute,

Köln, 22. Mai. Die hiesige Königl. Regierung, Abtheilung des Jnnern, veröffentlicht durch die heutige Kölnische Zeitnng folgende Widerlegung einiger gehässigen Artikel der Mannheimer Abendzeitung: y E „Die Nr, 41. der Mannheimer Abend-Zeitung enthält einen aus der Bürgermeisterei Merheim, Kreiscs Mülheim am Rhein, im Februar datirten Artikel, in welhem gesagt wird: j : die Bürgermeister bereiteten sih die süße Lust unbeschränkter Herrschaft, die Glieder des Gemeinderaths würden einseitig von dem Bürgermeister ewählt und zufällig falle die Wahl auf Subjefte, die kein Mensch um Rath fragen, denen feiner die Besorgung eines Geschäfts anvertrauen würde, weil alle Einsicht und Urtheilskraft fehle; in dem Gemeinderath zu Merrheim befinde sich, obwohl es an begüterten fähigen Einwohnern uicht fehle, scit Jahren ein Knecht (Dienstbote) mit Vornamen „Dures als Mitglied. : : Die von uns veranlaßte, erst jeßt beendigte Untersuchung dieser Anga- ben hat deren Unwahrheit dargethan, zugleih aber auch den Antrag der dabei betheiligten Gemeindebehörden, ihnen für derartige verleumderische Be- : schuldigungen der Mannh. Äbend-Zeitung Genugthuung zu verschaf- j - fen, zur Folge gehabt. Nach Jnhalt des am 12. März e. zu Dünnwald

Ei H über cine nach dem Abtreten des Bürgermeisters und des betheiligten Mit-

| gliedes des Gemeinderaths gehaltene Versammlung des Gemeinderaths auf-

genommenen Protokolls hat nämlich der Gemeinderath cinstimmig erklärt: der Bürgermeister habe während seiner 23 jährigen schwierigen Verwaltung der dasigen Bürgermeisterei bei allen das Wohl der Gemeinde betreffen- den Angelegenheiten und selbst in minder wichtigen Fällen den Gemeinde- Rath zur R eratbuna gezogen und in dessen Versammlungen nie auf die Erklärungen der einzelnen Mitglieder influirt; es sei auch nicht die ge- ringste Beschwerde laut geworden, welche den Schein einer Eigenmächtig- keit, viel weniger der Herrschaft gegen ihn unterstellen lasse. E

Dieses Protokoll besagt ferner: daß das in dem Artikel fälschlich als Knecht Durcs bezeichnete Mitglied des Gemeinde-Rathes selbstständiger Ver- walter des bedeutenden Aerguts und Kapital - Vermögens seiner Nichten, zu denen er keinesweges in irgend einem dienstlichen Verhältnisse stehe, sei, daß er die allgemeine Achtung der Einsassen genieße und, seit 1837 zum Mitgliede des Gemeinde-Raths berufen, dur sein Wirken in demselben sich ausgezeichnet habe, Auf den Antrag des Gemeinde - Raths bringen wir diese Erklärungen , denen der ten K wié E Kreises überall bei-

etreten is, hierdurch zur öffentlichen Kenntniß. i

G Sruar tial A eris behauptet ferner, die Stelle des Kirchenraths- Präsidenten daselbs werde gar nicht beseßt. Auch dies ist unwahr. Nach dem Berichte des Kirchen-Vorstandes zu Merheim vom 12, März c. ist die Wahl zu jener Stelle in den beiden leßten Versammlungen des Kirchen- raths besprochen, aber wegen der Abwesenheit mehrerer Mitglicder bis zur nächsten Versammlung ausgeseyt worden.

Ein zweiter Artikel der Mannheimer Abend- Zeitung in Nr, 43 uu- Q 1gbera. ben 6 Tohriar matt 1n8 „Mnvbnlbsamfeit überxschricbcu, et:

behaupt

Tae bober Kadettenhaus habe aus milder Rücksicht zu allgemeiner Freude

den dasigen Bewohnern, welche ihren der Schulpflicht entlassenen Kindern M! eine weitere Ausbildung zugedacht hätten, unentgeltlich ein geheiztes Lokal, A nebst den erforderlichen Utensilicn, und das zahlreiche Lehrerpersonal ge- R N gen das geringe Monatsgeld von 20 Silbergroschen pro Kind angeboten, als aber die Rede davon gekommen, daß der evangelische Pastor des Kadettenhauses die Aufsicht über die neue Klasse führen solle, da sci der Bürgermeister zurückgetreten. E Die auch hierüber angestellten Ermittelungen haben ergeben, daß der 40 Inhalt dieses Artikels gleichfalls wahrheitswidrig ist. Der Herr Comman- | deur der Kadetten - Anstalt zu Bensberg hat allerdings aus einer von dem dortigen Bürgermeister gegebenen Veranlassung demselben den Vorschlag gemacht, für die Kinder der vermögenden Einwohner einen Privat-Elemen- tar-Unterricht, welcher durch einen von dem Prediger des Kadeitenhauses zu beaufsihtigenden Lehrer ertheilt werden sollte, in dem Lokale der Anstalt gegen cin monatliches Schulgeld von 7 bis 5 Rihlr. einzurihten. Der

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Bürgermeister mußte aber nach genommcner Rücckfsprahe mit dem Schul- Secllade diesem Vorschlage entgegenseßen , daß er nicht befugt sei, schul- pslichtige Kinder der Aufsicht des Schul-Vorstandes zn entziehen und sie dem Prediger des Kadettenhauscs zu überweisen, so wie, daß dadurch das zur Besoldung der beides Lehrer der dortigen Schule bestimmte Schulgeld be- deutend vermindert werden würde. Dies is das Sachverhältniß, welches der Verfasser jenes Artifels benugte, um den Bürgermeister religiöser Un- duldsamkeit, zuglcich aber auch der Jrreligiösität öffentlih zu beschuldigen.

Einige andere Artifel der Mannheimer Wenb- Zeitnss enthal- ten zwar noch ähnliche Beschwerden und Beschuldigungen , deren Grund- losigkeit aber die nähere Untersuchung gleichfalls ergeben hat.

Wir überlassen dem Publikum hiernach das Urtheil über die Lauterkcit der Quellen der Mannheimer Abend-Zeitung und über die Wahr- haftigkeit derselben, werden aber unsererseits die darin zur Sprache gebrach- ten Beschwerden über die Behörden unseres Verwaltungsbezirks ferner kei- ner Beachtung würdigen, indem wir erwarten können, daß auch die öffent- liche Meinung sih durch die Anfcindungcn dieses Blaites nicht werde irre führen laßen.““

Ausland.

Deutsche Bundesstaaten.

Württemberg. Ludwigsburg, 18. Mai. Die hier ver= sammelte Kommisston des Sten Armee - Corps is, nachdem fie ihren Zweck, Bestimmung einer Einheit in den oberen Kommandos der Manöver, wie man vernimmt, erfüllt hat, wieder aus einander ge= gangen uud sind die betreffeaden Offiziere der drei Staaten in ihre Garnisonen zurückgekehrt.

Kurhessen. Kassel, 17. Mai. Verschiedene süddeutsche Blätter erwähnen, der hier vor vier Monaten gegen den Hofrath Murhard eingeleitete Jnquisitionsprozeß solle nicht fortgeseßt werden,

Großh. Hessen. Darnstadt, 21. Mai. (G. H. :Z.) Der durch sein neues Büchsen-System rühmlichst bekanute Herr Jng. Wild aus Zürich befindet sih in hiesiger Stadt. Sicherem Vernehmen nah, werden seine Büchsen, welche sh trefflich bewährten, wie bei den Großherzogl. badishen Truppen, demnächst auch bei dem Großherzogl. hessishen Bundes=Kontingente eingeführt werden.

Oldenburg. Dldeuhurg, 13. Mai. (A. A, Z) Der zwischen Großbritanien und dem Großherzogthum Oldenburg am Aten April d. J. abgeschlossene und am 31), April ratifizirte Handels= und Schifffahrtsvertrag is englischerseits unterzeichnet von dem Grafen Aberdeen und dem Staatssecretair Gladstone, oldenburgischerseits von dem Geschäftsträger H. F. Tiarks, Er enthält sieben Artikel. Der Vertrag ist bis zum 1. Januat 1848. abgeschlossen und soll, wenn sechs Monate vor diesem Termin keine Kündigung eintritt, fernere sechs Jahre (bis zum 1, Januar 1854) in Kraft bleiben, Diese Fristen sind dieselben wie bei dem preußisch = englishen Vertrage vom Jahre 1841, dem er auch in der tinzigen Konzession gleicht, die er dem kontrahirenden deutschen Staate macht: wie dort den Schiffen der Staaten des Zollvereins geskittet wird, aus den Flußmündungen zwishen Elbe und Maas (lle die Güter nach England oder dessen auswärtigen Besißungen zu bringen, welche sie nach eugli= hen Geseßen von Häfen des Landes, dem sie angehören, dahin einzuführen befugt sind, so is jeßt durch den neuen Vertrag den oldenburgischen Schiffen erlaubt, au andere als oldenburgische Waaren aus den Häfen der Elbe, Ems, Weser und Maas einzuführen. Oldenburg hat also jenen Vortheil des preußisch - englischen Vertrags auch für {ih erlangt, während. ihm nah den dem Vertrag gesebten Terminen freisteht, davon zurü&zutreten, falls Preußen und der Zoll- verein bis zum Ablauf ihres Vertrags für nothwendig erachten soll- ten, zum Schuß der einheimishen Schifffahrt eine Navigations =- Akte aufzustellen, die nah dem Juhalt der jeßigen Verträge nicht möglich wäre. Jm Jahre 1848 also würde sich diese Frage entscheiden.

Freie Städte. LübeckŒck, 21. Mai. Dem Vernehmen na, sind die mit dem (Mecklenburg-Streliß angehörigen) Fürstenthum Rabeburg gepflogenea Unterhandlungen wegen Schiffbarmachung der Maurine und wegen Regulirung des Schifffahrts-Verkehrs auf den betreffenden Gewässern ihrem Abschlusse nahe.

Jn Anlaß neuer Anzeigen und auf den Wunsch des Stabs- Capitains Nachtigal selbs wird derselbe demnächst wegeu angeblicher Unrechtfertigkeiten vor ein Kriegsgericht gestellt werden, welches aus zwei Delegirten des Senats uud aus drei vom General - Major von Gayl in Oldenburg zu ernennenden Offizieren bestehen wird.

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Frankrei

Paris, 20. Mai. Den lehten Theil der Schrift des Prinzen von Joinville über die Organisation der französischen Marine bilden Vorschläge in Betreff der Kreuzfahrten und der für diesen Zweck zu wählenden Schiffe,

Es bleibt mir jeßt noch übrig““, sagt die Broschüre in dieser Bezie- bung, „von einem anderen Operationsmittel zu sprechen, welches wir im Fall cines gegen England zu bestehenden Krieges anzuwenden hätten. Mau braucht nicht Theil genommen zu haben an den langen Kämpfen der fran- zösischen gegen die britische Marine in den Zeiten der Revolution und des Kaiserreichs, um ihre Geschichte zu kennen und sich dieselbe zur Lehre dienen zu lassen. So is es denn jegt fast ausgemacht, daß, während in diesen zwanzig Jahren der Krieg von Geschwader gegen Geschwader uns beinahe immer unheilbringend war, die Kreuzfahrten unserer Kaper dagegen beinahe immer glülih ausfielen. Gegen Ende der Kaiserzeit wurde von Fregatten- Divisionen, die unsere Häfen mit der Bestimmung verließen, auf Beute aus- zugehen, ohne sih jedoch unnüßer Weise mit einem an Zahl ihnen überle- genen Feinde in Kampf einzulassen, dem englischen Handel beträchtlicher Berlust zugefügt, Jeder Angriff aber gegen diesen Handel is cin Angriff gegen Englands Lebens-Prinzip und trift ihm das Herz. Bis zu der be= sagten Epoche war dies nicht unser Ziel gewesen, und wir hatten den bri- tischen Speculationsgeist sich durch den Krieg ungeheuer bereichern lassen. Die Lehre darf jeßt nicht verloren für uns sein, und wir müssen uns in den Stand setzen, beimersten Kanonenschuß so gewaltig gegen den englischen Handel aufzutreten, daß wir sein Vertrauen erschüttern, Dieses Ziel aber kann Frankreih nur da- durch erreichen, daß es auf allen Punkten des Erdballs geschickt vertheilte Kreuzfahrten einrihtet. Gm Kanal und im Mittelmeere kann diese Rolle füglih den Dampfschiffen anvertraut werden. Diejenigen, welche im Frie- den den Postdienst verrichten, würden vermöge ihrer großen Schnelligkeit in Kriegszeiten vortreffliche Kaper sein. Sie könnten ein Kauffahrteischiff angreifen, es plündern, in Brand stecken und selbst den Kriegs - Dampf- schiffen entschlüpfen, weil diesè durch ihren schwerfälligeren Bau an Schnel- ligkeit hinter jenen zurückbleiben würden, Auf den fernen Meeren aber würde man vorzüglich Fregatten zu den Kreuzfahrten bestimmen müssen, nicht Dampfschiffe. Was die Fregatten betrifst, so hege ih hinsichtlich ihrer nicht ganz dieselbe Meinung wie in Bezug auf die Linienschiffe, Weit ent- fernt, eine Verminderung ihrer Zahl vorzuschlagen, möchte ich sie cher vermehrt se- hen. Jm Kriege wie im Frieden können sie treffliche Dienste leisten, und man würde feine größere Ausgabe darum zu machen brauchen, wenn man nur unsere Stationen besser vertheilen wollte, Die Fregatte allein scheint mir dazu geeignet, Frankreich in der Ferne zu repräsentiren, und zwar die Fregatte vom größten Umfange. Sie allein vermag die nöthigen Lebensmittel für eine wirksame Streitmacht und zahlreiche Mannschaft zu tragen, um lange Zeit in See bleiben zu köunenz sie allein eignet sih ebensowohl für die Bedürfnisse des Friedens wic für die des Krieges. Und 1000 bis 2000 Meilen von Frankreichs Küsten entfernt, is zwischen diesen beiden Zuständen kein Unterschied; die fernen Stationen, die von einem Kriege erst mehrere Mo- nate nach seiner Erklärung hören können, müssen stets auf den furchtbarsten Fuß eingerichtet sein. Sparsamkeits-Nücksihten müssen hier vor größeren und höheren Gedanken verschwinden. Bisher bestanden unjere fernen Stationen aus einer die Flagge des Befehlshabers der Station tragenden Fregatte und aus mehreren Korvetten oder Briggs. Zweierlei Motive bestimmten diesen Zu- stand der Dinge und die Forderungen der Konsuln, welche stets ein Kriegs- {iff} im Bereich ihres Nesidenzorts zu haben wünschen, und dann der so oft angeführte Hauptgrund der Ersparniß, der zu einer Verringerung der Krast und Gattung der Fahrzeuge geführt hat, wenn man ihre Zahl nicht ver- ringern konnte. So kam cs, daß wir, indem wir überall sein wollten, überall shwah und ohnmächtig waren. So schicken wir Fregatten von 40 Kanonen und 300 Mann an Orte, wo England und die Vereinigten Staaten von Nord - Amerika Fregatten von 50 Kanonen und darüber mit 500 Mann haben. Beides sind jedoch immer Fregatten, und wenn es ein- mal zwischen ihnen zum Kampf käme, würde man doch überall sagen, eine französische Fregatte sei von einer englischen oder amerikanischen Fregatte genommen oder in Grund gebohrt worden, und so würde unsere Flagge darum nicht weniger durch cine Niederlage gedemüthigt bleiben, wenn auch die Streitkräfte ungleih gewesen wären, So haben wir auf der Station von Brasilien und dem Platastrom eine Fregatte, welche die Flagge des die Station kommandirenden Admirals trägt. Die englisde und die amerikanische Regierung haben auch cine Fregatte dort, aber folgendes is die respektive Stärke dieser Schiffe: Frankreich,

Africaine“, 40 Kanonen und 311 Mannz England, „Alfred“, 50 Kano- und 445 Mann; Amerika, „Raritan““, 60 Kanonen und 470 Mann, Der übrige Bestand der Station sind kleine Fahrzeuge, und auch da stehen wir an Zabl und Gattung den anderen nah. Noch ein Beispiel: unsere Station zu Bourbon und Madagaskar, welche unsere im Entstchen begriffene Niederlassung von Mayotte schüßen und den abyssinischen Katholiten bei- chen soll, durch deren Freundschaft sih Frankreich einen der Schlüssel zum rothen Meere sichert, besteht ans 1 Korvette von 22 Kanonen, 1 Brigg von 20 Kanonen, 1 Gabarre zum Transport und 1 Dampfschiff von 160 Pferdc- kraft, Dagegen zählt die englisde Station am Cap 1 Fregatte von 50, l Fregatte von 44, 2 Korvetten von 26, 2 Briggs von 16 Kanonen und cin Dampfschiff von 360 Pferdekraft, Als Grundsay würde ich aufstellen, daß jede Station nur aus zwei oder drei Fregatten von stärkster Dimension bestehen müßte. Diese Fregatten wür-

tur zuwider is. Denn Brulus weiß, so lange er allcin steht und nicht hin- gerisen wird von übermächtigen Verhältnissen, in allen Dingen Maß zu alten.

s Shakespeare hat hier das größte Problem gelöst, was die psychologisch menschlichen Zustände enthalten, Den Kampf von Verstand und Gemüth, den Kampf der bedeutendsten Geister, die sich troy ihrer Größe nicht ver- stehen, weil sie Extreme der Größe sind. Sie finden sich am Ende in jedem Verhältniß und bekämpfen sich überall; versöhnt sind sie nur in den größ- ten Augenblicken der größten Zeiten.

Brutus haßt und liebt Cäsar zu gleicher Zeit. Cäsar fühlt den Un- terschicd wohl, wo die Naturen auseinanderlaufen, allein er fürchtet Brutus nit, er untershäßt ihn sogar, weil er um seiner realen Natur willen die ideale Macht des Brutus zu gering achlet, Er vergißt, daß man in solchen Naturen nicht den perfönlichen Willen, sondern den Arm des Schicksals zu fürchten hat, welches sih solcher Menschen bedient, weil fie eines Heroismus fähig sind, der auch die größte menschlihe Klugheit zu Schanden macht.

Alle Leidenschaften wirken in Cäsar nur persönlich, Deshalb fürchtet er anch nur persönliche Leidenschaft, und verachtet sie zugleich, z. B. in Cassins, weil er sich als die größte Person fühlt, die um ihrer Größe willen unantastbar if.

Cäsar erfennt den Willen als das Merkmal und Wesen des Ge- nie's, den persönlichen Willen, der sich eben so leiht zum Bösen, als zum Guten, und zwar in gleicher Stärke, äußern kann, dessen sittliher Werth also noch problematisch is, der aber so mächtig wirkt, daß ihm selbst noch nach dem Tode ein Schatten von Körper. dienen muß, um dem Brutus zu erscheinen,

Brutus hat keine persönliche Leidenschaftz er ütt auch nit den starren Willen, der die Welt unterjocht, wohl aber jene Reinheit und Milde, die ihm die Welt zu Füßen wirst, so lange er sich um die Welt nicht küm- mert. Sobald er aber în die Geschicke eingreifen will, sobald er seine ihm zugemessene einsame Stellung verläßt und ín das Chaos der menschlichen

nge getrieben wird, tritt eine nnbändige Leidenschaft, gemischt aus über- menshlichem Heroismus und Ehrgeiz, auf, der um fo unbändiger wirkt, weil er nicht für sich, sondern für ein Jdeal ehrgeizig erfcheint, und deshalb glaubt, sich keinen Vorwurf machen zu dürfen.

Beide, Brutus und Cäsar, stchen für \\ch einsam und isolirt în der Welt, wie jeder große Mensch, Sie sind die beiden festen Punkte in einem Meer rasendet Leidenschaften, die sich beide um die Leidenschaften nicht küm- mern, der erse weil er sih durch seine Reinheit, der andere, weil er sich vut seinen Willen geschüßt weiß. Der tragische Fortgang des Geschickes Din aber do zulegt beide, den ersten, weil er Werkzeug übermächtiger

A R U en anderen, weil er zu übermüthig sorglos is, aus ihrer

cid Mel die chaotische Fluth et sie gegen einander und sie zerschellen

“Dri ed Gang hierzu der Dichter ninimt, bleibt zu R TeN

ürben sie Ab he Senat is in zwei Parteíen getheilt. Jede Partei wir Bie n Vatequistén und Radifale heißen haßt die andere, nicht aus ez erland und zur Freiheit, sondern weil jede Partei in der an-

irrig am

| deren den Grund sieht, warum ihr selbst nicht ungetheilt alle Macht im

Staate wird. Durch den Fall und Tod des Pompejus is aber die aristokratisch- torpistishe Partei niedergedrückt, denn sie hat jeßt kein geniales Parteihaupt dem Cäsar entgegenzustellen, welcher dex aristokratisch - whiggistishen Partei ebietet. Y Einen eigentlichen liberal -konservativen Volkskern giebt es nicht mehr; der Pöbel, der Nadikalismus und die Hefe hängen an Cäsar, wie sie frü- her an Pompejus gchangen, Sie sind niederträchtig und jedem Wechsel hingegeben.

Die Partei des Pompejus Cassius, Casca 2c. haßt Cäsarn von gan- zem Herzen, freilih nicht als einen Feind des Vaterlands, sondern qus Neid, weil er größer i, als sie selbs, Allein sie müssen gehorchen, weil sie ihm ohne geniales Parteihaupt nicht die Spiße bieten können,

Wie wollten sie aber ein gleih mächtiges Wesen finden, Es cxistirt nur Eines, und dieser Eine ist Brutus. Brutus aber hat sich gerade da- durch die stille Verehrung erworben, weil er jedem Parteigetriebe fremd ist, Freilich drückt ihn hon lange, zwar niht der Neid auf Cäsar, aber der Kummer um die untergehende Freiheit, dies isolirt ihn aber noch mehr; so- bald er denkt, aus seiner Ruhe herauszutreten, so drückt ihn das ganze Gewicht der O, weltmännischen Eigenschaften Cäsar's, Zulcßt hat er nur noch sein Weib, das ihn versteht, er leidet, aber er shmachtet nicht, Er is bleich, so erzählt die Geschichte.

Es gilt also Brutus aus seiner Natur zu verrücken, ihn aus einem Ueberrest der besseren Vergangenheit, zu einem Parteihaupt der Gegenwart zu machen. Cassius übernimmt das Geschäft, den Gedanken an das große Verbrechen und die größte politische Thorheit, die je begangen wurde, in der Seele des Brutus zu wecken, Furchtbar is die Schilderung, wie dieser Ge- danke immer mehr seinen Busen füllt, wie es ihn treibt, früh auf, ehe der Tag anbricht, bis in dem fürchterlihen Wort: „es muß durch seinen Tod geschehen“ mit einem Schlage sih das ganze kommende Schicksal entrollt,

Jeyt is die Verschwörung vollendet, ohne Verschwörung heißen zu fönnen, Es find Fürsten, die einen Weltherrscher ermorden. Der Schau- spieler vergesse dies nie, daß es Fürsten sind, keine Fieschi's.

Von Let an wird Brutus aktiv, aber die Wurzel seiner Natur hat er verloren. Cäsar fällt, Brutus, der ideal handeln will, shont unbedachtsam die Partei Cäsar's. Darum muß er den Kelch leeren bis zum Grundez das römische Volk, dem er den Herrn ermordet, is zu verdorben, um ohne Herrn zu leben; statt Eines theilen nun drei das Reich; des Brutus eigene

artei tritt alsbald nah geschehener That mit ihren ihsüchtigen Plänen ervor , die dem Vaterland noch weniger frommen, als Cäsar's wilde Ty- rannisz Cassius is ein Räuber, Brutus sieht, wie er nur eine Rolle gespielt 0 wozu ihn Andere mißbrauchten z die Geister verfolgen ihn, sein Weib irbtz noch hält das Vertrauen auf die Gerechtigkeit seiner Sache und den Schuh der

ötter, sein Heer wird aber LVUET Jsolírt , ganz isolirt, wie er zu Anfang auftriit,

ícbt er sih selbst den Tod.

Es isst die großartigste Schilderung, wie verkehrt eine reine Seele, die

still, wie ein Stern durchs Leben hätte gehen sollen, handelt, sobald sie

gezwungen wird, in der mangelhaft wirklichen Welt wider ihre eigene Natur eine Nolle zu spielen, Wir schen hier tief in das Wesen des falschen Heroismus, der Alles überwindet, aber sich selbst vernichtet, weil ihm zur wahren Begeisterung noch die oopo2oavrn fehlt,

Ueber diesen Zusammenhang muß jeder Schauspieler klar sein, sonst wird er schlecht spielen, Es müssen aber Alle darüber klar sein, und nicht blos Einzelne, Denn gerade bei diesem Stück wirkt das gute Spiel Ein- zelner fast noch ungünstiger, als das schlehte Spiel Aller. Z. B. wenn Alles schlecht gespiel: würde, nur Portia und Antonius gut, so wird ein großes Mißverhältniß cintreten, Denn die richtige Darstellung der Portia wird auf dem faden Hintergrund viel zu bestimmte Sclbstständigfeit erhalten; Antonius wird durchweg viel zu gleichmäßig und energisch, und doch is er als eine von den Naturen geschildert, die, sobald es ihnen gut geht, faul, leichtsinuig, wollüstig, nichtig sind und dem Fleische unterliegen, die erst un- ter dem Hammer des Geschickes sih groß zeigen. Antonius muß alfo als gedoppelter Mensch, als Weichling und als großer Mann, erscheinen, was bei einer fahlen Folie nicht möglich ist.

I,

Is der Zusammenhang erfaßt, daun erst sind noch die einzelnen Cha- raftere zu erfassen, Der Naum gestattet nur Andeutungen.

Cäsar, Shakespeare i mit großer Weisheit, wo es dic Kunst der Composition erlaubte, dem Plutarh gefolgt. Cäsar erscheint nirgends pa- thetish im Vordergrunde; denn ein Genie is überhaupt nie pathetisch, wenn es schon der Mittelpunkt ist, um den sich Alles dreht, Shakespeare giebt uns deshalb nur unscheinbare Züge, die aber, wenn man sie versteht und richtig darstellt, die größte Größe Cäsar's offenbaren. Aber man muß sie verstehen! N

Schon das erste Auftreten Cäsar's is furchtbar tragish, Jn dem Mo- ment, wo sein Tod sich vorbereitet, werden wir in den Herzpunkt seines gei- stigen und gemüthlihen Daseins versezt, Er wünscht einen Sohn, scine irdische Unsterblichkeit, Wir können hier an Mgpolequ erinnern, dessen gan- zes Gemüthsleben einzig in diesem Einen Punkte in helle Flammen aus- \hlug. Man hüte sich, diese Scene bedcutungslos zu gebeyz eben so die Scene im Rathssaale, wie Cäsar mit einem Alles bezwingenden Lächeln

( / ; aht und seine Todfeinde mit der Macht zwischen den Fürsten die Runde n i 1 des Genies noch im Momente der That in Fesseln schlägt und unmittelbar vorm Sterben die Vershworenen zur unwillkürlihen etifettemäßigen Huldi- gung F leh fortfahren mit so "leinen Zügen, die ganz einfa, ohne Pa- thos, naiv, aber bedeutend gespielt werden müssen und doch einen s{neiden-

Fi en, deu Soi M olean'é Etoile erinnern, au Cäsar's Stern? an die Seele, die dem Aberglauben zu troßen scheint, während sie innerlih vom Wunbderbaren ergriffen ist? an das selisame Geschick, welches jedem welt- männischen Genie etwas vom Schauspieler ankleben läßtz soll ih erinnern,

den zusammen unter den Befehlen eines Admirals stechen und so alle Vortheile der Geschwader - Schifffahrt sich zu Nuße machen können, Beständig zur See, würden Führer und Matrosen sih kennen und schätzen lernen, und man würde unseren Admiralen nicht jeue träge Unbeweglichfkeit vorwersen können, die sie an den Haupt - Ort ihrer Station festzushmieden scheint, Ueberall, wo diese Marine - Division erschiene, und sie müßte fortwährend den ganzen Umkreis ihres Bereichs durchstreisen, würde man sie stark und geachtet sehen, da sie die Mittel hätte, die Unbilden, welche fremde Regierungen sch herausnehmen möchten, auf der Stelle zu unterdrücken, ohne erst so kostspielige Berufungen, wie in den traurigen Beispielen mit Mexiko und La Plata, an das Mutter- land ergehen zu lassen. Wir würden nicht mehr jene kleinen, an allen Punkten, wo diplomatische Agenten vou uns residiren, zerstreuten Fahrzeuge haben, die eben durch ihre Schwäche so geeignet sind, uns Beschimpfungen zuzuziehen , denen unsere Flagge auszuweichen wissen muß, welche sie aber niemals dulden darf. Jm Gegentheil, wir würden auf allen Punkten des Erdballs Fregatten - Divisionen haben, die stets bercit wären, in die Fuß- tapsen jener ruhmreichen kleinen Geschwader zu treten, welhe in den indi- schen Meeren so edel fürs Vaterland kämpften, Sie würden um unsere Kolonicen kreuzen, um diese neuen Punkte , deren sih eine vorausschende Politif in fernen Meeren bemächtigt hat und die eben sowohl ihren Opera- tionen zur Basis, wie unseren Kapern zur Zuflucht zu dienen bestimmt sind, Dampfschiffe halte ih auf diesen fernen Meeren nur beiläufig für anwend- bar, und unter der Bedingung, daß man sie beim ersten Kriegslärm in unseren Kolonieen festzuhalten entschlossen is, Ueberhaupt dürfen unsere Dampf- schiffe sich von unseren Küsten nur so weit entfernen, daß sie dieselben immer wieder erreichen können, ohne neues Brennmaterial einnehmen zu müssen, Jch sege beständig den Fall eines Krieges gegen Großbritanien, und es is begreiflich, daß wir ín diesem Fall wenig Freunde auf der See haben würdenz unser Sechandel würde schr bald verschwinden. Wie sollte man dann, fern von Frankreich, mit Brennmaterial sich versorgen können? Unsere Dampfschiffe würden also, dieser Grundlage aller ihrer Bewegun- gen beraubt, sih darauf zurückgeführt schen, nur mit ihren Segeln zu die nen, und bekanntlich sind sie bis jegt sehr traurige Seglcr; sie würden \clechtes Spiel haben gegen Korvetten oder Briggs von kleinster Dimension. Aber selbst wenn es einst zu Verbesserungen käme, welche dem Dampfschiffe alle Fähigkeiten des Segelschiffes verlichen, so würde zwar der Dampf cin mächtiger Verbündeter für unsere Kreuzer werden, dieses Bündniß von Segeln und Dampf aber doch in dem obenaufgestellten Svstem nichts ändern dürfen, Das Dampfschiff, welches dazu bestimmt ist, in Geschwa- dern oder an unseren Küsten zu dienen, wird stets als hauptsächlihes Er- folgsmittel, vermöge des Dampfes allein eine große Schnelligkeit haben müssen.

Zum Schluß faßt die Schrift noch kurz zusammen, was dem Prinzen von Joinville das Dienstlichste scheint, um eine starke Marine herzustellen. „Man muß“, sagt er, „ein Geschwader von wenigstens 20 für den Krieg bestimmten Dampfschiffen haben und dieses Ge= {wader in der für eine Dampfflotte zu entwerfenden Taktik üben. Man muß dem algierishen Paketbootdienst einen hinlänglihen aber streng begränzten Antheil zuweisen, so wie es für den Levante-Dienst geschehen. Die Kriegsbedürfnisse in Afrika sind nicht so gebieterisch, daß man ihnen alle Hülfsquellen der Marine und jede Jdee der Ord- nung und Ersparniß opfern dürfte. Man muß eine Anzahl von leichten Dampsfböten herstellen, an denen Alles der Schnelligkeit geopfert wäre, um die Befehle der Regierung zu befördern. Man muß endlich zum wenigsten 22 Fregatten für den Dieust der fernen Stationen gerüstet halten. Wenn man, um meine Aufstellungen zu Schanden zu machen, sie als utopisch bezeichnen sollte, ein Wort, welches so vortrefflich dazu geeignet is, die Furchtsamen zurückzuschrecken und an das alte Geleis zu bannen, so würde ich meine Gegner nur auf das hin- weisen, was seit einigen Jahren in England geschehen is und noch jeßt dort geschieht; möchten sie mir dann endlich antworten, ob das= selbe nicht auch in Frankrei erreiht werden könnte. Es hat mich viel gekostet, im Lauf dieser kleinen Schrift mein Vaterland einem betrübenden Vergleich mit einem Lande zu unterwerfen, welches ihm in der Kenntniß seiner Jnteressen so weit voraus is; es hat mich viel gekostet, das Geheimniß unserer Shwäche vor dem Gemälde der bri= tischen Macht zu enthüllen. Jch würde mih jedo glücklich schäßen, wenn ih durh das aufrichtige Eingeständniß dieser traurigen Wahr= heiten die Verblendung zerstreuen könnte, in welcher sich so viel Wadergesinnte über den wirklihen Zustand der französishen Seemacht befinden, und wenn es mir gelänge, sie dahin zu bringen, daß sie mit mir jene heilsamen Reformen forderten, die für unsere Marine eine neue Aera der Macht und des Ruhmes eröffnen können,“

© Paris, 20. Mai. Die Broschüre des Prinzen von Join= ville über den wahren Stand der französischen Marine hat zur un-= mittelbaren Folge gehabt, daß der See-Minister in der Sißung vom 17ten d. M, sich beeilte, der Deputirten-Kammer einen Geseß- Ent= wurf vorzulegen, welcher die Vermehrung unserer Seemacht bezweckt, Nach dem Budget von 1844 sollte die Zahl der bewaffneten Kriegs=

wie scharf Shakespeare die Che des Cäsar und Brutus schildert. Calpurnia ist ein Theil von Cäsar's Macht, Portia ein Theil von Brutus selbst; die Eine die Königin, die Andere das Weib? Soll ih in die Tiefen einer großen Seele hinabtauchen, wie sie Shakespeare enthüllt; soll ih nachweisen, woher es kommt, daß jeder große Mensch gezwungen is, wie Cäsar, Andere psychologisch zu zersezen und zu richten, daß er alle Pläne ganz einfah auf die Naturen und die Menschenkenntniß baut? Nein! ih will blos behaup- ten, daß es selbst dem genialsten der jeßt lebenden Künstler {wer halten wird, die ganze Bedeutung cines genialen Staatsmannes, wie ihn Shake- speare schildert, wiederzugeben, Er muß den Mittelpunkt dieser Natur fin- denz er muß darstellen, wie Cäsar, scheinbar indolent, als Herr, aber ganz bequem, ohne Anstrengung überall durhgeht und auf der Bühne nur einmal in jene furchtbare Leidenschaft tritt, welche die Menschen so magisch erfaßt, „daß Cicero rothe Augen hat, und die Anderen geschlagenen Buben gleich- sehen.“ Diese Leidenschaft hätte man einst in den Tuilerieen in jener gro- ßen Fensternische studiren können, wo Napoleon mit den fremden Gesand- ten stand.

Diese Leidenschaft tritt aber nur Einmal auf der Bühne hervor, als Cáäsar das Zauberwort des Genic's „ich will“ ausspricht,

Hier liegt der Nerv dieser Natur, Daß der Glaube Berge versetzt, glauben wir; daß es der Wille kann, weiß jedes Genie gewiß. Es fommt nur dadurch zum Untergang, daß es zuletzt den Umfang des Willens den göttlichen Mächten gegenüber übershäßt, So geht es Cäsar, Mit dem Mittelpunkt scines Gemüthslebens beginut die Tragödie, mit dem Eindruck seiner innersten Geistesfraft, mit seinem ganzen, stolzen männlichen Willen tritt er vor die Säule seines gefällten Nebenbuhlers und erliegt dem Schicksal.

Im Spiel muß sich eine Seele zeigen, die ruhig, crhaben, aber nichts weniger als prätentiös is; die nur von Zeit zu Zeit aus reinem Acther Bliße schleudert, die dann ins Jnnerste trefenz der cin Schwert aus den Munde geht, eine Stimme, die fast ohne Accent, ohne Umfang, doch noch in der fernsten Eke das Ohr durchschneidet, eine Stimme, gegen die es keinen Widerspruch giebt,

i Der Schauspieler als Cäsar darf nicht daran denken, daß er ein Genie ist, denn daran denkt das Genie nicht, weil es dasselbe nie vergißt, Er darf nicht pathetisch sein, sonst wird ein Großsultan aus cinem Câ/ar oder cine von jenen unglücklichen Figuren, die stets Anläufe zum Geniewerden nehmen und denen man zurufen möchte: César, mon ami, commencez donc par le commencement! Mein Gott! ein pathetishes Genie! Was sich die Leute doch alles unter einem Genie denken, warum doch das Ein- fachste am wenigsten begriffen wird! Ucberhaupt is in dem ganzen Stück keine einzige pathetische Figur. Das Pathos liegt sattsam ín dem hohen Kreise, in der Größe jener Zell nicht darin, daß Brutus aus C-moll seufzt und Cassius einen halben Ton unter der natürlichen Stimme spricht, um den Bösewicht- anzudeuten, was wir auch schon in Berlin gehört haben.

_ Das Stück, richtig gespielt, muß furchtbar einfach , fast monoton ge- spielt werden, Allein nur ein auserlesenes Publikum würde dies aus-

§69

schiffe 140 betragen, worunter 105 Segel- und 35 Dampfschiffe. Diese Schiffe sollten unter elf Stationen vertheilt werden, nämlich : 1) längs der spanischen Küsten, 2) in den Gewässern von Brasilien und der La Plata-Staaten, 3) im großen Ocean, 4) in den Antillen, 5) Golf von Mexiko, 6) Cayenne, 7) auf der Westküste von Afrika, 8) im Orient, 9) Bourbon =Jnseln, 10) Neu = Foundland und 11) Algier. Darunter war nicht die Station von China begriffen, welche erst im Laufe des Jahres 1843 entstand, nahdem das Budget von 1844 votirt worden war. Die neu errichteten französischen Nie=- derlassungen in Süd = Oceanien, die Bedürfnisse der Jnsel Bourbon, so wie - der Transportdienst zwischen Frankreich und Algier, machen eine Vermehrung der bewaffneten Kriegsschiffe unerläßlih. Eben so findet es die französische Regierung nöthig, längs der spanischen Küste eine ansehnlihere Beobachtungs -=Station zu errichten. Nach der Berechnung des See-Ministers würde dadurch der Effektivstand der bewaffneten Kriegsschiffe von 160 auf 207 gebracht, und dadur die Seemacht im Ganzen um ein Viertel vermehrt werden, wozu die Regierung einen Supplementar-Kredit von 4,373,850 Fr. begehrt. In Folge der durch die Broschüre des Prinzen von Joinville aufge= deckten Unzulänglichkeit der sranzösischen Marine, wird die Kammer sich beeilen, die dazu nöthigen Gelder zu votiren. Dafür erwartet man, daß auch die britishe Regierung sich beeilen wird, ihre See- macht zu vermehren, weil aus der Broschüre des Prinzen deutlich hervorgeht, wie jede Vermehrung unserer Marine eigentlih gegen England gerichtet ist.

Dagegen is seit dem Beginn des laufenden Jahres eine kleine Einschränkung unserer Land - Armee eingetreten. Nach dem Budget sollte Frankrei während des Jahres 1844 eine stehende Armee von 359,640 Mann zählen. Nach den amtlichen Listen, die der Kriegs= Minister der Kommission mittheilte, welche den Gese - Entwurf über die Aushebung von 80,000 Mann aus der Altersklasse von 1844 zu prüfen hatte, besteht die französische Armee nur aus 354,590 Maun, nämlich :

1) Unter den Waffen, aktive Truppen:

Offiziere und Soldaten, welche freiwillig Dienst U 87,000, Einberufene Soldaten .…. 267,590.

zusammen .…... 354,590 Maun. 2) Reserve-Armee der frühéren Klassen: Ausgediente Soldaten und Unteroffiziere... 40,596, Un S 39,296,

: Total det! Reserve .…….,. 75,892 Mans. 9) MtereraIe von 184) O as 65,000 Mann. Gesammtstand ……...

495,482 Maun.

Grossbritanien und Zrland.

London, 18. Mai, Die Sthrift des Prinzen von Joinville über die französische Marine hat hièr niht den Beifall gefunden, den ihre günstige Beleuchtung des ehglishen Marinewesens erwarten ließ, Man fürchtet als eine üble Folge derselben die Aufregung der französischen Kriegs-Partei und die dadurch leicht veranlaßten Verlegen= heiten des jeßigen Ministeriums zu sehr, um über den geshmeichelten Stolz die aus einem \chlechten Einverständniß der beiden Länder fließenden Nachtheile zu übersehen. „Wir bedauern“, sagt die Times heute, „daß der Prinz von Joinville, ein intelligenter und, wir glau= ben auch, populärer junger Mann, dessen Liebe zu seinem Beruf wir nur achten können, die Hand zum Bündniß jener thörichten Kriegs= Partei in seinem Lande reiht. Er ergeht sich zwar nicht in den leeren üblihen Declamationen der Anti=Änglikaner, er schreibt wie ein erfahrener Offizier und gemäßigt wie ein Gentleman ; er weist auch den Verdacht, aus feindliher Gesiunung zu schreiben, ent-= schieden zurück, aber er schreibt ein Pamphlet über die beste Art und

Weise, wie man mit England einen Seekrieg führen kann, und das ist genug unter den gegenwärtigen Umständen bei dem erregbaren Zustande der französischen Gemüther in den gerechten Verdacht zu fallen, daß, obschon er feinen Krieg anräth, es ihm doch nicht ganz unlieb sei, jener geräushvollen Partei, welche ihn will, Rath zu er= theilen.“ Jm Uebrigen erkennt die Times die Argumente des Prinzen zu Gunsten der Verwendung von Dampfflotten zum Kriegsgebrauch für richtig an und mahnt die Regierung, dies neue Krieges-=Element, welches allerdings, wie der Prinz von Joinville bemerkt habe, die englischen Küsten niht mehr so geschüßt erscheinen lasse, wie früher, nicht vernachlässigen möge, damit England immer den Vorsprung, welchen es hierin einmal vor allen übrigen Nationen, vielleicht

Schließlih mag man sich hüten, zu der Rolle des Cäsar einen großen, starkgebauten Mann zu wählen. Dies is der Geschichte allzu schr ins Angesicht geschlagen. Denn Cäsar war eine von den Gestalten „mit zar- tem, weißen Fleisch“, die, weil sie ganz ebenmäßig sind, fast klein und un- scheinbar aussehen. Das Genie, welches Shakespeare schildert, hat einen Körper, weil es einen Geist hat; wir wollen keinen Cäsar sehen, der cinen Geist hat, weil er einen Körper besißt, Ein Cäsar mit einem Bauch hätte die Welt nicht erobert,

Brutus. Bei Brutus? Darstellung hüte sich der Schauspieler beson- ders vor Weichlichkeit. Eine Natur, welher das Schicksal einer Welt in die Hand gegeben is, die unter der Last eines ungeheuren Geschikes seufzt, kann zwar leiden, aber nicht shmachten, Brutus is ganz Organ, schlank, bleich, schön.

Casca. Mag sih hüten, daß er nicht die Etikette vergißt, weil die Römer auf Du und Du standen, Casca war allerdings plump, aber Casca war auch ein Servilier, ein Verwandter der vornchmsten Männer, ein Vetter der Catonen, ein Vetter des Brutus., Casca war plump, aber nicht in äußeren Sitten, er war wild im Gemüthe, aber niht im Bartwuchs, Er ist eine von den Naturen, die mít ihrem Bonsens kokettiren, wenn die Zeit so verdorben und zerrüttet ist, daß sie den Bonsens nicht mehr ver- stehen mag. Und schon dieser Kontrast, die Gewaltsamkeit, mit der sich Casca's Bonsens äußert, macht einen widerlihen Eindruck auf die vor- nehme Natur des Brutus, ín welcher Alles Harmonie is, solange er nur denkt und fühlt, nicht handelt.

Ueberhaupt hüte man sich bei den vershworenen Fürsten vor jeder Plumpheit, und hüte sich, die Volks-Versammlungen und Gefechte mit Éfklat plastisch darzustellen. Es is zu lächerlich, wenn in diesem größten Werke gelegentlih ein paar Bursche in Steifleinen mit Blech und Pappe aufein- ander schlagen.

Wir wünschen der Aufführung das Beste, Denn wenn Brutus so groß und so vornehm dargestellt wird, als ihn Shakespeare zeichnet, \o werden die Radikalen bei der Gelegenheit inne werden, daß Brutus keiner von „Jhre Leut“ war, sondern entseylih adlig und stolz. Er hätte die Hände gewaschen, wenn ihm das junge Deutschland in corpore, und Freund Weitling, Schneider und Kommunist, wären vorgestellt worden,

Literarisches.

Die Abend-Unterhaltungen über die französische Literatur , welche Herr von Suzor seit einiger Zeit bei steigender Theilnahme eines gebildeten und gewählten Publifums im Saale des Hotel de Russie veranstaltet hatte, ha- ben vor kurzem ihr Ende erreicht, Die leßten Vorträge waren der neuen Schule, der Literatur unserer Zeit, gewidmet, als deren Begründer Herr von Suzor Gilbert, André Chenier, B erikeita de St, Pierre und Château- briand bezeichnete, Victor Hugo, Lamartine, Alexander Dumas, Saiïnte- Beuve stehen , seiner Meinung nah, auf zweiter Linie, weil sie nur

halten,

die Prinzipien ihrer Vorgänger angenommen und, obglei sie die

mit Ausnahme haupten möge.

Die Privat= Actien - Banken vou England, Wales und Jrland haben in Betreff der von Sir R. Peel dem Parlamente vorgelegten Resolutionen über die Reform des Baukweseus dur ihre Deputirten hier mehrere Beschlüsse gefaßt, worin sie sih, wie hon erwähnt ist, im Allgemeinen mit den ministeriellen Auträgen einverstanden erklären, aber sih ganz bestimmt dahin aussprechen, daß sie die jeßt bestehente Art der Noten-Emission durch Banken, die über das ganze Land ver= theilt sind, dem allgemeinen Juteresse mehr angemessen finden, als die von den Ministern beabsichtigte Beschränkung des Emittirungs-Rechts auf die Bank von England sein würde.

der Vereinigten Staaten, gewonnen habe, kbe-

Pet nre

Brüssel, 21. Mai, Die Repräsentanten-Kammer hat gestern der Erweiterung und Ergänzung des Prinzips der Differenzial=-Zölle, mit Hinsicht auf Flagge und Ursprungsort, mit 41 gegen 17 Stim- men genehmigt und sodann den Amendements - Vorschlag des Herrn Meeus, wonach die praktische Anwendung dieses Prinzips bis zur nächsten Session verschoben werden sollte, mit 40 gegen 25 Stimmen verworfen. Heute werden nun die weiteren Fragen, welche jenes Prinzip näher reguliren, zur Disfussion und Abstimmung kommen.

Schweden und Vorwegen.

__ Stockholm, 17. Mai. Se. Königliche Hoheit der Prinz Osfar Friedrih wurde vorgestern in der Kapelle des Königlichen Schlosses, in Gegenwart des Königs, der Königin, der Prinzen, der Reichsherren, des \{chwedis{chen und norwegishen Staats-Raths 2c. vom Erzbischof konfirmirt. 5

Man will aus zuverlässigen Quellen wissen, daß die Zusammen-= berufung des Reichstages am nächsten Sonntage von den Kanzeln in

den Kirchen der Hauptstadt publizirt werden und die Eröffnung des Reichstages am Mittwoch den 10. Juli stattfinden wird.

Der Erzbischof hat dieser Tage dem Könige, der Königin, der verwittweten Königin, den Herzogen und der Prinzessin ein Exemplar

Regierung des verstorbenen Königs hat schlagen lassen.

__ Aus Wisby wird gemeldet, daß man in dortiger Gegend in cinem Bauerngarten einen arabishe Goldmünze aus der ersten Hälfte des Iten Jahrhunderts, geprägt in Bagdad unter dem Sohne Harun al Raschid’s, Muhamed al Amin, gefunden habe. Sie war vollkom-

men wohlerhalten.

Lee E

__ Florenz, 15. Mai. (A. Z.) Gestern Abend traf Se. Ma- jestät der König von Bayern mit Gefolge, von Bologna fommend, hier ein und bezog die in Bereitschaft gehaltenen Gemächer im Pa= last Pitti. Se. Kaiserlihe Hoheit der Großherzog war dem König eine Strede Weges entgegengefahren. So viel verlautet, wird Se. Majestät bereits morgen die Reise nah Rom fortseßen.

U e L Konstautinopel, 8, Mai. (Oeft. Beob.) Se. Köuigl.

Hoheit der regierende Großherzog von Medlenburg =Schwerin und Se. Durchlaucht der Erbprinz von Lippe sind am ten d. M. hier eingetroffen und Tages darauf von dem Präsidenten des Reichsraths und Schwager des Sultans, Ahmed Fethi Pascha, und dem Minister der auswärtigen Angrlegenheiten, Rifaat Pascha, im Namen Sr. Hoheit

bewillfommnet worden. Vorgestern wurden Höchstdieselben vom Sul= tan empfangen. Sie bringen ihre Zeit mit der Besichtigung der Merkwürdigkeiten der Hauptstadt und ihrer Umgebungen zu und ge= denten morgen einen Ausflug nah Brussa zu unternehmen. :

Handels - und Börsen - Uachrichten.

Berlin, 25. Mai. Durch die bevorstehende Liguidati i

E 4 n ) - l quidation drücten

die Course der meisten Eisenbahn - Effekten etwas; eine Ausnahme O von machten Niederschlesische , Köln - Mindener und Hamburger Quitung wovon für auswärtige Rechnung viel pr. Cassa gekauft worden. :

Rolle von Begründern einer eigenen Schule spielen wollten, doch

cigentlih nihts Neues geschaffen haben, Eine genaue C arakteristi der Werke Victor Hugo's gab ihm Gelegenheit di einer enige

Kritik der poctischen Richtungen dieser Schule; er machte ihre f und ihre Mängel aua AA und E fe uG i e E um das Ziel, welches sie sich vorgesezt, nämlich eine völlige Umgestaltung der Literatur, zu erreichen, Sehr anerkennenswerth war es, daß Herr vet Suzor, neben den ausgezeichneteren und allgemein bekannten Schriftstellern fortwährend auch die jüngeren, noch weniger gekannten Talente einer gerech- ten Würdigung unterwarf. So nannte er unter Anderen einen fast noch unbekannten jungen Dichter, He nry Blanvalet, welcher vor furzem eine fleine Sammlung Gedichte unter dem Titel: „Une Lyre à la mer“ her- ausgegeben hat und, den mitgetheilten Proben zufolge eín Fleines Ge- dicht : »„Comment les enfants vont au ciel“, zeichnet sich durch wahrhafte poetische Schönheiten aus in vieler Hinsicht Victor Hugo au die Seite geseht werden könnte, Merkwürdigerweise sind seine Gedichte, meistens in Neapel gedichtet, zuerst in Frankfurt a. M. erschienen, /

Seinem lezten Vortrage hatte Herr von Suzor eine nähere Schil- derung der als Schriftstellerinnen ausgezeichneten Frauen vorbehalten. Die Werke von Mad, de Staël, George Sand und einigen Anderen gaben ihm den Stoff zu einer Reihe geistreiher und treffender Bemerkungen , welche ihn zuleßt zu einem der merkwürdigsten Produkte der neuesten Literatur führten wir meinen Eugène Sue's „Mystères de Paris”, Die Cha- rakteristik dieses Werkes, in welchem sich gleihsam die Licht- und Schatten- seiten der neuesten französischen Literatur wie in einem Brennpunkt vereint finden, machte den passendsten Schlußstein dieser interessanten Vorträge welche bis zum leßten Augenblick den wohlverdienten Beifall efunden haben und dem ¡Ylteichen Publikum, welches ihnen beiwohnte, eine äußerst an- genchme Erinnerung bleiben werden,

Nehrlichsches Gesangs - Justitut.

Berlin. Donnerstag am 23, Mai geruhten Jhre Kön L i die Frau Prinzessin von Preußen, einer Gesang “Ausfübeuas et teren Zöglinge Herrn Nehrlich's in dem von demselben gegründeten Ge- sang- Konservatorium, in der Louisen - Straße Nr. 13 a, beizuwohnen und sih über die Leistungen seiner Schule aufs huldvollste auszusprechen. Wenn hochgestellte Personen schon durch ihre Stellung belebend auf jeden guten Keim wirken, dem sie ihre Beachtung schenken, z muß das doppelt da der uu dls wo s mi dee Fohen Pielung im fozialen L hohe Stellung auf dem Gebiete des Urtheils vereinigt, A

ist dem jungen Gesang-Konservatorium in der That bas Pr, T Mrunde shönen Zukunft zu stellen, und der Direktor desselben dar getro| auf der Bahn fortschreiten , die er mit so ungewöhulichen Opfern Ap, hat.

eben eine eben so

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der Medaille übergeben, welche die Geistlichkeit zu dem Jubiläum der -