1844 / 150 p. 2 (Allgemeine Preußische Zeitung) scan diff

nde-Colléges sollen verwendet werden dürfen, deren Prin-

ee und Regenten t M Minister ernanut würden. Die Herren Merxilhou und von Barante verlangten, daß es den Städten nah vorgängiger Ermächtigung dazu von Seiten des Ministers des öffentlichen Unterrichts gestattet sein solle, mit Chefs von freien Unter- rihts- Anstalten oder Pensionen ein Abkommen zu treffen und ihren Anstal- ten Gelder oder Gebäulifkeiten der Gemeinde zuzuwenden. 4

Der Mínister des öffentlihen Unterrichts aber erklärte sich egen die Begünstigung von dergleichen Uebereinkünften, die gewöhnlich nur der Speculation zum Vorschub dienten, während die Studien dadurch be- nachtheiligt würden und dies leiht den Ruin maucher Gemeinde - Colléges herbeiführen kföne. . : : Zwischen diese beiden sich widerstreitenden Ansichten trat nun die Kommission vermittelnd ein. Die Ertheilung des Rechts zu einer Aenderung in der Bestimmung der Gebäude wurde verweigert, da- gegen Geldunterstüßungen für zulässig erklärt, falls die Genehmigung dazu von den Ministern des Junern und des öffentlichen Unterrichts gegeben würde. Die Königlichen Ordonnanzen, durch welche der- gleichen Gewährungen von Geldunterstüßungen bereits geregelt sind, bleiben in voller Kraft und Anwendung wie bisher fortbestehen. Durch den Artikel 42 werden alle Verfügungen der Gesehe, Dekrete und Ordonnanzen rücksichtlich der Anstalten für den Sekundär-Unter= riht, die mit den Vorschriften des gegenwärtigen Gescßes im Wider= spruche stehen sollten, als abgeschafft erklärt. Hiermit war die Reihe der Artikel ers{höpft, als der Marquis von Barthelemy noch durch ein Amendement die Abschaffung der Abgabe an die Universität bean= tragte. Diese Abschaffung wird zwar allgemein gewünscht, die Kam= mer hielt es aber nicht für zulässig, auf solhe Weise eine rein finan= zielle Bestimmung in ein Unterrichts-Geseß einshwärzen zu lassen und der Antrag wurde daher, als nicht hierher gehörig, zurückgewiesen, ei die Annahme des ganzen Geseßes mit 85 gegen 51 Stimmen erfolgte.

Deputirten-Kammer. Sißung vom 24. Mai, Nach dreitägigen Debatten ist der Geseß-Entwurf, wonach der Betrieb der bereits gebauten Eisenbahn zwischen Montpellier und Nismes durch Licitation an eine Privat - Gesellschast in Pacht gegeben werden soll, heute mit 190 gegen 60 Stimmen angenommen worden. Mehrere Mitglieder machten auf den Fall aufmerksam, daß gar keine Com= pagnie sih fände, die ein genügendes Gebot machte. Für diesen Fall wurde mit Zustimmung des Ministers der öffentlihen Bauten fest- gestellt, daß alsdann die Regierung den Betrieb übernehmen und die= selben Tarife beibehalten solle, welhe durch den Gesebß - Entwurf für diese Bahn genehmigt sind. Es kam sodann der Vorschlag des Herrn Cousture zur Berathung, der zum Zweck hat, die Befugniß zur Veränderung des politishen Domizils unter einer einzigen Bedingung zu bewilligen, nämlich die Entrichtung von 50 Fr. direk= ter Steuer in dem Bezirk, wo man in Zukunft seine Wählerrechte ausüben will. Herr von Larcy bekämpfte den Vorschlag nicht nur an sich selbst, sondern au, weil er denselben zu umfassend fand. Er wünschte, daß die Wahl wieder am Hauptort und in zwei Ab= stufungen stattfände, Bei diesem Wunsch aber erscholl, sowohl von der äußersten Linken, wie aus den Reihen der Majorität, laut und zahlreich der Ruf: Niemals! Herr Laurence, Mitglied der Kom- mission, welcher mit Prüfung des Geseß-Entwurfs über die zur Siche= rung der Wahlfreihßeit geeigneten Mittel beauftragt i}, erklärte, er habe sh im Laufe dieser Üntersuchung von der Nothwendigkeit des von ihm in Gemeinschaft mit den Herren Cousture und Paltereau= Villeneuve gemachten Vorschlages überzeugt. Er führte den Bezirk von Montpellier extra muros als Beispiel von den zahlreizsten Do- mizil-Veränderungen an, die dort zu Hunderten vorgenommen worden seien. Herr Odilon Barrot erklärte mit wenigen Worten, daß er gegen die Erwägung des Vorschlages nihts einzuwenden habe und

ab zu verstehen, daß dieser erste Neform-Versuh zu wichtigeren Vor= lägen führen fönne. Herr von Larohe-Jacquelin widersebte ns dem gestellten Antrage eben so wenig, erging stch aber in solchen bshweifüngen, daß der Präsident sich genöthigt sah, ihn zur Ord= nung zu rufen. E

„Man hat“, sagte der Nedner, „in diesen Mauern geradezu erklärt, die National - Repräsentation sei eine bloße gesezliche Täuschung, und wir sollten nicht befugt sein, gegen einen solhen Zustand zu protestiren und die möglichst vollständige Verwirklichung eines Rechts zu verlangen, welches für uns keine Täuschung, sondern eine Wahrheit is! Wir sind hier Alle in eine sonderbare Lage verseßt, Jede Partei schreit wehselsweise auf dieser Rednerbühne über Känflichkeit und Bestechung bei den Wahlen. Man spricht von Reform und will doch keine, sondern möchte Frankreich mit ver- rotteten Burgflecken bedeckt L ate Unter dem bestehenden Wahlgeseß kann es nur Seelenkäufer und Verkäufer geben. Der Präsident; Diese Worte greifen den National - Charakter selbst an, Jh rufe Sie zur Ordnung. Herr von Laroche-Jacquelin: Die Wahl-Untersuchungen beweisen, was ih gesagt. Man beklagt sih, daß es möglich sei, durch einige Centimes Steuern în ein Wahl-Kollegium einzudringen, aber ih kann dem bestehenden Geseß umgekehrt vorwerfen, daß es den Wähler ausschließt, dem nur 4 « Cent, fehlt, umi seine Steuer von 200 Fr, vollzumachen, Jch sagte neulih, bei Gelegenheit des Patentgeseges, das Ministerium habe eine Thorheit begangen, denn es vermindere die Zahl der Wähler, aber die Thorheit is nit so groß, als ich im ersten Augenblick glaubte, Mit eurem Patentgesey könnt ihr zum Wähler machen wen ihr wollt, denn es is eine Repartítions-Steuer, und ihr braucht dieselbe blos nah Willkür um 1 Cent. zu erhöhen oder zu verringern, so fönnt ihr Wähler beseitigen und andere neue an ihre Stelle schaffen. Offénbar, meine Herren, es das Wahlge- sep geändert werdenz meiner Ansicht nah sind wir hier nur eine Repräsen- tation von Notablen, nichts anders; für wahrhaft national kann ich aber nur eine solche Kammer halten, die von allen denen ernaunt ist, welche die Steuer des Blutes und des Geldes entrichten,

Herr von Larcy: Jh kann nicht anders als dem Vorschlage des Herrn Cousture mih widerseßen, weil ih darin eine völlige Revolution erblicke. Der Horizont des Wählers ist {hon viel zu eng, man darf ihn niht noch mehr einschränken. Der Wähler eines Deputirten hat nur auf allgemeine Juteressen zu sehen. Der Franzose is überall zu Hause, wenn es sich von den Juteressen Frankreichs handelt. Dem Wähler, der den De- putirten zu ernennen hat, und dem Deputirten selbst, ist kein besonderes Interesse anvertraut. Wir sind Alle die Nepräsentanten Frankreihs und niht dieses oder jenes Bezirks, Diesen Charakter muß auch der Wähler mit uns theilen. d j Die Kammer entschied indeß fast einstimmig, daß der Vorschlag in Erwägung gezogen werden solle.

Paris, 25, Mai. Die Minister der auswärtigen Angelegen- Len und der Marine waren gestern zu Neuilly mit dem Könige in erathung, Man glaubt, daß es sih um die Broschüre des Prin- zen von Joinville und um die in Folge derselben in der Deputirten- Kammer zu erwartenden Debatten gehandelt habe. Herr Thiers hatte N eine lange Konferenz mit dem Grafen Molé. Daß Herr hiers bei der Schrift des Prinzen von Joinville seine Hand mit im Spiel gehabt, indem er zur Publication derselben gerathen, wie \{on das Journal des Débats indirekt andeutete, da es von einer Jutrigue gegen das Ministerium spra, zu deren Werk- L ge Prinz gemacht worden, will man noch mehr aus der Art de eise E men, wie sich der Constitutionnel, das rio es O An über die Broschüre ausspriht. Dieses Blatt nennt den Artikel des ministeriellen Organs eine impertinente Zu- re weisutg und legt das vorher egangene mehrtägige Schweigen desselben so aus, als’ habe man ers abwarten wollen, was n Vat

zu der Note des Prinzen sagen werde. „Wird denn nit, fragt

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dann das Thierssc{e Blatt mit emphatischer Entrüstung, „das Natio- nalgefühl sih zuleßt doch noch erheben? Der Prinz is jung, hitig, empfindlich, wo es die Ehre des Landes gilt; sein patriotischer Sinn reißt ihn fort; bildet man sich etwa ein, Frankreich habe feinen Jugendmuth mehr und sei niht wie sonst durhglüht von edlem Stolze ? Wenn ein Sohn des Königs die Geduld verliert, wie lange wird Frankreih noch gelassen zusehen?“ Der Constitutionnel scheint hierbei nur übersehen zu haben, daß der Prinz von Joinville sich in seiner Schrift wiederholentlih dagegen verwahrt, als ob er etwa feind- selige Gedanken gegen England hege, indem er mit besonderer Beto= nung stets darauf zurückömmt, daß er nur hypothetish \sprehe, wenn er einen Krieg mit England seße, und die für einen solhen Fall her- zustellende Orgauisation der französishen Seemacht zu empfehlen und zut vertheidigen, Ueber die Reise des Prinzen von Joinville nach Compiègne fährt man fort, sich in Muthmaßungen zu ergehen, und es wird unter Anderem behauptet, er sei von dem Könige auf einen Monat dorthin verwiesen worden.

Der Herzog von Nemours wird sih nächste Woche nah Meh begeben,

Der Moniteur meldete vorgestern unter den Hofnachrichten, ohne daß bis jeßt von einer erfolgten Standes - Erhöhung Victor Hugo's etwas im Publikum verlautet, geschweige eine offizielle An- zeige davon geshehen wäre, der Graf Victor Hugo sei vom Könige empfangen worden.

V Paris, 25. Mai. Die heutige Sißung der Deputirten- Kammer war der Berichterstattung über Petitionen gewidmet.

Herr von Lasteyrie bericbtete zuvörderst über die Bittschrift eines gewissen Herrn von Comnene zu Paris, der Maßregeln zur Verbesserung des Zustandes des Departements Korsika vorschlägt, „Die Kommission war betroffen über die der Verwaltung des Präfekten gemachten Vorwürfe“, sagt der Berichterstatter, „dieselben betreffen Afte der Bestehung und Fälschung, Das Ministerium hat in der That eine Untersuchung angeordnet, die aber fein Resultat lieferte. Allein das Benehmen des Präfekten von Korsika scheint der Art, daß es der Achtung Eintrag thut, mit welcher die Verwal- tung umgeben sein muß, Deshalb s{chlägt die Kommission die Verweisung dex Petition an den Minister des Junnern vor.“

Der Minister des Jnnern drückte scin Erstaunen darüber aus, daß man, ohne irgend einen Aufschluß von dem Minister verlangt zu haben, im Namen der Kommission von dieser Tribüne aus Anklagen und Beschuldigun- gen gegen das Verhalten eines hohen Staatsbeamten schleudere, eines Be- amten, dem die Verwaltung eines der Departements von Frankreich auver- traut sei, Der Staatsrath habe cinmüthig die Ermächtigung zur gericht- lihen Verfolgung des bezeichneten Beamten verweigert, und er müsse auch seinerseits die auf so leichtfertige, so befremdliche Weise (Murren) auf diese Tribüne gebrachten Anklagen zurückweisen.

Herr von Lasteyrie sucht inmitten des allgemeinen Lärms die sren- gen Worte seines Berichts und die Meinung der Kommission zu recht- fertigen. (Aufregung.)

Herr Pascalis bemerkt, eine andere Petition, über welhe Herr Martin Berichterstatter sei, liege bereits vor, und der unverzügliche Bericht über diese Petition könnte vielleicht einiges Licht auf jene Angelegenheit werfen,

Herr Martin (du Rhone) besteigt die Tribüne und erstattet Bericht

über eine Petition, durch welche Einwohner der Stadt Bastia die Dazwischen- funft der Kammer verlangen, um Mißbräuchen ein Ende zu machen, deren die Verwaltung des Departements Korsika sih \{chuldig machen soll, Der Berichterstatter widerlegt in seinem Bericht fast alle in dieser Petition, wie in der vorangegangenen, angeführten Beschwerden. Er zeigt, daß der Parteigeist offenbar die Haupttriebfceder bei diesen Anklagen sei, und daß über die Punkte, welche noch nicht genau ermessen werden könnten, eine Untersuchung in der Verwaltung eingeleitet und im Fortgange begriffen, Billigkeit und Wahrheit geböten, sich jedes Urtheils über diese Punkte zu enthalten, besonders in Betracht der vielen Lügen und Verleumdungen, die bereits nachgewiesen seien. Die Verwaltung des gegenwärtigen Präfekten von Korsika sei in vielen Beziehungen zu beloben. Könne man aber sih verwundern über Angriffe gegen ihn in einem Lande, wo die politischen Leidenschaften, gleih allen anderen Leiden- schaften, einen so hohen Grad von Gährung und Heftigkeit erreiht. Der Berichterstatter führt mehrere der vorgebrachten Anklagen an, prüft sie und zeigt durch offizielle Aktenstücke ihre Grundlosigkeit, Deshalb s{chlägt die A ai deren Organ er is, der Kammer vor, zur Tagesordnung über- ugehen. L Der Minister des Jn nern bemerkt, die Kammer habe zwei wider- sprechende Berichte gehört, Da die Frage einmal angeregt worden, o müsse sie auch auf eine befriedigende Weise erledigt und erschöpft werden, Auf daß man Zeit habe, sie von der cinen Seite wie von der anderen zu instruiren, damit feine Ucberraschung stattfinden könne, verlange er die Fort- sezung der Diskussion für nächsten Sonnabend, (Allgemeine Zustimmung und Beifall, )

Darauf kam die Diskussion über das Verlangen der Ermächti- gung zu gerichtliher Verfolgung gegen den Deputirten Herrn Au- mont=-Thieville an die Tagesordnung. Dieser besteigt die Tri- bine, giebt einige Aufklärungen über die Natur der Anschuldigungen, die man gegen ihn richtet, und bittet die Kammer, die verlangte Er- mächtigung zu ertheilen, (Man ruft: Nein! Nein!) Die Fälschung, der man ihn anklage, würde für ihn keinen Nußen, keinen Gewinn gebracht haben. Die Anklage sei aber \{chwer, und müsse bis aufs Aeußerste getrieben werden. Der Präsident verliest das Kommissions- Gutachten, welches darauf hinausgeht, die von dem General Desfour- neaux verlangte Ermächtigung nicht zu gewähren, Die Kammer nimmt fast einmüthig dieses Gutachten als ihren Beschluß an,

= Paris, 25, Mai, Die Unterrichtsfrage is} gestern vor dem Forum der Pairs-Kammer erledigt worden und wird nun vor das der Deputirten-Kammer gelangen, Mit voller Sicherheit is voraus- zusehen, daß der Klerus das, was er in der Pairs-Kammer provisorisch gewonnen, vor der Deputirten - Kammer wieder verlieren wird. Es wird von neuem die Frage zur Erörterung kommen, ob die Unter= scheidung zwischen Universität und Staat zweckmäßig, ob es gut ist, wenn das Lehrer - Perscnal bei der Zusammenseßung der Prüfungs- Juries in der Minderheit bleibt und die Staats-Colléges und Privat= Ünterrichts-Anstalten von verschiedenen Jurisdictionen abhängen, und ob dem Klerus nicht durch die kleinen Seminarien ein Einfluß ein- geräumt is, der leiht gemißbrauht werden könnte, Diese Entschei- dung der Deputirten-Kammer wird übrigens \{chwerlich mehr in der jevigen Session erfolgen, welhe abgelaufen sein wird, ehe auch nur der Bericht der Kommission der Kammer, die das Gesetz vorläufig zu prüfen hat, vorgelegt werden kann. Die Herren St. Marc Girardin, Abraham Dubois und Andere, die in der De- putirten -Kammer als die Verfehter und Vertheidiger der Jnuteressen des Staats und der Universität, den Uebergriffen des Klerus gegen- über , dieselbe Rolle übernehmen werden, wie sie Herr Cousin in der Pairs-Kammer mit mehr Muth und Kraft als Erfolg durchgeführt hat, werden sonah Zeit genug haben, ihre Waffen bis zur nächsten Session zu stählen. Nicht zu verkennen is, daß bei der Debatte in der Pairs - Kammer der Minister des öffentlichen Unterrichts große Nachgiebigkeit und Fügsamkeit bewiesen hat. Der Großsiegelbewahrer aber is darin noch viel weiter gegangen, so daß das so einflußreiche Journal des Débats sich wiederholentlich mit offenem Tadel über ihn ausgesprochen hat, Nach einer solchen Sprache dieses Blattes fäme der Rücktritt desselben durhaus nicht unerwartet, und wirklich N heute der Univers nicht nur von dem des Herrn Martin du ord, sondern auch von dem des Herrn Villemain, mit dem Beifü- en, daß Herr Dumon, jeßt Minister der öffentlihen Arbeiten, das ortefeuille der Justiz und des Kultus übernehmen, oder, nah einer

anderen Version, der jeßige General-Prokurator und Deputirte Herr Hebert dieses Departement, Herr Rossi oder Graf Montalivet aber das des öffentlichen Unterrichts übernehmen würde. Vorläufig sind dies indeß noch bloße Gerüchte, deren Begründung abzuwarten ist.

Grossbritanien und Irland.

London, 25. Mai. Der Hof is vorgestern nah Claremont abgereist, woselbst die Königlihe Familie gestern den 25sten Geburts- tag Jhrer Majestät der Königin ziemlich still beging. Auch die Die- nershaft in Windsor und die in den Königlihen Gärten beschäftigten Personen feierten niht wie son} alljährlih dies Fest, indem in Folge des neuerdings eingeführten Sparsamfkeits-Systems die üblichen Ge- schenke und Bewirthungen unterblieben waren.

Der sogenannte Privilegien - Ausshuß des Oberhauses hat in diesen Tagen die Verhandlungen über die von der Königin ihm über- wiesene Petition des Sir Augustus d’Este, worin derselbe bekanntlich seine Ansprüche auf den Rang, den Titel und die Würde seines ver=- storbenen Vaters, des Herzogs von Sussex, Grafen von Juverneß und Baron von Arklow geltend macht, wieder aufgenommen. Der Anwalt des Petenten, Sir Thomas Wilde, suchte vorgestern vor dem Ausschusse in einer ausführlichen Deduction diese Ansprüche als recht- mäßig zu erweisen, konnte indeß noch nicht die Entscheidung der Lords erlangen, welche vielmehr die weitere Verhandlung der Sache bis auf unbestimmte Zeit gusseßten. Sir Augustus d'Este is der einzige Sohn des Herzogs von Sussex und der Lady Augusta Mur- ray, Tochter des Grafen Dunmore, mit welcher der Herzog ohne Wissen und Willen Königs Georg 11. im Jahre 1793 zu Rom sih vermählte, und seine Successionsrehte würden an sih keinem Zweifel unterliegen, da die Gültigkeit jener Ehe unbefiritten is, wenn nicht nah einem Statute, der sogenannten Royal Marriage Act, 12. Georg IIl. c. I., die Vermählung der Prinzen des Königlichen Hauses von der Zustimmung des Königs abhängig wäre. König Georg 1II. aber hat, wie der Petent selbst sagt, diese Vermäh= lung „, gemißbilligt und sich immer bemüht, die Auflösung der Ehe zu bewirken. Da alle derartige Versuhe indeß an den Willen des Herzogs scheiterten, welcher bis ans Lebensende die Validität seiner Ehe behauptet und den Petenten immer als legitimen Sohn „Prinzen Augustus Frederid““, worüber schriftliche Beweise vorliegen, betrachtet hat, so glaubt Sir Thomas Wilde auf Grund dieses Umstandes um so mehr die Rehtmäßigkeit der Ansprüche seines Klienten erweisen zu können, als Sir Augustus d’Este wenig= stens keine Schuld an der Nichtanerkennung der Ehe seines Vaters trage. Man beschäftigt sich gegenwärtig viel mit dieser Frage, und is gespannt auf die Entscheidung der Lords.

Die Verhandlungen des Parlaments während der beiden lebten Tage waren unbedeutend. Die heute begonnenen Pfingstferien, so wie die gegenwärtig stattfindenden Pferderennen zu Epsom, ließen faum die beschlußfähige Anzahl von Mitgliedern sich versammeln, Im Oberhause hielt Lord Brougham vorgestern die Geschäfte des Hauses länger als 3 Stunden durch ein hibiges Wortgefecht mit dem Marquis von Clanricarde auf, der die Zulässigkeit einer Klausel zu der vorliegenden Lancaster-Carlisle-Cisenbahnbill befritt, während Lord Brougham, dessen Privat - Juteresse angeblich dabei betheiligt sein soll, mit der ganzen Heftigkeit seines Wesens aber vergebens die Annahme der Klausel befürwortete. Jm Unterhause suchte vor- gestern und gestern die radikale Partei vorzugsweise ihre Doktrinen geltend zu machen, Herr Hume beschwerte sih über die hohen Ge- bühren, welche bei Rangerhöhungen und Ordens= Verleihungen den Beamten gezahlt. würden und dem Lande zur Last fielen; er gründete darauf einen Antrag zur Abschaffung derselben, der indeß ohne Abstim- mung verworfen wurde. Herr Berkeley beschwerte sih über die Polizei- Maßregeln, welche die Regierung in Epsom während der Pferderennen gegen die Volks-Belustigungen getroffen habe, wurde indeß von Sir James Graham dahin bedeutet, daß die Regierung nur die Be= stimmungen des Gesebes gegen das Spiel in Ausführung bringe, das in Epsom zu einer beklagenswerthen Ausdehnung um sih gegriffen habe, Die von Sir R. Peel eingebrahte Bank-Reform-Bill er= hielt gestern díe erste Lesung, worauf die Voranschläge für das Ko- lonial = Departement berathen wurden, Das Haus vertagte sih bis zum 30sten d. M.

Aus Guernsey meldet man die Ankunft der dorthin beorderten Truppen, welche bis auf 1000 Mann verstärkt werden sollen, Ueber die Verwendung derselben verlgutet indeß nichts Bestimmtes,

Das Urtheil des dubliner Gerichts in dem Prozesse D’'Connell's war bis auf die gestrige Sibung aufgeshoben worden, über welche die morgende Post die näheren Berichte bringen wird,

ieder ne

Nus dem Haag, 25. April, Es is der zweiten Kammer der General =- Staaten ein Geseß- Entwurf zur Einlösung und Um- taushung nationaler Schuld-Esfekten vorgelegt worden. Man beab- sichtigt, ein neues vierprocentiges Großes Buch anzulegen, die 5proc, Certififate, so wie die 5proc, ostindischen Losrenten, al pari einzulö= sen oder gegen neue 4proc. Schuld = Effekten umzutaushen, Später soll gleiche Einlösung und Umtausch der 45proc. Syndikats und ande= rer über 4 pCt. Zins tragenden Effekten erfolgen, Die neuen 4proc. Schuld - Effekten sollen niht unter 95 ausgegeben, die Summen, welche man in Folge des Anlehens von 127 Millionen disponibel er- hält, zur Schuld = Einlösung bestimmt werden. Zugleich wird bean- tragt, 80 Millionen 23proc, belgische Juscriptionen zum Preise von 595 zu Geld zu machen, Später soll in gleiher Weise über die noch übrigen 80 Millionen 2#proc, belgische Juscriptionen verfügt werden,

Beg en

Brüssel, 26. Mai. Der König von Sachsen is gestern Nach- mittags in Brüssel eingetroffen und im Hotel de Bellevue abgestiegen, wo der König der Belgier gleich darauf dem hohen Gast einen Be- such machte, Abends speiste dieser mit König Leopold in dessen Palast,

S chw e i}

Lavey , 21, Mai. Das (bereits gemeldete) Gefecht, welches heut früh beim Passe von Trient stattgehabt, entstand dadurch, daß die ganze Kolonne der Unterwalliser sich_nach St, Moriß zurückziehen wollte. Der Kampf dauerte lange. Etwa 400 Mann gelang es, unter einem lebhaften Feuer das Wasser, das ihnen bis an die Hüsfte ging, zu durhwaten, die übrigen, etwa 200, gingen nah Martinah zurück, Als sie si hier von allen Seiten umringt sahen, zerstreuten sie sich und suchten, jedoch ohne große Hoffnung, einzeln zu entkom- men. Barman und Joris gehörten zu dieser Truppe, der Leßtere hatte eine leihte Wunde an der Stirn. Man weiß noch nicht, was aus ihnen geworden is, Die Sache des Unterwallis is gänzlih entschieden und der Kampf selbst zu Ende, Der nah dem Posten von Trient gesandte Parlämentär, welcher für den waadtländishen Abgeordneten, Herrn Ruchet, den Durchpaß verlangen sollte, is abgewiesen worden. Ein zweiter Versuch wurde gemacht, dessen Erfolg man noh gewärtigt. :

Die waadtkländishen Freiwilligen, welhe vor St. Moriß standen, sind auf die an sie ergangenen dringenden Vorstellungen zurückgekehrt; der Präfekt hat Befehl gegeben, keinen bewaffneten Mann über die Gränze zu lassen, Man bringt die Verwundeten beider Parteien in

das Spital z ihre Zahl ist 16, die der Todten soll etwa 20 betragen. Zwei waadtländer Aerzte sind nah Trient abgegangen, um die Ver- wundeten der Oberwalliser zu besorgen. Diese glauben, daß sie morgen St. Moriß beseßen werden, und es dürfte sich die Dccupa- tion über ganz Unterwallis ausdehnen.

9 Uhr Abends, Der Posten-Kommandant bei Trient hat ge- antwortet, er werde Herrn Ruchet ohne höhere Befehle niht durh= lassen. Morgen wird noch einmal der Versuh wiederholt werden, Es scheint, daß die Truppen des oberen Wallis sich mit dem Posten von Trient vereinigt haben, um nah St. Moriß vorzurücken. Die Eisenwerke von Ardon sind beim Abzuge der Unterwalliser niht an=- gezündet worden, überhaupt hat sich mit Ausnahme des Anzündens der Rhone =- Brücken und einiger Häuser von Verneyres durch die junge Schweiz, keiner der früher gemeldeten Brände bestätigt.

Der Abt von St. Moriß begab sih zu den Siegern von Trient, um v Blutvergießen zu verhindern und den Frieden zu ver- mitteln.

Die einberufene Reserve is heute wieder entlassen worden.

Zürich, 24. Mai. faner zufolge, Weitling aus dem Gefängnisse nah Schaffhausen und von da über die badishe Gränze transportirt worden,

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ereilen könnte. Dem vorzubeugen, beschloß Namif Pascha, \sich zu-

| ers nach Damaskus und dann nah Aleppo zu begeben, um sein Pro-=

j

Ueber die unmittelbare Ursache des Bürgerkrieges im Wallis |

fann man natürlich noch niht im Klaren sein; eine Anzahl von Um- ständen scheint aber dahin zu deuten, daß sie im (deutshen) Ober- wallis und in den Führern der Priesterpartei zu suchen sei. Ent- schieden ist, daß die Oberwalliser den ersten Schritt thaten und sich

gegen das (französische) Unterwallis, wo namentlih Advokaten an der | 5 L i C R e R E G Spibe stehen, in Bewegung sebten, bevor sie von der obersten Landes= | Nach dem Rath des Essad Pascha haben die Drusen so eben dem

Behörde und in gesebliher Form eine Aufforderung zu einem solchen Schritte erhalten hatten. i

Bern hat bis jeßt noch nicht die Einberufung einer außerordent- lihen Tagsaßung verlangt.

Basel, 25. Mai. Ein Beiblatt zum Schweizer Beoba ch- ter vom gestrigen Tage meldet, daß der waadtländische Abgeordnete, Herr Staatsrath Ruchet, endlih vom Kommandanten Jost die Er- laubniß erhalten habe, Trient zu passiren, worauf er mit dem Obersten Bontems nah dem Wallis abgereist sei.

Die Regierung von Wallis protestirt in einem neueren Schreiben an die Regierung von Waadt aufs feierlihste gegen jede Junterven- tion; es ist daher sehr zu bezweifeln, daß die waadtländer Bataillone ins Wallis einrücken werden,

S Pau en Paris, 24. Mai, Telegraphische Depesche aus Spanien, | B ayonne, 23. Mai. Die beiden Königinnen und die Junfan- tin sind am 20, Mai Morgens von Madrid nah Barcelona abge- reist. Der General Narvaez begleitet sie.

XX Paris, 25, Mai. Barcelona ist voll von der Erwar= tung der Ankunft der Königlichen Familie, welhe wahrscheinlich gestern in der catalonischen Hauptstadt eingetroffen sein wird. Der General - Capitain, Baron de Meer, hat seinen Palast geräumt, um ihn zum Empfang der Königinnen in Stand seben zu lassen, die Konsuln von England und Frankreich lassen prachtvolle Wohnungen für die Gesandten ihrer Nationen herrihten, und das Ayuntamiento hat auf Veranlassung der Regierung Anstalten getroffen, eins der öffentlihen Gebäude zur Aufnahme der übrigen diplomatischen Be-= gleitung des Hofes einzurichten. Alle diese Zurüstungen haben augen- blicklih wieder einiges gewerblihes Leben in die catalonische Haupt- stadt gebracht, in welher die regelmäßige Judustrie noch immer in der drohendsten Stockung begriffen ist, Die Zahl der des Dienstes entlassenen Fabrik - Arbeiter beläuft sich auf viele Tausende, und es begreift sich leiht, daß das Vorhandensein einer solhen Masse brod=- loser Menschen den Wünschen und Entwürfen der unruhigen Köpfe, an denen es in Barcelona noh immer uicht mangelt, einen gefährlihen Vor= \{chub leistet. Der General=Capitain hat si, im Juteresse der öffentlichen Ruhe, veranlaßt gesehen, mehr als hundert Personen eigenmächtig aus Barcelona zu entfernen, indem er ihnen Pässe nah verschiedenen Punkten Spaniens und selbst nah dem Auslande zustellen ließ, mit dem peremtorishen Befehle, sich binnen 24 oder 48 Stunden auf den Weg zu machen. Es ist natürlih, daß durch solhe Gewalt= streiche, welche das Leben ganzer Familien zerrütten müssen, die Be-

völkerung nicht gerade freundliher gegen die Regierung und ihre | | In mehreren anderen Städten des | Fürstenthums, namentlih in Reus und Tarragona, sind ähnlihe Maß-= |

Gewaltträger gestimmt wird.

regeln getroffen worden, Wirksamer zur Beschwichtigung der Unzu- friedenheit und zur Erleichterung der öffentlihen Noth is es ohne Zweifel, daß die Ueberwachung der Küsten verschärft is, und daß der Schmuggelhandel theilweise mit Glück bekämpst wird. Leider tritt an die Stelle desselben das erneute Unwesen karlistisher Banden, welhe im Jnnern der Provinz Schrecken und Jammer verbreiten, und von denen man Handlungen der Barbarei erzählt, die selbst in Spanien unerhört sind. Pt N.

O Paris, 25. Mai. Mit dem lebten orientalischen Dampf- boot erhalten wir aus Beirut vom 3. Mai die Nachricht, daß ganz Syrien im Aufstand begriffen is, Außer den Streitigkeiten zwischen den Drusen und den Maroniten hat die Pforte durch ihre gewalt= same Soldaten - Presse den Haß der osmanischen Bevölkerung von Syrien auf sich gezogen. Ende des verflossenen Monats langte der Seriasker Namik Pascha aus Konstantinopel in Beirut an, um guf die nämliche Art, wie Risa Pascha es unlängst in Stambul gemacht hatte, die jungen Leute in den Moscheen festzunehmen und sie dann in die Armee einzureißen: Essad Pasha, Gouverneur von Beirut, stellte dem Seriasker vor, daß, wenn man damit in Beirut beginnen wollte, die jungen Leute in den inneren Provinzen Syriens Zeit gewinnen würden, sich durch die Flucht ins Gebirge zu retten, wo man ste niht mehr

“Allgemeiner Anzei

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Bekanntmachungen. ae) [576 b] A 5 4 l de

Alle und Jede, welche an das Gut Varnkevit und an die Kossatenstelle zu Varnlütkeviyß, beide auf der Halbinsel Wittow belegen, Ansprüche und Forderungen haben, werden auf“ den Antrag des Kommerzienraths F. A. Spalding zu Stralsund, “als Käufer dieser Grundstücke, zu deren Anmeldung und Beglaubigung in einem der folgenden Termine:

am 11, und 28, Juni oder 19, Juli d. J., Morgens 410 Uhr, vor dem Königl, Hofgericht, bei Strafe der am 8, August c. zu erkennenden Präklusion, hiermit aufgefordert. Die vollständigen Ladungen sind den Stralsundischen Zeitungen inserirt, auf welche hier des Weiteren wegen Bezug genommen wird.

Datum Greifswald, den 14, Mai 1844, Königl, preuß, Hofgericht von Pommern und Rügen,

(L, S, v. Möller, Praeses.

worden,

den soll.

jeft auszuführen, Aber in Aleppo war unterdessen ein gefährlicher Streit zwischen den Einwohnern der Stadt und den Parteigängern

| der Janitscharen ausgebrochen, welcher in einen blutigen Bürgerkrieg

auszuarten droht, Bei der Nachricht, daß Namik Pascha nach-Aleppo fommen wolle, um die Ruhe herzustellen, haben die Einwohner be- schlossen, die Stadtthore zu verrammeln und um keinen Preis die Truppen des Seriaskers hereinzulassen.

Jn Tripolis hat wenige Tage vor der Abfahrt des leßten Dampf=- bootes ein blutiges Gefeht zwischen den dortigen Einwohnern und den türkishena Mauth- Soldaten stattgefunden. Die Veranlassung dazu wurden die Erpressungen, deren sich die Mauth-Soldaten gegen die Einwohner schuldig machen, und wobei sie von dem Gouverneur von Aleppo unterstüßt werden. Die Einwohner, darüber erbittert, griffen die Wohnung des Gouverneurs an und begannen eine ordent= lihe Belagerung gegen dieselbe. Der Gouverneur, seines Lebens

| niht mehr sicher, rettete sich in das Gebäude des britischen Konsu-

, A , H 3 3. Mai verborgen lebte. Am vorigen Dienstag is, dem Republi- | lats, wo er noch am 3. Mai verborgen lebte

Anstatt Truppen in Syrien auszuheben, wird der Divan sih genöthigt sehen, Truppen= 3erstärkungen dahin abzusenden, um die Ruhe herzustellen, was jedoch nicht so bald zu hoffen ist.

Die Lage der syrishen Christen wird täglich bedenkliher. Es if nur zu sehr erwiesen, daß Essad Pascha selbst die Drusen gegen die

| Maroniten reizte. Der Divan hatte auf Vorstellung der europäischen

Dies wird dem Neumann statt der Publication mit dem Bemerken bekannt gemacht, daß nah Ablauf der ihm zustehenden vierwöchentlihen Restitutionsfrist die Strafe, sobald man jeiner habhaft wird, vollstreckt wer-

Berlin, den 23, Mai 1844. Königliches Kriminalgericht hiesiger Residenz.

Mächte den Maroniten das Recht zuerkannt, einen Schaden - Ersaß von 13/000 Beuteln für die von ihnen erlittenen Unbilden zu fordern.

Sultan die Unmöglichkeit vorstellen lassen, jene Summe den Maro niten auszuzahlen,

| Beutel zu zahlen, Seitdem Essad Pasha zum Gouverneur von Beirut ernannt |

N

worden is, sind alle Aemter käuflich geworden.

belassen zu werden. von St. Jean d’Acre um den Preis von 300,000 Piastern. Die Gerechtigkeit selbst is fäuflih; wer dem Richter die größte Summe anbietet, hat Recht.

Im Libanon herrscht die größte Willkür der türkischen Truppen, die seit einem Jahre dort in Garnison liegen. Sie verüben solche Grausamkeiten, daß in weniger als einem Jahre 54 Maroniten aus Verzweiflung zum Jslamismus übertraten, um so dem Hasse der Tür fen zu entgehen.

Eifenvahynen:

Berlín, 30, Mai, Jn der Mai-Versammlung des Vereins für Eisenbahnkunde trug Herr von Mülmann über den neuesten Verwaltungs- Bericht der Direction der Berlin-Frankfurter Eisenbahn-Gesellschaft vor. Alsdann sprach Herr Banquier Oppert über die großartigen Bauwerke der Lombardisch = Venetiagnischen Eisenbahn, namentlich über die Lagu= nenbrüden, über die sehr günstigen Bedingungen, welche diesem Unternehmen vom Staate gestellt sind, über die Frequenz = Aussichten und Neigungs=Verhältnisse dieser Bahn und über den neuesten Stand der Arbeiten zu ihrer Vollendung. Herr von Malinowski las eine vergleichende Uebersicht der Geschwindigkeit einer Lokomotive mit an= deren bewegten Körpern und einige Bemerkungen zu dem Aufsatze des Herrn Dr. A. Poppe über die Eisenbahn-Kurven.

IKürttemberg. Die Augsb. Allg. Ztg. bringt folgende Nachrichtüber den württembergischen Eisenbahnbau: „Nach Mitthei= lungen einiger unserer stuttgarter Korrespondenten hätte eine Kapitalisteu- Gesellshaft, an deren Spibe ein berliner Bankhaus, Vorschläge zur Uebernehmung des ganzen Eifenbahnbaues eingereiht, wobei das ete Rückkaufsrecht der Regierung gewahrt bliebe. Darüber werde nut von einer besonders niedergeseßten Kommission berathen. Jm Fall irgend darauf eingegangen würde, wäre eine außerordeutlihe Beru- fung der Stände zu erwarten.“ |

Mainz, 24. Mai. Dieser Tage geht eine Deputation von hier nah Darnmistadt, um dort die Einleitungen zu treffen, die Ge= nehmigung der Staatsregierung für den Bau einer Eisenbahn von hier über Oppenheim und Worms nah Ludwigshafen zu erhalten. Die Deputation wird der höchsten Behörde die Wichtigkeit des Unternehmens und die Dringlichkeit desselben, falls Mainz nicht feinen ganzen Handel verlieren soll , aus einander seben,

Zandels - und Börsen -Uachrichten.

Berlin, 30, Mai, Das Geschäft war heute wegen der bedeutenden Regulirungen zur Liquidation schr geringfügigz die meisten Actien inveß behaupten sich fest im Course,

i Paris, 25, Maí. Die französischen Renten gingen an der heutigen | Börse entschieden herunter, Es hieß, daß sehr ansehnlihe Verkäufe statt- |

gefunden, um die Geschäfte des Hauses Caccia zu liquidiren. Auch sprach man von der Kranlheit des Herrn J. Laffitte, welche seit einigen Tagen

cinen besorglichen Charakter angenommen hätte, Die spanischen Fonds sind forlwährend gedrüdt,

Auswärtige Börsen.

Frankfurt a. M. , 27. Mai. 5% Met. 1/3 E Bank - Aciieu p. ult. 2009. Bayr. Bank-Actien —. Hope 90 Bre. Süegl. 89% Br. lat. 60 Îe Pola, 300 Fl. 945. do. 500 Fl. 99%. do. 200 FIL. —.

Ham burg, 28. Mai. Bank-Actien 1675. Evugl. Russ. 113%

Londo n, 24. Mai. Cons. 3% 99%. Belg. 1037. Neue Aul. 245. Pas- sìive 5%, Ausg. Sch. 135. 25% IToll. 61, 5% do. 1005. Neue Port. 465. Enugl. Russ. L173. Bras. 80%. Chili 102. Colamb. —. Mex. 357. Peru 275.

W ien, 27. Mai. Nordb. 1443. Gloggn. 1165 Mail, 117. Livorn. 126%.

[565 b]

Sie erbieten sich höchstens, in 12 Jahren 3000 | us | E 4 JDOYre E | London . Î LSe 3 Mét. 23% e

I Pas E 300 Fr. | 2 Me | 79%

Der Gouverneur von | Ghasa mußte dem Pascha 300,000 Piaster zahlen, um in seinem Amte | Mahmud Abd el Kabi erhielt das Muhassetik |

Abänderung des Fahrplans.

Mit dem 1. Juni e. werden die Fahrten auf unserer Eisenbahn von

BerlineisHan- l, nover

“Um diese 487; Meilen

lange Strecke, o wie die

_ Neise zwishen Berlin

und Dresden mittelst des 1, Personen - Zuges in

[E einer Tagesfahrt zurücklegen zu können,

I-L Me Den 30. Mai 1844.

Fo nds. s Pr. Cour.

B e

Pr. Cour.

Actien. |5 S | Brief. | Geld. | Gew.

Brief. | Geld.

Brl. Pots. Eiseob.| S | 170% | 1697 do. do. Prior. Obl.' . 103% Mgd. Lpz. Eisenb.' 195 _—

¿d. Lpz D 103%

do. do, Prior. Obl. —- Berl. Aub. Eiseub. 1663 | 1653 1047

doe. do. Prior. Obl.!| Düss.Elb. Eisenb,/| 98 do. do. Prior. Obl. /| Rbein. Eiseub. do. do. Prior. Obl, do. v.Staat garant. 35 Berl. Fraukf. Bisb.| 5 do. do. Prior. ObI.| 4 Ob.-Scbles. Eisb.| 4 | do.Lt.B. v. eingez.|— |B.-St.E.Lt. A u.B'— 3! Magd.-Halbst. E. | 4 Brl. Schw. Frb.E.'4| do. do. Prior. Obl. 4

| St. Schuld-Sch. 3; 101 | 1005 Pr. Engl. 0b1.30.4| | Präm Sch.d.Seeb.|—| 887 | 88 Kur- u. Neumärk, | |

Sehuldverschr. 34 1005 | Berl. Stadt-Obl. |35| 1003 | Dauz. do. iu Th. 48 |

Westpr. Pfandbr. 1007 | 99?

Raa | Ae [a a4

Grossh. Pos. do. 4 | 1033

do. do. |35| 997 | Ostpr. Pfandbr. 1027 | 1013 Pom. do. 35| 100% | 16007 Kur- u. Neum, do. 35 1067 1007 Schles1scbe do. |: 99%

Gold al marco.

141-821 14Sf1 21 11

Friedrichsd'’or. S K Aud.Gldm. à 5 Th. z

Discouto.

Thir. zu 30 Sgr. Brief. | Geld.

Bmmodarda e oooooo od 4e o 0A 250 FI. | 1414 1403 do. 250 Fl. | 1402 amb ae i G 300 Mk. (ur | 15905 Me do. 300 Mk. | 2 Mkt. | 149% 1497

W echset-Coura

0M Ta | 104: 150 F. 2 Mt. | i 102 O I E 5 99%

Wien in 20 Xe. Augsburg Breslau

100 Thlr. } eta | 99: 99: 100 FI. Mt. 56 456 20 100 SRbI.| 3 Woeb. 107%

Leipzig in Couraut im 14 Thl. Fuss..

Frankiuet U M, D. o os oute)

Petersburg

Meteorologische Beobachtungen. Abends | 10 Ube.

Nach eiumaliger Beobachtung.

1844, Morgeus | Nachmittags 29, Mai. | 6 Ubr. 2 Ubr.

Luftdruck ..….. 1335,03 Par.|335,42 Par. 33417" Par. | Quellwärme O7 R. Luftwärme .. .|+ 10,1° R:\+ 15,9? R, + 12,1° R.| Flusswärme 13,9° R. Tbaupunkt .. |T 212 R.\+ 41 R. -+- 44 R. | Bodeuwärute 14,0 R. 54 pt. 39 pCt. | 53 pCt. Ausdünstung 0,014 Rb. Î |

Dunustsättiguug | bezogen. | bedeckt. beiter. Niederschblag 0. f

Wind O. 0. O. Würmewechsel +16,2°

Wolkeuzug. - - —— u O. __ l, M Tagesmittel: 335,07 Par... 4-12,7°R... +3,7° R... 49 pcu O. [a 1 ï / 1 P

Äönigliche Schauspiele.

Freitag, 31. Mai. Belmonte und Constanze, Singspiel in 3 Abth, frei bearbeitet nah Brehner. Musik von Mozart. (Herr Pellegrini wird in der Rolle des Osmin zum vorleßtenmale auftreten.) Hier= auf: Zwei Genre-Bilder, in englischer und deutscher Sprache, von L, Schneider. Ausgeführt in Dialog, Gesang und Tanz von Dlle. Grünbaum, Dlle. Polin und Herrn Schneider. 1) Ein schottischer Clans-Häuptling und sein Sohn. 1715. 2) Hans und Grete.

Im Konzertsaale: 1) Quand Pamour s’en va, vaudeville en l acte. 2) La seconde représentation de: Les mémoires de deux jeunes mariées, vaudeville nouveau en 1 acte, par MNM. Dennery el Clairville. 3) La reprise de: Le muet de Saint- Malo, ou: Les grandes émotions, folie-vaudeville en 1 acte.

Sonnabend, 1. Juni. Zum erstenmale: Dornen und Lorbeer, oder: Das ungekanute Meisterwerk, Drama ín 2 Aufzügen nah C. Lafont, von W. Friedcih. (Herr Hendrichs : Rolla.) Hierauf: Der Verräther. (Dlle. Nicolas: Klärchen.) Und: Zwei Genre-Bilder.

Sonntag}, 2, Juni. Tell. (Herr Pellegrini wird in der, Partie des Tell zum leßtenmale auftreten.)

Auf dem Königl. Schloß-Theater zu Charlottenburg : Richard's Wanderleben, Hierauf: Die Erholungsreise. 7

Billets für die Vorstellungen des Königl, Schauspiels zu Char= lottenburg find bis zum Tage der Vorstellung, Mittags 4 Uhr, im Billet-Verkaufs-Büreau des Schauspielhauses zu Berlin und Abends im Schloß = Theater zu Charlottenburg an der Kasse zu folgenden Preisen zu haben: | i

Ein Billet zur Fremden-Loge 1 Rthlr. Ein Billet im ersten Range Logen 20 Sgr. Ein Billet in einer Parquet - Loge 20 Sgr. Ein Parquet - Billet 20 Sgr. Ein Billet zum Orchester 20 Sgr. Ein Billet im zweiten Range Logen 15 Sgr, Ein Billet im dritten Range Logen 10 Sgr. Ein Billet in der mittleren Abtheilung des dritten Ranges 10 Sgr, Ein Parterre-Billet 15 Sgr. Ein Billet zur Gallerie 5 Sgr.

Königsstädtisches Theater.

Freitag, 31, Mai, (Leßte Jtalienishe Opern - Vorstellung üt

dieser Saison.) Cantatrici Villane. Opera buffa in 2 Atti, Musiíca del Maestro Fioravanti.

Sonnabend, 1. Juni. Eine Reise nach Spanien.

Vorher :

| Zum erstenmale wiederholt : Die ländlihe Ruhe, Lustspiel in 1 Akt,

von O. J. Kart.

Sonntag, 2. Juni, Das liederliche Kleeblatt

Der böse Geist Lumpacivagabundus, oder :

——MAREIE R D V

Verantwortlicher Redacteur Dr. J. W, Zinkeisen.

Gebrudckt in der Deckerschen Geheimen Ober - Hofbuchdruerei.

ger.

Krimínalgeríi i B efkc L [ d . i v s kriminalgerichtlihe Bekanntmachung Berlin - Anhaltische Eisenbahn.

Der durch die Ediftal - Citation vom 9. April 1840 vorgeladene, von hier entwihene Weinhändler Carl Au- gust Neumann ist in dem 29, Juli 1840 angestande- nen Termine nicht erschienen und deshalb in contuma- clam wegen betrüglichen Bankerutts zu dem Verlust des Rechts, die preußische National-Kokarde zu tragen, und zu sehsjähriger Strafa1beit außerordentlich verurtheilt

wird vom 1. Juni c, ab folgender Fahrplan

ausgeführt :

Personenzüge. Zwischenzug,

Abfahrt L, 11° ONRISenINg

von Berlin 7% U, Mg. 12 U, Mitt, 435; U. Nchm,

» Cöthen 87 » » 15 S M 6K » Abds, Fahrtdauer der Personenzüge 4% Stunden.

i Die T A übernachten in Witten- ‘erg, von wo sie Morgens 55 Uhr nah Berlin und 54Uhr nah Cöthen abgehen, N i

Mit demselben werden Personen nurin 11. u. 111. Wg- genklasse befördert und Frachtgüter nah allen unse- ren Stationen.

Der Haupt -Güterzug (ohne Personen - Beförderun zwischen Berlin, Male tars, Halle an Lei zig geht täglih (außer Montags) um 95 Uhr Vorm. von Berlin und um 8% Vorm, von Cöthen ab.

ausgedehnt,