1844 / 153 p. 2 (Allgemeine Preußische Zeitung) scan diff

«niain ibr zu verehren die Gnade gehabt; hier vom Magistrate und den E arijen E A geruhten Se. Majestät auszusteigen , die Séhüpengilde im Parademarsch bei sh vorbei defiliren zu lassen , und sich dann zu Fuß nah dem ständischen Landhause zu begeben, wo Allerhöchst- dieselben von dem Herrn Ober-Präsidenten von Meding, den Ständen des Markgrafthums Níederlausiß, den Civil-Behörden, der Geist- lihkeit und anderen hier lebenden distinguirten Personen empfan- gen würden und Sich dieselben vorstellen ließen. Se. Majestät hatten befohlen, sämmtliche hier anwesenden Stände, aus den Standesher- ren und der Ritterschaft, den Deputirten der Städte und denen der Land- gemeinden, wie auch die städtische Behörde und viele der Allerhöchstdenselben vorgestellten Personen, zur Tafel einzuladen, Nach Aufhebung derselben be- gaben Se. Maiestät Sich in den ständischen Sizungssaal und widmeten Jhre Ausmerksamkeit den Bildnissen der verschiedenen ehemaligen Landes- derren des Markgrafthums Niederlausis, mit welchem dieser Saal geschmüdckt is, und unter denen sih nun auch das von Sr. Majestät den Ständen verehrte cigene Bildniß befindet, Das alte S eibereitte Schloß zu Lübben war, wegen besorgliher Baufälligkeit, in diesem Jahre theilweise abgetragen worden, und es haiten die Stände der Niederlausiß an Se. Majestät die allerunterthänigste Bitte gerichtet, dieses Schloß wiederherstellen lassen zu wollen, Diese Bitte wurde hicr mündlich wiederholt und Se. Majestät geruhten auch sofort dieses Schloß in Augenschein zu nehmen, auch Sich den Saal zeigen zu lassen, in welchem mehrere der Landesherrn der Nie- derlausiß die Huldigung der hiesigen Stände empfangen hatten, und zu- gleih anzuordnen, daß der diesfallsige Antrag der Stände Jhnen alsbald vorgelegt werden solle. K : /

Gegen 6 Uhr Nachmittags verließ der König die Stadt Lübben und begab Sich nach Lübbenau, um auf dem Schlosse des Grafen zu Lynar zu übernachten und demnächst mittelst ciner Wasserfahrt den Spreewald zu ehen. ° Der Segen einer solchen Reise is groß: Der König hat sein in Liebe begeistertes Volk, das Volk seinen huldreichen, so hochbegabten Landesherren gesehen und alle Herzen sind nur von dem heißen Wunsche erfüllt : „„Golt erhalte uns den König, und möge er uns bald wieder mit sciner Gegen- wart beglücken ! ‘“

Kottbus, 31, Mai, Die herzlihste Freude verbreitete sich über un- sere Stadt, als vor einigen Tagen die Nachricht eintraf, daß Se. Majestät der König guf Allerhöchstihrer Bereisung der Lausizen die hiesige Stadt besuchen und Jhr Nachtquartier hier nehmen würden, Seit den Zeiten Friedrichs 11. hatte die Stadt nie das Glück gehabt, ihren Herrscher in ihren Mauern zu schen, und die freudige Bewcgung wuchs daher, je mehr der Tag herannahte, wo diese seit Jahren gehegte Hoffnung in Erfüllung gehen sollte.

Der Monarch war gestern von Lübbenau abgereist, hatte den Spree- wald besehen und kam Nachmittags um 54 Uhr am äußeren Stadtbezirk an, wo ihn an einer mit dem Namenszuge Sr, Majestät gezierten Ehren- vforte die Stadtbehörden ehrfurhtsvoll empfingen. Da Allerhöchstdieselben die UNcberreste der Festung Beeß zu sehen beabsichtigten, so seßten Dieselben nah furzem Verweilen in der Stadt Jhre Reise dahin foït, fehr- ten aber von dort gegen 9 Uhr zurück, Die Bürgerschaft mit ihrem Schützen - Corps hatte zwar auf beiden Seiten der Straße, welhe Se. Majestät passirten, Spaliere gebildet, der Zudrang war jedo \o groß, daß der Königl. Wagen kaum durch die freudig bewegte Menge durhkommen fonnte, und Allerhöchstdieselben wiederholentlich besah- len, mit aller Vorsicht zu fahren, damit Niemand beschädigt werde. Ehren- bogen, Blumenkränze und Laubgewinde zierten die Straßen überall, und unzählige Freudenflaggen weheten auf Thürmen und an Häusern. Die ganze Stadt war erleuchtet, Besonders zeichneten sich zwei Obelisken an der evangelisch - reformirten Kirche, dem Hause des Hofrath Wilke, welches für

Se. Majestät eingerichtet worden war, gegenüber, und ein erleuchtetes Kreuz an der Kirche selbs, aus. Allerhöchstdieselben geruhten, eine von dem bür- gerlihen Süßen - Corps Jhnen angebotene Ehrenwache anzunehmen , und begaben si hierauf in die für Sie eingerichteten Zimmer, woselbst die Rit- terschaft des Kreises, die Geistlichkeit und Behörden vorgestellt wurden, Die ürgerschaft uverreich!e dabei dur drei ihrer ältesten Mitglieder ein Em- pfangsgedicht, welches Se. Majestät schr gnädig annahmen, und außer der Ritterschaft uud den Vorstehern der Behörden und der Geistlichkeit , auch diese, übrigens noch rüstigen Greise, zur Abendtafel befahlen. Nach Auf- bebung der leßteren wurde von dem Gesang-Verein der Volksgesang: „Heil Diír im Siegerkranz““ vorgetragen, und Sr, Majestät ein donnerndes Hurrah ebracht. y Heute Morgen um 7 Uhr hat der Monarh seine Neise nah Sprem- berg fortgeseßt,

Provinz Schlesien. Zu Breslau ward in den lebten Tagen des Mai die siebente Ausstellung von Erzeugnissen des vater- ländischen Kunstfleißes, veranstaltet von dem dortigen Gewerb=Verein, eröffnet; das Verzeichniß weist 372 Gegenstände auf. Die Bres- lauer Zeitung rügt, daß die Ausstellung weder in Breslau noch in der Provinz die verdiente Theilnahme gefunden habez kaum einige Provinzialstädte hätten sih beeilt, der so oft erlassenen Aufforderung nachzukommen und Proben ihrer Judustrie einzusenden, Nach Be- richten vom 30. Mai wächst die Oder noch immer anz aus Brieg wird gemeldet, die Ländereien am reten Ufer ständen unter Wasser und die reiche Heu-Aerndte auf den Oderwiesen sei überall verloren. Ju Hamburg sind, wie die Kölner Zeitung nach einem hamburger Privatschreiben vom 24. Mai meldet, sür die s{hlesishen Spinner und Weber im Ganzen 13,510 Mark (5404 Rthlr.) gesam- melt uud nah Breslau übermaht worden.

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Provinz Sachsen. Bei der am 29, Mai zu Magdeburg gehaltenen General-Versammlung des dortigen Kunst-Vereins wurde die dermalige Lage desselben dargelegt, die insofern sehr erfreulih zu neunen, als die Zahl der Actien auf 813 gestiegen, hierdurch und durch den reihlihen Ertrag der diesjährigen Kunst-Ausstellung eine Summe von etwa 3200 Rthlrn, zum Ankauf von Gemälden verwendbar ge= worden, und auch an Privatpersonen wiederum die ansehnlihe Zahl von 30 Gemälden für eine Summe von etwa 3500 Rthlr. verkauft ist. Laut einer im Amtsblatt der Königl, Regierung zu Mer= \seburg enthaltenen Uebersicht der Bevölkerung des merseburger Re- gierungs-Bezirks nah dem Ergebniß der statistishen Tabelle von 1843, hat si die Zahl der Bewohner in den beiden leßten Jahren um 14,488 vermehrt und beträgt im Ganzen 692,444. Der Flächen- Juhalt des Regierungs-Bezirks beträgt ungefähr 187 Quadrat-Mei- len, mithin kommen im Durchschnitt 3703 Einwohner auf die Qua- drat-Meile.

Provinz Westphalen. Laut einer Bekanntmachung des Hülfs-Ausschusses für die Abgebrannten zu Medebach vom 27. Mai sind daselbst 137 Häuser in den Flammen aufgegangen, und 643 Ein= wohner, darunter 268 unter sehszehn Jahren, haben, mit wenigen Ausnahmen, Alles verloren.

Rhein-Provinz. Das Amtsblatt der Königl, Regie rung zu Koblenz bringt folgende Allerhöchste Kabinets-Ordre vom 9, April zur öffentlihen Kenntniß: „Da es in dem Bereiche der Stadt Weßlar an Vorschriften über das bei Expropriationen zum gemei= nen Besten zu beobachtende Verfahren mangelt, die im Werke begrif= fene Schiffbarmachung des Lahnstroms aber eine nähere An- ordnung hierüber erfordert, so bestimme Jch nah vorgenommenem Gutachten der Kreisstände des Kreises Weblar und auf den Bericht des Staats-Ministeriums vom 21sten v. M., daß bis zum Erlaß eines allgemeinen Gesehes über jenen Gegenstand das Herzoglich nassauische Edikt vom 25, 26. August 1812 au in der Stadt Weßlar und deren Feldmark zur Anwendung gebracht werden A Der Bade - Verwaltungs - Ausshuß zu Kreuznah macht die Er öffnung des dortigen Kurhauses und der Bäder bekannt und versichert dabei ausdrücklih, daß weder die Elisabethquelle in ihrem chemischen Gehalte, noch die Bade - Einrichtungen dur die Ueber s{wemmung die mindeste Veränderung erlitten haben, Aus Köln wird gemeldet, die großartigen musikalishen Productionen des dies= jährigen niederrheinischen Musikfestes hätten den gehegten Erwartun- gen vollkommen entsprochen; do hätte der Besuch der Haupt -Kon- zerte an den beiden Pfingsttagen weit zahlreicher sein können, auch die Zahl der belgischen Gäste sei minder ansehnlich gewesen, als man bei der jeßt so erleihterten Reisegelegenheit erwartet.

Ausland.

Deutsche Bundesstaaten.

Königreich Württemberg. Die Mitglieder der Bundes= Militair-Kommission, welche einige Tage zu Ulm verweilten, sind am 26. Mai wieder abgereist, nahdem sie ihre volle Zufriedenheit mit den seither auf dem linken Donagu=-Ufer ausgeführten Arbeiten. zu erkennen gegeben haben. Eben so wurden von ihnen auf demselben Ufer die Siellen besichtigt und gutgeheißen, wo in kurzer Zeit die, außerhalb der Haupt - Umwallung anzulegenden abgesonderten Werke in Angriff genommen werden sollen. Der demnächst zusammenzu-= berufenden General-Versammlung der Actionaire der ulmer Dampf-= schifffahrts-Gesellshaft wird ein Erlaß der Regierung vorgelegt wer- den, in welchem statt der vom Staate früher verheißenen Betheiligung von 40,000 Gulden eine größere Summe zugesagt werden soll, um in Verbindung mit der von der Stadt Ulm zu bewilligenden Summe vor der Hand einen Remarqueur nebst dazu gehörigen Schleppschiffen anfertigen und die Fahrt von Ulm bis Regensburg endlich beginnen zu lassen,

Großherzogthum Hessen. Der zwischen den Medizinal- Beamten Graff und Stegmayer und dem Hosfgerichts-Rathe Georgi obwaltende Streit über ihre gegenseitigen Amts = Handlungen dauert ohne ein disziplinarishes oder richterlihes Einschreiten noch immer in den Zeitungen fort. Nachdem die Medizinal = Beamten die, im Ju- teresse ehemals wegen politischer Vergehen Augeschuldigter gegen deu Justiz-Beamten, der bei deren Prozeß als Untersuchungs-Richter mit gewirkt hatte, neuerdings erhobenen Beschwerden durch allerlei An- gaben und Gutachten unterstüßt hatten, bezeihnete bekanntlih der Justiz - Beamte ihre Aeußerungen als nicht zuverlässig, da amtliche Berichte von ihnen bereits gerihtlich für falsch erklärt seien. Die beiden Aerzte stellten dagegen das Privatleben des Rechtsgelehrten als unregelmäßig dar und forderten (wie wir bereits gemeldet) öffent- lih zu Aussagen auf, wie ost derselbe von seinen Studentenjahren

her berausht gesehen worden sei, Der Justiz-Beamte erklärt jeßt in der Frankfurter Ober-Post-Amts=Zeitung, die Beantwor- tung dieser Angriffe auf sein Privatleben so lange ausseßen zu wollen, bis die Medizinal-Beamten die von ihm auf genau bezeichnete Akten- stücke und gerichtliche Entscheidungen gegen sie erhobene Anschuldigung erledigt hätten: durch falshe Angaben in amtlichen Berichten das Hofgericht und das Ministerium des Jnnern und der Justiz wissent=- lih und vorsäßlih wiederholt getäuscht zu haben.

S Herzogthum Anhalt-Cöthen, Zu Cöthen fand am 29, Mai die Pfingst- Versammlung protestantischer Freunde statt. Aus 5— 609) Perjsouen bestehend, war sie, wie immer, aus allen Ständen und aus Eingesessenen der verschiedensten Gegenden Deutsch- lands, von Hamburg bis zum Thüringer Walde, von Westphalen bis zur Oder zusammengeseßt. Nachdem die theologischen Vorträge be- endet waren, kamen der Zschokke-Verein in Magdeburg (zur Verbrei- tung guter Bücher unter das Volk), die Gustav - Adolph =Stistung, Jünglingsshulen und Männer-Versammlungen zur Sprache. Für die nächste Versammlung (am 24, September) ward die Mäßigkeits=An- gelegenheit zur Diskussion vorgelegt. Oesterreichische Monarchie.

Grágs, 26. Mai. (D. A. Z.) Unsere Stadt erfährt mit Be- dauern, daß die Herzogin von Berry uns zu verlassen und ihren blei- benden Aufenthalt in Venedig zu nehmen gesonnen is, Nicht unbe- trächtlihe Summen wurden durch sie und die befreundeten Gäste hier in Umlauf geseßt und ihre geselligen Zirkel als ein Mittelpunkt vor= nehmer und gebildeter Gesellschaft angesehen. Keinen anderen Grund dieses Umzuges weiß mau anzugeben, als vielleicht ökonomische Rüc- sichten, da die Herzogin in Venedig sparsamer leben zu können meint. Ob ihre nahegelegene shvöne Besißung verkauft werden wird, ist noch nicht bestimmt,

E R E M:

Deputirten-Kammer, Sißung vom 27. Mai. Nah-= dem Herr Carne seine Ausstellungen in Bezug auf die auswärtige Politik des Ministeriums vorgetragen hatte, hinsichtlih deren er erst befriedigende Erklärungen von Seiten des lehteren verlangte, ehe er für die Supplementar- Kredite stimmen könne, verlas Herr David cine Rede, welche aber die Berichterstatter wegen des Geräusches in der Versammlung nicht verstehen konnten; man glaubte zu hören, daß der Redner von den Interessen Griechenlands und- von der Nothwen- digkeit \sprehe, daß Frankrei dieses Laud unter den dem Orient drohenden Umwälzungen unterstüßen müsse. Jhm folgte Herrr Ber- rver auf der Rednerbühne mit einem langen Vortrage, der sich hauptsächlich auf die otaheitischen Angelegenheiten bezog und die alten Beschwerden wiederholte. Auch in Neu=Seeland und China fand er die Interessen Frankreichs eben so vernachlässigt. Seine Rede bietet indeß bis jeßt durchaus nichts Neues dar. Der Schluß derselben wurde auf morgen vertagt, worauf der Minister der auswärtigen Angele= genheiten sie beantworten will. Allem Anscheine nah, wird auch diese Frage, von der die Opposition vorher viel Aufhebens gemacht, ohne Schwierigkeiten für das Ministerium vorübergehen und das ge- forderte Supplementar - Budget von der Kammer sehr bald bewilligt werden.

Paris, 28. Mai, Se, Majestät der König von Preußen ha- ben, wie das Journal des Débats meldet, dem Komponisten Héktor Berlioz für das Allerhöchstdemselben dedizirte Werk über die Kunst der Jnstrumentirung eine kostbare goldene Dose nebst der gro- ßen goldenen Medaille für Wissenschaft und Kunst übersandt und zu- gleich in einem huldreihen Schreiben dem Künstler Ihr lebhaftes Ju- teresse an der Musik, so wie das Vergnügen, womit Sie sein Werk empfangen, zu erkennen gegeben,

Das Gerücht von einer Verweisung des Prinzen von Joinville nah Compiègne zeigt sich als ungegründet, der Prinz wurde am Freitag im Theater und vorgestern in der Jndustrie - Ausstellung ge- schen. Die ultraradikale Presse ist nun auch {hon mit der Jnsinua- tion bei der Hand, daß die Broschüre des Prinzen im Einverständniß mit der Regierung des Königs geschrieben und publizirt worden, einer seits um den Verfasser derselben bei der Opposition populair zu machen, und andererseits, um noch einen politischen Zweck damit zu erreichen, näm- lich den, jeden Gedanken an einen Krieg mit England, was auch von Seiten dieser Macht zur Kränkung und Beeinträchtigung Frankreichs gesche- hen möchte, für immer zurückweisen zu können, indem man nun blos auf das Urtheil des Prinzen von Joinville sih zu berufen brauche, der ja laut und offen eingestanden, daß die französische Seemacht in ihrer jeßigen Gestalt nie und nirgends der englischen würde die Stirn bieten kön- nen. Dies sind die Betrachtungen, welhe der National jeßt über die Joinvilleshe Schrift anstellt, in welcher dieses Blatt überdies irrige Ansichten und falsche Begriffe findet. Nur darin stimmt es dem Urtheil des Prinzen bei, daß die Organisation der Marine durchaus vernach- lässigt worden sei, und dies giebt ihm neuen Aulaß, der Ver-

reines Herz zu sehr vorwalten ließ, um die Sinnulichkeit und Lüsternheit des Textes erreichen zu können+ er hat die Situationen erhoben und verschönt, und er gestaltete, ohne vielleicht daran zu denken, in höherem Jnstikt das rohe Verlangen und die Thorheiten der Wirklichkeit zu einem lustdurchgaukelten Sommernachtstrau m, worin sein Genius als dirigirender Ariel zwischen Him- mel und Erde schwebt. Diese Umschaffung tritt am deutlichsten im Charakter des agen hervor, dessen Leidenschaft für die Gemahlin des Grafen die primitive E28 richtung verloren hat und sich in einem stillen Ringen, Schmachten uud Sehnen des kranken Herzens kundgiebt, Das Kontersei des Pagen ist ein Abglanz von dem unerreihbaren Tongemälde der Gräfin, welches der Meister zwischen die Guilanden seiner \{hönsten Gesänge eingefaßt hat, Ein achtharer Kunstrichter bemerkt treffend, es gewähre einen eigenen Ge- nuß, die Gräfin Almaviva mit Schiller’s Gräfin von Savern, und den Cherubin mít Göthe's Mignon zu vergleihen, Zwischen den Klagen, welche beide um verlorene und verbotene Liebe in Liedern weinen, poltern die Eifersuchts - und Verführungstöne Almaviva's, \chaukelt sich das ver- lockende Gekose Susanneu's und tänzelt das immerselige Juchhe des Barbiers, Die Oper hat so viele bedeutende Nebenrollen , daß eine Darstellung derselben stets mit den größten Schwierigkeiten verbunden is und selten nah Wansch gelingt, Schon die erste Aufführung zu Wien in dem angeführten Jahr mißlang. Doch ist durch die gültigsten Zeugen außer Zweifel gesebt, daß die Sänger selbs, aus Haß gegen den deutschen Gesang und gegen Mozart, als desseu genialsten Vertreter, sich alle Mühe gaben, die Oper am Abend der ersten Darstellung zu stürzen. Mozart bemerkte dies, begab sich, wie seine Biographen erzählen , zu Kaiser Joseph in die Loge, und mate ihn auf den Unfug der Schauspieler aufmerksam, Durch cíne ernste Mah- nung des Monarhen zu Paaren getrieben , kehrten die Sänger zu ihrer Pflicht zurü.

Und w elche Sänger gehören zur Ausführung dieser Oper)! Nicht nur vollfkonmen gebildete, die fähig sind, die feine, zierlihe Conversations -Musik geichmadvoll, leiht und anmuthig wiederzugeben, sondern vor allen Dingen au Yl9e, die zugleich gewandte, geistreiche Darsteller sind, um sowohl die ui vin ie so umsichtig entworfenen Charaktere richtig erfassen , als vörflihren N Una getreues Abbild davon im Mozartschen Geiste

n diesem Sinne lösten die meisten unserer mítwirkenden Sänger und Sängerinnen bei der Aufführung von „Figaro?s Hochzeit“ am 28. Mai ihre Aufgabe auf befricdigende Weise, Der durch seine Stimmmittel und Gesangsfunst ausgezeichnete Gast, der Königl, bayerishe Hof- und Kapell- Sänger Herr Pellegrini, ein notorish ausgezeihneter Repräsentant

klassischer Musif (der, außer in der „Zauberflöte“, bisher noch als Osmin und Marcel in der „Entführung“ und den „Hugenotten“ mit dem entshiedensten Erfolge aufgetreten ist), entsprah als Graf volllommen den Anforderungen, die wir eben im Allgemeinen an die diese Oper Ausführen- den machten, Besonders in musikalischer Beziehung führte er seine Partie so gelungen durch, daß ihm unbedingtes Lob zu spenden ist; rau- schenden Beifall erhielt sein Vortrag der Arie mit vorhergehendem Recita- tiv Nr. 17, în den wir, der hohen fünstlerischen Vollendung wegen, womit er diescs Musikstück ausführte, aus vollster Ueberzeugung ecinstimmen, Aber auch in den Ensembles wirkte Herr Pellegrini mit Kraft und Nachdruck, ohne sih durch sein kolossales Gesangs - Organ verleiten zu lassen, über die Gränzen des Edlen und Schönen hinauszugehen, Das Meisterstück im Meisterstück, wir meinen das unübertresflihe Finale des ersten Aktes, wurde dur seine weise Mäßigung und die entsprehende Mitwirkung der Uebrigen zu einem Kunstgenuß seltener Art sür die dadurch förmlich inspi- rirten Zuhörer.

Ausgezeihnet war Dlle, Marx als Gräfin, und eine anmuthigere Susanne als Dlle, Tuczek möchte wohl nicht leiht zu finden sein, Den Pagen repräsentirte die uns nun bald verlassende Dlle, Grünbaum und den Figaro Herr Fischer, welhe Beide das Möglichste thaten, ihre in jeder Hinsicht schwer auszuführenden Partieen dem Publikum (das sih zahlreich eingefunden hatte) zu Dank zu geben, Da in dieser Oper der Tenor cigent- lich leer ausgeht, so werden bei der Beseßung dieser Oper die kleineren Partieen in der Negel an Nicht-Sänger übergeben, diesmal wurden sie hier ohne Störung, wenn glei nicht zur Verstärkung des musikalischen Effekts, von den Betheiligten ausgeführt. Noch is des braven Orchesters zu geden- ken, das die so wesentlich cingreifende Begleitung unter Taubert's Leitung mit größter Discretion und Genauigkeit exefutirte.

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Berlin, 2. Juni, Die Sing-Akademie hatte gestern zum Gedächt- nisse Thorwaldsen's, der zu den Ehrenmitgliedern dieses Jnstituts gehörte, cine erhebende Feier veranstaltet, Einfah und würdig, dem Geiste des gro- sen Künstlers entsprehend, war dazu der amphitheatralische Hintergrund des Saales geschmückt. Jn dèr Mitie desselben erhob sich, zwischen Lorbeer- Gebüschen, auf hohem Postament die Statue des Dahingegangenen in herrlicher Verklärung. Die Feierlichkeit begann mit einer Ode, von Kopisch gedichtet und von Rungenhagen in Musik gesezt, Darauf folgte ecín Vortrag Alfred Reumont's über das Leben und die Werke

Thorwaldsens, worin zugleich die Entwickelung der neueren Skulptur in ge- drängtem Ueberblick beleuchtet wurde. Den Beschluß machte eine von Ko- pisch gedichtete und von Taubert komponuirte, sehr wirkungsvolie und dra- matische Cantate, welche, in antiken Formen gehalten, nach einer Jnstrumen- tal-Einleitung, mit melodramatish gesprochenen Worten des Chorführers anhebt, woran sich Wechselgesang zweier Männer-Chöre schließt, die dann zu einem sich verbinden, worauf auch weiblicher Chor hinzutritt, bis am Ende von der Klage zum Triumph über den Tod sich erhebend, alle Stim- men mit einander sih vereinen und in mächtig ergreifendem Jubellicd das unsterblihe Leben des Künstlers feiern. Wahrhaft erbaut und andachtsvoll entfernte sich die zahlreihe Versammlung, die dieser Commemoration, von der Kunst einem ihrer ersten Genien gewidmet, in erhöhter Stimmung beige- wohnt hatte.

Pracht-Flügel für Se. Majestät den König von Preußen, : aus der Eckschen Fabrik in Köln,

Die JZllustrirte Zeitung theilte vor Kurzem die Zeichnung und Beschreibung eines Slügdis mit, weier in der Fabrik von Collard in London für Jhre Majestät die Königin Isabella von Spanien gefertigt winde, Um allen Freunden deutscher Industrie nun den Veweis zu liefern, daß im deutschen Vatelande jeyt auch Znstrumente gemacht weiden, welche, was Eleganz der Form, geschmackvolle Ausführung und innere Gediegen- heit betrifft, in feiner Beziehung die Konkurrenz des Auslandes, sei es England oder Frankreich, mehr zu fürchten haben, hat sie in ihrer Num- mer vom 14, Mai die Abbildung und Beschreibung eines Pracht-Flügels gebracht, welche in_ der, jeyt seit sechs Jahren zu Köln am Rhein begrün- deten Pianoforte - Fabrik von Eck und Komp, für Se, Majestät den König von Preußen ausgeführt wurde.

Wenn dem deutshen Justrumente hinsichtlich der Eleganz und der sinnreihen Ausshmückung der Preis nicht streitig gemacht werden kann, so zeichnet sih_ dasselbe zugleich durch sonore Kraft, Fülle und sangreichen Klang des Tones, so wie durch eine leichte Spielart vortheilhaft aus, und hat in Bezug auf den Ton, nah dem Ausspruch kompetenter Richter , wie Lißt und Dreyschock, einem der neuesten Flügel aus der bewährten Fabrik von Erard in Paris gegenüber, den Preis davon getragen. Mehr känn zum Lobe dieses Produkts deutscher Judustrie nicht gesagt werden,

waltung die heftigsten Vorwürfe zu mahen. „Wir haben“/, sagt das radifale Blatt, „das Marine-Budget verdoppelt ; wir haben Alles bewilligt, was dafür verlangt wurdez dieser einzige Ausgabe=- Posten hat seit 1830 eine Milliarde vershlungen, und heute tritt ein Sohn des Königs vor das Publikum und erklärt im Angesicht Europa?’s, das Geld für die Marine sei aufs unwürdigste verschleudert worden!“ Dabei wird denn auh die Sprache einiger englischen Zeitungen, die sich über die Broschüre des Prinzen von Joinville mit Entrüstung geäußert, als eine bloße Komödie bezeihnet und der gestern mitgetheilte Artikel des Morning Herald als Beweis an- geführt, mit welcher stolzen Verahtung man in Englaud auf Frank= reihs Marine herabblide. i i

Ueber die Expedition des Herzogs von Aumale gegen den Stamm der Ouled= Sultan sind neuere Nachrichten eingegangen, die bis zum 13, Mai reichen und eine baldige vollkommene Unterwerfung dieses Stammes in Aussicht stellen. Von der Kolonne des Prinzen unauf- hörlih verfolgt, hatte der Feind hon fast scin sämmtliches Gepäd, seine Zelte und Vorräthe eingebüßt und nirgends Widerstand zu leisten gewagt. Es wurde französischer Seits natürlih Alles aufgeboten, um die Scharte vom 24. April auszuweßen.

Der heutige Moniteur enthält eine Königl. Verordnung vom 25. Mai, wodurch die allgemeine Organisation des israelitischen Kul=- tus regulirt wird. Es geht derselben ein Bericht des Kultus-Mini- sters voraus, der die Motive für das neue Gesel angiebt und den wesentlichen Jnhalt desselben hervorhebt. : : _ Der Constitutionnel will wissen, daß Herr Guizot im Namen Frankreichs gegen die Einverleibung von Texas in die nordamerika nische Union protestirt habe, Dies wird dem Minister von dem Oppositionsblatt als ein neuer Schritt der Hingebung an Englands Juteressen ausgelegt. : : : : Die Versammlung von Historikern, welche jährlih zu Paris statt- findet, is im Palast Luxembourg unter dem Vorsiß des Grafen Le pelletier d’Aulnay eröffnet worden. Unter den Anwesenden bemerkte man Herrn Martinez de la Rosa, den Kapuziner Pater Joseph und mehrere Missionaire aus der Levante, S ___W Paris, 28. Mai, Jn der heutigen Sibßung der Depu - tirten-Kammer faßte Herr Berryer behufs der Fortseßung sei- ner gestern begonnenen Rede noch einmal zusammen , was er in Be treff der Abhängigkeit gesagt hatte, in die sih das Kabinet dem engli schen Kabinet gegenüber verseßt habe. Er greift dessen Politik an, wegen deren beständigen Unterordnung an, die man angenommen habe, um die cordiale entente aufrecht zu erhalten. Diese Politik bestehen in allseitigem Nachgeben, so in China, Neu-Sceland, zu Otaheiti, wie man Englaud in der Frage der Meerengen gewichen sei, Man habe eine Analogie zwischen der Desavouirung des Admirals Dupetit - Thouars und der Desavouirung des englischen Capitains aufstellen wollen, der sich der Sandwih-Juseln bemächtigt hatte. Beide Fälle böten keine Aehnlichkeit dar. Der englische Capitain habe auf eigenen Antricb hin, ohne Justructionen gehandelt , der französishe Admiral aber seine Justructionen gehabt, und aus dieser wie aus der Macht der Umstände ging für ihn die Nothwendigkeit hervor, so zu handeln, wie er ge- than, Die Desavouirung des Admirals Dupetit- Thouars habe fei- nen anderen Grund als diese Subalternität, in die das Kabinet sich verseßt habe, als seine Gewohnheit, überall Alles zu gewähren, was England verlange. Zu Montevideo sehe man dieselbe Schwäche, den=- selben beharrlihen Gedanken, den man bereits in den Angelegenheiten von Griechenland, Aegypten und Spanien bemerkt habe. Er wolle deshalb keinen Krieg, aber wir sind im Besiße des Friedens, sagt Herr Berryer, man sihere uns also auch dessen Wohlthaten. Jch will, daß der Friede nicht durch Zugeständnisse noch unseliger für uns werde, als der Krieg. Diese fortwährenden Konzessionen zielen dahin, in den Händen des mächtigen Englands die ganzen industriel lon Productionen , den Welthandel zu konzentriren, Nicht aus Haß gegen euch hat das englishe Ministerium das eurige unter seinen Füßen. Nein, die englische Nation is} eine große Nation, aber sie will keïne Neben- buhlerschaft für ihren Handel, für ihre Judustrie, für ihre Autorität, für ihre Macht. Jch tadle die englische Regierung nicht wegen die=- ses Kultus für ihre Juteressen, aber ih tadle das französische Kabi- net, niht auch einige Sorgfalt für die französischen Juteressen zu haben. Das sind die Beweggründe, die mich leiten in meiner Oppo- sition gegen die Politik des Kabinets. Es handelt sich hier nicht um Meinungen, es handelt sich um Nationalität, um Juteressen des Landes, um seine theuersten Juteressen. (Beifall, links.) Herr Guizot besteigt die Tribüne, tiefe Stille: Man möge die Akte der Regierung tadeln, lebhaft, ja heftig mißbilligen, darüber dürfe man sich nit wundern, es sei die natürlihe Wirkung der Bewegung der Institutionen des Landes, die Aufgabe der Opposition, aber darüber fönne man sich beklagen, daß man das Gute, die patriotischen Ab- sichten (Murren links), die vollbrahten Berbesserungen nicht in Au \hlag bringe. Herr Billault verlangt das Wort, Herr Guizot: Daß man die Thatsachen entstelle, die Maßregeln und die Absichten,

Es galt dem Fabrikanten, sih des ihm zu Theil gewordenen, höchst ehrenvollen Auftrages würdig zu bewähren, und die Ausführung des Pracht- Jnstrumentes zeigte, daß er das Mögliche geleistet, denn der Flügel war in jeder Beziehung ein Königliches Prachtmöbel. Der Kasten is aus Polissan- derholz gefertigt und der ganze Kranz oben und unten dur einen, mit Messingblättern eingelegten Karnieß von Ebenholz eingefasßt, Da die Flü- gelform an und für sich der Uebergangs-Periode des Roccoco-Styles an- gehört, und dieselbe nicht umgestaltet werden konnte, so mußte der Grund- form auch díe ganze Ornamentik angepaßt werden, und diese Aufgabe is vollkommen gelöst worden, Eine freie und leicht geschnittene Arabeske aus Mahagoniholz dient dem Kranze zur Verzierung, und in derselben sind, der ursprünglichen Bestimmung des Justrumentes entsprechend, in reichen Blätter- windungen die Wappen der einzelnen Provinzen des preußischen Staates mit passenden Allegorieen angebracht, Meisterhaft ist dies Schnißwerk ausgeführt und giebt dem Kasten eine graziöse Leichtigkeit, Die Füße des Justrumentes stehen mit allen Verzierungen in der schönsten Harmonie. Aus vollen Laub-

ewinden , die in Delphine auslaufen, bilden sich, ganz frei gearbeitet, auf jeder Seite zwei Atlantiden, welche dem Flügel zur Stüße dienen und einen bekränzten Rhenuskopf cinschließen, unter dem sich muscheltragende Genien auf Laubknäufen schaukeln. Die Lyra des Pedals, durh Blättergewinde, auf denen Vögel sißen, welhe von der Lyra ausgehende Guirlanden tra gen, mit den Füßen vereint, bildet mit denselben in der Vorderansicht ein schönes Ganze, welches mit den reihen Seitenanfihten aufs Beste harmo- nirt, Jun Zeichnung und Ausführung is in diesen Theilen die Freiheit des Rocaillestyls mit wahrer künstlerischer Mäßigung benußt, die fern von aller Uebertreibung blieb,

“Dem aus dunklem Polissanderholz gearbeiteten Deckel dient eine 4 Zoll breite, leichte, aus Metall geschnittene Arabeske zur Einfassung, welche sich um das in seiner ganzen Farbenpracht auf der Mitte des Deckels einge- legte Wappen des preußischen Staates schlingt, sich in sinnreichen Abwei- chungen auch auf der inneren ünd äußeren Seite der Klappe wiederholt und bei der sorgsamsten Ausführung auf dem dunklen Grunde von {ön- ster Wirkung is, Bis zu den kleinsten Theilen der Ausstattung is Alles in der gefälligsten Harmonie mit dem Ganzen durchgeführt: \o bildet das Notenpult ein leiht durchbrochenes Blumengewinde, welches die Wappen Preußens und Bayerns mit den Namenszügen Jhrer Majestäten des Königs und der Königin trägt,

So geshmackvoll reich nun die äußere Ausstattung des Jnstrumentes ist, so gediegen is die innere Ausführung bis zu den kleinsten Details, eine {öne Probe von deutschem Fleiße, deutshem Kunststreben.

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das sei nicht mehr in der Ordnung der Institutionen (Beifall im Cen- trum), das heiße sie herabwürdigen, verkehren. Er wolle die That- sachen in ihrer Wahrheit herstellen, Man habe gesagt, die Missionskosten seines Ministeriums seien beträchtliher gewesen, als unter irgend einem früheren Ministerium, Er wolle die Unrictigkeit durch Akten beweisen, Aber selbst wäre der Vorwurf richtig, so würde er antworten : Frank= reih mehr als irgend eine andere Nacht muß seine außerordentlichen Missionen vervielfältigen, seine Agenten in der Ferne haben, England sei dur seine Königliche und Handels-Marine {nell von allen Vor- gäugen in der Welt unterrichtet, Diesen Vortheil könne man nur durch zahlreiche Agenten aufwiegen. Der Minister zählt die Handels- Uecbereinkünfte und Post- Verträge auf, die er mit dem Auslande seit Z Jahren auf die Berichte von außerordentlichen Agenten unterzeihnet habe, Durch deren Vermittelung sei dem Verkehr mit dem Auslande eine größere Thätigkeit gegeben - worden, Er erklärt dann, daß der Vorwurf, die Christen von Syrien aufgegeben zu haben, durchaus ungegründet sei. Fraukreih re=- flamire gegen jede Ungerechtigkeit, gegen jede Gewaltthat ge- gen dieselben. Aber es müsse dabei mit Zurückhaltung zu Werke gehen. Die Türkei sei eine befreundete Macht, Frankreich wolle ihre Integrität, Was könne man ihr antworten, wenn die Pforte und ihre Allürten sagen: Der Aufschwung, den ihr den christlichen Be

völferungen geben wollt, is eine Shwächung des Reichs. Wir selbst sind genöthigt, die Vorurtheile des Volks zu s{chonen, Wir werden jede Gewaltthat bestrafen, aber in der Bestrafung sind wir zu einem gewissen Maßhalten genöthigt. Jn Betreff Neu =Seelands zeigt er, daß Herr Berryer die Thatsachen dur einander geworfen habe, daß z. B. der englische Capitain Hobson, dem er nur cinen Pri

vat-Charafkfter gegeben, wirflih einen offiziellen hatte, Aus den Be= rihten des Capitains Layaux sel gehe hervor, daß von Seiten Eng

lands Alles schon vollbracht war, sowohl in der südlichen als nördlichen Jusel von Neu-Seeland, was die Besißnahme betrifft. Die Gültigkeit derselben gehe aus deu Daten hervor, sie war unbestreitbar, das Jn

teresse Frankreichs könne niht groß genug sein, um si gegen die offenbare Wahrheit zu stemmen, Herr Thiers unterbrechend: Neu- Seeland is ein so beträchtliches Land, daß man nicht behaupten kanu, ein so großes Territorium zu besißen, weil man sich eines Punktes bemeistert hat. Rechtmäßiger Besißer eines Landes ist man nur dann, wenn man es kultiviren und vertheidigen kann, Man hat kein Recht, si dessen Herr zu nennen, blos weil man zuerst dort angekommen N a Guizot beginnt seine Autwort, als ih die Kammer verließ.

___O Paris, 27. Mai. Daß das Kabinet über England neue Nachrichten aus Otaheiti erhalten hat, wird von einigen ministeriel len Deputirten aufs bestimmteste versichert, ohue die Natur und den Juhalt derselben genauer zu bezeihnen. Das Ministerium selbst hält die empfangenen Depeschen sehr geheim. Nur in der nächsten Um- gebung des Prinzen von Joinville werden die otaheitischen Angele- genheiten umständliher besprochen, und von dort cin uud das andere Gerücht in den Konferenzsaal des Palais Bourbon gebracht. Be= kanntlich unterhält der Prinz von Joinville eine regelmäßige Korrespon- denz mit allen Befehlshabern der See-Stationen im Auslande, um von Allem, was das Seewesen anbelangt, sogleih in Kenntniß ge=- seßt zu werden. So geschieht es, daß der Prinz vou Joinville aber= mals einen langen Brief vom Contre-Admiral Dupetit=Thouars und von Herrn Bruat, Gouverneur der süd =oceanischen Niederlassungen Frankreihs, erhalten haben foll. Nah dem Berichte des Herrn Bruat zu urtheilen, gedeiht die Besibnahme von Otaheiti vortrefflich, alle Häuptlinge des Landes haben die franzöüsi= he Oberherrschaft anerkannt, und selbst die Königin Pomarch soll mit ihrer Lage, welhe Herr Bruat so angenchm als möglich zu machen sucht, zufriedener sein, als man erwartet hätte. Herr Bruat ließ alle wichtigen Punkte der Jusel Otaheiti befestigen und großartige Bauten vornehmen, Den einheimischen Häuptlingen hat er Penstonen ausgeseßt, So sehr unter anderen Umständen das Kabinet mit sol- chen erfreulihen Resultaten zufrieden zu sein Ursache hätte, so sehr ershweren dieselben dessen Stellung nah erfolgter Desavouirung des Contre - Admirals Dupetit - Thouars, sowohl in politischer als finau- zieller Rücksicht.

A Paris, 28. Mai. Wie vorauszusehen war, hat die De putirten-Kammer gestern die Debatte über die otaheitishe Ange= legenheit zum dritten Male eröffnet, Obgleich Alles, was sich über jene Sache sagen läßt, mehr als einmal zur Sprache gebracht ift, und obgleich die Majorität bei verschiedenen Abstimmungen zur Ge- nüge bewiesen hat, daß sie das Verfahren der Regierung, wo nicht geradezu und ausdrücklih gutheißen, doch wenigstens auf sih beruhen lassen will, so hat es die Opposition do nicht über sich gewinnen fönnen, die Gelegenheit zu einer nohmaligen Wiederholung der Dinge, welche Jedermann bis zum Ekel oft gehört hat, und zur Erneuerung des Angriffs, dessen Erfolglosigkeit sie vorausweiß, zu versäumen,

___ Dieser Flügel ist von Sr. Majestät dem Könige später ZJhrer Königl, Hoheit der Kronprinzessin von Bavern zum Geschenk bestimmt worden, und befindet si jeßt im Max-Palais zu München, wo ihm von der hohen Be sizerin und Allen, die ihu zu sehen Gelegenheit hatten, die wohlverdiente Anerkennung zu Theil wurde, Der Fabrik von Eck ist die Genugthuung getvorden , ein in allen Beziehungen gediegenes Pracht - Jnstrument, wie Deutschland noch kein ähnliches gesehen, als das Produkt preußischen Kunst- sleißes geliefert zu haben,

Theodor Mundt.

Berlin, 2. Juni. Die Triersche Zeitung Nr. 150 vom 29 Mai enthält in einer Korrespondenz aus Berlin, 23, Maiï, ein Urtheil über Th, Mundt's Geschichte der Gesellschaft, welches mit dem in unserem gestri- gen Feuilleton ausgesprochenen und dajelbst ausführlicher motivirten so auf- fallend übereinkommt, daß wir uns nicht versagen können , dasselbe hier gleichfalls mitzutheilen, Es heißt nämlich am angeführten Orte:

„Mundt's Vorträge über Sozialismus und Kommunismus sind jeßt ebeufalls im Druck erschienen, Das Urtheil derer, welche denselben nur eine geringe Bedeutung zuschrieben, bestätigt sich dadurch vollkommen, Mundt's Raisonnement ist oberslächlih, und das Buch leistet daher un- gleich weniger, als das von Stein schon geleistet hat, Mundt hat zu we- nig Tiefe und Schärfe, um diesen und überhaupt irgend einen Gegenstand ershöpfen zu köunenz er glaubt Wunder was geleistet zu haben, wenn er einige {ne Phrasen vorbringt, Daher fehlt es ihm ‘au an der nöthi- gen Wärme für seinen Gegenstand, an wirklihem Pathos.“

14þ Prag, 26, Mai. Morgen wird unsere diesjährige, seit dem Oster- Montage erössnete Gemälde - Ausstellung geschlossen, die nach dem Urtheile aller kompetenten Beurtheiler für den Fortschritt unserer einheimischen Mei- ster und Kunstjünger abermals erfreuliche Beweise lieferte. Eine wesentliche Ermunterung hierzu bieten die Bestrebungen des Kunstvereins, um dessen sorgfältige Leitung die Verdienste des Präsidenten, Grafen Erwein von Nostiß, die dankbare Anerkennung unseres ganzen Landes finden, Der Bericht über das diesjährige Wirken dieses Vereins wird erst später erstat- tet werden. Die für das vorige Jahr abgeseßten 2225 Actien gewährten für den Ankauf zu verloosender Bilder, so wie zu dem Fond für öffentliche Kunstwerke, eine Einnahme von 11,125 Fl, Conv, M, Auf der jüngsten

Diese Handlungsweise findet in der heutigen Presse eine Würdi= gung, welche uns das Schlagendste zu sein scheint, was jemals über jene falsche Taktik der französischen Opposition gesagt worden ist:

„Frankreich, heißt es in der Presse, „ist vorzugsweise das Vaterland des Mißbrauchs. Wir haben nicht geruht, bis wir das Necht der Bittstel- lung in Verachtung gebracht, und wir werden nicht ruhen, bis wir das Recht der Junitiative, eine Eroberung unserer leßten Nevolution, das Recht der Interpellation, und alle die wesentlihen Garantieen, deren Jnbegriff die Repräsentativ-Regierung ausmacht, gleichfalls vollends in Verruf gebracht haben. Wir werden es erleben, daß die Opposition den Ministerien dadurch eine endlose Dauer giebt, daß sie die Kabinetsfragen ohne Noth verviel- fältigt, und daß sie das Land völlig abstumpft für die Uebertreibungen, de- ren sie sich shuldiz macht, indem sie alle Tage dieselben Klagen wiederholt, Nun giebt es aber keine Waffe, welche weniger furchtbar für den Gegner und gefährlicher für den wäre, der sih ihrer bedient, als die ohumächtige Uebertreibung, welhe nah jeder Niederlage immer von neuem wieder an- fängt, und welche ihre eigene Ungeduld, die doch nur eine Schwäche ist, für die Tugend der Ausdauer hält. Wenn eine Beschuldigung, die anfangs Mißtrauen hervorrief, zu ost wiederholt wird, so fiudet sie zuleßt nur nohch Ju: und Unglauben, oder was schlimmer is als Unglauben, Gleichgül- tigkeit,“

Es i} für keinen gewissenhaften Beobachter der französischen Zustände einem Zweisel unterworfen, daß die äußerst fühlbare Ver=- minderung der öffentlihen Theilnahme an allen politishen Fragen nächst der Unredlichkeit der systematischen Opposition, hauptsächlich die Taktlosigkeit zur Ursache hat, welche die Presse in dem Vorstehenden rügt. Selbst die kostbarsten Wahrheiten zu sagen, ist kein besonders großes Verdienst, wenn man sie niht zur rechten Zeit und am ge= hörigen Orte zu sagen weiß. Wie nun gar, wenn die angeblichen patriotischen Wahrheiten der Opposition hon an und für sih mau= chen guten Köpfen verdächtig erscheinen, und wenn man das Ohr des Publikums in jeder Stimmung und zu jeder Stunde des Tages und der Nacht für dieselben in Cd nimmt! Unter solhen Umständen fann sich fein Unbefangener darüber wundern, wenn die Worte, welche in der Absicht gesprochen werden, nationale und politische Leidenschaf= ten aufzuregen, zuleßt nur noch narkotisch wirken.

Grossbritanien und Irland.

London, 26. Mai, Der König von Sachsen wird heute Nachmittag in Dover erwartet. Se. Majestät beabsichtigen von dort fogleih nah der Landung auf der Eisenbahn nah Turnbridge und von dort nah Buckhurst Park, dem Siße des Grafen Delawarr, si zu begeben, woselbst Varon Gersdorf, der Königlich sächsishe Ge- sandte am hiesigen Hofe, der Prinz Eduard von Sachsen Weimar, Neffe des regierenden Großherzogs und großbritanischer Lieutenant im 1sten Garde-Reg., so wie mehrere Notabilitäten des euglischen Adels Sr. Majestät morgen aufwarten werden. Nach einigen Aus= flügen in die Umgegend, namentlih nah Brighton, Portsmuth, der Jusel Wight werden Se, Majestät Sonnabend Nachmittag in Lon= don eintressen. Jm Buckingham-Palast wird in den nächsten Tagen zu Ehren des hohen Besuchs ein großer- Staats-Ball stattfinden.

Ihre Majestät die Königin Wittwe tritt Montag oder Dienstag ihre Reise nah Deutschland an, die, wie verlautet, uicht über sechs Wochen sich ausdehnen wird.

Neue Nachrichten aus Dublin vom 25sten melden den weiteren Verlauf der Verhandlungen der Queens =Bench über den Prozeß O'Connell’s und seiner Genossen, Die Stimme des Ober - Richters war, wie schon erwähnt, in der Sibung des Gerichts am 2Asten für die Verwerfung des Gesuchs der Angeklagten um ein neues Verhör

entscheidend, nahdem die Meinungs=Verschiedenheit der übrigen Rich= ter diese Verwerfung zweifelhaft hatte erscheinen lassen. So wie es nun feststand, daß der Antrag unzulässig und das stattgehabte Verhör gesebßlih gewesen sei, erhob sich sogleich der Geue-= ral - Prokurator mit der Erklärung, daß die Regierung den Prozeß gegen den Geistlihen Herrn Tierney fallen lasse, aber in Be- treff der übrigen Augeklagten am folgenden Tage von dem Gerichts- hofe den Ausspruch des Straf-Urtheils erwarte. Der Richter Crampton fand sich dur diese Erklärung veranlaßt, sein Votum über den An= trag der Angeklagten zurückzunehmen und es, gleihlautend mit dem des Oberrichters und des Richters Burton abzugeben, so daß also nunmehr drei Stimmen gegen eine die Verwerfung des An= trages ausspraden. Die Angeklagten verhielteu sich ihrerseits dagegen keinesweges ruhig. Jhrer alten Taktik zufolge, legte sogleih der Anwalt Hatchell gegen den Ausspruch des Straf-Urtheils Protest ein, indem er erklärte, daß man ein Gesuch gegen den Erlaß des Urtheils einbringen wolle (arrest. of judgment), Auf den An- trag des General = Prokurators wurde die Entscheidung über diese Frage auf die nächste Sißung (25sten) vertagt. Demgemäß sebte ein anderer Anwalt der Angeftlagten, Sir O'Loughlin, in der vor= gestrigen Sibßung die Gründe dieses Protestes näher aus einander z er ließ sich namentlich über drei Punkte ausführlicher aus, um seinen Autrag zu motiviren: 1) über einen „Formfehler in der Ein= leitung der Anklage - Akte“; 2) über „die zweideutige Fas= sung der fünf ersten Anklage = Punkte“, welhe sämmtlich

a 57.

Ausstellung wurden vom Vereine erkauft 24 Gemälde îm Betrage von 4315 Fl. 40 Kr. und von Privaten 28 Gemälde für 9419 Fl, 20 Kr,. C, M,, meistens von münchenern und hiesigen Künstlern herrührend, Der aus dem fünften Theile des jährlichen Actien - Ertrages gebildete Fond für öffentliwe Kunstwerke betrug nah dem leßten Rechnungs- Abschluß 8048 Fl. 46 Kr. Conv. M. Um jenen Fond, der die Kunst in das öffentliche Leben bei uns wieder einzuführen, sie ihrem höchsten , edelsten Zwecke zuzuwenden bestimmt is , nicht lange unbenußt zu lassen, hatte man früher den Plan gehabt, den Kunstverein bei der im Jahre 1848 eintretenden Jubelfeier der hiesigen Universität in der Art zu betheiligen, daß die umzubauende Aula des Karolinums aus den Mitteln des Vereins mit Fresken geschmückt werden sollte. Da jedoch keine Aus- sicht vorhanden, die Mittel zu diesem Umbaue zu erlangen, so wurde vom Kunst-Verein eine andere Gelegenheit ergriffen, um recht bald ein bleibeu- des, wahrhaft nationales öffentliches Denkmal seines Wirkens zu grün- den, Das auf einem der shönften Punkte des Hradschins gelegene, von Ferdinand 1. durch di Lagno erbaute Lustschloß ( fäls{lich als Tycho de Brahe's ehemalige Sternwarte bezeichnet) war seit Jahrhunderten zu anderen Zwecken, und zuleßt als Laboratorium für die Artillerie verwendet worden, wodurch dieses im {hönsten Style der Renaissance erbaute und in seinen Gesammt-Verhältnissen sowohl, als auch in den Detail-Verzierungen wahr- hast klassishe Gebäude, häufigen Beschädigungen ausgesezt und dem gänz- lidjen Nuin preisgegeben war, Durch die Bemühungen des etne Oberst-Burggrafen von Chotek wurde dasselbe endlich geräumt, nach scinem ursprünglichen Bestande in der äußeren Form wiederhergestellt, um es einer öffentlihen Bestimmung zu widmen; damit nun das äußerlich vollendete, im Junern aber kahle Gebäude auf eine seiner s{chönen Lage und seiner herrlichen Architektur entsprehende Art auch innerlich würdig geshmüdckt werde, soll es mit Fresfogemälden aus unserer an poetischen und histori- schen malerischen Momenten \o reichen Landes - Geschichte geziert werden, um cs hierdurch zu einem wahren, dem öffentlihen Genusse gewidmeten National - Denkmale zu weihen. Der, einschließlich des Honorars für 13 Fresfobilder, auf 30,000 Fl. Conv, M, veranschlagte Kosten - Betrag soll vom Kunstvereine durch den bereits vorhandenen Fond und durch Zu-= wendung von dem eben erwähnten ® des jährlichen Actien - Ertrages der nächstkommenden Jahre bestritten werden ; ein Vorhaben, dem gewiß Jeder das beste Gedeihen wünschen wird.

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