1844 / 157 p. 2 (Allgemeine Preußische Zeitung) scan diff

; i lien die Unabhängigkeit der Republik Uruguav aner-

e Tal Mactau ließ sie ibr von neuem anerkennen und bestätigen, weil man sie mit gutem Grunde durch den zwischen den beiden Republiken s{webenden Krieg gefährdet glauben konnte, Alles, was man aus jenem Artikel folgern könnte, obgleich es nicht buhstäblih und förmlich darin ge- schrieben steht, wäre eine Verpflichtung Frankreichs, die Unabhängigkeit des Uruguay - Staats aufrecht zu erhalten, wenn Rosas es eroberte, und der Confóderation des La Plata einverleiben wollte, Herr Thiers sagte vorgestern, der Krieg zwischen Buenos - Ayres und Montevideo habe im Jahre 1841, zwei oder drei Monate nah der Abreise des Admirals Madckau, wicder begonnen. Dies is ein radikaler Jrrthum. Dieser Krieg hatte niemals aufgehört. Der beste Beweis, daß Frankreich in jenem Traktat keine Garanticen gegen alle Folgen dieses Krieges und feine Beendigung desselben versprechen wollte, und daß man in Montevideo den Traktat auch so auffaßte, liegt in der Protestation, welche diese Nepu- blif sogleich dagegen publizirte. Jch sage dies Alles keinesweges, um den Traktat anzugreifen, ich habe ihn stets in beiden Kammern gegen alle An- griffe vertheidigt und bin überzeugt , daß er auf einer guten und vernünfti- gen Politik beruht. Diese Vertheidigung war eine ganz uneigennüzige, denn der Traktat is niht mein Werk, und ich hätte wohl erwarten dürfen, daß der Conseils - Präsident vom 1. März 1840 mich dabei ein wenig un- terstüußen würde.“ (Lautes Gelächter.)

Herr Thiers: Er is eben so wenig mein Werk. Stimmen im Centrum: Wessen denn?

Herr Guizot: Erlauben Sie, ein Traktat is das Werk des Mini- sters der auswärtigen Angelegenheiten, der die Jnstructionen dazu ertheilt hat, wenn dieser Traktat mit den Justructienen vollflommen übereinstimmt. Dies i hier der Fall, der Unterhändler is nicht desavouirt worden, (Sehr gut !)

Herr Thiers: Jch desavouire ihn nicht, aber ih habe mich auch niemals über die Art und Weise ausgesprochen, wie man sich des gegebe- nen Splelraums bediente.

Herr Guizot: Darüber eben bin ih erstaunt. So oft dieser Traktat zur Sprache kam, bat der Conseils-Präsident vom 1. März ihn weder ver- theidigt, noch die Gründe angegeben, weshalb er sich darüber beklagen zu können glaubte; er hat weder seine Instructionen, noch den davon gemach- ten Gebrauch crörtert, Jch erwartete daher auch nicht, daß er ihn jezt angreifen würde.

Herr Thiers: Jch habe ihn nicht angegriffen, sondern, im Gegen- theil, seine Vollziehung verlangt. Der Präsident: Unterbrewen Sie niht. Herr Thiers: Es ist wahr, ih habe unrecht. (Gelächter.)

Herr Guizot: Um cine Sache ín der That nicht anzugreifen, reit cs nicht hin, blos zu sagen, man greife sie niht an. Sie verlangen doch, daß man wieder in die Bahn cíntrete, aus welcher der Traktat uns heraus- gebracht hat, Das nenne ih den Traktat angreifen. (Beifall im Centrum.) Soll ih von meinen Gedanken nichts vershweigen, so muß ih sagen, daß ih so etwas doch ein wenig erwartete und nicht zu sehr darüber erstaunt bin. (Gelächter) Was nun die Vollzichung des Traktats betrifft, so is er in Hinsicht auf Frankreich ausgeführt ; die Franzosen werden zu Buenos-Ayres wie die begünstigtste Nation behandelt; die in dem Traktate versprochene Entschädigung is liquidirt und bezahlt; andere Reclamationen werden noch betrieben. Mit Hinsicht auf Montevideo weiß die Kammer schon, daß die Fortsezung des Krieges von Seiten der argentinischen Republik nicht als eine Verlezung des Traktats zu betrachten is. Beiden Republiken mit Gewalt eine Vermittelung aufdringen, wollte das englische Kabinet eben so wenig, wie das unsrige; es verha rte dabei, Neutralität zu beobachten, und seine Agenten in diesem Sinne zu instcuirenz ja, der Commodore Purvis, dessen Eifer in Vertheidigung der englischen Jnteressen seine Regie- rung vollkommen anerkannt hat, wurde dennoch vom Kommando im La Plata abberufen und auf eine andere Station versetzt, weil er dort die Neutralität nicht strenge genug eingehalten hatte. (Im Centrum: Sehr gut !)

Herr Glais- Bizoin: Man hatte auch nicht die Juteressen von 48,000 Engländern dort zu wahren, wie wir von 18,000 Franzosen.

Hexr Guizot; Es is} behauptet worden, der französishe Konsul zu Montevideo habe die dortigen Franzosen Anfangs selbst zur Bewassnung aufgefordert, um sich und Montevideo zu vertheidigen, Es wurde allerdings an ihn ein solches Gesuch gerichtet, er fragte deshalb unseren Gesandten in Bucnos- Ayres, Herrn von Lurde um Rath, und dieser widerrieth ihm in einer Depesche vom 23, Dezember 1842 die Gewährung des Gesuches. Was that uun Herr Pichon# Er meldete uns in einer Depesche vom 22, Februar 1843, daß er am 9ten desselben Monats bei Annäherung Oribe's den Capitain der französischen Korvette „Atethuse““ aufforderte, nöthigenfalls zum Schuß unserer Landsleute französische Sectruppen landen zu lassen, und daß er am 40ten eine Versammlung der ín Montevideo ansáäßigen Franzosen in sein Hotel berief, und mit ihuen die für den Fall der Einnahme Montcvideo'’s zu treffenden Sicherheits-Maß- regeln feststellte, indem er ihnen die zur Erreichung dieses Zweckes nö- thigen Vereinigungspunkte bezeichnete, Und das nennt man eine Aufforde- rung des Konsuls an die dortigen Franzosen, die Waffen zu ergreifen, um an dem Kampfe Theil zu nehmen. „Jch bemerkte sogleich“, sagt Herr Pichon in der erwähnten Depesche, „daß der Grundsay strenger Neutrali-

tät, der die Basis unserer Stellung bildete, cinem Mitgliede der ernanuten

Kommission höchlihst mißfiel, Jch überwachte ihn, und in der fol-

genden Sizung sah ih mit Erstaunen, daß er noch zwci andere Kom-

missarien zu sich hinüber gezogen hatte, Diese Kommission ent- warf nun einen Bericht, der, wenn er auch die Einfachheit des ursprüng- lichen Entwurfs überschritt, doch nichts Beunruhigendes hatte, und, wie man sagte, die große Mehrheit unserer Landsleute zufriedenstellte, Schon am 9, Februar aber hatte der Konsul einc Proclamation erlassen, worin er sei- nen Landsleuten den 21sten Artikel des Civil - Gesepbuches ins Gedächtniß rief, nach welchem jeder Franzose, der ohne Genehmigung des Königs in fremde Militairdienste tritt, oder einem fremden Militair-Corps sich anschließt, die Eigenschaft eines Franzosen verliert, Herr Pichon bemerkte dabei aus- drüdflid, er habe ersahren, daß der Versuch gemacht worden, die Franzosen in Montevideo zum Ergreifen der Waffen in dem obshwebenden Kampfe aufzureizen. Die Regierung von Montevideo aber nahm zu den willfürlichsten und härtesten Maßregeln ihre Zuflucht, um die Franzosen mit Gewalt in

ihren Militairdienst zu ziehen. Jn einer Depesche vom 23, Februar d, J.

meldet Herr Pichon, daß unsere Landsleute {hon seit zwei Jahren den

ärgsten Bedrückungen ausgeseßt scien, Schon durch ein Cirkular vom

30, Mai 1842 zeigte die Regierung in Montevideo an, daß sie, wenn die

Juvasion der argentinischen Truppen stattfände, das Eigenthum der Fremden auf

dem Lande nicht mehr schüßen könne. Jm Monat November verdoppelte sie die

von ihnen zu entrichtende Patentsteuer und fügte noch eine Zwangs-Anlcihe von einem Zwölftel des Ertrags dieser Häuser hinzu, Jm Monat Dezember nahm man den Ausländern ohne Eulsdüdiguag alle ihre Sklaven zu Sol- daten, und vertrieb sie von allen ihren Niederlassungen auf dem Lande,

Im Februar 1843 nahm man den Franzosen 3 bis 4000 Stück Rindvieh

weg, unter dem Vorwande, daß es der feindlichen Armce zu ihrer Berpro-

viantirung dienen könne. Zur Befestigung der Stadt müssen die Franzosen

Ziegel, Holz, Steine ohne Bezahlung hergeben, Man verireibt sie aus ihren Häu-

sern, um Soldaten und Familien vom Lande in dieselben unterzubringen. Und alle

diese Maßregeln werden vorzugsweise gegen diejenigen Franzosen ausgeübt, welche der Politif des Konsuls treu geblieben und sich geweigert, an dem

Äriege aftiven Antheil zu nehmen. Glauben Sie übrigens nicht, daß un-

ser Konsul die Interessen derjenigen Franzosen, welche ihm nicht gefolgt,

und über die er sich so sehr zu beklagen hatte, darum weniger wahrnahm, Er schrieb dem General Oribe, daß dieselben durch ihren Eintritt in frem- den Kriegsdienst allerdings ihre Rechte als Franzosen verlören, daß dics jedoch eine Sache sei, welche nur zwischen der französishen Regierung und den Franzosen verhandelt werde, das Ausland aber nichts angehe, und die- sem fein Recht verleihe, und daß die französische Kokarde selbst die der Stimme ihres Konsuls nicht gehorhenden Franzosen \hüße, (Beifall im s, Hiermit begnügte sich Herr Pichon nicht, sondern brachte es Mg m Vgl lg Oribe, durch welche unterm 5. August 1843

Den Gebiet Lee rientali “s a Eigenthum der in Montevideo und auf ri und fein Franzos E epublif lebenden Franzosen von Oribe re- uppen oder ibrer Chefs Am Fuer vor dem Einrücken der Belagerungs- einungen und vollführten Ee s, Madé Montevideo gehegten politischen eifall.) Dies, meine Her ngen p L neben solle. (Wieder-

ran verändert, nichts hinzugeset sind die Thatsachen z ich habe nichts

widerleglichsten Beweisen. pelt z P ebe sie, wie sie sind, mit den un- i: nige Worte über die Prinzipien, H handelt sich in dieser Angelegenheit um drei große Grunds t "Der

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erste ist der der Nichteinmischung in die Händel fremder und unabhängiger Staaten, wenn nicht cine unumgängliche Nothwendigkeit und ein offenbares National - Juteresse es erheischen. Der zweite, der civilrechtliche Grundsay, daß die Franzosen ihre Eigenschaft als solche verlieren, wenn sie in fremde Kriegsdienste treten; der dritte, daß die Entscheidung über Krieg und Frieden ein allein dem Könige zustehendes Recht is, welches Niemand sih anmaßen darf. Es sind dies die wesentlichsten Grundsäge unserer gesellschastlichen Ordnung, die unerläßlihsten Grundsäße für die Regierung in ihrem Verhältniß zum Auslande. Erlauben Sie mir, zum Schluß hin- zuzufügen, daß, che wir wieder in das alte Geleise zurüdckfielen, uns in die Streitigkeiten amerikanischer Ausgewanderten zu mischen, wie Oribe und Varella es sind, wozu man uns gern bewegen möchte, es besser wäre, man hätte den Traktat vom 29. Oktober 1840 gar nicht abge- {lossen. Damals führten wir wcnigstens für 1rns selbst den Kricg gegen den Präsidenten Rosas. Besser, wir hätten ihn damals ausgckämpft und Nosas gestürzt, als daß man jeßt, nah 3 bis 4 Jahren, uns wieder in eine Bahn zurücdrängen will, die wir durch jenen Traftat verlassen haben. Besser, Herr Thiers hätte damals nicht jenen Anfall von Weisheit gehabt, und den ehrenwerthen Admiral Mackau zum Abschluß des Traktates nach Amerika geschickt. Da wir aber einmal aus dieser beklagenswerthen Lage heraus sind, so wollen wir uns hüten, wieder hineinzukommen,

Diese Rede machte tiefen Eindruck auf die Versammlung, und die Sißung blieb eine geraume Zeit suspendirt. Darauf erhob sich noch einmal Herr Thiers, um mit derselben Hestigkeit, troß der Widerlegungen des Ministers, seine Angriffe von vorgestern zu wieder- holen und den Erklärungen des Ministers allerlei kleinliche Ausstel= lungen entgegenzuseßen, auf welche noch näher einzugehen zum Ueber- druß gereichen würde. Er sprah wieder viel von den Grausamkeiten der Generale Rosas und Oribe, von den französischen Reclamationen, deren Belauf von 2 auf 8 Millionen gestiegen sei, von der kurz an- gebundenen Art und Weise, wie England und die Vereinigten Staaten in solchen Fällen sich Zahlung verschafften, und von der rüdsichtslosen Behandlung, welche die französischen Schisss-Commaudeure und Agenten gegen ihre Landsleute am La Plata sich erlaubten, zum Theil aber verwickelte er sih selbst in Widersprüche, und häufige Unterbrehungen mußten ihm zeigen, daß die Kammer mit seinen Ansichten wenig ein= verstanden sei und das Ende seines Vortrages herbeiwünsche. Das Resultat war denn auch die Erklärung, daß er der Kammer kein Votum vorzuschlagen habe, weil er das Wohl der Franzosen zu Montevideo nicht von einer so unsicheren Sache, wie ein Votum es sei, bei welchem ganz eigenthümliche Umstände mitwirken könnten, ab= hängig machen wolle. Er wandte sich daher blos, wie er sagte, an die Humanität der Kammer, die Wärme seines Vortrags damit entschuldigend, daß es sich eben um eine Frage der Humanität gehandelt habe. Herr Guizot versicherte, daß die Regierung alle nöthigen Maßregeln zum Schuße der in Montevideo ansässigen Franzosen treffen, aber auch stets eingedenk bleiben werde, daß es in Frankreich ebenfalls Franzosen gäbe, und daß die allgemeinen Juteressen Frankreichs mit denen seiner Auswanderer versöhnt werden müßten. Hierauf wurde das erste Kapitel des Supplementar=- Kredits, 150,000 Fr. für Courierkosten, ohne Abstimmung genehmigt, die Diskussion des zweiten aber, 800,000 Fr. für auswärtige Missionen, auf den nächsten Tag verschoben.

Paris, 1. Juni. Der Contre-Admiral Laplace, Oberbesehis- haber der französishen See-Station in den Antillen, is am 27sten v. Mts. zu Toulon eingetroffen, und hat seine Flagge auf dem dort vor Anker liegenden Schiff „Andromeda““ aufgesteckt.

U Paris, 1. Juni, Ju der heutigen Sihung der Depu -= tirten-Kammer behauptete Herr Victor Grandin zuerst, in dem Protokoll der Kammer, wie es der Moniteur liefere, finde sich cine Abänderung an der Rede des Herrn Thiers. Eine Stimme: Was kümmert das Sie? Herr V. Grandin: Jch theile die Mei- nung des Herrn Thiers, und habe also ein Jnteresse daran, daß die Sibung genau wiedergegeben werde. Herr Thiers hat gesagt, die 1500 zu Montevideo wohnenden Männer können heute nur uoch an den europäischen Einfluß insoweit glauben, als derselbe durch den englischen Einfluß repräsentirt wird. MehrereStimmen: Genug! Genug! Der Präsident: Die Kammer hat sih mit der Aufsicht über die größere oder geringere Genauigfeit des Moniteur nicht zu befassen, ihr Proces-verbal is genau, das genügt ihr. Nun wird die gestern abgebrohene Diskussion fortgeseßt. Herr Chegaray giebt Aufschlüsse über die Auswanderung der Basken, über die Zahl und den Verkehr derselben zu Montevideo und an den Ufern des La Plata; ihre Handels = Juteressen seien bedeutend, und der Redner bittet das Ministerium, denselben alle Sorgfalt zu widmen, ihnen den gebührenden Schuß zu gewähren, Herr von Lagrange spricht zu Gunsten des Geseß= Entwurfs, lobt das Kabinet für die von ihm angeordneten Missionen, da dieselben ein Mittel zur Ausdehnung der Handels=-Verbindungen des Landes seien, zu der Erforschung der Produkte des Auslandes, und zur Ermittelung vortheilhafter Austausche mit demselben. Namentlich lobt der Redner die Mission nah China, von deren Gelingen er günstige Resultate für das Land hofft. Herr von Vatry stellt Jnterpellationen über die den Pflanzern von St, Domingo gebührende Schadloshaltung. Der Minister der auswärtigen Angelegenheiten: die Re- gierung habe sich zu Gunsten der Pflanzer verwendet, ein Vertrag habe ihre Rechte gesichert, die Regierung werde über dessen Vollzug wachen. Aber er könne feine persönliche Verbindlichkeit übernehmen, weder in Betreff des Aulehens noh der Entschädigungssumme. Herr Mauguin bringt die Verhältnisse von Spanien zur Sprache. Er behauptet, das jeßige Spauien sei noch ganz das des 16teu Jahr= hunderts, nur ein neues politishes System habe sich desselben be- mächtigt, die Mönchs = Corporationen seien zerstört , allerdings zur Ehre und zum Wohl dieses Landes; aber die neuen Justitutionen könnten daselbst keine Wurzeln fassen. Die obersten Gewalten wur- den geshwächt, die Elemente der Ordnung vershwanden, die der Unordnung gewannen an Umfang. Die Armee sei dort Alles, thue Alles, mache und vereitle Revolutionen. Die spanische Frage sei eine soziale geworden, verdiene die volle Aufmerksamkeit der Regierung. Wenn ein vorausgesehenes Ereigniß in Frankreich einträte, witrde die Republik über Spanien sih verbreiten, dieses Landes sich bemächtigen, wie das Feuer eines ausgetrockneten Hauses. Der Herzog von Valmy glaubt nicht an die Nähe solher Gefahr. Der Redner glaubt von der Abgränzung von Guayana sprechen zu müssen, Die Gleichgültigkeit der Regierung in dieser Sache beraube Frankreich eines unermeßlihen und fruchtbaren Gebiets. Der Minister der auswärtigen Angelegenheiten: Eine Unterhandlung in diesem Betreff sei im Gange, eine gemishte Kommission sei ernannt, da aber deren Arbeiten in die Länge sih zogen, so habe er deren Ueber- siedelung nah Paris verlangt. Er werde selbst über die Juteressen Frankreichs wachen und versichere der Kammer, daß sie nicht vernach= lässigt werden würden, Herr Gustave de Beaumont fragt, ob Unter= handlungen mit England wegen eines Handels-Vertrages bestehen, Herr Guizot verneint dies. Herr Saint-Marc-Girardin lenkt die Aufmerksamkeit des Kabinets auf die Lage der Christen in Albanien. Herr Guizot: Der französische Botschafter zu Konstautinopel habe Justructionen erhalten, zu Gunsten derselben einzuschreiten , und den Unordnungen, die Albanien neuerlih verwüsteten, ein Ziel zu seben. Nach Anhörung der Herren Berryer und Glais-Bizo in werden die Kredite für außerordentlihe Missionen mit großer Mehrheit

angenommen; die Kredite des Ministeriums des Jnnern und des des Handels ohne Diskussion gleichfalls, Die Sißung dauert fort.

© Paris, 1. Juni. Der Herzog von Nemours steht auf dem Punkte, einen Ausflug nah Meh zu machen, um die Vorarbeiten für das dortige große Lustlager in Augenschein zu nehmen. Seine Abwesenheit von Paris wird nur einige Tage dauern, da die Nie=- derkunft der Herzogin um die Mitte des l. M. erwartet wird. Der Herzog und die Herzogin werden dann im Herbst eine Rundreise dur die östlichen Departements unternehmen, wie sie vor einem Jahre die westlichen Provinzen besuchten.

Der König, welcher alle seine Schlösser ausbessert und ausbaut, verläßt heute Neuilly, um das Schloß Bizy (unweit Vernon, Depar= tement de l’Eure), wo er große Verschönerungs=- Anlagen unternimmt, zu besichtigen. Von da wird er einen Aueflug nah Eu, seinem Lieblings\chlosse, machen und bis zum Ende der nächsten Woche nach der Residenz zurückkehren.

Wir haben diese Woche zwei sehr glänzende Feste gehabt. Das eine wurde vom Herzog Serra Capriola, Botschafter des Königs beider Sicilien, zu Ehren des Grafen von Syrakus, Bruder seines Monarchen, veranstaltet, und bestand in einer Soirée dansante, welhe mit einem prachtvollen Souper endete. Der Graf von Sgrakus wird in einigen Tagen Paris verlassen, um die Rückreise nah Neapel anzutreten. Das andere Fest war eine Matinée dansante, welhe vom Grafen Appony, Botschafter des Kaisers von Oesterreih, aus Anlaß des vorgestrigen Namensfestes seines Monarchen gegeben wurde. Be- Fanntlich sind die Matinées dansantes zuerst von der Gräfin Appony Än unsere elegante Welt eingeführt worden, und eine Nachahmung des berühmten Rosenfestes, welches im Maimonat in den Treibhäusern des Kaiserlichen Palastes in Wien jährlih gegeben wird. Die Damen erscheinen dabei sämmtlich weiß gekleidet und erseßen die Einfachheit ihtes Anzuges durch die höchste Eleganz.

Zur Matinée dansante des Grafen Appony waren über 600 Personen eingeladen worden, darunter sämmtliche Chefs der fremden Legationen mit ihren Secretairen. Die Appartements des rez- de- chaussée waren in Blumengärten verwandelt worden, und die Täu= {ung war um so größer, als der daran stoßende Garten einem Tanzsaal ähnlich sah. Sobald die Tanzmusik verstummte, ertönten hinter blühenden Rosengeblüischen die \{hönsten Konzert - Melodieen. Gegen 3 Uhr wurde ein ausgesuchtes Déjeuner dinatoire servirt, nach welchem bis zur einbrechenden Nacht getanzt wurde,

Grossbritanien und Irland.

London, 31. Mai *). Ueber die heutige Parlaments-Sißzung bringt die Hamburger Börsenhalle ihren gewöhnlichen Korre= spondenz=-Bericht, wonach bis zum Schlusse desselben die Verhandlun- gen wenig von allgemeinerem Junteresse darboten. Im Oberhause wiederholte der Marquis von Normanby seine Beschwerde, daß die Regierung in Jrland wiederholt die Katholiken nur als Katkoli- ken von der Jury ausschließe. Die Beispiele indeß, welhe der Mar=- quis anführte, wollte Lord Wharncliffe aus dem Grunde nicht gelten lassen, weil die Angeklagten in dem namhaft gemachten Falle der Theilnahme an der gesetzwidrigen Verbindung der sogenannten Ribboemen beschuldigt gewesen seien, diese Verbindung aber aus- \hließlich aus Katholiken bestehe, und man daher Katholi- fen uicht als kompetente Richter über die Straffälligkeit ihrer Glgu= bensbrüder betrahten könne. Der Marquis von Normanby sowie der Graf von Fißwilliam protestirten gegen die Anwendung eines solchen Grundsaßes; doch blieb die Sache nach längerer Dis= kussion auf sich beruhen. Das Haus konstituirte sich hierauf zum General-Comité, um die Fabrif=Bill in Berathnng zu nehmen. Bis auf die 32ste Klausel wurden sämmtliche Bestimmungen der Bill ohne weitere Debatte genehmigt; auh jene Klausel, welche bestimmt, daß junge Leute unter ahtzehu Jahren und Frauenzimmer niht mehr als zwölf Stunden täglih arbeiten sollen, blieb stehen, nachdem Lord Kinnaird, der zu den Gegnern jeder Beschränkung der Ar- beitszeit gehört, mit einem Antrage auf Streichung derselben durh= gefallen war. Sein Antrag wurde mit 48 gegen 21 Stimmen ver- worfen. Das Haus ordnete die dritte Lesung der Bill auf den 3. Juni an.

Die Haupt=Debatte im Unterhause drehte sich um die auf der Tagesordnung stehende Bill über die geistlichen Gerichte, deren Zwedck, wie schon bei früherer Gelegenheit gezcigt wurde, die Reform und theilweise Beschränkung der geistlichen Gerichtsbarkeit is, Die Bill ist in dieser Session bereits durch das Oberhaus gegangen und im Unterhause bis zum Stadium der Comité-Berathung gediehen, welche heute in Bezug auf die einzelnen Klauseln der Bill stattfinden sollte. Be- vor das Haus indeß zur Berathung überging, stellte das radikale Mitglied Herr Duncombe den Antrag, daß alle geistlichen Gerichte, mit alleiniger Ausnahme derjenigen, welche die Aufrechterhaltung der Dis= ziplin in der Kirche selbst zum Zweck haben, aufgehoben werden soll- ten. Er suchte diesen Antrag durch Aufdeckung der zahlreichen in den geistlichen Gerichten vorkommenden Mißbräuche und zugleih durch den Nachweis zu motiviren, daß die weltlichen Gerichte zur Aus= übung der jeßt den geistlihen Höfen zustehenden Jurisdiction, soweit sie nicht die Kirchen - Disziplin angehe, vollkommen genügten. Pr. Nicoll vertheidigte die Bill; er berief sich vor Aliem dar- auf, daß das Haus durh die Zulassung der zweiten Le-= sung das Prinzip der Bill bereits gebilligt habe, und be- mühte sich, die vorgebrachten Beschwerden über die geistliche Jurisdiction zu widerlegen. Nachdem Sir George Grey si für das Amendement, der General-Prokurator Sir William Fol-=- lett gegen dasselbe ausgesprochen hatten, wurde zur Abstimmung ge- schritten und das Amendement mit 115 gegen 70 Stimmen verwor- fenz eben so darauf mit 62 gegen 25 Stimmen ein Amendement des Herrn Borthwick (ein Mitglied des jungen England), daß die Bill nah 6 Monaten gelesen, d. h. gänzlich zu Boden fallen sollte, Als sich hierauf das Haus zum Comité fkon- stituirte und die erste Klausel zur Abstimmung kam, stellte wiederum Sir Georg Grey das Amendement, die Jurisdiction der geistlihen Gerichte in allen weltlihen Angelegenheiten aufzuheben. Die Vertheidiger der Bill, mit dem Pr. Nicoll an der Spihe, wi- derseßten sich dem Amendement und wollten namentlich die Jurisdic= tions - Befügniß der geistlihen Gerichte in solchen Fällen, wo gegen Gemeindeglieder wegen Verleßung der Sitte in den Gotteshäusern eingeschritten werden müsse, unter allen Umständen erhalten wissen. Das Amendement wurde danach mit 64 gegen 62 Stimmen verwor- fen. Als Sir George Grey bei einer anderen Klausel seinen Versuch erneuerte, mußte der Bericht geschlossen werden,

Galignani's Messenger d. d. Paris, 1. Juni, meldet die am Ae G erfolgte Ankunft Sr. Majestät des Kaisers von Rußland in London,

___O London, 30. Mai. Für wie groß man in England auch die Vorzüge einer freien Presse halten mag, so stehen mit derselben doch gende Nachtheile in Verbindung, zu denen namentlich das beständige Bestreben unserer Journale nah Uebertreibung gehört.

*) Die londoner Morgen-Blätter vom 1. Juni (über Holland) sind heute ausgeblieben,

Wenn die Darstellungen derselben Wahrheit enthalten, so werden sie nihtsdestoweniger so übertrieben, daß die behandelten Gegenstände ihren wahren Charakter verlieren und mehr in der Einbildung des

Sthreibers als auf der Wirklichkeit beruhen. Die Kommentarien un- | serer leitenden Journale, der Times und Chronicle, zu der |

Broschüre des Prinzen von Joinville sind ein Beleg für meine Be-

hauptung. Dies kleine Werk soll, nach der Vorausseßung dieser | Blätter, den Prinzen, wenn nicht gar auch seinen Königlichen Vater, | mit der französishen Kriegs - Partei identifiziren, und zwar |

welhe die Umstände durchaus nicht

in einer Art und Weise, gründet sich doch das ganze

rechtfertigen. Denn nah Allem

Raisounement des Prinzen auf die angenommene Möglichkeit |

eines Krieges; er wünsht weder den Krieg, noch spricht er zu Gunsten desselben, sondern thut einfah den Vorschlaa, die französische Dampfflotte zu verstärken, damit Frankreich für den Aus- bruch von Feindseligkeiten besser vorbereitet sei. Ein solcher Vorschlag ist nichts Anderes, als was son unzähligemal im britischen Unter= hause beantragt worden ist. Die britische Regierung ist immer so-

wohl von Parlaments-Mitgliedern als von der Presse zur Vermeh-= |

rung der Anzahl ihrer Dampfschiffe aufgefordert worden, aber niemals

hat man es si einfallen lassen, den Bau neuer Dampfer für eine |

Feindseligkeit gegen Frankreih oder irgend eine andere Seemacht auszulegen. Meine Meinung ist demnach, daß diese fleine Broschüre,

obschon sie von einem Mitgliede der französischen Königs-Familie |

niht die geringste Unterbrehung in den gegen- wärtigen freundschaftlihen Beziehungen zwishen England und Frankreich herbeiführen wird. Diese Beziehungen beruhen ein fah auf der gesunden Ueberzeugung der beiden Regierungen, daß die beiderseitige Vermeidung aller Handlungen von offensivem Charakter nothwendig sci und ihr gemeinsames Streben auf die müg- lihst baldige Beshwichtigung jener gereizten Gemüther gerihtet wer den müsse, welche sich nur zu sehr von Zeit zu Zeit in der franzöüsi- hen Partei- Bewegung und auch in geringerer Ausdehnung unter gewissen Klassen in England kundgeben. Die „„entente cordiale“, welche von der französischen Presse so lächerlich gemacht wird, bedeu- tet nichts Anderes, als den Entshluß Lord Aberdeen's und des Herrn Guizot's, ein System gegenseitiger Mäßigung zu befolgen in der Ab-

ausgeht,

sicht, beiden Ländern so lange wie möglih die Segnungen des Frie- | Man fkann demnach überzeugt sein, daß die | haben |

dens zu erhalten. Schrift des Prinzen von Joinville keine andere Folge wird, als daß sie die Aufmerksamkeit des britischen Kabinets auf seine Dampfflotte lenkt. Die nicht erst dur einen französischen Prinzen an die Nothwendigkeit ge= mahnt zu werdea, sene Superiorität zur See sich zu erhalten, welche

England in den Stand geseßt hat, seit drei Jahrhunderten die Meere | Es besißt gegenwärtig an 1000 Dampfschiffe, die |

zu beherrschen. mit sehr geringem Kostenaufwand ín Kriegsfahrzeuge umgewandelt werden können; jedes Jahr werden neue Schiffe sowohl von der Ad- miralität als von Privatpersonen gebaut und immer neue Verbesse-

rungen in der Construction oder Maschinerie derselben eingeführt, | Wie ih höre, geht auh die Admiralität seit einiger Zeit mit dem | Plane um, alle Fregatten und Linienschisse mit jenen Riesengeschüßen | zu versehen, welhe Kugeln und Bomben drei englishe Meilen weit | \{leudern, was diese großen Fahrzeuge in Stand seben würde, die |

fleinen Dampfer unschädlih zu machen. Ohne weiter auf diese Ein

zelheiten der See-Taktik einzugehen, wll ih indeß noch bemerken, daß |

die englische Flotte sich niemals in einem besseren Zustande befand,

als gegenwärtig, daß beide Parteien, Whigs wie Tories, über die |

Nothwendigkeit, die Superiorität Großbritaniens zur Sce gufrecht zu erhalten, einig sind und daß das Parlament keine Kosten \heuen wird,

um zu verhindern, daß unsere Flotte auf den Fuß der Gleichheit |

mit der Flotte Frankreihs oder irgend einer anderen Seemacht her- absinke.

Jch glaube Jhre Leser vor einem Artikel imJour nal desDébats | über unsere indischen Angelegenheiten, und namentlich vor den Schlußfol=

gerungen, zu denen der Verfasser so vorschnell gelangt, warnen zu dürfen.

Das Bündniß Yar Mohammed's und Dost Mohammed's mag wahr |

fein, aber die Behauptung, ganz Central - Asien habe sth zu einer großen Conföderation verbunden, deren Grundlage und Seele Ruß- land sei, ist sicherlih übereilt. daß diese Macht bei den früheren Ereignissen in Herat und Kabul irgendwie betheiligt war, so geht das Journal des Débats doch viel zu weit, wenn es Rußland für alle Handlungen des Chau von Bochara oder Yar Mohammed's oder jedes anderen asiatischen Fürsten,

der zur Beschwerde Aulaß giebt, verantwortlich machen möchte. Gegen= |

wärtig hat die britische Regierung keinen guten Grund zu dem Verdachte, daß Rußland die britischen Jnteressen im Orient benachtheilige, und nach der Ausrichtigkeit zu urtheilen, mit der Rußland kürzlich zwischen der Türkei und Persien die Verinittelung herbeiführte, is durhaus nicht

anzunehmen, daß es die geheime Triebfeder der Bewegungeu is, auf

die das Journal des Débats hindeutet. Jedenfalls kann man als gewiß annehmen, daß die offiziellen Beziehungen zwischen dem britischen und russishen Kabinet niemals einen freundschaftlicheren Charakter trugen, als gegenwärtig.

_- Paris, 1. Juni. Die Journale der Sandwichs - Jnseln bis 20. Februar bringen den Abschluß eines Friedens- und Freund- \hafts-Vertrags zwischen Jhrer Majestät der Königin von Großbri- tanien und dem König Kamehameha 1. der Sandwihs=Juseln, worin die Verhältnisse des britischen Handels und der britishen Schifffahrt mit jenen Jnseln festgestellt werden. Jh werde morgen den Ver- trag, der aus aht Artikeln besteht und: Lahaina 12. Februar 1844 datirt is, mittheilen. Demselben folgt ein Zusatz=Artikel, die Einfuhr von Brannkwein und geistigen Getränken betreffend, /

Ut eorrland e.

Aus dem Haag, 2. Juni. (J. de la Haye.) Der Ge- sch - Entwurf zur Konvertirung oder Rückzahlung eines Theiles der National-Schuld i} in den Sectionen der zweiten Kammer der Ge- neralstaaten geprüft und im Allgemeinen günstig aufgenommen wor= den. Die Majorität der Mitglieder sprah fi für die Kreirung 4proc. Obligationen aus,

Portugal, ; A Lissabon, 21. Mai. Das Diario bringt bis heute noch immer nichts über die Modification des Ministeriums, von der ich in meinem leßten Schreiben sprach. Damals wurde die Angelegenheit als eine bereits vollbrachte Thatsache allgemein erzählt und geglaubt, man sah mit jedem Tage dem Erscheinen der betreffenden Dekrete entgegen; jeßt sagt man aber sogar, der ganze Plan könne wieder rück= gängig werden, der Herzog von Terceira habe sich bestimmen lassen, im Ministerium zu bleiben, und dieses werde vorläufig noch fortbe= stehen. Noch läßt sich hierüber nihts Gewisses melden. Die Ver-= ans dex Cortes bis Ende September hat nicht allgemeinen Beifall gesunden, da Viele gewünscht hätten, das Kabinet möge denselben bald Rechenschaft über die Weise ablegen, wie es von den ihm ge- währten außerordentlichen Befugnissen Gebrauch gemacht, um so den Septembristen jeden weiteren Vorwand zu Declamationen abzuschneiden, Die Truppen, welche unter dem Baron Leiria gegen Almeida gezogen waren, sind wieder hier eingerückt, auch 300 Mann von denen, die

britishe Regierung braucht |

| wissen unerläßlich ist.

Mag man auch annehmen wollen, |

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Bomfim \sich angeschlossen hatten. Diese sollen nun nah den Azoren geshickt werden und nicht nah der afrifanishen Küste, wie man an- fangs gesagt hatte.

Griechenland.

Z Athen, 21. Mai. Was ih gestern von unangenehmen Auftritten wegen der Anfertigung der Wahl - Listen schrieb, hat sich leider hon mehrfach bestätigt. Unter Anderem sind nach neueren Nachrichten dergleichen in Hydra vorgekommen, w

Londos und Kalergis haben nebst mehreren Anderen das Offi zier-Kreuz der französischen Ehren-Legion erhalten,

Wenn englishe Blätter ihre Leser mit der Nachricht unterhalten, daß der hiesige preußishe Gesandte, in Verbindung mit Herrn Pro-

| vilegios, die etwas mißfällig aufgenommene Königliche Botschaft an die | National-Versammlung verfaßt habe, so kann mau das allenfalls hin-

gehen lassen, da gewisse englische Blätter es mit ihren Nachrichten nicht zu genau nehmen, sobald sie nur ihren Interessen passen ; aber daß deutsche Zeitungen eine folche Nachricht nachschreiben, ver- dieat der Erwähnung. Hier lacht Jedermann, der die Verhältnisse und den Verlauf der Dinge kennt, über solche Dinge und macht im Stillen oder öffentli seine Glossen darüber, zu welchen sonderbaren Mit- teln man doch zuweilen greift, um etwas von sich ab und aus An- dere zu wälzen. Selbst griechische Zeitungen, namentlich der Unab-

hängige (äeéternr7os), haben es für ihre Pflicht gehalten, der

Widerlegung einer solhen Nachricht eigene Artikel zu widmen. Ministerielle Blätter denunziren die Existenz ciner geheimen Be-

sellschaft, die große Brüderschaft (@5#X@a707) genannt, die zum Zweck | haben soll, die noch zur Türkei gehörigen, von Griehen bewohnten | | Orte. Der Pöbel begann in Kensington seine Zerstörungen vou

Provinzen mit Griechenland zu vereinigen. Ohne Zweifel wollen

diese Blätter dadur den Eifer beurkunden, mit welchem sie alles | 1 F. f , e , - 3 5 - - l zurüzuweisen suchen, was irgendwie den fremden Mächten Anlaß zu | | Mißtrauen und Unzufriedenheit geben könnte. |

Jndeß is man über diese Vershwörung noch nicht ganz im Klaren, und die Oppositions- blätter stellen die Existenz derselben entweder ganz in Abrede, oder \childern sie als eine unbedeutende, von einigen enthusiastishen Köpfen ausgehende Jdee, die durhaus noch nicht verwirkliht worden sei und so bald niht werden könne; überdies bekämpfen sie die Jusinuation, als habe eine große Macht dabei die Hände im Spiel. Einige Offi-

ziere der Phalanx übrigens, namentlich Perrhäbos und Valenzas, die |

sich an der Gränze aufhielten, haben den Befehl bekommen, nah der Hauptstadt zurückzukehren.

Vereinigte Staaten von Uord-Amerika.

New- Yorfk, 15. Mai. Jch habe Jhnen gestern im All- gemeinen die Stellung bezeichnet, in welcher sich die Jrländer in der Union den eigentlichen Amerikanern gegenüber befinden, muß aber noch Einiges hinzufügen, was zur Fällung eines richtigen Urtheils über diese Zustände und die neuesten Vorkommnisse in Philadelphia zu Die Jrländer haben ihre Scheidung in zwei Parteien, wie sie in ihrem Vaterlande selbst besteht, nämlih in Oran- gisten und Repealer oder, wenn man will, in Protestanten und Ka- tholifen, auch mit nach Amerika übertragen, und auch auf dieser Seite des Atlantischen Oceans dauert der gegenseitige Haß zwischen beiden fort. Was ich gestern von dem festen Zusammenhalten unter den Jrländern sagte, läßt sich im Grunde nur auf die Katholiken oder Repealer anwenden , die in Philadelphia und dessen Vorstädten wohl über viertausend Stimmen verfügen können. Bis jeßt haben dieselben meist und fast überall für die Demokraten gestimmt, wicwohl an manchen Orten auch Whigs durch sie zu Stellen, Aemtern und Ein= fluß gelangt sind. Eben daraus, daß die religiöse Absonderung, das verschiedene Glaubensbelenntniß im Religionspunkte mit dem geson= derten politischen zusammenfällt, erklärt sih auch, daß, als einmal der Sturm zu Philadelphia losgebrochen war, zu dem politishen Partei- haß auch die religiöse Anfeindung sich gesellte, und die Wuth der „„Native Americans““, ursprünglich durch politische Hebel in Aufregung gebracht, au gegen die fatholischen Kirchen der Jrländer sich wendete.

Schon mehrere Wochen vor denselben war in den Blättern der Native Americans eine außerordentlih heftige Sprache bemerk- bar gewesen gegen die katholischen Jrländer, sie überboten einander in den agufreizendsten Declamationen gegen die „Papisten‘“ und den „papistischen Einfluß.“ Dieselbe Stimmung zeigte sich dann auch bei mehreren Meetings der Native Americans, die in verschiedenen Distrikten gehalten wurden, und worüber dann große Erbitterung unter den Jrländern entstaud. Diese machte sih endlich Luft, als in den leßten Tagen des Aprils ein neues Meeting der Native Ameri-= cans zu Kensington gehalten werden sollte. Gleich im Beginne desselben wurden die Versammelten von einer Masse Jrländer über= fallen, ausecingudergesprengt, ihre Fahnen ihuen genommen, zerrissen und mit Füßen getreten, Am Montag, 6. Mai, hielten die Native Americans ein neues Meeting vor dem Schulhause zu Kensington, wo-= bei einige die der amerifanisheu Flagge furz zuvor widerfahrene Shmach in heftigen Ausdrücken zur Sprache brachten und darauf bezügliche Beschlüsse beantragten. Aber da Regen einfíel, so wurde beschlossen, die Versammlung in Washington - Market, demselben Plaße, wo das frühere Meeting von den Jrländern auseinandergesprengt worden war, fortzuseßen. So geschah es, aber als der dritte Redner zu sprechen begann, machten einige Jrländer so starken Lärm, daß der- selbe ih nicht vernehmbar machen konnte. Darüber kam es zu Wort- wechsel, za Thätlichkeiten, und endlich fielen sogar einige Schüsse von welcher Seite zuerst is zwar noch nicht ermittelt, doch, aller Wahr- scheinlihkeit zufolge, von Seiten der Jrländer, was das Signal zu einem förmlichen allgemeinen Kampfe wurde. Schon da wurden zwei Native-Americans getödtet, mehrere verwundet, und die Jrländer hat- ten anfangs die Oberhand, die Gegner wurden auseinandergejagt. Aber bald wendete sich das Blatt, und die sih wieder sammelnden Amerikaner zwangen nun die Jrländer zur Flucht, die in den nächstgelegenen Häu= sern, die fast durhaus auch von Jrländern bewohnt sind, Shut suchten, von wo qus sie aber aus den Fenstern auf ihre Verfolger feuerten. Die Amerikaner suchten in dieselben einzudringen, und schleuderten Steine gegen Thüren und Fenster. Plößlich drangen aber die aufs Neue gesammelten Jrländer mit Wuth und in großer Masse wieder gegen die Amerikaner vor, die nun das Feld räumten. Jn der Nacht vom 6ten auf den 7ten patrouillirten bewaffnete Haufen von Jrlän- dern um die St. Michaelskirche, und ließen Niemand passiren, der sich nicht genügend ausweisen konnte. Am Dienstag 7 Uhr Morgens fand man an den Straßenecken überall Mauer-Anschläge mit der Einladung zu einem auf dem Unabhängigkeitsplaße (Independance - Square) Nachmittags 3 Uhr abzuhaltenden Meeting. Gegen Mittag sah man eine Truppe Leute, meist Arbeiter, durch die Straßen ziehen, eine Fahne vor sich hertragend in den amerikanischen Farben und mit der Jnschrift : „Dies istdie Flagge, welche von den irländischen Papisten mit Füßen getreten worden ist.’ Das Meeting kam zusammen, wurde aber soglei nah dem Washing- ton-Market, dem Schauplaßte des gestrigen Kampfes, zurückverlegt. Kaum war man dort angekommen , als die Jrländer gus allen umliegenden Häusern und Alleen von neuem ein heftiges Gewehrfeuer eröffneten, Die Amerikaner drangen in einige Häuser ein und steckten sie in Brand, Das Feuer griff so {nell um \ich, daß bald eine ganze Reihe von Häusern in Flammen stand. Die Jrländer feuerten aber aus denselben fort, \o länge, bis Hiße und Rauch sie daraus ver=- trieb, Die Zahl der niedergebrannten Häuser is sehr beträchtlich,

| mochten wenig.

an 50, und man fürchtet, daß viele Jnwohner, die sich uicht schnell genug flüchteu fonnten, in den Flammen umgetominen sind. Gegen 5/ Uhr Abends hatte das Feuern der Jrländer begon=- nen und bis 8 Ühr Abends gedauert, erst dann konnten die Amerifka= ner es lebhaft erwiedern, nahdem sie endlich sich Gewehre verschafft hatten. Jndeß waren sie gegen die hinter ihren Mauern und Fen= stern geshüßten Jrländer doch noch immer im Nachtheil. _Erst kurz vor 9 Uhr Abends hörte das Gewehrfeuer auf. Aber die Braud= legungen von Seiten der Amerifaner dauerten noch bis Mittwoch den

Sten Abends fort, die dagegen anfangs aufgebotene Polizei- und

| Militairgewalt war viel zu {chwach, um etwas ausrihten zu können.

Ein Jrländer, Namens Taggart, der, von mehreren Schüssen bereits

| {wer verwundet, den wüthenden Volkshaufen in die Hände gefallen

war, wurde anfangs durch einen Alderman nach dem Gefängnisse geführt, aber bald von der Masse diesem entrissen, ein Strick ihm um den Hals geworfen uud er so eine Strecke fort förmlich geschleift ; ja, bei einem Laternenpfahl angekommen, machte man sogar den Ver-

| uh, ihn ohne Weitercs daran aufzuknüpfen, aber der Pfahl brach

unter der Last, und \o s{leifte man deu Unglüclihen dann noch cine Strecke weiter, bis man ihn endlich für todt in der Straße liegen ließ. Er lebte indeß noch und wurde nun wirklich ins Gefängniß gebracht, wo er inzwischen geendet haben wird.

Abends 9 Uhr am Dienstag den 7ten erschien der Sheriff mit einigen in der Eile gebildeten Compagnieen von Freiwilligen auf dem Plate, um weiteren Konflikten möglichst vorzubeugen ; allein sie ver= Der 8. Mai brach noch unter sehr düsteren Auspizien an, alle Geschäfte waren unterbrochen , irländishe und amerikanische Familien flüchteten in Masse aus Kensington in die nächstgelegenen

neuem; abermals wurden gegen zwanzig Häuser in Brand gesteckt, mit ihnen die {chöne und geräumige katholische St. Michaelskirche mit dem anstoßenden Seminare. Ein Jrländer wurde von der Masse in den Straßen niedergemacht, als man ihn in einem Hause mit zwei geladenen Gewehren traf. Der fatholishe Bischof Dr. Kendrid mit seinem gesamm= ten Klerus verließ die Stadt, nachdem er in einem Hirtenbrief die Schlie= ßung aller fatholishen Kirchen angeorduet und alle Katholiken ermahnt hatte, die vffentliden Pläße zu meiden, und nichts zu thun, was die Gemüther aufregen fönnte. Schon am Abend zuvor war eine Ver- sammlung der Katholiken in der St., Johns-Kathedrale gehalten wor= den, um über die Mittel zur Beschwichtigung der Gemüther zu be- rathen. Etwa um 9 Uhr Abends rottete sih dann auch in der City

| von Philadelphia cine Volksmasse zusammen, zog nah der St. Au-=

gustins = Kirche (der Katholiken) in der Fourthstreet, und brannte sie gleichfalls nieder, vergeblih machte der Mayor der Stadt, von Po=

| lizei - Agenten und einer Anzahl Reiter begleitet, alle Anstrengungen

Die Wüthenden plünderten zugleich die zunächstliegende des Dr. Moriarty, und zündeten aus den aufgeshihteten Bücherballen ein Lustfeuer an, ein Seiten- stück zu der wahrhaft fkannibalishen Scene des Brandes der St. Michaels = Kirche zu Kensington, wo das in Folge der Fort-= schritte der Flammen vom Dache herabfallende Kreuz mit Beifall und Musik begrüßt wurde. Auch die Kathedrale von St. John?'s wurde angegriffen, aber diese zu retten gelang dem General Cadwalladro, der mit ciner entshlossenen Abtheilung Soldaten dort Kanonen auf= führte, das Martialgesey proklamirte und den Ruhestörern nur fünf

zur Rettung. Buchhandlung

| Minuten Frist gewährte, nah deren Verstrih er mit Kartätschen un-

ter sie feuern lassen würde, wenn sie sich nicht zerstreuten, Dies wirkte, sie liefen davon. Die St. Mary's= Kirche, einen Augenbiick bedroht, blieb glücklicherweise auch verschont.

Am 8ten fam endlih auch der Gouverneur Porter von Harris= burg zu Philadelphia an, und traf sogleich die energischen Maß-= regeln, die Truppen erhielten förmlihe Ermächtigung, gegen weitere Ruhestörer zu feuern, die sämmtlichen katholishen Kirchen wurden durch Truppen = Abtheilungen bewacht, des Nachts über die Zugänge zu denselben abgesperrt, die Bürger traten unter die Waffen und machten Patrouillen und von nun an wagte es die Emeute nicht mehr, sich sehen zu lassen. Aber großes Unheil ist in Philade!phia dur diesen dreitägigen Bürgerkrieg angerichtet worden. Die Zahl der ermit= telten Todten und Verwundeten habe ih Jhnen angegeben, Die ersteren sind bereits zur Erde bestattet, ohne daß weitere Unordnungen vorfielen. Der Verlust an niedergebranntem Eigenthum wird auf nahe an 300,000 Doll. geschäßt, welche wohl dem Staate zur Last fallen werden. Kensing= ton und die Straßen im nördlichen Quartier von Philadelphia boten während der Tageder Unruhen ein furchtbares und bedauerliches Schauspicl dar. Aus den Fenstern jedes Hauses, das niht von Jrläudern be= wohnt war, sah man eine amerifanische oder dreifarbige Flagge wehen, um anzudeuten, daß die Jnwohner Eingeborne oder wenigstens Bür= ger waren, während auf vielen noch der Name des Jnwohners mit der Angabe seines Glaubens = Bekenntnisses als „Methodist““, „Pro-= testant‘, „Episkopaner“ u. st. w. zu lesen war, auf einigen auch nur furzweg die Worte: „Keine Papisten.‘“ Man hatte dies als Vor= sihts- Maßregel nöthig erachtet, um die Häuser vor Brand und Zer= störung zu retten. Noch irren hunderte von Frauen und Kindern, ohne Dach und Fach, verlassen in der Gegend umher, beklagenswerthe Opfer des Partei-Unwesens.

Jett zieht das Volk von Philadelphia täglich in Massen nach den Pläßen der Verheerungen, und streitet sich über die eigentlichen Veranlasser der bedauerlihen Auftritte, gegen welche allgemeine Ent- rüstung herrscht. Woher die Kämpfenden, namentlih die Jrländer, so nell ihre Waffen erlangt hatten, ist noch {wer zu ermitteln. Noch in den lebten Tagen hat man unter den Haufen von Schutt und Asche der niedergebrannten Gebäude Trümmer menschlicher Leich- name gefunden, wodur leider nur zu sehr die Besorgniß gerechtfer- tigt erscheint, daß viele unglückliche Opfer in den Flammen den Tod gefunden haben. Die militairishen Vorsihtsmaßregeln bei Tag und Nacht dauern in Philadelphia bis auf diesen Tag noch fort, und ge= ben \o der Stadt das Ansehen eines belagerten Plaßes. Die bie= sigen Native-Americans hatten ein Meeting halten wollen, um ihren Freunden zu Philadelphia ihre Sympathie zu bezeugen, sind aber auf die Vorstellungen des Mayors der Stadt, der fürhtete, daß dies auch hier zu Unordnungen führen könnte, von ihrem Entschlusse kflugerweise wieder abgegangen. Ju der That könnte bei der gegen= seitigen Erbitterung der Native - Americans und der Jrländer auch hier Niemand für die Folgen eines Meetings, wie das beabsichtigt gewesene, einstehen.

Prüfungen der Zugkraft und Landwehr: Kavallerie- Pferde

auf der berliner Rennbahn.

Se. Majestät der König haben die Allerhöchste Gnade gehabt, für die hiesige Rennbahn eine Summe von 1000 Rthirn, zur Veranstaltung von Konkurrenzen für gewöhnliche GebrauhWferde zu bewilligen. Es is die Absicht, diese Konkurrenzen so einzurichten, daß an denselben die kleineren

Pferdezühier und Besißer Antheil nehmen köunen, fallen in zwei Klassen.

L R Zugdiecda Erste Prüfung der Zugkraft, anm 19, Juni, Die konkurrirenden Pferde werden nah einander vor ein Flaschenzug gespannt, Dasjenige Pferd, welches hierbei den höchste!

Die Konkurxrenzen zer-

Kraftgrad entwidelt, is Sieger; bei gleihen Graden konkurriren di