1844 / 161 p. 2 (Allgemeine Preußische Zeitung) scan diff

enen Wunsche der Vertreter der Pro- Lehrstuhls nad hem ausgespro p B es Erwartungen) vor einer so v reid n Versammlung begonnen, daß der große Hörsaal die Menge ss nicht ausreihte. Abends brathten die Studenten ihrem neuen Sehrer einen Fackelzug.

lesien. Nach Angaben, welche über den Ge Sd EB lee und den von selbigem erzielten Woll- Ertrag in der Provinz Schlesien nach der Wollschur alljährlich eingezogen werden, waren 1m Jahre 1842 3,016,01 9 Stück Schafe vorhanden, welche einen Ertrag von 43,396 Ctr. einschüriger und 9521 Ctr. zweischüriger, überhaupt 52,877 Ctr. Wolle gewähr-= ten, wonach gegen das vorhergegangene Jahr 2774 Ctr. Wolle mehr produzirt worden sind. Dagegen waren 1m Jahre 1843 nur 9 944,069 Stück Schafe vorhanden, welche einen Woll - Ertrag von 41,128 Ctr. ecins{üriger und 8885 Ctr, zweischüriger, zusammen 50,013 Ctr. gewährten, mithin gegen das Vorjahr 2864 Ctr. weni= ger produzirten.

X Stettin, 8. Juni. Der Kaiserl. russische General = Konsul, Herr Maurer hierselbst, is auf seinen Wunsch, mit Beibehaltung des bisherigen Charakters, als eines Ehrentitels, und unter shmeichelyafter Anerkennung seiner langjährigen erfolgreihen Dienstleistungen , von seinen Functionen entbunden worden, An die Stelle desselben tritt der Kaiserl. russishe Kollegien - Assessor, Herr Schlözer, und hat sie bereits am 4ten d, M. angetreten,

Ausland.

Deutsche Bundesstaaten.

Königreich Bayern. Se. Königliche Hoheit der Herzog Marx is am 3, Juni wiederum in München eingetroffen; er begiebt sich auf seinen Landsiß Possenhofen. Tages zuvor starb zu München der General-Lieutenant von Hoffnaaß an den Folgen des Brandes, veranlaßt durch das verunglückte Ausschneiden eines Leichtdorns.

Königreich Hanuover. In der Sißung der zweiten Kammer der Stände vom 29, Mai wurden die von der Regierung vorgeshlagenen Abänderungen des Geseßes über die persönlichen di= reften Steuern zum erstenmale berathen. Die erste Kammer der Stände verwies am 25. Mai die Abänderungen der persönlichen di- reften Steuern in zweiter Berathung an die Finanz-Kommi|jion; in zweiter Berathung über das Ausgabe-Budget wurde der Autrag über das Prinzip der Spezialisirung nochmals mit 27 gegen 8 Stimmen angenommen, Wie man jebt hört, wird Se. Majestät der König diesen Sommer keine Reise antreten,

Königreich Württemberg. Am 8. Juni wird in Stutt- gart die erste \hiedsgerichtliche Verhandlung in Handels-An= gelegenheiten stattfinden,

Großherzogthum Baden. Jn der 8sten Sibung der zweiten Kammer der Stände übergab Zittel den Kommissions=Bericht

über die Motion in Betreff der Errichtung von Ackerbauschulen. Die Kommissions-Anträge gehen dahin: in einer Adresse au Se. Königl, Hoheit um einen Geseh - Entwurf über die Errichtung von 5 Ader= baushulen nah dem Muster der in Württemberg bestehenden ühnli- chen Anstalt mit den durch die klimatischen und Kultur - Verhältnisse in Baden nothwendigen Modificationen zu bitten, jedoch in der Weiße, daß einstweilen mit 3 Ackerbauschulen angefangen werdez_ ferner ins außerordentliche Budget für 1844 aufzunehmen: 9000 Fl. für An- schaffung von Juventarstücken und Herstellung eines Betriebs=-Fonds, und íns nachträgliche Budget für 1845: 9000 Fl. als laufende Do=- tation für die drei zu errihtenden Ackerbauschulen,

Großherzogthum Hessen. Jun Mainz wird nunmehr e arren Gottesdienst nah dem Ritus der anglikanischen Kirche in einem städtischen Gebäude gehalten werden. Ebendaher berih-= tet man, die Aussichten der Weinbauer seien, was auch die Wein=

händler sagen möchten, günstig. Russland und Polen.

St. Petersburg, 4. Juni. Während der Abwesenheit des Ministers des Kaiserlichen Hauses , der sih im Auslande befindet, i der Minister des Junern, Wirklihe Geheime Rath Perowsky, mit der Leitung des Kaiserlichen Kabinets beauftragt worden.

Der Wirkliche Staatsrath, Kammerherr Senjawin, Civil - Gou- verneur von Moskau, is zum Gehülfen des Ministers des Junern und an seine Stelle der Wirkliche Staatsrath Kapnist zum Civil- Gouverneur von Moskau ernanut. j j

An die Stelle des Kollegienraths Crämer, der auf sein Gesuch von dem Posten als General-Konsul in Aegypten abberufen worden, ist der bisherige Secretair der russischen Gesandtschaft in Griechen- land, Kollegienrath von Fo, getreten,

Frankreich.

Deputirten-Kammer. Sißungen vom 3, u, 4. Juni, Folgendes sind die wesentlichsten Momente aus der Debatte über die verlangten Supplementar-Kredite zur Subvention der Postmeister, welche durch die Eisenbahnen Verlust erleiden und dafür Entschädi-=

ung in Anspruh nehmen, wozu ihnen die Kommisston indeß kein Recht zuerkannt hat, Sie stimmt deshalb keinesweges für Hintan-

sebung der Personen-Beförderung durch Pferdeposten, will aber diese

Anstalt nicht im Juteresse der Unternehmer, sondern allein im Jn- teresse des Staats aufrecht erhalten sehen, also das Jndemnitäts- Prinzip nicht zulassen, sondern auf andere Weise für die Erhaltung des Postdienstes gesorgt wissen : L : E err von Golbery: Zh will weniger die Bewilligung bekämpfen, welche die Kommission für 1843 guthieß (bekanntlich hatte die Kommission für ein Jahr, aber dann nicht wieder, eine Subvention gebilligt), als das Prinzip der Entschädigung an und für sih, Es scheint mir, daß wir uns auf einen falschen Weg begeben, indem das Mittel, zu welchem man seine Zuflucht nimmt, eben M unzureichend als Hülfe für die Jnustitution des Posidienstes ist, wie lästig für das Budget, denn wir wissen nicht, wie weit wir in diesen Bewilligungen würden gehen müssen. Was zunächst das Prin- ip betri, \o behaupte ih, daß der Staat zu nichts verpflichtet ist; daß, enn neue Gewerbzweige auffommen ,' die alten die Folgen davon tragen müssenz daß jedoch, wenn die dadurh gefährdeten Gewerbe dem Staate nöthig sind, er sie vor dem ihnen drohenden Ausfall [lgen muß. Aber nicht durch eine n bewilligte unsichere Antertäprug - durch die N ta rie der Eisenbahnen leiden, Sicherheit gewährt werden. e duns würde nur vermittelst stets erneuerter Bewilligungen unv jährlicher Abschäßungen des erlittenen Verlustes und gezogenen Ge- Ee minde können, Welcher Postmeister aber könnte dabci irgend

ann denen, die

eine Sigerheit finden? Gewiß würde nicht ein Einziger eine solche Lage 136 aa »rrianat für 1843 von uns einen Kredit von men E Big von 184, Sri sobald aber die jeyt unternom- det sein werdé Rh biete Eri t, sobal A viele neue Linien vollen- Ende in ein gan) ungedührli Des Verbütia mer mehr anwachsen und am

zu den Hülfsmitteln des Staates treten. § reyräsentirt venn diesen Theil D Einkünfte bor

942

ostmeister? Höchstens den dritten Theil ihres Vermögens, denn es handelt Harry 4k. a die Entschädigung für die 25 Centimes für Pferd und Post, welhe alle andere Fuhr-Unternehmungen an sie zu entrichten haben, eine Einnahme, die für sie cin Kapital von 6 bis 7 Millionen ausmacht. Die Postmeister ziehen aber außerdem Vortheile von der Beförderung der Messagericen, vou den Courieren und Neisenden, und diese Mittel sind ihnen hinfort genommen. Wie will man also dur eine jährlich zu bereh- nende und dem stets unsicheren Votum der Kammern unterliegende Pension ihre Zukunft sichern? Und sieht man nicht {on jeyt alle Folgen der Unge- wißheit, in welche wir die Postmeister gelassen haben? Betrachten Sie nur unsere nächsten Nelais. Das von Lonjumeau, welches für 120,000 Enn worden, wird für 20,000 Fr. ausgeboten, Das Uebel liegt in dem Provisorium, in der Ungewißheit; wenn wir ein bestimmtes ernstes Mittel ergriffen, die Zukunft des Postdienstes zu sichern, so würden wir so traurige Folgen nicht zu fürch- ten haben. Die Einen werden durch die bercits bestehenden Eisenbahnen ruínirt, den Anderen droht nächstens ein gleiches Schicksal, und Alle haben in ciner mehr oder minder entfernten Zukunft dasselbe zu besorgen , denn es giebt feine Landschaft, kein Departement, fein Arrondissement, kein Dorf möchte man sagen, welches uicht eine Eisenbahn verlangt. Möge die Kam- mer den Zustand dieser Jnstitution wohl erwägen , will sie dieselbe erhalten oder niht? Jh für mein Theil bin überzeugt, daß sie dem Lande unum- gänglih nothwendig is, Bedenken Sie wohl, daß die allerdings natür- lihe Eingenommenheit, welche Sie jeßt zum Bau von Eisenbahnen treibt, doch leiht auch zu Jrrthümern führen könnte, Jch mache nur bemerklich, daß nichts leichter ist, als diese Art von Verbindungswegen zu unterbrechen, und doch muß der Staat stets Herr bleiben über alle seine Communicatio- nen mit allen Theilen seines Gebiets. (Unruhe.) Jh will kurz sein. Die Eisenbahnen, die man als ein ausgezeichnetes strategisches Hülfsmittel be- trachtet, lönnen durch einen Kavallerie - Trupp o unterbrochen werden, daß sie zur Beförderung der Depeschen und Befehle nicht mehr zu brauchen sind, Jch will nicht von der Emeute sprechen, und doch könnte sie sich gleichzeitig eines Telegraphen und einer Eisenbahn bemächtigen und es auf diese Weise verhindern, daß die Negierung Nachrichten erhalte und Befehle abfeitige, Ja, es braucht rur einiger Betrunkenen, um eine Eiscnbahn- Communi- cation zu unterbrehen, So rissen fürzlich im Elsaß drei junge Leute, die aus eincm Wirthshaus kamen, in der Betrunkenheit die Schienen fort, und eine Menge Menschen hätten das Opfer dieses Frevels werden fönnen, wäre man nicht zur rechten Zeit darauf aufmerksam geworden. Geschicht dergleichen in der Nacht in Abwesenheit des Bahnwärters, oder während dieser vielleicht eingeshlafen is, so läßt sich den Unglücksfällen gar nicht vorbeugen. Es hieße also die Bürger zwingen, sich in Gefahr zu be geben, es hieße die Sicherheit der Depeschen und folglich die des Staates

3

von einem Verbrechen, von einem zuchtpolizeilichen Vergehen abhängig machen, wenn man nicht neben den Eisenbahnen auch andere Communica- tionsmittel aufrecht erhalten wollte. Dies haben auch unsere Nach- barn wohl begriffenz Belgien hat seine Malleposten beibehalten; es hat deren noch 10, die neben seinen Eisenbahnlinien laufenz und England hat neben 15 großen Eisenbahnlinien 15 Malleposten beibehalten, Wie lange Zeit würde nicht erforderlich sein, den “angerichteten Schaden wieder auszubessern, wenn Böswillige stark genug wären, eine Erdarbeit zu zerstören? Doch abgeschen von den Zufällen, die aus dem Willen der Menschen hervorgehen können, so giebt es noch häufigere und gefährlichere Naturzufälle, z. B, eine Ucberschwemmungz ja cs brauchen nur 10 Grad Kälte einzutreten, so werden die Eisenbahnen unbrauchbar (7). Die Frage ist auch in öfkfonomischer Hinsicht zu erwägen. Der Transport der Depeschen fostet jet vermittelst der Post-Jnstitutionen nur 3 Millionen z er würde aber, wie man berechnet hat, 15 Millionen kosten, wenn man besondere Relais für diesen Dienst einrihten müßte, Hierzu fommt noch eine schr wichtige Nücksicht in einem Lande, welches 30 Millio- nen seiner Auflagen auf die Erhaltung seiner großen Heerstraßen und 40 bis 12 Millionen auf die der Departementalstraßen verwendet, und außerdem 10 Millionen an Subventionen für die Hauptverbindungswege ausgiebt, Diese Summen müssen doch auch zu eiwas nüßen. Ließen wir aber die Institution der Posten eingehen, so würden wir prächtige Land- straßen haben, auf denen Niemand führe, Um sich hiervon zu überzeugen, braucht man nux auf ver Eisenbahn von Basel nach Straßburg zu reisen: die Landstraße geht stets neben der Eisenbahn her, aber nicht cinen einzigen Wagen, nicht ein einziges Frachtfuhrwerk wird man varauf erblicken. Die Straße is ganz todt und verövet. Auf welche Weise könnte man nun der Justitution der Posten zu Hülfe kommen? Jch halte die Ent- scheidung dieser Frage für nicht so schwierig. Wenn der Staat gegen die Postmeister keine Verpflichtung hat, so haben diese doch ein Recht, welhes aus Geseßen vor und nah der Revolution von 1789 hervorgeht. So finden wir in dem Geseß vom 29, Juli 1793 das Prinzip des Eigenthums, der Erblichkeit und der Uebertragungsfähigkeit aufgestellt, Gewiß is es, daß das Geseß den Postmeistern auh das ausschließliche Recht zur Personenbeförderung zuerkannt hat, Man genüge also diesem Prinzip, man führe seine Konsequenzen aus. Jm Jahre VU wurden zwar die Messagerieen von der den Postmeistern zu entrichtenden Gebühr befreit, aber das Geseß vom 23. Ventose des Jahres XIill gab ihnen ihr Necht zurück, Um die Justitution der Posten aufrecht zu erhalten, müßte man daher au den Eisenbahnen für die von ihnen beförderten Reisenden eine Gebühr zu Gunsten der Postmeister auferlegen. Man könnte dieselbe etwa auf 2 Cent, für das Myriameter und den Neisenden feststellen, Wenn man besorgte, daß die Relais auf diese Weise mehr erhalten könnten, als ihr Verlust betrüge, und daß ein Dicnst, der dem Staat eine Nevenüe von 45 Millionen einbringt und ihm nur 3,200,000 Fr, kostet, dabei einigen Gewinn ziehen fönnte, so brauchte man ja nur zu erklären, daß die den Postmeistern zu gewährende Entschädigung niemals ihren jeßigen Belauf übersteigen dürfe, und daß der Uebershuß aus der Taxe von 2 Cent, in den Schaß fließen solle, Eine Zusaß-Bestimmung könnte das Geseß auch einer alle 3 Jahre vorzunehmenden Revision unterwerfen, Möchte ein solches der Kammer baldmöglichst vorgelegt werden, Uebrigens stimme ich für den vorgeschlagenen Kredit, / s Herr Garnon: Mit der Einführung der Eisenbahnen, welche allmä- lig an die Stelle der Diligencen treten sollen, kann das Prinzip in Bezug auf die Nechte der Postmeister keine Aenderung erlitten haben, _Der Fall is ganz derselbe, und wenn es im Jahre X11. gerecht war, den Diligence- Compagnieen eiye Abgabe zu Gunsten der Postmeister aufzulegen, so scheint es jeßt eben so gerecht, die Cisenbahn-Compagnieen und die auf den Ei'en- bahnen reisenden Personen zu demselben Zweck eben so zu besteuern, Dieses System, welches übrigens den Gruudsäben unserer Gesehgebung angemessen ist, hat auch das Beispiel Preußens für sich. Das preußische Geseß legt den Eisenbahn-Compagnieen die Verpslichtung auf, die Post nah Verhält- niß des Ausfalls in ihren Einnahmen zu entschädigen, Der Staat erfennt also an, daß den Posten cine Entschädigung ge- bühre, erx belastet aber niht sich selbst damit. Jh sehe auch niht ein, weshalb dies anders sein sollte. Der Finanz - Minister hat uns gesagt, eine Mehrbesteuerung der Eisenbahn - Compagnicen würde mit der Aufmunterung und Beschüßung nicht übereinstimmen, welche die Kammern den Fortschuitten dieser Jndustrie gewähren zu müssen geglaubt hätten, Dieser Grund fann aber nicht sehr ernst erscheinen, wenn man bedenkt, daß die Regierung sich nicht dadurh hat abhalten lassen, den Eisenbahn-Compagnieen eine Steuer von einem Zehntel für den Plaß auf- zulegen, Jch stimme daher für die Verwerfung des verlangten Kredits,

Herr Muret de Bort; Der vorige Redner hat sich auf das Beispiel Preußens berufen, Dort ist aber die Lage der Dinge eine ganz andere, Die Posten werden in diesem Lande von der Regierung selbst administrirt, und ín den Bau der Eisenbahnen hat sie sich gar nit eingemisht, sondern denselben ganz der Privat-Unternehmung überlassen. Ju Frankreich dagegen hat der Staat nur das Privilegium des Brief-Transports, aber nicht auch für die Reisendenz ferner baut in Frankreih der Staat die Eisenbahnen. Jn Preußen hat man den Ertrag der Post durch bie an dessen Stelle

eschte Auflage auf die Eisenbahnen decken wollen, Ueberdies war in Preußen die Erhaltung der Relais unerläßlich, tenn dort hat man für die Eisenbahnen kein so wohl kombinirtes unv vollständiges System wie in Frankreich angenommen; man hat, so wie in England, den Com- pagnieen die Sorge überlassen, die ihnen konvenirende Linie zu wählen, ohne sich darum zu befkümmern, ob dieselben den Postdienst hinreichend er- seyen würden. (Der Redner scheint das den Ständen der preußischen Pro- vinzen vorgelegte Eisenbahn - System nicht zu kennen.) Jn Belgien ist die Frage in Bezug auf die Postmeister noch nicht gelöstz man hat sich darauf beschränkt, Rüfsichten für sie eintreten zu lassen, ihnen den Brief-Transport

auf Seitenlinien zu bewilligen, und die Entfernung zu verringern, auf

welche die ihnen von anderer Personen-Beförderung mit Pferden zu entrichtende Gebühr von 25 Centimes eintritt. Der Finanz-Minister weist die Entschädigung zurü, schlägt aber die Subvention vorz als vorübergehendes Mittel, so lange bis die Eisenbahnen im vollständigen Gange sind, will ih mir eine solche Subven- tion gefallen lassen; nicht begreifen aber fann ih, warum man díe Relais parallel mit den Eisenbahuen beibehalten will, wenn dies nur, wie uatürlich, vermittelst ciner Subvention von Seiten des Staates geschehen fann, Man hat bei uns eíne unselige Neigung, die Finanzen des Landes in Simultan- Arbeiten zu ershöpfen, Neben dem Fluß führt man einen Kanal, und da- mit noch nicht genug, man fügt auch noch eine Eisenbahn hinzu. Lassen Sie uns dcn Weg der Verbesserung betreten, ohne an den alten Gebräuchen fest zu hasten. Man hat das Gas als E angenommen, schr wohl, aber es wäre doch wohl höchst unvernünftig, neben den Gas- flammen noch die matte Oellampe beizubehalten. Man hat von den Gefahren gesprochen, die für den öffentlihen Dienst aus der Aufhebung der Post - Relais entspringen könnten, wenn auh nux ein einziger Ning in der so lange Zeit und so wohl exhal- tenen Kette zerbrohen würde, Diese Gefahren aber sind rein chimairisch, Jn die Gewalt eines feindlichen Truppen - Corps fönnen die Post- Relais eben sowohl fallen, als die Eisenbahnen. Jch würde diese Furcht indeß noch begreifen, wenn es nur eine cinzige Eisenbahn von Paris nach den Gränzen hin gäbe, Aber es sollen ihrer ja mehrere, nur 25 bis 30 Lieues von einander entfernt, neben einander hinlaufen, Man würde also immer, wenn eine Bahn coupirt wäre, auf der ihr zunächst belegenen eine Lokomotive abfertigen können, die dann doch noch schneller an Ort und Stelle anlangen würde, als eine Estafette zu “Pferde, Jene Gefahr ist übrigens ja in einem noch größeren Grade für unjere Telegraphen vor handen, die doch ganz besonders politische Maschinen und für shnelle Be förderungen weit wesentlicher sind, als die Post-Nelais. Dennoch sind u Vorkehrungen für sie getroffen, Bei der Furcht, welche gewisse Leute be- herrscht, müßte man um die Telegraphen völlige Festungen bauen, Bastio- nen um sie errihten und einen bewassneten Posten hineinlegen, um sie zu vertheidigen, Wenn irgend etwas 1n seiner Neuheit dazu geeignet war, Besorgnisse einzuslößen, so war es die Einführung der (Hasbeleuchtung, denn wenn man bei einem Gasometer den Hauptleiter unterbrechen fann, so vermag man eiue ganze Stadt plöglih in das tiefste Dunkel zu hüllen und jede Art von Unordnung zu {begünstigen ; dessenun- geachtet wüßte ih nicht, daß man sich hierüber sehr beunruhigt hätte. Wenn man übrigens die Postmeister auf indirekte Weise ent- schädigen kann, so wäre dies ganz wünschenswerth. Es wird dies zum Theil dadurch geschehen können, daß auf den nach den Eisenbahnen hinführenden Straßen der Verkehr sehr steigen muß; es werden also Nelais einzurichten sein, wo es jeßt noch keine giebt; man gebe bei diesen fleínen Seiten-Un- ternehmungen für den Transport den Postmeistern, welche um ihren Erwerb gekommen, den Vorzug. Außerdem könnte man auch erwägen, ob nicht die Entfernung, bei welcher die Gebühr der 25 Ceniimes eintritt, auf weniger als 10 Lieues herabzusezen wäre, Gegen jedwede direkte Entschädigung oder Subvention von Seiten des Staats muß ih mi jedoch auf das{Entschie- p E aren. ; ; i: Ein anz- Minister: Die Regierung kann nicht geneigt sein, ein System anzunehmen, welches die Justitation der Posten aufs Geralhe- wohl si selbs überließe, möchte sie nun sich erhalten können, oder ARMeTgE, hen, denn in cinem großen Lande wie Frankreich, wo die Civilisation sowe vorgeschritten ist, wäre es ungeziemend, nicht verschiedene Arten R S derung für Ausländer und Franzosen in Bereitschast zu haben. Ueber tr kann allerdings durch verschiedene Ursachen der Gang der Eisenbahnen E mentan unterbrochen werden, und es is daher wünschenswerth, eer “ad Hauptstraßen auch die Beförderung dur Pferde im Gange M a e Ah ur men Theil begreife nicht , wie die Kou lon Kredit sür 1843 bewilligen, für 1844 aber verweigern fonnte; M N bewillige man ihn überhaupt, oder man verweigere ihn ganz. 4 e muß ich bemerken, daß die Postmeister keinesweges ein D A haben, für alle Neisende in Frankreich die Pferde zu liefern, und e E Pferd der Diligencen, oder anderen Personen-Beförderungen Ae eh von 25 Centimes zu erheben. Erstens kann von keinem absolu E E die Rede sein, denn es besteht ein bloßer Kontrakt zwischen ihnen und den Staat, ven dieser jederzeit aufheben kann. Jm Jahre 1793 hatten die Postmeister das Privilegium der Mallepost-Beförderung und die Regierung behielt sich die Messagerieen vor, Jm Jahre V1, gab die 14 gierung diese auf und im Jahre V1, bewilligte, sie den „Posi- meistern eine Entschädigung von 29 Centimes für das Pferd, wenn die Messagericen sih ihrer eigenen Pferde bedienten. Aber ín dem Gesetz, welches dies Privilegium bewilligt, is kein Wort von einem ähn- lichen Recht über jede andere Art von Fuhrwerk zur Personen Beförderung gesagt. Jm Gegentheil, das Gescy nimmt ausdrücklich alles Fuhrwerk aus, welches mit denselben Pferden kurze Tagereisen zurücklegt. Diese Ausnahme beweist deutlich, daß die Regierung den Postmeistern ihr Privilegium nur in Bezug auf diejenigen Neisenden verlieh, welche wie mit Post zu reisen wünschten, Dieser Unterschied is sehr wichtig; denn es geht dar- aus hervor, daß die Postmeister an die Eisenbahnen feinen An- spruch auf Entschädigung haben , eben so wenig, wie an die Dampf- böte. Wie sollte überdies die Entschädigung vertheilt werden, da die Eisenbahnen theils dicht neben den Poststraßen, theils davon entfernt laufen, also die Einen mehr Schaden leiden als die Andern, Jndeß haben die Postmeister allerdings ein gewisses Privilegium, welches durch die jest vor sih gehenden Communications-Veränderungen sehr modifizirt wird, und die Regierung hält es für billig, ihnen für ihren Verlust eine Vergütigung zu bewilligen, Sie schlägt daher vor, daß ihnen in dem Budget eine Sub- vention ausgeseßt und nah Verhältniß der von ihnen gehaltenen Pferde- zahl unter sie vertheilt werde, Wenn die Kammer die Erhaltung der Post- Anstalten für angemessen hält, so muß sie auch ein Opfer für sie bringen, Will sie die Gebühr der 25 Cent, auf alle Arten von Fuhrwerk ausdehnen, wozu ih zwar nie meine Zustimmung geben würde, oder will sie den Cisen- bahnen eine höhere Abgabe auferlegen, so möge sie sih darüber bestimmt entscheiden. / : L

Herr O. Barrot: Es is Sache der Regierung, ein definitives System vorzuschlagen, denn auf ihr ruht die Verantwortlichkeit. Weun der Kammer ein solcher Gesez-Entwurf vorgelegt wird, danu, aber nicht eher, wird sie die Frage zu prüfen haben, ob die Post-Relais neben den Eisenbahnen auf- recht erhalten werden sollen. Jch für mein Theil bin der Ansicht des Herrn Muret de Bort, Jch sehe nicht ein, warum wir, wenn die Wissenschaft uns ein schnellförderndes Transportmittel verschafft hat, gleichzeitig mit gro- ßen Kosten cin minder schnelles uud minder sicheres beibehalten sollen. Jeßt handelt es si indeß nur um die Bewilligung einer Subvention, die in der That gar keine Hülfe sein wird, und der ich mich daher widerseßen muß.

Der Finanz-Minister: Die Regierung will die Subvention des- halb nicht als eine definitive Maßregel vorschlagen, weil dies erklären hieße, die Kammer sei bereits im Stande, die ferneren Wirkungen der Eisenbahnen zu beurtheilen, was sie jedoch nicht vermag, Wenn die Kammer aber die verlangte Bewilligung verwürfe, so wäre damit gesagt, daß sie die Post- meister fortan ihrem Schicksal überlassen wolle, : F

Als nun der Präsident die Subvention für 1843 zur Ab- stimmung brachte, wurde selbst diese hon, so eifrig as A ob f Minister diese Kreditforderung vertheidigt hatte, mit Wie ajoriti verworfen, was lebhafte Sensation erregte. Die f Fe, für 1844, unter Gelächter zur Abstimmung gestellt, O E gal Mit Unterstüßung z es erhob si nicht ein einziges Mitg T ave Mi Ausnahme dieser beiden Posten wurde hierauf der Gesammtbetrag aller Supplementar- Kredite mit 163 gegen 67 Stimmen genehmigt,

avis, 5, Juni. Die Pairs-Kammer hat in ihrer gestrigen T A S lomentar-Arédit für die Militair-Pensiouen dieses Jahres, zum Belauf von 450,000 Fr., mit 92 gegen 5 Stimmen be- willigt und darauf Berichte über Bittschriften entgegengenommen, die jedo von keinem allgemeinen Jnteresse sind. *

Die neue Verordnung über die Organisation des israelitischen Kultus in Frankrei, während für die Juden in Algier in dieser Hinsicht ein besonderes Reglement noch vorbehalten is, ließt sih au die Kaiserlihen Dekrete von 1808 und an die Königlichen Ver- ordnungen von 1819, 1823, 1831 und 1841, welche die Verhältnisse der Juden betreffen. Sie werden durch die Verordnung vom

os

25, v, M. weiter entwickelt, ergänzt und modifizirt, behalten aber in allen den Bestimmungen, die mit ihr nicht im Widerspruch sind, ihre Kraft, Jn dem Bericht des Kultus- und Justiz -Ministers an den König wird die Verordnung folgendermaßen motivirt:

„Bis zu Ende des Jahres 1806 hatte die Regierung ih kaum mit

den religiösen Juteressen der französishen Jsraeliten beschäftigt. Dieser Bevölkerungstheil war wenig zahlreihz; allgemein verbreitete Vorurtheile hatten ihn im Schoß der französischen Gesellschaft in einer Art von Jso- lirung gelassen, und auch die im Laufe des leßten Jahrhunderts vorgegan- gene geistige Bewegung haite dieselben nicht ge[chwäht. Der Kaiser

Napoleon faßte endlich den Gedanken, die Jsraeliten in Frankreich zu reha- bisitiren, wenn es erlaubt is, sich so auszudrücken. Er berief die Ange- schendsten unter ihnen zusammen und vereinigte sie zu einer General - Ver- sammlung in Paris, indem er ihnen auftrug, für die Ausübung ihres Kultus cin Neglement anzufertigen, welhes dann die Zustimmung und Genehmigung der Regierung erhalten könnte, So entstand das Dekret vom 16. März 1808, dessen Hauptbestimmungen noch in Kraft sind. Dieses Dekret aber war nur eiu Werk ersten Wurfs, in einer Zeit erlassen, wo die zu ordnenden Gegenstände erst unvollkommen erörtert sein fonnten; auch versuchte man später wiederholentlih, zu verbessern, was man als mangel- haft daxin erfannte, zu ergänzen, was er unvollständiges darbot, und zu modifiziren, was in seiner Auwendung wirkliche Schwierigkeiten gemacht hatte, Die Königlichen Verordnungen vom 29, Juni 1819 und vom 20, August 1823 versuchten, dem abzuhelfen. Diese Verordnungen sind bereits veraltct; seitdem sie erlassen worden, hat sich eine wesent- lihe Aenderung zugetragen. Das Gesey vom 8, Februar 1831 hat die Gehalte der Diener des ijraelitishen Kultus auf die Staatskasse angewiesen, und so für immer die Unterschiede getilgt, welche in administrativer Hinsicht noch zwischen den verschiedenen, vom Staat an- erkannten Kulten bestanden, Von da an begründeten sih häufigere Bezie- hungen zwischen der Regierung und den israelitishen Konsistorien, Viele bis dahin unbekannt gebliebene Bedürfnisse fanden ihre Würdigung, und man gelangte auf diese Weise zu der Ueberzeugung von der Unzulänglichkeit der bisher angewandten Vorschriften und von der Zusammenhangslosigkeit in einigen ihrer Bestimmungen. Die Verwaltung mußte bald darauf Be- dacht nehmen, eine genügende Reorganisation des israclitishen Kultus vor- zubereiten. Um ihren Zweck zu erreichen, dürfte sie nicht ausshließlich auf ihre Einsicht zählen; sie kannte wohl aus Erfahrung die Thatsachen, es fehlte ihr aber vielleicht eine hinlängliche Detailkenntniß der Gebräuche und Lehren, Sie forderte daher von dem israelitishen Central - Konsistorium eine vorläufige Arbeit, welche, ihren Justructionen zufolge, auf die von den Departemental-Konsistorien eingereihten Dokumente begründet und in welcher auf die von diesen Konsistorien dargebotenen wichtigen Bemerkungen, ge- rechtfertigten Beschwerden und erhobenen ernsten Neclamationen Rücksicht genommen ist, Diese Arbeit wurde nach vorheriger Revision und Ordnung in ihren verschiedenen Theilen einer besonderen Kommission, in welche ich Mitglicder des Central - Konsistoriums, des Konsistoriums des Seine -De partements und den Ober-Rabbiner des pariser Bezirks berief, zur Berathung vorgelegt, Jm Schoße dieser Kommission is das entworfene Reglement in allen seinen Einzeluheiten erörtert und mit den Dogmen und Gebräuchen der jüdischen Religion in vollkommene Uebereinstimmung gebraht worden, Nach diesen verschiedenen Prüfungen wurde der Entwurf einer organischen Verordnung über den israelitischen Kursus abgefaßt und dem Staats-Rath vorgelegt, auf dessen Gutachten noch cinige Verbesserungen darin vorge nommen wurden, die an dem Geist der Verordnung aber durchaus nichts ändern, Diese Verordnung sichert der Negierung den ihr gebührenden recht- mäßigen Theil von Einfluß auf die Verwaltungs-Angelegenheiten des israe- litischen Kultus, ohne zu gestatten, daß er sich jemals in Glaubensfragen cinmische, die ihr durchaus fremd bleiben müssen; es is also die unerläß-

liche Aufsicht der Negierung mit der Gewissensfreiheit vereinbart. Die

Bande der Disziplin und der Hierarchie sind enger geknüpft, die Nechte und Pflichten der Konsistorien und Diener des israelitischen Kultus genau be-

stimmt, und die Verordnung isst cin neuer Beweis von der unablässigen

Sorge des Königs für die moralischen Juteressen aller Bürger: sie hat,

als sie noch bloßer Entwurf war, die Zustimmung der aufgeklärten Jsrac-

liten erhalten, denen sie mitgetheilt wurde, und gewiß werden alle Glau- degr sens derselben ihre verschiedenen Bestimmungen mit Beifall auf- nehmen.“

Die Verordnung besteht aus 4 Titeln: Der erste organisirt die Verwaltung des israelitischen Kultus, bestimmt den Umfang und die Zusammenseßung der Konfsistorien, nebst ihren Befugnissen und ordnet die Art und Weise der Wahl durch die Notablen = Versammlungen ; der zweite regulirt die hierarhishen Verhältnisse des Kultus - Perso= nals und die Oberaufsicht der Regierung über dieselben, so wie deren Jutervention, wenn das Gemeinwohl und die öffentlihe Ordnung sie erheischt; der dritte bezieht sich auf die Fälle, wo die Errichtung neuer Rabbinate oder Tempel erforderlih würdez der vierte endlich enthält noch einige besondere Bestimmungen.

ung Paris, 5. Juni, Der Marschall Soult hat heute die beste Widerlegung der Gerüchte von seinem Erkranken, ja Tode durch seine Anwesenheit in der Sihung der Deputirten - Kammer gegeben, Um 15 Uhr wurde sie eröffnet, An der Tagesordnung war die Diskussion der außerordentlihen Kredite für den Unterhalt einer Ergänzung von 15,000 Mann Truppen für die Armee in Afrika, Herr Poulle beklagt sich über die Unstetigkeit der Projekte in Bezug Algeriens : 1840 habe man sich für eine bestimmte Colonisationsweise ausge=- prochen, 1843 dieselbe gewechselt und wolle jeßt die Schrauken der Beseßung ausdehnen. Wo werde man endlich stehen bleiben bei die- sen Wechseln, die kein nubbringendes Resultat geben und dem Mut-= terlande enorme Kosten verursahen7# Herr von Corcelles spricht zu Gunsten des Geseß=Entwurfs, unterstüßt die Beschlüsse der Kom- mission und ihres Berichterstatters über die Nüßlichkeit der Kredite, ihre Verwendung und über die Erhaltung von Algerien z er is aber verschiedener Meinung von der Kommission über die Schranken, welche dieselbe der Co- lonisation auferlegen wollte, Der Redner will für die Kredite und gegen die von der Kommission vorgeschlagene Reduction von 10,000 Fr, voti= ren, Herr Joly spriht gegen den Entwurf. Seit 14 Jahren sind das Geld und die Leute Fraukreihs in Afrifg vershwendet worden. Die Armee sei auf einen Effektivstand von 80,000 Mann gebracht und dessenungeachtet Algerien niht unterworfen, nicht einmal darnie- dergehalten. Anfangs habe man die arabishe Bevölkerung auf 3 bis 4 Millionen geshäbt, jeßt {äße man selbe auf 7 Millionen. Wenn in Frankreich eine Armee von 3—400,000 Mann si festzu- seßen suchte, würde da nicht begreifliherweise vas Nationalgefühl sich regen, wie viele täglihe Kämpse würden stattfinden, die Bevölkerung würde Alles aufbieten, um sich von dieser ausländischen Macht zu befreien, Dieser Haß gegen die Fremden, der Frankreich beseelen würde, bestehe in Afrika gegen die Franzosen,

A Paris, 4, Juni. Man weiß, daß die französische Regie= rung von den Kammern 7 Millionen Zuschuß = Kredite für das lau- fende Jahr verlangt hat, um das afrikanische Heer von neuem um 15,000 Mann zu verstärken. Die Stimmen-Mehrheit der zur Prü- fung dieses Regierungs-Antrages niedergeseßten Kommission hat sich für die Bewilligung der verlangten Summe entschieden, aber nicht ohne starke Protestationen von Seiten einer Minorität, an deren Spibe Herr Desjobert stand, Dieser Abgeordnete, als der unver= söhnlichste Gegner des französischen Ansiedelungs-Versuches in Alge= rien bekannt, hat in Folge seiner Theilnahme an den Arbeiten jener Kommission eíne neue Schrift herausgegeben, in welcher er die Colo- nisations=Jdee mit frishen Gründen bekämpft, die großentheils aus den amtlichen Urkunden geschöpft sind, welche die Regierung zur Ver= ügung jener Kommission gestellt hat, ;

Die europäishe Bevölkerung von Algerien i} inzwischen bis guf

943

in Afrifa unterhalten, und die Gesammtsumme seiner Ausgaben für Algerien is nah der Berechnung des Herrn Desjobert auf volle 100 Millionen gestiegen, Diese Opfer sind bis jeßt im fortwährenden Zunehmen begriffen, und der Zeitpunkt, wo die Last leihter werden wird, läßt sich noch gar niht absehen. Den eigenen Erklärungen zufolge, welhe der Marschall Bugeaud im Anfange d. J. ín einer Venkschrist au das Ministerium niedergelegt hat, steht nicht an eine Ver- minderung der afrikanischen Armee zu denken, ehe 120,000 Familien von Militair-Kolonisten in Algerien ansäßig gemacht sind, Die bisherigen Versuche der Anlegung von Militair=Kolonieen in Afrika sind nun aber schon im Entstehen fast gänzlich gescheitert, und da, wo sich noch einige Reste je- ner Niederlassungen gehalten haben, wie z. B. in Jufka, sind die Kosten der Jnstallirung jedes einzeluen Kolonisten ohne Familie auf niht weni- ger als 6000 Fr. gestiegen. Man berechne hiernah, wie viel Zeit und wie viel Geld erforderlich sein würde, um die vom Marshall Bugeaud verlangte Anzahl von Ansiedler-Familien zu etabliren. Der Statthalter von Algerien meint zwar, daß jene Zahl in zehn Jahren erreiht werden könnte, allein wie wenig solhen amtlihen Shäßungen zu trauen sei, beweist unter Anderem der Umstand, daß nah den Be- rehnungen, welche der Marschall Clauzel im Jahre 1832 anstellte, Algerien in diesem Augenblick niht weniger als 6 Mill, Einwohner haben müßte. Thatsache is es, daß für jeßt unter der gesammten europäischen Bevölkerung von Algerien nicht viel mehr als zweitausend ansäßige Aerbauer sind, welche mittelst der größten Begünstigungen und der beträchtlihsten Unterstüßungen von Seiten der Regierung doch zum größten Theile immer uoch eine sehr unsichere und unbefriedigende Existenz haben,

Nach allen diesen Prämissen kommt Herr Desjsobert auf den hon mehrmals von ihm gemachten Vorschlag zurück, die Jdee der Kolonisirung von Algerien aufzugeben, und die frauzösische Eroberung auf die Behauptung einiger Küsteupunkte zu beschränken. j

x Paris, 5. Juni. Der Mouïteur bestätigt heute, daß der König sämmtlichen Jndustriellen und Fabrikanten, die mit ihren Erzeugnissen zu der großen Jndustrie- Ausstellung beigetragen haben, als Beweis seiner Zufriedenheit und Anerkennung des freudigen Empfangs, den er bei zahlreihen Besuchen der Ausstellung gefunden, ein Schauspiel zu Versailles geben wolle, zu welhem auch die Mit glieder beider Kammern geladen werden, Eine angemessene Beschrän- fung der Zahl der Einzuladenden wird durch den Umstand erleichtert, daß s{chon viele Fabrikanten aus den entfernteren Departements, namentlih aus dem Süden, vou Lyon und aus dem Elsaß, der ein außerordentlich zahlreihes Kontingent zu der Ausstellung geliefert hat, uit Zurücklassung ihrer ausgestellten Erzeugnisse unter der Obhut ver= lässiger Aufseher in ihre Heimat zurückgekehrt sind,

Grossbritanien und Irland.

Unterhaus. Sißung vom 4. Juni. Die heutige Sibung wurde hauptsächlich mit Beantwortung verschiedener Fragen und An-= fündigungen neuer Motionen ausgefüllt. Auf eine Anfrage des Herrn Duncombe erklärte der Minister des Juuern, Sir James Gra- ham, daß die Truppensendungen nah der Jnsel Guernsey durch die Berichte des dortigen Gouverneurs veranlaßt worden seien, nach de- nen auf der Jnsel große Aufregung herrsche; er glaube indeß, auf die Loyalität des größten Theils der Jnselbewohner vertrauen zu dür= fen und baldiges Vershwinden der Aufregnng in Aussicht stellen zu fönnen. (Nach dem Guernsey Star sind die Truppen von der Jusel bereits wieder zurücbeordert.) Jn Bezug auf seine gestrige Anzeige verlangte Herr Duncombe nunmehr die Vorlegung von Abschriften, sowohl des gegen O’Connell und seine Genossen erlasse= nen Urtheils, als auch der gesammten Prozeß-Verhandlungen, roie sie von den Schnellschreibern protokollirt worden, Sir James Gra-=- ham hatte gegen die Vorlegung nihts einzuwenden.

Eiue wichtigere Frage brachte Lord John Russell in An- regung. Der edle Lord stellte den Autrag auf Vorlegung „der Ab- {rift einer Depesche des Grafen von Aberdeen an den Grafen von Westmorland über die Handelsbeziehungen zwischen England und Preußen und einer Antwort des preußischen Kabinets auf solhe De- pesche, Wenn der Vorlegung dieses Dokuments nihts im Wege stände, sagte der Lord, so wolle er seinem Antrage weiter keine Be- merkungen hinzufügenz er glaube auch, daß man dagegen nichts werde erheben können, da das Dokument bereits durch öffentliche Blätter bekannt geworden sei.

Herr Gladstone, Präsident des Handels - Büreaus, erwiedert, daß er bei der gegenwärtigen Lage der Korrespondenz dem Antrage des edlen Lord nicht beizustimmen vermöge, Er könne weder mit Bestimmtheit sagen, daß die Korrespondenz im gegenwärtigen Augenblicke fortgeführt werde, noch be- haupten , daß sie geschlossen sei; es scheine nothwendig, abzuwarten, welche Folge ein Schreiben des Freiherrn von Bülow haben werde. Was das Schreiben Lord Aberdeen's betreffe, so wisse er (Herr Gladstone) nicht, auf welche Art und Weise es scinen Weg in die öffentlichen Blätter gefunden, aber er habe feinen Grund, anzunchmen, daß die Veröffentlichung desselben auf Veranlassung der preußischen Regierung geschehen sei, Er könne gleich- falls nicht sagen, ob die veröffentlichte Kopie eine richtige sei, da sie einer doppelten Uebersezung habe unterzogen werden müssen, zuerst aus dem eng- lishen Original - Text in das Deutshe und aus dem Deutschen wieder in das Englische,

Lord Nu ssell sagte, daß, wenn die Korrespondenz über den streitigen Gegenstand noch fortgeführt werde, er feineëweges bei seinem Antrage be- harren, sondern damit warten wolle, bis sie beendet sei, Er sehe aber als- dann keinen Grund für die Verweigerung der Dofumente,

Herr Gladstone erachtete es nunmehr für nothwendig, die Gründe anzugeben, welche seinen Widerstand gegen den Antrag dcs edlen Lords rechtfertigen, Nachdem die in Rede stehende Korrespondenz, er wolle nicht sagen, zum Schluß gediehen sei, sondern nachdem zwischen der britischen und preußishen Regierung Mittheilungen in einem Tone stattgefunden hätten, welher cin wünschenswerthes Ziel herbeizuführen strebte, sei durch den Freiherrn von Bülow von Seiten der preußischen Regierung eine neue Mittheilung erfolgt, welhe in einem anderen Geist und Ton ge- halten sei und auf andere Resultate hindeute, als die früheren, Er tvolle den Ton nicht als einen feindseligen bezeichnen; aber die Mittheilung trage einen argumentativen Charakter, woraus hervorgehe, daß über gewiße Punkte, und namentlich über die Eisen-Einfuhr, eine starke Meinungs-Verschicdenheit herrshe. Diese Meinungs-Verschiedenheit sei so stark, daß Jhrer Majestät-Regierung es für gut befunden habe, die Korre- spondenz auf einige Zeit einzustellen, um das Resultat der Note des Frei- herrn von Bülow abzuwarten. Unter solhen Umständen halte er seinen Widerstand gegen den Antrag des edlen Lords für gerechtfertigt, obschon er feinesweges Schwierigkeiten bei der Vorlegung dieser Papiere zu erheben ge- denke, wenn sie für die Kenntnißnahme des Hauses reif geworden wären, Lord Russell verschob hiernah seinen Antrag auf 14 Tage.

Dr. Bowring erklärte, daß er seinen vor einiger Zeit gestellten An- trag über denselben Gegenstand nunmehr zurüdcziche und die Sache dem edlen Lord überlasse, j

Den übrigen Theil der Sihung füllte eine Debatte über den Antrag des Lord Harry Vane aus, den im Jahre 1842 eingeseßten Ausfuhr=Zoll für Kohlen wieder aufzuheben. Der Antragsteller, ein Sohn des Marquis von Londonderry, Besißers der großen Kohlen- gruben im Norden Englands, behauptete, daß diese Abgabe dem eng- lischen Kohlenhandel große Nachtheile gebraht und nur dazu gedient habe, die Konkurrenz der belgischen und preußischen Kohlengruben zu begünstigen. Herr Goulburn bestritt den Autrag aus finanziellen Gründen und wies nah, daß die Kohlen-Ausfuhr im vorigen Jahre

160,000 Menschen Ae denen die größere Zahl dem Heere angehört, Frankreich hat während des vorigen Jahres 90,000 Mann

sih nicht verringert habe.“ Nach langer Diskussion wurde der Antra mit 110 gegen 74 Stimmen verworfen. M N

Zum Schluß der Sibung beschloß das Haus, ein Spezial - Co- mité zur Untersuhung des Zustandes der Rhederei des Landes zu ernennen,

London, 5. Juni, Die heute hier eingegangenen Berichte aus Dublin vom 3ten geben feine neue Aufflärung über den Zustand des Landes, Jm Widerspruch mit den drohenden aufreizenden Tiraden der Repeal = Blätter ist aus den Provinzen noch keine Nachricht von einem Vorfalle eingegangen, der auf die Vermuthung füh- ren fönnte, daß die Einkferkerung O'Connell’s das Zeichen zu einer außerordentlihen Darlegung des böffentlihen Unwillens sei, Jn Dublin \heint man desto thätiger zu sein, Die vorgestrige Sißnng des Repeal-Vereins, welher Herr Powell, Par- laments-Mitglied, präsidirte, war überaus zahlreich besucht, und man gab den Ertrag der wöchentlihen Rente auf 2596 Pfd. (darunter freilich 1000 Pfd, St. aus Boston.) Ein Beileids = Schreiben an den Agitator wurde vorgelesen und einstimmig angenommen. Die früher von Toryblättern mehrfah für unbegründet erklärte Nachricht, daß Graf de Grey von seinem Posten als Lord-Lieutenant von Jrland abtreten werde, wird jeßt selbst von einem dubliner Tory- blatte, der Evening Mail, wiederholt und scheint daher niht mehr bezweifelt werden zu fönnen. Der Mail zufolge, wird der Graf Jrland in etwa 14 Tagen verlassen. Z

Der schon seit einiger Zeit beabsihtigte Ball zu Gunsten der emigrirten Polen wird nun bestimmt am 10ten d, M. statthaben. Vor einigen Tagen war die Rede davon gewesen, daß das Fest aus- geseßt werden solle. Jun einer gestern gehaltenen Versammlung der den Ball patronisirenden Damen, an deren Spiße die Marquise von Ailesbury steht, wurde indeß ausdrücklich angezeigt, daß fein Grund zur Ausseßung des Balles vorhanden sei, auch wurde miít= getheilt, daß bereits dreimal so viele Billets abgesebt seien, als im vorigen Jahre um diese Zeit zu demselben Zweck.

London, 6. Juni, Morgens. (H. B.) Gestern fand zu Ehren der hohen Gäste Jhrer Majestät der Königin in Windsor große Pa=

| rade von Garde und Linientruppen statt, welhe zu diesem Zwecke

aus verschiedenen Garnisonen zusammengezogen waren. Die Zahl der Truppen war nicht sehr bedeutend, denn sie bestanden nur aus drei Garde = Bataillonen, einem Linien-Jufanterie - Regiment, zwei Garde-Kavallerie-Regimentern, einem Ulanen-Regiment und einiger reitenden und Fuß - Artillerie; indessen gehörten die Truppen zu den ausgezeichneten des britishen Heeres und wurden von einem der tüchtig- sten Reiter-Generale, Viscount Combermere, befehligt. Se. Majestät der Kaiser von Rußland erschien bei der Musterung zu Pferde, in Begleitung des Königs von Sachsen, des Prinzen Albreht, der Herzoge von Cam- bridge, von Wellington, des Marquis von Anglesey, Sir Robert Peel’s u. A. Er erwiederte das ihn empfangende laute Hurrah der Zuschauer mit ernstem militairishen Gruße, und schien sich dann sehr eifrig mit der Musterung der Truppen im Detail zu beschäftigen, während die Musik die russishe National-Hymne spielte. Nach der Musterung folgten einige Evolutionen und dann der Vorbeimarsch vor dem Kaiser, welhem der Prinz Albrecht, die Herzoge von Cam-= bridge und von Wellington und der Marquis von Anglesey die bei der Parade gegenwärtigen Regimenter, deren Inhaber sie sind, in Person vorführten, Der Kaiser schien mit dem Gesehenen zu- frieden zu sein und sprach dem General Combermere seinen Dank aus, als er den Schauplayß verließ. Die Königin wohnte einem Theil der Parade zu Wagen bei, Der Kaiser und der König von Sachsen waren mit dem Hosenband = Orden geshmüdt, während die britischen Prinzen und der Herzog von Wellington das große Band des St. Andreas-Ordens trugen, Die Königin wird dem Kaiser morgen im Buckingham-Palaste eine große Soiree geben, zu der die Kabinets - Minister, das diplomatische Corps u, \. w. eingeladen ist, Uebermorgen will sie in Begleitung des Kaisers die Oper besuchen.

S 0.64 4.4 c.

ò Madrid, 30, Mai, Der Telegraph hatte von Paris hierher berihtet, Marquis von Viluma hätte die ihm übertragene Würde des Ministers der auswärtigen Angelegenheiten angenommen ; jeßt aber erfährt man, daß der Marquis ín seinem amtlichen Ant- wortsshreiben nur erklärte, er werde, den ihm zugegangenen Befehlen gemäß, sich in Barcelona einstellen, um die weiteren Verfügungen der Königin entgegenzunehmen. Jn einem an den General Narvaez gerih= teten Privatschreiben drüdte angeblich Herr von Viluma die Besorgniß aus, daß er, als Mann von rein royalistishen Gesinnungen, sich shwer= lih mit den Ministern Mon und Pidal werde verständigen können. Andere Briefe, die der Marquis an seine hiesigen Freunde richtete, lauten noch unentshiedener, doch gloubt man, er werde, eben in Folge seiner rein royalistishen Gesinnungen, alle Privat - Bedenklich= feiten dem Willen der Königin zum Opfer bringen.

Noch eine andere Person, geringen Standes, aber, wie es scheint, von hoher Bedeutung, wird in Barcelona erwartet. Die verstorbene Gemahlin des Jnfanten Don Franciëco de Paula beauf- tragte noch auf ihrem Sterbebette den Pater Fulgencio, sich nach Paris zu der Königin Christine und dann nah Bourges zu dem ge- fangen gehaltenen Prätendenten zu begeben, um Beiden den Wunsch der Jufantin um Verzeihung für die ihnen. zugefügten Unbilde aus= zudrücken. Der Pater war in Bourges, richtete seine Aufträge aus und begiebt sich nun, mit neuen durch den Prätendenten versehen, nah Barcelona. Daß der Jufant Don Francisco diesen Schritt billige, bezweifelt man; dagegen verlautet, sein ältester Sohn, der Herzog von Cadix, habe erklärt, er werde sih nicht zu einer Ver= mählung mit der Königin Jsabella verstehen , falls niht zuvor die Söhne des Don Carlos in ihre Ansprüche auf die Thronfolge wie=- der eingeseßt wären, Ob diese Angabe begründet sei, vermag ih uiht zu entscheiden,

Seitdem die englishe Regierung den von dem Prätendenten selbst in Anregung gebrachten Ausweg zurückgewiesen hat und hier ein Ministerium eingeseßt wurde, das zwei der Politik des französischen Hofes ergebene Personen zu seinen Mitgliedern zählt, hört man in gewissen Kreisen immer lauter die Behauptung aufstellen, daß die Vermählung der Königin Jsabellg mit einem der Söhne des Prä= tendenten in das Gebiet der Unmöglichkeiten gehöre, und daß die spanische Nation gegen ihr eigeues Juteresse handeln würde, falls sie der Verwirklichung dieses Planes, das Bündniß, welches das constitutionelle Spanien mit Frankreih und Großbritanien ver= einigt, zum Opfer brähte. Namentlich hört man in den Reihen der Armee den Wunsch ausdrücken , die junge Königin mit einem wohlerzogenen, militairisch gebildeten Prinzen vermählt zu schen, der sich an die Spiße des Heeres stellen und den aufstreben= den Ehrgeiz vom Glück begünstigter Generale in die gebührenden Schranken zurückweisen könnte. Jn der älteren Linie der Bourbons hat man einen mit diesen Eigenschaften gezierten Prinzen niht auf= finden können, und eine andere Dynastie, die deren besißt, dürfte für die Wünsche der Spanier unzugänglich sein. Die Blicke (ih spreche von denen einiger Militair - Personen) wenden sich daber nach einen an Spaniens Shwelle regierenden Fürßtenhause. Es dürfte der Mühe lohnen, mitzutheilen, welhe Anforderungen der Castellano an den der Königin zu bestimmenden Gemahl macht :

Sti C R G L B G: C B A vetoite. s x E n