1844 / 183 p. 2 (Allgemeine Preußische Zeitung) scan diff

g zu belegen, is nit genügt worden. Schwer=

aPeiE on L dem buhhändlerishen Vertriebe von wirklichen Ueber= sebungen mit Erfolg entgegenzutreten sein.

ogthum Baden. Jn der Sißung der Kammer der E n 26. Juni (Fortseßung der Berathung über das Strafgeseß) ward bei §. 269 a, welcher verfügt, daß Ehrenkrän- fungen gegen auswärtige Regenten und Gesandte mit erhöhter Strafe belegt werden, beantragt, diesen Paragraphen zu streichen, weil der badishe Staatsbürger gegen diese keine weiteren Pflichten habe, als gegen seine Mitbürger, und weil die Regierung, wenn sie eine Ahb= weihung von der allgemeinen Form der Rechtsverfolgung zulasse, gerade dadurch fompromittirt werden könne. Bei der Abstimmung waren gleihe Stimmen vorhanden; der Präsident (Vice - Präsident Bader) entschied für die Beibehaltung des Paragraphen. §. 284 des Entwurfs bestimmt, daß bei Beleidigung fremder Regenten der Staatsanwalt mit Ermächtigung des Justizministeriums die Anklage erheben könne. Es ward auf Streichung dieser Bestimmung ange- tragen, da man vielmehr auswärtigen Regenten überlassen solle, ob sie eine Klage erheben wollen. Die Kammer beschloß: a) die An- flage des Staatsanwalts soll nur stattfinden auf erhobenes Verlangen des auswärtigen Regenten ; b) seine Anklage soll nur bei Beleidigung von Regenten selbs, niht aber für deren Familienglieder eintreten. Die §. 290 296 „Vom Zweikampf “/ wurden mit der Bemerkung angenommen, es sei zu wünschen, die Regierung möge Maßregeln treffen, daß derjenige, der im Gehorsam gegen das Geseß oder aus Grundsätzen das Duell ausshlägt, gegen Beleidigung geschüßt sei.

Sachsen-Koburg-Gotha. Jhre Königl. Hoheit die Her- zogin von Kent und der Fürst von Leiningen haben am 24. Juni die Rückreise von Koburg nah England angetreten. Se. Durchlaucht der Herzog Ferdinand von Koburg is am 26, Juni von dort nah Wien abgereist.

Fürstenthum Schwarzburg- Sondershausen. Die Deutsche Allgemeine Zeitung enthält die nahfolgende Korre- spondenz aus Sondershausen (24. Juni):

„Alsbald nah Bekanntmachung des neuen Landes - Grundgeseßes vom 24. September 1841 reichten bei der Regierung sämmtliche unterherrschaft- lihe Ritter - und Freigutsbesizer eine Petition ein, womit sie eine stärkere Vertretung bei dem Landtage beanspruchten, als ihnen durch dieses Grund- ses An wird, Nach §. 109 desselben sind sie zur Wahl nur

ines Abgeordneten berechtigt, während die Städte und bäuerlichen Grunt- besizer derselben Unterherrschaft je zwei Abgeordnete (außerdem der Gelehr- tenstand einen und der Handelsstand einen) senden, Die Regierung is nun geneigt, dem Verlangen zu entsprechen, und hat deshalb bei den Ständen dessen Genehmigung in Antrag gebraht. Jun der Stände - Versammlung aber hat man si dagegen erklärt, theils aus Besorgniß vor dem Ueber- gewichte des Einflusses eines privilegirten Standes, theils weil die ober- herrschaftlichen Abgeordneten (worunter verfassungsmäßig auch nur Ein ritterschaftliher) durch eine Veränderung des numcrischen Verhältnisses zwischen den Deputirten beider Landestheile ihre Junteressen für beeinträch- tigt hielten, Das hat die Regierung, wie aus dem jeyt vorliegenden Landtags - Abschiede hervorgeht, sehr unangenehm berührt, Sie erklärt, daß sie sich ungern in die Nothwendigkeit versegt sehe, bei der nächsten Stände - Versammlung die ganze Sache von neuem vorzuschlagen, und dies um so gewisser nicht unterlassen werde, je mehr sie durch die seit Emanation des Landes - Grundgeseßes gemachten Erfahrungen in der Ueberzeugung bestärkt worden sei, daß eine vermehrte Vertretung des Grundbesiges , als des ruhenden Elementes im Staat, in dem Maße, wie sie hier in Frage stehe, dem Gemeinwohle förderlich und daß ein solcher Zuwachs den Nitter- und Freigütern vorzugsweise zuzuwenden sei, nicht allein um sie mit der dem Bauernstande verliehenen Repräsentation in cin billiges Gleichgewicht zu stellen, sondern auch, weil die Stände-Versamm- lung gerade von dieser Seite her nur ein Mitglied gewinnen könne, dessen Befähigung zum ständischen Berufe präsumtiv Mit durch die äußeren Ver- hältnisse möglichst verbürgt erscheine,“

Freie Stadt Frankfurt. Die hohe Bundes - Versamm- lung hat in ihrer 19ten Sißung vom 13. Juni nachstehenden Beschluß gefaßt: „Da sih durch die stattgefundene sahverständige Prüfung der von dem frankfurter Bürger Joh. Philipp Wagner konstruirten eleltromagne=- tischen Maschine ergeben hat, daß die Bedingungen nicht erfüllt sind, unter welchen demselben für die Abtretung seines Geheimuisses in Betreff der Benußung des Elektromagnetismus als Triebkraft von der deut= hen Bundes - Versammlung durch Beschluß vom 3. Juni 1841 eine Summe von 100,000 Fl. zugesichert wurde; so hat es nunmehr von diesem Bundesbeschlusse sein Abkommen, und is besagter Joh. Philipp Wagner hiervon durch Vermittelung des Senates der freien Stadt Frankfurt zu benachrichtigen.“ Am 28. Juni starb zu Frankfurt der um das Wohl dieser Stadt hochverdiente Schöffe und Senator Franz Brentano.

1050 Frankreich.

Paris, 27. Juni. Die Journale der Eisenbahn-Compagnieen hatten sich geirrt, als sie vorausseßten, daß die Deputirten - Kammer durch ihr Votum gegen den zweiten Theil des Rumillyschen Amende= ments völlig zu den Prinzipien des Geseßes von 1842 zurügekehrt sei, Die Reden der Minister Lacave-Laplagne, Dumon und Ducha- tel sollten au die entschiedensten Anhänger des Ausbaues der Eisen= bahnen auf Staatskosten zu anderen Ansichten bekehrt haben, do zeigte die gestrige Sißung, daß diese Erwartungen voreilig gewesen. Das Kabinet selbst scheint vorhergesehen zu haben, daß es eine 28jäh= rige Konzession für die nördliche Eisenbahn vergebens von der Kam- mer verlangen würde; es hat sich daher der Majorität der Kommission genähert, die für Legung der Schienen auf Staats- fosten sich ausgesprohen, und man war übereingekommen, daß diese Operation überall, wo der vorgeschrittene Zustand der übrigen Arbeiten es erheishe, vom Staat ausgeführt werden solle, Das Ministerium ging noch weiter : es verpflichtete sich, einstweilen auch den Betrieb auf den verschiedenen einzelnen Sectionen der nördlichen Bahn, je nachdem dieselben fertig würden, zu übernehmen, um ihre Benubung nicht länger zu verzögern. Vermuthlih liegt dabei auch der Wunsch zum Grund, eine definitive Entscheidung über das auf dieser Bahn anzunehmende System noch auf ein Jahr zu verschieben. Nachdem man also vorher erklärt hatte, es sei unmöglich, die nöthige Summe zur Schienenlegung, 100,000 Fr. für das Kilometer, aufzutreiben, macht man jeßt sih anheischig, 150,000Fr. für das Kilom. auszugeben, um mit den Schienen zugleih auch das Material anzuschaffen. Diesen Beschluß zeigte gestern der Berichterstatter der Kommission für die nördlihe Bahn, Herr Lanyer, der Kammer an. Es entspannen sich dann lange, für das Ausland uninteressante Debatten über die Ver= zweigung der nach der belgischen Gränze und nah dem Kanal führen= den Eisenbahnlinien, womit man gestern noch nicht zum Schluß kam.

Die Regierung hat die offizielle Anzeige erhalten, daß der Hafen von Stk. Juan de Nicaragua von dem Oberbefehlshaber der britischen Seemacht in Westindien auf Befehl seiner Regierung in Blokadezu= stand verseßt worden is. Dem französishen General-Konsul in Gua- timala wurde dies am 11. März notisizirt. : /

Man hat jeßt dur algierische Blätter einige nähere Nachrichten über das Treffen erhalten, welhes am 15. Juni zwischen den Ma- roffanern und den französischen Truppen stattgefunden. Der General=- Gouverneur schickte vier Bataillone aus den Verschanzungen, von der Kavallerie des Oberst Jussuf unterstüßt, den marokkanischen Truppen entgegen, von denen 300 im Gefecht blieben, Die Spahis brachten 110 Köpfe auf der Spihe ihrer Säbel zurück, Auf französisher Seite hatte man 20 Verwundete und 7 Todte, unter Lebteren ein Lieute= nant der Spahis, Die Truppen der Generale Lamoricière und Bedeau hatten sih anfangs, überrascht dur einen unerwarteten Angriff der Ma- roffaner, in guter Ordnung eine Strecke zurückgezogen, bald aber, unterstüßt von den herbeieilenden Truppen des Marschall Bugeaud, selbst die Offensive ergriffen. Der Angriff der Marokkaner war in der That während einer Unterhandlung geschehen, die zwishen den Generalen Lamori= cière und Bedeau und dem marokkanishen General El Genaui statt= fand. Die Eskorte der französischen Generale wurde verrätherish überfallen. Der General-Gouverneur hat nun, da er den Krieg als ernstlih betrachtete, noch zwei Bataillone von Algier herbeibeordert, und zu Toulon wurden neue Truppen - Einschiffungen erwartet. Zu Konstantine hieß es, der Herzog von Aumale werde einen dreimonat- lichen Urlgub nehmen und erst zum Herbst-Feldzuge zurückkehren. Un- terdessen sollte der General Delarue an seiner Stelle dort das Kom-= mando führen.

An die Stelle des verstorbenen Jacques Lasfitte ist Herr Bar= bet, ehemaliger Maire von Rouen, für diese Stadt zum Deputirten gewählt worden; er gehört der ministeriellen Partei anz der Kandidat der Opposition, Herr Bauvet, hatte 70 Stimmen weniger.

ck Paris, 27. Juni. Ueber den zweiten Angriff der Marok= kaner auf das französische Corps an der Gränze kann ich Jhnen zu dem, was algierishe Blätter darüber bringen, aus glaubwürdigen Quellen noch einige Details hinzufügen, Am 15. Juni beauftragte der Marschall General - Gouverneur, der an die Spiße der Armee getreten war, die Generale Lamoricière und Bedeau, eine Zusammen- funft mit dem maroffanishen General zu verlangen, Diese Beiden ließen dem marokfanishen General ihre Absicht kundthun und erhiel- ten in der That eine zustimmende Antwort, Von beiden Seiten wa-=- ren die zu nehmenden Maßregeln verabredet worden, und nachdem die beiden französishen Generale drei Regimenter an einem Orte aufgestellt hatten, von wo dieselben den Feind überwachen konnten, waren sie unter ciner Bedeckung von derselben Stärke, wie die, welche den marokkanischen General begleiten sollte, vorgegangen. Bereits hatte man zu parlamentiren begonnen. Die Generale Lamoricière und Bedeau

\ verlangten, daß Abd el Kader künftig untersagt werde, seine Zuflucht in das

maroffanishe Gebiet zu nehmen, aus dem er unverzüglih weggewie- sen werden sollte; daß außerdem das linke Ufer der Tafna für alle Zukunft als Frankrei zugehörend anerkannt werden solle. Der erste Punkt wurde zugestanden, über den zweiten kam es zu langen De- batten, die mit dem Beschlusse endeten, die Entscheidung darüber der Diplomatie zu überlassen, als ein unvorhergesehenes Ereigniß diesen parlamentarischen Zusammentritt unterbrach. Man vernahm plößlich das Rollen des Gewehrfeuers. Die Eskorte, welche die beiden fran- zösischen Generale begleitet hatte, sah sich unversehens von 5000 Mann der feindlihen Armee lebhaft angegriffen. Bei dieser uner= warteten Verleßung des für die Dauer der Zusammenkunft der Chefs wechselseitig beshworeneu Waffenstillstandes waren die französischen Soldaten im ersten Augenblicke so betroffen, daß Unorduung in ihren Reihen entstand und die Lage kritisch wurde. Vom Feinde auf allen Seiten überflügelt, begannen sie zurückzuweichen, und die Keck= heit und Zuversicht der Marokkaner wuhsen bei der zunehmenden Hoffnung auf einen Triumph. Aber bald gelang es der Stimme tüchtiger Offiziere, Ordnung und Entschlossenheit unter ihre Leute zurückzuführen; die Bataillone faßten wieder festen Fuß, boten den mit entfesselter Wuth andringenden Marokkanern muthig _und mit Kaltblütigkeit die Spiße und ergriffen nun bald selbst die Offensive. Mit unaufhaltsamem Ungestüm drangen sie auf die Marokkaner ein und ließen sie den begangenen Treubruch theuer bezahlen. Die Ma= rokfaner waren bis Lor die französischen Kolonnen gedrungen, an deren Spiße Marschall Bugeaud selbst stand, wo sie aber mit einem so furhtbaren Feuer empfangen wurden, daß ihrer 300 auf dem Shlachtfelde blieben, ohne die zu rechnen, welche sie in der Eil noch mit fortnehmen konnten. Der Verlust der Franzosen wird als weit geringer angegeben, auf etwa 30 Verwundete, worunter 2 Offiziere der Spahis, und 6 Todte, unter denen sich ein Sohn des Generals

Rovigo befinden soll. Großbritanien und Irland.

Unterhaus. Sihung vom 25. Juni. Die Haupt- Debatte der gestrigen Sihung betraf den alljährlich sih wiederholen= den Antrag des Herrn Villiers zur Abschaffung der Korngeseße. Das Haus sollte sh diesem Antrage zufolge in ein Comité verwan- deln, um eine Reihe von Resolutionen anzunehmen, welche erklärten, daß „die Bevölkerung des Landes mit jedem Jahre mehr anwachse, daß ein großer Theil derselben nicht hinreichend mit den noth- wendigen Lebensbedürfnissen versorgt sei, daß die Korngeseße die Zufuhr an Nahrungsmittel beschränkten, daß eine solhe Beschrän= fung unrecht und unverantwortlih sei, und daß darum das Geseß von 1842 abgeschafft werden müsse.“ Die lange Reihe von Gründen und Thatsachen, welche Herr Villiers in seiner beinahe vier Stunden dauern-= den Rede aufzählte, um seinen Antrag zu rechtfertigen, enthält fein einzi=- ges Argument, das nicht {hon hundertfah von den Gegnern dieser Ge- seße vorgebracht wäre. Man sucht zu erweisen, daß der offenbare Zweck dieser Geseße sei, den Preis des Getraides auf eine künstliche Höhe hinaufzuschrauben und durch die hohe Besteuerung si ein Monopol für das nothwendigste aller Lebensbedürfnisse zu verschaffen, oder daß mit anderen Worten etwa 200,000 Land - Eigenthümer sich auf Unkosten von 24 Millionen, die ohnehin hon Reichen auf Kosten der Armen und Nothleidenden noch mehr bereichern wollen. Als die Folge solher Bestrebungen zeigt Herr Villiers die sozialen Uebel des Landes und bemüht sich alsdann, die einzelnen Gründe zu widerle= gen, welche die Vertheidiger der Korngeseße für das Beibehalten der= selben geltend machen. Man sage, bemerkte der Redner, England müsse seine Unabhängigkeit vor anderen Ländern vor Allem in Hin= siht auf das unentbehrlihste Lebensbedürfniß behaupten; aber es sei, troß all seiner fünstlihen Geseßgebung, bisher noch niht unabhängig geworden, da es immer des fremden Getraides, so wie tausend an= derer fremder Gegenstände bedurft habe. Uebrigens begründe erst die wechselseitige Abhängigkeit der Staaten und Völker eine höhere Wohl= fahrt derselben. Die Besorgnisse, welhe man für die Agrikultur des Landes hege im Falle einer Abschaffung der Korngeseße, wären durch= aus ungegründet, da ein besseres System dem Pachter und Arbeiter durch gleihmäßigere Getraidepreise Vortheil bringen und zu größeren Verbesserungen im Ackerbau veranlassen werde, als alle jeßigen Ver= suche, mittelst Ausdehnung der Pacht - Kontrakte dasselbe Ziel zu er= reihen. Man werfe seiner Maßregel. vor, daß sie zu radikal sei, aber in Handelssachen müßten die Aenderungen durchaus nit allmälig vor sih gehen, da man so viel wie möglich einen ungewissen Zustand zu vermeiden habe. : L

Herr Ferrand erhob si{ch, um im entgegengeseßten Sinne in Form eines Amendements mehrere Resolutionen zu beantragen, welche die Beschüßung des hbritishen Kapitals und die Förderung der ein= heimischen Judustrie durch die Korngeseße als gerecht und heilsam darstellten, Herr Ferrand is ein Ultra - Tory und ein Feind der in=- dustriellen Jnteressen, der in der Ausdehnung der Fabrik - Judustrie,

storbenen Gué, von Bonnet, auf Glastafeln aus der Manufaktur von Cirey, sind von ansprehender Wirkung und ein ganz passender Shmuck für Bet- und Wohnzimmer gewöhnlicher Herrenhäuser.

Die älteste von den Manufakturen des Hofes is die Gobelins-Manu- faftur, womit seit 1827 die früher gleichfalls auf Rechnung der Civilliste unter- haltene türkische und persische Tapeten-Fabrik der Savonnerie verbunden is, Sie hat, so wie die dabei gelegene Scharlah-Fabrik, ihren Namen und die erste Ent- stehung von einem Färber Gilles Gobclin, der hier zu den Zeiten Franz l. eine große Wollenfärberei betrieb, und ihre Haupt-Anlage Ludwig XIV. zu ver- danken, Wie alle Königlichen Manufakturen, erlitten die Gobelins durch die erste französische Revolution einen argen Stoß, und lagen so lange dar- nieder, bis Bonaparte mít großem Kosten-Aufwand dieser vortrefflichen An- stalt ihren ehemaligen Ruhm und Betrieb wiedergab, wozu die leidenschaft- lihe Möbelpracht der Josephine die wirksamste Triebfeder war. Seitdem ist die Manufaktur in ununterbrohener Thätigkeit; sie beschäftigt gegenwärtig etwas über 100 Arbeiter, die mehr als Maler und Künstler, denn als We- ber und Fabrik - Arbeiter angesehen und in einer besonderen Zeichnenschule zu dieser mühsamen und künstlihen Arbeit zugezogen werden. Sie verdankt hrem jeßigen Aufseher und Direktor, dem berühmten Chemiker Chreveul, einem äußerst sachkundigen Manne, der sich durch seine eben so interessan- ten, als originellen Beobachtungen über den Simultan - Kontrast der Far- ben großen Ruf gemacht mannigfache Verbesserungen und wichtige Vervollkommnungen, Die Webestühle fn) nun so eingerichtet, daß das Stück, welhes man weben will, in seiner ganzen Dimension auf ein- mal aufgespannt und so bearbeitet wird, ohne daß es, wie sons, auf- und abgerollt werden darf. Auch das zu kopirende Originalgemälde wird nit mehr auf- und abgerollt, sondern seht ausgespannt neben dem Weber, und wird von oben pee durh mit Klappen versehene Dachfenster beleuch-

tet, Außer der vortheilhasten Beleuchtung des Gemäldes, das früher im Dunkeln versteckt hinter dem Webestuhl stand, wird durch diese Einrichtungen noch der Vortheil erreicht, daß der Arbeiter sowohl das Gemälde als auch seine Zte Kopie ganz vor sich hat, die Wirkung des Ganzen besser be- urtheilen, daher die Haltung wiedergeben kann, und daß beide mehr geschont Mit als sons, da sie nur theilweise so viel entrollt wurden, als der rbeiter in einer Woche oder in einem Monate verfertigte, Daher wird a eyt, stait nah Kopieen von Gemälden aus alten Schulen, immer U Len Originalbildern,, selbst in der Gobelins - Manufaktur , gearbeitet, ohne daß sie dur Auf- uud Abrollen verdorben werden, Eine zweite Ver- besserung is, daß man mit Wolle allein webt und zu den Lichtparticen keine Seide mehr nimmt, Die hellen Farben - Nüancen in Wolle nd zarter, vielfacher, und ihre an ben lichten Theilen selbs st tréfi er, als die in Seide, Das schöne Spiel dieser Farben, die ersten Vebergänge und

1 seiner Zeit für die Go

Abstufungen ihrer Schattirungen, muß man in dem großen Magazin der Manufaktur schen, wo die in einzelne Bündel gewickelte Wolle reihenweise in Fächern liegt. Die Ansicht dieser tausendfah gefärbten Massen fesselt das Auge wie cin {önes Bild. Die Arbeit des Webens ist so mühsam, daß drei Arbeiter mit der Ausführung eines Oelgemäldes mittlerer Größe in Wolle über drei Jahre zubringen, Man braucht also nur einigermaßen auf die zu solchen Werken nöthigen Spinnereien, Färbereien und dergl. zu- rü{zublicken, um die ungeheuren Kosten zu berehnen, die zur Austapezirung eines einzigen Saales verwendet werden müssen, und wird dann den Preis von 1000 bis 1500 Fr. für den Quadratstab nicht so erstaunlich finden. Die gegenwärtige Ausstellung bringt vier Tapeten - Gemälde aus den Gobelins, eins von ansehnlicher, drei von mittlerer Größe, Zwei der ley- teren, Portraits des jeßigen Königs der Franzosen, nah Originalen von Gérard und Winterhalter, gehören nicht zu den vorzüglichen Gobelins- stücken, Meisterhaft gerathen aber ist ein heiliger Stehhan, mit der Märty- rerpalme, nah Mauzaisse, mit der größten Wahrheit, mit der brillantesten Lebhaftigkeit des Kolorits und einem \o trefflichen Gefühl des Ensemble ausgeführt, wie man es selten bei Tapeten -Gemälden findet. Das größte Stück, nah Horace Vernet's Originalbilde im Luxemburg - Museum, Meh- med Ali, welcher, drei seiner vertrautesten Diener hinter sich, im Vorgrunde einer Terrasse die Niedermeßelung der Mamelucken abwartet, die, auf ihren \hönsten Pserden und in ihren prächtigsten Kleidern, im Hintergrunde in dem Hofraum des Schlosses zu Kahira von ergebenen, hinter den Zinnen, auf den Wällen und Thürmen Verse@ten Albanesen unbarmherzig niedergeschos- sen werden, ist ebenfalls vortrefflich ausgeführt, Man sicht darin die feinen Lichter (was die Maler Drue und Blicke zu nennen pflegen) mit derselben Bestimmtheit und Genauigkeit wie im Original - Gemälde eingeseßt; alle Nebenwerke sind in den geringsten Einzelheiten mit großer Treue und Ge- wissenhastigkeit kopirt, und z. B, die kostbaren Steine an einem Pracht-Ge- fäße des Vorgrundes ín ihrem Glanze und Schimmer bewundernswürdig täuschend nachgeahmt; auch der frappante Ausdru der leidenschaftslosen, aber erwartungsvollen Gespanntheit in dem Gesicht des Haupthelden dieser furchtbaren Katastrophe is, wenn nicht in der ganzen urbildlichen Stärke, doch bis zu einem beträchtlihen Grade wiedergegebenz aber bei allen die- sen Vorzügen hat die gewebte Kopie den gewöhnlihen Fehler der Tapeten- Gemälde, Mangel an Haltung. L Die Manufaktur von Beauvais im Oise-Departement hat einige Stücke geliefert, die in der Trefflichkeit, der Frishe und Genauigkeit der Ausführun mit den Gobelins-Tapeten wetteifern; unter anderen etnen Feuerschirm na einem Bilde von Boucher, die Lesestunde vorstellend, und zwei Thierstücke u Fabeln, nach En des fruchtbaren Thiermalers Oudr9, der zu elíns so viele große Jagdstücke komponirt, die gegen-

wärtig als Tapeten-Gemälde in den Königlichen Schlössern zu finden sind,

Außerdem sieht man aus derselben Manufaktur verschiedene Saal-Decora- tionen ausgestellt, im Ganzen 30 bis 40 Stück, Landschaften, Arabesken- Compositionen, Kinder-, Blumen- und Fruchtgruppen zu Himmelbett-Kränzen, Canapées, Bergères, Stühlen, Wind-, Feuer- und Lichtschirmen, welche in Reinheit der Zeichnung und Schönheit der Schattirung wohl Manches zu wünschen übrig lassen, aber in der Vollkommenheit der Weberei hinter den Gobelinsstücfen nicht zurückbleiben,

Ugonotti di Meyerbeer.

Es freute uns, als wir ín ítalienishen Blättern diese Ueberschrift fan- den, und nun lesen, daß das großartige Tonwerk unseres General - Musik- Direktors sich auch in Jtalien Bahn zu brechen beginnt, Die Beilage zur Gazzetta di Milano vom 20, Juni meldet, daß Mepyerbeer’s Hugenotten auf dem Teairo nuovo zu Padua, während der Fiera del Santo, zur Aufführung gelangt sind. Es scheint dieser Oper in Jtalien ergehen zu sollen wie früher ebendaselbst dem „Robert ‘’: man nahm die Musik des leßteren Anfangs kalt auf, weil man das neue Genre nicht begriff, und erst, als das Verständniß derselben durhgedrungen war, erregte sie allenthalben Enthusiasmus. So hat auch der Berichterstatter aus Padua an der Musik zu den „Hugenotten““ aus National-Vorurtheilen, Manches auszuseßen (er legt sogar das Geständniß ab{ Melodie e canto, canto e melodie, ecco che cosa vogliono gl’ Italiani e ci che Meyerbeer non può loro offrir SCMPTE, Per le dottrine che professa» pel genere ch’ egli coltiva), aus dem Verlauf seiner Mittheilungen ergiebt sich aber, daß die Oper vom Publikum höchst beifällig aufgenommen und bei einigen Nummern mit Fanatismo” (so lautet der von der dbhen Ente erat Ie Sit und in Jtalien zur Bezeichnung des höchsten Enthusiasmus übliche Kunst- Ausdruck) beklatscht worden is, Das Personal, welches mitgewirkt, wird

sehr belobt. 1,

Berichtigungen. Jn dem in Nr. 180 der Allg. Preuß. 3 tg. egebenen Artikel über die Wissenschastliche Expedition des Prof. Lepsius in Aegypten ist Sp. 3, Z. 9 des Feuilletons zu lesen: uns bekannte statt „unbekannte“. Ferner in der Fortseßung dieses Artikels in Nr. 181, S, 1040, Sp. 3, Z. 14; Thot, Anubis statt „Roth, Fenkig““.

————_—

namentlich des Maschinenwesens, das Elend der armen Bevölkerung des Landes sieht, welches Herr Villiers aus den Korngeseßen herleitet, Er empfiehlt Besteuerung der Maschinen, damit die Handarbeit im Stande sei, mit jenen Schritt zu halten, und bekämpft die Bestre- bungen der Anti-corn-law-league als selbstsühtig, den Ruin der armen Klassen durch eine noch größere Herabdrückung des Arbeitslohns her- beiführend.

Herr Gladstone verwirst sowohl den Antrag des Herrn Villiers, wie das Amendement des Herrn Ferrandz er widerlegt die aufgestell- ten Behauptungen des Ersten, bezweifelt die Zweckmäßigkeit der von Lebterem vorgeshlagenen Maschinen-Beschränkung und glaubt, daß die Agitation der League daran Schuld sei, wenn ein ungewisser Zustand noch fortbestehe und der Pachter von Verbesserungen im Ackerbau zu- rückstehe. Der Antragsteller wolle Prinzipe geltend machen, welche auf die Abschaffung jedes Schubes hinzielten; das Parlament habe aber wiederholt seine Meinung dahin abgegeben, daß es ein Schuß- System erhalten wissen wolle; er fordere das Haus demnah auf, konsequent zu verfahren und den Antrag zu verwerfen.

Lord J. Russell konnte, dem Grundsaße eines festen Zolles treu, weder den Antragsteller, noch der Regierung beipflihten. Nach einem Angriffe gegen die vorgeblihe Jnkonsequenz Sir R. Peel's und Herrn Gladstone's, welche freie Handels - Prinzipien verkündeten, aber nicht durhgehends ausführten, empfahl er dem Hause, nicht einzelne Haudelsfragen, sondern das ganze Shuß-System seiner Be- rathung zu unterwerfen. Lord Howick erklärte hierauf, daß er bei dem jeßigen Standpunkte der Frage sih für die gänzliche Abschaffung der Korngeseße entscheiden müsse.

Die Debatte wurde alsdann auf den nächsten Tag vertagt.

London, 26. Juni. General Avitabile, ein geborner Neapo- litaner, der lange Jahre in Diensten Rundschid Singh's und der Scheikhs-Regierung von Lahore stand, und als Gouverneur der Gränz= Provinz Peschauer den britischen Jnteressen während des ganzen Feld- zuges in Afghanistan die wesentlichsten Dienste leistete, befindet sich jeßt in London und besuchte dieser Tage den Herzog von Wellington, der ihn schr zuvorkommend empfing. Der General hat sich ein be- deutendes Vermögen erworben; bevor er Juden verließ, überreichten ihm die Offiziere der indishen Armee aus Dankbarkeit ein werth-= volles Silberservice. .

Nach amtlichen Berichten betrug während der leßten vier Jahre der Verbrauch von Kaffee im vereinigten Königreiche durchschnittlich jedes Jahr 287 Mill, Pfd., so daß also auf den Einwohner etwa 1 Pfd, fommt, Jm vorigen Jahre waren von den 29,997 400 Pfd., welche verbrauht wurden, 20,130,630 Pfd. das Erzeugniß britischer Besißungen, und wurden größtentheils aus Westindien und von der Jnsel Ceylon eingeführt.

Mehrere Blätter \prehen von einer großen Flotten-Revue, welche dem zum 15. September erwarteten König der Franzosen zu Ehren veranstaltet werden soll, Andere bezweifeln die Nachricht und in der That scheint die Jdee etwas absonderlih, zumal wenn sie einige Monate nah dem Erscheinen der Note des Prinzen von Join- ville zur Ausführung gebracht werden soll, j

V elagten.

Brüssel, 28. Juni. Der Senat hat gestern den Geseß=Ent= wurf über die Tabacks-Verzollung, so wie er aus der Repräsenten- Kammer hervorgegangen, einstimmig angenommen. Dann wurde der provisorische Kredit von 10 Millionen für das Kriegs=Departement bewilligt, und bei dieser Gelegenheit erflärten die Minister des Krie- ges und des Jnnern förmlih, daß im Budget der Armee nicht viel weitere Ersparnisse zu bewerkstelligen sein würden, als bereits vorge= nommen seien, Herr Nothomb kündigte zugleih für die nächste Session einen Geseß=Entwurf zu partieller Revision der Miliz-Ge= seße an.

Wel

Kanton Zürich. Jn Zürich sind Abgeordnete aller \{chwei- zerishen Freimaurer - Logen zusammengetreten. Diese Festfeier hatte eine nationale Bedeutung, indem sich hier Männer aus verschiedenen Kantonen und von verschiedenen politishen Ansichten freundlih die Hand boten und einstimmig zur Bildung einer rein vaterländischen, von allen fremden Einflüssen unabhängigen Großloge zusammen= wirkten,

Dtalien

Nom, 20. Juni. (A. Z) Heut um 105 Uhr fuhr Se. Hei= ligkeit der Papst mit dem ganzen päpstlichen Cortèége vom Vatikan nach der Villa di Malta, um Sr, Majestät dem Könige von Bayern den Besuch zu erwiedern.

Ancona, 17. Juni, (A. Z.) Schiffer -= Nachrichten zufolge haben die in Korfu sich aufhaltenden italienishen Flüchtlinge, mehr als 40 an der Zahl, vor einigen Tagen auf einem kleinen Schiffe unter jonisher Flagge die Jnsel plößlich verlassen und ihre Richtung gegen die südliche Küste Jtaliens genommen, Der Verdacht, daß sie eine Landung auf römischem oder neapolitanishem Gebiete beabsichti- gen, bewog zwei fremde Konsuln auf Korfu, einige ihrer National=- chie zur Verfolgung der Flüchtlinge auszusenden, was dem Verneh= men nah bis jeßt ohne Erfolg geblieben ist.

Ancona, 18, Juni. (A. Z) Ueber die von Korfu abgese= gelten italienischen Revolutionaire hat man noch nihts Näheres erfah-= ren. An der Spihe der Unternehmung scht ein gewisser Riccioti, Mitglied des Londoner Comité's der „Giovine JFtalia““, der vor eini= gen Wochen auf Korfu ankam und, wie versichert wird, bedeutende Geldsummen mitbrahte, Dieser Riccioti is derselbe, welcher unter dem Namen Perez im März zu Marseille verhaftet und in Paris auf Verwendung des britischen Gesandten in Freiheit geseht wurde. Auch auf Korfu ließ man ihn frei gewähren, obgleih ein deutscher und ein italienisher Konsul, mehr um die jungen Leute vom siheren Verder- ben abzuhalten, als weil sie in der Sache eine Gefahr für Jtalien erblickten, den Lord - Ober = Commissair der jonishen Jnseln dringend ausforderten, in das Unternehmen hemmend einzugreifen. ;

S panien.

XX& Paris, 26. Juni. Die barcelonaer Zeitung la Verdabd, welche seit der Anwesenheit der Königlichen Familie in jener Stadt einen halbamtlihen Charakter angenommen hat, veröffentlicht in ihrer Nummer vom 18ten d, M. einen Artikel, demzufolge es als gewiß anzusehen ist, daß die sämmtlichen Minister nah der catalonischen Hauptstadt berufen sind. Die Verdad sagt zuerst, daß der Auf- enthalt der Königin in Catalonien mehrere Monate dauern werde, weil dieselbe im bevorstehenden Herbste zum zweiten Male die Bäder von Caldas benußen wolle, deren Gebrauch sie jeßt auf einige Wochen angefangen habe. „Diese lange Abwesenheit aus Madrid““, fährt die Verdad fort, „macht es nothwendig, daß sih alle Minister um die Königin versammeln, um sich in gemeinschaftliher Berathung über die Maßregeln zu verständigen , die erforderlih sind, um das Vater- land und die Königin zu retten, welche in diesem Augenblick von ihren unversöhnlihen Feinden mit größerer Wuth als je zuvor bedroht werden.“

105L Das genannte Blatt zeigt außerdem an, daß der General Mansso, General - Capitain von Alt- Castilien, zum Grafen von Llobregat er-

nannt worden ist. General Manso is einer von den Offizieren, welche sich während des Unabhängigkeitskrieges vom Guerillero zu den höch-

sten militairishen Graden emporgeschwungen haben. Zur Zeit des Einrückens der Franzosen in Spanien Müllerknappe in der Gegend von Reus, stellte er sich an die Spibe eines Haufens junger Leute aus der Nachbarschaft, und im Laufe des 8jährigen Krieges gegen Napoleon brachte er es zum Range des Brigadiers,

Ein gibraltaer Blatt meldet , daß der Gouverneur von Gibral- tar, Sir Robert Wilson, welcher sich seit den leßten Tagen des vo- rigen Monats in Tanger befand, am 12ten d. M. in Ceuta ange= fommen is, wo er eine lange Konferenz mit dem Kommandanten, General Maury, hatte. Herr Wilson begab si hierauf in das ma- roffanische Lager vor Ceuta, in welchem er sehr glänzend empfangen wurde. Die Nachrichten aus Ceuta klagen übrigens bitter über den Mangel und die Entblößung, worin Spanien die Besaßung dieser Stadt läßt, troßdem, daß von einem Tage zum anderen ein Bruch mit Marokko erfolgen kaun.

Griechenland.

© München, 27. Juni. Nicht ganz übereinstimmend mit den hierher gelangten brieflihen Mittheilungen aus Athen über die Ruhe, welche in den meisten Gegenden der Morea angeb= lih herrshen soll, is die Behauptung mehrerer griechischer Zei= tungen, daß gerade dort tas Ansehen der Regierung dur das auto- fratishe Auftreten einiger einflußreiher Häuptlinge so gut wie ganz vernichtet sci. Die Regierungsblätter selbst geben den General-Majoren Kolokotronis, Delijannis u, st. w. ehrgeizige und selbstsüchtige Absichten {chuld. Man wird sich erinnern, daß diese nah der September= Emeute sich unter denjenigen befanden, welhe als persönliche Gegner der Helden eben dieser Emeute aufgeführt wurden, das heißt etwa so viel, als Nichtalliirte des Metaxas und Kalergis. Bekannt- lih mußte Gennäos Kolokotronis (denu von ihm is die Rede) um dieselbe Zeit und ganz aus dem nämlichen Grunde aus Athen und Griechenland flüchtig werden und mit dem, wie es damals schien, schr bedeutsamen Um- weg über München nah Neapel gehen. Wie er gegen den Willen Me- taxas’ und den Befehl des Königs sein Exil in Jtalien nah Belieben beendigen fonnte, so wäre es wohl möglich, daß er jeßt die Zeit für gekommen erachtete, in welher er an die Spiße einer Partei treten dürfe, was er bis jeßt offenbar absichtlich vermieden hat. Für wen wird er es thun? Gennäos Kolokotronis zählt wohl nicht zu den ge- schäftsgewandten und intriguantésten Häuptlingen, deren Griechenland leider nur allzuviele aufzuweisen hat, wohl aber zu den durch Reich- thum und Grundbesiß einflußreihsteen Männern des Landes, Noch mehr als Mauromichalis und die Pirakis in der Maina, vermag

Kolokotronis in der Morea, und man könnte es nicht genug beklagen,

wenn er sich, wodurch immer, nah einer Seite hinreißen ließe, wo er zum gefährlihen Werkzeug Anderer würde, wie es nah dem Griechishen Beobachter Theodor Grivas geworden is. Man muß sich indessen hüten, den Anschuldigungen der griehishen Blätter einen allzugroßen Werth beizulegen. Wenn von der Presse, inwieweit Maurokordatos über dieselbe versügt, Kolokotronis zu den Feinden des Thrones gezählt wird, so ist man vielleicht dadurch erst zu der Annahme berechtigt, daß der Minister= Präsident in Betreff mancher Wahlprozedur in der Morea von Seiten des Angeklagten und seiner Anhänger auf eutschiedenen Widerstand gestoßen i}. Bezeich= nen ferner dieselben ministeriellen Blätter Theoder Grivas als ein bloßes Werkzeug fremden Einflusses, so möchte man sich zu Zweifeln darüber versucht fühlen, ob bei diesem Einfluß an den in Rumelien bekanntlih sehr einflußreihen politischen Gegner des Minister-Präsidenten gedaht wird, nämlih an Kolettis, Maurokor= datos hat sich beeilt, Grivas für vogelfrei zu erklären. Vermag er dem Empörer seinen wohlverdienten Lohn zukommen zu lassen, dann kann man sich solcher Energie iu der That nur freuen, Traurig aber wäre es, wenn die Vorausverkündigung des Aeon wahr würde, welcher eine baldige Versöhnung Grivas? mit der öffentlihen Mei= nung und sogar neue Ehren für ihn in Aussicht stellt.

TULREU

© Paris, 27. Juni. Mit der ebten türkischen Post erhalten wir aus Beirut unter dem 7ten d. M. die Nachricht, daß in Naplousa ein blutiger Bürgerkrieg zwischen den verschiedenen türkischen Stamm- häuptern ausgebrochen is, welhe Jeder für sich nah der Herrschaft ringen. Die beiden Häupter Beit-Gerard und Beit-El-Hadi sind in den leßten Tagen des verflossenen Monats handgemein geworden. Bei diesem Gesechte sind auf beiden Seiten mehrere hundert Streiter auf dem Schlachtfelde geblieben, ohne daß der eine Theil über den an- deren die Oberhand behauptet hätte. Im Gegentheil, der Bürger= frieg hat sich über die ganze Provinz ausgebreitet und droht sehr lange dauern zu wollen, weil der Pascha von Beirut, welher über die Provinz von Naplousa befiehlt, heimlih von beiden streitenden Parteten Geschenke annimmt, um sihch für die eine gegen die andere auszusprechen. Der Pascha, welcher bei diesem Streite nur gewinnt, \hmeichelt heute dem Einen und morgen dem Anderen.

Dagegen lauten jeßt die Nachrichten aus dem Berge Libanon weit tröstender als früher. Die Häupter der Drusen, welche nun be- greifen, daß sie gegenwärtig eben so sehr als die Maroniten der Willkür der Türken ausgeseßt sind, haben sich zu dem Patriarchen der Maroniten begeben, um ihm zu erklären, daß fie bereit wären, mit den Maroniten Frieden zu {ließen und mit ihnen für die Zukunft in Eintracht zu leben, daß sie mithin wünschen, die Verwaltung der Fa- milie Chehab wiederhergestellt zu sehen. Der Patriarh der Maroniten antwortete ihnen, daß die Herstellung der Herrschaft des Emir Beschir niht von den Maroniten, sondern von der Pforte abhänge, daß sie mithin an Essaad Pascha von Beirut sich wenden müßten, um die Aufrichtigkeit ihres Wunsches zu offenbaren. Die Häupter der Drusen be- gaben sich hierauf wirkli zum Pascha von Beirut und wiederholten, was sie \{chon dem Patriarchen der Maroniten erklärt hatten, nämlich, daß die Herstellung der Familie Chehab von den Drusen eben so sehr als von den Maroniten gewünscht werde. Essaad Pascha befragte sie, ob wirklih sämmtliche Häupter der Drusen darin einverstanden wären, die Herrschaft der Familie Chehab zu wünschen. Die Antwort lau- tete, es gäbe zwar noch drei Häupter der Drusen, welche nicht damit einverstanden wären, daß aber dieselben vor dem bloßen Namen des Emir Beschir so große Furcht hegten, daß, wenn die Familie Chehab nah Syrien zurückfehren würde, sie am meisten si beeilen dürften, ihr einen festlichen Empfang zu bereiten, um nicht dem Zorne des Emir Beschir sich auszuseßen. Auf diese einstimmige Versicherung gestüßt, hat Essaad Pascha einen Tataren nah Konstantinopel abge- fertigt, um den Divan davon zu benachrichtigen , daß die Herstellung der Familie Chehab wesentlich zur Herstellung der Ruhe in Syrien erforderlih sei, nahdem die Drusen selbst freiwillig der Herrschast des Emir Beschir sih unterwerfen wollen,

Man erwartet um so eher, daß der Divan diesem Wunsche der Drusen und Maroniten willfahren wird, als die türkischen Unterthanea in Syrien, mit der Verwaltung des Pascha von Damaskus wenig zufrieden, fürzlih mit den Wasen in der Hand sich der Einführung einer neuen Steuer widerseßt haben. Namentlich in der Gegend von Damaskus flüchteten si alle türkishen Einwohner nah den Bergen

und lebten dort im offenen Aufstande gegen die Pforte, Der Auf- rubr war so allgemein, daß der da sich genöthigt sah, die angeordnete Steuer wieder abzuschaffen. Nichtsdestoweniger is die ganze Provinz, besonders bei Soria und am Fuße des Libanon, in Gährung, weil die fürhterlihen Albanesen wieder dort erschienen sind. Wahr ist es, daß die Pforte die Albanesen aus Beirut ent= fernt und nah Konstantinopel gerufen hat. Dagegen sind die Alba= nesen, welhe fürzlich in Latakia die bekannten Gräuelthaten verübten, aus Aleppo nah Soria verseßt worden, wo ihr Erscheinen bei Türken und Christen gleich großes Entseßen erregt. Es sind zwar deren in Soria nur 250 Mann, aber sie reihen hin, um die ganze Provinz mit Schrecken zu erfüllen,

L T.S

_ Pariís, 26. Juni. Briefe aus Galveston vom 20, Mat geben über die texianishen Zustände weitere Aufschlüsse. Der leb= hafte Verkehr zwishen den Schiffen der amerikanischen Flotte im mexikanischen Meerbusen und jenem Hafen dauerte fort, und Niemand zweifelte daran, daß der Hauptzweck dabei sei, die Regierung der Union in fortlaufender genauer Kenntniß von Allem, was in Texas und an seinen Gränzen gegen Mexiko hin vorging, zu erhalten. An der Gränze kam es von Zeit zu Zeit noch immer zu kleinen Schar= müßeln zwischen vereinzelten Haufen. Zu einer Wiederaufnahme des Krieges im Großen, war Mexiko bis dahin nicht geschritten, obgleich

| der Waffenstillstand seit dem 1. Mai abgelaufen ist. Jn Texas gewann all=

máälig auch der Glaube Raum, daß in der gegenwärtigen Session des nord= amerifanishen Kongresses der Anschluß von Texas an die Union wohl shwer= lih Plaß greifen werde; allein man ließ sich dadurch nicht irre machen in der Ueberzeugung, daß er in der nächsten unfehlbar durhgehen müsse, welher Mann auch zum Präsidenten der Union gewählt wer= den möge. Mit der Verwaltung im Junnern scheint das Volk von Texas fortwährend ziemlih zufrieden zu sein, und unverkennbar er- starkft dort der Geist der Ordnung, des Geseßes und eines wirklichen Fortschrittes, was um \o anerkennenswerther is, wenn man bedenkt, aus welchen Elementen die erste Bevölkerung von Texas bestand. Alles, was dieses Land betrifft , gewinnt für Deutschland ein doppel=- tes Interesse, seit der Plan einer förmlichen Gesellschaft zur Leitung der Auswanderung deutscher Landsleute dahin ins Leben getreten ist, und nun zur That wird, U a1. L

2 Paris, 26. Juni. Man hat heute Nachrichten aus Haiti, und zwar aus Jeremie vom 20. und aus Jaunel vom 26. Mai, die zugleih noch sehr bemerkenswerthe Aufschlüsse über die Kämpse zwischen den Truppen der dominikanischen Republif und ihren Gegnern bringen. Erstere sind fast durchaus Weiße von spanisher Abkunft unter einem gleihfalls weißen Führer spanischer Abkunft, dem schon hohbetagten Villanueva, und daraus mag sih zum Theil schon ihre Ueberlegenheit über die {chwarzen Truppen des Präsidenten Herard erklären. Bevor Villanueva den Oberbefehl übernahm, beichtete er und empfing das heilige Abendmahl; daun erließ er folgenden Bande :

„Sott, Freiheit und Vaterland, Dominikaner! Wir ziehen an die Gränze, um den Feind und Unterdrücker unseres Bodens zu erwartenz solltet ihr unglückiicherweise erfahren, daß wir geschlagen worden sind, \o steckt Puerto de Plata in Brand und fangt damit bei meinem Hause anz denn wir wollen siegen oder sterben.“

Man sieht daraus, mit welcher Entschlossenheit die Bewohner der dominikanischen Republik in den Kampf gingen. Jn dem ersten Gefechte hatten sie sih gegen 13, damals noch ziemlich starke Ba= taillone des Präsidenten Herard zu vertheidigen, und s{chlugen sie in der That dermaßen aufs Haupt, daß die Haitier um einen sechs= stündigen Waffenstillstand zu bitten sich genöthigt sahen, der zuge- standen wurde. Der vollständige Sieg der Dominifkaner auch auf der Seite von San Yago wurde durh verdeckt aufgestellte Artillerie, durch Hinterhalte von Plänklern u. s. w. eutschieden.

Die Dominikaner haben jeßt Waffen und Munítion, die ihnen anfangs gefehlt hatten, im Ueberflusse, und daturch, wie durch die erfohtenen Siege, ein großes Selbstvertrauen erlangt. Eine große Zahl auswärtiger Offiziere und Soldaten, aus den Republiken von Central -Amerifa, von Neu =- Granada, Venezuela u. \. w,, spanische Karlisten waren nach Skt. Domingo gekommen, um die Sache der spanischen Bevölkerung zu unterstüßen. Bei den Dominikanern besteht die Kriegsmacht fast durhaus aus Freiwilligen, während bei den Haitiern der Soldat nur gezwungen dient und bedeutende Strenge nothwendig is, wenn die Disziplin aufrecht erhalten werden soll woraus sich die starke Desertion unter ihnen erklärt. Die Dominikaner besißen nun neun Kriegsschiffe, meist Goeletten, die meisten früher nord= amerikanische Paketböte; die Haitier hatten nur drei Kriegsschiffe, nämlich eine amerikanishe Brigg, eine Goelette und ein kleineres Fahrzeug. Aus den eigenen Berichten der Haitier {eint aber her= vorzugehen, daß diese drei Schiffe am 17. April im Hafen von Azua mit Pulver und Patronen beladen zu Grunde gingen. Die haitischen Truppen unter Herard waren schon damals von der Land- und See=- seite eingeschlossen. Die Dominikaner haben durch Gestattung des freien Eintritts und Verkehrs in ihrem Gebiete an alle Ausländer natürlich die Sympathieen dieser für sih. Die Regierungs =- Junta hatte eines ihrer Mitglieder, Herrn Felix Mercenario, nah Santo Tomas geschickt, um dort ein Anlehen zu unterhandeln. .

Unter den Haitiern (den Schwarzen) stritten sich nun vier Par= teien um die Gewalt, an deren Spiße General Guerrier zu Port au Prince, mit ihm General Pierrot zu Cap Haiti, dann Salomon zu Jacmel, der Präsident Herard an der Spiße eincs unbedeutenden Restes von Truppen und endlich der General Acaau zu Aux Cayes standen. Der Leßtere, ein ehemaliger General Christoph's, war darüber aufgebracht, daß man bei Ernennung Guerrier'’s an Herard's Stelle zum Präsidenten ihn nicht vorher befragt hatte. Er soll etwa 500 Mann, {let bewaffnet und in Lumpen, aber unbedingt ihm ergeben, unter seinen Befehlen haben. Viele von den im Fort Boyer sißen= den Gefangenen licß er unbarmherzig auspeitshen, andere gar er= schießen. :

Die französische und englische Flotte gewährten ihren Landsleu= ten wirksamen Schuß, und in der That war weder englisches noch französishes Eigenthum bis dahin verleßt worden. Auch aus Skt. Domingo vernimmt man, daß Acaau noh immer entschlossen war, zu Fortseßung seines Widerstandes, und Aufrechthaltung seiner Autorität durch maßlose Strenge und Blutvergießen. Alle von ihm errichteten provisorischen Gefängnisse waren mit Gefangenen, besonders Farbi= gen, vollgepfropft. Eine Vorstellung der Offiziere des Kriegs\chiffes „Sriffon“’ dagegen, blieb ohne Erfolg. Acaau ließ auch, wie es scheint, diejenigen cinsperren, von denen er ein Lösegeld zu erpressen hof. Der Capitain eines Schooners, der einige Flüchtlinge von Aux Cayes nah Jamaika übergeführt hatte, wurde bei seiner Rük= funft nah Aux Cayes ins Gefängniß geworfen, nah wenigen Tagen erschossen und sein Schooner für den Dienst Acaau's in Beschlag ge- nommen,

Eisenbahnen.

X Von der Werra, 26. Juni. Keine der deutsthen Ei- senbahnen hat einer reiferen Erwägung bedurft als die unsere. Die Thüringsche, oder vielmehr die von der äußersten Ostgränze bis ax