1844 / 187 p. 2 (Allgemeine Preußische Zeitung) scan diff

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j durch Gewährung eines Steuer-Erlasses für das lau- ide zu lassen, buch die Hälfte des bezeichneten Uebershuss G Dee so gesteigerte Einnahme zum Theil nur in vorübergehenden mstän- den ihren Grund habe, geht aus der Natur der Abgaben hervor, bei welchen sie si vornehmlich findet; so z. B. bei der von der Eigen-=- thums-Veränderung der Jmmobilien, die auf 530,000 Mk Cour. ge- stiegen is, während sie vor dem Brande sich selten über 200,000 Mf. Cour. erhoben hat. Es rührte dieses Resultat weniger von den öffentlichen Verkäufen der aus den expropriürten Grundstücken gebil- deten Pläße in der Brandstätte, sondern hauptsächlih vou den großen Privat-Umsäßen her,.und wie diese schon in den lebten Monaten des vori gen Jahres bedeutend abgenommen hatten, so is auch nicht zu erwarten, daß, sobald die Verhältnisse sich erst geordnet haben, sie in emem auch nur annähernden Umfange wieder eintreten werden. L

Ebenso fann die bedeutende Mehreinnahme in der Accise, deren Ertrag von 1,300,000 Mk. Cour, den reichlichen des vorangegang(- nen Jahres um 257,090 Mk. Cour. übersteigt, nur als vorüber- gehend betrachtet werden, weil nah vollendeten Bauten sowohl die Perbrauchs\euer von Baumaterialien als die von Lebensmitteln für die arbeitenden Klassen mit dem Verbrauche selbst sih gar sehr ver= mindern muß. ;

Als stetiger darf man wohl den Ertrag des Zolles annehmen, der, ungeachtet der niedrigen Waarenpreije 1m vorigen Jahre, selbst

noch die günstigen Resultate der Jahre 1840 und 1841 überstieg, Er hat nämlich 985,000 Mk. Cour. gebracht, unnd hiervon die Er= höhung (seit dem Brande) von Courant zu Banko beim Waarenzoll mit circa 130,000 Mk, Cour. abgezogen, bleiben noch 855,000 Mk. Cour. gegen 844,000 im Jahre 1840 und 846,000 Mk. im J. 1841. Erläuterung hierzu giebt die Motivirung zum Antrage des Senates auf Anstellung noch einiger Zollbeamten, sowohl für die Kasse, als für die Anfertigung der Ein= und Ausfuhrtabelleu z es zeigt sich bier nämlich, daß die Quantität der seewärts eingehenden Waaren seit 1837 sih um 44 bis 46 pCt, vermehrt, und der Verkehr elbaufwärts scit 8 Jahren sih mehr als verdoppelt habe. Der Werth der im Ganzen eingegangenen Waaren-= masse läßt sich übrigens nach dem Ertrage des ¿Zolles, der der Re= gel nah £% vom Werthe beträgt, um deêwillen nicht berehnen, weil so bedeutende Artikel, namentlich deutscher Ausfuhr, wie Leinwand, Wolle, Getraide 2c. ganz zollfrei ein- und ausgehen. i

Jn die übrigen Positionen hier einzugehen, dürfte für den aus= wärtigen Leser kaum von Jnteresse seinz bemerkt mag nur noch wer-= den, daß die ordentliche Staatsschuld (abgesehen von der Feuerkassen-

Staats-Anleihe) im vorigen Jahre um 273,000 Bko. Mk, vermindert worden is, was etwas über 1 pCt, derselben beträgt.

Die mittelst der so eben erwähnten Anleihe zu deckenden Brand- shäden an Grundstücken belaufen sich zu der Total-Summe von 37,910,000 Mk. Cour. = preuß. Rthlr. 15,164,000, also ungefähr zu der Hälfte des ganzen durch jene Katastrophe vernichteten Werthes. Der Belguf der Verwendung für den unverbrennlihen Werth (fundus) derjenigen Grundstücke, welche zu Staatszwecken expropriirt worden sind, hat sich auf 9,550,000 Mark gestellt. Der Wiederverkguf hat bis zum 1, April d. J. 356 Plätze betroffen, welche einen Kauspreis von 4,850,000 Mk. Bko. gegeben haben z die ganze Zahl der zu verkaufenden Plähe ist auf etwas unter 600 an-

zunehmen; da aber die noch übrigen zu den werthvollsten der Brand= srätte zu rechnen sind, so wird auch angenommen, daß das pecuniaire Resultat der Expropriation sich so ziemlich ausgleichend stellen werde. Unter den Staatsbauten sind mehrere der abgebrannten hölzernen

Brücken in Stein wieder hergestellt ; andere, die, mit großen

Scleusenwerken verbunden, in der Ausführung begriffenz von beson-

derer Wichtigkeit ist es aber, daß die so viel besprochenen und bestrit- tenen Siehlbauten (die Anlage unterirdischer Abzugs - Kanäle) sich in der Ausführung als zweckmäßig zu bewähren scheinen, so daß jeßt die Anträge, zur Anlage der Ausmündungen und Verbindungen außer= halb der Brandstätte von der Bürgerschaft unbedenklich genehmigt worden sind. Fertig geworden sind 22,122 laufende Fuß Haupt- siehle, und außerdem 095 hineinmündende Hanssiehle, welche 7402 Fuß Länge haben, Jene, die in den Voranschlägen zu 533,125 Mk, Cour. 8 Sch. berechnet waren, sind für einige Hundert Mark weniger vergeben und ausgeführt, so daß man für die nachbleibenden, im Bau begriffenen 26,000 Fuß ein Gleiches annehmen und hoffen darf, die ganze Anlage in der Brandstätte und den jeßt zur Vervollständigung hinzugezogenen Stadttheilen, vor Ende dieses Jahres für die ur- sprünglich veranschlagte Summe von Etwas über cine Million Mk. Courant vollendet zu sehen. : |

Zu den neu vorgeschlagenen Bauten gehören vornehmlich, die Anlage einer Schleuse zur Verbindung des Ober =- Hafens mit dem Hamburg =- Bergedorfer (Berliner) Eisenbahnhofe, nebst dazu gehörigem Kanale, Landungs - und Liege= Plaße und die Ein- richtung einer öffentlichen Wasser - Versorgungs - Anstalt dur Ueber- nahme einiger der {on bestehenden Privat-= Jnstitute der Art von Seiten des Staates. Lehteres Unternehmen stüßt sich besonders auf Rücksichten der Reinlichkeit und Gesundheit für die ärmeren Klassen und der besseren Sicherung der Stadk gegen Feuersgefahr. Der Plan dazu ist, unter Zuziehung des Herrn Mylne, Ober-Jugenieurs der New-river Wasserwerke in London, von dem Jngenieur Lindley entworfen, der sein ausgezeichnetes Talent für Bauten dieser Art auch hier wieder bewährt hat. Der Anschlag der Kosten für die bisher durch jene Privat - Justitute versorgten Distrikte der Stadt (es bestehen außerdem noch zwei andere) und für Legung der Haupt-Leitungen mit dazu gehörigen Nothpfosten beläuft sich auf etwas über eine Million Mark Banko, wovon ungefähr der dritte Theil durch die vorhandenen Aktiva der übernommenen Privat-Justitute gedeckt sind; zur successi-

zogia von Orleans für den Grafen von Paris angekauft hat, und die sich durch reiche Damaszirungen in Gold auszeichnet, Derselbe Fabrikant ist auch auf den Einfall gekommen, aus glattpolirten Stahlplatten Miniatur=- Modelle vou alten Rüstungen zu verfertigen, die in allen Stücken getreu- li nachgebildet sind und glicderpuppenartige Ritter - Statuetten zur Aus- s{mückung von Kaminen, Wandtischchen u. \. w. abgeben,

Diese Luxus-Werke in Stahl und Eisen bilden den passendsten Ueber- gang zu den Schmucksachen in edlen Steinen und Metallen und zunächst zu den in Frankreich fast immer mit so viel Glück und Geshmack behan- delten Gold- und Silber- Arbeiten, Jean Varin, Claude Ballin, Pierre und Thomas Germain, Jean Bourquet, Briceau, Aurèle Mei s- \onnier haben sich in der Geschichte der französischen Ciselirkunst des 17ten und 18ten Jahrhunderts berühmt gemacht und als ausgezeichnete Künstler bewiesen. Mit dem Ausbruch der ersten Revolution \chlich sich aber in ihrem Fach, wie in allen anderen Luxus - Judustriezweigen , der Krebsgang ein. Unter dem Konsulat und Kaiserreich war die Ciselirkunst natürlich von dem damals allgemein herrschenden antikishen Geschmack over vielmehr Ungeschmack angesteckt, in welchem die liebe Mode jener

Zeit ganz unglaublih barocke Dinge hervorgebracht, wahre non Ns von Verschrobenheit, z. B. Suppen - Terrinen in Form etrnefisher Ashenkrüge und Brühengesäße in Gestalt pompejanischer Grä- berlamyen, allem Anschein nach eigens dazu gemacht, den Leuten ihrer Zeit den Geschmack und Apyetit zu verderben, Die von damals herrührenden Modewerke aus edlen Metallen sind wegen der unsäglihen Verachtung, womit die Gegenwart auf sie herabsieht, größtentheils aufgeräumt und in den Schmelzofen gewandert, der au {on angefangen , die Gold - und Silbersachen aus der Restaurations-Periode vershlingen, wo das soge- nannte englische Genre auffam, bas traurigste von allen, ein gusgeartetes

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ven Aufnahme des Fehlenden mittelst Anleihen hat die Bürgerschaft ihre Zustimmung (am 26sten v. M.) gegeben, und zweifelt man nicht, daß das Nöthige zur Verzinsung und Amortisation von der Anstalt selbst werde aufacbracht werden.

Oesterreichische Monarchie.

0] Prag, 25. Juni. So eben lesen wir in der Allgeme i-= nen Augsburger Zeitung, daß zwei wiener Rechtsgelehrte, Dr. J. N. Berger und Dr. von Wildner, in einem interessanten Kampfe über die Richtung der österreichischen juridishen Literatur begriffen sind. Dics veranlaßt uns, lehtere in etwas ausführlicher zu bespre= hen. Die juridische Literatur hat zwei Ziele zu verfolgen, einerseits das positive Gesey ins Leben zu führen, dadurch das in einem gewissen Momente aufgefaßte Fdeal des Rechtes guf die Massen des Volkes zu verbreiten und sle der Wohlthag- ten desselben thcilhaftig zu machen, andererseits aber die Schlacken, die diesem fixirten Jdeale als Menschenwerke ankleben, zu beseiti= gen und es noch gediegener darzustellen, d. h, auf Vervollkommnung der Gesche hinzuwirken. Sind diese höchsten Ziele richtig aufgefaßt, so is es gewiß, daß nur jene juridishe Uteratur ihre Aufgabe er= füllt, welhe beide sih vorsteckt, daher weder dem einen noch anderen einseitig nacheilt, und die als treuen Wegweiser sch die innere Geschichte des Rechtes erkürt, weil diese eben so gut der Hermeneutik, wodurch das erste Ziel erreiht wird, zur Bajis dient, als auch dem Fortschritte der Gesebgebung dadurch behülflih ift, daß sie mit den in der Zeit schon stattgehabten Veränderungen ins Bessere einen sicheren Fingerzeig, eine feste Analogie auf andere Ver= vollfommnungen gewährt.

Legen wir diesen Maßstab an unsere juridische Literatur, so müs- sen wir dem Dr. von Wildner beipflichten , daß die Klagen des Dr. Berger darüber sehr ungegründet sind z wir finden ein regsames Streben, die positiven Geseße dieses in einem gewissen Mo= mente aufgefaßte (fixirte) Jdeal des Rechtes auf die zweckmäßigste Weise ins Leben hinüberzuführen , richtige Ansichten über die Bedeu= tungen der Worte an sich und im Zusammenhange, über die Absicht des Gesebes, dessen Grund u, \. f. in weitere und weitere Kreise zu verbreiten, und überall die Prinzipien des Rechtes richtig hinzustellen, auf welhe der Gesebgeber sein unverändertes Augenmerk richtete, durch was alles doh gewiß das Jdeal, welches dem Geseßgeber vor= \chwebte, bestimmter aufgefaßt, mehreren einleuchtend gemacht, d. h. fräftiger ins Leben hinübergeführt wird. So wie hier bei einer richtigen Hermeneutik schon die Leuchte der Philosophie, wenigstens jener, welcher sih der Geseßgeber zur Zeit der Sanctionirung seines Ge- seßes bediente, unentbehrlich is; {o bediente sih unsere juridische Li= tergtur auch derselben zu so vielen, in allen ihren Werken fast auf jedem Blatte vorkommenden Verbesserungs - Vorschlägen und strebte daher auch wacker auf das andere Ziel los, klares Licht de lege (erenda zu verbreiten. Wie sehr sie dabei die hohe Bedeutung der inneren Rechtsgeschichte würdigte, beweisen die unsterblichen Werke des Hofraths Dolliner über das österreichische Ehereht, das bekannte [ritische

Handbuch Wagners über das österreichishe Wechselreht, von

Wildner?'s Fideifommißreht, Fabrikenrecht und andere mehr, wobei wir nicht in Äbrede stellen wollen, daß nicht noch mehreres in dieser Richtung hätte geschehen können. Wahr ist es freilih, daß sich unsere juridische Literatur nicht gleich jedem neu auftauchenden philo= sophischen Systeme in die Arme warf und wirst, wer fann ihr aber dies verargen, da es ja nothwendig das Leben ganz irre leiten und das Gese fast zur Hälste bei Seite seben hieße, wenn man früher gegebene positive Geseße nah ganz anderen Prinzipien beurtheilen wollte, als denen sie ihre Entstehung verdanken, Lehren und lernen wir zuerst das Gesebß in seinem Geiste gründlich achten, tragen wir es in allen Fällen ins praktishe Leben über, und wir werden die Menschheit weit rascher ihrer hohen Bestimmung zuführen, als wenn wir es uns zur Haupt =- Aufgabe machen, durch beständig geäußerte Wünsche nach Gesetz = Verbesserungen die Anhänglichkeit an das Geseß zu erschüttern und die phantasierciche Willkür an dessen Stelle zu seßen. Eine Unzahl von Uebeln, die uns drücken, fommt eben von der Unbekanntschast mit dem Geiste unserer Geseße oder von dem Streben, sich über das Geseß zu seben, Daß \ih für Legis!atoren die Aufgabe ganz auders stellt, springt wohl von selbst in die Augen! So viel über die Sache selbst; was den Referenten derselben in der A. Z. betrifft, so hat er sich cinen unehrenhaften Angriff auf Pr. von Wildner dadurch erlaubt, daß er dessen Lexikon zum a. C. G. B., wozu die Vorrede ausdrüdlich die Protestation gegen die Zumuthung eines literarischen Verdienstes ent- hält, mit Vershweigung derselben doch unter die Literatur rechnet.

5.0 4A 0,049.

VParís, 1. Juli. Die Erklärung des Moniteur, cine Art von offizieller Denkschrift, welhe zum Zweck hat, den Anspruch aller Prinzen und Prinzessinnen der Königlichen Familie auf eine Dotation rechtlih und sächlih zu begründen, wird heute von den anderen Zet- tungen ebenfalls mitgetheilt, Das Jour nal des Débats und die Presse geben den Artikel ohne alle Bemerkungen, die Oppositions- Blätter aber liefern zum Theil schon heute scharfe Glossen dazu, theils werfen sie vorläufig nur kurze Sarkasmen hin und behalten sich vor, ausführlicher auf die Sache zurückzukommen. „Es mangelt uns heute an Raum“, sagt der Constitutionne l, „um dieses unglaubliche Aktenstück zu prüfen. Man wird es in Frankreich und in Europa mit dem höchsten Erstaunen lesen, Man wird die Verblendung der Minister nicht begreifen, die zu einer solchen Veröffentlichung rathen und un- aufgefordert damit hervortreten konnten. Alle Arten von Fehlern

Rokoko, ohue alle Grazie und Eleganz, ohne allen Kunstsinn und Geschmack, ein abscheulihes Gemisch von barocken Dingen und unsinnigen Schnörkeln, mit plumpen, ungefälligen Formen und s{hweren , unmotivirten Verzierun- gen. Dieser namenlos verderbte Styl is jeyt seinem Verscheiden nahe und weicht einem besseren Geshma, der sich zwar auch nicht über den Standpunkt der Nachahmung erhebt, aber wenigstens an reinere Muster und Kunst-Traditionen anschließt, i

Den ersten Anstoß zu dieser Reaction gaben Fauconnier, der aus dem Atelier Odiot's, des bekannten napoleonischen Hof-Goldschymieds, her- vorging, und dessen Schüler Barve, der erste jeßt lebende Thierbildner, der erst Silberarbeiter war, che er Bildhauer wurde und sih als solcher einen Namen machte, Noch wirksamer griffen Chenavart nnd Mlle, Fauveau eín, dadurch, daß sie die so lange unzugänglichen Kunstkammern des Mittelalters mit den Schägen des byzantinischen und gothischen Styls aufschlossen, unter deren Staubdecken Perlen und Diamanten in Masse her- vorrollten. Das Meiste zur Herbeiführung der neuen Geschmacks - Revolu- tion that indeß die prafktishe Wirksamkeit unseres talentvollen, vor einigen Jahren so elcnd auf der Jagd umgekommenen Landsmannes Wagner, der, obgleich mehr gelehrt und geschickt, als {höpferisches, Genie und ecige- ner Erfinder, doch mit vollem Recht den Titel eines Wiederherstcllers der französischen Ciselirkunst verdient. Wenn dieselbe, im Vergleich zu 1839, in gegenwärtiger Gewerbe - Ausstellung mit erhöhetem Glanze und verjüng- ter Kraft auftritt, so verdankt sie es hauptsächlich den Goldschmied-Arbeiten Wagner's, dessen Nachahmungen florentinischer Nicllen und byzantinischer Emaillen bei ihrem ersten Erscheinen in Paris o allgemeines Aufsehen erregten und eine neue Aera der Ciselír - Kunst in Frankreich eröffneten, n der vorigen Gewerbe - Ausstellung war Wagner der einzige echte und würdige Repräsentant dieser Kunst; in der jeyigen Ausstellung behauptet zwar sein

sind in diesem sinnlosen Schritt zusammengehäuft.“ Der Courrier français bemerft einstweilen nur soviel, daß dies „merkwürdige Do= fument schon als die Auseinanderseßung der Motive zu einem neuen Apanage = Geseß betrachtet werden müsse“‘, und fügt hinzu: „Aller Welt is es aufgefallen, daß diese Art von Bittschrift, die im Moniteur zu Gunsten der Dotation des Herzogs von Nemours erschienen, gerade mit der Austheilung der Eisenbahnen unter die verschiedenen Theile des Landes und der Kammer zusammenfällt. Die Kammer hat ihren Antheil erhalten, und das Ministerium ver= langt nun au eine Dotation für die Prinzen. Wenn Frankrei zu= friedengestellt is, muß auh die Dynastie zufriedengesteilt werden. Das mag geschickt sein, aber würdig is es nicht.“ Längere Betrach= tungen enthält der Siècle. „So if denn“, sagt dieses Blatt, „die Dotations-Frage, die man schon aufgegeben glauben fonnte, wie= der aufs Tapet gebracht. Das offizielle Journal sucht zwei Haupt= säße zu beweisen : erstens, daß die Söhne des Ronigs cine Dotation uicht entbehren könnenz zweitens, daß die Privat-Domaine sie ihnen nicht geben fönne, also das Budget die Kosten bestreiten müsse. Dieser Artikel bildete heut das Thema aller Gespräche; er gab zu tausend Muthmaßungen Anlaß. Was is sein eigentlicher Sinn? Was will, was beabsichtigt das Ministerium? Was soll dieser sorgfältig aus= gearbeitete Artikel ankündigen? Das Ministerium beklagt sich über die böswilligen Verleumdungen und Auslegungen, denen sein Verhal= ten mit Hinsicht auf die Dotation gusgescßt gewejenz glaubt es, daß ein Schritt, den man unmöglich begreifen kann, ihuen eimn Ende machen wird? Wenn das Ministerium durch diese Veröffentlichung die Gemüther nur auf einen für die nächste Session vorbehaltenen Dotations= Entwurf vorbereiten will , warum dann diese vorzeitige Erörterung, die für jeßt fein Juteresse hat, und die offenbar zur Folge haben wird, daß alle Deputirte im Monat Januar mit den gebieterishen Mandat, das Projekt zu verwerfen, zurückkehren werden ? Soll der Artikel aber einen unmittelbaren Nußen haben, auf welche Weise will danu das Ministerium der Kammer mit der Frage bei= fommen? Vermittelst eines besonderen Geseßes? Daran fann es bei der vorgerüten Zeit der Session nicht denken. Oder will es etwa heim Budget , wenn das Kapitel der Dotationen an die Reihe fömmt, von irgend einem gefälligen Mitgliede der Centra ein Amen- dement nach seinen Wünschen vorschlagen lassen und die Frage durch einen Majoritäts-Coup cskamotiren? Das würde es nicht wagen. Was soll also dies offizielle Manifest bedeuten? Wir verzichten darguf, hinter die zu Grunde liegende Absicht zu kommen. Nur so viel scheint uns klar: es zeigt sih hier, von welchem Schwindel dies Ministerium befallen i, welches nichts zu wollen und auf nichts zu verzichten vermag, welches, nachdem es in dieser ganzen Sache mit Winkelzügen und Kleinmuthe zu Werke gegangen, nun plößlich eine dreiste, keckde Miene annimmt und seinen Gegnern nur mit Beleidi gungen und Marktschreierei zu antworken weiß. M diejem unglaub- ¡ichen Artikel behauptet der Hof-Publizist, die Frage über die Dota- tion der Krone sei zwar bestritten, aber niemals widerlegt worden. Er hätte hinzufügen können, ste werde auch, nachdem er darüber ge- sprochen, noch nicht disfutirt sein z denn eine verkehrtere Sthlußfolgerung und größere Anhäufung von JFrrthümern in Recht und Thatsachen läßt sich nicht denken, Der Hof=-Publizist verlangt die Dotirung der Söhne des Königs und der Prinzessinnen seiner Töchter im Namen des alten fonstitu- tiven Prinzips der Apanagen. Aber er vergißt ganz, daß, wenn die Vr= leansshe Apanage sehr zweckmäßig mit der Kron = Domaine vereinigt worden, deren Genuß der König hat, zugleich durch das Geseß vom 2. März 1832 eine Privat=Domaine begründet worden “ist, die es ehedem nicht gab, weil die Güter des auf den Thron gelangenden Prinzen von Rechts wegen der Staats -Domaine einverleibt wurden, Dies ändert die Frage ganz und gar, und wenn der Hof- Publizist eine billige Entschädigung zu Gunsten seiner erhabenen Klienten ver= langt, so ist diese Entschädigung, und zwar eine der stärksten, schon da, sie liegt eben in der Privat - Domaine. Auch hat der 21ste Artikel des Geseßes vom 2. März 1832 förmlich vorgeschrieben, daß nur im Fall der Unzulänglichkeit der Privat-Domagine eine Do- tation aus dem Staatsschabe gewährt werden soll. Nun beweise man uns, daß die Privat-Domaine unzulänglich is, Wenigstens scheint die Deputirten-Kammer dies nicht gefunden zu haben, da sie vor einigeu Jahren das ihr vorgelegte Dotations - Projekt verwarf. Jeßt, wie damals, sagt man uns, die Privat-Domaine reiche nicht aus; aber die Sache wäre erst zu beweisen, und das möchte etwas schwierig sein,“ Der Commerce glaubt es si folgendermaßen erflären zu können, warum der offizielle Artikel in diesem Augenblick publizirt worden: „Man wird sih erinnern“, bemerkt dies Blatk, „daß bei Eröffnung der Session allgemein das Gerücht verbreitet war, es solle den Kammern ein Geseß=Entwurf über die Dotation des Regenten vorgelegt werden. Die Konservativen selbst erschraken darüber, und wenn unser Gedächtniß uns nicht trügt, so that Herr Lebobe im Namen mehrerer derselben einen Schritt bei dem Ministe- rium und ersuchte es, diesen Geseß= Entwurf in \scinen Cartons zu behalten. Herr Guizot gab zu viel auf sein Portefeuille, als daß er dieser Manifestation nicht hätte weichen sollen, Er wußte sie gehöri- gen Orts geltend zu machen, und es gelang ihm, die Vorlegung des Geseß-Entwurfs zu vertagen. Aber es war auch nur cine Vertagung. Jeßt, wo die Session zu Ende geht, wird man nun, da der Geseßz= Entwurf in diesem Jahre nicht vorgelegt worden, wahrscheinlich von dem Ministerium gefordert haben, daß es sich in offizieller Form ver- pflichte, ihn zu Aufang der nächsten Session den Kammern vorzulegen. Dies ist wenigstens die plausibelste Erklärung dieser Art von Lebewohl an die Kammern.“ Hierauf geht das genanute Blatt auf den Artikel

selbst und guf die damit zusammenhängende Lage des Ministeriums ein und

Nachfolger, Herr Rudolphi, noch immer entschiedene Vorzüge vor allen feincn Mitbewerbern, hat aber an einigen Ciseleurs, die in Waguner's Rich- tung mit Glück eingegangen sind, starke Nebenbuhler, die ihn eines Lages leicht überslügeln könnten. Zwar finden sich auch_ noch in gegenwärtiger Ausßellung manche Uebeibleibsel aus der alten Schule und cinige Brofk- fen vom englishen Genre, die aber kein Mensch mehr ansieht, Der bessere Geschmack fängt an, überwiegend durchzudringen , und das Publikum hat nur Augen für die Ciseleurs, welche ihre Vorbilder in den Kunst-Denkmä- lern der Epoche der Renaissance und des Zeitalters der französischen Lud- wigs aufsuchen und, nach dem Beispiele der großen Silber - Arbeiter jener Zeiten, die Motive, Figuren und Phauntasieen zu ihren tausenderlei Erfin- dungen und Combinationen aus allen Naturreichen und Stylen entlchnen. Es thut wohl, in unjeren Tagen wieder, wie in früheren guten Zeiten, die Kunstfertigkeit mit einem an bessere Vorbilder sich haltenden Geschmacke Hand in Hand gchen zu sehen. | 2

Jm Begriff, auf die einzelnen Ciselir - Arbeiten näher einzugehen, sche ich, daß es platterdings unmöglich sein würde, die sih haufenweise zudrän- genden Massen von Stoff in meinem heutigen Schreiben zu bewältigen, ohne die Gränzen cines Journal - Artikels zu überschreiten, Schon das trockene Verzeichniß aller ausgestellten Silber - und Goldsachen würde mehr als einen Bogen füllenz und es wäre eben so grausam als strafbar, den Leser mit einer tödtenden Aufzählung aller Kostbarkeiten, Kunstwerke und Seltenheiten zu martern. Von Cinigem, was, nah meinem Dafürhalten, unter den ausgestellten Präziosen das Kunstreichste und Vornzüglichste, werde ih nächstens, so weit es die Beschreibung vermag, ein Bild zu geben versuchen,

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äußert sich darüber in folgender Weise: „Bemerkenswerth is jedo, daß der offizielle Artikel viel mehr verlangt, als man selbst nach deu im Beginn der Session verbreiteten Gerüchten erwarten konnte. Es handelt sih nicht mehr blos um die Dotation für den Regenteu; nein, für alle Prinzen und Prinzessinnen der Königlicheu Familie verlangt man jeßt Dotationen kraft des Gesehes von 1832, Wir wollen nicht rügen, welche Bitterkeit und Leidenschaftlichkeit in den Ausdrücken des Moniteur liegt. Man schildert das Staats-Oberhaupt als Opfer ciner Ungerechtigkeit. Glaubt man, daß die Frage sehr dabei gewinnt, wenn man sie mit solcher Bitterkeit hiustellt? Statt eine unparteiische Darlegung der Thatsachen zu geben, überläßt man sih den leidenschast- lichsten Vorwürfen. Unserer Ansicht nah, man erlaube uns, es zu sagen, hätte ein Verlangen dieser Art, das an sih hon immer eine schr zarte Sache is, mit einer gewissen Würde vorgetragen werden müssen. Der Moniteur behauptet, die Frage über die Dotirung der niglichen Familie sci noch niemals diefutirt worden ; diéfutirt, dem mag so sein; aufgeworfen aber wurde sie durch das Ministerium vom 12. Mai, und man erinnert sih, daß dasselbe daran zu Grunde ging. Das Kabinet vom 29, Oktober hat nicht den Muth des Mi- nisteriums vom 12, Mai gchabt. Es mag seine Gewalt nicht an diese Frage wagen. Hält es die Forderung nicht für begründet, warum hat es nicht den Muth, dies einzugestehen? Hält es sie aber für gerecht und gesebmäßig, wie kann es dann das Junteresse seiner Existenz über die Juteressen der Dynastie und des Königthums stel= len? Im ersten Falle ist es fleinmüthig; im zweiten ver- gißt cs die constitutionellen Pflichten. Fragt man, gegen wen eigentlich der Artikel des M oniteur gerichtet ist, fo findet man, daß er in der That gegen das Ministerinm zielt, Wer 1st denn im Grunde an den groben JFrrthümern \chuld, über die das vfsizielle Blatt sich beschwert? Wer hat den König deu Verleumdun= gen ausgeseßt, gegen die man si jeßt erhebt? Offenbar das Mi= nisterium; denn es hat in den Zeitungen anfündigen lassen, daß es den Geseß=Entwurf vorlegen werde, und es hat nachher seine Ver pflichtung nicht zu halten gewagt. Das Ministerium is es, welches die Disfussion veranlaßt und sie in dem Augenbli aufgegeben hat, wo cs sih darum handelte, sie von der Presse auf die Tribüne zu übertragen, Das Ministerium hat den Kampf eingeleitet und is vom Plate ge- wichen, als er beginnen sollte, Man halte sich also an das Ministe= rium, nicht an die feindlichen Factionen, denn das Ministerium ift es, welches ihnen Recht zu geben schien, indem es ih vor ihnen zurückzog und ihren Anschuldigungen freies Feld ließ. Schließlich müssen wir sagen, daß dieser unglücliche Artikel auf die fonservative Partei im Allgemeinen den peinlichsten Eindruck gemacht hat; die Freunde des Ministeriums mißbilligen ihn; sie hossten, daß nach ihrer Manifestation zu Anfang der Session die Dotations=Projefte für immer beiseitgelegt bleiben würden z sie hätten indeß wissen sollen, daß es Fragen giebt, die das Kabinet vom 29, Ok= tober aufzugeben nicht im Stande ist,“

___ Der Moniteur bringt jeßt die vollständige Liste der Personen, die wegen farlistisher Aufreizungen unter den Sapeurs von Issy verhaftet und in Untersuchung sind. 1) J. L. Toutain, 58 Jahr alt, ehemaliger Bedienter bei Karl X, im Jahre 1832 wegen politischer Vergehen verurtheilt und amnestirt. 2) Cauhard Desmares, 63 Jahr alt, bei einem landwirthschaftlihen Journal beschäftigt, ebenfalls als Theilnehmer an der politishen Verschwörung von 1832 angeklagt, aber freigesprochen. 3) Buchère de Lespinois, 46 Jahr alt, ehema= liger Unter-Präfekt zur Zeit der Restauration. 4) J. J. Wattelier, 60) Jahr alt, Stellmacher. 5) Charbonnier de lg Guesnerie, 60 Jahr alt, ehemaliger Hauptmann im 4ten Garde-Regiment, politischer Ver=- urtheilter vom Jahre 1832,

Zu Marseille fand am 25}ten d. eine interessante religiöse Hand= lung statt. Die indische Fürstin Fesli = Asemdschu, eine Tochter Asemdshu Chan's, geboren zu Kaschmir im Jahre 1821 und Gattin des General Court, der bekanntlich mit General Allgrd zusammen in Diensten Rundschit Sing?s und seiner Nachfolger stand, empfing aus den Händen des Bischofs von Marseille die hristlihe Taufe, worauf vie Einsegnung des Ehebundes der beiden Gatten und dann auch die Taufe ihrer drei Kinder nah dem Ritus der katholischen Kirche folgte.

O Paris, 1, Juli, Der gestrige Artikel des Moniteur in

Betreff der Nothwendigkeit einer Dotation zu Gunsten des Herzogs von Nemours hat die Kammer auf ziemlich unangenehme Weise über= rasht, weil man befürchtet, das Kabinet möchte den gegenwärtigen Augenbli, wo die Kammer in Eilschritten das Budget votiren wird, benußen, um die oft besprohene Dotation zu Gunsten des Herzocçs von Nemours einzubringen. Genauesten Erkundigungen zufolge, 1 aber der fragliche Artikel des Moniteur nur, wie man hier zu sagen pflegt, ein ballon d’essai. Ludwig Philipp, welcher einmal die Jdee einer Dotation zu Gunsten des Herzogs von Nemours hegt, hätte wohl gewünscht, daß das Kabinet bei der Diskussion des Budgets einen Supplementar-Kredit von der Kammer verlangt hätte, wodurch dem Herzog von Nemours, als künftigem Reichsverweser , eine jähr= lihe Dotation von 600,000 Fr. bewilligt würde. Die Sache wurde Freitag (28sten v. M.) in einem Kabinetsrath, „welcher drei Stunden dauerte, besprochen ; allein Herr Lacave =-Laplagne soll darauf bestan= den haben, seine Entlassung als Finanz-Minister einzureichen, weil er nimmer die Verantwortlichkeit eines Gescß-Entwurses über diese Do= tation theilen fönne. Hierauf ging vorgestern Herrn Guizot der oben erwähnte Artikel für den Moniteur zuz Herr Guizot berief, wie man sagt, seine Kollegen zusammen, um zu berathen, ob das Kabinet die Verantwortlichkeit eines solhen Artikels übernehmen könnte. Die Minister fanden, daß dur den Artifel ihre Verantwortlichkeit nicht gefährdet würde, weil darin nicht eben bestimmt erklärt sei, daß die Dotation zu Gunsten des Herzogs von Nemours begehrt werden solle, sondern darin uur die Gercchtigkeit einer solhen Forderung dargelegt werde. Auch soll der König ausdrücklich erklärt haben, daß der Artikel nur den Zweck habe, die Kammer und das Land mit dem Projekt der Dotation zu Gunsten des Herzogs von Nemours ver= trauter zu machen, damit, wenn si{ch ein günstiger Augenblick dazu darbiete, dasselbe desto leichter durhgeseßt werden könne.

Jch theile Jhnen diese Einzelnheiten, welche ih für verbürgt halte, mit, um das allgemeine Gerücht, als werde das Kabinet noch vor dem Ende der Session den Dotations-Geseß-Entwurf der Kam- mer vorlegen, ins rechte Licht zu seßen, Uebrigens erfahre ih, daß in der heutigen Sibung der Deputirten - Kammer das Kabinet unter der Hand in Betreff des gestrigen Artikels des Moniteur Inter= pellatiouen hervorzurufen beabsichtigt, um dabei jeden Verdacht von sich zu entfernen, als wolle es der Kammer die Dotation mit List entwinden. Bei allem dem betrachtet man den Artikel des Moni= teur als eine ziemlihe Verlegenheit für das Ministerium, weil man darin eine Art Programm für die Männer erblickt, welche das Ka= binet vom 29, Oktober stürzen möchten, Ein Kabinet Molé, mit Einverleibung des Herrn Thiers oder ciniger seiner Freunde, bekömmt dadurch wieder einige Chancen, Graf Molé hat die Dotation zu Gunsten des verstorbenen Herzogs vou Orleans mit Hülfe des Herrn Thiers eingebracht und erlangt; nichts erscheint daher für diese zwei Staatsmänner konsequenter, als auh eine Dotation für den Herzog von Nemours zu begehren. Und in der That, wenn man das innere Leben der gegenwärtigen Kammer einigermaßen kennt, so findet man, daß es dem Grafen Molé und Herrn Thiers vereint eben so leicht

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wäre, die Dotation zu erlangen, als es erwiesen bleibt, daß das Ka- binet Guizot dieselbe faum würde durhseben können

Großbritamen und Irland.

T 0

London, 29. Juni. Jhre Majestät die Königin besuchte gestern in Begleitung Jhres Hofstaates die diesjährige Gemälde- und Skulp- turen-Ausstellung in Westminster Hall, welche am nächsten Montage dem Publikum eröffnet werden soll. Heute is der Hof nach Clare= mont abgegangen. Die Verlegung der Residenz nah Windsor für die Zeit des Wocheubettes der Königin is noch um 8 Tage ausgeseßt.

Im auswärtigen Amte fand heute cin Kabinets-Rath statt, wel- chem sämmtlihe Minister beiwohnten. Sir Nobert Peel hatte heute Morgen Audienz im Buckingham - Palast,

Die irdishen Ueberreste des fürzlih zu Boulogne verstorbenen Dichters Thomas Campbell werden am 3, Juli in dem bekaunten Dichterwinkel der Westminster Abtei beigeseßt werden.

Schweden und Uorwegen.

Stocholm, 28. Juni, Der Constitutiouelle sagt über den bevorstehenden Reichstag: „Man glaubt allgemein in Stockholm, daß der Reichstag diesmal gegen die Gewohuheit nur bis gegen Ende des Jahres dauern, und daß die Regierung, wenn die Repräsenta- tions-Vorschläge durhfallen, die Juitiative ergreifen und auf demsel- ben Reichstage neue Vorschläge zu einer auf anderen Grundlagen ruhenden Repräsentationsform machen werde, die dann auf dem näch sten Reichstage, dessen Einberufung man in diesem Falle schon ein Jahr nach dem Schlusse des gegenwärtigen erwartet, zur Entscheidung fommen fönnen. Das Ritterhaus wird diesmal stärker besucht wer: den, als seit langer Zeit, namentlich soll der Adel der Provinz Scho nen sich zahlrei einfinden wollen,“ E

Italten.

Non 1 Uu Q S) Am 17ten d. Ve. io wahrend

der drei folgenden Tage wurden die Bewohner der etwa 17 deutsche Meilen von hier entfernten Stadt Palesirina (das alte Prâäneste) durch hestige, ungewöhnlich anhaltende Erdstöße in Schrecken gesest ; es if jedoch fein Gebäude eingestürzt, Der Himmel war heiter, die Atmosphäre vollkommen ruhig und die Sonne schien hell. Da DE Hurter, dessen Uebertritt zur katholischen Kirche vor einiger Zeit gemeldet wurde, ist gestern nah der Schweiz abgereist ; man glaubt jedoch, daß er bald und auf längere Zeit hierher zurück= fehren werde. :

Nach beendigter geistlicher Feier des Johannesfestes in der Ba silifa des Laterans erfolgte, im Beisein des Königs Ludwig von Bayern, des Papstes und der höchsten Geistlichkeit, die feicrlihe Er= öffnung des im Palaste des Papstes Sixtus V. neu angelegten Mu-= seums, Die fast sämmtlih vou dem jeßigen Papsie erworbenen

Schäbße des Museums waren dem großen Publikum, das hon früh am Morgen dem Lateran zuströmte, heut von 9 bis 2 Uhr zum er- stenmale zugänglih. Künstig wird die Sammlung, wie die des Ka pitols und des Vatifans, an gewissen, noch zu bestimmenden Wochen-

tagen das ganze Jahr hindurh Jedermann offen stehen.

Ac

& Madríáíd, 25. Juni, Die Verhältnisse uchmen eine so ernste Gestalt an, daß der Ausbruch einer heftigen Erschütterung von Vielen für unvermeidlih gehalten wird, Sobald das Ministerium Narvaez ernannt worden war, sprach ih die Besorgniß aus, daß ein qus so heterogenen Bestandtheilen zusammengeseßtes Kabinet sich un möglich über ein haltbares politisches System würde verstäudigen fönnen. General Narvaez schien von der zur unumschränkten Mo= narchie führenden Bahn umkehren zu wollen, während der Marquis von Viluma offen seine Ueberzeugung von der Unmöglichkeit, nach den Vorschriften der Constitution zu regieren, ausgesprochen hatte; die Herren Mon und Pidal dagegen, den Lehrsäßen des französischen Justemilieu ergeben, glaubten dieses in Spanien einführen, und, was hier noch niemand vermocht, auf constitutionelle Weise regieren zu fönnen, Dennoch wurde, als Narvaez mit der Königlichen Familie nach Barcelona abreiste, versichert, die Minister hätten sich über das zu befol- gende System mit einander verständigt, und als der Marquis Viluma in Barcelona angelangt war, schrieb man von dort, auch er sei durch die in London und Paris ertheilten Lehren aufrihtig zu dem constitutionellen System bekehrt. Lebtere Vorausseßung scheint indessen unbegründet zu fein und auf irrigen Ansichten, denen man sich in Paris hingab, zu beruhen, Marquis Viluma schrieb vielmehr von Barcelona aus an die hiesigen Minister, die Erfahrung habe dargethan, daß das constitutionelle Re= gierungs-System in Spanien ungusführbar sei, und Pflichtgefühl ver- biete ihm, aus dieser Ueberzeugung ein Geheimniß zu machen, indem er entschlossen wäre, als Minister nicht gegen seine Grundsäbe zu handeln. Während dieses Schreiben bei den Herren Mon und Pidal großen Anstoß erregte, hatten diese gerade die s{leunige Einberufung der Cortes bei dem Minister-Präsidenten Narvaez beantragt und si entschlossen erklärt, bis zur Versammlung derselben keinen die Vor= schriften der Constitution verlebenden Schritt zu thun, Ju Barcelona erregte die Einberufung der Cortes Bedenken, und man drüdte die Besorgniß aus, die Anwendung des bestehenden Wahlgeseßes möge den Feinden der Regierung das Uebergewicht verschaffen. Die Herren Mon und Pidal wollten sich aber zur eigenmächtigen Aufstellung eines neuen Wahlgeseßes nicht verstehen, und mittlerweile verbreitete sich das Gerücht, der General Narvaez wolle im Einverständuisse mit dem Marquis von Viluma dem französischen Justemilieu-System entsagen, von Barce- lona aus durch Dekrete regieren und allenfalls eine neue auf monarchische Grundsäße zurückgeführte Constitution aufstellen. Zugleich verlgu-= tete, daß der General an den vormaligen Minister Gonzalez Bravo die \hriftlihe Anfrage gerichtet, ob er im Fall der Entlassung Pidal's bereit sei, das Ministerium des Jnuern zu übernehmen. Herr Gon= zalez Bravo soll eine bejahende Antwort ertheilt haben, Hierauf entschlossen sich endlich die hier zurückgebliebenen Minister, in aller Eile uach Barcelona abzugehen, um den General Narvaez von un- überlegten Schritten zurückzuhalten.

Sollte derselbe wirklih mit dem Gedanken umgehen, die Zukunft des Landes von der Ausführung eines Gewaltstreiches abhängig zu machen, so muß man gestehen, daß er seine Kräfte sehr übershäht, Auf wessen Mitwirkung er rechuen könne, ist nicht wohl abzusehen, denn \{werlich würde die Armee stch als Werkzeug zum förmlichen Umsturze der Constitution gebrauchen lassen. Daß die exaltirte Partei sich aus allen Kräften der Ausführung eines solchen Unternehmens widersetzen werde, ist handgreiflih, und fajt noch lauter als sie es thun könnte, sprechen sich die Organe der eigentlihen moderirten Partei, unter denen ich die Anhänger des Justemilieu verstehe, dagegen aus, indem sie zu- gleih aufs neue den Plan einer Vermählung der Königin Jsabella mit einem Sohne des Don Carlos aufs entschiedenste zurückweisen.

. Auf wen rechnet nun General Narvaez, falls er anders wirklich mit dergleihen Plänen umgeht? Auf die Mitwirkung derjenigen, welhe die Gräuel der Revolution zu Freunden der unumschränkten Monarchie gemacht haben? Da sie niht als Partei organisirt stud, so stehen sie in kraftloser Vereinzelung da. Auf die Karlisten? Diese treten, wie immer, übel berathen, schon jeßt mit einer solchen Sprache hervor, daß jeder Freund der Aussöhnung entseßt zurückbebt. Dem Blatte lg Monarquia zufolge, wäre niht nur die Vermählung

a

vorzunehinen, sondern die Königin auh für unrechtmäßig zu erklären und deren Mutter aufzufordern, Geständnisse zu veröffentlichen, die sie zu den Füßen des Papstes abgelegt. „Wohlan“, sagt der Globo heute, „wenn das Organ von Bourges jeßt in diesem Tone spricht,- was würde es sagen, wenn der Sohn des „„erlauhten Gefangenen“ ““, vermöge seiner Vermählung, König sein würde! Welh Schicfsal wird den Männern der verschiedenen Fractionen der liberalen Partei vor- behalten sein?“

Vermuthlih wird der General diese Verhältnisse berücksihtigeu und sich mit den nah Barcelona geeilten Ministern verständigen. Diese werden ihm die Nothwendigkeit, für jeßt auf der sogenannten legalen Bahn zu bleiben, auseinanderseßen und ihn auf die nächsten Cortes verweisen, denen das Recht zustehe, in Gemeinschaft mit der

| Krone die etwa nothwendigen Abänderungen der Coustitution vor-

zunehmen, Indessen dürsten die Herren Mon und Pidal irren, wenn sie auf legaler Bahn zu sein glauben. Sie haben sich zu Vollziehern von Geseben gemacht, denen die Zustimmung der Cortes fehlt, und die neu einzuberufenden werden ohne Zweifel von den Exaltirten für ungültig erklärt werden. Auf der anderen Seite frägt sih, ob es cinem Ministerium, das sich streng an die Vorschriften der Constitution hält, gelingen könne, der Regierung Gehorsam zu verschaffen, ihre An- sichten in den Cortes durchzuseben und deren Beschlüsse auszuführen. Das Gegentheil steht zu befürchten. Gewiß aber ist, daß die halben Maßregeln, die man einzuschlagen geneigt scheint, das Uebel nur ver= mehren werden.

Mit der größten Spannung sind unter solchen Umständen alle Blicke auf Barcelona gerihtet. Man muß erwarten, daß entweder General Narvaez nachgebe und den Marquis von Viluma entlasse, oder daß die Herren Mon und Pidal ihre Ministerien niederlegen. Vor ihrer Abreise von hier sollen sie sich mit Cortina und anderen

| Häuptern der Progressisten besprohen haben, und es fehlt nicht an

Leuten, welche befürhteu, daß die Entlassung derselben hier den Aus- bruch einer Bewegung herbeiführen könne. Die Truppen der Be=- saßung werden guf alle möglihe Weise von den Progressisten bear=- beitet, die dabei vorzüglih auf die inaftiven Offiziere, und sogar auf den älteren General Concha, rechnen. Der General-Capitain Mazarredo

| und der Gouverneur Cordova genießen keines besonderen Ansehens

bei den Truppen.

Der befannte Rebellen - Chef el Groc im Maestrazgo fiel am 19ten in die Hände der Truppen und wurde erschossen.

“Am {18ten wurden auf Befehl der Regierung in Murcia alle Personen, welche wegen politischer Vergehen verhaftet worden waren, in Freiheit geseßt.

Am 19ten wurde das Dampfschiff der spanishen Marine, ¡1Îsa=- bella 11“, von Barcelona mit Depeschen nach Tanger abgefertigt, Auch ein Hülfsarbeiter der hiesigen englischen Gesandtschaft, der früherhin in \pauischen Militairdiensten stand, is mit Depeschen dorthin abge= gangen, In dem Globo (dem Journal des Finanz =- Ministere) wird heute die Ansicht ausgedrückt, Spanien müsse, falls der Krieg zwischen Frankreih und Marokko ausbräche , diesen Umstand benußen, um seine Rüstungen gegen leßtere Macht zu verdoppeln und die afri= kanische Küste in Besiy zu nehmen.

Das von der Königin unterzeihnete Dekret, durch welches die Verpachtung des Taback = Monopols rückgängig gemacht wird, is von Barcelona hier angelangt. Dagegen is dasjenige, welches die Be- stätigung des von dem Finanz-Minister mit den Jnhabern der Schah= kammersheine abgeschlossenen Uebereinkommens verfügt, der Königin zux Unterschrift zugeschickt worden, und Herr Salamanca hat sich selbst nah Barcelona begeben, um diese Angelegenheit weiter zu betreiben.

*%ckX Waris, 1. Juli, Jm Laufe des vorigen Monats sind in Barcelona verschiedene Versuche gemacht, die bedeutendsten Fabri= fen in Brand zu stecken, Versuche, die ihren Zweck auch theilweise er=- reiht haben. Der General-Capitain von Catalonien hat, um diesen verbrecherishen Unternehmungen Einhalt zu thun, einen Bando erlas= sen, in welchem er erklärt, daß, „in Betracht des Ausnahms=Zustan= des, in welchem sih die vier Provinzen des Fürstenthums Catalonien befinden“ die Urheber von Brandstiftungen, wenn man ihrer habhaft wird, vor eine Militair-Kommission gestellt werden sollen, deren Auê-= sprüche binnen 24 Stunden zu vollziehen sind. Wenn jedo der auf solche Weise zum Tode Verurtheilte die Person nennt, welche ihn zur Brandlegung verleitet hat, so soll er begnadigt werden.

Es bestätigt sich, daß sowohl die spanishe Regierung als der Kaiser von Marokko die englishe Vermittelung angenommen hat, welche von dem Gouverneur von Gibraltar mit großer Thätigkeit be- trieben wird. Juzwischen kreuzt das spanishe Geschwader noch im- mer an der maroffanischen Küste, wohin auch das Linienschiff „Sobe= rano“ und das Dampfboot „Jsabella 11.“ abgehen werden. Das leßtere wird von dem Capitain Piuzon befehligt, welcher zugleih mit diplomatischen Aufträgen an die marokkanische Regierung versehen ist. Man zweifelt übrigens allen Umständen nach niht mehr an der güt= lichen Ausgleichung der spanisch - marokkanischen Zerwürfnisse.

Grtemenland.

NAtheu, 22. Juni. (A. Z.) Das Ministerium hat nah lan= gen Berathungen beschlossen, den General Grivas troß der ihm zu= gesicherten völligen Amnestie dennoch vor ein Kriegsgericht zu stellen. Grivas protestirte dagegen und wurde auf ein französisches Kriegs= hi gebracht, das ihu wohl außer Landes führen wird,

© Müncheu, 2. Juli, Man unterhält sich von Nachrichten aus Griechenland, die, ohne verbürgt werden zu können, doch nicht eben schr unwahrscheinlih sind. Maurokordatos soll die Einberufung der Kammern vertagt haben; eine Menge von Wahlen, wo seine Gegner gesiegt, scheint er durch Gegenwahlen paralysiren, oder neue Wahlen durch Prozessirung, d. h. Einsperrung der Gewählten, ver- anlassen zu wollen. Durch die lebteren Schritte, welche vorzugsweise gegen die moreotischen Häuptlinge gerichtet waren, is au diese bis jetzt ruhige Provinz in große Aufregung gebracht, und wenn sich ge= wisse Angaben bestätigen sollten, dann hätte man vollkommen begrün- dete Ursache, von der Morea her für Maurokordatos und seine Par- tei, ja für jede Regierung in Griechenland, nichts Gutes zu erwar= ten. Gennäos Kolokotronis soll dem Beispiel von Grivas gefolgt sein und die von ihm aufgebotene Mannschaft zu Königlichen Truppen erhoben haben. Wie, sowohl in der Morea, als in Rume-= lien, die Königlichen Unterthanen dabei wegkommen, wird nicht gesagt, wohl aber scheinen die Regierungs - Truppen, im Süden o gut wie im Norden, zu den Leuten der Häuptlinge übergegangen zu sein und diese an Zahl, Ansehen und Gefährlichkeit gleih sehr ver- mehrt zu haben. Umgekehrt, hat Maurokordatos, dem Vernehmen nach, nicht einen Augenblick lang aufgehört, in der Hauptstadt, und wie weit sein Arm sonst noch reicht, die strengsten Maßregeln vollziehen zu lassen. So wurden mehrere Redacteure, die ihre verbotenen Blät= ter im Geheimen hatten fortersheinen lassen, verhaftet und einge= chit; auch der Redacteur des Unabhängigen scheint nah einem Jusel-Gefängniß gebracht worden zu sein.

Vereinigte Staaten von Uord=Amerika.

London, 29. Juni. Nachrichten aus New - York vo 15ten d. M., welche heute das Post - Dampfschiff ,„Caledou

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