1844 / 201 p. 2 (Allgemeine Preußische Zeitung) scan diff

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[ fi ierú n all es schuldig machen, bei den hierüber bestehenden a va Stempelgesebe fein Bewenden. Dieser Mein Befehl ist durch L Hesep-Sammlung zur allgemeinen Kenntniß zu bringen.

die | i: c. 24, Mai 1844. ° Sanssouci, den Friedri Wilhelm.

An das Staats-Ministerium.“

Potsdam, 19, Juli. Die fromme Gedächtnißfeier Jhrer Majestät der verewigten Königin Luise beging heute in der Frühstunde durch Ge- sang, Gebet und Betrachtung in der Hof- und Garnisonkirche hierfclbst ein :ahlreih versammeltes Publikum. Nach geendigter Predigt , die der Dos- prediger Sydow hielt, erfolgte dic von ihm verrichtete Trauung nachstehen- der 6 unbemittelter, tugeudhaster Brautpaare: 41) Ludwig Ferdinand Windckler , Schneider-Meister , mit Jungfrau Karoline Amalie Seidel ; 2) August Heinrich _Neichenbac , Schuhmacher-Meister , mit Jungfrau Wilhel- mine Henriette Schmidt; 3) Georg Karl Kriegener, Schuhmacher-Meister mit Jungfrau Wilhelmine Charlotte Schicmonsf» ; 4) Ernst Gotthilf Wind- ler, Zimmer - Geselle, mit Jungfrau Karoline Luise Müller; 5) Joachim Fricdrih Wilhelm Schacht, Bedienter, mit Jungfrau Auguste Sophie

Rilhelmine Fischer; 6) Kaspar Friedrich Hcinrich Betke, L uchmacher-Geselle,

uit Jungfrau Marie Luise Hoppe.

Fin jedes dieser Brautpaare erhielt auf den Grund beigebrachter vor- züglicher Zeugnisse über vieljährige ireue Dienstzeit , aus dem Fonds der Luisen-Stiftung ein Aussta‘tungs-Kapital von Einhundert 2 halern+ und o lebt das Andenken der verklärten Königin Luise in stillen Segnungen unter uns für immer fert.

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Provinz Preußen. Aus Danzig wird unterm 15. Juli berichtet, daß, dem Vernehmen nach, die höhere Genchmigung zum Bau einer neuen Schleuse in Neufahrwasser für tiefgehende Schiffe und zur Stopfung der alten Weichselinündung zwischen der Wester platte und dem Fort Weichselmünde cingegangen sei. Durch diese Einrichtung wird der Hafen vou Danzig in den stillen Arm der Weich sel von Neufahrwasser bis zum Durchbruch so erweitert, daß er wohl von feinem anderen an Größe und Sicherheit übertroffen werden dürfte.

Provinz Westphalen. Am Morgen des 14, Juli wurde zu Paderborn von den Kanzeln sämmtlicher Kirchen ein Hirtenbrief des Bischofs Dr. Dammers verlesen, in welchem er, bei seinem hohen Alter, seiner anhaltenden Kränklichkeit und dem Schwinden seiner Kräfte,

von der Dibzesc Abschied nimmt, sih ihrem-Gebete empfiehlt und ihr den apostolischen Segen ertheilt,

A Düsseldorf, 14. Juli. Der Unwille über die (bereits von uns gemeldete) böswillige Beschädigung von acht bis neun unsere Kunst-Ausstellung s{hmüdckender Bildern von Rustige, Adloff, Minjen, Guerard und Hülsen is allgemein. Der Kunst-Verein, der für den an=- gerihteten Schaden wohl wird einstehen müssen, hat auf die Ent- deckung des Thäters eine Prämic von 50 Rthlr. geseßt. Möge die Hand der Gerechtigkeit reht bald den Frevler erreichen und zur \treng-= sten Bestrafung ziehen, Dem Vernehmen nah, sollen am 13. Juli in der Mittagsstunde, um welche Zeit die That verübt wurde, nur vier Personen, ein Herr, eine Dame und zwei Maler, im Saale ge- wesen sein.

% Múnster, 15. Juli, Weun bisber in unserer Stadt im Allgemeinen noch weniger Theilnahme an wichtigen Tagesfragen be merfbar war, als an anderen Orten, so hat doch das Projekt einer Eisenbahn=-Verbindung zwischen hier und Hamm zu einer Regsamkeit Anstoß gegeben, die sih in dem Maße steigert, als das Zustandekom- men der Sache mehr und mehr außer Zweifel gestellt wird. Ob es vortheilhafter wäre, den Anschluß an die Rhein - Weser - Bahn bei Hamm oder bei Dortmund zu bewerkstelligen, wollen wir hièr nicht genauer untersuchen, sondern nur bemerken, daß die Richtung der Zweigbahn auf Hamm offenbar vicl für si hat, weil sie, als die für= rere Linie, am wenigsten kostet und perpendiculair auf die Hauptbahn führt, mithin den Verkehr mit eser und Rhein in gleihem Maße begünstigt. Andererseits kann nit in Abrede gestellt werden, daß die Richtung auf Dortmund den Verkehr unserer Stadt mit dem Märkish-Bergischen Fabriklande, wie au mit dem Rheine, mehr be- günstigen würde, und daß dieser Verkehr den mit der Weser=Gegrtnd bedeutend überwiegt, auch wohl immer überwiegen wird. Judejsen cheint doch der Umweg über Hamm für den Verkehr zwischen hier und der märkisch - bergischen Fabrikgegend niht so groß, daß dadur) eine erhebliche Beeinträchtigung desselben zu besorgen wäre.

Weit wichtiger erscheint uns die Frage : „Auf welche Weise soll die Verbindung zwischen Münster und der Ems be- wirkt werden?“ Durch den Ems-Schissfahrts-Vertrag mit Han= nover is Preußen verpflichtet, eine Chaussee von Münster nah Greven an der Ems zu bauen ;z die Linie is bereits abgesteckt, und der Bau dieser Straße wird bald ausgeführt sein. Wenn diese Verbindung den früheren Verhältnissen ganz angemessen erschien und von Seiten des Publikums sehnlichst gewünscht wurde, indem sie nicht nur den

von ten fleinen Bronzesachen, die einen schr erheblichen Zweig des franzö- sischen Erzgusses und Luxushandels ausmachen, sind wahre Meisterwerke von ausgesuchter Grazie und Delilatesse, und gehören in Hinsicht des Gusses zu den auserlesensten, zierlichsten Dingen, die man wünschen kann, Es ist, meincs Erachtens, immerhin erfreulich, zu sehen, wie die Skulptur hier sich zu solchen Mode-Phantasicen herabläßt und so zu sagen im Taschenformat auftritt, Im Grunde zeigt sich die Kunst, wie wir schon oft ausgesprochen, eben so gut in der Ciselirung einer Konfcktdose oder eines Stockknopfs, als in cinem fkelossalen Bildwerke; und es ist einer der anzic- hendsten Bewcise, den der Bildhauer von der Macht und Treff- lichkeit seiner Kunst geben kann, wenn er Gegenstände des ordi- nairsten Gebra!-ch8 und Bedürfnisses durch sinuvollen, bedeutsamen Schmuck adelt und durch den Aufdruck seines Geistcs werthvoll und lchr- reich macht, Unter den bei Quesnel a!:sgestellten Statuetten gefielen mir besonders: eine überaus gelungene, verileinerte Nachbildung des Düretschen Tarantellatänzers im Luxembourg - Muscum, und als Pendant dazu ein Tamburinschlagender Tänzer , ebenfalls nach einem Modell jenes Meisters angefertigt; eine Amphitrite, in ciner M: schel ruhend und ihr über dem Kopfe flatterndes Gewand als Segel benußend, von Brian, cin Mädchen, das eine Taube herzt, von Fraikin, und ein Mädchen, in der einen Hand Blumen haltend, mit der anderen nach ciner Schlange greifend, die ihr über den Busen läuft, von Cumberworth, drei allerliebste kleine Bronze- figuren, die beiden ersteren von ctwas conventionellen, aber zierlichen Formen, die lehtere {ön und lebendig individualisirt, durch Zartheit der Vollendung äußerst anziehend und ausgezeichnet durch eine bewundernswürdige Weise R ing des Fleisches, welche durch den warmen Ton des deli- otdden Mäüllwe L Ins aufs Höchste gesteigert und in einem bei L Gbred Ari n gee densbaren Grade die Wirkung der Natur und bie Aelt Individualisirun E Maina der Formen des Nackten und máädiWènhäften Charakter L as der in allen Theilen den delikaten, ven Reiz und das Geprä Eu en G weiblichen Statuctte einen eige- um desto mehr Ansprüche Lf fee, Ga Maden baf Lt

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genannten Borzüge ves fleißigsten anatomischen Skudiums und elner geist-

sen Bis fut Qs an einem Kunstwerke von so geringer Dimen- gruppen in Ueinem Maßstabe nzen sind verschiedene Thiere und Thier=-

; ; ch den feinen, ph i mit sie im Ganzen v L PTTEC Ie Nen Stun, wo- Natur-Wahiheit, womit sie fe Wüste aufgefaßt, und die große, frappante

t Bt inzelnen aufs sor il Auch in dieser Gattung von Statuetten, Rana min d ier 9e elne fle:

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Verkehr mit der Ems, sondern auh den für unsere Stadt höchst wichtigen mit den Kohlen - Bergwerken bei Jbbenbühren erleichtert, so kann doch niht geleugnet werden, daß sich die Verhältnisse durch die Eisenbahnen gänzlich ändern. Was früher als das Ziel vernünftiger Wünsche und als eine Wohlthat angesehen wurde, für welche man sich zu besonderem Danke verpflichtet fühlte, das erscheint jeßt jedem Sachverständigen als unzureichend, Wenn die von“ der Lippe zur Ems gehenden Güter bis Münster auf der Eisenbahu transportirt und hier auf Frahtwagen geladen werden sol- len, um anderthalb Meilen von hier, bei Greven, abermals umgela= den zu werden, zehren die Umlade-Kosten und Zeit alle Vortheile auf, welche die Eisenbahn gewährt; und für die Güter, welche von der Ems nach der Lippe gehen, gestaltet sich die Sache nicht besser. Man spricht deshalb viel von einer Fortseßung der Eisenbahn bis an die Ems, auf welcher die Waggons mit Pferden gefördert werden sollen, um Anlage- und Betriebs-Kapital mözlichst niedrig zu halten und fo die Rentabilität der Bahnstrecke zu sichern, auf welcher der Personen- Verkehr wohl gar keinen Ertrag gewähren kann. Gábe es fein an= deres Mittel, die doppelte Umladung Zu vermeiden, so würde dieses Projekt gewiß in nähere Erwägung zu ziehen seinz denn auf einem Handelswege, dessen Eröffnung ein großer Theil von Deutsc= land mit Sehnsucht erwartet, und dessen Wichtigkeit für sämmtliche preußische Landestheile vou allen Seiten, an der Ostsee wie am Nhein , anc:fannt wird, können Hemnmnisse solcher Art nicht geduldet werden. Aber es giebt ein auderes, ungleih besseres Mittel. Der Max-Clemens-Kanal, welcher früher wenig Beachtung verdiente und fand, scheint ganz geeignet, das fehlende Olied des in Rede stehenden Handeisweges zu weiden und die Stadt Münster zu einem Emshafen zu machen, in welchen die Eiseubahnen zwischen We

fer und Rhein vermittelst unserer Zweigbah! münden. In früherer

Zeit, wo hier von Eisenbahnen feine Rede war, ktonnte es i

gestellt werden, ob cine Kanal Verbindung zwischen Münster

Ems sich rentiren würde die shlechte Beschaffenheit

im Allgemeinen und die geringe Zahl der Chaujeen ,

ties nur theilweise vollendet waren, ließen einen lebhaften C il Transport überhaupt nicht zu, und die wenigen QOüter, welde hierher kamen, blieben entweder hier, oder konnten zur Achse weiter lefördert werden, wie sie gekommen waren. Jn der nächsten Zu funst wird es anders sein, wenn was nicht bezweifelt werden darf die Einwohner unserer Stadt mit ihren mehr als gewöhn- lichen Mitteln die sich darbietende Gelegenheit benußen, wenn sie be- greifen, was es zu bedeuten hat, an dem natürlichen Umlade=- und Stapel-Plaße ciner der wichtigsten Handelswege des nördlichen Deutschlands zu woÿznen. Die Möglichkeit, den Max=-Clemens Kanal nach der Ems zu führen und für Emsschiffe fahrbar zu machen, ‘aun mit Grund wohl nicht bestritten werdenz in einer ebenen Gegend, die fast durchgängig als gutes Bekajsinen - Jagd= Nevier bekannt ist|, und in der man b 4e Vis fun Jug Tiefé auf Grundwasser stößt, wo außerdem ein kleiner Fluß und mehrere Bäche reichlidzes Speisewasser geben, welches nü- thigenfalls auch noch durch Aufräumen der Quellen uud neue Zulei- tungen bedeutend vermehrt werden fönnte, wo Dürre und anhaltender Frost zu den seltenen Ausnahmen gehören , kaun eine Kanal- Anlage

feine unüberwindlichen Schwierigkeiten haben. Ein Blick auf eie richtige Spezial = Karte wird diese Behauptung bestätigen und eine gründliche Rekognoszirung noch mehr, Man kann also nur die zwei Fragen aufwersen: Was wird die Sache kosten? Was wird sie einbringen? In Bezug auf die erste Frage, wollen wir hier nur Jolgendes anführen. Die Grund Erwerbung für die neuanzulegende Kanalstrecke von 14 Meilen Länge kann nicht viel kosten, indem der Boden fast nur aus Haide- und Neuland von geringem Werthe be- steht; zu den Schleusen- und anderen Bauten liefern die am Kanal gelegenen oder uocch anzulegenden Ziegeleien ein brauhbares und bil liges Material z die Reinigung des alten Kanals, der auf 4 Meilen Länge benußt werden müßte, dürfte kaum Kosten verursachen , iudem die alte Shlamm-= Erde als Dünger gesucht werden würde. Bringt man nun noch in Anschlag, daß durch diefe Kanal = Anlage die Aus= gaben crspart werden können, welche die Schiffbarmachung der Ems von Mesum bei Rheine bis Greven verursachen wird, so is mit Sicherleit zu behaupten, daß dic Gesammtitkosten dieser Anlage in Verhältniß zu ihrem Werthe sehr unbedeutend sein werden. Betreff der 2ten Frage verweisen wir vorläufig auf die Mittheilun= gen in der Beilage zu Nr. 175 d. Bl. Es dürften in Deutschland nur wenige Handelswege existiren, auf denen ein beträchtliherer Ver fehr stattfindet, als sich zwischen Nhein und Ems finden wird, weun die Emsschisfe mit voller Ladung bis an die Wälle von Münster ge- langen und daselbst mit den Waggons der Rhein = Weser - Bahn in unmittelbare Berührung kommen können.

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S, A E I C E I T D "O

nen Vollkommenhcit gebracht, is Quesnel Meister und Muster. Man kann feine besser getroffeneu Thier-Portraits schen, als cin Reh und eine Ziege, an denen die Textur des Felles mit merlwürdiger (Genauigkeit 1m Einzeluen verfolgt und in technischer Bezichang besonders auffallend ist, daß man durchaus keine Spar eines naharbeitenden Jnstrumentes wahr- zunehmen vermag, mit fo leichter, fertiger Hand sind die Metallnähte ab- gelös. Eine Löwin, die einen Nehbock zerreißt, ist eine trefflich bewegte Gruppe, mit dem Ausdruck kräftiger Naturwahrheit gegeben; man fühlt lebhaft den ganzen Jähzorn und Blutdurst des Naubtbiers in diejen tlei- nen Verhältnissen, die dem Verdienst der Ausführung durchaus keinen Cin- trag thun, Eine zweite Gruppe zeigt cinen Fuchs und einc Pennez die ver\chmißte Physiognomie des Hühnerdiebes is glücklich erfaßt; mit blutiger Schnauze hockt er auf dem armen Schlachtopfcr, das er aus dem benach- barten Pachthose gestohlen, und beschaut gespißten Ohrs und ivahrscheinlich wässerigen Mundes die todtgebissen daliegeude Frühstücksbeute. T iese Gruppe hat, wie die vorige, das Verdienst eincr überraschenden Wahrheit und ciner trefflichen, bis in die größten Einzelnheiten eingehenden Ausführung, Man erfennt das emsigste, unverdrossenste Naturstudium, die feinsten, |9 ganz der Natur abgelauschten Züge und dabei ein so lebendiges Erfassen des ganzen thierischen Habitus, wie es sich nur bei denjenigen findet, welchen die Natur ihre geheimsten Eigenheiten enthüllt, _Originell erfunden is ein fleiner von Düret komponirter Leuchter, 1n Gestalt cines mit beiden Armen auf den Rückcn gestemmtk licgenden Teufels, so daß der Oberkörper mit den ausgespannten Flügeln den Leuchterfuß, der geringelte Schweif die Handhabe abgiebt und der gehörnte Kopf den Leuchterknecht trägtz nux finde ich daran auszuseßen, daß die Gesichtszüge des bösen Feindes , der hier den Dienst eines Lichtträgers thun muß, 1m Ausdrucke mehr faunischen als dämonischen Charalter haben. Mit besonderem Lobe ist noch eines Blumenstraußes zu gedenken, der von Prevo | hautrelief- artig auf einem Medaillon in Bronze ausgeführt und mit unsäglicher Em- sigkeit und Feinheit bis zu den geringsten Einzelnheiten durchgebildet ist. Endlich sind noch die Bronze-Kopieen einer im Louvre aufbewahrten silber- nen Schale zu erwähnen, welche in der Eleganz der Form, in der ver- {chwenderischen Fülle und dem feinen Geschmack der Arabesken und Ver- zicrungen ganz den Charakter der Kunstweise des Benvenuto Cellini zeigt und daher vielleicht mit Recht diesem Meister zugeschrieben wird. Von die- ser Schale, die hier unzählige Male nachgegossen worden, sicht man bei Quesnel schr reine, sorgfäliige Abgüsse, die im Preise von 80 bis auf 25 Franken heruntergegangen sind. Nur is zu bedauern, daß die Ornamente theilweise gelitten und ihre ursprüngliche Schärfe in der Arbeit verloren ha-

Ausland.

Deutsche Bundesstaaten. S

Königreich Sachsen. Am 23. Juni wurde in Lößnib ein Zweig-Verein der Gustav-Adolph-Stistung für genannte Stadt und die benachbarten Ortschaften begründet; er besteht gegenwärtig aus 475 Mitgliedern.

Königreich Hannover. Die Angelegenheit des Zeughausbaues ist durch Annahme cines Konserenz-Beschlusses erledigt, welcher jeßt ständi- che Beschluß wörtlih lautet; „Stände haben sich von der Dringlichkeit des Neubaucs cines Zeuglauses überzeugt und nach Lage der Sache für angemessen erachtet, die zu 277,909 Rthlr. veranschlagten Kosten des Haupt- Zeughauscs auf die Landes Kasse zu übernehmen und deren Zahlbarmachung ¡n den fünf Jahren vom 1. Juli 1844—49, jedes Jahr zum fünften Theile, unter der Bevorwortung zu bewilligen, daß der Stände-Versammlung nah Vollendung des Baues eine Nachweisung der Verwendung zu dem Behufe gegeben werde, um sich zu überzeugen, daß. die Verwendung zu keinem fremdartigen Zwecke geschehen sei, Was dagegen die zu 67,273 Rthlr. veran- {lagten Neben-Zeughäuser betri, so fönnen sich Stände cinestheils aus den ihnen darüber gemachten Mittheilungen von der augenblilichen Noth wendigkeit ihrer Ausführung nicht überzeugen, und müssen anderentheils der Meinung sein, daß die dazu ci forderlichen Kosten aus den Ersparungen des Militair - Haushaltes bestritten werden können, weshalb sie eine desfallsige Bewilligung ablehnen. Jm Uebrigen halten Stände dafür, daß die sonstl- gen, zu anschlagsmäßig 96,959 Nihlr. lediglich im Interesse ciner zweckma Kigeren Leitung des Material - Wesens projektirten Zubehörungen des Éta- blissements jedenfalls bis dahin auszuseßen sein weiden, daß sie, wenn auch erst in ciner längeren Reihe von Jahren, durch Ersparungen aus den ol- dingiren Mitteln des Militair-Haushalts zu bestreiten stehen,“

SHerzogthunnt Braunschweig. Se. Durchlaucht der Her= Va M an 1 Qu 908 seiner Reise zurückgekehrt, in Braun-= \hweig eingetrosfen. Die braunshweigischen Truppen werden nun auch Waffenröcke nah dem Muster der preußischen erhalten.

a i 2 : e Fürstenthun Hohenzollern-SHechingen, Ver Schw. Mer k. berichtigt die in mehreren Blättern gegebene Nachricht, daß} die Kapelle auf dem Hohenzollern durch Blibschlag entzündet und mit allen darin befindlichen Alterthümern zerstört worden sei. Aller- dings hat der Bliß in den Dachstuhl der Kapelle geschlagen und ge- zündet; der Dachstuhl brannte nieder, die gut gewölbte Decke der

Kavelle sicherte aber diese vor Beschädigung. Weiterer Schaden ist durch jenen Blibschlag auf dem Hohenzollern nicht verursacht.

Oesterreichiscze Monarchie.

ÆKien, 12. Juli, (A. Z) Vorgestern war der hiesige fran ¿6sishe Botschafter, Graf Fiahault, der Prinzessin Clementine von Frankreich bis Stockergu entgegengefahren und hat Ihre Königl. Ho heit bis Ebenthal begleitet. Der morgende Tag war zur Vorstellung der Prinzessin bei Höfe und zu einem gropen Diner in Schönbrunn bestimmt; Beides wurde jedoch, weil der 13te, als Sterbetag des Herzogs von Orleans, ein Trauertag für die französishe Komgs- Familie is, auf den 15ten verschoben.

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WParís, 15. Juli, 3 y zu Dreux, zum Gedächtniß des Herzogs von Orleans, hat vorgestern in Gegenwart des Königs, der Königin, der Herzogin von C rleans, der Königin der Belgier, der Mad. Adelaide, des Herzogs von Mont pensier und des Prinzen von Württemberg stattgefunden. Die {merz der Königlichen Familie machte emen ershütteruden

è übrige Versammlung, welche dieser Trauerfeierlichkeit beiwohute. Beso ders zeigte sich die innigste Sympathie sür die er- habene Wittwe des Verewigten, die nur mit Mühe thr Schluchzen unterdrücckte und dann lange Zeit unbeweglich und wie in dumpfen Schmerz versunken vor der Grabstätte ihres unglücklihen Gemahls auf den Knieen lag. Nach dem Gottesdienst nahm der König alle Arbeiten an der Kapelle und auf deu dazu gehörigen Grundstücken in Augenschein. Es sind hierauf schon bedeutende Summen verwen- det worden. Von 1822 bis 1830 hestimmie der König als Her ¿og von Orleans bereits über eine Million zur Vollendung dieser für die Beiseßung seiner Tamilie bestimmten Kapelle, und jeit 1830 wur den über 3%; Millionen für denselben Zweck verausgabt. Die Kosten der noch rückständigen Arbeiten verden für nächstes Jahr auf 800,000 Fr. geschäßt.

rankrei Das Todtenamt in der Königlichen Kapelle

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lihe Bewegung

Eindruck auf die ü

Als Dotation für das Kapitel der Kapelle, welches aus dem Bischof von Marokko und vier Domherren besteht, hat Se. Majestät eine Neute von 25,000 Fr. angewiesen. Seit leßtem Jahr sind die Arbeiten an der Kapelle bedeutend vorgeschritten, so daß ie ihrer vollständigen Beendigung sehr nahe is. Die Hauptfaçade derselben hat jeßt zwei Thürmchen und einen Glockenthurm. Der Sty! des Gebäudes is der des zwölften Jahrhunderts. Es hat zwei Seitenkapellen, von denen, nach dem Wunsche der Mutter des Königs, die zur Rechten dem heiligen Arnold und die zur Linken der heiligen

ben, was übrigens nicht blos bei den Bronze- Abgüssen , sondern auch bei dem Originale der Fall, welches stellenwcise dieselbe Stumpfheit der Ver ierungen zeigt. Die Preise, welche für die kleinen Bronzesachen gefordert werden, sind im Ganzen, wenn auch gerade nicht billig, doch nicht über- mäßig. Von den oben geaannten Bronzestücken sollen die zwei Thiergrup- pen 200, die beiden Saltarellatänzer 280, die Amphitrite 350, die weibliche Statuctte von Cumberworih 120, die Ziege 80, das Reh 50, der Leuchter 15 Franken kosten.

Wenn die Franzosen uns im feinen Erzguß überlegen sind, so müssen sie uns dagegen im feinen Eisenguß den Vorrang einräumen. Unter den hier ausgestellten Eisengußwerken findet sich nichts, was in Hinsicht auf Rein- heit und Vollendung mit unseren Eisenguß - Arbeiten in gleichen Rang zu stellen wäre, Am bedeutenden i der Abstand in dem suprafeinen , auf fleine Geschmacks - und Luxussachen angewvandken Eisenguß , der hier schr {wach betrieben wird, Aber auch in Arbeiten größerer Dimension behaup- tet unsere Königl, Cisengiesßterei unbestritten den Vorzug, wenn auch neuer- dings mehrere französische Eisengießereien, besonders die von André zu Vald’Osne, im oberen Marne-Departement, eifrig und nicht ganz erfolglos bemüht sind, wenigstens in dieser Beziehung, der berliner Muster - Anstalt gleichzukommen. |

Seit ciniger Zeit hat man hier auch angefangen, Zierrathe aller Art und sogar Kunstgegenstände höherer Gattung in Zink zu gicßen und diesen Bildwerken, je nach Umständen, ein Bronze- oder Silber-Ansehen zu geben. Doch is dicjer Zweig des Kunsisleißes, der bei uns bereits einen ansehn- lichen Grad der Ausbildung erreicbt hat, hier noch im ersten Stadium der Entwickelung, Unter den Zinkgußwerken der Ausstellung ist mir nichts be- sonders Erwähnenswerthes ausgefallen, als ein Paar bronzirte Reliefs, Thiere in ciner Landschast darstellend, von Debraux, die im Guß recht rein und gelungen, und nur in der Nähe, wo das gröbere Korn der Masse durchscheint, von feinen Bronze - Nelicfs zu unterscheiden sind,

Musif- Aufführung in der Marien - Kirche.

Berlim, Herr Organist Hesse, vor ein paar Tagen von Paris, wo er cine neue Orgel in der Kirche Si, Eustache cinweihen half, hier ein- getroffen, erfreute am 419ten în den Vormittags Stunden eine große Anzahl hiesiger Musikkenner durch sein meisterhaftes Spiel auf der shönen Orgel unserer Marien-Kirche, Herr Hesse hat sein gigantisches Justrument voll- fommen in der Gewalt und behandelt es vorzugsweise in der unserer Zeit

Adelaide gewidmet is. Unter der Kuppel, vor der Absis, erheben sih zwei Altäre, dem heiligen Ludwig und dem heiligen Philipp geweiht, und vor diesen zwei für die Andächtigea bestimmte Tribünen. Die Kapelle hängt durch eine Treppe mit der die Absis umgebenden Krypta zusammen, in de= ren Hintergrund sich eine Marien-Kapelle befindet. Die Grabstätten für die Königliche Familie erstrecken sih von dem Marien- Altar zu beiden Seiten der Krypta hinz es sind ihrer 52, wovon 9 bereits fertig, und von diesen haben wieder 7 schon die irdischen Ueberreste aufge-= nommen, für welhe sie bestimmt waren. Der König hat sih und jedem Mitgliede seiner Familie selbst seinen Plab angewiesen. Die Gräber des Königs und der Königin werden dic Mitte der Marien- Kapelle einnehmenz rets und links von dem des Königs kommen die der Prinzessin Adelaide und der Herzogin von Orleans. Das Grab des Herzogs von Orleans is rechts vom Altare, daneben das der Herzogin von Württemberg, Prinzessin Marie. Links ist vornan das Grabmal der Mutter des Königs, und dem Grabe der Prinzessin Marie gegenüber das der Herzogin vou Bourbon, Tante des Königs. Zur Seite ruht die Hülle des Prin-= zen von Conti, die kürzlih von Spanien abgeholt wurde. Auf der entgegengeseßten Seite der Krypta und an die Absis sich lehnend, sind die Gräber zweier frühzeitig gestorbenen Kinder des Königs. Eine Urne enthält das Herz des Regenten, eine andere die Asche der Familie Conti, eine dritte das Herz des Herzogs von Penthièvre. Zu der vorgestrigen Feier war die Kapelle ganz mit s{chwarzen Stoffen behangen, auf denen sich Sterne, griechishe Kreuze und die Chiffren und Wappen der Königlichen Familie befanden. Bündel dreifarbiger Fahnen füllten die Säulenweiten aus. Jn der Mitte des Schisss erhob sich auf einer von silbernen Karygatiden getragenen Estrade der Katafalk unter einem Baldachin von Sammet und Hermelin mit der Namenschiffre des Prinzen und der Krone darüber. Die Königliche Familie is vorgestern Abends von Dreux wieder in Neuilly ein getroffen.

Der junge Sohn des Herzogs von Nemours hat gestern vom Erzbischof von Paris die heilige Taufe empfangen und die Namen Ferdinand Philipp Maria von Orleaus, Herzog von Alencon, erhal ten. Tauspathen waren der König von Portugal, vertreten durch seinen Botschafter, und die Herzogin von Sachsen - Koburg - Koharÿ, Mutter der Herzogin von Nemours, vertreten durch die Prinzessin von Joinville.

Der Thiersshe Kommissions-Bericht über das Unterrichts-Geseß ist in Juhalt und Form aufs übersichtlichste geordnet, Nach einer allgemeinen Einleitung über die Bedeutung der Frage und über die Theile, in welche der Unterricht zerfällt, handelt er zuerst von den Vorschriften der Charte, dann vom Unterrichtöwesen in Frankreich vor und nach 1789, vou der Errichtung der Universität, vom gegen wärtigen Zustande des Unterrichts und zuleßt von den zu lösenden Fragen, deren fünf aufgestellt und beantwortet werden: 1) Welchen Bedingungen sind die Jndividuen zu unterwerfen, die eine Unterrichtsch Austalt errihten wollen? 2) Unter welche Aufsicht und Gerichtsbar- keit sind die Privat =- Unterrichts = Anstalten zu stellen? 3) Von der Universität ; von ihrer jetzigen Verfassung mit Hinsicht auf den Se- fundär= Unterricht; von der Verpflichtung, ihren Vorlesungen beizu wohnen ; von den Studien-Zeuguissen. 4) Vom Stoff und Umfang des Sekundär=-Unterrichts. (S. die Beilage unseres heutigen Blattes.) 5) Von dem Bestehen und der Verfassung der fleinenu Seminarien. Das Resultat der Beantwortung aller dieser Fragen ist folgendes : Vollständige Erfüllung des im 69sten Artikel der Charte gegebenen Versprechens, Abschaffung der vorherigen direkten oder indirekten Autorisation zur Errichtung von Sefundär - Schulen. Wer gewisse näher bezeichnete akademische Grade besißt und drei Jahr in einer ordentlihen Sekundär - Schule zugebracht hat, das heißt, wer feine Kenntnisse und seinen Beruf für diese Stufe des Lehrfachhs nachgewie sen, soll aus eigenem Recht als Lehrer gelten und eine Anstalt für deu Sekundär-Unterricht eröffnen dürfen; um Pensions=- Vorsteher zu sein, muß ex die Grabe cines Bakkalaureus &s—-sciences und ès - lelttces, um Schulvorsteher zu sein, den Grad eines Li- centiat ès -= lettres und eiucs Bafkkalaureus ès - sciences be- sißenz kein besonderes Examen beim Eintritt in diese Laufbahn soll der Ausübung jenes Rechts vorhergehen, wenn die betreffenden Judioiduen nicht selbst eine solhe Prüfung wünschenz die neuen An- stalteu sollen in den Bereich der Universität gehören, sie sollen zu ihrer Vergrößerung und, wenn sie in Trägheit und Routine zu ver fallen Gefahr liese, zu ihrer Erweckung und AÄnspornung dienen, ihrer= seits aber beständig überwacht, in den gebührenden Schranken gehal- ten und unaufhörlich zur National-Einheit zurückgeführt werden. Die Universität soll vergrößert, nicht geshwächt werden, damit sie desto fähiger sei, den Wettkampf zu bestehen. Umfang und Stoff des Seckundär-Unter- richts sollen, wie sie jeßt sind, erhalten bleiben, unbeschadet der ous Erfahrung und Zeit allmälig erwachsenden, nicht aus politischer Grille vorzunehmenden Veränderungen, Die alten Sprachen nebst Geschichte, Mathematik, Physik, Religion und Philosophie sollen auch ferner die Grundlage des literarischen und moralischen Unterrichts bilden, Die

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philosophischen Studicn sollen keiner Beschränkung oder Vorschrift unterworfen werden, mit Vorbehalt der Universitäts-Ausfsiht im Ju- | teresse der von allen Völkern angenommenen moralischen Grundlehren. Die Abfassung der Bakkalaureats- Programme wird dem Königlichen Universitäts-Conseil unter Genehmigung des verantwortlihen Unter= richts - Ministers vorbehalten, Die Rüge disziplinarisher Vergehen von Schulvorstehern und Lehrern und ihre Suspension im Arte soll von dem akademischen Conseil, nicht von den Gerichten, ausgehen, mit Appellation an das Königliche Unterrichts Conseil im Fall einer bloßen Rüge und an den Staatsrath im ¿zall der Suspension. End lich sollen die fleinen Sewinarien in dem Ausuahmezustand und in den Schranken verbleiben, die ihnen dur die Verordnungen von 1828 zugewiesen wurden. „Vielleicht“, sagt die Presse, die übrigens dem Bericht, so wie das Jo urnal des Débats, den vollsten Beifall zollt, „vielleicht wäre es zu wünschen gewejen, daß die Kommission, statt, indem sie ihnen den Charakter eines Gesebes verleiht, die Ver= ordnungen von 1825 zu sanctioniren, welche die kleinen (geistlichen) Seminarien in eine ganz besondere Lage, n einen privilegirten und erceptionellen Zustand verseßen, nach Mitteln gesucht hätte, diese An stalten wieder in das gemeine Recht eintreten zu lassen. Nur so durste man hoffen, die engherzigen und unglücseligen Vorurtheile, welche fich nur zu oft aus dem Schoß des Klerus gegen die moderne Gesellschaft erheben, allmälig zu vernichten oder wengjtens zu mildern. Wir wollen indeß unsererseits gegen den gefaßten Beschluß nicht protesti ren, noch auch gegen den wohlwollenden Vorschlag, deu die Kommis sion durch achtungswürdige Juteressen geboten glaubte, nämlich den fleinen Seminarien eine ihnen im Jahre 1850 entzogene Dotation

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von 1,200,000 Fr. zu Freistellen, wenn diese Bewilligung sich als ge

rechtfertigt zeige, wieder zurückzugeben. Die Schwierigkeit is unter

den jeßigen Umständen sehr groß , und um sie zu besiegen , hätte es allerdings eines fühneren Gedankens und stärkeren Willens bedurft, als sie in den Nepräsentativ-Versammlungen unserer Tage sich zeigen,“ Die Absichten der Kommission hat Herr Thiers am Schluß seines Berichts in folgender Weise zusammengefaßt: „Wir wollen unseren Zweck nicht verhehlen; wir wollen Schuß für die Religion uud ihre Diener; wir wünschen, wie jeder Aufgeklärte es wünschen muß, den Sieg der Religion über die Gemüther; aber wir wollen dem Klerus niht den öffentlichen Unterricht preisgeben. Mögen die Geistlichen als Judividuen daran Theil nehmen, nidts besser als dies: das ge genwärtige Gescb foll ihnen diese Freiheit sihern; aber als Corpo ration können wir sie nicht zulassen, Wir wollen, daß die Lehrer der Jugend unseres Gleichen seien, durchdrungen, so wie wir, vom Geiste der Revolution, fähig, Bürger voll Hingebung fürs Vaterland, voll Anhänglichkeit an die Justitutionen ihres Landes, zu bilden, Die Kirche is eine hohe, eine erhabene Gewalt; man kann ihr aber nicht gestatten, das gute Recht für sih allein zu haben. Sie hat zum Heil der Welt über die Verfolgungen triumphirt, denen sie ausgeseßt warz über die ehrerbietige, aber unbeugsame Vernunft wird sie nicht triumphiren.““

Herr Vatout beschuldigte in der leßten Sitzung der Deputirten Kammer Herrn Grandin, er habe im Jahre 1840, obgleich er De zutirter gewesen, Lieferungen für das Kriegs Ministerium übernom men, und es stehe ihm daher übel an, jeßt als Vertheidiger des Cremieuxschen Amendements wegen Ausschließung aller Mitglieder der Legislatur von Eisenbahn - Unternehmungen aufzutreten. Diese Anklage gegen einen auf der Tribüne befindlichen Deputirten brachte einen völligen Sturm n dee Kammer beoor Die Opposition drang mit den heftigsten Exclamationen auf Herrn Vatout ein, bis es endlich dem Angegriffenen gelang, sich zu erklären. Er erzählte, daß er zur Zeit der Krisis von 1840 zu Herrn Thiers berufen worden sei, der ihn über die Mittel zu befra gen gewünscht, wie die außerordentlichen Lieferungen, welche die da maligen Umstände erheischten, am besten zu erlangen seienz er aber habe jede Theilnahme daran entschieden abgelehnt; Herr Thiers und selb der Herzog von Orleans hätten an seinen Patriotismus appel lirt, aber er habe ihnen geantwortet, daß er, wenn er auf diese Bor= schläge einginge, sih genöthigt erachten würde, auf sein Deputirteu= Mandat zu verzichten, Diese Erklärungen wurden nicht nur von Herrn Thiers, sondern auch von Herrn Lanyer, der über die Sup plementar-Kredite des Jahres 1840 Bericht erstattet hatte, bestätigt.

Der heutige Moniteur publizirt die Vergleichung des Ertrags der indirekten Steuern im ersten Semester von 1844 mit dem des selben Semesters in den Jahren 1842 und 1843, Es ergiebt sich für 1844 eine Zunahme von 7,752,000 Fr. gegen 1843 und von 14,677,000 Fr. gegen 1842.

za Paris, 15. Juli, Ju der heutigen Sibung der Pairs Kammer wurden die Supplementar - Kredite für 1843 und 1844 diskutirt. Vicomte Dubouchage erhob sih bei dem Kapitel Gefäng nisse gegen willkürliche Maßregeln, denen ehrenwerthe Männer wegen einer angeblichen Legitimisten Conspiration preisgegeben worden, an die Niemand gedacht habe. Er führt unter anderen Herrn Charbon

nier de la Guesnerie an, der 60 Jahr alt, an einem heftigen Rheu= matismus leide, dessenungeahtet aber in ein feuchtes, ungesundes Gefängniß geworfen worden sci. Der Minister der öffentlichen Arbeiten: Nicht als Präventiv-Maßregel, sondern auf gerichtliches Mandat seien die Verhaftungen vorgenommen worden. Die übrigen Um- stände seien durchaus unrichtig, die Zwecke der Gerechtigfeit würden mit Humanität vereinigt. Vicomte Dub ouchage: Es habe feine vorgängige Verseßung in Anklagestand stattgefunden, also seien es Präventiv-Ber=- haftungen. Jm Uebrigen bleibe er bei seinen Behauptungen. Herr

Gabriel Delessert (Polizei-Präfekt) wiederholt und bekräftigt die Aussagen des Miuisters, die Verhafteten seien dur die Gendarmerie abgeführt worden, da es fein anderes Berfahren der Art gebe. Im Uebrigen habe man sie mit allen Rücksichten behandelt. Marquis vou Boissy macht einige Bemerkungen über die Art, wie die Haué=- suchungen bei den Herren von Escars und von Montmorency geshc- hen seien, wobei die damit Beauftragten sich unhöflih benommen ha- ben sollen. Herr Gabriel Delessert stellt dies in Abrede. Die sämmtlichen Artikel des Geseßes wurden dann votirt, aber über das Ganze fonnte niht abgestimmt werden, da niht genug Mitglieder anwesend waren.

Jn der Deputirten-Kammer legte der Minister der öffent- lichen Arbeiten als Art. 3 des Gesehes über die Eisenbahn von Or= leans nah Bordeaux ein Amendement vor, wonach er provisorisch zum Betrieb der Strecke von Orleans nah Tours ermächtigt und dazu ein Kredit von 14,150,000 Fr. bewilligt werden soll. Dann wurde die Debatte über den von der Pairs-Kammer bekanntlich verworfenen Art. 7 ( Amendement Cremieux ) fortgeseßt. Unter Anderen nahm auch Herr Cremieux selbst das Wort, um sih gegen die in der Pairs-Kammer von mehreren Rednern seinem Amendement gemachten Vorwürfe zu vertheidigen. Er sucht demselben den Charakter der Ehrlichkeit und Redlichkeit zu vindiziren, und spricht von Schmähun-= gen, die man gegen ihn sih erlaubt, auf die er zu antworten sich enthalte. Der Redner weist auf die Verhandlungen des englischen Parlaments in ähnlichen Fällen hin und räth den Ministern, das Bei=

spiel ihrer englischen Kollegen zu befolgen.

Schweden und Uorwegen.

Stockholm, 12. Juli. Gestern Mittag wurde die Königliche Bekanntmachung zur Eröffnung des Reichstags mit den üblichen Ce= remonien auf allen Pläßen öffentlih verlesen. Der ehemalige Justiz= Minister , Graf Arvid Arvedfon Posse, is vom Könige zum Land= Marschall, der Erzbischof Graf Wingaard zum Sprecher des Stan= des der Geistlichkeit und der Bischof Hedrén zum Vice-Sprecher dessel= ben Standes ernannt worden. Heut übergeben die Stände der Geist=- lichkeit, der Bürger und der Bauern ihre Vollmachten dem Justiz= Minister, der sie unter Mitwirkung der Bevollmächtigten dieser Stände innerhalb vier Tagen zu prüfen hat.

Die erste Versammlung der Reichsstände in plenis wird am 16. stattfinden, das plenum plenorum im Reichs\saal aber wohl erst am 20, gehalten werden können, da ein Tag zur Aufwartung bei dem Könige und der Königl. Familie, so wie zur Begrüßung der Stände unter sih crfordert wird.

Die Einwohner der Jusel St. Barthelemy haben dem Könige eine Adresse übersandt, worin sie ihr Beileid über das Ableben des Königs Karl Johann und ihren Glückwunsch zu der Thronbesteigung des jeßigen Königs aussprechen.

Es regnet hier in der leßten Zeit ungufhörlih und aus den Provinzen wird dasselbe gemeldet.

V A

Modena, 6. Juli. Se. Königl. Hoheit der Herzog ist so weit wieder hergestellt, daß keine Bülletins mehr ausgegeben werden und Höchstderselbe bereits eine Ausfahrt im offenen Wagen machen founte,

SPOn e Parés, 15. Juli. Telegraphische Depesche aus Spanien.

Bayonne, 13. Juli, Die Cortes sind dur ein am lten in der Gaceta erschienenes Dekret vom 4. Juli aufgelöst und die Wahl =- Kollegien zum 3. September einberufen; das allgemeine Skrutinium foll am 14, September stattfinden. Die neuen Cortes versammeln sich am 10. Oftober.

Ein zweites Dekret vom 4. Juli stellt in den baskischen Provinzen die Deputationen und Ayuntamientos nach den Fueros wieder herz die General-Juntas sollen sih unver= züglich versammeln und Kommissarien ernennen, um sih mit der Re= gierung über die Fueros-Frage, welche den nächsten Cortes vorgelegt werden wird, zu berathen, In den Douanen, der Justiz= und P0- lizei - Verwaltung is nichts abgeändert worden.

Ein drittes Dekret befiehlt die Uebertragung der sterblichen Ueber= reste Montes de Oca's von Vitoria nach Madrid,

B B I ACO L L N I I OE E T T E P A O TI E TTIPL A A TADTITAE E T EVERIEMT CIAETAI:

eigenthümlichen, effekterzielenden , bravourartigen Weise, die sich besonders durch vollgriffiges, massenhaftes Wesen auszeichuet, Jn zwei eigenen Com positionen entfaltete er cine \o enorme Kraft, Ausdauer und Sicherheit, auf Manual und Pedal, daß wir nur gewünscht hätten, diese vortrefflichen Ei genschaften au beim VBortragen irgend einer gediegenen, echten O! gel - Composition, vielleicht Seb. Bach's, an ihm bewundern zu können. Außerdem ließen sich einige unserer hiesigen bedeutendsten Orgelspieler mit verschiedenen Musikstücken hören und legien d adurch Zeugniß ab, daß auch bei uns das Orgelspiel seine würdigen Vertreter ha. Herr Musik-Direktor A. W. Bach, welcher die ganze auch durch ein- und mehistimmige (Hesangsftücke ausge- stattete Musik Aufführung veranstaltet hatte, spielte mit anerkannter Meister- {chaft cine Jutroduction und Fuge von sich. Herr Haupt repräsentirte die alt -ehte, sogenannte klassi\che Orgel- Schule durch eine Seb, Bachsche Tiripel - Fuge, die er mit gebundener Klarheit und so deutlich, als cs die nicht gefüllte Kirche zulicß, ausführte. Herr Thiele endlich gab sich in cigenen Variationen als ein Anhänger der oben bezeichneten modernen, \o genannten roma ntishen Schule zu erkennen, ohne deshalb die Gedie- genheit und Gründlichteit der älteren gänzlich zu verleugnen, indem er durch fcin Spicl auss neue unser schon früher über ihn ausgesprochenes Urtheil bestätigte, das ihn, was Clastizität im Anscblage, Präzision und Korrektheit in Behandlung des Manuals, so wie Fertigkeit im Pedal, betrifft, an die Spihe unserer Orgelspieler (und jeßt auch, wenn nicht gar über den srem- den Organisten, doch wenigstens zur Seite) stellt,

Vermischtes.

Ultonua, 17. Juli. Der von Herrn Mauvais in Paris am 7ten d. M. im Sternbilde des Herkules entdeckte, nur durch Fernröhre sichtbare Komet hat wegen des für diese Jahreszeit ungewöhulich shlechten Wetters nur wenig noch (in Altona nur dreimal) beobachtet werden können, Er erscheint im Fernrohr wie ein blasser, runder Lichtnebel ohne Schweif. Herr Obser oator Petersen hat aus den wenigen Beobachtungen, die ihm zu Gebote standen, eine vorläufige Bahn berechnet, nach der er sich der Sonne und der Erde nähert, also heller werden muß und noch mehrere Monate sichtbar bleibt, Erst nah etwa drei Monaten erreicht er den Punkt seiner Bahn, in dem er der Sonne am nächsten is, Seine Bahn läßt sich übrigens noch nicht so genau bestimmen , daß man jeyt {on entscheiden könnte, ob es ein neuer oder ein {on früher gesechener Komet sei, Einige, aber nur entfernte Achnlichkeit hat sie mit den Bahnen zweier Kometen, von denen

04 - ECHD Ä S X 23. D N T N E I; R T D I P A e E R.

der cine 1780, der andere 1796 sichtbar war, diese Aehnlichkeit kann aber leicht, wenn die Bahn des jeßigen Kometen durch fortgeseßte Beobachtungen besser bestimmt wird, verschwinden,

London, In der diesjährigen Saison sid es unter den Konzertge- bern wiederum die deutschen Künstler, welche Triumphe feiern. Döhler hat die Polka hier eingeführt, er entzückte vorzüglich durch seine Polka Brillante und die Phantasie über Themas aus der Favorita von Donizetti. Ernst machie durch scin Andante spianato, den Carneval, die Elegie, das Feuillet d’Album und die Ludovic- Phantasie die früheren Violinisten vergessen. Mendelssohn, Moscheles und Thaiberg behaupteten ihre unbestritten ruhmvolle Stellung; es gelang Herrn Benedict, alle obigen und noch viele italienischen Künstler zu einem Konzert zu vereimgen, durch dessen Länge, indem achtundzwanzig Musikstücke aufgeführt wmden, die Engländer doch nicht zu ermüden waren. Lindpaintner hat sich ais Justrumentalist Bahn gebrochen, seine kriegerische Jubel-Ouvertüre fand die chrenvollste An- exfennung. Döhler is abgereist und denit Miite August in Berlin zu sein,

Kölu. Der hiesige Kunst - Verein hat zu Anfang Juli mit seinen Ausstellungen begonnen, und die Räume des Gürzenichs jind mit den Wer ken vieler trefflichen Künstler ausgeschmückt, Das Verzeichniß \chließt mit der Nummer 283. Weun auch natürlich den Hauptiheil dieser Gegenstände die Gemälde bilden, so sind doch auch treffliche Handzeichnungen, Zfulptur- Arbeiten in Gvps, Marmor, Bronze und Holz, so wie Kupferstiche, Litho graphiceen und Glasgemälde vorhanden; letztere aus der enfaustischen Glas brennerei von Ch. Geerling in Köln, Die meisten Bilder gehören ausländischen Künstlern an, so z. B, bemerken wir deren 58 von belgischen, 63 von hol ländischen und 36 von französishen Malern, während von deutschen Künst lern nur 58 vorkommen. Berlin wird nur durch den Professor C. Kolbe vex treten; dagegen hat München 13 und Düsseldorf 14 Bilder cingesandtk. Angekagust sind von dem Verein bis jeßt + eine Markt - Ansicht bei ‘Kenzen- und Mondlicht, auf Holz gemalt von P. van Schendel im Haag, und sechs Kupferstiche. Diese Gegenstände kommen dieses Jahr zur Verloosung Actien- Zeichnungen à 5 Rihlr. finden jedoch noch bis Ende August statt.

Posen. Der Violin -Virtuose Bazzini und der Pianist Mortier de Fontaine haben uns verlassen; Ersterer gab hier fünf Konzerte bei gedrängt vollem Hausez den meisten Beifall erlangte er durch seine Phan tasieen über Themas aus Lucrezia, Oberon, Tochter des Regiments und Puritaner (Op. 17), so wie durch die Transscription der Casta diva von Bellini, Die schöne klangvolle Altstimme der Madame Mortier de Fon- taine entzückte unsere Dilettanten, zumal beim Vortrag der Arie aus Mitrane von Rossi (aus dem Jahre 1686), der Alt-Arie aus dem Misexere

von Bertoni und einiger Romanzen aus den Soirées de Paris von VLoiïfa Púüget (Appelle-moi ta_mère)z Herr Mortier zeigte sich als gediegener Pianist: das vierte Sr, Majestät dem Könige von Preußen gewidmete Konzert von Händel, eine Jmprovisation über polnische Volkslieder, Lißt’s ungarischer Sturm -Marsch und Don Juan - Phantasie, Beethoven's Egmont - Ouvertüre nah Kullak’s Bearbeitung erwarben ihm in Kon- zerten und Soüréen gerechte Anerlennung.

Christiauia, 13. Juli. Die vierte Versammlung der skandinavischen Naturforscher wurde hier gestern Abend eröffnet, Die Zahl der hier an- wesenden Gelehrten beträgt 147, worunter 23 aus Schweden, 83 aus Noë- wegen, 37 aus Dänemark und 1 aus anderen Ländern, Der Professor Hansteen eröffnete die Verhandlungen mit einer Rede über die Ursachen des niedrigen Standpun!tes der Natur - Wissenschaften in Norwegen im terhäliniß zu den beiden Bruder - Ländern. Der Konferenz - Rath Oerstedt us Kopenhagen hielt sodann einen Vortrag über die Natur-Auffassung in der Denk- und Einbildungskrast und Professor Retzius sprach über die Schädelbildung bei verschiedenen PBeolfsstämmen.

Mendelssohn-BVartholdy befand sich Mitte Juli in dem Bade- orte Soden.

Professor von Schwanthalex, dessen Gesundheit noch immer sehr hwankend, is am 12, Juli von München nach Jtalien gereist, um bei Padua das Schlammbad zu gebrauchen.

Berlin. Herr C. G. Nehrlich, Gesang - Lehrer und Direftor des hiesigen neuen Gesang-Konservatoriums (Louisenstraße Nr. 13 a.), hat durch die Gründung diescs Justituts, wie durch sein kürzlich erschiencnes größeres erk, „Gesangschule für gebildete Stände““, das auch in diesen Blättern eine anerkenncnde Beurtheilung erfahren (vergl, Allg. Preuß. Zeitung Nr. 170), die Aufmerksamkeit unserer Künstlerwelt auf sih gezogen. Jn Anerkennung der rühmlichen Bestrebungen auf dem Gebiete seiner Kunst ist Herrn Nehrlich von Sr. Majestät dem Könige, Allerhöchstwelcher die Dedi- cation des obigen Werkes huldreichst angenommen hat, die goldene Huldi- gungs-Medaille verliehen worden.

Herr Joseph Reis, Okulist und Optikus aus Noymwegen , hat von Sr. Majestät dem Könige von Preußen, in Anerkennung seiner Geschick- lichkeit und als Zeichen der Allerhöchsten Zufriedenheit mit dessen Leistun- gen in seinem Fache, die goldene Adler - Medaille, so wie die Erlaubniß erbalten, seinem Namen die Worte: „Brévété par Sa Majesté le Roi de Prusse” beizufügen,

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