1844 / 204 p. 2 (Allgemeine Preußische Zeitung) scan diff

¿m Anzuge seien, Sander unterstüßte Weler*s

nos e große Ausgaben im Ang anb der Budget - Kommission

e der Kammer mitzutheilen, was die Kommission Tages zuvor

ín Bezug auf das außerordentliche Budget des Kriegs - Ministeriums

beschlossen habe. von Jystein erklärte, der Beschluß laute, die Be-

willigung der verlangten 302,000 Fl. zum Bau einer zweiten Kaserne in

Rastatt auszuseßen, und die Verwendung des Gouvernements zu erbitten, daß diese Ausgabe, als für einen Bundeszweck bestimmt, von dem Bunde übernommen werde, daß ferner zwei Drittel der Friedens - Garnison aus fremden Bundes-Truppen bestehen möchten, damit Baden nicht gezwungen sei, mit großem Kosten - Aufwand den Präsenzstand zu vermehren. Die Kammer beshloß, die Frage auszuseßen, bis das außerordentliche Budget berathen wird, mithin si über die von der Budget - Kommision beantragte Adresse heute nicht auszusprechen, Bei Tit. Xl., Montirungs-Kommissariat, rügte Buhl die Unzweckmäßigkeit der jegzigen Kleidung des badischen Mili- tairs ; er wünscht leichtere Kopfbedeckung und Waffenröcke. Zu Tit, X1V., Militair-Bildungsanstalien, erwähnte Sander, daß den Soldaten und Un- teroffizieren allzusehr ershwert sei, zu Offizieren vorzurüeu, vielmehr junge Leute gedienten und verdienten Unteroffizieren vorgeseßt werden, und bean- tragte, den Wunsch ín das Protokoll niederzulegen; Es möge bei Ergän- zung des Offizier-Corps wenigstens ein Véertel der Stellen solchen Unter- offizieren zu Theil werden, welche mindestens eine Capitulation gedient

haben. Negierungs-Commissair von Böckfh : Es fönne Unteroffizieren be- willigt werden, in die Militairschule zu ireten, wenn sie niht über 22 Jahre alt sind; eine Beförderung zum Offizier im reiferen Alter sei weder dem Beförderten, noch dem Dienst zuträglih. Sanders Antrag ward an- genommen, das Budget des Kriegsministeriums schließlich ohne erhebliche

Beanstandung der Budgetsäze bewilligt.

Großherzogthum Sachsen - Weimar. Am 15. Juli wurde der Großherzogliche Hof zu Belvedere durch einen Besuch des Prinzen und der Prinzessin von Preußen Königl. Hoheiten erfreut ; den 17ten begaben sich die preußishen Herrschaften nah Liebenstein zu einem Besuch bei der verwittweten Königin von England. ben dahin hat sich Herzog Bernhard, mit seinem ältesten Sohne, dem Prinzen Eduard, zurückbegeben, Sypäterhin beabsihtigt der Herzog eine Reise in die tyroler Alpen zu geologischen und geognostischen Zwecken, und soll sih hierzu den Geh. Finanz - Rath von Groß als Begleiter ausgewählt haben, Die Leipziger Zeitung meldet aus Jena vom 14, Juli: „Der Bergrath und Prof. Dr. Schüler, bekannt dur seine {häßbaren Sammlungen im Gebiete der Mine= ralogie, ist vor kurzem persönlich in Fulda gewesen und hat sich dort mit dem Domkapitel über die Abtretung des ihm und sciner Mutter gehörigen, in der Stadt Eisenach gelegenen Hauses zu Errichtung eines fatholishen Betsaals in demselben definitiv geeinigt,“

Oesterreichische Monarchie.

Von der böhmischen Gránze, 16. Juli. (N. C.) Eben fommt uns die Nachricht zu, daß die Fabrik-Arbeiter in Deutsch=Brood aufgestanden sind und ihr Vernichtungs-System begonnen haben, Das in der Nachbarschaft garnisonirende Militair is aufgeboten worden, die Tumultugnten zur Ruhe zurückzuführen.

Erlau, 4. Juli, (A. Z.) Gestern suchte ein fürchterlicher Dr= fan mit Donner, Bliß und Hagel die Umgegend heim, deckte Häu= ser ab, entwurzelte Bäume und verbreitete Maemein unbeschreiblihen Schrecken. Unser hohwürdigster Patriarch und Erzbischof, der be- rühmte Dichter L. vou Pyrker, eben auf der Heimreise vom Landtag zu Preßburg begrifsen, wurde wenige Stunden von hier von diesem Unwetter auf offener Landstraße erreiht. Der verheerende Sturm zwang ihn, in einem geringen Wirthshause anu der Straße Rettung zu suchen. Der Kutscher wollte mit seinen vier Pferden, die er vom

Sattel aus trieb, in die abgesonderte Wagen-Remise rasch einfahrei.

Das halbe Thor ward jedoch vom Zugwind zugeschlagen. Der Kam=- merdiener, dem der Sturm deu Hut vom Kopf gerissen, sprang die- sem ein paar Schritte nah, und diese wenige Sekunden andauernde Zögerung retteten das theure Leben des betagten Erzbischofs, denn als der Kammerdiener nun das Thor zu öffnen sh anschickte und der Wagen eben einfahren sollte, warf der Sturm die ganze Remise mit Dach und Mauer in einen Schutthaufen zusammen und begrub einen Menschen und vier Pferde unter seinen Trümmern, die erst nah mehreren Stunden ausgegraben werden konnten. Bei dem Zusammen- sturz des Gebäudes wurden die Pferde scheu, wandten si rasch, warfen den Wagen um, und nur mit Mühe gelang es, sie zum Stehen zu bringen und den geliebten Patriarchen zu retten,

Frankreich.

Deputirten-Kammer. Sihung vom 17, Juli, Nach Annahme des Budgets der öffentlichen Arbeiten kam heute der aué der Pairs-Kammer zurückgesandte Geseß-Entwurf über die Eisenbahn von Paris nah Lyon an die Reihe, in welhem diese Kammer be- fanntlich den Artikel gestrihen hatte, der dem Staat einen Kredit von 62 Millionen für die Schienenleguug auf dieser großen Eisen- bahulinie eröffnen sollte, Herr Gauthier de Rumilly, von dem der fassirte Artikel ausgegangen war, erklärte, er werde denselben heute nicht wieder vorshlagen, um die Ausführung der Arbeiten nicht zu verzögern; doch behielten seine Freunde und er sich vor, die Kammer im nädsten Jahre wiederum zur Annahme des Systems der Schienenlegung auf Staatskosten aufzufordern. Herr Garnier Pages: „Die Kammer wolle mir erlauben, ihr zwei Berehnungen vorzulegen, die ih mit feiner Bemerkung weiter begleiten will, weil die Zahlen für si selbst

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sprehen. Auf der Eisenbahn nah Lyon werden der Terrain-Ankauf, die Kuust- und die Erd-Arbeiten dem Staate 150,000 Fr, für das Kilometer kosten, die Schienenlegung würde 100,000 Fr, für das Ki- lometer erfordern, das wären zusammen 250,000 Fr. Nun ist die jährlihe Einnahme auf 25,000 Fr. für das Kilometer veran- schlagt, also würde der Staat, wenn er selbst den Betrieb über- nähme, in zehn Jahren seine Kosten schon herausgebraht haben. Auf der Nordbahn werden der Terrain - Ankauf , die Kunst- und Erd - Arbeiten 100,000 Fr. für das Kilometer kosten, die Schienenlegung würde eben so viel erfordern, das wäre zusammen 200,000 Fr. Die jährliche Einnahme für das Kilometer wird dort auf 30,000 Fr. ge{chäßt, also würde der Staat auf dieser Bahn {hon in 6? Jahren entschädigt sein.“ Jm Centrum ruft man zur Abstimmung, und der Geseß-ÉEntwurf wird mit der Modification, die er in der Pairs-Kammer erhalten, mit 197 gegen 39 Stimmen an- genommen. Man schritt daun zur Diskussion des Finanz =-= Budgets und genehmigte rash ein Kapitel nah dem anderen, bis zum Z3bsten, bei welchem die Kammer \ich vertagen mußte, weil sie niht mehr in hinreichender Anzahl versammelt war,

Paris, 18. Juli, Man hat heute bereits nähere Nachrichten über das neue Treffen zwischen den Marokkanerz und den Truppen des Marschall Bugeaud. Die Ersteren, die man hon ganz zerstreut geglaubt hatte, waren plößlich 4000 Mann stark, worunter 3000 Mann regelmäßige Truppen, wieder erschienen und hatten die Fran- zosen zum Kampf gezwungen. Abd el Kader, der verbannt und flüch- tig sein sollte, befand sih mitten unter den Marokfkanern und übte sie in jener Kriegführung, die darin besteht, den Feind zu ermüden, ohne sich auf eine entsheidende Schlacht einzulassen; zu fliehen, wenn er stärker ist, und die Gelegenheit zu benußen, wo man ihm einigen Verlust beibrin- gen und einige Köpfe absäbeln kann. Sobald die französishen Truppen nur Miene machten, zur Offensive überzugehen, ergriffen die Marok= faner wieder die Flucht, vielleicht um nächster Tage, von Abd el Kader?'s unermüdlichen Aufreizungen getrieben, wieder zurückzukehren, Dies neue Scharmüßel hat auf marokkanishem Gebiet, in der Ge- gend von Uschda, stattgefunden. Während Abd el Kader dergestalt die Feindseligkeiten zwischen den marokkanishen Stämmen und den französishen Truppen unterhielt, verbreitete sich das Gerücht von einem friedlichen Vergleich zwischen dem Kaiser und Frankreich und von nahen Abschluß vollständigen Friedens durch die dienstgefällige Ber- mittelung der englishen Agenten. Es hat sich aber, wie man sieht, in der Lage der Dinge nichts geändert. Abd el Rahman will den Krieg nicht, aber seine Unterthanen kehren sih nicht an feinen Willen, Die Friedens - Stipulationen scheinen leiht zu erlangen, nur in der Vollziehung möchte die Schwierigkeit liegen, und es ist niht unwahr scheinlih, daß hier zuleßt doch die Kanonen entscheiden müssen. Von einer Abseßung und gefänglihhen Hast der beiden Kaids, welche das französische Gebiet zuerst verleßt hatten, sheint keine Rede zu sein, Herr Guizot hatte die Authentizität dieser Nachricht bekanntlich da- hingestellt sein lassen. Man erfährt im Gegentheil, daß der Anführer der {chwarzen Leibwache des Sultans von Marokko mit einem neuen Corps \{warzer Reiter an der Gränze angelangt war, und daß er auch einen Sohn des Kaisers bei sich hatte. Es sind nun \chon fast zwei Monat seit dem ersten Angriff der Marokkaner ver= flossen, und doch beginnen die Feindseligkeiten immer von neuen, Unter allen diesen Umständen wundert man sich nicht darüber, daß Marschall Bugeaud seine Depeschen an den Kriegs - Minister durch einen Offizier des Generalstabes , Herrn Cheureux, Adjutanten des Marschall Soult, übersenven zu müssen geglaubt hat. Dieser Offizier soll dem Kriegs-Minister mündlich noch weitere Details mit= zutheilen haben, Zu Toulon hieß es , die auf der dortigen Rhede liegende Flotten-Division werde neue Verstärkungen nach Afrika über- schiffen. Der offizielle Bericht, den der Marschall Bugeaud dem Kriegs-Minister über das Treffen vom 3, Juli übersandt hat, ist in einer Depesche desselben an den Prinzen Joinville enthalten und von demselben Tage aus dem Bivouak an der Mündung des Uhed Jöly in den Uhed Muliah datirt, Es heißt darin : /

„Jn meinem Schreiben vom 1. Juli sagte ih Jhnen, daß ich gegen den oberen Muliah vorrücke, um die Wiederaufnahme einer ansehnlichen Abtheilung der Angaden zu erleichtern, deren Häuptling am Abend vorher in mein Lager gekommen war, um über seine Unterwerfung und Rülkfehr zu unterhandeln, Der Punkt des Flusses, wo ih mein Lager aufschlug, heißt Uhed-Jsly. Das marokkanische Lager, welches sih zwei Stunden von da befand, wurde mir entgegen gerückt und, wie es sien, vorläufig in ei- ner Entfernung von zwei Kanonenschüssen aufgeschlagen. Bei Tage scos- sen einige Tirailleurs auf meine Vorposten; ihr Feuern wurde nicht beant- wortet, Da cinige Reiter von unseren Angaden sich dem Lager genähert hat- ten, so schickte ih Araber ab, um sich mit ihnen zu besprechen und von ihnen zu ersah- ren, ob die Bewegung, über die man übereingekommen war, ausgeführt würde, Sie benahmen sich aber anmaßend und prahlerisch. Der marokkanische Befehlshaber sagten sie, habe von den Verbindungen gehört, die sie mit uns angeknüpft, und in Folge dessen den Stamm uach den inneren Gebirgen abführen lassen, Sie fügten hinzu, daß es jedenfalls morgen zum Kampfe kommen werde, wic möchten uns nun zurüfzichen oder vorrüenz die Marokkaner hätten eine Verstärkung von 1200 Mann Kavallerie unter der Befehlen des Scheriff Mamuhn und von 1000 Maun Jufantecie unter dem Kommando Hami- da's, ehemaligen Kaid's von Uschda, erhalten; wenn wir Sieger blieben, so würden sie sich unterwerfen, Jch hatte nicht die Absicht, vorwärts zu rücken. Heute zog ich mich frühzeitig in sehr guter Kaipfordnung gegen die Kavallerie zurück, Die feindlichen Tirailleurs eröffneten sehr bald ein Feuer mit meiner Arrièregardez diese Tirailleurs zu Pferde erhielten bald

Verstärkung und formirten einen großen Bogen, der einen Theil meiner Eche- lons zur Rechten und Linken umspannte ; das Gros der feindlichen Truppen rückte langsam vor, man schien nicht zum Kampf entschlossen, sondern, wie es schien, wollte man uns nur ein nicht sehr ernstes Geleit geben, um es nachher als einen Sieg feiern zu können, Wenn ih Halt machte, that der Feind ein Gleiches. So ging es etwa anderthalb Stunden fort. Da ích den Marokfanern keinen moralischen Votheil lassen wollte, von dem sie bei ihren Glaubensgenossen großen Nußen hätten ziehen können, so entshloß ih mi, die Offensive zu ergreifen, und sehr bald tricben wir all diese un- disziplinirte Neiterei vor uns her, Sie zeigte keine Kühnheit; Jedermann bemerkte, daß sie weit weniger Herz hatten, als in den beiden ersten Käm- pfen. Einige unserer Tirailleure trafen mit ihnen zusammen. Jndeß fan- den wir Gelegenheit, einige wirksame Schüsse aus den Gebicgs - Haubiyen zu thun. Auf der Höhe des Lagers angelangt, welches ih am Morgen verlassen hatte, glaubte man ihre Jufanterie auf das linke Ufer des Uhed - Jsly sich zurücfziehen zu sehen; nun zögerte ich nicht mehr, meine Kavallerie vorrüen zu lassen. Die des “Feindes war durch unsere offensive Bewegung schon \o zerstreut, daß wir ihre über- legene Anzahl nicht mehr zu fürchten hatten, Jch ließ jedoch unsere Chasseurs und Spahis durch den stärksten Theil der Jnfanterie ohne Tor- nister unte; stüßen; der andere Theil blieb zurück, um das Gepäck und die Tornister zu bewachen, Der Angriff unserer Kavallerie ging über Uschda hinaus, welches uns zur Linken blieb. Sie traf nur auf flüchtige Reiter, die nach allen Richtungen vor ihr wichen. Einige davon wurden getödtet und cinige Pferde erbeutet, von Jufantcrie aber war nichts zu erblicken, Vielleicht hatte man \sih getäuscht, als man früher deren zu sehen glaubte, oder aber sie hatte si links gewendet und, von den Staubwolken verdeckt, die Gärten von Uschda erreiht, Da der Feind an allen Punkten des Ge- sichtsfreises ganz vershwunden war, so führte ih die Truppen in das Lager der Stadt zurück. Um 11 Uhr Morgens war ih dort gela- gert, Dieser Kampf hat sehr wenig materielle Resultate gehabt, weil der Feind niht Stand hielt und wir nur mit Reiterei zu thun hatten; aber er verleiht uns sicherlih einen bedeutenden moralischen Bortheil. Wir haben den Marolfanern noch einmal bewiesen, daß wir den Kampf nicht fürchten, und daß sie nicht im Stande sind, einen ernstlichen Kampf gegen uns zu gewinnen. Zch hatte in meinem Lager mehrere Häupt- linge aus der Provinz Oran, die aus eigenem Antriebe zu mir zum Besuch gekommen waren, Sie werden im Junern erzählen, wie {nell wir mit den Marokfanern fertig werden, und dies muß sehr dazu beitragen, die Ruhe in Algerien aufrecht zu erhalten. Ueberhaupt ergreise ih mehr mit Hinsicht auf Algerien die sih mir darbietenden triftigen Gelegenheiten zum Kampfe, als daß es mir Vergnügen machte, die Marokkaner zu schlagen, Jch habe die sichere Nachricht erhalten, daß Abd el Kader bei dem leßten Gefecht ge- genwärtig gewesen ist.“

Das Journal des Débats bemerkt zu diesen Nachrichten: „Wenngleich der neue Kampf mit den Marokfanern an sih sehr un- bedeutend is, so gewinut er doch durch die ihn begleitenden Umstände große Bedeutung. Es is niht mehr der friedlihe El Genaui, der zu Uschda kommandirt, sondern Hamida, der ehemalige Kaid, der si seit langer Zeit hon als unser Feind und als Abd el Kader?s ergebener Freund gezeigt hat. Ueber die marokkanischen Truppen führt jeßt der Scheriff Sidi el Mamuhu , von der Kaiserlihen Familie, den Ober - Befehl, derselbe, der uns schon zweimal angegriffen hatte. Die ausgewanderten algierishen Stämme, die vor kurzem noch de- miüthig über ihre Rückkehr unterhandelten, bieten uns jeßt Troß, Zeugen von dem was im Junern Marokfko’s vorgeht, wo sie große Vorbereitangen zu einem heiligen Kriege sehen, schließen dieje Araber daraus auf die Vertreibung der Franzosen. Abd el Kader endlich, der von den beiden vorhergehenden Kämpfen durch El Genaui's Vorsicht war fern gehalten worden, steht jeßt dem Scheriff El Ma- muhu zur Seite der auf diese Weise ofen mit Frankreichs erbitter- tem Feinde gemeinschaftlihe Sache machen zu wollen scheint. Außerdem meldet uns eine Privat = Korrespondenz, daß der Ober Kaid der \{hwarzen Garde des Sultans mit einem Corps von Bocharis, einer auserlesenen Truppe berittener Neger, von denen übrigens ein erstes Corps schon in den Gefechten vom 30. Mai und 15. Juni von unseren Spahis geschlagen wurde, an unserer Gränze anlangt. Man fügt hinzu, daß auch ein Sohn des Sultans selbst mit diesen Verstärkungen ankomme. Nunmehr wird es unmöglich, die Stimmung des Hofes von Marokko zu beurtheilen und sein Beneh- men zu begreifen. Will er den Frieden, haben seine Soldaten uns am 30, Mai das erste Mal wider scinen Willen angegriffen, wie fömmt es dann, daß 34 Tage nah diesem Gefecht der Angriff er- neuert wird, und daß die Stellung Marokko’s überhaupt eine kriege- rische i? Noch einmal, wir wissen nicht mehr, was wir von den Absichten Abd el Rahman's und seiner Minister denken sollen, Jeden falls is unsere afrikanishe Armee fest und wohl kommandirt,“

Das öffentliche Urtheil hat sich, ungeachtet des freisprehenden Berdifkts der Jury, so mächtig und entschieden gegen Eduard Donoit gerichtet, daß es ihm unmöglich war, in seiner Vaterstadt Pontoise zu bleiben; die große Aufregung, die sih gegen ihn zeigte, hat ihn veranlaßt, sich nach Amerika zu flüchten, wohin er gestern zu Havre unter anderem Namen sich einschi}ste.

#0 París, 18. Juli. Jun der Pairs-Kammer kündigte heute der Präsident an, daß der Graf Darboville kraft des Geseßes über die Erblichkeit der Pairie von 1820 seinen Sib in der Kammer in Anspruch nehme und die betreffenden Dokumente zu die- sem Zwecke vorgelegt habe. Eine Kommission zu Prüfung dieser Dokumente wird ernannt,

Jn der Deputirten-Kammer hatte Herr Berryer zuerst das Wort in Betreff des Berichts über die Wahl des Herrn Charles Laffitte zu Louviers. (Bewegung, Aufmerksamkeit.) Viermal habe

Eine Díssonanz, die auch auf die Form übergegangen, Lieber hören wir den Erguß seiner patriotishen Muse, die sich unwillig von aller Fälschung des deutshen Sinnes abwendet und den Zeitgenossen ermunternd zurust : Noch ist Deutschland nicht verloren : Bleibt nur einig auf dem Schiff! Dann wird es wie neugeboren, Troy dem Sturm und troy dem Nis, Stattlich in den Hafen laufen, Stets bereit zu neuer Schlacht ; Wie einst, als die Hohenstaufen i Noch geblüht in hoher Macht. Dieser sein Patriotismus droht übrigens an das Lächerlihe zu streifen, wenn er sich in seinem Gedicht „der Römerseind““ für Wahrung der Deutsch- UR n gegen das „Gift“ des Römerthums mit dem bedauernden Zusaß Noch herrschen die Namen Der römischen Kirche, Des römischen Rechtes, O H On ¿ „Im Lande der Deutschen. L x trr hätte, um nur von Einem zu reden, wissen sollen, daß die dv S a Meta für ¡Frie wnd Völker Garautieen ; , die den Kundígen beslimmen i nur mit Webührender as 4 aae, g sl n müssen, seiner

l und Formen ver om Plattense e, Hier hat sich der Dichter in Klängen

9 ' cenz an vie sa i Nilelans Fenau nidt L Agingig R en Sie seines Freundes und bringt Pittoresfes er, Zn diesem Cyklus {ha} seine Phantasie sreíer verlieren, Am span omi Gruppirtes, ohne \ch je in Verzerrtes zu (S. 172 bis 197), ver eine waer ist die Romanzenfolge „Atar Gull“ NAMeO Me denudle Geschichie Y u A ug ? L Bs in seinem gleich-

, u, 5, Waldbilder, Bilder aus den Älpen, Bald elegisch,

bald refleftirend gehallen, durhgängig aber Zeugen eines edlen, für hôhere

Eindrücke empfänglichen Gemüths, Zur Probe „Wolkenneid“ (S. 221);

Die Königin des Walds, die edle Eiche,

Hebt sih empor in dunkelblaue Lüsfte,

Aufstrebend kühn zum stolzen Wolkenreiche,

Vom Moder ferne düstrer Erdengrüfte.

Die Wolken sehen es mit {heelem Neide,

Daß eine Schwester ihnen sich geselle,

So \{chön, o hehr im grünen Hoffnungsfkleide,

Und \hleudern ihren Bliy, daß er sie fälle, Soldatisch - lriegslustige Zdeen verfolgen unseren Dichter selbst in die stille Wald -Einsamkeit, So singt er (S, 213):

Du schlanke Esh' im Sonnenglanz!

Wie deut? ih dein Gezitter {

Du wähnst, es hol zum Waffentanz

Als Lanze dich cin Nitter,

Bleib? ruhig nur! Ju deinen Wald

Kommt nimmermehr ein Nitterz

Und käm’ er auch, es giebt so bald

; Noch keine Lanzensplitter.

6, Lieder des Sturmes! Originell ín der Anlage, fräftig in der Ausführung, reich an neuen Jdeen, Das Beste, was der Hraf Alexander geschrieben, und wodurch er sich einen Namen erworben, Das Gedicht „„Ahasver und Bonaparte“/ verdient darunter einen Ehrenplaÿ.

7, Vermischte Gedichte, Manches Matte und Kränkelude. Man sicht, daß der Verfasser physisch und geistig litt, Denn derselbe war, wie sein Biograph J. K. (wahrscheinlich g ustinus Kerner) in der Augs- burger All emeinen Zeitung sagt, in seinen leyteren Lebensjahren, von mehrjährigen Leiden zu Boden gedrückt, nur nóch das Bild eines Ad- lers, dem ein Pfeil die Brust getroffen, U,

Die musikalischen Werke älterer niederländischer Meister.

Colleclio operum musicorum Batavorum saeculi X VI. Edidit Franeisecas Commer. Sumptibus socielatis Bataviae ad musiícam promovendam. Berolini apud Trautwein (J. Gultentag).

Kaum sollte man glauben, daß eine Nation, wie die niederländische, die fast ausschließlich in Handel und Judustrie die Quellen ihres Wohl- standes findet, der Kunst eine so lebendige Theilnahme zuzuwenden ver- möchte, wie dies dennoh, und namentlich ín Beziehung auf die Musik, geschieht, Die seit längerer Zeit bestehende „Gesellschaft zur Beför- derung der Tonkunst in denNiederlanden“ strebt redlich danach, ihren Zweck in seinem ganzen Umfange zu erfüllen, und wendet dafür reiche Mittel auf. Bereits sind auf ihre Kosten mehrere größere Werke jeyt lében- der nicderländischer Komponisten im Stich erschienen, und jeyt scheint sie es sich zum Ziele zu segen, den Zeitgenossen auch dasjenige ins Gedächtniß zurüzurufen, was in früheren Jahrhunderten im Gebiete der musikalischen Composition von ‘niederländischen Künstlern Werthvolles geschaffen worden ist, Daß sie hierzu eine große Masse von Material vorfindet, wird Zeder einräumen , der da weiß, in welhem Rufe die niederlän- dische Schule der Musik einst stand, wie sie hon im höchsten Flore prangte, als die verschiedenen Abzweigungen der italienischen Schule gleichsam noch im Keime verschlossen waren, Die unvergleichlichen Werke eines Palästrina und Anderer machten freilich manche Leistungen der Niederländer vergessen oder ließen sie wenigstens in den Hsntergründ treten z um so mehr düfte aber gerade das Bestreben der obengenannten Gesell- schaft zu billigen sein, wenn sie dahin zu wirken sucht, den Verdiensten der Tonkünstler der niederländischen Schule aus früheren Jahrhunderten zu er- neuter Anerkennung zu verhelfen und ihre Werke, die sih größtentheils nur in wenigen seltenen Exemplaren in Bibliotheken zerstreut vorfinden, der Mitwelt wiederum allgemein zugänglih zu machen, Der vorliegende, auf

die Kammer diese Wahl umgestoßen, wegen des von demselben ge- machten Angebots zum Bau einer Zweigbahn nah Louviers von der Paris - Rouener Bahn aus. Die Kammer habe in diesem Angebot einen Versuch zur Wahl - Bestechung erblickt, und eine follektive Be- stehung habe ihr eben so verwer lich geshienen, als eine indivi- duelle. Die mit der Prüfung der Wahl beauftragte Kommission er- flärte, sie schließe niht den Mann aus, sondern trete nur gegen die Thatsache auf. Sobald diese verschwinde, unterliege die Zulassung keiner Schwierigkeit mehr. Am 6, Juli wurde das Wahl = Kollegium von Louviers zur fünften Wahl berufen. Am 23, Juni erging ein Schrei- ben von angesehenen Wählern von Louviers an Herrn Laffitte, sein Angebot aus den Händen des Ministers der öffentlihen Arbeiten zu- rückzunehmen. Herr Ch. Laffitte fügte sih ihrem Wunsch. Der Mi nister hat dem 6ten Büreau der Kammer das Schreiben zugestellt, wodurch Herr Ch. Laffitte sein Angebot zurükzieht. Das bte Bü- reau erblickte darin eine moralishe und wirklihe Verzichtleistung des Herrn Laffitte auf den Bau der Eisenbahn nach Louviers. Es schien ihm daher die Freiheit der Abstimmung den Wählern wiedergegeben, und cs s{lägt daher jeyt die Zulassung des Gewä*lten vor, Der P räsident fragt, ob Opposition dagegen erhoben werde. Tiefe Stille; Niemand ergreift das Wort, die Wahl wird also für regelmäßig und Herr Ch. Laffitte als zugelassen erklärt. Die Kammer schrei- tet dann zur Fortseßung des Ausgabe-Budgets des Finanz-Ministeriums, Brei Kapitel 45 „Wälder‘“/ wünscht Baron Lad oucette, daß Maß= regeln getroffen würden, um den Verheerungen in den Staatswaldun gen ein Ende zu machen, Herr Boulay de la Meurthe s{chlägt als Amendement vor, die Verwaltung solle jedes Jahr den Kammern einen Etat der Gesuhe um Urbarmachung von Waldungen vorlegen worin zuglei die Motive der ministeriellen Entscheidungen angegeben würden, Der Finanz-Minister: Die Abholzung und Wieder- bepflanzung der Wälder habe stets die Aufmerksamkeit der Regierung auf ih gezogen, besouders die Abholzung der Berge, weil man der- selben die Unglücksfälle der Ueberschwemmungen beigemessen. Er habe hier nicht zu untersuchen, ob diese Abholzung die einzige Ursache der= selben sei, aber man könne annehmen, daß ste viel dazu beitrage. Die Forst-Verwaltung sei mit Lösung dieser wichtigen Frage beauftragt. Der General-Forst-Direktor sei zu diesem Ende von ihm mit einer Sendung beauftragt worden, die er dieses Jahr fortsebe, Der Minister er- flärt, er sei eher streng als willfährig, wenn es sich um Ausrottung von Wäldern handle, aber das Eigenthumsreht müsse doh auch be achtet werden, Er bittet die Kammer, das Amendement nicht anzu= nehmen, weil dies glauben machen könne, es seien Mißbräuche vor- handen, die aber nicht beständen. Das Amendement wurde darauf verworfen. Bei dem Kapitel „Jndirekte Steuern“ weist Herr Ledru=-Rollin auf den zunehmenden Pauperismus hin, wogegen nichts geschehe, obgleih {on Casimir Perrier 1831 versprochen, sich damit zu befassen ; die Abhülfe dürfe nicht länger verschoben werden; ein gutes Mittel dazu wäre die Rentenumwandlung, und auch eine Verminderung der indirekten Steuern sei unumgänglih nöthig. Auch gegen die Postverwaltung wurden viele Klagen vorgebracht.

Großbritanien und Irland.

London, 17. Juli, Die Whig-Opposition in England sucht für ihre Angriffe gegen die Regierung vorzugsweise in dem Bereiche der auswärtigen Politik derselben einen Stühzpunkt, Es erscheint leichter, Thatsachen, welche in der Ferne sich ereignen, nah Partei- Grundsätzen in ein nachtheiliges Licht zu stellen, als Maßregeln zu tadeln, welche zur Besserung innerer Zustände getroffen werden. So fonnte auch Lord Palmerston in seiner gestrigen Rede über den Sfkla= venhandel leiht den Vorwurf erheben und uach Whig=Prinzipien be=- gründen, daß die Tory= Politik in Spanien Englands Einfluß habe untergehen lassen, daß England dem Untergange der Freiheiten des spanischen Volkes ruhig zusehe und über sein glüklihes Einverständniß mit Frankreich die Erhaltung der National-Würde und der britischen Jnteressen in Spanien vergesse. Die einfahe Antwort Sir R. Prel's hierauf am Schlusse seiner Rede, daß das jeßige Kabinet kein anderes Ziel erstrebe, als das von Lord Palmerston bezeichnete, dabei aber in Uebereinstimmung mit den Grundsäßen des Völkerrechts verfahre, dürfte hinreichen, die Anschuldigungen des edlen Lords als unbegründet er- scheinen zu lassen, falls niht außerdem noch die Politik der Regierung dur die unabhängige Presse eine entschiedene Bill:gung erführe, Die Times, bekannt als das unabhängige Organ der Majorität des englishen Volkes, {rieb vor einigen Tagen, bei Gelegenheit ähn- licher Anschuldigungen gegen die Nachgiebigkeit der Regierung in der maroffanishen Frage, zur Charakteristik der gegenwärtigen britischen Politik Folgendes: „Während die Whig - Opposition jedem Staate in (Europa Troß bieten möchte, jedes Gefühl der Feindseligkeit, das in irgend einem Lande gegen uns sih kundgiebt, übertreibt und das Mißtrauen, welches die Politik ihrer Führer in der ganzen Welt gegen England rege gemacht hat, zu bestärken sucht, erörtern wir ohne Leidenschaft und Vorurtheile die wichtigen Fragen, von welchen die Erhaltung des Friedens abhängt, und legen weder einer fremden Macht Pläne unter, die politische Ordnung Europa?'s zu zerstören, noch geben wir uns einem übertriebenen Vertrauen zu einer remden Regierung hin, wel ches die Vernachlässigung unserer nationalen Macht und unserer öf- fentlihen Pflichten zur Folge haben könnte, Von diesen Grundsäßen ausgehend, haben wir das Glü gehabt, mit der Politik unseres gegenwärtigen Ministers der auswärtigen Angelegenheiten übereinzu=

Kosten jener Gesellschast edirte Band bringt zehn größere Compositionen von niederländischen Tonsezern aus dem t6ten Jahrhundert, unter denen die des Jacobus Clemens non Papa an Werth offenbar den ersten Play behaupten, Von ihm enthält die Sammlung auch die meisten Werke, nämlich + 1) ein Vox clamantis in deserto (fünfjtimmig)z 2) cin Angelus Domini (fünfstimmig); 3) ein Deus in adjutorium (sechsstimmig);z 4) ein Kgo flos campi (siebenstimmig) und cin Pater pececavi (achtstimmig), Die Stimmführung bekundet überall den Meister, die harmonischen Wendun- gen sind oft wunderbar s{ön, der Wohlklang findet dabei fast immer seine Beachtung, cs fehlt nicht an Gefühl und Ausdruck, und hat man sich erst auf den Standpunkt gestellt, von welchem aus solche Leistungen ciner frü heren Zeít beurtheilt werden müssen, so wird man an dieser Musik eben o viel Geschmack finden, wie an den besseren Hervorbringungen der später zu größerem Ansehen gelangten italienishen Schule. Von den Lebens-Umstän- den des Komponisten is nur bekannt, daß er a!s Mönch in einem nieder- ländischen Kloster gelebt hat z die seine Weike hier aufs neue veröffentlichende Gesellschaft hat daher alle niederländischen Akademieen zu Nachforschungen aufgefordert, um wenigstens nothdürftige Data zu einer Biographie des merkwürdigen Mannes zusammenzubringen, Die übrigen in dem Bande noch vorfommenden Combpositionen reihen zwar an Gehalt nicht ganz an die des genannten C'emens hinan, verdienen aber dennoch die besondere Aufmerksamkeit der Kunstfreunde, Es sind; ein Si ignoras te (fünfstimmig) von Ch ristian Hollander, ein Dum transisset Sabbathum (fünf- stimmig) vonSebastian Hollander, ein Domine exaudi (fünfstimmig) und ein Verba mea aurihus percipe (sechsstimmig) von H ubertus Waelrant, und ein Deus, Deus meus ad te von AdrianusWillaert, dem Stifter der venetianischen Tonschule (geb. 1492 zu Brügge, gest, 1563 zu Venedig), der zuerst für eine größere, als bisher gewöhnliche Anzahl von Stimmen, nämlich für sech8s und sieben, sehte, und dem auch die Erfindung der Doppelchöre zugeschrieben wird,

Daß die Ausgabe dieser Werke mit der nöthigen Einsicht und Sorg- falt veranstaltet worden is, dafür bürgt schon der Name des Herausgebers, der gerade in der Beschäftigung mit älteren Kunstshäßen und an deren

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stimmen, und wenn wir mit der Feder eines Geschichtschrei= bers, statt mít der eines Kontroversisten schrieben, so würden wir zeigen, daß Lord Aberdeen im Laufe der lebten drei Jahre unser Land sowohl wie Europa aus einem Zustande großer Gefahr befreit hat; das» das gute Einverständniß mit Frankreich dur feine demüthi- gende Konzession erkauft worden ist, sondern in dem gesunden Sinne und in den wahren Jnteressen beider Regierungen ihren Grund hat, und daß die Würde und Macht unserer Nation niemals auf eine an- gemessenere Weise erhalten und dargelegt werden fann, als durch die Mäßigung der Leidenschaften und die Beseitigung der Eifersüchteleien und Animositäten fremder Staaten. Wenn wir aber um unserer eigenen Ehre und um der allgemeinen Wohlfahrt willen bestrebt sind, die Regierung Englands zur Erledigung solher Functionen in der Welt zu veraulassen, so wissen wir, daß dazu ein richtiges Verständniß internationaler Gerechtigkeit, ein Entschluß gehört, in Anderen alle diejenigen Rechte zu achten, welhe wir selbst für uns beanspruchen, daß dazu vor Allem Festigkeit gehört, um zu verhindern, daß fleinere Ursachen zu Strei= tigkeiten über die großen Prinzipien des Friedens ein Uebergewicht erlangen. Unsere Opposition deutet diese Ansichten übel aus, denn in ihren Augen is Alles verächtlih, was nicht auf eine geräuschvolle und heftige Geltendmachung nationaler Suprematie hinzielt, und wir können wahrlich ihre gewöhnlichen Vorwürfe der Jnkonsequenz ihr zurück= geben, da sie ihre falshen Prämissen bis auf den höchsten Grad der Extra- vaganz und Absurdität gesteigert hat. Als Zuschauer der Entwickelung politischer Ereignisse wird unser Juteresse auf gleiche Weise durch die Er= haltung eines allgemeinen Friedens, wie dur die erfolgreichen Resultate unserer nationalen Politik in Anspruch genommen. Es iffst das erste Mal in der Geschichte der Christenheit, daß die Angelegenheiten Europa?s während eines Zeitraums von 30 Jahren durch die Weisheit von S taatéméännern ohne Waffenhülfe geleitet worden sind. Wir begrü- ßen ein solhes Resultat, als den größten Triumph der Humanität, der Politik und der Vernunft, und glauben, daß dieser glückiüihe Zu stand der Eintracht unter den Nationen nur durch den vorübergehen den Sieg der verwerflihsten Beweggründe unterbrochen werden fann,““ Aus diesem Grunde hält die Times eine Störung des Eínverständ= nisses zwischen England und Frankreich selbst in der maroffanischen Frage uicht für möglih, und aus ähnlichen Gründen dürfte die Po litif der Regierung überhaupt gegen Lord Palmerston's Angrisse ge- rechtfertigt erscheinen,

London, 19. Juli, Die Verhandlungen der beiden lebten Sihungen des Parlaments waren von keinem besonderen Interesse. Das Hauptgeschäft des Unterhauses bestand in der Erörterung der einzeluen Klauseln der neuen verbesserten Armengeseß-Bill, welche vorgestern das Comité passirte. Gestern wurde ein Antrag des Herrn Duncombe, daß ihm gestattet werden möchte, persönlih vor dem geheimen Post-Comité seine Aussagen über stattgefundene Verleßung des Brief-Geheimnisses abzugeben, mit 141 gegen 51 Stimmen ver- worfen. Der Antrag veranlaßte eine längere Diskussion, die indeß nur die früheren Anschuldigungen gegen die Minister wiederholte, und ministeriellerseits auf den Nachweis beschräukt blieb, daß eine Zu= lassung des Herrn Duncombe zu den Berathungen des Comités nicht in der Absicht des Hauses gelegen habe, mithin unstatthaft sei.

Das Oberhaus hielt gestern nur eine kurze und unbedeutende Sihung.

Einer Angabe im Standard zufolge, dürste das Urtheil des Oberhauses in der Appellationssahe O'Connell's nicht vor Rückkehr der Richter erfolgen, welche auf ihren Circuits begriffen find,

Graf de Grey ist gestern von Dublin hier eingetroffen.

Die Arbeiter in den Baumwollen-Fabriken zu Bolton, welche den Fabrikherren vor Kurzem angezeigt hatten, daß sie ihre Arbeit niederlegen würden, weun ihr Lohn uicht um 10 pCt. erhöht werde, haben sich jeßt mit Lebteren gütlih geeinigt und arbeiten gegen eine Lohnerhöhung von 5 pCt. fort. Man glaubt erwarten zu müssen, daß die Arbeiter aller anderen Fabrikstädte vou Lancashire dem von Bolton gegebenen Beispiele folgen werden,

© London, 17. Juli. Obgleich Lord Palmerston in seine Motion gegen den Sklavenhandel gewisse Parteifragen gemischt hat, so ist sie doch als Ausdru der festen und unveränderten Ansicht einer der Zahl nah sehr umfassenden und einflußreichen Klasse in England von Wichtigkeit, der Ansicht nämlich, daß die gänzliche Unterdrückung des Sklavenhandels eine Sache ist, welhe Großbritanien um fast jedes Opfer zum Ziele führen muß, und daß zur Erreichung desselben noch entschiedenere Schritte gethan werden müssen, als bisher. Dies ist bei uns, wie ich versichern kann, die Ansicht eben sowohl derer, bei denen das religiöse Juteresse vorherrscht und die man vorzugs- weise Evangelische oder Heilige nennt, als auch eines großen Theils der politis liberalen Partei, und ihr Eifer für die Sache is weder jeßt von Lord Palmerston, noch früher bei einer anderen Gelegenheit von Lord Brougham übertrieben worden, Eine einzige, von ersterem angeführte Thatsache reiht hin, Jeden zu ergreifen, dem nicht gerade- zu das gemeinste Gefühl für Menschlichkeit entgeht, nämlich die, daß erweislih zwei Drittel sämmtlicher jährlich in Afrika eingeschissten Neger unterweges sterben, ehe sie ihren Bestimmungsort erreichen, Wie köunen sich die Mächte Europa's, Angesichts einer solchen That sahe, rühmen, daß ihre Bemühungen, dieses höllische Gewerbe zu vertil gen, mit Erfolg gekrönt worden seien? Es wird Zeit genug sein,

Hervorziehung aus dem Dunkel an das Tageslicht seine größte Freude findet, Die nothwendigen Versezungszeichen, über die sich in früherer Zeit die Sänger nur mündlich verständigten, sie aber nicht schriftli beifügten, stehen hier über den Noten, und so werden sie diejenigen nicht geniren, welche etwa noch behaupten, man hätte damals die Werke jener Zeit durchgängig ohne Beobachtung dieser Verseßungszeichen gesungen, Das Aeußere der Sammlung gereicht der Verlagshandlung zu nicht geringer Anempfehlung, Der zweite Band wird bereits vorbereitet, um zu Anfange des August er scheinen zu können, |\

Vermischtes.

Bevrlin, Eine wahre Freude war es uns, in der Person des vor einigen Tagen in unserer Mitte weilenden Kaiserlih österreichischen Wirkli- chen Regierungs-Rathes K. Deinhardstein aus Wien (der in Nr, 105 d. Ztg. irrthümlich als Kaiserl. Wirkl, Geh, Rath aufgeführt worden) einen alten Bekannten zu begrüßen. Vielseitig i man bemüht gewesen, dem Dichter des „Hans Sachs“ seinen Aufenthalt in Berlin so angenehm als möglih zu machen, Bei der hiesigen Königlichen General-Jutendantur hat derselbe sein neuestes Lustspiel „Modestus“ eingereicht, ein Sittengemälde, das sich niht nur in Wien, sondern aller Orten, wo es bis jeyt zur Ausf- führung gelangte, als ein gehaltreihes und bedeutungsvolles geltend zu machen wußte, Deinhardstein ist bekanntlih Redacteur der Wiener Jahrbücher der Literatur, und hat als solcher jet auch in Nord- deutshland mehrfache neue Verbindungen angcknüpst , die dieses treffliche Justitut noch mehr zu heben geeignet sein diirsten, Der zuleyt erschienene (106te) Band enthält Aufsäße von Hammer-Purgstall, Gottfried Hermann, Geh, Rath Creuzer, und eine in geschichtliher und topo- graphischer Beziehung höchst interessante Abhandlung von Kustos Ber g- mann, deren die neuesten französischen und englischen Zeitungen rühmlichst gedenken. _Es fann wohl mit Recht behauptet werden, daß kein deutsches Journal ín einem Bande Aufsäße von solcher Wichtigkeit aufzuwei-

sen hat.

sagt die Anti-Slavery-Society, in unseren Anstrengungen nahzulas=- sen, wenn der Sklavenhandel in That und Wahrheit sein Ende er- reiht hat. Man sage uns nur nit, meint sie, daß alle Großmächte Europa's zur Unterdrückung dieses Uebels Verträge abgeschlossen ha- ben; das is freilich wahr; aber die Shmach dauert dennoch fort, und zwar in einer Ausdehnung, daß in Afrika noch jährlih etwa 150,000 Neger verschifft werden. Sie verlangt folglih von der britishen Re= gierung, daß sle in ihren Anstrengungen nicht eher nachlasse, als bis diese Es des Menschengeschlehts wirklich und gänzlich vershwun=- den ist.

Indessen isst nit der geringste Grund vorhanden, anzunehmen, daß das Kabinet Sir Robert Peel's sich die Erreichung dieses großen Zweckes weniger zu Herzen nehme, als das Ministerium Lord Mel= bourne’'s gethan hat. Jm Gegentheil belegt ja die neue Zudcker-Zoll- Bill der laufenden Session fremden Zucker, welcher dur Sfklaven- Arbeit gewonnen i}, zu Gunsten des Kolonial - Zuckers, welcher nicht mit Sklavenshweiß befleckt is, mit einem Differenzial-Zoll von 29 Sh. den Centner; denn der Zoll für den leßteren beträgt 34 Sh. der Centner, während der erstere mit 63 Sh. der Centner belastet ist. Es is} freilich noch uiht erwiesen, daß diese Bill den Anbau des Zuckers mittelst Sklaven-Arbeit în der Ausdehnung beschränken wird, wie man erwarten dürste. Denn wenn England dem Zucker von Java vor dem aus Brasilien den Vorzug giebt, so muß man viel- leiht gewärtigen, daß die vermehrte Ausfuhr des Zuckers von Java nach England den brasilianishen Zucker zwingen wird, sich einen Abzugs - Kanal nah Holland und anderen Ländern zu suchen, welche vorher von Java aus versorgt wurden; und dann dürfte Brasilien durch den Verlust des englischen Marktes keine we- sentlihe Einbuße erleiden. Gleihwohl bleibt die neue Zuder=- Bill ein Beweis mehr, daß die britishe Regierung den ernstlihen Wunsch hegt, Alles zu thun, was in ihrer Macht steht, um sowohl den Sklavenhandel als auch den Zustand der Sflaverei überhaupt auszutilgen. Brasilien und Spanien können natürlich nicht gezwun= gen werden, zu diesem guten Werke das Jhrige beizutragen; so lange aber die größeren Mächte ohue Unterlaß und unter welcher Form man wolle, der Sklaverei die Spihe bieten, darf man nie die Hoff- nung verlieren, daß die Macht des Beispiels und der bessere Sinn früher oder später auch auf das Benehmen jener Staaten ihre Wir= fung nicht verfehlen werden, welche gegenwärtig noch diesen entehren=- den Mißbrauch dulden.

Man fann Großbritanien wohl niht die Ehre streitig machen, daß es stets und ernstlich darauf hingearbeitet hat, andere Mächte zur Theilnahme an dem großen Werke der endlichen Abschaffung des Sflavenhandels zu bewegen, selbst wenn man behaupten wollte, daß si bisweilen politishe Zwecke mit eingemischt haben. Die „Geschichte des Sklavenhandels‘/ von Herrn Bandin el *) liefert eine flare, unge=- \{chmückte und aus offiziellen Quellen geshöpfte Darlegung dessen, was jedes britische Ministerium seit der nah dem Frieden von 1815 von den Mächten Europa's erlassenen Erklärung gegen die Sflaverei in dieser Hinsicht gethan hat. Minister, welche in ihren Meinungen über andere Fragen von einander sehr verschieden waren, haben in Betreff des Sklavenhandels stets versucht, in derselben großen und menschlichen Politik mit einander zu wetteifern. Lord Castlereagh und Herr Canning, der Herzog von Wellington und Earl Grey, Lord Palmerston und Lord Aberdeen haben sämmtlih nah einander ihre Talente und ihre Mühen der Er- reihung desselben großen Zweckes gewidmet; und wenn dieses shmadch= volle Gewerbe die Welt noch betrübt, so kaun man doch nicht leug= nen, daß Großbritanien den Trost hat, kein erlaubtes Mittel zu seiner Unterdrückung vernachlässigt und sich folglich von der moralischen Schuld frei gemacht zu haben, welhe den Staaten zur Last fällt, die direkt oder indirekt die Fortdauer dieses entseßlihen Uebels auf-

rechthalten oder begünstigen mögen.

Geb gierun.

Brússel, 19. Juli, Der Senat hat nun seine Arbeiten auch beendigt, und zwar mit Annahme des Geseß-Entwurfs über die Dif= ferenzial-Zölle; 28 Mitglieder erklärten sich für das Geseb, 5 gegen dasselbe, und 7 enthielten sih des Mitstimmens. Der Minister des Innern verlas darauf die Königliche Verordnung, durh welche die Session geschlossen wird.

Dänemark.

Helsingör, 18. Juli, Die russishe Escadre auf der hiesigen Rhede besteht aus folgenden Schiffen : dem Linienschiffe „Le Fort“ v, §4 Kan., Chef- Cpt. Zamißky, Escadre-Chef Vice- Admiral von Plater, Ches-Cpt. Koulebia=- fine, Contre-Admiral Bolgowsfki,

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*) Some Acconnt of the Trade in Slaves from Africa as connected with Enrope and Americaz; especially with reference to the efforts of the british Government lor its extinction. Auch deuts erschienen unter dem Titel „der afrikauishe Sklavenhandel“ von James Bandinel, Berlin 1843, bei Hermes. Ueber den Jnhalt der Schrift vergl. Allg. Preusi, Staats-Zeitung Nr, 260 vom Jahre 1842,

Wir freuen uns, dem theaterliebenden Publikum die Mittheilun machen zu fönnen, daß der als Dichter wie als Schauspieler glei beliebte wiener Komiler Herr Nestroy am 27. Juli zu Berlin ein- treffen und einen Cyklus seiner besten Nollen auf dem Königsstädti- \hen Theater spielen wird. Er beginnt sein Gastspiel am 31, Juli, und zwar mit der Posse „das Mädl aus der Vorstadt‘“‘, Der Magnet der un- erschöpflihen Laune dieses Künstlers wird gewiß auch in Berlin seine An- ziehungsfraft bewähren, Jm Königsstädtischen Theater, welches früher deu Sommer über Ferien hielt, wird diesmal fortgespielt, und zwar sicht- lich mit gutem Erfolg für die Kasse der Direction. Das Haus is} fast jedesmal gut beset, namentlich bei den Ballet - Vorstellungen der Madame Weiß aus Wien. Sowohl hier als in Potsdam, wo diese allerliebsten sechsunddreißig Kinder unter den Augen der Allerhöchsten Herrschaften zu tanzen die Ehre hatten, erregten dieselben, bei ihrem jedesmaligen Auftreten, den lebhaftesten Enthusiasmus, Leider werden die Liliput-Elslers ihre Pro- ductionen nur noch bis zum 30, Juli fortseßen, dann aber unwiderruflich nach Hamburg abgehen, um ihre gegen die dortige Theater - Direction eingegangenen Verbindlichkeiten zu erfüllen. i

Breslau, 19, Juli. (Br, ZZ) Der hiesige Geschichtsmaler , Herr Professor Herrmann, hat ein großes historisches Bild, wozu Se. Maje- stät der König ihm vor zwei Jahren Austrag gegeben hatte, vollendet; so-

wohl die nächste Bestimmung des Bildes, nämlich einen Raum im Kön

l. Schlosse zu Erdmannsdorf zu hmüdcken, als auh der Ge i war fn

dem Auftrage inbegriffen, Dieser is die Gründung des Klosters zu Treh- niy, welche, zufolge eines Gelübdes Herzogs Heinrich 1. von Liegniy (der an der Stelle, wo das Kloster steht, sich eins in Lebensgefahr befand), voi dessen Gemahlin Hedwig geschah. Das Gemälde stellt den Akt dieses Be- {lusses unmittelbar an der Quelle dar, welche si noch jeyt unter der Trebniyer Kirche befindet, und zeigt, da der ganze decjoalidee Hof ari der Handlung Theil uimmt, pam Figuren ; einige der weiblichen Köpfe ru- fen dem Beschauer Aehnlichkeit mit Mitgliedern des preußischen Königshauses

zurückd, Das Bild is bereits an den Ort seiner Bestimmung abgegangen.

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