1844 / 205 p. 2 (Allgemeine Preußische Zeitung) scan diff

n: Sachsen. Auch zu Barby und Mühlhausen L O Bas der Gustav - Adolph -Stiftung gebildet. Jn der Nacht vom 20. zum 24. Juli wurde zu Halle bei sehr be- dedtem Himmel eine große Feuerkugel gesehen, welche sich aus NO. uach SW. unter sausendem Geräush bewegte und anscheinend einen Durchmesser von etwa neun Zoll hatte. Sie ging tiefer als die Wolfen und verbreitete ein so starkes bläuliches Licht, daß entferntere Gegenstände genau unterschieden werden konnten.

X Paderborn, im Juli. Der seit dem Jahre 1834 in hie- siger Stadt bestehende Wollmarkt, welcher jedesmal am 30. Juni, 4; und 2. Juli abgehalten wird, war auch in diesem Jahre den ört- lihen Verhältnissen nah wieder sehr belebt. Namentlich wurde, was früher nicht der Fall gewesen, eine niht geringe Quantität Wolle aus dem Regierungs - Bezirk Arnsberg hbergeführt. Auch war die Einfuhr aus dem Fürstenthum Lippe bedeutend, Jn den Verkehr ka= men 3678 Ctr., darunter 1554 Ctr. feine, 1208 Ctr. mittlere und 916 Ctr. ordinaire Wolle. 455 Ctr. grobe blieben unverkauft, weni-=

ger wegen Mangels an Nachfrage, als wegen hoher Preisstellung. Die feineren Wollsorten wurden sehr gesuht und im Allgemeinen zu |

weit höheren Preisen verkauft als im vorigen Jahre; dagegen war die Nachfrage nah den gröberen Sorten geringer und der Preis niedriger. Die Durchschnittspreise waren für die feine Wolle 75 bis 62 Rthlr., für die mittlere 53 bis 42 Rthlr. und für die Landwolle {0 bis 22 Rthlr. Die Wäsche der Wolle war vorzüglih., Der Ver= kehr würde noch bedeutender gewesen sein, wenn nicht kurz vor dem Markte mehrere benahbarte Landwirthe ihre Vorräthe meistens zu geringeren als den Marktpreisen an Auffäufer abgelassen hätten.

Am zweiten Markttage fand in dem Saale des hiesigen Rath-= hauses die jährliche General - Versammlung des landwirthschaftlichen Haupt=Vereins für das Fürstenthum Paderborn statt. Dieselbe er= freute sich eines zahlreihen Besuches und lebhafter Theilnahme der Mitglieder; nur wäre es wünschenswerth, wenn in Rücksicht auf das Gedeihen der eigenen Wirthschaften auch die kleineren Grundbesißer den Bestrebungen der landwirthschaftlichen Vereine sich mehr als bis= her anschlössen. Einen sehr erfreulihen Eindruck machte die Mitthei= lung eines Schreibens des Königlichen Landes-Oekonomie-Kollegiums, uach welchem von Seiten der Staats =- Regierung eine wirksame Un= terstüßung der landwirthschaftlihen Bestrebungen unserer Zeit, nament= lih durch Einrichtung von höheren und niederen landwirthschaftlichen Lehranstalten, von Mustereinrichtungen, besonders zum Besten kleiner

Landwirthe und durch mannigfaltige einzelne Maßregeln der Hülfe |

oder der Anregung, namentlich auch durch baare Geldzuschüsse an die Vereine theils mit dem Zwecke der Ermunterung, theils als direkte Hülfe stattfinden wird. Errichtung ciner Ackerbauschule in hiesiger Stadt.

Nuslanud.

Deutsche Bundesstaaten.

Großherzogthum Sachsen-Weimar. Nach dem Be= iht über das patriotishe Justitut der Frauen-Vereine im Großher= zogthume, das unter dem Schuße und der thätigsten Beihülfe Jhrer Kaiserl. Hoheit, der Frau Großherzogin und Ihrer Königl. Hoheit der Frau Erbgroßherzogin fortwährend so viel Segen über das Land verbreitet, bestanden am Schlusse des vorigen Jahres 109 Judustrie= Schulen, welche von 4015 Kindern (206 meyr, als 1842) besucht wurden. Von dieser Zahl kommen auf die Central =- Vereine: Wei= mar 1229, Jena 446, Jlmenau 179, Allstedt 300, Neustadt 105, des eisenahishen Unterlandes 479, des eisenachishen Oberlan= des 1277.

Herzogthum Sacbseu-Bêöeciningea. An der südwest- lihen Seite des thüringer Waldes, bei dem Dorfe Buch im Amte Sonneberg an der bayerischen Gränze, ist in einer Tiefe von 1047 Fuß ein Flöb vortreffliher Steinkohle entdeckt worden.

Luxemburg, 17. Juli, Se. Majestät der König - Großher= zog hat durch Beschluß, datirt vou Walferdingen, 12ten d. M,, deu Baron von Blochausen definitiv zum Staatskanzler für das Groß- herzogthum Luxemburg ernannt, welche Functionen derselbe bisher in= terimistisch bekleidete.

Am Sonnabend, den 13ten, empfing der König-Großherzog im Regierungs-Palast in feierlicher Audienz das Regierungs-Conseil, den Ober=-Gerichtshof, den hohen Militairgerichtshof, das Arrondissements- geriht, die Magistratspersonen und die Civil - und Militairbeamten. Am Sonntag gab der Gouverneur des Großherzogthums cine Soirée mit Tanz, welche der König= Großherzog mit seiner Gegenwart be-

Lebhaften Anklang fand der Vorschlag zur |

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zu hoffen, daß man fernerhin dergleihen Versuche der Erpressuug werde zu verhindern wissen.

Seit aht Tagen hat die diesjährige öffentlihe Ausstellung von Werken der bildenden Kunst ihren Anfang genommen. Sie bringt uns mit wenig Ausnahmen uur Schülerarbeit, wie es auch der Zweck dieses Jnstituts mehr i}, dem werdenden Künstler cine Aufmunterung, als dem vollendeten ein Depot für seine Meisterwerke zu bieten.

Oesterreichische Monarchie.

A Neutra, im Juli. Unser neu erwählter Vice - Gespan von Tarnoczy beginnt bereits die Hoffnungen zu rechtfertigen, welche niht nur die Jutelligenzen, sondern auch die Majorität unserer Ko= mitats-Stände auf ihn seßten. Leßtere war um etwas von seiner glänzenden Wahl nachzutragen \o bedeutend und überwiegend, daß sle niht uur die 400 Voten, welche der Gegenpartei, als von Unadeligen kommend, ausgeschieden wurden, weit überschritt , fon= dern überdies an 600 Voten, die noch in Bereitschaft waren, gar nicht zur Abstimmung brachte. Selbst nahe an 200 adelige Wittwen hatten sich dem Zuge der Tarnoczy‘\hen Partei angeschlossen, und von ihrem bisher selten geübten Wahlrehte Gebrauh gemacht, weil sie durch die frühere Komitats - Administration die bitterste Verzöge- rung ihrer Rechte erfahren. Jett wird es zur Freude aller Gutge- sinnten anders gehen. Bereits sind die Gastereien, diese Klippe alles Vermögens, diese entehrende indirekte Bestehung, eingestellt; nur mänuliche kräftige Arbeit soll künftighin den Weg zu den Aemtern bahnen, auf dem von Tarnoczy wacker voranschreitet, sih tagelang den Mühen seines Amtes hingebend, und mit einfachem Mahle be- gnügend, Schon is die äußere Würde unserer Komitats-Gerichts tafel wieder hergestellt, das wirthshaucähnlihe Behandeln derselben, das Rauchen, Schlafen und Konversiren daraus verbannt, feierlicher Ernst is wieder mit der, an die Stelle der Schlafröcke getretenen Nationaltracht eingekehrt, und bald wird wieder auch die innere Würde, durch wohlstudirte Sentenzen auftauchen. Wie viele Miß- bräuhe sind schon unter seinen Händen vershwunden, wie cifrig is er insbesondere im Kriminalfahe, um die lindern, welche sich ins Komitats-Gefängniß eingeschlichen, woraus er namentlih einen Gefangenen befreite, von dem Niemand wußte, warum er dort sei, bis sih entdeckte, er sci vor langer Zeit (!) zu

Versehen eingesperrt, und dann vom Kerkermeister nah seiner Regel: beali posstdentes nit mehr losgelassen worden! Wenn folches Unrecht Jahre lang dauern konnte, wird man sich einen Begriff von der früheren Komitats-Administration machen. Uns tröstet die Ueber zeugung, daß für unser Komitat cine ueue Epoche aufgegangen ift, denn von Tarnvczy is der Maun, der so endet, wie er angefangen hat!

Gn e,

Paris, 19. Juli. Die halb offiziellen Journale theilen wie= der neue Nachrichten aus Afrika mit, aus denen hervorgeht, daß der Sultan von Marokko die Angriffe auf die Franzosen allerdings des= avouirt und ihre Urheber bestrafen läßt. Briefe aus Gibraltar mel=

¿ den ferner, daß Sir Robert Wilson von seiner Reise nah Marokko

F mit der Ueberzeugung zurücgekehrt war, es werde die dienstwillige

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ehrte, Am Montag fand im Stadthause das Sr. Majestät dem König- Großherzog von der Stadt angebotene Fest statt. Von halb 9 Uhr an war die ganze Stadt erleuchtet und die Häuser mit Blumen ge- s{hmüdckdt. Se, Majestät eröffnete den Ball mit der Gattin des Vür= germeisters Herrn Pescatore. Das Fest, dem mehr als 2000 Per- sonen beiwohnten, war prachtvoll, Unter den ausgezeichneten Gästen bemerfte man den Grafen von Königzmarck und den Baron von Rochussen. Die Offiziere der Garuisou von allen Graten waren cin= geladen und fast sämntlih erschienen. Gestern hat der König Wal- R verlassen, um eine Rundreise durch das Großherzogthum zu machen.

Auf die Adresse, welhe der Präsident, der Studien= Direktor und das Lehrer - Personal dem Könige in einer feierlihen Audienz am 13ten d. M. überreichten, antwortete Se. Majestät unter An- derem: „Jh fühle Mich glücklich, den Luxemburgern ihre Nationg- lität wiedergegeben zu haben. Jch sehe mehr und mehr mit Ver= gnügen den guten Gebrauch, den sie davon machen, Nein, Jhr habt feine Fremden nöthig.….., Jch werde Eure Nationalität auf- ret erhalten, rechnet auf Mich,“ Jn ciner darauf folgenden Un- terhaltung mit dem Präsidenten sagte der König: „Sie haben Mir vou dem Könige Johann von Böhmen gesprochen, aber Jhr habt ja seine sterblichen Ueberreste nit.“ „Sire, sie sind uns ohne unser Wissen entzogen worden.“ Der König: „Sie befinden sih gegen- wärtig in dem Schlosse Sr. Majestät des Königs von Preußen an dem Saar-Ufer.“ „Sire! Se. Majestät der König von Preußen hat versprochen, sie uns zurückzugeben, ‘wenn wir ein der Asche eines solhen Helden würdiges Mausoleum haben würden.“ Der König:

„Daun können Sie der Rückgabe gewiß sein, Sie haben das Wort eines Königs zur Garantie. ß s h a r

„X Dresden, 22, Juli, Auch unter den Arbeitern der Sächsisch-Schlesischen Eisenbahn thut sich Unzufriedenheit und Neigung

zu unzulässigen Verbind ; ‘erwartet (sig ers indungen kund. r R Abend zeigte sih un-

- vet r am zu führen und auf veränderte Ein=

richtungen und günsti / : beit B Ober-Sna dere Bedingungen zu dringen, Die Abwesen-

eit di ngenieurs und das alsbaldige Ei i je lizei ließ es jedo zu feinen weiteren Exzessen Mime a sicht

/ Vermittelung Englands nicht nur zur Ausgleihung der zwischen Spa= è nien und Marokko bestehenden Mißhelligkeiten, sondern auch zur Ver= \öhnung Abd el Rahman?s mit Frankreich hinreihen. Aus dieser von den englischen Ägenten in den {chwebenden Streitigkeiten angenom-= menen Stellung erklärt man ih auh den Umstand, daß das Dampf= boot, welches Fraufreichs Ultimatum überbrachte, ers in Gibraltar anlief, ehe es sich nah Tanger begab. Judeß würden doch immer noch die maroffanishen Gränz-Stämme zur Ordnung zurüczubringen oder zu besiegen sein, Folgendes sind die von den ministeriellen Blât= tern publizirten Depeschen : Bayoune, 18. Julí, an Bord des Dampfboots „Pluto“ auf der Nhede von Gibraltar angekom- mem. Se, Königl. Hoheit hat sich am Lten nach Tanger begeben und Abends, nach sciner Rückkehr, dem General-Gouverneur einen Besuch ge- macht; der Prinz is von den Behörden der Stadt Gibraltar und von der Bevölkerung, die sih um seine Schritte drängte, mit der größten Auszeich-

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nung empfangen worden,

__ Tanger, 10. Juli. Ein Schreiben des Pascha’s von Larache er lärt im Namen des Kaiscrs, daß dieser Fürst den Angriff vom 15, Juni förmlich desavonuirt und seinem Sohne befohlen hat, die Schuldigen aus “is A der Armee auszustoßen, indem er zugleich die Haupt-Ansührer abgeseßt, i

Ein vom Journal des Débats mitgetheiltes Schreiben von den Ufern des Uhed Muliah, welches aus einer sehr glaubwürdigen militairischen Feder herrühren soll und vom 1. Juli datirt, also drei Tage älter is als das leßte Gefeht mit den Marokkanern, bestätigt es, daß Marschall Bugeaud die Begründung eines militairischen De= pots in dem Hafenort Dschemmaa unthunlih gefunden hatte. Er unterhandelte daher mit den dortigen Eingebornen über die Fortschaf- fung der zur See dorthin gebrahten Vorräthe von Dschemmaa nach den von den französischen Truppen beseßten Orten unter französischer | Esforte, Jenem Schreiben zufolge, war erst ein solher Convoi an- gekommen, und die unter Obhut der Eingebornen zurückgebliebenen Vorräthe scheinen schr gefährdet, da der vereinbarte Transport nur erfolgen konnte, so lange die Feindseligkeiten nicht wieder aufgenom- men waren. Der Korrespoudent begreift übrigens, wie {wer es ist, Vorräthe nah einem 46 Stunden von Oran entfernten Puukte hin- zuschaffen, Auch dringt er sehr darauf, daß man die Sachen nicht in die Länge ziehen mögez „denn““, sagt er, „man muß bedenken, daß wir eine Armee von 7000 Ration=Empfängern an der Gränze haben, und daß deren Ernährung sehr viel Mühe und Unstände macht. Auch ist die Hiße zum Erfticken, und wenn wir den Sommer über mit über einander geschlagenen Armen verharren müssen, o werden wir viel Kranke haben,“

Die Deputirten-Kammer hat gestern das Finanz -= Budget mit 201 gegen 59 Stimmen, den Geseh-Entwurf über die Eisenbahn von Paris nah Sceaux mit 220 gegen 12 und den Kredit von 1,800,000 Fr. zur Erprobung des Systems der atmosphärischen Eisenbahnen mit 217 gegen 13 Stimmen genehmigt.

Die Angabe des Univers, daß die hohe Geistlichkeit von Pa- ris in einem Schreiben an den Kultus - Minister gegen die in dem Thiers\hen Bericht vorgeschlagene Wiederherstellung der Stipendien von 1828 protestirt habe, wird jeßt von einem anderen firhlihen Blatte, dem Ami de la Religion, für durchaus unrichtig erklärt. ,„Wir können versichern“, sagt dieses, „daß der Erzbischof von Paris die Protestation, von welcher der Univers-spriht, noch nicht an den Kultus-Minister gerihtet hat. Es ist sehr zu bedauern, daß in- diskrete Veröffentlichungen und unvollständige Mittheilungen über eine bloße Unterredung, in welcher einige der in dem Thieröschen Bericht angeregten Fragen besprochen wurden, die kaum {on gefaßten Be- schlüsse dreier Bischöfe zu einer Oeffentlichkeit gebracht haben , welche lhre Handlungen nicht einmal haben dürfen, die sie auch förmlich mißbilligen und die ste betrübt.“

Der Disziplinar - Rath des Advokateustandes am Königl. Ge= rihtshofe von Paris hat nun wirklich gegen den Ausspruch dieses Tribunals, der ihm einen Verweis wegen Feiner Protestation gegen

Gräuel zu |

ciner Zeugenschaft vorgefordert, mit anderen Jnquisiten zugleich aus |

Der Prínz von Joinville ist am 8ten Abends | wegungsmittel habe man von der

eine Aeußerung des Barons Seguier zukommen ließ, das Cassations- mittel ergriffen.

Es hatte sich das Gerücht verbreitet, in Marseille seien kürzlich mehrere Cholerafälle vorgekommen; der Moniteur erklärt dies aber heute für gänzlich ungegründet; niht eine Spur von der Cholera hat sih auf irgend einem Punkte Frankreichs gezeigt.

Aus Pontoise wird dem Droit geschrieben, daß die Angabe, als habe Eduard Donon sich vor der öffentlichen Meinung flüchten müssen, auf einem falschen Gerücht beruhe; er lebe vielmehr ganz unange= fohten in jener Stadt und wolle auch dort bleiben.

Wn París, 19. Juli. Jn der Pairs-Kammer legte der Finanz-Minister heute das Ausgaben-Budget für 1845 vor, die Ver= handlungen der furzen Sißung boten kein Jnteresse.

In der Deputirten-Kammer war der Antrag der Herren Berville und Vivien über die Wittwen und Kinder der dramati= {hen Schriftsteller an der Tagesordnung. Herr Lh erbette erklärt für das Geseß stimmen zu wollen, aber er heißt die Gleichstellung zwischen den dramatischen Schriftstellern und den Komponisten, wie der Antrag sie aufstellt, niht gut. Der Berichterstatter, Herr von Liadières: Das Kaiserliche Dekret von 1810 habe diese Gleich= stellung festgeseßt. Seitdem sei man davon abgegangen. Es sei nur gereht, auf jene Bestimmung zurückzukommen, und dies habe der Antrag zum Zweck. (Ruf zur Abstimmung.) Die Kammer schreitet zur Diskussion des einzigen Artikels, wonach die Wittwen und Kinder der Autoren dramatischer Werke künftig das Recht haben sollen, die Darstellung derselben zu bewilligen und den Genuß davon zwanzig Jahre lang zu ziehen, gemäß den Artikeln 39 und 40 des Kaiserlichen Dekrets vom 5. Februar 1810, Der Artikel wird angenommen, dann über den ganzeu Antrag abgestimmt und bei 230 Abstimmenden der= selbe mit 214 gegen 16 Stimmen angenommen. Die Kammer {ritt dann zur Diskussion des Geseßes über die Polizei in Be= | tref der fremden Flüchtlinge in Frankreih. Herr Boudousquin | erflärt es für unnüß, jedes Jahr dieses Geseß zu votiren. Man | folle es auf mehrere Jahre gültig erklären, etwa für drei Jahre. | Herr Larabit: diescs Geseß sei eine Ausnahmsmaßregel, es be- | shränke die Rechte der persönlichen Freiheit, deshalb müsse es jedes Jahr von Neuem votirt werden, Herr Boudousquin: Die fremden Flüchtlinge könnten niht den Jnländern gleichgestellt wer= den, Das Gesetz wird endlih bis Ende 1845 aufs neue mit 215 gegen 22 Stimmen angenommen. Ein Geseß-Entwurf, den Aus= tausch von Jumobilien zwischen dem Staat und der Kroue betreffend, wird von Herrn Lherbette bekämpft. Die Krone habe nur den | Genuß von den ihr zugetheilten Domainen, sie habe nur das Recht | zu den jährlihen Holzschlägen in den Waldungen, um die es sich

handle, Den Werth des Grund und Bodens könne sie niht empfan=

gon, Der Finanz=-Minister: Er nehme das von Herrn Lherbette | aufgestellte Axiom nicht an. Es sei cine Sache zwischen der Civil- | liste und dem Staate. Die Einbringung cines Gesehes in die | Kammer darüber und die Aunahme desselben genüge. Das Geseß | wird nun mit 219 gegen 40 Votanten angenommen. Man schreitet | zu dem Geseh - Entwurfe, betreffend die Erbauung von Dampf= | Paketböten für den Dienst zwischen Frankreih und England über | Calais, Herr Vatout erklärt, die Kommission habe einstimmig | gewollt, daß alle nöthigen Maschinen von der französischen Jn= | dustrie gebaut würden. Er empsiehlt diesen Wunsch dem Finanz= | Münister. Alle Artikel des Entwurfs werden angenommen. Herr | Lacrosse: Er bemerke mit Bedauern, daß auf den vou Herrn | Vatout ausgesprochenen Wunsch keine Antwort erfolgt sei, Der Fi-= | nanz-Minister: Die Kammer begreife, daß Umstände eintreten | könnten, welche es nöthig machten, sih an die englische Industrie zu | wenden, um Modelle zu erhalten. So habe z. B. die Kammer vor | drei Jahren 9 Dampf =Paketböte votirt und entschieden, daß die

archimedische Schraube an einem versucht werden sollte. Dieses Be= Jndustrie Englands geholt, die acht anderen Maschinen aber seiecu ohne Ausnahme der französischen Industrie überlassen worden. Die Kammer werde hierin eine Bürgschaft erblicken für die Wachsamkeit der Regierung für die Jn= teressen des Landes, (Beifall.) Das Geseß wird darauf mit 22 gegen 15 Stimmen augenommen. Morgen beendigt die Kammer ihre Arbeiten durch das Votum des Einnghme-Budgets. Der förm-= lihe Schluß der Session wird aber s{chwerlich vor dem 12, August erfolgen.

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ck= Paris, 19. Juli, Die dur den Telegraphen heute mit- getheilte Nachricht aus Tanger vom 10ten bestätigt meine frühere Meldung, daß der Kaiser von Marokko den Angriff seiner Truppen am 15, Juni auf die französische Armee unter Marschall Bugeaud desavouixt, Judeß ist damit noch nicht Alles zu Ende, und es fragt

sich vor Allem, ob der Kaiser auch die Macht hat, die Abseßung der schuldigen Chefs durchzuseßen, und namentlich Abd el Kader, der jetzt

sogar cin ganzes Corps im marokkanischen Heere, wo nicht das ganze befchligen soll, zu entfernen. Ein Schreiben aus Aigier vom 10. Juli versichert aufs bestimmteste, der Marschall Bugeaud betrachte die ganze Sachlage în ganz anderem Lichte, als dies zu Paris geschehe, und glaube in allen Winkelzügen der marokkanischen Politik nur das Stre= ben zu sehen, die Sache in die Länge zu ziehen und Frankreich stets vou neuem an seiner Gränze zu beunruhigen. Er soll sich wieder= holt in diesem Sinue ausgesprochen und auch die Verstäkung von blos zwei Regimentern Kavallerie für seine Armee als unzureichend erflärt haben, da ohne zahlreiche Reiterei die Ausführung eines kräf- tigen Schlages gegen die Marokkaner fast uumöglich wird. Diese haben das ihrer ganzen Natur und Heeres - Verfassung am meisten zusagende Kriegführungs- System angenommen, sich schnell zu zer= streuen, sobald die Franzosen eine Offensiv- Bewegung machen, bei jeder 1ckgängigen aber oder cinem Halt sie ungufhörlich zu necken, ein= zelne Posten zu überfallen 2c. Ernstlich angegriffen, sichert sie die Schnel= ligkeit ihrer Pferde vor Verfolgung, und auh bie Artillerie vermag ihnen dabei feinen bedeutenden Schaden zu thun, weil sie ihr keine Massen darbieten. Daher haben sle auh {hon in dem Kampfe vom 3, Juli so wenige Leute verloren, die Franzosen hatten an acht bis zehn Verwundete. Am 9ten und 10ten waren von Algier vier mit Pferden, Lebensmitteln und Material für die Kolonne des Marschalls beladene Handelsschiffe, von den beiden Dampfschiffen „Etna““ und „Tartare““ ins Schlepptau genommen, nach Orau abgesendet worden, Unter einem Theile der Garnison von Konstantine herrscht eine Augen- franfheit, welhe die Soldaten bei einem Streifzuge nah Bathenia in Folge der übermäßigen Hihe und eines unerträglichen feinen Stau- bes befallen hat.

Großbritanien und Arland.

Unterhaus. Sibung vom 16, Juli. (Nachtrag) Wir kommen noch einmal auf die von Lord Palmerston angeregte Debatte über den Sklavenhandel, und zwar hauptsächlih auf die Rede des Premier-Ministers zurück, welhe die Anschuldigungen zu widerlegen sucht, daß das Tory=-Kabinet die Unterdrückung des Sklavenhandels niht mit der erforderlihen Energie betreibe,. Die Rechtfertigung Sir R. Peel's ist für ganz Curopa von Bedeutung, da alle christ= lichen Staaten desselben die Vertilgung dieses Handels zum Ziele ihres gemeinsamen Strebens gemacht und dur gegenseitige Verträge

mit England, dies Land, das den ersten Anstoß zu dem allgemeinen Kriege gegen den Menschenhandel gab, gleihfam als Vorkämpfer in dieser Sache der Humanität hingestellt haben. LordPalmerston weist nach, daß dies abscheuliche Gewerbe in furchtbarer Ausdehnung fortbesteht, daß es unter dem gegenwärtigen Tory-Kabinet an Umfang gewonnen hat, daß die Maßregeln zur Unterdrückung desselben also unzureichend sein müssen. Sir R. Peel giebt die größere Ausdehnung des Sfla- venhandels gegen 1840 zu, klagt die Länder Spanien und Brasilien als Beförderer desselben an, aber erklärt, auf Grund völferrehtlicher Prinzipien, die Einmishung Englands in die inneren Verhältnisse die- ser Länder für unstatthaft, und die von Lord Palmerston gewünschten Erfolge in der Sache der Unterdrückung für unmöglich. Sir R. Peel antwortet in seiner Rede vorzugsweise auf den Versuch des Antrag=- stellers, die Ansichten und Maßnahmen des Ministeriums Melbourne in Betreff des Sklavenhandels mit denen des jeßigen Kabinets, zum Nachtheil des letzteren, zu kontrastiren, und äußert zuvörderst über die hier besonders in Betraht kommenden Beziehungen Englands zu | Frankreich Folgendes:

„Der erste Vorwurf, den uns der edle Lord macht, beirifst die nicht er- folgte Ratification des im Jahre 1841 abgeschlossenen Vertrages von Sel- ten Franfrcihs. Jm Jahre 1838 war Frankreich mit England über die Frage in Unterhandlung getreten, inwieweit es zweckmäßig sci, andere Län- der gemeinschaftlich zu Maßregeln behufs Unterdrückung des Sklavenhan- dels aufzufordern, Frankreich war damals geneigt, das Durchsuchungsrecht zuzugestchen; cs hatte damals durchaus keine erheblichen Einwendungen da- geaen gemacht; cs konnte auch keine solche Einwendungen machen, denn es wurde von unserer Scite kein Opfer verlangt, das wir nicht selbst in ungleih größerem Maße da1nzubringen bereit waren; und wenn die Durchsuchung überhaupt einen Ehrenpunkt betreffen könnte, so würde derselbe bei uns viel mehr in Betracht kommen, da unsere Haudels-Marine so viel größer als die französische is und uns dieserhalb cine viel größere Anzahl von Durhsuchungen treffen würde, als Frankreich. Doch, wie ge- sagt, damals gab Frankreich unseren Vorschlägen nicht etwa nur zögernd, sondern mit dem größten Cifer seine Zustimmung und der Vertrag wurde von dem dazu mit Vollmacht versehenen französischen Gesandten unterzeich- net. Es wurde nicht behauptet, daß der Gesandte seine Vollmacht über- schritten habe, und wir waren daher vollkommen berechtigt, die Natification des Vertrages mit Sicherheit zu erwarten. Auch is wenigstens von Seiten des Königs der Franzosen und der französischen Regierung jeder ehrenwerthe Versuh geschehen, dieser Erwartung zu entsprchen. Aber ein gewis- cs Gefühl des Nationalstolzes erhob sich in Franfreih in einer außerordentlichen, ja bedrohlihen Weise und nur diesem Gefühl ist die Nichtratification des Vertrages zuzuschrciben, Für die Er- weckung dieses Gefühls aber is durchaus Niemand anders verantwortlich, als eben der edle Lord selbst, Zwischen dein Abschlusse des Vertrags und der Natification desselben trat ein Ereigniß ein, welches den bis dahin be- standenen freundschaftlichen Beziehungen zwischen Franfreih und England ein Ende machte, Jh will hier nicht die Politik erörtern, welche dem Vertrage vom 15, Juli oder dem sorischen Feldzuge zum Grunde lag; nur das muß ich erklären, daß die mit den anderen drei Großmächten unter Ausschluß von Frankreich eingegangenen Verbindlichkeiten die Ursache jencs in Frankreich geweckten Gefühls waren, das der Natification des Vertrages von 1841 ein unüberwindliches Hinderniß entgegengestellt hat. Dies Gefühl ging nicht von der Negicrung ausz es war cin Hinderniß, das von der öffentlichen Meinung im Lande geschaffen wurde und in den Kammern seine Vertreter sand. Es war deshalb der französishen Negierung unmöglich, ihrem Versprechen nachzukommen, wie sie

es unter den gewöhnlichen Umständen hätte thun können. Kann der edle Lord die Debatten hierüber in der Deputirten-Kammer, kann er die bei jener Gelegenheit von Herrn Thiers gehaltene Rede vergessen, demselben Minister, unter desscn Auspizien der Vertrag abgeschlossen worden is, Herr Thiers erklärte damals, daß seit den Jabren 1838 und 1839, als der Ver- trag abgeschlossen wurde, in Folge des Traktats vem 15. Juli, Frankreich in cine ganz andere Stellung zu England gerathen sei, daß das Gefühl, welches man in den Jahren 1838 und 1839 in Frankrei gegen England Vegte ganz versGieden von dem lei, welwWes man ug dem Abschlusse des Traktats von 1841 und nah dem dadurch Frankreich gegebenen Beweise der Geringschägung hege. Dieselbe Sprache führten im Jahre 1842 Berryer und andere Deputirte von Bedeutung in der fran- zösischen Kammer. Darum behaupte ih, daß der cdle Lord die Ursache der Nicht - Natification des Vertrags vou 1841 gewesen is, nachdem er durch seinen Vertrag vom 15, Juli das feindselige Gefühl in Frankreich gegen uns angeregt hat. Der edle Lord mag deshalb scine syrische Politik sich noch so sehr zum Ruhme anrechnen, jedenfalls steht es ihm am allerwenig- sten zu, der gegenwärtigen Regierung Voiwürfe über die Eristenz von Schwierigkeiten zu machen, die er selbst veranlaßt hat, Der nächste Punkt, welchen der cdle Lord gegen uns zum Beweise dafür erhebt, daß wir in der Unterdrückung des Sklavenhandels Rückschriite gemacht haben, besteht in dem Umstande, daß wir nicht seine Ansicht hinsichtlih der Zerstörung der Sflavenspeicher und der Befreiung der Sklaven an der Küste Afi:ika's hegen. Jch muß indeß erklären, daß ih für die Beziehungen Englands zu civilisirten oder anderen Nationen es für das Vortheilhafteste halte, wenn wir streng an den Grundsäßen und den für den Berkehr der Nationen be- stehenden Vorschriften des Völkerrechts festhalien, Es ist kein Zweifel, daß wir die Macht besißen, an der Küste Afrika's diese Plähe zu zerstören, aber cs is von Wichtigkeit, zu wissen, wie andere Nationen diese Handlungen betrachten. Wir haben dieserhalb die Rechts-Rathgeber der Krone befragt, und ihre Antwort lautcie dahin, daß kein Geseh uns das Recht dazu ertheilte, und daß, wenn ein Leben bei der Zerstörung jener Orte verloren ginge, wir des Mordes angeklagt werden könnten, Unter diesen Umständen hiel- ten wir für gut, unseren See - Offizieren die Jnstruction zu ertheilen, daß sie ohne rechtlihe Autorität sich der Zerstörung der Sklavenspeicher cnthal- ten, dagegen mit den dortigen eingeborenen Fürsten Verträge abschließen sollten, welche sie dazu autorisirten, Jch glaube, Jeder wid cinfehen, daß auch hierin der cdle Lord ungerechte Vorwürfe gegen uns erhoben hat. Sein nächster Vorwurf bezieht sich auf das, was er die Blolade der afri- kanischen Küste nennt, die Verstärkung unserer Scemacht daselbst, um die Sflavenschiffe am Auslaufen aus den dortigen Häfen zu hindern. Wir haben diese Maßregel auf Anrathen nicht allein der in jenen Gewässern stationirten erfahrenen See-Offiziere, sondern auch auf Anrathen des Admi- rals Sir George Cockburn beschlossen, der die Verwendung eines verstärkten Geschwaders, unter den speziellen Oberbefehl eines erfahrenen Offiziers ge- stellt, an der afrikanishen Küste sür weit zweckmäßiger hielt, als die Aufitellung desselben an den Küsten Brasiliens, Daß (worüber Lord Palmeiston gleichfalls Beschwerde geführt) einzelne Schiffe von der Küste Brasiliens hinwegbeordert sind, is nicht in Folge jenes neuen Planes geschehen, sondern weil die Schisfe temporair im Platastrome haben statio- nirt werden müssen, wegen der Differenzen zwischen Buenos-Ayres und Mon- tevideo. Die Absicht der Regierung geht durchaus nicht dahin, die Stag- tionen weder an der brasilianischen Küste noch an der Küste Cuba's guf die Dauer zu verringern,“

Sir R. Peel verließ hiermit die Sklavenfrage, um die Angriffe Lord Palmerston's gegen die Politik der Regierung im Allgemeinen zurüdckzuweisen. Dieselben bezogen sich auf das Einverständuiß mit Frankreich, auf die vermeintlihe Unterdrückung der Freiheiten des spanischen Volkes und die einheimishen Maßregeln des Ministeriums. Wir haben die Tendenz derselben bereits charakterisirt, Auch der Premier= Minister erklärte, daß derartige Angriffe, deren sih sowohl das französische wie das britische Kabinet in ihren Beziehungen zu einander ausgeseßt sehen, von einer Partei sowohl in Fraukreih als in England herrühren, welche absichtlih auf eine Störung des guten Einverständnisses zwi- \chen diesen beiden Ländern hinarbeite, Zum Schlusse bewilligte Sir R. Peel nicht alleín die Vorlegung der beantragten Listen, sondern auch eines Berichts über die Zahl der von 1819 bis 1844 in Sierra Leone, Surinam und den übrigen gemischten Gerichtshöfen in Freiheit geseßten Sklaven.

London, 19, Juli. Aus dem Bericht der Hamburger Börsenhalle über die heutige Parlaments -Sihßung ersicht man, daß das Unterhaus sich am 19ten d. M, mit einem Antrage des

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Herru Milner Gibson beschäftigte, welcher die Einseßung eines Co= mité's zur Untersuchung des Zustandes des Landvolkes in Suffolk, Norfolk, Essex und Cambridgeshire bezweckt, in welchen Grafschaften die Zahl der Verbrechen, besonders der Brandstiftungen, neuerdings immer mehr zugenommen hat. Sir James Graham bestritt den Au= trag als von keinem praktischen Nußen. Um 17 Uhr dauerten die Debatten noch fort. Jm Oberhause kam am 19ten nichts von be- sonderer Bedeutung vor. Unter anderen Bills wurde am 19ten der Bankbill der Königliche Asseut gegeben

Berichten aus Trebizond vom 24. Juni zufolge, hatte man dort die Nachricht erhalten, daß der Missionair Wolff glücklih in Bochara angekommen und gut aufgenommen worden sei. Von dem Oberst Stoddart und dem Hauptmann Conolly geschieht in diesen Berichten feine Erwähnung.

Schweden und Uorwegen.

Stockholm, 16. Juli. Seit einigen Tagen hört man, daß die Krönung am 21. August stattfinden werde. 24 19

Die Stände der Geistlichkeit und der Bauern sind s{chon heute in pleno versammelt gewesen, Morgen werden plena in allen Stän: den stattfinden, da die Stände der Bürger und der Bauern vom nige ihre Sprecher begehren sollen, Die Aufzeichnung des Herren- und Ritterstandes zählt jeßt 307 Mitglieder, y

Graf Löwenhjelm is vorgestern auf dem Dampfschiffe „Gau- thiod“’ über Lübeck von Paris hier angekommen.

Graf Brahe is} seit vorgestern gefährlih erkrankt.

Freiherr Lagerbjelke hat seinen vollen Staatsrath = Gehalt von 1500 Rthir. als Pension erhalten.

Jn der vorigen Woche wurden Silberbarren, im Werthe von 9000 Rthlr. Sp., in Abschlag auf die kontrahirten Silber - Lieferun gen, an die Bank abgeliefert, und, wie es heißt, soll am lebten Sonntag mit dem „Gauthiod““ noch eine größere Partie angekom= men sein.

Der russishe Gesandte in Washington, Herr Bodisco, is vori= gen Donnerstag mit einem Dampfschiffe vou hier nah Lübeck abge= gangen, um nah den Vereinigten Staaten zurückzukehren.

Dänemark.

Wyborg, 20, Juli. (Alt, Merk.) Jn der Diskussion, welcher der Ernennung der Adreß=-=Kommission in der jütischen Stände= Versammiung vorausging, warf der Gutsbesißer Nyholm unter Anderem die Frage auf, ob die versprochenen Ersparungen im Staats- haushalt eingetreten scien? Jhm seien keine bckannt, und doch habe die jeßige Regierung dur zwei Todesfälle die günstige Gelegenheit gehabt, Appanagen von Hofhaltungen einzuziehen, deren außerordent- liche Menge in einem passenden Verhältniß zu den natürlihen Kräf=- ten des Landes zu beschränken seien, so gern das Volk es auch sähe, daß sein König und dessen nächster Nachfolger eine Hofhaltung hätten, die dem Lande gemäß wären, Auch daß die wiederholten Petitionen dieser Versammlung hinsichtlih der Förderung des Ueberganges von Eigenthumsbesiß zum vollen Grundeigenthum nicht berücksichtigt wor-= den seien, beklagte der Redner und drang auf eine in offenen, frei= müthigen und festen Ausdrücken abgefaßte Adresse an den König.

Nach ihm sprach sich der Oberst Bro ck ebenfalls für eine so abgefaßte Adresse aus, indem er auf die schon vom ersten Redner berührte, besorg- liche und unheimliche Stimmung zurückkam, die dadurch entstanden sei, daß einzelne Personen in den Herzogthümern auf eine Trennung vom König= reiche, mit welchem sie durch vollgültige Traktate vereinigt waren, angetra- gen hätten. Die Regierung habe nichts gethan, um Bestrebungen in dieser Richtung zu verhindern, und habe ihnen selbst Nahrung gegeben, indem sie die höchste Civil- und Militair-Gewglt in den Herzogthümern gerade einem Manne allein anvertraut habe, der von der betreffenden Partei als erb- berechtigt genaunt werde, der auch im Geiste dieser Partei gehandelt, der, was dänisch sei, fremd genannt, der gelitten habe, daß Partei-Emissaire umherzögen, um das Volk zu bewegen, Geld zusammenzuschießen, zu einem Zwecke, der in Verbindung mii Dänemark ohne solhe Aufopferung hätte erreiht werden können, So weit sei jene Partei gegangen, daß man sclbsstt habe sagen hören, Dänemark sollte die Herzogthümer betrogen haben; und derselbe Mann, der sich dieser Aeußerung bedient, stehe, während er noch wegen Staatsverrätherei gerichtlich verfolgt weide, bei jenem Statthalter in besonderer Gunst. Es sei so gefährlich, daß man jenem Manne die oberste Gewalt in den Herzogthümcrn anvertraut habe, daß seiner Meinung nach die Versammlung alle Ursache habe, ja daß es ihre Pflicht sei, auf dessen Entfernung von dem Posten, den er bekleide, anzu- tragen, Er (Oberst B.) sei der Meinung, daß es Pflicht des höchsten Raths des Königs gewesen wäre, sih der Anstellung des Prinzen von Augustenburg auf jenem Posten zu widerseßen, und cr halte diese Anstel- lung für so gefährlich, daß er glaube, die Rathgeber Sr. Majestät hätten erklären müssen, sie müßten ihren Abschied nehmen, sobald eine solche Anstellung stattfände,. An die Minister, nicht an den König, müsse man sich halten, nud er sei der Meinung, daß Veranlassung für den König sei, aus scinem Rath die Männer zu entfernen, welche Maßregeln genchmigt hätten, die die Nation fo sehr in Aufregung gebraht. Schließlich wiederholte der Oberst, daß in der Adresse in- ständigst darauf anzutragen sei, daß der Mann, der jeyt mit der obersten Civil- und Militairmacht in den Herzogthümern bekleidet sei, von seinem Posten entfernt und alle bestchenden Traktate, die zur vollständigen Auf- klärung der verwickelten Verhältnisse mit den Herzogthümern dienen könn- ten, zur öffentlichen Kunde gebracht würden, Wenn dies geschähe, und wenn im Nathe des Königs Männer säßen, welche ein warmes Gefühl für die Nationalität hätten, so hoffe er, daß Alles zu Fricden und Ruhe kom- men würdez dies sei aber auch die cinzige Weise, wie dies Ziel errcicht werden könne,

Unter den folgenden Nednern schilderte auh der Land - Obergerichts - Prokurator Jesp ersen die Stimmung dcs Landes sowohl im Allgemei- nen, als die von Jütland insbesondere, als so besorglih und niederschla- gend, wie niemals zuvor, Die nächste Quelle dieser Mißstimmung sei das Sprachpatent, womit auch die Besorgniß des Volkes über die Art, wie die Presse hinsichtlih der Sprach - Angelegenheit behandelt worden sci, in Ver- bindung stehe. Schließlich bemerkte er, mai sei dem Könige für die Oeffent- lichkeit in der Finanz-Verwaliung zum Danke verpflichtet, Ersparungen habe er aber nicht durchschen können,

Der Hofbesier Bla ck erklärte sich überhaupt gegen Eingabe von Adressen, die er für cine Art Galanteriewaare ansah.

Justiz-Rath With bestand darauf, daß in die Adresse auch Aeußerun- gen hinsichtlih Schleswigs aufgenommen würden, und äußerte dabei, er sei bei dem Skamlingsbankfeste zugegen gewesen und habe eiëgraue Männer Thränen über das Sprach - Patent vergießen sehen, so daß er nicht zweifle, die Sache sei nicht blos Sache Schleëwigs, sondern ganz Dänemarks.

Nachdem sih noch mehrere Redner hatten vernehmen lassen, nahm der Königlihe Kommissarius das Wort, um der Versamm- lung bemerklih zu machen, daß cs doch wohl nicht ihre Absicht sein könne, die hier angeführten Klagepunkte in die Adresse mit einfließen zu lassen. Man werde dies bei näherer Erwägung unpassend finden, und er wolle in dieser Hinsicht blos hervorheben, was über die zu beantragende Verabschiedung eines hohen Beamten in den Herzog- thümern geäußert sei, welches so sehr außerhalb der Gränze der stän- dischen Kompetenz liege und für den König so verleßend und kränkend sein müsse, daß selbst der geehrte Deputirte, der damit hervor=- getreten sei, kaum wünschen könne, daß ein solher Antrag ein- gereiht werde, Auch sei es gewiß unrichtig, wenn er von der Vorausseßung ausgegangen sei, daß jener Beamte das Auftreten unterstüßt habe, welches zur Folge gehabt, daß der, von dem es geschehen, unter gerichtliche Anklage gestellt worden sei. Ob- wohl jener hohe Beamte zu der Zeit, als er Mitglied der s{leswig- hen Stände - Versammlung gewesen, sich Aeußerungen bedient habe,

die man verleßend für die Dänen gefunden die aber gewiß nicht so gemeiut gewesen wären, wie er sie ausgesprohen, so sei er (der Kommissarius) doch überzeugt, daß derselbe die Pilichten, die ihm der ihm anvertraute Posten auferlege, mit Treue wahrgeuommen, Auch sei es ein Jrrthum, wenn man glaube, daß der oft erwähnte Beamte darauf Auwartschast habe, Schleswig oder Holstein zu er= werben, falls der Königliche Mannsstamm aussterben sollte. Dies würde jedenfalls cin Bruder sein, der bekanntlich mehrere Descen- denten habe. Uebrigens bemerkte der Kommissarius, daß er sih uicht auf die vielen Punfte einlassen könne, die hier ganz obenhin behau- delt worden seien und die, wie man au bei näherer Erwägung finden werde, sih deshalb niht zur Aufnahme in die Adresse eigne= ten; doch erinnerte er uo, hinsichtlih der Sprach- Angelegenheit, es verhalte sich damit gerade so, wie einer der geehrten Mitglieder geäußert habe, nämlich, daß, wenn das Patent vom 29. März einem Jeden den Gebrau der dänischen Sprache eingeräumt hâtte, die Meisten ohne Rücksicht darauf, ob sie der deutschen Sprache mächtig genug seien, deutsch geredet haben würden, gerade dies aber beweise, daß die deutshe Sprache die am meisten verbreitete in den Herzogthümern sei. Seit Jahrhunderten sei sie die einzige gewesen, die man in öffentlihen Verhandlungen benußt habe, und es sei auch im Anfange der Stände- Justitution nicht die Rede davon gewesen, daß die dänische Sprache anders als ausnahmsweise auge=- wandt werden föune. zeit Der Oberst Bro ck bemerkte in Folge der Aeußerungen des Kommissarius, er wisse schr wohl, daß der Prinz von Augustenburg, selbst nah den fana- tischen Ansichten der deutschgesinnten Partei, nicht der nächste Erbberechtigte sei, auch habe er nur darauf aufmerksam machen und durch cin Beispiel erläutern wollen, wie versuchend cs für einen solchen Mann sein könne, die höchste Civil- und Militairgewalt zu besigen, und er habe stets gehört, daß wahre Staats - Klugheit es erfordere, die Versuhung bei Zeiten zu entfernen, cs würde daher zu wünschen gewesen sein, daß der Nath des Königs auf die Gefahr aufmerksam gemacht hätte, die daraus hervorgehen fönnte. Uebrigens sci er weit entfernt, aus persónlichem Unwillen gegen den Mann zu sprechen, den er im Gegentheil

| bohachte, und er würde nichts dagegen haben, wenn derselbe den höchsten

Militairposten hier im Königreich erhielte; da er aber da angestellt worden, wo er von der Partei umgeben sci, die das Haus Augustenburg für erbbe- rechtigt erkiärt habe, müsse er (der Redner), um sich der mildesten Aus- drücke zu bedicnen, unpolitisch und gefährlich nennen, namentlich mit Rüd- blick anf den ähnlichen Fall, der vor etwa 35 Jahren stattgefunden, /

Die Parallele zwischen dem Prinzen von Augustenburg, der in den leßten Kriegsjahren Statthalter in Norwegen gewesen, und dem Statthalter, fand der Kommissarius nicht passend, weil jener zum Thronfolger in einem anderen Reiche erwählt worden, wovon in dem vorliegenden Falle nicht die Rede sei. Auch bemerkte der Kommissar, er begriffe niht, auf welchen Grund hier der Oberst Brock annehme, daß die Ernennung des Prinzen zum Statthalter in den Herzog= thümern dur einen dem Könige gegebenen Rath hervorgerufen oder daß diese Sache überhaupt im Conseil des Königs verhandelt worden. Es fönne dem Obersten nicht unbekannt sein, daß die Beseßung der Aemter nicht im Staats-Rathe verhandelt werde.

S M Wee K

Kauton Schaffhausen. Sollte der ernsten Aufforderung des Stadtraths von Schaffhausen zu Wiederherstellung der Ordnung nicht Folge gegeben werden, so sollen einige hundert Milizen aus dem Klettgau einberufen werden. Auf Sonntag, den 21. Juli, is eine Bürger = Versammlung angekündet.

Alo

Neapel, 10. Juli. (A. Z.) Gestern lief die preußische Korvette „Amazone““ Capitain Holmfeld, von Toulon kommend, hier einz es is das erste preußische Kriegsschiff, das je in diesen Ge= wässern erschienen und erregte daher vielfahe Aufmerksamkeit.

Zur Aburtheilung der in Kalabrien eingefangenen Empörer ist in Cosenza ein Kriegsgericht zusammenberufen worden.

Am 1. Juli d. F. betrug die verzinslihe Staatsschuld Neapels 86,299,380 Dukati.

Man spricht stark davon, daß die Ausfuhr des Getraides wieder erlaubt werden wird.

Das Rosalienfest in Palermo verspricht dieses Jahr sehr glänzend zu werden, wozu die Gegenwart zweier Souveraine ( von Neapel und Bayern) und der Zusammenfluß einer großen Menge Fremder das Jhrige beitragen werden. Die Dampfschiffe nach Palermo, sowohl die des Staats als der Privatunternehmungen, sind mit dahin Eilenden überfüllt. Auf ersteren is der Preis für Hin- und Rüd-= fahrt blos 16 Fl. rhein. Auch is, um dieses Fest zu begünstigen, die Einrichtung getroffen worden, daß keine Pässe nöthig waren.

2.0.0 1,4.

& Madrid, 13. Juli, Ein ernstes Ereigniß hat in Sara= gossa stattgefunden. Man glaubte dort, wie hier, daß die den Mör= dern des Generals Esteller zuerkannte Todesstrafe durch die Gnade der Königin in eine gelindere umgewandelt werden würde, indeß nah der spanischen Geseßgebung, die noch immer den Geist der arabischen Blutrache athmet, kann gegen einen Mörder nur dann Begnadigung stattfinden, wenn die Familie des Ermordeten ihm ihre Verzeihung zusichert, weshalb in der Regel ein förmlicher Handel zwischen beiden Parteien entsteht. Jm vorliegenden Falle wurden die drei Mörder, von denen zwei dem Mittelstande und einer der niedersten Volksklasse angehören, durch das ordentlihe und befugte Militairgeriht zum Tode verurtheilt; ihre Freunde wandten sich mit dem Gesuch um Gnade an die Königin, allein die Söhne des ermordeten Ge=- nerals Esteller forderten die Regierung auf, unerbittlih zu sein. Demnach unterblieb die Begnadigung, und am 9ten wurden die drei Verurtheilten auf dem Constitutions - Plaße von Saragossa, an der Stelle, wo Esteller ermordet worden war, erschossen. Am 10ten erklärte darauf der General-Capitain von Aragonien, in Folge eines ihm von dem Minister-Präsidenten unter dem 6ten ertheilten Befehls, den ihm untergebenen Distrikt (ganz Aragonien) in Belagerungs=Zustand, und verfügte die Errichtung von Militair-Kommissionen in den Provinzial= Hauptstädten. Alle Verschwörer oder Ruhestörer irgend einer Art werden mit der Todesstrafe bedroht. Der General-Capitain Breton erklärt dabei, daß diese Verfügungen nur auf Erhaltung der Ordnung, welche glücklicherweise in Aragonien herrsche, gerichtet wären.

Diese plöblihe Aufhebung der durch die Constitution den Bür= gern zugestandenen Garantieen erregt hier um so größeres Aufsehen, als die Minister von hier gerade deshalb nah Barcelona geeilt wa= ren, um, wie sie vor ganz Spanien erklärten, dem etwanigen Ver= suche einer Reaction vorbeugen, und die Constitution und strenge Le= galität sicher stellen zu wollen. Auch der Gouverneur von Almeria hat diese Stadt am 7ten in Belagerungszustand verseßt, weil in eini- gen Schenken das Geschrei, „es lebe Espartero, nieder mit der Kö-= nigin! erscholl. Dergleichen Maßregeln scheinen freilih in shrdffem Widerspruche zu den von deu Herren Mon und Pidal verkündigten Grundsäßen zu stehen, und veranlassen zu der Vorausseßung, daß die Regierung Kenntniß von ausgedehnten Verschwörungsplänen erhalten habe, und deren Ausbruch um jeden Preis vorzubeugen suhe. Jn der That versichern fast alle Personen, die aus den verschieden Provinzen hier eintreffen, alle Anstalten zu einem neuen „Pronuncia-

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