1844 / 213 p. 4 (Allgemeine Preußische Zeitung) scan diff

Data

La 4E D p n p C

E e R

E gnt A vi

ch wre:

S mvumw em E E er mutter Atr2ck

D E E IRR

ae ranemetrmuan E Een O M: ¿ctezu ues M R E R E L zug

P tam

ärti. d des Allwal- Herrscherpaars gemacht e. gs ag Rg E E Unglóde, dessen tenden shirmende Hand bewahrte das icht SBZwfaben ae ‘unendlich traurigen Folgen nicht zu übersehen und nicht zu über en g E jebte! r wísset es, was Wir unserem Herrscherpaare wesen wären. Geliebte! Ihr y tis : rdanfen, und wie in bedrängten, Zeiten unser Hoffen und Vertrauen in E 1 Monarchen Gerechtigkeitssinne den festesten Stüßpunkt findet. Dee Peithvolie ruchlose That, o wäre sie Deutschlands Gauen auf ewig fremd geblieben! Dem Allerhöchsten unseren innigsten Dank vereint und Fentlid darzubringen, dazu drängt Uns das bewegte Gemüth, und ist diescs unsere erste heiligste Pflicht. Mit diesem inntgsten Danke verbinden Wir die heißesten Wünsche, daß Gottes Gnade und Fürsehung förderhin Gesundheit und Leben unseres gelicbten Landesvaters und der ge- liebten Landesmutter segensvoll beshirmen und vor Gefahren bewahren wolle. Damit nun Jeder aus der Gemeinde seine Danuk-, Lob- und Bitt- gebete bei entsprehender firchlicher Feierlichkeit in Bereinigung dem Herrn darzubringen Gelegenheit finde, so wie solches heute bercits in der Dom- Kirche zu Múnster geschieht, foll in allen Pfarrkirchen unserer Diözese am kommenden oder nächstfolgenden Sonntage nah dem feierlichen Hochamte der Ambrosianische Lobgesang angestimmt werden; auch wünschen Wir, daß in der Predigt auf eine passende Weise darauf bingedeutet werde, welches Unglück dur des Allerhöchsten Gnade und Fürsehung vom Vaterlande ab- gewandt geblieben is. Münster, den 29, Juli 1844, Der Bischof von Münster,“ Provinz Preußen. Die lithauischen Beamten, welche durch Amtsverhältnisse abgehalten werden, sich mehrere Tage lang von Hause zu entfernen, beabsihtigen ihrerseits ein Fest zur Erinnerung an ihren Aufenthalt auf der Universität zu Königsberg gleichzeitig mit der dor= tigen Jubiläums-Feier in Gumbinnen zu begehen. Aus Dan-= zig meldet das daselbst ersheinende Dampfboot unterm 25. Juli: Der Navigationsschule gegenüber liegen zwei ciserne Dampfschiffe, vor vier Jahren für Rehnung der Bank in Warschau hier gebaut. Diese äußerst eleganten Schiffe wurden zu Spazierfahrten und kleinen Reisen zwischen Warschau und den benachbarten Orten gebraucht, haben jedoch nur wenige Jahre dienen können, indemdas Wasser in der Weichsel größtentheils zu flach is, um mit Sicherheit auf eine Fahrt rechnen zu können, Die Weichsel scheint übrigens cin Strom , welcher schr wohl mit bei weitem tiefer gehenden Fahrzeugen beschifft werden könnte, doh führt sie so vielen Schlamm und Sand mit si, daß die eigentliche Bahn fortwähren= den Veränderungen unterworfen bleibt und sehr häufig heute eine Sandbank gefunden wird, wo man vor cinem Jahre mit 24 Fuß langen Ruderstangen den Grund noch nicht erreichte. Die Regie= rung beabsichtigt, den Strom so zu reguliren, daß derselbe überall eine gewisse Breite, geringer als seine gewöhnliche, erhält, was dadurch bewerkstelligt wird, daß man sogenannte Sporen, feste Faschinenbauten, vom Ufer aus quer in den Fluß treibt. Ju dem dadurch zum Stillstehen gebrachten Wasser seßt sich Sand und Schlamm schnell ab, während der frei gebliebene Raum durch den Strom selbs so gereinigt und aus- getieft wird, da die zusammengedrängte Wassermasse eine größere Ge- walt auszuüben vermag, Sollte dieser Plan, welcher schon an vielen Stellen zur Ausführung gebracht ist, wirklih konsequent durchgeführt werden, so würden wir bald mit 5 und 6 Fuß tief gehenden Dampf- hien die Weichsel wenigstens bis Thorn befahren können, und die hier liegenden eisernen Dampfschiffe, welche jeßt nah Stettin verkauft sind, würden sehr wohl hier bleiben können, ja vielleiht sogar für den Dienst zu klein sein. Die Elbinger Zeitung vom 29. Juli berichtet aus Elbing: änger als sechs Wochen dauert nun hon das unagufhörliche Regenwetter, welches theils {hon manchen Schaden verursacht hat, theils die begründetsten Be= sorgnisse für die Zukunft erregt. Durch das Austreten des Elbing= flusses und des Hommelbaches sind eine Menge unserer \sruchtbarsten Gärten, Gemüse-= und Wurzelselder verwüstet, ja auf dem äußeren Marienburgerdamm drang das Wasser sogar in die Häuser. Diese Witterung erzeugt Fieber und andere Krankheiten bei den Meuschen, und in einigen Ortschaften der Niederung soll sich bei dem Rindvieh der Milzbrand, bei den Pferden der Rob gezeigt haben, in Folge dessen bereits, auf Veranlassung der Behörden, eine Anzahl Rindvieh getödtet wurde. Die der Stadt naheliegenden so fruchtbaren Weide= Ländereien stehen zum Theil unter Wasser, bilden Moräste, und das darauf weidende Vieh, drängt sich kläglich brüllend auf die wenigen höher gelegenen Stellen. Das Getraide, namentli das Wintergetraide ist von dem unaufhörlichen Regen platt niedergeschlagen, und droht zu verfaulen, Nächstdem erweckt das Steigen der Gewässer (gestern in der Nogat stündlich einen Zoll) noch die Furcht vor ferneren Ueber= {chwemmungen, ja, vor möglichen Durchbrüchen. Die Weichsel soll in Polen einen enormen hohen Wasserstand erreicht haben und noch fortwährend wachsen, wenn dieses Wasser plößlich herunterkommt, so ist zu befürchten, daß unsere aufgeweihten Dämme ihm keinen hin- länglihen Widerstand entgegenzuseßen vermögen. An den Nogat=- Dámmen wird seit vorgestern schon gearbeitet.

Nhein-Provinz. Am 26. Juli besuchte der Ober-Berg- hauptmann, Graf Beust aus Berlin, mit mehreren Beamten des Ober-Bergamts zu Dortmund und Bergamtes zu Essen die Stadt Mühlheim a. d. Ruhr, nahm die in regem Betriebe befindlichen Hafen-, Kettenbrücken- und Schleusen-Bauten, so wie die Eisengießerei der Herren Göring, Deus und Moll und verschiedene Kohlen-Maga- zine in Augenschein, und unterhielt sich mit den Beamten und Notabeln der Stadt über den Bergbau, dic Fabriken und Handels-Angelegen- heiten, Die Nachrichten über den Flor und den Wohlbestand der Gewerbs- ¿weige wurden von ihm mit lebhaftem Juteresse entgegengenommen und gern da eine Förderung in Aussicht gestellt, wo die Verhältnisse solehe erfordern. Bis zum 15, Oktober ist die Vollendung der groß-= artigen Kettenbrüccke in Aussicht gestellk. Ueber den Fort= gaug des kölner Dombaus enthält das ucueste Domblatt folgende, aus Kölu vom 23, Juli datirte Angaben: „Wer die Ar= beiten zum Fortbaue des Domes mit einiger Aufmerksamkeit ansieht, wird die hohe Geschäftigkeit, wie die schleunigen Fortschritte, welche au den betreffenden Baustellen immer klarer ans Licht treten, bewun-= dern müssen. Während auf der cinen Seite in den Werkhütten zahl= reihe Hände die Steine zum Baue zurichten, werden auf der ande- ren die fertigen Stoffe mit ungewöhnlicher Schuelligfkeit aufgerichtet. Nebst den im vérffottenen Jahre vollendeten vier Gewölben in den südlichen Seitenschiffen sind gegenwärtig auf derselben Seite drei an= dere vollständig ausgeführt und die Gurtbogen zu deu drei folgenden aufgestellt, Gleichzeitig mit diesen Theilen wurde die betreffende Seite des Mittelschiffes in Angriff genommen, welche jeßt in der Länge von drei Gewölbefeldern bis zur Verziernugs-Linie unterhalb der Gallerie erhöht is, Nachdem eine höhere Entscheidung die bekarute Streit= frage beseitigt hat, is auch mit allem Eifer an dem Aufbaue der Portale begonnen worden. Auf der Nordseite sehen wir den Neu-= bau in seiner ganzen Breite bereits zu 8 Fuß in die Höhe geführt und fast mit jedem Tage einen der mächtigen Tragpfeiler um eine Tad wachsen; auf der Südseite die glatten Vor sprünge profilirt und höher gebaut, Weny, wie verlautet, uoch in diesem Jahre der süd= lihe Theil des e L um verschiedene Lagen, das Nord-Portal de “Lund wehrere Fuß erhöht und Lde Gewölbe der südli Mei t lel; vollendet werden, so dürste bald das erhabene unv A ali bedeutenden Theil seiner Vollendung entgegengeführt 1) le herrlihe Frucht der bisherigen Theilnahme in der cifreuendsien Weise sichtbar sein. Der „Kölnischen Zeitung“ wind gus Bonn unterm 26. Juli geschrieben :

1184

„Die Braunkohlengruben zu Rott, östlich am Siebengebirge, aus welchen jüngst unser akademisches naturhistorishes Museum ein fossiles, schr kleines Moschusthier erhalten hat, scheinen eine Niederlage vieler urweltlicher Thiere zu sein. Durch die Sorge der Eigenthümer jener Gruben , Herren Rhodius zu Linz, hat jeßt unser Museum aus den- selben einen zehn Zoll langen Unterkiefer einer untergegangenen Hecht= Art, die nah Verhältniß des jeßt lebenden Hechtes aht Fuß lang gewesen sein mußte; auch is demselben damit aus derselben Braun= fohlen-Lagerstätte ein leßter Unterkiefer - Backzahn des kleinsten Koh= lenthieres (Anthracotherium minimum) zugegangen. Die nicht mehr lebende Thiergattung Anthracotiherium is son anderwärts in der Braunkohle gefunden worden, und hat von ihrem Vorkommen den Namen erhalten. Es is sehr dankenswerth, wenn überhaupt Sorge getragen wird, daß solche merkwürdige fossile Thierreste nicht von den unkundigen Arbeitern zerstört werden und der Wissenschaft zum Nuten in öffentlihe Sammlungen gelangen. Die Herren Rho= dius verdienen daher bei dem vorliegenden Funde, so wie hinsichtlich verschiedener früheren, die Anerkennung der Paleontologen.““ Am 97, Juli wurden zu Koblenz zwei Jndividuen, welche falsche Wechsel im Betrage von etwa 6000 Fl. in Mainz bereits ausgegeben hatten, au Bord des düsseldorfer Dampfschisses verhastet.

Nuslanu d.

Deutsche Bundesstaaten.

Königreich Vayern. Se. Königl. Hoheit der Prinz Karl von Bayern hat am 27. Juli München verlassen, um sich zum Be= such seiner hoben Verwandten nah Berchtesgaden und Ischl zu bege- ben. Ju Nieder-Bayern und zum großen Theil auch in den fräu= fischen Kreisen is die Korn - Aerndte überaus reihch und ergiebig aus- gefallen.

Herzogthum Sachsen-Meiningen. Die Stände des Herzogthums sind am 24, Juli vertagt worden, ohne daß der densel- ben vorgelegt gewesene neue Finanz-Etat festgestellt worden ist. Das Landes =- Ministerium hat deshalb bereits unterm 19, Juli eine Be- fanntmachung erlassen, wonach auf den Grund des Artifel 81 des Staatsgrund=Geseßes vom 23. August 1829 die bestehenden Steuern und Abgaben vom 4. April 1844 an bis zu weiterer gesebliher Be- stimmung forterhoben werden sollen.

Oesterreichische Monarchie.

A8ien , 24. Juli. Se. Majestät der Kaiser hat dem Vice= Präsidenten der allgemeinen Hof - Kammer, Grafen Niklas Szécsen von Temerin, die durh den Tod des Freiherrn von Mednianski er= ledigte Präsidenten - Stelle der Königlih ungarischen Hof - Kammer verliehen.

Russland und Polen. Riga, 25, Juli. Gestern Mittags gegen 1 Uhr erhob sich

plözlih ein Orkan aus Südost, trieb die Holzflößer auf die Barfen und diese auf die große Floßbrüccke, die in einem Augenblicke zerrizjen wurde. Die Barken, mit Waaren angefüllt, sanken, gegen 50 wur= den vershlagen, die Brücke zerstückelt; viele Menschen haben das Le- ben verloren; der Schaden der Waaren und Schisse wird auf meh- rere hunderttausend Silber-Rubel veranschlagt. Wochen können hin- gehen, ehe die Passage wieder hergestellt werden kann,

Frankx“ ich.

Paris, 27. Juli. Den halb offiziellen Blättern nach, ist zu erwarten, daß der Handels-Mwister gleih nach dem Schluß der Session dem Könige verschiedene Verordnungen zur Genehmigung vorlege, durch welche die bestehenden Zoll - Tarife modifizirt werden, Diese Modificationen würden den gutachtlihen Anempfehlungen der Zoll - Kommission entsprehen, deren Bericht die Deputirten - Kammer in dieser Session nicht mehr diskutiren konnte.

Der Gazette de France zufolge, sind dem Herzog von Bor= degux die von ihm an die Souveraine Europa’s gerichteten Notifi= cations-Schrciben in den angemessensten Ausdrücken beantwortet wor= den. „Die Antworten“, sagt dies Blatt, „geben die Gefühle der Theilnahme und Hochachtung kund, welche allen Fürsten die Lage und der Charafter des Enkels Karl’s X, einslößen. Man hat vou einer Ausnahme gesprochenz vielleicht hat eine stattgefunden: die engen Bande, welche Windsor in diesem Augenblick mit Neuilly vereinigen, würden dies zur Genüge erklären. Wo und wie sollte aber eine an-= dere denkbar sein, da Jhre Majestät die Großherzogin von Parma, Marie_Louise, die erste gewesen is, welhe Heinrich von Frankreich ihrer Gesinnungen versicherte. ““

Ju den lehten Tagen hat die Polizei von Cette über 40 spa- nische Flüchtlinge verhastetz; sie hatten keine Legitimations - Papiere, und da sie sämmtlich zu ehemaligen Karlisten-Schaaren gehörten, so war man besorgt über diese ungewöhnlihe Ansammlung solcher Ju- dividuen an einem und demselben Ort und glaubte, daß sie einen be= sonderen Grund gehabt haben müßten, sich von dem ihnen angewie- senen Depot zu entfernen, Sie wurden zur Verfügung des Präfek= ten gestellt. Auch zu Bordeaux ist eiue beträchtlihe Anzahl von Spauiern versammelt, doh kann man dem dortigen Zusammentreffen feinen politischen Zweck unterlegen, weil es Notabilitäten aus allen Parteien sind; so befindet sich dort unter Anderen der farliftishe Ge= neral Villareal, aber andererseits auh der Graf von Santa Olalla, Finanz-Minister im Kabinet Gonzalez Bravo's. ; E

Da in diesem Augenblicke das Reich Marokko, dieser wichtige Theil der Barbaresken- Staaten, ein Gegenstand allgemeiner Auf= merfsamkeit geworden ist uud in der gegenwärtigen Politik die Han- dels-Angelegenhciten ein so hervortretendes Element bilden, so scheint es dem Journal des Débagts an der Zeit, einen Blick auf die bisher wenig befannten Handels - Zustände jenes Theils des afrikani- hen Kontinents zu werfen. Freilich sind sichere und vollständige An- gaben hier durhaus unmöglich, denn Unwissenheit und Mißtrauen der Bevölkerung, genährt durch den muselmännischen Fanatismus, der sich in Marokko unduldsamer als irgendwo zeigt, verhindern jede offene und ehrliche Mittheilung von Seiten des eingeborenen Han- delsstandes und der Verwaltung, den Kaufleuten und Rei- senden Europa’s gegenüber; jede Spur davon würde für Verrath gelten, und wer sih dergleichen Studien und Forschun= gen unterzöge, würde dem gefährlichsten Argwohn und den grausam- sten Züchtigungen sich ausseßen,. Was man nun irgend an einiger= maßen authentischen Aufschlüssen über diesen Handel besilt, läuft, dem ministeriellen Blatte zufolge, ungefähr auf Folgendes hinaus: Herr yon Graberg, chemaliger {wedis{her Konsul zu Tanger, der ein brauhbares Werk über dies Land hinterlassen hat, {äht den allge- meinen Handel von Marokko auf etwa 60 Millionen Fr., wovon eimn Drittel auf den Tauschhandel mit dem Auslands, also auf den See- handel, und die beiden anderen Drittel auf den Karavauen=-Verkehr fämen. Diese Karavanenzüge sind bekanntlih das Mittel, wodurch der ganze Handel des großen afrikanischen Kontinents be=- trieben wird, sowohl mit Judien wie mit der Levante und dem Been des mittelländishen Meeres, Die ungeheure Sahara-

Wüste des nördlichen Afrika?s wird jährlih von sechs großen Kara- vanen oder Kafilah's (vom persischen kear, Arbeit, und revan, reisen) durchzogen, die gewöhnlih 1509 bis 2000 Lasikameele zählen und die Produkte Mittel-Afrika’s nah dem Gestade oder umgekehrt die euro= päischen Waaren nah dem Centrum des afrikanischen Kontinents bringen. Die wichtigste darunter is die der Pilger von Marokko, welhe sonst vou Westen nah Osten an den Abhängen des Atlas und dem Saum der Wüste hinzog, das Gebiet der Regentschaft Algier au der Stelle passirte, wo die Schlucht der Uanascherishs an das Thal des Setif und den See von Tittery ößt, dann dur den berühmten Engpaß der eisernen Thore nah Konstantine und Tuuis gelangte und von dort den Ufern des Golfs von Kabes bis Tripolis folgte, um endlih in die Wüsten von Barka und Libyen einzutreten. Bei ihrer Ankunft zu Kahira belief sich diese heilige und handeltreibende Ka- ravane oft auf 2500 bis 3000 Kameele, begleitet von 4—5000 Jn- dividuen jedes Alters und Geschlechts. Zwischen ihrer Abreise vou Marokko, oder von Fez und Tetuan, und ihrer Ankunft in den heili= geu Städten Medina und Mekka verfloß fast immer mehr als ein Jahr. Unterweges verstärkte sie sich vou allen Seiten her durch Pil= ger, die meistentheils den kaufmännischen Geist sehr wohl mit ihren Andachtsübungen zu vereinigen wissen, und machte Geschäfte in El= fenbein, Goldstaub, wohlriehenden Hölzern, Sklaven, Federn, Gummi, Kaffee, Wachs, Oel, Wolle, Kattunleinwand, Eisen, Stahl, furzen Waaren, Waffen, Pulver, Leder, Zucker, Glaswaaren, unechten Goldtressen, Parfümerieen und anderen Artikeln des euro- päischen Verkehrs, wozu die seltenen Erzeugnisse der Landes=-= Industrie fommen, wie grobe Gewebe, Maroquinhäute, Pantoffeln, Kaftane, gestickte Seidenzeuge und dergleichen. Dies sind jeßt die Gegen= stände, welche am allgemeinsten in den beiden Haupthäfen von Ma= roffv, zu Tanger und Mogador, ausgetauscht werden. Aber die französishe Occupation Algeriens hat dem Zuge der großen Karava- nen eine andere Richtung gegeben; der größte Theil der Pilger geht jeßt zur See nach Alexandrien und von da nach den durch das Grab des Propheten geheiligten Städten. Der Seehandel beschäftigt jähr-

| lich einen Transport von 50,000 Tonnen, wovon 36,000 auf

Tanger, 10,000 auf Mogador und der übrige Theil auf einige untergeordnete Häfen kommen. England, dessen Handel in diesen Gegenden dur den Besiß von Gibraltar sehr begünstigt wird, sigu- rirt in jener Gesammtsumme mit ungefähr zwei Dritteln; der Rest fällt in einem sehr geringen Theil den Regentschaften Tunis und Tri= polis und einigen Expeditionen von Triest und Livorno zu, größten- theils aber dem Hafen von Marseille, dessen Geschäfte mit Marokfo bedeutend zugenommen haben und jeßt 6 bis 7 Millionen erreichen, während sie im Jahre 1832 auf kaum 2 Millionen sich beliefen. Die Industrie von Marokko is sehr zurück und sehr unbedeutend, fast Null, mit Ausnahme etwa der Fabrication ordinairer Seidenzeuge , groben Papiers und roher Töpferwaaren, so wie des Maroquin=Leders, welches diesem Lande einen Ruf verschafft hat, worin jedoch Marokko selbst und die anderen Länder der Levante längst voz der europäishen Judustrie übertroffen sind. Von Seiten seines Gewerbfleißes ist also Marokko von keiner Bedeutung, und eben deshalb würde sich, obgleich die Be= völkerung im Allgemeinen arm is und wenig Bedürfnisse kennt, der Absatz europäischer Fabrikate dorthin noch sehr steigern lassen. Wichtig aber is} dixses große Land, welches fast den doppelten Umfang von Algerien hat und uicht weniger als 12 Millionen Einwohner zählen soll, seit langer Zeit als die Kornkammer von Mittel - und West= Afrika. Auch nehmen die Produkte des nördlichen Asrika's und Eu- ropa’s, die nah Darfur und Timbuktu, nach den Ländern der Fulah's, der Gioloff's, der Dahomet's und der Aschanti's gehen, ihren Weg hauptsächlih durch Marokko und von da auf dem Niger weiter. Der Boden des Landes, dessen maurishe Bevölkerungen ein weniger nomadishes Leben führen als die arabishen Stämme von Algier, is an Getraide, Salz, Früchten, Flachs und Futterkräutern außerordentlich fruchtbar z er liefert geshäßte Häute und Wolle und ist reich an Schlachtoieh und Mauleseln, wovon die französisch - afri= fanische Kolonie dort schon bedentende Ankäufe gemacht hat; es findet sich daselbst auch eine Race von Pferden, die an Kraft und Schön- heit der Formen fast den andalusischen gleihkommen. Ueberdies gränzt Marokko an die Stämme von Senegambien, das noch eine so reiche Ausbeute für den europäischen Handel verspricht.

Es heißt, die Minister seien nah langer Berathung übereinge= kommen, dem Marschall Bugeaud neue Justructionen zugehen zu las= sen; Oberst Foy, der gestern abgereist is, soll sih damit ins Haupt= Quartier an der marokkanischen Gränze begeben.

Die Presse verkündet, es werde nächstens im Moniteur ein Artikel erscheinen, der allen Diskussionen über die Unzulänglichkeit der Civilliste eine Ende zu machen bestimmt sei.

Heute früh wurden in allen Kirchen der Hauptstadt Todten= messen gehalten zur Erinuerung an die Opfer der drei Julitage von 1830,

ck= Paris, 27. Juli. Die neuesten Privatbriefe aus Algier und Oran führen, als ein Haupthinderniß des weiteren Vorrückens der französishen Armee auf marokkanishem Gebiet, die Schwierigkeit der Verproviantirung derselben an. Diese Schwierigkeit ist durch die Un- vorsichtigkeit der Militair-Verwaltung noch vergrößert worden. Oran war nur für den gewöhnlichen Bedarf der Division jener Provinz verproviantirt; um das Fehlende zu ergänzen, blieb dem Militair= Intendanten nur das Mittel, die im Lande vorhandenen Vorräthe aufzukaufen und, wenn sie nicht hinreichten, das Fehlende vom Aus= lande herbeizuziehen. Die Armee bedurfte bringend des Proviants, und die Grund= Eigenthümer glaubten nun Gelegenheit zum Absabe ihrer Erzeuguisse gefunden zu haben. Aber der Jutendant, der ara- bischen Sprache unkundig, glaubte nichts Besseres thun zu können, als sich an die jüdischen Händler zu wenden, welche die Gelegenheit zu beträchtlihem Gewinn augenblicklich wahrnahmen. Sie wußten dem Jutendauten die Meinung beizubringen, daß an Fourage und Getraide zu Oran Ueberfluß herrsche und die Besißer gern ihre Vor=- räthe selbst zu niedrigen Preisen abgeben würden. Der Intendant, hocherfreut über diesen Aufschluß, ließ öffentlich anschlagen, daß er Roggen, Gerste, Hafer, Heu und Stroh zu bestimmten Preisen für die Staats - Magazine aufkaufe; sie waren aber geringer als die Marktpreise angeseßt, und es fanden sich keine Verkäufer. Darauf hatten die Juden, bei falschen Rathschlägen, gerehnet. Sie eilten zu den Besißern von Vorräthen, sprachen ihre Entrüstung über die vom Staate gestellten niedrigen Preise aus und erboten sich, sogleich für einen Preis zu kaufen, den auch die Verwaltung hätte anbieten müssen, wäre sie besser unterrichtet gewesen. So kauften die Juden denn Alles auf, und die Verwaltung wird nun in der Noth sih ge= zwungen schen, deren Bedingungen anzunehmen.

Glaubwürdiger Versicherung zufolge ist gestern {hon Befchl an zwei Jnfanterie-Regimenter und ein leichtes Kavallerie-Regiment ab- gegangen, sich zum Abmarsche und zur Einschiffung nah Afrika be- reit zu halten, Die Armee daselbst zählt nahe an 90,000 Mann, allein die Zahl der für den Krieg gegeu Marrokko verwendbaren Truppen is nicht bedeutend, weil gerade in solhem kritishen Augen- blie kein anderer Punkt entblößt werden darf, ohne Gefahr einer Schilderhebung der Araber daselbst, Kommt es zum ernstlichen Kriege, so müssen daher voraussichtlih noch weitere Truppen-Ver- stärkungen nah Afrika geschickt werden. :

Die Vorbereitungen zur Feier der Julifeste sind fast vollendet,

die Julisäule auf dem Plate, wo die Bastille stand, der Thurm des Hotel de Ville, die Barrière du Trone und die Champs Elysées werden großartig beleuchtet und auf dem Quai d’Orsay wie gewöhn= lih ein großes Feuerwerk abgebrannt werden. Nicht weniger als 1300 Männer werden zum Anzünden der Beleuchtung in der Avenue der Champs Elysées verwendet, um dieselbe so zu sagen mit einem Slage herzustellen. Alle diese Arbeiten sind übrigens bis heute ohne irgend ein Zeichen allgemeiner Theilnahme vor sich gegangen.

Großbritanien und Irland.

Oberhaus. Sitzung vom 26. Juli, Die Bill, welche das Verbot der Orangisten - Aufzüge in Jrland alljährlih erneuert, ging dur den Ausschuß des Hauses nah einigem Widerspruch von Seiten der Lords Wicklow und Roden. Es wäre durchaus un- recht, die Versammlungen der Orangisten zu untersagen, während Ver- sammlungen der Repealer gestattet würden, behaupteten die Lords, wurden indeß vom Herzoge von Wellington dahin bedeutet, daß die Regierung den Willen und die Fähigkeit kundgethan habe, die Versammlungen und Aufzüge der einen Partei zu unterdrücken und die Vollmachten zu behalten wünsche, welche sie in Stand seßen, ein Gleiches - mit der anderen zu thun; das Geseb, wie es einmal bestände, sollte erhalten werden, bis man die Ueberzeugung gewonnen habe, daß Jr= land ohne Zwangsmaßregeln regiert werden könne. Der Marquis von Normanby stellte hierauf den Antrag auf eine Adresse an die Königin, worin gebeten werden soll, in der nächsten Session Maßregeln zur Verbesse- rung des Zustandes der Städtebewohner in gesundheitlicher Beziehung in Vorschlag zu bringen, begründet auf den Bericht, den die zur Un= tersuchung dieses Gegenstandes eingeseßte Kommission vor kurzem ab= gestattet hat. Der Herzog von Buccleuch erwiederte von Seiten der Regierung, daß er die Größe des bestehenden Uebels wohl er- fenne, aber auch die Schwierigkeiten, welche der Abhülfe entgegen- stehen. Ju Liverpool z. B. werde man 20 bis 30,000 Menschen aus ihren Kellerwohnungen vertreiben müssen, wenn man die dortige Bevölkerung der geringeren Klassen von deu Uebeln befreien wollte, welche der Mangel an geräumigen und luftigen Behagusungen herbei führt. Der Minisier glaubte deshalb, nicht so bald legislative Maß regelu über diesen Gegenstand versprechen zu können. Nachdem der Herzog von Wellington hierauf noch die Regierung gegen jeden Vorwurf unnöthiger Verzögerung vertheidigt hatte, wurde der Antrag abgelehut und die Sihung vertagt.

Unterhaus. Sihung vom 26, Juli. Die emendirte Armen-Bill, welche zu so langen und ausführlichen Debatten Anlaß gegeben hat, i heute endlih zum drittenmal verlesen und angenom- men worden. Hochtorics und Radikale widerseßten sich der Bill bis zum leßten Augenblicke, weil die Regierung die harten Bestimmungen des alten Gesebes nicht genug gemildert habez aber die gemäßigten Konservativen und die Whigs bildeten einen zu mächtigen Widerstand, als daß die Ansichten jener hätten durchdringen können. Die dritte Lesung erfolgte sogar ohue Abstimmung unter gegenseitiger Bekom- plimentirung derer, welhe am meisten gestritten hatten. Nach einigen vergeblichen Versuchen von Seiten des Oberst Sibthorp,Ÿ Aenderungen in die Bill einzuführen, erklärten sich nämlich die Ÿ toryistishen Mitglicder Borthwick, Wakley und Escott zwar

auch gegen das Prinzip der Bill im Einklange mit ihrer früheren Ä

Opposition, erkannten aber doh die Vorzüge des jebigen Gesetzes k vor dem vorigen an und belobten die Gewissenhaftigkeit, mit welcher * Sir James Graham beim Entwurf der Bill zu Werke gegangen. Diese Lobsprüche ließ Sir James Graham nicht unerwiedert, und dankte seinerseits für die Art und Weise, in welcher die Opposition gegen die Bill durchgeführt worden sei. Es erfolgte alédann die dritte Lesung ohne Widerspruch, Die übrigen Verhandlungen ent= behren jedes Juteresses.

X London, 26. Juli. Es is jeßt beschlossen worden, das Parlament nicht zu prorogiren, sondern ungefähr um den 8, August auf beliebige Zeit zu vertagen. Zwei Gründe werden für diesen unge= wöhnlichen Modus, die Session zu schließen, angegeben. Der Aft der Prorogation erfordert, selbs wenn er von einer Kommission voll= zogen wird, eine persönliche und formelle Erklärung der Königin, und unter den gegenwärtigen Umständen bei der täglih erwarteten Nie- derkunft Jhrer Majestät kann in mehreren Wochen keine Geheimeraths- Versammlung stattfinden. Der zweite und wichtigere Grund is der definitive Richter - Ausspruch in der Berufungssache D'Connell?)s vou Seiten des Hauses der Lords. Wenn die Session geschlossen würde, so fönnte das Oberhaus auch seine richterlichen Functionen nicht vor der Wiederversammlung des Parlaments aufnchmen, und das Urtheil müßte bis zum nächsten Jahre ausgeseßt werden, Die Richter sind von den Lords befragt worden, werden aber von ihren richterlichen Rundreisen nicht vor der leßten Hälste des August nah London zu- rüdckfehren, so daß die Session durch diese Vertagung faltish bis in den Monat September verlängert werden wird, damit entschieden werden kann, ob O'Connell im Richmond=Gefängniß verbleiven soll,

Ueber den Ausgang der Appellation herrs{ht geringer Zweifel; die allgemeine Ausiht der Barre spricht sih zu Gunsten der Gescß- lichkeit des Prozeß=-Verfahrcns aus, und obschou es nicht unwahr- \{einlih is, daß in einem obersten Gerichtshofe, der einen o ent-= \hieden politischen Charakter trägt, einige Meinungs=-Verschiedenheiten sih kundgeben werden, so wird doch oßne Zweifel jene Ansicht ihre Bestätigung finden,

Was die groben Versecheu betrisst, welhe in verschiedenen Einzelheiten des technischen Verfahrens bei dem irländischen Staagts= Prozesse begaugen wurden, so scheint es jeßt ziemlich gewiß, daß mehrere der Subaltern-Beamten der Regierung und sogar der Ge- neral-Fiskal, Herr Kemmis, absihtlih den Prozeß, mit dessen Füh= rung sie betraut waren, zu vereiteln oder vielmehr zu verrathen \trebten, und durch den eigenen Erfolg in ihren Erwartungen sich bitter getäuscht fanden. Dies zeigt dann, daß es noch etwas Aude= res gab, als irländische Blunders, welche den Prozeß verunstalteten, der gerade die äußerste Genauigkeit in seiner Leitung erforderte und in welchem nichts so leiht den Zweck der Verfolgung vereiteln konnte, als Sorglosigkeit.

Weun wir den äußeren Zustand Jrlands gegenwärtig mit dem Aufruhr und den drohenden Gefahren der beiden verflossenen Jahre vergleichen, so sind wir geneigt, der Regierungs-Politik das Verdienst vollständigen Gelingens beizumessen, Niemals gab es in Jrland we- niger Verbrechen und Unordnungz selten herrschte dort mehr Wohl- fahrt und Ruhe. Wenn O'Connell und diejenigen, welche er zu dem Werke der Agitation verpflichtet hat, aus Jrland entfernt werden könnten, so würde der Fortschritt des Landes schnell und sicher sich entfalten. Aber so ist es nicht. Das Werk der Agítation wird in der Stille mit größerer Thätigkeit fortgeseht, als jemals, und die Einkerkerung O'Connell’s hat zwar den Repeal- Versammlungen ein Ende gemacht, aber die Repeal-Beiträge des Volks zu einer beispiel- losen Höhe gesteigert. Mit weniger Geräusch giebt sih eine umfas= sendere Organisation kund, Das Repealgeschrei, welches als leere Drohung sich erhob und dann das Losungswort des Volks wurde, besteht jeßt in einer tiefen Ueberzeugung eines nicht unbeträchtlichen Theils der irländischen Nation eines Theils, der aus Männern besteht, die aufrichtiger und weniger klug als O'Connell sind, Die

1185

Entfernung des großen Agitators von der Bühne des Volfs-Auf- ruhrs hat dieselbe Männern geöffnet, welche früher faum bemerkt wurden, Smith O'Brien soll von diesen den größten Einfluß bei dem Volke besißen und es is sehr wahrscheinlich, daß er sich desselben bei der ersten Gelegenheit mit fanatischer Entschlossenheit bedie- nen würde. L : E

Jm Ganzen genommen, ist es deshalb niht mögli, den zu- fünftigen politischen Kämpfen Jrlands ohne Besorgniß entgegen- zusehen, obschon Lord Heytesbury die Lord- Lieutenantschaft zu einer Zeit ungewöhnlicher Ruhe angetreten hat. Das heftige Aufwallen der Repeal-Bewegung war wemger zu fürchten, als ihre jeßige Kon= zentrirungz denn in dem früheren Zustande fonnte das Feuer ver- rauchen, in dem gegenwärtigen aber wächst es in den Herzen des Volkes, und ih kann es nicht verbergen, daß in Jrland Viele mit Besorgniß auf die Möglichkeit einer auswärtigen Unruhe “oder eines Krieges blicken und diesen für das Signal eines Kampfes gegen England oder vielmehr gegen deu loyalen Theil der eigenen Lauds- leute halten. Wir erkennen bereits ein neues Element in dieser Frage uicht O’Connell, sondern D'Connell’'s Nachfolger. Findet sih unter diesea ein Mann von wirkliher Thatkraft, so werden ihre Bestrebungen und Combinationen eine bedeutungsvolle Seite der po- litischen Geschichte einer anderen Generation ausfüllen; von dem Au- genblicke der Einkerkerung O’Connell’s an hat ihr Einfluß gewirkt, ihr Werk begonnen.

Me D E10 D e, Aus dem Haag, 27. Juli. Se. Majestät der Köuig ist vollkommen wiederhergestellt und wird sih morgen auf der Eisenbahn nah Söstdijk begeben, wo sich Jhre Majestät die Königin becsindet,

Dänemark. Kopenhagea, 27. Juli. Das russishe Dampfschiff „Kamt-

schatfa““ hat vorgestern und gestern das Linienschiff „Neu-Jugermann- land‘’, so wie die Korvette „Virginie“ und die Fregatte „Konstantin““ südwärts bugsirt, Von dem russischen, auf der Rhede bei Helsingör liegenden Geschwader verließen gestern 4 Linienschiffe und eine Fre- gatte dieselbe und segelten nordwärts, die übrigen, welche ebenfalls die Anker gelichtet hatten, mußten wegen Windstille auf der Rhede zu= rüdbleiben. Jn den leßten 3 Tagen haben mehr als 500 Schiffe, die aus der Ostsee kamen, in Helsingör klarirt und größtentheils ihre Reise fortgeseßt.

Ein in England für Kaiserlich russische Rehnung, nah einer neuen Bauart gebautes Eisen- Dampfschiff kam hier am 23. Juli Nachmittag an und ging anderen Tages früh wieder ab, wie cs hieß, nach St. Petersburg.

Pan *XX Paris, 27. Juli. Nach einem von guter Hand her= rührenden Brief aus Barcelona vom 2Wsten is die Abreise der Königlichen Familie auf den 12ten k. M. festgeseßt. Man wird den Rückweg über Saragossa nehmen, aber es is noch nicht gewiß, ob die Königin sih die Zeit nehmen wird, von Aragonien aus, dem ursprünglichen Plane gemäß, die baskischen Provinzen zu besuchen,

nigung der Rückkehr der Königin nah Madrid persönlich betreiben, und das englishe Dampfboot „Sydenham““ is von Barcelona nach Valencia gegangen, um Herrn Mayans gus dieser Stadt abzuholen. Das spanishe Dampfschiff „Isabella U.“ i am 19ten mit dem Provinzial = Bataillon von Toledo am Bord von Barcelona nah Ceuta abgefahren.

Jn Figueras i} eine Vershwörung entdeckt worden, bei der etwa 40 Personen betheiligt waren, großentheils ehemalige Anhänger des bekannten Aufruhrs des Obersten Amettler, der vor einem Jahre in derselben Stadt vor sih ging. Der Plan der Verschworenen lief darauf hinaus, sich der bekanntli sehr starken Citadelle von Figueras durh Ueberfall zu bemächtigen, ein Unternehmen, das ziemlich leiht ausführbar schien, weil die Citadelle uur eine sehr schwache Besaßung hatte, von der überdies mehrere Offiziere mit den Aufrührern im Einverständnisse waren. Nach der Entdeckung dieses Plans gelang es der Mehrzahl der Verschworenen, sich nach Frankreich zu flüchten, Nur zwei derselben, unter denen ein Carabinier- Offizier, fielen der Polizei in die Hände. Ÿ Die theilweise Wiederherstellung der Fueros hat in den baski= Achen Provinzen einen unglaublichen Jubel erregt. Vitoria \chickt Hich an, dies Ereigniß durch ein viertägiges Stiergefecht zu feiern, fas fraglihe Regierungs =- Dekret is übrigens den Behörden jener EProvinzen bis jeßt noch nicht in amtlicher Weise mitgetheilt worden,

Fund es haben also in Folge desselben noch keine offiziellen Schritte ge-

han werden können. Gleichwohl hat die Provinzial-Deputation von Vitoria, in Uebereinstimmung mit dem politischen Chef, vorläufig be- chlossen, die Volks-Versammlung der Provinz sogleih nach dem Ein treffen der amtlihen Abschrift der Verordnung, um welche es sich handelt, zusammenzuberufen. Herrn Egaña, dessen Thätigkeit und Einfluß man einen starken Antheil an jenem Dekret zuschreibt, hat das Ayuntamiento von Vitoria ein kostbares Geschenk zu geben be- \chlossen, auf welchem durch eine Zuschrift der Dank der Provinz für die ihr von Herrn Egaña geleisteten Dienste ausgedrückt werden soll,

Der bekannte Schriftsteller Washington Jrving is den barcelo naer Blättern zufolge, als außerordentlicher Gesandter und bevollmäch= tigter Minister der Vereinigten Staaten von Nord-Amerika am spa- ni\hen Hofe, in der Hauptstadt von Catalonien angekommen.

Portugal

A Lissabon, 17. Juli. Jch berichte Jhnen heute das Nä= here über die Wendung zum Besseren, die für den Augenblick, und vielleiht mit bleibenden ersprießlichen Folgen für die Zukunft, in der Finanzlage dieses Landes eingetreten ist. Nachdem die ersten schrist- lichen Einladungen des Finanz = Ministers an die Handels-Gesellschaft und andere Gläubiger, die in ihren Händen befindlihen Schaßscheine, deren Zahlung bis vorgestern, 15ten, verfallen war, aber nicht ge- leistet werden fonnte, auf eine weitere Frist zu verlängern, ohne das gewünschte Resultat geblieben, ließ der Minister die Direktoren der Handels-Gesellschaft, als der Hauptbetheiligten, zu einer persönlichen Besprechung zusammenrufen. Er seßte densclben die augenblicklih be=- drängte Lage des Schaßes aus einander, zeigte aber zugleich, daß sie nur vorübergehend sei, daß die Regierung, wenn man ihr jeßt dur Verlängerung der Frist zum Einlösen der Schabscheine unter die Arme greife, in der Zwischenzeit sich hinreichende Hülfsquellen zu Er- füllung aller ihrer Verbindlichkeiten eröffnen könne, es sonach im eigenen wohlverstandenen Juteresse der Jnhaber dieser Schabscheine liege, die gewünschte Verlängerung der Scheine zu gewähren. Ueber zwei Punkte entstand nun hauptsächlih eine Debatte, die Dauer der zu gewährenden Frist und die für diese Zeit zu stipulirenden Juter- essen. Die Regierung wünschte eine weitere Erneuerung der Scheine auf sechs Monate, konnte jedoch nicht mehr als vier Monate erlan- gen, so wie sih der Minister auch zu der allerdings lästigen Bedin- gung verstehen mußte, einen monatlichen Zins von 3 pCt, für die in den Scheinen benannten Summen zu bezahlen. Nachdem einmal diese Uebereinkunft mit den Direktoren der Handels-Gesellschaft zu Stande

gekommen war, in deren Händen die meisten dieser Scheine sich be-

Der Justiz-Minister, Herr Mayans, will, wie es heißt, die Beschleu= |

finden, schlossen sich auch die anderen Juhaber an. Acht Kapitalisten der Hauptstadt haben diese Scheine, im Gesammtbetrage zu 680 Con- tos, übernommen, und deren nun erst mit dem 30, November d. J. beginnende Zahlung wird dann in festgeseßten regelmäßigen Monats= Raten geschehen,

Die Hülfsquellen der Regierung bestehen vorerst in der Erhe= bung der noh ausstehenden Steuern für das mit dem 30. Juni zu Ende gegangene Finanzjahr, dann in dem Abschluß des Taback-Kon= traftes, für welchen sih die Aussichten günstig gestaltet haben. Was die Steuern betri, so würte es in jedem anderen Lande sonderbar erscheinen, mit deren Erhebung ein ganzes Jahr zu warten, in Por= tugal is es ein alt hergebrahter Brauch, der allerdings mannigfache Nachtheile hat. Troß derselben ist es dem Baron Tojal bis jeßt ge= lungen, sowohl für die Bezahlung der Zinsen der Staatsschuld, als der Beamten=Gehalte, des Soldes der Armee, der Pensionen und Wittwengehalte u. \. w. mit einer Pünktlichkeit zu sorgen, die unter den früheren Verwaltungen etwas Unerhörtes war. Jm Augenblick der gegenwärtigen Verlegenheit hat ihm die Bank von Lissa=- bon zur Deckung der Bedürfnisse des laufenden Dienstes die nöthigen Mittel durch Darleihung von 120 Contos zu dem für die hiesigen Verhältnisse mäßigen Jahreszinse von 5 pCt. darge= boten. Diese Uebereinkunft wurde gestern erst abgeschlossen, und man spricht von einer noch ausgedehnteren Operation, die mit anderen Kapitalisten im Werke sein soll, Hieraus ersieht man, wie vergeblich die Bemühungen der Feinde des Ministeriums waren, den Kapitalisten Mißtrauen gegen dasselbe einzuflößen. Zugleich geht aber au aus dem oben Gesagten hervor, wie das gauze Geschrei der Oppositious= blätter, die zu Steuer-Verweigerung unter dem Vorgeben aufreizten, daß die Steuern nicht von den Cortes bewilligt seien, also geseblih nicht erhoben werden fönnten, nichts als blinder Lärm war. Denn die jeßt noch zu erhebenden Steuern für das abgelaufene Jahr waren allerdings von den Cortes votirt, von Erhebung anderer ist aber noch keine Nede, und bis es zu Erhebung derer für das seit 1. Juli begonnene Finanzjahr kommt, werden die Cortes, die in etwa 10 Wochen zusammeutreten, solche längst auh votirt haben. Daraus erflärt sih auch ganz einfach, warum die so pomphast von den Op= positionsblättern angekündigte und angedrohte Steuer - Verweigerung nicht eintrat, und die Erträgnisse der Steuern werden so allmälig in den Schaß fließen, Dadurch, dann durch die Reduction aller Ge= halte von Staats-Beamten um 5 pCt., und dur die Zunahme der Erträgnisse der Zollstätten, die im abgelaufenen Jahre 630 Contos betrug, wird das Ministerium hoffentlih vor weiteren ernstlichen Ver=- legenheiten für den laufenden Dienst in der nächsten Zukunft ge= sichert sein.

Aber eine Haupt-Hülfsquelle für dasselbe bleibt immer der Ta=- bads-Kontraft, wofür der Zuschlag am 20, September erfolgen soll. Nach der im Diario mit Königlicher Sanction erfolgten Ausschrei- bung desselben, werden nicht blos die portugiesischen, sondern überhaupt alle europäischen Kapitalisten zur Mitbewerbung um denselben einge=- laden. Die Dauer des Kontraktes is von neuem auf zwölf Jahre festgeseut, um den Pächtern des Monopols den Vortheil des länge- ren Genusses und dadur die Möglichkeit der vortheilhaftesten Aus- beutung desselben zu sichern, und so für die Unternehmer ihn gewinn- reiher zu machen. Die Regierung sichert ihre wirksamste Mitwirkung zu, um die Pächter vor etwaigen Nachtheilen zu sichern, und verspricht namentlich die fräftigsten und wirkfgm&en Maßregeln gegen den Taback -= Schmuggelhandel. Was sonst noch etwa in Ansehung des Kontraftes zu ordnen bleibt, kann in der Zwischenzeit vom 20. September bis 30, November festgestellt werden, so daß die erste Einzahlung des damit verbundenen Anlehens von 4000 Contos noch rechtzeitig erfolgen kann, um der Regierung die Mittel zur Einlösung der obenerwähnten Schabßscheine im Betrage von 680 Coutos zu gewähren. Bisher hat der Tabacks-Kontrakt im Ganzen 1233 Contos erjährlich tragen, wovon 485 direft in den Staatsschaß flossen, 748 Contos aber einen Theil der Dotation der Junta des öffentlichen Kredits ausmachen. Der Tabaks = Kontrakt bildete daher schon bisher eine der reisten Finnahmequellen des Staats und stand im Ertrage etwa mit jenem der Dezima gleich, die 1211 Contos jährlich ergiebt. Aber künftig wird der Tabacks-Kontrakt, aller Wahrscheiu= lichkeit nach, nicht unter 1500 Contos dem Staate eintragen, denu 1400 waren neuerlich dem Finanz-Minister schon geboten, aber nicht angenommen werden, Die Zunahme der Einnahme würde also 25 bis 30 pCt sein, jährlih 300 Contos mehr, welche die Zinsen des Anlehens von 4000 Contos, so wie die nah dem Plane dieses jährlih dem Til= gungs - Fonds, der damit verbunden werden soll, zu überweisende Summe zu decken hinreichen wird. Alles deutet darauf hin, daß die bisherigen Pächter auh den neuen Pacht übernehmen werden, und tritt die Regierung in der That dem Schmuggelwesen kräftiger ent= gegen, so wird es ihnen nicht {wer fallen, das Mehr des jährlichen Pachtschillings zu bezahlen. a

Der Herzog von Palmella soll im Begriff stehen, eine Reise ins Ausland anzutreten, worüber man wieder allerlei Konjekturen macht.

Griechenland.

ò Athen, ®. Juli, (Verspätet.) Man beschäftigt sich noch immer vielfah mit der Zusammenseßung des Senats. Daß die neu ernannten Senatoren meist der Partei des jeßigen Ministeriums an= gehören, und daß auf diese Weise die Opposition neuen Stoff zu Diatriben erhalten hat, darf Niemand befremden. Mit Recht könnte man wohl tadeln, daß das Ministerium mit der Kreirung so sehr geeilt hat, da die Wahlen noch lange nicht beendigt waren und daher die ministerielle Majorität noch sehr in Zweifel stand. Wenn das Ministerium unterliegt, so wird ein Konflikt zwischen beiden Kammern entstehen, und um diesen zu beseitigen, wird das neue Ministerium zu einer neuen bedeutenden Senatorenwahl schreiten müssen, dur welche das Maximum der Senatorenzahl vielleicht bald ausgefüllt werden könnte.

Auch die Wahl des Herrn Maurokordatos zum Deputirten der Universität mit 19 Stimmen unter 24 macht der Presse viel zu shaf= fen. Die ministeriellen Blätter begnügen sich, zu bemerken, daß dies geschehen sei aus Dankbarkeit für die großen Verdienste, welche Maurokordatos sich um die Universität erworben habe, und die freilih wohl nur sehr indirekter Natur seiu könnten; die Oppositionsblätter dagegen finden in dieser Wahl neuen willkommenen Stoff zum Tadel gegen Maurokordatos. Die Professoren der Universität sind mit we= nigen Ausnahmen Heterotochthonen, die, wenn sie nicht als Lehrer ausge= nommen wären, vermöge des bekannten Dekrets der National-Versamm= lung unfähig sein würden, eine Stelle im griechischen Dienst zu bekleiden. Man kann daher leiht ermessen, eine wie große Begünstigung für die Universität das Zugestäudniß eines Deputirten von Seiten der National - Versammlung war, zumal wenn man die in leßterer vor-= herrschende allgemeine Stiwmung erwägt, Als Motiv dieses Zuge- ständnisses wurde es allgemein in den Debatten hervorgehoben , daß es im Jnteresse des öffentlihen Unterrichts wünschenswerth sei, eine Spezialität für dieses Fah in der Deputirten - Kammer zu haben. Die Universitäten Europa's, welche Deputirte in die ständischen Ver- sammlungen s{icken, thun dieses als Corporationen, als moralische Personen, als Grundeigenthümer oder vermöge uralten Herkommens. Und ungeachtet dessen wird es selten vorkommen , daß sie einen an- deren Deputirten wählen, als einen_solhen, der entweder Mitglied