1844 / 229 p. 2 (Allgemeine Preußische Zeitung) scan diff

¡ne theatralische Vorstellung auf dem Schloß-Theater zu Schönbrunn

ein y i

gegeben, Durchlaucht der Fürst von Metternich ist heut Nachmittag e Bi il. i

vou Jh! hier s Bexébig erfährt man hier, daß der Contre=-

cibmical Baron von Bandiera aus dem aktiven Seedienste ausge=

schieden ist.

A Preßburg, 8. Aug. Ju dem Ausfsabe: „Die Deutschen und Wallachen fi Siebenbürgen“, den die Augsburger Allg. Zeitung mittheilte, erscheint ein wadckerer Kämpfer für Recht und Ehre. Ér kann der Anerkennung seines Sieges über den die That- sachen etwas s{heuenden Gegner gewiß jem, und Deutschland muß sich freuen, in dem_ entfernten Siebenbürgen an der sächsischen Nation einen großgewordenen Spro}jen zu erblicken, der seinem Mutterlaude Ehre mat , mit Heldeukrast für scine Nationalität ficht, deutsche Biederkeit, deutsche Liebe für Geselz und Necht bewahrt! Die Regierung erkannte diese shönen Tugen-= den auch auf dem lebten sicvenvürgischen Landtage an, indem sie des= sen Vorschlag, das Ungarische solle die Landtags - und Behörden- Sprache werden, ihre Zustimmung verweigerte, Ueberhaupt giebt jener Kampf erst den wahren Aufschluß über die Motive des Drän- gens der Ungarn, die noh viel zu weng erforscht sind, Sicher ift, daß die Furcht vor dem Panslawismus nur cin vorgeschobenes Blend-= werk sei, denn warum werden die Deutschen in Siebenbürgen und Ungarn wegen ihrer Sprache eben so angefeindet, wie die Slaven? Wäre da auch die Furht vor der Hinneigung zum Panslawismus das lächerliche Motiv, das Gespenst, womit man die Unverständigen shreckt ? Gewiß fänden die Ungarn, wenn es gälte, gegen den Panslawiêmus zu Felde zu ziehen, an den Deutschen ihres Landes einen kräftigen, verständi-= gen muthvollen Bundesgeno}jen, den sie liebevoll und mit Wohlwollen behandeln sollten. Aber das schnöde Hinwegjtoßen diescs natürlichen Mitkämpfers gegen panslawistishe Tendenzen, ja die ganz verkehrte Methode, mit welcher man gegen die Slawen selbst verfährt die man täglih mehr aufregt, beleidigt, um ihre Sprache zu bringen sucht, statt sie durch eine gerechtc Behandlung, durh Gewährung natürlicher Rechte mit dem Juteresse am Vaterlande zu identifiziren und somit troß ihrer Sprache zu warnen Anhäugern desselben zu machen zeigt ret offenbar, daß ganz etwas Anderes, als jenes Schreck-= bild der Kurzsichtigen, das Motiv des frampfhaften Ringens nach Aus- dehnung der ungarischen Sprache ist, Gestehen wir nux offen, daß die Magyaren vom Anfange ihres Auftretens in Europa an, eine ziemliche Hinneigung zur Herrschlust und Unterdrückung Anderer besaßen; Jahrhunderte haben diesen Nationalfehler nit verwischt, wenn auh gemildert, und \o fallen sie etwas gesitteter, niht mehr mit dem Schwerte, aber mit der Waffe der in ihrer Uebergewalt be= findlihen Gesetzgebung über die anderen Nationalitäten Ungarns und Siebenbürgens her, und werden zu bewassneten Sprach- lehrern bei denselben, Darin liegt das ganze Räthsel des Treibens, hier dreht sich der Schlüssel zu dem sonst unerklär- lichen Verfahren ‘gegen die Deutschen, hier sprudelt die Quelle der erbitternden Leidenschaftlichkeit gegen die Slaven, hier erhebt sich die drohende Warnungs-Säule für die Wallachen, sobald sie Lebenszeichen ihrer Nationalität von sich geben werden. Diese unwiderstehlice Lust, zu herrschen und jeden anderen Willen, der sich Geltung ver= hafen will, zu fnebeln, war durch Jahrhunderte die traurige Ursache so großen Unheils, welches Ungarn traf und worunter die Schlacht bei Mohacs noch nicht das größte is, sie bildet dermalen noch den unglücklichen Hemmschuh des Fortschrittes. Der Gedanke, den ande- ren Nationalitäten die magyarishe Sprache aufzunöthigen, ist aus dieser National-Leidenschaft entsprungen, und so mächtig, daß er wie ein s{chwerer Nebel auf dem ganzen politischen Wirken lastet und so das eigentlihe Terrain verhüllt, das zunächst in Kulturstaud verseßt werden sollte! Darüber geht die augeborue Gutmüthigkeit ver= loren, welche Wohiwollen gegen den, wenn auh in anderer Sprache erzogenen Bruder einflößt, man vergißt dabei das Wohl des Vater- landes, das do nit gedeihen kann, wenn wechselseitige Erbitterung zwischen den Nationalitäten herrsht. Auf den Reichötagen wird eine fostbare Zeit mit den endloszu Debatten über den Sprachzwang ver- geudet, und der Regierung ein Heer von Verlegenheiten be- reitet, da sie zwischen der leideuschaftlichen Ungeduld und der Erbitterung der dadurch widerrehtlich Gcfränften zu wählen hat, Ueberall das Panier der Freiheit gufsteckend, aber diese nur für sich, für andere Nationalitäten hingegen fnechtischen Gehorsam vindizirend, wird man inkonsequent und hemmt in blinder Hast selbst die Ausdeh- nung der kräftigen Sprache, weil die Gemüther gegen sie eingenom- men und eine Menge Versündigungen gegen das angeborene, dem ge- meinsten Verstande einleuhtende Recht begangen werden, was natür- lich Reactionen hervorruft, welche der größeren Verbreitung der Sprache nicht günstig sind. Möchte doch die niht geringe Zahl derer, die ursprünglich das

1262

walten lassen, die Nationalitäten alle gleich berechtigen und dadurch wie mit einem Schlage 11 12 Millionen Menschen mit einander versöhnen und für des Vaterlandes Wohl so begeistern, daß kein auswärtiger Feind es wagen würde, die heimatlichen, vom Geiste des Rechtes und der Oeffentlichkeit durchwehten Justitutionen anzugreifen, Jeder der hier Gemeinten versteht sehr gut deuts, die meisten auch slavish, hindert nun etwas Anderes, als Herrschsucht, diesen Sprachen gleiche Geltung zu verschaffen , einen jeden in seiner Muttersprache reden zu lassen? Einleuchtend ist, daß mit diesem kräftigen Siege über das eigene Gelüste, mit diesem Waltenlassen des gesunden Rechts, mit diesem Ausspruhe echt politischer Weisheit das Vaterland eine ge- sichertere Existenz für alle Zukunft hätte, als durch den ungerechten Sprachzwang, daß die magyarische Sprache sih viel schneller heran= bilden würde, weil feine Erbitterung von ihrem Erlernen abbielte, daß die noththuende Reform viel schneller gelänge,

rankrei.

Paris, 12. Aug. Die Nachrichten aus Marokko lauten immer friedliher. Heute theilt der Moniteur folgende drei Depeschen mit: „Man schreibt aus Tanger vom 2, August: Der Kaiser wird, von Rabat kommend, zu Alcazar, anderthalb Tagereisen von Tanger, er- wartet. Herr Hay soll sich bei ihm befinden. Unterm 3. August wird von ebendaselbst berihtet: Der Gouverneur von Larache hat (wie schon bekannt) Kaiserlihe Vollmachten erhalten, mit uns zu un-= terhandeln. Der Prinz von Joinville hat seinerseits Herrn vou Nyon (den französischen General- Konsul) abgeordnet ; jede Feindseligkeit is eingestellt, und man glaubt an eine friedlihe Lösung der Dinge. Endlich wird aus Gibraltar vom 5ten Abends gemeldet: Die Ne- gierung hat Nachrichten von Herru Hay erhalten. Der Kaiser soll in die von Frankreich und Spanien verlangten gerechten Genugthuun- gen gewilligt haben. Herr Hay wäre morgen Abend zu Tanger zu erwarten. Das französishe Geschwader sollte in diesem Augenblick zu Tanger die Anker lichten, um nach_ Gibraltar zurückzukehren.“ Auch in Toulon wußte man dur cine Depesche aus Port Vendres vom 8ten d. bereits von der Vollmacht zu Friedens - Verhandlungen, die der Kaiser von Marokko dem Bey von Larache ertheilt hatte. Dem Prinzen von Joinville war diese Nachricht in dem Augenblick zugekommen, wo die französishen Schisse den Angriff beginnen sollten,

Am 7ten d. langte das äâgyptishe Dampfboot „Reschid ‘‘, wel- ches die beiden jungen ägyptischen Prinzen, Hussein Bey, Sohn Meh- med Ali's, und Achmed Bey, Sohn Jbhrahim Pascha's, an Bord hat, deren Reise nah Frankreich {hon vor einiger Zeit angekündigt wurde, im Hafen von Marseille an. Die Prinzen sind von 36 jun- gen Leuten aus den ersten Familien Aegyptens begleitet, welche alle der Vice-König nah Frankreich schickt, damit sie hier europäische Bil- dung empfangen sollen.

Ueber die französische Occupation der Gambier-Juseln, welche in der That bereits erfolgt is, enthält heute das Journal des Dé= bats in cinem vom 25. Februar datirten Schreiben, welches ein Kauffahrteischiff von dort mitgebraht hat, folgende Nachrichten : „Mit Perlenfischerei in der Nachbarschaft der Gambier- oder Manga= riva-Jusela beschäftigt, trafen wir dort auf die Fregatte „la Charte“,

Gute wollen, die angeborene Herrschsucht bekämpfen, lieber die ange-

Indem wir die neue Nang- und Qua!tierliste allen Freunden der Armee und der Armee- Geschichte als cin eben so an sich interessantes, als höchit sorgfältig bearbeitetes Buch empfehlen, machen wic unsere öffentlichen Bi- bliothefen darauf aufmerksam, daß diese Liste für den künftigen literarischen Gebrauch als ein wahrer Schaß wohl zu sammeln und zu bewahren ist.

Dürsten wir, im allgemeinen Jnuteresse, auch cinen Wunsch aussprechen, so wäre es der für die Aygabe der aus erobertem Geschüße geprägten Kriegs-Denlmünzen, welche sich, mit den Kombattanten der glorreichen Jahre 1813 bis 1815, noch in der gegenwärtigen Armee befinden,

Auch für die frühere Zeit ist noch ein Wunsch auszusprechen: die seit dem Jahre 1785 jährlich erschienene gedruckte Rangliste der preußischen Armee, is in den auf das Unglück von 1806 folgenden zchn Jahren nicht herausgegeben worden. Hier wäre also eine große und wesentliche Lücke auszusüllen, so danfenswerth uns auch die immer zahlceiher werdenden

Regiments - Geschichten und die, auf des seligen Generals von Wißleben Veranlassung, von dem Kriegsrath Müll er, 1828, herausgegebene „Nang- líste der Königlich preußischen Armee für das Jahr 1806, mit Nachrichten über das nachherige Verhältniß der darin aufgeführten Offiziere und Mili- tair-Beamten“’ erscheinen, P,

Histoire des peuples du Nocrd, ou des Danois et des Normands, depuis les temps les plus reculés jusqu’à la conquête de l'Angleterre par Guilléime le Conquérant, et du royaume des Deux-Siciles par les fils de Tan- crède de Hauleville , par Menry VWheatom. Edi- tion revue et M E par l’'Auteur et le Traductleur

&e. Traduit de PAnglais par Paul Guillot, Avocat

près la Cour royale de Paris. Paris 1844. 8. Wir kennen son, auch aus di ä \ esen Blättern, von d aare; g deapignadg S außer seinem geschägten Buche A Lie Bbllerrett ada Get L En seine Geschichte und Schilderung Skandi- Aelter, und zum Theil’ di tent and modern. Edinburg 1838, 2 Bände),

e Grundlage des leut : ( der Normannen (khisto : c ge des lehten Werkes, ist seine Geschichte London und Philavelyhia erschien, Dee Ae R A A A

dischen Arbeiten , die er, als Gesand ste Frucht seiner nor- ; ' ter zu K urkundlicher, so wie lebendiger Ueberlieserungen des Rorteng (s ifria de

wt

| Ditkunst, Geschichtschreibung und Gesehgebung.

welche, auf der Fahrt nach Otaheiti begriffen, das Protektorat Frauk- reichs über diese Juseln begründet hat, deren Boden bis jeßt wenig Hülfsquelleu darbietet, die aber gute Häfen haben. Unsere seit langer Zeit hier ansässigen Missionaire haben alle Jnsulaner zum katholischen Glguben bekehrt, und die Häuptlinge der Leßteren baten um Frankreichs Pro= tektorat, welches ihnen vom Contre-Avmirgl Dupetit-Thouars bewil= ligt wurde, der in, Folge dessen dem Commandeur der „Charte‘“ die nöthigen Befehle gab. Am 17. Februar bei Tages - Anbruch sahen wir die Landungs-Compaguie der Fregatte und zwei Artillerie - Com= pagniecu ans Land steigen; die Fregatte hatte alle Wimpel auf- gezogen. Um 8 Uhr standen die Truppen mit Musik, Trommeln, Pfeifen und Trompeten auf der Küste in Parade, Der Stab der Fregatte landete nun auh und wurde von deu Missionairen und dem cingeborenen Hofe mit einer Ehren- Wache empfangen. Man begab sich insgesammt nah der Kirche, um die Messe zu hören, und wir waren nicht weniger erstaunt, die Eingeborenen das DVomine salvum fac regem singen zu hören, als die versammelten 3000 Ju= sulaner über den Lärm der Trommeln, über die Mujik und über die bun- ten französischen Uniformen sich verwunderten. Nach der Messe wurde die dreifarbige Fahne eingesegnet, auf der Spiße eines von den Zim- merleuten der Fregatte angefertigten Mastes aufgepflanzt und von der eingebornen Bevölkerung und allen anwesenden Franzosen mit dem Ruf: „Es lebe der König der Franzosen!‘ begrüßt, Die „Charte“ gab die üblichen Saiven, und der Tag schleß heiter und froh mit einem Diner, womit der Befehlshaber der „Charte“, Schifss=- Capitain Penagud, den Hof von Mangariva, die Missionaire und sei= nen Stab bewirthete., ‘“ Der vierzehnte Jahrestag der Thronbesteigung Ludwig Philipp's ist im Schloß von Neuilly tur ein großes Familien-Diner gefeiert

trieb, und er richtete hier den Blick bescnders auf die Bedeutung und Wich- tigkeit des altnordischen Lebens und der Geschichie der Normannen in ihrer weiten Verbreitung, zumal mit den Germanen überhaupt seit der Völ- kerwand:rung, nicht nur für die zunächst verwandten Stämme, bis nach No: d-Amerifa hinüber, sondern auch für die gesammte Geschichte des Mit- te‘alters, deren Wirkungen ‘noch fortwähren, wie ungeduldig und undanlbar auch die Gegenwart sich davon loësagen möchte. Dieses Werk, bis auf Wilhelm den Eroberer, enthielt auch schon eine Darstellung ter altnordischen Mythologie und Literatur, so wie, aus Anlaß der Deppingschen Preisschrift, eine Uebcrsicht der Seczüge der Normannen,

Seitdem sind nicht nur in Skandinavien selber und im zunächst ver- wandten Deut;chland und England fsürder die Quellen erforsht und zu Tage geleitet, sondern es is vornämlich auch in Frankreich, wo die Nor- mandie noch immcr daran mahnte, lebhafte Theilnahme für ihre Geschichte erwacht. Eben so haben in Amerika besonders die von Nafn in seinen reihhaltigen Antiquitates Americanae, 1537, bewiescne Entdeckung und Bewohnung Nord - Amerikas durch die Normannen schon im zehnten Jahrhandert, zunächst die mannigfaltigste Theilnahme erregt; welche auch in den übrigen Ländern so lebhaft ward, daß wohl kaum irgend ein neues Buch so \chn-ll in alle europäische Sprachen überseßt wurde, als Rafn's Denk- christ über diese Entdeckung, die freilih für die gesammte alte Welt täglich wichtiger wird,

Âlle diese Vorarbeiten hat Herr Wheaton, der seit mehreren Jahren in Berlin scin Vaterland so ehrenvoll vertritt, und welchen nun auch die hiesige Akademie der Wissenschaften zu ihren Ehre: - Mitgliedern zählt, bei der neuen Ausgabe seines Werkes treulih benuyt. Dieselbe liegt in einer französishen Ueberseßung vor, welche durch die weiteren Mittheilungen des Verfassers und darch die Zuthaten des Ueberseßers (der sich schon durch Uebersezung von John Allen's Werk über die royal »rerogative in Eng- land tüchtig erwiesen hat) is es vielmehr ein neues Werk geworden. /

Eine Darstellung der nordischen Mythologic bildet die hieroglyphi- che Vorhalle der nordischen Geschichte, welcher noch eine Uebersicht der be- deutendsten gleichzeitigen Fürsten in den nordishen Reichen, Normandie und England, vorangeseyzt is, Dann folgt diese Geschichte selbst, von den ger- manischen Urvölkern und ihren ältesten Wanderungen, namentlich der Cim- bern und Teutonen, der Gothen, Angelsachsen, deren Ostscefahrten (von Other und Wulfstan)z die Entdeckungen JIslands, Grönlands unz Ame- rifa’s durch die Normannenz bie isländishe und überhaupt altnordische i Weiter, die Seezüge der Normannen bis ins Mittelmeer; Eroberung der Normandie, romantische

borene Großmuth, \o wie den innewohnenden Sinn für das Recht, |

worden. Der König hat aus Anlaß dieses Jahrestages die am 21. Dezember 1841 ausgesprochene D R Gol des in das Queuissetsche Komp!ott verwickelten Jean Marie Jarasse, der auf dem Mont St. Michel in Haft is, in zehnjährige Gefängnißstrafe um- gewandelt.

Die Quotidienne behauptet, Herr Guizot habe sih entschieden geweigert, in der otaheitishen Frage England irgend eine Konzession zu machen, und in Folge dieser Erklärung sei Graf Molé zum Könige beschieden worden, mit welchem dieser Siaatsmann bereits wiederholte Konferenzen gepflogen habe.

_ Der Constitutionnel will wissen, daß Mißhelligkeiten zwischen ciner großen Geldmacht und dem Kabinet ausgebrochen, und daß dieselbe Herrn Guizot ihre Unterstüßung zu entziehen im Begriff stehe, weil das Ministerium niht genug im Juteresse der Geldmänner ge=- handelt habe.

Der Minister des Junnern hat dem Antrag des Munizipal-Con= seils von Tulle, der sich über gescßwidrige Handlungen des dort be= stehenden Karmeliter-Nonnenklosters beshwerte, Folge gegeben und die Schließung diescr Austalt befohlen, durch die sich die Sicherheit der Familien und die väterliche Autorität becinträchtigt fühlten. Gleich= zeitig wird wieder aus Argenton im Jndre-Departement gemeldet, daß ein junges Mädchen ihrer Familie von einer religiösen Gemein- {haft zu Bourges abwendig gemacht worden,

Das Zutht-Polizeiger:ht hat den berüchtigten Vidocq, als Her- ausgeber der „wahren Geheimnisse von Paris“, wegen darin enthal- tener Schmähungen auf ein ganz genau, obgleih nicht mit Namen bezeichnetes hiesiges Kaffeechaus zu 500 Fr. Vergütung an den Eigen- thümer und zu 100 Fr. Geldstrafe, ferner seinen Verleger zu einer Geldstrafe von 25 Fr. und Beide gemeinschaftlich zur Zahlung der Kosten verurtheilt.

Von den im Königreich Neapel hingerihteten 9 politischen Auf- rührern gehörten 3 dem venetiauischen Adel an, die beiden Brüder Bandiera und Moro, Ex-Liecutenant der vsterreichishen Marine z einer, Nardi, war modenesisher Advokat und Neffe des Präsidenten der revolutionairen Regierung, die s{ch im Jahre 1831 in Modena gebil= det batte, und 5 waren aus den römischen Staaten gebürtig, darun= ter Nicolas Ricciotti, der im Jahre 1832, zur Zeit der französischen Occupation von Ankona, dort eine bewegliche Kolonne befehligte und später als Stabs-Offizier in der spanischen Armee diente.

Das Handelsgericht hat den Direktor dcs Odeon= Theaters, der vor einigen Monaten von dem Schriftsteller Destigny ein Drama zur Aufführung angenommen, diese aber unter allerhand Vorwändeu seit= her verzögert hatte, zu 309 Fr. Entschädigungs-Zahlung an den Ver- fasser verurtheilt und ihn außerdem bei 1500 Fr. Strafe angewiesen, das Stück binnen 4 Monaten aufführen zu lassen. E

Der Vater des berühmten Komponisten Boyeldieu is in einem Alter von 89 Jahren erst dieser Tage gestorben; sein Sohn war ihm {hon vor mehreren Jahren vorausgegangen.

=— París, 12. Aug. Bekanntlich hat die Pforte seit länge=- rer Zeit schon die Absicht, den Bey von Tunis abzusehen, und an seine Stelle, die er mit ciner faftisch unabhängigen Souverainetät einnimmt, einen wirklich von der Regierung zu Konstantinopel ab= hängigen Bey zu ernennen. Frankreich hat aber bereits mehrere Male offen und bestimmt seine Absicht ausgesprochen, den jeßigen Bey aufrecht zu halten und zu verhindern, daß die Türken sich an den französischen Gränzen in Afrika festseßen. Bis jeßt wagte die Pforte, deren Recht über allen Zweifel erhaben scheint, nicht, ihren Plan in Ausführung zu bringen, uun meint man aber hier, sie glaube den günstigen Augenblick dazu in den obschwebenden Streithändeln Frankrcihs mit Maroïko wahrzunehmen, und deshalb erfolgte der durch den“ Telegraphen nach Toulot übersandte Befehl zur Abfahrt von 4 Linienschiffen unter Admiral Parseval Deschènes, die vor Tunis kreuzen und die Ankunst der türkischen Flotte erwarten sollen. Die Justructionen des Admirals stimmen genau mit der bisher in dieser Frage befolgten Politik Frankreichs übercin, und geht dahin, jeder Auéschiffung türkisher Truppen sih zu widerseben, so wie überhaupt jedem Angriffe von Seiten des Kapudan Pascha gegen den Bey. Falls die türkfishe Flotte wirklich erschiene, hat der Admiral Befehl, deu Kapudan Pascha von seinen Instructionen in Kenntniß zu seßen, ihn zu bedeuten, daß er sih ent- ferne und, sollte er si dessen weigern, ihn selbst mit Waffengewalt an Ausführung seines Vorhabcens zu hindern. Die Quelle, aus wel= cher diese Mittheilungen fließen, läßt an ihrer Richtigkeit kaum einen Zweifel, und man kann also wohl sagen, daß Frankreich in dieser An= gelegenheit das unbestreitbare Recht durh die Gewalt verdrängt. Natürlich sieht man hier mit Spannung weiteren Nachrichten über den Gang entgegen, welchen die Dinge vor Tunis nehmen werden.

Jn der Angelegenheit wegen Otaheiti ist nach den glaubwür= digsten Versicherungen eine Verständigung zwischen den Regierungen von Frankreich und England bereits erfolgt. Erstere hält zwar das Recht ihrer Behörden auf Otaheiti aufceht, den Herrn Pritchard,

Literatur und Kunst hier, Die dänische Herrschaft über England z die nor- männische Eroberung Englands; endlich das eich der Normannen in Apu- lien und Sicilien, Zusammen cin kühnes lebensvolles Bild der überall neue Neiche und Geschichte stificuden Germanen,

Der Ucbe: scher hat zur weiteren Erläuterung beigefügt: einen Grundriß des Weltgebäudes der nordischen Mythe, mit seinen neun Welten und deren Bewohnern z eine Karte Skandinavicns und der von hier aus ent- deckdten Länder, nach Nafn's Karten; Abbildung der schon 1680 auf einem Felscn bei Dighton in Massachussets entdeckten Juschrift, mit Finn Mag- nusen's neuer Runischer Erllärung, als Denkmal der Entdeckung Thorfin's im Jahre 1008; eine Tafel der Runen - Buchstaben mit ihren Namen und Geltung z vollständige Ueberseßung mchrerer altnordischer Gedichte, die in der geschichtlichen Darstellung angeführt werden, namentlich des ersten Gudru- nenliedes aus den nordischen Nibelungen, des Todesgesanges Ragnar Lod- broks, das Siegeslicd der Schlacht von Bruncnburg, zum Beowulf gehörig (sämmtlich aus der sehr gerühmten histoire de la poesie Scandinave von Edelstand du Meril); Uebersezung mehrerer altnordischer Nachrichten von den Fahrten der Normänner nah Grönland und Vinland (Weinland in Nord - Amerika), aus Rafn's großem Werkez endlich, zwei kleine Abhand- lungen, über den altnordischen gerichtlichen Zweikampf, und über das Wehr- geld und die richterliche Gewalt bei den Angelsachsen. Alles is von dem Verfasser des Werkes selber genehmigt, dem noch reichliche Anmerkungen beigegeben sind, )

So bildet das Ganze cin so umfangreiches, gründliches, und zugleich allgemein lesbares Werk über den Norden, wie wir noch kein deutsches haben, Der Verfasser giebt unserer Zeit das rühmliche Beispiel, wie ein thätiger Staatsmann zugleich ein tüchtiger Gelehrter scin, und ein Diplomat sich auch mit dem Codezx diplomaticus der Geschichte vertraut machen kann.

v. d, He

Vermischtes.

vit Die G deo Thalia - Theaters zu Hamburg hat am 10, August ekannt gemacht, Seitens des Scnats sei ihr die Vorfährung des Kinder- Ballets der Mad, Weiß ve:boten E h fährung inder

__ Dec Erzbischof von Pyrker hat dem Pesther National - Museum seine zweihundert trefflihe Gemälde enthaltende Gallerie gescheukt,

—“_———

sei er noch Konsul gewesen oder nicht, von dort wegzuweisen, sobald der Beweis geliefert war, daß er gegen die bestehende Regierung in Komploite si einließ oder gar der Anstister solher war; aber sie erkennt au, daß ihre Agenten ihr Verfahren bis zu einer unnüßen Strenge und Härte trieben, daß also ein Formfehler begangen wurde, und zwar nicht blos durch die Gefangenhaltung Pritchard's, sondern auch dadur, daß der Capitain Bruat selbst der eauglischen Brigg „Cormoran““ gebot, von Otaheiti abzusegeln, mit der Drohung, im Falle der Weigerung das Schiff in den Grund zu bohren, Wenn ih recht unterrichtet bin, so is der Befehl zur Zurückberufung des Capitains Bruat sowohl, als des Schiffs-Lieutenants d’Aukigny, be- reits unterzeihnet, und auf solche Weise würde die ganze Schwierig= feit zwischen den beiden Regierungen gehoben.

Ueber die Vorgänge au der marokfanishen Küste erfährt man heute {hon einiges Nähere. Die Abfassung der gestern Abend ver=- öffentlihten Depeschen, besonders der beiden leßten, in denselben mit= getheilten Nachrichten, ist von der Art, daß man ihnen unmöglich einen offiziellen Charafter beimessen fann. Am 2. August war die für die Antwort auf das französische Ultimatum geseßte Frist umge- laufen, und am 1sten waren Abgesandte des Kaisers zu Tanger ein- getroffen, mit der Ankündigung, daß der Friede gesichert sei. Aber die nämlichen Abgesandten beeilten sich, Alles von Tanger wegschaffen zu lassen, was transportabel war, vor Allem die Kassen des Staats ; die Einwohner flohen aus der Stadt und führten ihre Frauen, Kinder, Sklaven und ihre besten Habseligkeiten mit in die Berge fort. Der Kaiser befand sich nur anderthalb Tagereisen von Tanger, zu El= Kassar, und hätte daher leiht s{hleunig und kategorish auf das fran- zösische Ultimatum antworten können, statt dessen sammelte er an die- sem Punkte, dem Vernehmen nach, eine starke und zahlreiche Armee.

Am 30. Juli war die ganze Flotte mit {wachem Winde in See. An demselben Tage brachte das Dampfschiff „„Veloce‘“/ den Konsul und alle Franzosen vou Mogador nah Cadix. Der Konsul hatte große Schwierigkeiten bei seiner Einschiffung erfahren: Die Zollwächter und Hafenleute wollten ihn zurückhalten, und um sich ihrer zu entledigen, war er zu der Drohung genöthigt gewesen, sie dur die Matrosen seines Fahrzeuges niederhauen zu lassen. Auf der ganzen Küste blieben an Franzosen nur Herr Pierre Ferrieu, Konsulats-Agent zu Casa-BVianca, und sein Sohn zurück. Am 3lsten, Abends gegen 4 Uhr, gingen die drei französischen Linienschiffe auf der Rhede von Tanger vor Anker. Die Fregatte „Belle Poule‘/ und das Dampfschiff „Asmodee“ befanden sih bereits dort, Die Sonne des 1, August beleuchtete ein herrlihes Schauspiel, wie es jene Rhede wohl noch selten dargeboten. Die französishe Schisfsdivision lag in guter Ordnung vor Anker, bestehend aus 3 Linienschiffen, 1 Fregatte, 2 Briggs und 6 Dampfschiffen, zusammen 401 Kanonen und 1390 Pferdekraft, Am folgenden Tage schlossen sich auch die Brigg „Vo-= lage“ und das Dampfschiff „Veloce“ der Flotte noch an. Spanien war vertreten durch eine Fregatte, cine Korvette, zwei Briggs, zwei Goeletten, einen Kutter und ein Dampfschiff. Das Linienschiff „So= berano‘’ wurde erwartet, war aber bei der Abfahrt der französischen Flotte noch uicht aus dem Hafenbecken von Cadix ausgelaufen. Eng= land hatte ein Linienschiff, eine Fregatte und ein Dampsschiff vor Tanger, Sardinien eine Korvette von 36 Kanonen, Schweden eine Korvette von gleicher Stärke. Am Lten schlossen sich noch die Dampf- hiffe „Vedette““ und „Var“ der Flotte an, so daß neun französische Dampfschiffe auf der Rhede sih befanden. Am 1sten hatte der Prinz von Joinville an Bord des „Suffren‘“’ den Kommandanten der Schiffe der anderen Nationen, die auf der Rhede von Tan- ger sich befanden, ein großes Diner gegeben, dem auch die Herren von Nion, französischer General-Konsul, Jereil, Konsul zu Mogador, und Martineau, Konsul von Neapel, beiwohnten, welch Leßterer nah dem Abgange des Herrn von Nion die Beschüßung der zurüdckgebliebenen Franzosen übernommen hatte. Am 1. waren 4000 Kabylen, denen man den Eintritt in die Stadt verweigert hatte, vor den Thoren derselben gelagert. Zwei Häuser von Tanger waren geplündert worden, das eine, wo der Dolmetscher des englischen Kon- suls wohnte, das andere einem europäischen Kaufmann gehörig. Ein Christ, der in der Stadt hatte bleiben wollen, wurde bei einem klei= nen Auflaufe, der aber erstit wurde, getödtet. Die Jahreszeit ist den Bewegungen der französischen Flotte an der Küste von Mg- roffo uicht günstig, Ein dichter Nebel erhebt E Que Morgen gegen sechs Uhr und vershwindet erst gegen zehn Uhr. Während dieser Zeit können die Schisse nur mit größter Vorsicht sich bewegen. Die Einwohner von Tanger hatten stets für ihre Stadt den Ueberfall irgend eines Feindes gefürchtet, Alle Freitage, während das Gcbet die sämmtlichen Männer nah der Moschee ruft, waren die Thore der Stadt geschlossen geblieben, vou Mittag bis 2 Uhr Nachmittags. Mit Sonnenaufgang werden sie täglih geöffnet, mit Sonnenuntergang geschlossen. Jebt werden diese Vorsichtémaßregeln noch strenger beobachtet als sonst.

Großbritanien und Irland.

Londou, 13. Aug. Die ausgegebenen Bülletins über das Befinden Jhrer Majestät der Königin und des neugebornen Prinzen lauten fortwährend günstig.

Gestern früh wurde hier Se. Königliche Hoheit der Prinz von Preußen, eingelaufenen Nachrichten zu Folge, bestimmt erwartet. Herr Geheime Rath Pr. Bunsen, der preußische Gesandte, hatte sich in Begleitung des Herrn von Thile nah Woolwich begeben, um den Prinzen bei der Landung zu empfangen. Se. Königliche Hoheit ift indeß erst gestern von Ostende abgereist und wird heute erst in Woolwich an das Land steigen. Auf Befehl der Königin sind dort mehrere Königliche Equipagen zur Disposition Sr. Königlichen Hoheit gestellt worden. Herr Bunsen hat, wie verlautet, an das diploma= tische Corps Einladungen zu einem Ball im preußischen Gesandt= schaftshotel ergehen lassen, der zur Ehren des hohen Besuchs statt= finden soll. Der Prinz reist inkognito unter dem Namen eines Grafen von Lenger.

Der Besuch Ludwig Philipp's, welcher ursprünglih auf den 7. oder 9, September festgeseßt war, i wegen der Entbindung der Kö- nigin ungefähr um eine Woche vershoben worden, Der König wird sih in Dieppe einschiffen, unter Eskorte eines Linienschiffes und meh= rerer Dampfschiffe, in Portsmouth landen und von dort sih auf der Eisenbahn nah Windsor begeben, wo für ihn die Gemächer, welche Se. Majestät der König von Preußen während seines Besuches be= wohnt hat, in Bereitschaft geseßt sind. Nach London wird der Kö- nig, wie es heißt, nicht kommen. Daß er als Taufzeuge bei der Taufe des neugebornen Prinzen fungiren wird, indeß als Katholik nicht persönlich, sondern dur einen Stellvertreter, {eint gewiß.

Graf Nesselrode is} gestern ins Seebad nah Brighton abgereist.

Die Richter werden am 2, September ihr Gutachten über das Cassations - Gesuch O'’Connell’s und der übrigen Angeklagten an das Oberhaus abgeben.

Belgien.

Brüssel, 13. Aug, Se. Königl, Hoheit der Prinz von 47 +9 traf auf seiner Reise nach England vorgestern Abend in Brüssel ein und begab si gestern früh nah Laeken, um der Königin der Belgier einen Besuch zu machen. Der König befindet si seit einigen Tagen in den Ardennen und wird erst übermorgen von seinem

1263

dortigen Schloß zurück erwartet. Noch im Lauf des gestrigen Tages seßte der Prinz von Preußen seine Reise nah Osteade fort, wo Se. Königl. Hoheit sich heute früh auf einem Staats-Dampfbvoot nach England einschiffen wollte, Jn Brüssel war der Prinz im „Hotel de Bellevue’ abgestiegen, wo gleich nah seiner Anfkuust der Ober- Marschall des Palastcs, Graf von Arschot, ihm das Compliment machte. Abends wohute Höchstderselbe im Theater de la Monnaie der leßten Vorstellung der deutschen Schauspieler bei.

Däncmark.

Schleswig, 12. Aug. In der 15ten Sibung der Stäude- Versammlung am 5. August entwickelte Pastor Lorenzen seinen An- trag, die Prediger von der Regulirung der Kopfsteuerlisten zu befreien, Der Proponent machte darauf aufmerksam, daß früher die Prediger blos vierteljährlih cine Liste derer, die das kopssteuerpflihtige Alter erreicht, anzufertigen verpflichtet gewesen seien; scit 1828 mußten ie aber jährlich ein General-Manuzahl-Register über alle in ihrer Ge- meinde Wohnenden und quartaliter einc Liste über den Ab- und Zu- gaug an die Hebungs-Beamten einreichen, und zwar nah einem sehr fomplizirten Schema mit 7 Rubriken und voll-gusgeschri. benen Namen, so daß z. B. der Proponent vierteljährlih mehrere tausend Namen zu {reiben und in jene Rubriken zu vertheilen habe. Er wies auf das Unwürdige dieser Beschäftigung hin, die man wohl in der ganzen übrigen Christenheit nicht so finden weide, die dem Prediger nicht allein fast alle Zeit zu wissenschaftlichen Beschäftigungen entziehe, sondern au seinen Einfluß auf die Gemeinde lähme und entfräfte, indem ihm häufig die Sculd beigemessen werde, daß die Leute die oft drückende Steuer entrihten müßten. Er fand endlich die jebige Einrichtung unnöthig, da die Bauervögte, Lehensmänner u. L W. eben so gut die gedachten Register führen könnten, Zu Gunsten die- ser Proposition sprachen sich der Kirhenprobst Boysen, Abgeordneter Kittel und Klosterprobst Gr. von Reventlow aus, während der Kirch- spielvoigt From (in dänischer Sprache) und der Abgeordnete Steen- holdt besonders aus dem Grunde lebhaft dawider sprachen, weil das Geschäft den anderen Offizialen, denen man es werde übertragen wollen, ebenso unangenehm sein werde, als den Predigern. Etatsrath Esmarch und Land-Juspektor Tiedemann waren mit dem Grundsaße der Proposition einverstanden, fanden aber darin eine Schwächung des Antrages auf gänzlichen Wegfall der Kopfsteuer. Dieses Motiv bewirkte auch wohl hauptsächlich, daß die Versammlung mit 21 gegen 14 Stimmen die Wahl eines Comité’s ablehnte,

Sauen

& Madrid, 6. Aug. Der Prinz von Joinville verließ mit dem Dampfschiffe „Pluton“ Cadix am Abend des 28sten und erschien am 29sten vor Tanger. An diesem Tage lief das ganze französische Geschwader von Cadix aus, um vor Tanger zu kreuzen, Der Prinz hatte augekündigt, daß er am 2ten das Bombardement von Tanger beginnen werde, falls bis dahin der Kaiser von Marokko die ihm von der französischen Regierung vorgelegten Bedingungen nicht angenom- men hätte. Das französische Dampfschiff „Veloce“, am 29sten von Mogador abgegangen, traf folgenden Tages in Gibraltar ein und überbrachte die Nachricht, daß der englische Konsul, Herr Hay, und der Minister des Kaisers, Ben Dris, sih am 2Wsten in Maroffo be= fanden und in Unterhandlungen begriffen waren. Das \hwedish- norwegische Geschwader segelte am 28sten von Gibraltar ab, um, wie es hieß, nah Schweden zurückzukehren.

Der türkische Gesandte, Fuad Cffendi, kam am 1sten von Alge- siras aus in Cadix an, und wurde von den Behörden feierlich# empfan= gen, Mit der Post, welche morgen früh von Cadix eintritt, werden wir vermuthlih wichtige Nachrichten von Tanger erhalten.

Seit dem Z3ten sind die Minister der Justiz und der Finanzen wieder in unserer Mitte, Die in Barcelona erhaltenen Nachrichten über dic hiesige Lage der Dinge bewogen sie, sich von dem Hofe zu trennen, und eiligst hierher zurückzukehren. Kaum angelangt, berief der Finanz-Minister die Direktoren der Bank zusammen, und nah einigen Besprehungen willigten diese ein, für den laufenden Monat der Regierung 59 Millionen Realen vorzuschießen. Es soll sih aus= gewiesen haben, daß im vergangenen Monate nahe an 60,000,000 Realen in den Provinzen erhoben wurden, während die Regierung eine bedeutend geringere Summe auf die Bank anwies, Ju dieser Hinsicht wäre nun zwar das Vertrauen zu den Maßregeln des Finanz =Mini= sters so ziemlich wiederhergestellt, Da es aber auf der anderen Seite keinem Zweifel zu unterliegen scheint, daß der Befehl wegen Einstel= lung des Verkaufs der Güter der Welt-Geistlichkeit von den Ministern und der Königin selbs unterzeichnet is, so herrscht hier allgemein eine ängstlihe Spannung. Die Minister wagen noh nicht, mit diesem Dekrete hervorzutreten, und erhöhen durch solch zaghastes Zögern die Dreistigkeit ihrer Gegner. Jm Allgemeinen is man der Ansicht, daß die Staats =- Gläubiger in Folge der erwähnten Verfügung keine be- deutende Beeinträchtigung erleiden würden, weil der größte Theil der bezeichneten Güter bereits verkauft sein soll. Was man fürchtet, ift die politische Bedeutung des Dekrets. Es würde nämlich daraus her= vorgehen, daß dieselben Minister, welche die strengste Legalität als Wahlspruch aufgestellt haben, sih dennoch und im Widerspruche zu ihren ausdrücklichen Versicherungen für befugt halten, durch cin bloßes Dekret ein von den Cortes im Einverständniß mit der Krone gegebenes Geseß, wenn auch für jeßt noh nicht umzustoßen, doch in feiner Wirksamkeit zu hemmen. Von noch höherer politisher Bedeutung is aber der Umstand, daß man die angekündigte Maßregel als ein dem römischen Stuhl zu machendes Zugeständniß betrachtet, bei welchem die Ueberzeugung der Minister vor der Einwirkung eines höhere Willens zurücksteheu mußte. Am s{limmsten aber is, daß die Geistlichkeit, weit entfernt dieses Zugeständniß als ein Unterpfand besserer Zukunst mit Dank gufzu- nehmen, es mit Geringshäßung belächelt, und geradezu verlangt, die Regirung solle die Käufer der Güter der Weltgeistlichkeit und der Nounen ihres erworbenen Eigenthums berauben und die Güter ihren früheren Besißern zurüdgeben. Da nun die Minister, vermittelst der angekündigten halben Maßregeln dargethan haben, daß sie vor den Geboten des römischen Stuhles oder vor der nicht verfassungsmäßigen Einwirkung eines höheren Willens sih beugen zu müssen glauben, so werden die zahlreihen Erwerber jener Güter der Geistlichkeit von der Befürchtung ergriffen, das erste Zugeständniß möchte zu weiteren und zu einer allgemeinen Erschütterung der durch die Revolution er= worbenen Rechte führen. Diese Erwerber von Nationalgütern, die ohnehin der großen Mehrzahl nah zur Bewegungs - Partei gehören, und einer Weiterführung der Revolution nachstreben, brehen nun in Klagen über die Nachgiebigkeit der Minister und in laute Verwin= hungen über die hohe Person, deren Einwirkung sie die ihnen ver- haßte Maßregel zuschreiben, aus. Tag für Tag predigen die espar- teristischen Blätter den Königsmord und den Umsturz des Thrones, Auf einige Aeußerungen, die im britischen Parlamente gefallen sind, auf die Tendenz eines deutschen und auf die der revolutionairen französischen Blätter gestüßt, geben die Anhäuger Espartero?s sh dem Wahne hin, den Beifall des Auslandes zu gewinnen, wenn sie jedes Mittel in Bewegung seben, um der „Weiberherrschaft (gobierno de mugeres)‘“ hier ein Ende zu mahen. Man sieht demuah der Rücck- kehr der Königin Christine niht ohne bange Erwartung entgegen. Diese wird mit ihren Töchtern Barcelona am 12ten verlassen, um sich hierher zu begeben,

Die Fonds sind heute um etwas gestiegen. Dreiprozentige fan- den Käufer zu 287 pCt. baar, und zu 277 auf 2 Monate. - prozentige zu 19 3- auf 2 Monate.

TREANTE

Paris, 12. Aug. Der ministerielle Gl obe meldet in seinem heu- tigen Blatte, daß die türkische Flotte von der syrischen Küste nach Tunis unter Segel gegaugen sei, um daselbst eine Landung zu bewerkstelli- gen. Sie besteht aus 7 Linienschiffen und 4 Fregatten. Das Ka- binet soll, auf die Kunde von dieser Bewegung, mittelst des Tele- graphen den Befehl nah Toulon übersandt haben, sofort 4 Linien- \hiffe unter dem Kommando des Admirals Parseval Deschênes nah Tunis abzuseuden, um dort zu kreuzen und die türkische Flotte zu er- warten, Der Admiral soll die Weisung erhalten haben, sich jeder Landung zu widerseßen und der türkishen Flotte, wenn sie sih nit zurückziehe, eine Schlacht zu liefern.

M4; 1:42.

Die Times enthält Nachrichten aus Port Republicain von 7. Juli, welhe über den Zustand des östlichen Theils der Jnusel, der während der lezten Vorgänge weniger bekannt wurde, einige Auf- klärung geben. Der spanische Theil der Jusel Haiti, der jeßt allein St. Domingo heißt, steht, seit er sich unabhängig von der Republik Haiti erklärt hat, unter der provisorishen Regierung ciner Junta. Die Session dieser Junta wurde am 26. Mai durch Thomas Boba- dilla mit einer Rede eröffnet, in welcher besonders hervorgehoben war, wie nöthig es sei, das von dem französishen Konsul Juchereau de Saint - Denis angebotene Protektorat Frankreihs anzunehmen. Gegen einen solhen Schritt erklärten sich aufs Heftigste die Generale Juan Duarte und Manuel Ximenesz sie verlangten St. Domingo solle sih frei halten von jeder fremden Herrschaft. Die Folge war, daß die Junta das Protektorat ablehnte, Nichtsdestoweniger machte der französische Konsul am 28. Mai der Junta einen weiteren Vor- s{chlag die Bedingungen feststellend, unter welchen die (ungesuhte) Protection der französishen Regierung bewilligt werden solle, und der Junta drohend, er werde, falls man nicht darauf eingehe, die Jnfel verlassen und die Kriegsschiffe von der Station bei St. Domingo wegzie= hen. Hierauf ward eine Art Traktat von den Mitgliedern der Junta unter- zeichnet; nur Duarte protestirte und zog sih aus der Versammlung zurück. Nach der vorläufigen Uebereinkunft sollte Frankreich der Republik St. De- mingo 3 Millionen Piaster vorschießen und zum Unterpfand die Halbinsel Samana erhalten. Der „Styx“ wurde mit dem Entwurf des Traktats nah Port Republicain an den General-Konsul Levasseur und den Admiral Demoges abgefertigt. Französische Kriegsschiffe seßten ihre Kanonen ans Land, um in den Fluß Ozama einfahren zu können, nahmen dann die Geschüße wieder an Bord, und hielten sih bereit, einen etwaigen Volks-Aufstand (gegen das Protektorat) mit Gewalt zu unterdrücken, Während dieser Begebenheit geschah es, daß Oberst Puello, der im Fort von Domingo kommandirt, seine Schildwachen angewiesen, auf einen Franzosen, Namens Malespine, der auf den Ruf: Wer da? geantwortet hatte: ein Franzose! Feuer zu gebenz der Konsul drohte, die Stadt bombardiren zu lassen, wenn der Befehl nicht auf der Stelle zurückgenommen würde; man gab nach; aber am 9. Juni stellte sich Oberst Puello selbst an die Spite eines Volkshaufens, der unter dem Ruf : „Tod den Verräthern! Nieder mit Bobadilla Caminero Delmonte! (diese sind die Häupter der französischen Partei in der Junta) dur die Straßen zog. Puello verlangte, die Verräther sollten ausgestoßen und verbannt werden; die Junta schien geneigt, sein Begehren zu erfüllen; da zogen sich die genannten Personen mit ihren Anhängern freiwillig zurück, Schuß suchend und findend bei dem französischen Konsul, der abermals drohte, die Stadt beschießen zu lassen. Puello und drei seiner Offiziere wurden von der Junta zu Generalen ernannt. Zu gleicher Zeit erfuhr man, daß sich der Bezirk Cibao von St, Domingo getrennt und als eigene Republik konstituirt habe. So istff jebt die Jnsel in drei „Freistaaten“ getheilt: Haiti Domingo und Cibaoz statt der Freiheit herrscht jedoch Anarchie! Der französishe Konsul hat sih zu der Erklärung genöthigt gesehen daß der Traktat nur ein Projekt sei und die Sanction seiner Regie= rung noh niht erhalten habe.

_ Paris, 12, Aug. Jun voriger Woche begaben sich mehrere der zahlreihen Besißer von Staatsschuld-Urkunden der Republik Haiti zu dem Minister des Auswärtigen, um dessen kräftige Verwendung für ihre Juteressen nachzusuchen, da nun schon drei Semester ver- strichen sind, ohne daß die haitishe Regierung die fällig gewordenen Zinszahlungen entrichtete, und daß im vorigen und laufenden Fahre die vertragsmäßig vorgeschriebene Loosziehung stattgefunden hätte durch welche die mit Kapital und Zinsen jedes Jahr zurüczuzahlende Quote von Obligationen bestimmt wird, Diese Papiere sind natür= lih sehr im Course gesunken, und deren Besißer au dadurch in noch weiteren Nachtheil gekommen. Herr Guizot hat bekanntlich ihren Abgeordneten die besten Zusicherungen seiner lebhaftesten Sorgfalt für sie gemacht, und diese Herren werden nun einen gleihen Schritt bei dem Marine-Minister thun, sobald derselbe so weit wieder herge= stellt is, um sie empfangen zu können, Man darf daher als gewiß betrachten, daß das Ministerium dem neuen Kommandanten der fran= zösischen Seemacht in den Gewässern der Antillen, Herrn de Lartigue, der demnächst auf seinen Posten abgehen wird, Justructionen geben wird, um bei der Regierung zu Port au Prince die Rechte und An=- sprüche ihrer Gläubiger in Frankreih energisch zu vertreten und zu betreiben.

Briefe aus Port au Prince melden nun vom 8. Juli, daß in dem französisch redenden Theile der Jnsel die Autorität des “neuen Präsidenten Guerrier überall anerkannt und geachtet ist, daß auch ziemlihe Ruhe überall herrscht, mit einziger Ausnahme von Aux Cayes, wo der General Acagu noch immer sein Unwesen forttreibt, ohne sich viel um die von der Regierung zu Port au Prince eintreffenden Be- fehle zu kümmern, Er hatte sich zu einer wahren Geißel dieser un= glücklihen Stadt gemacht, und besonders deren farbige Bevölkerung war allen Leiden und Bedrückungen einer zügellosen Soldateska aus=- gesebt, die weder Leben noh Eigenthum respektirte. General Guerrier, der Präsident, is nun selbs mit Truppen gegen Acaau, der über kaum einige hundert Mann verfügen kann, ausgezogen, zugleich erhielt der General Jeffrard zu Jacmel Befehl, von dort gleichfalls gegen Aux Cayes zu marschiren, um deu General Acaau so mit überlegenen Streitkräften zu bekämpfen. Der Präsident will ihm nur die Älter- native lassen, entweder augenblicklih und unbedingt sih seiner Auto=- rität zu unterwerfen, in welhem Falle Acaau Gouverneurösstélle zu Aux Cayes belassen werden soll, oder erschossen zu werden. Voraus= sichtlih wird er es nicht aufs äußerste ankommen lassen, da ihm die Mittel zu ernstlihem Widerstande fehlen.

Eisenbahnen.

Paris, 12. Aug. Die Subscriptionen für die Central=-Cisen- bahn sollen bereits vollständig gezeihnet sein; von dem auf 32 Mil=- lionen Fr. sich belaufenden Gesellschafts - Kapital sind, wie es heißt, 16 Millionen in England, 10 in Frankreih und 6 in Deutschland gezeihnet worden.

Es bildet sich jeßt eine Gesellschaft, welhe den von den Kam-